diff --git "a/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.12) Karl Marx - Das Kapital_ Kritik der Politischen O_konomie. Zweites Buch. Redaktionsmanuskript von Friedrich Engels 1884_1885-Akademie Verlag (2005).txt" "b/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.12) Karl Marx - Das Kapital_ Kritik der Politischen O_konomie. Zweites Buch. Redaktionsmanuskript von Friedrich Engels 1884_1885-Akademie Verlag (2005).txt"
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+++ "b/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.12) Karl Marx - Das Kapital_ Kritik der Politischen O_konomie. Zweites Buch. Redaktionsmanuskript von Friedrich Engels 1884_1885-Akademie Verlag (2005).txt"
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+KARL MARX
+FRIEDRICH ENGELS
+GESAMTAUSGABE
+(MEGA)
+
+ZWEITE ABTEILUNG
+
+„DAS KAPITAL" UND VORARBEITEN
+
+BAND 12
+
+H E R A U S G E G E B EN VON D ER
+
+I N T E R N A T I O N A L EN M A R X - E N G E L S - S T I F T U NG
+
+A M S T E R D AM
+
+KARL MARX
+DAS KAPITAL
+K R I T IK D ER
+POLITISCHEN ÖKONOMIE
+ZWEITES BUCH
+REDAKTIONSMANUSKRIPT
+VON FRIEDRICH ENGELS
+1884/1885
+
+TEXT
+
+B e a r b e i t et v on
+
+I z u mi O m u r a, K e i zo H a y a s a k a,
+
+R o lf H e c k e r, A k i ra M i y a k a w a, S a d ao O h n o,
+
+S h i n ya S h i b a ta u nd R y o j i ro Y a t u y a n a gi
+
+U n t er M i t w i r k u ng v on L j u d m i la V a s i n a,
+
+K e n ji I t i h a ra und K e n ji M o ri
+
+AKADEMIE VERLAG
+2005
+
+Internationale Marx-Engels-Stiftung
+
+Vorstand
+
+Kirill Anderson, Dieter Dowe, Jaap Kloosterman, Herfried Münkler
+
+Redaktionskommission
+
+Georgij Bagaturija, Beatrix Bouvier, Terrell Carver,
+Galina Golovina, Lex Heerma van Voss, Jürgen Herres, Götz Langkau,
+Manfred Neuhaus, Teinosuke Otani, Fred E. Schräder, Ljudmila Vasina,
+Carl-Erich Vollgraf, Wei Jianhua
+
+Wissenschaftlicher Beirat
+
+Shlomo Avineri, Gerd Callesen, Robert E. Cazden, Iring Fetscher, Eric J. Fischer,
+Patrick Fridenson, Francesca Gori, Andrzej F. Grabski, Carlos B. Gutierrez,
+Hans-Peter Harstick, Fumio Hattori, Eric J. Hobsbawm, Hermann Klenner, Michael Knieriem,
+Jürgen Kocka, Nikolaj Lapin, Hermann Lübbe, Michail Mcedlov, Teodor Ojzerman,
+Berteil Oilman, Tsutomu Ouchi, Hans Pelger, Pedro Ribas, Bertram Schefold, Wolfgang Schieder,
+Hans Schilar, Walter Schmidt, Gareth Stedman Jones, Jean Stengers, Shiro Sugihara,
+Immanuel Wallerstein, Zhou Liangxun
+
+Dieser Band wurde durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und
+Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundes (Bundesministerium für
+Bildung und Forschung) und des Landes Berlin (Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung
+und Kultur) gefördert.
+
+ISBN 3-05-004138-3
+
+© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2005
+
+Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706.
+
+Alle Rechte, insbesondere die der Ubersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des
+Buches darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie,
+Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen,
+insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder
+übersetzt werden.
+
+Gesamtherstellung: pagina GmbH, Tübingen
+
+Printed in the Federal Republic of Germany
+
+Inhalt
+
+Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen
+
+Einführung
+
+Entstehung und Überlieferung
+
+KARL MARX: DAS KAPITAL. KRITIK DER POLITI
+SCHEN ÖKONOMIE. ZWEITES BUCH. DER ZIRKULA-
+TIONSPROZESS DES KAPITALS. REDAKTIONSMA
+NUSKRIPT VON FRIEDRICH ENGELS
+
+Zweites Buch. Der Zirkulationsprozeß des Kapitals
+
+Erster Abschnitt. Der Kreislaufsprozeß des Kapitals
+Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals
+
+Erstes Stadium. G-W
+Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapi
+tals P
+Drittes Stadium. W'-G'
+IV. Der Gesamtkreislauf
+
+Zweites Kapitel. Kreislauf des produktiven Kapitals.
+P . .. W ' - G ' - W . .. P
+
+1. Einfache Reproduktion
+2. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter
+
+Stufenleiter
+
+3. Geldakkumulation
+4. Reservefonds
+
+Drittes Kapitel. Kreislauf des Warenkapitals.
+W'-G'-W ... P ... W'
+Kapitel IV. Die drei Figuren des Kreislaufsprozesses
+
+Text Apparat
+
+493
+
+497
+
+529
+
+3
+
+3
+3
+4
+
+14
+17
+27
+
+40
+
+41
+
+54
+58
+60
+
+61
+74
+
+V
+
+Inhalt
+
+Text Apparat
+
+Kapitel V. Die Umlaufszeit
+Kapitel VI. Die Zirkulationskosten
+
+1. Zirkulationskosten, die aus der Formverwand
+
+lung als solcher entspringen
+
+2. Aufbewahrungkosten
+
+A) Vorratbildung überhaupt
+B) Eigentlicher Warenvorrat
+
+3. Transportkosten
+
+Zweiter Abschnitt. Der Umschlag des Kapitals
+
+Kapitel VII. Umschlagszahl und Umschlagszeit
+Kapitel VIII. Fixes Kapital und zirkulierendes (flüssiges)
+Kapital. (Anlagekapital und Betriebskapital)
+
+A. Die Formunterschiede
+II. Bestandteile, Ersatz und Reparatur, Akkumu
+
+lation des fixen Kapitals
+
+Der Gesamtumschlag des vorgeschossnen Kapitals.
+Umschlagszyklen
+Kapitel X. Zur Kritik der Theorien über fixes und zir
+kulierendes Kapital
+
+A. Die Physiokraten und Adam Smith
+
+Kapitel XI. Ricardo über fixes und zirkulierendes Ka
+pital
+Unterschied in der Dauer des Produktionsakts
+Unterschied zwischen Arbeitszeit und Produktionszeit
+Differenzen in der Umlaufszeit
+Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des
+Kapitals
+
+I. Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des
+
+vorzuschießenden Kapitals
+
+II. Arbeitsperiode größer als Zirkulationsperiode
+III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufsperiode
+IV. Resultate
+V.
+
+Kapitel
+
+. Der Umschlag des variablen Kapitals
+
+Die Jahresrate des Mehrwerts
+II. Der Umschlag des variablen Kapitals vom
+Standpunkt des Einzelkapitals betrachtet
+III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell
+
+schaftlich betrachtet
+.
+Einfache Reproduktion
+
+Kapitel
+I.
+II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+VI
+
+95
+102
+
+102
+107
+108
+114
+119
+
+123
+123
+
+126
+126
+
+137
+
+153
+
+158
+158
+
+182
+194
+203
+213
+
+221
+
+221
+235
+239
+243
+248
+258
+258
+
+272
+
+276
+282
+288
+306
+
+Inhalt
+
+Text Apparat
+
+Dritter Abschnitt. Die Reproduktion und Zirkulation des
+gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+. Einleitung
+I. Allgemeines
+II. Die Rolle des Geldkapitals
+
+Kapitel
+
+Kapitel
+
+. Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+I. Die Physiokraten
+II. Adam Smith
+
+1) Smiths allgemeine Auffassung und
+
+ihre
+
+Konsequenzen
+
+2) Smiths Auflösung des Tauschwerts
+3) Der konstante Kapitalteil
+4) Die Revenue
+5) Zusammenfassung
+
+III. Die Späteren
+
+. Einfache Reproduktion
+Stellung der Frage
+
+Kapitel
+I.
+II. Die beiden großen Abteilungen der gesell
+
+schaftlichen Produktion
+
+III. Der Austausch zwischen beiden Abteilungen:
+
+l(v + m) gegen llc
+
+IV. Der Austausch innerhalb Abteilung II. Notwen
+
+dige Lebensmittel und Luxusmittel
+
+V. Das Geld für die Umsätze
+VI. Das konstante Kapital der Abteilung I
+VII.
+VIII.
+IX.
+X.
+XI. Ersatz des fixen Kapitals.
+
+1. Ersatz des Verschleißteils in Geldform
+2. Ersatz des fixen Kapitals in Natura
+3. Resultate
+
+XII. Die Reproduktion des Geldmaterials
+XIII. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie
+
+Kapitel
+
+. Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+I. Akkumulation in Abteilung I
+
+1. Schatzbildung
+2. Das zuschüssige produktive Kapital
+3. Das zuschüssige variable Kapital
+
+II. Akkumulation in Abteilung II
+
+312
+312
+312
+317
+322
+322
+325
+
+325
+333
+335
+340
+347
+351
+355
+355
+
+359
+
+362
+
+366
+375
+384
+387
+393
+397
+401
+411
+417
+422
+430
+433
+443
+451
+454
+454
+458
+462
+463
+
+VII
+
+Inhalt
+
+III.
+
+1. Erstes Beispiel
+2. Zweites Beispiel
+3. Umsatz von IIc bei Akkumulation
+4. Nachträgliches
+
+Text Apparat
+467
+471
+474
+480
+482
+
+REGISTER UND VERZEICHNISSE
+
+Namenregister
+
+Literaturregister
+
+1. Arbeiten von Marx und Engels
+2. Arbeiten anderer Autoren
+3. Periodika
+
+Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und
+der benutzten Literatur
+
+1. Archivalien
+
+a. Manuskripte
+b. Dokumente
+c. Briefe
+
+2. Gedruckte Quellen
+3. Nachschlagewerke und Bibliographien
+4. Forschungsliteratur
+
+Sachregister
+
+Verzeichnis der Abbildungen
+
+Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 1
+Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 38
+Erster Abschnitt. Viertes Kapitel. Seite 111
+Zweiter Abschnitt. Achtes Kapitel. Seite 205
+Zweiter Abschnitt. Seite 333
+Zweiter Abschnitt. Seite [353a]
+Dritter Abschnitt. Einleitung. Seite 1
+Dritter Abschnitt. Seite 75
+Dritter Abschnitt. Seite 139
+Dritter Abschnitt. Seite 195
+Dritter Abschnitt. Seite 22
+Dritter Abschnitt. Seite 23
+Dritter Abschnitt. Seite 24
+Dritter Abschnitt. Seite 25
+Dritter Abschnitt. Seite 26
+Dritter Abschnitt. Seite 27
+
+VIII
+
+1269
+
+1276
+1276
+1276
+1282
+
+1283
+1283
+1283
+1284
+1284
+1285
+1287
+1288
+
+1298
+
+553
+554
+555
+556
+557
+558
+
+5
+35
+85
+149
+231
+249
+313
+353
+389
+413
+
+Inhalt
+
+Text Apparat
+
+Dritter Abschnitt. Seite 28
+Dritter Abschnitt. Seite 29
+Dritter Abschnitt. Seite 30
+Dritter Abschnitt. Seite 31
+Dritter Abschnitt. Seite 32
+Dritter Abschnitt. Seite 33
+Dritter Abschnitt. Seite 34
+Dritter Abschnitt. Seite 35
+Dritter Abschnitt. Seite 36
+Dritter Abschnitt. Seite 37
+Dritter Abschnitt. Seite 38
+Dritter Abschnitt. Seite 39
+Dritter Abschnitt. Seite 40
+Dritter Abschnitt. Seite 41
+Dritter Abschnitt. Seite 42
+Dritter Abschnitt. Seite 43
+Dritter Abschnitt. Seite 44
+Entwürfe für die Tabellen auf Seite 333
+Entwürfe für die Tabellen auf den Seiten 333, 338 und 343
+Entwürfe für die Tabellen auf Seite 338
+Notiz zum 19. Kapitel
+Dritter Abschnitt. Seite 58
+Dritter Abschnitt. Seite 86
+Dritter Abschnitt. Seite 170
+Dritter Abschnitt. Seite 248
+
+559
+560
+561
+562
+563
+564
+565
+566
+567
+568
+569
+570
+571
+572
+573
+574
+575
+671
+672
+673
+731
+747
+765
+807
+849
+
+IX
+
+Karl Marx
+D as Kapital. Kritik der politischen Ökonomie
+Zweites Buch. Der Zirkulationsprozeß d es Kapitals
+Redaktionsmanuskript von Friedrich E n g e ls
+Juni 1 8 84 bis Februar 1 8 85
+
+|[1]|
+
+Z W E I T ES B U C H.
+
+D er C i r k u l a t i o n s p r o c eß d es K a p i t a l s.
+
+ERSTER ABSCHNITT
+
+Der Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+5
+
+ERSTES KAPITEL.
+
+D er K r e i s l a uf d es G e l d k a p i t a l s.
+
+Der Kreislaufsprozeß1) des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche,
+nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden:
+
+Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Waarenmarkt und
+10 Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Waare umgesetzt oder macht
+
+den Cirkulationsakt G -W durch.
+
+Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waaren
+durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Waarenproduzent;
+ist:
+sein Kapital macht den Produktionsprozeß durch. D as Resultat
+
+15 Waare von mehr Werth als dem ihrer Produktionselemente.
+
+Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäu
+fer; seine Waare wird in Geld umgesetzt oder macht den Cirkulationsakt
+W -G durch.
+
+Das erste und dritte Stadium wurden im ersten Buch nur erörtert,
+20 soweit dies nöthig für das Verständniß des zweiten Stadiums, den Pro-
+duktionsproceß des Kapitals. Die verschiednen Formen, worin das K a
+pital in seinen verschiednen Stadien sich kleidet, und die es bei wieder-
+
+') Aus Ms. II.
+
+3
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+holtem Kreislauf bald annimmt bald abstreift, blieben daher unberück
+sichtigt. Sie bilden jetzt den nächsten Gegenstand der Untersuchung.
+
+Um die Formen rein aufzufassen, ist zunächst von allen Momenten zu
+abstrahiren, die mit dem Formwechsel und der Formbildung als solchen
+nichts zu thun haben. Daher wird hier angenommen, nicht nur, daß die 5
+Waaren zu ihren Werthen verkauft werden, sondern auch daß dies unter
+gleichbleibenden Umständen geschieht. Es wird also auch abgesehn von
+den Werthveränderungen, die während des Kreislaufsprocesses eintreten
+können. I
+
+|2| Erstes Stadium. G-W.2)
+
+10
+
+G -W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von Waaren
+dar; für den Käufer Verwandlung seines Geldes
+in Waare, für die
+Verkäufer Verwandlung ihrer Waaren in Geld. Was aus diesem Vorgang
+der allgemeinen Waarencirkulation zugleich einen funktionell bestimm
+ten Abschnitt im selbständigen Kreislauf eines individuellen Kapitals 15
+macht, ist zunächst nicht die Form des Vorgangs, sondern sein stofflicher
+Gehalt, der specifische Gebrauchscharakter der Waaren welche den Platz
+mit dem Geld wechseln. Es sind einerseits Produktionsmittel, andrerseits
+Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Waarenproduktion,
+deren besondre Art natürlich der Sorte des herzustellenden Artikels ent- 20
+sprechen muß. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Produktionsmit
+tel Pm, so ist die zu kaufende Waarensumme W = A + Pm oder kürzer
+
+W < p ^. G - W, seinem Inhalt nach betrachtet, stellt sich also dar als
+
+u
+
+lt
+
+G
+
+A
+
+in
+
+f à l
+
+z e r
+
+d-h-
+
+G~W
+
+nd G - P m; die Geldsumme G
+
+G _ W
-)': ... .r.v .e.~··4..;,.:~ .. .....,9'._
+
+'I
+
+Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 1
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+z . B. der Tageswerth der Arbeitskraft = 3 Mark, dem Produkt fünf
+stündiger Arbeit, diese Summe in dem Kontrakt zwischen Käufer und
+Verkäufer figurirt als ||3| der Preis oder Lohn sage für zehnstündige
+Arbeit. Wurde ein solcher Kontrakt z . B. mit 50 Arbeitern geschlossen, so
+5 haben sie zusammen dem Käufer während eines Tages 500 Arbeits
+stunden zu liefern, wovon die Hälfte, 250 Arbeitsstunden = 25 zehn
+stündigen Arbeitstagen, bloß aus Mehrarbeit besteht. Quantum wie Um
+fang der zu kaufenden Produktionsmittel müssen hinreichen zur
+Anwendung dieser Arbeitsmasse.
+
+10
+
+G - W ^ Pm drückt also nicht nur das qualitative Verhältniß aus, daß
+
+eine bestimmte Geldsumme z . B. 422 £ in einander entsprechende Pro
+duktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzt wird, sondern auch ein quan
+titatives Verhältniß zwischen dem in Arbeitskraft A und dem in Produk
+tionsmitteln Pm ausgelegten Theilen des Geldes, ein Verhältniß, von
+15 vornherein bestimmt durch die Summe der von einer bestimmten Arbei
+
+terzahl zu verausgabenden überschüssigen Mehrarbeit.
+
+Wenn also z . B. in einer Spinnerei der Wochenlohn der 50 Arbeiter 50 £
+beträgt, müssen 372 £ in Produktionsmitteln verausgabt werden, falls
+dies der Werth der Produktionsmittel, welche die Wochenarbeit von
+
+20 3000 Stunden, wovon 1500 Stunden Mehrarbeit, in Garn verwandelt.
+
+Wie weit in verschiednen Industriezweigen die Anwendung zuschüssi
+ger Arbeit einen Werthzuschuß in der Form von Produktionsmitteln be
+dingt, ist hier ganz gleichgültig. Es handelt sich hier nur darum, daß
+unter allen Umständen ||4| der in Produktionsmitteln verausgabte Theil
+25 des Geldes - die in G - Pm gekauften Produktionsmittel - hinreichen, also
+von vorn herein darauf berechnet,
+in entsprechender Proportion be
+schafft sein müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel muß hinrei
+chen um die Arbeitsmasse zu absorbiren, um durch sie in Produkt ver
+wandelt zu werden. Wären nicht hinreichend Produktionsmittel vorhan-
+30 den, so wäre die überschüssige Arbeit, über die der Käufer verfügt, nicht
+verwendbar; sein Verfügungsrecht darüber führte zu nichts. Wären mehr
+Produktionsmittel vorhanden als verfügbare Arbeit, so blieben sie unge
+sättigt mit Arbeit, würden nicht in Produkt verwandelt.
+
+Sobald G - W < p ^n vollzogen, verfügt der Käufer nicht nur über die zur
+
+35 Produktion eines nützlichen Artikels nöthigen Produktionsmittel und
+Arbeitskraft. Er verfügt über eine grössere Flüssigmachung der Arbeits
+kraft, oder grösseres Quantum Arbeit als zum Ersatz des Werths der
+Arbeitskraft nöthig, und zugleich über die Produktionsmittel, erheischt
+zur Verwirklichung oder Vergegenständlichung dieser Arbeitssumme: er
+
+7
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+verfügt also über die Faktoren der Produktion von Artikeln von größe
+rem Werth als dem ihrer Produktionselemente, oder einer Mehrwerth
+enthaltenden Waarenmasse. Der von ihm in Geldform vorgeschossne
+Werth befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehr
+werth (in Gestalt von Waaren) heckender Werth verwirklicht werden
+kann. In andern Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der F o rm
+von produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als Werth, und
+Mehrwerth, schaffend zu fungiren. Kapital in dieser F o rm heiße P.
+
+5
+
+Der Werth von P ist aber = Werth von A + Pm, = dem in A und Pm
+umgesetzten G. G ist derselbe Kapitalwerth wie P, nur in verschiedner 10
+Existenzweise, nämlich Kapitalwerth in Geldzustand ||5| oder Geldform
+-
+
+Geldkapital.
+
+G - W < p ^n, oder seiner allgemeinen F o rm nach G - W, Summe von
+
+Waarenkäufen, dieser Vorgang der allgemeinen Waarencirkulation ist da
+her zugleich, als Stadium im selbständigen Kreislaufsproceß des Kapi- 15
+tals, Verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Geldform in seine pro
+duktive Form, oder kürzer Verwandlung von Geldkapital in produktives
+Kapital. In der hier zunächst betrachteten Figur des Kreislaufs erscheint
+also Geld als der erste Träger des Kapitalwerths, daher Geldkapital als
+die F o rm worin das Kapital vorgeschossen wird.
+
+20
+
+Als Geldkapital befindet es
+
+in einem Zustand, worin es
+sich
+Geldfunktionen vollziehen kann, wie im vorliegenden Fall die Funktio
+nen des allgemeinen Kaufmittels und des allgemeinen Zahlungsmittels.
+(Letztres, sofern die Arbeitskraft zwar zuerst gekauft, aber erst gezahlt
+wird nachdem sie gewirkt hat. Soweit die Produktionsmittel nicht fertig 25
+auf dem Markt vorhanden, sondern erst zu bestellen sind, wirkt das Geld
+bei G - Pm ebenfalls als Zahlungsmittel.) Diese Fähigkeit entspringt nicht
+daraus, daß das Geldkapital Kapital, sondern daraus daß es Geld ist.
+
+Andrerseits kann der Kapitalwerth im Geldzustand auch nur Geld
+funktionen, und keine andern, verrichten. Was diese letztren zu Kapital- 30
+funktionen macht, ist ihre bestimmte Rolle in der Bewegung des Kapi
+tals, daher auch der Zusammenhang des Stadiums, worin sie erscheinen,
+mit den andern Stadien seines Kreislaufs. Z . B. im Fall der uns zunächst
+vorliegt, wird Geld umgesetzt in Waaren, deren Verbindung die Natural
+form des produktiven Kapitals bildet, die also latent, der Möglichkeit 35
+nach, bereits das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses in
+sich birgt.
+
+Ein Theil des Geldes, welches in G - W < p^ die Funktion von Geld
+
+kapital verrichtet, geht durch die ||6| Vollziehung dieser Cirkulation selbst
+
+in eine Funktion über, worin sein Kapitalcharakter verschwindet und 40
+
+8
+
+1
+
+Erstes Kapitel - Kreislauf des Geldkapitals
+
+sein Geldcharakter bleibt. Die Cirkulation des Geldkapitals G zerfällt in
+G - Pm und G - A, K a uf von Produktionsmitteln und K a uf von Arbeits
+kraft. Betrachten wir den letztern Vorgang für sich. G -A ist K a uf von
+Arbeitskraft seitens des Kapitalisten; es ist Verkauf der Arbeitskraft - wir
+5 können hier sagen der Arbeit, da die Form des Arbeitslohns vorausge
+setzt - von Seiten des Arbeiters, des Inhabers der Arbeitskraft. Was für
+den Käufer G -W (= G - A ), ist hier, wie bei jedem Kauf, für den Ver
+käufer (den Arbeiter) A -G (= W - G) Verkauf seiner Arbeitskraft. Dies ist
+das erste Cirkulationsstadium oder die erste Metamorphose der Waare
+10 (Buch I, 3. Kap., 2) a.); es ist seitens des Verkäufers der Arbeit, Verwand
+lung seiner Waare in ihre Geldform. Das so erhaltne Geld verausgabt der
+Arbeiter nach und nach in einer Summe von Waaren, die seine Bedürf
+nisse befriedigen, in Konsumtionsartikeln. Die Gesammtcirkulation sei
+ner Waare stellt sich also dar als A - G - W, d.h. erstens A -G (= W - G)
+15 und zweitens G - W, also in der allgemeinen F o rm der einfachen Waa-
+rencirkulation W - G - W, wo das Geld als bloßes verschwindendes Cir-
+kulationsmittel, als bloßer Vermittler des Umsatzes von Waare gegen
+Waare figurirt.
+
+G -A ist das charakteristische Moment der Verwandlung von Geld-
+20 kapital in produktives Kapital, weil es die wesentliche Bedingung, damit
+der in Geldform vorgeschossne Werth sich wirklich in Kapital, in Mehr
+werth producirenden Werth verwandle. G - Pm ist nur nothwendig, um
+die durch G -A gekaufte Arbeitsmasse zu realisiren. G -A wurde daher
+von diesem Gesichtspunkt aus dargestellt in Buch I, Abschn. II, Ver-
+25 Wandlung von Geld in Kapital. Die Sache ist hier noch von einem andern
+Gesichtspunkt aus zu betrachten, mit speciellem Bezug auf das Geld
+kapital als Erscheinungsform des Kapitals.
+
+G -A wird allgemein als charakteristisch ||7| angesehn für die kapitali
+stische Produktionsweise. Aber keineswegs aus dem angegebnen Grund,
+30 weil der K a uf der Arbeitskraft ein Kaufkontrakt ist, worin die Lieferung
+eines größern Quantums Arbeit bedungen wird als zum Ersatz des Preises
+der Arbeitskraft, des Arbeitslohns, nöthig ist; also Lieferung von Mehr
+arbeit - die Grundbedingung für die Kapitalisation des vorgeschoßnen
+Werths oder was dasselbe, für Produktion von Mehrwerth. Sondern viel-
+35 mehr seiner Form halber, weil in der Form des Arbeitslohns mit Geld
+Arbeit gekauft wird, und dies gilt als Merkmal der Geldwirthschaft.
+
+Hier ist es wieder nicht das Irrationelle der Form, welches für charak
+teristisch gilt. Dies Irrationelle wird vielmehr übersehn. Das Irrationelle
+besteht darin, daß die Arbeit als werthbildendes Element selbst keinen
+40 Werth besitzen, also auch ein bestimmtes Quantum Arbeit keinen Werth
+haben kann, der sich in ihrem Preise ausdrückt, in ihrer Aequivalenz mit
+
+9
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+einem bestimmten Quantum Geld. Aber wir wissen, daß der Arbeitslohn
+bloß eine verkleidete F o rm ist, eine Form, worin z . B. der Tagespreis der
+Arbeitskraft sich als Preis der während eines Tages von dieser Arbeits
+kraft flüssig gemachten Arbeit darstellt, sodaß also etwa der in 6 Stunden
+Arbeit von dieser Arbeitskraft producirte Werth als Werth ihrer zwölf- 5
+stündigen Funktion oder Arbeit ausgedrückt wird.
+
+G -A gilt als das Charakteristische, als die Signatur der s.g. Geld-
+wirthschaft, weil die Arbeit hier als Waare ihres Besitzers erscheint, das
+Geld daher als Käufer - also wegen des Geldverhältnisses (i.e. K a uf und
+Verkauf von menschlicher Thätigkeit). Nun aber erscheint das Geld 10
+schon sehr früh als Käufer sogenannter Dienste, ohne daß G sich in
+Geldkapital verwandelte oder der allgemeine Charakter der Wirthschaft
+umgewälzt würde.
+
+Dem Geld ist es durchaus gleichgültig, in welche ||8| Sorte von Waaren
+es verwandelt wird. Es ist die allgemeine Aequivalentform aller Waaren, 15
+die in ihren Preisen schon zeigen, daß sie ideell eine bestimmte Geld
+summe darstellen, ihre Verwandlung in Geld erwarten, und nur durch
+ihren Stellenwechsel mit Geld die Form erhalten, worin sie in Gebrauchs-
+werthe für ihre Besitzer umsetzbar sind. Findet sich also auf dem Markt
+die Arbeitskraft einmal als Waare ihres Besitzers vor, deren Verkauf un- 20
+ter der F o rm der Zahlung für Arbeit geschieht, in Gestalt des Arbeits
+lohns, so stellt ihr K a uf und Verkauf nichts Auffallenderes dar als der
+K a uf und Verkauf jeder andern Waare. Nicht, daß die Waare Arbeits
+kraft käuflich ist, sondern daß die Arbeitskraft als Waare erscheint, ist
+das Charakteristische.
+
+25
+
+Durch G - W < p ^, die Verwandlung von Geldkapital in produktives
+
+Kapital bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständlichen und
+persönlichen Faktoren der Produktion, soweit diese Faktoren aus
+Waaren bestehn. Wird Geld zum ersten Mal in produktives Kapital ver
+wandelt, oder fungirt es für seinen Besitzer zum ersten Mal als Geld- 30
+kapital, so muß er erst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude,
+Maschinen etc, ehe er die Arbeitskraft kauft; denn sobald letztere in seine
+Botmäßigkeit übergeht, müssen die Produktionsmittel da sein, um sie als
+Arbeitskraft anwenden zu können.
+
+So stellt sich die Sache von Seiten des Kapitalisten dar.
+Von Seiten des Arbeiters: die produktive Bethätigung seiner Arbeits
+kraft wird erst möglich von dem Augenblick, wo sie in Folge ihres Ver
+kaufs in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt wird. Sie existirt
+also vor dem Verkauf getrennt von den Produktionsmitteln, von den
+gegenständlichen Bedingungen ihrer Bethätigung. In diesem Zustand der 40
+
+35
+
+10
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+Trennung kann sie weder direkt verwandt werden zur Produktion von
+Gebrauchswerthen für ihren Besitzer, noch zur Produktion von Waaren,
+von deren Verkauf dieser leben könnte. Sobald sie aber durch ihren Ver
+kauf in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt ist, bildet sie ei-
+5 nen Bestandtheil |9| des produktiven Kapitals ihres Käufers, ebensogut
+
+wie die Produktionsmittel.
+
+Obgleich daher in dem Akt G -A Geldbesitzer und Arbeitskraft-Besit
+zer sich nur als Käufer und Verkäufer zu einander verhalten, als Geld
+besitzer und Waarenbesitzer einander gegenübertreten, sich also nach die-
+10 ser Seite hin in blossem Geldverhältniß zu einander befinden, - so tritt
+doch der Käufer von vorn herein zugleich als Besitzer der Produktions
+mittel auf, welche die gegenständlichen Bedingungen der produktiven
+Verausgabung der Arbeitskraft durch ihren Besitzer bilden. Mit andern
+Worten: diese Produktionsmittel treten dem Besitzer der Arbeitskraft ge-
+15 genüber als fremdes Eigenthum. Andrerseits steht der Verkäufer der Ar
+beit ihrem Käufer gegenüber als fremde Arbeitskraft, die in seine Bot
+mäßigkeit Übergehn, seinem Kapital einverleibt werden muß, damit dies
+wirklich als produktives Kapital sich bethätige. Das Klassenverhältniß
+zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden, schon
+20 vorausgesetzt, in dem Augenblick wo beide in dem Akt G -A ( A -G von
+
+Seiten des Arbeiters) sich gegenüber treten. Es ist K a uf und Verkauf,
+Geldverhältniß, aber ein K a uf und Verkauf wo der Käufer als Kapitalist
+und der Verkäufer als Lohnarbeiter vorausgesetzt wird, und dies Verhält
+niß ist damit gegeben, daß die Bedingungen zur Verwirklichung der Ar-
+25 beitskraft - Lebensmittel und Produktionsmittel - getrennt sind als frem
+
+des Eigenthum von dem Besitzer der Arbeitskraft.
+
+Wie diese Trennung entsteht, beschäftigt uns hier nicht. Sie existirt,
+sobald G -A vollzogen wird. Was uns hier interessirt, ist: Wenn G -A als
+eine Funktion des Geldkapitals erscheint, oder Geld hier als Existenz-
+30 form des Kapitals, so keineswegs bloß, weil das Geld hier auftritt als
+Zahlungsmittel für eine menschliche Thätigkeit, die einen Nutzeffekt hat,
+für einen Dienst; also keineswegs durch die Funktion des Geldes als Zah
+lungsmittel. Das Geld kann nur in dieser F o rm verausgabt werden, weil
+die Arbeitskraft im Zustand der Trennung von ihren Produktionsmitteln
+35 (einschließlich der Lebensmittel als Produktionsmittel der Arbeitskraft
+selbst) sich befindet; und weil diese Trennung nur dadurch aufgehoben
+wird, daß die Arbeitskraft an den Inhaber der Produktionsmittel ver
+kauft wird; daß also auch die Flüssigmachung der Arbeitskraft, deren
+Grenzen keineswegs ||10| mit den Grenzen der, zur Reproduktion ihres
+40 eignen Preises nöthigen Arbeitsmasse zusammenfallen, dem Käufer ge
+hört. Das Kapitalverhältniß während des Produktionsprocesses kommt
+
+11
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+nur heraus, weil es an sich schon im Cirkulationsakt existirt, in den un-
+terschiednen ökonomischen Grundbedingungen, worin Käufer und Ver
+käufer sich gegenüber treten, in ihrem Klassenverhältniß. Es ist nicht das
+Geld, mit dessen Natur das Verhältniß gegeben ist; es ist vielmehr das
+Dasein dieses Verhältnisses, das eine bloße Geldfunktion in eine Kapi- 5
+talfunktion verwandeln kann.
+
+thun
+
+innerhalb der bestimmten Funktion,
+
+Bei Auffassung des Geldkapitals (wir haben mit diesem einstweilen nur
+zu
+in der es uns hier
+gegenübertritt) laufen gewöhnlich zwei Irrthümer neben oder durchein
+ander. Erstens: Die Funktionen, die der Kapitalwerth als Geldkapital 10
+verrichtet, und die er eben verrichten kann, weil er sich in Geldform
+befindet, werden
+irrthümlich aus seinem Kapitalcharakter abgeleitet,
+während sie nur dem Geldzustand des Kapitalwerths geschuldet sind,
+seiner Erscheinungsform als Geld. Und zweitens umgekehrt: der specifi-
+sche Gehalt der Geldfunktion, der sie zugleich zu einer Kapitalfunktion 15
+macht, wird aus der Natur des Geldes hergeleitet (Geld daher mit Kapital
+verwechselt), während sie gesellschaftliche Bedingungen voraussetzt, wie
+hier in Vollziehung von G - A, die in bloßer Waaren-, und ihr entspre
+chender Geldcirkulation keineswegs gegeben sind.
+
+Auch der K a uf und Verkauf von Sklaven ist seiner Form nach Waa- 20
+
+ren-Kauf und -Verkauf. Ohne Existenz der Sklaverei kann Geld aber
+nicht diese Funktion vollziehn. Ist Sklaverei da, so kann Geld im Ankauf
+von Sklaven ausgelegt werden. Umgekehrt reicht Geld in der Hand des
+Käufers keineswegs hin um Sklaverei zu ermöglichen.
+
+D aß der Verkauf der eignen Arbeitskraft || 111 (in der F o rm des Ver- 25
+
+kaufs der eignen Arbeit oder des Arbeitslohns) nicht als isolirte Er
+scheinung, sondern als gesellschaftlich maßgebende Voraussetzung der
+Produktion von Waaren sich darstelle, daß also das Geldkapital auf
+
+gesellschaftlicher Stufenleiter die hier betrachtete Funktion G - W < p ^1
+
+vollziehe, - dies unterstellt historische Prozesse, durch welche die ur- 30
+sprüngliche Verbindung der Produktionsmittel mit der Arbeitskraft auf
+gelöst wurde; Prozesse, in Folge deren die Masse des Volks, die Arbeiter,
+als Nichteigenthümer, und die Nichtarbeiter als Eigenthümer dieser Pro
+duktionsmittel sich gegenüberstehn. Wobei es nichts zur Sache thut, ob
+die Verbindung, vor ihrer Zersetzung, die Form besaß, ob der Arbeiter 35
+selbst als Produktionsmittel zu den andern Produktionsmitteln gehörte,
+oder ob er deren Eigner war.
+
+Der Thatbestand, der hier also dem Akt G, G' - G = M, dem Mehr
+werth. - Aber als Resultat dieses Kreislaufs G . .. G' existirt jetzt nur
+noch G '; es ist das Produkt worin sein Bildungsproceß erloschen ist. G'
+existirt jetzt selbständig für sich, unabhängig von der Bewegung, die es
+hervorbrachte. Sie ist vergangen, es ist da an ihrer Stelle.
+
+35
+
+Aber G' als G + g, 500 £ als 422 £ vorgeschoßnes Kapital plus einem
+Inkrement desselben von 78 £, stellt zugleich ein qualitatives Verhältniß
+dar, obgleich dies qualitative Verhältniß selbst nur als Verhältniß der
+Theile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives Verhältniß
+existirt. G, das vorgeschossne Kapital, das jetzt wieder in seiner ur-
+40 sprünglichen Form (422 £) vorhanden ist, existirt jetzt als realisirtes K a
+pital. Es hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital realisirt,
+
+23
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+indem es sich als solches unterscheidet von g (78 £) worauf es bezogen ist
+als auf seinen Zuwachs, seine Frucht, auf ein durch es selbst gehecktes
+Inkrement. Es ist als Kapital realisirt, weil als Werth, der einen Werth
+geheckt hat. G' existirt als Kapitalverhältniß; G erscheint nicht mehr als
+bloßes Geld, sondern es ist ausdrücklich als Geldkapital gesetzt, ausge- 5
+drückt als Werth, der sich verwerthet hat, also auch die Eigenschaft be
+sitzt sich zu verwerthen, mehr Werth zu hecken als er selbst hat. G ist als
+Kapital gesetzt durch sein Verhältniß zu einem andern Theil von G ', als
+dem durch es Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem, als der Folge
+wovon es der Grund. So erscheint G' als in sich differenzirte, sich funk- 10
+tionell (begrifflich) in sich selbst unterscheidende, das Kapitalverhältniß
+ausdrückende Werthsumme.
+
+Aber dies ist nur ausgedrückt als Resultat, ohne die Vermittlung des
+
+Processes, dessen Resultat es ist.
+
+Werththeile unterscheiden sich als solche qualitativ nicht von einander, 15
+
+außer soweit sie als Werthe verschiedner Artikel, konkreter Dinge |
+|27| auftreten, also in verschiednen Gebrauchsformen, daher als Werthe
+verschiedner Waarenkörper
+ein Unterschied der nicht aus ihnen selbst
+als bloßen Werththeilen entspringt. Im Geld ist alle Verschiedenheit der
+Waaren ausgelöscht, weil es eben die ihnen allen gemeinsame Aequiva- 20
+lentform ist. Eine Geldsumme von 500 £ besteht aus lauter gleichnamigen
+Elementen von 1 £. Da in dem einfachen Dasein dieser Geldsumme die
+Vermittlung ihrer Herkunft ausgelöscht und von der specifischen Diffe
+renz, welche die verschiednen Kapitalbestandtheile im Produktionspro
+ceß besitzen, jede Spur verschwunden ist, so existirt der Unterschied nur 25
+noch in der begrifflichen F o rm einer Hauptsumme (englisch principal)
+= dem vorgeschoßnen Kapital von 422 £ und einer überschüssigen
+Werthsumme von 78 £. G' sei z . B. = 110 £, wovon 100 = C, Hauptsum
+me, und 10 = M, Mehrwerth. Es herrscht absolute Gleichartigkeit, also
+begriffliche Unterschiedslosigkeit, zwischen den beiden konstituirenden 30
+Theilen der Summe von 1 1 0 £. Beliebige 10 £ sind immer V11 der Ge-
+sammtsumme von 110 £, ob sie nun V10 der vorgeschoßnen Hauptsumme
+von 100 £ oder der Uberschuß von 10 £ über dieselbe. Hauptsumme und
+Zuwachssumme, Kapital und Mehrsumme sind daher nur ausdrückbar
+als Bruchtheile der Gesammtsumme; in unserm Beispiel bilden
+Hauptsumme oder das Kapital Vi 1 die Mehrsumme. Es ist daher begriffs
+loser Ausdruck des Kapitalverhältnisses, worin hier am Schluß seines
+Processes das realisirte Kapital in seinem Geldausdruck erscheint.
+
+lü/n die 35
+
+Allerdings gilt dies auch für W' (= W + w). Aber mit dem Unterschied,
+daß W', worin W und w auch nur proportioneile Werththeile derselben 40
+homogenen Waarenmasse, hinweist auf seinen Ursprung P, dessen un-
+
+24
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+mittelbares Produkt es ist, während in G ', einer unmittelbar aus der Cir-
+kulation herstammenden Form, alle direkte Beziehung zu P verschwun
+den ist.
+
+5 me, der
+
+in G' enthalten
+
+Der begriffslose Unterschied zwischen Haupt- und ||28| Zuwachssum-
+ist, soweit es das Resultat der Bewegung
+G
+. .. G' ausdrückt, verschwindet sofort, sobald es aktiv als Geld
+kapital wieder fungirt, also nicht umgekehrt als Geldausdruck des
+verwertheten industriellen Kapitals fixirt wird. Der Kreislauf des Geld
+kapitals kann nie mit G' beginnen (obgleich G' jetzt als G fungirt) son-
+10 dern nur mit G; d.h. nie als Ausdruck des Kapitalverhältnisses, sondern
+nur als Vorschußform des Kapital Werths. Sobald die 500 £ von neuem als
+Kapital vorgeschossen werden, um sich von neuem zu verwerthen, sind
+sie Ausgangspunkt statt Rückkehrpunkt. Statt einem Kapital von 422 £
+ist jetzt eins von 500 £ vorgeschossen, mehr Geld als früher, mehr K a-
+15 pitalwerth, aber das Verhältniß zwischen den zwei Bestandtheilen ist weg
+gefallen, ganz wie ursprünglich die Summe von 500 £ statt der von £ 422
+hätte als Kapital fungiren können.
+
+Es ist keine aktive Funktion des Geldkapitals sich als G' darzustellen;
+seine eigne Darstellung als G' ist vielmehr eine Funktion von W. Schon
+20 in der einfachen Waarencirkulation, 1) W , - G, 2) G - W2, fungirt G erst
+aktiv im zweiten Akt G - W2; seine Darstellung als G ist nur Resultat des
+ersten Akts, Kraft dessen es erst als verwandelte F o rm von W, auftritt.
+Das in G' enthaltne Kapitalverhältniß, die Beziehung eines seiner Theile
+als des Kapitalwerths auf den andern als dessen Werthinkrement, be-
+25 kommt allerdings funktionelle Bedeutung, soweit, bei beständiger Wie
+derholung des Kreislaufs G . .. G ', G' sich in zwei Cirkulationen spaltet,
+Kapitalcirkulation und Mehrwerthcirkulation, also die beiden Theile
+nicht bloß quantitativ, sondern auch qualitativ verschiedne Funktionen
+schließt die
+vollziehn, G andre als g. Aber an
+30 Form G . .. G' die Konsumtion des Kapitalisten nicht ein, sondern aus
+drücklich nur die Selbstverwerthung und die Akkumulation, soweit
+letztre zunächst in periodischem Anwachs des stets von neuem vorge
+schoßnen Geldkapitals sich ausdrückt. |
+
+sich betrachtet,
+
+|29| Obgleich begriffslose F o rm des Kapitals, ist G' = G + g zugleich
+
+35 erst das Geldkapital in seiner realisirten Form, als Geld welches Geld
+
+geheckt hat. Hier ist aber zu unterscheiden von der Funktion des Geld
+
+kapitals im ersten Stadium G W < p ^. G in diesem ersten Stadium cir-
+
+kulirt als Geld. Es fungirt als Geldkapital nur deshalb, weil es nur in
+seinem Geldzustand eine Geldfunktion verrichten, sich in die ihm als
+40 Waaren gegenüberstehenden Elemente von P, in A und Pm umsetzen
+
+25
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+kann. In diesem Cirkulationsakt fungirt es nur als Geld; aber weil dieser
+Akt das erste Stadium des processirenden Kapitalwerths, ist er zugleich
+Funktion des Geldkapitals, kraft der specifischen Gebrauchsform der
+Waaren A und Pm, die gekauft werden. G' dagegen, zusammengesetzt
+aus G dem Kapitalwerth und g dem durch diesen erzeugten Mehrwerth, 5
+drückt verwertheten Kapitalwerth aus, den Zweck und das Resultat, die
+Funktion des gesammten Kreislaufsprocesses des Kapitals. D aß es dies
+Resultat in Geldform, als realisirtes Geldkapital ausdrückt, entspringt
+nicht daraus daß es Geldform des Kapitals, Geldkapital ist, sondern um
+gekehrt daraus daß es Geldkapital, Kapital
+Kapital in dieser F o rm den Proceß eröffnet hat, in Geldform vorge
+schossen worden ist. Die Rückverwandlung in die Geldform ist eine
+Funktion des Waarenkapitals W', wie wir gesehn, nicht des Geldkapitals.
+Was aber die Differenz von G' gegenüber G betrifft, so ist sie (g) nur
+Geldform von w, dem Inkrement von W; G' ist nur = G + g, weil 15
+W' = W + w war. In W' ist also diese Differenz und das Verhältniß des
+Kapitalwerths zu dem von ihm geheckten Mehrwerth vorhanden und
+ausgedrückt, bevor beide in G' verwandelt, in eine Geldsumme, worin
+beide Werththeile selbständig einander gegenüber treten, und daher auch
+zu selbständigen und von einander verschiednen Funktionen verwendbar 20
+sind.
+
+in Geldform ist, daß das 10
+
+G ist nur Resultat der Realisirung von W '. Beide, W' wie G ', sind nur
+verschiedne Formen, Waarenform und Geldform, des verwertheten |
+130j Kapitalwerths, beide haben dies gemein, daß sie verwertheter Kapi
+talwerth. Beide sind verwirklichtes Kapital, weil hier der Kapitalwerth als 25
+solcher mitsammt dem Mehrwerth als von ihm verschiedner, durch ihn
+erhaltener Frucht existirt, obgleich dies Verhältniß nur ausgedrückt ist in
+der begriffslosen Form des Verhältnisses zweier Theile einer Geldsumme
+oder eines Waarenwerths. Aber als Ausdrücke des Kapitals in Beziehung
+zu, und im Unterschied von, dem durch es erzeugten Mehrwerth, also als 30
+Ausdrücke von verwerthetem Werth, sind G' und W' dasselbe und drük-
+ken dasselbe aus, nur in verschiedner Form; sie unterscheiden sich nicht
+als Geldkapital und Waarenkapital, sondern als Geld und Waare. Sofern
+sie verwertheten Werth, als Kapital bethätigtes Kapital darstellen, drük-
+ken sie nur das Resultat der Funktion des produktiven Kapitals aus, der 35
+einzigen Funktion, worin der Kapitalwerth Werth heckt. Ihr Gemeinsa
+mes ist, daß sie beide, Geldkapital und Waarenkapital, Existenzweisen
+des Kapitals sind; ihr Unterschied, daß sie verschiedne Existenzweisen
+desselben sind. Das eine ist Kapital in Geldform, das andre in Waaren
+form. Die sie unterscheidenden specifischen Funktionen können daher 40
+nichts andres sein als Unterschiede zwischen Geldfunktion und Waaren-
+
+26
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+funktion. Das Waarenkapital, als direktes Produkt des kapitalistischen
+Produktionsprocesses, erinnert an diesen seinen Ursprung und ist daher
+in seiner F o rm rationeller, minder begriffslos als das Geldkapital, in dem
+jede Spur dieses Processes erloschen ist, wie überhaupt im Geld alle be-
+5 sondre Gebrauchsform der Waare erlischt. Es ist daher nur wo G' selbst
+als Waarenkapital fungirt, wo es unmittelbares Produkt eines Produk
+tionsprocesses und nicht verwandelte Form dieses Produkts ist, daß seine
+bizarre F o rm verschwindet - also in der Produktion des Geldmaterials
+
+selbst. F ür Goldproduktion z . B. wäre die Formel: G - W < p ^n. ..
+
+10 P . .. G ' (G + g ), wo G' als Waarenprodukt figurirt, weil P mehr Gold|
+13 XI liefert als für die Produktionselemente des Goldes im ersten G, dem
+Geldkapital, vorgeschossen war. Hier verschwindet also das Irrationelle
+des Ausdrucks G . .. G' (G + g) wo ein Theil einer Geldsumme als Mutter
+eines andern Theils derselben Geldsumme erscheint.
+
+15
+
+IV Der Gesammt-Kreislauf.
+
+Wir haben gesehn, daß der Cirkulationsproceß nach Ablauf seiner ersten
+
+Phase G - W < p^ unterbrochen wird durch P, wo die auf dem Markt
+
+gekauften Waaren A und Pm nun als stoffliche und werthliche Bestand-
+theile des produktiven Kapitals konsumirt werden; das Produkt dieser
+20 Konsumtion ist eine neue Waare, W', stofflich und werthlich verändert.
+Der unterbrochne Cirkulationsproceß, G - W, muß ergänzt werden durch
+W - G. Aber als Träger dieser zweiten und abschließenden Phase der Cir-
+kulation erscheint W', eine stofflich und werthlich von dem ersten W
+sich also dar als
+verschiedne Waare. Die Cirkulationsreihe
+
+stellt
+
+25 1) G - W ,; 2) W '2- G ', wo in der zweiten Phase der ersten Waare W,, eine
+
+andre von höherem Werth und verschiedner Gebrauchsform, W '2, unter
+geschoben ist während der durch die Funktion von P verursachten Un
+terbrechung, der Produktion von W' aus den Elementen von W, den
+Daseinsformen des produktiven Kapitals P. Die erste Erscheinungsform
+30 dagegen, worin uns das Kapital (Buch I, K a p. IV, 1) gegenübertrat,
+G - W - G' (aufgelöst: 1) G - W ,; 2) W , - G ') zeigt dieselbe Waare zweimal.
+Es ist beidemal dieselbe Waare, worin sich das Geld in der ersten Phase
+verwandelt, und welche sich in der zweiten Phase in mehr Geld rückver
+wandelt. Trotz dieser wesentlichen Verschiedenheit haben beide Cirkula-
+35 tionen das gemein, daß in ihrer ersten Phase Geld in Waare, und in ihrer
+zweiten Waare in Geld verwandelt wird, das in der ersten Phase veraus-
+
+27
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+gabte Geld also in der zweiten wieder zurückfließt. Einerseits haben sie
+diesen Rückstrom des Geldes zu seinem Ausgangspunkt gemein, andrer
+seits aber auch den Ueberschuß des rückströmenden Geldes über das
+vorgeschoßne. Insofern erscheint auch G -W . .. W ' - G' in der allgemei
+nen Formel G - W - G' enthalten.
+
+Es ergibt sich hier ferner, daß in den beiden der Cirkulation angehö-
+rigen Metamorphosen G -W und W ' - G' sich
+jedesmal gleich große,
+gleichzeitig vorhandne Werthexistenzen gegenüberstehn und einander er
+lediglich der Metamorphose P,
+setzen. Die Werthveränderung gehört
+dem Produktionsproceß, der so als reale Metamorphose des Kapitals,
+gegenüber den bloß
+formellen Metamorphosen der Cirkulation, er
+scheint. I
+
+|32| Betrachten wir nun die Gesammtbewegung G -W . .. P . .. W ' - G ',
+
+oder ihre explicite Form
+
+Das Kapital erscheint hier als ein Werth, der eine Reihenfolge zusam
+menhängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft,
+eine Reihe von Metamorphosen, die ebenso viele Phasen oder Stadien
+seines Gesammtprocesses bilden. Zwei dieser Phasen gehören der Cir-
+kulationssphäre an, eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen
+befindet sich der Kapitalwerth in verschiedner Gestalt, der eine ver
+schiedne, specielle Funktion entspricht. Innerhalb dieser Bewegung erhält
+sich nicht nur der vorgeschoßne Werth, sondern er wächst, vermehrt
+seine Größe. Endlich, im Schlußstadium, kehrt er zur selben F o rm zu
+rück worin er beim Ausgang des Gesammtprocesses erschien. Dieser Ge-
+sammtproceß ist daher Kreislaufsproceß.
+
+Die beiden Formen, die der Kapitalwerth innerhalb seiner Cirkula-
+tionsstadien annimmt, sind die von Geldkapital und Waarenkapital; seine
+ist die von produktivem Ka
+dem Produktionsstadium angehörige Form
+pital. Das Kapital, welches im Verlauf seines Gesammtkreislaufs diese
+Formen nacheinander annimmt und wieder abstreift, und in jeder die ihr
+entsprechende Funktion vollzieht,
+industriell
+hier in dem Sinn, daß es jeden kapitalistisch betriebnen Produktionszweig
+umfaßt.
+
+industrielles Kapital -
+
+ist
+
+Geldkapital, Waarenkapital, produktives Kapital bezeichnen hier also
+nicht selbständige Kapitalsorten, deren Funktionen den Inhalt gleichfalls
+selbständiger und von einander getrennter Geschäftszweige bilden. Sie
+bezeichnen hier nur besondre Funktionsformen des industriellen Kapi
+tals, das sie alle drei nach einander annimmt.
+
+28
+
+5
+
+10
+
+15
+
+20
+
+25
+
+30
+
+35
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal von Statten, solange seine
+verschiednen Phasen ohne Stockung in einander Übergehn. Stockt das
+Kapital in der ersten Phase G - W, so erstarrt das Geldkapital zum
+Schatz; wenn in der Produktionsphase, so liegen die Produktionsmittel
+5 funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der andern
+unbeschäftigt bleibt; wenn in der letzten Phase W ' - G ', so versperren un
+verkäuflich aufgehäufte Waaren den Cirkulationsfluß.
+
+Andrerseits liegt ||33| es in der Natur der Sache, daß der Kreislauf selbst
+die Fixirung des Kapitals, während bestimmter Fristen, in den einzelnen
+10 Kreisabschnitten bedingt. In jeder seiner Phasen ist das industrielle K a
+pital an eine bestimmte F o rm gebunden, als Geldkapital, produktives
+Kapital, Waarenkapital. Nur nachdem es die seiner jedesmaligen F o rm
+entsprechende Funktion vollzogen hat, erhält es die F o rm worin es eine
+neue Verwandlungsphase eingehn kann. Um dies klar zu legen, haben wir
+15 in unserm Beispiel angenommen, daß der Kapitalwerth der im Produk
+tionsstadium erzeugten Waarenmasse gleich sei der Gesammtsumme des
+ursprünglich als Geld vorgeschoßnen Werths, mit andern Worten, daß
+der ganze als Geld vorgeschoßne Kapitalwerth auf einmal aus dem einen
+Stadium in das jedesmal nächstfolgende tritt. Wir haben aber gesehn
+20 (Buch I, K a p. V I ), daß ein Theil des konstanten Kapitals, die eigentli
+chen Arbeitsmittel (z.B. Maschinen) in einer größeren oder geringeren
+Anzahl von Wiederholungen derselben Produktionsprocesse stets von
+Neuem dienen, ihren Werth daher auch nur stückweis an das Produkt
+abgeben. Wie weit dieser Umstand den Kreislaufsproceß des Kapitals
+25 modificirt, wird sich später zeigen. Hier genügt folgendes: In unserm
+Beispiel enthielt der Werth des produktiven Kapitals = 422 £ nur den
+durchschnittlich berechneten Verschleiß der Fabrikgebäude, Maschine
+rie etc., also nur den Werththeil, den sie bei Verwandlung von
+10 600 W Baumwolle in 10 000 U Garn auf letztres übertragen, auf das
+30 Produkt eines wöchentlichen Spinnprocesses von 60 Stunden. In den Pro
+duktionsmitteln in welche sich das vorgeschoßne konstante Kapital von
+372 £ verwandelt, figurirten daher auch die Arbeitsmittel, Gebäude, M a
+schinerie etc. so, als ob sie auf dem Markt gegen wöchentliche Raten
+zahlung nur gemiethet wären. Dies ändert jedoch absolut nichts am Sach-
+35 verhalt. Wir brauchen das in der Woche producirte Garnquantum von
+10 000 U nur mit der Anzahl der, auf eine gewisse Reihe von Jahren
+berechneten Wochen zu multipliciren, damit der ganze Werth der gekauf
+ten und in dieser Zeit aufgebrauchten Arbeitsmittel auf es übertragen
+wird. Es ist dann klar, daß das vorgeschoßne Geldkapital erst in diese
+40 Mittel verwandelt, |/34/ also aus dem ersten Stadium G -W herausgetre
+ten sein muß, bevor es als produktives Kapital P fungiren kann. Ebenso
+
+29
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+klar ist es in unserm Beispiel, daß die dem Garn während des Produk-
+tionsprocesses einverleibte Kapitalwerthsumme von 422 £ nicht als
+Werthbestandtheil der 10 000 U Garn in die Cirkulationsphase W ' - G'
+eingehn kann, ehe es fertig ist. Das Garn kann nicht verkauft werden ehe
+es gesponnen.
+
+5
+
+In der allgemeinen Formel wird das Produkt von P betrachtet als ein
+von den Elementen des produktiven Kapitals verschiednes materielles
+Ding, als ein Gegenstand, der eine vom Produktionsproceß abgesonderte
+Existenz, eine von der der Produktionselemente verschiedne Gebrauchs
+form besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding 10
+auftritt, ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als
+Element in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aus
+saat zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Ge
+treide, hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft,
+den Instrumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es gibt aber selb- 15
+ständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein
+neues gegenständliches Produkt, keine Waare ist. Ökonomisch wichtig
+davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Trans
+portindustrie für Waaren und Menschen, sei sie Übertragung bloß von
+Mittheilungen, Briefen, Telegrammen etc.
+
+20
+
+A. Cuprov6) sagt darüber: „Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro-
+duciren und dann Konsumenten dafür suchen" (sein Produkt, nachdem
+es als fertig aus dem Produktionsproceß ausgestoßen, geht als von dem
+selben getrennte Waare in die Cirkulation über). „Produktion und K o n
+sumtion erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach von einan- 25
+der getrennte Akte. In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte
+schafft, sondern nur Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden
+Akte zusammen; die Dienste (die Ortsveränderung) müssen in demselben
+Augenblick konsumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb
+erstreckt sich der Rayon aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen 30
+können, auf höchstens 50 Werst (53 K m) auf beiden Seiten." |
+
+|35| Das Resultat - ob Menschen oder Waaren transportirt werden - ist
+ihr verändertes örtliches Dasein, z . B. daß das Garn sich jetzt in Indien
+befindet statt in England, wo es producirt worden.
+
+Was aber die Transportindustrie verkauft,
+
+ist die Ortsveränderung 35
+
+selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit
+dem Transportproceß, d.h. dem Produktionsproceß der Transportindu
+strie. Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein
+Reisen, seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte sein Pro-
+
+'') A. Cuprov: Zelèznodoroznoje chozjajstvo. Moskva 1875, p. 75, 76.
+
+40
+
+30
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+duktionsproceß. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Pro-
+duktionsprocesses; er existirt nicht als ein von diesem Proceß verschied-
+nes Gebrauchsding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel
+fungirt, als Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber
+5 bestimmt, wie der jeder andern Waare, durch den Werth der in ihm ver
+(Arbeitskraft und Produktionsmittel)
+brauchten Produktionselemente
+plus dem Mehrwerth, den die Mehrarbeit der in der Transportindustrie
+beschäftigten Arbeiter geschaffen hat. Auch in Beziehung auf seine K o n
+sumtion verhält sich dieser Nutzeffekt ganz wie andre Waaren. Wird er
+10 individuell konsumirt, so verschwindet sein Werth mit der Konsumtion;
+wird er produktiv konsumirt, sodaß er selbst ein Produktionsstadium der
+im Transport befindlichen Waare, so wird sein Werth als Zuschußwerth
+auf die Waare selbst übertragen. Die Formel für die Transportindustrie
+
+wäre also G - W < p^ . .. P - G ', da der Produktionsproceß selbst, nicht ein
+
+15 von ihm trennbares Produkt, gezahlt und konsumirt wird. Sie hat also
+fast genau dieselbe Form wie die für die Produktion der edlen Metalle,
+nur daß G' hier verwandelte Form des während des Produktionsproces-
+ses hervorgebrachten Nutzeffekts, nicht Naturalform des während dieses
+Processes hervorgebrachten und aus ihm abgestoßnen Goldes oder Sil-
+
+20 bers ist.
+
+Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals, wor
+in nicht nur Aneignung von Mehrwerth resp. Mehrprodukt, sondern zu
+gleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher den
+kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schließt das des
+25 Klassengegensatzes von Kapitalisten ||36| und Lohnarbeitern ein. Im M aß
+wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik
+und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprocesses umgewälzt, und
+damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft. Die andern
+Arten von Kapital, die vor ihm inmitten vergangner oder untergehender
+30 gesellschaftlicher Produktionszustände erschienen, werden ihm nicht nur
+untergeordnet und im Mechanismus ihrer Funktionen ihm entsprechend
+verändert, sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage, leben
+und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geld
+kapital und Waarenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger
+
+35 eigner Geschäftszweige neben dem industriellen Kapital auftreten, sind
+nur noch durch die gesellschaftliche Theilung der Arbeit verselbständigte
+und einseitig ausgebildete Existenzweisen der verschiednen Funktions
+formen, die das industrielle Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre
+bald annimmt, bald abstreift.
+
+31
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+Der Kreislauf G . .. G' verschlingt sich einerseits mit der allgemeinen
+Waarencirkulation, geht aus ihr hervor und in sie ein, und bildet einen
+Theil von ihr. Andrerseits bildet er eine eigne selbständige Bewegung des
+Kapitalwerths für den individuellen Kapitalisten; eine Bewegung, die
+theils innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation vorgeht, theils außer- 5
+halb derselben, die aber stets ihren selbständigen Charakter bewahrt.
+Erstens dadurch, daß ihre beiden in der Cirkulationssphäre vorgehenden
+Phasen G -W und W ' - G' als Phasen der Kapitalbewegung funktionell
+bestimmte Charaktere besitzen; in G -W ist W stofflich bestimmt als Ar
+beitskraft und Produktionsmittel; in W ' - G' wird der Kapitalwerth re- 10
+alisirt plus dem Mehrwerth. Zweitens umschließt P, der Produktions
+proceß, die produktive Konsumtion. Drittens macht die Rückkehr des
+Geldes zu ihrem Ausgangspunkt die Bewegung G . .. G' zu einer sich in
+sich selbst abschließenden Kreislaufsbewegung.
+
+Einerseits bildet also
+
+jedes
+
+individuelle Kapital
+
+in seinen beiden 15
+
+Cirkulationshälften G -W und W ' - G' ein Agens der allgemeinen
+Waarencirkulation, worin es entweder als Geld oder als Waare fungirt
+oder verkettet ||37| ist, und so selbst ein Glied bildet in der allgemeinen
+Metamorphosenreihe der Waarenwelt. Andrerseits beschreibt es inner
+halb der allgemeinen Circulation seinen eignen selbständigen Kreislauf, 20
+worin die Produktionssphäre ein Durchgangsstadium bildet, und worin
+es zu seinem Ausgangspunkt in derselben F o rm zurückkehrt, in der es
+ihn verließ. Innerhalb seines eignen Kreislaufs, der seine reale Meta
+morphose im Produktionsproceß einschließt, verändert es zugleich seine
+Werthgröße. Es kehrt zurück, nicht nur als Geldwerth, sondern als ver- 25
+größerter, gewachsener Geldwerth.
+
+Betrachten wir schließlich G -W . .. P . .. W ' - G' als specielle Form des
+Kreislaufsprocesses des Kapitals neben den andern, später zu untersu
+chenden Formen, so zeichnet es sich durch Folgendes aus.
+
+1) Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das industrielle K a- 30
+
+pital in seiner Geldform, als Geldkapital, den Ausgangspunkt und den
+Rückkehrpunkt seines Gesammtprocesses bildet. Die Formel selbst
+drückt aus, daß das Geld hier nicht als Geld verausgabt, sondern nur
+vorgeschossen wird, also nur Geldform des Kapitals, Geldkapital ist. Sie
+drückt ferner aus, daß der Tauschwerth, nicht der Gebrauchswerth, der 35
+bestimmende Selbstzweck der Bewegung ist. Eben weil die Geldgestalt
+ist,
+des Werths seine selbständige, handgreifliche Erscheinungsform
+drückt die Cirkulationsform G . .. G ', deren Ausgangspunkt und Schluß
+punkt wirkliches Geld, das Geldmachen, das treibende Motiv der kapi
+talistischen Produktion, am handgreiflichsten aus. Der Produktionspro- 40
+ceß erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als nothwendiges Übel
+
+32
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+zum Behuf des Geldmachens. Alle Nationen kapitalistischer Produk
+tionsweise werden daher periodisch vom Schwindel ergriffen, worin sie
+ohne Vermittlung des Produktionsprocesses das Geldmachen vollziehen
+wollen.
+
+5
+
+2) D as Produktionsstadium, die Funktion von P, bildet in diesem
+Kreislauf die Unterbrechung der zwei Phasen der Cirkulation und
+figurirt eben daher nur als Vermittlung der Circulation G -W . .. W ' - G ',
+die wieder nur Vermittlung der einfachen Cirkulation G - W - G '. Der Pro-
+duktionsproceß erscheint, in der F o rm des Kreislaufsprocesses selbst,
+10 formell und ausdrücklich als das, was er in der kapitalistischen Produk
+
+tionsweise ist, als bloßes Mittel zur Verwerthung des vorgeschoßnen ||38|
+Werths, also die Bereicherung als solche, als Selbstzweck der Produktion.
+3) Weil die Reihenfolge der Phasen durch G -W eröffnet wird, ist das
+zweite Glied der Cirkulation W ' - G '; also Ausgangspunkt G, das zu
+15 verwerthende Geldkapital, Schlußpunkt G ', das verwerthete Geld
+kapital G + g, worin G als realisirtes Kapital neben seinem Sprössling g
+figurirt. Dies unterscheidet den Kreislauf G von den beiden andern
+Kreisläufen P und W', und zwar in doppelter Weise. Einerseits durch die
+Geldform der beiden Extreme; Geld ist aber die selbständige, handgreif-
+20 liehe Existenzform des Werths, der Werth des Produkts in seiner selbstän
+digen Werthform, worin alle Spur des Gebrauchswerths der Waaren
+ausgelöscht ist. Andrerseits wird die F o rm P . .. P nicht nothwendig zu
+P . .. P'(P + p), und in der F o rm W' . .. W' ist überhaupt keine Werth
+differenz zwischen beiden Extremen sichtbar. - Der Formel G . .. G' ist es
+25 also charakteristisch, einerseits, daß der Kapitalwerth den Ausgangs
+punkt und der verwerthete Kapitalwerth den Rückkehrpunkt bildet, so-
+daß der Vorschuß des Kapitalwerths als Mittel, der verwerthete Kapital
+werth als Zweck der ganzen Operation erscheint; andrerseits, daß dies
+Verhältniß in Geldform ausgedrückt ist, der selbständigen Werthform,
+30 daher das Geldkapital als Geld heckendes Geld. Die Erzeugung von
+Mehrwerth durch den Werth ist nicht nur als Alpha und Omega des
+Processes ausgedrückt sondern ausdrücklich in der blinkenden Geldform.
+4) Da G ', das realisirte Geldkapital als Resultat von W ' - G ', der er
+gänzenden und abschließenden Phase von G - W, sich absolut in dersel-
+35 ben F o rm befindet, worin es seinen ersten Kreislauf eröffnet hat, kann es,
+sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder eröffnen
+als vergrößertes (akkumulirtes) Geldkapital: G' = G + g; und es ist we
+nigstens nicht in der F o rm von G . .. G' ausgedrückt, daß bei Wieder
+holung des Kreislaufs die Cirkulation von g sich von der von G trennt. In
+40 seiner einmaligen Gestalt betrachtet, formell, ||39| drückt der Kreislauf
+des Geldkapitals daher nur den Verwerthungs- und Akkumulationspro-
+
+33
+
+ceß aus. Die Konsumtion ist darin nur als produktive Konsumtion aus
+gedrückt durch
+
+nur diese ist eingeschlossen in diesen Kreislauf des individuellen Kapitals.
+G -A ist A -G oder W -G von Seiten des Arbeiters; also die erste Phase
+der Cirkulation, die seine individuelle Konsumtion vermittelt: A - G -W
+(Lebensmittel). Die zweite Phase G -W fallt nicht mehr in den Kreislauf
+des individuellen Kapitals; aber sie ist durch ihn eingeleitet von ihm vor
+ausgesetzt, da der Arbeiter, um sich stets als exploitirbarer Stoff des
+Kapitalisten auf dem Markt zu befinden, vor allen Dingen leben, also
+sich durch individuelle Konsumtion erhalten muß. Aber diese Konsum
+tion selbst ist hier nur vorausgesetzt als Bedingung der produktiven K o n
+sumtion der Arbeitskraft durch das Kapital, also auch nur soweit sich
+der Arbeiter durch seine individuelle Konsumtion als Arbeitskraft erhält
+und reproducirt. Die Pm, die eigentlichen Waaren aber, die in den Kreis
+lauf eingehn, bilden nur Speisematerial der produktiven Konsumtion.
+individuelle Konsumtion des Arbeiters,
+Der Akt G -A vermittelt die
+Verwandlung der Lebensmittel in sein Fleisch und Blut. Allerdings muß
+auch der Kapitalist da sein, also auch leben und konsumiren um als
+Kapitalist zu fungiren. Dazu brauchte er in der That nur als Arbeiter zu
+konsumiren, und mehr ist daher in dieser F o rm des Cirkulationsproces-
+ses nicht vorausgesetzt. Formell ausgedrückt ist selbst das nicht, da die
+Formel schließt mit G ', also einem Resultat, das sofort wieder als ver
+größertes Geldkapital fungiren kann.
+
+In W ' - G' ist der Verkauf von W' direkt enthalten; aber W ' - G ', Ver
+kauf, von der einen Seite ist G - W, Kauf, von der andern, und die
+Waare ||40| wird endgültig nur ihres Gebrauchswerths wegen gekauft, um
+(von Zwischenverkäufen abgesehen) in den Konsumtionsproceß einzu-
+gehn, sei dieser nun individuell oder produktiv, je nach der Natur des
+gekauften Artikels. Aber diese Konsumtion geht nicht ein in den Kreis
+lauf des individuellen Kapitals, dessen Produkt W' ist; dies Produkt wird
+eben in dieser Form, als zu verkaufende Waare, aus dem Kreislauf abge
+stoßen. Das W' ist ausdrücklich bestimmt zu fremder Konsumtion. Wir
+finden daher bei Dollmetschern des Merkantilsystems (dem die Formel
+G -W . .. P . .. W ' - G' zu Grunde liegt) sehr weitläufige Predigten darüber,
+daß der einzelne Kapitalist nur als Arbeiter konsumiren muß, wie die
+Kapitalistennation den andern dümmern Nationen das Verzehren ihrer
+Waaren und überhaupt den Konsumtionsproceß überlassen, dagegen die
+produktive Konsumtion zu ihrer Lebensaufgabe machen muß. Diese Pre
+digten erinnern oft der Form und dem Inhalt nach an analoge ascetische
+Ermahnungen der Kirchenväter.
+
+5
+
+10
+
+15
+
+20
+
+25
+
+30
+
+35
+
+40
+
+34
+
+Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 38
+
+Erstes Kapitel - Kreislauf des Geldkapitals
+
+Der Kreislaufsproceß des Kapitals ist also Einheit von Cirkulation und
+Produktion, schließt beide ein. Sofern die beiden Phasen G - W, W ' - G'
+Cirkulationsvorgänge, bildet die Cirkulation des Kapitals Theil der
+funktionell bestimmte Ab-
+allgemeinen Waarencirkulation. Aber als
+5 schnitte, Stadien im Kreislauf des Kapitals, der nicht nur der Cirkula-
+tionssphäre sondern auch der Produktionssphäre angehört, vollzieht das
+Kapital
+innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation seinen eignen
+Kreislauf. Die allgemeine Waarencirkulation dient ihm im ersten Stadi
+um dazu, die Gestalt anzunehmen worin es als produktives Kapital fun-
+10 giren kann; im zweiten, die Waarenform abzustossen worin es seinen
+Kreislauf nicht erneuern kann; und zugleich ihm die Möglichkeit zu er
+öffnen, seinen eignen Kapitalkreislauf zu trennen von der Cirkulation des
+ihm angewachsenen Mehr||41|werths.
+
+Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum schla-
+15 gendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des in
+dustriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv Verwerthung des
+Werths, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dar
+gestellt wird (kaufen um theurer zu verkaufen). Dadurch daß die erste
+Phase G -W ist tritt auch hervor die Herkunft der Bestandtheile des pro-
+20 duktiven Kapitals aus dem Waarenmarkt, wie überhaupt die Bedingtheit
+des kapitalistischen Produktionsprocesses durch die Cirkulation, den
+Handel. Er ist meist nur Waarenproduktion, er kommt selbst nur durch
+die Cirkulation zu Stande, er setzt sie voraus. Es liegt dies schon darin,
+daß die der Cirkulation angehörige Form G als erste und reine F o rm des
+in den beiden andern
+
+25 vorgeschossenen Kapitalwerths erscheint, was
+
+Kreislaufsformen nicht der Fall.
+
+Der Kreislauf des Geldkapitals bleibt insofern stets der allgemeine
+Ausdruck des industriellen Kapitals, als er stets Verwerthung des vorge-
+schossnen Werths einschließt. In P . .. P tritt der Geldausdruck des K a-
+
+30 pitals nur als Preis der Produktionselemente hervor, also nur als in R e
+chengeld ausgedrückter Werth und wird in dieser F o rm festgehalten in
+der Buchhaltung.
+
+Besondre Form des Kreislaufs des
+
+industriellen Kapitals wird
+G . .. G' soweit neu auftretendes Kapital zuerst als Geld vorgeschossen
+
+35 und in derselben F o rm zurückgezogen wird, sei es beim Uebertritt aus
+einem Geschäftszweig in den andern, sei es beim Rücktritt des industri
+ellen Kapitals aus dem Geschäft. Es schließt dies ein die Kapitalfunktion
+des zuerst in Geldform vorgeschossenen Mehrwerths, und tritt am schla
+gendsten hervor, wenn dieser in einem anderen Geschäft fungirt als dem
+
+40 woraus er herkommt. G . .. G' kann erster Kreislauf eines Kapitals sein;
+
+37
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+es kann letzter sein; es ||42| kann als F o rm des gesellschaftlichen Ge-
+sammtkapitals gelten; es ist die F o rm von Kapital das neu angelegt
+wird, sei es als in Geldform neu akkumulirtes Kapital, sei es als altes
+Kapital, das ganz in Geld verwandelt wird zur Uebertragung aus einem
+Produktionszweig in den andern.
+
+5
+
+Als stets in allen Kreisläufen einbegriffne Form vollzieht das Geld
+kapital diesen Kreislauf gerade für den Theil des Kapitals, der den Mehr
+werth erzeugt, das variable Kapital. Die normale Form des Vorschusses
+des Arbeitslohns ist Zahlung in Geld; dieser Proceß muß in kürzeren
+Terminen stets erneuert werden, weil der Arbeiter von der Hand in 10
+den Mund lebt. Dem Arbeiter muß der Kapitalist daher beständig als
+Geldkapitalist und sein Kapital als Geldkapital gegenübertreten. Es kann
+hier nicht, wie beim K a uf der Produktionsmittel und Verkauf der pro-
+ducirten Waaren, direkte oder indirekte Ausgleichung stattfinden (sodaß
+die größere Masse des Geldkapitals thatsächlich nur
+Waaren, das Geld nur in der Form des Rechengelds, und schließlich baar
+nur für Ausgleichung der Bilanzen figurirt). Andrerseits wird ein Theil
+des aus dem variablen Kapital entspringenden Mehrwerths vom Kapi
+talisten verausgabt für seine Privatkonsumtion, die dem Kleinhandel an
+gehört und, auf welchen Umwegen immer, baar, in der Geldform des 20
+Mehrwerths verausgabt wird. Wie groß oder klein dieser Theil des Mehr
+werths sei, ändert nichts an der Sache. Fortwährend erscheint von neuem
+das variable Kapital als im Arbeitslohn angelegtes Geldkapital ( G - A)
+und g als Mehrwerth der zur Bestreitung der Privatbedürfnisse des K a
+pitalisten verausgabt wird. Also G als vorgeschossner variabler Kapital- 25
+werth und g als sein Zuwachs, beide in Geldform nothwendig festgehal
+ten, um in solcher verausgabt zu werden.
+
+in F o rm von 15
+
+Die Formel G -W . .. P . .. W ' - G' mit dem Resultat ||43| G' = G + g,
+schließt in ihrer Form eine Täuschung ein, trägt einen illusorischen Cha
+rakter, der aus dem Dasein des vorgeschossnen und verwertheten Werths 30
+in seiner Aequivalentform, dem Geld, entspringt. Der Accent liegt nicht
+auf Verwerthung des Werths, sondern auf der Geldform dieses Processes,
+darauf, daß mehr Werth in Geldform schließlich aus der Cirkulation
+gezogen wird, als ihr ursprünglich vorgeschossen ward, also auf Vermeh
+rung der dem Kapitalisten gehörigen Gold- oder Silbermasse. Das so- 35
+genannte Monetärsystem
+begriffslosen
+Form G - W - G ', einer Bewegung die ausschließlich in der Cirkulation
+verläuft und daher die beiden Akte: 1) G - W, 2) W ' - G' nur dadurch
+erklären kann, daß W im zweiten Akt über seinen Werth verkauft wird,
+daher mehr Geld der Cirkulation entzieht, als durch seinen K a uf in sie 40
+hineingeworfen ward. Dagegen G -W . .. P . .. W ' - G ', als ausschließliche
+
+bloß Ausdruck
+
+der
+
+ist
+
+38
+
+Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
+
+Form fixirt, liegt dem entwickelteren Merkantilsystem zu Grund, wo
+nicht nur Waarencirkulation, sondern auch Waarenproduktion als noth-
+wendiges Element erscheint.
+
+5
+
+Der illusorische Charakter von G -W . .. P . .. W ' - G ', und die ihr ent
+sprechende illusorische Deutung ist da, sobald diese Form als einmalige
+fixirt wird, nicht als fließende, beständig sich erneuernde, sobald sie da
+her nicht als eine der Formen des Kreislaufs, sondern als seine aus
+schließliche gilt. Sie weist aber selbst auf andre Formen hin.
+
+Erstens setzt dieser ganze Kreislauf den kapitalistischen Charakter des
+
+10
+
+Produktionsprocesses selbst voraus, und als Basis daher diesen Produk-
+
+tionsproceß nebst dem specifischen, durch ihn bedingten Gesellschafts
+
+zustand. G -W = G - W < p ^n; aber G -A unterstellt den Lohnarbeiter und
+
+daher die Produktionsmittel als Theil des ||44| produktiven Kapitals, da
+her den Arbeits- und Verwerthungsproceß, den Produktionsproceß schon
+als Funktion des Kapitals.
+
+15
+
+Zweitens: wird G
+
+. .. G' wiederholt, so erscheint die Rückkehr zur
+Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten Stadium
+G -W verschwindet um P Platz zu machen. Der beständige Wiedervor
+schuß in Geld, ebensosehr wie seine beständige Rückkehr als Geld, er
+scheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende Momente.
+
+20
+
+Drittens:
+
+G -W . .. P . .. W ' - G '. G -W . .. P . .. W ' - G '. G -W . .. P . .. etc.
+
+25
+
+30
+
+35
+
+ist, und alle
+
+. .. W ' - G '. G -W
+
+Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint der
+. .. P bevor der zweite Kreislauf von G
+so unter der
+
+Kreislauf P
+vollendet
+Form P . .. W ' - G '. G -W . .. P betrachtet werden, sodaß G -W als erste
+Phase des ersten Kreislaufs nur die verschwindende Vorbereitung des sich
+stets wiederholenden Kreislaufs des produktiven Kapitals bildet, wie dies
+in der That der Fall bei zum ersten Mal in der Form von Geldkapital
+angelegtem industriellem Kapital.
+
+ferneren Kreisläufe können
+
+Andrerseits bevor der zweite Kreislauf von P vollendet, ist der erste
+
+Kreislauf W ' - G '. G -W . .. P . .. W' (abgekürzt W ' . .. W) beschrieben, der
+Kreislauf des Waarenkapitals. So enthält die erste Form schon die beiden
+andren und es verschwindet so die Geldform, soweit sie nicht bloßer
+Werthausdruck, sondern Werthausdruck
+in
+Geld.
+
+in der Aequivalentform,
+
+Endlich: Nehmen wir ein neu auftretendes einzelnes Kapital, welches
+
+zum ersten Mal den Kreislauf G -W . .. P . .. W ' - G' beschreibt, so ist
+
+39
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+G -W die Vorbereitungsphase, der Vorläufer des ersten Produktions-
+processes den dies einzelne Kapital durchmacht. Diese Phase G -W ist
+daher nicht vorausgesetzt, sondern wird vielmehr durch den Produk-
+tionsproceß gesetzt oder bedingt. ||45| Aber dies gilt nur für dies einzelne
+Kapital. Allgemeine F o rm des Kreislaufs des industriellen Kapitals ist
+der Kreislauf des Geldkapitals, soweit die kapitalistische Produktions
+weise vorausgesetzt ist, innerhalb eines durch die kapitalistische Produk
+tion bestimmten Gesellschaftszustandes. Der kapitalistische Produktions-
+proceß ist daher als ein prius vorausgesetzt, wenn nicht in dem ersten
+Kreislauf des Geldkapitals eines neu angelegten industriellen Kapitals, so
+außerhalb desselben; das beständige Dasein dieses Produktionsprocesses
+unterstellt den beständig erneuerten Kreislauf von P . .. P. Innerhalb des
+
+ersten Stadiums G - W < p^ tritt diese Voraussetzung selbst schon auf
+
+indem sie einerseits das Dasein der Lohnarbeiterklasse voraussetzt; in
+dem andrerseits das, was erstes Stadium G -W für den Käufer der Pro
+duktionsmittel, W ' - G' für ihren Verkäufer ist, also in W' das Waaren
+kapital, somit die Waare selbst als Resultat der kapitalistischen Produk
+tion, und damit die Funktion des produktiven Kapitals voraussetzt. |
+
+5
+
+10
+
+15
+
+|46a| ZWEITES KAPITEL.
+
+K r e i s l a uf d es p r o d u k t i v en K a p i t a l s.
+
+20
+
+P
+
+. .. W ' - G ' -W
+
+. .. P.
+
+Der Kreislauf des produktiven Kapitals bedeutet die periodisch erneuerte
+Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen
+Produktionsproceß als Reproduktionsproceß mit Bezug auf die Verwer
+thung; nicht nur Produktion sondern periodische Reproduktion von
+Mehrwerth; die Funktion des in seiner produktiven F o rm befindlichen
+industriellen Kapitals, nicht als einmalige, sondern periodisch wiederhol
+te Funktion, sodaß der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst
+gegeben ist. Ein Theil von W' kann unmittelbar (in gewissen Fällen, An
+lagezweigen des industriellen Kapitals) wieder als Produktionsmittel in
+denselben Arbeitsproceß eingehn, aus dem er als Waare herauskam; da
+durch wird nur die Verwandlung seines Werths in wirkliches Geld oder
+Geldzeichen erspart, oder sie erhält nur selbständigen Ausdruck als R e
+chengeld. Dieser Werththeil geht nicht in die Cirkulation ein. Es gehn so
+Werthe in den Produktionsproceß ein, die nicht in den Cirkulationspro-
+
+25
+
+30
+
+35
+
+40
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+ceß eingehn. Dasselbe gilt von dem Theil von W den der Kapitalist als
+Theil des Mehrprodukts in natura verzehrt. Dies ist jedoch für die kapi
+talistische Produktion unbedeutend; es kommt höchstens bei der Agri
+kultur in Betracht.
+
+5
+
+Zweierlei springt sofort bei dieser Form in die Augen.
+Erstens. Während in der ersten F o rm G . .. G' der Produktionsproceß,
+die Funktion von P, die Cirkulation des Geldkapitals unterbricht und
+nur als Vermittler zwischen ||47| seinen beiden Phasen G -W und W ' - G'
+erscheint, bildet hier der gesammte Cirkulationsproceß des industriellen
+10 Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Cirkulationsphase, nur
+eine Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen dem pro
+duktiven Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet und als
+letztes ihn in derselben Form, also in der Form seines Wiederbeginns
+schließt. Die eigentliche Cirkulation erscheint nur als Vermittlung der
+15 periodisch erneuerten und durch die Erneurung kontinuirlichen Repro
+
+duktion.
+
+Zweitens. Die gesammte Cirkulation stellt sich dar in der entgegenge
+setzten Form von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals besitzt. Sie
+war dort: G - W -G ( G - W. W - G) abgesehn von der Werthbestimmung;
+20 sie ist hier, wieder abgesehn von der Werthbestimmung, W - G -W ( W - G.
+
+G - W) also die F o rm der einfachen Waarencirkulation.
+
+1 ) Einfache Reproduktion.
+
+Betrachten wir also zunächst den zwischen den Extremen P . .. P in der
+Circulationssphäre verlaufenden Proceß W ' - G ' - W.
+
+25
+
+Der Ausgangspunkt dieser Cirkulation
+
+ist das Waarenkapital:
+W' = W + w = P + w. Die Funktion des Waarenkapitals W ' - G' (die Re-
+alisirung des in ihm enthaltenen Kapitalwerths = P, der jetzt als Waa-
+renbestandtheil W existirt, wie des in ihm enthaltnen Mehrwerths, der als
+Bestandtheil derselben Waarenmasse mit dem Werth w existirt) wurde in
+30 der ersten Form des Kreislaufs betrachtet. Aber dort bildete sie die zweite
+Phase der unterbrochenen Cirkulation und die Abschlußphase des gan
+zen Kreislaufs. Hier bildet sie die zweite Phase des Kreislaufs, aber die
+erste Phase der Cirkulation. Der erste Kreislauf endet mit G' und da G'
+ebensowohl wie das ursprüngliche G von neuem als Geldkapital den
+35 zweiten Kreislauf eröffnen kann, war es zu||48|nächst nicht nöthig weiter
+zuzusehn ob die in G' enthaltenen G und g (der Mehrwerth) ihre Bahn
+mit einander fortsetzen, oder ob sie verschiedene Bahnen beschreiben.
+Dies wäre nur nöthig geworden, hätten wir den ersten Kreislauf in seiner
+
+41
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+Erneurung weiter verfolgt. Dieser Punkt muß aber im Kreislauf des pro
+duktiven Kapitals entschieden werden, da die Bestimmung schon seines
+ersten Kreislaufs davon abhängt, und weil W ' - G' in ihm als erste Cir-
+kulationsphase erscheint, welche durch G -W zu ergänzen ist. Es hängt
+von dieser Entscheidung ab, ob die Formel einfache Reproduktion oder
+Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter darstellt. Je nach ihrer Ent
+scheidung also ändert sich der Charakter des Kreislaufs.
+
+Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven
+Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und
+K a uf und Verkauf der Waaren zu ihrem Werth vorausgesetzt sind. Der
+ganze Mehrwerth geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsum
+tion des Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Waarenkapi-
+tals W' in Geld stattgefunden, cirkulirt der Theil der Geldsumme, der den
+Kapitalwerth darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der
+andre, der vergoldeter Mehrwerth ist, geht ein in die allgemeine Waaren
+cirkulation, ist vom Kapitalisten ausgehende Geldcirkulation, geht aber
+vor außerhalb der Cirkulation seines individuellen Kapitals.
+
+In
+
+hatten wir
+
+unserm Beispiel
+
+ein Waarenkapital W'
+
+von
+10 000 U Garn zum Werth von 500 £; 422 £ davon sind der Werth des
+produktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 U Garn die von
+W' begonnene Kapitalcirkulation fort, während der Mehr||49|werth von
+78 £, Geldform von 1560 H Garn, dem überschüssigen Theil des Waaren
+produkts, aus dieser Cirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn in
+nerhalb der allgemeinen Waarencirkulation beschreibt.
+
+für die
+
+G -W ist eine Reihe von Käufen vermittelst des Geldes, das der Kapi
+talist, sei es in eigentlichen Waaren, sei es in Diensten für seine werthe
+Person, resp. Familie verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert, finden zu
+verschiedenen Terminen statt. Das Geld existirt also zeitweis in der Form
+eines
+laufende Konsumtion bestimmten Geldvorraths oder
+Schatzes, da in seiner Cirkulation unterbrochnes Geld sich in Schatz
+form befindet. Seine Funktion als Cirkulationsmittel, das auch seine
+vorübergehende F o rm als Schatz einbegreift, geht nicht in die Cirkula
+tion des Kapitals in seiner Geldform G ein. Sie geht aus dem Kreislauf
+eines individuellen Kapitals hervor, geht aber nicht wieder in ihn ein. Das
+Geld wird nicht vorgeschossen sondern verausgabt.
+
+42
+
+5
+
+10
+
+15
+
+20
+
+25
+
+30
+
+35
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+Wir haben vorausgesetzt, daß das vorgeschossene Gesammtkapital
+stets ganz aus einer seiner Phasen in die andre übergeht, so auch hier, daß
+das Waarenprodukt von P den Gesammtwerth des produktiven Kapitals
+P = 422 £ + dem während des Produktionsprocesses geschaffnen Mehr-
+5 werth = 78 £ trägt. In unserm Beispiel, wo wir es mit einem diskreten
+Waarenprodukt zu thun haben, existirt der Mehrwerth in der F o rm von
+1560 té Garn; ganz wie er auf 1 té Garn berechnet in der F o rm von
+2 , 4 9 6 U n z en Garn existirt. Wäre dagegen das Waarenprodukt z . B. eine
+Maschine von 500 £ und von derselben Werth || 50 Zusammensetzung, so
+10 wäre zwar ein Werththeil dieser Maschine = 78 £ Mehrwerth, aber diese
+78 £ existirten nur in der Gesammtmaschine, sie ist nicht in Kapitalwerth
+und Mehrwerth theilbar; ohne sie selbst in Stücke zu zerschlagen und so
+mit ihrem Gebrauchswerth auch ihren Werth zu vernichten. Die beiden
+Werthbestandtheile können also nur ideell in Bestandtheilen des Waaren-
+selbständiges Element der
+Waare W', wie jedes Pfund Garn als trennbares, selbständiges Waaren-
+Im ersten Fall muß die Gesammtwaare, das
+element der 10 000 té.
+Waarenkapital, ganz verkauft sein, bevor g seine besondre Cirkulation
+eingehen kann. Dagegen wenn der Kapitalist 8440 té Garn verkauft, wür-
+20 de der Verkauf der weiteren 1560 té eine vollständig getrennte Cirkula
+tion des Mehrwerths in der F o rm w (1560 té G a r n ) -g (78 £) = w (Kon
+sumtionsartikel) darstellen. Die Werthelemente jedes einzelnen Quotums
+des Garnprodukts von 10 000 té sind aber in Theilen des Produkts eben
+so darstellbar wie im Gesammtprodukt. Wie dieses, 10 000 té Garn, sich
+25 eintheilen läßt in konstanten Kapitalwerth (c) 7440 té Garn zum Werth
+von 372 £, variablen Kapitalwerth (v) von 1000 té Garn zu 50 £ und
+Mehrwerth (m) von 1560 té Garn zu 78 £, so jedes Pfund Garn in
+c = 11,904 Unzen zum Werth von 8,928 d., v = 1,600 Unze Garn zum
+Werth von 1,200 d., m = 2,496 Unzen Garn zum Werth von 1,872 d. Der
+
+15 körpers dargestellt werden, nicht als
+
+30 Kapitalist könnte also auch bei successivem Verkauf der 10 000 té die in
+den successiven Portionen enthaltenen Mehrwerthselemente successive
+verzehren, und dadurch ebenso successive die Summe von c + v realisi-
+ren. Aber diese Operation unterstellt schließlich ebenfalls, daß die ganzen
+10 000 té verkauft, daß also auch durch Verkauf von 8440 té der Werth
+
+35 von c und v ersetzt wird. (Buch I, K a p. V I I, 2.)
+
+Wie dem aber auch sei, durch W ' - G' erhalten sowohl der in W' ent
+haltene Kapitalwerth wie der Mehrwerth eine trennbare ||51| Existenz, die
+Existenz verschiedner Geldsummen; in beiden Fällen ist G sowohl wie g,
+wirklich verwandelte F o rm des Werths, der ursprünglich in W' nur als
+
+40 Preis der Waare eignen, nur ideellen Ausdruck besitzt.
+
+43
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+w - g -w
+
+ist einfache Waarencirkulation, deren erste Phase w -g
+
+in
+der Cirkulation des Waarenkapitals W ' - G' einbegriffen ist, also in den
+Kreislauf des Kapitals; deren ergänzende Phase w -g dagegen ausser
+halb dieses Kreislaufs fällt, als davon getrennter Vorgang der allgemeinen
+Waarencirkulation. Die Cirkulation von W und w, von Kapitalwerth und
+Mehrwerth spaltet sich nach der Verwandlung von W' in G '. //52/ Es
+folgt daher:
+
+5
+
+Erstens: Indem durch W ' - G' = W ' - (G + g) das Waarenkapital realisirt
+wird, wird die in W ' - G' noch gemeinsame und von derselben Waaren
+masse getragne Bewegung von Kapitalwerth und Mehrwerth spaltbar, 10
+indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen.
+
+Zweitens: Findet diese Spaltung statt, indem g als Revenue des Kapi
+talisten verausgabt wird, während G als funktionelle Form des Kapital
+werths seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt - so ist der
+erste Akt W ' - G ', im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G -W 15
+und g-w, darstellbar als die zwei verschiednen Cirkulationen: W - G -W
+und w - g - w; beides, der allgemeinen Form nach, der gewöhnlichen
+Waarencirkulation angehörige Reihen.
+
+Uebrigens werden in der Praxis bei kontinuirlichen Waarenkörpern,
+die sich nicht theilen lassen, die Werthbestandtheile ideell für sich isolirt. 20
+Z . B. im Londoner Baugeschäft, das größtentheils auf Kredit betrieben
+wird, erhält der Bauunternehmer Vorschüsse je nachdem der Bau des
+Hauses sich in verschiedenen Stadien befindet. Keins dieser Stadien ist
+ein Haus, sondern nur ein wirklich existirender Bestandtheil eines wer
+denden künftigen Hauses; also trotz seiner Wirklichkeit nur ideeller 25
+Bruchtheil des ganzen Hauses; aber dennoch wirklich genug um als Si
+cherheit für zusätzlichen Vorschuß zu dienen. (Siehe hierüber unten
+S.
+
+)|
+
+|53| Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Be
+wegung von Kapitalwerth und Mehrwerth nur theilweise (sodaß ein Theil 30
+des Mehrwerths nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so
+geht im Kapitalwerth selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines
+Kreislaufs, vor Vollendung desselben. In unsrem Beispiel war der Werth
+des produktiven Kapitals gleich 4 2 2 £. Setzt es also G -W fort, z . B. als
+480 £ oder als 500 £, so durchmißt es die letzteren Stadien des Kreislaufs 35
+als ein um 58 £ oder 78 £ größerer Werth denn der anfängliche war. Es
+kann dies zugleich verbunden sein mit Aenderung seiner Werthkonsti
+tution.
+
+W ' - G ', das zweite Stadium der Cirkulation und das abschließende Sta
+dium des Kreislaufs I (G . .. G ' ), ist in unsrem Kreislauf zweites Stadium 40
+desselben und erstes der Waarencirkulation. Soweit die Cirkulation in
+
+44
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+Betracht kommt, muß es also ergänzt werden durch G ' - W. Aber
+W ' - G' hat nicht nur den Verwerthungsproceß (hier die Funktion von P,
+das erste Stadium) bereits hinter sich, sondern sein Resultat, das Waaren-
+produkt W' ist bereits realisirt. Der Verwerthungsproceß des Kapitals,
+
+5 sowie die Realisirung des Waarenprodukts, worin sich der verwerthete
+
+Kapitalwerth darstellt, ist also beendet mit W ' - G '.
+
+Wir haben also einfache Reproduktion vorausgesetzt, d.h. daß g -w
+sich ganz trennt von G - W. Da beide Cirkulationen w - g -w ebenso wie
+W - G -W der allgemeinen F o rm nach der Waarencirkulation angehören
+
+10 (und daher auch keine Werthdifferenzen zwischen den Extremen zeigen),
+so ist es leicht, wie die Vulgärökonomie es thut, erstens den kapitalisti
+schen Produktionsproceß aufzufassen als bloße Produktion von Waaren,
+Gebrauchswerthen zur Konsumtion irgend einer Art bestimmt, die der
+Kapitalist nur producirt um sie durch Waaren von andrem Gebrauchs-
+
+15 werth zu ersetzen, oder sie damit umzutauschen, wie es in der Vulgär
+
+ökonomie fälschlich heißt.
+
+W' tritt von vornherein als Waarenkapital auf, und der Zweck des
+ganzen Processes, die Bereicherung (Verwerthung) schließt eine mit der
+Größe des Mehrwerths (also auch des Kapitals) wachsende Konsumtion
+
+20 des Kapitalisten keineswegs aus sondern erst recht ein.
+
+In der Cirkulation der Revenue des Kapitalisten dient in der That die
+producirte Waare w (oder der ihr ideell entsprechende Bruchtheil des
+Waarenprodukts W ') nur dazu, sie zuerst in Geld, und aus Geld in eine
+Reihe andrer, der Privatkonsumtion dienender Waaren ||54| umzusetzen.
+
+25 Aber der kleine Umstand ist hierbei nicht zu übersehn, daß w Waaren-
+werth ist, der dem Kapitalisten nichts gekostet hat, Verkörperung von
+Mehrarbeit, daher es ursprünglich als Bestandtheil des Waarenkapi
+tals W' auf die Bühne tritt. Dies w selbst ist also schon seiner Existenz
+nach gebunden an den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths und
+30 kommt dieser ins Stocken, oder wird sonst wie gestört, so beschränkt sich
+nicht nur die Konsumtion von w, oder hört ganz auf, sondern damit
+zugleich der Absatz für die Waarenreihe, welche den Ersatz für w bilden.
+Dasselbe ist der Fall wenn W ' - G' mißlingt oder nur ein Theil von W'
+verkäuflich ist.
+
+35 Wir sahen, daß w - g - w, als Cirkulation der Revenue des Kapitali
+sten nur in die Kapitalcirkulation eingeht, solange w Werththeil von W',
+dem Kapital in seiner Funktionsform von Waarenkapital ist; aber sobald
+verselbständigt durch g - w, also in der ganzen F o rm w - g - w, geht sie
+nicht in die Bewegung des vom Kapitalisten vorgeschossnen Kapitals ein,
+40 obgleich sie aus derselben hervorgeht. Sie hängt damit soweit zusammen
+als die Existenz des Kapitals die Existenz des Kapitalisten voraussetzt,
+und diese letztere ist bedingt durch seinen Verzehr von Mehrwerth.
+
+45
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+Innerhalb der allgemeinen Cirkulation fungirt W, z . B. Garn, nur als
+Waare; aber als Moment der Cirkulation des Kapitals fungirt es als
+Waarenkapital, eine Gestalt die der Kapitalwerth abwechselnd annimmt
+und abstößt. Nach dem Verkauf des Garns an den Kaufmann ist es aus
+dem Kreislaufsproceß desjenigen Kapitals - dessen Produkt es ist
+fernt, befindet sich aber trotzdem fortwährend als Waare im Umkreis der
+allgemeinen Cirkulation. Die Cirkulation derselben Waarenmasse dauert
+fort, obgleich sie aufgehört hat ein Moment im selbständigen Kreislauf
+des Kapitals des Spinners zu bilden. Die wirkliche definitive Meta
+morphose der vom Kapitalisten in die Cirkulation geworfnen Waaren- 10
+masse, W - G, ihr schließliches Herausfallen in die Konsumtion kann da
+her zeitlich und räumlich durchaus getrennt sein von der Metamorphose
+worin diese Waarenmasse als sein Waarenkapital fungirt. Dieselbe Meta
+morphose, die in der Cirkulation des Kapitals vollzogen ist, bleibt in der
+Sphäre der allgemeinen Cirkulation noch zu vollziehen. |
+
+ent- 5
+
+15
+
+|55| Es ändert nichts an der Sache, wenn das Garn wieder in den Kreis
+lauf eines andren industriellen Kapitals eingeht. Die allgemeine Cirku
+lation umfaßt ebensosehr die Verschlingung der Kreisläufe der verschied
+nen selbständigen Bruchstücke des gesellschaftlichen Kapitals, d.h. die
+Gesammtheit der einzelnen Kapitale, wie die Cirkulation der nicht als 20
+Kapital auf den Markt geworfnen Werthe.
+
+Das Verhältniß zwischen dem Kreislauf des Kapitals, sofern er Theil
+der allgemeinen Cirkulation und sofern er Glieder eines selbständigen
+Kreislaufs bildet, zeigt sich
+ferner, wenn wir die Cirkulation von
+G' = G + g betrachten. G, als Geldkapital, setzt den Kreislauf des K a- 25
+pitals fort, g als Revenueausgabe ( g - w) geht in die allgemeine Cirku
+lation, fliegt aber aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus. Nur der Theil
+geht in letztren Kreislauf ein, der als zusätzliches Geldkapital fungirt. In
+w - g -w fungirt Geld nur als Münze; Zweck dieser Cirkulation ist die
+individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es charakterisirt den Kreti- 30
+nismus der Vulgärökonomie, daß sie diese Cirkulation, die nicht in den
+Kreislauf des Kapitals eingeht - die Cirkulation des als Revenue verzehr
+ten Theils des Werthprodukts - für den charakteristischen Kreislauf des
+Kapitals ausgiebt.
+
+In der zweiten Phase G -W ist der Kapitalwerth G = P (dem Werth des 35
+
+produktiven Kapitals, das den Kreislauf des industriellen Kapitals hier
+eröffnet) wieder vorhanden, entledigt von Mehrwerth, also in derselben
+Werthgröße, wie in dem ersten Stadium des Kreislaufs des Geldkapitals,
+G - W. Trotz der verschiednen Stelle ist die Funktion des Geldkapitals,
+worin nun das Waarenkapital umgewandelt, dieselbe: seine Verwandlung 40
+in Pm und A, Produktionsmittel und Arbeitskraft.
+
+46
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+Gleichzeitig mit w -g hat also der Kapitalwerth in der Funktion des
+Waarenkapitals W ' - G' die Phase W -G durchlaufen und tritt nun in die
+
+ergänzende Phase G - W < p ^;
+
+seine Gesammtcirkulation
+
+ist
+
+also
+
+W-G-W< P m-
+
+5
+
+Erstens: Das Geldkapital G trat in F o rm I (Kreislauf G . .. G ') ||56| als
+ursprüngliche Form auf worin der Kapitalwerth vorgeschossen wird; es
+tritt hier von vornherein auf als Theil der Geldsumme, worin das
+Waarenkapital in der ersten Cirkulationsphase W ' - G' sich verwandelt
+hat, also von vornherein als durch Verkauf des Waarenprodukts vermit-
+10 telte Verwandlung von P, dem produktiven Kapital, in Geldform. Das
+Geldkapital existirt hier von vornherein als nicht ursprüngliche und nicht
+schließliche Form des Kapitalwerths, da nur durch abermalige Abstrei
+fung der Geldform die, die Phase W -G abschließende Phase G -W voll
+zogen werden kann. Der Theil von G - W, der gleich G - A, erscheint da-
+15 her auch nicht mehr als bloßer Geldvorschuß durch Ankauf von Arbeits
+als Vorschuß worin der Arbeitskraft dieselben
+kraft,
+1000 H Garn, zum Werth von 50 £, in Geldform vorgeschossen werden,
+die einen Theil des von der Arbeitskraft geschaffnen Waarenwerths bil
+den. Das Geld, das dem Arbeiter hier vorgeschossen wird, ist nur ver-
+20 wandelte Aequivalentform eines Werththeils des von ihm selbst produ-
+cirten Waarenwerths. Und schon darum ist der Akt G - W, soweit er G - A,
+keineswegs Ersatz von Waare in Geldform durch Waare in Gebrauchs
+form, sondern schließt andre, von der allgemeinen Waarencirkulation als
+solcher unabhängige Elemente ein.
+
+sondern
+
+25
+
+G' erscheint als verwandelte F o rm von W', welches selbst Produkt der
+vergangnen Funktion von P, dem Produktionsproceß ist; die gesammte
+Geldsumme G' daher als Geldausdruck vergangner Arbeit. In unserm
+Beispiel: 10 000 U Garn = 500 £, Produkt des Spinnprocesses; davon
+7440 U Garn = dem vorgeschossnen konstanten Kapital c = 372 £;
+30 1 000 tt Garn = dem vorgeschossnen variablen Kapital v = 50 £;
+und 1560 U Garn = dem Mehrwerth m = 78 £. Wird von G' nur das
+ursprüngliche Kapital = 422 £ von neuem vorgeschossen, unter sonst
+gleichbleibenden Verhältnissen, so erhält der Arbeiter in G -A nur einen
+Theil der in dieser Woche producirten 10 000 H Garn (den Geldwerth
+35 von 1000 té Garn) in der nächsten Woche vorgeschossen. Als Resultat
+von W -G ist das Geld stets Ausdruck vergangner Arbeit. Soweit der
+ergänzende Akt G -W sofort auf dem Waarenmarkt sich vollzieht, also G
+gegen existirende, auf dem Markt befindliche Waaren ||57| umgesetzt
+wird, ist es wieder Umsatz vergangner Arbeit, aus einer F o rm (Geld) in
+40 andrer F o rm (Waare). Aber G -W ist in der Zeit von W -G verschieden.
+
+47
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+5
+
+Es kann gleichzeitig sein, ausnahmsweise, wenn z . B. der Kapitalist, der
+G -W vollzieht, und der Kapitalist, für den dieser Akt W -G ist, sich ihre
+Waaren wechselseitig zur selben Zeit überweisen und G dann nur die
+Bilanz ausgleicht. Die Zeitdifferenz zwischen der Exekution von W -G
+und der von G -W kann mehr oder minder beträchtlich sein. Obgleich als
+Resultat des Aktes W - G, G vergangne Arbeit vorstellt, kann G für den
+Akt G -W die verwandelte Form von Waaren vorstellen, die noch gar
+nicht auf dem Markt befindlich sind, sondern sich erst in Zukunft darauf
+befinden werden, da G -W erst vorzugehn braucht, nachdem W neu pro
+ducirt ist. Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit 10
+dem W, dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Z. B. in dem Um
+satz G -W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft
+werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu
+lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle
+vorstellen, die erst nächstes Jahr producirt wird. Ebenso bei der Veraus- 15
+gabung von Revenue des Kapitalisten, g - w. Ebenso der Arbeitslohn A
+= 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit der
+Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünftige
+Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der Arbeiter
+mag damit einen R o ck kaufen, der erst in nächster Woche gemacht wird. 20
+Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr große Zahl noth-
+wendiger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick
+ihrer
+Produktion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben. So er
+hält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn ausbezahlt
+erhält, die verwandelte Form seiner eignen zukünftigen Arbeit oder der 25
+andrer Arbeiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit giebt ihm der
+Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist seine eigne
+gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vorhandnen Vor
+rath bildet, womit ihm ||58| seine vergangne Arbeit bezahlt wird. Hier
+verschwindet die Vorstellung der Vorrathbildung ganz.
+
+30
+
+Zweitens: In der Cirkulation W - G - W < p ^n wechselt dasselbe Geld
+
+zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Käufer und giebt es
+fort als Verkäufer; die Verwandlung von Waare in Geldform, dient nur
+dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln; die Geld
+form des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser Bewe- 35
+gung verschwindendes Moment, oder das Geldkapital, soweit die Bewe
+gung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel, wenn es als Kaufmittel
+dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es, wenn Kapitalisten ge
+genseitig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist.
+
+48
+
+à
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als bloßes (Zirku
+lationsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz von
+W durch A und Pm, d.h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts,
+worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu
+seine Produktionselemente, also
+Rückverwandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die
+Bildungselemente dieser Waare; sie vermittelt also schließlich nur die
+Rückverwandlung des Waarenkapitals in produktives Kapital.
+
+5 verwendenden Mehrwerths) durch
+
+ist
+
+Damit der Kreislauf sich normal vollzieht, muß W' zu seinem Werth
+10 und in seiner Gesammtheit verkauft werden. Ferner schließt W - G -W
+nicht nur Ersatz einer Waare durch eine andre, sondern Ersatz in den
+selben Werthverhältnissen ein. Es ist unsre Annahme, daß dies hier ge
+schieht. Thatsächlich aber variiren die Werthe der Produktionsmittel; ge
+fortwährender Wechsel der
+rade der kapitalistischen Produktion
+15 Werth Verhältnisse eigen, schon durch den beständigen Wechsel in der
+Produktivität der Arbeit, die die kapitalistische Produktion charakteri-
+sirt. Auf diesen später zu erörternden Werth Wechsel der Produktionsfak
+toren weisen wir hier nur hin. Die Verwandlung der Produktionselemente
+in Waarenprodukt, von P in W', geht in der Produktionssphäre vor, die |
+20 |59| Rückverwandlung von W' in P in der Cirkulationssphäre. Sie ist
+vermittelt durch die einfache Waarenmetamorphose. Ihr Inhalt aber ist
+ein Moment des Reproduktionsprocesses
+als Ganzes betrachtet.
+W - G - W, als Cirkulationsform des Kapitals schließt einen funktionell
+bestimmten Stoffwechsel ein. Der Umsatz W - G -W bedingt ferner, daß
+25 W = den Produktionselementen des Waarenquantums W', und daß diese
+ihre ursprünglichen Werthverhältnisse gegen einander behaupten; es ist
+also unterstellt, nicht nur daß die Waaren zu ihrem Werthe gekauft und
+verkauft werden, sondern auch daß sie während des Kreislaufs keinen
+Werthwechsel erleiden; wo nicht, kann der Proceß nicht normal verlau-
+
+30 fen.
+
+In G . .. G' ist G die ursprüngliche F o rm des Kapitalwerths, die abge
+streift wird um wieder angenommen zu werden. In P . .. W ' - G ' -W . .. P
+ist G nur im Proceß angenommene Form, die schon innerhalb desselben
+wieder abgestreift wird. Die Geldform erscheint hier nur als verschwin-
+35 dende selbständige Werthform des Kapitals; das Kapital als W' ist ebenso
+ängstlich sie anzunehmen, wie als G' sie abzustreifen, sobald es sich in sie
+verpuppt hat, um sich wieder in die Form des produktiven Kapitals um
+zusetzen. Solange es in der Geldgestalt verharrt fungirt es nicht als K a
+pital, und verwerthet sich daher nicht; das Kapital liegt brach. G wirkt
+40 hier als Cirkulationsmittel, aber als Cirkulationsmittel des Kapitals. Der
+Schein der Selbständigkeit, den die Geldform des Kapital Werths in der
+
+49
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+ersten Form seines Kreislaufs (des Geldkapitals) besitzt, verschwindet in
+dieser zweiten Form, welche somit die Kritik der F o rm I bildet, und sie
+auf eine nur besondere Form reducirt. Stößt die zweite Metamorphose
+G ' -W auf Hindernisse
+(fehlen z . B. die Produktionsmittel auf dem
+Markt), so der Kreislauf, der Fluß des Reproduktionsprocesses unter
+brochen, ebenso sehr als wenn das Kapital in der F o rm des Waaren-
+kapitals festliegt. Der Unterschied ist aber der: In Geldform kann es
+länger ausharren als in der vergänglichen Waarenform. Es hört nicht auf
+Geld zu sein, wenn es nicht als Geldkapital fungirt; es hört aber auf
+Waare zu sein, und überhaupt Gebrauchswerth, wenn es zu lange in sei
+ner Funktion als Waarenkapital aufgehalten wird. Zweitens ist es in
+Geldform ||60| fähig, statt seiner ursprünglichen produktiven Kapitalform
+eine andre anzunehmen, während es als W' überhaupt nicht vom Platz
+kommt.
+
+W ' - G ' -W schließt nur für W' seiner F o rm nach Cirkulationsakte ein,
+die Momente seiner Reproduktion sind; aber die wirkliche Reproduktion
+ist nöthig zur Ausführung von
+von W, worin sich W' umsetzt,
+W ' - G ' - W. Diese ist aber bedingt durch Reproduktionsprocesse außer
+halb des Reproduktionsprocesses des individuellen in W' dargestellten
+Kapitals. -
+
+In der Form I bereitet
+
+nur die erste Verwandlung von Geld-
+
+kapital in produktives Kapital vor; in der Form II die Rückverwandlung
+aus Waarenkapital in produktives Kapital; also, soweit die Anlage des
+industriellen Kapitals dieselbe bleibt, Rückverwandlung des Waaren-
+kapitals in dieselben Produktionselemente aus denen es hervorgegangen.
+Es erscheint daher hier, wie in Form I, als vorbereitende Phase des Pro-
+duktionsprocesses, aber als Rückkehr zu demselben, Erneuerung dessel
+ben, daher als Vorläufer des Reproduktionsprocesses, also auch der Wie
+derholung des Verwerthungsprocesses.
+
+Es ist nur wieder zu bemerken, daß G -A nicht einfacher Waarenaus-
+tausch ist, sondern K a uf einer Waare A, die der Produktion von Mehr
+werth dienen soll, wie G - Pm nur Procedur, die zur Ausführung dieses
+Zwecks stofflich unerläßlich ist.
+
+Mit Vollziehung von
+
+ist G in produktives Kapital rückver-
+
+wandelt, in P, und beginnt der Kreislauf von neuem.
+
+Die explicite Form von P . .. W ' - G ' -W . .. P ist also
+
+5
+
+10
+
+15
+
+20
+
+25
+
+30
+
+35
+
+50
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+Die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist Waaren-
+kauf zur Waarenproduktion, und zwar zur kapitalistischen W a r e n p r o
+duktion. Nur soweit die Konsumtion diese produktive Konsumtion ist,
+fallt sie in den Kreislauf des Kapitals selbst; ihre Bedingung ist, daß
+5 vermittelst der so konsumirten Waaren Mehrwerth gemacht wird. Und
+dies ist etwas sehr Verschiednes ||61| von Produktion und selbst Waaren
+produktion, deren Zweck die Existenz der Producenten ist; ein so durch
+Mehrwerthsproduktion bedingter Ersatz von Waare durch Waare ist et
+was ganz andres als Produktenaustausch - nur durch Geld vermittelt -
+10 an sich ist. So wird aber die Sache genommen von den Oekonomen zum
+
+Beweis, daß keine Ueberproduktion möglich ist.
+
+Außer der produktiven Konsumtion von G, das in A und Pm verwan
+delt wird, enthält der Kreislauf das erste Glied von G - A, welches für den
+Arbeiter A -G = W -G ist. Von der Cirkulation des Arbeiters A - G - W,
+15 welche seine Konsumtion einschließt, fällt nur das erste Glied als Resul
+tat von G -A in den Kreislauf des Kapitals. Der zweite Akt, nämlich
+G - W, fällt nicht in die Cirkulation des individuellen Kapitals, obgleich
+sie aus derselben hervorgeht. Das beständige Dasein der Arbeitsklasse ist
+aber für die Kapitalistenklasse nöthig, daher auch die durch G -W ver-
+
+20 mittelte Konsumtion des Arbeiters.
+
+Der Akt W ' - G' unterstellt für die Fortsetzung des Kreislaufs des K a
+pitalwerths, wie für die Konsumtion des Mehrwerths durch den Kapi
+talisten, nur daß W' in Geld verwandelt, verkauft worden. Es wird na
+türlich nur gekauft, weil der Artikel ein Gebrauchswerth, also zur Kon-
+25 sumtion irgend einer Art, produktiven oder individuellen, tauglich. Wenn
+aber W' weiter cirkulirt, z . B. in der Hand des Kaufmanns, der das Garn
+gekauft hat, so berührt das zunächst keineswegs die Fortsetzung des
+Kreislaufs des individuellen Kapitals, das das Garn producirt und an den
+Kaufmann verkauft hat. Der ganze Proceß geht seinen Gang fort, und
+30 mit ihm auch die dadurch bedingte individuelle Konsumtion von Kapi
+talist und Arbeiter. Ein Punkt, wichtig bei Betrachtung der Krisen.
+
+Sobald W' nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist // 62/ kann es in die
+realen Faktoren des Arbeitsprocesses und darum des Reproduktions
+processes rückverwandelt werden. Ob W' daher vom definitiven K o n-
+35 sumenten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will,
+ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der kapi
+talistischen Produktion erzeugten Waarenmassen wird bestimmt durch
+die Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfniß der beständigen
+Ausdehnung dieser letztren, nicht durch einen prädestinirten Kreis von
+40 Nachfrage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die Mas
+senproduktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, außer andern in-
+
+51
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+dustriellen Kapitalisten, nur den Großkaufmann haben. Innerhalb ge
+wisser Grenzen kann der Reproduktionsproceß auf derselben oder er
+weiterten Stufe vorgehn, obgleich die aus ihm ausgestoßenen Waaren
+nicht wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegan
+gen sind. Die Konsumtion der Waaren ist nicht eingeschlossen in den 5
+Kreislauf des Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das
+Garn z . B. verkauft ist, kann der Kreislauf des im Garn dargestellten
+Kapitalwerths von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem
+verkauften Garn wird. Solange das Produkt verkauft wird, geht vom
+Standpunkt des kapitalistischen Producenten alles seinen regelmäßigen 10
+Gang. Der Kreislauf des Kapitalwerths, den er repräsentirt, wird nicht
+unterbrochen. Und ist dieser Proceß erweitert - was erweiterte produk
+tive Konsumtion der Produktionsmittel einschließt - so kann diese Re
+produktion des Kapitals von erweiterter individueller Konsumtion (also
+Nachfrage) der Arbeiter begleitet sein, da er durch produktive Konsum- 15
+tion eingeleitet und vermittelt ist. Es kann so die Produktion von Mehr
+werth und mit ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten
+wachsen, der ganze Reproduktionsproceß sich im blühendsten Zustand
+befinden und dennoch ein großer Theil der Waaren nur scheinbar in die
+Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den 20
+Händen von Wiederverkäufern lagern, thatsächlich sich also noch auf
+dem Markt befinden. Nun folgt Waarenstrom auf Waarenstrom und es
+tritt endlich hervor, daß der frühere Strom nur scheinbar von der K o n
+sumtion verschlungen ist. Die Waarenkapitale machen sich wechselseitig
+ihren Platz auf dem Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu verkau- 25
+fen, verkaufen unter dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht
+flüssig gemacht, während die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre
+Inhaber müssen sich insolvent erklären, verkaufen zu jedem Preis um zu
+zahlen. Dieser Verkauf hat absolut nichts zu thun mit dem wirklichen
+Stand der Nachfrage. Er hat nur zu thun mit der Nachfrage nach Zah- 30
+lung, mit der absoluten ||63| Nothwendigkeit Geld in Waare zu verwan
+deln. Dann bricht die Krise los. Sie wird sichtbar nicht in der unmittel
+baren Abnahme der konsumtiven Nachfrage, der Nachfrage für indi
+viduelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des Austauschs von
+Kapital gegen Kapital, des Reproduktionsprocesses des Kapitals.
+
+35
+
+Wenn die Waaren Pm und A, worin sich G umsetzt, um seine Funktion
+als Geldkapital, zur ||64| Rückverwandlung in produktives Kapital be
+stimmter Kapitalwerth, zu vollziehn - wenn diese Waaren in verschie
+denen Terminen zu kaufen oder zu zahlen sind, G -W also eine Reihe
+nach einander vorgehender Käufe und Zahlungen vorstellt, so vollzieht 40
+ein Theil von W den Akt G - W, während ein andrer Theil im Geldzu-
+
+52
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+stand verharrt, um erst zu einer durch die Bedingungen des Processes
+selbst bestimmten Zeit für gleichzeitige oder successive Akte G -W zu
+dienen. Es ist der Cirkulation nur zeitweilig entzogen, um am bestimmten
+Zeitpunkt in Aktion zu treten, seine Funktion auszuüben. Diese Auf-
+5 speicherung desselben ist dann selbst eine durch seine Cirkulation und
+für die Cirkulation bestimmte Funktion. Sein Dasein als Kauf- und Zah
+lungsfonds, die Suspension seiner Bewegung, der Zustand seiner unter-
+brochnen Cirkulation, ist dann ein Zustand, worin das Geld eine seiner
+Funktionen als Geldkapital ausübt. Als Geldkapital, denn in diesem Fall
+10 ist das zeitweilig in Ruhe verharrende Geld selbst ein Theil des Geldka
+pitals G (von G ' -g = G ), des Werththeils des Waarenkapitals der = P,
+dem Werth des produktiven Kapitals, von dem der Kreislauf ausgeht.
+Andrerseits befindet sich alles der Cirkulation entzogene Geld in Schatz
+form. Die Schatzform des Geldes wird also hier Funktion des Geldka-
+15 pitals, ganz wie in GW die Funktion des Geldes als Kauf- oder Zah
+lungsmittel zur Funktion des Geldkapitals wird, und zwar weil der K a
+pitalwerth hier in Geldform existirt, der Geldzustand hier ein durch den
+Zusammenhang des Kreislaufs vorgeschriebner Zustand des industriellen
+Kapitals in einem seiner Stadien ist. Aber es bewährt sich hier wieder
+20 zugleich, daß das Geldkapital innerhalb des Kreislaufs des industriellen
+Kapitals keine andren als Geldfunktionen verrichtet und diese Geldfunk
+tionen nur durch ihren Zusammenhang mit den andren Stadien dieses
+Kreislaufs zugleich die Bedeutung von Kapitalfunktionen haben.
+
+25 niß,
+
+Die Darstellung von G' als Verhältniß von g zu G, als Kapitalverhält-
+ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals sondern des
+Waaren||65|kapitals W', welches selbst wieder als Verhältniß von w zu W
+nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorge
+g a n g en Selbstverwerthung des Kapitalwerths.
+
+Stößt der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodaß
+30 G durch äußere Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G -W
+suspendiren muß und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder län
+ger verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in
+der einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von
+G -W in W -G durch äußere Umstände unterbrochen wird. Es ist un-
+35 freiwillige Schatzbildung: In unserm Fall hat das Geld so die Form von
+brachliegendem, latentem Geldkapital. D o ch gehn wir hier nicht weiter
+darauf ein.
+
+In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in sei
+nem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun
+40 zweckgemäß oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsge
+
+mäß oder funktionswidrig.
+
+53
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+2) Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter
+Stufenleiter.
+
+5
+
+Da die Proportionen, worin der Produktionsproceß erweiterbar, nicht
+willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte
+Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die
+Wiederholung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen
+(muß also bis dahin angehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssiges
+Kapital fungiren oder in den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths
+eingehn kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in
+dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geld- 10
+form verharrt, nicht als Kapital wirken kann.1) So erscheint hier die
+Schatzbildung als ein innerhalb des kapitalistischen Akkumulationspro-
+cesses einbegriffnes, ihn begleitendes, aber zugleich wesentlich von ihm
+unterschiednes Moment. Denn durch die Bildung von latentem Geld
+kapital wird der Reproduktionsproceß selbst nicht erweitert. Umgekehrt. 15
+Latentes Geldkapital wird hier gebildet, weil der ka||66|pitalistische Pro-
+ducent die Stufenleiter seiner Produktion nicht unmittelbar erweitern
+kann. Verkauft er sein Mehrprodukt an einen Gold- oder Silberprodu-
+centen, der neues Gold oder Silber in die Cirkulation hineinwirft, oder,
+was auf dasselbe hinauskommt, an einen Kaufmann, der für einen Theil 20
+des nationalen Mehrprodukts zuschüssiges Gold oder Silber vom Aus
+land importirt, so bildet sein latentes Geldkapital ein Inkrement des na
+tionalen Gold- oder Silberschatzes. In allen andren Fällen haben z . B. die
+78 £, die in der Hand des Käufers Cirkulationsmittel waren, in der Hand
+des Kapitalisten nur die Schatzform angenommen; es hat also nur andre 25
+Vertheilung des nationalen Gold- oder Silberschatzes stattgefunden.
+
+Fungirt das Geld in den Transaktionen unsres Kapitalisten als Zah
+lungsmittel (in der Art, daß die Waare erst in kürzerem oder längerem
+Termin vom Käufer zu zahlen) so verwandelt sich das zur Kapitalisation
+bestimmte Mehrprodukt nicht in Geld, sondern in Schuldforderungen, 30
+Eigenthumstitel auf ein Aequivalent, das der Käufer vielleicht schon im
+Besitz, vielleicht erst in Aussicht hat. Es geht nicht in den Reprodukti
+onsproceß des Kreislaufs ein, so wenig wie Geld, das in zinstragenden
+Papieren etc. angelegt, obgleich es in den Kreislauf andrer industrieller
+Einzelkapitale eingehn kann.
+
+35
+
+') Der Ausdruck „latent" ist der physikalischen Vorstellung von latenter Wärme entlehnt,
+die jetzt durch die Theorie von der Formverwandlung der Energie ziemlich beseitigt ist.
+Daher gebraucht Marx im dritten Abschnitt (spätere Redaktion) dafür den der Vorstellung
+von potentieller Energie entlehnten Ausdruck „potentielles" oder nach Analogie der vir
+tuellen Geschwindigkeiten D'Alemberts: „virtuelles Kapital". - F. E.
+
+40
+
+54
+
+Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
+
+Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt
+durch die Verwerthung des vorgeschossnen Kapitalwerths, also in erster
+Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwerth; zweitens aber
+(S. Buch I, K a p. X X I I .) durch Produktion von Kapital, also durch Ver-
+5 Wandlung von Mehrwerth in Kapital. Die Akkumulation, oder Produk
+tion auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets a u s g e d e h n t e r er
+Produktion von Mehrwerth, daher Bereicherung des Kapitalisten, als
+persönlicher Zweck des letzteren erscheint, und eingeschlossen ist in die
+allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion, wird aber weiter,
+10 wie im ersten Buch ||67| gezeigt, durch ihre Entwicklung eine Nothwen-
+digkeit für jeden individuellen Kapitalisten. Die stete Vergrößrung seines
+Kapitals wird Bedingung der Erhaltung desselben. Doch haben wir hier
+nicht weiter auf das früher Entwickelte zurückzukommen.
+
+Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt
+15 wurde, daß der ganze Mehrwerth als Revenue verausgabt wird. In der
+Wirklichkeit muß unter normalen Verhältnissen
+immer ein Theil des
+Mehrwerths als Revenue verausgabt und ein andrer Theil kapitalisirt
+werden, wobei es ganz gleichgültig, ob innerhalb bestimmter Perioden
+producirter Mehrwerth bald ganz verzehrt, bald ganz kapitalisirt wird.
+20 Im Durchschnitt der Bewegung - und die allgemeine Formel kann nur
+diesen darstellen - findet beides statt. Um die Formel nicht zu kompli-
+ciren, ist es indeß besser anzunehmen, daß der ganze Mehrwerth akku-
+
+mulirt wird. Die Formel: P . .. P: P . .. W' G' W Garn schon das zweite Stadium ihrer
+Cirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des Kapitals 20
+rückverwandeln. Alle Theile des produktiven Kapitals machen den
+Kreislaufsproceß der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in ver-
+schiednen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in
+der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und
+den ihnen entsprechenden verschiednen Funktionsformen. Für den Theil, 25
+der zum ersten Mal als Waarenkapital sich in Geld verwandelt, ist der
+Kreislauf W ' . .. W' eröffnet, während für das industrielle Kapital als sich
+bewegendes Ganze der Kreislauf W ' . .. W' durchlaufen ist. Mit der einen
+Hand wird Geld vorgeschossen, mit der andren eingenommen; die Eröff
+nung des Kreislaufs G . .. G' auf einen Punkt ist zugleich seine Rückkehr 30
+auf einem andren. Das Gleiche gilt für das produktive Kapital.
+
+Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Kontinuität
+ist daher nicht nur Einheit von Cirkulations- und Produktionsproceß,
+sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber
+nur sein, sofern jeder verschiedne Theil des Kapitals successive die ein- 35
+ander folgenden Phasen des Kreislaufs durchmessen, aus einer Phase,
+einer Funktionsform in die ||99| andre Übergehn kann, das industrielle
+Kapital als Ganzes dieser Theile, sich also gleichzeitig in den verschied
+nen Phasen und Funktionen befindet, und so alle drei Kreisläufe gleich
+zeitig beschreibt. Das Nacheinander jedes Theils ist hier bedingt durch 40
+das Nebeneinander der Theile, d.h. durch die Theilung des Kapitals. So
+
+76
+
+Kapitel IV • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses
+
+befindet sich in dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso fort
+während auf den verschiednen Stufen seines Bildungsprocesses, wie im
+Uebergang aus einer Produktionsphase in die andre. Da das individuelle
+industrielle Kapital eine bestimmte Größe darstellt, die abhängig ist von
+5 den Mitteln des Kapitalisten und die für jeden Industriezweig eine be
+stimmte Minimalgröße hat, so müssen bestimmte Verhältnißzahlen bei
+seiner Theilung bestehn. Die Größe des vorhandnen Kapitals bedingt
+den Umfang des Produktionsprocesses, dieser den Umfang von Waaren
+kapital und Geldkapital, soweit sie neben dem Produktionsproceß fun-
+10 giren. Das Nebeneinander, wodurch die Kontinuität der Produktion be
+dingt wird, existirt aber nur durch die Bewegungen der Theile des K a
+pitals, worin sie nach einander die verschiednen Stadien des Kreislaufs
+beschreiben. Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinan
+der. Stockt z . B. W' . .. G' für einen Theil, ist die Waare unverkäuflich, so
+15 ist der Kreislauf dieses Theils unterbrochen und der Ersatz durch seine
+Produktionsmittel wird nicht vollzogen; die nachfolgenden Theile, die als
+W' aus dem Produktionsproceß hervorgehen, finden ihren Funktions
+wechsel durch ihre Vorgänger gesperrt. Dauert dies einige Zeit fort, so
+wird die Produktion eingeschränkt und der ganze Proceß zum Stillstand
+20 gebracht. Jede Stockung des Nacheinander bringt das Nebeneinander in
+Unordnung, jede Stockung in einem Stadium bewirkt größre oder gering-
+re Stockung im gesammten Kreislauf nicht nur des stockenden Kapital
+t e i l s, sondern auch des gesammten individuellen Kapitals.
+
+Die nächste Form, worin sich der Proceß darstellt, ist die einer Suc-
+25 cession von Phasen, sodaß der || 100| Uebergang des Kapitals in eine neue
+Phase durch sein Verlassen der andren bedingt ist. Jeder besondre Kreis
+lauf hat daher auch eine der Funktionsformen des Kapitals zum Aus
+gangspunkt und Rückkehrpunkt. Andrerseits ist der Gesammtproceß in
+der That die Einheit der drei Kreisläufe, die die verschiednen F o r-
+30 men sind, in denen die Kontinuität des Processes sich ausdrückt. Der
+Gesammtkreislauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr
+specifischer Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die
+Kontinuität des Gesammtprocesses; der Zirkellauf der einen funktionel
+len Form bedingt den der andren. Es ist eine nothwendige Bedingung für
+35 den Gesammtproduktionsproceß, besonders für das gesellschaftliche K a
+pital, daß er zugleich Reproduktionsproceß, und daher Kreislauf jedes
+seiner Momente ist. Verschiedne Bruchtheile des Kapitals durchlaufen
+successiv die verschiednen Stadien und Funktionsformen. Jede Funkti
+onsform, obgleich sich stets ein andrer Theil des Kapitals darin darstellt,
+40 durchläuft dadurch gleichzeitig mit den andren ihren eignen Kreislauf.
+Ein Theil des Kapitals, aber ein stets wechselnder, stets reproducirt,
+
+77
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+existirt als Waarenkapital, das sich in Geld verwandelt; ein andrer als
+Geldkapital, das sich in produktives verwandelt; ein dritter als produk
+tives Kapital, das sich in Waarenkapital verwandelt. Das beständige Vor
+handensein aller drei Formen ist vermittelt durch den Kreislauf des Ge-
+sammtkapitals durch eben diese drei Phasen. //101/ Als Ganzes befindet 5
+sich das Kapital dann gleichzeitig, räumlich nebeneinander, in seinen
+verschiednen Phasen. Aber jeder Theil geht beständig der Reihe nach aus
+der einen Phase, aus der einen Funktionsform in die andre über, fungirt
+so der Reihe nach in allen. Die Formen sind so fließende Formen, deren
+Gleichzeitigkeit durch ihr Nacheinander vermittelt ist. Jede Form folgt 10
+der andren nach und geht ihr vorher, sodaß die Rückkehr des einen
+K a p i t a l t e i ls zu einer Form durch die Rückkehr des andren zu einer
+andren F o rm bedingt ist. Jeder Theil beschreibt fortwährend seinen eig
+nen Umlauf, aber es ist stets ein andrer Theil des Kapitals, der sich in
+dieser Form befindet, und diese besondren Umläufe bilden nur gleich- 15
+zeitige und successive Momente des Gesammtverlaufs.
+
+Der processirende Kapitalwerth durchläuft immer in einer zeitlichen
+Reihenfolge seine verschiednen Phasen, ob er nun jedesmal ganz nur in
+einer F o rm fungire und sich in einem bestimmten Stadium aufhalte, um
+dann ganz in das nächstfolgende Stadium und die ihr entsprechende 20
+Form überzutreten, oder ob durch Vertheilung des Kapitalwerths in die
+verschiednen Formen und Phasen Gleichzeitigkeit und
+räumliches
+Nebeneinander seiner verschiednen Formen und Processe stattfinde. Im
+letzren Fall ist es nur die zeitliche Aufeinanderfolge der Phasen, wodurch
+ihre Gleichzeitigkeit oder ihr räumliches Nebeneinander möglich wird. 25
+Bestimmte Werththeile des Kapitals machen hier successive, nicht zur |
+|102| selben Zeit, die Reihenfolge durch, so daß während ein Theil ein
+Stadium verläßt, der andre darin eintritt; und also erstens der gesammte
+Kapitalwerth, wenn auch stückweis, die ganze Reihenfolge zeitlich
+durchläuft; und zweitens die gleichzeitigen oder räumlich nebeneinander 30
+vorhandnen Processe der verschiednen Theile des Kapitalwerths durch
+die Succession der Processe des Gesammtkapitals und die jedes seiner
+Theile vermittelt werden und eine gleichzeitige processirende Einheit bil
+den.
+
+Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die Kontinuität des Ge- 35
+
+sammtprocesses verwirklicht statt der oben geschilderten Unterbrechung.
+Das gesellschaftliche Gesammtkapital besitzt stets diese Kontinuität und
+bildet sein Proceß stets die Einheit der drei Kreisläufe. |
+
+11031 Für individuelle Kapitale wird die Kontinuität der Reproduktion
+stellenweise mehr oder minder unterbrochen. Erstens sind die Werth- 40
+massen häufig zu verschiednen Epochen in ungleichen Portionen auf die
+
+78
+
+Kapitel IV • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses
+
+verschiednen Stadien und Funktionsformen vertheilt. Zweitens können
+sich je nach dem Charakter der zu producirenden Waare, also je nach der
+besondren Produktionssphäre worin das Kapital angelegt ist, diese Por
+tionen verschieden vertheilen. Drittens kann die Kontinuität mehr oder
+5 weniger unterbrochen werden in Produktionszweigen, die von der Jah
+reszeit abhängen, sei es in Folge von Naturbedingungen (Agrikultur,
+Häringsfang etc.), sei es in Folge konventioneller Umstände, wie z . B. bei
+sogenannten Saisonarbeiten. Am regelmäßigsten und uniformsten ver
+läuft der Proceß in der Fabrik und im Bergbau. Aber diese Verschieden-
+10 heit der Produktionszweige bewirkt keine Verschiedenheit in den allge
+
+meinen Formen des Kreislaufsprocesses.
+
+Das Kapital als sich verwerthender Werth umschließt nicht nur Klas
+senverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der auf
+dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein
+15 Kreislaufsproceß durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei ver
+schiedne Formen des Kreislaufsprocesses einschließt. Es kann daher nur
+als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden. Diejenigen,
+die die Verselbständigung des Werths als bloße Abstraktion betrachten,
+vergessen, daß die Bewegung des industriellen Kapitals diese Abstraktion
+20 in actu ist. Der Werth durchläuft hier verschiedne Formen, verschiedne
+Bewegungen, in denen er sich erhält und zugleich verwerthet, vergrößert.
+Da wir es hier zunächst mit der bloßen Bewegungsform zu thun haben,
+werden die Revolutionen nicht berücksichtigt, die der Kapitalwerth in
+seinem Kreislaufsproceß erleiden kann; aber es ist klar, daß trotz aller
+25 Werthrevolutionen die kapitalistische Produktion nur so lange existirt
+und fortexistiren kann, als der Kapitalwerth verwerthet wird, d.h. als
+verselbständigter Werth seinen Kreis||104|laufsproceß beschreibt, so lange
+also die Werthrevolutionen in irgend einer Art überwältigt und ausge
+glichen werden. Die Bewegungen des Kapitals erscheinen als Aktionen
+30 des einzelnen industriellen Kapitalisten in der Art, daß er als Waaren-
+und Arbeitkäufer, Waarenverkäufer und produktiver Kapitalist fungirt,
+durch seine Thätigkeit also den Kreislauf vermittelt. Erleidet der gesell
+schaftliche Kapitalwerth eine Werthrevolution, so kann es vorkommen,
+daß sein individuelles Kapital ihr erliegt und untergeht, weil es die Be-
+35 dingungen dieser Werthbewegung nicht erfüllen kann. Je akuter und häu
+figer die Werthrevolutionen werden, desto mehr macht sich die automa
+tische, mit der Gewalt eines elementaren Naturprocesses wirkende Bewe
+gung des verselbständigten Werths geltend gegenüber der Voraussicht
+und Berechnung des einzelnen Kapitalisten, desto mehr wird der Lauf
+40 der normalen Produktion unterthan der anormalen Spekulation, desto
+größer wird die Gefahr für die Existenz der Einzelkapitale. Diese peri-
+
+79
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+odischen Werthrevolutionen bestätigen also, was sie angeblich widerlegen
+sollen: die Verselbständigung, die der Werth als Kapital erfährt und
+durch seine Bewegung forterhält und verschärft.
+
+Die Reihenfolge der Metamorphosen des processirenden Kapitals
+schließt fortwährende Vergleichung der im Kreislauf vollbrachten Verän- 5
+derung der Werthgröße des Kapitals ein mit dem ursprünglichen Werth.
+Wenn die Verselbständigung des Werths gegenüber der werthbildenden
+Kraft, der Arbeitskraft, im Akt G -A ( K a uf der Arbeitskraft) eingeleitet,
+und während des Produktionsprocesses als Exploitation der Arbeitskraft
+verwirklicht wird, so erscheint diese Verselbständigung des Werths nicht 10
+wieder in diesem Kreislauf worin Geld, Waare, Produktionselemente, nur
+abwechselnde Formen des processirenden Kapitalwerths sind, und die
+vergangne Werthgröße mit der gegenwärtigen, veränderten des Kapitals
+sich vergleicht.
+
+„Value", sagt Bailey gegen die Verselbständigung des Werths, welche 15
+
+die kapitalistische Produktionsweise charakterisirt, und die er als Illusion
+gewisser Oekonomen traktirt, „value is a ||105| relation between contem
+porary commodities, because such only admit of being exchanged with
+each other." Dies sagt er gegen den Vergleich von Waarenwerthen in
+verschiednen Zeitepochen, ein Vergleich, der, den Geldwerth einmal für 20
+jede Epoche fixirt, nur eine Vergleichung der in den verschiednen Epo
+chen erforderlichen Ausgabe von Arbeit für Produktion derselben Sorte
+Waaren bedeutet. Es entspringt dies seinem allgemeinen Mißverständniß,
+wonach Tauschwerth = Werth, die Form des Werths der Werth selbst ist;
+Waarenwerthe also nicht mehr vergleichbar sind, sobald sie nicht aktiv 25
+als Tauschwerthe fungiren, also nicht realiter gegen einander ausge
+tauscht werden können. Er ahnt also nicht im geringsten, daß Werth nur
+als Kapitalwerth oder Kapital fungirt, sofern er in den verschiednen Pha
+sen seines Kreislaufs, die keineswegs contemporary sind, sondern nach
+einander fallen, mit sich selbst identisch bleibt und mit sich selbst ver- 30
+glichen wird.
+
+Um die Formel des Kreislaufs rein zu betrachten, genügt es nicht zu
+unterstellen, daß die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, sondern
+daß dies unter sonst gleichbleibenden Umständen geschieht. Nehmen wir
+z . B. die F o rm P . .. P, abgesehn von allen technischen Revolutionen in- 35
+nerhalb des Produktionsprocesses, die das produktive Kapital eines be
+stimmten Kapitalisten entwerthen können; abgesehn ebenfalls von allem
+Rückschlag eines Wechsels der Werthelemente des produktiven Kapitals
+auf den Werth des vorhandnen Waarenkapitals, der gesteigert oder
+gesenkt werden kann, wenn Vorrath davon vorhanden. W', die 40
+10 000 té Garn, seien zu ihrem Werth von 500 £ verkauft; 8440 té = 422 £
+
+80
+
+Kapitel IV • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses
+
+ersetzen den in W enthaltnen Kapitalwerth. Ist aber der Werth von
+Baumwolle, Kohle etc. gestiegen (da wir hier von bloßen Preisschwan
+kungen absehn) so reichen vielleicht diese 422 £ nicht hin um die Ele
+mente des produktiven Kapitals ganz zu ersetzen; es ist ||106| zuschüssiges
+5 Geldkapital nöthig, Geldkapital wird gebunden. Umgekehrt wenn jene
+Preise gefallen; Geldkapital wird freigesetzt. Ganz normal verläuft der
+Proceß nur wenn die Werthverhältnisse konstant bleiben; er verläuft fak
+tisch, so lange sich Störungen in der Wiederholung des Kreislaufs aus
+gleichen; je größer die Störungen, um so größeres Geldkapital muß der
+10 industrielle Kapitalist besitzen, um die Ausgleichung abwarten zu kön
+nen; und da im Fortgang der kapitalistischen Produktion sich die Stu
+fenleiter jedes individuellen Produktionsprocesses, und mit ihm die Mi
+nimalgröße des vorzuschießenden Kapitals erweitert, so kommt jener
+Umstand zu den andren, die die Funktion des industriellen Kapitalisten
+15 mehr und mehr in ein Monopol großer Geldkapitalisten, vereinzelter
+
+oder associirter, verwandeln.
+
+Es ist hier beiläufig zu bemerken: Tritt ein Werthwechsel der Pro
+so zeigt sich ein Unterschied zwischen der
+
+duktionselemente ein,
+F o rm G . .. G' einerseits und P . .. P' und W . .. W' andrerseits.
+
+20
+
+In G . .. G' als der Formel des neu angelegten Kapitals, das zuerst als
+Geldkapital auftritt, wird ein Fall im Werth der Produktionsmittel, z . B.
+Rohmaterialien, Hülfsstoffe etc., geringre Auslage von Geldkapital er
+heischen, als vor dem Fall, um ein Geschäft von bestimmtem Umfang zu
+eröffnen, da der Umfang des Produktionsprocesses (bei gleichbleibender
+25 Entwicklung der Produktivkraft) von der Masse und dem Umfang der
+Produktionsmittel abhängt, die eine gegebne Menge Arbeitskraft bewäl
+tigen kann; aber weder von dem Werth dieser Produktionsmittel, noch
+von dem der Arbeitskraft (letztrer hat nur Einfluß auf die Größe der
+Verwerthung). Umgekehrt. Findet eine Wertherhöhung in allen oder ein-
+30 zelnen Produktionselementen der Waaren statt, welche die Elemente des
+produktiven Kapitals bilden, so ist mehr Geldkapital nöthig um ein Ge
+schäft von gegebnem Umfang zu gründen. In beiden Fällen wird nur die
+Menge des neu anzulegenden Geldkapitals afficirt; im ersten wird Geld
+kapital überschüssig, im zweiten ||107| wird Geldkapital gebunden, wofern
+35 der Zuwachs neuer individueller industrieller Kapitale in gewohnter Wei
+
+se in einem gegebnen Produktionszweig vorangeht.
+
+Die Kreisläufe P . .. P und W' . .. W' stellen sich selbst nur soweit als
+G . .. G' dar, als die Bewegung von P und W' zugleich Akkumulation ist,
+also zuschüssiges g, Geld, in Geldkapital verwandelt wird. Abgesehn
+40 hiervon werden sie anders afficirt als G . .. G' durch Werthwechsel der
+Elemente des produktiven Kapitals; wir sehen hier wieder ab von der
+
+81
+
+Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
+
+Rückwirkung solchen Werthwechsels auf die im Produktionsproceß be
+griffnen Bestandtheile des Kapitals. Es ist hier nicht die ursprüngliche
+Auslage, die direkt afficirt wird, sondern ein in seinem Reproduktions-
+processe, nicht in seinem ersten Kreislauf, begriffnes industrielles K a
+pital; also W . .. W < p ^n, der Rückumsatz des Waarenkapitals in seine 5
+
+Produktionselemente, soweit diese aus Waaren bestehen. Beim Werthfall
+(resp. Preisfall) sind drei Fälle möglich: der Reproduktionsproceß wird
+auf derselben Stufenleiter fortgesetzt; dann wird ein Theil des bisherigen
+Geldkapitals freigesetzt und es findet Anhäufung von Geldkapital statt,
+ohne daß wirkliche Akkumulation (Produktion auf erweiterter Stufenlei- 10
+ter) oder die sie einleitende und begleitende Verwandlung von g (Mehr
+werth) in Akkumulation stattgefunden; oder der Reproduktionsproceß
+wird auf größerer Stufenleiter erweitert, als sonst geschehen wäre, falls
+die technischen Proportionen dies erlauben; oder aber es findet größere
+Vorrathbildung von Rohmaterialien etc. statt.
+
+15
+
+Umgekehrt bei Steigen des Werths der Ersatzelemente des Waaren
+kapitals. Die Reproduktion findet dann nicht mehr in ihrem normalen
+Umfang statt (es wird z . B. kürzere Zeit gearbeitet); oder es muß zu
+schüssiges Geldkapital eintreten, ||108| um sie auf ihrem alten Umfang
+fortzusetzen (Bindung von Geldkapital); oder der Akkumulations-Geld- 20
+fonds, wenn vorhanden, dient ganz oder theilweise, statt zur Erweiterung
+des Reproduktionsprocesses, zu seinem Betrieb auf der alten Stufenleiter.
+Es ist dies auch Bindung von Geldkapital, nur daß hier das zuschüssige
+Geldkapital nicht von außen her, vom Geldmarkt, sondern aus den Mit
+teln des industriellen Kapitalisten selbst herkommt.
+
+25
+
+Es können aber bei P . .. P, W' . .. W', modificirende Umstände statt
+finden. Hat unser Baumwollspinner z . B. großen Vorrath von Baumwolle
+(also großen Theil seines produktiven Kapitals in Form von Baumwoll-
+vorrath), so wird ein Theil seines produktiven Kapitals entwerthet durch
+einen Fall der Baumwollpreise; sind letztere dagegen gestiegen, so findet 30
+Werthsteigerung dieses Theils seines produktiven Kapitals statt. Andrer
+seits, hat er große Massen in der Form des Waarenkapitals fixirt, z . B. in
+Baumwollgarn, so wird beim Fall der Baumwolle ein Theil seines Waa
+renkapitals, also überhaupt seines im Kreislauf befindlichen Kapitals
+deprecirt; umgekehrt beim Steigen der Baumwollpreise. Endlich, in dem 35
+
+Proceß W ' - G - W
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+
+Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
+
+schlagsperiode 450 £ statt 900 £ vorgeschoßnes Kapital nöthig. 450 £ des
+vorgeschoßnen Kapitalwerths werden ausgeschieden zunächst als Geld
+kapital, aber der Produktionsproceß auf derselben Stufenleiter und mit
+derselben Umschlagsperiode und der früheren Theilung derselben werde
+
+5 fortgesetzt. Auch die jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber ihr
+Werth ist um die Hälfte gefallen. Weder eine Beschleunigung im Umlauf,
+noch eine Aendrung in der Masse des cirkulirenden Geldes hat diesen
+Wechsel hervorgebracht, der auch von einem Wechsel in Angebot und
+Nachfrage von Geldkapital begleitet ist. Umgekehrt. Der Fall im Werth,
+
+10 resp. Preis, der Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte, hätte
+zuerst die Wirkung, daß ein um die Hälfte verminderter Kapitalwerth für
+das nach wie vor auf gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft X vor
+geschossen, also auch nur die Hälfte Geld von Seiten des Geschäfts X auf
+den Markt zu werfen wäre, da das Geschäft X diesen Kapitalwerth zu-
+
+15 nächst in der F o rm von Geld, d.h. als Geldkapital vorschießt. Die in
+Cirkulation geworfne Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der
+Produktionselemente gefallen. Dies wäre die erste Wirkung. Zweitens
+aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitalwerths von
+900 £ = 450 £, die a) abwechselnd beständig die Form von Geldkapital,
+
+20 produktivem Kapital und Waarenkapital durchlief, b) sich gleichzeitig
+beständig nebeneinander zum Theil in der F o rm von Geldkapital, zum
+Theil in der von produktivem Kapital, und zum Theil in der von Waaren
+kapital befand, würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Geschäfts X
+und daher als zuschüssiges ||355| Geldkapital auf den Geldmarkt treten,
+25 als zuschüssiger Bestandtheil auf ihn wirken. Diese freigesetzten 450 £
+Geld wirken als Geldkapital, nicht weil sie zur Betreibung des Ge
+schäfts X überschüssig gewordnes Geld sind, sondern weil sie Bestand
+theil des Original-Kapitalwerths sind, daher als Kapital fortwirken und
+nicht als Cirkulationsmittel verausgabt werden sollen. Die nächste Form,
+30 sie als Kapital wirken zu lassen, ist sie als Geldkapital auf den Geldmarkt
+zu werfen. Andrerseits könnte auch die Stufenleiter der Produktion (ab
+gesehn vom fixen Kapital) verdoppelt werden. Mit demselben vorge
+schoßnen Kapital von 900 £ würde dann ein Produktionsproceß von
+doppeltem Umfang betrieben.
+
+35
+
+Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produktiven
+Kapitals um die Hälfte, so wären statt 100 £ wöchentlich 150 £ nöthig,
+also statt 900 £ vielmehr 1350 £. 450 £ zuschüssiges Kapital wäre nöthig,
+um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu betreiben, und dies würde
+pro tanto, je nach dem Stand des Geldmarkts, einen größren oder gering-
+40 ren Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf ihm disponible Kapital schon
+verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz um disponibles Kapital. Läge
+ein Theil desselben brach, so würde er pro tanto in Aktivität gerufen.
+
+251
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Aber es kann auch drittens, bei gegebner Stufenleiter der Produktion,
+gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibendem Preise
+der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der Produkte
+des Geschäfts X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom Geschäft X
+gelieferten Waaren, so sinkt der Preis seines Waarenkapitals von 600 £, 5
+die es beständig in Cirkulation warf, z . B. auf 500 £. Ein Sechstel vom
+Werth des vorgeschoßnen Kapitals fließt also nicht aus dem Cirkula
+tionsproceß zurück (der im Waarenkapital steckende Mehrwerth bleibt
+hier außer Frage); es geht in demselben verloren. Aber da der Werth,
+resp. Preis, der Produktionselemente derselbe bleibt, reicht dieser Rück- 10
+5k des beständig im Produktionsproceß
+fluß von 500 £ nur hin, um
+beschäftigten Kapitals von 600 £ zu ersetzen. Es müßten also 100 £ zu
+schüssiges Geldkapital verausgabt werden, um die Produktion auf der
+selben Stufenleiter fortzusetzen.
+
+Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der Preis 15
+
+des Waarenkapitals von 600 £ auf z . B. 700 £. Ein Siebentel seines Preises
+= 100 £ kommt nicht aus dem Produktionsproceß her, ist nicht in ihm
+vorgeschossen worden, sondern fließt aus dem Cirkulationsproceß her.
+Es sind aber nur 600 £ nöthig, um die ||356| produktiven Elemente zu
+ersetzen; also Freisetzung von 100 £.
+
+20
+
+Die Untersuchung der Ursachen, warum im ersten Fall die Umschlags
+periode sich abkürzt oder verlängert, im zweiten Fall die Preise von R o h
+material und Arbeit, im dritten Fall die Preise der gelieferten Produkte
+steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Unter
+suchung.
+
+25
+
+Was aber wohl hierher gehört ist dies:
+/. Fall.
+
+Gleichbleibende
+Produktionselemente und Produkte, Wechsel
+der
+
+Umschlagsperiode.
+
+Produktionsleiter,
+
+gleichbleibende
+
+der
+in der Cirkulations- und daher
+
+Preise
+
+Nach Voraussetzung unsres Beispiels wird durch Verkürzung der Cir- 30
+
+kulationsperiode 'h weniger vorgeschoßnes Gesammtkapital nöthig, das
+letztre daher von 900 £ auf 800 £ reducirt und 100 £ Geldkapital ausge
+schieden.
+
+D as Geschäft X liefert nach wie vor dasselbe sechswöchentliche Pro
+dukt mit demselben Werth von 600 £, und da das ganze Jahr durch un- 35
+unterbrochen gearbeitet wird, liefert es in 51 Wochen dieselbe Masse Pro
+dukt zum Werth von 5100 £. Also in Bezug auf die Massen und den Preis
+des Produkts, den das Geschäft in die Cirkulation wirft, besteht keine
+Veränderung, auch nicht in Bezug auf die Termine, in welchen es das
+Produkt auf den Markt wirft. Aber es sind 100 £ ausgeschieden, weil 40
+durch Verkürzung der Cirkulationsperiode der Proceß mit nur 800 £ Vor-
+
+252
+
+Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
+
+schußkapital gesättigt ist, statt vorher mit 900 £. Die 100 £ ausgeschied-
+nes Kapital existiren in der F o rm von Geldkapital. Sie repräsentiren aber
+keineswegs den Theil des vorgeschoßnen Kapitals, der beständig in der
+F o rm von Geldkapital fungiren ||357| müßte. Unterstellen wir, von
+5 dem vorgeschoßnen flüssigen Kapital I = 600 £ würden 4h beständig in
+1/s = 120 £ in Arbeits
+Produktionsmaterialien ausgelegt, = 480 £, und
+lohn. Also wöchentlich 80 £ in Produktionsstoffen und 20 £ in Arbeits
+lohn. Kapital II = 300 £ muß also ebenfalls getheilt werden in 4/s = 240 £
+1h - 60 £ für Arbeitslohn. Das in Arbeitslohn
+für Produktionsstoffe und
+10 ausgelegte Kapital muß stets in Geldform vorgeschossen werden. Sobald
+das Waarenprodukt zum Werthbetrage von 600 £ in Geldform rückver
+wandelt, verkauft ist, können davon 480 £ in Produktionsstoffe (in pro
+duktiven Vorrath) verwandelt werden, aber 120 £ behalten ihre Geld
+form, um zur Zahlung des Arbeitslohns für 6 Wochen zu dienen. Diese
+15 120 £ sind das Minimum des zurückfließenden Kapitals von 600 £, wel
+ches stets in der F o rm von Geldkapital erneuert und ersetzt werden, und
+daher stets als in Geldform fungirender Theil des vorgeschoßnen Kapi
+tals vorhanden sein muß.
+
+Wenn nun von den, periodisch für 3 Wochen freigesetzten, und eben-
+20 falls in 240 £ produktiven Vorrath und 60 £ Arbeitslohn spaltbaren 300 £
+durch Verkürzung der Umlaufszeit 100 £ in der F o rm von Geldkapital
+ausgeschieden, ganz aus dem Mechanismus des Umschlags herausgewor
+fen werden - wo kommt das Geld für diese 100 £ Geldkapital her? Nur
+zum fünften Theil bestehn sie aus periodisch innerhalb der Umschläge
+25 freigesetztem Geldkapital. Aber 4/s = 80 £ sind bereits ersetzt durch zu
+schüssigen Produktionsvorrath zu demselben Werth. In welcher Weise
+wird dieser zuschüssige Produktionsvorrath in Geld verwandelt, und wo
+kommt das Geld zu diesem Umsatz her?
+
+Ist die Verkürzung der Umlaufszeit einmal eingetreten, so werden von
+30 den obigen 600 £ statt 480 £, nur 400 £ in Produktionsvorrath rückver
+wandelt. Die übrigen 80 £ werden in ihrer Geldform festgehalten und
+bilden mit den obigen 20 £ für Arbeitslohn die 100 £ ausgeschiednes K a
+pital. Obgleich diese 100 £ vermittelst des Verkaufs der 600 £ Waaren
+kapital aus der Cirkulation herkommen und ihr jetzt entzogen werden,
+35 indem sie nicht wieder in Arbeitslohn und Produktionselementen ausge
+legt werden, so ist nicht zu vergessen, daß sie in Geldform wieder in
+derselben F o rm sind, worin sie ursprünglich in die Cirkulation geworfen
+wurden. Anfänglich wurden 900 £ Geld in Produktionsvorrath und Ar
+beitslohn ausgelegt. Um denselben Produktionsproceß auszuführen, sind
+40 jetzt nur noch 800 £ nöthig. Die hiermit in Geldform ausgeschiednen
+100 £ bilden jetzt ein neues, Anlage suchendes Geldkapital, einen neuen
+
+253
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Bestandtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar periodisch schon
+früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und zuschüssigem
+Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung
+für die Ausführung, weil für die ||358| Kontinuität, des Produktions
+processes. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen 5
+neues Geldkapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie
+durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaftli
+chen Geldvorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts
+und wurden durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakku-
+mulirten Schatz.
+
+10
+
+Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, soweit sie
+ein Theil des vorgeschoßnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in dem
+selben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich,
+weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld und dieses Geldes in
+produktives Kapital, W ' - G -W um eine Woche beschleunigt, also auch 15
+der Umlauf des in diesem Proceß thätigen Geldes beschleunigt ist. Sie
+sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X
+nöthig.
+
+Es ist hier angenommen, daß das vorgeschoßne Kapital seinem An
+wender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkür- 20
+zung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £ geborgtes K a
+pital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 £
+neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X.
+Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Werth von 480 £
+auf Kredit, sodaß er nur 120 £ in Geld für Arbeitslohn selbst vorzu- 25
+schießen hat, so würde er jetzt für 80 £ weniger Produktionsstoffe auf
+Kredit zu beziehn haben, diese also überschüssiges Waarenkapital für
+den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 £ in
+Geld ausgeschieden hätte.
+
+Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um '/3. Er war, 30
+
+als 4/s von 300 £, dem zuschüssigen Kapital II, = 240 £, er ist jetzt nur
+= 160 £; d.h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt
+alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für je 2 Wochen statt
+für 3. Die Einkäufe, z . B. auf dem Baum wollmarkt, wiederholen sich so
+häufiger und in kleineren Portionen. Dieselbe Portion Baumwolle wird 35
+dem Markt entzogen, denn die Masse des Produkts bleibt gleich. Aber
+die Entziehung vertheilt sich anders in der Zeit und über mehr Zeit.
+Nehmen wir z. B. an, es handle sich um 3 Monate und um 2; der Jahres
+konsum an Baumwolle sei 1200 Ballen. Im ersten Fall werden verkauft:
+
+254
+
+Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
+
+300 Ballen, bleiben auf Lager 900 Ballen
+1. Januar
+300
+1. April
+1. Juli
+300
+1. Oktober 300
+
+600
+300
+0
+
+"
+"
+"
+
+"
+
+5
+
+Dagegen im zweiten Fall:
+1. Januar
+1. März
+1. Mai
+1. Juli
+1. September
+1. November
+
+verkauft 200, auf Lager 1000 Ballen
+
+200
+200
+200
+200
+200
+
+"
+"
+"
+"
+"
+
+800
+600
+400
+200
+0
+
+'
+'
+'
+
+1
+
+'
+
+Also fließt das in Baumwolle angelegte Geld erst einen Monat später
+zurück, im November statt im Oktober. Wenn also durch ||359| die Ver
+kürzung der Umlaufszeit und damit des Umschlags, '/9 des vorgeschoß-
+15 nen Kapitals = 100 £ ausgeschieden wird in der Form von Geldkapital,
+und wenn diese 100 £ sich zusammensetzten aus 20 £ periodisch über
+schüssigem Geldkapital für Zahlung des Wochenlohns, und aus 80 £, die
+als periodisch überschüssiger Produktionsvorrath für eine Woche existir-
+ten, - so entspricht mit Bezug auf diese 80 £, dem verringerten über-
+20 schüssigen Produktionsvorrath auf Seite des Fabrikanten der vergrößerte
+Waarenvorrath auf Seite des Baumwollhändlers. Dieselbe Baumwolle
+liegt ebensoviel länger auf seinem Lager als Waare, als sie kürzer auf dem
+Lager des Fabrikanten als Produktionsvorrath liegt.
+
+Bisher nehmen wir an, die Verkürzung der Umlaufszeit im Geschäft X
+25 rühre daher, daß X seine Waare rascher verkauft oder bezahlt erhält,
+resp. bei Kredit der Zahlungstermin verkürzt wird. Diese Verkürzung ist
+also abgeleitet aus einer Verkürzung des Verkaufs der Waare, der Ver
+wandlung von Waarenkapital in Geldkapital, W ' - G, der ersten Phase des
+Cirkulationsprocesses. Sie könnte auch entspringen aus der zweiten
+30 Phase G - W, und daher aus gleichzeitiger Aenderung, sei es in der Ar
+beitsperiode, sei es in der Umlaufszeit der Kapitale Y, Z etc., die dem
+Kapitalisten X die Produktionselemente seines flüssigen Kapitals liefern.
+Z . B. wenn Baumwolle, Kohle etc. bei dem alten Transport 3 Wochen
+auf Reise sind von ihrem Produktions- oder Stapelplatz bis zum Sitz der
+35 Produktionsstätte des Kapitalisten X, so muß das Minimum des Produk
+tionsvorraths von X bis zur Ankunft neuer Vorräthe wenigstens für
+3 Wochen reichen. Solange Baumwolle und Kohle sich auf Reisen befin
+den, können sie nicht als Produktionsmittel dienen. Sie bilden jetzt
+vielmehr einen Arbeitsgegenstand der Transportindustrie und des darin
+40 beschäftigten Kapitals, und in seiner Cirkulation befindliches Waaren
+kapital für den Kohlenproducenten oder den Baumwollenverkäufer. Bei
+
+255
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+verbessertem Transport reducire sich die Reise auf 2 Wochen. So kann
+der Produktionsvorrath aus einem 3wöchentlichen sich in einen zwei
+wöchentlichen verwandeln. Damit wird das hierfür vorgeschoßne Zu
+schußkapital von 80 £ freigesetzt, und ebenso das von 20 £ für Arbeits
+lohn, weil das umgeschlagne Kapital von 600 £ eine Woche früher zu- 5
+rückfließt.
+
+Andrerseits, wenn z . B. die Arbeitsperiode des Kapitals, das den R o h
+stoff liefert, sich verkürzt (wovon Beispiele in den vorigen Kapiteln ge
+geben), also auch die Möglichkeit den Rohstoff zu erneuern, kann der
+produktive Vorrath sich vermindern, der Zeitraum von einer Erneurungs- 10
+période bis zur andern sich verkürzen.
+
+Wenn umgekehrt die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode
+sich verlängert, so ist Vorschuß von zuschüssigem ||360| Kapital nöthig.
+Aus der Tasche des Kapitalisten selbst, wenn er zuschüssiges Kapital
+besitzt. Dies wird dann aber in irgend einer Form angelegt sein, als Theil 15
+des Geldmarkts; um es disponibel zu machen, muß es aus der alten Form
+losgeschält, z . B. Aktien verkauft, Depositen entzogen werden, sodaß
+auch hier indirekte Wirkung auf den Geldmarkt eintritt. Oder er muß es
+aufnehmen. Was den für Arbeitslohn nöthigen Theil des zuschüssigen
+Kapitals betrifft, so ist er unter normalen Umständen stets als Geld- 20
+kapital vorzuschießen, und hierfür übt der Kapitalist X seinen Antheil
+direkten Drucks auf den Geldmarkt aus. F ür den in Produktionsstoffen
+anzulegenden Theil ist dies nur dann unerläßlich, wenn er sie baar zahlen
+muß. Kann er sie auf Kredit erhalten, so übt dies keinen direkten Einfluß
+auf den Geldmarkt, da das zuschüssige Kapital dann direkt als Produk- 25
+tionsvorrath und nicht in erster Instanz als Geldkapital vorgeschossen
+wird. Sofern sein Kreditgeber etwa den von X erhaltnen Wechsel wieder
+direkt auf den Geldmarkt wirft, ihn diskontiren läßt etc., würde dies
+indirekt, durch zweite Hand auf den Geldmarkt wirken. Benutzt er aber
+diesen Wechsel um damit z . B. eine später abzutragende Schuld zu dek- 30
+ken, so wirkt dies zuschüssig vorgeschoßne Kapital weder direkt noch
+indirekt auf den Geldmarkt.
+der
+
+Produktionsstoffe,
+
+Preiswechsel
+
+Umstände
+
+andern
+
+alle
+
+II. Fall:
+unverändert.
+
+Wir nahmen eben an, daß das Gesammtkapital von 900 £ ausgelegt 35
+
+wird zu 4/s = 720 £ in Produktionsstoffen, und zu Vs = 180 £ in Arbeits
+lohn.
+
+Fallen die Produktionsstoffe um die Hälfte, so erfordern sie für die
+6wöchentliche Arbeitsperiode nur 240 £ statt 480 £ und für das Zusatz
+kapital Nr. II nur 120 £ statt 240 £. Kapital I wird also reducirt von 40
+600 £ auf 2 4 0+ 120 = 360 £, und Kapital II von 300 £ auf 120 + 60
+
+256
+
+Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
+
+= 180 £. Das Gesammtkapital von 900 £ auf 360 + 180 = 540 £. Es wer
+den also ausgeschieden 360 £.
+
+Dies ausgeschiedne und jetzt unbeschäftigte, daher auf dem Geldmarkt
+Anlage suchende Kapital, Geldkapital, ist nichts als ein Stück des ur-
+5 sprünglich als Geldkapital vorgeschoßnen Kapitals von 900 £, das durch
+den Preisfall der Produktionselemente, worin es periodisch rückverwan
+delt, überflüssig geworden ist, soll das Geschäft nicht erweitert, sondern
+auf der alten Stufenleiter fortgesetzt werden. Wäre dieser Preisfall nicht
+zufälligen Umständen geschuldet, (besonders reicher Ernte, Ueberzufuhr
+10 etc.) sondern einer Vermehrung der Produktivkraft in dem Zweig der
+den Rohstoff liefert, so wäre dies Geldkapital ein absoluter Zuschuß zum
+Geldmarkt, überhaupt zu dem in der F o rm von Geldkapital disponiblen
+Kapital, weil es keinen integrirenden Bestandtheil des bereits angewand
+ten Kapitals mehr bildete. |
+
+15
+
+|361| /77. Fall. Preiswechsel im Marktpreis des Produkts selbst.
+
+Hier geht bei Fall des Preises ein Theil des Kapitals verloren, und muß
+daher durch neuen Vorschuß von Geldkapital ersetzt werden. Dieser Ver
+lust des Verkäufers mag wiedergewonnen werden durch den Käufer. Di
+rekt, wenn das Produkt nur durch zufällige Konjunkturen in seinem
+20 Marktpreis gefallen und nachher wieder auf seinen normalen Preis steigt.
+Indirekt, wenn der Preiswechsel durch Werthwechsel hervorgebracht ist,
+der auf das alte Produkt reagirt, und wenn dies Produkt wieder als Pro
+duktionselement in eine andre Produktionssphäre eingeht und hier pro
+tanto Kapital freisetzt. In beiden Fällen kann das für X verlorne Kapital,
+25 für dessen Ersatz er auf den Geldmarkt drückt, von seinen Geschäfts
+freunden demselben Geldmarkt als neues zuschüssiges Kapital zugeführt
+sein. Es findet dann nur Uebertragung statt.
+
+Steigt umgekehrt der Preis des Produkts, so wird ein Kapitaltheil, der
+nicht vorgeschossen war, aus der Cirkulation angeeignet. Er ist kein or-
+
+30 ganischer Theil des im Produktionsproceß vorgeschoßnen Kapitals, und
+bildet daher, wenn die Produktion nicht ausgedehnt wird, ausgeschiednes
+Geldkapital. Da hier angenommen, daß die Preise der Elemente des Pro
+dukts gegeben waren, bevor es als Waarenkapital auf den Markt trat, so
+könnte hier ein wirklicher Werthwechsel die Preiserhöhung verursacht
+
+35 haben, soweit er retroaktiv wirkte, z . B. die Rohmaterialien nachträglich
+gestiegen wären. In diesem Falle gewänne der Kapitalist X an seinem als
+Waarenkapital cirkulirenden Produkt und an seinem vorhandnen Pro
+duktionsvorrath. Dieser Gewinn würde ihm ein Zuschußkapital liefern,
+das bei den neuen, erhöhten Preisen der Produktionselemente zum Fort-
+
+40 betrieb seines Geschäfts jetzt nöthig wird.
+
+257
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Oder aber die Preiserhöhung ist nur vorübergehend. Was dann auf
+Seite des Kapitalisten X als zuschüssiges Kapital nöthig wird, fällt auf
+andrer Seite als freigesetztes aus, soweit sein Produkt ein Produktions
+element für andre Geschäftszweige bildet. Was der Eine verloren, hat der
+Andre gewonnen. |
+
+5
+
+|362| KAPITEL
+
+Der Umschlag des variablen Kapitals.
+
+Die Jahresrate des Mehrwerths.
+
+Unterstellen wir ein cirkulirendes Kapital von 2500 £, und zwar
+= 2000 £ konstantes Kapital (Produktionsstoffe) und Vs = 500 £ variables 10
+in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital.
+
+4h
+
+Die Umschlagsperiode sei 5 Wochen; die Arbeitsperiode = 4 Wochen,
+die Cirkulationsperiode = 1 Woche. Dann ist Kapital I = 2000 £, beste
+hend aus 1600 £ konstantem Kapital und 400 £ variablem Kapital; K a
+pital II = 500 £, davon 400 £ konstant und 100 £ variabel. In jeder Ar- 15
+beitswoche wird ein Kapital von 500 £ ausgelegt. In einem Jahr von
+50 Wochen wird ein Jahresprodukt von 50 x 500 = 25 000 £ hergestellt.
+Das beständig in einer Arbeitsperiode angewandte Kapital I von 2000 £
+schlägt also 12'/2 mal um. I2V2 x 2000 = 25 000 £. Von diesen 25 000 £
+sind 4h - 20 000 £ konstantes, in Produktionsmitteln ausgelegtes Kapital, 20
+und 'A = 5000 £ variables in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital.
+
+Das während der Produktion verausgabte variable cirkulirende Kapi
+tal kann nur von neuem im Cirkulationsproceß dienen, soweit das Pro
+dukt, worin sein Werth reproducirt ist, verkauft, aus Waarenkapital in
+Geldkapital verwandelt ist, um von neuem in Zahlung von Arbeitskraft 25
+ausgelegt zu werden. Aber ebenso verhält es sich mit dem in der Produk
+tion ausgelegten konstanten cirkulirenden Kapital (den Produktionsstof
+fen), deren Werth als Werththeil im Produkt wieder erscheint. Was diese
+beiden Theile - der variable und der konstante Theil des cirkulirenden
+Kapitals - gemein haben, und was sie unterscheidet vom fixen Kapital, 30
+ist nicht, daß ihr auf das Produkt übertragner Werth durch das Waaren
+kapital cirkulirt wird, d.h. durch die Cirkulation des Produkts als Waare
+cirkulirt. Ein Werththeil des Produkts, und daher des als Waare cirkuli
+renden Produkts, des Waarenkapitals, besteht immer aus dem Verschleiß
+des fixen Kapitals, oder dem Werththeil des fixen Kapitals, den es wäh- 35
+
+258
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+rend der Produktion auf das Produkt übertragen hat. Aber der Unter
+schied ist der. Das fixe Kapital fährt fort in seiner alten Gebrauchsgestalt
+im Produktionsproceß zu fungiren während eines längren oder kürzren
+Cyklus von Umschlagsperioden des cirkulirenden Kapitals (= cirkuliren-
+5 dem konstantem + cirkulirendem variablem Kapital), während jeder ein
+zelne Umschlag den Ersatz des gesammten, aus der Produktionssphäre
+- in der Gestalt von Waarenkapital - in die Cirkulationssphäre einge-
+tretnen cirkulirenden Kapitals zur Bedingung hat. Die erste Phase der|
+13631 Cirkulation W ' - G' haben flüssiges konstantes und flüssiges varia-
+10 bles Kapital gemein. In der zweiten Phase trennen sie sich. Das Geld,
+worin die Waare rückverwandelt ist, wird zu einem Theil in Produkti
+onsvorrath umgesetzt (cirkulirendes konstantes Kapital). Je nach den
+verschiednen Kaufterminen der Bestandtheile desselben mag ein Theil
+früher, der andre später aus Geld in Produktionsstoffe umgesetzt werden,
+15 schließlich aber geht er ganz darin auf. Ein andrer Theil des aus dem
+Verkauf der Waare gelösten Geldes bleibt liegen als Geldvorrath, um
+nach und nach in Zahlung der dem Produktionsproceß einverleibten Ar
+beitskraft verausgabt zu werden. Er bildet das cirkulirende variable K a
+pital. Nichtsdestoweniger kommt der ganze Ersatz des einen oder andren
+20 Theils jedesmal aus dem Umschlag des Kapitals, seiner Verwandlung in
+Produkt, aus Produkt in Waare, aus Waare in Geld her. Dies ist der
+Grund, warum im vorigen Kapitel, ohne Rücksicht auf das fixe Kapital,
+der Umschlag des cirkulirenden Kapitals - konstanten und variablen -
+besonders und gemeinsam behandelt worden ist.
+
+25
+
+Für die Frage, die wir jetzt zu behandeln haben, müssen wir einen
+Schritt weiter gehn, und den variablen Theil des cirkulirenden Kapitals
+so behandeln, als ob er ausschließlich das cirkulirende Kapital bilde.
+D.h. wir sehn ab von dem konstanten cirkulirenden Kapital, das zusam
+men mit ihm umschlägt.
+
+30
+
+Es sind vorgeschossen 2500 £, und der Werth des Jahresprodukts ist
+= 25 000 £. Aber der variable Theil des cirkulirenden Kapitals ist 500 £;
+
+daher das in 25 000 £ enthaltne variable Kapital = ^
+
+= 5000 £. Di-
+
+vidiren wir die 5000 £ durch 500, so erhalten wir die Umschlagszahl 10.
+Diese Durchschnittsrechnung, wonach der Werth des Jahresprodukts
+35 dividirt wird durch den Werth des vorgeschoßnen Kapitals und nicht
+durch den Werth des beständig in einer Arbeitsperiode angewandten
+Theils dieses Kapitals (also hier nicht durch 400 sondern 500, nicht durch
+Kapital I, sondern durch Kapital I plus Kapital II) ist hier, wo es sich nur
+um Produktion des Mehrwerths handelt, absolut exakt. M an wird später
+40 sehn, daß sie unter andrem Gesichtspunkt nicht ganz exakt ist, wie über-
+
+259
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+haupt diese Durchschnittsrechnung nicht ganz exakt ist. D . h. sie genügt
+für die praktischen Zwecke des Kapitalisten, aber sie drückt nicht alle
+realen Umstände des Umschlags exakt oder angemessen aus.
+
+Wir haben bisher von einem Werththeil des Waarenkapitals ganz ab
+gesehn, nämlich von dem in ihm steckenden Mehrwerth, der während des 5
+Produktionsprocesses producirt und dem Produkt einverleibt worden ist.
+Hierauf haben wir jetzt unser Augenmerk zu richten. |
+
+|364| Gesetzt, das wöchentlich ausgelegte variable Kapital von 100 £
+producirt einen Mehrwerth von 100% = 100 £, so producirt das in der
+Umschlagsperiode von 5 Wochen ausgelegte variable Kapital von 500 £ 10
+einen Mehrwerth von 500 £. D . h. eine Hälfte des Arbeitstags besteht aus
+Mehrarbeit.
+
+Wenn aber 500 £ variables Kapital 500 £, so produciren 5000 einen
+Mehrwerth von 10 x 500 = 5000 £. Das vorgeschoßne variable Kapital ist
+aber gleich 500 £. Das Verhältniß der während des Jahres producirten 15
+Gesamtmasse von Mehrwerth zu der Werthsumme des vorgeschoßnen
+variablen Kapitals nennen wir die jährliche Rate oder die Jahresrate des
+
+Mehrwerths. Diese also ist im vorliegenden Fall =
+
+~ 1000%. Ana
+
+lysiren wir diese Rate näher, so zeigt sich, daß sie gleich ist der Rate
+
+des Mehrwerths, die das vorgeschoßne variable Kapital während einer 20
+
+Umschlagsperiode producirt, multiplicirt mit der Anzahl der Umschläge
+
+des variablen Kapitals (die mit der Anzahl der Umschläge des ganzen
+
+cirkulirenden Kapitals zusammenfällt).
+
+Das während einer Umschlagsperiode vorgeschoßne variable Kapital
+ist im vorliegenden Fall = 500 £; der darin erzeugte Mehrwerth ebenfalls 25
+= 500 £. Die Rate des Mehrwerths während einer Umschlagsperiode ist
+
+daher = ^ ? ^m = 100%. Diese 1 0 0% multiplicirt mit 10, der Anzahl der
+
+Umschläge im Jahr, gibt
+
+= 1000%.
+
+500
+
+Dies gilt für die Jahresrate des Mehrwerths. Was aber die Masse des
+Mehrwerths anbetrifft, die während einer bestimmten Umschlagsperiode 30
+erzielt wird, so ist diese Masse = dem Werth des während dieser Periode
+vorgeschoßnen variablen Kapitals, hier = 500 £, multiplicirt mit der Rate
+
+des Mehrwerths, hier also = 500 x j j j jj = 500 x 1 = 500. Wäre das vor
+
+geschoßne Kapital = 1500 £ bei gleicher Rate des Mehrwerths, so die
+
+Masse des Mehrwerths = 1500 x
+
+= 1500 £.
+
+35
+
+260
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+Das variable Kapital von 500 £, welches 10 mal im Jahr umschlägt,
+innerhalb des Jahres einen Mehrwerth von 5000 £ producirt, für welches
+die Jahresrate des Mehrwerths also = 1000% ist, wollen wir Kapital A
+nennen.
+
+5
+
+Unterstellen wir nun, daß ein andres variables Kapital B von 5000 £
+für ein ganzes Jahr (d.h. hier für 50 Wochen) vorgeschossen wird, und
+daher nur einmal im Jahr umschlägt. Wir unterstellen dabei ferner, daß
+Ende des ||365| Jahres das Produkt am selben Tage bezahlt wird, wo es
+fertig, also das Geldkapital, worin es verwandelt, am selben Tag zurück-
+10 fließt. Die Cirkulationsperiode ist also hier = 0, die Umschlagsperiode
+= der Arbeitsperiode, nämlich = 1 Jahr. Wie im vorigen Fall befindet sich
+im Arbeitsproceß jede Woche ein variables Kapital von 100 £, daher in
+50 Wochen von 5000 £. Die Rate des Mehrwerths sei ferner dieselbe
+= 100%, d.h. bei gleicher Länge des Arbeitstags bestehe die Hälfte aus
+15 Mehrarbeit. Betrachten wir 5 Wochen, so ist das angelegte variable K a
+pital = 500 £, Rate des Mehrwerths = 100%, die während der 5 Wochen
+erzeugte Masse des Mehrwerths also = 500 £. Die Masse der Arbeits
+kraft, die hier exploitirt wird, und der Exploitationsgrad derselben, sind
+hier nach der Voraussetzung exakt gleich denen von Kapital A.
+
+20
+
+In je einer Woche erzeugt das angelegte variable Kapital von 100 £
+einen Mehrwerth von 100 £, in 50 Wochen daher das angelegte Kapital
+von 50 x 100 = 5000 £, einen Mehrwerth von 5000 £. Die Masse des
+jährlich producirten Mehrwerths
+im vorigen Fall
+= 5000 £, aber die Jahresrate des Mehrwerths ist durchaus verschieden.
+25 Sie ist gleich dem während des Jahres producirten Mehrwerth, dividirt
+
+ist dieselbe wie
+
+durch das vorgeschoßne variable Kapital: ^ Q Q Q^ = 100%, während sie
+
+vorher für Kapital A = 1 0 0 0% war.
+
+Bei Kapital A wie bei Kapital B haben wir wöchentlich 100 £ variables
+Kapital verausgabt; der Verwerthungsgrad oder die R a te des Mehrwerths
+30 ist ebenso dieselbe, = 100%; die Größe des variablen Kapitals ist auch
+dieselbe = 100 £. Es wird dieselbe Masse Arbeitskraft exploitirt, die G r ö
+ße und der Grad der Exploitation sind in beiden Fällen dieselben, die
+Arbeitstage sind gleich, und gleich getheilt in nothwendige Arbeit und
+Mehrarbeit. Die während des Jahres angewandte variable Kapitalsumme
+35 ist gleich groß = 5000 £, setzt dieselbe Masse von Arbeit in Bewegung,
+und extrahirt aus der von den beiden gleichen Kapitalen in Bewegung
+gesetzten Arbeitskraft dieselbe Masse Mehrwerth, 5000 £. Dennoch ist in
+der Jahresrate des Mehrwerths von A und B eine Differenz von 900%.
+
+Dies Phänomen sieht allerdings danach aus, als hinge die Rate des
+40 Mehrwerths nicht nur ab von der Masse und dem Exploitationsgrad der
+
+261
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbeitskraft, sondern au
+ßerdem von, aus dem Cirkulationsproceß entspringenden, unerklärlichen
+Einflüssen; und in der That ist dies Phänomen so gedeutet worden und
+hat, wenn auch nicht in dieser seiner reinen, sondern in seiner kompli-
+cirteren und versteckteren F o rm (der der jährlichen Profitrate) eine völ- 5
+lige Déroute in der Ricardo'schen Schule seit Anfang der 20er Jahre her
+vorgerufen.
+
+Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort, wenn wir nicht
+nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A ||366| und Kapital B unter
+exakt dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, 10
+wenn das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Um
+fang nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird, wie Kapital A.
+
+Die 5000 £ Kapital B werden dann ausgelegt in 5 Wochen, per Woche
+
+1000 £ gibt für das Jahr eine Auslage von 50 000 £. Der Mehrwerth
+
+ist dann ebenfalls unter unserer Voraussetzung = 50 000 £. Das umge- 15
+
+schlagne Kapital = 50 000 £, dividirt durch das vorgeschoßne Kapital
+
+= 5000 £ ergibt die Anzahl der Umschläge = 10. Die Rate des Mehr
+
+werths = gQQQ™ = 100%, multiplicirt mit der Zahl der Umschläge = 10,
+
+ergibt die Jahresrate des Mehrwerths = ~ ^ ü ü üm =
+
+= 1000%.
+
+Jetzt
+
+5000v
+
+1
+
+sind also die Jahresraten des Mehrwerths für A und B gleich, nämlich 20
+1000%, aber die Massen des Mehrwerths sind: für B 50 000 £, für A
+5000 £; die Massen des producirten Mehrwerths verhalten sich jetzt
+wie die vorgeschoßnen Kapitalwerthe B und A, nämlich wie
+5000 : 500 = 1 0 : 1. Dafür hat aber auch Kapital B zehnmal so viel Ar
+beitskraft in derselben Zeit in Bewegung gesetzt wie Kapital A.
+
+25
+
+Es ist nur das im Arbeitsproceß wirklich angewandte Kapital, welches
+den Mehrwerth erzeugt, und für welches alle bisher über den Mehrwerth
+gegebnen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, daß bei gegebner Rate die
+Masse des Mehrwerths durch die relative Größe des variablen Kapitals
+bestimmt ist.
+
+30
+
+Der Arbeitsproceß selbst ist gemessen durch die Zeit. Länge des Ar
+beitstags gegeben (wie hier, wo wir alle Umstände zwischen Kapital A
+und Kapital B gleichsetzen, um die Differenz in der Jahresrate des Mehr
+werths in klares Licht zu stellen), besteht die Arbeitswoche aus bestimm
+ter Zahl Arbeitstage. Oder wir können
+z . B. hier fünfwöchentliche, als einen einzigen Arbeitstag, von 300 Stun
+den z . B ., betrachten, wenn der Arbeitstag = 10 Stunden, und die Woche
+= 6 Arbeitstagen. Ferner aber müssen wir diese Zahl multipliciren mit der
+Anzahl der Arbeiter, die jeden Tag gleichzeitig in demselben Arbeits-
+
+irgend eine Arbeitsperiode, 35
+
+262
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+processe gemeinsam angewandt werden. Wäre diese Zahl z . B. 10, so der
+Wochenbetrag = 60 x 10 = 600 Stunden und eine fünfwöchentliche Ar
+beitsperiode = 600 x 5 = 3000 Stunden. Gleichgroße variable Kapitale
+sind also angewandt bei gleichgroßer Rate des Mehrwerths und gleicher
+5 Länge des Arbeitstags, wenn gleichgroße Massen Arbeitskraft (eine Ar
+beitskraft vom selben Preis multiplicirt mit derselben Anzahl) in demsel
+ben Zeittermin in Bewegung gesetzt werden. |
+
+|367| Kehren wir nun zu unsern ursprünglichen Beispielen zurück. In
+beiden Fällen A und B werden gleichgroße variable Kapitale, 100 £ per
+10 Woche, während jeder Woche des Jahres angewandt. Die angewandten,
+im Arbeitsproceß wirklich fungirenden variablen Kapitale sind daher
+gleich, aber die vorgeschoßnen variablen Kapitale sind durchaus un
+gleich. Sub A sind für je 5 Wochen 500 £ vorgeschossen, von denen in
+jeder Woche 100 £ angewandt werden. Sub B sind für die erste fünfwö-
+15 chentliche Periode 5000 £ vorzuschießen, von denen aber nur 100 £ per
+Woche, in den 5 Wochen daher nur 500 £ = Vio des vorgeschoßnen K a
+pitals angewandt werden. In der zweiten fünfwöchentlichen Periode sind
+4500 £ vorzuschießen, aber nur 500 £ angewandt u.s.w. Das für eine be
+stimmte Zeitperiode vorgeschoßne variable Kapital verwandelt sich
+20 nur in angewandtes, also wirklich fungirendes und wirkendes variables
+Kapital in dem M a ß, wie es wirklich in die vom Arbeitsproceß erfüllten
+Abschnitte jener Zeitperiode eintritt, im Arbeitsproceß wirklich fungirt.
+In der Zwischenzeit, worin ein Theil davon vorgeschossen ist, um erst in
+einem spätem Zeitabschnitt angewandt zu werden, ist dieser Theil so gut
+25 wie nicht vorhanden für den Arbeitsproceß, und hat daher keinen Ein
+fluß weder auf Werth- noch Mehrwerthbildung. Z. B. beim Kapital A von
+500 £. Es ist ganz für 5 Wochen vorgeschossen, aber jede Woche gehn nur
+100 £ davon successiv in den Arbeitsproceß ein. In der ersten Woche wird
+lh davon angewandt; 4h sind vorgeschossen, ohne angewandt zu werden,
+30 obgleich sie für die Arbeitsprocesse der 4 folgenden Wochen vorräthig
+
+und daher vorgeschossen sein müssen.
+
+Die Umstände, welche das Verhältniß zwischen dem vorgeschoßnen
+und angewandten variablen Kapital differenziren, wirken auf die Pro
+duktion von Mehrwerth - bei gegebner R a te des Mehrwerths - nur in-
+35 sofern und nur dadurch ein, daß sie das Quantum variables Kapital dif
+ferenziren, welches in einer bestimmten Zeitperiode, z. B. in einer Woche,
+5 Wochen etc., wirklich angewandt werden kann. Das vorgeschoßne va
+riable Kapital fungirt nur als variables Kapital, soweit wie, und während
+der Zeit worin es wirklich angewandt wird; nicht während der Zeit, worin
+40 es vorräthig vorgeschossen bleibt, ohne angewandt zu werden. Alle Um
+stände aber, welche das Verhältniß zwischen vorgeschoßnem und ange-
+
+263
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+wandtem variablen Kapital differenziren, fassen sich zusammen in der
+Differenz der Umschlagsperioden (bestimmt durch Differenz, sei es der |
+13681 Arbeitsperiode, sei es der Cirkulationsperiode, sei es beider). Das
+Gesetz der Mehrwerthproduktion ist, daß bei gleicher Rate des Mehr
+werths gleiche Massen von fungirendem variablen Kapital gleiche Mas- 5
+sen Mehrwerth erzeugen. Werden also von den Kapitalen A und B in
+gleichen Zeitabschnitten bei gleicher Mehrwerthsrate gleiche Massen va
+riables Kapital angewandt, so müssen sie in denselben Zeiträumen glei
+che Massen Mehrwerth erzeugen, wie verschieden immer das Verhältniß
+dieses in bestimmtem Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem 10
+während desselben Zeitraums vorgeschoßnen variablen Kapitals sei, wie
+verschieden daher auch das Verhältniß der erzeugten Mehrwerthmassen,
+nicht zu dem angewandten, sondern zu dem überhaupt vorgeschoßnen
+variablen Kapital sei. Die Verschiedenheit dieses Verhältnisses, statt den
+über die Produktion des Mehrwerths entwickelten Gesetzen zu wider- 15
+sprechen, bestätigt sie vielmehr und ist eine unerläßliche Konsequenz
+derselben.
+
+Betrachten wir den ersten
+
+fünfwöchentlichen Produktionsabschnitt
+von Kapital B. Ende der fünften Woche sind 500 £ angewandt und auf
+gezehrt.
+
+20
+
+Das Werthprodukt ist = 1000 £, also |^ = 100%. Ganz wie bei K a
+pital A. D aß bei Kapital A der Mehrwerth nebst dem vorgeschoßnen
+Kapital realisirt ist, bei B nicht, geht uns hier noch nichts an, wo es sich
+nur noch um die Produktion des Mehrwerths und um sein Verhältniß zu
+dem während seiner Produktion vorgeschoßnen variablen Kapital han- 25
+delt. Berechnen wir dagegen das Verhältniß des Mehrwerths in B, nicht
+zu dem während seiner Produktion angewandten und daher aufge
+zehrten Theil des vorgeschoßnen Kapitals von 5000 £, sondern zu diesem
+
+vorgeschoßnen Gesammtkapital selbst, so erhalten wir ^ Q Q Q^ = "j7J=10%-
+
+Also für Kapital B 1 0% und für Kapital A 100%, d.h. zehnmal mehr. 30
+Würde hier gesagt: Diese Differenz in der Rate des Mehrwerths für
+gleichgroße Kapitale, die ein gleiches Quantum Arbeit in Bewegung ge
+setzt haben, und zwar Arbeit, die sich zu gleichen Theilen in bezahlte und
+unbezahlte Arbeit scheidet, widerspricht den Gesetzen über die Produk
+tion des Mehrwerths - so wäre die Antwort einfach und durch den blo- 35
+ßen Anblick der faktischen Verhältnisse gegeben: Sub A drückt ihr die
+wirkliche Rate des Mehrwerths aus, d.h. das Verhältniß des während fünf
+Wochen von einem variablen Kapital von 500 £ producirten Mehrwerths
+zu diesem variablen Kapital von 500 £. Sub B dagegen wird in einer Art
+
+264
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+gerechnet, die nichts zu thun hat weder mit der Produktion des Mehr
+werths noch mit der ihr entsprechenden Bestimmung der R a te des Mehr
+werths. Die 500 £ Mehrwerth, die mit einem ||369| variablen Kapital von
+500 £ producirt worden sind, werden nämlich nicht berechnet mit Bezug
+5 auf die 500 £ variables Kapital, das während ihrer Produktion vorge
+schossen wird, sondern zu einem Kapital von 5000 £, wovon 9/io, 4500 £,
+mit der Produktion dieses Mehrwerths von 500 £ gar nichts zu thun ha
+ben, sondern erst allmälig im Verlauf der folgenden 45 Wochen fungiren
+sollen, also gar nicht existiren für die Produktion der ersten fünf Wo-
+10 chen, um die es sich hier allein handelt. In diesem Falle also bildet die
+Differenz in der Rate des Mehrwerths von A und B gar kein Problem.
+
+Vergleichen wir nun die Jahresraten des Mehrwerths für die Kapitale
+
+B und A. F ür Kapital B haben wir ^ » » »m = 100%; für Kapital A
+5000m
+-p^Tr— = 1000%. Aber das Verhältniß der Mehrwerthraten ist dasselbe
+500v
+
+15 wie vorher. D o rt hatten wir:
+
+Jahresrate des Mehrwerths von Kapital B _ 1 0%
+Jahresrate des Mehrwerths von Kapital A
+
+1 0 0%
+
+.
+
+haben w ir
+
+Jahresrate des Mehrwerths von Kapital B _ 1 0 0%
+Jahresrate des Mehrwerths von Kapital A
+
+1 0 0 0 %'
+
+aber
+
+=
+
+also dasselbe Verhältniß wie oben.
+
+lUU/o
+
+lUUU/o
+
+Jedoch hat sich das Problem jetzt umgedreht. Die Jahresrate des K a-
+
+20 pitals B: g»?,»m = 1 0 0% bietet durchaus keine Abweichung - auch nicht
+
+5000v
+
+°
+
+mehr den Schein einer Abweichung - von den uns bekannten Gesetzen
+
+über die Produktion und die ihr entsprechende R a te des Mehrwerths dar.
+
+Es sind 5000v während des Jahres vorgeschossen und produktiv konsu
+
+mirt worden, sie haben 5000m producirt. Die R a te des Mehrwerths ist
+
+25 also der obige Bruch ^ ? , »m = 100%. Die Jahresrate stimmt mit der
+
+5000v
+
+wirklichen Rate des Mehrwerths. Es ist also diesmal nicht, wie vorher,
+
+Kapital B, sondern Kapital A, das die Anomalie darbietet, die zu er
+
+klären ist.
+
+Wir haben hier die R a te des Mehrwerths - = 7 ^— = 1000%. Aber, wenn
+
+30 im ersten Fall, 500m, das Produkt von 5 Wochen, berechnet wurde auf
+
+ein vorgeschoßnes Kapital von 5000 £, wovon 9/io nicht in seiner Produk
+
+tion verwandt waren, so jetzt 5000m berechnet auf 500v, d.h. nur auf
+
+500v
+
+265
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Vio des variablen Kapitals, das wirklich in der Produktion von 5000m
+verwandt worden; denn die 5000m sind das Produkt eines während
+50 Wochen produktiv konsumirten variablen Kapitals von 5000 und
+nicht des während einer einzigen fünfwöchentlichen Periode verbrauch
+ten Kapitals von 500. Im ||370| ersten Fall wurde der während 5 Wochen 5
+producirte Mehrwerth berechnet auf ein Kapital, das für 50 Wochen vor
+geschossen ist, also zehnmal größer als das während der 5 Wochen ver
+brauchte. Jetzt wird der während 50 Wochen producirte Mehrwerth be
+rechnet auf ein Kapital, das für 5 Wochen vorgeschossen, also zehnmal
+kleiner ist, als das während der 50 Wochen verbrauchte.
+
+10
+
+Das Kapital A von 500 wird nie länger als für 5 Wochen vorgeschos
+sen. Am Ende derselben ist es zurückgeflossen, und kann denselben Pro
+ceß im L a uf des Jahres durch zehnmaligen Umschlag lOmal erneuern. Es
+folgt daraus zweierlei:
+
+Erstens: Das sub A vorgeschoßne Kapital ist nur fünfmal größer als 15
+
+der beständig im Produktionsproceß einer Woche angewandte Kapital
+theil. Kapital B dagegen, das nur einmal in 50 Wochen umschlägt, also
+auch für 50 Wochen vorgeschossen sein muß, ist 50 mal größer als der
+Theil desselben, der beständig in einer Woche angewandt werden kann.
+Der Umschlag modificirt daher das Verhältniß zwischen dem für den 20
+Produktionsproceß während des Jahres vorgeschoßnen, und dem für eine
+bestimmte Produktionsperiode, z . B. Woche, beständig anwendbaren K a
+pital. Und dies gibt uns den ersten Fall, wo der Mehrwerth von 5 Wo
+chen nicht auf das während dieser 5 Wochen angewandte Kapital be
+rechnet wird, sondern auf das während 50 Wochen angewandte, lOmal 25
+größre.
+
+Zweitens: Die Umschlagsperiode des Kapitals A von 5 Wochen bildet
+Vio des Jahres, das Jahr umfaßt daher 10 solcher Umschlagsperioden, in
+welchen Kapital A von 500 £ stets von neuem angewandt wird. Das an
+gewandte Kapital ist hier gleich dem für 5 Wochen vorgeschoßnen K a- 30
+pital, multiplicirt mit der Zahl der Umschlagsperioden im Jahr. Das wäh
+rend des Jahres angewandte Kapital ist = 500 x 10 = 5000. D as während
+
+des Jahres vorgeschoßne Kapital ist = ^ y j^ = 500. In der That, obgleich
+
+die 500 stets von neuem angewandt werden, werden nie mehr als diesel
+ben 500 alle 5 Wochen vorgeschossen. Andrerseits, bei Kapital B, werden 35
+während 5 Wochen zwar nur 500 angewandt und für diese 5 Wochen
+vorgeschossen. Aber da die Umschlagsperiode hier gleich 50 Wochen, so
+ist das während des Jahres angewandte Kapital gleich dem, nicht für je
+5 Wochen, sondern für 50 Wochen vorgeschoßnen Kapital. Die jährlich
+producirte Masse des Mehrwerths richtet sich aber, bei gegebner Rate 40
+
+266
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+des Mehrwerths, nach dem während ||371| des Jahres angewandten und
+nicht dem während des Jahres vorgeschoßnen Kapital. Sie ist also für
+dies einmal umschlagende Kapital von 5000 nicht größer, als für das
+zehnmal umschlagende Kapital von 500, und sie ist nur deshalb so groß,
+5 weil das einmal im J a hr umschlagende Kapital selbst zehnmal größer ist
+
+als das zehnmal im J a hr umschlagende.
+
+Das während des Jahres umgeschlagne variable Kapital - also der des
+jährlichen Produkts oder der jährlichen Verausgabung, der gleich diesem
+Theil - ist das im L a uf des Jahres wirklich angewandte, produktiv ver-
+10 zehrte variable Kapital. Es folgt daher, daß wenn das jährlich umge
+schlagne variable Kapital A und das jährlich umgeschlagne variable
+Kapital B gleich groß und sie unter gleichen Verwerthungsbedingungen
+angewandt sind, die R a te des Mehrwerths also für beide dieselbe ist, auch
+die jährlich producirte Masse Mehrwerth für beide dieselbe sein muß;
+15 also auch - da die angewandten Kapitalmassen dieselben - die aufs J a hr
+berechnete R a te des Mehrwerths, soweit sie ausgedrückt wird durch:
+, .. , .
+Jährlich producirte Masse Mehrwerth
+„
+-Tri—,. .
+r - r - j — — — r —r. Uder allgemein ausgedruckt:
+Jährlich umgeschlagnes variables Kapital
+Welches immer die relative G r ö ße der umgeschlagnen variablen Kapitale,
+die Rate ihres im Jahreslauf producirten Mehrwerths ist bestimmt durch
+20 die R a te des Mehrwerths, wozu die respektiven Kapitale in durchschnitt
+lichen Perioden ( z . B. im wöchentlichen oder auch Tagesdurchschnitt) ge
+arbeitet haben.
+
+„ ,
+
+r-j
+
+.
+
+r
+
+Dies ist die einzige Konsequenz, welche aus den Gesetzen über die
+Produktion des Mehrwerths und über die Bestimmung der R a te des
+
+25 Mehrwerths folgt.
+
+Sehn wir nun weiter zu, was das Verhältniß:
+
+Jährlich umgeschlagnes Kapital ,
+77
+Vorgeschobnes Kapital
+
+. ..
+7 — 5 — % — r —f— (wobei wir wie gesagt nur das variable
+
+„
+
+,
+
+,
+
+.
+
+Kapital in Betracht ziehn) ausdrückt. Die Division ergibt die Anzahl der
+Umschläge des in einem J a hr vorgeschoßnen Kapitals.
+
+30
+
+Kapital A haben wir: 5000 jährlich umgeschlagnes Kapital
+
+500 vorgeschobnes Kapital
+
+in Ka
+
+ital B' 5000 jährlich umgeschlagnes Kapital
+
+'
+
+5000 vorgeschoßnes Kapital
+
+In beiden Verhältnissen drückt der Zähler aus das vorgeschoßne K a
+
+pital multiplicirt mit der Umschlagszahl; für A 500 x 10, für B 5000 x 1.
+
+Der Nenner drückt aus das umgeschlagne Kapital multiplicirt mit der
+
+35 umgekehrten Umschlagszahl; für A 5000 x y^, für B 5000 x |.
+
+267
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Die respektiven Massen Arbeit (Summe der bezahlten und unbezahlten
+Arbeit), die durch die beiden jährlich umgeschlagnen variablen Kapitale
+in Bewegung gesetzt sind, sind hier gleich, ||372| weil die umgeschlagnen
+Kapitale selbst gleich sind und ihre Rate der Verwerthung ebenfalls
+gleich.
+
+5
+
+Das Verhältniß des jährlich umgeschlagnen zum vorgeschoßnen vari
+ablen Kapital zeigt an 1 ) das Verhältniß, worin das vorzuschießende K a
+pital zu dem in einer bestimmten Arbeitsperiode angewandten variablen
+Kapital steht. Ist die Umschlagszahl gleich 10, wie sub A, und das Jahr
+zu 50 Wochen angenommen, so ist die Umschlagszeit = 5 Wochen. Für 10
+diese 5 Wochen muß variables Kapital vorgeschossen werden, und das
+für 5 Wochen vorgeschoßne Kapital muß fünfmal so groß sein, wie das
+
+während einer Woche angewandte variable Kapital. D . h. nur ein ~
+
+des vorgeschoßnen Kapitals (hier 500 £) kann im L a uf einer Woche an
+
+gewandt werden. Beim Kapital B dagegen, wo die Umschlagszahl = j, 15
+
+ist die Umschlagszeit gleich 1 Jahr = 50 Wochen. Das Verhältniß des vor
+geschoßnen Kapitals zum wöchentlich angewandten ist also 50 : 1. Wäre
+es für B dasselbe wie für A, so müßte B wöchentlich 1000 anlegen statt
+100. - 2) Es folgt, daß von B ein zehnmal so großes Kapital (5000)
+angewandt worden ist wie von A, um dieselbe Masse variables Kapital, 20
+also auch bei gegebner Rate des Mehrwerths dieselbe Masse Arbeit (be
+zahlte und unbezahlte) in Bewegung zu setzen, also auch dieselbe Masse
+Mehrwerth während des Jahres zu produciren. Die wirkliche Rate des
+Mehrwerths drückt nichts aus, als das Verhältniß des in einem bestimm
+ten Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem in demselben Zeit- 25
+räum producirten Mehrwerth; oder die Masse unbezahlter Arbeit, die das
+während dieses Zeitraums angewandte variable Kapital in Bewegung
+setzt. Sie hat absolut nichts zu thun mit dem Theil des variablen Kapitals,
+der vorgeschossen ist während der Zeit, wo er nicht angewandt wird, und
+daher ebensowenig zu thun mit dem für verschiedne Kapitale durch die 30
+Umschlagsperiode modificirten und differenzirten Verhältniß zwischen
+ihrem während eines bestimmten Zeitraums vorgeschoßnen und ihrem
+während desselben Zeitraums angewandten Theil.
+
+Es folgt vielmehr aus dem bereits Entwickelten, daß die Jahresrate des
+Mehrwerths nur in einem einzigen Fall zusammenfällt mit der wirklichen 35
+Rate des Mehrwerths, die den Exploitationsgrad der Arbeit ausdrückt;
+wenn nämlich das vorgeschoßne Kapital nur einmal im Jahr umschlägt,
+daher das vorgeschoßne Kapital gleich ist dem während des Jahrs umge-
+
+268
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+schlagnen Kapital, daher das Verhältniß der während des Jahres produ
+cirten Mehrwerthmasse zu dem behufs dieser Produktion, während des
+Jahres angewandten Kapital zusammenfällt und identisch ist mit dem
+Verhältniß der während des Jahres producirten Mehr|| 3731Werthsmassen
+
+5 zu dem während des Jahres vorgeschoßnen Kapital.
+
+A) Die Jahresrate des Mehrwerths ist =
+
+Masse des während des Jahres producirten Mehrwerths
+
+^
+
+] y ja s se
+
+Vorgeschoßnes variables Kapital
+
+des während des Jahres producirten Mehrwerths ist = der wirklichen
+Rate des Mehrwerths, multiplicirt mit dem zu seiner Produktion ange-
+10 wandten Kapital. Das zur Produktion der jährlichen Mehrwerthmasse
+angewandte Kapital, ist gleich dem vorgeschoßnen Kapital, multiplicirt
+mit der Anzahl seiner Umschläge, die wir n nennen wollen. Die F o r
+mel A) verwandelt sich daher in:
+
+B) Die Jahresrate des Mehrwerths ist =
+
+15 Wirkliche R a te des Mehrwerths x dem vorgeschoßnen variablen Kapital x n
+
+? d c
+v
+Z . B. fur Kapital B =
+
+•. I T)
+
+Vorgeschoßnes variables Kapital
+1 0 0% x 5000 x 1
+
+1 A fW
+
+,
+
+oder 100%. Nur wenn n = 1,
+
+_
+
+.
+
+d.h. wenn das vorgeschoßne variable Kapital nur einmal im Jahr um
+schlägt, also gleich dem im Jahr angewandten oder umgeschlagnen K a-
+20 pital ist, ist die Jahresrate des Mehrwerths gleich der wirklichen Rate des
+
+Mehrwerths.
+
+Nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths M', die wirkliche Rate des
+Mehrwerths m', das vorgeschoßne variable Kapital v, die Umschlags
+zahl n, so ist:
+
+25 M =
+
+m'vn
+
+,
+
+= m n
+
+v
+
+also M' = m'n, und nur = m', wenn n = 1, also M' = m' x 1 - m'.
+Es folgt ferner: Die jährliche Rate des Mehrwerths ist immer = m'n,
+d.h. gleich der wirklichen Rate des Mehrwerths, producirt in einer Um
+schlagsperiode durch das während der Periode verzehrte Kapital, multi-
+30 plicirt mit der Zahl der Umschläge dieses variablen Kapitals während des
+Jahrs, oder multiplicirt (was dasselbe ist) mit seiner auf das Jahr als
+Einheit berechneten umgekehrten Umschlagszeit. (Schlägt das variable
+
+Kapital lOmal im Jahr um, so ist seine Umschlagszeit =
+
+Jahr; seine
+
+umgekehrte Umschlagszeit also = -y = 10.) |
+
+35
+
+|374| Es folgt weiter: M' = m', wenn n = 1. M' ist größer als m' wenn n
+größer ist als 1 ; d.h. wenn das vorgeschoßne Kapital mehr als einmal im
+
+269
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Jahr umschlägt, oder das umgeschlagne Kapital größer ist als das vorge
+schoßne.
+
+Endlich M' ist kleiner als m', wenn n kleiner ist als 1; d.h. wenn das
+während des Jahrs umgeschlagne Kapital nur ein Theil des vorgeschoß
+nen Kapitals ist, die Umschlagsperiode also länger als ein Jahr dauert.
+
+5
+
+Verweilen wir einen Augenblick bei dem letzten Fall.
+Wir behalten alle Voraussetzungen unsers frühern Beispiels bei, nur sei
+die Umschlagsperiode auf 55 Wochen verlängert. Der Arbeitsproceß er
+fordert wöchentlich 100 £ variables Kapital, also 5500 £ für die Um
+schlagsperiode, und producirt wöchentlich 100m; m' ist also wie bisher 10
+
+100%. Die Umschlagszahl n ist hier
+
+= ^
+
+= jy> w eu die Umschlagszeit
+
+1 +
+
+Jahr (das Jahr zu 50 Wochen), = ~ Jahr.
+
+1 0 0% x 5500 x
+
+IM
+
+H
+
+10
+
+M =
+
+10
+
+™
+
+10
+
+1000
+
+n A1 0o/
+
+,
+
+, ™
+
+t
+
+x 100 x YY = — j - j- = 9 0 — %. In der That,
+
+wäre die Jahresrate des Mehrwerths 100%, so müßten 5500v in einem
+
+Jahre produciren 5500m, während es dazu
+
+Jahre braucht. Die 5500v 15
+
+produciren während des Jahres nur 5000m, also die Jahresrate des
+A/r u
+Mehrwerths =
+
+= TT = 9 0 ^ %.
+
+O A1 00/
+
+*u
+
+10
+
+e
+
+5000m
+e n r,
+5500v
+
+11
+
+11
+
+Die Jahresrate des Mehrwerths oder die Vergleichung zwischen dem
+während des Jahres producirten Mehrwerth und dem überhaupt vorge
+schoßnen variablen Kapital (im Unterschied zu dem während des Jahres 20
+umgeschlagnen variablen Kapital) ist daher keine bloß subjektive, son
+dern die wirkliche Bewegung des Kapitals bringt selbst diese Gegenein
+anderstellung hervor. Für den Besitzer des Kapitals A ist Ende des Jahres
+sein vorgeschoßnes variables Kapital zurückgeflossen = 500 £, und au
+ßerdem 5000 £ Mehrwerth. Nicht die Kapitalmasse, die er während des 25
+Jahres angewandt hat, sondern die periodisch zu ihm zurückfließt, drückt
+die Größe seines vorgeschoßnen Kapitals aus. Ob das Kapital Ende des
+Jahres zum Theil als Produktionsvorrath, zum Theil als Waaren- oder
+Geldkapital existirt, und in welchem Verhältniß es in diese verschiednen
+Portionen getheilt ist, thut nichts zur vorliegenden Frage. Für den Besit- 30
+zer des Kapitals B ist zurückgeflossen 5000 £, sein vorgeschoßnes Kapi
+tal, dazu 5000 £ Mehrwerth. Für den Besitzer des Kapitals C (5500 £)
+sind 5000 £ Mehrwerth während des Jahres producirt (5000 £ ausgelegt
+und Mehrwerthsrate 100%) aber sein vorgeschoßnes Kapital ist noch
+nicht zurückgeflossen, und ebensowenig sein producirter Mehrwerth. |
+
+35
+
+270
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+|375| M' = m'n drückt aus, daß die während einer Umschlagsperiode
+
+für das angewandte variable Kapital gültige Rate des Mehrwerths:
+Während einer Umschlagsperiode erzeugte Masse von Mehrwerth ^ m ul ti
+Während einer Umschlagsperiode angewandtes variables Kapital
+pliciren ist mit der Anzahl der Umschlagsperioden oder der Reproduk-
+5 tionsperioden des vorgeschoßnen variablen Kapitals, der Anzahl der Pe
+
+rioden, worin es seinen Kreislauf erneuert.
+
+Man sah bereits Buch I, K a p. II (Verwandlung von Geld in Kapital)
+und, dann Buch I, K a p. X XI (Einfache Reproduktion), daß der Kapi
+talwerth überhaupt vorgeschossen ist, nicht ausgegeben, indem dieser
+10 Werth, nachdem er die verschiednen Phasen seines Kreislaufs durchge
+macht, wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt, und zwar berei
+chert durch Mehrwerth. Dies charakterisirt ihn als vorgeschoßnen. Die
+Zeit, die verstreicht von seinem Ausgangspunkt bis zu seinem Rückkehr
+punkt, ist die Zeit, wofür er vorgeschossen ist. Der ganze Kreislauf, den
+15 der Kapitalwerth durchläuft, gemessen durch die Zeit von seinem Vor
+schuß zu seinem Rückfluß, bildet seinen Umschlag, und die Dauer dieses
+Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abgelaufen, der
+Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreislauf
+von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehrwerth
+20 erzeugen. Schlägt das variable Kapital wie sub A zehnmal im Jahre um,
+so wird im L a uf des Jahres mit demselben Kapitalvorschuß zehnmal die
+einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehrwerth erzeugt.
+
+Man muß sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der kapi
+
+talistischen Gesellschaft klarmachen.
+
+25
+
+Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal
+während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode
+neu vorgeschossen. Aber zugleich schießt A während des Jahrs nie mehr
+als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für
+den von uns betrachteten Produktionsproceß nie über mehr als über ein
+30 Kapital von 500 £. Sobald es einen Kreislauf vollendet, läßt A es densel
+ben Kreislauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach
+den Kapitalcharakter gerade nur dadurch bewahrt, daß es stets in wie
+derholten Produktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie
+länger vorgeschossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so
+35 reicht es nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind
+nicht zehn Kapitale von 500 vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500
+wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahres
+rate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal ||376| vorgeschoß
+nes Kapital von 500, oder auf 5000 berechnet, sondern auf ein einmal
+40 vorgeschoßnes von 500; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er
+
+271
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt,
+obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand
+worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor
+derselbe identische Werth von 1 Thaler.
+
+Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluß und 5
+
+auch bei seinem Rückfluß am Ende des Jahrs, daß sein Besitzer immer
+nur mit demselben Kapitalwerth von 500 operirt. Es fließen daher in
+seine Hand auch jedesmal nur 500 zurück. Sein vorgeschoßnes Kapital ist
+daher nie mehr als 500. Das vorgeschoßne Kapital von 500 bildet daher
+den Nenner des Bruchs der die Jahresrate des Mehrwerths ausdrückt. 10
+
+Wir hatten dafür oben die Formel: M' = m vn = m'n. Da die wirkliche
+
+v
+
+Mehrwerthsrate m' = ™, gleich der Masse des Mehrwerths dividirt durch
+
+das sie producirt habende variable Kapital ist, können wir in m'n den
+
+Werth von m', also — setzen, und erhalten dann die andre Formel
+
+v
+
+15
+
+Aber durch seinen zehnmaligen Umschlag, und daher durch die zehn
+malige Erneuerung seines Vorschusses, verrichtet das Kapital von 500 die
+Funktion eines zehnmal größren Kapitals, eines Kapitals von 5000, ganz
+wie 500 Thalerstücke, die zehnmal im Jahre umlaufen, dieselbe Funktion
+vollziehn wie 5000, die nur einmal umlaufen. /
+
+20
+
+/377/ II. Der Umschlag des variablen Kapitals vom Standpunkt
+des Einzelkapitals betrachtet.
+
+„Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprocesses, er
+muß kontinuirlich sein, oder periodisch stets von neuem dieselben Sta
+dien durchlaufen. . .. In seinem stetigen Zusammenhang und dem bestän- 25
+digen Fluß seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Pro
+. .. Als periodi
+duktionsproceß daher zugleich Reproduktionsproceß.
+sches Inkrement des Kapitalwerths oder periodische Frucht des Kapitals,
+erhält der Mehrwerth die F o rm einer aus dem Kapital entspringenden
+Revenue." (Buch I, K a p. X X I, S. 588, 589.)
+
+30
+
+Wir haben 10 fünfwöchentliche Umschlagsperioden des Kapitals A; in
+der ersten Umschlagsperiode werden 500 £ variables Kapital vorgeschos
+sen; d.h. jede Woche werden 100 £ in Arbeitskraft umgesetzt, sodaß am
+Ende der ersten Um||378|schlagsperiode 500 £ in Arbeitskraft verausgabt
+
+272
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+worden sind. Diese 500 £, die ursprünglich Theil des vorgeschoßnen Ge
+sammtkapitals sind, haben aufgehört Kapital zu sein. Sie sind in Arbeits
+lohn wegbezahlt. Die Arbeiter zahlen sie ihrerseits weg in Ankauf ihrer
+Lebensmittel, verzehren also Lebensmittel zum Werth von 500 £. Eine
+5 Waarenmasse zu diesem Werthbetrag ist also vernichtet (was der Arbeiter
+etwa als Geld etc. aufspart, ist ebenfalls nicht Kapital). Diese Waaren
+masse ist unproduktiv verzehrt für den Arbeiter, außer soweit sie seine
+Arbeitskraft, also ein unentbehrliches Instrument des Kapitalisten, wir
+kungsfähig erhält. - Zweitens aber sind diese 500 £ für den Kapitalisten
+10 in Arbeitskraft für denselben Werth (resp. Preis) umgesetzt. Die Arbeits
+kraft wird von ihm im Arbeitsproceß produktiv konsumirt. Am Ende der
+5 Wochen ist ein Werthprodukt da von 1000 £. Die Hälfte davon, 500 £,
+ist der reproducirte Werth des in Zahlung von Arbeitskraft verausgabten
+variablen Kapitals. Die andre Hälfte, 500 £, ist neu producirter Mehr-
+15 werth, aber die fünfwöchentliche Arbeitskraft, durch Umsatz in welche
+ein Theil des Kapitals sich in variables Kapital verwandelte, ist ebenfalls
+verausgabt, verzehrt, wenn auch produktiv. Die gestern thätige Arbeit ist
+nicht dieselbe Arbeit, die heute thätig ist. Ihr Werth plus dem von ihr
+geschaffnen Mehrwerth existirt jetzt als Werth eines von der Arbeitskraft
+20 selbst unterschiednen Dings, des Produkts. Dadurch jedoch, daß das
+Produkt in Geld verwandelt wird, kann der Werththeil desselben, der
+gleich dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals ist, von neuem
+gegen Arbeitskraft um||379|gesetzt werden und daher von neuem als va
+riables Kapital fungiren. Der Umstand, daß mit dem nicht nur repro-
+25 ducirten, sondern auch in Geldform rückverwandelten Kapital werth die
+selben Arbeiter, d.h. dieselben Träger der Arbeitskraft, beschäftigt wer
+den, ist gleichgültig. Es ist möglich, daß der Kapitalist in der zweiten
+Umschlagsperiode neue Arbeiter statt der alten anwendet.
+
+Es wird also in der That in den 10 fünfwöchentlichen Umschlagsperi-
+30 oden successive ein Kapital von 5000 und nicht von 500 in Arbeitslohn
+verausgabt, welcher Arbeitslohn wieder von den Arbeitern in Lebens
+mitteln verausgabt wird. Das so vorgeschoßne Kapital von 5000 £ ist
+verzehrt. Es existirt nicht mehr. Andrerseits wird Arbeitskraft zum
+Werth, nicht von 500, sondern von 5000 £ successive dem Produktions-
+35 proceß einverleibt, und reproducirt nicht nur ihren eignen Werth gleich
+5000 £, sondern producirt im Ueberschuß einen Mehrwerth von 5000 £.
+Das variable Kapital von 500, welches in der zweiten Umschlagsperiode
+vorgeschossen wird, ist nicht das identische Kapital von 500, das in der
+ersten Umschlagsperiode vorgeschossen. Dies ist verzehrt, in Arbeitslohn
+40 verausgabt. Aber es ist ersetzt durch ein neues variables Kapital von 500,
+welches in der ersten Umschlagsperiode in Waarenform producirt und in
+
+273
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Geldform rückverwandelt wurde. Dies neue Geldkapital von 500 £ ist
+also die Geldform der in der ersten Umschlagsperiode ||380| neu produ
+cirten Waarenmasse. Der Umstand, daß sich wieder in der Hand des
+Kapitalisten eine identische Geldsumme von 500 befindet, d.h. abgesehn
+vom Mehrwerth gerade soviel Geldkapital, als er ursprünglich vorschoß, 5
+verdeckt den Umstand, daß er mit einem neu producirten Kapital ope-
+rirt. (Was die andren Werthbestandtheile des Waarenkapitals angeht, wel
+che die konstanten Kapitaitheile ersetzen, so ist ihr Werth nicht neu pro
+ducirt, sondern nur die Form verändert, worin dieser Werth existirt.)
+- Nehmen wir die dritte Umschlagsperiode. Hier ist es augenscheinlich, 10
+daß das zum dritten Mal vorgeschoßne Kapital von 500 nicht ein altes,
+sondern ein neu producirtes Kapital ist, denn es ist die Geldform der in
+der zweiten Umschlagsperiode und nicht der in der ersten Umschlags
+periode producirten Waarenmasse, d.h. des Theils dieser Waarenmasse,
+dessen Werth gleich dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals ist. 15
+Die in der ersten Umschlagsperiode producirte Waarenmasse ist ver
+kauft. Ihr Werththeil, der gleich dem variablen Werththeil des vorge
+schoßnen Kapitals, wurde in die neue Arbeitskraft der zweiten Um
+schlagsperiode umgesetzt und producirte eine neue Waarenmasse, die
+wieder verkauft wurde und wovon ein Werththeil das in der dritten Um- 20
+schlagsperiode vorgeschoßne Kapital von 500 £ bildet.
+
+Und so während der zehn Umschlagsperioden. Während derselben
+werden alle fünf Wochen neu producirte Waarenmassen (deren Werth,
+soweit er variables Kapital ersetzt, ebenfalls neu producirt ist, nicht nur
+wieder erscheint, wie bei dem konstanten cirkulirenden Kapitaltheil) auf 25
+den Markt geworfen, um stets neue Arbeitskraft dem Produktionsproceß
+einzuverleiben. |
+
+13 811 Was also durch den zehnmaligen Umschlag des vorgeschoßnen
+variablen Kapitals von 500 erreicht wird, ist nicht, daß dies Kapital von
+500 £ zehnmal produktiv konsumirt werden kann, oder daß ein für 30
+5 Wochen reichendes variables Kapital während 50 Wochen angewandt
+werden kann. Es werden vielmehr 10 x 500 variables Kapital in den
+50 Wochen angewandt, und das Kapital von 500 reicht immer nur für
+5 Wochen aus, und muß nach Ende der 5 Wochen durch ein neu produ
+cirtes Kapital von 500 ersetzt werden. Dies findet statt ebensogut für 35
+Kapital A wie für Kapital B. Aber hier beginnt der Unterschied.
+
+Am Ende des ersten Zeitabschnitts von 5 Wochen ist von B wie von A
+ein variables Kapital von 500 vorgeschossen und verausgabt. Von B wie
+von A ist sein Werth in Arbeitskraft umgesetzt, und ersetzt worden durch
+den Theil des von dieser Arbeitskraft neu erzeugten Werths des Produkts, 40
+der gleich ist dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals von
+
+274
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+500 £. F ür B wie für A hat die Arbeitskraft nicht nur den Werth des
+verausgabten variablen Kapitals von 500 durch einen Neuwerth zum sel
+ben Betrag ersetzt, sondern einen Mehrwerth - und nach der Vorausset
+zung einen Mehrwerth von derselben Größe - zugefügt.
+
+5
+
+Aber bei B befindet sich das Werthprodukt, welches das vorgeschoßne
+variable Kapital ersetzt, und seinem Werth einen Mehrwerth zufügt,
+nicht in der F o r m, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. va
+riables Kapital fungiren kann. F ür A befindet es sich in dieser Form.
+Und bis zu Ende des Jahres besitzt B das in den ersten 5 Wochen und
+10 dann successive in je 5 Wochen verausgabte variable Kapital, obgleich
+ersetzt durch neu producirten Werth plus Mehrwerth, ||382| nicht in der
+Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables K a
+pital fungiren kann. Sein Werth ist zwar durch einen Neuwerth ersetzt,
+also erneuert, aber seine Werth/owi (hier die absolute Werthform, seine
+
+15 Geldform) ist nicht erneuert.
+
+Für den zweiten Zeitraum von 5 Wochen (und so successive für je
+5 Wochen während des Jahrs) müssen also ebensowohl fernere 500 £ vor-
+räthig sein, wie für den ersten Zeitraum. Also müssen, von Kreditver
+hältnissen abgesehn, am Anfang des Jahres 5000 £ vorräthig, als latentes
+20 vorgeschoßnes Geldkapital da sein, obgleich sie erst während des Jahrs
+nach und nach wirklich verausgabt, in Arbeitskraft umgesetzt werden.
+
+Bei A dagegen weil der Kreislauf, der Umschlag des vorgeschoßnen
+Kapitals vollendet, befindet sich der Werthersatz schon nach Ablauf der
+ersten fünf Wochen in der Form, worin er neue Arbeitskraft für 5 Wo-
+
+25 chen in Bewegung setzen kann: in seiner ursprünglichen Geldform.
+
+Sub A wie sub B wird in der zweiten Periode von 5 Wochen neue
+Arbeitskraft verzehrt und ein neues Kapital von 500 in Zahlung dieser
+Arbeitskraft verausgabt. Die mit den ersten 500 bezahlten Lebensmittel
+der Arbeiter sind weg, in allen Fällen ist der Werth dafür verschwunden
+30 aus der Hand des Kapitalisten. Mit den zweiten 500 wird neue Arbeits
+kraft gekauft, neue Lebensmittel dem Markt entzogen. Kurz, es wird ein
+neues Kapital von 500 verausgabt, nicht das alte. Aber sub A ist dies
+neue Kapital von 500 £ die Geldform des neu producirten Werthersatzes
+der früher verausgabten 500. Sub B befindet sich dieser Werthersatz in
+35 einer Form, worin er nicht als variables Kapital fungiren kann. Er ist da,
+aber nicht in der F o rm von variablem ||383| Kapital. Es muß daher zur
+Fortsetzung des Produktionsprocesses für die nächsten 5 Wochen ein zu
+schüssiges Kapital von 500 in der hier unumgänglichen Geldform vor
+handen sein und vorgeschossen werden. So wird von A wie von B
+40 während 50 Wochen gleich viel variables Kapital verausgabt, gleichviel
+Arbeitskraft gezahlt und verbraucht. Aber von B muß sie gezahlt werden
+
+275
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+mit einem vorgeschoßnen Kapital gleich ihrem Gesammtwerth = 5000.
+Von A wird sie successive gezahlt durch die stets erneute Geldform des
+während je 5 Wochen producirten Werthersatzes des für je 5 Wochen vor
+geschoßnen Kapitals von 500. Es wird hier also nie ein größres Geld
+kapital vorgeschossen als für 5 Wochen, d.h. nie ein größres Geldkapital, 5
+als das für die ersten 5 Wochen vorgeschoßne von 500. Diese 500 reichen
+für das ganze Jahr. Es ist daher klar, daß bei gleichem Exploitationsgrad
+der Arbeit, gleicher wirklicher Rate des Mehrwerths, die Jahresraten
+des Mehrwerths von A und B sich umgekehrt verhalten müssen, wie
+die Größen der variablen Geldkapitale, die vorgeschossen werden muß- 10
+ten, um während des Jahres dieselbe Masse Arbeitskraft in Bewegung
+
+zu setzen. A: ^ ¾ ¾^ = 1000%, und B:
+
+500v
+
+= 100%. Aber
+
+5000v
+
+500v : 5000v = 1 : 10 = 1 0 0% : 1000%.
+
+Der Unterschied entspringt aus der Verschiedenheit der Umschlags
+perioden, d.h. der Perioden, worin der Werthersatz des in einem be- 15
+stimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals von neuem als
+Kapital fungiren kann, also als neues Kapital. Bei B wie bei A findet
+derselbe Werthersatz für das während derselben Perioden angewandte
+variable Kapital statt. Es findet auch derselbe Zuwachs von Mehrwerth
+während derselben Perioden statt. Aber bei B ist alle 5 Wochen zwar ein 20
+Werthersatz von 500, plus 500 Mehrwerth da; dieser Werthersatz bildet |
+|384| jedoch noch kein neues Kapital, weil er sich nicht in der Geldform
+befindet. Bei A ist nicht nur der alte Kapitalwerth durch einen neuen
+ersetzt, sondern er ist in seiner Geldform wieder hergestellt, daher als
+neues funktionsfähiges Kapital ersetzt.
+
+25
+
+Die frühere oder spätere Verwandlung des Werthersatzes in Geld, und
+daher in die Form, worin das variable Kapital vorgeschossen wird, ist
+offenbar ein für die Produktion des Mehrwerths selbst ganz gleichgülti
+ger Umstand. Diese hängt von der Größe des angewandten variablen
+Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber 30
+modificirt die Größe des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muß,
+um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewe
+gung zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths.
+
+III. Der Umschlag des variablen Kapitals,
+gesellschaftlich betrachtet.
+
+35
+
+Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen Stand
+punkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei = 10 Stun-
+
+276
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+den. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter beschäftigt
+(100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen 500 £ und für
+50 Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von 6 Tagen jeder
+60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun 6000 Arbeitsstun-
+5 den, und in 50 Wochen 300 000 Arbeitsstunden. Diese Arbeitskraft ist
+von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann also von der Gesellschaft
+für nichts andres verausgabt werden. In soweit ist die Sache also gesell
+schaftlich dieselbe bei A wie bei B. Ferner: Bei A wie bei B erhalten die je
+100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von 5000 £ (die 200 zusammen also
+10 10 0 0 0 £) und entziehn für diese Summe der Gesellschaft Lebensmittel.
+Soweit ist die Sache gesellschaftlich wieder dieselbe sub A wie sub B. Da
+die Arbeiter in beiden Fällen wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie
+auch ||385| der Gesellschaft wöchentlich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls
+in beiden Fällen das Geldäquivalent wöchentlich in Cirkulation werfen.
+
+15 Aber hier beginnt der Unterschied.
+
+Erstens. D as Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation wirft, ist
+nicht nur, wie für den Arbeiter sub B, die Geldform für den Werth seiner
+Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits geleistete Arbeit); es
+ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach Eröffnung des Ge-
+20 schäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen Werthprodukts (= Preis
+der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten Umschlagsperiode, womit
+seine Arbeit während der zweiten Umschlagsperiode bezahlt wird. Sub B
+ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf den Arbeiter ist hier das Geld zwar
+ihm geleistete Arbeit, aber diese
+ein Zahlungsmittel für bereits von
+25 geleistete Arbeit wird nicht bezahlt mit ihrem eignen vergoldeten Werth
+produkt (der Geldform des von ihr selbst producirten Werths). Dies kann
+erst eintreten vom zweiten Jahr an, wo der Arbeiter sub B bezahlt wird
+mit seinem vergoldeten Werthprodukt des vergangnen Jahres.
+
+Je kürzer die Umschlagsperiode des Kapitals - in je kürzeren Zeiträu-
+30 men daher seine Reproduktionstermine sich innerhalb des Jahres erneu
+ern - um so rascher verwandelt sich der ursprünglich in Geldform vom
+Kapitalisten vorgeschoßne variable Theil seines Kapitals in die Geldform
+des vom Arbeiter zum Ersatz dieses variablen Kapitals geschaffnen
+Werthprodukts (das außerdem Mehrwerth einschließt); desto kürzer ist
+35 also die Zeit, wofür der Kapitalist Geld aus seinem eignen Fonds vor
+schießen muß, desto kleiner ist im Verhältniß zu gegebnem Umfang der |
+|386| Produktionsleiter das Kapital, das er überhaupt vorschießt; und de
+sto größer ist im Verhältniß die Masse Mehrwerth, die er bei gegebner
+Rate des Mehrwerths während des Jahres herausschlägt, weil er um so
+40 öfter den Arbeiter mit der Geldform seines eignen Werthprodukts stets
+
+von neuem kaufen und seine Arbeit in Bewegung setzen kann.
+
+277
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Bei gegebner Stufenleiter der Produktion verringert sich im Verhältniß
+zur Kürze der Umschlagsperiode die absolute Größe des vorgeschoßnen
+variablen Geldkapitals (wie des cirkulirenden Kapitals überhaupt) und
+wächst die Jahresrate des Mehrwerths. Bei gegebner Größe des vorge
+schoßnen Kapitals wächst die Stufenleiter der Produktion, daher bei ge- 5
+gebner Rate des Mehrwerths die absolute Masse des in einer Umschlags
+periode erzeugten Mehrwerths, gleichzeitig mit der durch die Verkürzung
+der Reproduktionsperioden bewirkten Steigerung in der Jahresrate des
+Mehrwerths. Es hat sich überhaupt aus der bisherigen Untersuchung er
+geben, daß je nach den verschiednen Größen der Umschlagsperiode 10
+Geldkapital von sehr verschiednem Umfang vorzuschießen ist, um die
+selbe Masse produktives cirkulirendes Kapital und dieselbe Arbeitsmasse
+bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen.
+
+Zweitens - und dies hängt mit dem ersten Unterschied zusammen -
+zahlt der Arbeiter sub B wie sub A die Lebensmittel, die er kauft, mit 15
+dem variablen Kapital, das sich in seiner Hand in Cirkulationsmittel
+verwandelt hat. Er entzieht z . B. nicht ||387| nur Weizen vom Markt, son
+dern ersetzt ihn auch durch ein Aequivalent in Geld. Da aber das Geld,
+womit der Arbeiter sub B seine Lebensmittel zahlt und dem Markt ent
+zieht, nicht die Geldform eines von ihm während des Jahres auf den 20
+Markt geworfnen Werthprodukts ist, wie beim Arbeiter sub A, so liefert
+er dem Verkäufer seiner Lebensmittel zwar Geld, aber keine Waare - sei
+es Produktionsmittel, sei es Lebensmittel - die dieser mit dem gelösten
+Geld kaufen könne, was dagegen sub A der Fall ist. Es werden daher
+sub B dem Markt Arbeitskraft, Lebensmittel für diese Arbeitskraft, fixes 25
+Kapital in der F o rm der sub B angewandten Arbeitsmittel, und Produk
+tionsstoffe entzogen, und zu ihrem Ersatz wird ein Aequivalent in Geld
+in den Markt geworfen; aber es wird während des Jahrs kein Produkt in
+den Markt geworfen, um die ihm entzognen stofflichen Elemente des
+produktiven Kapitals zu ersetzen. Denken wir die Gesellschaft nicht ka- 30
+pitalistisch, sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital
+ganz fort, also auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch es
+hineinkommen. Die Sache reducirt sich einfach darauf, daß die Gesell
+schaft im voraus berechnen muß, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und
+Lebensmittel sie ohne irgend welchen Abbruch auf Geschäftszweige ver- 35
+wenden kann, die, wie Bau von Eisenbahnen z . B ., für längre Zeit, ein
+Jahr oder mehr, weder Produktionsmittel, noch Lebensmittel, noch ir
+gend einen Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und
+Lebensmittel der jährlichen Gesammtproduktion entziehn. In der kapi
+talistischen Gesellschaft dagegen, wo der gesellschaftliche Verstand sich 40
+immer erst post festum geltend macht, können und müssen so beständig
+
+278
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+große Stö||388|rungen eintreten. Einerseits Druck auf den Geldmarkt,
+während umgekehrt die Leichtigkeit des Geldmarkts ihrerseits solche
+Unternehmungen in Masse hervorruft, also gerade die Umstände, welche
+später den Druck auf den Geldmarkt hervorrufen. Der Geldmarkt wird
+5 gedrückt, da Vorschuß von Geldkapital auf großer Stufenleiter hier be
+ständig während langen Zeitraums nöthig ist. Ganz abgesehn davon, daß
+Industrielle und Kaufleute das für den Betrieb ihres Geschäfts nöthige
+Geldkapital in Eisenbahnspekulationen etc. werfen und durch Anleihen
+auf dem Geldmarkt ersetzen. - Andrerseits: Druck auf das disponible
+10 produktive Kapital der Gesellschaft. Da beständig Elemente des produk
+tiven Kapitals dem Markt entzogen werden, und für dieselben nur ein
+Geldäquivalent in den Markt geworfen wird, so steigt die zahlungsfähige
+Nachfrage, ohne aus sich selbst irgend ein Element der Zufuhr zu liefern.
+Daher Steigen der Preise, sowohl der Lebensmittel wie der Produktions-
+15 Stoffe. Es kommt hinzu, daß während dieser Zeit regelmäßig geschwin
+delt wird, große Uebertragung von Kapital stattfindet. Eine Bande von
+Spekulanten, Kontraktoren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich.
+Sie verursachen starke konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben
+steigen die Arbeitslöhne. Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch
+20 allerdings auch der Landwirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese
+Nahrungsmittel nicht plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind,
+wächst ihre Einfuhr, wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nah
+rungsmittel (Kaffee, Zucker, Wein etc.) und der Luxusgegenstände. D a
+her Uebereinfuhr und Spekulation in diesem Theil des Importgeschäfts.
+25 Andrerseits in den Industriezweigen, worin die Produktion rasch ver
+mehrt werden kann (eigentliche Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das
+Steigen der Preise plötzliche Ausdehnung, der bald der Zusammenbruch!
+13891 folgt. Dieselbe Wirkung findet statt auf dem Arbeitsmarkt, um gro
+ße Massen der latenten relativen Uebervölkerung, und selbst der be-
+30 schäftigten Arbeiter für die neuen Geschäftszweige heranzuziehn. Ueber-
+haupt entziehn solche Unternehmungen auf großer Stufenleiter, wie Ei
+senbahnen, dem Arbeitsmarkt ein bestimmtes Quantum Kräfte, das nur
+aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc., herkommen kann, wo
+ausschließlich starke Burschen gebraucht werden. Dies findet noch statt,
+35 selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon stehender Betriebs
+zweig geworden sind und daher die für sie nöthige wandernde Arbeits
+klasse bereits gebildet ist. Sobald z . B. der Eisenbahnbau momentan auf
+einer größren als der Durchschnitts-Stufenleiter betrieben wird. Ein Theil
+der Arbeiter-Reservearmee wird absorbirt, deren Druck den Lohn nied-
+40 riger hielt. Die Löhne steigen allgemein, selbst in den bisher gut be
+schäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies dauert so lange, bis der un-
+
+279
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+vermeidliche Krach die Reservearmee von Arbeitern wieder freisetzt, und
+die Löhne wieder auf ihr Minimum und darunter herabgedrückt wer
+den.
+
+) /
+
+/390/ Soweit die größre oder geringre Länge der Umschlagsperiode
+abhängt von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d.h. der Periode, 5
+nöthig um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf
+den
+jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der ver
+schiednen Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultur mehr den Cha
+rakter von Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufak
+tur und dem größten Theil der extraktiven Industrie mit der gesellschaft- 10
+liehen Entwicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln.
+
+Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen
+beruht (dem quantitativen Umfang worin das Produkt als Waare in der
+Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charak
+ter. Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter 15
+der Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig.
+
+Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der
+Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den
+beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre
+Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit, 20
+das Produkt theilweise auf nähern oder entfernteren Markt zu werfen.
+Abgesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung
+der Preise ||391| hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden
+Preisen absichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht;
+umgekehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt 25
+halten, oder im Voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche
+materielle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktions
+sitzes vom Absatzmarkt.
+
+Es wird z . B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien ver
+kauft. Der englische Exportkaufmann zahle den englischen Baumwoll- 30
+fabrikanten. (Der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand
+
+) Im Manuskript ist hier die folgende Notiz für künftige Ausführung eingeschaltet: „Wi
+derspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die Arbeiter als Käufer von Waare sind
+wichtig für den Markt. Aber als Verkäufer ihrer Waare - der Arbeitskraft - hat die kapi
+talistische Gesellschaft die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. 35
+- Fernerer Widerspruch: Die Epochen, worin die kapitalistische Produktion alle ihre Po
+tenzen anstrengt, erweisen sich regelmäßig als Epochen der Ueberproduktion; weil die Pro
+duktionspotenzen nie soweit angewandt werden können, daß dadurch mehr Werth nicht
+nur producirt, sondern realisirt werden kann; der Verkauf der Waaren, die Realisation des
+Waarenkapitals, also auch des Mehrwerths ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven 40
+Be|390|dürfnisse der Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse
+einer Gesellschaft, wovon die große Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben muß. Dies
+gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt."
+
+280
+
+Umschlag des variablen Kapitals
+
+des Geldmarkts. Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen
+sein Geldkapital ersetzt, stehts schon schief.) Der Exporteur verkauft
+seine Baumwollwaare später auf dem indischen Markt, von wo ihm sein
+vorgeschoßnes Kapital remittirt wird. Bis zu diesem Rückfluß verhält
+5 sich die Sache ganz wie in dem Fall, wo die Länge der Arbeitsperiode
+Vorschuß von neuem Geldkapital nöthig macht, um den Produktions
+proceß auf gegebner Stufenleiter in Gang zu halten. Das Geldkapital,
+womit der Fabrikant seine Arbeiter zahlt und ebenso die übrigen Ele
+mente seines cirkulirenden Kapitals erneuert, sind nicht die Geldform der
+10 von ihm producirten Garne. Dies kann erst der Fall sein, sobald der
+Werth dieses Garns in Geld oder Produkt nach England zurückgeflossen
+ist. Sie sind zuschüssiges Geldkapital wie vorher. Der Unterschied ist nur,
+daß statt des Fabrikanten der Kaufmann es vorschießt, dem es vielleicht
+selbst wieder durch Kreditoperationen vermittelt ist. Ebenso ist nicht,
+15 bevor dies Geld in den Markt geworfen wird, oder gleichzeitig mit ||392|
+ihm, ein zuschüssiges Produkt in den englischen Markt geworfen worden,
+das mit diesem Geld gekauft werden und in die produktive oder indivi
+duelle Konsumtion eingehn kann. Tritt dieser Zustand für längre Zeit
+und auf größrer Stufenleiter ein, so muß er dieselben Folgen bewirken,
+
+20 wie vorher die verlängerte Arbeitsperiode.
+
+Es ist nun möglich, daß in Indien selbst wieder das Garn auf Kredit
+verkauft wird. Mit diesem Kredit wird in Indien Produkt gekauft und als
+Retour nach England geschickt, oder Wechsel für den Betrag remittirt.
+Verlängert sich dieser Zustand, so tritt ein Druck auf den indischen Geld-
+25 markt ein, dessen Rückschlag auf England hier eine Krise hervorrufen
+mag. Die Krise ihrerseits, selbst wenn verbunden mit Export edler Me
+talle nach Indien, ruft in letztrem Lande eine neue Krise hervor, wegen
+des Bankrotts englischer Geschäftshäuser und ihrer indischen Zweighäu
+ser, denen von den indischen Banken Kredit gegeben war. So entsteht
+30 eine gleichzeitige Krise, sowohl auf dem Markt, gegen den, wie auf dem
+Markt, für den die Handelsbilanz ist. Dies Phänomen kann noch kom-
+plicirter sein. England hat z . B. Silberbarren nach Indien geschickt, aber
+die englischen Gläubiger von Indien treiben jetzt ihre Forderungen dort
+ein, und Indien wird kurz nachher seine Silberbarren nach England zu-
+
+35 rückzuschicken haben.
+
+Es ist möglich, daß der Exporthandel nach Indien und der Importhan
+del von Indien sich ungefähr ausgleichen, obgleich der letztre (ausgenom
+men besondre Umstände, wie Baumwolltheurung etc.) seinem Umfang
+nach durch den ersten ||393| bestimmt und stimulirt sein wird. Die Han-
+40 delsbilanz zwischen England und Indien kann ausgeglichen scheinen oder
+nur schwache Schwankungen nach der einen oder andern Seite aufwei-
+
+281
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+sen. Sobald aber die Krise in England ausbricht, zeigt sich, daß unver
+kaufte Baumwollwaaren in Indien lagern (sich also nicht aus Waaren
+kapital in Geldkapital verwandelt haben - Ueberproduktion nach dieser
+Seite), und daß andrerseits in England nicht nur unverkaufte Vorräthe
+indischer Produkte liegen, sondern daß ein großer Theil der verkauften 5
+und verzehrten Vorräthe noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise
+auf dem Geldmarkt erscheint, drückt in der That Anomalien im Produk
+tions- und Reproduktionsproceß selbst aus.
+
+Drittens: In Bezug auf das angewandte cirkulirende Kapital selbst (va
+riables wie konstantes) macht die Länge der Umschlagsperiode, soweit 10
+sie aus der Länge der Arbeitsperiode hervorgeht, diesen Unterschied: Bei
+mehreren Umschlägen während des Jahrs kann ein Element des variablen
+oder konstanten cirkulirenden Kapitals durch sein eignes Produkt gelie
+fert werden, wie bei Kohlenproduktion, Kleiderkonfektion etc. Im and
+ren Falle nicht, wenigstens nicht während des Jahrs. |
+
+15
+
+394| KAPITEL
+
+Wir haben bisher gesehn, daß die Verschiedenheit in der Umschlagsperi
+ode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerths erzeugt, selbst
+bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerths.
+
+20
+
+Aber es findet ferner nothwendig Verschiedenheit statt in der Kapita-
+lisation des Mehrwerths, der Akkumulation, und in sofern auch in der, bei
+gleichbleibender Rate des Mehrwerths, während des Jahres erzeugten
+Mehrwerthsmasse.
+
+Wir bemerken nun zunächst, daß der Kapitalist A (im Beispiel des 25
+
+vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Aus
+nahme der ersten Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen
+eignen Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwerth
+bestreitet, und nicht aus eignem Fonds vorzuschießen hat. Dies letztere
+findet dagegen bei B statt. Er producirt zwar während derselben Zeit- 30
+abschnitte ebensoviel Mehrwerth wie A, aber der Mehrwerth ist nicht
+realisirt, und kann daher weder individuell verzehrt werden, noch pro
+duktiv. Soweit der individuelle Verzehr in Betracht kommt, wird der
+Mehrwerth anticipirt. Fonds dafür muß vorgeschossen werden.
+
+Ein Theil des produktiven Kapitals, der schwer zu rangiren ist, näm- 35
+
+lieh das zur Reparatur und Instandhaltung des fixen Kapitals nöthige
+Zuschußkapital, stellt sich jetzt auch unter neuem Licht dar.
+
+282
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Bei A wird dieser Kapitaltheil - ganz oder großentheils - nicht vorge
+schossen bei Beginn ||395| der Produktion. Er braucht weder disponibel,
+noch selbst vorhanden zu sein. Er entspringt aus dem Geschäft selbst
+durch unmittelbare Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, d.h. seine
+5 direkte Anwendung als Kapital. Ein Theil des periodisch innerhalb des
+Jahres nicht nur erzeugten, sondern auch realisirten Mehrwerths kann
+die für Reparatur etc. nöthigen Ausgaben bestreiten. Ein Theil des zur
+Führung des Geschäfts auf seiner ursprünglichen Stufenleiter nöthigen
+Kapitals wird so während des Geschäfts vom Geschäft selbst erzeugt
+10 durch Kapitalisirung eines Theils des Mehrwerths. Dies ist für den K a
+pitalisten B unmöglich. Der fragliche Kapitaltheil muß bei ihm einen
+Theil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals bilden. In beiden Fällen
+wird dieser Kapitaltheil in den Büchern des Kapitalisten als vorgeschoß
+nes Kapital figuriren, was er auch ist, da er nach unsrer Annahme einen
+15 Theil des zur Führung des Geschäfts auf gegebner Stufenleiter nothwen
+digen produktiven Kapitals bildet. Aber es macht einen gewaltigen Un
+terschied, aus welchem Fonds er vorgeschossen wird. Bei B ist er wirklich
+Theil des ursprünglich vorzuschießenden oder disponibel zu haltenden
+Kapitals. Bei A dagegen ist er als Kapital angewandter Theil des Mehr-
+20 werths. Dieser letztre Fall zeigt uns, wie nicht nur das akkumulirte K a
+pital, sondern auch ein Theil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals
+bloß kapitalisirter Mehrwerth sein kann.
+
+Sobald die Entwicklung des Kredits dazwischen kommt, verwickelt
+sich das Verhältniß von ursprünglich vorgeschoßnem Kapital und kapi-
+25 talisirtem Mehrwerth noch mehr. Z . B. A borgt Theil des produktiven
+Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während des Jahres fort
+führt, beim ||396| Bankier C. Er hat von vornherein kein eignes hinrei
+chendes Kapital für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine
+Summe, die bloß aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D,
+30 E, F, etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um
+akkumulirtes Kapital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts
+als ein Agent, der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt.
+
+Wir haben Buch I, K a p. X X II gesehn, daß die Akkumulation, die Ver
+wandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro-
+35 duktionsproceß auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex
+tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der
+intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich aus
+drücke.
+
+Die Erweiterung der Produktionsleiter kann in kleineren Dosen vor
+40 sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt
+wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit er-
+
+283
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+höhen, oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo
+der Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige
+Ausgabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Ar
+beitslohn), um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung
+des fixen Kapitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, 5
+während seine Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der
+kapitalisirte Mehrwerth mag bei günstigen Marktkonjunkturen Speku
+lationen in Rohstoff erlauben, Operationen, wozu das ursprünglich vor
+geschoßne Kapital nicht hingereicht hätte u.s.w.
+
+Indeß ist es klar, daß dort, wo die größre ||397| Anzahl der Umschlags- 10
+
+Perioden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs
+mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeitstag
+zu verlängern noch Einzelverbesserungen anzubringen sind; während
+andrerseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stu
+fenleiter theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten 15
+z . B ., theils durch Ausdehnung des Arbeitsfelds, wie in der Landwirth-
+schaft, nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich
+ist, und zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er
+nur durch mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden
+kann.
+
+20
+
+Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehr
+werths in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf
+erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenschar
+ren eines Theils des Mehrwerths als latentes Geldkapital, das erst später,
+sobald es gewissen Umfang erreicht, als zuschüssiges aktives Kapital fun- 25
+giren soll.
+
+So stellt sich die Sache vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten dar.
+Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich j e
+doch gleichzeitig das Kreditsystem. Das Geldkapital, das der Kapitalist
+noch nicht in seinem eignen Geschäft anwenden kann, wird von Andren 30
+angewandt, von denen er Zinsen dafür erhält. Es fungirt für ihn als Geld
+kapital im specifischen Sinn, als eine vom produktiven Kapital unter-
+schiedne Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital in andrer Hand. Es ist
+klar, daß mit der häufigeren Realisation des Mehrwerths ||398| und der
+steigenden Stufenleiter, worauf er producirt wird, die Proportion wächst, 35
+worin neues Geldkapital oder Geld als Kapital auf den Geldmarkt ge
+worfen, und von hier aus wenigstens großentheils wieder für erweiterte
+Produktion absorbirt wird.
+
+Die einfachste Form, worin sich dies zuschüssige latente Geldkapital
+darstellen kann, ist die des Schatzes. Es ist möglich, daß dieser Schatz 40
+zuschüssiges Gold oder Silber ist, erhalten direkt oder indirekt im Aus
+tausch mit den, edle Metalle producirenden Ländern. Und nur in dieser
+
+284
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Weise wächst der Geldschatz innerhalb eines Landes absolut. Es ist and
+rerseits möglich - und dies ist die Mehrzahl der Fälle - daß dieser Schatz
+nichts andres ist als der inländischen Cirkulation entzognes Geld, welches
+die F o rm des Schatzes in der Hand einzelner Kapitalisten angenommen
+
+5 hat. Es ist ferner möglich, daß dies latente Geldkapital bloß in Werth
+zeichen besteht - wir sehn hier noch vom Kreditgeld ab - oder auch in
+bloßen, durch legale Dokumente konstatirten Ansprüchen (Rechtstiteln)
+der Kapitalisten auf dritte Personen. In allen diesen Fällen, welches im
+mer die Daseinsform dieses zuschüssigen Geldkapitals, repräsentirt es,
+
+10 soweit es Kapital in spe ist, durchaus nichts als zuschüssige und in R e
+serve gehaltne Rechtstitel von Kapitalisten auf zukünftige, zuschüssige
+jährliche Produktion der Gesellschaft.
+
+. ..
+
+betrachtet,
+
+ist so durchaus unbedeutend
+
+„Die Masse des wirklich akkumulirten Reichthums, nach seiner Größe
+im Vergleich mit den
+15 Produktivkräften der Gesellschaft, der er angehört, was auch ihre Civi-
+lisationsstufe sei; oder auch nur ||399| im Vergleich zu der wirklichen Kon
+sumtion dieser selben Gesellschaft während nur weniger Jahre, so unbe
+deutend, daß die Hauptaufmerksamkeit der Gesetzgeber und der politi
+schen Oekonomen gerichtet sein sollte auf die Produktivkräfte und ihre
+20 künftige freie Entwicklung, nicht aber, wie bisher, auf den bloßen ak
+kumulirten Reichthum, der das Auge frappirt. Der bei weitem größte
+Theil des sogenannten akkumulirten Reichthums ist nur nominell und
+besteht nicht aus wirklichen Gegenständen, Schiffen, Häusern, Baum-
+wollenwaaren, Landmeliorationen, sondern aus bloßen Rechtstiteln, An-
+25 Sprüchen auf die künftigen jährlichen produktiven Kräfte der Gesell
+schaft, Rechtstiteln, erzeugt und verewigt durch die Auskunftsmittel oder
+Institutionen der Unsicherheit.
+. .. Der Gebrauch solcher Artikel (Ak
+kumulationen physischer Dinge oder wirklicher Reichthum) als bloßes
+Mittel ihren Besitzern den Reichthum anzueignen, den die zukünftigen
+30 Produktivkräfte der Gesellschaft erst schaffen sollen, dieser Gebrauch
+würde ihnen durch die Naturgesetze der Vertheilung ohne Anwendung
+von Gewalt allmälig entzogen werden; unterstützt durch genossenschaft
+liche Arbeit (co-operative labour) würde er ihnen in wenigen Jahren ent
+zogen werden." (William Thompson, Inquiry into the Principles of the
+35 Distribution of Wealth. London 1850, p. 453. - Dies Buch erschien zuerst
+
+1827.)
+
+„Es wird wenig bedacht, von den Meisten nicht einmal vermuthet, in
+einem wie äußerst kleinen Verhältniß, sei es nach Masse oder Wirkungs
+kraft, die thatsächlichen Akkumulationen der Gesellschaft stehn zu den
+40 menschlichen Produktivkräften, ja selbst zu der gewöhnlichen Konsum
+tion einer einzigen Menschengeneration ||400| während nur weniger Jah
+re. Der Grund ist augenscheinlich, aber die Wirkung ist sehr schädlich.
+
+285
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+jedes Einzelnen, 15
+
+ist 20 Millionen; der Durchschnittsverbrauch
+
+Der Reichthum, der jährlich verzehrt wird, verschwindet mit seinem Ge
+brauch; er steht vor dem Auge nur für einen Augenblick, und macht
+Eindruck nur während man ihn genießt oder verbraucht. Aber der nur
+langsam verzehrbare Theil des Reichthums, Möbel, Maschinen, Gebäu
+de, von unsrer Kindheit bis zum Alter stehn sie vor unsrem Auge, dau- 5
+ernde Denkmäler der menschlichen Anstrengung. Kraft des Besitzes die
+ses fixen, dauernden, nur langsam verzehrten Theils des öffentlichen
+Reichthums, des Landes und der Rohstoffe an denen, der Werkzeuge mit
+denen gearbeitet wird, der Häuser, die während der Arbeit Obdach ge
+ben, - kraft dieses Besitzes beherrschen die Eigenthümer dieser Gegen- 10
+stände zu ihrem eignen Vortheil die jährlichen Produktivkräfte aller
+wirklich produktiven Arbeiter der Gesellschaft, so unbedeutend jene
+Gegenstände auch sein mögen im Verhältniß zu den stets wiederkehren
+den Produkten dieser Arbeit. Die Bevölkerung von Britannien und Ir
+land
+Mann, Weib und Kind, ist wahrscheinlich ungefähr 20 £, zusammen ein
+Reichthum von 400 Millionen £, das jährlich verzehrte Arbeitsprodukt.
+Der Gesammtbetrag des akkumulirten Kapitals dieser Länder übersteigt
+nicht, nach der Abschätzung, 1200 Millionen, oder das dreifache jährli
+che Arbeitsprodukt; bei gleicher Theilung, 60 £ Kapital auf den Kopf. 20
+Wir haben es hier mehr mit dem Verhältniß zu thun, als mit den mehr
+oder minder genauen absoluten Beträgen dieser Schätzungssummen.
+Die||401| Zinsen dieses Gesammtkapitals würden hinreichen, um die
+Gesammtbevölkerung
+ihrer gegenwärtigen Lebenshaltung ungefähr
+2 Monate in einem Jahr zu erhalten, und das gesammte akkumulirte 25
+Kapital selbst (könnten Käufer gefunden werden) würde sie ohne Arbeit
+unterhalten für ganze 3 Jahre! Am Ende welcher Zeit, ohne Häuser,
+Kleider oder Nahrung, sie verhungern müßten, oder aber die Sklaven
+werden derer, die sie während der drei Jahre unterhalten haben. Wie drei
+Jahre sich verhalten zur Lebenszeit einer gesunden Generation, sage zu 30
+40 Jahren, so verhält sich die Größe und Bedeutung des wirklichen
+Reichthums, das akkumulirte Kapital selbst des reichsten Landes zu ih
+rer Produktivkraft, zu den produktiven Kräften einer einzigen Men
+schengeneration; nicht zu dem, was sie produciren könnten unter ver
+ständigen Anordnungen gleicher Sicherheit, und besonders bei genossen- 35
+schaftlicher Arbeit, sondern zu dem was sie wirklich absolut produciren
+unter den mangelhaften und entmuthigenden Ausfluchtsmitteln der Un
+sicherheit! . .. Und um diese scheinbar gewaltige Masse des vorhandnen
+Kapitals, oder vielmehr das vermittelst ihrer erworbne Kommando und
+Monopol über die Produkte der jährlichen Arbeit in seinem gegenwär- 40
+tigen Zustand erzwungner Theilung zu erhalten und zu verewigen, soll
+
+in
+
+286
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+15 chen Werkzeugs für diese Wenigen.
+
+die ganze schauderhafte Maschinerie, die Laster, Verbrechen und Leiden
+der Unsicherheit verewigt werden. Nichts kann akkumulirt werden, ohne
+daß die nothwendigen Bedürfnisse zuerst befriedigt sind, und der große
+Strom menschlicher Neigungen fließt dem Genüsse nach; daher der ver-
+5 hältnissmäßig ||402| unbedeutende Betrag des wirklichen Reichthums der
+Gesellschaft in jedem gegebnen Augenblick. Es ist ein ewiger Kreislauf
+von Produktion und Konsumtion. In dieser ungeheuren Masse jährlicher
+Produktion und Konsumtion würde die Handvoll wirklicher Akkumu
+lation kaum entbehrt werden; und doch ist das Hauptaugenmerk gerich-
+10 tet worden nicht auf jene Masse Produktivkraft, sondern auf diese
+Handvoll Akkumulation. Aber diese Handvoll ist mit Beschlag belegt
+worden durch einige Wenige, und verwandelt worden in das Werkzeug
+zur Aneignung der beständig jährlich wiederkehrenden Produkte der
+Arbeit der großen Masse. Daher die entscheidende Wichtigkeit eines sol-
+. .. Ungefähr ein Drittel des natio
+nalen Jahresprodukts wird jetzt unter dem Namen öffentlicher Lasten
+dem Producenten entzogen, und unproduktiv konsumirt durch Leute,
+die kein Aequivalent dafür geben, d.h. keins was den Producenten als
+solches gilt. . .. Das Auge der Menge blickt erstaunt auf die akkumulir-
+20 ten Massen, besonders wenn sie in den Händen einiger Wenigen koncen-
+trirt sind. Aber die jährlich producirten Massen, wie die ewigen und
+unzählbaren Wogen eines mächtigen Stroms, rollen vorbei und verlieren
+sich
+im vergeßnen Ocean der Konsumtion. Und doch bedingt diese
+ewige Konsumtion nicht allein alle Genüsse, sondern die Existenz des
+25 ganzen Menschengeschlechts. Die Menge und Vertheilung dieses Jahres
+produkts sollte vor allem zum Gegenstand der Erwägung gemacht wer
+den. Die wirk||403(liehe Akkumulation ist von durchaus sekundärer Be
+deutung, und erhält auch diese Bedeutung fast ausschließlich durch ihren
+. .. Die wirkliche Ak-
+Einfluß auf die Vertheilung des Jahresprodukts.
+30 kumulation und Vertheilung wird hier (in Thompson's Schrift) stets be
+trachtet mit Bezug und Unterordnung zur Produktivkraft. In fast allen
+andren Systemen ist die Produktivkraft betrachtet worden mit Bezug
+und Unterordnung zur Akkumulation und zur Verewigung der bestehen
+den Vertheilungsweise. Verglichen mit der Erhaltung dieser bestehenden
+35 Vertheilungsweise, wird das stets wiederkehrende Elend oder Wohler-
+gehn des ganzen Menschengeschlechts nicht eines Blicks würdig gehal
+ten. Die Ergebnisse der Gewalt, des Betrugs und des Zufalls verewigen,
+das hat man Sicherheit genannt; und der Erhaltung dieser erlognen Si
+cherheit sind alle Produktivkräfte des Menschengeschlechts erbarmungs-
+
+40 los zum Opfer gebracht worden." (Ibidem, p. 440^143.)
+
+287
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Für die Reproduktion sind nur zwei normale Fälle möglich, abgesehn
+von Störungen, welche selbst die Reproduktion auf gegebner Stufenleiter
+hemmen.
+
+Entweder es findet Reproduktion auf einfacher Stufenleiter statt.
+Oder es findet Kapitalisirung von Mehrwerth statt, Akkumulation.
+
+5
+
+I. Einfache Reproduktion.
+
+Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich, oder mit mehreren Um
+schlägen innerhalb des Jahrs periodisch, producirte und realisirte Mehr
+werth individuell, d.h. unproduktiv, ||404| konsumirt von seinen Eignern,
+den Kapitalisten.
+
+10
+
+Der Umstand, daß der Produktenwerth zum Theil aus Mehrwerth be
+steht, zum andren Theil aus dem Werththeil gebildet durch das in ihm
+reproducirte variable Kapital plus dem in ihm aufgezehrten konstanten
+Kapital, ändert absolut nichts, weder an dem Quantum, noch dem Werth
+des Gesammtprodukts, welches als Waarenkapital beständig in die Cir- 15
+kulation eingeht und ihr ebenso beständig entzogen wird, um der pro
+duktiven oder der individuellen Konsumtion anheimzufallen, d.h. um als
+Produktionsmittel oder als Konsumtionsmittel zu dienen. Von dem kon
+stanten Kapital abgesehn, wird nur die Vertheilung des jährlichen Pro
+dukts zwischen Arbeitern und Kapitalisten dadurch afficirt.
+
+20
+
+Selbst die einfache Reproduktion unterstellt, muß daher ein Theil des
+Mehrwerths beständig in Geld und nicht in Produkt existiren, weil er
+sonst nicht behufs der Konsumtion aus Geld in Produkt verwandelt wer
+den kann. Diese Verwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen
+Waarenform in Geld ist hier weiter zu untersuchen. Zur Vereinfachung 25
+der Sache wird die einfachste Form des Problems unterstellt, nämlich die
+ausschließliche Cirkulation von Metallgeld, von Geld, welches wirkliches
+Aequivalent ist.
+
+Nach den für die einfache Waarencirkulation entwickelten Gesetzen
+(Buch I, K a p. I I I) muß die Masse des im Lande vorhandnen Metallgelds 30
+nicht nur hinreichen, um die Waaren zu cirkuliren. Sie muß hinreichen
+für die Schwankungen des Geldumlaufs, die theils entspringen aus
+Fluktuationen in der Geschwindigkeit der Cirkulation, theils aus dem
+Preiswechsel der Waaren, theils aus den verschiednen und wechselnden
+Proportionen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches 35
+Cirkulationsmittel fungirt. Das Verhält||405|niß, worin die vorhandne
+Geldmasse sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt be-
+
+288
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+ständig, aber die Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als
+Schatz und als umlaufendes Geld vorhandenen Gelds. Diese Geldmasse
+(Masse edlen Metalls) ist ein nach und nach akkumulirter Schatz der
+Gesellschaft. Soweit ein Theil dieses Schatzes sich durch Verschleiß ver-
+5 zehrt, muß er jährlich, wie jedes andre Produkt neu ersetzt werden. Dies
+geschieht in der Wirklichkeit durch direkten oder indirekten Austausch
+eines Theils des jährlichen Landesprodukts mit dem Produkt der Gold
+und Silber producirenden Länder. Dieser internationale Charakter der
+Transaktionen verhüllt indeß ihren einfachen Verlauf. Um das Problem
+10 daher auf seinen einfachsten und durchsichtigsten Ausdruck zu reduci-
+ren, muß vorausgesetzt werden, daß Gold- und Silberproduktion im
+Lande selbst stattfindet, also Gold- und Silberproduktion einen Theil der
+gesellschaftlichen Gesammtproduktion innerhalb jedes Landes bildet.
+
+Abgesehn von dem für Luxusartikel producirten Gold oder Silber muß
+15 das Minimum ihrer jährlichen Produktion gleich sein dem, durch die
+jährliche Geldcirkulation bewirkten Verschleiß der Geldmetalle. Ferner:
+Wächst die Werthsumme der jährlich producirten und cirkulirten Waa
+renmasse, so muß auch die jährliche Gold- und Silberproduktion wach
+sen, soweit die gewachsne Werthsumme der cirkulirenden Waaren und
+20 die für ihre Cirkulation (und entsprechende Schatzbildung) erforderliche
+Geldmasse nicht kompensirt wird durch größre Geschwindigkeit des
+Geldumlaufs und durch ||406| umfangreichere Funktion des Gelds als
+Zahlungsmittel, d.h. durch größre gegenseitige Saldirung der Käufe und
+Verkäufe ohne Dazwischenkunft von wirklichem Geld.
+
+25
+
+Ein Theil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und ein Theil der gesell
+schaftlichen Produktionsmittel muß also in der Produktion von Gold
+und Silber jährlich verausgabt werden.
+
+Die Kapitalisten, welche die Gold- und Silberproduktion betreiben
+- und wie hier bei Voraussetzung einfacher Reproduktion angenommen -
+
+30 nur betreiben innerhalb der Schranken des jährlichen Durchschnitts-
+verschleißesunddesdadurchverursachtenjährlichenDurchschnittskonsums
+von Gold und Silber, werfen
+ihren Mehrwerth, den sie nach der
+Unterstellung jährlich konsumiren ohne etwas davon zu kapitalisiren,
+direkt in die Cirkulation in der Geldform, die für sie die Naturalform,
+
+35 nicht wie in den andern Produktionszweigen die verwandelte F o rm des
+
+Produkts ist.
+
+Ferner, was den Arbeitslohn betrifft - die Geldform, worin das vari
+able Kapital vorgeschossen wird - so wird er hier ebenfalls ersetzt nicht
+durch Verkauf des Produkts, seine Verwandlung in Geld, sondern durch
+
+40 ein Produkt, dessen Naturalform von vornherein die Geldform ist.
+
+289
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Endlich findet dies auch mit dem Theil des Edelmetall-Produkts statt,
+der gleich dem Werth des periodisch aufgezehrten konstanten Kapitals
+ist, sowohl des konstanten cirkulirenden, wie des während des Jahres
+verzehrten konstanten fixen Kapitals.
+
+Betrachten wir den Kreislauf, resp. Umschlag des in der Edelmetall- 5
+
+Produktion angelegten Kapitals zunächst unter der Form |
+|407|
+G - W - P - G '.
+Soweit in G -W das W nicht nur aus Arbeitskraft und Produktionsmit
+teln besteht, sondern auch aus fixem Kapital, wovon nur ein Werththeil
+in P aufgebraucht wird, ist klar, daß G' - das Produkt - eine Geldsumme 10
+ist gleich dem in Arbeitslohn ausgelegten variablen Kapital plus dem in
+Produktionsmitteln ausgelegten cirkulirenden konstanten Kapital plus
+dem Werththeil des verschlißnen fixen Kapitals plus dem Mehrwerth.
+Wäre die Summe geringer, bei unverändertem allgemeinen Werth des
+Goldes, so wäre die Minenanlage unproduktiv, oder - wenn dies allge- 15
+mein der Fall würde in Zukunft der Werth des Goldes, verglichen mit
+den Waaren, deren Werth nicht verändert, steigen; d.h. die Preise der
+Waaren würden fallen, es würde also in Zukunft die in G -W ausgelegte
+Geldsumme kleiner sein.
+
+Betrachten wir zunächst nur den cirkulirenden Theil des in G, dem 20
+
+Ausgangspunkt von G - W - P - G ', vorgeschoßnen Kapitals, so wird eine
+bestimmte Geldsumme vorgeschossen, in Cirkulation geworfen zur Zah
+lung von Arbeitskraft und zum K a uf von Produktionsstoffen. Aber sie
+wird durch den Kreislauf dieses Kapitals der Cirkulation nicht wieder
+entzogen, um von neuem hineingeworfen zu werden. Das Produkt in 25
+seiner Naturalform ist schon Geld, es braucht also nicht erst durch Aus
+tausch, durch einen Cirkulationsproceß in Geld verwandelt zu werden. |
+|408| Es tritt aus dem Produktionsproceß in die Cirkulationssphäre nicht
+in der Form von Waarenkapital, das sich in Geldkapital, sondern als
+Geldkapital, das sich in produktives Kapital rückverwandeln, d.h. von 30
+neuem Arbeitskraft und Produktionsstoffe kaufen soll. Die Geldform des
+cirkulirenden, in Arbeitskraft und Produktionsmitteln verzehrten Kapi
+tals wird ersetzt nicht durch den Verkauf des Produkts, sondern durch die
+Naturalform des Produkts selbst also nicht durch Wiederentziehn seines
+Werths aus der Cirkulation in Geldform, sondern durch zuschüssiges, 35
+neu producirtes Geld.
+
+Nehmen wir an, dies cirkulirende Kapital sei = 500 £, die Umschlags
+periode = 5 Wochen, Arbeitsperiode = 4 Wochen, Cirkulationsperiode
+= 1 Woche. Es muß von vornherein für 5 Wochen Geld theils in Produk
+tionsvorrath vorgeschossen werden, theils vorräthig sein, um nach und 40
+nach in Arbeitslohn weggezahlt zu werden. Anfang der 6. Woche sind
+
+290
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+400 £ zurückgeflossen und 100 £ freigesetzt. Dies wiederholt sich bestän
+dig. Hier, wie früher, werden während gewisser Zeit des Umschlags 100 £
+beständig in dieser freigesetzten F o rm sich befinden. Aber sie bestehn aus
+zuschüssigem neuproducirtem Geld, ganz wie die andren 400 £. Wir hat-
+5 ten hier 10 Umschläge im Jahr und das producirte Jahresprodukt ist
+= 5000 £ Gold. (Die Cirkulationsperiode entsteht hier nicht durch die
+Zeit, welche die Verwandlung der Waare in Geld, sondern welche die
+Verwandlung von Geld in die Produktionselemente kostet).
+
+Bei jedem andren Kapital von 500 £, welches unter denselben Bedin-
+10 gungen umschlägt, ist die beständig erneuerte Geldform die verwandelte
+F o rm des producirten Waarenkapitals, welches alle 4 Wochen ||409| in die
+Cirkulation geworfen wird, und das durch seinen Verkauf - also durch
+periodische Entziehung des Geldquantums, als das es ursprünglich in den
+Proceß eintrat - diese Geldform stets von neuem wieder erhält. Hier
+15 dagegen wird in jeder Umschlagsperiode eine neue zuschüssige Geldmas
+se von 500 £ aus dem Produktionsproceß selbst in die Cirkulation ge
+worfen, um ihr beständig Produktionsstoffe und Arbeitskraft zu ent
+ziehn. Dies in die Cirkulation geworfne Geld wird ihr durch den Kreis
+lauf dieses Kapitals nicht wieder entzogen, sondern noch durch beständig
+
+20 neuproducirte Goldmassen vermehrt.
+
+Betrachten wir den variablen Theil dieses cirkulirenden Kapitals und
+setzen wir ihn wie oben = 100 £, so wären in der gewöhnlichen Waaren
+produktion diese 100 £ bei zehnmaligem Umschlag hinreichend, um
+beständig die Arbeitskraft zu zahlen. Hier, in der Goldproduktion, reicht
+25 dieselbe Summe; aber die 100 £ Rückfluß, womit die Arbeitskraft in je
+5 Wochen bezahlt wird, sind nicht verwandelte F o rm ihres Produkts,
+sondern sind ein Theil ihres stets erneuten Produkts selbst. Der Gold-
+producent zahlt seine Arbeiter direkt mit einem Theil des von ihnen
+selbst producirten Goldes. Die so in Arbeitskraft jährlich ausgelegten
+30 und von den Arbeitern in die Cirkulation geworfnen 1000 £ kehren daher
+
+nicht durch die Cirkulation zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
+
+Was ferner das fixe Kapital betrifft, so erheischt es bei erster Anlage
+des Geschäfts die Verausgabung eines größren Geldkapitals, das also in
+die Cirkulation geworfen wird. Wie alles fixe Kapital, fließt es nur stück-
+35 weis im L a uf von Jahren zurück. Aber es fließt zurück als unmittelbares
+Stück des Produkts, des Goldes, nicht durch Verkauf des Produkts und
+seine dadurch vollzogne Vergoldung. Es erhält also allmälig seine |
+|410| Geldform zurück nicht durch Entziehung von Geld aus der Cirku
+lation, sondern durch Aufhäufen eines entsprechenden Theils des Pro-
+40 dukts. D as so wieder hergestellte Geldkapital ist nicht eine Geldsumme,
+allmälig der Cirkulation entzogen zur Ausgleichung der ursprünglich für
+
+291
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+das fixe Kapital in sie geworfnen Geldsumme. Es ist eine zuschüssige
+Masse Geld.
+
+Endlich was den Mehrwerth betrifft, so ist er ebenfalls gleich einem
+Theil des neuen Goldprodukts, das in jeder neuen Umschlagsperiode in
+Cirkulation geworfen wird, um nach unsrer Unterstellung unproduktiv 5
+verausgabt,
+werden.
+
+für Lebensmittel und Luxusgegenstände weggezahlt zu
+
+Nach der Voraussetzung aber ersetzt diese ganze jährliche Goldpro
+duktion - wodurch beständig Arbeitskraft und Produktionsstoffe, aber
+kein Geld dem Markt entzogen und beständig zuschüssiges Geld ihm 10
+zugeführt wird - nur das während des Jahres verschlißne Geld, hält also
+nur die gesellschaftliche Geldmasse vollzählig, die beständig, wenn auch
+in wechselnden Portionen, in den zwei Formen von Schatz und im Um
+lauf befindlichem Geld existirt.
+
+Nach dem Gesetz der Waarencirkulation muß die Geldmasse gleich 15
+
+sein der für die Cirkulation erheischten Geldmasse plus einem in Schatz
+form befindlichen Geldquantum, welches je nach Kontraktion oder Ex
+pansion der Cirkulation zu- oder abnimmt, namentlich aber auch für die
+Bildung des nöthigen Reservefonds von Zahlungsmitteln dient. Was in
+Geld gezahlt werden muß - soweit keine Ausgleichung der Zahlungen 20
+stattfindet - ist der Werth der Waaren. D aß ein Theil dieses Werths
+aus Mehrwerth besteht, d.h. dem Verkäufer der Waaren nichts gekostet
+hat, ändert absolut nichts an der Sache. ||411| Gesetzt, die Producenten
+seien alle selbständige Besitzer ihrer Produktionsmittel, es finde also
+Cirkulation statt zwischen den unmittelbaren Producenten selbst. Abge- 25
+sehn von dem konstanten Theil ihres Kapitals, könnte man dann ihr
+jährliches Werthprodukt, zur Analogie mit dem kapitalistischen Zustand,
+in zwei Theile theilen: den einen a der bloß ihre nothwendigen Lebens
+mittel ersetzt, den andren b, den sie zum Theil in Luxusproduktion ver
+zehren, zum Theil zur Erweitrung der Produktion anwenden, a vertritt 30
+dann das variable Kapital, b den Mehrwerth. Aber diese Eintheilung
+bliebe ohne allen Einfluß auf die Größe der zur Cirkulation ihres Ge-
+sammtprodukts erheischten Geldmasse. Bei sonst gleichbleibenden Um
+ständen wäre der Werth der cirkulirenden Waarenmasse derselbe, daher
+auch die für ihn erheischte Geldmasse. Auch müßten sie dieselben Geld- 35
+reserven bei gleicher Theilung der Umschlagsperiode haben, d.h. den
+selben Theil ihres Kapitals beständig in Geldform, da nach wie vor, nach
+der Unterstellung, ihre Produktion Waarenproduktion wäre. Der Um
+stand also, daß ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht, än
+dert absolut nichts an der Masse des zum Betrieb des Geschäfts noth- 40
+wendigen Geldes.
+
+292
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Ein Gegner Tooke's, der sich an die F o rm G - W - G' hält, fragt ihn, wie
+es denn der Kapitalist anfange, um beständig der Cirkulation mehr Geld
+zu entziehn, als er in sie hineinwirft. M an verstehe wohl. Es handelt sich
+hier nicht um die Bildung des Mehrwerths. Diese, die das einzige Geheim-
+5 niß ausmacht, versteht sich vom kapitalistischen Standpunkt von selbst.
+Die angewandte Werthsumme wäre ja nicht Kapital, wenn sie nicht mit
+einem Mehrwerth sich bereicherte. Da sie also der Voraussetzung nach
+Kapital ist, versteht sich der Mehrwerth von selbst.
+
+Die Frage ist also nicht: Wo kommt der Mehrwerth her? Sondern: Wo
+10 kommt das Geld her, ||412| um ihn zu versilbern? Aber in der bürgerlichen
+Oekonomie versteht sich die Existenz des Mehrwerths von selbst. Sie ist
+also nicht nur unterstellt, sondern mit ihr ist auch ferner unterstellt, daß
+ein Theil der in die Cirkulation geworfnen Waarenmasse aus Mehrpro
+dukt besteht, also einen Werth darstellt, den der Kapitalist nicht mit
+15 seinem Kapital in die Cirkulation warf; daß der Kapitalist also mit sei
+nem Produkt einen Ueberschuß über sein Kapital in die Cirkulation
+wirft, und ihr diesen Ueberschuß auch wieder entzieht.
+
+Das Waarenkapital das der Kapitalist in die Cirkulation wirft, ist von
+größrem Werth (woher das kommt wird nicht erklärt oder begriffen, aber
+20 c'est un fait vom Standpunkt dieser Selbigen) als das produktive Kapi
+tal, das er in Arbeitskraft plus Produktionsmitteln der Cirkulation ent
+zogen hat. Unter dieser Voraussetzung ist daher klar, warum nicht nur
+Kapitalist A, sondern auch B, C, D etc. der Cirkulation durch Austausch
+seiner Waare beständig mehr Werth entziehn kann, als den Werth seines
+25 ursprünglich und stets aufs neue vorgeschoßnen Kapitals. A, B, C, D etc.
+werfen beständig einen größren Waaren||413|werth - diese Operation ist
+so vielseitig wie die selbständig fungirenden Kapitale - in der F o rm von
+Waarenkapital in die Cirkulation, als sie ihr unter der F o rm von pro
+duktivem Kapital entziehn. Sie haben also beständig sich in eine Werth-
+
+30 summe zu theilen (d.h. jeder seinerseits der Cirkulation ein produktives
+Kapital zu entziehn) gleich der Werthsumme ihrer resp. vorgeschoßnen
+produktiven Kapitalien; und ebenso beständig sich in eine Werthsumme
+zu theilen, die sie ebenso allseitig in Waarenform, als respektiven Ueber
+schuß des Waarenwerths über den Werth seiner Produktionselemente, in
+
+35 die Cirkulation werfen.
+
+Aber das Waarenkapital, vor seiner Rückverwandlung in produktives
+Kapital, und vor der Verausgabung des in ihm steckenden Mehrwerths,
+muß versilbert werden. Wo kommt das Geld dazu her? Diese Frage er
+scheint auf den ersten Blick schwierig, und weder Tooke noch ein Andrer
+
+40 hat sie bisher beantwortet.
+
+293
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Das in der Form von Geldkapital vorgeschoßne cirkulirende Kapital
+von 500 £, welches immer seine Umschlagsperiode, sei das cirkulirende
+Gesammtkapital der Gesellschaft, d.h. der Kapitalistenklasse. Der Mehr
+werth sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse beständig
+600 £ aus der Cirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hin- 5
+einwirft?
+
+Nachdem das Geldkapital von 500 in produktives Kapital verwandelt,
+verwandelt dieses sich innerhalb des Produktionsprocesses in Waaren-
+werth von 600, und es befindet sich in Cirkulation nicht nur ein Waa-
+renwerth ||414| von 500, gleich dem ursprünglich vorgeschoßnen 10
+Geldkapital, sondern ein neuproducirter Mehrwerth von 100. Dieser zu
+schüssige Mehrwerth von 100 ist in Waarenform in die Cirkulation ge
+worfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe Operation ist
+nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zuschüssigen Waa
+renwerths gegeben.
+
+15
+
+Man muß nun die Schwierigkeit nicht durch plausible Ausflüchte zu
+
+umgehn suchen.
+
+Zum Beispiel: Was das konstante cirkulirende Kapital betrifft, so ist
+klar, daß nicht alle es gleichzeitig auslegen. Während Kapitalist A seine
+Waare verkauft, also für ihn vorgeschoßnes Kapital Geldform annimmt, 20
+nimmt für den Käufer B umgekehrt sein in Geldform vorhandnes K a
+pital die Form seiner Produktionsmittel an, die gerade A producirt.
+Durch denselben Akt, wodurch A seinem producirten Waarenkapital die
+Geldform wiedergibt, gibt B dem seinigen die produktive Form wieder,
+verwandelt es aus Geldform in Produktionsmittel und Arbeitskraft; die- 25
+selbe Geldsumme fungirt in dem doppelseitigen Proceß wie in jedem ein
+fachen K a uf W - G. Andrerseits, wenn A das Geld wieder in Produktions
+mittel verwandelt, kauft er von C, und dieser zahlt damit B etc. So wäre
+dann der Hergang erklärt. Aber:
+
+Alle in Bezug auf das Quantum des cirkulirenden Geldes bei der 30
+
+Waarencirkulation (Buch I, K a p. III) aufgestellten Gesetze werden in kei
+ner Art durch den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses
+geändert.
+
+Wenn also gesagt wird, das in Geldform vorzuschießende cirkulirende
+Kapital der Gesellschaft beträgt ||415| 500, so ist dabei schon in Rechnung 35
+gebracht, daß dies einerseits die Summe ist, die gleichzeitig vorgeschossen
+war, daß aber andrerseits diese Summe mehr produktives Kapital in Be
+wegung setzt, als 500, weil sie abwechselnd als Geldfonds verschiedner
+produktiven Kapitale dient. Diese Erklärungsweise setzt also schon das
+Geld als vorhanden voraus, dessen Dasein sie erklären soll.
+
+40
+
+294
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Es könnte ferner gesagt werden: Kapitalist A producirt Artikel, die
+Kapitalist B individuell, unproduktiv konsumirt. Das Geld von B versil
+bert also das Waarenkapital von A, und so dient dieselbe Geldsumme zur
+Versilberung des Mehrwerths von B und des cirkulirenden konstanten
+5 Kapitals von A. Hier ist aber die Lösung der Frage, die beantwortet
+werden soll, noch direkter unterstellt. Nämlich wo kriegt B dies Geld für
+Bestreitung seiner Revenue her? Wie hat er selbst diesen Mehrwerththeil
+seines Produkts versilbert?
+
+Ferner könnte gesagt werden, der Theil des cirkulirenden variablen
+10 Kapitals, den A seinen Arbeitern beständig vorschießt, strömt ihm be
+ständig aus der Cirkulation zurück; und nur ein abwechselnder Theil
+davon liegt beständig bei ihm selbst für Zahlung des Arbeitslohns fest.
+Zwischen der Ausgabe und dem Rückstrom verfließt jedoch eine gewisse
+Zeit, während deren das in Arbeitslohn ausgezahlte Geld unter andrem
+15 auch zur Versilberung von Mehrwerth dienen kann. - Aber wir wissen
+erstens, daß je größer diese Zeit, um so größer auch die Masse des Geld
+vorraths sein muß, die der Kapitalist A beständig in petto halten muß.
+Zweitens gibt der Arbeiter das Geld aus, kauft Waaren damit, versilbert
+daher den in diesen Waaren steckenden Mehrwerth pro tanto. Also dient
+20 dasselbe Geld, das in der F o rm des variablen Kapitals vorgeschossen
+wird, pro tanto ||416| auch dazu, Mehrwerth zu versilbern. Ohne hier
+noch tiefer auf diese Frage einzugehn, hier nur so viel: daß die Konsum
+tion der ganzen Kapitalistenklasse und der von ihr abhängigen unpro
+duktiven Personen gleichzeitig Schritt hält mit der für die Arbeiterklasse;
+25 also gleichzeitig mit dem von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen
+Geld, von den Kapitalisten Geld in Cirkulation geworfen werden muß,
+um ihren Mehrwerth als Revenue zu verausgaben, also für denselben der
+Cirkulation Geld entzogen sein muß. Die eben gegebne Erklärung würde
+nur das so nöthige Quantum verringern, nicht beseitigen.
+
+30
+
+Endlich könnte gesagt werden: es wird doch beständig ein großes
+Quantum Geld in Cirkulation geworfen bei der ersten Anlage des fixen
+Kapitals, das der Cirkulation nur allmälig, stückweis, im L a uf von J a h
+ren, von dem wieder entzogen wird, der es hineinwarf. Kann diese Sum
+me nicht hinreichen, um den Mehrwerth zu versilbern? - Hierauf ist zu
+35 antworten, daß vielleicht in der Summe von 500 (die auch Schatzbildung
+für nöthige Reservefonds einschließt) schon die Anwendung dieser Sum
+me als fixes Kapital, wenn nicht durch den der sie hineinwarf, so doch
+durch jemand anders, einbegriffen ist. Außerdem ist bei der Summe, die
+für Beschaffung der als fixes Kapital dienenden Produkte ausgegeben
+40 wird, schon unterstellt, daß auch der in diesen Waaren steckende Mehr
+
+werth gezahlt ist, und es fragt sich eben wo dies Geld herkommt.
+
+295
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Die allgemeine Antwort ist bereits gegeben: Wenn eine Waarenmasse
+von x x 1000 £ zu cirkuliren, so ändert es absolut nichts am Quantum der
+zu dieser Cirkulation nöthigen Geldsumme, ob der Werth dieser Waa
+renmasse Mehrwerth enthält oder nicht, ob die Waaren||417|masse kapi
+talistisch producirt ist oder nicht. Das Problem selbst existirt also nicht.
+Bei sonst gegebnen Bedingungen, Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes
+etc., ist eine bestimmte Geldsumme erheischt, um den Waarenwerth von
+x x 1000 £ zu cirkuliren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel
+oder wie wenig von diesem Werth den unmittelbaren Producenten dieser
+Waaren zufällt. Soweit hier ein Problem existirt, fällt es zusammen mit 10
+dem allgemeinen Problem: woher die zur Cirkulation der Waaren in ei
+nem Lande nöthige Geldsumme kommt.
+
+5
+
+Indeß existirt allerdings, vom Standpunkt der kapitalistischen Produk
+ist nämlich hier der
+
+tion, der Schein eines besondren Problems. Es
+Kapitalist, welcher als der Ausgangspunkt erscheint, von dem das Geld in 15
+die Cirkulation geworfen wird. Das Geld, das der Arbeiter zur Zahlung
+seiner Lebensmittel ausgibt, existirt vorher als Geldform des variablen
+Kapitals und wird daher ursprünglich vom Kapitalisten in Cirkulation
+geworfen als Kauf- oder Zahlungsmittel von Arbeitskraft. Außerdem
+wirft der Kapitalist das Geld in Cirkulation, das für ihn ursprünglich die 20
+Geldform seines konstanten, fixen und flüssigen Kapitals bildet; er gibt es
+aus als Kauf- oder Zahlungsmittel für Arbeitsmittel und Produktions
+stoffe. Aber über dies hinaus erscheint der Kapitalist nicht weiter als Aus
+gangspunkt der in der Cirkulation befindlichen Geldmasse. Nun aber exi
+stiren nur zwei Ausgangspunkte: Der Kapitalist und der Arbeiter. Alle 25
+dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld von
+diesen beiden Klassen erhalten, oder soweit sie es ohne Gegenleistung
+erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerths in der F o rm von Rente, Zins
+etc. D aß der Mehrwerth nicht ganz in der Tasche des industriellen Kapi
+talisten bleibt, sondern ||418| von ihm mit andern Personen getheilt werden 30
+muß, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu thun. Es fragt sich, wie er
+seinen Mehrwerth versilbert, nicht wie das dafür gelöste Silber sich später
+vertheilt. Es ist also für unsern Fall der Kapitalist noch als einziger Besit
+zer des Mehrwerths zu betrachten. Was aber den Arbeiter betrifft, so ist
+bereits gesagt, daß er nur sekundärer Ausgangspunkt, der Kapitalist aber 35
+der primäre Ausgangspunkt des vom Arbeiter in die Cirkulation geworf-
+nen Gelds ist. Das zuerst als variables Kapital vorgeschoßne Geld voll
+zieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Arbeiter es zur Zahlung von
+Lebensmitteln ausgibt.
+
+Die Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der Geld- 40
+
+cirkulation. Wenn sie zur Zahlung von Produktionsmitteln 400 £, zur
+
+296
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Zahlung der Arbeitskraft 100 £ braucht, so wirft sie 500 £ in Cirkulation.
+Aber der in dem Produkt steckende Mehrwerth, bei Mehrwerthsrate von
+100%, ist gleich einem Werth von 100 £. Wie kann sie 600 £ aus der
+Cirkulation beständig herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hinein-
+5 wirft? Aus Nichts wird Nichts. Die Gesammtklasse der Kapitalisten kann
+nichts aus der Cirkulation herausziehn, was nicht vorher hineingewor
+fen war.
+
+Es wird hier abgesehn davon, daß die Geldsumme von 400 £ vielleicht
+hinreicht, um bei zehnmaligem Umschlag Produktionsmittel zum Werth
+10 von 4000 £ und Arbeit zum Werth von 1000 £ zu cirkuliren, und die
+übrigen 100 £ für die Cirkulation des Mehrwerths von 1000 £ ebenfalls
+genügen. Dies Verhältniß der Geldsumme zu dem von ihr cirkulirten
+Waarenwerth thut nichts zur Sache. Das Problem bleibt dasselbe. Fän
+den ||419| nicht verschiedne Umläufe derselben Geldstücke statt, so wären
+15 5000 £ als Kapital in Cirkulation zu werfen, und 1000 £ wären nöthig,
+um den Mehrwerth zu versilbern. Es fragt sich, wo dies letztre Geld
+herkommt, ob nun 1000 oder 100 £. jedenfalls ist es ein Ueberschuß über
+das in Cirkulation geworfne Geldkapital.
+
+In der That, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitali-
+20 stenklasse selbst wirft das Geld in Cirkulation, das zur Realisirung des in
+den Waaren steckenden Mehrwerths dient. Aber nota bene: sie wirft es
+hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, also nicht als Kapital. Sie veraus
+gabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht
+von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Cirkula-
+
+25 tion ist.
+
+Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet,
+z . B. einen Pächter. Während des ersten Jahrs schießt er ein Geldkapital,
+sage von 5000 £ vor in Zahlung von Produktionsmitteln (4000 £) und von
+Arbeitskraft (1000 £). Die Mehrwerthsrate sei 100%, der von ihm ange-
+30 eignete Mehrwerth = 1000 £. Die obigen 5000 £ schließen alles Geld ein,
+was er als Geldkapital vorschießt. Aber der Mann muß auch leben, und
+er nimmt kein Geld ein vor Ende des Jahrs. Sein Konsum betrage 1000 £.
+Diese muß er besitzen. Er sagt zwar, daß er sich diese 1000 £ vorschießen
+muß während des ersten Jahres. Doch heißt dies Vorschießen - das hier
+35 nur subjektiven Sinn hat - weiter nichts als daß er das erste Jahr seine
+individuelle Konsumtion aus eigner Tasche, statt ||420| aus der Gratis
+produktion seiner Arbeiter bestreiten muß. Er schießt dies Geld nicht vor
+als Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Aequivalent in Lebens
+mitteln die er verzehrt. Dieser Werth ist von ihm in Geld verausgabt, in
+40 die Cirkulation geworfen, und in Waarenwerthen ihr entzogen worden.
+Diese Waarenwerthe hat er verzehrt. Er hat also aufgehört in irgend
+
+297
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+einem Verhältniß zu ihrem Werth zu stehn. Das Geld, womit er ihn ge
+zahlt, existirt als Element des cirkulirenden Geldes. Aber den Werth die
+ses Geldes hat er der Cirkulation in Produkten entzogen, und mit den
+Produkten worin er existirte, ist auch ihr Werth vernichtet. Er ist alle
+geworden. Am Ende des Jahres nun wirft er in die Cirkulation einen 5
+Waaren werth von 6000 £ und verkauft ihn. Damit fließt für ihn zurück:
+1) sein vorgeschoßnes Geldkapital von 5000 £; 2) der versilberte Mehr
+werth von 1000 £. Er hat 5000 £ als Kapital vorgeschossen, in die Cir
+kulation geworfen, und er entzieht ihr 6000 £, 5000 für Kapital und 1000
+für Mehrwerth. Die letztren 1000 sind versilbert mit dem Geld, das er 10
+selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in die Cirkulation
+geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat. Sie kehren jetzt
+zu ihm zurück als Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Und
+von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich. Aber vom zweiten
+Jahr an sind die 1000 £, die er verausgabt, beständig die verwandelte 15
+Form, die Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Er verausgabt
+sie jährlich und sie fließen ihm ebenso jährlich zurück.
+
+Schlüge sein Kapital öfter im Jahre um, so änderte das nichts an der
+Sache, wohl aber an der ||421| Länge der Zeit und daher an der Größe der
+Summe, die er über sein vorgeschoßnes Geldkapital hinaus für seine in- 20
+dividuelle Konsumtion in Cirkulation zu werfen hätte.
+
+Dies Geld wird vom Kapitalisten nicht als Kapital in Cirkulation ge
+worfen. Wohl aber gehört es zum Charakter des Kapitalisten, daß er
+fähig ist, bis zum Rückfluß von Mehrwerth von den in seinem Besitz
+befindlichen Mitteln zu leben.
+
+25
+
+In diesem Fall war angenommen, daß die Geldsumme, die der Kapi
+talist bis zum ersten Rückfluß seines Kapitals zur Bestreitung seiner
+individuellen Konsumtion in Cirkulation wirft, exakt gleich ist dem von
+ihm producirten und daher zu versilbernden Mehrwerth. Dies ist offen
+bar, mit Bezug auf den einzelnen Kapitalisten, eine willkürliche Annah- 30
+me. Aber sie muß richtig sein für die gesammte Kapitalistenklasse, bei
+Unterstellung einfacher Reproduktion. Sie drückt nur dasselbe aus, was
+diese Unterstellung besagt, nämlich daß der ganze Mehrwerth, aber auch
+nur dieser, also kein Bruchtheil des ursprünglichen Kapitalstocks, un
+produktiv verzehrt wird.
+
+35
+
+Es war oben unterstellt, daß die Gesammtproduktion an edlen Metal
+len (= 500 £ gesetzt), nur hinreicht, um den Geldverschleiß zu ersetzen.
+
+Die Gold producirenden Kapitalisten besitzen ihr ganzes Produkt in
+Gold, sowohl den Theil desselben, der konstantes Kapital, wie den der
+variables Kapital ersetzt, wie auch den aus Mehrwerth bestehenden. Ein 40
+Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths besteht also aus Gold, nicht aus
+
+298
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Produkt, das sich erst innerhalb der Cirkulation vergoldet. Es besteht
+von vornherein aus Gold und wird in die Cirkulation geworfen, um ihr
+Produkte zu entziehn. Dasselbe gilt hier vom Arbeitslohn, dem variablen
+Kapital, und vom Ersatz des vorgeschoßnen ||422| konstanten Kapi-
+5 tals. Wenn also ein Theil der Kapitalistenklasse einen Waarenwerth in die
+ihnen
+Cirkulation wirft, größer
+vorgeschoßne Geldkapital, so wirft ein andrer Theil der Kapitalisten,
+einen größren Geldwerth (größer um den Mehrwerth) in die Cirkulation
+als der Waarenwerth, den sie der Cirkulation zur Produktion des Geldes
+10 beständig entziehn. Wenn ein Theil der Kapitalisten beständig mehr Geld
+aus der Cirkulation auspumpt, als er einschießt, so pumpt der Gold pro-
+ducirende Theil beständig mehr Geld ein als er ihr in Produktionsmitteln
+entzieht.
+
+(um den Mehrwerth) als das von
+
+Obgleich nun von diesem Produkt von 500 £ Gold ein Theil Mehr-
+15 werth der Goldproducenten ist, so ist die ganze Summe doch nur be
+stimmt zum Ersatz des für die Cirkulation der Waaren nöthigen Geldes;
+wie viel davon den Mehrwerth der Waaren versilbert, wie viel ihre andren
+Werthbestandtheile, ist dabei gleichgültig.
+
+Wenn man die Goldproduktion aus dem Land heraus in andre Länder
+20 verlegt, so ändert das absolut nichts an der Sache. Ein Theil der gesell
+schaftlichen Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produktionsmittel im
+Land A ist in ein Produkt verwandelt, z . B. Leinwand, zum Werth von
+500 £, die nach dem Land B ausgeführt wird, um dort Gold zu kaufen.
+Das so im Land A verwandte produktive Kapital wirft ebensowenig
+25 Waare, im Unterschied von Geld, auf den Markt des Landes A, als wenn
+es direkt in der Goldproduktion verwandt wäre. Dies Produkt von A
+stellt sich in 500 £ Gold dar, und tritt nur als Geld in die Cirkulation des
+Landes A. Der Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths, den dies Produkt
+enthält, existirt direkt in Geld und für das Land A nie anders als in der
+30 Form von Geld. Obgleich für die Kapitalisten, welche das Gold produ
+ciren, |423| nur ein Theil des Produkts Mehrwerth, ein andrer den K a
+pitalersatz darstellt, so hängt dagegen die Frage, wie viel von diesem
+Gold, außer dem cirkulirenden konstanten Kapital, variables Kapital er
+setzt und wie viel Mehrwerth darstellt, ausschließlich ab von den respek-
+35 tiven Verhältnissen, die Arbeitslohn und Mehrwerth vom Werth der cir
+kulirenden Waaren bilden. Der Theil, der Mehrwerth bildet, vertheilt sich
+unter die verschiednen Mitglieder der Kapitalistenklasse. Obgleich er be
+ständig für die individuelle Konsumtion von ihnen ausgegeben und durch
+Verkauf neuen Produkts wieder eingenommen wird - gerade dieser K a uf
+40 und Verkauf macht überhaupt nur das zur Vergoldung des Mehrwerths
+nöthige Geld unter ihnen selbst cirkuliren - so befindet sich doch, wenn
+
+299
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+auch in wechselnden Portionen, ein Theil des gesellschaftlichen Mehr
+werths in der F o rm von Geld in der Tasche der Kapitalisten; ganz wie
+sich ein Theil des Arbeitslohns wenigstens während eines Theils der Wo
+che in der F o rm von Geld in den Taschen der Arbeiter aufhält. Und
+dieser Theil ist nicht beschränkt durch den Theil des Goldprodukts, der
+ursprünglich den Mehrwerth der Gold producirenden Kapitalisten bildet,
+sondern wie gesagt, durch die Proportion, worin obiges Produkt von
+500 £ sich zwischen Kapitalisten und Arbeiter überhaupt vertheilt, und
+worin der zu cirkulirende Waarenwerth aus Mehrwerth und den andren
+Bestandtheilen des Werths besteht.
+
+5
+
+10
+
+Indeß besteht der Theil des Mehrwerths, der nicht in andren Waaren
+existirt, sondern neben diesen andren Waaren in Geld, nur soweit aus
+einem Theil des jährlich producirten Goldes, als ein Theil der jährlichen
+Goldproduktion zur Realisirung des Mehrwerths cirkulirt. //424/ Der
+andre Theil des Gelds, der sich fortwährend in wechselnden Proportionen 15
+als Geldform ihres Mehrwerths in den Händen der Kapitalistenklasse
+befindet, ist nicht Element des jährlich producirten Goldes, sondern der
+früher im Land akkumulirten Geldmassen.
+
+Nach unsrer Unterstellung reicht die jährliche Goldproduktion von
+500 £ nur gerade hin, um das jährlich verschlißne Geld zu ersetzen. Hai- 20
+ten wir daher nur diese 500 £ im Auge, und abstrahiren wir von dem
+Theil der jährlich producirten Waarenmasse, zu deren Cirkulation früher
+akkumulirtes Geld dient, so findet der in Waarenform producirte Mehr
+werth schon deswegen Geld zu seiner Vergoldung in der Cirkulation vor,
+weil auf der andren Seite Mehrwerth jährlich in der Form von Gold 25
+producirt wird. Dasselbe gilt von den andren Theilen des Goldprodukts
+von 500 £, die das vorgeschoßne Geldkapital ersetzen.
+
+Es ist hier nun zweierlei zu bemerken.
+Es folgt erstens: Der von den Kapitalisten in Geld ausgegebne Mehr
+werth sowohl wie das von ihnen in Geld vorgeschoßne, variable und 30
+sonstige produktive Kapital ist in der That Produkt der Arbeiter, näm
+lich der in der Goldproduktion beschäftigten Arbeiter. Sie produciren
+neu sowohl den Theil des Goldprodukts, der ihnen als Arbeitslohn „vor
+geschossen" wird, wie den Theil des Goldprodukts, worin sich der Mehr
+werth des kapitalistischen Goldproducenten unmittelbar darstellt. Was 35
+endlich den Theil des Goldprodukts ||425| betrifft, der nur den zu seiner
+Produktion vorgeschoßnen konstanten Kapitalwerth ersetzt, so erscheint
+er nur in Goldform (überhaupt in einem Produkt) wieder durch die
+jährliche Arbeit der Arbeiter. Bei Beginn des Geschäfts wurde er ur
+sprünglich vom Kapitalisten weggegeben in Geld, welches nicht neu pro- 40
+ducirt, sondern Theil der umlaufenden gesellschaftlichen Geldmasse bil-
+
+300
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+dete. Soweit er dagegen durch neues Produkt, zuschüssiges Gold ersetzt
+wird, ist er das jährliche Produkt des Arbeiters. Der Vorschuß von Seiten
+des Kapitalisten erscheint auch hier nur als eine Form, die daher stammt,
+daß der Arbeiter weder Besitzer seiner eignen Produktionsmittel ist, noch
+5 während der Produktion über die von andren Arbeitern producirten Le
+
+bensmittel verfügt.
+
+Zweitens aber, was die von diesem jährlichen Ersatz von 500 £ unab
+hängig existirende, theils in Schatzform, theils in F o rm von umlaufendem
+Geld befindliche Geldmasse betrifft, so muß es sich mit ihr gerade ver-
+10 halten, d.h. ursprünglich verhalten haben, wie es sich mit diesen 500 noch
+jährlich verhält. A uf diesen Punkt kommen wir am Schluß dieses Unter
+abschnitts zurück. Vorher noch einige andre Bemerkungen.
+
+/
+
+/426/ Man hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, daß unter sonst
+15 gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um
+schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die
+Produktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der
+Geldcirkulation muß also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von
+Ausdehnung und Zusammenziehung anzupassen.
+
+20
+
+Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an - auch unver
+änderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags - aber ver
+änderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn und Mehr
+werth, sodaß entweder der erstere steigt und der letztre fällt, oder umge
+kehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Geldes nicht berührt.
+
+25 Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder Kon
+traktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir nament
+lich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher - unter den
+vorausgesetzten Bedingungen - die Rate des Mehrwerths allgemein falle,
+außerdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth der cir-
+30 kulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst allerdings das
+Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden ||427| muß,
+also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade soviel,
+wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geldmasse
+wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die zu
+35 seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung
+des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt
+wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für den
+einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis bleibt
+unverändert. Was verändert wird, ist das Verhältniß worin, abgesehn
+40 vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich in
+
+Arbeitslohn und Profit theilt.
+
+301
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+Aber, sagt man: Größere Auslage von variablem Geldkapital (der
+Werth des Geldes ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt so
+viel als größre Masse von ||428| Geldmitteln in der Hand der Arbeiter.
+Hieraus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter.
+Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. - Oder man sagt: Steigt der
+Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. - In bei
+den Fällen verursacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns Steigen
+der Waarenpreise. Daher muß eine größre Geldmasse nöthig sein, um die
+Waaren zu cirkuliren, ob man das Steigen der Preise nun in der einen
+oder andren Weise erklärt.
+
+5
+
+10
+
+Antwort auf die erste Fassung: In Folge steigenden Arbeitslohns wird
+namentlich die Nachfrage der Arbeiter nach nothwendigen Lebensmit
+teln wachsen. In einem geringren Grad wird ihre Nachfrage nach Lu
+xusartikeln zunehmen, oder sich Nachfrage einstellen für Artikel, die frü
+her nicht in den Bereich ihrer Konsumtion fielen. Die plötzliche und auf 15
+größrer Stufenleiter gesteigerte Nachfrage nach nothwendigen Lebens
+mitteln wird unbedingt momentan ihren Preis steigern. Folge davon: Ein
+größrer Theil des gesellschaftlichen Kapitals wird in Produktion von
+nothwendigen Lebensmitteln, ein geringrer in der Produktion von Lu
+xusmitteln verwandt, da letztre im Preis fallen, wegen des verminderten 20
+Mehrwerths und daher der verminderten Nachfrage der Kapitalisten für
+dieselben. Soweit die Arbeiter dagegen selbst Luxusmittel kaufen, wirkt
+die Erhöhung ihres Lohns - innerhalb dieses Umfangs - nicht auf Stei
+gerung des Preises von nothwendigen Lebensmitteln, sondern deplacirt
+nur die Käufer von Luxuswaaren. Mehr Luxuswaaren als bisher gehn ein 25
+in den Konsum der Arbeiter und verhältnißmäßig weniger in den K o n
+sum der Kapitalisten. Voilà tout. Nach einigen Oscillationen cirkulirt
+eine ||429| Waarenmasse vom selben Werth wie vorher. - Was die momen
+tanen Oscillationen betrifft, so werden sie kein andres Resultat haben, als
+unbeschäftigtes Geldkapital in die inländische Cirkulation zu werfen, das 30
+bisher in spekulativen Unternehmungen an der Börse oder im Ausland
+Beschäftigung suchte.
+
+Antwort auf die zweite Fassung: Wenn es in der Hand der kapitali
+stischen Producenten stände, beliebig die Preise ihrer Waaren zu erhöhn,
+so könnten und würden sie das thun auch ohne Steigen des Arbeitslohns. 35
+Der Arbeitslohn würde nie steigen bei sinkenden Waarenpreisen. Die K a
+pitalistenklasse würde sich nie den Trades' Unions widersetzen, da
+sie stets und unter allen Umständen thun könnte was sie jetzt ausnahms-
+weis unter bestimmten, besondren, sozusagen lokalen Umständen, wirk
+lich thut
+Waarenpreise
+einzustecken.
+
+nämlich jede Erhöhung des Arbeitslohns benutzen, um die 40
+in viel höhrem Grade zu erhöhn, also größren Profit
+
+302
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Die Behauptung, daß die Kapitalisten die Preise der Luxusmittel er
+höhn können, weil die Nachfrage darnach abnimmt (in Folge der ver
+minderten Nachfrage der Kapitalisten, deren Kaufmittel dafür abgenom
+men haben), wäre eine ganz originelle Anwendung des Gesetzes von
+5 Nachfrage und Angebot. Soweit nicht bloßes Deplacement der Käufer
+dafür eintritt, Arbeiter statt Kapitalisten - und soweit dies Deplacement
+stattfindet, wirkt die Nachfrage der Arbeiter nicht auf Preissteigerung der
+nothwendigen Lebensmittel, denn den Theil des Lohnzuschusses, den die
+Arbeiter für Luxusmittel ||430| verausgaben, können sie nicht für noth-
+10 wendige Lebensmittel verausgaben, - fallen die Preise der Luxusmittel in
+Folge der verminderten Nachfrage. In Folge dessen wird Kapital aus
+ihrer Produktion zurückgezogen, bis ihre Zufuhr auf das M aß reducirt
+ist, das ihrer veränderten Rolle im gesellschaftlichen Produktionsproceß
+entspricht. Mit dieser verringerten Produktion steigen sie, bei sonst un-
+15 verändertem Werth, wieder auf ihre normalen Preise. Solange diese K o n
+traktion oder dieser Ausgleichungsproceß stattfindet, wird ebenso be
+ständig, bei steigenden Preisen der Lebensmittel, der Produktion dieser
+letzteren ebensoviel Kapital zugeführt, als dem andren Zweig der Pro
+duktion entzogen wird, bis die Nachfrage gesättigt ist. Dann tritt wieder
+20 Gleichgewicht ein, und das Ende des ganzen Processes ist, daß das ge
+sellschaftliche Kapital, und daher auch das Geldkapital, zwischen der
+Produktion von nothwendigen Lebensmitteln und der von Luxusmitteln
+in veränderter Proportion getheilt ist.
+
+Der ganze Einwurf ist ein Schreckschuß der Kapitalisten und ihrer
+
+25 ökonomischen Sykophanten.
+
+Die Thatsachen, die den Vorwand zu diesem Schreckschuß liefern, sind
+
+dreierlei Art.
+
+1) Es ist ein allgemeines Gesetz der Geldcirkulation, daß wenn die
+Preissumme der cirkulirenden Waaren steigt, - ob diese Vermehrung der
+30 Preissumme nun für dieselbe Waarenmasse oder für eine vergrößerte
+Waarenmasse stattfindet - bei sonst gleichbleibenden Umständen die
+Masse des cirkulirenden Geldes wächst. Es wird nun die Wirkung mit
+der Ursache verwechselt. Der Arbeitslohn steigt (wenn auch selten |
+|431| und nur ausnahmsweis verhältnißmäßig) mit dem steigenden Preis
+35 der nothwendigen Lebensmittel. Sein Steigen ist Folge, nicht Ursache des
+
+Steigens der Waarenpreise.
+
+2) Bei einem partiellen oder
+
+lokalen Steigen des Arbeitslohns
+- d.h. Steigen in nur einzelnen Produktionszweigen - kann dadurch eine
+lokale Preissteigerung der Produkte dieser Zweige erfolgen. Aber selbst
+40 dies hängt von vielen Umständen ab. Z . B. daß der Arbeitslohn hier nicht
+abnorm gedrückt, und daher die Profitrate nicht abnorm hoch war; daß
+
+303
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+der Markt für diese Waaren sich nicht verengt durch die Preissteigerung
+(also für ihre Preissteigerung nicht vorherige Kontraktion ihrer Zufuhr
+nöthig ist) etc.
+
+3) Bei allgemeiner Erhöhung des Arbeitslohns steigt der Preis der
+producirten Waaren in Industriezweigen, wo das variable Kapital vor- 5
+herrscht, fällt dafür aber in solchen, wo das konstante fixe Kapital
+vorherrscht.
+
+Es zeigte sich bei der einfachen Waarencirkulation (Buch I, K a p. III, 2)
+daß, wenn auch innerhalb der Cirkulation jedes bestimmten Waaren- 10
+quantums seine Geldform nur verschwindend ist, doch das bei der Meta
+morphose einer Waare in der Hand des Einen verschwindende Geld noth
+wendig seinen Platz in der eines Andern nimmt, also nicht nur in letzter
+Instanz Waaren allseitig ausgetauscht werden oder sich ersetzen, sondern
+auch dieser Ersatz vermittelt und begleitet ist von allseitigem Nieder- 15
+schlag von Geld. „Der Ersatz von Waare durch Waare läßt zugleich in
+dritter Hand die Geldwaare hängen. Die Cirkulation schwitzt beständig
+Geld aus." (Buch I, S. 92.) Dasselbe identische Faktum drückt sich auf
+Grundlage der kapitalistischen Waarenproduktion so aus, daß beständig
+ein Theil des Kapitals in der Form von Geldkapital existirt, und bestän- 20
+dig ein Theil des Mehrwerths sich ebenfalls in Geldform in den Händen
+seiner Besitzer befindet.
+
+Hiervon abgesehn, ist der Kreislauf des Gelds - d.h. der Rückfluß des
+Gelds zu seinem Ausgangspunkt - soweit er ein Moment des Umschlags
+des Kapitals bildet, ein ganz verschiednes,
+tes Phänomen zum Umlauf des Gelds, der seine stete Entfernung vom
+Ausgangspunkt durch eine Reihe von Händen ausdrückt. (Buch I, S. 94.)
+Dennoch schließt beschleunigter Umschlag eo ipso beschleunigten Um
+lauf ein.
+
+ja selbst entgegengesetz- 25
+
+Zunächst was das variable Kapital angeht: Schlägt z . B. ein Geld- 30
+
+kapital von 500 £ in der Form von variablem Kapital zehnmal im Jahr
+um, so ist klar, daß dieser aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse
+seine zehnfache Werthsumme ||432| = 5000 £ cirkulirt. Es läuft zehnmal im
+Jahre um zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Arbeiter wird bezahlt
+und zahlt zehnmal im Jahr mit demselben aliquoten Theil der cirkuliren- 35
+den Geldmasse. Schlüge bei gleicher Stufenleiter der Produktion dies va
+riable Kapital nur einmal im Jahr um, so fände nur einmaliger Umlauf
+von 5000 £ statt.
+
+Ferner: Der konstante Theil des cirkulirenden Kapitals sei = 1000 £.
+Schlägt das Kapital zehnmal um, so verkauft der Kapitalist zehnmal im 40
+
+304
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Jahr seine Waare, also auch den konstanten cirkulirenden Theil ihres
+Werths. Derselbe aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse (= 1000 £)
+geht zehnmal im Jahr aus der Hand seiner Besitzer in die des Kapitalisten
+über. Dies sind 10 Stellenwechsel dieses Geldes aus einer Hand in die
+5 andre. Zweitens. Der Kapitalist kauft zehnmal im Jahr Produktionsmit
+tel; dies sind wieder zehn Umläufe des Gelds aus einer Hand in die andre.
+Mit Geld zum Betrag von 1000 £ ist Waare für 10 000 £ vom industriellen
+Kapitalisten verkauft und wieder Waare für 10 000 £ eingekauft. Durch
+20maligen Umlauf der 1000 £ Geld ist ein Waaren werth von 20 000 £
+
+10 cirkulirt.
+
+Endlich läuft bei beschleunigtem Umschlag auch der Geldtheil rascher
+
+um, der den Mehrwerth realisirt.
+
+Dagegen schließt nicht umgekehrt ein rascher Geldumlauf nothwendig
+einen rascheren Kapitalumschlag und daher auch Geldumschlag ein,
+15 d.h. nicht nothwendig Verkürzung und raschere Erneuerung des Repro
+
+duktionsprocesses.
+
+Rascherer Geldumlauf findet jedesmal statt, sobald eine größre Masse
+Transaktionen mit der||433|selben Geldmasse vollzogen werden. Dies
+kann auch bei gleichen Reproduktionsperioden des Kapitals der Fall
+20 sein, in Folge veränderter technischer Veranstaltungen für den Geldum
+lauf. Ferner: Es kann sich die Masse von Transaktionen vermehren, in
+denen Geld umläuft, ohne wirklichen Waarenumsatz auszudrücken (Dif
+ferenzgeschäfte an der Börse u.s.w.). Andrerseits können Geldumläufe
+ganz wegfallen: Z . B. wo der Landwirth selbst Grundbesitzer ist, findet
+25 kein Geldumlauf statt zwischen dem Pächter und Grundbesitzer; wo der
+industrielle Kapitalist selbst Eigenthümer des Kapitals, findet kein Um
+lauf statt zwischen ihm und dem Kreditgeber.
+
+Was die ursprüngliche Bildung eines Geldschatzes in einem Land betrifft,
+30 sowie die Aneignung desselben durch Wenige, so ist es unnöthig, hier
+
+weiter darauf einzugehn.
+
+35 größrem Umfang und tiefrer Durchbildung dort entwickeln, wo
+
+Die kapitalistische Produktionsweise - wie ihre Basis die Lohnarbeit
+ist, so auch die Zahlung des Arbeiters in Geld und überhaupt die Ver
+wandlung von Naturalleistungen in Geldleistungen - kann sich erst in
+im
+Lande eine Geldmasse, hinreichend für die Cirkulation und die durch sie
+bedingte Schatzbildung (Reservefonds etc.) vorhanden ist. Dieß ist hi
+storische Voraussetzung, obgleich die Sache nicht so zu verstehn, daß erst
+eine hinreichende Schatzmasse gebildet wird, und dann die kapitalistische
+40 Produktion beginnt. Sondern sie entwickelt sich gleichzeitig mit der Ent-
+
+305
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+wicklung ihrer Bedingungen, und eine dieser Bedingungen ist eine genü
+gende Zufuhr von edlen Metallen. Daher die vermehrte Zufuhr der edlen
+Metalle seit dem 16. Jahrhundert ein wesentliches Moment ||434| in der
+Entwicklungsgeschichte der kapitalistischen Produktion bildet. Soweit es
+sich aber um die nöthige weitere Zufuhr von Geldmaterial auf der Basis
+der kapitalistischen Produktionsweise handelt, so wird auf der einen Seite
+Mehrwerth in Produkt in die Cirkulation geworfen ohne das zu seiner
+Versilberung nöthige Geld, und auf der andren Seite Mehrwerth in Gold,
+ohne vorherige Verwandlung von Produkt in Geld.
+
+5
+
+Die zuschüssigen Waaren, die sich in Geld zu verwandeln haben, fin- 10
+
+den die nöthige Geldsumme vor, weil auf der andren Seite, nicht durch
+den Austausch, sondern durch die Produktion selbst zuschüssiges Gold
+(und Silber) in die Cirkulation geworfen wird, das sich in Waaren zu
+verwandeln hat.
+
+II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion.
+
+15
+
+Soweit die Akkumulation in der Form von Reproduktion auf erweiterter
+Stufenleiter stattfindet, ist es klar, daß sie kein neues Problem mit Bezug
+auf die Geldcirkulation bietet.
+
+Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, erheischt zur Funk
+tion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch den 20
+Theil des realisirten Mehrwerths, der als Geldkapital, statt als Geldform
+der Revenue, von den Kapitalisten in Cirkulation geworfen wird. Das
+Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten. Bloß seine Anwendung ist
+verschieden.
+
+Nun wird aber in Folge des zuschüssigen produktiven ||435| Kapitals, 25
+
+als sein Produkt, eine zuschüssige Waarenmasse in Cirkulation geworfen.
+Mit dieser zuschüssigen Waarenmasse wurde zugleich ein Theil des zu
+ihrer Realisation nöthigen zuschüssigen Gelds in Cirkulation geworfen,
+soweit nämlich der Werth dieser Waarenmasse gleich ist dem Werth des in
+ihrer Produktion verzehrten produktiven Kapitals. Diese zuschüssige 30
+Geldmasse ist grade als zuschüssiges Geldkapital vorgeschossen worden
+und fließt zum Kapitalisten zurück durch den Umschlag seines Kapitals.
+Hier tritt wieder dieselbe Frage auf wie oben. Wo kommt das zuschüssige
+Geld her, um den jetzt in Waarenform vorhandnen zuschüssigen Mehr
+werth zu realisiren?
+
+35
+
+Die allgemeine Antwort ist wieder dieselbe. Die Preissumme der cir
+kulirenden Waarenmasse ist vermehrt, nicht weil die Preise einer gegeb
+nen Waarenmasse gestiegen, sondern weil die Masse der jetzt cirkuliren-
+
+306
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+den Waaren größer ist als die der früher cirkulirenden Waaren, ohne daß
+dies durch einen Fall der Preise ausgeglichen wäre. Das zur Cirkulation
+dieser größren Waarenmasse von größrem Werth erforderte zuschüssige
+Geld muß beschafft werden entweder durch erhöhte Oekonomisirung der
+5 cirkulirenden Geldmasse - sei es durch Ausgleichung der Zahlungen etc.,
+sei es durch Mittel, welche den Umlauf derselben Geldstücke beschleu
+nigen - oder aber durch Verwandlung von Geld aus der Schatzform in
+die cirkulirende F o r m. Letztres schließt nicht nur ein, daß brachliegendes
+Geldkapital in Funktion tritt als Kauf- oder Zahlungsmittel; oder auch
+10 daß bereits als Reservefonds fungirendes Geldkapital, während es seinem
+Eigner die Funktion des Reserve||436|fonds vollzieht, für die Gesellschaft
+aktiv cirkulirt (wie bei Depositen in Banken, die beständig ausgeliehn
+werden), also doppelte Funktion vollzieht, - sondern auch, daß die sta-
+gnirenden Reservefonds von Münze ökonomisirt werden.
+
+15
+
+„Damit das Geld als Münze beständig fließt, muß die Münze bestän
+dig zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt
+durch ihre beständige Stockung in größren oder kleinren Portionen in
+allseitig innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie
+bedingenden Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auf-
+20 lösung und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig ver
+schwindet, deren Verschwinden beständig da ist. Adam Smith hat diese
+unaufhörliche Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze
+so ausgedrückt, daß jeder Waarenbesitzer neben der besondren Waare,
+die er verkauft, eine gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er
+25 kauft, stets vorräthig haben müsse. Wir sahen, daß in der Cirkula
+tion W - G -W das zweite Glied G -W sich in eine Reihe Käufe zersplit
+tert, die sich nicht auf einmal, sondern successiv in der Zeit vollziehn,
+sodaß eine Portion von G als Münze umläuft, während die andre als
+Geld ruht. D as Geld ist hier in der That nur suspendirte Münze, und die
+30 einzelnen Bestandtheile der umlaufenden Münzmasse erscheinen stets
+wechselnd bald in der einen, bald in der andren F o r m. Diese erste Ver
+wandlung des Cirkulationsmittels in Geld stellt daher ein nur technisches
+Moment des Geldumlaufs selbst dar." (Karl Marx, Zur Kritik der Poli
+tischen Oekonomie, 1859, S. 105, 106.) |
+
+35
+
+|437| Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muß zuschüssige Gold
+produktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil
+des zuschüssigen Produkts wird gegen Gold - das Produkt der Länder
+der Edelmetallproduktion - direkt oder indirekt ausgetauscht.
+
+Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produk-
+40 tionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als
+Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Po-
+
+307
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+sten der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenpro
+duktion gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftli
+chen Ausnutzung gleiche Summe möglicher zuschüssiger Mittel der Pro
+duktion und Konsumtion, d.h. des wirklichen Reichthums. Soweit bei
+gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei gegebnem
+Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulationsmaschi-
+nerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktivkraft der
+gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit dem Kreditwesen
+sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben, vermehren sie
+direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, daß ein großer Theil des 10
+gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses dadurch ohne alle
+Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es, daß die Funktions
+fähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse gesteigert wird.
+
+5
+
+Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapitali
+
+in
+
+ihrem jetzigen Umlauf ohne das Kreditwesen 15
+
+stische Produktion
+(selbst nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d.h. mit
+bloß metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie
+hätte vielmehr Schranken ||438| gefunden an dem Umfang der edlen Me
+tallproduktion. Andrerseits muß man sich keine mystischen Vorstellun
+gen machen über die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geld- 20
+kapital zur Verfügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung
+hierüber gehört nicht hierher.
+
+Es ist nun der Fall zu betrachten, wo nicht wirkliche Akkumulation,
+d.h. unmittelbare Erweitrung der Produktionsleiter stattfindet, sondern 25
+ein Theil des realisirten Mehrwerths für längre oder kürzre Zeit als Geld
+reservefonds aufgehäuft wird, um später in produktives Kapital ver
+wandelt zu werden.
+
+Soweit das sich so akkumulirende Geld zuschüssig, ist die Sache selbst
+verständlich. Es kann nur Theil des aus den Gold producirenden Län- 30
+dern zugeführten überschüssigen Goldes sein. Es ist dabei zu merken,
+daß das nationale Produkt, wogegen dies Gold eingeführt, nicht länger
+im Lande existirt. Es ist ins Ausland weggegeben gegen Gold.
+
+Wird dagegen unterstellt, daß nach wie vor dieselbe Masse Geld im
+Land, so ist das aufgehäufte und sich aufhäufende Geld aus der Cirku- 35
+lation hergeflossen; bloß seine Funktion
+rendem Geld
+verwandelt.
+
+ist verwandelt. Aus cirkuli
+latentes Geldkapital
+
+in, sich allmälig bildendes,
+
+ist es
+
+Das Geld, das hier aufgehäuft wird, ist die Geldform von verkaufter
+Waare, und zwar von dem Theile ihres Werths, der für ihren Besitzer 40
+
+308
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+Mehrwerth darstellt. (Das Kreditwesen wird hier als nicht existirend vor
+ausgesetzt.) Der Kapitalist, der dies Geld aufgehäuft, hat pro tanto ver
+kauft ohne zu kaufen.
+
+Stellt man sich diesen Vorgang partiell vor, so ist nichts daran zu er-
+5 klären. ||439| Ein Theil der Kapitalisten behält einen Theil des aus dem
+Verkauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt
+zu entziehn. Ein andrer Theil dagegen verwandelt, mit Ausnahme des
+beständig rekurrirenden, für den Produktionsbetrieb nöthigen Geldka
+pitals, sein Geld ganz in Produkt. Ein Theil des als Träger von Mehr-
+10 werth auf den Markt geworfnen Produkts besteht aus Produktionsmit
+teln oder aus den realen Elementen des variablen Kapitals, nothwendigen
+Lebensmitteln. Es kann also sofort zur Erweiterung der Produktion die
+nen. Denn es ist keineswegs unterstellt, daß ein Theil der Kapitalisten
+Geldkapital aufhäuft, während der andre seinen Mehrwerth ganz ver-
+15 zehrt, sondern nur, daß der eine Theil seine Akkumulation in Geldform
+vollzieht, latentes Geldkapital bildet, während der andre wirklich akku-
+mulirt, d.h. die Produktionsleiter erweitert, sein produktives Kapital
+wirklich ausdehnt. Die vorhandne Geldmasse bleibt hinreichend für die
+Bedürfnisse der Cirkulation, selbst wenn abwechselnd ein Theil der K a-
+20 pitalisten Geld aufhäuft, während der andre die Produktionsleiter erwei
+tert, und umgekehrt. Die Geldaufhäufung auf der einen Seite kann zu
+dem auch ohne bares Geld durch bloße Aufhäufung von Schuldforde
+rungen vor sich gehn.
+
+Aber die Schwierigkeit kommt dann, wenn wir nicht partielle, sondern
+25 allgemeine Akkumulation von Geldkapital in der Kapitalistenklasse vor
+aussetzen. Außer dieser Klasse gibt es nach unsrer Unterstellung - all
+gemeine und ausschließliche Herrschaft der kapitalistischen Produktion -
+überhaupt keine andre Klasse als die Arbeiterklasse. Alles was die Ar
+beiterklasse kauft, ist gleich der Summe ihres Arbeitslohns, gleich der
+30 Summe des von der gesammten ||440| Kapitalistenklasse vorgeschoßnen
+variablen Kapitals. Dies Geld strömt der letztren zurück durch den Ver
+kauf ihres Produkts an die Arbeiterklasse. Ihr variables Kapital erhält
+dadurch wieder seine Geldform. Die Summe des variablen Kapitals sei
+= x x 100 £, d.h. die Summe nicht des im Jahre vorgeschoßnen, sondern
+35 angewandten variablen Kapitals; mit wie viel oder wenig Geld, je nach
+der Umschlagsgeschwindigkeit, dieser variable Kapitalwerth während
+des Jahrs vorgeschossen wird, ändert an der jetzt betrachteten Frage
+nichts. Mit diesen x x 100 £ Kapital kauft die Kapitalistenklasse eine
+gewisse Masse Arbeitskraft, oder zahlt Lohn an eine gewisse Zahl Ar-
+40 beiter - erste Transaktion. Die Arbeiter kaufen mit derselben Summe ein
+Quantum Waaren von den Kapitalisten; damit fließt die Summe von
+
+309
+
+Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
+
+x x 100 £ in die Hände der Kapitalisten zurück - zweite Transaktion.
+Und dies wiederholt sich beständig. Die Summe von x x 100 £ kann also
+nie die Arbeiterklasse befähigen, den Theil des Produkts zu kaufen, wor
+in sich das konstante Kapital, geschweige den Theil, worin sich der
+Mehrwerth der Kapitalistenklasse darstellt. Die Arbeiter können mit den
+xx 100 £ immer nur einen Werththeil des gesellschaftlichen Produkts
+kaufen, der gleich ist dem Werththeil, worin sich der Werth des vorge
+schoßnen variablen Kapitals darstellt.
+
+5
+
+Abgesehn von dem Fall, worin diese allseitige Geldakkumulation
+nichts ausdrückt, als die Vertheilung des zuschüssig eingeführten Edel- 10
+metalls, in welcher Proportion immer, unter die verschiednen ||441| ein
+zelnen Kapitalisten, wie soll da also die gesammte Kapitalistenklasse
+Geld akkumuliren?
+
+Sie müßten alle einen Theil ihres Produkts verkaufen, ohne wieder zu
+kaufen. D aß sie alle einen bestimmten Geldfonds besitzen, den sie als 15
+Cirkulationsmittel für ihre Konsumtion in Cirkulation werfen, und wo
+von Jedem wieder ein gewisser Theil aus der Cirkulation zurückfließt, ist
+durchaus nichts Mysteriöses. Aber dieser Geldfonds besteht dann gerade
+als Cirkulationsfonds durch die Versilberung des Mehrwerths, keines
+wegs aber als latentes Geldkapital.
+
+20
+
+Betrachtet man die Sache, wie sie sich in der Wirklichkeit ereignet, so
+besteht das latente Geldkapital, das zu späterem Gebrauch aufgehäuft
+wird:
+
+1) Aus Depositen in Banken; und es ist eine verhältnißmäßig geringe
+Geldsumme, worüber die Bank wirklich verfügt. Es ist hier nur nominell 25
+Geldkapital aufgehäuft. Was wirklich aufgehäuft ist, sind Geldfordrun
+gen, die nur deswegen versilberbar sind (soweit sie je versilbert werden)
+weil ein Gleichgewicht zwischen dem zurückgeforderten und dem einge
+legten Geld stattfindet. Was sich als Geld in den Händen der Bank be
+findet, ist relativ nur eine kleine Summe.
+
+30
+
+2) Aus Staatspapieren. Diese sind überhaupt kein Kapital, sondern
+
+bloße Schuldforderungen auf das jährliche Produkt der Nation.
+
+3) Aus Aktien. Soweit kein Schwindel, sind sie Besitztitel auf, einer
+Korporation gehöriges, wirkliches Kapital und Anweisung auf den dar
+aus jährlich fließenden Mehrwerth.
+
+35
+
+In allen diesen Fällen besteht keine Aufhäufung von Geld, sondern,
+was auf der einen Seite als Aufhäufung von Geldkapital, erscheint auf
+der andren ||442| als beständige wirkliche Verausgabung von Geld. Ob das
+Geld von dem verausgabt wird, dem es gehört, oder von Andren, seinen
+Schuldnern, ändert nichts an der Sache.
+
+40
+
+310
+
+Zirkulation des Mehrwerts
+
+A uf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist die Schatzbildung
+als solche nie Zweck, sondern Resultat entweder einer Stockung der Cir
+kulation - indem größre Geldmassen als gewöhnlich die Schatzform an
+nehmen - oder der durch den Umschlag bedingten Anhäufungen, oder
+5 endlich, der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in laten
+
+ter Form, bestimmt als produktives Kapital zu fungiren.
+
+Wenn daher auf der einen Seite ein Theil des in Geld realisirten Mehr
+werths der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgehäuft wird, so wird
+gleichzeitig beständig ein andrer Theil des Mehrwerths in produktives
+10 Kapital verwandelt. Mit Ausnahme der Vertheilung zuschüssigen Edel
+metalls unter die Kapitalistenklasse findet die Aufhäufung in Geldform
+nie gleichzeitig in allen Punkten statt.
+
+Von dem Theil des jährlichen Produkts, der Mehrwerth in Waaren
+form darstellt, gilt ganz dasselbe, was von dem andren Theil des jährli-
+15 chen Produkts. Zu seiner Cirkulation ist eine gewisse Geldsumme er
+heischt. Diese Geldsumme gehört ebensowohl der Kapitalistenklasse, wie
+die jährlich producirte Waarenmasse, die Mehrwerth darstellt. Sie wird
+ursprünglich von der Kapitalistenklasse selbst in Cirkulation geworfen.
+Sie vertheilt sich beständig von neuem unter sie durch die Cirkulation
+20 selbst. Wie bei der Cirkulation der Münze ||443| überhaupt, stockt ein
+Theil dieser Masse an beständig wechselnden Punkten, während ein and
+rer Theil beständig cirkulirt. Ob ein Theil dieser Anhäufung absichtlich
+ist, um Geldkapital zu bilden, ändert an der Sache nichts.
+
+Es ist hier abgesehn worden von den Abenteuern der Cirkulation, wo-
+25 durch ein Kapitalist ein Stück vom Mehrwerth und selbst vom Kapital
+des andren an sich reißt, und daher eine einseitige Akkumulation und
+Centralisation sowohl für Geldkapital wie produktives Kapital eintritt.
+So kann z . B. ein Theil des erbeuteten Mehrwerths, den A als Geldkapital
+aufhäuft, ein Stück vom Mehrwerth des B sein, das nicht zu ihm zurück-
+
+30 fließt. I
+
+311
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+|i| DRITTER ABSCHNITT.
+
+Die Reproduktion und Cirkulation
+des gesellschaftlichen Gesammtkapitals.
+
+KAPITEL .
+
+Einleitung.1)
+
+I. Allgemeines.
+
+5
+
+Der unmittelbare Produktionsproceß des Kapitals ist sein Arbeits- und
+Verwerthungsproceß, der Proceß, dessen Resultat das Waarenprodukt,
+und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwerth.
+
+Der Reproduktionsproceß des Kapitals umfaßt ebensowohl diesen un- 10
+
+mittelbaren Produktionsproceß, wie die beiden Phasen des eigentlichen
+Cirkulationsprocesses, d.h. den gesammten Kreislauf, der als periodi
+scher Proceß - Proceß, der sich in bestimmten Perioden stets von neuem
+wiederholt - den Umschlag des Kapitals bildet.
+
+Ob wir nun den Kreislauf in der F o rm G . .. G' oder in der F o rm 15
+
+P . .. P betrachten, der unmittelbare Produktionsproceß P bildet stets
+selbst nur ein Glied dieses Kreislaufs. In der einen F o rm erscheint er
+als Vermittlung des Cirkulationsprocesses, in der anderen F o rm erscheint
+der Cirkulationsproceß als seine Vermittlung. Seine beständige ||2| Erneu
+erung, die beständige Wieder-Darstellung des Kapitals als produktives 20
+Kapital ist beidemal bedingt durch seine Verwandlungen im Cirkula
+tionsproceß. Andrerseits ist der beständig erneuerte Produktionsproceß
+die Bedingung der Verwandlungen, die das Kapital in der Cirkulations
+sphäre stets von neuem durchmacht, seiner abwechselnden Darstellung
+als Geldkapital und Waarenkapital.
+
+25
+
+Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, sozusa
+gen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaftlichen
+Gesammtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individuelles Ele
+ment der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen Kapi
+tals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständigten 30
+Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale. Wie die Meta
+morphose der einzelnen Waare ein Glied der Metamorphosenreihe der
+Waarenwelt - der Waarencirkulation - ist, so die Metamorphose des in-
+
+') Aus Ms. II.
+
+312
+
+Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 1
+
+Einleitung
+
+dividuellen Kapitals, sein Umschlag, ein Glied im Kreis||3|lauf des gesell
+schaftlichen Kapitals.
+
+sumtion
+
+Dieser Gesammtproceß umschließt ebensowohl die produktive Kon
+(den unmittelbaren Produktionsproceß) nebst den Formver-
+5 Wandlungen (stofflich betrachtet Austauschen), die ihn vermitteln, wie
+die individuelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlun
+gen oder Austauschen. Sie umschließt einerseits den Umsatz von vari
+ablem Kapital in Arbeitskraft, und daher die Einverleibung der Arbeits
+kraft in den kapitalistischen Produktionsproceß. Hier tritt der Arbeiter
+10 als Verkäufer seiner Waare, der Arbeitskraft, auf, und der Kapitalist als
+Käufer derselben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waaren einge
+schlossen der K a uf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren indi
+viduelle Konsumtion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf, und die
+Kapitalisten als Waarenverkäufer an die Arbeiter.
+
+15
+
+Die Cirkulation des Waarenkapitals schließt die Cirkulation des Mehr
+werths ein, also auch die Käufe und Ver||4|käufe, wodurch die Kapitali
+individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerths
+sten
+vermitteln.
+
+ihre
+
+Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung
+20 zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, umfaßt
+also nicht nur die Cirkulation des Kapitals, sondern auch die allgemeine
+Waarencirkulation. Die letztre kann primitiv nur aus zwei Bestandtheilen
+bestehn: 1) dem eignen Kreislauf des Kapitals, und 2) dem Kreislauf der
+Waaren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, also der Waaren,
+25 worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen Mehrwerth
+(oder Theil seines Mehrwerths) verausgabt. Allerdings umfaßt der Kreis
+lauf des Kapitals auch die Cirkulation des Mehrwerths, soweit dieser
+Theil des Waarenkapitals bildet, und ebenso die Verwandlung von vari
+ablem Kapital in Arbeitskraft, die Zahlung des Arbeitslohns. Aber die
+30 Verausgabung dieses Mehrwerths und Arbeitslohns in Waaren bildet kein
+Glied der Kapitalcirkulation, obwohl wenigstens die Verausgabung des
+Arbeitslohns diese Cirkulation ||5| bedingt.
+
+Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsproceß, sowohl als
+vereinzelter Vorgang, wie als Reproduktionsproceß analysirt: die Pro-
+35 duktion des Mehrwerths und die Produktion des Kapitals selbst. Der
+Form- und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Cirkulations
+sphäre durchmacht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen.
+Es wurde also unterstellt, daß der Kapitalist einerseits das Produkt zu
+seinem Werth verkauft, andrerseits innerhalb der Cirkulationssphäre die
+40 sachlichen Produktionsmittel vorfindet, um den Proceß von neuem zu
+beginnen oder kontinuirlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der
+
+315
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Cirkulationssphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der K a uf
+und Verkauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen
+Produktion.
+
+Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiednen Formen
+betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die ver- 5
+schiednen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch ||6| betrach
+teten Arbeitszeit kommt jetzt die Cirkulationszeit hinzu.
+
+in verschiednen Zeiträumen vollbringen und
+
+Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d.h. als
+Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt, wie die verschiednen
+Bestandtheile des Kapitals (fixes und cirkulirendes) den Kreislauf der 10
+Formen
+in verschiedner
+Weise; es wurden andrerseits die Umstände untersucht, die verschiedne
+Länge der Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode bedingen. Es zeigte
+sich der Einfluß der Kreislaufsperiode, und des verschiednen Verhältnis
+ses ihrer Bestandtheile, auf den Umfang des Produktionsprocesses selbst, 15
+wie auf die Jahresrate des Mehrwerths. In der That, wenn im ersten
+Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurden die successiven Formen, die
+das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und abstreift, so im
+zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Succession von F o r
+men, ein Kapital von gegebner Größe sich gleichzeitig, wenn auch in 20
+wechselndem Umfang in die verschiednen ||7| Formen von produktivem
+Kapital, Geldkapital und Waarenkapital theilt, sodaß sie nicht nur mit
+einander abwechseln, sondern verschiedne Theile des gesammten Kapi
+talwerths beständig in diesen verschiednen Zuständen sich nebeneinander
+befinden und fungiren. Das Geldkapital namentlich stellte sich dar in 25
+einer Eigenthümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigte. Es wurden be
+stimmte Gesetze gefunden, nach denen verschieden große Bestandtheile
+eines gegebnen Kapitals, je nach den Bedingungen des Umschlags, be
+ständig in der F o rm von Geldkapital vorgeschossen und erneuert werden
+müssen, um ein produktives Kapital von gegebnem Umfang beständig in 30
+Funktion zu halten.
+
+Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer nur
+um ein individuelles Kapital, um die Bewegung eines verselbständigten
+Theils des gesellschaftlichen Kapitals.
+
+Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber in ein- 35
+
+ander, setzen sich voraus und bedingen einander, ||8| und bilden gerade in
+dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapi
+tals. Wie bei der einfachen Waarencirkulation die Gesammtmetamor-
+phose einer Waare als Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt
+erschien, so jetzt die Metamorphose des individuellen Kapitals als Glied 40
+der Metamorphosenreihe des gesellschaftlichen Kapitals. Wenn aber die
+
+316
+
+Einleitung
+
+einfache Waarencirkulation keineswegs nothwendig die Cirkulation des
+da sie auch auf Grundlage nicht kapitalistischer
+Kapitals einschloß
+Produktion vorgehn kann - so schließt, wie bereits bemerkt, der Kreis
+lauf des gesellschaftlichen Gesammtkapitals auch die nicht in den Kreis-
+5 lauf des einzelnen Kapitals fallende Waarencirkulation ein, d.h. die Cir
+
+kulation der Waaren, die nicht Kapital bilden.
+
+Es ist nun der Cirkulationsproceß (der in seiner Gesammtheit Form
+des Reproduktionsprocesses) der individuellen Kapitale, als Bestandthei
+le des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, also der Cirkulationsproceß
+
+10 dieses gesellschaftlichen Gesammtkapitals zu betrachten. |
+
+|9| IL Die Rolle des Geldkapitals.
+
+(Obgleich das Folgende erst in den spätem Theil dieses Abschnitts ge
+hört, so wollen wir es gleich jetzt untersuchen, nämlich: das Geldkapital
+als Bestandtheil des gesellschaftlichen Gesammtkapitals betrachtet.)
+
+15
+
+Bei Betrachtung des Umschlags des individuellen Kapitals hat sich das
+
+Geldkapital von zwei Seiten gezeigt.
+
+Erstens: Es bildet die Form, worin jedes individuelle Kapital auf die
+Bühne tritt, seinen Proceß als Kapital eröffnet. Es erscheint daher als
+primus motor, anstoßgebend dem ganzen Proceß.
+
+20
+
+Zweitens: Je nach der verschiednen Länge der Umschlagsperiode und
+dem verschiednen Verhältniß ihrer beiden Bestandtheile - Arbeitsperiode
+und Cirkulationsperiode - ist der Bestandtheil des vorgeschoßnen K a
+pitalwerths, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert wer
+den muß, verschieden im Verhältniß zu dem produktiven Kapital, das es
+25 in Bewegung setzt, d.h. im Verhältniß zur kontinuirlichen Produktions
+leiter. II 101 Welches aber immer dieses Verhältniß sei, unter allen Umstän
+den ist der Theil des processirenden Kapitalwerths, der beständig als
+produktives Kapital fungiren kann, beschränkt durch den Theil des vor
+geschoßnen Kapitalwerths, der beständig neben dem produktiven Kapi-
+30 tal in Geldform existiren muß. Es handelt sich hier nur um den normalen
+Umschlag, einen abstrakten Durchschnitt. Es ist dabei abgesehn von zu
+schüssigem Geldkapital zur Ausgleichung von Cirkulationsstockungen.
+
+Zum ersten Punkt. Die Waarenproduktion unterstellt die Waarencir
+kulation, und die Waarencirkulation unterstellt die Darstellung der
+35 Waare als Geld, die Geldcirkulation; die Verdopplung der Waare in
+Waare und Geld ist ein Gesetz der Darstellung des Produkts als Waare.
+Ebenso unterstellt die kapitalistische Waarenproduktion - gesellschaft
+lich sowohl wie individuell betrachtet - das Kapital in Geldform oder das
+
+317
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Geldkapital als primus motor für jedes neu beginnende Geschäft, und als
+kontinuirlichen Motor. Das cirkulirende Kapital speciell unten] 11 (stellt
+das in kürzern Zeiträumen beständig wiederholte Auftreten des Geldka
+pitals als Motor. Der ganze vorgeschoßne Kapitalwerth, d.h. alle Be
+standtheile des Kapitals, die aus Waaren bestehn, Arbeitskraft, Arbeits- 5
+mittel und Produktionsstoffe, müssen beständig mit Geld gekauft und
+wieder gekauft werden. Was hier für das individuelle Kapital, gilt für das
+gesellschaftliche Kapital, das nur in der F o rm vieler individueller Kapi
+tale fungirt. Aber, wie schon im Buch I gezeigt, folgt daraus keineswegs,
+daß das Funktionsfeld des Kapitals, die Stufenleiter der Produktion, 10
+selbst auf kapitalistischer Grundlage,
+abhängt von dem Umfang des fungirenden Geldkapitals.
+
+ihren absoluten Schranken nach
+
+Dem Kapital sind Produktionselemente einverleibt, deren Dehnung,
+innerhalb gewisser Grenzen, von der Größe des vorgeschoßnen Geldka
+pitals unabhängig ist. Bei gleicher Zahlung der Arbeitskraft kann sie 15
+extensiv oder intensiv stärker ausgebeutet werden. Wird das Geldkapital
+mit dieser stärkern Aus||12|beutung vermehrt (d.h der Arbeitslohn er
+höht) so nicht verhältnißmäßig, also pro tanto gar nicht.
+
+Der produktiv ausgebeutete Naturstoff - der kein Werthelement des
+Kapitals bildet - Erde, Meer, Erze, Waldungen u.s.w. wird mit größrer 20
+Spannung derselben Anzahl von Arbeitskräften intensiv oder extensiv
+stärker ausgebeutet, ohne vermehrten Vorschuß von Geldkapital. Die
+realen Elemente des produktiven Kapitals werden so vermehrt, ohne
+Nothwendigkeit eines Zuschusses von Geldkapital. Soweit dieser nöthig
+wird für zuschüssige Hülfsstoffe, wird das Geldkapital, worin der Kapi- 25
+talwerth vorgeschossen wird, nicht verhältnissmäßig zur Erweiterung der
+Wirksamkeit des produktiven Kapitals vermehrt, also pro tanto gar
+nicht.
+
+Dieselben Arbeitsmittel, also dasselbe fixe Kapital kann sowohl in der
+Verlängerung seiner täglichen Gebrauchszeit, wie in der Intensität seiner 30
+Anwendung ||13| wirksamer vernutzt werden ohne zuschüssige Geldaus
+lage für fixes Kapital. Es findet dann nur rascherer Umschlag des fixen
+Kapitals statt, aber auch die Elemente seiner Reproduktion werden ra
+scher geliefert.
+
+Von dem Naturstoff abgesehn, können Naturkräfte, die nichts kosten, 35
+
+als Agenten dem Produktionsproceß mit stärkerer oder schwächerer
+Wirksamkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer Wirksamkeit hängt von
+Methoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab, die dem Kapitalisten
+nichts kosten.
+
+Dasselbe gilt von der gesellschaftlichen Kombination der Arbeitskraft 40
+
+im Produktionsproceß und von der gehäuften Geschicklichkeit der
+
+318
+
+Einleitung
+
+individuellen Arbeiter. Carey rechnet heraus, daß der G r u n d e i g e n t ü m er
+nie genug erhält, weil ihm nicht alles Kapital, resp. Arbeit gezahlt wird,
+die seit Menschengedenken in den Boden gesteckt worden, um ihm seine
+jetzige Produktionsfähigkeit zu geben. (Von der Produktionsfähigkeit,
+5 die ihm genommen || 14| wird, ist natürlich nicht die Rede.) Danach müßte
+der einzelne Arbeiter gezahlt werden nach der Arbeit, die es das ganze
+Menschengeschlecht gekostet hat, um aus einem Wilden einen modernen
+Mechaniker herauszuarbeiten. Man sollte umgekehrt meinen: Berechnet
+man alle unbezahlte, aber durch Grundeigenthümer und Kapitalisten
+10 versilberte Arbeit, die im Boden steckt, so ist das sämmtliche in den
+Boden gesteckte Kapital aber und abermals mit Wucherzinsen zurück
+gezahlt, also das Grundeigenthum längst von der Gesellschaft aber und
+abermals zurückgekauft worden.
+
+Die Erhöhung der Produktivkräfte der Arbeit, soweit sie keine zu-
+15 schüssige Auslage von Kapitalwerthen voraussetzt, erhöht zwar in erster
+Instanz nur die Masse des Produkts, nicht seinen Werth; außer soweit sie
+befähigt mehr konstantes Kapital mit derselben Arbeit zu reproduciren,
+also seinen Werth zu erhalten. Aber sie bildet zugleich neuen Kapital-
+stoff, also die Basis vermehrter Akkumulation des Kapitals. |
+
+20
+
+|15| Soweit die Organisation der gesellschaftlichen Arbeit selbst, daher
+die Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, verlangt,
+daß auf großer Stufenleiter producirt und daher Geldkapital vom Ein
+zelkapitalisten in großen Massen vorgeschossen wird, ist bereits in Buch I
+gezeigt, daß dies zum Theil durch Centralisation der Kapitale in wenigen
+25 Händen geschieht, ohne daß der Umfang der fungirenden Kapitalwerthe
+und daher auch der Umfang des Geldkapitals, worin sie vorgeschos
+sen werden, absolut zu wachsen braucht. Die Größe der Einzelkapitale
+kann durch Centralisation in wenigen Händen wachsen, ohne daß ihre
+ist nur veränderte Theilung der
+gesellschaftliche Summe wächst. Es
+
+30 Einzelkapitale.
+
+Es ist endlich im vorigen Abschnitt gezeigt worden, daß Verkürzung
+der Umschlagsperiode erlaubt, entweder mit weniger Geldkapital dassel
+be produktive Kapital, oder mit demselben Geldkapital mehr produkti
+ves Kapital in Bewegung zu setzen. |
+
+35
+
+116| Dies alles hat offenbar jedoch mit der eigentlichen Frage des Geld
+kapitals nichts zu thun. Es zeigt nur, daß das vorgeschoßne Kapital,
+- eine gegebne Werthsumme, die in ihrer freien Form, in ihrer Werth
+form, aus einer gewissen Geldsumme besteht - nach seiner Verwandlung
+in produktives Kapital produktive Potenzen einschließt, deren Schranken
+40 nicht durch seine Werthschranken gegeben sind, sondern die innerhalb
+eines gewissen Spielraums extensiv oder intensiv verschieden wirken kön-
+
+319
+
+Dritter Abschnitt - Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+nen. Die Preise der Produktionselemente der Produktionsmittel und der
+Arbeitskraft - gegeben, ist die Größe des Geldkapitals bestimmt, die
+nöthig ist, um ein bestimmtes Quantum dieser als Waaren vorhandnen
+Produktionselemente zu kaufen. Oder die Werthgröße des vorzuschießen
+den Kapitals ist bestimmt. Aber der Umfang, worin dies Kapital als 5
+Werth- und Produktbildner wirkt, ist elastisch und variabel.
+
+Zum zweiten Punkt. D aß der ||17| Theil der gesellschaftlichen Arbeit
+und Produktionsmittel, der jährlich zur Produktion oder zum Ankauf
+von Geld verausgabt werden muß, um verschlißne Münze zu ersetzen,
+pro tanto ein Abbruch am Umfang der gesellschaftlichen Produktion ist, 10
+ist selbstverständlich. Was aber den Geldwerth angeht, der theils als Um
+laufsmittel, theils als Schatz fungirt, so ist er einmal da, erworben, er ist
+da neben der Arbeitskraft, den producirten Produktionsmitteln und den
+natürlichen Quellen des Reichthums. Er kann nicht als Schranke dersel
+ben betrachtet werden. Durch seine Verwandlung in Produktionseiemen- 15
+te, durch Austausch mit andern Völkern könnte die Produktionsleiter
+erweitert werden. Dies unterstellt jedoch, daß das Geld nach wie vor
+seine Rolle als Weltgeld spielt.
+
+Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größre oder geringre Mas
+se von Geldkapital nöthig, um das produktive Kapital in Bewegung zu 20
+setzen. Ebenso haben wir gesehn, daß die Theilung ||18| der Umschlags
+periode in Arbeitszeit und Cirkulationszeit eine Vermehrung des in Geld
+form latenten oder suspendirten Kapitals bedingt.
+
+Soweit die Umschlagsperiode durch die Länge der Arbeitsperiode be
+stimmt wird, wird sie bestimmt unter sonst gleichbleibenden Bedin- 25
+gungen durch die materielle Natur des Produktionsprocesses, also nicht
+durch den specifischen gesellschaftlichen Charakter dieses Produktions
+processes. Auf Basis der kapitalistischen Produktion jedoch bedingen
+ausgedehntre Operationen von längrer Dauer, größre Vorschüsse von
+Geldkapital für längre Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also 30
+abhängig von den Grenzen, innerhalb deren der einzelne Kapitalist über
+Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kredit
+wesen und damit zusammenhängende Association, z . B. Aktiengesell
+schaften. Störungen im Geldmarkt setzen daher solche Geschäfte still,
+während diese selben Geschäfte ||19| ihrerseits Störungen im Geldmarkt 35
+hervorrufen.
+
+A uf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab,
+worin diese Operationen, die während längerer Zeit Arbeitskraft und
+Produktionsmittel entziehn, ohne während dieser Zeit ein Produkt als
+Nutzeffekt zu liefern, ausgeführt werden können, ohne die Produktions- 40
+zweige zu schädigen, die kontinuirlich oder mehrmals während des Jahrs
+
+320
+
+Einleitung
+
+nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch
+Lebensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso
+wie bei kapitalistischer Produktion, werden nach wie vor die Arbeiter in
+Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro-
+5 dukt entziehn, ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts
+zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn,
+bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachli
+chen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, ||20| nicht aus seiner
+gesellschaftlichen Form. D as Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Pro-
+10 duktion fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktions
+mittel
+in die verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen
+meinetwegen papierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaft
+lichen Konsumtionsvorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quan
+tum entziehn. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht.
+15 M an sieht, daß soweit das Bedürfniß für Geldkapital aus der Länge
+der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird:
+Erstens, daß überhaupt Geld die F o rm
+individuelle
+Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muß, um sich in produktives
+Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitalisti-
+20 sehen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. - Zweitens, die
+Größe des nöthigen Geldvorschusses und die Zeitdauer dieses Vorschus
+ses entspringt aus dem Umstand, daß während längrer Zeit beständig
+Arbeitskraft und Produktionsmittel der ||21| Gesellschaft entzogen wer
+den, ohne daß ihr während dieser Zeit ein in Geld rückverwandelbares
+25 Produkt zurückgegeben wird. Der erste Umstand, daß das vorzuschie
+ßende Kapital in Geldform vorgeschossen werden muß, wird nicht auf
+gehoben durch die F o rm dieses Geldes selbst, ob es Metallgeld, Kredit
+geld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in keiner Weise da
+durch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch welche Sorte von
+30 produktiver Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmittel entzogen wer
+
+ist, worin
+
+jedes
+
+den, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu werfen. |
+
+321
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+|22| KAPITEL . )
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes.
+
+I. Die Physiokraten.
+
+5
+
+Quesnay's Tableau économique zeigt in wenigen, großen Zügen, wie ein
+dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniß der nationalen Produktion
+sich so durch die Cirkulation vertheilt, daß, unter sonst gleichbleiben
+den Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann, d.h.
+Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der Pro
+duktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahllosen
+individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefaßt in ihrer cha- 10
+rakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung - der Cirkulation zwi
+schen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklas
+sen. Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts, - wie jeder
+andre Theil desselben, als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der
+verfloßnen Jahresarbeit, - ist zugleich nur Träger von altem, in selber 15
+Naturalform wiedererscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, son
+dern verbleibt in den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um
+dort seinen Kapitaldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten K a
+pitaltheil des Jahresprodukts schließt Quesnay auch ungehörige Elemente
+ein, aber er trifft die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, 20
+worin Agrikultur die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der
+menschlichen Arbeit ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die
+allein wirk||23|lich produktive. Der ökonomische Reproduktionsproceß,
+was immer sein specifisch gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich
+auf diesem Gebiet (der Agrikultur) stets mit einem natürlichen Repro- 25
+duktionsproceß. Die handgreiflichen Bedingungen des letzteren klären
+auf über die des ersteren und halten Gedankenwirren fern, welche nur
+das Blendwerk der Cirkulation hervorruft.
+
+Die Etiquette eines Systems unterscheidet sich von der andrer Artikel
+u.a. dadurch, daß sie nicht nur den Käufer prellt, sondern oft auch den 30
+Verkäufer. Quesnay selbst und seine nächsten Schüler glaubten an ihr
+feudales Aushängeschild. So bis zur Stunde unsre Schulgelehrten. In der
+That aber ist das physiokratische System die erste systematische Fassung
+der kapitalistischen Produktion. Der Repräsentant des industriellen K a
+pitals - die Pächterklasse - leitet die ganze ökonomische Bewegung. Der 35
+
+) Hier beginnt Ms. VIII.
+
+322
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+Ackerbau wird kapitalistisch betrieben, d.h. als Unternehmung des ka
+pitalistischen Pächters auf großer Stufenleiter; der unmittelbare Bebauer
+des Bodens ist Lohnarbeiter. Die Produktion erzeugt nicht nur die Ge
+brauchsartikel, sondern auch ihren Werth; ihr treibendes Motiv aber ist
+5 Gewinnung von Mehrwerth, dessen Geburtsstätte die Produktions-,
+nicht die Cirkulationssphäre. Unter den drei Klassen, die als Träger des
+durch die Cirkulation vermittelten gesellschaftlichen Reproduktionspro
+cesses figuriren, unterscheidet sich der unmittelbare Ausbeuter der „pro
+duktiven" Arbeit, der Producent des Mehrwerths, der kapitalistische
+
+10 Pächter, von dessen bloßen Aneignern.
+
+Der kapitalistische Charakter des physiokratischen Systems rief schon
+während seiner Blüteperiode die Opposition hervor, einerseits von Lin-
+guet und Mably, andrerseits der Vertheidiger des freien kleinen Grund
+besitzes.
+
+15
+
+in Analyse des Reproduktionsprocesses ist um
+A. Smith's Rückschritt2)
+so auffallender, als er sonst nicht nur richtige Analysen Quesnay's weiter
+ver||24|arbeitet, z . B. dessen „avances primitives" und „avances annuelles"
+verallgemeinert in „fixes" und „cirkulirendes" Kapital,3) sondern stel-
+20 lenweis ganz und gar in physiokratische Irrthümer zurückfällt. Um
+z . B. nachzuweisen, daß der Pächter größern Werth producirt als irgend
+eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt eine
+größere Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters.
+Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk-
+25 tiven Arbeitern." (Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!) „Im
+Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich
+ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat
+ihr Produkt doch seinen Werth,
+ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die wichtigsten Operatio
+nen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die Fruchtbarkeit der N a-
+30 tur nicht sosehr zu vermehren - obgleich sie das auch thun - als sie auf
+die Produktion der dem Menschen nützlichsten Pflanzen hinzulenken.
+Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld liefert oft genug eine
+ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das bestbebaute Weinstück oder
+
+35
+
+2) „Kapital". Bd. I. 2. Ausg. p. 612. Note 32.
+3) Auch hierbei hatten ihm einige Physiokraten den Weg bereitet, vor allem Turgot. Dieser
+gebraucht schon häufiger, als Quesnay und die übrigen Physiokraten, das Wort capital für
+avances, und identificirt noch mehr die avances oder capitaux der Manufakturisten mit
+denen der Pächter. Z. B. Comme eux (les entrepreneurs-manufacturiers), ils (les fermiers,
+d.h. die kapitalistischen Pächter) doivent recueillir, outre la rentrée des capitaux etc. (Tur-
+
+40 got, Œuvres éd. Daire. Paris 1844. Tome I. p. 40.)
+
+323
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft mehr zur Regulirung als
+zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der Natur; und nachdem jene
+alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese stets noch ein großes Stück
+Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!) die im Ackerbau
+beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter in den Ma- 5
+nufakturen, die Reproduktion eines Werths, der gleich ist ihrer eignen
+Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des
+Kapitalisten, sondern die eines weit größern Werths. Über das Kapital
+des Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regel
+mäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann 10
+betrachtet werden als das Produkt der ||25| Naturkräfte, deren Gebrauch
+der Grundbesitzer dem Pächter leiht. Sie ist größer oder geringer, je nach
+dem angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andern Worten, je nach
+der angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten, Fruchtbarkeit
+des Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug 15
+oder Ersatz alles dessen, was als Menschenwerk betrachtet werden kann.
+Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des
+Gesammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt
+in der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der
+Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk- 20
+tion muß immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch
+führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine
+größere Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich
+große, in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im
+Verhältniß zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem 25
+Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirklichen
+Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größeren Werth
+hinzu als jenes." ( B. II, ch. 5, p. 242.)
+
+A. Smith sagt B. II, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist ebenfalls
+im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital." Hier also Kapital = Kapital- 30
+werth; er existirt in „fixer" F o r m. „Obgleich die Aussaat zwischen dem
+Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch nie den
+Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter macht sei
+nen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zuwachs."
+(p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, daß Smith hier nicht, wie schon 35
+Quesnay, Wiedererscheinung ||26| des Werths von konstantem Kapital in
+erneuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionsprocesses
+sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine falsche, für
+seine Differenz von cirkulirendem und
+In der
+Smith'schen Uebersetzung von „avances primitives" und „avances an- 40
+nuelles" in „fixed capital" und „circulating capital" besteht der Fort-
+
+fixem Kapital.
+
+-
+
+324
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+schritt in dem Wort „Kapital", dessen Begriff verallgemeinert wird, un
+abhängig von der besondren Rücksicht auf die „agrikole" Anwendungs
+sphäre der Physiokraten; der Rückschritt darin, daß „fix" und „cirkuli
+rend" als die entscheidenden Unterschiede aufgefaßt und festgehalten
+
+5 werden.
+
+//. Adam Smith.
+
+1) Smiths allgemeine Auffassung und ihre Konsequenzen.
+
+A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich der Preis
+jeder Waare schließlich auf in einen oder den andern dieser drei Theile
+10 (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in jeder fort-
+geschrittnen Gesellschaft gehen sie alle drei, mehr oder weniger, als
+in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren
+Bestandtheile
+ein;"4) oder wie es weiter heißt, p. 43: „Arbeitslohn, Profit und Boden
+rente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tausch-
+15 werths." Wir werden im 3. Buch diese Lehre A. Smith's über die „Be
+standtheile des Preises der Waaren", respektive „alles Tausch Werths" nä
+her untersuchen. - Weiter heißt es: „ Da dies gilt mit Bezug auf jede
+besondre Waare einzeln genommen, muß es auch gelten für alle Waaren in
+ihrer Gesammtheit, wie sie das ganze jährliche Produkt des Bodens und
+jeden Landes ausmachen. Der gesammte Preis oder
+Tauschwerth dieses jährlichen Produkts muß sich auflösen
+in dieselben
+drei Theile, und vertheilt werden unter die verschiednen Bewohner des
+Landes, entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals,
+oder als Rente ihres Grundbesitzes." ( B. II, ch. 2, p. 190.) |
+
+20 der Arbeit eines
+
+25
+
+|27| Nachdem A. Smith so den Preis, sowohl aller Waaren, einzeln ge
+nommen, wie „den ganzen Preis oder Tauschwerth . .. des jährlichen Pro
+dukts des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes" aufgelöst hat in
+drei Quellen von Revenuen für Lohnarbeiter, Kapitalist und Grundei-
+genthümer, in Arbeitslohn, Profit und Bodenrente, muß er doch auf ei-
+
+30
+
+4) Damit der Leser sich nicht täusche über die Phrase: „Der Preis des weitaus größten Theils
+der Waaren" zeigt folgendes, wie A. Smith selbst diese Bezeichnung erklärt: Z.B. in den
+Preis von Seefisch geht keine Rente ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den Preis
+von Scotch pebbles geht nur Arbeitslohn ein, nämlich: „In einigen Theilen von Schottland
+machen arme Leute es sich zum Geschäft, am Seestrand die bunten Steinchen zu sammeln,
+35 die unter dem Namen schottische Kiesel bekannt sind. Der Preis, den ihnen die Stein
+schneider dafür zahlen, besteht nur aus ihrem Arbeitslohn, da weder Bodenrente noch
+Profit irgend einen Theil davon ausmacht."
+
+325
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+ihrer Arbeit; das /Ve«o-Einkommen den Theil, der
+
+nem Umweg ein viertes Element hereinschmuggeln, nämlich das Element
+des Kapitals. Dies geschieht durch die Distinktion zwischen R o h- und
+Reineinkommen: „das Brutto-Einkommen sämmtlicher Einwohner eines
+großen Landes begreift in sich das gesammte Jahresprodukt ihres Bodens
+und
+Verfügung bleibt nach Abzug der Erhaltungskosten erstens
+ihres fixen und
+zweitens ihres flüssigen Kapitals; oder den Theil den sie, ohne ihr Kapital
+anzugreifen, in ihren Konsumtionsvorrath stellen oder zu ihrem Unter
+halt, Komfort und Vergnügen verausgaben können. Ihr wirklicher Reich
+thum steht ebenfalls im Verhältniß, nicht zu ihrem Brutto-, sondern zu 10
+ihrem Netto-Einkommen." (ib. p. 190.)
+
+ihnen zur 5
+
+Wir bemerken hierzu:
+1) A. Smith behandelt hier ausdrücklich nur die einfache Reprodukti
+on, nicht die auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation; er
+spricht nur von den Ausgaben für „Erhaltung (maintaining)" des fungi- 15
+renden Kapitals. Die „Netto-"Revenue ist gleich dem Theil des jährlichen
+Produkts, sei es der Gesellschaft, sei es des individuellen Kapitalisten, der
+in den „Konsumtionsfonds" eingehn kann, aber der Umfang dieses
+Fonds darf nicht das fungirende Kapital angreifen (encroach upon cap
+ital). Ein Werththeil des individuellen, wie des gesellschaftlichen Produkts 20
+löst sich also weder in Arbeitslohn, noch in Profit oder Bodenrente auf,
+sondern in Kapital.
+
+2) A. Smith flüchtet aus seiner eignen Theorie vermittelst eines Wort
+spiels, der Unterscheidung ||28| zwischen gross und nett revenue, R o h-
+und Reineinkommen. Der individuelle Kapitalist, wie die ganze Kapita- 25
+listenklasse, oder die sogenannte Nation, nimmt ein, an Stelle des in der
+Produktion verbrauchten Kapitals, ein Waarenprodukt, dessen Werth
+- darstellbar in proportioneilen Theilen dieses Produkts selbst - einerseits
+den aufgewandten Kapitalwerth ersetzt, daher Einkommen bildet und
+noch wörtlicher Revenue (revenu, Particip von revenir, wieder kommen), 30
+aber notabene Kapital-Revenue, oder Kapitaleinnahme; andrerseits
+Werthbestandtheile, die „vertheilt werden unter die verschiednen Bewoh
+ner des Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres
+Kapitals, oder als Rente ihres Grundbesitzes" - was man im gewöhnli
+chen Leben unter Einkommen versteht. Der Werth des ganzen Produkts, 35
+sei es für den individuellen Kapitalisten, sei es für das ganze Land, bildet
+demnach Einkommen für irgend Jemand; aber einerseits Kapitaleinkom
+men, andrerseits von diesem verschiedne „Revenu". Was also bei Analyse
+des Werths der Waare in seine Bestandtheile entfernt wird, wird durch
+eine Hinterthür - die Zweideutigkeit des Worts „Revenue" - wieder ein- 40
+geführt. Es können aber nur solche Werthbestandtheile des Produkts
+
+326
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+„eingenommen" werden, die bereits in ihm existiren. Wenn Kapital als
+Revenue einkommen soll, so muß Kapital vorher verausgabt worden
+sein.
+
+A. Smith sagt ferner: „Die niedrigste gewöhnliche Profitrate muß im-
+5 mer etwas mehr ausmachen als das, was hinreicht zur Entschädigung für
+die gelegentlichen Verluste, denen jede Kapitalverwendung ausgesetzt ist.
+Es ist dieser Überschuß allein, der den reinen oder Nettoprofit darstellt."
+(Welcher Kapitalist versteht unter Profit nothwendige Kapitalauslagen?)
+„Was man Bruttoprofit nennt, umfaßt häufig ||29| nicht nur diesen Uber-
+10 schuß, sondern auch den für solche außergewöhnliche Verluste zurück
+behaltenen Theil." ( B. I. ch. 9. p. 72.) Dies heißt aber weiter nichts, als
+daß ein Theil des Mehrwerths, betrachtet als Theil des Bruttoprofits,
+einen Assekuranzfonds für die Produktion bilden muß. Diesen Asseku
+ranzfonds schafft ein Theil der Surplusarbeit, die insofern Kapital direkt
+15 producirt, d.h. den für die Reproduktion bestimmten Fonds. Was die
+Auslage für die „Erhaltung" des fixen Kapitals etc. angeht (siehe die
+oben citirten Stellen), so bildet der Ersatz des konsumirten fixen Kapitals
+durch neues keine neue Kapitalanlage, sondern ist nur die Erneuerung
+des alten Kapitalwerths in neuer Form. Was aber die Reparatur des fixen
+20 Kapitals betrifft, die A. Smith ebenfalls zu den Erhaltungskosten rechnet,
+so gehört seine Kost mit zum Preis des vorgeschoßnen Kapitals. D aß der
+Kapitalist, statt diesen auf einmal anlegen zu müssen, ihn erst allmählig
+und je nach Bedürfniß während der Funktion des Kapitals anlegt und
+aus schon eingestecktem Profit anlegen kann, ändert nichts an der Quelle
+25 dieses Profits. Der Werthbestandtheil, woraus er entspringt, beweist nur,
+daß der Arbeiter Surplusarbeit liefert, wie für den Assekuranzfonds so
+für den Reparaturfonds.
+
+A. Smiths Erklärung des fixen Kapitals kommt in der That darauf
+hinaus, daß es der Theil des vorgeschoßnen industriellen Kapitals ist, der
+30 im Produktionsproceß fixirt ist, oder wie er p. 187 sagt: „Einkommen
+oder Profit liefert ohne zu cirkuliren oder den Eigenthümer zu wechseln;"
+oder nach p. 185 der Theil, der „in seinem (des Verwenders) Besitz bleibt
+oder in derselben Form verharrt".
+
+A. Smith erzählt uns nun, daß von der Netto-Revenue, d.h. der Re-
+35 venue im specifischen Sinne, das ganze fixe Kapital auszuschließen, aber
+auch der ganze Theil des cirkulirenden Kapitals, den die Erhaltung und
+die Reparatur des fixen Kapitals, wie seine Erneuerung er||30|heischt, in
+der That alles Kapital, das sich nicht in einer für den Konsumtionsfonds
+bestimmten Naturalform befindet.
+
+40
+
+„Die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals muß offenbar
+von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder
+
+327
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+die Rohstoffe, mit denen die nützlichen Maschinen und Industriewerk
+zeuge in Stand gehalten werden müssen, noch das Produkt der zur Um
+wandlung dieser Rohstoffe in die verlangte Gestalt erforderlichen Arbeit,
+kann je einen Theil dieser Revenue bilden. Der Preis dieser Arbeit kann
+allerdings einen Theil jener Revenue bilden, da die so beschäftigten Ar- 5
+beiter den ganzen Werth ihres Lohns in ihrem unmittelbaren Konsumti
+onsvorrath anlegen können. Aber bei andern Arten Arbeit geht sowohl
+der Preis" (d.h. der für diese Arbeit bezahlte Lohn) „wie das Produkt"
+(worin sich diese Arbeit verkörpert) „in diesen Konsumtionsvorrath ein;
+der Preis in den der Arbeiter, das Produkt in den anderer Leute, deren 10
+Unterhalt, Komfort und Vergnügen durch die Arbeit dieser Arbeiter er
+höht wird." ( B. II, ch. 2, p. 190, 191.)
+
+A. Smith stößt hier auf eine sehr wichtige Unterscheidung zwischen
+den Arbeitern, die in der Produktion von Produktionsmitteln, und denen,
+die in der unmittelbaren Produktion von Konsumtionsmitteln wirken. Der 15
+Werth des Waarenprodukts der ersteren enthält einen Bestandtheil gleich
+der Summe der Arbeitslöhne, d.h. gleich dem Werth des im Ankauf von
+Arbeitskraft angelegten K a p i t a l t e i l s; dieser Werththeil existirt körper
+lich als eine gewisse Quote der von diesen Arbeitern producirten Pro
+duktionsmittel. Das für ihren Arbeitslohn erhaltne Geld bildet für sie 20
+Revenue, aber weder für sie selbst, noch für Andre hat ihre Arbeit Pro
+dukte hergestellt, die konsumabel sind. Diese Produkte selbst bilden also
+kein Element des Theils des jährlichen Produkts, der bestimmt ist, den
+gesellschaftlichen Konsumtionsfonds zu
+liefern, worin allein „Netto-
+Revenue" ||31| realisirbar ist. A. Smith vergißt hier zuzusetzen, daß was 25
+für die Arbeitslöhne, ebenso gültig ist für den Werthbestandtheil der Pro
+duktionsmittel, der als Mehrwerth unter den Kategorien von Profit und
+Rente die Revenue (in erster Hand) des industriellen Kapitalisten bildet.
+Auch diese Werthbestandtheile existiren in Produktionsmitteln, Nicht-
+Konsumablem; erst nach ihrer Versilbrung können sie ein ihrem Preis 30
+gemäßes Quantum der von der zweiten Sorte Arbeiter producirten Kon
+sumtionsmittel heben und in ihren individuellen Konsumtionsfonds über
+tragen. Um so mehr aber hätte A. Smith sehn müssen, daß der Werth
+theil der jährlich erzeugten Produktionsmittel, welcher gleich ist dem
+Werth der innerhalb dieser Produktionssphäre fungirenden Produktions- 35
+mittel - der Produktionsmittel, womit Produktionsmittel gemacht wer
+den - also ein Werttheil gleich dem Werth des hier angewandten konstanten
+Kapitals, absolut ausgeschlossen ist, nicht nur durch die Naturalform,
+worin er existirt, sondern durch seine Kapitalfunktion, von jedem R e
+venue bildenden Werthbestandtheil.
+
+40
+
+328
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+Mit Bezug auf die zweite Sorte Arbeiter - die unmittelbar Konsum
+tionsmittel produciren - sind A. Smith's Bestimmungen nicht ganz exakt.
+Er sagt nämlich, daß in diesen Arten Arbeit beide, der Preis der Arbeit
+und das Produkt eingehn in (go to) den unmittelbaren Konsumtions-
+5 fonds; „der Preis (d.h. das als Arbeitslohn erhaltne Geld) in den Kon
+
+in den andrer Leute
+
+sumtionsstock ||32| der Arbeiter, und das Produkt
+(that of other people), deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen erhöht
+werden durch die Arbeit dieser Arbeiter". Aber der Arbeiter kann nicht
+leben von dem „Preis" seiner Arbeit, dem Geld, worin sein Arbeitslohn
+10 ausgezahlt wird; er realisirt dies Geld, indem er damit Konsumtionsmittel
+kauft; diese können z.Th. aus Waarensorten bestehn, die er selbst pro
+ducirt hat. Andrerseits kann sein eignes Produkt ein solches sein, welches
+nur in die Konsumtion der Arbeitsausbeuter eingeht.
+
+Nachdem A. Smith das fixe Kapital so gänzlich ausgeschlossen von der
+
+15 „Netto Revenue" eines Landes, fährt er fort:
+
+„Obgleich so die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals noth
+wendig von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen ist, so ist
+doch nicht dasselbe der Fall mit der Auslage für Erhaltung des cirkuli
+renden Kapitals. Von den vier Theilen woraus dies letztere Kapital be-
+20 steht: Geld, Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Produkte, werden die
+drei letzteren, wie schon gesagt, regelmäßig aus ihm herausgenommen
+und entweder in das fixe Kapital der Gesellschaft versetzt oder aber in
+den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath. Derjenige Theil
+der konsumirbaren Artikel, der nicht zur Erhaltung des ersteren" (des
+25 fixen Kapitals) „verwandt wird, geht allzumal in den letzteren" (den für
+unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath) „und bildet einen Theil
+des Netto-Einkommens der Gesellschaft. Die Erhaltung dieser drei
+Theile des cirkulirenden Kapitals verringert daher die Netto-Revenue der
+Gesellschaft um keinen andern Theil des Jahresprodukts außer demje-
+30 nigen, der nöthig ist zur Erhaltung des fixen Kapitals." (B. II, ch. 2,
+
+p. 192.) I
+
+1331 Dies ist nur die Tautologie, daß der Theil des cirkulirenden Kapi
+tals, der nicht für die Produktion von Produktionsmitteln dient, eingeht
+in die von Konsumtionsmitteln, also in den Theil des jährlichen Pro-
+35 dukts, der bestimmt ist den Konsumtionsfonds der Gesellschaft zu bil
+
+den. Aber wichtig ist was gleich darauf folgt:
+
+„Das cirkulirende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung
+verschieden von dem eines Einzelnen. Das eines Einzelnen ist gänzlich
+ausgeschlossen von seiner Netto-Revenue, und kann nie einen Theil der-
+40 selben bilden; sie kann ausschließlich nur aus seinem Profit bestehn. Aber
+obwohl das cirkulirende Kapital jedes Einzelnen einen Theil des cirkuli-
+
+329
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+renden Kapitals der Gesellschaft ausmacht zu der er gehört, so ist es
+doch deshalb keineswegs unbedingt ausgeschlossen von der Netto-Re
+venue der Gesellschaft, und kann einen Theil davon bilden. Obgleich die
+sämmtlichen Waaren im Laden eines Kleinhändlers durchaus nicht in
+den für seine eigne unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath gestellt
+werden dürfen, so können sie doch in dem Konsumtionsfonds andrer
+Leute gehören, die, vermittelst einer durch andre Fonds erzielten Reve
+nue, ihm ihren Werth sammt seinem Profit regelmäßig ersetzen, ohne daß
+daraus eine Vermindrung weder seines noch ihres Kapitals entsteht." (ibi
+dem)
+
+5
+
+10
+
+Wir hören hier also:
+
+1) Wie das fixe Kapital und das zu dessen Reproduktion (Funktion
+vergißt er) und Erhaltung nöthige cirkulirende Kapital, so ist auch das in
+der Produktion von Konsumtionsmitteln thätige cirkulirende Kapital j e
+des individuellen Kapitalisten total ausgeschlossen von seiner Nettore- 15
+venue, die nur in seinen Profiten bestehn kann. (Hier his profits = his net
+revenue.) Also ist der sein Kapital ersetzende Theil seines Waarenpro-
+dukts nicht auflösbar in Werth||34|bestandtheile, die Revenue für ihn bil
+den.
+
+2) D as cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten bildet ei- 20
+
+nen Theil des cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft, ganz wie jedes
+individuelle fixe Kapital.
+
+3) Das cirkulirende Kapital der Gesellschaft, obgleich nur die Summe
+der individuellen cirkulirenden Kapitale, besitzt einen vom cirkulirenden
+Kapital jedes individuellen Kapitalisten verschiednen Charakter. Das 25
+letztre kann niemals einen Theil seiner Revenue bilden; ein Stück des
+ersten (nämlich das aus Konsumtionsmittel bestehende) kann dagegen
+zugleich einen Theil der Revenue der Gesellschaft bilden, oder wie er vor
+hin sagte, es muß nicht nothwendig die Nettorevenue der Gesellschaft um
+einen Theil des Jahresprodukts verringern. In der That besteht das, was 30
+A. Smith hier cirkulirendes Kapital nennt, in dem jährlich producirten
+Waarenkapital, welches die, Konsumtionsmittel producirenden, Kapita
+listen jährlich in Cirkulation werfen. Dies ihr ganzes jährliches Waaren
+produkt besteht aus konsumirbaren Artikeln und bildet daher den Fonds
+worin sich die Nettorevenuen (incl. der Arbeitslöhne) der Gesellschaft 35
+realisiren oder verausgaben. Statt die Waaren im Laden des Kleinhänd
+lers als Beispiel zu wählen, hätte A. Smith die in den Waarenlagern der
+industriellen Kapitalisten lagernden Gütermassen wählen müssen.
+
+Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefaßt, die sich ihm
+aufgedrungen, vorher bei Betrachtung der Reproduktion dessen was er 40
+fixes, jetzt bei der dessen was er cirkulirendes Kapital nennt, so wäre er
+zu folgendem Resultat gekommen:
+
+330
+
+à
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+I) Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abtheilungen;
+die erste umfaßt die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmit
+tel; beide sind getrennt zu behandeln. |
+
+|35| II) Der Gesammtwerth des aus Produktionsmitteln bestehenden
+5 Theils des Jahresprodukts vertheilt sich wie folgt: Ein Werththeil ist nur
+der Werth der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten
+Produktionsmittel, also nur in erneuerter Form wiedererscheinender K a
+pitalwerth; ein zweiter Theil ist gleich dem Werth des in Arbeitskraft
+ausgelegten Kapitals, oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausge-
+10 zahlt von den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Werth
+theil endlich bildet die Quelle der Profite, incl. Bodenrenten, der indu
+striellen Kapitalisten dieser Kategorie.
+
+Der erste Bestandtheil, nach A. Smith der reproducirte fixe Kapital
+theil sämmtlicher in dieser ersten Abtheilung beschäftigten individuellen
+15 Kapitale, ist „offenbar ausgeschlossen, und kann nie einen Theil bilden
+von der Nettorevenue" sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der
+Gesellschaft. Er fungirt stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unter
+scheidet sich das „fixe Kapital" jedes individuellen Kapitalisten in nichts
+von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die andren Werththeile des
+20 in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft
+- Werththeile, die also auch existiren in aliquoten Theilen dieser Ge-
+sammtmasse von Produktionsmitteln - bilden zwar zugleich Revenuen für
+alle
+für die Arbeiter,
+Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden nicht Revenue,
+25 sondern ||36| Kapital für die Gesellschaft, obgleich das jährliche Produkt
+der Gesellschaft nur aus der Summe der Produkte der ihr angehörenden
+individuellen Kapitalisten besteht. Sie können meist schon ihrer Natur
+nach nur fungiren als Produktionsmittel und selbst die, die nöthigenfalls
+als Konsumtionsmittel fungiren könnten, sind bestimmt als R o h- oder
+30 Hülfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungiren als solches - also
+als Kapital - aber nicht in den Händen ihrer Erzeuger, sondern in denen
+ihrer Verwender:
+
+in dieser Produktion betheiligten Agenten, Löhne
+
+I I I) der Kapitalisten der zweiten Abtheilung, der unmittelbaren Pro
+ducenten von Konsumtionsmitteln. Sie ersetzen diesen das in der Produk-
+35 tion der Konsumtionsmittel verbrauchte Kapital (so weit letztres nicht in
+Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die Ar
+beiter dieser zweiten Abtheilung besteht), während dies verbrauchte K a
+pital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen
+der sie producirenden Kapitalisten befindet, seinerseits - also vom gesell-
+schaftlichen Standpunkt - den Konsumtionsfonds bildet, worin die Kapi
+talisten und Arbeiter der ersten Abtheilung
+
+ihre Revenue
+
+realisiren.
+
+40
+
+331
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Hätte A. Smith die Analyse so weit verfolgt, es fehlte nur noch wenig
+an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah auf dem
+Sprung, da er bereits bemerkt hatte, daß bestimmte Werththeile einer
+Sorte (Produktionsmittel) der Waarenkapitale, aus denen das jährliche
+Gesammtprodukt der ||37| Gesellschaft besteht, zwar Revenue für die in 5
+ihrer Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Kapitalisten
+bilden, aber keinen Bestandtheil der Revenue der Gesellschaft; während
+ein Werththeil der andren Sorte von Waarenkapitalen (Konsumtionsmit
+tel) zwar Kapitalwerth für ihre individuellen Eigner, die in dieser Anla
+gesphäre beschäftigten Kapitalisten bildet, aber dennoch nur einen Theil 10
+der gesellschaftlichen Revenue.
+
+So viel geht aber schon aus dem Bisherigen hervor:
+Erstens: Obgleich das gesellschaftliche Kapital nur gleich der Summe
+der individuellen Kapitale, und daher auch das jährliche Waarenprodukt
+(oder Waarenkapital) der Gesellschaft gleich der Summe der Waaren- 15
+Produkte dieser individuellen Kapitale; obgleich daher die Analyse des
+Waarenwerths in seine Bestandtheile, die für jedes individuelle Waaren
+kapital gilt, auch für die der ganzen Gesellschaft gelten muß und im
+Endresultat wirklich gilt, so ist die Erscheinungsform, worin sich diese
+Elemente vom Standpunkt des individuellen Kapitalisten und worin sie 20
+sich
+eine
+
+im gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsproceß darstellen,
+
+verschiedne.
+
+Zweitens: Selbst auf dem Boden der einfachen Reproduktion findet
+nicht nur Produktion ||38| von Arbeitslohn (variablem Kapital) und
+Mehrwerth statt, sondern direkte Produktion von neuem konstantem 25
+Kapitalwerth; obgleich der Arbeitstag nur aus zwei Theilen besteht, dem
+einen worin der Arbeiter das variable Kapital ersetzt, in der That ein
+Aequivalent für den Ankauf seiner Arbeitskraft producirt, und dem zwei
+ten, worin er Mehrwerth producirt (Profit, Rente etc.). - Nämlich die
+tägliche Arbeit, die in der Reproduktion der Produktionsmittel (also von 30
+konstantem Kapital) verausgabt wird - und deren Werth in Arbeitslohn
+(= dem variablen Kapitalwerth) und Mehrwerth zerfällt - realisirt sich in
+neuen Produktionsmitteln, die den in der Produktion der Konsumtions
+mittel verausgabten konstanten Kapitaltheil ersetzen.
+
+Die Hauptschwierigkeiten, wovon
+
+im Bisherigen schon der größte 35
+
+Theil gelöst, bieten sich bei der Betrachtung, nicht der Akkumulation,
+sondern der einfachen Reproduktion. Daher wird, sowohl bei A. Smith
+( B. II) wie früher bei Quesnay (Tableau économique) von der einfachen
+Reproduktion ausgegangen, sobald es sich um die Bewegung des jährli
+chen Produkts der Gesellschaft, um seine durch die Cirkulation vermit- 40
+telte Reproduktion handelt. |
+
+332
+
+A
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+|39| 2). Smiths Auflösung des Tauschwerths.
+
+5 kapitalistische Produktion voraus)
+
+A. Smiths Dogma, daß der Preis oder Tauschwerth (exchangeable value)
+jeder einzelnen Waare
+also auch aller Waaren zusammen, aus denen das
+jährliche Produkt der Gesellschaft besteht (er setzt überall mit Recht
+sich zusammensetzt aus den drei
+Bestandtheilen (component parts) oder sich auflöst in (resolves itself in
+to) Arbeitslohn, Profit und Rente, kann darauf reducirt werden, daß
+Waarenwerth = v + m, d.h. = dem Werth des vorgeschoßnen variablen
+Kapitals plus dem Mehrwerth. Und zwar können wir diese Reduktion
+10 von Profit und Rente auf eine gemeinsame Einheit, die wir m nennen,
+vornehmen mit ausdrücklicher Erlaubniß A. Smith's, wie die nachfolgen
+den Citate zeigen, in denen wir zunächst alle Nebenpunkte vernachläs
+sigen, also namentlich alle scheinbare oder wirkliche Abweichung von
+dem Dogma, daß der Waarenwerth ausschließlich von Elementen beste-
+
+15 he, die wir als v + m bezeichnen.
+
+In der Manufaktur: „Der Werth den die Arbeiter den Materialien hin
+zufügen, löst sich a u f . .. in zwei Theile, wovon der eine ihren Arbeitslohn
+bezahlt, der andre den Profit ihres Beschäftigers auf das ganze von ihm in
+Material und Lohn vorgeschoßne Kapital." ( B. I. ch. 6, p. 41.) - „Ob-
+20 gleich der Manufakturist" (der Manufakturarbeiter) „seinen Lohn von
+seinem Meister vorgeschossen erhält, kostet er diesen doch in Wirklich
+keit nichts, da in der Regel der Werth dieses Lohns, zusammen mit einem
+Profit, festgehalten (reserved) wird in dem vermehrten Werth des Gegen
+stands auf den seine Arbeit verwandt worden." ( B. II, ch. 3, p. 221.) Der
+25 Theil des Kapitals (stock), der ausgelegt ||40| wird „im Unterhalt produk
+tiver Arbeit . .. nachdem er ihm (dem Beschäftiger) in der Funktion eines
+Kapitals gedient hat . .. bildet eine Revenue für sie" (die Arbeiter). ( B. II,
+ch. 3, p. 223.)
+
+A. Smith im eben citirten Kapitel sagt ausdrücklich: „Das ganze Jahres-
+30 produkt des Bodens und der Arbeit jedes Landes . .. spaltet sich von selbst
+(naturally) in zwei Theile. Einer derselben, und oft der größte, ist an
+erster Stelle bestimmt ein Kapital zu ersetzen und die Lebensmittel, R o h
+stoffe und fertigen Produkte zu erneuern, die aus einem Kapital entnom
+men worden; der andre ist bestimmt eine Revenue zu bilden, sei es für
+35 den Eigenthümer dieses Kapitals, als sein Kapitalprofit, sei es für jemand
+anders, als Rente seines Grundbesitzes." (p. 222.) Nur ein Theil des K a
+pitals, wie wir vorhin von A. Smith gehört, bildet zugleich Revenue für
+Jemand, nämlich der im Ankauf von produktiver Arbeit angelegte. Die
+ser - das variable Kapital - verrichtet zuerst in der Hand des Beschäfti-
+
+333
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+gers und für ihn „die Funktion eines Kapitals", und sodann „bildet er
+eine Revenue" für den produktiven Arbeiter selbst. Der Kapitalist ver
+wandelt einen Theil seines Kapitalwerths in Arbeitskraft und eben da
+durch in variables Kapital; nur durch diese Verwandlung fungirt nicht
+nur dieser Theil seines Kapitals sondern sein Gesammtkapital als in- 5
+du||41|strielles Kapital. Der Arbeiter - der Verkäufer der Arbeitskraft -
+erhält in Form des Arbeitslohns den Werth derselben. In seinen Händen
+ist die Arbeitskraft nur verkäufliche Waare, Waare, von deren Verkauf er
+lebt, die daher die einzige Quelle seiner Revenue bildet; als variables
+Kapital fungirt die Arbeitskraft nur in den Händen ihres Käufers, des 10
+Kapitalisten, und den Kaufpreis selbst schießt der Kapitalist nur schein
+bar vor, da sein Werth ihm vorher bereits durch den Arbeiter geliefert ist.
+
+Nachdem uns A. Smith so gezeigt, daß der Werth des Produkts in der
+Manufaktur = v + m (wo m = Profit des Kapitalisten), sagt er uns, daß in
+der Agrikultur die Arbeiter außer „der Reproduktion eines Werths, der 15
+gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie beschäftigenden" (vari
+ablen) „Kapital nebst dem Profit des Kapitalisten" - außerdem „über das
+Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus auch noch regelmäßig
+die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers bewirken". ( B. II, ch. 5,
+p. 243) D aß die Rente in die Hände des Grundbesitzers geht, ist für die 20
+Frage, die wir betrachten, ganz gleichgültig. Bevor sie in seine Hände
+geht, muß sie in den Händen des Pächters sich befinden, d.h. in denen
+des industriellen Kapitalisten. Sie muß einen Werthbestandtheil des ||42|
+Produkts bilden, bevor sie Revenue für irgend wen wird. Rente wie Profit
+sind also bei A. Smith selbst nur Bestandtheile des Mehrwerths, die der 25
+produktive Arbeiter beständig reproducirt zugleich mit seinem eignen
+Arbeitslohn, d.h. mit dem Werth des variablen Kapitals. Rente wie Profit
+sind also Theile des Mehrwerths m, und somit löst sich bei Adam Smith
+der Preis aller Waaren auf in v + m.
+
+Das Dogma, daß der Preis aller Waaren (also auch des jährlichen Waa- 30
+
+renprodukts) sich auflöst in Arbeitslohn plus Profit plus Grundrente,
+nimmt in dem zwischendurch laufenden esoterischen Theil von Smith's
+Werk selbst die F o rm an, daß der Werth jeder Waare, also auch des
+jährlichen Waarenprodukts der Gesellschaft, = v + m, = dem in Arbeits
+kraft ausgelegten und vom Arbeiter stets reproducirten Kapitalwerth 35
+plus dem von den Arbeitern durch ihre Arbeit zugesetzten Mehrwerth.
+
+Dies Endergebniß bei A. Smith offenbart uns zugleich - siehe weiter
+unten - die Quelle seiner einseitigen Analyse der Bestandtheile, worin der
+Waarenwerth zerfällbar. Mit der Größenbestim||43|mung jedes einzelnen
+dieser Bestandtheile und der Grenze ihrer Werthsumme hat der Umstand 40
+nichts zu thun, daß sie zugleich verschiedne Revenuequellen für ver
+schiedne in der Produktion fungirende Klassen bilden.
+
+334
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+Wenn A. Smith sagt: „Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die drei
+Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths. Jede andre
+Revenue ist in letzter Instanz von einer derselben abgeleitet" (B. 1. ch. 6,
+p. 48) so sind hier allerlei quid pro quo zusammengehäuft.
+
+5
+
+1) Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit, figu-
+rirenden Gesellschaftsglieder können ihren Antheil am jährlichen Waa
+renprodukt - also ihre Konsumtionsmittel - in erster Hand nur beziehn
+aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand zufällt
+- produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grundbesitzern.
+10 Insofern sind ihre Revenuen materialiter abgeleitet von Arbeitslohn (der
+produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und erscheinen daher j e
+nen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete. Andrerseits jedoch be
+ziehn die Empfänger dieser in diesem Sinn abgeleiteten Revenuen diesel
+ben, vermittelst ihrer gesellschaftlichen Funktion als Hure, König, Pfaff, |
+15 |44| Professor, Kriegsknecht etc., und sie können also diese ihre Funktio
+
+nen als die Originalquellen ihrer Revenue betrachten.
+
+2) - und hier kulminirt der närrische Schnitzer A. Smith's: Nachdem er
+damit begonnen hat, die Werthbestandtheile der Waare und die Summe
+des Werthprodukts, das in ihnen verkörpert ist, richtig zu bestimmen und
+20 dann nachzuweisen, wie diese Bestandtheile ebensoviele verschiedne
+Revenuequellen bilden; nachdem er so aus dem Werth die Revenuen ab
+geleitet hat, verfährt er dann - und das bleibt ihm die vorherrschende
+Vorstellung - umgekehrt, und läßt die Revenuen als „Bestandtheile"
+(component parts) zu „Urquellen alles Tauschwerths" werden, womit
+25 der Vulgärökonomie Thür und Thor weit geöffnet war. (Siehe unsern
+
+„Roscher".)
+
+3) Der konstante Kapitaltheil.
+
+Sehn wir nun wie A. Smith den konstanten Werththeil des Kapitals aus
+dem Waarenwerth wegzuhexen sucht.
+
+30
+
+„In dem Preis des Korns, zum Beispiel, zahlt ein Theil die Rente des
+Grundbesitzers." Der Ursprung dieses Werthbestandtheils hat ebenso
+wenig mit dem Umstand zu schaffen, daß er dem Grundbesitzer gezahlt
+wird und für ihn Revenue unter der F o rm der Rente bildet, wie der
+Ursprung der andren Werthbestandtheile damit zu schaffen haben, daß
+
+35 sie als Profit und Arbeitslohn Revenuequellen bilden.
+
+„Ein andrer Theil zahlt den Lohn ||45| und Unterhalt der Arbeiter"
+(und des Arbeitsviehs! setzt er hinzu) „die in seiner Produktion beschäf
+tigt waren, und der dritte Theil zahlt den Profit des Pächters. Diese drei
+
+335
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Theile scheinen" (seem, in der That scheinen sie) „entweder unmittelbar
+oder in letzter Instanz den ganzen Preis des Korns auszumachen."5)
+Dieser ganze Preis, d.h. seine Größenbestimmung, ist absolut unabhän
+gig von seiner Vertheilung unter drei Sorten von Personen.
+
+„Ein vierter Theil mag nothwendig scheinen, um das Kapital des Päch- 5
+
+ters zu ersetzen, oder um den Verschleiß seines Arbeitsviehs und seiner
+andern Ackergeräthe zu ersetzen. Aber es muß in Betracht gezogen wer
+den, daß der Preis irgend welches Ackergeräths, z . B. eines Arbeitspferds,
+selbst wieder aus obigen drei Theilen sich zusammensetzt: der Rente des
+Bodens auf dem es gezüchtet, der Arbeit der Züchtung und dem Profit 10
+des Pächters, der beides, die Rente dieses Bodens und den Lohn dieser
+Arbeit, vorschießt. Obwohl daher der Preis des Korns sowohl den Preis
+wie die Unterhaltungskosten des Pferdes ersetzen mag, so löst sich doch
+der ganze Preis immer noch, unmittelbar oder in letzter Instanz, auf in
+dieselben drei Theile: Bodenrente, Arbeit" (er meint Arbeitslohn) „und 15
+Profit." ( B. I, ch. 6, p. 42.)
+
+Das ist wörtlich Alles, was A. Smith ||46| zur Begründung seiner er
+staunlichen Doktrin vorbringt. Sein Beweis besteht einfach in der Wie
+derholung derselben Behauptung. Er gibt beispielsweise zu, daß der Preis
+des Korns nicht nur besteht aus v + m, sondern ebenfalls aus dem Preis 20
+der in der Kornproduktion verzehrten Produktionsmittel, also aus einem
+Kapitalwerth, den der Pächter nicht in Arbeitskraft angelegt hat. Aber,
+sagt er, die Preise aller dieser Produktionsmittel selbst zerfallen, wie der
+Kornpreis, auch in v + m; nur vergißt A. Smith hinzuzusetzen: außerdem
+in den Preis der in ihrer eignen Erzeugung verzehrten Produktionsmittel. 25
+Er verweist von einem Produktionszweig auf den andern, und von dem
+andern wieder auf einen dritten. D aß der ganze Preis der Waaren sich
+„unmittelbar" oder „in letzter Instanz" (ultimately) in v + m auflöst;
+wäre nur dann keine hohle Ausflucht, wenn nachgewiesen worden, daß
+die Waarenprodukte, deren Preis sich unmittelbar auflöst in c (Preis ver- 30
+zehrter Produktionsmittel) + v + m, schließlich kompensirt werden durch
+Waarenprodukte, welche jene „verzehrten Produktionsmittel" ihrem gan
+zen Umfang nach zu ersetzen und die ihrerseits dagegen hergestellt wer
+den durch bloße Auslage von variablem, d.h in Arbeitskraft ausgelegtem
+Kapital. Der ||47| Preis der letztren wäre dann unmittelbar = v + m. D a- 35
+her auch der Preis der ersteren, c + v + m, wo c als konstanter Kapital-
+
+5) Wir sehn hier ganz davon ab, daß Adam besonders unglücklich in seinem Beispiel war.
+Der Werth des Korns wird nur dadurch in Arbeitslohn, Profit und Rente aufgelöst, daß die
+vom Arbeitsvieh verzehrten Nahrungsmittel als Lohn des Arbeitsviehs und das Arbeitsvieh
+als Lohnarbeiter dargestellt wird, daher seinerseits der Lohnarbeiter auch als Arbeitsvieh. 40
+(Zusatz aus Ms 11.)
+
+336
+
+à
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+theil figurirt, schließlich auflösbar in v + m. A. Smith glaubte selbst
+nicht, solchen Nachweis geliefert zu haben durch sein Beispiel mit den
+Scotch pebbles-Sammlern, die aber nach ihm 1) keinen Mehrwerth ir
+gend einer Art liefern sondern nur ihren eignen Arbeitslohn produciren;
+5 2) keine Produktionsmittel anwenden (wohl doch auch in F o rm von Kör
+
+ben, Säcken und andren Gefäßen zum Wegtragen der Steinchen).
+
+Wir haben bereits vorhin gesehn, daß A. Smith selbst seine eigne Theo
+rie später über den Haufen wirft, ohne sich indeß seiner Widersprüche
+bewußt zu werden. Ihre Quelle ist jedoch zu suchen gerade in seinen
+10 wissenschaftlichen Ausgangspunkten. Das in Arbeit umgesetzte Kapital
+producirt einen größren Werth als seinen eignen. Wie? Indem, sagt
+A. Smith, die Arbeiter während des Produktionsprocesses den von ihnen
+bearbeiteten Dingen einen Werth einprägen, der außer dem Aequivalent
+für ihren eignen Kaufpreis einen nicht ihnen, sondern ihren Anwendern
+15 zufallenden Mehrwerth bildet (Profit und Rente). D as ist aber auch alles
+was sie leisten und leisten können. Was von der individuellen Arbeit |
+|48| eines Tages, das gilt von der durch die ganze Kapitalistenklasse wäh
+rend eines Jahres in Bewegung gesetzten Arbeit. Die Gesammtmasse des
+jährlichen gesellschaftlichen Werthprodukts kann daher nur zerfällbar
+20 sein in v + m, in ein Aequivalent, wodurch die Arbeiter den in ihrem
+eignen Kaufpreis verausgabten Kapitalwerth ersetzen, und in den zusätz
+lichen Werth, den sie darüber hinaus ihrem Anwender liefern müssen.
+Diese beiden Werthelemente der Waaren aber bilden zugleich Revenue
+quellen für die verschiednen in der Reproduktion betheiligten Klassen:
+25 das erste den Arbeitslohn, die Revenue der Arbeiter; das zweite den
+Mehrwerth, wovon der industrielle Kapitalist einen Theil in F o rm des
+Profits für sich behält, einen andern abtritt als Rente, die Revenue des
+Grundeigenthümers. Wo sollte also ein weiterer Werthbestandtheil her
+kommen, da das jährliche Werthprodukt keine andren Elemente enthält
+30 außer v + m? Wir stehn hier auf dem Boden der einfachen Reproduktion.
+Da die ganze jährliche Arbeitssumme sich auflöst in Arbeit nöthig zur
+Reproduktion des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths, und in Ar
+beit, nöthig zur Schöpfung ||49| eines Mehrwerths, wo sollte da überhaupt
+noch die Arbeit zur Produktion eines nicht in Arbeitskraft ausgelegten
+
+35 Kapitalwerths herkommen?
+
+Die Sache liegt folgendermaßen:
+1) A. Smith bestimmt den Werth einer Waare durch die Masse Arbeit
+die der Lohnarbeiter dem Arbeitsgegenstand zusetzt (adds). Er sagt wört
+lich: „den Materialien", da er von Manufaktur handelt, die selbst schon
+40 Arbeitsprodukte verarbeitet; dies ändert aber nichts an der Sache. Der
+Werth, den der Arbeiter einem Dinge zusetzt (und dies „adds" ist der
+
+337
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Ausdruck Adam's) ist ganz unabhängig davon, ob dieser Gegenstand,
+dem Werth „zugesetzt" wird, vor diesem Zusatz schon selbst Werth hat
+oder nicht. Der Arbeiter schafft also in Waarenform ein Werthprodukt;
+dies ist nach A. Smith eines Theils Aequivalent seines Arbeitslohns, und
+dieser Theil ist also bestimmt durch den Werthumfang seines Arbeits- 5
+lohns; je nachdem dieser größer oder kleiner, hat er mehr Arbeit zuzu
+setzen, um einen Werth, gleich dem seines Arbeitslohns zu produciren
+oder zu reproduciren. Anderntheils aber setzt der Arbeiter über die so
+gezogne Grenze hinaus weitere Arbeit zu, die Mehrwerth für den ihn
+beschäftigenden Kapitalisten bildet. Ob dieser Mehrwerth ganz in den 10
+Händen des Kapitalisten bleibt oder stückweis an dritte Personen von
+ihm abzutreten ist, ändert absolut nichts weder an der qualitativen (daß
+es überhaupt Mehrwerth ist), noch an ||50| der quantitativen (der G r ö
+ßen-) Bestimmung des vom Lohnarbeiter zugesetzten Mehrwerths. Es ist
+Werth wie jeder andre Werththeil des Produkts, unterscheidet sich aber 15
+dadurch, daß der Arbeiter kein Aequivalent dafür erhalten hat, noch
+nachher erhält, dieser Werth vielmehr vom Kapitalisten ohne Aequi
+valent angeeignet wird. Der Gesammtwerth der Waare ist bestimmt
+durch das Quantum Arbeit, das der Arbeiter in ihrer Produktion veraus
+gabt hat; ein Theil dieses Gesammtwerths ist dadurch bestimmt, daß er 20
+gleich dem Werth des Arbeitslohns ist, also Aequivalent für denselben.
+Der zweite Theil, der Mehrwerth, ist daher nothwendig ebenfalls be
+stimmt, nämlich gleich dem Gesammtwerth des Produkts minus dem
+Werththeil desselben, der Aequivalent des Arbeitslohns ist; also gleich
+dem Ueberschuß des in Herstellung der Waare geschaffnen Werthpro- 25
+dukts über den darin enthaltnen Werththeil, der gleich dem Aequivalent
+für seinen Arbeitslohn.
+
+2) Was für die Waare, producirt in einem einzelnen industriellen Ge
+schäft durch jeden einzelnen Arbeiter, gilt vom Jahresprodukt aller Ge
+schäftszweige zusammen. Was von der Tagesarbeit eines individuellen 30
+produktiven ||51| Arbeiters, gilt von der durch die ganze produktive Ar
+beiterklasse flüssig gemachten Jahresarbeit. Sie „fixirt" (Smith'scher Aus
+im Jahresprodukt einen Gesammtwerth, bestimmt durch das
+druck)
+Quantum der verausgabten Jahresarbeit, und dieser Gesammtwerth zer
+fällt in einen Theil, bestimmt durch dasjenige Stück der Jahresarbeit, 35
+worin die Arbeiterklasse ein Aequivalent ihres Jahreslohns schafft, in der
+That diesen Lohn selbst; und in einen andren Theil, bestimmt durch die
+zusätzliche Jahresarbeit, worin der Arbeiter einen Mehrwerth für die K a
+pitalistenklasse schafft. Das im Jahresprodukt enthaltne jährliche Werth
+produkt besteht also nur aus zwei Elementen, dem Aequivalent des von 40
+der Arbeitsklasse erhaltnen Jahreslohns, und dem jährlich für die Kapita-
+
+338
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+listenklasse gelieferten Mehrwerth. Der Jahreslohn bildet aber die R e
+venue der Arbeiterklasse, die Jahressumme des Mehrwerths die Revenue
+der Kapitalistenklasse; beide stellen also (und dieser Gesichtspunkt ist
+richtig bei Darstellung der einfachen Reproduktion) die relativen An-
+5 theile am jährlichen Konsumtionsfonds dar und realisiren sich in ihm.
+Und so bleibt nirgends Platz für den konstanten Kapitalwerth, für die
+Reproduktion des in F o rm von Produktionsmitteln fungirenden Kapi
+tals. D aß aber alle Theile des Waarenwerths, die als Revenue fungiren,
+zusammenfallen mit dem für den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds
+10 bestimmten jährlichen Arbeitsprodukt, sagt A. Smith ausdrücklich in der
+Einleitung seines Werks: „Worin die Revenue des Volks überhaupt be
+standen hat, oder was die Natur des Fonds war, welcher . .. ihre jährliche
+Konsumtion geliefert hat (supplied), dies zu erklären, ist der Zweck die
+ser vier ersten Bücher." (p. 12.) Und gleich im ersten Satz der Einleitung
+15 heißt es: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie
+ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jahrs
+verzehrt, und die stets bestehn entweder aus dem unmittelbaren Produkt
+dieser Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen
+gekauften Gegenständen." (p. 11.)
+
+20
+
+30 auf einem andern
+
+Der erste Fehler A. Smith's besteht nun darin, daß er den jährlichen
+Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt. Das letztere
+ist
+nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahres; der erstere schließt au
+ßerdem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahresprodukts
+im vorhergehenden und zum Theil in noch früher verfloß-
+verbraucht, aber
+25 nen Jahren producirt wurden: Produktionsmittel, deren Werth nur wieder
+erscheint - die, was ihren Werth betrifft, weder producirt, noch repro
+ducirt worden sind durch während des letzten Jahres verausgabte Arbeit.
+Durch diese ||52| Verwechslung manipulirt A. Smith den konstanten
+Werththeil des Jahresprodukts hinweg. Die Verwechslung selbst beruht
+er
+unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter der Arbeit selbst: der
+Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft Werth, und soweit
+sie als konkrete, nützliche Arbeit Gebrauchsgegenstände (Gebrauchs
+werth) schafft. Die Gesammtsumme der jährlich hergestellten Waaren,
+35 also das ganze Jahresprodukt, ist Produkt der im letzten Jahr wirkenden
+nützlichen Arbeit; nur dadurch, daß gesellschaftlich angewandte Arbeit in
+einem vielverzweigten System nützlicher Arbeitsarten verausgabt wurde,
+sind alle diese Waaren da; nur dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der
+Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel erhalten, in
+40 neuer Naturalform wieder erscheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist
+also Resultat der während des Jahres verausgabten nützlichen Arbeit;
+
+seiner Fundamentalauffassung:
+
+Irrthum
+
+in
+
+339
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+aber vom jährlichen Produktenwerth ist nur ein Theil während des Jahres
+geschaffen worden; dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich
+die Summe der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit dar
+stellt.
+
+5
+
+Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die jährliche
+Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit
+all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jahrs verzehrt etc.", so stellt er
+sich einseitig auf den Standpunkt der bloß nützlichen Arbeit, die aller
+dings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare Form gebracht hat. Er
+vergißt aber dabei, daß dies unmöglich war ohne Mithülfe der aus frü- 10
+hern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände, und daß
+daher die „jährliche Arbeit", soweit sie Werth bildete, keineswegs den
+ganzen Werth des durch sie fertig gestellten Produkts geschaffen hat; daß
+das Werthprodukt kleiner ist als der Produktenwerth.
+
+Wenn man A. Smith keinen Vorwurf machen kann, in dieser Analyse 15
+
+nur soweit gegangen zu sein als alle seine Nachfolger, (obgleich sich ein
+Ansatz zum Richtigen schon bei den Physiokraten vorfand), so verläuft
+er sich dagegen weiter in einem Chaos, und zwar hauptsächlich weil seine
+„esoterische" Auffassung des ||53| Waarenwerths überhaupt fortwährend
+durchkreuzt wird von exoterischen, die in der Breite bei ihm vorwiegen, 20
+während sein wissenschaftlicher Instinkt von Zeit zu Zeit den esoteri
+schen Standpunkt wieder erscheinen läßt.
+
+4) Die Revenue.
+
+Der Werththeil jeder Waare (und daher auch des Jahresprodukts), der
+nur ein Aequivalent des Arbeitslohns bildet, ist gleich dem vom Kapi- 25
+talisten im Arbeitslohn vorgschoßnen Kapital, d.h. gleich dem variablen
+Bestandtheil seines vorgeschoßnen Gesammtkapitals. Diesen Bestand
+theil des vorgeschoßnen Kapitalwerths erhält der Kapitalist wieder durch
+einen neu producirten Werthbestandtheil der von den Lohnarbeitern ge
+lieferten Waare. Ob das variable Kapital vorgeschossen wird in dem Sinn, 30
+daß der Kapitalist in Geld den dem Arbeiter zufallenden Antheil eines
+Produkts zahlt, das noch nicht zum Verkauf fertig, oder das zwar fertig,
+aber noch nicht vom Kapitalisten verkauft ist, oder ob er ihn mit Geld
+zahlt, das er bereits erhalten durch Verkauf der vom Arbeiter gelieferten
+Waare, oder ob er durch Kredit dies Geld anticipirt hat - in allen diesen 35
+Fällen verausgabt der Kapitalist variables Kapital, das als Geld den Ar
+beitern ||54| zufließt, und besitzt er andrerseits das Aequivalent dieses
+Kapitalwerths in dem Werththeil seiner Waaren, wodurch der Arbeiter
+
+340
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+den ihm selbst zufallenden Antheil an dem Gesammtwerth derselben neu
+producirt, wodurch er in andren Worten den Werth seines eignen Arbeits
+lohns producirt hat. Statt ihm diesen Werththeil in der Naturalform sei
+nes eignen Produkts zu geben, zahlt ihm der Kapitalist selben in Geld
+5 aus. F ür den Kapitalisten besteht also jetzt der variable Bestandtheil
+seines vorgeschoßnen Kapitalwerths in Waarenform, während der Ar
+beiter das Aequivalent für seine verkaufte Arbeitskraft in Geldform er
+halten hat. Während also der durch Ankauf der Arbeitskraft in variables
+Kapital umgesetzte Theil des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Kapitals
+10 innerhalb des Produktionsprocesses selbst als sich bethätigende Arbeits
+kraft fungirt, und durch die Verausgabung dieser Kraft als Neuwerth in
+Waarenform von neuem producirt, d.h. reproducirt wird - also Repro
+duktion, d.h. Neuproduktion von vorgeschoßnem Kapitalwerth! - ver
+ausgabt der Arbeiter den Werth, resp. Preis seiner verkauften Arbeits-
+15 kraft in Lebensmitteln, in Mitteln der Reproduktion seiner Arbeitskraft.
+Eine dem variablen Kapital gleiche Geldsumme bildet seine Einnahme,
+daher seine Revenue, die nur so lange dauert, als er ||55| seine Arbeitskraft
+an den Kapitalisten verkaufen kann. Die Waare des Lohnarbeiters - seine
+Arbeitskraft selbst - fungirt nur als Waare, soweit sie dem Kapital des
+20 Kapitalisten einverleibt wird, als Kapital fungirt; andrerseits fungirt das
+als Geldkapital im Ankauf von Arbeitskraft verausgabte Kapital des
+Kapitalisten als Revenue in der Hand des Verkäufers der Arbeitskraft,
+des Lohnarbeiters.
+
+Es verschlingen sich hier verschiedne Cirkulations- und Produktions-
+
+25 processe, die A. Smith nicht auseinander hält.
+
+Erstens. Dem Cirkulationsproceß angehörige Akte: Der Arbeiter ver
+kauft seine Waare - die Arbeitskraft - an den Kapitalisten; das Geld,
+womit der Kapitalist sie kauft, ist für ihn zur Verwerthung angelegtes
+Geld, also Geldkapital; es ist nicht verausgabt, sondern vorgeschossen.
+30 (Dies ist der wirkliche Sinn des „Vorschusses" - avance der Physiokraten -
+ganz unabhängig davon, wo der Kapitalist das Geld selbst hernimmt.
+Vorgeschossen ist für den Kapitalisten jeder Werth, den er zum Zweck
+des Produktionsprocesses zahlt, ob dies nun vorher oder post festum
+geschehe; er ist dem Produktionsproceß selbst vorgeschossen.) Hier ereig-
+35 net sich nur, was bei jedem Waaren verkauf: der Verkäufer gibt einen
+Gebrauchswerth fort (hier die Arbeitskraft) und erhält dessen Werth (re
+alisirt dessen Preis) in Geld; der Käufer gibt sein Geld weg und erhält
+dafür die Waare selbst - hier die Arbeitskraft.
+
+Zweitens:
+
+Im Produktionsproceß bildet jetzt die gekaufte Arbeitskraft
+40 einen Theil des fungirenden Kapitals, und der ||56| Arbeiter selbst fungirt
+hier nur als eine besondre Naturalform dieses Kapitals, unterschieden
+
+341
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden Ele
+menten desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von ihm
+in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch Ver
+ausgabung seiner Arbeitskraft gleich dem Werth seiner Arbeitskraft
+(abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in 5
+Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschoßnen oder
+vorzuschießenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent
+des letztren; er reproducirt also für den Kapitalisten das Kapital, das
+dieser von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschießen" kann.
+
+Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Verkaufs- 10
+
+preises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschoßne variable Kapital,
+befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den
+Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen.
+
+ist also, soweit der bloße Cirkulationsproceß
+
+Bei allen Waarenkäufen und -verkaufen - so weit nur diese Transak
+tionen selbst betrachtet werden - ist es vollständig gleichgültig, was in der 15
+Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und was in
+der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchsartikel
+wird. Es
+in Betracht
+kommt, auch völlig gleichgültig, daß die vom ||57| Kapitalisten gekaufte
+Arbeitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und daß andrerseits das 20
+als Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue
+bildet. Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeits
+kraft, wird weder dadurch afficirt, daß sie „Revenue" für ihn bildet, noch
+dadurch, daß der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer die
+sem Käufer Kapitalwerth reproducirt.
+
+25
+
+Weil der Werth der Arbeitskraft - d.h. der adäquate Verkaufspreis der
+Waare des Arbeiters - wie der jeder andren Waare, durch die zu ihrer
+Reproduktion nöthige Arbeitsmenge bestimmt ist, diese Arbeitsmenge
+selbst aber hier bestimmt ist durch die zur Produktion der nöthigen Le
+bensmittel des Arbeiters, also zur Erhaltung seines Lebens erheischte 30
+Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur Revenue, wovon der Arbeiter zu
+leben hat.
+
+Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des Kapitals,
+der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . .. nachdem er ihm"
+(dem Kapitalisten) „in der Funktion eines Kapitals gedient hat, . .. bildet 35
+eine Revenue für sie" (die Arbeiter). Das Geld womit der Kapitalist die
+von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm in der Funktion eines
+Kapitals", soweit er dadurch die Arbeitskraft den dinglichen Bestand
+t e i l en seines Kapitals einverleibt, und damit überhaupt sein Kapital erst
+in den Stand setzt, als produktives Kapital zu fungiren. Unterscheiden 40
+wir: Die ||58| Arbeitskraft ist Waare, nicht Kapital, in der Hand des Ar-
+
+342
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+beiters, und sie konstituirt für ihn eine Revenue, so weit er deren Verkauf
+beständig wiederholen kann; sie fungirt als Kapital nach dem Verkauf in
+der Hand des Kapitalisten, während des Produktionsprocesses selbst.
+Was hier zweimal dient ist die Arbeitskraft: als Waare die zu ihrem Werth
+5 verkauft wird, in der Hand des Arbeiters; als Werth- und Gebrauchs
+werth producirende Kraft in der Hand des Kapitalisten, der sie gekauft
+hat. Aber das Geld, was der Arbeiter vom Kapitalisten erhält, erhält er
+erst, nachdem er ihm den Gebrauch seiner Arbeitskraft gegeben hat,
+nachdem selbe bereits im Werth des Arbeitsprodukts realisirt ist. Der
+10 Kapitalist hat diesen Werth in seiner Hand bevor er ihn zahlt. Es ist also
+nicht das Geld, das zweimal fungirt: erst als Geldform des variablen
+Kapitals, dann als Arbeitslohn. Sondern es ist die Arbeitskraft, die zwei
+mal fungirt hat; erst als Waare beim Verkauf der Arbeitskraft (das Geld
+wirkt bei Stipulirung des zu zahlenden Lohns bloß als ideelles Werthmaß
+15 wobei es noch gar nicht in der Hand des Kapitalisten zu sein braucht);
+zweitens im Produktionsproceß, wo sie als Kapital, d.h. als Gebrauchs
+werth und Werth schaffendes Element in der Hand des Kapitalisten fun
+girt. Sie hat bereits in Waarenform das dem Arbeiter zu zahlende Aequi
+valent ge||59|liefert, bevor der Kapitalist es dem Arbeiter in Geldform
+20 zahlt. Der Arbeiter schafft also selbst den Zahlungsfonds aus dem ihn der
+Kapitalist zahlt. Aber das ist nicht Alles. Das Geld, das der Arbeiter
+erhält, wird von ihm verausgabt um seine Arbeitskraft zu erhalten, also
+- Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse in ihrer Gesammtheit betrachtet -
+um dem Kapitalisten das Werkzeug zu erhalten, wodurch er allein K a-
+
+25 pitalist bleiben kann.
+
+Der beständige K a uf und Verkauf der Arbeitskraft verewigt, also, ei
+nerseits die Arbeitskraft als Element des Kapitals, wodurch es als Schöp
+fer von Waaren, Gebrauchsartikeln, die einen Werth haben, erscheint,
+wodurch ferner der Kapitaltheil, der die Arbeitskraft kauft, durch ihr
+30 eignes Produkt beständig hergestellt wird, der Arbeiter selbst also be
+ständig den Kapitalfonds schafft, aus dem er bezahlt wird. Andrerseits
+wird der beständige Verkauf der Arbeitskraft zur stets sich erneuernden
+Lebenserhaltungsquelle des Arbeiters, und erscheint also seine Arbeits
+kraft als das Vermögen wodurch er die Revenue bezieht, von der er lebt.
+35 Revenue meint hier nichts als durch beständig wiederholten Verkauf ei
+ner Waare (der Arbeitskraft) bewirkte Aneignung von Werthen, wobei
+letztere selbst nur zur beständigen Reproduktion der zu verkaufenden
+Waare dienen. Und sofern ||60| hat A. Smith recht, zu sagen, daß der
+Werththeil des vom Arbeiter selbst geschaffnen Produkts, wofür ihm der
+40 Kapitalist ein Aequivalent in Form des Arbeitslohns zahlt, Quelle von
+Revenue für den Arbeiter wird. Dies ändert aber ebensowenig an der
+
+343
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Natur oder Größe dieses Werththeils der Waare, als es am Werth der
+Produktionsmittel ändert, daß sie als Kapitalwerthe fungiren, oder an
+der Natur und Größe einer geraden Linie, daß sie als Basis eines Dreiecks
+oder als Durchmesser einer Ellipse fungirt. Der Werth der Arbeitskraft
+bleibt gerade so unabhängig bestimmt wie der jener Produktionsmittel. 5
+Weder besteht dieser Werththeil der Waare aus Revenue als einem ihn
+konstituirenden selbständigen Faktor, noch löst sich dieser Werththeil auf
+in Revenue. Weil dieser vom Arbeiter beständig reproducirte Neuwerth
+für ihn Quelle von ||61| Revenue bildet, bildet nicht umgekehrt seine R e
+venue einen Bestandtheil des von ihm producirten Neuwerths. Die Größe 10
+des ihm bezahlten Antheils an dem von ihm geschaffnen Neuwerth be
+stimmt den Werthumfang seiner Revenue, nicht umgekehrt. D aß dieser
+Theil des Neuwerths für ihn Revenue bildet, zeigt blos was aus ihm wird,
+den Charakter seiner Anwendung, und hat mit seiner Bildung so wenig
+zu schaffen, wie mit jeder andren Werthbildung. Nehme ich jede Woche 15
+zehn Thaler ein, so ändert der Umstand dieser wöchentlichen Einnahme
+nichts, weder an der Werthnatur der zehn Thaler, noch an ihrer Werth
+größe. Wie bei jeder andren Waare ist bei der Arbeitskraft ihr Werth
+bestimmt durch die zu ihrer Reproduktion nothwendige Arbeitsmenge;
+daß diese Arbeitsmenge durch den Werth der nothwendigen Lebensmittel 20
+des Arbeiters bestimmt, also gleich ist der zur Reproduktion seiner Le
+bensbedingungen selbst nothwendigen Arbeit, ist dieser Waare (der Ar
+beitskraft) eigenthümlich, aber nicht eigenthümlicher, als daß der Werth
+von Lastvieh durch den Werth der zu ihrer Erhaltung nothwendigen Le
+bensmittel bestimmt ist, also durch die Masse menschlicher Arbeit, nö- 25
+thig um letztre zu produciren.
+
+Es ist aber die Kategorie „Revenue", die hier das ganze Unheil bei
+A. Smith anrichtet. Die verschiednen Sorten von Revenuen bilden bei
+ihm die „component parts", die Bestandtheile des jährlich producirten,
+neu hergestellten Waarenwerths, während umgekehrt die zwei Theile, 30
+worin dieser Waarenwerth für den Kapitalisten zerfällt - das Aequivalent
+seines bei Ankauf der ||62| Arbeit in Geldform vorgeschoßnen variablen
+Kapitals und der andre Werththeil, der ihm auch gehört, ihm aber nichts
+gekostet hat, der Mehrwerth - Revenuequellen bilden. Das Aequivalent
+des variablen Kapitals wird von neuem in Arbeitskraft vorgeschossen 35
+und bildet sofern eine Revenue für den Arbeiter in F o rm seines Arbeits
+da er dem Kapitalisten keinen
+lohns; der andre Theil - der Mehrwerth
+Kapitalvorschuß zu ersetzen hat, kann von ihm in Konsumtionsmitteln
+(nothwendigen und Luxus) verausgabt, als Revenue verzehrt werden,
+statt Kapitalwerth irgend einer Art zu bilden. Die Voraussetzung dieser 40
+Revenuen ist der Waarenwerth selbst, und seine Bestandtheile unter-
+
+344
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+scheiden sich für den Kapitalisten nur soweit sie entweder Aequivalent
+für, oder Ueberschuß über, den von ihm vorgeschoßnen variablen K a
+pitalwerth bilden. Beide bestehn aus nichts als während der Waaren
+produktion verausgabter, in Arbeit flüssig gemachter Arbeitskraft. Sie
+aus Arbeits
+
+5 bestehn aus Ausgabe, nicht aus Einkommen oder Revenue
+
+ausgabe.
+
+Nach diesem quid pro quo, wo die Revenue die Quelle von Waaren
+werth wird statt der Waarenwerth die Quelle von Revenue, erscheint nun
+der Waarenwerth als „zusammengesetzt" aus den verschiednen Sorten
+10 Revenuen; sie sind unabhängig von einander ||63| bestimmt, und durch
+die Addition des Werthumfangs dieser Revenuen wird der Gesammt-
+werth der Waare bestimmt. Aber nun fragt es sich, wie wird der Werth
+jeder dieser Revenuen bestimmt, aus denen der Waarenwerth entspringen
+soll? Bei dem Arbeitslohn geschieht dies, denn der Arbeitslohn ist der
+15 Werth seiner Waare, der Arbeitskraft, und dieser bestimmbar (wie der
+jeder andren Waare) durch die zur Reproduktion dieser Waare nöthige
+Arbeit. Aber der Mehrwerth, oder bei A. Smith vielmehr seine beiden
+Formen, Profit und Grundrente, wie sind sie bestimmbar? Hier bleibt's
+bei leerem Geschwätz. Bald stellt A. Smith Arbeitslohn und Mehrwerth
+20 (resp. Arbeitslohn und Profit) als Bestandtheile dar aus denen der Waa
+renwerth, resp. Preis sich zusammensetzt, bald, und oft fast im selben
+Athemzug, als Theile, worin sich der Waarenpreis - „auflöst" (resolves
+itself); was aber umgekehrt heißt, daß der Waarenwerth das zuerst Ge
+gebene ist, und daß verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschied-
+25 nen im Produktionsproceß betheiligten Personen in der Form verschied-
+ner Revenuen zufallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammen
+setzung des Werths aus diesen drei „ B e s t a n d t e i l e n ". Wenn ich die Größe
+dreier verschiednen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus
+diesen drei Linien als „ B e s t a n d t e i l e n" eine vierte gerade Linie bilde, die
+30 gleich der Größe ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Proce-
+dur, als wenn ich andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe, und
+diese zu irgend welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewis
+sermaßen „auflöse". Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durch
+weg mit der ||64| Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die
+35 Größe der drei Linientheile im letzten Falle ist von vornherein dadurch
+
+begrenzt, daß sie Theile einer Linie von gegebner Größe bilden.
+
+In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith's Dar
+stellung festhalten, daß der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell
+schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder im Tages-, Wochenprodukt
+40 etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth gleich ist dem
+Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals (also dem wieder zu Ankauf
+
+345
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+5
+
+von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehrwerth, den der
+Kapitalist realisiren kann - bei einfacher Reproduktion und sonst gleich
+bleibenden Umständen - in Mitteln seiner individuellen Konsumtion;
+wenn wir ferner daran festhalten, daß A. Smith zusammenwirft die Ar
+beit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft ist - und
+die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d.h. in nützlicher, zweck
+gemäßer F o rm verausgabt wird - so kommt die ganze Vorstellung darauf
+hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der Arbeit; also auch der
+Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth des jährlichen ge
+sellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber sich auflöst in 1) 10
+nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter blos ein Aequivalent re
+producirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorgeschoßne Kapital,
+und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für ||65| den Kapitalisten
+liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth; so kann sich
+aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestandtheile auflösen 15
+und bildet also schließlich als Arbeitslohn die Revenue der Arbeiterklas
+se, als Mehrwerth, die der Kapitalistenklasse. Was aber den konstanten
+Kapitalwerth angeht, d.h. den Werth der in der Produktion des Jahres
+produkts aufgezehrten Produktionsmittel, so kann zwar nicht gesagt wer
+den (außer der Phrase, daß der Kapitalist dem Käufer ihn anrechnet bei 20
+Verkauf seiner Waare) wie dieser Werth in den Werth des neuen Produkts
+hineinkommt, aber schließlich - ultimately - kann dieser Werththeil, da
+die Produktionsmittel selbst Produkt der Arbeit sind, doch selbst wieder
+nur bestehn aus Aequivalent des variablen Kapitals und aus Mehrwerth;
+aus Produkt von nothwendiger Arbeit und von Mehrarbeit. Wenn die 25
+Werthe dieser Produktionsmittel in der Hand ihrer Anwender als Kapi-
+talwerthe fungiren, so hindert das nicht, daß sie „ursprünglich" und
+wenn man ihnen auf den Grund geht, in einer andren Hand - wenn auch
+früher - in dieselben beiden Werththeile zerfällbar waren, also in zwei
+verschiedne Revenuequellen.
+
+30
+
+Ein richtiger Punkt hierin ist: daß in der Bewegung des gesellschaftli
+chen Kapitals - d.h. der Gesammtheit der
+individuellen Kapitale -|
+|66| die Sache sich anders darstellt, als sie sich für jedes individuelle K a
+pital, besonders betrachtet, also vom Standpunkt jedes einzelnen Kapi
+talisten darstellt. F ür letztren löst sich der Waarenwerth auf 1) in ein 35
+konstantes Element (viertes, wie Smith sagt) und 2) in die Summe von
+Arbeitslohn und Mehrwerth, resp. Arbeitslohn, Profit und Grundrente.
+Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus verschwindet dagegen Smith's
+viertes Element, der konstante Kapitalwerth.
+
+346
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+5). Zusammenfassung.
+
+Die abgeschmackte Formel, daß die drei Revenuen Arbeitslohn, Profit,
+Rente drei „Bestandtheile" des Waarenwerths bilden, entspringt bei
+A. Smith aus der plausibleren, daß der Waarenwerth resolves itself, sich
+5 auflöst, in diese drei Bestandtheile. Auch dies ist falsch, selbst voraus
+gesetzt, der Waarenwerth sei nur theilbar in Aequivalent der verbrauch
+ten Arbeitskraft und den von letztrer geschaffnen Mehrwerth. Aber der
+Irrthum ruht hier wieder auf einer tieferen wahren Grundlage. Die kapi
+talistische Produktion beruht darauf, daß der produktive Arbeiter seine
+10 eigne Arbeitskraft als seine Waare dem Kapitalisten verkauft, in dessen
+Händen sie dann bloß als ein Element seines produktiven Kapitals fun
+girt. Diese, der Cirkulation angehörige Transaktion - Verkauf und K a uf
+der Arbeitskraft - leitet nicht nur den Produktionsproceß ein, sondern
+bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion ||67|
+
+15 eines Gebrauchswerths und selbst die einer Waare (denn diese kann auch
+seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel
+für die Produktion von Mehrwerth für den Kapitalisten. Wir haben da
+her bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie die Produktion
+von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Ar-
+20 beitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung
+des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt.
+Innerhalb dieses
+selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen bloßer Erhaltung
+von Werth (des konstanten Kapital Werths), wirklicher Reproduktion von
+vorgeschoßnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Produktion
+25 von Mehrwerth, d.h. von Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent
+
+weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschießt.
+
+Die Aneignung von Mehrwerth - einem Werth der überschüssig ist
+über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Werths - ob
+gleich eingeleitet durch den K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein
+30 innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und
+
+bildet ein wesentliches Moment desselben. |
+
+|68| Der einleitende Akt, der einen Cirkultionsakt bildet: der K a uf und
+Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution
+der gesellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten
+35 Distribution der Produktionse/eme«^, nämlich der Scheidung der Ar
+beitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigen
+thum von Nichtarbeitern.
+
+Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese
+Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschoßnem
+
+347
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth
+(Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der
+Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt
+nichts außer verausgabter Arbeitskraft - Arbeit, unabhängig von dem
+besondren nützlichen Charakter dieser Arbeit - und die Werthproduk- 5
+tion ist nichts als der Proceß dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne
+während 6 Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während 6 Tagen und macht
+es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied,
+daß er z . B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und
+drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld ver||69|richtet. Seine frei- 10
+willige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind
+gleichmäßig Arbeit; soweit sie als Arbeit mit Bezug auf die von ihr ge
+schaffnen Werthe oder auch nützlichen Produkte betrachtet wird, findet
+kein Unterschied in seiner sechstägigen Arbeit statt. Der Unterschied
+bezieht sich nur auf die verschiednen Verhältnisse, wodurch die Veraus- 15
+gabung seiner Arbeitskraft während der beiden Hälften der sechstägigen
+Arbeitszeit veranlaßt wird. Ebenso verhält es sich mit der nothwendigen
+und der Mehrarbeitszeit des Lohnarbeiters.
+
+Der Produktionsproceß erlischt in der Waare. D aß in ihrer Herstellung
+Arbeitskraft verausgabt worden ist, erscheint jetzt als ihre dingliche Ei- 20
+genschaft Werth zu besitzen; die Größe dieses Werths ist gemessen durch
+die Größe der verausgabten Arbeit; in ein Weiteres löst sich der Waaren
+werth nicht auf und besteht aus nichts andrem. Wenn ich eine ||70| gerade
+Linie von bestimmter Größe gezogen habe, so habe ich zuerst durch die
+Art der Zeichnung, die nach gewissen von mir unabhängigen Regeln 25
+(Gesetzen) geschieht, eine gerade Linie „producirt" (zwar nur symbo
+lisch, was ich vorher weiß). Theile ich diese Linie in drei Abschnitte (die
+wieder einem bestimmten Problem entsprechen mögen) so bleibt jedes
+dieser drei Stücke nach wie vor gerade Linie, und die ganze Linie, deren
+Theile sie sind, wird durch diese Theilung nicht in etwas von gerader 30
+Linie Unterschiednes, z . B. eine Kurve irgend einer Art, aufgelöst. Eben
+so wenig kann ich die Linie von gegebner Größe so theilen, daß die
+Summe dieser Theile größer als die ungetheilte Linie selbst wird; die
+Größe der ungetheilten Linie ist also auch nicht bestimmt durch beliebig
+bestimmte Größen der Theillinien. Umgekehrt: die relativen Größen der 35
+letztren sind von vornherein begrenzt durch die Grenzen der Linie, deren
+Theile sie sind.
+
+Die vom Kapitalisten hergestellte Waare unterscheidet sich soweit in
+nichts von der durch einen selbständigen Arbeiter, oder von Arbeiterge
+meinden, oder von Sklaven hergestellten Waaren. Jedoch gehört in un- 40
+serm Fall das ganze Arbeitsprodukt wie sein ganzer Werth dem Kapita-
+
+348
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+listen. Wie jeder andre Producent hat er die Waare erst durch den Ver
+kauf in Geld zu verwandeln, um weiter damit manipuliren zu können; er
+muß sie in die Form von allgemeinem Aequivalent umsetzen. -
+
+Betrachten wir das Waarenprodukt, bevor es in Geld verwandelt wird.
+5 Es gehört ganz dem Kapitalisten. Es ist andrerseits als nützliches Arbeits
+produkt - als Gebrauchswerth - ganz und gar das Produkt des vergang
+nen Arbeitsprocesses; nicht so sein Werth. Ein Theil dieses Werths ist nur
+in neuer F o rm wieder erscheinender Werth der in der Produktion der |
+|71| Waare verausgabten Produktionsmittel; dieser Werth ist nicht pro-
+10 ducirt worden während des Produktionsprocesses dieser Waare; denn die
+sen Werth besaßen die Produktionsmittel vor dem Produktionsprozeß,
+unabhängig von ihm; als seine Träger gingen sie ein in diesen Proceß; was
+sich erneuert und verändert hat, ist nur seine Erscheinungsform. Dieser
+Theil des Waarenwerths bildet für den Kapitalisten ein Aequivalent für
+15 den während der Waarenproduktion verzehrten Theil seines vorgeschoß
+nen konstanten Kapitalwerths. Er existirte vorher in der Form von Pro
+duktionsmitteln; er existirt jetzt als Bestandtheil des Werths der neu
+producirten Waare. Sobald letztre versilbert ist, muß dieser nun in Geld
+existirende Werth wieder verwandelt werden in Produktionsmittel,
+in
+20 seine ursprüngliche, durch den Produktionsproceß und seine Funktion in
+selbem bestimmte Form. Am Werthcharakter einer Waare wird nichts
+geändert durch die Kapitalfunktion dieses Werths.
+
+Ein zweiter Werththeil der Waare ist der Werth der Arbeitskraft, die
+der Lohnarbeiter an den Kapitalisten verkauft. Er ist bestimmt, wie der
+25 Werth der Produktionsmittel, unabhängig von dem Produktionsproceß,
+in den die Arbeitskraft eingehn soll, und wird fixirt in einem Cirkula-
+tionsakt, dem K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, bevor diese in den
+Produktionsproceß eingeht. Durch seine Funktion - die Verausgabung
+seiner Arbeitskraft - producirt der Lohnarbeiter einen Waaren||72|werth
+30 gleich dem Werth, den ihm der Kapitalist für den Gebrauch seiner Ar
+beitskraft zu zahlen hat. Er gibt dem Kapitalisten diesen Werth in Waare,
+der zahlt ihm denselben in Geld. D aß dieser Theil des Waarenwerths für
+den Kapitalisten nur ein Aequivalent für sein im Arbeitslohn vorzuschie
+ßendes variables Kapital ist, ändert durchaus nichts an der Thatsache,
+35 daß er ein während des Produktionsprocesses neugeschaffner Waaren
+werth ist, der aus gar nichts andrem besteht als woraus der Mehrwerth
+- nämlich aus verfloßner Verausgabung von Arbeitskraft. Ebensowenig
+wird diese Thatsache dadurch afficirt, daß der vom Kapitalisten in Form
+von Lohn an den Arbeiter gezahlte Werth der Arbeitskraft für den Ar-
+40 beiter die F o rm von Revenue annimmt, und daß hierdurch nicht nur die
+Arbeitskraft fortwährend reproducirt wird, sondern auch die Klasse der
+
+349
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Lohnarbeiter als solche, und damit die Grundlage der gesammten kapi
+talistischen Produktion.
+
+Die Summe dieser beiden Werththeile macht aber nicht den ganzen
+Waarenwerth aus. Es bleibt ein Überschuß über beide: der Mehrwerth.
+Dieser ist, ebenso wie der das in Arbeitslohn vorgeschoßne variable K a- 5
+pital ersetzende Werththeil, ein während des Produktionsprocesses vom
+Arbeiter neugeschaffner Werth - festgeronnene Arbeit. Nur kostet er
+dem Eigner des ganzen Produkts, dem Kapitalisten nichts. Dieser letztere
+Umstand erlaubt in der That dem Kapitalisten, ihn ganz als Revenue zu
+verzehren, falls er nicht Theile davon an andre Antheilhaber abzutreten 10
+hat - wie Bodenrente an den Grundeigenthümer, in welchem Fall dann
+diese Theile die Revenuen solcher dritten Personen bilden. Dieser selbe
+Umstand war auch das treibende Motiv, weßwegen unser Kapitalist sich
+überhaupt mit der Waarenproduktion befaßt hat. Aber weder seine ur
+sprüngliche ||73| wohlmeinende Absicht, Mehrwerth zu ergattern, noch 15
+die nachträgliche Verausgabung desselben als Revenue durch ihn und
+andre afficiren den Mehrwerth als solchen. Sie ändern nichts daran, daß
+er festgeronnene unbezahlte Arbeit ist, und ebenfalls nichts an seiner
+Größe, die durch ganz andre Bedingungen bestimmt wird.
+
+Wollte aber einmal Adam Smith, wie er es thut, schon bei Betrachtung 20
+
+des Waarenwerths sich damit beschäftigen, welche Rolle verschiednen
+Theilen desselben
+im Gesammt-Reproduktionsproceß zufällt, so war
+klar, daß, wenn besondre Theile als Revenue fungiren, andre ebenso be
+ständig als Kapital fungiren - und deswegen nach seiner Logik auch als
+konstituirende Theile des Waarenwerths oder Theile, worin dieser sich 25
+auflöst, hätten bezeichnet werden müssen.
+
+. .. im Verhältniß zu der 30
+
+A. Smith identificirt Waarenproduktion überhaupt mit kapitalistischer
+Waarenproduktion; die Produktionsmittel sind von vornherein „Kapi
+tal", die Arbeit von vornherein Lohnarbeit und daher ist „die Zahl der
+nützlichen und produktiven Arbeiter überall
+Größe des zu ihrer Beschäftigung angewandten Kapitals" (to the quan
+tity of capital stock which is employed in setting them to work) (Intro
+duction, p. 12). Mit einem Wort, die verschiednen Faktoren des Arbeits
+processes - gegenständliche und persönliche - erscheinen von vornherein
+in den Charaktermasken der kapitalistischen Produktionsperiode. Die 35
+Analyse des Waarenwerths fällt daher auch unmittelbar zusammen mit
+der Rücksicht, wie weit dieser Werth einerseits bloßes Aequivalent für
+aus||74|gelegtes Kapital, wie weit es andrerseits „freien", keinen vorge
+schoßnen Kapitalwerth ersetzenden Werth bildet oder Mehrwerth. Die
+von diesem Standpunkt aus mit einander verglichnen Stücke des Waaren- 40
+werths verwandeln sich so unter der Hand in seine selbständigen „Be-
+
+350
+
+Frühere Darstellungen des Gegenstandes
+
+standtheile" und schließlich in „Quellen alles Werths". Eine fernere Kon
+sequenz ist die Komposition des Waarenwerths aus, oder abwechselnd,
+seine „Auflösung in", Revenuen verschiedner Sorten, sodaß die Reve
+nuen nicht aus Waarenwerth, sondern der Waarenwerth aus „Revenuen"
+5 besteht. So wenig es aber an der Natur eines Waarenwerths qua Waa
+renwerth oder des Geldes qua Geld ändert, daß sie als Kapitalwerth, so
+wenig an einem Waarenwerth, daß er später als Revenue für diesen oder
+jenen fungirt. Die Waare mit ||75| der A. Smith es zu thun hat, ist von
+vornherein Waarenkapital (das außer dem in der Produktion der Waare
+10 verzehrten Kapitalwerth, den Mehrwerth einschließt), also die kapitali
+stisch producirte Waare, das Resultat des kapitalistischen Produktions
+processes; dieser hätte also vorher analysirt werden müssen, also auch der
+in ihm eingeschloßne Verwerthungs- und Werthbildungsproceß. Da des
+sen Voraussetzung selbst wieder die Waarencirkulation ist, so erheischt
+15 seine Darstellung also auch eine davon unabhängige und vorhergehende
+Analyse der Waare. Selbst soweit A. Smith „esoterisch" vorübergehend
+das Richtige trifft, nimmt er stets auf die Werthproduktion nur Rück
+sicht bei Gelegenheit der Waarenanalyse, d.h. der Analyse des Waaren
+kapitals.
+
+20
+
+III. Die Späteren.6)
+
+Ricardo reproducirt ziemlich wörtlich Adam Smiths Theorie: „Man
+muß darüber einverstanden sein, daß alle Produkte eines Landes kon
+sumirt werden, aber es macht den denkbar größesten Unterschied, ob sie
+konsumirt werden durch solche die einen anderen Werth reproduciren
+25 oder durch solche die dies nicht thun. Wenn wir sagen, Revenue wird
+aufgespart, und zum Kapital geschlagen, so meinen wir damit, daß der
+zum Kapital geschlagne Theil der Revenue durch produktive Arbeiter
+konsumirt wird, statt durch unproduktive." (Principles, p. 163.)
+
+In der That hat Ricardo A. Smiths Theorie über die Auflösung des
+30 Waarenpreises in Arbeitslohn und Mehrwerth (oder variables Kapital
+und Mehrwerth) völlig acceptirt. Worüber er mit ihm streitet ist 1) über
+die Bestandtheile ||76| des Mehrwerths: er eliminirt die Grundrente als
+nothwendiges Element desselben; 2) Ricardo zerfällt den Waarenpreis in
+diese Bestandtheile. Die Werthgröße ist also das Prius. Die Summe der
+35 Bestandtheile ist als gegebne Größe vorausgesetzt, von ihr wird ausge
+gangen, nicht, wie A. Smith oft umgekehrt, und im Gegensatz zu seiner
+
+b) Von hieran bis Ende des Kapitels Zusatz aus Ms. II.
+
+351
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+eigenen tieferen Einsicht thut, die Werthgröße der Waare post festum
+durch Addition der Bestandtheile hervorgebracht.
+
+Ramsay bemerkt gegen Ricardo: „Ricardo vergißt, daß das ganze Pro
+dukt nicht nur zwischen Arbeitslohn und Profit sich vertheilt, sondern
+daß auch ein Theil nöthig ist zum Ersatz des fixen Kapitals." (An Essay
+on the Distribution of Wealth, Edinb. 1836, p. 174.) Ramsay versteht
+unter fixem Kapital dasselbe, was ich unter konstantem verstehe: „fixes
+Kapital existirt in einer Form, in der es zwar zur Herstellung der in
+Arbeit begriffnen Waare beiträgt aber nicht zum Unterhalt der Arbeiter"
+(p. 53).
+
+5
+
+10
+
+Adam Smith sträubte sich gegen die nothwendige Konsequenz seiner
+Auflösung des Waarenwerths, also auch des Werths des gesellschaftlichen
+Jahresprodukts, in Arbeitslohn und Mehrwerth, also in bloße Revenue:
+die Konsequenz, daß als dann das ganze Jahresprodukt verzehrt werden
+könne. Es sind nie die originellen Denker, welche die absurden Konse- 15
+quenzen ziehn. Sie überlassen das den Says und MacCullochs.
+
+Say macht sich die Sache in der That leicht genug. Was für den Einen
+Kapitalvorschuß, ist für den Andern Revenue und Nettoprodukt oder
+war es; der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoprodukt ist rein sub
+jektiv, und „so hat sich der Gesammtwerth aller Produkte in der Gesell- 20
+schaft als Revenue vertheilt". (Say, Traité d'Éc. Pol. 1817 II, p. 69). „Der
+Gesammtwerth eines jeden Produkts setzt sich zusammen aus den Pro
+fiten der Grundbesitzer, der Kapitalisten und der Industriellen," (der
+Arbeitslohn figurirt hier als profits des industrieux!) „die zu seiner Her
+stellung beigetragen haben. Dies macht, daß die Revenue der Gesell- 25
+ist dem producirten Bruttowerth, nicht, wie die Sekte der
+schaft gleich
+Oekonomisten" (die Physiokraten) „meinten, nur gleich dem Nettopro
+dukt des Bodens." (p. 63)
+
+Diese Entdeckung Says hat u. A. auch Proudhon sich angeeignet.
+Storch, der ebenfalls A. Smiths Doktrin im Princip acceptirt, findet 30
+
+jedoch, daß Says Nutzanwendung nicht haltbar ist. „Wenn man zugibt,
+daß die Revenue einer Nation ihrem Bruttoprodukt gleich ist, d.h. daß
+kein Kapital" (soll ||77| heißen: kein konstantes Kapital) „in Abzug zu
+bringen ist, so muß man auch zugeben, daß diese Nation den ganzen
+Werth ihres jährlichen Produkts unproduktiv verzehren kann, ohne ihrer 35
+künftigen Revenue den geringsten Abbruch zu thun . .. Die Produkte die
+das" (konstante) „Kapital einer Nation ausmachen, sind nicht konsu-
+mabel." (Storch, Considérations sur la nature du revenu national. Paris
+1824. p. 150.)
+
+Wie aber die Existenz dieses konstanten K a p i t a l t e i ls mit der von ihm 40
+
+angenommenen Smithschen Preisanalyse stimmt, wonach der Waaren-
+
+352
+
+-nr ;L: / ~ /.)
+
+_.LY_.
+
+-?·
+
+J
+
+Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 75
+
+Einfache Reproduktion
+
+werth nur Arbeitslohn und Mehrwerth, aber keinen konstanten Kapital
+theil enthält, hat Storch vergessen zu sagen. Es wird ihm nur vermittelst
+Say klar, daß diese Preisanalyse zu absurden Resultaten führt, und sein
+eignes letztes Wort hierüber lautet: „daß es unmöglich ist, den nothwen-
+5 digen Preis in seine einfachsten Elemente aufzulösen". (Cours d'Ec. Pol.
+
+Pétersbourg 1815, II p. 140.)
+
+Sismondi, der sich besonders mit dem Verhältniß von Kapital und
+Revenue zu schaffen, und in der That die besondre Fassung dieses Ver
+hältnisses zur differentia specifica seiner Nouveaux Principes macht, hat
+10 nicht ein wissenschaftliches Wort gesagt, nicht ein Atom zur Klärung des
+
+Problems beigetragen.
+
+Barton, Ramsay und Cherbuliez machen Versuche, über die Smithsche
+Fassung hinauszugehn. Sie scheitern, weil sie von vorn herein das Pro
+blem einseitig stellen, indem sie den Unterschied von konstantem und
+15 variablem Kapitalwerth nicht klar abschälen von dem Unterschied von
+
+fixem und cirkulirendem Kapital.
+
+Auch John Stuart Mill reproducirt mit gewohnter Wichtigthuerei die
+
+von A. Smith auf seine Nachfolger vererbte Doktrin.
+
+Resultat: Die Smith'sche Gedankenwirre existirt fort bis zur Stunde,
+20 und sein Dogma bildet orthodoxen Glaubensartikel der politischen
+
+Oekonomie. I
+
+|78| KAPITEL .
+
+Einfache Reproduktion.
+
+/. Stellung der Frage.')
+
+25 Betrachten wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals
+- also des Gesammtkapitals, wovon die
+individuellen Kapitale nur
+Bruchstücke bilden, deren Bewegung sowohl ihre individuelle Bewegung
+ist, wie gleichzeitig integrirendes Glied der Bewegung des Gesammtka
+pitals - während eines Jahres in ihrem Resultat, d.h. betrachten wir das
+30 Waarenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so
+muß sich zeigen, wie der Reproduktionsproceß des gesellschaftlichen
+Kapitals von statten geht, welche Charaktere diesen Reproduktionspro
+ceß vom Reproduktionsproceß eines individuellen Kapitals unterschei-
+
+') Aus Ms. II nur der letzte Absatz aus Ms VIII.
+
+355
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+den, und welche Charaktere beiden gemeinsam sind. Das Jahresprodukt
+umschließt sowohl die Theile des gesellschaftlichen Produkts, welche K a
+pital ersetzen, die gesellschaftliche Produktion resp. Reproduktion, wie
+die Theile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter
+und Kapitalisten verzehrt werden, ||79| also sowohl die produktive wie die 5
+individuelle Konsumtion. Sie umschließt ebensowohl die Reproduktion
+der Waarenwelt, wie die Reproduktion (d.h. Erhaltung) der Kapitalisten
+klasse und der Arbeiterklasse, daher auch die Reproduktion des kapita
+listischen Charakters des gesammten Produktionsprocesses.
+
+Es ist offenbar die Cirkulationsfigur W'
+
+G -W . .. P . .. W'
+
+{
+
+g -w
+
+die wir 10
+
+hier zu analysiren haben, und zwar spielt die Konsumtion nothwendig
+eine Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W = W + w, das Waaren
+kapital, schließt sowohl den konstanten und variablen Kapitalwerth ein
+wie den Mehrwerth. Seine Bewegung umfaßt daher ebensowohl die in
+dividuelle Konsumtion wie die produktive. Bei den Kreisläufen 15
+. .. P . .. W ' - G' und P . .. W ' - G ' -W . .. P ist die Bewegung des
+G -W
+Kapitals Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die Konsumtion ein
+schließt, da die Waare, das Produkt, verkauft werden muß. Dies aber als
+geschehen vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die Bewegung des Einzel
+kapitals, was weiter aus dieser Waare wird. Dagegen sind bei der Bewe- 20
+gung von W' . .. W' die Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion
+grade daraus erkennbar, daß nachgewiesen werden muß, was aus jedem
+Werththeil dieses Gesammtprodukts W' wird. Der gesammte Reproduk
+tionsproceß schließt hier den durch die Cirkulation vermittelten K o n
+sumtionsproceß ebensosehr ein, wie den Reproduktionsproceß des K a- 25
+pitals selbst.
+
+Und zwar ist der Reproduktionsproceß für unsern vorliegenden Zweck
+zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Werth- wie des Stoffersatzes
+der einzelnen Bestandtheile von W'. Wir können uns jetzt nicht mehr
+begnügen, wie bei Analyse des Produktenwerths des einzelnen Kapitals, 30
+mit der Voraussetzung, daß der einzelne Kapitalist die Bestandtheile sei
+nes Kapitals durch Verkauf seines Waarenprodukts erst in Geld umsetzen
+und dann durch Wiederkauf der Produktionselemente auf dem Waaren-
+markt in produktives Kapital rückverwandeln kann. Jene Produktions
+elemente, soweit sie sachlicher Natur, bilden ||80| ebensowohl einen Be- 35
+standtheil des gesellschaftlichen Kapitals, wie das individuelle Produkt,
+das sich gegen sie austauscht und sich durch sie ersetzt. Andrerseits bildet
+die Bewegung des Theils des gesellschaftlichen Waarenprodukts, das vom
+Arbeiter in Verausgabung seines Arbeitslohns und vom Kapitalisten in
+
+356
+
+Einfache Reproduktion
+
+Verausgabung des Mehrwerths verzehrt wird, nicht nur ein integrirendes
+Glied der Bewegung des Gesammtprodukts, sondern sie verschlingt sich
+mit der Bewegung der individuellen Kapitale, und ihr Vorgang kann da
+her nicht dadurch erklärt werden, daß man ihn einfach voraussetzt.
+
+5
+
+Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der
+Produktion verzehrte Kapital seinem Werth und seinem Stoff nach aus
+dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung
+dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerths durch die Kapita
+listen und des Arbeitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also
+10 zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter. Ferner wird
+unterstellt nicht nur, daß die Produkte ||81| ihrem Werth nach sich aus
+tauschen, sondern auch daß keine Werthrevolution in den Bestandtheilen
+des produktiven Kapitals vorgehe. Soweit die Preise von den Werthen
+abweichen, kann dieser Umstand übrigens auf die Bewegung des gesell-
+15 schaftlichen Kapitals keinen Einfluß ausüben. Es tauschen sich nach wie
+vor im Ganzen dieselben Massen Produkte aus, obgleich die einzelnen
+Kapitalisten dabei in Werthverhältnissen betheiligt sind, die nicht mehr
+proportioneil wären ihren respektiven Vorschüssen und den von jedem
+von ihnen einzeln producirten Mehrwerthmassen. Was aber Werthrevo-
+20 lutionen angeht, so ändern sie nichts an den Verhältnissen zwischen den
+Werthbestandtheilen des jährlichen Gesammtprodukts, soweit sie allge
+mein und gleichmäßig vertheilt sind. Soweit sie dagegen partiell und nicht
+gleichmäßig vertheilt sind, stellen sie Störungen dar, welche erstens als
+solche nur verstanden werden können, soweit sie als Abweichungen von
+25 gleichbleibenden Werthverhältnissen betrachtet werden; zweitens aber
+wenn das Gesetz nachgewiesen, wonach ein Werththeil des jährlichen
+Produkts konstantes, ein andrer variables Kapital ersetzt, so würde |
+|82| eine Revolution, sei es im Werth des konstanten, sei es des variablen
+Kapitals, an diesem Gesetz nichts ändern. Sie würde nur die relative
+30 Größe der Werththeile ändern, die in der einen oder andern Qualität
+fungiren, weil an die Stelle der ursprünglichen Werthe andre Werthe ge
+treten wären.
+
+So lange wir die Werthproduktion und den Produktenwerth des K a
+pitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Waarenprodukts
+35 für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie z . B. aus Maschinen bestand oder
+aus K o rn oder aus Spiegeln. Es war dies immer nur Beispiel, und jeder
+beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen.
+Womit wir es zu thun hatten, war der unmittelbare Produktionsproceß
+selbst, der auf jedem Punkt als Proceß eines individuellen Kapitals sich
+40 darstellt. Soweit die Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, genügte
+es zu unterstellen, daß innerhalb der Cirkulationssphäre der Theil des
+
+357
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Waarenprodukts, welcher Kapitalwerth darstellt, sich in seine Produkti
+onselemente und daher in seine Gestalt als produktives ||83| Kapital rück
+verwandelt; ganz wie es genügte zu unterstellen, daß Arbeiter und K a
+pitalist auf dem Markte die Waaren vorfinden, worin sie Arbeitslohn und
+Mehrwerth verausgaben. Diese nur formelle Manier der Darstellung ge- 5
+nügt nicht mehr bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals
+und seines Produktenwerths. Die Rückverwandlung eines Theils des Pro
+duktenwerths in Kapital, das Eingehn eines andern Theils in die indivi
+duelle Konsumtion der Kapitalisten - wie der Arbeiterklasse bildet eine
+Bewegung innerhalb des Produktenwerths selbst, worin das Gesammt- 10
+kapital resultirt hat; und diese Bewegung ist nicht nur Werthersatz, son
+dern Stoffersatz, und ist daher ebensosehr bedingt durch das gegenseitige
+Verhältniß der Werthbestandtheile des gesellschaftlichen Produkts, wie
+durch ihren Gebrauchswerth, ihre stoffliche Gestalt. //84/ Die einfache
+Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter erscheint insoweit als eine 15
+Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller
+Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, eine be
+fremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhältnisse, worin producirt
+wird, nicht absolut gleich bleiben (und dies ist vorausgesetzt) in ver
+schiednen Jahren. Die Voraussetzung ist, daß ein gesellschaftliches K a- 20
+pital von gegebnem Werth, wie im vorigen Jahr, so in diesem dieselbe
+Masse Waarenwerthe wieder liefert, und dasselbe Quantum Bedürfnisse
+befriedigt, obgleich die Formen der Waaren sich im Reproduktionspro
+ceß ändern mögen. Indeß, soweit Akkumulation stattfindet, bildet die
+einfache Reproduktion stets einen Theil derselben, kann also für sich 25
+betrachtet werden, ||85| und ist ein realer F a k t or der Akkumulation. Der
+Werth des jährlichen Produkts kann abnehmen, obgleich die Masse der
+Gebrauchswerthe gleichbleibt; der Werth kann derselbe bleiben, obgleich
+die Masse der Gebrauchswerthe abnimmt; Werthmasse und Masse der
+reproducirten Gebrauchswerthe können gleichzeitig abnehmen. Alles 30
+dies kömmt darauf hinaus, daß die Reproduktion entweder unter gün
+stigeren Umständen als vorher stattfindet, oder unter erschwerenden,
+re-
+welche letztre in eine unvolkommne Reproduktion - mangelhafte
+sultiren können. Alles dies kann nur die quantitative Seite der verschied
+nen Elemente der Reproduktion berühren, nicht aber die Rolle, die sie als 35
+reproducirendes Kapital oder als reproducirte Revenue
+sammtproceß spielen.
+
+in dem Ge-
+
+358
+
+Einfache Reproduktion
+
+II. Die beiden großen Abtheilungen der gesellschaftlichen
+
+Produktion.2)
+
+Das Gesammtprodukt, also auch die Gesammtproduktion der Gesell
+schaft zerfällt in zwei große Abtheilungen:
+
+5
+
+I. Produktionsmittel, Waaren, welche eine Form besitzen, worin sie in
+die produktive Konsumtion eingehn müssen oder wenigstens eingehn
+können. |
+
+|86| II. Konsumtionsmittel, Waaren, welche eine F o rm besitzen, worin
+sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse
+
+10 eingehn.
+
+In jeder dieser Abtheilungen bilden sämmtliche verschiedne, ihr ange-
+hörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die
+einen den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel.
+jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesammte
+Das
+15 Kapital bildet eine besondre große Abtheilung des gesellschaftlichen
+
+in
+
+Kapitals.
+
+In jeder Abtheilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandtheile:
+1) Variables Kapital. Dies, dem Werth nach betrachtet, ist gleich dem
+Werth der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen
+20 Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne.
+Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich bethätigenden Arbeits
+kraft selbst, d.h. aus der von diesem Kapitalwerth in Bewegung gesetzten
+lebendigen Arbeit.
+
+2) Konstantes Kapital, d.h. den Werth aller zur Produktion
+in
+25 diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits
+in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten,
+wieder
+Arbeitsvieh etc.; und in cirkulirendes konstantes Kapital: Produktions
+materialien, wie R o h- und Hülfsstoffe, Halbfabrikate etc.
+
+Der Werth des mit Hülfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abthei-
+30 lungen erzeugten gesammten Jahresprodukts zerfällt in einen Werththeil
+der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Werth nach auf das
+Produkt nur übertragne konstante Kapital c darstellt, und in den durch
+die gesammte Jahresarbeit zugesetzten Werththeil. Dieser letztere zerfällt
+wieder in den Ersatz des vorgeschoßenen variablen Kapitals v und in den
+35 Ueberschuß dar��ber, der den Mehrwerth m bildet. Wie der Werth |
+|86a| jeder einzelnen Waare, so zerfällt also auch der des gesammten Jah
+resprodukts jeder Abtheilung in c + v + m.
+
+2) Im Wesentlichen aus Ms. II. Das Schema aus Ms. VIII.
+
+359
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+5
+
+Der Werththeil c, der das in der Produktion verzehrte konstante K a
+pital darstellt, deckt sich nicht mit dem Werth des in der Produktion
+angewandten konstanten Kapitals. Die Produktionsstoffe sind zwar ganz
+verzehrt, und ihr Werth ist daher ganz auf das Produkt übertragen. Aber
+fixen Kapitals ist ganz verzehrt, sein
+nur ein Theil des angewandten
+Werth daher auf das Produkt übergegangen. Ein andrer Theil des fixen
+Kapitals, Maschinen, Gebäude etc. existirt und fungirt fort, nach wie
+vor, wenn auch mit durch den Jahresverschleiß vermindertem Werth.
+Dieser fortfungirende Theil des fixen Kapitals existirt nicht für uns, wenn
+wir den Produktenwerth betrachten. Er bildet einen von diesem neu- 10
+producirten Waarenwerth unabhängigen, neben ihm vorhandenen Theil
+des Kapitalwerths. Dies zeigte sich bereits bei Betrachtung des Produk
+tenwerths eines Einzelkapitals (Buch I, K a p. VI, S. 192). Hier müssen wir
+jedoch vorläufig von der, dort angewandten Betrachtungsweise abstra-
+hiren. Wir sahen bei Betrachtung des Produktenwerths des Einzelkapi- 15
+tals, daß der dem fixen Kapital durch Verschleiß entzogne Werth sich auf
+das während der Verschleißzeit erzeugte Waarenprodukt überträgt, ei
+nerlei ob ein Theil dieses fixen Kapitals während dieser Zeit in natura aus
+diesem übertragnen Werth ersetzt wird oder nicht. Dagegen sind wir hier,
+bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts und seines 20
+Werths, genöthigt, wenigstens vorläufig von dem, durch Verschleiß von
+fixem Kapital während des Jahrs auf das Jahresprodukt übertragnem
+Werththeil zu abstrahiren, soweit dies fixe Kapital nicht während des
+Jahrs auch wieder in Natura ersetzt worden ist. In einem spätem Ab
+schnitt dieses Kapitels werden wir dann diesen Punkt getrennt erörtern. 25
+
+Für unsre Untersuchung der einfachen Reproduktion ||86b| wollen wir
+legen, worin c = konstantes Kapital,
+folgendes Schema zu Grunde
+v = variables Kapital, m = Mehrwerth ist und das Verwerthungsverhält-
+
+niß - zu 1 0 0% angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, 30
+
+Franken oder Pfund Sterling bedeuten.
+
+I. Produktion von Produktionsmitteln:
+
+Kapital
+Waarenprodukt. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000,
+
+4000c + lOOOv = 5000.
+
+existirend in Produktionsmitteln.
+
+35
+
+II. Produktion von Konsumtionsmitteln:
+2000c + 500v = 2500.
+
+Kapital
+Waarenprodukt. 2000c + 500v + 500m = 3000,
+
+existirend in Konsumtionsmitteln.
+
+360
+
+Einfache Reproduktion
+
+Rekapitulirt, jährliches Gesammt Waarenprodukt:
+I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000 Produktionsmittel.
+II. 2000c +
+500m = 3000 Konsumtionsmittel.
+Gesammtwerth = 9000, wovon das in seiner Naturalform fortfungi-
+
+500v +
+
+5 rende fixe Kapital nach der Voraussetzung ausgeschlossen ist.
+
+Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also der
+ganze Mehrwerth unproduktiv konsumirt wird, nothwendigen Umsätze
+untersuchen, und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldcirkulation un
+beachtet lassen, so ergeben sich uns von vorn herein drei große Anhalts-
+
+10 punkte.
+
+1) Die 500v Arbeitslohn der Arbeiter und die 500m, Mehrwerth der
+Kapitalisten der Abtheilung II müssen in Konsumtionsmitteln veraus
+gabt werden. Aber ihr Werth existirt in den Konsumtionsmitteln zum
+Werth von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abtheilung II, die
+15 vorgeschoßenen 500v, ersetzen und die 500m repräsentiren. Arbeitslohn
+und Mehrwerth der Abtheilung II werden also innerhalb Abtheilung II
+gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Ge-
+sammtprodukt (500v + 500m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln.
+
+2) Die lOOOv + 1000m der Abtheilung I müssen ebenfalls in Konsum-
+20 tionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abtheilung II. Sie
+müssen sich also austauschen gegen den von diesem ||87| Produkt noch
+übrigen, dem Belauf nach gleichen konstanten Kapitaltheil 2000c. Dafür
+erhält Abtheilung II einen gleichen Betrag in Produktionsmitteln, Pro
+dukt von I, worin der Werth der lOOOv + 1000m von I verkörpert. Damit
+
+25 verschwinden aus der Rechnung 2000 IIc und (lOOOv + 1000m) I.
+
+3) Es bleiben noch 4000 Ic. Diese bestehn in Produktionsmitteln, die
+nur in Abtheilung I vernutzt werden können, zum Ersatz ihres verzehrten
+konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Austausch
+zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden,
+30 wie die (500v + 500m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und
+
+Kapitalisten, resp. zwischen den einzelnen Kapitalisten von II.
+
+Dies einstweilen nur zum besseren Verständniß des Nachfolgenden.
+
+361
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+III. Der Austausch zwischen beiden Abtheilungen:
+I(v + m) gegen Hc.3)
+
+Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen.
+(lOOOv + 1000m) I, die Werthe, die in den Händen ihrer Producenten in
+der Naturalform von Produktionsmitteln bestehn, tauschen sich aus ge- 5
+gen 2000 I I c, die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln be
+stehn. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch
+ihr konstantes Kapital
+= 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produk
+tionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine Form worin es
+von neuem als F a k t or des Arbeitsprocesses und für die Verwerthung als 10
+konstanter Kapitalwerth fungiren kann. Andrerseits ist dadurch das Ae
+quivalent für die Arbeitskraft in I (1000 I v) und der Mehrwerth der K a
+pitalisten I (1000 I m) realisirt in Konsumtionsmitteln; beide sind aus ih
+rer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform,
+worin sie als Revenue verzehrt werden können. |
+
+15
+
+|88| Dieser wechselseitige Umsatz ist aber vermittelt durch eine Geld
+cirkulation, die ihn ebensosehr vermittelt wie sie sein Verständniß er
+schwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitaltheil
+immer von Neuem in Geldform auftreten muß, als Geldkapital, das sich
+aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muß in allen 20
+auf der ganzen Peripherie der Gesellschaft gleichzeitig neben einander
+betriebnen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II an
+gehören, in Geldform vorgeschossen werden. Der Kapitalist kauft die
+Arbeitskraft, ehe sie in den Produktionsproceß eintritt, zahlt sie aber erst
+in verabredeten Terminen, nachdem sie schon verausgabt ist in der Pro- 25
+duktion von Gebrauchswerth. Wie der übrige Werththeil des Produkts,
+gehört ihm auch der Theil desselben, der nur ein Aequivalent für das in
+Zahlung der Arbeitskraft verausgabte Geld ist, der den variablen Kapi
+talwerth repräsentirende Werththeil des Produkts. In diesem Werththeil
+selbst hat der Arbeiter ihm das Aequivalent für seinen Arbeitslohn be- 30
+reits geliefert. Es ist aber die Rückverwandlung der Waare in Geld, ihr
+Verkauf, die dem Kapitalisten sein variables Kapital wieder herstellt als
+Geldkapital, das er von neuem in Ankauf der Arbeitskraft vorschießen
+kann.
+
+In Abtheilung I hat der Gesammtkapitalist also 1000 £ (ich sage £, 35
+
+bloß um zu bezeichnen daß es Werth in Geldform ist) =
+lOOOv an die
+Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Theil existirenden Werththeil des
+Produkts I, d.h. der von ihnen producirten Produktionsmittel. Die Ar-
+
+3) Von hier an Ms. VIII.
+
+362
+
+Einfache Reproduktion
+
+beiter kaufen mit diesen 1000 £ (dem Geldwerth des variablen Kapitals
+und daher auch seiner Reproduktion als ||89| Waarenbestandtheil v des
+jährlichen Waarenprodukts I) für selben Werth Konsumtionsmittel von
+den Kapitalisten II, und verwandeln so eine Hälfte des konstanten K a-
+5 pitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 £
+Produktionsmittel zum Werth von 1000 von den Kapitalisten I; damit ist
+für diese letzteren der variable Kapitalwerth = lOOOv, der als Theil ihres
+Produkts in der Naturalform von Produktionsmitteln bestand, wieder in
+Geld verwandelt, und hat jetzt in der Hand der Kapitalisten I von neuem
+10 als Geldkapital zu fungiren, das in Arbeitskraft, also in das wesentlichste
+Element des produktiven Kapitals, umgesetzt wird. A uf diesem Weg
+strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, in Folge der
+Realisation eines Theils ihres Waarenkapitals.
+
+Was aber das Geld betrifft, das nöthig ist für den Umsatz des m-Theils
+15 des Waarenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapital-
+theils II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden. In der
+Wirklichkeit umschließt diese Cirkulation eine zahllose Masse einzelner
+Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei
+aber unter allen Umständen ||90| das Geld von diesen Kapitalisten her-
+20 rühren muß, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Cirkulation
+geworfnen Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der K a
+tegorie II aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandnen Geld
+kapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen,
+bald umgekehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Aus-
+25 gäbe, nicht Kapitalausgabe, bestimmtem Geld Konsumtionsmittel bei
+Kapitalisten der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräthe - sei es für
+Kapitalvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue - müssen unter
+allen Umständen neben dem produktiven Kapital in den Händen des
+Kapitalisten als vorhanden vorausgesetzt werden. Unterstellen wir - die
+30 Proportion ist dabei ganz gleichgültig für unsren Zweck - die Hälfte des
+Geldes werde von den Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten
+Kapitals im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, die andre
+Hälfte von den Kapitalisten I für Konsumtion verausgabt, so: Abthei
+lung II schießt 500 £ vor und kauft damit von I Produktionsmittel, hat
+35 damit (inclusive der obigen, von den Arbeitern I herrührenden 1000 £)
+V4 ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt; Abtheilung I kauft mit den
+so erhabnen 500 £ Konsumtionsmittel von II und hat damit für die Hälf
+te des aus m bestehenden Theils ihres Waarenkapitals ||91| die Cirkula
+tion W - G -W beschrieben, ihr Produkt realisirt in Konsumtionsfonds.
+40 Durch diesen zweiten Proceß kehren 500 £ in die Hände von II zurück,
+als Geldkapital, das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. And-
+
+363
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+rerseits anticipirt I für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden
+vor dem Verkauf desselben - Geldaus
+Theils m seines Waarenkapitals
+gabe zum Betrag von 500 £ für Ausgabe in Konsumtionsmitteln II. Mit
+denselben 500 £ kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein
+ganzes konstantes Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt, 5
+während I seinen ganzen Mehrwerth in Konsumtionsmitteln realisirt hat.
+Im ganzen hätte ein Umsatz von Waaren zum Belauf von 4000 £ statt
+gefunden mit einer Geldcirkulation von 2000 £, eine Größe der letztren,
+die nur herauskommt, weil das gesammte Jahresprodukt als auf einmal in
+wenigen großen Quoten umgesetzt dargestellt wird. Das Wichtige hierbei 10
+ist nur der Umstand, daß II nicht nur sein in Form von Konsumtions
+mitteln reproducirtes konstantes Kapital wieder in die F o rm von Pro
+duktionsmitteln umgesetzt, sondern außerdem die 500 £, die es im An
+kauf von Produktionsmitteln der Cirkulation vorgeschossen, ihm zurück
+kehren; und daß ebenso I nicht nur sein variables Kapital, das es in Form 15
+von Produktionsmitteln reproducirt, wieder
+in Geldform besitzt, als
+Geldkapital, das von neuem direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, sondern
+daß ihm außerdem die 500 £ zurückströmen, die es vor Verkauf ||92| des
+ganzen Mehrwerththeils seines Kapitals, anticipirend, im Ankauf von
+Konsumtionsmitteln verausgabt. Sie strömen ihm aber zurück, nicht 20
+durch die stattgehabte Verausgabung, sondern durch den nachfolgenden
+Verkauf eines, seinen halben Mehrwerth tragenden Theils seines Waaren
+produkts.
+
+In beiden Fällen wird nicht nur das konstante Kapital von II wieder
+umgesetzt aus der Produktform in die Naturalform von Produktions- 25
+mittein, worin es allein als Kapital fungiren kann, und ebenso wird nicht
+nur der variable Kapitaltheil von I in Geldform, und der Mehrwerththeil
+der Produktionsmittel I in konsumable, als Revenue verzehrbare Form
+umgesetzt, sondern außerdem strömt an II 500 £ Geldkapital zurück, das
+es im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, bevor es den ent- 30
+sprechenden, sie kompensirenden Werththeil des konstanten Kapitals
+- vorhanden in Form von Konsumtionsmitteln - verkauft hat, und an I
+500 £, die es im Ankauf von Konsumtionsmitteln anticipando verausgabt
+hat. Wenn an II das auf Rechnung des konstanten Theils seines Waaren
+produkts vorgeschoßne, und an I das auf Rechnung eines Mehrwerth- 35
+theils seines Waarenprodukts vorgeschoßne Geld zurückströmt, so nur,
+weil die eine Klasse Kapitalisten außer dem in Waaren||93|form II existi-
+renden konstanten Kapital, die andre außer dem in Waarenform I exi-
+stirenden Mehrwerth, noch je 500 £ Geld in Cirkulation geworfen. Sie
+haben sich schließlich wechselseitig vollständig bezahlt durch den Aus- 40
+tausch ihrer resp. Waarenäquivalente. Das Geld, das sie über die Werth-
+
+364
+
+Einfache Reproduktion
+
+betrage ihrer Waaren hinaus in Cirkulation geworfen, als Mittel dieses
+Waarenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Cirkulation zurück, pro
+rata der Quote davon, die jedes von beiden in Cirkulation geworfen. Sie
+sind dadurch um keinen Deut reicher geworden. II besaß ein konstantes
+5 Kapital = 2000 in F o rm von Konsumtionsmitteln + 500 in Geld; es
+besitzt jetzt 2000 in Produktionsmitteln und 500 in Geld wie vorher;
+ebenso I besitzt wie vorher, einen Mehrwerth von 1000 (aus Waaren,
+Produktionsmitteln, jetzt verwandelt in Konsumtionsfonds) + 500 in
+Geld, wie vorher. - Es folgt allgemein: Von dem Geld, das die industri-
+10 eilen Kapitalisten in Cirkulation werfen, zur Vermittlung ihrer eignen
+Waarencirkulation, sei es nun auf K o n to des konstanten Werththeils der
+Waare, oder des in den Waaren existirenden Mehrwerths, soweit er als
+Revenue verausgabt wird, ||94[a]| kehrt soviel zurück in die Hände der
+respektiven Kapitalisten, als sie für die Geldcirkulation vorgeschossen.
+15 Was die Rückverwandlung des variablen Kapitals der Klasse I in Geld
+form betrifft, so existirt es für die Kapitalisten I, nachdem sie es in Ar
+beitslohn ausgelegt haben, zunächst in der Waarenform, worin es ihnen
+die Arbeiter geliefert haben. Sie haben es in Geldform diesen letztren als
+den Preis ihrer Arbeitskraft ausgezahlt. Sie haben sofern den Werthbe-
+20 standtheil ihres Waarenprodukts bezahlt, der gleich diesem in Geld aus
+gelegten variablen Kapital. Dafür sind sie Eigner auch dieses Theils des
+Waarenprodukts. Aber der von ihnen angewandte Theil der Arbeiter
+klasse ist kein Käufer der von ihm selbst producirten Produktionsmittel;
+er ist Käufer der von II producirten Konsumtionsmittel. Das bei der
+25 Zahlung der Arbeitskraft in ||94[b]| Geld vorgeschoßne variable Kapital
+kehrt also nicht direkt an die Kapitalisten I zurück. Es geht durch die
+Käufe der Arbeiter über in die Hände der kapitalistischen Producenten
+der, dem Arbeiterkreis nothwendigen und überhaupt zugänglichen
+Waaren, also in die Hände der Kapitalisten I I, und erst indem diese das
+30 Geld zum Ankauf von Produktionsmitteln verwenden - erst auf diesem
+
+Umweg kehrt es zurück in die Hände der Kapitalisten I.
+
+Es ergibt sich, daß bei einfacher Reproduktion die Werthsumme v + m
+des Waarenkapitals I (also auch ein entsprechender proportioneller Theil
+des Gesammtwaarenprodukts I) gleich sein muß dem ebenfalls als pro-
+35 portioneller Theil des gesammten Waarenprodukts der Klasse II ausge-
+
+schiednen, konstanten Kapital I I c; oder I(v + m) = I I c.
+
+365
+
+Dritter Abschnitt - Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+IV. Der Austausch innerhalb Abth. II.
+Nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel.
+
+i
+j
+
+Vom Werth des Waarenprodukts der Abtheilung II sind nun noch zu
+untersuchen die Bestandtheile v und m. Ihre Betrachtung hat nichts zu
+thun mit der wichtigsten Frage, die uns hier beschäftigt: inwiefern näm- 5
+lieh die Zerfällung des Werths ||95| jedes individuellen kapitalistischen
+Waarenprodukts in c + v + m, wenn auch durch verschiedne Erschei
+nungsform vermittelt, ebenfalls gilt für den Werth des jährlichen Ge-
+sammtprodukts. Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von
+(v + m) I gegen C I I, einerseits, durch die für später vorbehaltne Unter- 10
+suchung der Reproduktion von Ic im jährlichen Waarenprodukt I and
+rerseits. Da II(v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln exi-
+stirt; da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßne
+variable Kapital von selben im Ganzen und Großen in Konsumtions
+mitteln verausgabt werden muß, und da der Werththeil m der Waaren, 15
+bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumti
+onsmitteln als Revenue verausgabt wird, so ist prima facie klar, daß die
+Arbeiter II mit dem von den Kapitalisten II erhaltnen Arbeitslohn einen
+Theil ihres eignen Produkts - entsprechend dem Umfang des als Arbeits
+kraft erhaltnen Geldwerths - wiederkaufen. Dadurch verwandelt die 20
+Kapitalistenklasse II
+in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßnes
+Geldkapital zurück in Geldform; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die
+in bloßen Werthmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese
+Arbeiter
+Werthmarken reali||96|siren durch K a uf eines Theils des von ihnen pro
+ducirten und den Kapitalisten gehörigen Waarenprodukts, würden diese 25
+Werthmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren; bloß daß hier
+die Marke Werth nicht nur vorstellt, sondern in ihrer goldnen oder sil
+bernen Leiblichkeit auch besitzt. Diese Sorte Rückfluß des in Geldform
+vorgeschoßnen variablen Kapitals durch den Proceß, worin die Arbeiter
+klasse als Käufer und die Kapitalistenklasse als Verkäufer erscheint - 30
+werden wir später näher untersuchen. Hier aber handelt es sich um einen
+andren Punkt, der bei diesem Rückfluß des variablen Kapitals zu seinem
+Ausgangspunkt zu erörtern ist.
+
+ihr
+
+Die Kategorie II der jährlichen Waarenproduktion besteht aus den
+mannichfaltigsten Industriezweigen, die aber - mit Bezug auf ihre Pro- 35
+dukte - in zwei große Unterabtheilungen zerfällt werden können:
+
+a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehn
+und, soweit sie nothwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität
+und dem Werth nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen
+
+366
+
+Einfache Reproduktion
+
+Theil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Ab
+theilung können wir für unsern Zweck zusammenfassen unter der R u
+brik: Noth\91\wendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig ob
+ein solches Produkt, wie z . B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt
+5 aus ein nothwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, daß es
+
+gewohnheitsmäßig ein solches.
+
+b) L«.xws-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalisten
+klasse eingehn, also nur gegen verausgabten Mehrwerth umgesetzt wer
+den können, der dem Arbeiter nie zufällt. Bei der ersten Rubrik ist klar,
+
+10 daß das in der Produktion der ihr angehörigen Waarensorten vorge
+schoßne variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muß an den
+Theil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten IIa), welche diese
+nothwendigen Lebensmittel producirt. Sie verkaufen sie an ihre eignen
+Arbeiter - zum Betrag des ihren in Arbeitslohn ausgezahlten Kapitals.
+
+15 Dieser Rückfluß ist direkt, mit Bezug auf diese ganze Abtheilung a der
+Kapitalistenklasse II, so zahlreich auch die Transaktionen zwischen den
+Kapitalisten der verschiednen Industriezweige dieser Abtheilung a sein
+mögen, wodurch dies rückfließende variable Kapital pro rata vertheilt
+wird. Es sind Cirkulationsprocesse, deren Cirkulationsmittel direkt gelie-
+20 fert ||98| werden durch das von den Arbeitern ausgegebne Geld. Anders
+verhält es sich aber mit Abtheilung IIb. Der ganze Theil des Werthpro
+dukts mit dem wir es zu thun haben, IIb (v + m), besteht hier unter der
+Naturalform von Luxusartikeln, d.h. Luxusartikeln, d.h. Artikeln, die
+die Arbeiterklasse ebensowenig kaufen kann wie den unter F o rm von
+25 Produktionsmitteln bestehenden Waarenwerth Iv; obgleich diese Luxus
+mittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter. Der Rück
+fluß, wodurch das in dieser Abtheilung vorgeschoßne variable Kapital
+den kapitalistischen Producenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann
+also nicht direkt, sondern muß vermittelt sein wie sub Iv.
+
+30
+
+35
+
+Nehmen wir z . B. an wie oben für die gesammte Klasse II: v = 500;
+m = 500; aber das variable Kapital und der ihm entsprechende Mehr
+werth sei so vertheilt:
+Unterabtheilung a: Nothwendige Lebensmittel: v = 400, m = 400; also
+in nothwendigen Konsumtionsmitteln zum
+
+eine Waarenmasse
+Werth von 400v + 400m = 800, oder IIa (400v + 400m).
+
+Unterabtheilung b: Luxusmittel zum Werth von lOOv + 100m = 200, oder
+
+IIb (lOOv + 100m). I
+
+|99| Die Arbeiter von IIb haben in Zahlung für ihre Arbeitskraft 100
+erhalten in Geld, sage 100 £; sie kaufen damit von den Kapitalisten IIa
+40 Konsumtionsmittel zum Betrag von 100. Diese Kapitalistenklasse kauft
+damit für 100 der Waare IIb, womit den Kapitalisten IIb ihr variables
+Kapital in Geldform zurückströmt.
+
+367
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+In IIa existiren also bereits 400v wieder in Geldform in der Hand der
+Kapitalisten durch Austausch mit ihren eignen Arbeitern; von dem den
+Mehrwerth darstellenden Theil ihres Produkts ist außerdem der vierte
+Theil an die Arbeiter IIb abgetreten und dafür IIb (100m) bezogen wor
+den.
+
+5
+
+2/s
+
+Wenn wir nun gleichmäßige Theilung der Revenue-Ausgabe in noth
+wendige Lebensmittel und Luxusmittel bei den Kapitalisten IIa und IIb
+voraussetzen - annehmen, daß je beide Vs in nothwendigen Lebensmit
+teln,
+in Luxusartikeln ausgeben, so werden die Kapitalisten der
+Unterklasse IIa ihre Mehrwerths-Revenue von 400m auslegen zu Vs 10
+in ihren eignen Produkten, nothwendigen Lebensmitteln, also 240, und
+zu 2h = 160 in Luxusmitteln. Die Kapitalisten der Unterklasse IIb werden
+ihren Mehrwerth = 100m ebenso vertheilen: Vs = 60 auf nothwendige und
+2h - 40 auf Luxusmittel, diese letzteren innerhalb ihrer eignen Unter
+klasse producirt und umgesetzt. /
+
+15
+
+/100/ Die 160 Luxusmittel, die (IIa) m erhält, fließen den Kapitali
+sten IIa zu wie folgt: Von den (IIa) 400m wurden, wie wir sahen, 100 in
+Form von nothwendigen Lebensmitteln ausgetauscht gegen gleichen Be
+trag von (Ilb)v, die in Luxusmitteln existiren, und weitere 60 in noth
+wendigen Lebensmitteln gegen (IIb) 60m in Luxusmitteln. Die Gesammt- 20
+rechnung steht dann so:
+
+IIa: 400v + 400m; IIb: lOOv + 100m.
+1) 400v(a) werden aufgegessen von den Arbeitern IIa, von deren Pro
+dukt (nothwendigen Lebensmitteln) sie einen Theil bilden; die Arbeiter
+kaufen sie von den kapitalistischen Producenten ||101| ihrer eignen Ab- 25
+theilung; diesen kehrt damit 400 £ Geld zurück, ihr, selbigen Arbeitern in
+Arbeitslohn gezahlter variabler Kapitalwerth von 400; womit sie Arbeits
+kraft von neuem kaufen können.
+
+2) Ein Theil der 4 0 0 m ( a ), gleich den 100v(b), hier also ^ des Mehr
+
+werths (a) wird realisirt in Luxusartikeln wie folgt: Die Arbeiter (b) er- 30
+
+hielten von den Kapitalisten
+
+ihrer Abtheilung
+
+(b)
+
+in Arbeitslohn
+
+100 £; sie kaufen damit ^ von m (a), d.h. Waaren, die in nothwendigen
+
+Lebensmitteln bestehn; die Kapitalisten von a kaufen mit diesem Geld
+zum selben Werthbelauf Luxusartikel = 100v(b), d.h. eine Hälfte der gan
+zen Luxusproduktion. Damit kehrt den Kapitalisten b
+Kapital in Geldform zurück und sie können durch Erneuerung des An
+kaufs der Arbeitskraft ihre Reproduktion von neuem beginnen, da das
+ganze konstante Kapital der Gesammtklasse II schon ersetzt ist durch
+den Austausch von I(v + m) gegen I I c. Die Arbeitskraft der Luxusarbei-
+
+ihr variables 35
+
+368
+
+Einfache Reproduktion
+
+ter ist also nur dadurch neu verkäuflich, daß der als Aequivalent für
+ihren Arbeitslohn geschaffne Theil ihres eignen Produkts, von den K a
+pitalisten IIa in ihren Konsumtionsfonds gezogen, vermöbelt wird. (Das
+selbe gilt für den Ver||102|kauf der Arbeitskraft sub I; da das I Ic wogegen
+5 sich I(v + m) austauscht, sowohl aus Luxusmitteln wie nothwendigen
+Lebensmitteln besteht und was durch I (v + m) erneuert wird, sowohl die
+Produktionsmittel der Luxus- wie der nothwendigen Lebensmittel aus
+macht.)
+
+3) Wir kommen nun zum Austausch zwischen a und b, soweit er nur
+10 Austausch der Kapitalisten der beiden Unterabtheilungen. Durch das
+Bisherige ist erledigt das variable Kapital und ein Theil des Mehrwerths
+in a und das variable Kapital in b. Wir nahmen ferner an als Durch-
+schnittsverhältniß der kapitalistischen Revenue-Ausgabe in beiden Klas-
+
+2
+
+3
+
+sen ^ für Luxus und
+
+für nothwendige Lebensbedürfnisse. Außer den
+
+15 bereits für Luxus ausgegebnen 100 entfällt daher auf die ganze Unter
+
+klasse a noch 60 für Luxus und im selben Verhältniß auf b.
+
+I l a ( m) wird also vertheilt auf 240 für Lebensmittel und 160 für Lu
+
+xusmittel = 240 + 160 = 240 + 160 = 400m. (IIa)
+
+I l b ( m) vertheilt sich in 60 für Lebensmittel und 40 für Luxus: 60 + 40
+20 = 100m (IIb). Die letzten 40 konsumirt diese Klasse aus ihrem eignen
+
+Produkt ^ ihres Mehrwerthsj; die 60 für Lebensmittel erhält sie dadurch,
+
+daß sie 60 ihres Mehrprodukts für 60m(a) austauscht.
+
+Wir haben also für die ganze Kapitalistenklasse II (wobei v + m bei
+Unterabtheilung a in ||103| nothwendigen Lebensmitteln existirt, bei b in
+
+25 Luxusmitteln):
+
+I Ia (400v + 400m) + IIb (lOOv + 100m) = 1000; durch die Bewegung so
+
+realisirt:
+
+500v(a + b) (realisirt in 400v(a) und 100m(a)) + 500m (a + b) (realisirt
+
+in 300m(a) + 200m(b)) = 1000.
+
+30
+
+F ür a und b, jedes für sich betrachtet, erhalten wir:
+
+a) 400v(a) + 240m (a) + 100v(b) + 60m (b)
+
+=
+
+8
+
+00 1 _
+
+j 100m (a) 60m (a) + 40m (b)
+
+Halten wir der Einfachheit halber dasselbe Verh��ltniß zwischen vari-
+
+35 ablem und konstantem Kapital fest (was beiläufig durchaus nicht nö
+
+thig), so kommt auf 400v(a) ein konstantes Kapital = 1600, und auf
+
+369
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+100v(b) ein konstantes Kapital = 400, und wir haben für II folgende zwei
+Abtheilungen a und b:
+
+IIa) 1600c + 400v + 400m = 2400.
+IIb) 400c + lOOv + 100m = 600.
+
+und zusammen:
+
+2000c + 500v + 500m = 3000. |
+
+>
+
+\
+
+!
+
+5
+
+|104| Dem entsprechend sind von den 2000 I Ic in Konsumtionsmitteln,
+die ausgetauscht werden gegen 2000 I(v + m), 1600 umgesetzt in Produk
+tionsmittel von nothwendigen Lebensmitteln und 400 in Produktions
+mittel von Luxusmitteln.
+
+10
+
+Die 2000 I(v + m) würden also selbst zerfallen in:
+800v + 800m für a = 1600 Produktionsmittel nothwendiger Lebens
+mittel, und 200v + 200m für b = 400 Produktionsmittel für Luxusmittel.
+Ein bedeutender Theil nicht nur der eigentlichen Arbeitsmittel, son
+dern auch der R o h- und Hülfsstoffe etc. für beide Abtheilungen ist 15
+gleichartig. Was aber die Umsetzungen der verschiednen Werththeile des
+gesammten Produkts I(v + m) betrifft, so wäre diese Theilung ganz
+gleichgültig. Sowohl die obigen 800 Iv wie die 200 Iv werden dadurch
+realisirt, daß der Arbeitslohn in Konsumtionsmitteln 1000 I Ic verausgabt
+wird, also das für selben vorgeschoßne Geldkapital gleichmäßig sich bei 20
+der Rückkehr vertheilt unter die kapitalistischen Producenten I, ihnen
+pro rata ihr vorgeschoßnes variables Kapital wieder in Geld ersetzt; and
+rerseits, was die Realisation der 1000 Im betrifft, so werden auch hier
+die Kapitalisten gleichmäßig (proportioneil zur Größe ihres m) aus der
+gesammten zweiten Hälfte von I I c, = 1000, 600 IIa und 400 IIb ||105| in 25
+Konsumtionsmitteln ziehn; also diejenigen, welche das konstante Kapital
+von IIa ersetzen:
+
+480 (Vs) aus 6 0 0 C ( I I a) und 320 (2/s) aus C ( I I b) = 800;
+
+die das konstante Kapital von IIb ersetzen:
+
+30
+
+120 (Vs) aus 6 0 0 C ( I I a) und 80 (2/s) aus C ( I I b) = 200.
+Summa = 1000.
+Was willkürlich hier ist, sowohl für I wie für II, ist das Verhältniß des
+variablen Kapitals zum konstanten, wie die Dieselbigkeit dieses Verhält
+nisses für I und II und für ihre Unterabtheilungen. Was diese Dieselbig
+keit angeht, so ist sie nur der Vereinfachung wegen hier angenommen und 35
+die Annahme verschiedner Verhältnisse würde absolut nichts ändern an
+den Bedingungen des Problems und an seiner Lösung. Was sich aber als
+nothwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reprodukti
+on, ist 1) daß das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffne
+neue Werthprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem 40
+konstanten Kapitalwerth c des durch den andern Theil der Jahresarbeit
+
+370
+
+Einfache Reproduktion
+
+hergestellten Produktenwerths, reproducirt in F o rm von Konsumtions
+mitteln. Wäre es geringer als I I c, so könnte II sein konstantes Kapital
+nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Ueberschuß unbenutzt
+liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion,
+5 verletzt. 2) daß von dem unter F o rm von Konsumtionsmitteln reprodu-
+cirten Jahresprodukt das zu dessen Production in Geldform vorgeschoß
+ne variable Kapital v von dessen Empfängern, soweit sie Luxusarbeiter
+sind, nur realisirbar ist in dem Theil der nothwendigen ||106| Lebensmit
+tel, der den kapitalistischen Producenten derselben ihren Mehrwerth pri-
+10 ma facie verkörpert; daß also das v, ausgelegt in der Luxusproduktion,
+gleich ist einem seinem Werthumfang entsprechenden Theil von m, pro
+ducirt unter der F o rm von nothwendigen Lebensmitteln, also kleiner sein
+muß als dieses gesammte m (nämlich I l a ( m ) ), und daß nur durch die
+Realisirung jenes v in diesem Theil von m den kapitalistischen Producen-
+15 ten der Luxusartikel ihr vorgeschoßnes variables Kapital in Geldform
+zurückkehrt. Es ist dies ein ganz analoges Phänomen wie die Realisirung
+von I(v + m) in I I c; nur daß im zweiten Fall I l b ( v) sich realisirt in einem
+ihm dem Werthumfang nach gleichen Theil von I l a ( m ). Diese Verhält
+nisse bleiben qualitativ maßgebend bei jeder Vertheilung des jährlichen
+20 Gesammtprodukts, soweit es in den Proceß der jährlichen, durch Cir
+kulation vermittelten Reproduktion wirklich eingeht. I (v + m) kann nur
+realisirt werden in I I c, wie I Ic in seiner Funktion als Bestandtheil des
+produktiven Kapitals nur erneubar durch diese Realisation; ebenso ist
+I l b ( v) nur realisirbar in einem Theil von I l a ( m ), und I l b ( v) nur so wieder
+25 rückverwandelbar in seine F o rm als Geldkapital. - Selbstredend gilt dies
+nur, soweit alles dies wirklich ein Resultat des Reproduktionsproces
+ses ||107| selbst ist, also soweit nicht z . B. die Kapitalisten IIb Geldka
+pital für v durch Kredit anderweitig aufnehmen. Quantitativ dagegen kön
+nen die Umsetzungen der verschiednen Theile des Jahresprodukts nur so
+soweit Stufenleiter
+und Werthverhältnisse der Produktion stationär bleiben, und soweit
+diese strengen Verhältnisse nicht alterirt werden durch den auswärtigen
+Handel.
+
+stattfinden, wie oben dargestellt,
+
+30 proportionell
+
+Wenn man nun nach A. Smith'scher Weise sagte, I(v + m) lösen sich
+35 auf in I I c, und I Ic löst sich auf in I(v + m), oder, wie er noch öfter und
+
+noch abgeschmackter zu sagen pflegt, I (v + m) bilden Bestandtheile des
+Preises (resp. Werths, er sagt value in exchange) von I I c, und I Ic bildet
+den ganzen Bestandtheil des Werths I (v + m), so könnte und müßte man
+ebenfalls sagen I l b ( v) löst sich auf in I l a ( m ), oder I l a ( m) in I l b ( v ), oder
+40 I l b ( v) bildet einen Bestandtheil des Mehrwerths IIa, und vice versa, der
+Mehrwerth löste sich so auf in Arbeitslohn, resp. variables Kapital und
+
+371
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+das variable Kapital bildete einen „Bestandtheil" des Mehrwerths. Diese
+Abgeschmacktheit findet sich so weit in der That bei A. Smith, da bei
+ihm der Arbeitslohn bestimmt ist durch den Werth der nothwendigen |
+11081 Lebensmittel, diese Waarenwerthe dahingegen wieder durch den
+Werth des in ihnen enthaltnen Arbeitslohns (variablen Kapitals) und 5
+Mehrwerths. Er ist so absorbirt durch die Bruchstücke, worin das Werth
+produkt eines Arbeitstags auf kapitalistischer Basis zerfällbar - nämlich
+in v + m - daß er ganz darüber vergißt, daß es beim einfachen Waaren-
+austausch ganz gleichgültig, ob die in verschiedner Naturalform existi-
+renden Aequivalente aus bezahlter oder unbezahlter Arbeit bestehn, da 10
+sie in beiden Fällen gleichviel Arbeit zu ihrer Produktion kosten; und daß
+es ebenso gleichgültig ist ob die Waare des A ein Produktionsmittel und
+die des B ein Konsumtionsmittel, ob nach dem Verkauf die eine Waare
+als Kapitalbestandtheil zu fungiren hat, die andre dagegen in den Kon
+sumtionsfonds eingeht und secundum Adam als Revenue verzehrt wird. 15
+Der Gebrauch, den der individuelle Käufer von seiner Waare macht, fällt
+nicht in den Waarenaustausch, in die Cirkulationssphäre, und berührt
+nicht den Werth der Waare. Dies wird in keiner Weise dadurch anders,
+daß bei Analyse der Cirkulation des jährlichen gesellschaftlichen Ge-
+sammtprodukts die bestimmte Gebrauchsbestimmung, das Moment der 20
+Konsumtion der verschiednen Bestandtheile jenes Produkts in Betracht
+kommen muß. |
+
+|109| Bei obig konstatirter Umsetzung von I l b ( v) gegen einen gleich-
+werthigen Theil von I l a ( m) und bei den weitern Umsetzungen zwischen
+I l a ( m) und I l b ( m) ist keineswegs vorausgesetzt, daß, sei es die einzelnen 25
+Kapitalisten von IIa und IIb, sei es ihre respektiven Gesammtheiten, im
+selben Verhältniß
+ihren Mehrwerth zwischen nothwendigen Konsum
+tionsgegenständen und Luxusmitteln theilen. Einer mag mehr in dieser
+Konsumtion, ein andrer mehr in jener verausgaben. Auf dem Boden der
+einfachen Reproduktion ist nur vorausgesetzt, daß eine Werthsumme, 30
+gleich dem ganzen Mehrwerth, in Konsumtionsfonds realisirt wird. Die
+Grenzen sind also gegeben. Innerhalb jeder Abtheilung mag der eine
+mehr in a, der andre mehr in b leisten; dies kann sich aber wechselseitig
+kompensiren, so daß die Kapitalistenklassen a und b, als Ganze genom
+men, sich je im selben Verhältniß an beiden betheiligen. Die Werthver- 35
+hältnisse - der proportioneile Antheil am Gesammtwerth des Produkts
+II für die zwei Sorten Producenten a und b - also auch ein bestimmtes
+quantitatives Verhältniß zwischen den Produktionszweigen, welche jene
+Produkte liefern - sind aber nothwendig gegeben in jedem konkreten
+Fall; nur das Verhältniß, das beispielsweis figurirt, ist ein hypotheti- 40
+sches; wird ein andres angenommen, so ändert dies nichts an den quali-
+
+372
+
+Einfache Reproduktion
+
+tativen Momenten; nur ||110| die quantitativen Bestimmungen würden
+sich ändern. Tritt aber durch irgend welche Umstände eine wirkliche
+Veränderung in der proportioneilen Größe von a und b ein, so würden
+sich auch die Bedingungen der einfachen Reproduktion entsprechend
+
+5 ändern.
+
+Aus dem Umstand, daß IIb (v) realisirt wird in einem äquivalenten Theil
+von I l a ( m) folgt, daß im Verhältniß wie der Luxustheil des jährlichen
+Produkts wächst, wie also ein steigendes Quotum der Arbeitskraft ab-
+10 sorbirt wird in der Luxusproduktion, - daß im selben Verhältniß die
+Rückverwandlung des in I l b ( v) vorgeschoßnen variablen Kapitals in
+Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungirt,
+und damit die Existenz und Reproduktion des in IIb beschäftigten Theils
+der Arbeiterklasse - ihre Zufuhr nothwendiger Konsumtionsmittel - be-
+15 dingt wird durch die Verschwendung der Kapitalistenklasse, den Umsatz
+
+eines bedeutenden Theils ihres Mehrwerths in Luxusartikel.
+
+Jede Krise vermindert die Luxuskonsumtion momentan; sie verlang
+samt, verzögert die Rückverwandlung des I l b ( v) in Geldkapital, läßt sie
+nur theilweis zu und wirft damit einen Theil der Luxusarbeiter aufs Pfla-
+20 ster, während sie andrerseits den Verkauf der nothwendigen Konsum
+tionsmittel eben dadurch ||111| auch ins Stocken bringt und verringert.
+Ganz abgesehn von den unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste
+einen Theil der Ausgabe der Kapitalisten in Luxus bilden (diese Arbeiter
+selbst sind pro tanto Luxusartikel), und die sich sehr stark betheiligen
+25 namentlich auch an der Konsumtion nothwendiger Lebensmittel etc.
+Umgekehrt in der Prosperitätsperiode, und namentlich während der Zeit
+ihrer Schwindelblüte - wo schon aus andren Gründen der relative, in
+Waaren ausgedrückte Werth des Geldes fällt (ohne wirkliche sonstige
+Werthrevolution), also der Preis der Waaren, unabhängig von ihrem eig-
+
+30 nen Werth, steigt. Nicht nur steigt die Konsumtion nothwendiger Le
+bensmittel; die Arbeiterklasse (in die nun ihre ganze Reservearmee aktiv
+eingetreten) nimmt auch momentan Antheil an der Konsumtion ihr sonst
+unzugänglicher Luxusartikel, außerdem auch an der Klasse der noth
+wendigen Konsumtionsartikel, die sonst zum größten Theil „nothwen-
+
+35 dige" Konsumtionsmittel nur für die Kapitalistenklasse bildet, was sei
+
+nerseits eine Steigerung der Preise hervorruft.
+
+Es ist eine reine Tautologie zu sagen, daß die Krisen aus Mangel an
+zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten
+hervorgehn. Andre Konsumarten, als zahlende, kennt das kapitalistische |
+
+40 |112| System nicht, ausgenommen die „sub forma pauperis" oder die des
+
+373
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+„Spitzbuben". D aß Waaren unverkäuflich sind, heißt nichts, als daß sich
+keine zahlungsfähigen Käufer für sie fanden, also Konsumenten (sei es
+nun, daß die Waaren in letzter Instanz zum Behuf produktiver oder in
+dividueller Konsumtion gekauft werden). Will man aber dieser Tauto
+logie einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, daß man sagt, die
+Arbeiterklasse erhalte einen zu geringen Theil ihres eignen Produkts, und
+dem Uebelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größren Antheil
+davon empfange, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken,
+daß die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode,
+worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter 10
+größren Antheil an dem für Konsumtion bestimmten Theil des jährlichen
+Produkts erhält. Jene Periode müßte - von dem Gesichtspunkt dieser
+Ritter vom gesunden und „einfachen" (!) Menschenverstand - umgekehrt
+die Krise entfernen. Es scheint also, daß die kapitalistische Produktion
+vom guten oder bösen Willen unabhängige Bedingungen einschließt, die 15
+jene relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen und
+zwar immer nur als Sturmvogel einer Krise.')
+
+5
+
+Man sah vorher, wie das proportioneile Verhältniß zwischen der Pro
+duktion nothwendiger Kon||l 13|sumtionsmittel und der Produktion von
+Luxus die Theilung von IIb(v + m) bedingte - also auch die von I Ic 20
+zwischen I l a ( c) und I l b ( c ). Sie greift also den Charakter und die quan
+titativen Verhältnisse der Produktion bis an die Wurzel an und ist ein
+wesentlich bestimmendes Moment ihrer Gesammtgestaltung.
+
+Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als
+Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwerth als treibendes 25
+Motiv der
+individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwerth
+- welches immer seine proportioneile Größe - soll schließlich hier dienen
+nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten.
+
+Soweit die einfache Reproduktion Theil und bedeutendster Theil auch
+jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies 30
+Motiv in Begleitung von und im Gegensatz zu dem Motiv der Bereiche
+rung als solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil
+dem Mehrwerth des Kapitalisten -
+Theilnehmer (partners) an der Beute
+als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten.
+
+') Ad notam für etwaige Anhänger der Rodbertusschen Krisentheorie. F. E.
+
+35
+
+374
+
+Einfache Reproduktion
+
+V. Das Geld für die Umsätze.
+
+Soweit bisher entwickelt, verlief die Cirkulation zwischen den verschied
+nen Klassen von Producenten nach folgendem Schema:
+
+1) Zwischen Klasse I und Klasse I I:
+
+5
+
+I. 4000c + 1 0 0 0 v+ 1000m
+\
+
+/
+
+I I.
+|114| Abgemacht ist also die Cirkulation von I Ic = 2000, das umgesetzt
+
+2000c + 500v + 500m. /
+
+ist gegen I (lOOOv + 1000m).
+
+Es bleibt - da wir I 4000c einstweilen bei Seite lassen - noch die Cir-
+10 kulation von v und m innerhalb Klasse II. Nun theilten sich II(v + m)
+
+zwischen die Unterklassen IIa und IIb wie folgt:
+
+2) II. 500v + 500m = a (400v + 400m) + b (lOOv + 100m).
+Die 400v(a) cirkulirten innerhalb ihrer eignen Unterklasse; die damit
+bezahlten Arbeiter kaufen dafür von ihnen selbst producirte, nothwen-
+
+15 dige Lebensmittel, von ihren Anwendern, den Kapitalisten IIa.
+
+Da die Kapitalisten beider Unterklassen ihren Mehrwerth je zu 3/s in
+Produkten von I Ia (nothwendigen Lebensmitteln) und zu 2h in Produk
+ten von IIb (Luxusmitteln) verausgaben, so werden 3/s des Mehrwerths a,
+2h des
+also 240, innerhalb der Unterklasse IIa selbst verzehrt; ebenso
+20 Mehrwerths b (der in Luxusmitteln producirt und vorhanden ist) inner
+
+halb der Unterklasse IIb.
+
+Es bleiben zwischen IIa und IIb also noch auszutauschen:
+
+auf Seite IIa: 160m.
+auf Seite IIb: lOOv + 60m.
+
+25 Diese gehn in einander auf. Die Arbeiter IIb kaufen für ihre in Geldlohn
+
+erhaltenen lOOv von IIa nothwendige Lebensmittel im Betrag von 100.
+Die Kapitalisten IIb kaufen für 3h ihres Mehrwerths = 60m ebenfalls ihre
+nothwendigen Lebensmittel von IIa. Die Kapitalisten IIa erhalten damit
+2h ihres Mehrwerths
+das nöthige Geld, um die, oben angenommenen,
+30 = 160m in den von IIb producirten Luxuswaaren anzulegen (lOOv, die in
+den Händen der Kapitalisten IIb als den gezahlten Arbeitslohn ersetzen
+des Produkt lagern, und 60m). Das Schema hierfür ist also:
+3) H.a. (400v) + (240m) + 160m.
+b. lOOv + 60m (+ 40m.)
+
+35 wo die eingeklammerten Posten diejenigen sind die nur innerhalb ihrer
+
+eignen Unterklasse cirkuliren und verzehrt werden.
+
+Der direkte Rückfluß des in variablem Kapital vorgeschoßnen Geld
+kapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabtheilung IIa, die noth
+wendige Lebensmittel producirt, ist nur eine durch specielle Bedingungen
+
+375
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+industriellen Kapitalisten Geld- 5
+
+modificirte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, daß
+den Waarenproducenten, die der Cirkulation Geld vorschießen, selbes
+zurückkehrt bei normalem Verlauf der Waarencirkulation. Woraus bei
+läufig folgt, daß wenn hinter dem Waarenproducenten überhaupt, ein
+Geldkapitalist steht, der wieder dem
+kapital (in dem strengsten Sinne des Worts, also Kapitalwerth in Geld
+form) vorschießt, der eigentliche Rückflußpunkt dieses Geldes die Tasche
+dieses Geldkapitalisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle
+Hände mehr oder weniger cirkulirt, gehört die Masse des cirkulirenden
+Geldes der in F o rm von Banken etc. organisirten und koncentrirten Ab- 10
+theilung des Geldkapitals; die Art, wie diese ihr Kapital vorschießt, be
+dingt den beständigen finalen Rückfluß in Geldform zu ihr, obgleich dies
+wieder vermittelt ||115| ist durch die Rückverwandlung des industriellen
+Kapitals in Geldkapital.
+
+Zur Waarencirkulation ist immer zweierlei nöthig: Waaren, die in Cir- 15
+
+kulation geworfen werden, und Geld, das in Cirkulation geworfen wird.
+���Der Cirkulationsproceß erlischt . .. nicht, wie der unmittelbare Produk
+tenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerthe.
+Das Geld verschwindet nicht, weil es schließlich aus der Metamorpho
+senreihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch 20
+die Waaren geräumte Cirkulationsstelle" etc. (Buch I K a p. III, p. 92.)
+
+Z . B. in der Cirkulation zwischen I Ic und I(v + m) nahmen wir an, daß
+für diese Cirkulation 500 in Geld von II vorgeschossen werden. Bei der
+unendlichen Zahl Cirkulationsprocesse, worin sich die Cirkulation zwi
+schen großen gesellschaftlichen Gruppen von Producenten auflöst, wird 25
+bald einer aus dieser, bald einer aus jener Gruppe zuerst als Käufer auf
+treten - also Geld in Cirkulation werfen. Es ist das, ganz abgesehn von
+individuellen Umständen, schon bedingt durch die Verschiedenheit der
+Produktionsperioden und daher der Umschläge der verschiednen Waa-
+renkapitale. //116/ Also II kauft mit 500 £ zum selben Werthbetrag Pro- 30
+duktionsmittel von I, dieses aber kauft von II Konsumtionsmittel für
+500 £; das Geld fließt also zurück zu II; letztres wird in keiner Weise
+bereichert durch diesen Rückfluß. Es warf erst für 500 £ Geld in Cirku
+lation und zog zum selben Werthbetrag Waaren aus ihr heraus; es ver
+kauft dann für 500 £ Waaren und zieht zum selben Werthbetrag Geld aus 35
+ihr heraus; so fließen die 500 £ zurück. In der That hat II so in Cirku
+lation geworfen für 500 £ Geld und für 500 £ Waaren = 1000 £; es zieht
+aus der Cirkulation heraus für 500 £ Waaren und für 500 £ Geld. Die
+Cirkulation braucht für den Umsatz von 500 £ Waaren (I) und 500 £
+Waaren (II) nur 500 £ Geld; wer das Geld also vorgeschossen beim K a uf 40
+fremder Waare, erhält es wieder beim Verkauf eigner. Hätte daher I zu-
+
+376
+
+Einfache Reproduktion
+
+erst von II gekauft Waare für 500 £, und später an II verkauft Waare für
+500 £, so würden die 500 £ zu I statt zu II zurückkehren.
+
+In Klasse I kehrt das in Arbeitslohn angelegte Geld, d.h. das in Geld
+form vorgeschoßne variable Kapital in dieser Form nicht direkt, sondern
+5 indirekt zurück, auf einem Umweg. In II dagegen kehren die 400 £ Ar
+beitslohn direkt von den Arbeitern an die Kapitalisten zurück, wie diese
+Rückkehr ||117| immer direkt ist, wo K a uf und Verkauf zwischen densel
+ben Personen sich so wiederholt, daß sie abwechselnd einander als Käu
+fer und Verkäufer von Waaren beständig gegenübertreten. Der Kapita-
+10 list II zahlt die Arbeitskraft in Geld; er verleibt dadurch die Arbeitskraft
+seinem Kapital ein und tritt nur durch diesen Cirkulationsvorgang, der
+für ihn nur Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist, als
+industrieller Kapitalist dem Arbeiter als seinem Lohnarbeiter gegenüber.
+Dann aber tritt der Arbeiter, der in erster Instanz Verkäufer, Händler in
+15 eigner Arbeitskraft war, in zweiter Instanz als Käufer, als Geldbesitzer,
+dem Kapitalisten als dem Waarenverkäufer gegenüber; damit fließt die
+sem das in Arbeitslohn ausgelegte Geld zurück. Soweit der Verkauf dieser
+Waaren nicht Prellerei etc. einschließt, sondern Aequivalente in Waare
+und Geld ausgetauscht werden, ist derselbe nicht ein Proceß, wodurch
+20 der Kapitalist sich bereichert. Er zahlt den Arbeiter nicht zweimal, erst in
+Geld und dann in Waare; sein Geld kehrt zu ihm zurück, sobald der
+Arbeiter es in Waare bei ihm auslöst.
+
+Das in variables Kapital verwandelte Geldkapital
+
+also das in Ar
+beitslohn vorgeschoßne Geld - spielt aber eine Hauptrolle in der Geld-
+25 cirkulation selbst, weil - da die Arbeiterklasse von der Hand in den
+Mund leben muß, also den ||118| industriellen Kapitalisten keine langen
+Kredite geben kann - auf zahllosen örtlich verschiednen Punkten der
+Gesellschaft gleichzeitig variables Kapital in Geld vorgeschossen werden
+muß in gewissen kurzen Terminen, wie Woche etc. - in relativ rasch sich
+30 wiederholenden Zeitabschnitten (je kürzer diese Abschnitte, desto kleiner
+kann relativ die durch diesen Kanal in Cirkulation geworfne gesammte
+Geldsumme sein) - welches auch immer die verschiednen Umschlagspe
+rioden der Kapitale in verschiednen Industriezweigen sein mögen. In j e
+dem Land kapitalistischer Produktion bildet das so vorgeschoßne Geld-
+35 kapital einen proportioneil entscheidenden Antheil an der Gesammtcir-
+kulation, um so mehr, da dasselbe Geld - vor seinem Rückfluß zum
+Ausgangspunkt - in den mannigfachsten Kanälen sich umtreibt und als
+Cirkulationsmittel für eine Unzahl andrer Geschäfte fungirt.
+
+377
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Betrachten wir jetzt die Cirkulation zwischen I(v + m) und I Ic von einem
+anderen Gesichtspunkt aus.
+
+Die Kapitalisten I schießen 1000 £ in Zahlung von Arbeitslohn vor,
+womit die Arbeiter für 1000 £ Lebensmittel kaufen von den Kapitali
+sten II, und diese wieder für dasselbe Geld Produktionsmittel von den 5
+Kapitalisten I. Letztren ist ihr variables Kapital in Geldform nun zurück
+gekehrt, während die Kapitalisten II die Hälfte ihres konstanten Kapitals
+aus der Form von Waaren||l 19|kapital in produktives Kapital rückver
+wandelt haben. Die Kapitalisten II schießen weitere 500 £ Geld vor um
+Produktionsmittel bei I zu heben; die Kapitalisten I verausgaben das 10
+Geld in Konsumtionsmitteln von II; diese 500 £ fließen so den Kapita
+listen II zurück; sie schießen sie von neuem vor um das letzte Viertel ihres
+in Waare verwandelten konstanten Kapitals rückzuverwandeln in seine
+produktive Naturalform. Dies Geld strömt wieder zu I zurück, und hebt
+von neuem bei II Konsumtionsmittel zu gleichem Betrage; damit fließen 15
+die 500 £ zurück an II; dessen Kapitalisten sind jetzt wie vorhin im Besitz
+von 500 Geld und 2000 konstantem Kapital, das aber aus der Form von
+Waarenkapital in produktives Kapital neu umgesetzt worden ist. Mit
+1500 £ Geld ist eine Waarenmasse von 5000 £ cirkulirt worden; nämlich
+1) I zahlt an die Arbeiter 1000 £ für Arbeitskraft zum Werthbelauf von 20
+1000 £; 2) die Arbeiter kaufen mit selben 1000 £ Lebensmittel von II;
+3) II kauft mit demselben Geld Produktionsmittel von I, dem damit
+1000 £ variables Kapital in Geldform wieder hergestellt ist; 4) II kauft
+mit 500 £ Produktionsmittel von I; 5) I kauft mit selben 500 £ Konsum
+tionsmittel von II; 6) II kauft mit selben 500 £ Produktionsmittel von I; 25
+7) I kauft mit selben 500 £ Lebensmittel von II. An II sind 500 £ zurück
+geflossen, die es außer seinen 2000 £ in Waare in Cirkulation warf und
+für die es der Cirkulation kein Aequivalent in Waare entzogen.2) |
+
+|120| Die Umsetzung verläuft also wie folgt:
+1) I zahlt 1000 £ Geld für Arbeitskraft also für Waare = 1000 £
+2) die Arbeiter kaufen mit ihrem Arbeitslohn zum Geldbetrag von
+
+30
+
+1000 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare = 1000 £.
+
+3) II kauft für die von den Arbeitern gelösten 1000 £ zum selben Werth
+
+Produktionsmittel von I; also Waare = 1000 £.
+
+Damit sind 1000 £ Geld als Geldform des variablen Kapitals an I 35
+
+zurückgeflossen.
+
+2) Die Darstellung weicht hier etwas ab von der oben (S. ) gegebnen. Dort warf auch 1 eine
+unabhängige Summe von 500 in die Cirkulation. Hier liefert II allein das zuschüssige Geld
+material für die Cirkulation. Dies ändert jedoch nichts am Schlußergebniß. - F. E.
+
+378
+
+Einfache Reproduktion
+
+4) II kauft für 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare = 500 £
+5) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare
+
+= 500 £.
+
+6) II kauft
+
+für selbe 500 £ Produktionsmittel von
+
+I; also Waare
+
+5 = 500 £
+
+7) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare
+
+= 500 £.
+
+10
+
+Summe des umgesetzten Waarenwerths = 5000 £.
+Die 500 £, die II im K a uf vorgeschossen, sind zu ihm zurückgekehrt.
+Resultat ist:
+1) I besitzt variables Kapital in Geldform zum Belauf von 1000 £, die
+es ursprünglich der Cirkulation vorschoß; es hat außerdem verausgabt
+für seine individuelle Konsumtion 1000 £ - in seinem eignen Waaren
+produkt; d.h. es hat das Geld verausgabt, das es für den Verkauf von
+
+15 Produktionsmitteln zum Werthbetrag von 1000 £ einnahm.
+
+Andrerseits ist die Naturalform, worin sich das in Geldform existiren-
+de variable Kapital umsetzen muß - d.h. die Arbeitskraft - durch den
+Konsum erhalten, reproducirt und wieder vorhanden als derjenige ein
+zige Handelsartikel ihrer Besitzer, den diese verkaufen müssen, wenn sie
+20 leben wollen. Es ist also auch reproducirt das Verhältniß von Lohnar
+
+beitern und Kapitalisten. |
+
+|121| 2) Das konstante Kapital von II ist in natura ersetzt, und die von
+selbem II der Cirkulation vorgeschoßnen £ 500 sind ihm rückgekehrt, j
+
+2
+
+F ür die Arbeiter I ist die Cirkulation die einfache von W - G - W. W
+3
+25 (Arbeitskraft) - G (1000 £, Geldform des variablen Kapitals I) - W
+(nothwendige Lebensmittel zum Betrage von 1000 £; diese 1000 £ ver
+silbern bis zum selben Werthbetrag das in F o rm von Waare - Lebensmit
+teln
+
+existirende konstante Kapital I I ).
+
+Für die Kapitalisten II
+
+ist der Proceß: W - G, Verwandlung eines
+30 Theils ihres Waarenprodukts in Geldform, woraus es rückverwandelt
+nämlich in einen Theil
+
+wird in Bestandtheile des produktiven Kapitals
+der ihnen nothwendigen Produktionsmittel.
+
+Bei dem Vorschuß von G (500 £), den die Kapitalisten II machen zum
+Ankauf der andren Theile der Produktionsmittel, ist die Geldform des
+35 noch in Waarenform (Konsumtionsmitteln) existirenden Theils von I Ic
+anticipirt; im Akt G - W, wo II mit G kauft und W von I verkauft wird,
+verwandelt sich das Geld (II) in einen Theil des produktiven Kapitals,
+während W (I) den Akt W -G durchmacht, sich in Geld verwandelt, das
+aber keinen Bestandtheil des Kapitalwerths für I vorstellt, sondern ver-
+
+40 silberten Mehrwerth, der nur in Konsumtionsmitteln verausgabt wird.
+
+379
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+In d er Cirkulation G -W . .. P . .. W ' - G' ist ||122| der erste Akt G -W
+des einen Kapitalisten, der letzte W ' - G' eines andren (oder Theil davon);
+ob dies W, wodurch G in produktives Kapital umgesetzt wird, für den
+Verkäufer von W (der also dies W in Geld umsetzt) konstanten Kapital-
+bestandtheil, variablen Kapitalbestandtheil, oder Mehrwerth vorstellt, ist
+für die Waarencirkulation selbst durchaus gleichgültig.
+
+5
+
+Was die Klasse I, in Bezug auf den Bestandtheil v + m ihres Waaren
+produkts, angeht, so zieht sie mehr Geld aus der Cirkulation heraus, als
+sie hineingeworfen hat. Erstens kehren ihr die 1000 £ variables Kapital
+zurück; zweitens verkauft sie (siehe oben, Umsetzung No. 4) für 500 £ 10
+Produktionsmittel; damit ist die Hälfte ihres Mehrwerths versilbert; dann
+(Umsetzung No. 6) verkauft sie wieder für 500 £ Produktionsmittel,
+die zweite Hälfte ihres Mehrwerths, und damit ist der ganze Mehrwerth
+in Geldform der Cirkulation entzogen worden; also successive 1) varia
+bles Kapital in Geld rückverwandelt = 1000 £; 2) die Hälfte des Mehr- 15
+Werths versilbert = 500 £; 3) die andre Hälfte des Mehrwerths = 500 £;
+also Summa: lOOOv + 1000m versilbert = 2000 £. Obgleich I (abgesehn
+von den später zu betrachtenden Umsätzen, die die Reproduktion von Ic
+vermitteln) nur 1000 £ in Cirkulation warf, hat es ihr doppelt so viel
+entzogen. Natürlich verschwindet das versilberte (in G verwandelte) m | 20
+|123| sofort wieder in andre andre Hand (II) dadurch, daß dies Geld in
+Konsumtionsmitteln vermöbelt wird. Die Kapitalisten von I haben nur
+soviel in Geld entzogen, als sie an Werth in Waare hineinwarfen; daß
+dieser Werth Mehrwerth ist, d.h. den Kapitalisten nichts kostet, ändert
+absolut nichts am Werth dieser Waaren selbst; ist also, soweit es sich um 25
+Werthumsatz in der Waarencirkulation handelt, vollständig gleichgültig.
+Die Versilberung des Mehrwerths ist natürlich verschwindend, wie alle
+andren Formen, die das vorgeschoßne Kapital in seinen Umsetzungen
+durchläuft. Sie dauert gerade nur solange wie der Zwischenraum zwi
+schen Verwandlung der Waare I in Geld, und der darauffolgenden Ver- 30
+Wandlung des Geldes I in Waare II.
+
+Wären die Umschläge kürzer und rascher angenommen - oder, vom
+Standpunkt einfacher Waarencirkulation aus betrachtet, die Anzahl der
+Umläufe des cirkulirenden Geldes
+- so wäre noch weniger Geld
+hinreichend, um die umgesetzten Waarenwerthe zu cirkuliren; die Summe 35
+ist stets bestimmt - wenn die Anzahl der successiven Umsätze gegeben -
+durch die Preissumme, resp. Werthsumme, der cirkulirenden Waaren.
+Welche Proportion dieser Werthsumme aus Mehrwerth einerseits und
+Kapitalwerth andrerseits besteht, ist dabei durchaus gleichgültig.
+
+Würde in unserm Beispiel der Arbeits||124|lohn bei I viermal des Jahres 40
+
+ausgezahlt, so 4 x 250 = 1000. Es würden also 250 £ in Geld hinrei-
+
+380
+
+Einfache Reproduktion
+
+chen für die Cirkulation Iv - ^ Hc und für die Cirkulation zwischen
+
+dem variablen Kapital Iv und der Arbeitskraft I. Ebenso wären, wenn
+die Cirkulation zwischen Im und I Ic in vier Umschlägen erfolgt, nur
+250 £ dazu nöthig, also in Ganzen eine Geldsumme, resp. ein Geldkapital
+5 von 500 £ für Cirkulation von Waaren zum Betrag von 5000 £; es wäre
+dann also eine Summe, gleich der Hälfte des variablen Kapitals, hinrei
+chend, um dies ganze Kapital und einen ihm an Werthgröße gleichen
+Mehrwerth zu versilbern. Der Mehrwerth würde dann, statt zweimal suc
+cessive zur Hälfte, jetzt viermal successive zu
+
+lU versilbert.
+
+in
+
+10 Wenn statt II, in Umsetzung N o. 4) I als Käufer aufträte, also 500 £ in
+Konsumtionsmitteln von selbem Werthumfang verausgabt, so kauft dann
+II in Umsetzung N o. 5 Produktionsmittel mit denselben 500 £; 6) I kauft
+Konsumtionsmittel mit selben 500 £; 7) II kauft mit selben 500 £ Pro
+duktionsmittel; die 500 £ kehren also schließlich zu I, wie vorhin zu II,
+15 zurück. Der Mehrwerth wird hier versilbert durch, von seinem kapitali
+stischen Producenten selbst
+ihrer Privatkonsumtion verausgabtes,
+Geld (das anticipirte Revenue vorstellt, anticipirte Einnahme aus dem|
+|125| in der noch zu verkaufenden Waare steckenden Mehrwerth). Die
+Versilberung des Mehrwerths findet nicht statt durch den Rückfluß der
+20 5 00 £; denn neben den 1000 £ in Waare Iv hat I, am Schluß von Umset
+zung N o. 4, 500 £ in Geld in die Cirkulation geworfen, und dies Geld war
+zuschüssig, nicht - soviel wir wissen - Erlös verkaufter Waare. Fließt dies
+Geld an I zurück, so hat I damit nur sein zuschüssiges Geld zurück
+erhalten, nicht seinen Mehrwerth versilbert. Die Versilberung des Mehr-
+25 Werths von I findet nur statt durch den Verkauf der Waaren Im worin er
+steckt, und dauert jedesmal nur so lang, als das durch Verkauf der Waare
+eingelöste Geld nicht von neuem in Konsumtionsmitteln verausgabt.
+
+I kauft mit zuschüssigem Geld (500 £) von II Konsumtionsmittel; dies
+Geld ist verausgabt von I, es hat dafür Aequivalent in Waare II; das Geld
+
+30 fließt zum ersten Mal zurück dadurch, daß II von I für 500 £ Waare
+kauft; es fließt also zurück als Aequivalent der von I verkauften Waare,
+aber diese Waare kostet I nichts, bildet also Mehrwerth für I, und so
+versilbert das von
+Mehrwerth; ebenso bei seinem zweiten K a uf (No. 6) hat I sein Aequi-
+
+in Cirkulation geworfene Geld seinen
+
+ihm selbst
+
+eignen
+
+35 valent in Waare II erhalten. Gesetzt II kaufe nun nicht (No. 7) Produk
+tionsmittel von I, so hätte I in der That für 1 0 0 0£ Konsumtionsmittel
+gezahlt - seinen ganzen Mehrwerth als Revenue verzehrt - nämlich 500
+in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) und 500 in Geld; es hätte da
+gegen noch für 500 £ in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) auf Lager,
+
+40 und wäre dagegen 500 £ in Geld losgeworden. |
+
+381
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+|126| Dahingegen hätte II drei Viertel seines konstanten Kapitals aus
+der Form von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt; ein
+Viertel dagegen in der Form von Geldkapital (500 £), in der That von
+brachliegendem Geld oder seine Funktion unterbrechendem und abwar
+tendem Geld. Dauerte diese Situation länger, so müßte II die Stufenleiter 5
+der Reproduktion um ein Viertel reduciren. - Die 500 in Produktions
+mitteln aber, die I auf dem Hals hat, sind nicht in Waarenform existiren-
+der Mehrwerth; sie sind an der Stelle der vorgeschoßnen 500 £ Geld da,
+die I besaß neben seinem Mehrwerth von 1000 £ in Waarenform. Als
+Geld befinden sie sich in stets realisirbarer Form; als Waare sind sie 10
+momentan unverkäuflich. So viel ist klar, daß einfache Reproduktion
+- wo jedes Element des produktiven Kapitals in II wie in I ersetzt werden
+muß - hier nur möglich bleibt wenn die 500 Goldvögel zurückkehren zu
+I, das sie zuerst ausfliegen ließ.
+
+Gibt ein Kapitalist (hier haben wir nur noch industrielle Kapitalisten 15
+
+vor uns, zugleich Repräsentanten aller andren) Geld aus in Konsum
+tionsmitteln, so ist es für ihn alle geworden, den Weg alles Fleisches
+gegangen. Fließt es wieder zu ihm zurück, so kann das nur geschehn, so
+weit er es für Waaren - also durch sein Waarenkapital - aus der Cirku
+lation herausfischt. Wie der Werth seines ganzen jährlichen ||127| Waa- 20
+renprodukts (das für ihn = Waarenkapital), so ist der jedes Elements
+desselben, d.h. der Werth jeder einzelnen Waare, für ihn zerfällbar in
+konstanten Kapitalwerth, variablen Kapitalwerth und Mehrwerth. Die
+Versilberung jeder einzelnen der Waaren (die als Elemente das Waaren
+produkt bilden) ist also zugleich Versilberung eines gewissen Quotums 25
+des im ganzen Waarenprodukt steckenden Mehrwerths. Es ist also im
+gegebnen Fall wörtlich richtig, daß der Kapitalist selbst das Geld in die
+Cirkulation warf - und zwar bei Verausgabung desselben in Konsum
+tionsmitteln - womit sein Mehrwerth versilbert, alias realisirt wird. Es
+handelt sich dabei natürlich nicht um identische Geldstücke; sondern um 30
+einen Betrag in klingendem Geld, gleich dem (oder gleicher Theil von
+dem), den er zur Bestreitung persönlicher Bedürfnisse vorher in Cirku
+lation geworfen.
+
+In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst
+innerhalb des laufenden Jahres eröffnet worden, so dauert es gute Weile, 35
+im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Geschäfts
+einnahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann.
+Er suspendirt deßwegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er |
+|128| schießt sich selbst (ob aus eigner, oder per Kredit aus fremder Ta
+sche, ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden 40
+Mehrwerth vor; damit aber auch cirkulirendes Medium zur Realisation
+
+382
+
+Einfache Reproduktion
+
+später zu realisirenden Mehrwerths. Ist das Geschäft dagegen schon län
+ger im regelmäßigen Gang, so vertheilen sich Zahlungen und Einnahmen
+auf verschiedne Termine während des Jahrs. Eins aber geht ununterbro
+chen fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die anticipirt und deren Um-
+5 fang berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder
+veranschlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Waare wird auch
+ein Theil des jährlich zu machenden Mehrwerths realisirt. Würde aber
+während des ganzen Jahres nur soviel der producirten Waare verkauft,
+wie nöthig, um die in ihr enthaltnen konstanten und variablen Kapital-
+10 werthe zu ersetzen; oder fielen die Preise so, daß beim Verkauf des ganzen
+jährlichen Waarenprodukts nur der in ihm enthaltne vorgeschoßne K a
+pitalwerth realisirt würde, so träte der anticipatorische Charakter des auf
+künftigen Mehrwerth hin verausgabten Geldes klar hervor. Macht unser
+Kapitalist Fallite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob
+15 seine anticipirten Privatausgaben in richtiger Proportion zum ||129| Um
+fang seines Geschäfts und der, selbem gewöhnlich oder normal entspre
+chenden Mehrwertheinnahme stehn.
+
+Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz,
+daß sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerths (resp. auch zur Cir-
+20 kulation ihres Kapitals, konstantem und variablem) selbst in die Cirku
+lation werfen muß, nicht nur nicht paradox, sondern als nothwendige
+Bedingung des ganzen Mechanismus; denn hier gibt es nur zwei Klassen:
+die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitali
+stenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmit-
+25 tel wie des Geldes ist. Das Paradoxe läge darin, wenn die Arbeiterklasse
+in erster Instanz das zur Waarencirkulation, also auch das zur Realisa
+tion, des in den Waaren steckenden Mehrwerths nothwendige Geld aus
+eignen Mitteln vorschösse. Der einzelne Kapitalist verrichtet diesen Vor
+schuß aber immer nur in der Form, daß er als Käufer agirt, Geld veraus-
+30 gabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln, oder Geld vorschießt im An
+kauf von Elementen seines produktiven Kapitals, sei es von Arbeitskraft,
+sei es von Produktionsmitteln. Er gibt das Geld immer nur weg gegen ein
+Aequivalent. Er schießt ||130| der Cirkulation nur Geld vor, in derselben
+Art, wie er ihr Waare vorschießt. Er agirt beidemal als Ausgangspunkt
+
+35 ihrer Cirkulation.
+
+Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt:
+1) Die Erscheinung des Handelskapitals
+(dessen erste F o rm
+
+immer
+Geld, da der Kaufmann als solcher kein „Produkt" oder „Waare" her
+stellt) und des Geldkapitals, als Gegenstandes der Manipulation einer
+40 besonderen Sorte von Kapitalisten, in dem Cirkulationsproceß des in
+
+dustriellen Kapitals.
+
+383
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+2) Die Spaltung des Mehrwerths - der in erster Hand immer in Hand
+des industriellen Kapitalisten sich befinden muß - in verschiedne Kate
+gorien, als deren Träger neben dem industriellen Kapitalisten der Grund
+besitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen, ditto
+die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen erscheinen
+als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und in so weit als
+Versilberer seiner Waaren; pro parte, werfen auch sie „ G e l d" in die Cir
+kulation und er erhält es von ihnen. Wobei stets vergessen wird, aus
+welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem
+erhalten. /
+
+5
+
+10
+
+|131| VI. Das konstante Kapital der Abtheilung V)
+
+Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abtheilung
+I = 4000 I c. Dieser Werth ist gleich dem im Waarenprodukt I wieder er
+scheinenden Werth der in der Produktion dieser Waarenmasse verzehrten
+Produktionsmittel. Dieser wieder erscheinende Werth, der nicht in dem 15
+Produktionsproceß I producirt, sondern das Jahr vorher als konstanter
+Werth in ihn eintrat, als gegebner Werth seiner Produktionsmittel, existirt
+jetzt in dem ganzen Theil der Waarenmasse I, die nicht von der Kate
+gorie II absorbirt ist; und zwar ist der Werth dieser Waarenmasse, die so
+in der Hand der Kapitalisten I bleibt, = 2h ihres ganzen jährlichen Waa- 20
+renprodukts. Bei dem einzelnen Kapitalisten, der ein besondres Produk
+tionsmittel producirt, konnten wir sagen: Er verkauft sein Waarenpro
+dukt, er verwandelt es in Geld. Indem er es in Geld verwandelt, hat er
+auch den konstanten Werththeil seines Produkts in Geld rückverwandelt.
+Mit diesem in Geld verwandelten Werththeil kauft ||132| er dann von 25
+andren Waarenverkäufern seine Produktionsmittel wieder ein, oder ver
+wandelt den konstanten Werththeil seines Produkts in eine Naturalform,
+worin er von neuem als produktives konstantes Kapital fungiren kann.
+Jetzt dagegen wird diese Voraussetzung unmöglich. Die Kapitalisten
+klasse I umschließt die Gesammtheit der Kapitalisten, die Produktions- 30
+mittel produciren. Außerdem ist das Waarenprodukt von 4000, das in
+ihrer Hand geblieben, ein Theil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen
+keinen andern auszutauschen ist, denn es existirt kein solcher andrer
+Theil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser 4000 ist bereits
+über den ganzen Rest disponirt; ein Theil ist durch den gesellschaftlichen 35
+Konsumtionsfonds absorbirt, und ein andrer Theil hat das konstante
+
+') Von hier Ms. II.
+
+384
+
+Einfache Reproduktion
+
+Kapital der Abtheilung II zu ersetzen, die bereits alles ausgetauscht hat,
+worüber sie im Austausch mit Abtheilung I verfügen kann.
+
+Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, daß das
+ganze Waarenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln
+5 besteht, ||133| d.h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals
+selbst. Es zeigt sich hier dasselbe Phänomen wie vorhin sub II, nur unter
+einem andern Aspekt. Sub II bestand das ganze Waarenprodukt in Kon
+sumtionsmitteln; ein Theil desselben, gemessen durch den in diesem Waa
+renprodukt enthaltnen Arbeitslohn plus Mehrwerth, konnte daher von
+10 seinen eignen Producenten verzehrt werden. Hier sub I, besteht das ganze
+Waarenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschinerie,
+Gefäßen, R o h- und Hülfsstoffen etc. Ein Theil derselben, derjenige, wel
+cher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann
+daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandtheil des pro-
+15 duktiven Kapitals fungiren. Soweit er in Cirkulation tritt, cirkulirt er
+innerhalb der Klasse I. Sub II wird ein Theil des Waarenprodukts in
+natura von seinen eignen Producenten individuell, sub I dagegen wird ein
+Theil des Produkts in natura von seinen kapitalisti|| 1341 sehen Producen
+ten produktiv konsumirt.
+
+20
+
+In dem Theil des Waarenprodukts I = 4000 erscheint der in dieser
+Kategorie konsumirte konstante Kapitalwerth wieder, und zwar in einer
+Naturalform, worin er sofort wieder als produktives konstantes Kapital
+fungiren kann. Sub II geht der Theil des Waarenprodukts von 3000,
+dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 1000), direkt in
+25 die individuelle Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter von II ein,
+während dagegen der konstante Kapitalwerth dieses Waarenprodukts
+(= 2000) nicht wieder in die produktive Konsumtion der Kapitalisten II
+eingehn kann, sondern durch Austausch mit I zu ersetzen ist.
+
+Sub I dagegen geht der Theil seines Waarenprodukts von 6000, dessen
+30 Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 2000), nicht in die indivi
+duelle Konsumtion seiner Producenten ein, und kann es auch seiner Na
+turalform nach nicht. Er muß vielmehr erst mit II ausgetauscht werden.
+Der konstante Werththeil dieses Produkts = 4000 befindet sich umge
+kehrt in einer Naturalform, worin er - die ganze Kapitalistenklasse 11|135|
+
+35 betrachtet - direkt wieder als deren konstantes Kapital fungiren kann. In
+andren Worten: Das ganze Produkt der Abtheilung I besteht aus Ge-
+brauchswerthen, die ihrer Naturalform nach - bei kapitalistischer Pro
+duktionsweise - nur als Elemente des konstanten Kapitals dienen kön
+nen. Von diesem Produkt zum Werth von 6000 ersetzt also ein Drittel
+40 (2000) das konstante Kapital der Abtheilung II, und die übrigen 2h das
+
+konstante Kapital der Abtheilung I.
+
+385
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+5
+
+Das konstante Kapital I besteht in einer Masse verschiedner Kapital
+gruppen, die in den verschiednen Produktionszweigen von Produktions
+mitteln angelegt sind, so viel in Eisenhütten, so viel in Kohlengruben, etc.
+Jede dieser Kapitalgruppen, oder jedes dieser gesellschaftlichen Gruppen
+kapitale setzt sich wieder zusammen aus einer größren oder geringren
+Masse selbständig fungirender Einzelkapitale. Erstens zerfällt das Kapi
+tal der Gesellschaft, z . B. 7500 (was Millionen u.s.w. bedeuten kann) in
+verschiedne Kapitalgruppen; das gesellschaftliche Kapital von 7500 ist
+zerfällt in besondre Theile, wovon jeder in einem besondren Produkti
+onszweig angelegt; der in jedem besondren Produktionszweig angelegte 10
+Theil des gesellschaftlichen Kapitalwerths besteht der Naturalform nach
+theils
+jeder besondren Produktionssphäre,
+theils aus der für ihren Betrieb nöthigen und entsprechend qualificirten
+Arbeitskraft, ||136| verschieden modificirt durch die Theilung der Arbeit,
+je nach der specifischen Arbeitsart, die sie in jeder einzelnen Produk- 15
+tionssphäre zu leisten hat. Der in jedem besondren Produktionszweig
+angelegte Theil des gesellschaftlichen Kapitals besteht wieder aus der
+Summe der in ihm angelegten, selbständig fungirenden Einzelkapitale.
+Dies gilt selbstredend für beide Abtheilungen, für I wie für I I.
+
+in den Produktionsmitteln
+
+Was nun sub I den in Form seines Waarenprodukts wieder erscheinen- 20
+
+den konstanten Kapitalwerth angeht, so geht er zum Theil in die besond
+re Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb),
+woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel
+ein; z . B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohlenproduktion,
+Eisen in Form von Maschinen z . B ., in die Eisenproduktion u.s.w.
+
+25
+
+Soweit jedoch die Theilprodukte, woraus der konstante Kapitalwerth
+von I besteht, nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Pro
+duktionssphäre ||137| eingehn, wechseln sie nur den Platz. Sie gehn in
+Naturalform ein in eine andre Produktionssphäre der Abtheilung I, wäh
+rend das Produkt andrer Produktionssphären der Abtheilung I sie in na- 30
+tura ersetzt. Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte. Sie gehn alle
+wieder ein als Faktoren, die konstantes Kapital in I ersetzen, nur statt in
+einer Gruppe von I in einer andern. Soweit hier Austausch zwischen den
+einzelnen Kapitalisten von I stattfindet, ist es Austausch einer Natural
+form von konstantem Kapital gegen eine andre Naturalform von kon- 35
+stantem Kapital, einer Sorte Produktionsmittel gegen andre Sorten Pro
+duktionsmittel. Es ist Austausch der verschiednen individuellen konstan
+ten Kapitaitheile von I unter einander. Die Produkte werden, soweit sie
+nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eignen Produktionszweigen
+dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt, und ersetzen 40
+sich so wechselseitig. In andren Worten (ähnlich wie sub II für den ||138|
+
+386
+
+Einfache Reproduktion
+
+Mehrwerth geschehn): jeder Kapitalist sub I zieht im Verhältniß, worin er
+Miteigenthümer an diesem konstanten Kapital von 4000, die ihm nö
+thigen entsprechenden Produktionsmittel aus dieser Waarenmasse her
+aus. Wäre die Produktion gesellschaftlich, statt kapitalistisch, so ist klar,
+5 daß diese Produkte der Abtheilung I unter die Produktionszweige dieser
+Abtheilung, zum Behuf der Reproduktion, nicht minder beständig wieder
+als Produktionsmittel vertheilt würden; ein Theil direkt
+in der Pro
+duktionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein andrer Theil
+dagegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde, und so ein be-
+10 ständiges Hin und Her zwischen den verschiednen Produktionsstätten
+
+dieser Abtheilung stattfände. |
+
+|139| VII.
+
+Der Gesammtwerth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ist also
+gleich dem während des Jahrs reproducirten variablen Kapitalwerth II
+15 plus dem neu producirten Mehrwerth II (d.h. gleich dem sub II während
+des Jahrs producirten Werth) plus dem während des Jahres reproducirten
+variablen Kapitalwerth I und dem neu producirten Mehrwerth I (also
+plus dem sub I während des Jahres producirten Werth).
+
+Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesammt-
+20 werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ||140| gleich dem jähr
+lichen Werthprodukt, d.h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche
+Arbeit während des Jahres producirten Werth, und muß es sein, da bei
+einfacher Reproduktion dieser ganze Werth verzehrt wird.
+
+Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Theile: 1) noth-
+25 wendige Arbeit; sie schafft im L a uf des Jahres einen Werth von 1500v;
+2) Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Werth oder Mehrwerth von
+1500m. Die Summe dieser Werthe = 3000, ist gleich dem Werth der jähr
+lich producirten Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwerth der wäh
+rend des Jahrs producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Total-
+30 werth, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs pro
+ducirt, gleich dem Werth des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus
+dem gesellschaftlichen Mehrwerth, d.h. gleich dem totalen jährlichen
+Werthprodukt.
+
+Aber wir wissen, daß obgleich diese beiden Werthgrößen sich decken,
+35 deswegen keineswegs der Totalwerth der Waaren II, der Konsumtions
+mittel, in dieser Abtheilung der gesellschaftlichen Produktion producirt
+worden ist. Sie decken sich, weil der sub II wieder erschei||141|nende
+konstante Kapitalwerth gleich ist dem sub I neuproducirten Werth (va-
+
+387
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+riablem Kapitalwerth plus Mehrwerth); daher I(v + m) den Theil des
+Produkts von II kaufen kann, der für seine Producenten (in Abth. II)
+konstanten Kapitalwerth darstellt. Es zeigt sich daher, warum, obgleich
+für die Kapitalisten II der Werth ihres Produkts zerfällt in c + v + m,
+gesellschaftlich betrachtet der Werth dieses Produkts zerfällbar ist in 5
+v + m. Dies ist nämlich nur der Fall, weil I Ic hier gleich I(v + m) und
+diese beiden Bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts durch ihren
+Austausch ihre Naturalformen mit einander austauschen, daher nach die
+sem Umsatz I Ic wieder in Produktionsmitteln, I(v + m) dagegen in Kon
+sumtionsmitteln existirt.
+
+10
+
+Und es ist dieser Umstand, der A. Smith veranlaßt hat zu behaupten,
+der Werth des jährlichen Produkts löse sich in v + m auf. Es gilt dies
+1) nur für den aus Konsumtionsmitteln bestehenden Theil des jährlichen
+Produkts, und 2) gilt es nicht in dem Sinn, daß ||142| dieser Totalwerth
+in II producirt wird, und sein Produktenwerth daher gleich ist dem sub II 15
+vorgeschoßnen variablen Kapitalwerth plus dem sub
+II producirten
+Mehrwerth. Sondern nur in dem Sinn, daß I I (c + v + m) = II(v + m)
++ I(v + m) oder weil I Ic = I(v + m).
+
+Es folgt ferner:
+Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d.h. die während des ganzen 20
+
+Jahrs von der gesammten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit) wie jeder
+individuelle Arbeitstag nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in nothwen
+dige Arbeit plus Mehrarbeit; obgleich daher der von diesem Arbeitstag
+producirte Werth ebenfalls nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in den
+variablen Kapitalwerth, d.h. den Werththeil, womit der Arbeiter seine 25
+eignen Reproduktionsmittel kauft, und den Mehrwerth, den der Kapi
+talist zu seiner eignen individuellen Konsumtion verausgaben kann, - so
+wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Theil des gesellschaftlichen
+in Produktion von frischem kon
+Arbeitstages ausschließlich verausgabt
+stantem Kapital, nämlich von ||143| Produkten, die ausschließlich be- 30
+stimmt sind im Arbeitsproceß als Produktionsmittel, und daher in dem
+ihn begleitenden Verwerthungsproceß als konstantes Kapital zu fungiren.
+Nach unsrer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeits
+'/3 = 1000 in der
+tag dar in einem Geldwerth von 3000, wovon nur
+Abtheilung
+d.h. die Waaren, worin sich der gesammte variable Kapitalwerth und der
+gesammte Mehrwerth der Gesellschaft schließlich realisirt. Nach dieser
+2h des gesellschaftlichen Arbeitstags in der
+Voraussetzung werden also
+Produktion von neuem konstantem Kapital verwandt. Obgleich vom
+Standpunkt der individuellen Kapitalisten und Arbeiter der Abtheilung I 40
+diese
+
+2h des gesellschaftlichen Arbeitstags bloß zur Produktion von va-
+
+II producirt wird, welche Konsumtionsmittel producirt, 35
+
+388
+
+..
+
+Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 139
+
+Einfache Reproduktion
+
+riablem Kapitalwerth plus Mehrwerth dienen, ganz wie das letzte Drittel
+des gesellschaftlichen Arbeitstags in Abtheilung II, so produciren den
+noch diese 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags, gesellschaftlich betrach
+tet - und ebenso dem Gebrauchswerth des Produkts nach ||144| betrach-
+5 tet - nur Ersatz von im Proceß der produktiven Konsumtion begriffnem
+oder aufgezehrtem konstantem Kapital. Auch individuell betrachtet, pro
+2h des Arbeitstags zwar einen Totalwerth, der nur gleich
+duciren diese
+dem variablen Kapitalwerth plus dem Mehrwerth für seinen Producen
+ten, aber sie produciren keine Gebrauchswerthe solcher Art, daß Arbeits-
+10 lohn oder Mehrwerth darin verausgabt werden könnten; ihr Produkt ist
+
+ein Produktionsmittel.
+
+Zunächst ist zu bemerken, daß kein Theil des gesellschaftlichen Ar
+beitstags, sei es sub I oder sub II, dazu dient, den Werth des in diesen
+ihnen fungirenden
+zwei großen Produktionssphären angewandten,
+15 konstanten Kapitals zu produciren. Sie produciren nur zusätzlichen
+Werth, 2000 I(v + m) + 1000 II(v + m), zusätzlich zu dem konstanten
+Kapitalwerth = 4000 Ic + 2000 I I c. Der Neuwerth, der in der Form von
+Produktionsmitteln konsumirt wurde, ist noch nicht konstantes Kapital.
+Er hat nur die Bestimmung künftig als solches zu fungiren. |
+
+in
+
+20
+
+|145| Das gesammte Produkt von II - die Konsumtionsmittel - ist sei
+nem Gebrauchswerth nach, konkret, in seiner Naturalform betrachtet,
+Produkt des von II geleisteten Drittels des gesellschaftlichen Arbeitstags,
+es ist Produkt der Arbeiten in ihrer konkreten Form als Weberarbeit.
+Bäckerarbeit u.s.w., die in dieser Abtheilung verwandt worden, dieser
+25 Arbeit, soweit sie als das subjektive Element des Arbeitsprocesses fungirt.
+Was dagegen den konstanten Werththeil dieses Produkts II angeht, so
+erscheint er nur wieder in einem neuen Gebrauchswerth, in einer neuen
+Naturalform, der Form von Konsumtionsmitteln, während er früher in
+der Form von Produktionsmitteln bestand. Sein Werth ist durch den
+30 Arbeitsproceß von seiner alten Naturalform auf seine neue Naturalform
+übertragen worden. Aber der Werth dieser
+2h des Produktenwerths
+= 2000 ist nicht in dem diesjährigen Verwerthungsproceß von II produ
+cirt worden.
+
+Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprocesses betrachtet, das Pro-
+35 dukt II das Resultat neu fungirender lebendiger ||146| Arbeit und ihr ge
+gebner, vorausgesetzter Produktionsmittel ist, in denen sie sich als in
+ihren gegenständlichen Bedingungen verwirklicht, so ist vom Standpunkt
+des Verwerthungsprocesses der Produktenwerth II = 3000 zusammenge
+des gesellschaftlichen Arbeits-
+setzt aus dem, durch das neu zugesetzte
+40 tags producirten Neuwerth (500v + 500m = 1000) und aus einem kon
+2h eines vergangnen, vor dem hier betrachteten
+
+stanten Werth, worin
+
+391
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+2h des gesellschaftlichen Ar- 10
+
+Produktionsproceß II verfloßnen gesellschaftlichen Arbeitstags vergegen
+ständlicht sind. Dieser Werththeil des Produkts II stellt sich dar in einem
+Theil des Produkts selbst. Es existirt in einem Quantum Konsumtions
+2h eines gesellschaftlichen Arbeitstags. Es
+mittel zum Werth von 2000 =
+ist dies die neue Gebrauchsform, worin er wieder erscheint. Der Aus- 5
+tausch von einem Theil der Konsumtionsmittel = 2 0 0 0 1 1c gegen Pro
+duktionsmittel I = I(1000v + 1000m), ist also in der That Austausch von
+2h Gesammtarbeitstag, die keinen Theil der diesjährigen Arbeit bilden,
+sondern vor diesem Jahr verflossen ||147| sind, mit 2h des diesjährigen, in
+diesem Jahr neu zugesetzten Arbeitstags.
+beitstags dieses Jahrs könnten nicht in der Produktion von konstantem
+Kapital verwandt werden, und doch zugleich variablen Kapitalwerth plus
+Mehrwerth für ihre eignen Producenten bilden, wenn sie sich nicht mit
+einem Werththeil der jährlich konsumirten Produktionsmittel auszutau
+schen hätten, worin 2h eines vor diesem Jahr, nicht innerhalb desselben 15
+verausgabten und realisirten Arbeitstags steckten. Es ist Austausch von
+2h Arbeitstag dieses Jahrs gegen
+2h Arbeitstag, die vor diesem Jahr ver
+ausgabt worden, Austausch zwischen diesjähriger und vorjähriger Ar
+beitszeit. Dies also erklärt uns das Räthsel, warum das Werthprodukt des
+ganzen gesellschaftlichen Arbeitstags sich auflösen kann in variablen K a- 20
+2h dieses Arbeitstags nicht veraus
+pitalwerth plus Mehrwerth, obgleich
+gabt worden in der Produktion von Gegenständen worin variables K a
+pital oder Mehrwerth sich realisiren können, sondern vielmehr in der
+Produktion von Produktionsmitteln zum Ersatz des während des Jahres
+verbrauchten konstanten Kapitals. //148/ Es erklärt sich einfach daraus, 25
+2h des Produktenwerths II, worin Kapitalisten und Arbeiter I den
+daß
+von ihnen producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth realisiren
+(und die 2h des gesammten jährlichen Produktenwerths ausmachen) dem
+2h eines vor diesem Jahr ver
+Werth nach betrachtet, das Produkt von
+gangnen gesellschaftlichen Arbeitstags sind.
+
+30
+
+Die Summe des gesellschaftlichen Produkts I und II, Produktionsmit
+tel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswerth nach, kon
+kret, in ihrer Naturalform betrachtet, das Produkt der diesjährigen Ar
+beit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit,
+nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als werthbildende 35
+Arbeit betrachtet wird. Und auch das erste nur in dem Sinn, daß die
+Produktionsmittel nur durch die ihnen zugesetzte, mit ihnen hantirende
+lebendige Arbeit sich in neues Produkt, in das diesjährige Produkt ver
+wandelt haben. Dagegen hätte sich aber auch umgekehrt die diesjährige
+Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel 40
+und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können. |
+
+392
+
+Einfache Reproduktion
+
+|149| VIII.
+
+Was den Gesammtproduktenwerth von 9000 angeht, und die Kategorien,
+worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größre Schwierig
+keit, als die des Produktenwerths eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr
+
+5 absolut identisch damit.
+
+In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei einjäh
+rige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Werthausdruck jedes die
+ser Arbeitstage ist = 3000; daher der Werthausdruck des Totalprodukts
+= 3 x 3000 = 9000.
+
+10
+
+Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktionspro
+ceß, dessen Produkt wir analysiren, vorgegangen: In Abth. I Vi Arbeits
+2h Arbeitstag (Werthprodukt
+tag (Werthprodukt 4000) und in Abth. II
+2000). Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren Werthprodukt
+= 6000. Daher figuriren 4000 Ic + 2000 I Ic = 6000c als der im ganzen
+15 Produktenwerth der Gesellschaft wiedererscheinende Werth der Produk-
+
+tions||150|mittel oder konstante Kapitalwerth.
+
+Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeitstag
+in Abth. I '/3 nothwendige Arbeit oder Arbeit, die den Werth des vari
+ablen Kapitals 1000 Iv ersetzt, und den Preis der sub I angewandten
+20 Arbeit zahlt. Ebenso in II ist VÔ des gesellschaftlichen Arbeitstags noth
+wendige Arbeit mit einem Werthbetrag von 500. Also 1000 Iv + 500 I Iv
+= 1500v, der Werthausdruck des halben gesellschaftlichen Arbeitstags, ist
+der Werthausdruck der aus nothwendiger Arbeit bestehenden ersten
+Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Gesammtarbeitstags.
+
+25
+
+Endlich sub I ist '/3 Gesammtarbeitstag, Werthprodukt = 1000, Mehr
+arbeit; sub II ist '/6 Arbeitstag, Werthprodukt = 500, Mehrarbeit; sie ma
+chen zusammen die andre Hälfte des zugesetzten Gesammtarbeitstags
+aus. Daher der producirte Gesammtmehrwerth = 1000 Im + 500 I lm
+= 1500m.
+
+30 Also: I
+
+|151| Konstanter Kapitaltheil des gesellschaftlichen Produktenwerths (c):
+2 vor dem Produktionsproceß verausgabte Arbeitstage, Werthaus
+druck 6000.
+
+Während des Jahrs verausgabte nothwendige Arbeit (v):
+
+35
+
+Ein halber
+Werthausdruck = 1500.
+
+in der
+
+Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag,
+
+Während des Jahrs verausgabte Mehrarbeit (m):
+
+Ein halber
+Werthausdruck = 1500
+
+in der
+
+Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag,
+
+393
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Werthprodukt der Jahresarbeit (v + m) 3000
+
+Gesammt-Produktenwerth (c + v + m) 9000.
+
+Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftli
+chen Produktenwerths selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Werth-
+bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Be- 5
+standtheilen.
+
+Der konstante, nur wiedererscheinende Werththeil
+
+ist gleich dem
+Werth des Theils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht und
+ist verkörpert in diesem Theil.
+
+Das neue Werthprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem Werth des 10
+
+Theils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist ver
+körpert in diesem Theil.
+
+Aber, mit hier gleichgültigen Ausnahmen, sind Produktionsmittel und
+Konsumtionsmittel total verschiedne Sorten von Waaren, Produkte von
+ganz verschiedner Natural- oder Gebrauchsform, ||152| also auch Pro- 15
+dukte total verschiedner konkreter Arbeitsarten. Die Arbeit, welche M a
+schinen zur Produktion von Lebensmitteln anwendet, ist ganz verschie
+den von der Arbeit, welche Maschinen macht. Der ganze jährliche Ge-
+sammtarbeitstag, dessen Werthausdruck = 3000, scheint verausgabt in
+der Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstan- 20
+ter Werththeil wieder erscheint, da diese 3000 = 1500v + 1500m sich nur
+in variablen Kapitalwerth + Mehrwerth auflösen. Andrerseits erscheint
+der konstante Kapitalwerth = 6000 wieder in einer von den Konsum
+tionsmitteln ganz verschiednen Produktenart, den Produktionsmitteln,
+während doch kein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Pro- 25
+duktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; dieser ganze Arbeits
+tag scheint vielmehr nur aus den Arbeitsweisen zu bestehn, die nicht in
+Produktionsmitteln sondern in Konsumtionsmitteln resultiren. Das Ge-
+heimniß ist bereits gelöst. Das Werthprodukt der Jahresarbeit ist gleich
+dem Produktenwerth der Abtheilung II, dem Totalwerth der neu ||153| 30
+producirten Konsumtionsmittel. Aber dieser Produktenwerth ist größer
+um
+innerhalb der Produktion von Konsumtionsmitteln
+(Abth. II) verausgabte Theil der Jahresarbeit. Nur '/3 der Jahresarbeit ist
+in ihrer Produktion verausgabt. 2h dieser Jahresarbeit sind in der Produk
+tion von Produktionsmitteln verausgabt, also in Abth. I. Das während 35
+dieser Zeit sub I erzeugte Werthprodukt, gleich dem sub I producirten
+variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, ist gleich dem sub II in Kon
+sumtionsmitteln wieder erscheinenden konstanten Kapitalwerth von II.
+Sie können sich daher wechselseitig austauschen und in natura ersetzen.
+Der Totalwerth der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe 40
+des neuen Werthprodukts sub I plus II, oder I I (c + v + m) = I(v + m)
+
+2h als der
+
+394
+
+Einfache Reproduktion
+
++ II(v + m), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von
+v + m producirten Neuwerths.
+
+Andrerseits ist der Totalwerth der Produktionsmittel (I) gleich der
+Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der Form
+5 von Konsumtionsmitteln ||154| (II) wieder erscheinenden konstanten K a
+pitalwerths, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft
+wieder erscheinenden konstanten Kapitalwerths. Dieser Totalwerth ist
+gleich dem Werthausdruck von 4h vor dem Produktionsproceß sub I, und
+2h vor dem Produktionsproceß sub II vergangnen Arbeitstagen, also zu-
+
+10 sammen von zwei Gesammtarbeitstagen.
+
+Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahrespro
+dukt daher, daß der konstante Werththeil in einer ganz andren Produk
+tenart - Produktionsmitteln - sich darstellt, als der diesem konstanten
+Werththeil zugesetzte Neuwerth v + m, der sich in Konsumtionsmitteln
+15 darstellt. So hat es den Schein, als fänden sich - dem Werth nach
+2h der aufgezehrten Produktenmasse in einer neuen Form
+betrachtet
+wieder, als Neuprodukt, ohne daß irgend eine Arbeit von der Gesell
+schaft in ihrer Produktion verausgabt wäre. Dies findet bei dem Einzel
+kapital nicht statt. Jeder individuelle Kapitalist wendet eine bestimmte
+20 konkrete Arbeitsart an, welche die ihr ||155| eigenthümlichen Produk
+in ein Produkt von bestimmter Naturalform verwandelt.
+tionsmittel
+Z . B. der Kapitalist sei Maschinenbauer, das während des Jahres veraus
+gabte konstante Kapital = 6000c, das variable = 1500v, der Mehrwerth
+= 1500m; das Produkt = 9000, wir wollen sagen ein Produkt von 18 Ma-
+25 schinen, wovon jede = 500. Das ganze Produkt besteht hier in derselben
+Form, der von Maschinen. (Producirt er mehrere Sorten, so wird jede für
+sich berechnet.) Das ganze Waarenprodukt ist Produkt der während des
+Jahres im Maschinenbau verausgabten Arbeit, Kombination derselben
+konkreten Arbeitsart mit denselben Produktionsmitteln. Die verschied-
+30 nen Theile des Produktenwerths stellen sich daher in derselben Natural
+form dar: in 12 Maschinen stecken 6000c, in 3 Maschinen 1500v, in
+3 Maschinen 1500m. Es ist hier klar, daß der Werth der 12 Maschinen
+= 6000c ist, nicht weil in diesen 12 Maschinen blos vor dem Maschinen
+bau vergangne und nicht in ihm verausgabte Arbeit verkörpert. ||156| Der
+35 Werth der Produktionsmittel für 18 Maschinen hat sich nicht von selbst
+in 12 Maschinen verwandelt, aber der Werth dieser 12 Maschinen (der
+selbst aus 4000c + lOOOv + 1000m besteht) ist gleich dem Totalwerth des
+in den 18 Maschinen enthaltnen konstanten Kapitalwerths. Der Ma
+schinenbauer muß daher von den 18 Maschinen 12 verkaufen, um sein
+40 verausgabtes konstantes Kapital, das er zur Reproduktion von 18 neuen
+Maschinen nöthig hat, zu ersetzen. Dagegen wäre die Sache unerklärlich,
+
+395
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+wenn, obgleich die angewandte Arbeit bloß aus Maschinenbau besteht,
+als ihr Resultat sich ergäben: einerseits 6 Maschinen = 1 5 0 0 v+ 1500m,
+andrerseits Eisen, Kupfer, Schrauben, Riemen, etc. zum Werthbetrag von
+6000c, d. h. die Produktionsmittel der Maschinen in ihrer Naturalform,
+die der einzelne, maschinenbauende Kapitalist bekanntlich nicht selbst
+producirt, sondern sich durch den Cirkulationsproceß ersetzen muß. Und
+dennoch scheint, auf den ersten Blick, sich die Reproduktion des gesell
+schaftlichen Jahresprodukts in so widersinniger Weise zu vollziehn. |
+
+5
+
+|157| Das Produkt des individuellen Kapitals, d.h. jedes selbständig
+fungirenden, mit eignem Leben begabten Bruchstücks des gesellschaftli- 10
+chen Kapitals, hat irgend eine beliebige Naturalform. Die einzige Bedin
+gung ist, daß es wirklich eine Gebrauchsform hat, einen Gebrauchswerth,
+der es zu einem cirkulationsfähigen Glied der Waarenwelt stempelt. Es ist
+ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in den
+selben Produktionsproceß eingehn kann, aus dem es als Produkt her- 15
+auskommt, also ob der Theil seines Produktenwerths, worin sich der
+konstante Kapitaltheil darstellt, eine Naturalform besitzt, worin er t a t
+sächlich wieder als konstantes Kapital fungiren kann. Wenn nicht, wird
+dieser Theil des Produktenwerths durch Verkauf und Einkauf wieder in
+die Form seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt, und da- 20
+durch das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform re
+producirt.
+
+Anders verhält es sich mit dem ||158| Produkt des gesellschaftlichen
+Gesammtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in
+ihrer Naturalform Theile dieses Produkts selbst bilden. Der aufgezehrte 25
+konstante Kapitaltheil kann durch die Gesammtproduktion nur ersetzt
+werden, soweit im Produkt der gesammte wieder erscheinende konstante
+Kapitaltheil
+in der Naturalform neuer Produktionsmittel wieder er
+scheint, die wirklich als konstantes Kapital fungiren können. Einfache
+Reproduktion vorausgesetzt, muß daher der Werth des Theils des Pro- 30
+dukts, der aus Produktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten Werth
+theil des gesellschaftlichen Kapitals sein.
+
+Ferner: Individuell betrachtet, producirt der Kapitalist in seinem Pro
+duktenwerth durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Kapital
+plus Mehrwerth, während der konstante Werththeil durch den konkreten 35
+Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt übertragen ist.
+
+Gesellschaftlich betrachtet, producirt ||159| der Theil des gesellschaftli
+chen Arbeitstags, der Produktionsmittel producirt, ihnen daher sowohl
+Neuwerth zusetzt als den Werth der in ihrer Produktion verzehrten Pro
+duktionsmittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital, 40
+bestimmt das in der Form der alten Produktionsmittel aufgezehrte zu
+
+396
+
+Einfache Reproduktion
+
+ersetzen, sowohl das sub I wie sub II konsumirte konstante Kapital. Er
+producirt nur Produkt, bestimmt der produktiven Konsumtion anheim
+zufallen. Der ganze Werth dieses Produkts ist also nur Werth, der als
+konstantes Kapital von neuem fungiren, der nur konstantes Kapital in
+5 seiner Naturalform zurückkaufen kann, der sich daher, gesellschaftlich
+betrachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwerth auflöst. - And
+rerseits producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Kon
+sumtionsmittel producirt, keinen Theil des gesellschaftlichen Ersatzka
+pitals. Er producirt nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt
+10 sind, den Werth des variablen Kapitals und den Mehrwerth sub I und II
+
+zu realisiren. |
+
+|160| Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also
+das gesellschaftliche Gesammtprodukt betrachtet, welches sowohl die
+Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Kon-
+15 sumtion einschließt, so muß man nicht in die von Proudhon der bürger
+lichen Oekonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so be
+trachten, als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en
+bloc, als Totalität betrachtet, diesen ihren specifischen, historisch öko
+nomischen Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem
+20 Gesammtkapitalisten zu thun. Das Gesammtkapital erscheint als das
+Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Diese Aktiengesell
+schaft hat das mit vielen andern Aktiengesellschaften gemein, daß jeder
+weiß was er hineinsetzt, aber nicht was er herauszieht. |
+
+|161| IX
+
+25 Der Gesammtwerth des gesellschaftlichen Produkts beträgt 9000 = 6000c
++ 1500v + 1500m, mit andren Worten 6000 reproduciren den Werth der
+Produktionsmittel und 3000 den Werth der Konsumtionsmittel. Der
+Werth der gesellschaftlichen Revenue (v + m) beträgt also nur '/3 des Ge-
+sammtproduktenwerths, und nur zum Werthbetrag dieses Drittels kann
+30 die Gesammtheit der Konsumenten, Arbeiter wie Kapitalisten, Waaren,
+Produkte, dem gesellschaftlichen Gesammtprodukt entziehn und ihrem
+Konsumtionsfonds einverleiben. Dagegen sind 6000 = 2h des Produkten
+werths Werth des konstanten Kapitals, das in natura ersetzt werden muß.
+Produktionsmittel zu diesem Betrag müssen also dem Produktionsfonds
+35 wieder einverleibt werden. Dies ist es was Storch als nothwendig einsieht,
+ohne es beweisen zu können: Il est clair que la valeur du produit annuel
+se distribue partie en capitaux et partie en profits, et que chacune de ces
+
+397
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+parties de la valeur du produit annuel va régulièrement acheter les pro
+duits dont la nation a besoin, ||162| tant pour entretenir son capital que
+pour remplacer son fonds consommable . .. les produits qui constituent le
+capital d'une nation, ne sont point consommables. (Storch, Considéra
+tions sur la nature du revenu national, Paris 1824, p. 150.)
+
+5
+
+A. Smith jedoch hat dieses fabelhafte Dogma aufgestellt, das ihm bis
+heute geglaubt wird, nicht nur in der bereits erwähnten Form, wonach
+der gesammte gesellschaftliche Produktenwerth sich in Revenue auflöst,
+in Arbeitslohn plus Mehrwerth, oder wie er es ausdrückt, in Arbeitslohn
+plus Profit (Zins) plus Grundrente. Sondern auch in der noch populä- 10
+reren Form, daß die Konsumenten in letzter Instanz (ultimately) den gan
+zen Produktenwerth den Producenten zahlen müssen. Dies ist bis heute
+einer der bestbeglaubigten Gemeinplätze oder vielmehr ewigen Wahrhei
+ten der sog. Wissenschaft der politischen Oekonomie. Dies wird in fol
+gender plausiblen Weise veranschaulicht. Nimm irgend einen Artikel 15
+z . B. leinene Hemden. Erst hat der Spinner von Leinengarn dem Flachs
+bauer den ganzen Werth des Flachses zu zahlen, also Flachssamen,
+Düngmittel, ||163| Arbeitsviehfutter etc.; den Werththeil den das fixe K a
+pital des Flachsbauers, wie Baulichkeiten, Ackergeräthe u.s.w. an dies
+Produkt abgeben; den in der Produktion des Flachses gezahlten Arbeits- 20
+lohn; den Mehrwerth (Profit, Grundrente) der im Flachs steckt; endlich
+die Frachtkosten des Flachses von seiner Produktionsstätte zur Spinne
+rei. Dann hat der Weber dem Spinner des Leinengarns nicht nur diesen
+Preis des Flachses zurückzuerstatten, sondern auch den Werththeil der
+Maschinerie, Baulichkeiten etc., kurz des fixen Kapitals, der auf den 25
+Flachs übertragen wird, ferner alle während des Spinnprocesses verzehr
+ten Hülfsstoffe, Arbeitslohn der Spinner, Mehrwerth etc.; und so geht's
+weiter mit dem Bleicher, den Transportkosten der fertigen Leinwand,
+endlich dem Hemdenfabrikanten, der den ganzen Preis aller frühern Pro
+ducenten bezahlt hat, die ihm nur sein Rohmaterial geliefert haben. In 30
+seiner Hand findet nun fernerer Werthzusatz statt, durch Werth theils des
+konstanten Kapitals, das in der F o rm von Arbeitsmitteln, Hülfsstoffen
+etc. ||164| in der Hemdenfabrikation verzehrt wird, theils durch die darin
+verausgabte Arbeit, die den Werth des Arbeitslohns der Hemdenmacher
+plus dem Mehrwerth des Hemdenfabrikanten zusetzt. Dies ganze Hern- 35
+denprodukt koste nun schließlich 100 £ und dies sei der Antheil am gan
+zen jährlichen Produktenwerth, den die Gesellschaft in Hemden veraus
+gabt. Die Konsumenten der Hemden zahlen die 100 £, also den Werth
+aller in den Hemden enthaltnen Produktionsmittel wie den Arbeitslohn
+plus Mehrwerth des Flachsbauers, Spinners, Webers, Bleichers, Hemden- 40
+fabrikanten, sowie sämmtlicher Transporteure. Dies ist vollständig rich-
+
+398
+
+Einfache Reproduktion
+
+tig. Es ist in der That das was jedes Kind sieht. Aber dann heißt es weiter:
+So verhält es sich mit dem Werth aller andern Waaren. Es sollte heißen:
+So verhält es sich mit dem Werth aller Konsumtionsmittel, mit dem Werth
+des gesellschaftlichen Produktentheils, der in den Konsumtionsfonds ein-
+5 geht, also mit dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der als
+Revenue verausgabt werden kann. Die Werthsumme aller dieser ||165|
+Waaren ist allerdings gleich dem Werth aller in ihnen aufgezehrten Pro
+duktionsmittel (konstanten Kapitaitheile) plus dem Werth, den die letzt
+zugefügte Arbeit geschaffen hat (Arbeitslohn plus Mehrwerth). Die Ge-
+10 sammtheit der Konsumenten kann also diese ganze Werthsumme zahlen,
+weil zwar der Werth jeder einzelnen Waare aus c + v + m besteht, aber die
+Werthsumme aller in den Konsumtionsfonds eingehenden Waaren zu
+sammengenommen, dem Maximum nach, nur gleich sein kann dem Theil
+in v + m auflöst,
+des gesellschaftlichen Produktenwerths, der sich
+15 d.h. gleich dem Werth den die während des Jahrs verausgabte Arbeit den
+vorgefundnen Produktionsmitteln - dem konstanten Kapitalwerth - zu
+gesetzt hat. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, so haben wir
+gesehn, daß er aus der gesellschaftlichen Produktenmasse auf doppelte
+Weise ersetzt wird. Erstens durch Austausch der Kapitalisten II, die Kon-
+20 sumtionsmittel produciren, mit den Kapitalisten I, welche die Produk
+tionsmittel dafür ||166| produciren. Und hier ist die Quelle der Phrase, daß
+was für den Einen Kapital, für den Andern Revenue ist. Aber so verhält
+sich die Sache nicht. Die 2000 I I c, die in Konsumtionsmitteln zum Werth
+von 2000 existiren, bilden für die Kapitalistenklasse II konstanten K a-
+25 pitalwerth. Sie können ihn also nicht selbst konsumiren, obgleich das
+Produkt nach seiner Naturalform konsumirt werden muß. Andrerseits
+sind 2000 I(v + m), der von der Kapitalisten- und Arbeiterklasse produ
+cirte Arbeitslohn plus Mehrwerth. Sie existiren in der Naturalform von
+Produktionsmitteln, von Dingen, in denen ihr eigner Werth nicht kon-
+30 sumirt werden kann. Wir haben hier also eine Werthsumme von 4000,
+von denen nur 2000 verzehrt werden können, und von denen vor wie
+nach dem Austausch die Hälfte nur konstantes Kapital ersetzt und die
+Hälfte nur Revenue bildet. - Zweitens aber wird das konstante Kapital
+der Abtheilung I in natura ersetzt, theils durch Austausch unter den
+35 Kapitalisten I, theils durch Ersatz in ||167| natura in jedem einzelnen
+
+Geschäft.
+
+Die Phrase, daß der ganze jährliche Produktenwerth schließlich von
+den Konsumenten bezahlt werden muß, wäre nur dann richtig, wenn
+man unter Konsumenten zwei ganz verschiedne Sorten einbegriffe, indi-
+40 viduelle Konsumenten und produktive Konsumenten. Aber daß ein Theil
+des Produkts produktiv konsumirt werden muß, heißt ja weiter nichts als
+
+399
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+daß er als Kapital fungiren muß und nicht als Revenue verzehrt werden
+kann.
+
+in
+Wenn wir den Werth des Gesammtprodukts = 9000 eintheilen
+6000c + 1500v + 1500m, und die 3000 (v + m) nur in ihrer Eigenschaft als
+Revenue betrachten, so scheint umgekehrt das variable Kapital zu ver- 5
+schwinden und das Kapital, gesellschaftlich betrachtet, nur aus konstan
+tem Kapital zu bestehn. Denn was ursprünglich als 1500v erschien, hat
+sich in einen Theil der gesellschaftlichen Revenue, in Arbeitslohn, R e
+venue der Arbeiterklasse aufgelöst, und sein Kapitalcharakter ist damit
+verschwunden. In der That wird diese Folgerung ||168| von Ramsay ge- 10
+zogen. Nach ihm besteht, gesellschaftlich betrachtet, das Kapital nur aus
+fixem Kapital, aber unter fixem Kapital versteht er konstantes Kapital,
+die in Produktionsmitteln bestehende Werthmasse, seien diese Produk
+tionsmittel nun Arbeitsmittel oder Produktionsmaterial, wie Rohstoff,
+Halbfabrikat, Hülfsstoff etc. Er nennt das variable Kapital cirkulirendes: 15
+Circulating capital consists only of subsistence and other necessaries ad
+vanced to the workmen, previous to the completion of the produce of
+their labour. . .. Fixed capital alone not circulating, is properly speaking a
+source of national wealth
+. .. Circulating capital is not an immediate
+agent in production, nor essential to it at all, but merely a convenience 20
+rendered necessary by the deplorable poverty of the mass of the people
+. .. Fixed capital alone constitutes an element of cost of production in a
+national point of view. (Ramsay, I . e. p. 2 3 - 26 passim.) Ramsay erklärt
+fixes Kapital, worunter er konstantes versteht, ||169| näher wie folgt: The
+length of time during which any portion of the product of that labour 25
+(nämlich labour bestowed on any commodity) has existed as fixed capi
+tal, i.e. in a form in which, though assisting to raise the future commod
+ity, it does not maintain labourers, (p. 59.)
+
+Hier sieht man wieder das Unheil, das A. Smith angerichtet, indem der
+Unterschied von konstantem und variablem Kapital bei ihm ertränkt ist 30
+in dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital. Das konstante
+Kapital Ramsay's besteht aus Arbeitsmitteln, sein cirkulirendes aus Le
+bensmitteln; beide sind Waaren von gegebnem Werth; die einen können
+so wenig einen Mehrwerth produciren wie die andern. |
+
+400
+
+Einfache Reproduktion
+
+|170| X.
+
+')
+
+Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahrs ist
+Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Werth dieses Ge-
+sammtprodukts ist größer als der Werththeil desselben, worin sich die
+5 Jahresarbeit, als während dieses Jahres verausgabte Arbeitskraft, verkör
+pert. Das Werthprodukt dieses Jahrs, der während desselben in Waaren
+form neu geschaffne Werth ist kleiner als der Produktenwerth, der Ge
+sammtwerth, der während des ganzen Jahres hergestellten Waarenmasse.
+Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesammtwerth des jähr-
+10 liehen Produkts den Werth abziehn, der ihm durch die laufende Jahres
+arbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich reproducirter Werth, sondern
+nur in neuer Daseinsform wieder erscheinender Werth; Werth auf das
+Jahresprodukt übertragen von vor ihm existirendem Werth, der je nach
+der Dauer der konstanten Kapitalbestandtheile, die im diesjährigen ||171|
+15 gesellschaftlichen Arbeitsproceß mitgewirkt, von früherem oder späterem
+Datum sein kann, der von dem Werth eines Produktionsmittels herrüh
+ren kann, welches im vorigen Jahr oder in einer Reihe früherer Jahre zur
+Welt kam. Es ist unter allen Umständen Werth, übertragen von vorjäh
+rigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahrs.
+
+20
+
+Nehmen wir unser Schema, so haben wir, nach Umsatz der bisher
+
+betrachteten Elemente zwischen I und II, und innerhalb II:
+
+I) 4000c + lOOOv + 1000m (realisirt in Konsumtionsmitteln, worin I Ic
+
+reproducirt) = 6000
+
+II) 2000c (reproducirt durch Umsatz mit I(v + m)) + 500v + 500m
+
+25 = 3000.
+
+Werthsumme = 9000.
+Während des Jahres neu producirter Werth steckt nur in den v und m.
+Die Summe des Werthprodukts dieses Jahrs ist also gleich der Summe der
+v + m, = 2000 I(v + m )+ 1000 II(v + m) = 3000. Alle übrigen Werth-
+30 theile des Produktenwerths dieses Jahrs sind nur übertragner Werth, vom
+Werth früherer,
+in der jährlichen Produktion verzehrter Produktions
+mittel. Außer dem Werth von 3000 hat die laufende Jahresarbeit nichts
+an Werth producirt; es ist ihr ganzes jährliches Werthprodukt.
+
+Nun aber ersetzen, wie wir sahen, die 2000 I(v + m) der Klasse II ihre
+35 2000 I Ic in Naturalform von Produktionsmitteln. Zwei Drittel der Jah
+resarbeit, verausgabt in Kategorie I, haben also neu producirt das kon
+stante ||172| Kapital II, sowohl seinen ganzen Werth, wie seine Natural
+form. Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des
+
+') Von hier an Ms. VIII.
+
+401
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Jahres verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwerth geschaffen,
+realisirt in der der Abth. II angemeßnen Naturalform. Der größre Theil
+der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produk
+tion von neuem konstantem Kapital (in Produktionsmitteln existirendem
+Kapitalwerth) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmit- 5
+teln verausgabten konstanten Kapitalwerths. Was hier die kapitalistische
+Gesellschaft vom Wilden unterscheidet ist nicht, wie Senior1) meint, daß
+es das Privilegium und die Eigenheit des Wilden sei, seine Arbeit zu
+verausgaben in gewisser Zeit, die ihm keine in Revenue, d.h. in Konsum
+tionsmittel auflösbare (umsetzbare) Früchte verschafft, sondern der Un- 10
+terschied besteht darin:
+
+a) Die kapitalistische Gesellschaft verwendet mehr ihrer disponiblen
+Jahresarbeit in Produktion von Produktionsmitteln (ergo von konstan
+tem Kapital) die weder unter der Form von Arbeitslohn, noch von Mehr
+werth, in Revenue auflösbar sind, sondern nur als Kapital fungiren kön- 15
+nen.
+
+b) Wenn der Wilde Bogen, Pfeile, Steinhämmer, Aexte, Körbe etc.
+macht, so weiß er ||173| ganz genau, daß er die soverwandte Zeit nicht
+auf Herstellung von Konsumtionsmitteln verwendet hat, daß er also sei
+nen Bedarf an Produktionsmitteln gedeckt hat und weiter nichts. Außer- 20
+dem begeht der Wilde eine schwere ökonomische Sünde durch seine völ
+lige Gleichgültigkeit gegen Zeitaufwand, und verwendet z . B. manchmal,
+wie Tyler erzählt, einen ganzen Monat zur Verfertigung eines Pfeils.2)
+
+Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oeko-
+nomen sich die theoretische Schwierigkeit, d.h. das Verständniß des 25
+realen Zusammenhangs vom Hals zu schaffen sucht, - daß, was für
+den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist und umgekehrt, - ist
+theilweise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Mißver-
+ständniß des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen R e
+produktion vorgeht, also auch ein Mißverständniß über die thatsächliche 30
+Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird.
+Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf die
+theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich die
+falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird.
+
+') „Wenn der Wilde Bogen fabricirt, so übt er eine Industrie aus, aber er prakticirt nicht die 35
+Abstinenz." (Senior, Principes fondamentaux de l'Ec. Pol., trad. Arrivabene, Paris 1836
+p. 308.) - „Je mehr die Gesellschaft fortschreitet, desto mehr Abstinenz erfordert sie." (ib.
+D. 342.) Vgl. Das Kapital, Buch I, Kap. XXII, 3, p. 619.
+2) E. B. Tyler, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit, übers, von H. Müller.
+Leipzig ohne Datum, S. 240.
+
+40
+
+402
+
+Einfache Reproduktion
+
+1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapitali
+
+sten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohn||174|arbeiters.
+
+Geldkapital; es
+
+fungirt als Geldkapital,
+
+Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten als
+indem er damit Arbeitskraft
+5 kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es nichts als in
+Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante und keine
+variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital - eben durch seine
+Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables Kapital wird es
+nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in Arbeitskraft um-
+10 gesetzt worden, und diese als Bestandtheil des produktiven Kapitals im
+
+kapitalistischen Productionsproceß fungirt.
+
+Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den K a
+pitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geldform
+seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geldform
+15 der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner Arbeits
+
+kraft bezieht.
+
+Hier haben wir nur die einfache Thatsache, daß das Geld des Käufers,
+hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Verkäufers, hier
+des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, übergeht. Es ist nicht das
+20 variable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den Kapitalisten
+und als Revenue für den Arbeiter, sondern ist dasselbe Geld, das erst in
+der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen Kapitals, daher
+als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald der Kapitalist
+es ||175| umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters als Aequi-
+25 valent für verkaufte Arbeitskraft dient. D aß aber dasselbe Geld in der
+Hand des Verkäufers einer andren Nutzanwendung dient, als in der
+Hand des Käufers, ist allem K a uf und Verkauf von Waaren angehöriges
+Phänomen.
+
+Apologetische Oekonomen stellen die Sache falsch dar, wie sich am
+30 besten zeigt, wenn wir nur den Cirkulationsakt G -A (= G - W) Umsatz
+von Geld in Arbeitskraft auf Seite des kapitalistischen Käufers, A -G
+(= W - G ), Umsatz der Waare Arbeitskraft in Geld auf Seite des Verkäu
+fers, des Arbeiters, ausschließlich im Auge halten, ohne uns vorläufig um
+das weiter folgende zu bekümmern. Sie sagen: dasselbe Geld realisirt hier
+35 zwei Kapitale; der Käufer - Kapitalist - setzt sein Geldkapital in leben
+dige Arbeitskraft um, die er seinem produktiven Kapital einverleibt; and
+rerseits der Verkäufer - Arbeiter - setzt seine Waare - die Arbeitskraft -
+in Geld um, das er als Revenue verausgabt, wodurch er eben befähigt
+wird, seine Arbeitskraft stets von neuem wieder zu verkaufen und so zu
+40 erhalten; seine Arbeitskraft ist also selbst sein Kapital in Waarenform,
+woraus ihm beständig seine Revenue quillt. - In der That ist die Arbeits-
+
+403
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+kraft sein Vermögen (stets sich erneuerndes, reproduktives), nicht sein
+Kapital. Sie ist die einzige Waare, die er beständig verkaufen kann und
+muß, um zu leben, und die als Kapital (variables) ||176| nur erst in der
+Hand des Käufers, des Kapitalisten, wirkt. D aß ein Mann beständig
+gezwungen ist, stets wieder von neuem seine Arbeitskraft, d.h. sich selbst, 5
+an eine dritte Person zu verkaufen, beweist nach jenen Oekonomen, daß
+er ein Kapitalist ist, weil er beständig „Waare" (sich selbst) zu verkaufen
+hat. In diesem Sinn wird auch der Sklave Kapitalist, obgleich er von einer
+dritten Person ein für allemal als Waare verkauft wird; denn die Natur
+dieser Waare - des Arbeitssklaven - bringt es mit sich, daß ihr Käufer sie 10
+nicht nur jeden Tag von neuem arbeiten läßt, sondern ihr auch die Le
+bensmittel gibt, vermöge deren sie stets von neuem wieder arbeiten kann.
+- (Vergleiche hierüber Sismondi, und Say in den Briefen an Malthus.)
+
+2) In dem Umsatz von 1000 Iv + 1000 Im gegen 2000 I Ic wird also das
+was konstantes Kapital für die einen (2000 I I c ), variables Kapital und 15
+Mehrwerth, also überhaupt Revenue, für die Andren; und das was va
+riables Kapital und Mehrwerth (2000 I(v + m)) also überhaupt Revenue
+für die Einen, wird konstantes Kapital für die Andren.
+
+Betrachten wir zunächst den Umsatz von Iv gegen I I c, und zwar zuerst
+
+vom Standpunkt des Arbeiters.
+
+20
+
+Der Gesammtarbeiter von I hat seine Arbeitskraft verkauft an den
+Gesammtkapitalisten ||177| von I für 1000; er erhält diesen Werth in Geld
+ausgezahlt in der Form des Arbeitslohns. Mit diesem Geld kauft er von
+II Konsumtionsmittel zum selben Werthbetrag. Der Kapitalist II steht
+ihm nur als Waarenverkäufer und als nichts andres gegenüber, auch 25
+wenn der Arbeiter von seinem eignen Kapitalisten kauft, wie z . B. oben
+(S. 95) im Umsatz der 500 IIv. Die Cirkulationsform, die seine Waare,
+die Arbeitskraft durchmacht, ist die der einfachen, auf bloße Befriedi
+gung von Bedürfnissen, auf Konsumtion gerichtete Waarencirkula
+tion W (Arbeitskraft) - G -W (Konsumtionsmittel, Waare I I ). Resultat 30
+dieses Cirkulationsprocesses ist: daß der Arbeiter sich als Arbeitskraft für
+den Kapitalisten I erhalten hat, und um sich weiter als solche zu erhalten,
+muß er stets von neuem den Proceß A ( W ) - G -W wiederholen. Sein Ar
+beitslohn realisirt sich in Konsumtionsmitteln, er wird als Revenue ver
+ausgabt und, die Arbeiterklasse im Ganzen genommen, wieder beständig 35
+als Revenue verausgabt.
+
+Betrachten wir nun denselben Umsatz Iv, gegen I Ic vom Standpunkt
+des Kapitalisten. Das ganze Waarenprodukt von II besteht aus Konsum
+tionsmitteln; also aus Dingen, bestimmt in die jährliche Konsumtion ein-
+zugehn, also zur Realisirung von Revenue zu dienen für irgend Jemand, 40
+im hier betrachteten Fall für den Gesammtarbeiter I. Für den Gesammt-
+
+404
+
+Einfache Reproduktion
+
+kapitalisten II aber ist ein Theil seines Waarenprodukts, = 2000, jetzt in
+seine Waare ||178| verwandelte F o rm des konstanten Kapitalwerths seines
+produktiven Kapitals, welches aus dieser Waarenform wieder rückver
+wandelt werden muß in die Naturalform, worin es von neuem als kon-
+5 stanter Theil des produktiven Kapitals wirken kann. Was Kapitalist II
+bis jetzt erreicht hat, ist daß er die Hälfte (= 1000) seines in Waarenform
+(Konsumtionsmitteln) reproducirten konstanten Kapitalwerths durch
+den Verkauf an den Arbeiter I in Geldform rückverwandelt hat. Es ist
+also auch nicht das variable Kapital Iv, das sich umgesetzt hat diese erste
+10 Hälfte des konstanten Kapitalwerths I I c, sondern das Geld, das für I als
+Geldkapital fungirte im Umsatz gegen Arbeitskraft, war so in den Besitz
+des Verkäufers der Arbeitskraft gekommen für den es kein Kapital, son
+dern Revenue in Geldform darstellt, d.h. verausgabt wird als Kaufmittel
+von Konsumtionsmitteln. Das Geld = 1000, das den Kapitalisten II von
+15 den Arbeitern I zugeflossen, kann andrerseits nicht als konstantes Ele
+ment des produktiven Kapitals II fungiren. Es ist nur noch die Geldform
+seines Waarenkapitals, noch umzusetzen in fixe oder cirkulirende Be
+standtheile von konstantem Kapital. II kauft also mit dem von den Ar
+beitern I, den Käufern seiner Waare, gelösten Geld für 1000 Produktions-
+20 mittel von I. Damit ist der konstante Kapitalwerth II zur Hälfte des
+Gesammtbetrags erneuert in der Naturalform, worin es wieder als Ele
+ment des produktiven Kapitals II fungiren kann. Die ||179| Cirkulations-
+form für II war dabei W - G - W:
+
+Konsumtionsmittel zum Werth von 1000 - Geld = 1000
+
+Produktions-
+
+25 mittel zum Werth von 1000.
+
+Aber W - G -W ist hier Kapitalbewegung. W, verkauft an die Arbeiter,
+verwandelt sich in G, und dies G wird umgesetzt in Produktionsmittel; es
+ist Rückverwandlung aus Waare in die stofflichen Bildungselemente die
+ser Waare. Andrerseits, wie Kapitalist II gegen I nur als Waarenkäufer
+30 fungirt Kapitalist I gegen II hier nur als Waarenverkäufer. I hat ur
+sprünglich mit 1000 Geld, bestimmt als variables Kapital zu fungiren,
+Arbeitskraft zum Werth von 1000 gekauft; er hat also ein Aequivalent für
+seine, in Geldform weggegebnen, lOOOv erhalten; das Geld gehört jetzt
+dem Arbeiter, der es verausgabt in Käufen von II; I kann dies Geld, das
+35 so in die Kasse von II geflossen, nur rückerhalten, indem er es durch
+
+Verkauf von Waaren zum selben Werthbetrag wieder herausfischt.
+
+Erst hatte I eine bestimmte Geldsumme = 1000, bestimmt als variabler
+Kapitaltheil zu fungiren; sie fungirt als solcher durch ihren Umsatz in
+Arbeitskraft zum selben Werthbetrag. Der Arbeiter hat ihm aber als R e-
+40 sultat des Produktionsprocesses geliefert eine Waarenmasse (Produk
+lk oder 1000 ihrem Werth nach
+
+tionsmittel) zum Werth von 6000, wovon
+
+405
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+ein Aequivalent des in Geld vorgeschoßnen variablen K a p i t a l t e i l s. So
+wenig wie früher in seiner Geldform, fungirt der variable ||180| Kapital
+werth jetzt in seiner Waarenform als variables Kapital; dies kann er nur
+nach erfolgtem Umsatz in lebendige, während des Produktionsprocesses
+fungirende Arbeitskraft. Als Geld war der variable Kapitalwerth nur 5
+potentiell variables Kapital. Aber er befand sich in einer Form, worin er
+direkt in Arbeitskraft umsetzbar. Als Waare ist dieser selbe variable
+Kapitalwerth nur noch potentieller Geldwerth; er wird erst wieder in der
+ursprünglichen Geldform hergestellt durch den Verkauf der Waare, hier
+also dadurch, daß II für 1000 Waare kauft von I. Die Cirkulationsbe- 10
+wegung von I ist hier:
+
+-
+
+lOOOv
+
+lOOOv (Geld) - Arbeitskraft zum Werth von 1000 - 1000 in Waare
+(Geld), also: G -W
+
+(Aequivalent des variablen Kapitals)
+. .. W - G. (= G -A . .. W - G ). Der zwischen W . .. W fallende Produkti
+onsproceß selbst gehört der Cirkulationssphäre nicht an; er erscheint 15
+nicht im Umsatz der verschiednen Elemente der jährlichen Reproduktion
+gegen einander, obgleich dieser Umsatz die Reproduktion aller Elemente
+des produktiven Kapitals einschließt, sowohl seiner konstanten wie des
+variablen Elements, der Arbeitskraft. Alle Träger dieses Umsatzes er
+scheinen nur als Käufer oder Verkäufer, oder als beides; die Arbeiter 20
+erscheinen darin nur als Waarenkäufer; die Kapitalisten abwechselnd als
+Käufer und Verkäufer; und innerhalb bestimmter Grenzen nur als ein
+seitig Waarenkäufer oder als einseitig Waarenverkäufer. |
+
+|181| Resultat: D aß I den variablen Werththeil seines Kapitals wieder in
+der Geldform besitzt, woraus allein es direkt in Arbeitskraft umsetzbar 25
+ist, d.h. in der einzigen Form worin es wirklich als variables Element
+seines produktiven Kapitals vorgeschossen werden kann. Andrerseits,
+um wieder als Waarenkäufer auftreten zu können, muß der Arbeiter jetzt
+vorher wieder als Waarenverkäufer, als Verkäufer seiner Arbeitskraft
+auftreten.
+
+30
+
+Mit Bezug auf das variable Kapital der Kategorie II (500 IIv) tritt der
+Cirkulationsproceß zwischen Kapitalisten und Arbeitern derselben Pro
+duktionsklasse in unvermittelter, statt in vermittelter Form auf, sofern
+wir ihn betrachten als vorgehend zwischen dem Gesammtkapitalisten II
+und dem Gesammtarbeiter II.
+
+35
+
+Der Gesammtkapitalist II schießt 500v vor im Ankauf von Arbeits
+kraft zum selben Werthbetrag; der Gesammtkapitalist ist hier Käufer, der
+Gesammtarbeiter Verkäufer. Dann tritt der Arbeiter mit dem für seine
+Arbeitskraft gelösten Geld als Käufer eines Theils der von ihm selbst
+producirten Waaren auf. Hier ist der Kapitalist also Verkäufer. Der Ar- 40
+beiter hat dem Kapitalisten das ihm im Ankauf seiner Arbeitskraft ge-
+
+406
+
+Einfache Reproduktion
+
+zahlte Geld ersetzt durch einen Theil des producirten Waarenkapitals II,
+nämlich 500v in Waare; der Kapitalist besitzt jetzt in Waarenform das
+selbe v, das er vor dem Umsatz in Arbeitskraft in Geldform besaß; der
+Arbeiter andrerseits hat den Werth seiner Arbeitskraft in Geld realisirt
+
+5 und realisirt dies Geld jetzt indem er es zur Bestreitung seiner Konsum
+tion, als Revenue verausgabt in Ankauf eines Theils der ||182| von ihm
+selbst producirten Konsumtionsmittel. Es ist dies Austausch der Revenue
+des Arbeiters in Geld gegen den von ihm selbst in Waarenform repro
+ducirten Waarenbestandtheil 500v des Kapitalisten. So kehrt dies Geld
+
+10 zum Kapitalisten II als Geldform seines variablen Kapitals zurück.
+Aequivalenter Revenuewerth in Geldform ersetzt hier variablen Kapi
+talwerth in Waarenform.
+
+Der Kapitalist bereichert sich nicht dadurch, daß er das Geld, das er
+dem Arbeiter bei Ankauf der Arbeitskraft zahlt, ihm wieder entzieht
+15 durch Verkauf einer äquivalenten Waarenmasse an den Arbeiter. Er wür
+de den Arbeiter in der That zweimal zahlen, wenn er ihm erst 500 zahlte
+im Ankauf seiner Arbeitskraft, und ihm außerdem noch die Waaren
+masse im Werth von 500 umsonst gäbe, die er den Arbeiter hat produ
+ciren lassen. Umgekehrt, producirte ihm der Arbeiter weiter nichts als ein
+
+20 Aequivalent in Waare von 500 für den Preis seiner Arbeitskraft von 500,
+so wäre der Kapitalist nach der Operation gerade auf demselben Punkt
+wie vor derselben. Aber der Arbeiter hat ein Produkt von 3000 repro
+ducirt; er hat den konstanten Werththeil des Produkts, d.h. den Werth
+der darin verbrauchten Produktionsmittel = 2000 erhalten durch ihre
+25 Verwandlung in neues Produkt; er hat diesem gegebnen Werth außerdem
+einen Werth von 1000 (v + m) zugefügt. (Die Vorstellung, als wenn der
+Kapitalist sich bereichere, in dem Sinn, daß er Mehrwerth gewinne durch
+den Rückfluß der 500 in Geld entwickelt Destutt de Tracy, worüber des
+Breiteren Abschnitt [XIII] dieses Kapitels.)
+
+30
+
+Durch den K a uf der Konsumtionsmittel zum Werth von 500 seitens
+des Arbeiters II kehrt dem Kapitalisten II der Werth von 500 IIv den er
+eben ||183| noch in Waare besaß, wieder zurück in Geld, in der Form,
+worin er diesen Werth ursprünglich vorschoß. Unmittelbares Resultat der
+Transaktion, wie bei jedem andren Waarenverkauf, ist der Umsatz ge-
+35 gebnen Werths aus Waarenform in Geldform. Auch der dadurch vermit
+telte Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt ist nicht specifi-
+sches. Hätte Kapitalist II, für 500 in Geld, Waare von Kapitalist I ge
+kauft und dann seinerseits Waare zum Betrag von 500 an I verkauft, so
+wären ihm 500 in Geld zurückgeströmt. Die 500 Geld hätten nur zum
+40 Umsatz einer Waarenmasse von 1000 gedient und wären nach dem früh-
+ren allgemeinen Gesetz an den zurückgeflossen, der das Geld zum Um
+satz dieser Waarenmasse in Cirkulation geworfen.
+
+407
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Aber diese 500 Geld, die zu Kapitalist II zurückgeflossen, sind zugleich
+erneutes potentielles variables Kapital in Geldform. Warum dies? Geld,
+also auch Geldkapital, ist potentielles variables Kapital, nur weil und
+sofern es umsetzbar in Arbeitskraft. Die Rückkehr der 500 £ Geld zu
+Kapitalist II ist begleitet von der Rückkehr der Arbeitskraft II auf den
+Markt. Die Rückkehr beider auf entgegen! 184(gesetzten Polen - also
+auch die Wiedererscheinung der 500 Geld, nicht nur als Geld, sondern
+auch als variables Kapital in Geldform - ist bedingt durch eine und
+dieselbe Procedur. Das Geld = 500 fließt an Kapitalist II zurück, weil er
+an Arbeiter II Konsumtionsmittel zum Betrag von 500 verkauft hat, also 10
+weil der Arbeiter seinen Arbeitslohn verausgabt, dadurch sich nebst F a
+milie und damit auch seine Arbeitskraft erhalten hat. Um weiter zu leben,
+und weiter als Waarenkäufer auftreten zu können, muß er von neuem
+seine Arbeitskraft verkaufen. Die Rückkehr der 500 in Geld zum Kapi
+talisten II ist also gleichzeitig Rückkehr, resp. Verbleiben, der Arbeits- 15
+kraft als durch die 500 Geld kaufbare Waare, und damit Rückkehr der
+500 Geld als potentielles variables Kapital. /
+
+5
+
+/185/ Mit Bezug auf die Luxusmittel producirende Kategorie IIb ver
+hält es sich mit ihrem v ( I l b v) dann so wie mit I v. Das Geld, das den
+Kapitalisten IIb ihr variables Kapital in Geldform erneuert, strömt ihnen 20
+zu auf dem Umweg durch die Hand der Kapitalisten IIa. Aber dennoch
+macht es einen Unterschied, ob die Arbeiter ihre Lebensmittel direkt von
+den kapitalistischen Producenten kaufen, denen sie ihre Arbeitskraft ver
+kaufen, oder ob sie von einer andren Kategorie Kapitalisten kaufen, ver
+mittelst deren den ersten das Geld nur auf einem Umweg zurückströmt. 25
+Da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund lebt, kauft sie solange
+sie kaufen kann. ||186| Anders beim Kapitalisten, hier z . B. bei dem Um
+satz von 1000 I Ic gegen 1000 Iv. Der Kapitalist lebt nicht von der Hand
+in den Mund. Möglichste Verwerthung seines Kapitals ist sein treibendes
+Motiv. Treten daher Umstände irgend einer Art ein, die es dem Kapita- 30
+listen II vortheilhafter erscheinen lassen, statt unmittelbar sein konstan
+tes Kapital zu erneuern, es theilweise wenigstens in Geldform längre Zeit
+festzuhalten, so verzögert sich der Rückfluß der 1000 I Ic (in Geld) zu I,
+also auch die Wiederherstellung von lOOOv in Geldform, und Kapitalist I
+kann nur auf derselben Stufenleiter fortarbeiten, wenn er Reservegeld zur 35
+Verfügung hat, wie überhaupt Reservekapital in Geld nöthig ist, um un
+unterbrochen, ohne Rücksicht auf rascheren oder langsameren Rückfluß
+des variablen Kapital Werths in Geld, fortarbeiten zu können.
+
+Hat man den Umsatz der verschiednen Elemente der laufenden jähr
+lichen Reproduktion zu untersuchen, so auch das Resultat der vergang- 40
+nen Jahresarbeit, der Arbeit des bereits zum Abschluß gekommnen Jahrs.
+
+408
+
+Einfache Reproduktion
+
+Der Produktionsproceß, der in diesem jährlichen Produkt resultirte, liegt
+hinter uns, ist vergangen, aufgegangen in seinem Produkt, umsomehr
+also der Cirkulationsproceß, //187/ der dem Produktionsproceß vorher
+geht oder ihm parallel läuft, der Umsatz von potentiellem variablen K a-
+5 pital in wirkliches variables Kapital, d.h. der K a uf und Verkauf von
+Arbeitskraft. Der Arbeitsmarkt bildet keinen Theil mehr des Waaren-
+markts, den man hier vor sich hat. Der Arbeiter hat hier bereits nicht nur
+seine Arbeitskraft verkauft, sondern außer dem Mehrwerth ein Aequi
+valent des Preises seiner Arbeitskraft in Waare geliefert; er hat andrerseits
+10 seinen Arbeitslohn in der Tasche und figurirt während des Umsatzes nur
+als Käufer von Waare (Konsumtionsmitteln). Andrerseits muß aber das
+jährliche Produkt alle Elemente der Neuproduktion enthalten, alle Ele
+mente des produktiven Kapitals wieder herstellen, vor allem also sein
+wichtigstes Element, das variable Kapital. Und wir haben in der That
+15 gesehn, daß mit Bezug auf variables Kapital als Resultat des Umsatzes
+sich darstellt: als Waarenkäufer, durch Verausgabung seines Arbeits
+lohns, und durch den Konsum der gekauften Waare erhält und repro
+ducirt der Arbeiter seine Arbeitskraft als die einzige Waare, die er zu
+verkaufen hat; wie das in ||188| Ankauf dieser Arbeitskraft vom Kapita-
+20 listen vorgeschoßne Geld zu diesem zurückkehrt, kehrt auch die Arbeits
+kraft als gegen es umsetzbare Waare auf den Arbeitsmarkt zurück; als
+Resultat, hier speciell bei 1000 Iv, erhalten wir:
+
+lOOOv in Geld auf Seiten der Kapitalisten I - dem gegenüber: Arbeits
+
+kraft zum Werth von 1000 auf Seiten der Arbeiter I,
+
+25
+
+sodaß der ganze Reproduktionsproceß I von neuem beginnen kann.
+
+Dies ist das eine Resultat des Umsatzprocesses.
+
+Andrerseits hat die Verausgabung des Arbeitslohns der Arbeiter I
+Konsumtionsmittel zum Belauf von 1000c von II gehoben, diese somit
+aus Waarenform in Geldform verwandelt; aus dieser Geldform hat II sie
+30 rückverwandelt in die Naturalform seines konstanten Kapitals durch
+K a uf von Waaren = lOOOv von I, dem dadurch sein variabler Kapital
+werth wieder in Geldform rückfließt.
+
+Das variable Kapital I macht drei Verwandlungen durch, die im Um
+satz des jährlichen Produkts gar nicht oder nur andeutungsweise er-
+
+35 scheinen. |
+
+|189| 1) Die erste Form, 1000 Iv in Geld, das in Arbeitskraft zum selben
+Werthbetrag umgesetzt wird. Dieser Umsatz erscheint nicht selbst im
+Waarenumsatz zwischen I und II, aber sein Resultat erscheint darin, daß
+die Arbeiterklasse I mit 1000 Geld dem Waarenverkäufer II gegenüber-
+40 tritt, ganz wie die Arbeiter II mit 500 Geld dem Waarenverkäufer von
+
+500 I Iv in Waarenform.
+
+409
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+2) Die zweite Form, die einzige, worin das variable Kapital wirklich
+variirt, als variables fungirt, wo werthschöpferische Kraft an Stelle von
+dafür eingetauschtem, gegebnem Werth erscheint, gehört ausschließlich
+dem Produktionsproceß an, der hinter uns liegt.
+
+5
+
+3) Die dritte F o r m, worin das variable Kapital sich als solches bewährt
+hat im Resultat des Produktionsprocesses, ist das jährliche Werthpro
+dukt, also bei I = lOOOv + 1000m = 2000 I(v + m). An Stelle seines ur
+sprünglichen Werths = 1000 in Geld ist ein doppelt so großer Werth
+= 2000 in Waare getreten. Der variable Kapitalwerth = 1000 in Waare
+bildet daher auch nur die Hälfte des durch das variable Kapital als Ele- 10
+ment des produktiven Kapitals geschaffnen Werthprodukts. Die 1000 Iv
+in Waare ||190| sind exaktes Aequivalent des in lOOOv Geld von I ur
+sprünglich vorgeschoßnen, seiner Bestimmung nach variablen Theils des
+Gesammtkapitals; in Waarenform sind sie aber nur potentiell Geld (wer
+den es wirklich erst durch ihren Verkauf), also noch weniger direkt va- 15
+riables Geldkapital. Schließlich werden sie dies durch den Verkauf der
+Waare 1000 Iv an I I c, und durch das baldige Wiedererscheinen der Ar
+beitskraft als käuflicher Waare, als Material, worin sich lOOOv Geld um
+setzen kann.
+
+Während aller dieser Wandlungen hält Kapitalist I beständig das va- 20
+
+riable Kapital in seiner Hand; 1) anfänglich als Geldkapital; 2) sodann
+als Element seines produktiven Kapitals, 3) noch später als Werththeil
+seines Waarenkapitals, also in Waarenwerth, 4) endlich wieder in Geld,
+dem die Arbeitskraft, worin es umsetzbar, wieder gegenübersteht. Wäh
+rend des Arbeitsprocesses hat der Kapitalist das variable Kapital in sei- 25
+ner Hand als sich bethätigende, Werth schaffende Arbeitskraft, aber
+nicht als Werth von gegebner Größe; da er jedoch den Arbeiter stets nur
+zahlt, nachdem seine Kraft schon bestimmte, kürzre oder ||191| längre
+Zeit gewirkt hat, so hat er auch den von ihr geschaffnen Ersatzwerth für
+sie selbst plus Mehrwerth bereits in seiner Hand, bevor er zahlt.
+
+30
+
+in
+
+Da das variable Kapital stets
+
+in der Hand des
+Kapitalisten bleibt,
+in
+Revenue für irgend Jemand umsetzt. 1000 Iv in Waare setzt sich vielmehr
+um in Geld durch seinen Verkauf an II, dem es die Hälfte seines kon
+stanten Kapitals in natura ersetzt.
+
+in keiner Weise gesagt werden, daß es sich
+
+irgend einer Form
+
+kann
+
+35
+
+Was sich in Revenue auflöst, ist nicht das variable Kapital, lOOOv in
+Geld; dies Geld hat aufgehört als Geldform des variablen Kapitals I zu
+fungiren, sobald es in Arbeitskraft umgesetzt ist, wie das Geld jedes and
+ren Waarenverkäufers aufgehört hat, irgend ihm gehöriges zu repräsen-
+tiren, sobald er es in Waare eines Verkäufers umgesetzt hat. Die Umsätze, 40
+die das als Arbeitslohn bezogne Geld in der Hand der Arbeiterklasse
+
+410
+
+Einfache Reproduktion
+
+durchmacht, sind keine Umsätze des variablen Kapitals, sondern des in
+Geld verwandelten Werths ihrer Arbeitskraft; ganz ebenso wie der Um
+satz des vom Arbeiter geschaffnen Werthprodukts (2000 I (v + m)) |
+|192| nur der Umsatz einer den Kapitalisten gehörigen Waare ist, der den
+
+5 Arbeiter nichts angeht. Der Kapitalist aber - und noch mehr sein theo
+- kann sich nur schwer
+retischer Dollmetscher, der politische Oekonom
+der Einbildung entschlagen, daß das dem Arbeiter ausgezahlte Geld im
+mer noch sein, des Kapitalisten Geld ist. Ist der Kapitalist Goldprodu-
+cent, so erscheint direkt der variable Werththeil - d.h. das Aequivalent in
+
+10 Waare, das ihm den Kaufpreis der Arbeit ersetzt - selbst in Geldform,
+kann also auch ohne den Umweg eines Rückflußes von neuem als vari
+ables Geldkapital fungiren da der Arbeiter, um zu leben, beständig seinen
+Arbeitslohn verausgaben muß, und damit seine Arbeitskraft erhält, aber
+sie erhält als stets als von neuem zu verkaufende Waare. Was aber den
+
+15 Arbeiter in II betrifft - soweit wir absehn vom Luxusarbeiter - so existirt
+500v selbst in Waaren, die für die Konsumtion des Arbeiters bestimmt
+sind, die er als Gesammtarbeiter betrachtet direkt wieder kauft von dem
+selben Gesammtkapitalisten, an den er seine Arbeitskraft verkauft hat;
+wie auch die Kapitalisten I und II direkt einander ||193| Waaren abkaufen
+20 und verkaufen, das Geld aber jedesmal an den zurückfließt, der es vor
+geschossen hat. Der variable Werththeil des Kapitals II besteht seiner
+Naturalform nach, in Konsumtionsmitteln bestimmt für den Verzehr der
+Arbeiterklasse IL Aber es ist nicht das variable Kapital, das in dieser
+F o rm verausgabt wird; es ist der Arbeitslohn, das Geld des Arbeiters, das
+25 gerade durch seine Realisation in diesen Konsumtionsmitteln das vari
+able Kapital 500 I Iv für den Kapitalisten wieder in seiner Geldform her
+stellt. Das variable Kapital I Iv ist reproducirt in Konsumtionsmitteln,
+wie das konstante Kapital 2000 I I c; so wenig wie das eine löst sich das
+andre in Revenue auf. Was sich in Revenue auflöst, ist in beiden Fällen
+
+30 der Arbeitslohn.
+
+D aß aber durch die Verausgabung des Arbeitslohns als Revenue im
+einen Fall 1000 I I c, ebenso auf diesem Umweg 1000 Iv und ditto 500 IIv,
+also konstantes Kapital und variables (bei diesem theils durch direkten,
+indirekten Rückfluß) wieder als Geldkapital hergestellt
+theils durch
+35 wird, ||194| ist eine wichtige Thatsache im Umsatz des jährlichen Pro
+
+dukts. I
+
+|195| XI. Ersatz des fixen Kapitals.
+
+Eine große Schwierigkeit bei Darstellung der Umsätze der jährlichen Re
+produktion ist die folgende. Nehmen wir die einfachste Form, worin sich
+
+40 die Sache darstellt, so haben wir:
+
+411
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+(I.) 4000c + lOOOv + 1000m +
+(II.) 2000c + 500v + 500m = 9000,
+
+5
+
+was sich schließlich auflöst in:
+4000 Ic + 2000 I Ic + 1000 Iv + 500 I Iv + 1000 Im + 500 I lm = 6000c +
+1500v + 1500m = 9000.
+Ein Werththeil des konstanten Kapitals, soweit dies nämlich besteht aus
+eigentlichen Arbeitsmitteln (als distinkte Abtheilung der Produktions
+mittel) ist übertragen von den Arbeitsmitteln auf das Arbeitsprodukt (die
+Waare); diese Arbeitsmittel fahren fort als Elemente des produktiven
+Kapitals zu fungiren und zwar in ihrer alten Naturalform; es ist ihr Ver- 10
+schleiß, der Werthverlust, den sie nach und nach erleiden während ihrer
+in bestimmter Periode fortdauernden Funktion, der als Werthelement der
+vermittelst derselben producirten Waaren wieder erscheint, vom Arbeits
+instrument auf das Arbeitsprodukt übertragen wird. Mit Bezug auf die
+jährliche Reproduktion kommen hier also von vornherein nur solche Be- 15
+standtheile des fixen Kapitals in Betracht, deren Leben länger als ein Jahr
+währt. Sterben sie ganz ab innerhalb des Jahres, so sind sie auch ganz
+durch die jähr||196|liche Reproduktion zu ersetzen und zu erneuern, und
+der in Frage kommende Punkt betrifft sie daher von vornherein nicht.
+Bei Maschinen und andren länger währenden Formen des fixen Kapitals 20
+kann es vorkommen - und kömmt häufiger vor - daß gewisse Theilor-
+gane derselben innerhalb des Jahres mit Haut und Haar zu ersetzen sind,
+obgleich der ganze Gebäude- oder Maschinenkörper langlebig. Diese
+Theilorgane fallen in dieselbe Kategorie der innerhalb des Jahres zu er
+setzenden Elemente des fixen Kapitals.
+
+25
+
+Dies Werthelement der Waaren ist in keiner Weise zu verwechseln mit
+den Reparaturkosten, wovon später. Wird die Waare verkauft, so wird
+dies Werthelement versilbert, in Geld verwandelt wie die andern; nach
+seiner Verwandlung in Geld aber erscheint sein Unterschied von den and
+ren Werthelementen. Die in der Produktion der Waaren verzehrten Roh- 30
+materialien und Hülfsstoffe müssen in natura ersetzt werden, damit die
+Reproduktion der Waaren beginne (überhaupt der Produktionsproceß
+ein kontinuirlicher sei); die in ihrer Produktion verausgabte Arbeitskraft
+muß ebenso durch frische Arbeitskraft ersetzt werden. D as aus der
+Waare gelöste Geld muß also beständig in diese Elemente des produkti- 35
+ven Kapitals wieder umgesetzt werden, aus Geldform in Waarenform. Es
+ändert nichts an der Sache, daß z . B. Roh||197|materialien und Hülfsstoffe
+in gewissen Terminen in größrer Masse - sodaß sie Produktionsvorräthe
+bilden - gekauft werden, daß also während gewisser Frist diese Produk
+tionsmittel nicht neugekauft zu werden brauchen, also auch - so lange sie 40
+vorhalten - das aus dem Waarenverkauf eingehende Geld - soweit es für
+
+412
+
+l.
+
+Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 195
+
+Einfache Reproduktion
+
+diesen Zweck dient - sich ansammeln kann, und dieser Theil des kon
+stanten Kapitals daher zeitweilig als in seiner aktiven Funktion suspen-
+dirtes Geldkapital erscheint. Es ist kein Revenuekapital; es ist produkti
+ves Kapital, das in Geldform suspendirt ist. Die Erneurung der Produk-
+5 tionsmittel muß beständig stattfinden, obgleich die Form dieser Erneu
+rung - mit Bezug auf die Cirkulation - verschieden sein kann. Der
+Neukauf, die Cirkulations-Operation, wodurch sie erneuert, ersetzt wer
+den, kann in längeren Terminen vorgehn: dann große Geldanlage auf
+einmal, kompensirt durch entsprechenden Produktionsvorrath; oder in
+10 kurz aufeinander folgenden Terminen: dann rasch auf einander folgende
+kleinere Dosen von Geldausgabe, kleine Produktionsvorräthe. Dies än
+dert nichts an der Sache selbst. Ebenso mit der Arbeitskraft. Wo die
+Produktion kontinuirlich auf selber Stufenleiter das Jahr durch ausge
+führt: beständiger Ersatz der aufgezehrten Arbeitskraft durch neue; wo
+15 die ||198| Arbeit saisonmäßig, oder verschiedne Portionen Arbeit in ver
+schiednen Perioden, wie in der Agrikultur, angewandt werden: dem ent
+sprechender Ankauf bald kleinerer bald größrer Masse Arbeitskraft. D a
+gegen wird das aus dem Waarenverkauf gelöste Geld, soweit es den Waa-
+renwerththeil vergoldet, der gleich ist dem Verschleiß von fixem Kapital,
+20 nicht wieder rückverwandelt in den Bestandtheil des produktiven Kapi
+tals, dessen Werthverlust es ersetzt. Es schlägt nieder neben dem produk
+tiven Kapital und verharrt in seiner Geldform. Dieser Geldniederschlag
+wiederholt sich bis die aus einer größren oder geringren Anzahl von Jah
+ren bestehende Reproduktionsepoche abgelaufen ist, während deren das
+25 fixe Element des konstanten Kapitals unter seiner alten Naturalform
+fortfährt im Produktionsproceß zu fungiren. Sobald das fixe Element
+- Baulichkeiten, Maschinerie etc., ausgelebt hat, nicht länger im Produk
+tionsproceß fungiren kann, existirt sein Werth neben ihm, vollständig
+ersetzt, in Geld - der Summe der Geldniederschläge, der Werthe, die vom
+30 fixen Kapital allmälig übertragen worden auf die Waaren, in deren Pro
+duktion es mitgewirkt, und die durch den Verkauf der Waaren in Geld
+form übergegangen. Dies Geld dient dann dazu, das fixe Kapital (oder
+Elemente desselben, da die verschiednen Elemente desselben verschiedne
+Lebensdauer haben) in natura zu ersetzen und so dies ||199| Element des
+35 produktiven Kapitals wirklich zu erneuern. Dies Geld ist also Geldform
+eines Theils des konstanten Kapitalwerths, des fixen Theils desselben.
+Diese Schatzbildung ist also selbst ein Element des kapitalistischen Re
+produktionsprocesses, Reproduktion und Aufspeicherung -
+in Geld
+form - des Werthes des fixen Kapitals oder seiner einzelnen Elemente, bis
+40 zu der Zeit wo das fixe Kapital ausgelebt und folglich seinen ganzen
+Werth an die producirten Waaren abgegeben hat, und nun in natura
+
+415
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+ersetzt werden muß. Dies Geld verliert aber nur seine Schatzform und
+tritt daher erst aktiv wieder ein in den durch die Cirkulation vermittelten
+Reproduktionsproceß des Kapitals, sobald es rückverwandelt wird in
+neue Elemente des fixen Kapitals, um die abgestorbnen zu ersetzen.
+
+So wenig wie die einfache Waarencirkulation identisch ist mit bloßem
+Produktenaustausch, so wenig kann sich der Umsatz des jährlichen Waa
+renprodukts in bloßen, unvermittelten, gegenseitigen Austausch seiner
+verschiednen Bestandtheile auflösen. Das Geld spielt eine specifische
+Rolle darin, die namentlich auch in der Weise der Reproduktion des fixen
+Kapitalwerths sich ausdrückt. (Es ist nachher zu untersuchen, wie sich 10
+das anders darstellen würde, vorausgesetzt die Produktion sei gemeinsam
+und besitze nicht die Form der Waarenproduktion.)
+
+5
+
+Kehren wir nun zu dem Grundschema ||200| zurück, so hatten wir für
+
+Klasse II:
+
+II) 2000c + 500v + 500m: Die sämmtlichen im L a uf des Jahrs produ- 15
+
+cirten Konsumtionsmittel sind hier gleich Werth von 3000; und jedes der
+verschiednen Waarenelemente, woraus die Waarensumme besteht, zer-
+11
+
+2
+
+2
+
+fällt seinem Werth nach
+
+in ^c + ^v + ^-m, oder procentig in 66^c +
+
+16^v + 16^m. Die verschiednen Waarensorten der Klasse II mögen kon
+stantes Kapital in verschiedner Proportion enthalten; ebenso mag der 20
+fixe Theil des konstanten Kapitals bei ihnen verschieden sein; ebenso die
+Lebensdauer der fixen Kapitaitheile, also auch der jährliche Verschleiß
+oder der Werththeil, den sie pro rata übertragen auf die Waaren, in deren
+Produktion sie betheiligt sind. Dies ist hier gleichgültig. Mit Bezug auf
+den gesellschaftlichen Reproduktionsproceß handelt es sich nur um den 25
+Umsatz zwischen den Klassen II und I. II und I treten sich hier nur in
+ihren gesellschaftlichen Massenverhältnissen gegenüber; die proportio
+neile Größe des Werththeils c des Waarenprodukts II (in der jetzt behan
+delten Frage allein maßgebend) ist daher das Durchschnittsverhältniß,
+wenn alle Produktionszweige, die unter II subsumirt sind, zusammenge- 30
+faßt werden.
+
+Jede der Waarensorten (und es sind zum großen Theil dieselben
+Waarensorten) deren Gesammtwerth rubricirt ist unter: 2000c + 500v
+
++ 500m ist so gleichmäßig dem Werth ||201| nach = 6 6 ^ %c + 1 6 ^ %v +
+
+2
+
+2
+
+2
+
+1 6 ^ % m. Dies gilt sowohl von je 100 der unter c, als unter v, als unter m 35
+figurirenden Waaren.
+
+Die Waaren, worin die 2000c verkörpert sind, sind dem Werth nach
+
+wieder zerfällbar in:
+
+416
+
+Einfache Reproduktion
+
+5
+
+Addiren wir nun in 1), 2) und 3) die c zusammen, so haben wir
+
+= 500, und desgleichen unter m; die Gesammtaddition ergibt den Total
+werth von 3000 wie oben.
+
+10
+
+Der ganze in der Waarenmasse II zum Werth von 3000 enthaltne kon
+stante Kapitalwerth ist also enthalten in 2000c, und weder 500v noch
+500m enthalten ein Atom davon. Dasselbe gilt für v und m ihrerseits.
+
+15
+
+In andren Worten: Das ganze Quotum der Waarenmasse II, das kon
+stanten Kapitalwerth darstellt und daher wieder umsetzbar ist, sei es in
+dessen Natural-, sei es in dessen Geldform - existirt in 2 0 0 0 c. Alles auf
+den Umsatz des konstanten Werths der Waaren II Bezügliche ist also
+beschränkt auf die Bewegung von 2000 I I c; und dieser Umsatz kann nur
+vorgehn mit I (lOOOv + 1000m).
+
+20
+
+Ebenso ist für Klasse I alles auf den Umsatz des ihr angehörigen kon
+stanten Kapitalwerths ||202| Bezügliche zu beschränken auf die Betrach
+tung von 4000 I c.
+
+1) Ersatz des Verschleißtheils in Geldform.
+
+25
+
+30
+
+Nehmen wir nun zunächst:
+
+I. 4000c + lOOOv + 1000m
+II. 2000c + 500v + 500m
+
+so würde der Umsatz der Waaren 2000 I Ic gegen Waaren vom selben
+Werth I (lOOOv + 1000m) voraussetzen, daß 2000 I Ic sich allzusammt in
+natura wieder umgesetzt in die von I producirten Naturalbestandtheile
+des konstanten Kapitals II; aber der Waarenwerth von 2000, worin letzt-
+res existirt, enthält ein Element für Werthverlust von fixem Kapital, das
+nicht sofort in natura zu ersetzen, sondern in Geld zu verwandeln, das als
+Totalsumme nach und nach sich anhäuft, bis der Termin der Erneuerung
+des fixen Kapitals in seiner Naturalform fällig geworden. Jedes Jahr ist
+
+417
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+auch
+
+- wenn
+
+auf einfacher Stufenleiter, 5
+
+das Todesjahr für fixes Kapital, das in diesem oder jenem Einzelgeschäft
+oder auch diesem oder jenem Industriezweig zu ersetzen; im selben indivi
+duellen Kapital ist dieser oder jener Theil des fixen Kapitals (da dessen
+Theile von verschiedner Lebensdauer) zu ersetzen. Betrachten wir die
+jährliche Reproduktion
+d.h. abstrahirend von aller Akkumulation - so beginnen wir nicht ||203|
+ab ovo; es ist ein Jahr im Fluß vieler, es ist nicht das erste Geburtsjahr
+der kapitalistischen Produktion. Die verschiednen Kapitale, die in den
+mannichfachen Produktionszweigen der Klasse II angelegt, sind also von
+verschiednem Lebensalter, und wie jährlich in diesen Produktionszweigen 10
+fungirende Personen sterben, so erreichen jährlich Massen fixer Kapitale
+in diesem J a hr ihr Lebensend und müssen aus akkumulirtem Geldfonds
+in natura erneuert werden. Sofern
+im Umsatz 2000 I Ic gegen
+2000 (v + m) I der Umsatz von 2000 I Ic aus seiner Waarenform (als Kon
+sumtionsmittel) in Naturalelemente eingeschlossen, die nicht nur aus 15
+R o h- und Hülfsmaterialien, sondern ebenso aus Naturalelementen des
+fixen Kapitals, Maschinen, Werkzeugen, Baulichkeiten etc. bestehn. Der
+Verschleiß, der im Werth von 2000 I Ic in Geld zu ersetzen, ist daher
+durchaus nicht entsprechend dem Umfang des fungirenden fixen Kapi
+tals, da jährlich ein Theil desselben in natura ersetzt werden muß; was 20
+aber voraussetzt, daß in früheren Jahren das zu diesem Umsatz nöthige
+Geld sich aufgehäuft in den Händen von Kapitalisten der Klasse II. Eben
+diese Voraussetzung gilt aber für dies laufende Jahr eben||204|sowohl wie
+sie für die früheren, angenommen wird.
+
+ist
+
+In dem Umsatz zwischen I (lOOOv + 1000m) und 2000 I Ic ist zunächst 25
+
+zu bemerken, daß die Werthsumme I (v + m) kein konstantes Werthele
+ment enthält, also auch kein Werthelement für zu ersetzenden Verschleiß,
+d.h. für Werth, der von fixem Bestandtheil des konstanten Kapitals auf
+die Waaren übertragen werden, in deren Naturalform v + m existiren.
+Dies Element existirt dagegen in I I c, und es ist gerade ein Theil dieses 30
+dem fixen Kapital geschuldeten Werthelements, das nicht unmittelbar aus
+Geldform in Naturalform sich zu verwandeln, sondern zunächst in Geld
+form zu verharren hat. Es drängt sich daher sofort bei dem Umsatz von
+I (lOOOv + 1000m) gegen 2000 I Ic die Schwierigkeit auf, daß die Produk
+tionsmittel I, in deren Naturalform die 2000(v + m) existiren, zu ihrem 35
+ganzen Werthbetrag von 2000 gegen Aequivalent in Konsumtionsmit
+teln II umzu||205|setzen sind, dahingegen andrerseits die Konsumtions
+mittel 2000 I Ic nicht zu ihrem vollen Werthbetrag in die Produktions
+mittel I (lOOOv + 1000m) umgesetzt werden können, weil ein aliquoter
+Theil ihres Werths - gleich dem zu ersetzenden Verschleiß oder Werth- 40
+verlust des fixen Kapitals - sich zunächst in Geld niederschlagen muß,
+
+418
+
+Einfache Reproduktion
+
+I Ic offenbar nicht
+
+I kann beim Ankauf von
+
+das innerhalb der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode, die hier
+allein betrachtet wird, nicht wieder als Cirkulationsmittel fungirt. Das
+Geld aber, wodurch das Verschleißelement versilbert wird, das im Waa
+renwerth 2000 I Ic steckt, dies Geld kann nur von I herkommen, da II
+5 sich nicht selbst zu bezahlen hat, sondern sich bezahlt eben durch Ver
+kauf seiner Waare, und da der Voraussetzung nach I (v + m) die ganze
+Waarensumme 2000 I Ic kauft; die Klasse I muß also durch diesen K a uf
+jenen Verschleiß für II versilbern. Aber nach dem früher entwickelten
+Gesetz kehrt der Cirkulation vorgeschoßnes Geld an den kapitalistischen
+10 Producenten zurück, der später gleiches Quantum in Waare in die Cir
+kulation wirft.
+für
+2000 Waaren und überdem noch eine überschüssige Geldsumme ein für
+alle Mal (ohne daß selbe durch die Operation des Umsatzes zu ihm zu
+rückkehrt) an II geben. Es würde sonst die Waarenmasse I Ic über
+15 ihrem Werth kaufen. Wenn II in der ||206| That I (lOOOv + 1000m) im
+Umsatz für seine 2000c eintauscht, so hat es weiter nichts von I zu for
+dern und das während dieses Umsatzes cirkulirende Geld kehrt zurück zu
+I oder zu II, abhängig davon, wer von beiden es in Cirkulation geworfen,
+d.h. wer von beiden zuerst als Käufer aufgetreten ist. Zugleich hätte in
+20 diesem Fall II sein Waarenkapital dem ganzen Werthumfang nach in die
+Naturalform von Produktionsmitteln rückverwandelt, während die Vor
+aussetzung ist, daß es einen aliquoten Theil desselben, nach ihrem Ver
+kauf, nicht während der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode aus
+Geld wieder rückverwandelt in die Naturalform fixer Bestandtheile seines
+25 konstanten Kapitals. Es könnte also an II nur dann eine Bilanz in Geld
+zufließen, wenn II zwar für 2000 an I verkaufte, aber für weniger als 2000
+von I kaufte, z . B. nur 1800; dann hätte I den Saldo gut zu machen durch
+200 in Geld, das nicht zu ihm zurückflösse, weil es dies der Cirkulation
+vorgeschoßne Geld ihr nicht wieder entzogen hätte durch Hineinwurf
+30 von Waaren = 200 in die Cirkulation. In diesem Fall hätten wir einen
+Geldfonds für II auf Rechnung seines Verschleißes ||207| an fixem Kapi
+tal; wir hätten aber auf der andern Seite auf I eine Ueberproduktion von
+Produktionsmitteln zum Belauf von 200, und damit wäre die ganze Basis
+des Schemas zerronnen, nämlich Reproduktion auf gleichbleibender Stu-
+35 fenleiter, wo also völlige Proportionalität zwischen den verschiednen Pro
+duktionssystemen vorausgesetzt ist. Die eine Schwierigkeit wäre nur be
+seitigt durch eine viel unangenehmere.
+
+Da dies Problem eigne Schwierigkeiten bietet und bisher überhaupt
+nicht von den politischen Oekonomen behandelt worden ist, so wollen
+40 wir der Reihe nach alle möglichen (wenigstens scheinbar möglichen) Lö
+
+sungen oder vielmehr Stellungen des Problems selbst betrachten.
+
+419
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Zunächst hatten wir so eben unterstellt daß II an I verkauft 2000, aber
+nur kauft für 1800 Waaren von I. In dem Waarenwerth 2000 I Ic stecke
+200 für Verschleißersatz, der in Geld aufzuschatzen; so zerfiele der
+Werth 2 0 0 0 1 1c in 1800, die auszutauschen gegen Produktionsmitteil,
+und in 200 Verschleißersatz, die in Geld (nach dem Verkauf der 2000c an
+festzuhalten. Oder mit Bezug auf seinen Werth wäre 2000 I Ic
+I)
+= 1800c + 200c(d), wo d = déchet (Verschleiß).
+Wir hätten dann zu betrachten den Umsatz
+
+I. lOOOv + 1000m
+II. 1800c + 200c(d).
+
+5
+
+10
+
+Iv kauft mit ||208| 1000 £, welche den Arbeitern in Zahlung ihrer Ar
+beitskraft in F o rm von Arbeitslohn zugeflossen, für 1000 I Ic Konsum
+tionsmittel; II kauft mit selben 1000 £ für 1000 Iv Produktionsmittel.
+Den Kapitalisten I fließt damit ihr variables Kapital in Geldform zurück
+und können sie damit nächstes Jahr Arbeitskraft zum selben Werthbe- 15
+trag kaufen, d.h. den variablen Theil ihres produktiven Kapitals in na
+tura ersetzen. - II kauft ferner mit vorgeschoßnen 400 £ Produktions
+mittel Im und Im kauft mit denselben 400 £ Konsumtionsmittel I I c.
+Die von II der Cirkulation vorgeschoßnen 400 £ sind so an die K a
+pitalisten II zurückgekehrt, aber nur als Aequivalent
+Waare. I kauft für vorgeschoßne 400 £ Konsumtionsmittel; II kauft von I
+für 400 £ Produktionsmittel, womit diese 400 £ zu I zurückströmen. Die
+Rechnung bis dahin ist nun folgende:
+
+für verkaufte 20
+
+I wirft in Cirkulation lOOOv + 800m in Waare; wirft ferner in Cirkula
+tion in Geld: 1000 £ in Arbeitslohn und 400 £ zum Umsatz mit II. Nach 25
+vollendetem Umsatz hat I:
+(Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld.
+
+lOOOv in Geld, 800m umgesetzt in 800 I Ic
+
+II wirft in Cirkulation 1800c in Waare (Konsumtionsmittel) und 400 £
+
+in Geld; nach vollendetem Umsatz hat es:
+1800 in Waare I (Produktionsmittel) und 400 £ in Geld. |
+
+30
+
+|209| Wir haben jetzt noch
+
+auf Seite I 200m (in Konsumtionsmitteln), auf Seite II 200c (d) (in Kon
+sumtionsmitteln).
+
+Nach der Voraussetzung kauft I mit 200 £ die Konsumtionsmittel c(d)
+zum Werthbetrag von 200; diese 200 £ aber hält II fest, da 200c (d) Ver- 35
+schleiß repräsentirt, also nicht direkt wieder in Produktionsmittel um
+zusetzen ist. Also 200 Im sind unverkaufbar; Vio des zu ersetzenden
+Mehrwerths I ist unrealisirbar, nicht aus seiner Naturalform von Produk
+tionsmitteln umsetzbar in die von Konsumtionsmitteln.
+
+Dies widerspricht nicht nur der Voraussetzung der Reproduktion auf 40
+
+einfacher Stufenleiter; es ist an und für sich keine Hypothese, um die
+
+420
+
+Einfache Reproduktion
+
+Versilberung von 200c (d) zu erklären; es heißt vielmehr, daß sie nicht
+erklärlich ist. Da nicht nachzuweisen, wie 200c (d) zu versilbern sei, wird
+unterstellt, daß I die Gefälligkeit hat es zu versilbern, gerade weil I nicht
+im Stande, seinen eignen Rest von 200m zu versilbern. Dies als eine
+5 normale Operation des Umsatzmechanismus aufzufassen, ist ganz das
+selbe, als unterstellte man, daß jährlich 200 £ vom Himmel regnen, um
+regelmäßig die 200c(d) zu versilbern.
+
+Die Abgeschmacktheit solcher Hypothese springt jedoch nicht unmit
+telbar ins Auge, wenn I m, statt wie hier in seiner primitiven Daseinsweise
+10 aufzutreten - nämlich ||210| als Bestandtheil des Werths von Produktions
+mitteln, also als Bestandtheil des Werths von Waaren, die ihre kapitali
+stischen Producenten durch Verkauf in Geld realisiren müssen - in der
+Hand der Antheilhaber der Kapitalisten erscheint, z . B. als Grundrente in
+der Hand von Grundeigenthümern, oder als Zins in der Hand von Geld-
+15 Verleihern. Ist aber der Theil des Mehrwerths der Waaren, den der in
+dustrielle Kapitalist als Grundrente oder Zins an andre Miteigenthümer
+des Mehrwerths abzutreten hat, auf die Dauer nicht realisirbar durch den
+Verkauf der Waaren selbst, so hat es auch mit der Zahlung von Rente
+oder Zins ein Ende, und können daher Grundeigenthümer oder Zinsbe-
+20 zieher durch deren Verausgabung nicht als dei ex machina dienen zu
+beliebiger Versilberung bestimmter Theile der jährlichen Reproduktion.
+Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben sämmtlicher sog. unprodukti
+ven Arbeiter, Staatsbeamte, Aerzte, Advokaten etc. und was sonst in der
+F o rm des „großen Publikums" den politischen Oekonomen Dienste lei-
+
+25 stet, um von ihnen Unerklärtes zu erklären.
+
+Eben so wenig ist damit geholfen, wenn statt des direkten Umsatzes
+zwischen I und II - zwischen den zwei großen Abtheilungen der kapita
+listischen Producenten selbst - der Kaufmann als Vermittler beigezogen
+wird, und daher mit seinem „Geld" ||211| über alle Schwierigkeiten weg-
+30 hilft. Im gegebnen Fall z . B. muß 200 Im schließlich und endgültig abge
+setzt werden an die industriellen Kapitalisten von II. Es mag durch die
+Hände einer Reihe von Kaufleuten laufen, der letzte befindet sich - ge
+mäß der Hypothese - in demselben Fall gegenüber II, worin sich die
+kapitalistischen Producenten von I bei Beginn befanden, d.h. sie können
+35 die 200 Im nicht verkaufen an II; und die festgerittene Kaufsumme kann
+
+denselben Proceß mit I nicht erneuern.
+
+Man sieht hier, wie abgesehn von unserm eigentlichen Zweck, die Be
+trachtung des Reproduktionsprocesses
+seiner Fundamentalform
+- worin alle verdunkelnden Zwischenschieber beseitigt - durchaus nöthig
+40 ist, um die falschen Ausflüchte loszuwerden, die den Schein „wissen
+schaftlicher" Erklärung liefern, wenn der gesellschaftliche Reprodukti-
+
+in
+
+421
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+onsproceß sofort in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegen
+stand der Analyse gemacht wird.
+
+Das Gesetz, daß beim normalen Verlauf der Reproduktion (sei es auf
+einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter) das von dem kapitalistischen
+Producenten der Cirkulation vorgeschoßne Geld zu seinem Ausgangs- 5
+punkt zurückkehren muß (wobei es gleichgültig, ob das Geld ihnen gehört
+oder gepumpt ist) schließt also ein für allemal die ||212| Hypothese aus,
+daß 200 I l c ( d) versilbert werde durch von I vorgeschoßnes Geld.
+
+2) Ersatz des fixen Kapitals in Natura.
+
+Nach Beseitigung der eben betrachteten Hypothese, bleiben nur noch 10
+solche Möglichkeiten, die außer dem Ersatz des Verschleißtheils in Geld,
+auch noch die Vollziehung des Ersatzes des gänzlich abgestorbnen fixen
+Kapitals in natura einschließen. Wir hatten vorhin vorausgesetzt:
+
+a) daß 1000 £, gezahlt in Arbeitslohn von I, von den Arbeitern veraus
+gabt werden in I Ic zum selben Werthbetrag, d.h. daß sie damit Konsum- 15
+tionsmittel kaufen.
+
+D aß hier die 1000 Iv von I vorgeschossen werden in Geld, ist nur
+Konstatirung von Thatsache. Der Arbeitslohn ist in Geld auszuzahlen
+von den resp. kapitalistischen Producenten; dies Geld wird dann von den
+Arbeitern in Lebensmitteln verausgabt, und dient den Verkäufern der 20
+Lebensmittel ihrerseits wieder als Cirkulationsmittel bei Umsatz ihres
+konstanten Kapitals aus Waarenkapital in produktives Kapital. Es läuft
+zwar durch viele Kanäle durch (Krämer, Hausbesitzer, Steuereinnehmer,
+unproduktive Arbeiter wie Aerzte etc., die der Arbeiter selbst braucht)
+und fließt daher nur zum Theil direkt aus den Händen der Arbeiter in die 25
+der Kapitalistenklasse II. Der Fluß mag mehr oder minder stocken, da
+her neue Geldreserve nöthig sein auf Seiten der Kapitalisten. Alles dies
+kommt bei dieser Fundamentalform nicht in Betracht.
+
+b) War vorausgesetzt, daß einmal I weitere 400 £ vorschießt zum An
+kauf von II, das ihm rückfließt, wie ein andres Mal II 400 £ vorschießt 30
+zum Ankauf von I, die ihm rück||213(fließen. Diese Voraussetzung muß
+gemacht werden, da umgekehrt die Annahme willkürlich wäre, daß ein
+seitig die Kapitalistenklasse I oder aber die Kapitalistenklasse II das zum
+Waarenumsatz nöthige Geld der Cirkulation vorschießt. Da nun bei Un
+terstellung A gezeigt wurde, daß die Hypothese als abgeschmackt 35
+verwerflich, wonach I zuschüssiges Geld in die Cirkulation würfe um
+2 0 0 I I c ( d) zu versilbern, so bliebe offenbar nur die scheinbar noch
+abgeschmacktere Hypothese übrig, daß II selbst das Geld in die Cirku-
+
+422
+
+Einfache Reproduktion
+
+lation wirft, womit der Werthbestandtheil Waare versilbert wird, welcher
+den Verschleiß von fixem Kapital zu ersetzen hat. Z . B. der Werththeil,
+den die Spinnmaschine des Herrn X in der Produktion verliert, erscheint
+als Werththeil des Nähgarns wieder; was seine Spinnmaschine auf der
+5 einen Seite an Werth durch Verschleiß einbüßt, soll sich auf der andren
+Seite als Geld bei ihm aufsammeln. X möge nun z. B. für 200 £ Baum
+wolle kaufen von Y, und so der Cirkulation 200 £ in Geld vorschießen; Y
+kauft von ihm mit denselben 200 £ Garn und diese 200 £ dienen nun dem
+X als Fonds zum Ersatz von Verschleiß der Spinnmaschine. Dies käme
+10 nun darauf hinaus, daß X, abgesehn von seiner Produktion und deren
+Produkt und dessen Verkauf, 200 £ in petto hält, um sich selbst für den
+Werthverlust seiner Spinnmaschine zu zahlen, d.h. daß er außer dem
+Werthverlust der Spinn||214|maschine von 200 £ noch andre 200 £ in Geld
+jährlich aus seiner Tasche zusetzen muß, um schließlich im Stand zu sein,
+
+15 eine neue Spinnmaschine zu kaufen.
+
+Die Abgeschmacktheit ist aber nur scheinbar. Die Klasse II besteht aus
+Kapitalisten, deren fixes Kapital sich in ganz verschiednen Terminen sei
+ner Reproduktion befindet. Für die einen ist es bei dem Termin ange
+langt, wo es ganz in natura zu ersetzen ist. Für die andren befindet es sich
+20 mehr oder minder entfernt von diesem Stadium; allen Gliedern der letzt-
+ren Abtheilung ist das gemein, daß ihr fixes Kapital nicht wirklich re
+producirt, d.h. nicht in natura erneuert oder durch neues Exemplar der
+selben Art ersetzt wird, sondern daß sein Werth successiv in Geld ange
+sammelt wird. Der erstere Theil befindet sich ganz (resp. theilweise, was
+25 hier gleichgültig) in derselben Situation wie bei Errichtung seines Ge
+schäfts, wo er mit einem Geldkapital auf den Markt auftrat, um dies
+einerseits in (fixes und cirkulirendes) konstantes Kapital zu verwandeln,
+andrerseits aber in Arbeitskraft, in variables Kapital. Wie damals, hat er
+jetzt dies Geldkapital wieder der Cirkulation vorzuschießen, also den
+30 Werth des konstanten fixen Kapitals ebensogut wie den des cirkulirenden
+
+und des variablen Kapitals. /
+
+/215/ Wenn also vorausgesetzt wird, daß von den 400 £, die die K a
+pitalistenklasse II zum Umsatz mit I in Cirkulation wirft, die Hälfte von
+solchen Kapitalisten in II herrührt, die nicht nur durch ihre Waaren ihre
+35 zum cirkulirenden Kapital gehörenden Produktionsmittel, sondern auch
+durch ihr Geld ihr fixes Kapital in natura erneuern müssen, während die
+andre Hälfte der Kapitalisten II mit ihrem Geld nur den cirkulirenden
+Theil ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt, nicht aber ihr fixes
+Kapital in natura erneuert, so liegt durchaus nichts Widerspruchsvolles
+40 darin, daß die zurückfließenden 400 £ (zurückfließend sobald I dafür
+Konsumtionsmittel kauft) sich nun verschieden vertheilen zwischen die-
+
+423
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+sen zwei Abtheilungen von II. Sie fließen zurück zur Klasse II, aber sie
+fließen nicht in dieselben Hände zurück, sondern vertheilen sich ver
+schieden innerhalb dieser Klasse, gehn von einem Theil derselben auf den
+andren über.
+
+Der eine Theil von II hat, außer dem durch seine Waaren schließlich
+gedeckten Theil von Produktionsmitteln, 200 £ in Geld umgesetzt in neue
+fixe Kapitalelemente in natura. Sein so verausgabtes Geld - wie beim
+Anfang des Geschäfts - fließt ihm erst successive in Reihen von Jahren
+aus der Cirkulation zurück als ||216| Verschleiß-Werthbestandtheil der mit
+diesem fixen Kapital zu producirenden Waaren.
+
+5
+
+10
+
+Der andre Theil von II hat dagegen für 200 £ keine Waaren von I
+bezogen, sondern dieser zahlt ihn mit dem Geld, womit der erste Theil
+von II fixe Kapitalelemente gekauft. Der eine Theil von II besitzt seinen
+fixen Kapitalwerth wieder in erneuter Naturalform, der andre ist noch
+damit beschäftigt, ihn in Geldform anzusammeln, zum spätem Ersatz 15
+seines fixen Kapitals in natura.
+
+Der Status, von dem wir auszugehen haben, nach den früheren Um
+ist der Rest der beiderseits umzusetzenden Waaren: bei
+
+setzungen,
+I - 400m, bei II - 400c.1)
+
+Wir nehmen an, daß II 400 in Geld vorschießt zum Umsatz dieser 20
+
+Waaren zum Betrag von 800. Eine Hälfte der 400 (= 200) muß unter allen
+Umständen ausgelegt werden von dem Theil von I I c, der 200 in Geld als
+Verschleißwerth aufgehäuft, und der diesen jetzt wieder rückzuverwan-
+deln hat in die Naturalform seines fixen Kapitals.
+
+Ganz wie konstanter Kapitalwerth, variabler Kapitalwerth und Mehr- 25
+
+werth - worin der Werth des Waarenkapitals von ||217| II, wie von I,
+zerfällbar - in besondren proportioneilen Quoten der Waaren II resp. I,
+selbst darstellbar sind, so innerhalb des konstanten Kapitalwerths selbst
+wieder der Werththeil, der noch nicht in die Naturalform des fixen K a
+pitals umzusetzen, sondern einstweilen noch in Geldform allmälig aufzu- 30
+schätzen ist. Ein bestimmtes Quantum Waaren II (in unserm Fall also die
+Hälfte des Rests = 200) ist hier nur noch Träger dieses Verschleißwerths,
+der sich durch den Umsatz in Geld niederzuschlagen hat. (Der erste Theil
+der Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura erneuert, mag mit dem
+Verschleißtheil der Waarenmasse, von der hier nur noch der Rest figurirt, 35
+einen Theil seines Verschleißwerths bereits so realisirt haben; bleibt aber
+200 Geld so noch für ihn zu realisiren.)
+
+') Die Zahlen stimmen wieder nicht mit der früheren Annahme. Dies ist indeß gleichgültig,
+da es nur auf die Verhältnisse ankommt. F. E.
+
+424
+
+Einfache Reproduktion
+
+Was nun die zweite Hälfte (= 200) der von II bei dieser Restoperation
+in Cirkulation geworfnen 400 £ betrifft, so kauft sie von I cirkulirende
+Bestandtheile des konstanten Kapitals. Ein Theil dieser 200 £ mag von
+beiden Theilen von II oder nur von dem in Cirkulation geworfen werden,
+
+5 der den fixen Werthbestandtheil nicht in natura erneuert.
+
+Mit den 400 £ werden also von I herausgehoben 1) Waaren zum Belauf
+von 200, die ||218| nur aus Elementen des fixen Kapitals bestehn,
+2) Waaren zum Belauf von 200 £, die nur Naturalelemente des cirkuli
+renden Theils des konstanten Kapitals von II ersetzen. I hat nun sein
+10 ganzes jährliches Waarenprodukt, soweit dies an II zu verkaufen ist, ver
+kauft; der Werth eines Fünftels davon aber, 400 £, existirt jetzt in seiner
+Hand unter Geldform. Dies Geld ist aber versilberter Mehrwerth, der als
+Revenue in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muß. I kauft also
+mit den 400 den ganzen Waarenwerth von II = 400. Das Geld fließt also
+
+15 zu II zurück, indem es dessen Waare hebt.
+
+Wir wollen nun drei Fälle annehmen: Wir nennen dabei den Theil der
+Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura ersetzt, Theil 1), und denje
+nigen der Verschleißwerth von fixem Kapital in Geldform aufspeichert,
+Theil 2). Die drei Fälle sind folgende: a) daß von den 400, die in Waaren
+20 sub II noch als Rest bestehn, ein Quotum für Theil 1) und Theil 2) (sage
+je V2) gewisse Quota cirkulirender Theile des konstanten Kapitals zu er
+setzen hat; b) daß Theil 1) bereits seine ganze Waare verkauft, also
+Theil 2) noch 400 zu verkaufen hat; c) daß Theil 2) Alles verkauft außer
+den 200, die Verschleißwerth tragen.
+
+25 Wir erhalten dann folgende Theilungen:
+
+a) Von dem Waarenwerth = 400c, den II noch in Händen hat, besitzt
+Theil 1) 100, und Theil 2) 300; von diesen 300 repräsentiren 200 den Ver
+schleiß. In diesem Fall hat von den 400 £ Geld, die I jetzt zurückschickt
+um die Waaren II zu heben, Theil 1) ursprünglich ausgelegt 300, nämlich j
+30 |219|200 in Geld, wofür es fixe Kapitalelemente in natura aus I gezogen,
+und 100 in Geld zur Vermittlung seines Waarenaustauschs mit I; dagegen
+hat Theil 2) von den 400 nur V4, also 100 vorgeschossen, ebenfalls zur
+Vermittlung seines Waarenumsatzes mit I.
+
+Von den 400 Geld hat Theil 1) also 300 vorgeschossen und
+
+35 Theil 2) 100.
+
+Es fließen aber zurück von diesen 400:
+An Theil 1): 100, also nur '/3 des von ihm vorgeschoßnen Geldes. Er
+2h erneuertes fixes Kapital zum Werth von
+besitzt aber für die andren
+200. F ür dieses fixe Kapitalelement zum Werth von 200 hat er Geld an I
+40 gegeben, aber keine nachträgliche Waare. Er tritt, mit Bezug auf sie,
+gegenüber I, nur als Käufer auf, nicht nachträglich wieder als Verkäufer.
+
+425
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Dies Geld kann daher nicht an Theil 1 ) zurückfließen; sonst hätte er die
+fixen Kapitalelemente von I geschenkt erhalten. - Mit Bezug auf das
+letzte Drittel des von ihm vorgeschoßnen Geldes trat Theil 1) erst als
+Käufer auf von cirkulirenden Bestandtheilen seines konstanten Kapitals.
+Mit demselben Geld kauft I von ihm den Rest seiner Waare zum Werth
+von 100. Das Geld fließt also zu ihm, (Theil 1) von II) zurück, weil er als
+Waarenverkäufer auftritt, gleich nachdem er vorher als Käufer aufge
+treten. ||220| Flösse es nicht zurück, so hätte II, Theil 1) an I, für Waaren
+zum Belauf von 100, erst 100 in Geld und dann noch obendrein 100 in
+Waare gegeben, ihm also seine Waare geschenkt.
+
+5
+
+10
+
+Dagegen fließt an Theil 2), der 100 in Geld ausgelegt, 300 in Geld
+zurück; 100, weil er erst als Käufer 100 Geld in Cirkulation warf und
+diese als Verkäufer zurückerhält; 200, weil er nur als Verkäufer von
+Waaren zum Werthbetrag von 200 fungirt, nicht aber als Käufer. Das
+Geld kann also nicht an I zurückfließen. Der fixe Kapitalverschleiß ist 15
+also saldirt durch das von II, Theil 1) im Ankauf von fixen Kapitalele
+menten in Cirkulation geworfene Geld; aber es kommt in die Hand von
+Theil 2) nicht als das Geld des Theils 1), sondern als der Klasse I gehö
+rendes Geld.
+
+b) Unter dieser Voraussetzung vertheilt sich der Rest von I Ic so, daß 20
+
+Theil 1) 200 in Geld und Theil 2) 400 in Waaren besitzt.
+
+Theil 1) hat seine Waare alle verkauft, aber 200 in Geld sind verwan
+delte F o rm des fixen Bestandtheils seines konstanten Kapitals, den er in
+natura zu erneuern hat. Er tritt also hier nur als Käufer auf und erhält
+statt seines Geldes Waare I in Naturalelementen des fixen Kapitals zum 25
+selben Werthbetrag. Theil 2) hat als Maximum (wenn für den Waaren-
+umsatz zwischen I und II kein Geld von I vorgeschoßen wird) nur 200 £ |
+|221|in Cirkulation zu werfen, da er für die Hälfte seines Waarenwerths
+nur Verkäufer an I, nicht Käufer von I ist.
+
+Es retourniren ihm aus der Cirkulation 400 £; 200, weil er sie vorge- 30
+
+schössen als Käufer, und sie zurückerhält als Verkäufer von 200 Waare;
+200, weil er Waare zum Werth von 200 an I verkauft, ohne dafür Waa-
+renäquivalent von I wieder heraus zu ziehn. -
+
+c) Theil 1) besitzt 200 in Geld und 200c in Waare; Theil 2) 200c(d) in
+
+Waaren.
+
+35
+
+Theil 2) hat unter dieser Voraussetzung nichts in Geld vorzuschießen,
+weil er, I gegenüber, überhaupt nicht mehr als Käufer, sondern nur noch
+als Verkäufer fungirt, also abzuwarten hat, bis von ihm gekauft wird.
+
+Theil 1) schießt 400 £ in Geld vor, 200 zum gegenseitigen Waarenum-
+satz mit I, 200 als bloßer Käufer von I. Mit diesen letzteren 200 £ Geld 40
+kauft er die fixen Kapitalelemente.
+
+426
+
+Einfache Reproduktion
+
+I kauft mit 200 £ Geld für 200 Waare von Theil 1 ), dem damit seine für
+diesen Waarenumsatz vorgeschoßnen 200 £ Geld zurückfließen; und I
+kauft mit den andren 200 £ - die er ebenfalls von Theil 1) erhalten - für
+200 Waaren von Theil 2), dem damit sein fixer Kapitalverschleiß in Geld
+
+5 niederschlägt.
+
+Die Sache würde in keiner Weise verändert unter der Voraussetzung,
+
+daß im Fall c) statt II, Theil 1), Klasse I die 200 Geld zum Umsatz der
+restirenden ||222| Waaren vorschießt. Kauft I dann zuerst für 200 Waare
+von II, Theil 2) - es ist vorausgesetzt, daß dieser nur noch diesen Waa-
+10 renrest zu verkaufen hat - so kehren die 200 £ nicht an I zurück, da II,
+Theil 2), nicht wieder als Käufer auftritt; aber II, Theil 1) hat dann 200 £
+Geld um zu kaufen, und ditto noch 200 Waaren umzusetzen, also im Gan
+zen 400 einzutauschen von I. 200 £ Geld kehren dann zu I zurück von II,
+Theil 1). Legt I sie wieder aus um die 200 Waare zu kaufen von II,
+15 Theil 1), so kehren sie ihm zurück, sobald II, Theil 1) die zweite Hälfte
+der 400 Waare von I löst. Theil 1 (II) hat 200 £ Geld als bloßer Käufer
+von Elementen des fixen Kapitals ausgelegt; sie kehren ihm daher nicht
+zurück, sondern dienen dazu, die 200c Restwaaren von II, Theil 2) zu
+versilbern, während an I das für Waarenumsatz ausgelegte Geld, 200 £,
+
+20 zurückgeflossen, nicht via II, Theil 2), sondern via II, Theil 1). Für
+seine Waare von 400 ist ihm Waarenäquivalent zum Belauf von 400 zu
+rückgekehrt; die für den Umsatz der 800 Waare von ihm vorgeschoßnen
+und so ist alles in Ordnung.
+200 £ Geld sind ihm ditto zurückgekehrt
+
+25 Die Schwierigkeit, die sich ergab bei der Umsetzung:
+
+I) 1 0 0 0 v+ 1000m
+II) 2000c wurde reducirt auf die Schwierigkeit bei Umsetzung der Reste: |
+|223| I
+II. (1) 200 (Geld) + 200c Waare + (2) 200c Waare oder, um die Sache
+
+400m.
+
+30 noch klarer zu machen
+I. 200m + 200m.
+II. (1) 200 Geld + 200c Waare + (2) 200c Waare.
+
+Da in II Theil 1) 200c Waare sich umgesetzt gegen 200 Im Waare, und
+da alles Geld, was bei diesem Umsatz von 400 Waaren zwischen I und II
+35 cirkulirt, zurückfließt zu dem, der es vorgeschossen hat, I oder II, so ist
+dies Geld, als Element des Umsatzes zwischen I und II, in der That kein
+Element des Problems, das uns hier beschäftigt. Oder anders dargestellt:
+unterstellen wir, daß
+in dem Umsatz zwischen 200 Im (Waare) und
+200 I Ic (Waare von II, Theil 1) das Geld als Zahlungsmittel fungirt, nicht
+
+40 als Kaufmittel und daher auch nicht als „Cirkulationsmittel" im engsten
+
+427
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Sinn, so ist klar, da die Waaren 200 Im und 200 I Ic (Theil 1) von glei
+chem Werthbetrag, Produktionsmittel zum Werth von 200 sich austau
+schen gegen Konsumtionsmittel zum Werth von 200, das Geld hier nur
+ideell fungirt, und kein Geld zur Zahlung von Bilanz von dieser oder
+jener Seite wirklich in Cirkulation zu werfen. D as Problem tritt also erst
+rein hervor, wenn ||224| wir die Waare 200 Im und ihr Aequivalent, die
+Waare 200 I Ic (Theil 1) auf beiden Seiten I und II wegstreichen. /
+
+5
+
+10
+
+/225/ Nach Beseitigung dieser beiden Waarenbeträge von gleichem
+Werth (I und I I ), die sich wechselseitig saldiren, bleibt also der Rest des
+Umsatzes, worin das Problem rein hervortritt, nämlich:
+I. 200m Waare.
+II. (1) 200c Geld + (2) 200c Waare.
+Hier ist klar: II, Theil 1) kauft mit 200 Geld die Bestandtheile seines
+fixen Kapitals 2 0 0 1 m; damit ist das fixe Kapital von II, Theil 1) in
+natura erneuert und der Mehrwerth von I, im Werth von 200 ist aus 15
+Waarenform (Produktionsmitteln und zwar Elementen von fixem Kapi
+tal) in Geldform verwandelt. Mit diesem Geld kauft I Konsumtionsmittel
+von II, Theil 2) und das Resultat ist für II, daß für Theil 1) ein fixer
+Bestandtheil seines konstanten Kapitals in natura erneuert ist; und daß
+für Theil 2) ein andrer Bestandtheil (der Verschleiß von fixem Kapital 20
+ersetzt) in Geld niedergeschlagen; und dies dauert ||226| jährlich fort, bis
+auch dieser Bestandtheil in natura zu erneuern.
+
+Die Vorbedingung ist hier offenbar, daß dieser fixe Bestandtheil des
+konstanten Kapitals II, der seinem ganzen Werth nach in Geld rückver
+wandelt und daher jedes Jahr in natura zu erneuern ist (Theil 1), gleich 25
+sei dem Jahresverschleiß des andren fixen Bestandtheils des konstanten
+Kapitals II, der noch in seiner alten Naturalform fortfungirt, und dessen
+Verschleiß, der Werthverlust, den es auf die Waaren überträgt, in deren
+Produktion er wirkt, zunächst in Geld zu ersetzen ist. Ein solches Gleich
+gewicht erschiene danach als Gesetz der Reproduktion auf gleichbleiben- 30
+der Stufenleiter; was in andren Worten heißt, daß in der die Produktions
+mittel producirenden Klasse I die proportioneile Theilung der Arbeit
+unverändert bleiben muß, soweit sie einerseits cirkulirende, und andrer
+seits fixe Bestandtheile des konstanten Kapitals der Abth. II liefert.
+
+Bevor wir dies näher untersuchen, ist erst zu sehn wie die Sache sich 35
+
+stellt wenn der Restbetrag von I Ic (1) nicht gleich dem Rest von I Ic (2);
+er kann größer sein oder kleiner. Setzen wir nach einander beide Fälle. |
+
+|227| Erster Fall:
+I. 200m.
+
+II. (1) 220c (in Geld) + (2) 200c (in Waare)
+
+40
+
+428
+
+Einfache Reproduktion
+
+Hier kauft I Ic (1) mit 200 £ Geld die Waaren 200 I m, und I kauft mit
+demselben Geld die Waaren 200 I Ic (2), also den Bestandtheil des fixen
+Kapitals, der in Geld niederzuschlagen ist; dieser ist damit versilbert.
+Aber 20 I Ic (1) in Geld ist nicht rückverwandelbar in fixes Kapital in
+
+5 natura.
+
+Diesem Uebelstand scheint abhelfbar, indem wir den Rest von Im statt
+auf 200 auf 220 setzen, sodaß von den 2000 (I) statt 1800 nur 1780 durch
+frühren Umsatz erledigt sind. In diesem Fall also:
+
+I. 220m.
+II. (1). 220c (in Geld) + (2) 200c (in Waare).
+
+10
+
+I I c, Theil 1) kauft mit 220 £ Geld die 220 Im und I kauft sodann mit
+200 £ die 200 I Ic (2) in Waare. Aber dann bleiben 20 £ in Geld auf Seite
+von I, ein Stück Mehrwerth, das es nur in Geld festhalten, nicht in K o n
+sumtionsmitteln verausgaben kann. Die Schwierigkeit ist damit nur ver-
+
+15 legt, von I Ic (Theil 1) auf I m.
+
+Nehmen wir nun andrerseits an, I Ic (Theil 1) ||228| sei kleiner als I Ic
+
+(Theil 2); also:
+
+Zweiter
+
+Fall:
+
+20
+
+I. 200m (in Waare).
+II. (1) 180c (in Geld) + (2) 200c (in Waare).
+
+II (Theil 1) kauft für 180 £ Geld die Waaren 200 I m; I kauft mit diesem
+Geld Waaren zum gleichen Werth von II (Theil 2), also 18011c (2); es
+bleiben 20 Im unverkaufbar auf einer Seite, und ebenso 20 I Ic (2) auf der
+andern; Waaren zum Werth von 40, unverwandelbar in Geld.
+
+25
+
+Es würde uns nichts nutzen, den Rest I = 180 zu setzen; es würde dann
+zwar kein Ueberschuß in I bleiben, aber nach wie vor ein Ueberschuß in
+20 in I Ic Theil 2) unverkaufbar, nicht in Geld verwandelbar.
+
+Im ersten Fall, wo II (1) größer als II (2), bleibt auf Seite von I Ic (1) ein
+Ueberschuß in Geld, nicht rückverwandelbar in fixes Kapital, oder wenn
+30 der Rest Im = I Ic (1) gesetzt wird, derselbe Ueberschuß in Geld auf Seite
+
+von I m, nicht verwandelbar in Konsumtionsmittel.
+
+Im zweiten Fall, wo I Ic (1) kleiner als I Ic (2) bleibt ein Deficit in Geld
+auf Seite von 200 Im und I Ic (2), und gleicher Ueberschuß von Waare auf
+beiden Seiten, oder wenn der Rest Im = I Ic (2) gesetzt wird, ein Deficit in
+
+35 Geld und Ueberschuß in Waare auf Seite von I Ic (2).
+
+Setzen wir die Reste Im stets gleich I Ic (1)
+
+da die Aufträge die Pro
+
+duktion ||229| bestimmen, und es an der Reproduktion nichts ändert,
+wenn dies Jahr mehr fixe Kapitalbestandtheile, nächstes mehr cirkuliren
+de Kapitalbestandtheile des konstanten Kapitals II von I producirt wer-
+40 den - so wäre im ersten Fall Im rückverwandelbar in Konsumtionsmit
+tel, nur wenn I damit einen Theil des Mehrwerths von II kaufte, dieser
+
+429
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+also, statt verzehrt zu werden, von I als Geld aufgehäuft würde; im zwei
+ten Fall wäre nur abzuhelfen, wenn I selbst Geld ausgäbe, also die von
+uns verworfne Hypothese.
+
+Ist I Ic (1) größer als I Ic (2), so ist Einfuhr fremder Waare nöthig zur
+Realisirung des Geldüberschusses in I m. Ist I Ic (1) kleiner als I Ic (2), so
+umgekehrt Ausfuhr von Waare II (Konsumtionsmittel) zur Realisirung
+des Verschleißtheils I Ic in Produktionsmitteln. In beiden Fällen ist also
+auswärtiger Handel nöthig.
+
+5
+
+Gesetzt auch, es sei für Betrachtung der Reproduktion auf gleichblei
+bender Stufenleiter anzunehmen, daß die Produktivität aller Industrie- 10
+zweige, also auch die proportionellen Werthverhältnisse
+ihrer Waa-
+renprodukte konstant bleiben, so würden dennoch ||230| die beiden
+letzterwähnten Fälle, wo I Ic (1) größer oder kleiner als I Ic (2), immer
+Interesse bieten für die Produktion auf erweiterter Stufenleiter, wo sie
+unbedingt eintreten können.
+
+15
+
+3) Resultate.
+
+Mit Bezug auf den Ersatz des fixen Kapitals ist allgemein zu bemerken:
+Wenn - alle andren Umstände, also nicht nur die Stufenleiter der Pro
+duktion, sondern namentlich auch die Produktivität der Arbeit als gleich
+bleibend vorausgesetzt - ein größrer Theil des fixen Elements von I Ic 20
+abstirbt als das Jahr vorher, also auch ein größrer Theil in natura zu
+erneuern ist, so muß der Theil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg
+seines Absterbens ist, und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld
+zu ersetzen ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Voraus
+setzung die Summe (auch die Werthsumme) des in II funktionirenden 25
+fixen K a p i t a l t e i ls dieselbe bleibt. Es führt dies aber folgende Umstände
+mit sich. Erstens: Besteht ein größrer Theil des Waarenkapitals I aus Ele
+menten des fixen Kapitals von I I c, so ein um soviel geringrer Theil aus
+cirkulirenden Bestandtheilen von I I c, da die Gesammtproduktion von I
+für I Ic unverändert ||2311 bleibt. Wächst ein Theil derselben, so nimmt der 30
+andre ab und umgekehrt. Andrerseits bleibt aber auch die Gesammt
+produktion der Klasse II von derselben Größe. Wie ist dies aber möglich
+bei Abnahme ihrer Rohstoffe, Halbfabrikate, Hülfsstoffe? ( D . h. der cir
+kulirenden Elemente des konstanten Kapitals II.) Zweitens: Ein größrer
+Theil des unter Geldform wieder hergestellten fixen Kapitals I Ic strömt 35
+zu I, um aus Geldform in Naturalform rückverwandelt zu werden. Es
+strömt also an I mehr Geld zu, außer dem zwischen I und II zum blossen
+Waarenumsatz cirkulirenden Geld; mehr Geld, das nicht wechselseitigen
+
+430
+
+Einfache Reproduktion
+
+Waarenumsatz vermittelt, sondern nur einseitig in Funktion von Kauf
+mittel auftritt. Zugleich aber hätte die Waarenmasse von I I c, die Träger
+des Werthersatzes von Verschleiß ist, proportionell abgenommen, also die
+Waarenmasse II, die nicht gegen Waare von I, sondern nur gegen Geld
+5 von I umgesetzt werden muß. Es wäre mehr Geld von II an I als bloßes
+Kaufmittel zugeströmt und es wäre weniger Waare von II da, welcher
+gegenüber I als bloßer Käufer zu fungiren hätte. Ein größrer Theil von
+Im
+denn Iv ist bereits in Waare II umgesetzt - wäre also nicht in
+Waare II umsetzbar, sondern festhaftend in Geldform. |
+
+10
+
+|232| Der umgekehrte Fall, wo in einem Jahr die Reproduktion der
+Sterbefälle des fixen Kapitals II geringer, und dagegen der Verschleißtheil
+größer, braucht hiernach nicht weiter durchgegangen zu werden.
+
+Und so wäre Krise da - Produktionskrise - trotz Reproduktion auf
+
+gleichbleibender Stufenleiter.
+
+15 Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion - bei sonst gleich
+bleibenden Umständen, also namentlich gleichbleibender Produktivkraft,
+Gesammtgröße und Intensität der Arbeit - nicht eine konstante Propor
+tion vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem) und in alter
+Naturalform fortwirkendem (bloß für Ersatz seines Verschleißes den Pro-
+
+20 dukten Werth zusetzendem) fixem Kapital - so bliebe in einem Fall die
+Masse der zu reproducirenden cirkulirenden Bestandtheile von I Ic die
+selbe, aber die Masse von zu reproducirenden fixen Bestandtheilen wäre
+gewachsen; es müßte also die Gesammtproduktion I wachsen oder es
+wäre, selbst abgesehn von den Geldverhältnissen, Deficit der Reproduk-
+
+25 tion da.
+
+Im andren Fall: Nähme die proportionelle Größe des in natura zu
+repro||233|ducirenden fixen Kapitals (II) ab, also im selben Verhältniß der
+nur noch in Geld zu ersetzende Bestandtheil des fixen Kapitals II zu, so
+bliebe die Masse der von I reproducirten cirkulirenden Bestandtheile des
+30 konstanten Kapitals II unverändert, die des zu reproducirenden fixen
+dagegen hätte abgenommen. Also entweder Abnahme der Gesammt
+produktion I oder aber Ueberschuß (wie vorher Deficit) und nicht zu
+versilbernder Ueberschuß.
+
+Dieselbe Arbeit kann zwar im ersten Fall mit zunehmender Produkti-
+35 vität, Ausdehnung oder Intensität größres Produkt liefern, und so wäre
+das Deficit im ersten Fall zu decken; solcher Wechsel würde aber nicht
+ohne Deplacirung von Arbeit und Kapital aus einem Produktionszweig
+von I in den andren stattgreifen und jede solche Deplacirung würde mo
+mentane Störungen hervorrufen. Zweitens aber würde (soweit Ausdeh-
+40 nung und Intensivirung der Arbeit zunehmen) I mehr Werth gegen we
+niger Werth von II auszutauschen haben, also eine Depreciation des
+Produkts von I stattfinden.
+
+431
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Umgekehrt im zweiten Fall, wo I seine Produktion kontrahiren muß,
+was Krise für die darin beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten bedeutet,
+oder Ueberschuß liefert, was wieder Krise. An und für sich sind solche
+Ueberschüsse kein Uebel, sondern ein Vortheil; sind aber Uebel ||234| in
+der kapitalistischen Produktion.
+
+5
+
+Der auswärtige Handel könnte in beiden Fällen aushelfen, im ersten
+Fall, um die in Geldform festgehaltne Waare I in Konsumtionsmittel um
+zusetzen, im zweiten Fall, um den Ueberschuß in Waare abzusetzen.
+Aber der auswärtige Handel, soweit er nicht bloß Elemente (auch dem
+Werth nach) ersetzt, verlegt nur die Widersprüche auf ausgedehntere 10
+Sphäre, eröffnet ihnen größren Spielkreis.
+
+Ist die kapitalistische Form der Reproduktion einmal beseitigt, so
+kommt die Sache darauf hinaus, daß die Größe des absterbenden und
+daher in natura zu ersetzenden Theils des fixen Kapitals (hier des in der
+Erzeugung der Konsumtionsmittel fungirenden) in verschiednen succès- 15
+siven Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr sehr groß (über die Durch
+schnittssterblichkeit, wie bei den Menschen) so im folgenden sicher um so
+geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel nöthige
+Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hülfsstoffen - sonst gleich
+bleibende Umstände vorausgesetzt - nimmt deswegen nicht ab; die Ge- 20
+sammtproduktion der Produktionsmittel müßte also im einen Fall zu
+nehmen,
+in andren abnehmen. Diesem kann nur abgeholfen werden
+durch fortwährende relative Ueberproduktion; einerseits ein gewisses
+Quantum fixes Kapital, das mehr producirt wird, als direkt nöthig ist;
+andrerseits, und namentlich Vorrath von Rohstoff etc., ||235| der über die 25
+unmittelbaren jährlichen Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders
+von Lebensmitteln). Solche Art Ueberproduktion ist gleich mit Kontrole
+der Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eignen Repro
+duktion. Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anar
+chisches Element.
+
+30
+
+Dies Beispiel vom fixen Kapital - bei gleichbleibender Stufenleiter der
+Reproduktion - ist schlagend. Mißverhältniß in der Produktion von fi
+xem und cirkulirendem Kapital ist einer der Lieblingsgründe der Oeko-
+nomen, um die Krisen zu erklären. D aß solches Mißverhältniß bei bloßer
+Erhaltung des fixen Kapitals entspringen kann und muß - ist ihnen etwas 35
+neues; daß sie entspringen kann und muß bei Voraussetzung einer idealen
+Normalproduktion, bei einfacher Reproduktion des bereits fungirenden
+gesellschaftlichen Kapitals.
+
+432
+
+Einfache Reproduktion
+
+XII. Die Reproduktion des Geldmaterials.
+
+Es ist bisher ein Moment ganz außer Acht gelassen worden, nämlich die
+jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als bloßes Material zu
+Luxusartikeln, Vergoldung etc. wären sie hier ebensowenig speciell zu
+5 erwähnen, wie irgend welche andre Produkte. Dagegen spielen sie wich
+tige Rolle als Geldmaterial und daher potentialiter Geld. Als Geldma
+terial nehmen wir hier der Vereinfachung ||236| wegen nur Gold.
+
+Die gesammte jährliche Goldproduktion betrug nach älteren Anga
+ben 8 - 9 00 000 lb. = rund 1100 oder 1250 Millionen Mark. Nach Soet-
+10 beer1) dagegen nur 170 675 Kilogr. im Werth von rund 476 Millionen
+
+Mark im Durchschnitt der Jahre 1871-75. Davon lieferten:
+
+Australien rund 167, Vereinigte Staaten 166, Rußland 93 Millio
+nen M a r k. Der Rest vertheilt sich auf verschiedne Länder in Beträgen
+von weniger als je 10 Millionen Mark. Die jährliche Silberproduktion
+15 während derselben Periode betrug etwas unter 2 Millionen Kilogr. im
+Werth von 354'/2 Millionen Mark; davon lieferte in runder Zahl Mexiko
+108 Mill., die Vereinigten Staaten
+102 Mill., Südamerika 67 Mill.,
+Deutschland 26 Millionen usw.
+
+Von Ländern vorherrschender kapitalistischer Produktion sind nur die
+20 Vereinigten Staaten Gold- und Silberproducenten; die europäischen ka
+pitalistischen Länder erhalten fast all ihr Gold und bei weitem den größ
+ten Theil ihres Silbers von Australien, Vereinigten Staaten, Mexiko, Süd
+amerika und Rußland.
+
+Wir verlegen aber die Goldminen in das Land der kapitalistischen Pro-
+25 duktion, dessen jährliche Reproduktion wir hier analysiren, und zwar aus
+
+folgendem Grund:
+
+Kapitalistische Produktion existirt überhaupt nicht ohne auswärtigen
+Handel. Wird aber normale jährliche Reproduktion auf einer gegebnen
+Stufenleiter unterstellt, so ist damit auch unterstellt, daß der auswärtige
+30 Handel nur durch Artikel von andrer Gebrauchs- oder Naturalform ein
+heimische Artikel ersetzt, ohne die Werthverhältnisse zu afficiren, also
+auch nicht die Werthverhältnisse, worin die zwei ||237| Kategorien: Pro
+duktionsmittel und Konsumtionsmittel, sich gegeneinander umsetzen,
+und ebensowenig die Verhältnisse von konstantem Kapital, variablem
+35 Kapital und Mehrwerth, worin der Werth des Produkts jeder dieser K a
+tegorien zerfällbar. Die Hereinziehung des auswärtigen Handels bei Ana
+lyse des jährlich reproducirten Produktenwerths kann also nur verwirren,
+ohne irgend ein neues Moment, sei es des Problems, sei es seiner Lösung
+
+') Ad. Soetbeer, Edelmetall-Produktion. Gotha, 1879.
+
+4 33
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+zu liefern. Es ist also ganz davon zu abstrahiren; also ist hier auch das
+Gold als direktes Element der jährlichen Reproduktion, nicht als von
+außen durch Austausch eingeführtes Waarenelement zu behandeln.
+
+Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt
+zu Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln
+umfaßt. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei = 30 (der
+Bequemlichkeit wegen, thatsächlich viel zu hoch gefaßt); es sei dieser
+Werth zerfällbar in 20c + 5v + 5m; 20c ist auszutauschen gegen andre
+Elemente von Ic und dies ist später zu betrachten; aber die 5v + 5m (I)
+sind umzusetzen gegen Elemente von I I c, d.h. Konsumtionsmittel.
+
+5
+
+10
+
+Was die 5v betrifft, so beginnt zunächst jedes goldproducirende Ge
+schäft damit, die Arbeitskraft zu kaufen; nicht mit selbst producirtem
+Gold, sondern, wie jedes andre Geschäft, mit einem Quotum des im Lan
+de vorräthigen Gelds. Die Arbeiter beziehn für diese 5v Konsumtions
+mittel aus II heraus, und dies kauft mit diesem Geld Produktionsmittel 15
+von I. Sage, II kaufe von I für 2 Gold als Waarenmaterial etc. (Bestand
+theil seines ||238| konstanten Kapitals), so fließen 2v zurück zu den Gold-
+producenten I
+in Geld, das der Cirkulation schon früher angehörte.
+Wenn II weiter nichts an Material von I kauft, so kauft I von II, indem es
+sein Gold als Geld in die Cirkulation wirft, da Gold jede Waare kaufen 20
+kann. Der Unterschied ist nur, daß I hier nicht als Verkäufer, sondern
+nur als Käufer auftritt. Die Goldgräber von I können ihre Waare stets
+absetzen, sie befindet sich stets in unmittelbar austauschbarer Form.
+
+Nehmen wir an, ein Garnspinner habe 5v an seine Arbeiter bezahlt,
+diese liefern ihm - abgesehn vom Mehrwerth - dafür ein Gespinnst in 25
+Produkt = 5, die Arbeiter kaufen für 5 von I I c, dies kauft für 5 in Geld
+Garn von I, und so fließt 5v zurück in Geld an den Garnspinner. In dem
+supponirten Fall dagegen schießt Ig (wie wir die Goldproducenten be
+zeichnen wollen) 5v an seine Arbeiter in Geld vor, das schon früher der
+Cirkulation angehörte; diese geben das Geld aus in Lebensmitteln; es 30
+kehren aber von den 5 nur 2 aus II zu Ig zurück. Aber Ig kann ganz so
+gut wie der Garnspinner den Reproduktionsproceß von neuem beginnen;
+denn seine Arbeiter haben ihm in Gold 5 geliefert, wovon es 2 verkauft
+hat, 3 in Gold besitzt, also nur zu münzen2) oder in Banknoten zu ver
+wandeln hat, damit direkt, ohne weitre Vermittlung von II, sein ganzes 35
+variables Kapital wieder in Geldform in seiner Hand sei. |
+
+2) „Eine beträchtliche Menge von Naturalgold (gold bullion) ... wird von den Goldgräbern
+direkt in die Münze von San Francisco gebracht." - Reports of H.M. Secretaries of Em
+bassy and Legation. 1879. Part III, p. 337.
+
+434
+
+Einfache Reproduktion
+
+|239| Schon bei diesem ersten Proceß der jährlichen Reproduktion ist
+aber eine Veränderung in der Masse der wirklich oder virtuell der Cir
+kulation angehörigen Geldmasse vorgegangen. Wir haben angenommen,
+I Ic habe 2v (Ig) als Material gekauft, 3 sei von Ig direkt innerhalb II
+5 wieder ausgelegt als Geldform des variablen Kapitals. Es sind also aus
+der mittelst der neuen Goldproduktion gelieferten Geldmasse 3 innerhalb
+II geblieben und nicht zurückgeströmt zu I. Nach der Voraussetzung hat
+II seinen Bedarf in Goldmaterial befriedigt. Die 3 bleiben als Goldschatz
+in seinen Händen. Da sie kein Element seines konstanten Kapitals bilden
+10 können, und da ferner II schon vorher hinreichendes Geldkapital zum
+Ankauf der Arbeitskraft hatte; da ferner, mit Ausnahme des Verschleiß
+elements, dies zuschüssige 3 g keine Funktion zu verrichten hat innerhalb
+I I c, gegen einen Theil wovon es ausgetauscht (es könnte nur dazu dienen,
+das Verschleißelement pro tanto zu decken, wenn I Ic (1) kleiner als
+15 I Ic (2), was zufällig); andrerseits aber, eben mit Ausnahme des Ver
+schleißelements, das ganze Waarenprodukt I Ic gegen Produktionsmittel
+I(v + m) umzusetzen ist - so muß dies Geld ganz aus I Ic übertragen
+werden in I l m, ob dies nun in nothwendigen Lebensmitteln oder in Lu
+xusmitteln existire, und dagegen entsprechender Waarenwerth übertragen
+20 werden aus I lm in I I c. Resultat: Ein Theil des Mehrwerths wird als
+
+Geldschatz aufgespeichert.
+
+Beim zweiten Reproduktionsjahr, wenn ||240| dieselbe Proportion des
+jährlich producirten Golds fortfährt als Material vernutzt zu werden,
+wird wieder 2 an Ig zurückfließen und 3 in natura ersetzt, d.h. wieder in
+
+25 II als Schatz freigesetzt sein, u.s.w.
+
+Mit Bezug auf das variable Kapital überhaupt: Der Kapitalist Ig hat
+wie jeder andre dies Kapital beständig in Geld zum Ankauf der Arbeit
+vorzuschießen. Mit Bezug auf dies v hat nicht er, sondern seine Arbeiter
+zu kaufen von II; es kann also nie der Fall eintreten, daß er als Käufer
+30 auftritt, also Gold ohne die Initiative des II in selbes wirft. Soweit aber II
+von ihm Material kauft, sein konstantes Kapital I Ic in Goldmaterial
+umsetzen muß, fließt ihm Theil von v (Ig) von II zurück auf dieselbe
+Weise, wie den andren Kapitalisten von I; und soweit dies nicht der Fall,
+ersetzt er sein v in Gold direkt aus seinem Produkt. In dem Verhältniß
+35 aber, worin ihm das als Geld vorgeschoßne v nicht von II zurückfließt,
+wird in II ein Theil der vorher schon vorhandnen Cirkulation (von I ihm
+zugefloßnes und nicht an I retournirtes Geld) in Schatz verwandelt und
+dafür ein Theil seines Mehrwerths nicht in Form von Konsumtionsmit
+teln verausgabt. Da beständig neue Goldminen in Angriff genommen
+40 oder alte wieder eröffnet werden, so bildet eine bestimmte Proportion des
+von Ig in v auszulegenden Geldes stets Theil der vor der neuen Gold-
+
+435
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Produktion vorhandnen Geldmasse, die von Ig vermittelst ihrer Arbeiter
+II zu Ig zu-
+in II hineingeworfen wird, und, soweit sie nicht aus
+rück||241 (kehrt, bildet sie dort Element der Schatzbildung.
+
+Was aber m (Ig) angeht, so kann I hier stets als Käufer auftreten; es
+wirft sein m als Gold in die Cirkulation und zieht dafür Konsumtions- 5
+mittel I Ic heraus; hier wird das Gold zum Theil als Material vernutzt,
+fungirt daher als wirkliches Element des konstanten Bestandtheils c des
+produktiven Kapitals II; und soweit dies nicht der Fall, wird es wieder
+Element der Schatzbildung als in Geld verharrender Theil von I l m. Es
+zeigt sich - noch abgesehn von dem später zu betrachtenden I c3) - wie 10
+selbst bei einfacher Reproduktion, wenn hier auch Akkumulation im ei
+gentlichen Sinn des Worts - d.h. Reproduktion auf erweiterter Stufen
+leiter - ausgeschlossen, dagegen Geldaufspeicherung oder Schatzbildung
+nothwendig eingeschlossen ist. Und da dies sich jährlich neu wiederholt,
+so erklärt sich damit die Voraussetzung, von welcher bei Betrachtung der 15
+kapitalistischen Reproduktion ausgegangen wird: daß sich bei Beginn der
+Reproduktion eine dem Waarenumsatz entsprechende Masse von Geld
+mitteln in den Händen der Kapitalistenklassen I und II befindet. Solche
+Aufspeicherung findet statt selbst nach Abzug des durch Verschleiß des
+cirkulirenden Geldes verloren gehenden Goldes.
+
+20
+
+Es versteht sich von selbst, daß je fortgeschrittner das Lebensalter der
+kapitalistischen ||242| Produktion, um so größer die allerseits aufgehäufte
+Geldmasse, um so kleiner also die Proportion, die die jährliche neue
+Goldproduktion dieser Masse zufügt, obgleich dieser Zuschuß seiner ab
+soluten Quantität nach betrachtet bedeutend sein kann. Im allgemeinen 25
+wollen wir nur noch einmal zurückkommen auf den gegen Tooke ge
+machten Einwurf: wie ist es möglich, daß jeder Kapitalist in Geld einen
+Mehrwerth aus dem jährlichen Produkt herausziehe, d.h. mehr Geld her
+ausziehe aus der Cirkulation als er hineinwirft, da in letzter Instanz die
+Kapitalistenklasse selbst als die Quelle betrachtet werden muß, die über- 30
+haupt das Geld in die Cirkulation wirft?
+
+Wir bemerken hierauf, unter Zusammenfassung des schon
+
+früher
+
+( K a p.
+
+) Entwickelten:
+
+1) Die einzige, hier erforderliche Voraussetzung: daß überhaupt Geld
+genug vorhanden sei, um die verschiednen Elemente der jährlichen Re- 35
+produktionsmasse umzusetzen, - wird in keiner Weise dadurch berührt,
+daß ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht. Gesetzt, die
+ganze Produktion gehöre den Arbeitern selbst, ihre Mehrarbeit sei also
+
+3) Die Untersuchung über den Austausch von neuproducirtem Gold innerhalb des kon
+stanten Kapitals der Abth. I findet sich nicht im Ms.
+
+40
+
+436
+
+Einfache Reproduktion
+
+nur Mehrarbeit für sie selbst, nicht für die Kapitalisten, so wäre die
+Masse des cirkulirenden Waarenwerths dieselbe, und erheischte bei sonst
+gleichbleibenden Umständen dieselbe Geldmasse zu ihrer Cirkulation. Es
+fragt sich also in beiden Fällen nur: Wo kommt das Geld her, um diesen
+5 Gesammtwaarenwerth umzusetzen? - Und in keiner Weise: ||243| Wo
+
+kommt das Geld zur Versilberung des Mehrwerths her?
+
+Allerdings, um noch einmal darauf zurückzukommen, besteht jede ein
+zelne Waare aus c + v + m, und es ist also zur Cirkulation der gesammten
+Waarenmasse einerseits eine bestimmte Geldsumme nöthig zur Cirkula-
+10 tion des Kapitals c + v, und andrerseits eine andre Geldsumme zur Cir
+kulation der Revenue der Kapitalisten, des Mehrwerths m. Wie für die
+einzelnen Kapitalisten, so für die ganze Klasse ist das Geld, worin sie
+Kapital vorschießt, verschieden von dem Geld, worin sie Revenue ver
+ausgabt. Woher kommt dies letztere Geld? Einfach daher, daß von der in
+15 der Hand der Kapitalistenklasse befindlichen Geldmasse, also im Ganzen
+und Großen von der innerhalb der Gesellschaft befindlichen gesammten
+Geldmasse ein Theil als Geldkapital fungirt, ein andrer Theil die Reve
+nue der Kapitalisten cirkulirt. M an sah schon oben, wie jeder, ein neues
+Geschäft einrichtende Kapitalist, das Geld, das er zu seiner Erhaltung in
+20 Konsumtionsmitteln verausgabt, wieder zurückfischt als zur Versilbrung
+seines Mehrwerths dienendes Geld, sobald das Geschäft einmal im Gang.
+Aber allgemein gesprochen, kommt die ganze Schwierigkeit aus zwei
+Quellen her:
+
+Erstens: Betrachten wir bloß die Cirkulation und den Umschlag des
+25 Kapitals, also auch den Kapitalisten nur als Personifikation des Kapitals
+nicht als kapitalistischen Konsumenten und Lebemann - so sehn wir
+ihn zwar beständig Mehrwerth in die Cirkulation werfen, als Bestandtheil
+seines Waarenkapitals, aber wir sehn nie das Geld als Form der Revenue
+in seiner Hand; wir sehn ihn nie Geld zum Verzehr des Mehrwerths in die
+
+30 Cirkulation werfen.
+
+Zweitens: Wirft die Kapitalistenklasse eine gewisse Geldsumme in Ge
+stalt von Revenue in Cirkulation, so scheint es als zahle sie ein Aequi
+valent auch für diesen Theil des jährlichen Gesammtprodukts, und höre
+dieser somit auf, Mehrwerth darzustellen. Das Mehrprodukt aber, worin
+35 sich der Mehrwerth darstellt, kostet der Kapitalistenklasse nichts. Als
+Klasse besitzt und genießt sie es umsonst, und daran kann die Geldcir
+kulation nichts ändern. Die Veränderung, die diese vermittelt, besteht
+einfach darin, daß jeder Kapitalist, statt sein Mehrprodukt in natura zu
+verzehren, was meist gar nicht angeht, Waaren aller Art bis zum Belauf
+40 des von ihm angeeigneten Mehrwerths aus dem Gesammtstock des jähr
+lichen gesellschaftlichen Mehrprodukts herauszieht und sich aneignet.
+
+437
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Aber der Mechanismus der Cirkulation ||244| hat gezeigt, daß wenn die
+Kapitalistenklasse Geld zur Verausgabung von Revenue in die Cirkula
+tion hineinwirft, sie selbiges Geld auch wieder der Cirkulation entzieht,
+und also denselben Proceß stets von neuem beginnen kann; daß sie also,
+als Kapitalistenklasse betrachtet, nach wie vor im Besitz dieser zur Ver- 5
+silbrung des Mehrwerths nöthigen Geldsumme bleibt. Wenn also nicht
+nur der Mehrwerth, in Form von Waaren, vom Kapitalisten für seinen
+Konsumtionsfonds dem Waarenmarkt entzogen wird, sondern zugleich
+das Geld, womit er diese Waaren kauft, an ihn zurückfließt, so hat er
+offenbar die Waaren ohne Aequivalent der Cirkulation entzogen. Sie ko- 10
+sten ihm nichts, obgleich er sie mit Geld zahlt. Wenn ich mit einem
+Pfd Sterling Waaren kaufe, und mir der Verkäufer der Waare das Pfund
+zurückgibt für Mehrprodukt, das mich nichts gekostet hat, habe ich of
+fenbar die Waaren umsonst erhalten. Die beständige Wiederholung dieser
+Operation ändert nichts daran, daß ich beständig Waaren entziehe und 15
+beständig im Besitz des Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum
+Bezug der Waaren vorübergehend entäußere. Der Kapitalist erhält be
+ständig dies Geld zurück als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts
+gekostet hat.
+
+Wir sahen daß bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten- 20
+
+werth sich auflöst in Revenue, in v + m, daß also der konstante Kapi
+talwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, daß das zur
+Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hinreichend
+ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; daß also in un
+serm Fall das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth von 25
+3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahrespro
+dukts zum Werth von 9000. Dies ist in der That Adam Smiths Ansicht,
+und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung vom
+Verhältniß der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse zur
+Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt, ist 30
+ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorgestell
+ten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthelemente
+des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich ersetzt
+werden. Sie ist daher bereits widerlegt. |
+
+|245| Hören wir Smith und Tooke selbst.
+Smith sagt, B o ok II ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in zwei
+Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler unter einander
+und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch
+dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der
+andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort- 40
+während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf
+
+35
+
+438
+
+Einfache Reproduktion
+
+daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu
+bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten
+Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon
+sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch
+5 immer kaufen, muß doch schließlich an die Konsumenten verkauft wer
+den. Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfor
+dert sie im Allgemeinen eine ziemlich große Summe für jeden einzelnen
+Umsatz. Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen
+geschieht meist en détail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge;
+10 ein Schilling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine
+Summen cirkuliren weit rascher als große
+. .. Obgleich die jährlichen
+Käufe aller Konsumenten daher denen aller Händler an Werth minde
+stens" (dies „mindestens" ist gut!) „gleich sind, so können sie doch in der
+Regel mit einer weit geringeren Geldmasse erledigt werden" usw.
+
+15
+
+Zu dieser Stelle Adam's bemerkt Th. Tooke (An Inquiry into the Cur
+rency Principle, London 1844, p. 3 4 - 3 6, passim): „Es kann kein Zweifel
+bestehn, daß dieser hier gemachte Unterschied der Sache nach richtig ist.
+. .. Der Austausch zwischen Händlern und Konsumenten schließt auch
+die Zahlung des Arbeitslohns ein, der die Haupteinnahme (the principal
+20 means), der Konsumenten ausmacht . .. Alle Umsätze von Händler zu
+Händler, d.h. alle Verkäufe vom Producenten oder Importeur an, durch
+alle Abstufungen von Zwischenprocessen der Manufaktur usw. bis herab
+zum Detailhändler oder Exportkaufmann, sind auflösbar in Bewegungen
+von Kapitalübertragung. Kapitalübertragungen setzen aber nicht noth-
+25 wendig voraus, und führen in der That auch nicht wirklich mit sich, in
+der großen Masse der Umsätze, eine wirkliche Abtretung von Banknoten
+oder Münze - ich meine eine materielle, nicht fungirte, Abtretung - zur
+Zeit der Uebertragung.
+. .. Der Gesammtbetrag der Umsätze zwischen
+Händlern und Händlern muß in letzter Instanz bestimmt und begrenzt
+30 sein durch den Betrag der Umsätze zwischen Händlern und Konsumen
+
+ten." I
+
+|246| Stände der letzte Satz vereinzelt, so könnte man glauben, Tooke
+konstatire bloß, daß ein Verhältniß stattfinde zwischen den Umsätzen
+von Händler zu Händler und denen von Händler zu Konsument, in an-
+35 dern Worten, zwischen dem Werth der jährlichen Gesammtrevenue und
+dem Werth des Kapitals womit sie producirt wird. Dies ist jedoch nicht
+der Fall. Er bekennt sich ausdrücklich zur Auffassung A. Smiths. Eine
+besondre Kritik seiner Cirkulationstheorie ist daher überflüssig.
+
+2) Jedes industrielle Kapital wirft bei seinem Beginn auf einmal Geld in
+40 die Cirkulation für seinen ganzen fixen Bestandtheil, den es nur allmälig
+in einer Reihe von Jahren durch Verkauf seines jährlichen Produkts
+
+439
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+wieder herauszieht. Es wirft also zunächst mehr Geld in die Cirkulation
+hinein, als es ihr entzieht. Dies wiederholt sich jedesmal bei Erneuerung
+des Gesammtkapitals in natura; es wiederholt sich jedes Jahr für eine
+bestimmte Anzahl Geschäfte, deren fixes Kapital in natura zu erneuern;
+es wiederholt sich stückweis bei jeder Reparatur, bei jeder nur bruch- 5
+weisen Erneuerung des fixen Kapitals. Wird also von der einen Seite der
+Cirkulation mehr Geld ent||247|zogen als hineingeworfen, so von der and
+ren Seite umgekehrt.
+
+In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden
+von der Arbeitsperiode) längre Zeit umfaßt, wird während derselben von 10
+den kapitalistischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation ge
+worfen, theils in Zahlung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf
+der zu verbrauchenden Produktionsmittel; es werden so Produktions
+mittel direkt, Konsumtionsmittel theils indirekt, durch die ihren Arbeits
+lohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt durch die ihren Verzehr kei- 15
+neswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem Waarenmarkt entzogen,
+ohne daß diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig ein Aequivalent in
+Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode dient das von
+ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilberung von Waarenwerth,
+incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend wird dies M o- 20
+ment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei langathmigen Un
+ternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie Anlage von
+Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten, Eisenschiffs
+bau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc.
+
+3) Während die andren Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in fi- 25
+
+xem Kapital, ||248| mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn, als sie
+beim K a uf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineinge
+worfen, wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, ab
+gesehn von dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cir
+kulation geworfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das kon- 30
+stante Kapital, mit Ausmahme des Verschleißtheils, der größre Theil des
+variablen, und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren
+eignen Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirku
+lation geworfen.
+
+4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht inner- 35
+
+halb des Jahrs producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner Pro
+dukte deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt,
+Vieh, Holz, Wein usw. F ür diese und andre Phänomene ist es wichtig
+festzuhalten, daß stets außer der für die unmittelbare Cirkulation er
+heischten Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum Geld in latentem, 40
+nicht fungirendem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoß in Funk-
+
+440
+
+Einfache Reproduktion
+
+tion treten kann. Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stück
+weise und allmälig, wie der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe
+von Jahren.
+
+Andrerseits werden nicht alle Bewegungen des Reproduktionsproces-
+5 ses durch Geldcirkulation vermittelt. Der gesammte Produktionsproceß,
+sobald seine Elemente einmal angeschafft, ist davon ausgeschlossen. Fer
+ner alles Produkt das der Producent direkt selbst konsumirt
+sei es
+individuell, sei es produktiv, wozu auch Naturalverpflegung ländlicher
+Arbeiter gehört.
+
+10
+
+Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt cirkulirt, ist in der
+Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumulirt worden. Sie gehört
+nicht zum Werthprodukt dieses Jahrs, mit Ausnahme etwa des Ersatz
+golds für verschlißne Münzen. |
+
+/249/ Es ist bei dieser Darstellung vorausgesetzt exclusive Cirkulation
+15 von Edelmetallgeld, und bei dieser wieder die einfachste Form baarer
+Käufe und Verkäufe; obwohl auf Basis bloßer Metallcirkulation das Geld
+auch als Zahlungsmittel fungiren kann und historisch wirklich so fungirt
+hat, und auf dieser Basis ein Kreditwesen und bestimmte Seiten seines
+Mechanismus sich entwickelt haben.
+
+20
+
+Diese Voraussetzung wird gemacht nicht bloß aus methodischen Rück
+sichten, deren Gewicht sich schon darin zeigt, daß sowohl Tooke und
+seine Schule, wie ihre Gegner, ||250| in ihren Kontroversen beständig ge
+zwungen waren, bei Erörterung der Banknotencirkulation wieder rück
+zugreifen zur Hypothese rein metallischer Cirkulation. Sie waren ge-
+25 zwungen dies post festum zu thun, thaten es aber dann sehr oberfläch
+lich, und zwar nothwendig, weil der Ausgangspunkt so nur die Rolle
+eines Incidenzpunkts in der Analyse spielt.
+
+Aber die einfachste Betrachtung der in ihrer naturwüchsigen Form dar
+gestellten Geldcirkulation - und diese ist hier immanentes Moment des
+
+30 jährlichen Reproduktionsprocesses - zeigt:
+
+a) Entwickelte kapitalistische Produktion vorausgesetzt, also Herr
+schaft des Lohnarbeitssystems, spielt offenbar das Geldkapital eine
+Hauptrolle, soweit es die F o rm ist, in der das variable Kapital vorge
+schossen wird. Im M aß wie sich das Lohnarbeitssystem entwickelt, ver-
+35 wandelt sich alles Produkt in Waare, muß daher auch - mit einigen wich
+tigen Ausnahmen - allzusammt die Verwandlung in Geld als eine Phase
+seiner Bewegung durchlaufen. Die Masse des cirkulirenden Geldes muß
+zu dieser Versilberung der Waaren hinreichen, und der größte Theil dieser
+Masse wird geliefert in F o rm des Arbeitslohns, des Geldes, das als Geld-
+40 form des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeitskraft vom industri
+ellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der Arbeiter - seiner
+
+441
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+großen Masse nach - nur als ||251| Cirkulationsmittel (Kaufmittel) fun
+girt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirthschaft, wie sie vor
+wiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigenschaft eingeschlossen)
+und noch mehr auf der, mehr oder weniger primitiver Gemeinwesen, ob
+diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen versetzt seien oder
+nicht.
+
+5
+
+Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits
+kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur
+allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Skla
+ven. Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer 10
+direkt durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch
+Vermiethung desselben an andre industrielle Verwender (z.B. für Berg
+werksarbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des
+vorgeschoßnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion
+der industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiß 15
+des fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung
+setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen
+etc.) vermiethenden Kapitalisten. Bloße Haussklaven, sei es daß sie zur
+Leistung nothwendiger Dienste, oder bloß zur Luxusparade dienen, kom
+men hier nicht in Betracht; sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. 20
+Aber auch das Sklavensystem - sofern es in Agrikultur, ||252| Manufak
+tur, Schiffsbetrieb etc., die herrschende F o rm der produktiven Arbeit ist,
+wie in den entwickelten Staaten Griechenlands und in R om - behält ein
+Element der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält be
+ständig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc.; und 25
+dieser R a ub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsproceß vermit
+telt, sondern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten phy
+sischen Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwi
+schengebiet zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den
+Sklaven-Staaten des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden 30
+verwandelt, wo also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein
+Element der jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre
+Zeit nicht, sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklaven
+handel zur Füllung des Markts fortgetrieben.
+
+b) Die auf Basis der kapitalistischen Produktion sich naturwüchsig 35
+
+vollziehenden Ab- und Rückströmungen des Geldes bei Umsatz des jähr
+lichen Produkts; die einmaligen Vorschüsse von fixen Kapitalen, ihrem
+ganzen Werthumfang nach, und das successive, über jahrelange Perioden
+sich verbreitende Herausziehn ihres Werths aus der Cirkulation, also ihre
+allmälige Rekonstitution
+eine Schatzbildung, ihrem Wesen nach total verschieden von der ihr par-
+
+in Geldform durch jährliche Schatzbildung, 40
+
+442
+
+Einfache Reproduktion
+
+allel gehenden, auf jährlich neuer Goldproduktion beruhenden Schatz
+bildung; die verschiedne Länge der Zeit, worin je nach der ||253| Länge
+der Produktionsperioden der Waaren Geld vorgeschossen, also auch vor
+her schon stets von neuem aufgeschatzt werden muß, bevor es durch
+5 Verkauf der Waare aus der Cirkulation zurückgezogen werden kann; die
+verschiedne Länge der Vorschußzeit, die schon allein aus der verschied
+nen Entfernung des Produktionsorts vom Absatzmarkt entsteht; ebenso
+die Verschiedenheit in Größe und Periode des Rückflusses je nach dem
+Stand, resp. der relativen Größe der Produktionsvorräthe in verschied-
+10 nen Geschäften und bei den verschiednen einzelnen Kapitalisten dessel
+ben Geschäftszweigs, also die Termine der Einkäufe von Elementen des
+konstanten Kapitals - alles das während des Reproduktionsjahrs: alle
+diese verschiednen Momente der naturwüchsigen Bewegung brauchen
+sich bloß durch Erfahrung bemerklich und auffallend gemacht zu haben,
+15 um planmäßig sowohl zu den mechanischen Hülfsmitteln des Kreditsy
+stems den Anlaß zu geben, wie auch zu der wirklichen Auffischung der
+vorhandnen verleihbaren Kapitale.
+
+Es kommt hierzu noch der Unterschied der Geschäfte, deren Produk
+tion unter sonst normalen Verhältnissen kontinuirlich auf derselben Stu-
+20 fenleiter vor sich geht, und solcher, die in verschiednen Perioden des
+Jahrs Arbeitskraft in verschiednem Umfang anwenden, wie in der Land
+wirthschaft. I
+
+|254| XIII Des tut t de Tracy's Reproduktionstheorie.
+
+Als Beispiel der konfusen und zugleich renommistischen Gedankenlosig-
+25 keit politischer Oekonomen, bei Betrachtung der gesellschaftlichen Re
+produktion, diene der große Logiker Destutt de Tracy (vergl. Buch I,
+p. 146, Note 30), den selbst Ricardo ernsthaft nahm und a very distin
+guished writer nennt. (Principles, p. 333.)
+
+Dieser distinguirte Schriftsteller gibt folgende Aufschlüsse über den
+
+30 gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- und Cirkulationsproceß:
+
+„ M an wird mich fragen wie diese Industrieunternehmer so große Pro
+fite machen und von wem sie sie ziehn können. Ich antworte, daß sie dies
+thun, indem sie alles was sie produciren theurer verkaufen, als es ihnen zu
+produciren gekostet hat; und daß sie es verkaufen.
+
+35
+
+1 ) an einander, für den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur
+Befriedigung ihrer Bedürfnisse, welche sie bezahlen mit einem Theil ihrer
+Profite; |
+
+443
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+|255| 2) an die Lohnarbeiter, sowohl an die welche sie besolden, wie die,
+welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern
+sie auf diesem Wege ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen
+etwa deren kleine Ersparnisse;
+
+3) an die müßigen Kapitalisten, welche sie bezahlen mit dem Theil
+ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen
+direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodaß die ganze Rente, welche sie ih
+nen jährlich zahlen, ihnen auf dem einen oder andern dieser Wege wieder
+zurückfließt." {Destutt de Tracy, Traité de la volonté et de ses effets. Paris
+1821, p. 239.)
+
+5
+
+10
+
+Also die Kapitalisten bereichern sich erstens, indem sie im Umsatz des
+Theils des Mehrwerths, den sie ihrer Privatkonsumtion widmen oder als
+Revenue verzehren, sich alle wechselseitig übervortheilen. Also, wenn
+dieser Theil ihres Mehrwerths, resp. ihrer Profite, = 400 £ ist, so werden
+aus diesen 400 £ etwa 500 £ dadurch, daß jeder Betheiligte der 400 £ dem 15
+andern seinen Theil um 2 5% zu theuer verkauft. Da alle das||256|selbe
+thun, so ist das Resultat dasselbe, als hätten sie sich wechselseitig zum
+richtigen Werth verkauft. Nur brauchen sie zur Cirkulation eines Waa
+renwerths von 400 £ eine Geldmasse von 500 £, und dies scheint eher eine
+Methode sich zu verarmen als sich zu bereichern, indem sie einen großen 20
+Theil ihres Gesammtvermögens in der nutzlosen Form von Cirkulations-
+mitteln unproduktiv aufbewahren müssen. Das Ganze kommt darauf
+hinaus, daß die Kapitalistenklasse trotz der allseitigen nominellen Preis
+erhöhung ihrer Waaren nur einen Waarenstock von 400 £ Werth unter
+sich zu ihrer Privatkonsumtion zu vertheilen haben, daß sie aber sich das 25
+wechselseitige Vergnügen machen, 400 £ Waarenwerth zu cirkuliren mit
+einer Geldmasse, die für 500 £ Waarenwerth erheischt ist.
+
+Ganz abgesehn davon, daß hier „ein Theil ihrer Profite" und also über
+haupt ein Waarenvorrath, worin Profit sich darstellt, unterstellt ist. De
+stutt will uns aber gerade erklären, wo dieser Profit herkommt. Die Geld- 30
+masse, die nöthig ist um ||257| ihn zu cirkuliren, ist eine ganz untergeord
+nete Frage. Die Waarenmasse, worin der Profit sich darstellt, scheint
+davon herzustammen, daß die Kapitalisten diese Waarenmasse nicht nur
+einander verkaufen, was bereits sehr schön und tief ist, sondern sich alle
+einander zu theuer verkaufen. Wir kennen jetzt also eine Quelle der Be- 35
+reicherung der Kapitalisten. Sie kommt hinaus auf das Geheimniß des
+„Entspektor Bräsig", daß die große Armuth von der großen pauvreté
+herkommt.
+
+2) Dieselben Kapitalisten verkaufen ferner „an die Lohnarbeiter, so
+wohl an die, welche sie selbst besolden, wie an die, welche die müßi- 40
+gen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern sie auf diese
+
+444
+
+Einfache Reproduktion
+
+Weise ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen deren kleine
+Ersparnisse".
+
+Der Rückfluß des Geldkapitals, in Form von welchem die Kapitalisten
+den Lohn dem Arbeiter vorgeschossen haben, zu den Kapitalisten, macht
+5 nach Herrn Destutt die zweite Quelle der Bereicherung selbiger Kapita
+
+listen aus. I
+
+12581 Wenn also die Kapitalistenklasse z . B. 1 0 0£ den Arbeitern in
+Lohn gezahlt und dann dieselben Arbeiter von derselben Kapitalisten
+klasse Waare zum selben Werth von 100 £ kaufen, und daher die Summe
+10 von 100 £, welche die Kapitalisten als Käufer von Arbeitskraft vor
+schössen, ihnen beim Verkauf von Waaren zu 100 £ an die Arbeiter zu
+rückfließt, so bereichern sich dadurch die Kapitalisten. Es scheint, vom
+Standpunkt des gewöhnlichen Menschenverstands, daß die Kapitalisten
+sich vermittelst dieser Procedur wieder im Besitz von 100 £ befinden, die
+15 sie vor der Procedur besaßen. Bei Beginn der Procedur besitzen sie 100 £
+Geld, sie kaufen für diese 100 £ Arbeitskraft. Für diese 100 £ Geld pro
+ducirt die gekaufte Arbeit Waaren von einem Werth, soviel wir bis jetzt
+wissen von 100 £. Durch Verkauf der 100 £ Waaren an die Arbeiter er
+halten die Kapitalisten 100 £ Geld zurück. Die Kapitalisten besitzen also
+20 wieder 100 £ Geld, die Arbeiter aber für 100 £ Waare, die sie selbst pro
+ducirt haben. Wie sich ||259| die Kapitalisten dabei bereichern sollen ist
+nicht abzusehn. Wenn die 100 £ Geld ihnen nicht zurückflössen, so hätten
+sie den Arbeitern erstens 100 £ Geld für ihre Arbeit zahlen, und zweitens
+ihnen das Produkt für diese Arbeit, für 100 £ Konsumtionsmittel, um-
+25 sonst geben müssen. Der Rückfluß könnte also höchstens erklären, war
+um die Kapitalisten durch die Operation nicht ärmer, keineswegs aber
+warum sie dadurch reicher geworden.
+
+Eine andre Frage ist allerdings, wie die Kapitalisten die 100 £ Geld
+besitzen, und warum die Arbeiter gezwungen sind ihre Arbeitskraft gegen
+30 diese 100 £ auszutauschen. Aber dies ist etwas, was sich für einen Denker
+
+vom Kaliber Destutt's von selbst versteht.
+
+Destutt ist selbst nicht ganz befriedigt mit dieser Lösung. Er hatte uns
+ja nicht gesagt, daß man sich dadurch bereichert, daß man eine Geldsum
+me von 100 £ ausgibt und dann eine Geldsumme von 100 £ wieder
+35 ein||260|nimmt, also nicht durch den Rückfluß von 100 £ Geld, der ja nur
+zeigt, warum die 100 £ Geld nicht verloren gehn. Er hatte uns gesagt, daß
+die Kapitalisten sich bereichern, „indem sie alles was sie produciren theu-
+rer verkaufen, als es ihnen zu kaufen gekostet hat".
+
+Also müssen sich auch die Kapitalisten in ihrer Transaktion mit den
+40 Arbeitern dadurch bereichern, daß sie denselben zu theuer verkaufen.
+Vortrefflich! „Sie zahlen Arbeitslohn . .. und alles das fließt ihnen zurück
+
+445
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+durch die Ausgaben aller dieser Leute, die ihnen (die Produkte) theurer
+bezahlen als sie ihnen (den Kapitalisten) vermittelst dieses Arbeitslohns
+gekostet haben." (p. 240.) Also die Kapitalisten zahlen 100 £ Lohn an die
+Arbeiter, und dann verkaufen sie den Arbeitern ihr eignes Produkt zu
+120 £, sodaß ihnen nicht nur die 100 £ zurückfließen, sondern noch 20 £
+gewonnen werden? Dies ist unmöglich. Die Arbeiter können nur mit dem
+Geld zahlen, das sie in Form von Arbeitslohn erhalten ||261| haben. Wenn
+sie 100 £ Lohn von den Kapitalisten erhalten, können sie nur für 100 £
+kaufen und nicht für 120 £. Also auf diese Art ginge die Sache nicht. Sie
+finden einen andern Weg. Die Arbeiter kaufen von den Kapitalisten 10
+Waare für 100 £, erhalten aber in der That nur Waare zum Werth von
+80 £. Sie sind daher unbedingt um 20 £ geprellt. Und der Kapitalist hat
+sich unbedingt um 20 £ bereichert, weil er die Arbeitskraft in der That
+2 5% unter ihrem Werth gezahlt oder einen Abzug vom nominellen Ar
+beitslohn zum Belauf von 2 0% auf einem Umweg gemacht hat.
+
+15
+
+5
+
+Die Kapitalistenklasse würde dasselbe Ziel erreichen, wenn sie von
+vornherein den Arbeitern nur 80 £ Lohn zahlte und ihnen hinterher für
+diese 80 £ Geld in der That 80 £ Waarenwerth lieferte. Dies scheint - die
+ganze Klasse betrachtet - der normale Weg, da nach Herrn Destutt selbst
+die Arbeiterklasse „genügenden L o h n" (p. 219) erhalten muß, da dieser 20
+Lohn wenigstens hinreichen muß, um ihre ||262| Existenz und Werkthä-
+tigkeit zu erhalten, „sich die genaueste Subsistenz zu verschaffen",
+(p. 180.) Erhalten die Arbeiter nicht diese hinreichenden Löhne, so ist
+dies nach demselben Destutt „der Tod der Industrie" (p. 208), also wie es
+scheint, kein Bereicherungsmittel für die Kapitalisten. Welches aber im- 25
+mer die Höhe der Löhne sei, welche die Kapitalistenklasse der Arbeiter
+klasse zahlt, so haben sie einen bestimmten Werth, z . B. 80 £. Zahlt also
+die Kapitalistenklasse 80 £ an die Arbeiter, so hat sie ihnen 80 £ Waaren
+werth für diese 80 £ zu liefern, und der Rückfluß der 80 £ bereichert sie
+nicht. Zahlt sie ihnen in Geld 100 £ und verkauft ihnen für 100 £ einen 30
+Waarenwerth für 80 £, so zahlte sie ihnen in Geld 25 % mehr als ihren
+normalen Lohn, und lieferte ihnen dafür in Waaren 2 5% weniger.
+
+Oder aber der Fonds, woher die Kapitalistenklasse überhaupt ihren
+Profit zieht, würde gebildet durch Abzug vom normalen Arbeitslohn,
+durch Zahlung der Arbeitskraft unter ihrem Werth, d.h. unter ||263| dem 35
+Werth der Lebensmittel, die zu ihrer normalen Reproduktion als Lohn
+arbeiter nothwendig sind. Würde also der normale Arbeitslohn gezahlt,
+was nach Destutt geschehn soll, so existirte kein Fonds von Profit, weder
+für die industriellen noch für die müßigen Kapitalisten.
+
+Herr Destutt hätte also das ganze Geheimniß, wie sich die Kapitali- 40
+
+stenklasse bereichert, darauf reduciren müssen: durch Abzug am Arbeits-
+
+446
+
+Einfache Reproduktion
+
+lohn. Die andren Fonds des Mehrwerths, wovon er sub 1 und sub 3
+spricht, existirten dann nicht. In allen Ländern also, wo der Geldlohn der
+Arbeiter reducirt ist auf den Werth der zu ihrer Subsistenz als Klasse
+nöthigen Konsumtionsmittel, existirte kein Konsumtionsfonds und kein
+5 Akkumulationsfonds für die Kapitalisten, also auch kein Existenzfonds
+der Kapitalistenklasse, also auch keine Kapitalistenklasse. Und zwar
+wäre dies nach Destutt der Fall in allen reichen entwickelten Ländern
+alter Civilisation, denn hier „in unsren angewurzelten Gesellschaften!
+|264| ist der Fonds, aus dem der Lohn bestritten wird . .. eine beinahe
+
+10 konstante G r ö ß e ", (p. 202.)
+
+Auch beim Abbruch an Lohn kommt die Bereicherung der Kapitali
+sten nicht daher, daß sie erst dem Arbeiter 100 £ in Gold zahlen und ihm
+nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern - also in der That
+80 £ Waare durch die um 2 5% zu große Geldsumme von 100 £ cirkuliren,
+15 sondern daher, daß der Kapitalist vom Produkt des Arbeiters sich außer
+dem Mehrwerth - dem Theil des Produkts, worin sich Mehrwerth dar
+stellt - auch noch 2 5% von dem Theil des Produkts aneignet, das dem
+Arbeiter in der F o rm von Arbeitslohn anheimfallen sollte. In der alber
+nen Weise, wie Destutt die Sache auffaßt, würde die Kapitalistenklasse
+20 absolut nichts gewinnen. Sie zahlt 100 £ für Arbeitslohn und gibt dem
+Arbeiter für diese 100 £ von seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth
+zurück. Aber bei der nächsten Operation muß sie wieder für dieselbe
+Procedur 100 £ vorschießen. ||265| Sie macht sich also nur das nutzlose
+Vergnügen, 100 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern,
+25 statt 80 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D . h. sie
+schießt beständig nutzlos ein um 2 5% zu großes Geldkapital für die Cir
+kulation ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Me
+thode der Bereicherung ist.
+
+3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müßigen Kapitali-
+30 sten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht
+schon abgegeben haben, an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnar
+beiter; sodaß die ganze Rente, welche sie jenen (den Müßigen) jährlich
+zahlt, ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfließt".
+
+Wir haben vorher gesehn, daß die industriellen Kapitalisten „mit ei-
+35 nem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt
+zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse, bezahlen". Gesetzt also ihre Profite
+seien = 200 £. ||266| 100 £ z . B. verzehren sie für ihre individuelle Konsum
+tion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, sondern den
+müßigen Kapitalisten, d.h. den Grundrentlern und den auf Zins leihen-
+40 den Kapitalisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Gesellschaft zu
+zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen diese letztren
+
+447
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum K a uf von Bedienten etc.
+Sie kaufen also mit den 80 £ Konsumtionsmittel von den industriellen
+Kapitalisten. Damit strömen diesen, während sich für 80 £ Produkt von
+ihnen entfernt, 80 £ Geld zurück oder 4h von den 100 £, die sie an die
+müßigen Kapitalisten unter den Namen Rente, Zins etc. gezahlt haben. 5
+Ferner die Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der müßigen K a
+pitalisten, haben von ihren Herrschaften 20 £ Lohn erhalten. Sie kaufen
+damit ebenfalls von den industriellen Kapitalisten für 20 £ Konsumtions
+mittel. Damit strömen diesen, während sich für 20 £ Produkt von ||267|
+ihnen entfernt, 20 £ Geld zurück oder das letzte Fünftel von den 100 £ 10
+Geld, die sie an die müßigen Kapitalisten als Rente, Zins etc. gezahlt
+haben.
+
+Am Ende der Transaktion sind den industriellen Kapitalisten die 100 £
+Geld die sie zur Zahlung von Rente, Zins etc. an die müßigen Kapitali
+sten abgetreten, zurückgeströmt, während die Hälfte ihres Mehrprodukts 15
+= 100 £ aus ihren Händen in den Konsumtionsfonds der müßigen K a
+pitalisten übergegangen ist.
+
+Es ist also für die Frage, um die es sich hier handelt, offenbar ganz
+überflüssig die Theilung der 100 £ zwischen den müßigen Kapitalisten
+und ihren direkten Lohnarbeitern irgendwie ins Spiel zu bringen. Die 20
+Sache ist einfach: Ihre Renten, Zinsen, kurz der Antheil, der ihnen vom
+Mehrwerth = 200 £ zukommt, wird ihnen von den industriellen Kapita
+listen in Geld gezahlt, in 100 £. Mit diesen 100 £ kaufen sie direkt oder
+indirekt Konsumtionsmittel von den industriellen ||268| Kapitalisten. Sie
+zahlen ihnen also zurück 100 £ Geld, und entziehn ihnen für 100 £ K o n- 25
+sumtionsmittel.
+
+Damit hat der Rückfluß der von den industriellen Kapitalisten an die
+müßigen Kapitalisten gezahlten 100 £ Geld stattgefunden.
+Ist dieser
+Geldrückfluß, wie Destutt schwärmt, ein Mittel der Bereicherung für die
+industriellen Kapitalisten? Vor der Transaktion hatten sie eine Werth- 30
+summe von 200 £: 100 £ in Geld und 100 £ in Konsumtionsmitteln. Nach
+der Transaktion besitzen sie nur die Hälfte der ursprünglichen Werth
+summe. Sie haben wieder die 100 £ in Geld, aber sie haben verloren die
+100 £ in Konsumtionsmitteln, die in die Hände der müßigen Kapitalisten
+übergegangen sind. Sie sind also um 100 £ ärmer statt um 100 £ reicher. 35
+Hätten sie statt des Umwegs, erst 100 £ Geld zu zahlen, und dann diese
+100 £ Geld zurückzuerhalten in Zahlung von 100 £ Konsumtionsmittel,
+direkt Rente, Zins etc. in der Naturalform ihres Produkts ||269| gezahlt, so
+strömten ihnen keine 100 £ Geld aus der Cirkulation zurück, weil sie
+keine 100 £ Geld in sie hineingeworfen hätten. A uf dem Weg der Natu- 40
+ralzahlung hätte sich die Sache einfach so dargestellt, daß sie von dem
+
+448
+
+Einfache Reproduktion
+
+Mehrprodukt zum Werth von 200 £ die Hälfte für sich behalten und die
+andre Hälfte ohne Aequivalent an die müßigen Kapitalisten weggegeben.
+Selbst Destutt hätte dies nicht für ein Mittel der Bereicherung zu erklären
+sich versucht fühlen können.
+
+5
+
+Das Land und das Kapital, das die industriellen Kapitalisten von den
+müßigen Kapitalisten geliehen und wofür sie ihnen einen Theil des Mehr
+werths in Form von Grundrente, Zins etc. zu zahlen haben, war ihnen
+natürlich profitlich, denn es war eine der Bedingungen der Produktion
+sowohl des Produkts überhaupt, wie des Theils des Produkts, der Mehr-
+10 produkt bildet oder worin sich der Mehrwerth darstellt. Dieser Profit
+fließt aus der Benutzung des geliehenen Landes und Kapitals, ||270| aber
+nicht aus dem Preis, der dafür bezahlt wird. Dieser Preis konstituirt viel
+mehr einen Abzug davon. Oder es müßte behauptet werden, die indu
+striellen Kapitalisten würden nicht reicher, sondern ärmer, wenn sie die
+15 andre Hälfte des Mehrwerths für sich selber behalten könnten statt sie
+wegzugeben. Aber zu solcher Konfusion führt es, wenn man Cirkula-
+tionserscheinungen, wie Geldrückfluß, zusammenwirft mit der Verthei
+lung des Produkts, welche durch solche Cirkulationsphänomene nur ver
+mittelt ist.
+
+20
+
+Und doch ist derselbe Destutt so pfiffig zu bemerken: „woher kommen
+die Revenuen dieser müßigen Leute? Kommen sie nicht aus der Rente,
+die ihnen aus ihrem Profit diejenigen zahlen, die die Kapitale der ersteren
+arbeiten machen, d.h. diejenigen, die mit den Fonds der erstren eine
+Arbeit besolden, die mehr producirt als sie kostet, in einem Worte die
+25 Industriellen? Auf diese muß man also immer zurückgehn, um die Quelle
+alles Reichthums zu finden. Sie sind es, die |271| in Wirklichkeit die von
+den erstren beschäftigten Lohnarbeiter ernähren." (p. 246.)
+
+Also jetzt ist die Zahlung dieser Rente etc. Abbruch an dem Profit der
+
+Industriellen. Vorhin war es Mittel für sie sich zu bereichern.
+
+30
+
+Aber ein Trost ist unserm Destutt noch geblieben. Diese braven In
+dustriellen treiben es mit den müßigen Industriellen wie sie es unter ein
+ander und gegen die Arbeiter getrieben haben. Sie verkaufen ihnen alle
+Waaren zu theuer, z . B. um 2 0 %. Nun ist zweierlei möglich. Die Müßigen
+haben außer den 100 £ die sie jährlich von den Industriellen erhalten,
+35 noch andre Geldmittel oder sie haben sie nicht. Im ersten Fall verkaufen
+die Industriellen ihnen Waare zum Werthe von 100 £ zum Preis sage von
+120 £. Es strömen ihnen also beim Verkauf ihrer Waaren nicht nur die
+100 £ zurück, die sie an die Müßigen gezahlt, sondern außerdem noch
+20 £, die wirklich Neuwerth für sie bilden. Wie steht nun die Rechnung?
+40 Sie haben für 100 £ ||272| Waare umsonst weggegeben, denn die 100 £
+Geld, womit sie zum Theil bezahlt, waren ihr eignes Geld. Ihre eigne
+
+449
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Waare ist ihnen also mit ihrem eignen Geld bezahlt worden. Also 100 £
+Verlust. Aber sie haben außerdem 20 £ für Ueberschuß des Preises über
+den Werth erhalten. Also 20 £ Gewinn; dazu 100 £ Verlust macht 80 £
+Verlust, wird nie ein Plus, bleibt immer ein Minus. Die an den Müßigen
+verübte Prellerei hat den Verlust der Industriellen vermindert aber des- 5
+wegen nicht Verlust von Reichthum für sie in Bereicherungsmittel ver
+wandelt. Diese Methode kann aber auf die Länge nicht gehn, da die
+Müßigen unmöglich jährlich 120 £ Geld zahlen können, wenn sie jährlich
+nur 100 £ Geld einnehmen.
+
+Also die andre Methode: Die Industriellen verkaufen Waare von 80 £ 10
+
+Werth für die 100 £ Geld, die sie den Müßigen bezahlt haben. In diesem
+Fall geben sie vor wie nach 80 £ umsonst weg, in der Form von Rente,
+Zins etc. Durch diese Prellerei haben sie den ||273| Tribut an die Müßigen
+vermindert, aber er existirt nach wie vor, und die Müßigen sind im Stand
+nach derselben Theorie, wonach die Preise von dem guten Willen der 15
+Verkäufer abhängen, künftig 120 £ Rente, Zins etc. für ihr Land und
+Kapital zu verlangen, statt wie bisher 100 £.
+
+Diese glänzende Entwicklung ist ganz des tiefen Denkers würdig, der
+auf der einen Seite dem A. Smith abschreibt, daß „Arbeit die Quelle alles
+Reichthums ist" (p. 242), daß die industriellen Kapitalisten „ihr Kapital 20
+anwenden um Arbeit zu bezahlen, die es mit Profit reproducirt" (p. 246),
+und auf der andren Seite schließt, daß diese industriellen Kapitalisten
+„alle übrigen Menschen ernähren, allein das öffentliche Vermögen ver
+mehren und alle unsre Mittel des Genusses schaffen" (p. 242), daß nicht
+die Kapitalisten von den Arbeitern, sondern die Arbeiter von den K a- 25
+pitalisten ernährt werden und zwar aus dem brillanten Grund, weil das
+Geld, womit die Arbeiter ||274| gezahlt werden nicht in ihrer Hand bleibt,
+sondern beständig zu den Kapitalisten zurückkehrt in Zahlung der von
+den Arbeitern producirten Waaren. „Sie empfangen nur mit einer Hand
+und geben mit der andern zurück. Ihre Konsumtion muß also angesehn 30
+werden als erzeugt durch diejenigen, die sie besolden" (p. 235).
+
+Nach dieser erschöpfenden Darstellung der gesellschaftlichen Repro
+duktion und Konsumtion, wie sie vermittelt ist durch die Geldcirkulati
+on, fährt Destutt fort: „Dies ist es was dies perpetuum mobile des Reich
+thums vervollständigt, eine Bewegung, die obwohl schlecht verstanden" 35
+(mal connu - sicher!) „mit Recht Cirkulation genannt worden ist; denn
+sie ist in der That ein Kreislauf und kommt immer zurück zu ihrem
+Ausgangspunkt. Dieser Punkt ist derjenige wo die Produktion sich voll
+zieht." (p. 139, 140.)
+
+Destutt, that very distinguished writer, membre de l'Institut de France 40
+
+et de la Société Philosophique de Phila||275|delphie, und in der That ge-
+
+450
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+wissermaßen ein Lumen unter den Vulgärökonomen, ersucht den Leser
+schließlich die wundervolle Klarheit zu bewundern, womit er den Verlauf
+des gesellschaftlichen Processes dargestellt, den Lichtstrom, den er über
+den Gegenstand ausgegossen, und ist sogar herablassend genug dem Le-
+5 ser mitzutheilen, wo all dies Licht herkommt. Dies muß im Original ge
+
+geben werden:
+
+10 quelle clarté elle répand sur toute
+
+«On remarquera, j'espère, combien cette manière de considérer la con
+sommation de nos richesses est concordante avec tout ce que nous avons
+dit à propos de leur production et de leur distribution, et en même temps
+la société. D'où viennent
+cet accord et cette lucidité! De ce que nous avons rencontré la vérité. Cela
+rappelle l'effet de ces miroirs où les objets se peignent nettement et dans
+leurs justes proportions, quand on est placé dans leur vrai point-de-vue,
+et où tout paraît confus et désuni, quand on en est trop près ou trop
+
+la marche de
+
+15 loin.» (p. 242, 243.)
+
+Voilà le crétinisme bourgeois dans toute sa béatitude! |
+
+|276| KAPITEL
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion.
+
+Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen
+20 Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Waarenkapitals wird
+auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwerth darstellt.
+Diesen so in Geld verwandelten Mehrwerth rückverwandelt der Kapita
+list
+Im
+in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals.
+nächsten Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein
+25 vergrößertes Produkt. Was aber beim individuellen Kapital, muß auch
+erscheinen in der jährlichen Gesammtreproduktion, ganz wie wir gesehn
+bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, daß der successive Nieder
+schlag - beim individuellen Kapital - seiner verbrauchten fixen Bestand
+theile in Geld, das aufgeschatzt wird, sich auch in der jährlichen gesell-
+
+30 schaftlichen Reproduktion ausdrückt.
+
+Wenn ein individuelles Kapital = 400c + lOOv ist, der jährliche Mehr
+werth = 100, so ist das Waarenprodukt = 400c + lOOv + 100m. ||277|
+Diese 600 werden in Geld verwandelt. Von diesem Geld werden wieder
+400c umgesetzt in Naturalform von konstantem Kapital, lOOv in Arbeits-
+35 kraft, und - falls der gesammte Mehrwerth akkumulirt wird - aus 100m
+verwandelt in zuschüssiges konstantes Kapital, durch Umsatz in Natu-
+
+451
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+5
+
+ralelemente des produktiven Kapitals. Es ist dabei unterstellt: 1) daß
+diese Summe unter den technischen Bedingungen genügend ist sei es zur
+Ausdehnung des fungirenden konstanten Kapitals, sei es zur Anlage ei
+nes neuen industriellen Geschäfts. Es kann aber auch sein, daß die Ver
+wandlung von Mehrwerth in Geld und die Aufschatzung dieses Geldes
+für viel längre Zeit nöthig ist, bevor dieser Proceß statthaben, also wirk
+liche Akkumulation, Erweitrung der Produktion eintreten kann. 2) Es ist
+vorausgesetzt, daß in der That schon vorher Produktion auf erweiterter
+Stufenleiter eingetreten; denn um das Geld (den in Geld aufgeschatzten
+Mehrwerth) in Elemente des produktiven Kapitals verwandeln zu kön- 10
+nen, müssen diese Elemente als Waaren auf dem Markte kaufbar sein; es
+macht dabei auch keinen Unterschied, wenn sie nicht als fertige Waaren
+gekauft, sondern auf Bestellung angefertigt ||278| werden. Bezahlt werden
+sie erst, nachdem sie da sind, und jedenfalls nachdem mit Bezug auf sie
+wirkliche Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, Ausdehnung der bis- 15
+her normalen Produktion, bereits stattgefunden hat. Sie mußten poten
+tiell, d.h. in ihren Elementen da sein, da es doch nur des Anstoßes der
+Bestellung, d.h. eines dem Dasein der Waare vorausgehenden Kaufs der
+selben und ihres anticipirten Verkaufs bedarf, damit ihre Produktion
+wirklich stattfinde. Das Geld auf der einen Seite ruft dann die erweiterte 20
+Reproduktion auf der andern ins Leben, weil deren Möglichkeit ohne das
+Geld da ist; denn Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen
+Reproduktion.
+
+Wenn Kapitalist A z . B. während eines Jahres oder einer größren An
+zahl von Jahren die successive von ihm producirten Mengen von Waa- 25
+renprodukten verkauft, so verwandelt er damit auch den Theil des Waa
+renprodukts, der Träger des Mehrwerths ist - das Mehrprodukt - also
+den von ihm in Waarenform producirten Mehrwerth selbst successive in
+Geld, speichert dies nach und nach auf, und bildet sich so poten||279|ti-
+elles neues Geldkapital; potentiell wegen seiner Fähigkeit und Bestim- 30
+mung, in Elemente von produktivem Kapital umgesetzt zu werden. That-
+sächlich aber vollzieht er nur einfache Schatzbildung, die kein Element
+der wirklichen Reproduktion ist. Seine Thätigkeit besteht dabei zunächst
+nur im successiven Entziehn von cirkulirendem Geld aus der Cirkulation,
+wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, daß das cirkulirende Geld, das 35
+er so unter Schloß und Riegel sperrt, eben selbst noch - vor seinem
+Eintritt in die Cirkulation - Theil eines andren Schatzes war. Dieser
+Schatz des A, der potentiell neues Geldkapital ist, ist kein zusätzlicher
+gesellschaftlicher Reichthum, ebensowenig wie wenn es in Konsumtions
+mitteln verausgabt würde. Aber Geld, das dem Umlauf entzogen, also 40
+vorher in ihm vorhanden war, mag vorher schon einmal als Schatzbe-
+
+452
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+standtheil gelagert haben, oder Geldform von Arbeitslohn gewesen sein,
+Produktionsmittel oder andre Waare versilbert, konstante Kapitaitheile
+oder Revenue eines Kapitalisten cirkulirt haben. Es ist ebensowenig neu
+er Reichthum, als Geld, vom Standpunkt der einfachen Waarencirkula-
+5 tion aus betrachtet, //280/ Träger nicht nur seines vorhandnen, sondern
+seines zehnfachen Werths ist, weil es zehnmal im Tag umgeschlagen, zehn
+verschiedne Waarenwerthe realisirt hat. Die Waaren sind ohne es da und
+es selbst bleibt was es ist, (oder wird noch geringer durch Verschleiß) in
+einem Umschlag oder in zehn. Nur in der Goldproduktion - soweit das
+10 Goldprodukt Mehrprodukt enthält, Träger von Mehrwerth - ist neuer
+Reichthum (potentielles Geld) geschaffen, und nur soweit das ganze neue
+Goldprodukt in Cirkulation tritt, vermehrt es das Geldmaterial potenti
+eller neuer Geldkapitale.
+
+Obgleich kein zuschüssiger neuer gesellschaftlicher Reichthum, stellt
+15 dieser in Geldform auf geschätzte Mehrwerth neues potentielles Geld
+kapital vor, wegen der Funktion, für die es aufgespeichert wird. (Wir
+werden später sehn, daß neues Geldkapital auch auf andrem Weg, als
+durch allmälige Vergoldung von Mehrwerth entspringen kann.)
+
+Geld wird der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert
+20 durch Verkauf der Waare ohne nachfolgenden Kauf. Wird diese Opera
+tion also als allgemein vor sich gehend aufgefaßt, so scheint ||281| nicht
+abzusehn, wo die Käufer herkommen sollen, da in diesem Proceß - und
+er muß allgemein aufgefaßt werden, indem jedes individuelle Kapital sich
+in Akkumulationsprocedur befinden kann, - Jeder verkaufen will um
+25 aufzuschatzen, Keiner kaufen. Stellte man sich den Cirkulationsproceß
+zwischen den verschiednen Theilen der jährlichen Reproduktion als in
+gerader Linie verlaufend vor - was falsch, da er mit wenigen Ausnahmen
+allzumal aus gegeneinander rückläufigen Bewegungen besteht, - so müß
+te man mit dem Gold- (resp. Silber-) Producenten beginnen, der kauft
+30 ohne zu verkaufen, und voraussetzen, daß alle Andren an ihn verkaufen.
+Dann ginge das gesammte jährliche gesellschaftliche Mehrprodukt (der
+Träger des gesammten Mehrwerths) an ihn über und sämmtliche andre
+Kapitalisten vertheilten pro rata unter sich sein von Natur in Geld exi-
+stirendes Mehrprodukt, die Naturalvergoldung seines Mehrwerths; denn
+35 der Theil des Produkts des Goldproducenten, der sein fungirendes K a
+pital zu ersetzen hat, ist schon gebunden und darüber verfügt. Der in
+Gold producirte Mehrwerth des Goldproducenten wäre dann der einzige
+Fonds, aus dem alle übrigen Kapitalisten die Materie für Vergoldung
+ihres jährlichen ||282| Mehrprodukts ziehn. Er müßte also der Werthgröße
+40 nach gleich sein dem ganzen gesellschaftlichen jährlichen Mehrwerth, der
+erst in die F o rm von Schatz sich verpuppen muß. So abgeschmackt diese
+
+453
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Voraussetzungen, so hülfen sie zu weiter nichts, als die Möglichkeit einer
+allgemeinen gleichzeitigen Schatzbildung zu erklären, womit die Repro
+duktion selbst, außer auf Seite der Goldproducenten, um keinen Schritt
+weiter wäre.
+
+Bevor wir diese scheinbare Schwierigkeit lösen, ist zu unterscheiden:
+Akkumulation in Kategorie I (Produktion von Produktionsmitteln) und
+in Kategorie II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen
+mit I.
+
+5
+
+I. Akkumulation in Abtheilung I.
+
+1) Schatzbildung.
+
+10
+
+ihrem Umfang,
+
+technischen Bedingungen, Marktverhältnissen 15
+
+Es ist klar, daß sowohl die Kapitalanlagen in den zahlreichen Industrie
+zweigen, woraus Klasse I besteht, wie die verschiednen individuellen K a
+pitalanlagen innerhalb jedes dieser Industriezweige, je nach ihrem Le
+bensalter, d.h. ihrer schon verfloßnen Funktionsdauer, ganz abgesehn
+von
+u.s.w., sich auf verschiednen Stufen des Processes der successiven Ver
+wandlung von Mehrwerth in potentielles Geldkapital befinden, ob dies
+Geldkapital nun zur Erweiterung ihres fungirenden Kapitals dienen soll,
+oder zur ||283| Anlage neuer industrieller Geschäfte - den zwei Formen
+der Erweitrung der Produktion. Ein Theil der Kapitalisten verwandelt 20
+daher beständig sein zu entsprechender Größe angewachsnes, potentielles
+Geldkapital in produktives Kapital, d.h. kauft mit dem durch Vergol
+dung von Mehrwerth aufgeschatzten Geld Produktionsmittel, zuschüs
+sige Elemente von konstantem Kapital; während ein andrer Theil noch
+beschäftigt ist mit der Aufschatzung seines potentiellen Geldkapitals. 25
+Kapitalisten, diesen beiden Kategorien angehörig, treten sich also gegen
+über, die Einen als Käufer, die andern als Verkäufer, und jeder der beiden
+in dieser exklusiven Rolle.
+
+A verkaufe z . B. 600 (= 400c + lOOv + 100m) an B (der mehr als einen
+Käufer repräsentiren mag). Er hat für 600 Waaren verkauft, gegen 600 in 30
+Geld, wovon 100 Mehrwerth darstellen, die er der Cirkulation entzieht,
+sie aufschatzt als Geld; aber diese 100 Geld sind nur die Geldform des
+Mehrprodukts, das der Träger eines Werths von 100 war. Die Schatzbil
+dung ist überhaupt keine Produktion, also von vornherein auch kein
+Inkrement der Produktion. Die Aktion des Kapitalisten dabei besteht 35
+nur darin, daß er das durch Verkauf des Mehrprodukts ||284| von 100
+ergatterte Geld der Cirkulation entzieht, festhält und mit Beschlag belegt.
+
+454
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten des A, sondern auf
+zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie von andren A', A ",
+A ' ", Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte Schatzbildung
+arbeiten. Diese zahlreichen Punkte, wo Geld der Cirkulation entzogen
+5 wird und sich in zahlreichen individuellen Schätzen, resp. potentiellen
+Geldkapitalen aufhäuft, scheinen eben so viele Hindernisse der Cirkula
+tion, weil sie das Geld immobilisiren, und es seiner Cirkulationsfähigkeit
+für längre oder kürzre Zeit berauben. Es ist aber zu erwägen, daß bei
+einfacher Waarencirkulation, lange bevor diese auf kapitalistischer Waa-
+10 renproduktion begründet wird, Schatzbildung stattfindet; das in der Ge
+sellschaft vorhandne Geldquantum ist immer größer als der in aktiver
+Cirkulation befindliche Theil desselben, obgleich dieser je nach Umstän
+den anschwillt oder abnimmt. Diese selben Schätze und dieselbe Schatz
+bildung finden wir hier wieder, aber jetzt als ein dem kapitalistischen
+
+15 Produktionsproceß immanentes Moment.
+
+Man begreift das Vergnügen, wenn ||285| innerhalb des Kreditwesens
+alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Koncentration in Händen von
+Banken u.s.w. zu disponiblem Kapital, „loanable capital", Geldkapital
+werden, und zwar nicht mehr zu passiven und als Zukunftsmusik, son-
+
+20 dern zu aktiven, wuchernden (hier wuchern im Sinn des Wachsens).
+
+A vollbringt diese Schatzbildung aber nur, sofern er - mit Bezug auf
+sein Mehrprodukt - nur als Verkäufer, nicht hintennach als Käufer
+auftritt. Seine successive Produktion von Mehrprodukt - dem Träger
+seines zu vergoldenden Mehrwerths - ist also die Voraussetzung seiner
+25 Schatzbildung. Im gegebnen Fall, wo die Cirkulation nur innerhalb K a
+tegorie I betrachtet wird, ist die Naturalform des Mehrprodukts, wie die
+des Gesammtprodukts, von dem es einen Theil bildet, Naturalform eines
+Elements des konstanten Kapitals I, d.h. gehört in die Kategorie der
+Produktionsmittel von Produktionsmitteln. Was daraus wird, d.h. zu
+
+30 welcher Funktion es dient, in der Hand der Käufer B, B', B" etc., werden
+
+wir gleich sehn.
+
+Was aber hier zunächst festzuhalten ist dies: Obgleich A Geld für sei
+nen Mehrwerth ||286| der Cirkulation entzieht, und es aufschatzt, wirft er
+andrerseits Waare in sie hinein, ohne ihr andre Waare dafür zu entziehn,
+35 wodurch B, B', B" etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hinein zu werfen
+und dafür nur Waare ihr zu entziehn. Im gegebnen Fall geht diese Waare,
+ihrer Naturalform, wie ihrer Bestimmung nach, als fixes oder flüssiges
+Element in das konstante Kapital von B, B' etc. ein. Ueber letztres mehr,
+sobald wir es mit dem Käufer des Mehrprodukts, dem B, B' etc. zu
+
+40 schaffen haben werden.
+
+455
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Bemerken wir hier nebenbei: Wie vorher, bei Betrachtung der einfachen
+Reproduktion, finden wir hier wieder, daß der Umsatz der verschiednen
+Bestandtheile des jährlichen Produkts, d.h. ihre Cirkulation (die zugleich
+Reproduktion des Kapitals und zwar seine Wiederherstellung in seinen
+verschiednen Bestimmtheiten, konstantes, variables, fixes, cirkulirendes, 5
+Geldkapital, Waarenkapital umfassen muß) keineswegs bloßen K a uf von
+Waare voraussetzt, der sich durch nachfolgenden Verkauf, oder Verkauf,
+der sich durch nachfolgenden K a uf ergänzt, sodaß thatsächlich nur Um
+satz von Waare gegen Waare stattfände, wie dies die politische Oeko
+nomie, ||287| namentlich die Freihandelsschule seit den Physiokraten und 10
+Adam Smith annimmt. Wir wissen, daß das fixe Kapital, nachdem die
+Auslage dafür einmal gemacht, während seiner ganzen Funktionszeit
+nicht erneuert wird, sondern in der alten Form fortwirkt, während sein
+Werth sich allmälig in Geld niederschlägt. Wir sahn nun, daß die peri
+odische Erneuerung des fixen Bestandtheils z . B. des konstanten Kapitals 15
+I Ic (welcher gesammte Kapitalwerth I Ic sich umsetzt in Elemente zum
+Werth von I (v + m)) voraussetzt einerseits bloßen Kauf des fixen Theils
+von I I c, der sich aus Geldform in Naturalform rückverwandelt, und
+welchem entspricht bloßer Verkauf von I m; anderseits voraussetzt bloßen
+Verkauf von Seiten
+desselben, der sich in Geld niederschlägt, und welchem entspricht bloßer
+K a uf von I m. Damit sich hier der Umsatz normal vollziehe, ist voraus
+zusetzen, daß bloßer K a uf seitens I Ic dem Werthumfang nach gleich sei
+dem bloßen Verkauf seitens I I c, und ebenso, daß der bloße Verkauf von
+Im an I I c, Theil 1) (S. 124) gleich sei seinem bloßen K a uf von I I c, 25
+Theil 2). Sonst wird die einfache Reproduktion gestört; bloßer K a uf hier
+muß gedeckt werden durch bloßen Verkauf dort. Ebenso ist hier voraus
+zusetzen, daß der bloße Verkauf des schatzbildenden Theils A, A', A"
+von Im im Gleichgewicht stehe mit dem bloßen ||288| K a uf des Theils B,
+B', B ", in Im, der seinen Schatz in Elemente von zusätzlichem produk- 30
+tivem Kapital verwandelt.
+
+(Verschleiß) Werththeils 20
+
+I I c, Verkauf des
+
+fixen
+
+Soweit das Gleichgewicht dadurch hergestellt wird, daß der Käufer
+nachher und für den gleichen Werthbetrag als Verkäufer auftritt und
+umgekehrt, findet Rückfluß des Geldes statt an die Seite, die es beim
+K a uf vorgeschossen, die zuerst verkauft hat, ehe sie wieder kaufte. Das 35
+wirkliche Gleichgewicht mit Bezug auf den Waarenumsatz selbst, den
+Umsatz der verschiednen Theile des jährlichen Produkts, ist aber bedingt
+durch gleichen Werthbetrag der gegen einander umgesetzten Waaren.
+
+456
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Soweit aber bloß einseitige Umsätze stattfinden, Masse bloßer Käufe
+einerseits, Masse bloßer Verkäufe andrerseits - und wir haben gesehn,
+daß der normale Umsatz des jährlichen Produkts auf kapitalistischer
+Grundlage diese einseitigen Metamorphosen bedingt - ist das Gleichge-
+5 wicht nur vorhanden unter der Annahme, daß der Werthbetrag der ein
+seitigen Käufe und der Werthbetrag der einseitigen Verkäufe sich decken.
+Die Thatsache, daß die Waarenproduktion die allgemeine Form der ka
+pitalistischen Produktion ist, schließt bereits ||289| die Rolle ein, die das
+Geld, nicht nur als Cirkulationsmittel, sondern als Geldkapital in der-
+10 selben spielt, und erzeugt gewisse, dieser Produktionsweise eigenthümli-
+che Bedingungen des normalen Umsatzes, also des normalen Verlaufs der
+Reproduktion, sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter, die
+in ebenso viele Bedingungen des anormalen Verlaufs, Möglichkeiten von
+Krisen umschlagen, da das Gleichgewicht - bei der naturwüchsigen Ge-
+15 staltung dieser Produktion - selbst ein Zufall ist. Wir haben ebenso ge
+sehn, daß bei dem Umsatz von Iv gegen entsprechenden Werthbetrag von
+I Ic zwar für I Ic schließlich Ersatz von Waare II durch gleichen Werth
+betrag von Waare I stattfindet, daß also seitens des Gesammtkapitali-
+sten II hier Verkauf der eignen Waare nachträglich sich ergänzt durch
+20 K a uf von Waare I zum selben Werthbetrag. Dieser Ersatz findet statt; es
+findet aber nicht statt ein Austausch seitens der Kapitalisten I und II in
+diesem Umsatz ihrer wechselseitigen Waaren. I Ic verkauft seine Waare an
+die Arbeiterklasse von I, diese tritt ihm einseitig als Waarenkäufer, es tritt
+ihnen einseitig als Waarenverkäufer ||290| gegenüber; mit dem hierdurch
+25 gelösten Geld tritt I Ic einseitig als Waarenkäufer dem Gesammtkapita-
+listen I gegenüber, dieser ihm bis zum Betrag von Iv einseitig als Waaren
+verkäufer. Durch diesen Waarenverkauf reproducirt I schließlich nur sein
+variables Kapital wieder in F o rm von Geldkapital. Tritt das Kapital I
+dem II einseitig als Waarenverkäufer bis zum Betrag von Iv gegenüber,
+30 so seiner Arbeiterklasse gegenüber einseitig als Waarenkäufer im Ankauf
+ihrer Arbeitskraft; und tritt die Arbeiterklasse I dem Kapitalisten II ein
+seitig als Waarenkäufer gegenüber (nämlich als Käufer von Lebensmit
+teln), so dem Kapitalisten I einseitig als Waarenverkäufer, nämlich als
+Verkäufer ihrer Arbeitskraft.
+
+35
+
+Das fortwährende Angebot der Arbeitskraft von Seiten der Arbeiter
+klasse in I, die Rückverwandlung eines Theils des Waarenkapitals I in
+Geldform des variablen Kapitals I, der Ersatz eines Theils des Waaren
+kapitals II durch Naturalelemente des konstanten Kapitals I Ic - alle
+diese nothwendigen Voraussetzungen der Reproduktion bedingen sich
+40 wechselseitig, werden aber vermittelt durch einen sehr komplicirten Pro
+ceß, ||291| der drei unabhängig von einander vorgehende, aber sich mit
+
+457
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+einander verschlingende Cirkulationsprocesse einschließt. Die Kompli-
+cirtheit des Processes selbst bietet ebenso viel Anlässe zu anormalem Ver
+lauf.
+
+2) Das zuschüssige produktive Kapital
+
+5
+
+Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerths, kostet den Aneignern
+desselben, den Kapitalisten I nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder
+Waare vorzuschießen, um es zu erhalten. Vorschuß (avance) ist schon bei
+den Physiokraten die allgemeine F o rm von Werth, verwirklicht in Ele
+menten von produktivem Kapital. Was sie also vorschießen, ist nichts als
+ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht nur 10
+durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur
+den variablen Kapitalwerth durch einen entsprechenden neugeschaffnen
+Werththeil in F o rm von Waare; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen
+in F o rm von Mehrprodukt existirenden Mehrwerth.
+außerdem einen
+Durch den successiven Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den 15
+Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall
+besteht ||292| dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln
+von Produktionsmitteln. Erst in der Hand von B, B', B" etc. (I) fungirt
+dies Mehrprodukt als zuschüssiges konstantes Kapital; aber es ist dies
+virtualiter schon, bevor es verkauft wird, schon in der Hand der Schatz- 20
+bildner A, A', A" (I). Wenn wir bloß den Werthumfang der Reproduk
+tion seitens I betrachten, so befinden wir uns noch innerhalb der Grenzen
+der einfachen Reproduktion, denn kein zusätzliches Kapital ist in Bewe
+gung gesetzt worden, um dies virtualiter zuschüssige konstante Kapital
+(das Mehrprodukt) zu schaffen, auch keine größre Mehrarbeit, als die 25
+auf Grundlage der einfachen Reproduktion verausgabte. Der Unter
+schied liegt hier nur in der F o rm der angewandten Mehrarbeit, der kon
+kreten Natur ihrer besondren nützlichen Weise. Sie ist verausgabt worden
+in Produktionsmitteln für Ic statt für I I c, in Produktionsmitteln für Pro
+duktionsmittel, statt in Produktionsmitteln für Konsumtionsmittel. Bei 30
+der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, daß der ganze Mehr
+werth I verausgabt wird als Revenue, also in Waaren II; er besteht hier
+also nur aus solchen Produktions||293jmitteln, die das konstante Kapital
+I Ic in seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der
+Übergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, 35
+muß die Produktion in Abth. I im Stande sein, weniger Elemente des
+konstanten Kapitals für II, aber um ebensoviel mehr für I herzustellen.
+Erleichert wird dieser Übergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit
+
+458
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+vollziehn wird, durch die Thatsache, daß eine Anzahl Produkte von I als
+Produktionsmittel in beiden Abtheilungen dienen können.
+
+Es folgt also, daß - bloß dem Werthumfang nach betrachtet - inner
+halb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der erweiterten
+5 Reproduktion producirt wird. Es ist einfach direkt in Produktion von
+Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigen Kapital I
+verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I. Die Bildung von virtuellem
+zusätzlichem Geldkapital seitens A, A', A" (I) - durch successiven Ver
+kauf ihres Mehrprodukts, das ohne alle kapi||294|talistische Geldausgabe
+
+10 gebildet - ist also hier die bloße Geldform von zuschüssig producirten
+
+Produktionsmitteln I.
+
+Produktion von virtuellem zusätzlichen Geldkapital drückt also in un-
+serm Fall (denn wie wir sehn werden, kann es sich auch ganz anders
+bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprocesses selbst,
+
+15 Produktion, in einer bestimmten F o rm von Elementen des produktiven
+
+Kapitals.
+
+Produktion auf großer Stufenleiter von zuschüssigem virtuellen Geld
+kapital - auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie - ist also
+nichts als Resultat und Ausdruck vielseitiger Produktion von virtuell
+20 zusätzlichem produktivem Kapital, dessen Entstehung selbst keine zu
+sätzlichen Geldausgaben seitens der industriellen Kapitalisten voraus
+setzt.
+
+25 durch den successiven Verkauf ihres Mehrprodukts bedingt
+
+Die successive Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven
+Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A', A" etc. (I), die
+ist, also
+durch wiederholten einseitigen Waarenverkauf ohne ergänzenden Kauf,
+vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus ||295| der Cirku
+lation und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung - aus
+genommen den Fall, wo der Goldproducent der Käufer - unterstellt in
+30 keiner Weise zusätzlichen Edelmetall-Reichthum, sondern nur veränderte
+Funktion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungirte es als Cirku
+lationsmittel, jetzt fungirt es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues
+Geldkapital. Bildung von zusätzlichem Geldkapital und Masse des in
+einem Land befindlichen edlen Metalls stehn also in keiner ursächlichen
+
+35 Verbindung mit einander.
+
+Es folgt daher ferner: Je größer das bereits in einem Lande fungirende
+produktive Kapital (eingerechnet die ihm inkorporirte Arbeitskraft, die
+Erzeugerin des Mehrprodukts), je entwickelter die Produktivkraft der
+Arbeit und damit auch die technischen Mittel rascher Ausweitung der
+40 Produktion von Produktionsmitteln - je größer daher auch die Masse des
+Mehrprodukts nach seinem Werth wie nach der Masse der Gebrauchs
+werthe worin sie sich darstellt - desto größer ist
+
+459
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+1) Das virtuell zusätzliche produktive Kapital in der F o rm von Mehr
+
+produkt in der Hand von A, A', A" etc. und |
+
+|296| 2) die Masse dieses in Geld verwandelten Mehrprodukts, also des
+virtuell zuschüssigen Geldkapitals in den Händen von A, A', A ". Wenn
+also Fullarton z . B. nichts von der Ueberproduktion im gewöhnlichen
+Sinn wissen will, wohl aber von Ueberproduktion von Kapital, nämlich
+Geldkapital, so beweist dies wieder, wie absolut wenig selbst die besten
+bürgerlichen Oekonomen vom Mechanismus ihres Systems ver stehn.
+
+5
+
+Wenn das Mehrprodukt, direkt producirt und angeeignet durch die
+Kapitalisten A, A', A" (1), die reale Basis der wirklichen Kapitalakku- 10
+mulation, d.h. der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst
+in dieser Eigenschaft fungirt in den Händen von B, B', B" etc. (I) - so ist
+es dagegen in seiner Geldverpuppung - als Schatz und bloß sich nach
+und nach bildendes virtuelles Geldkapital - absolut unproduktiv, läuft
+dem Produktionsproceß in dieser Form parallel, liegt aber außerhalb des- 15
+selben. Es ist ein Bleigewicht (dead weight) der kapitalistischen Produk
+tion. Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich auf schatzenden
+Mehrwerth sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen,
+findet im Kreditsystem ||297| und in den „Papierchens" das Ziel ihres
+Strebens. Das Geldkapital erhält dadurch in einer andern F o rm den 20
+enormsten Einfluß auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des
+kapitalistischen Produktionssystems.
+
+Das in virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner
+Masse nach um so größer sein, je größer die Gesammtsumme des bereits
+fungirenden Kapitals war, aus dessen Funktion es hervorgegangen. Bei 25
+der absoluten Vergrößrung des Umfangs des jährlich reproducirten vir
+tuellen Geldkapitals ist aber auch dessen Segmentation leichter, sodaß es
+rascher, sei es in der Hand desselben Kapitalisten in einem besondern
+Geschäft angelegt wird, sei es in andren Händen (z.B. Familiengliedern,
+Erbtheilungen etc.). Segmentation von Geldkapital meint hier, daß es 30
+ganz vom Stammkapital losgetrennt wird, um als neues Geldkapital in
+einem neuen selbständigen Geschäft angelegt zu werden.
+
+Wenn die Verkäufer des Mehrprodukts A, A', A" etc. (I) selbes erhal
+ten haben als direktes Ergebniß des Produktionsprocesses, der, außer
+dem auch bei einfacher Reproduktion erheischten Vorschuß in konstan- 35
+tem und ||298| variablem Kapital, keine weitren Cirkulationsakte voraus
+setzt, wenn sie ferner damit die reale Basis der Reproduktion auf erwei
+terter Stufenleiter liefern, in der That virtuell zusätzliches Kapital fabri-
+ciren, so verhalten sich dagegen die B, B', B" etc. (I) verschieden. 1) Erst
+in ihrer Hand wird das Mehrprodukt der A, A', A" etc. aktuell fungiren 40
+als zusätzliches konstantes Kapital (das andre Element des produktiven
+
+460
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Kapitals, die zusätzliche Arbeitskraft, also das zusätzliche variable K a
+pital, lassen wir einstweilen außer Acht); 2) damit es in ihre Hände kom
+me, ist ein Cirkulationsakt erforderlich, sie haben das Mehrprodukt zu
+kaufen.
+
+5
+
+Ad 1) ist hier zu bemerken, daß ein großer Theil des Mehrprodukts
+(virtuell zusätzlichen konstanten Kapitals), producirt durch A, A',
+A" (I), zwar in diesem Jahr producirt wird, aber erst im nächsten Jahr
+oder noch später aktuell in den Händen von B, B', B" (I) als industrielles
+Kapital fungiren kann; ad 2) fragt sich, wo kommt das zu dem Cirku-
+
+10 lationsproceß nöthige Geld her?
+
+in
+
+Soweit die Produkte, die B, B' etc. (I) produciren, selbst wieder in
+natura in ihren ||299| Produktionsproceß eingehn, versteht es sich von
+selbst, daß pro tanto ein Theil ihres eignen Mehrprodukts direkt (ohne
+ihr produktives Kapital,
+Cirkulationsvermittlung) übertragen wird
+15 und hier eingeht als zuschüssiges Element des konstanten Kapitals. Pro
+tanto sind sie aber auch keine Vergolder des Mehrprodukts von A, A'
+etc. (I). Hiervon abgesehn, wo kommt das Geld her? Wir wissen, daß sie
+ihren Schatz gebildet wie A, A' etc., durch Verkauf ihrer respektiven
+Mehrprodukte, und nun ans Ziel gelangt sind, wo ihr als Schatz aufge-
+20 häuftes, nur virtuelles Geldkapital nun effektiv als zusätzliches Geld
+kapital fungiren soll. Aber damit drehn wir uns nur im Cirkel. Die Frage
+ist immer noch, wo das Geld herkomme, das die B's (I) früher der Cir
+kulation entzogen und aufgehäuft?
+
+Wir wissen jedoch schon aus der Betrachtung der einfachen Repro-
+25 duktion, daß sich eine gewisse Geldmasse in den Händen der Kapita
+listen I und II befinden muß, um ihr Mehrprodukt umzusetzen. Dort
+kehrte das Geld, das nur zur Verausgabung als Revenue in Konsumtions
+mitteln diente, zu den Kapitalisten zurück, im M aß wie sie ||300| es vor
+geschossen zum Umsatz ihrer respektiven Waaren; hier erscheint dasselbe
+30 Geld wieder, aber mit veränderter Funktion. Die A's und die B's (I)
+liefern sich abwechselnd das Geld zur Verwandlung von Mehrprodukt in
+zusätzliches virtuelles Geldkapital, und werfen abwechselnd das neuge
+bildete Geldkapital als Kaufmittel in die Cirkulation zurück.
+
+D as Einzige, was hierbei vorausgesetzt, ist daß die im Land befindliche
+35 Geldmasse (Umlaufsgeschwindigkeit etc. als gleich gesetzt) hinreicht so
+wohl für Schatzbildung wie für aktive Cirkulation - also dieselbe Voraus
+setzung, die wie wir sahn, auch bei einfacher Waarencirkulation erfüllt
+sein muß. Nur die Funktion der Schätze ist hier verschieden. Auch muß
+die vorhandne Geldmasse größer sein, 1) weil bei der kapitalistischen
+40 Produktion alles Produkt (mit Ausnahme des neuproducirten Edelme
+talls und der vom Producenten selbst verbrauchten wenigen Produkte)
+
+461
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+als Waare producirt wird, also Geldverpuppung durchmachen muß;
+2) auf Basis derselben die Masse des Waarenkapitals und dessen Werth
+umfang nicht nur absolut größer ist, sondern mit ungleich größerer Ge
+schwindigkeit wächst; 3) ein immer ausgedehnteres variables Kapital sich
+stets in Geldkapital umsetzen muß; 4) weil mit ||301| der Erweitrung der 5
+Produktion die Bildung neuer Geldkapitale Schritt hält, also auch das
+Material ihrer Schatzform da sein muß. - Gilt dies schlechthin für die
+erste Phase der kapitalistischen Produktion, wo auch das Kreditsystem
+von vorzugsweis metallischer Cirkulation begleitet ist, so gilt es selbst
+soweit für die entwickeltste Phase des Kreditsystems, als dessen Basis die 10
+Metallcirkulation bleibt. Einerseits kann hier die zuschüssige Produktion
+der edlen Metalle, soweit sie abwechselnd reichlich oder spärlich, stören
+de Einflüsse auf die Waarenpreise ausüben, nicht nur in längren, sondern
+innerhalb sehr kurzer Perioden; andrerseits ist der ganze Kreditmecha
+nismus beständig damit beschäftigt, die wirkliche Metallcirkulation 15
+durch allerhand Operationen, Methoden, technische Einrichtungen, auf
+ein relativ stets abnehmendes Minimum zu beschränken - womit auch
+die Künstlichkeit der ganzen Maschinerie und die Chancen für Störun
+gen ihres normalen Ganges im selben Verhältniß zunehmen.
+
+Es können die verschiednen B, B', B" etc. (I), deren virtuelles neues 20
+
+Geldkapital als aktives in Operation tritt, wechselseitig ihre Produkte
+(Theile ihres Mehrprodukts) ||302| von einander zu kaufen und an einan
+der zu verkaufen haben. Pro tanto fließt das der Cirkulation des Mehr
+produkts vorgeschoßne Geld - bei normalem Verlauf - an die verschied
+nen B's zurück, in derselben Proportion worin sie solches zur Cirkulation 25
+ihrer respektiven Waaren vorgeschossen haben. Cirkulirt das Geld als
+Zahlungsmittel, so sind hier nur Bilanzen zu zahlen, soweit sich die wech
+selseitigen Käufe und Verkäufe nicht decken. Es ist aber wichtig, überall,
+wie es hier geschieht, zunächst die metallische Cirkulation in ihrer ein
+fachsten, ursprünglichsten Form vorauszusetzen, weil sich damit Fluß 30
+und Rückfluß, Ausgleichung von Bilanzen, kurz alle Momente, die im
+Kreditsystem als bewußt geregelte Verläufe erscheinen, als unabhängig
+vom Kreditsystem vorhanden darstellen, die Sache in naturwüchsiger
+Form erscheint, statt in der spätren reflektirten.
+
+3) Das zuschüssige variable Kapital.
+
+35
+
+Jetzt haben wir, da es sich bisher nur um zusätzliches konstantes Kapital
+gehandelt, uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen
+Kapitals.
+
+462
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Es ist im ersten Buch weitläufig auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft
+auf Basis der ||303| kapitalistischen Produktion immer vorräthig ist, und
+wie, wenn nöthig, ohne Vergrößrung der beschäftigten Anzahl Arbeiter
+oder Masse Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig gemacht werden kann. Es ist
+5 daher vor der Hand nicht nöthig, weiter hierauf einzugehn, vielmehr
+anzunehmen, daß der in variables Kapital verwandelbare Theil des neu
+gebildeten Geldkapitals immer die Arbeitskraft vorfindet, worin es sich
+verwandeln soll. Es ist ebenfalls in Buch I auseinandergesetzt worden,
+wie ein gegebnes Kapital, ohne Akkumulation, innerhalb gewisser Gren-
+10 zen seinen Produktionsumfang erweitern kann. Hier aber handelt es sich
+um Kapitalakkumulation im specifischen Sinn, sodaß die Erweiterung
+der Produktion bedingt ist durch Verwandlung von Mehrwerth in zu
+schüssiges Kapital, also auch durch erweiterte Kapitalbasis der Produk
+tion.
+
+15
+
+Der Goldproducent kann einen Theil seines goldnen Mehrwerths als
+virtuelles Geldkapital akkumuliren; sobald es den nöthigen Umfang er
+reicht, kann er es direkt in variables Kapital umsetzen, ohne daß er dazu
+erst sein Mehrprodukt verkaufen muß; ebenso kann er es umsetzen in
+Elemente des konstanten Kapitals. ||304| Doch muß er im letztren Fall
+20 diese sachlichen Elemente seines konstanten Kapitals vorfinden; sei es,
+wie bei der bisherigen Darstellung angenommen wurde, daß jeder Pro
+ducent auf Lager arbeitet, und dann seine fertige Waare auf den Markt
+bringt, sei es, daß er auf Bestellung arbeitet. Die reale Erweiterung der
+Produktion, d.h. das Mehrprodukt, ist in beiden Fällen vorausgesetzt,
+25 das eine Mal als wirklich vorhanden, das andre Mal als virtuell vorhan
+
+den, lieferbar.
+
+II. Akkumulation in Abtheilung II.
+
+Wir haben bisher vorausgesetzt, daß die A, A', A" (I) ihr Mehrprodukt
+verkaufen an die B, B', B" etc. (I). Gesetzt aber, A (I) vergolde sein
+30 Mehrprodukt durch Verkauf an einen B (II). Dies kann nur dadurch
+geschehn, daß, nachdem A (I) an B (II) Produktionsmittel verkauft, er
+nicht hinterher Konsumtionsmittel kauft; also nur durch einseitigen Ver
+kauf seinerseits. Sofern nun I Ic aus Form von Waarenkapital in die Na
+turalform von produktivem konstanten Kapital nur umsetzbar dadurch,
+35 daß nicht nur Iv, sondern auch wenigstens ein Theil von Im sich umsetzt
+gegen einen Theil von I I c, welches I Ic in F o rm von Konsumtionsmitteln
+existirt; nun aber A sein Im dadurch vergoldet, daß dieser Umsatz nicht |
+|305| vollzogen wird, unser A vielmehr das im Verkauf seines Im von II
+
+463
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+5
+
+gelöste Geld der Cirkulation entzieht, statt es in K a uf von Konsumti
+onsmittel I Ic umzusetzen, - so findet zwar auf Seite des A (I) Bildung von
+zusätzlichem virtuellen Geldkapital statt; aber auf der andren Seite liegt
+ein dem Werthumfang nach gleicher Theil des konstanten Kapitals von
+B (II) fest in der F o rm von Waarenkapital, ohne sich in die Naturalform
+von produktivem, konstantem Kapital umsetzen zu können. In andren
+Worten: Ein Theil der Waaren des B (II), und zwar prima facie ein Theil,
+ohne dessen Verkauf er sein konstantes Kapital nicht ganz in produktive
+F o rm rückverwandeln kann, ist unverkäuflich geworden; mit Bezug auf
+ihn findet daher Ueberproduktion statt, welche ebenfalls mit Bezug auf 10
+ihn die Reproduktion
+
+selbst auf gleichbleibender Stufenleiter - hemmt.
+In diesem Fall ist also das zusätzliche virtuelle Geldkapital auf Seiten
+von A I zwar vergoldete F o rm von Mehrprodukt (Mehrwerth); aber
+Mehrprodukt (Mehrwerth) als solches betrachtet ist hier Phänomen ein
+facher Reproduktion, noch nicht Reproduktion auf erweiterter Stufen- 15
+leiter. I(v + m), wo dies jedenfalls ||306| von einem Theil von m gilt, muß
+sich umsetzen schließlich gegen I I c, damit die Reproduktion von I Ic auf
+gleichbleibender Stufenleiter vor sich gehe. A I, durch den Verkauf seines
+Mehrprodukts an B II, hat diesem einen entsprechenden Werththeil kon
+stanten Kapitals in Naturalform geliefert, aber zugleich durch Entzie- 20
+hung des Geldes aus der Cirkulation - durch unterlaßne Vervollständi
+gung seines Verkaufs mittelst nachfolgendem K a uf - einen dem Werth
+nach gleichen Waarentheil des B II unverkäuflich gemacht. Fassen wir
+also die gesammte gesellschaftliche Reproduktion ins Auge - die gleich
+mäßig die Kapitalisten I und II umschließt
+des Mehrprodukts von A I in virtuelles Geldkapital die Nicht-Rückver-
+wandelbarkeit eines dem Werthumfang nach gleichen Waarenkapitals
+von B II in produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht virtuell Pro
+duktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der einfachen
+Reproduktion, also Deficit in der einfachen Reproduktion. Da die Bil- 30
+dung und der Verkauf des Mehrprodukts von A I selbst normale Phä
+nomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir hier auf Grund
+lage schon der einfachen Reproduktion folgende ein||307(ander bedin
+gende Phänomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital bei
+Klasse I (daher Unterkonsumtion vom Standpunkt von I I ); Festsetzung 35
+von Waarenvorräthen bei Klasse II, die nicht rückverwandelbar in pro
+duktives Kapital (also relative Ueberproduktion bei II); überschüssiges
+Geldkapital bei I und Deficit in der Reproduktion bei I I.
+
+so drückt die Verwandlung 25
+
+Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken wir nur: Es ist
+bei Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden, daß 40
+der ganze Mehrwerth I und II als Revenue verausgabt wird. In der That
+
+464
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+aber wird ein Theil des Mehrwerths als Revenue verausgabt, ein andrer
+Theil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet nur unter
+dieser Voraussetzung statt. D aß die Akkumulation sich auf Kosten der
+Konsumtion vollziehe, ist - so allgemein gefasst - selbst eine Illusion, die
+5 dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht, indem sie vor
+aussetzt, daß ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsumtion sei, nicht
+aber die Ergatterung von Mehrwerth und seine Kapitalisation, d.h. Ak
+kumulation. /
+
+10
+
+/308/ Betrachten wir nun die Akkumulation in Abth. II etwas näher.
+Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf I I c, d.h. seine Rückverwandlung
+aus einem Bestandtheil des Waarenkapitals II in die Naturalform von
+konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir
+das frühere Schema:
+(lOOOv + 1000m) I setzen sich um gegen:
+
+15
+
+2000 I I c.
+
+Wird nun z . B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also ^ ^m oder 500 Im
+
+wieder selbst als konstantes Kapital der Abtheilung I einverleibt, so kann
+dieser in I rückbehaltne Theil des Mehrprodukts keinen Theil von I Ic
+ersetzen. Statt in Konsumtionsmittel umgesetzt zu werden (und hier in
+20 dieser Abtheilung der Cirkulation findet - im Unterschied von dem,
+durch die A r b e i t e rl vermittelten, Ersatz von 1000 I Ic durch 1000 Iv -
+wirklicher wechselseitiger Austausch, also doppelseitiger Stellenwechsel
+der Waaren statt), soll es als zusätzliches Produktionsmittel in I selbst
+dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II ver||309|rich-
+25 ten. Der Kapitalist kann den Werth seines Mehrprodukts nicht in Kon
+sumtionsmitteln verausgaben, und gleichzeitig das Mehrprodukt selbst
+produktiv konsumiren, d.h. seinem produktiven Kapital einverleiben.
+Statt 2000 I(v + m) sind also nur 1500, nämlich (lOOOv + 500m) I umsetz
+bar in 2000 I I c; es sind also 500 I Ic aus ihrer Waarenform nicht rück-
+30 verwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II. Es fände also in II
+eine Ueberproduktion statt, ihrem Umfang nach genau entsprechend
+dem Umfang der in I vorgegangnen Erweitrung der Produktion I. Die
+Ueberproduktion in II würde vielleicht so sehr auf I reagiren, daß selbst
+der Rückfluß der von den Arbeitern I in Konsumtionsmitteln II veraus-
+35 gabten 1000 nur theilweis stattfände, diese 1000 also nicht in Form von
+variablem Geldkapital in die Hände der Kapitalisten I zurückkehrten.
+Die letztren fänden sich so gehemmt selbst in der Reproduktion auf
+gleichbleibender Stufenleiter, und zwar durch den bloßen Versuch sie zu
+erweitern. Und dabei ist zu erwägen, daß in I thatsächlich, nur einfache
+40 Reproduktion stattgefunden, und daß nur die Elemente, wie sie sich im
+
+465
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Schema finden, zum Behuf einer Erweitrung in der ||310| Zukunft, sage im
+nächsten Jahr, verschieden gruppirt sind.
+
+Man könnte diese Schwierigkeit zu umgehn versuchen
+
+- so: die
+500 I I c, die auf Lager der Kapitalisten liegen, und nicht unmittelbar in
+produktives Kapital umsetzbar sind, sind soweit entfernt Ueberproduk- 5
+tion zu sein, daß sie umgekehrt ein nothwendiges Element der Repro
+duktion darstellen, welches wir bisher vernachlässigt haben. Man sah,
+daß Geldvorrath sich an vielen Punkten aufhäufen, also der Cirkulation
+entzogen werden muß, theils um die Bildung von neuem Geldkapital
+innerhalb I selbst zu ermöglichen, theils um den Werth des sich allmälig 10
+verzehrenden fixen Kapitals transitorisch in Geldform festzuhalten. Da
+aber bei der Darstellung des Schemas alles Geld und alle Waaren sich von
+vornherein ausschließlich in den Händen der Kapitalisten I und II befin
+den, weder Kaufmann, noch Geldhändler, noch Bankier, noch bloß kon-
+sumirende und nicht direkt in der Waarenproduktion betheiligte Klassen 15
+hier existiren - so ist ebenfalls die beständige Bildung von Waarenlagern,
+hier in den Händen ihrer respektiven Producenten selbst unentbehrlich,
+um die Maschinerie der Reproduktion in Gang zu ||311| halten. Die
+500 I I c, die auf Lager der Kapitalisten II liegen, stellen also den Waaren
+vorrath an Konsumtionsmitteln dar, der die Kontinuität des in die R e- 20
+Produktion eingeschloßnen Konsumtionsprocesses vermittelt, hier den
+Uebergang aus einem Jahr ins andre. Der Konsumtionsfonds, der hier
+noch in den Händen seiner Verkäufer und zugleich Producenten befind
+lich ist, kann nicht dieses Jahr auf Null herabsinken, um nächstes Jahr
+mit Null zu beginnen, so wenig dies beim Uebergang vom heutigen Tag 25
+zum folgenden der Fall sein kann. Da beständige Neubildung solcher
+Waarenlager, wenn auch in wechselndem Umfang, statthaben muß, so
+müssen unsre kapitalistischen Producenten II ein Geldreservekapital ha
+ben, das sie befähigt mit ihrem Produktionsproceß fortzufahren, obgleich
+ein Theil ihres produktiven Kapitals vorübergehend festliegt in Waaren- 30
+form. Sie verbinden j a, der Voraussetzung nach das ganze Kaufmanns
+geschäft mit dem Produktionsgeschäft; sie müssen also auch über das
+zusätzliche Geldkapital verfügen, das bei Verselbständigung der einzel
+nen Funktionen des Reproduktionsprocesses unter verschiedne Sorten
+von Kapitalisten sich in den ||312| Händen der Kaufleute befindet.
+
+35
+
+Es ist hierauf zu erwidern: 1) solche Vorrathbildung und ihre Noth-
+wendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie II. Als bloße Waaren
+verkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, daß sie Waaren
+verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrath in Waaren II unterstellt ei
+nen frühern Vorrath in Waaren I. Vernachlässigen wir diesen Vorrath auf 40
+der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andren. Ziehn wir ihn aber
+
+466
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem nichts geändert.
+- 2) Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Waarenvorrath für nächstes
+abschließt, so hat es begonnen mit einem Waarenvorrath auf derselben
+Seite, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse der jährlichen Repro-
+5 duktion - auf ihren abstraktesten Ausdruck reducirt - müssen wir ihn
+also beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr seine ganze Produktion
+lassen, also auch das, was es als Waarenvorrath an nächstes Jahr abgibt,
+nehmen wir ihm aber auch andrerseits den Waarenvorrath, den es vom
+vorigen Jahr bekommen, und haben damit in der That das Gesammt-
+10 produkt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand der Analyse vor uns.
+- 3) Der einfache Umstand, daß die Schwierig||313|keit, die umgangen
+werden soll, uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduk
+tion, beweist, daß es sich um ein specifisches Phänomen handelt, das nur
+der verschiednen Gruppirung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemen-
+15 te I geschuldet ist, einer veränderten Gruppirung, ohne welche überhaupt
+
+keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte.
+
+/7/.
+
+Wir betrachten nun die Reproduktion nach folgendem Schema:
+
+20 a) TT
+
+,
+
+I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000 \ „
+I I. 1500c + 376v + 376m = 2252 )
+
+1 C.„
+
+,
+
+,
+
+D„r„
+) Summa = 8252.
+
+M an bemerkt zunächst, daß die Gesammtsumme des jährlichen gesell
+schaftlichen Produkts = 8252 kleiner ist als im ersten Schema, wo sie
+= 9000 war. Wir könnten ebensogut eine viel größre Summe nehmen, sie
+25 meinetwegen verzehnfachen. Eine kleinere Summe als in Schema I ist
+gewählt, gerade um augenfällig zu machen, daß die Reproduktion auf
+erweiterter Stufenleiter (die hier nur als mit größrer Kapitalanlage be-
+triebne Produktion gefaßt wird) mit der absoluten Größe des Produkts
+nichts zu thun hat, daß sie für eine gegebne Waarenmasse nur ein
+
+30 verschiednes ||314| Arrangement oder verschiedne Funktionsbestimmung
+der verschiednen Elemente des gegebnen Produkts voraussetzt, dem
+Werthumfang nach also zunächst nur einfache Reproduktion ist. Nicht
+die Quantität, sondern die qualitative Bestimmung der gegebnen Elemen
+te der einfachen Reproduktion ändert sich, und diese Aenderung ist die
+
+35 materielle Voraussetzung der später folgenden Reproduktion auf erwei
+
+terter Stufenleiter.1)
+
+') Dies macht ein für allemal ein Ende dem Zwist über die Akkumulation des Kapitals
+zwischen James Mill und S. Bailey, der im ersten Buch (Kap. XXII. 5. S. 635) von andrem
+
+467
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Wir könnten das Schema verschieden darstellen bei verschiednen Ver
+
+hältnissen zwischen variablem und konstantem Kapital; z . B. so:
+
+Summe - 8252.
+
+5
+
+So erschiene es als arrangirt für Reproduktion auf einfacher Stufenleiter,
+sodaß der Mehrwerth ganz als Revenue verausgabt und nicht akkumulirt
+würde. In beiden Fällen, unter a) wie unter b), haben wir ein jährliches
+Produkt vom selben Werthumfang, nur das eine Mal sub b) mit solcher
+Funktionsgruppirung seiner Elemente, daß die Reproduktion auf dersel- 10
+ben Stufenleiter wieder beginnt, während sie sub a) die materielle Basis
+der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter bildet. Sub b) nämlich set
+zen sich (875v + 875m) I = 1750 I(v + m) ohne Ueberschuß um gegen
+175011c, während sub a) (lOOOv + 1000m) I ||315| = 2 0 0 0 I (v + m) im
+Umsatz mit 1500 11c einen Ueberschuß von 5 0 0 1m für die Akkumula- 15
+tion bei Klasse I übrig lassen.
+
+Nun zur nähern Analyse des Schema a). Unterstellen wir, daß sowohl
+in I wie in II eine Hälfte des Mehrwerths, statt als Revenue ausgegeben
+zu werden, akkumulirt, d.h. in Element von zuschüssigem Kapital ver
+wandelt wird. Da die Hälfte von 1000 Im = 500 in einer oder der andern 20
+F o rm akkumulirt, d.h. als virtuell zuschüssiges Geldkapital verausgabt,
+in zuschüssiges produktives Kapital verwandelt werden soll, so
+d.h.
+werden nur (lOOOv + 500m) I als Revenue verausgabt. Als normale G r ö
+ße von I Ic figurirt daher hier auch nur 1500. Der Umsatz zwischen
+1500 I(v + m) und 1500 I Ic ist nicht weiter zu untersuchen, da er als Pro- 25
+ceß der einfachen Reproduktion bereits dargestellt; ebensowenig kommt
+4000 Ic
+für die neubeginnende
+Reproduktion (die diesmal auf erweiterter Stufenleiter stattfindet) eben
+falls als Proceß der einfachen Reproduktion erörtert wurde.
+
+in Betracht, da sein Rearrangement
+
+Was also allein hier zu untersuchen bleibt,
+
+ist:
+
+500 Im und 30
+
+(376v + 376m) II, soweit einerseits die innern Verhältnisse sowohl von I
+wie von II in Betracht kommen, andrerseits die Bewegung zwischen den
+beiden. Da vorausgesetzt ist, daß in II ebenfalls ||316| die Hälfte des
+Mehrwerths akkumulirt werden soll, so sind hier in Kapital zu verwan
+deln 188, davon '/4 in variables = 47, sage der rundren Zahl wegen 48; 35
+bleibt in konstantes zu verwandeln 140.
+
+Wir stoßen hier auf ein neues Problem, dessen bloße Existenz der lau
+fenden Einsicht, daß Waaren einer Art sich gegen Waaren andrer Art,
+ditto Waaren gegen Geld und dasselbige Geld wieder gegen Waare andrer
+
+Standpunkt erörtert wurde, nämlich die Ausdehnbarkeit der Wirkung des industriellen 40
+Kapitals bei gleichbleibender Größe desselben. Hierauf später zurückzukommen.
+
+468
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Art auszutauschen pflegt, wunderlich erscheinen muß. Die 140 I lm kön
+nen nur dadurch in produktives Kapital verwandelt werden, daß sie er
+setzt werden durch einen Theil der Waaren Im zum selben Werthbetrag.
+Es versteht sich von selbst, daß der mit I lm umzusetzende Theil von Im
+5 aus Produktionsmitteln bestehn muß, die entweder sowohl in die Pro
+duktion von I wie in die von II, oder aber ausschließlich nur in die von II
+eingehn können. Dieser Ersatz kann nur geschehn durch einseitigen K a uf
+seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrprodukt 500 Im zur
+Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht ausgetauscht werden
+10 kann gegen Waaren II; in andren Worten von I nicht gleichzeitig akku-
+mulirt und aufgegessen werden kann. II muß 140 I m, also mit baarem
+Geld kaufen, ohne daß dies Geld zu ihm zurückflöße ||317| durch nach
+folgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein beständig, bei
+jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion auf erweiterter
+15 Stufenleiter, sich wiederholender Proceß. Wo springt dafür die Geldquel
+
+le in II?
+
+II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation beglei
+tende, und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von
+neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich
+
+20 darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld.
+
+Zunächst haben wir 376 II v; das Geldkapital von 376, vorgeschossen
+in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig als va
+riables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese bestän
+dig sich wiederholende Entfernung von, und Rückkehr zum Ausgangs-
+vermehrt das in diesem Kreislauf
+sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine Quelle von
+Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht entzo
+gen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden.
+
+25 punkt - der Tasche des Kapitalisten
+
+Aber Halt, ist hier nicht ein Profitchen zu machen?
+
+30 Wir müssen nicht vergessen, daß die Klasse ||318| II den Vorzug vor
+Klasse I besitzt, daß die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen selbst
+producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II ist Käufer
+der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die Besitzer der
+von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also:
+
+35
+
+1 ) Und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, einfach
+den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken. D a
+durch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungirenden
+Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung dessel
+ben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung also auch der Bil-
+40 dung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit zu
+fälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von nor-
+
+469
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+maier Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht ver
+gessen werden, daß der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der ceteris
+paribus die Größe des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs aus Güte
+der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhältnissen ge
+zahlt werden muß. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt. Wenn wir 5
+376v als das von Klasse II zu verausgabende ||319| variable Kapital vor
+aussetzen, dürfen wir, um ein uns aufstoßendes Problem zu erklären,
+nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, daß sie etwa nur 350v vor
+schießt und nicht 376v.
+
+2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet, wie 10
+
+gesagt den Vorzug vor Klasse I, daß sie zugleich Käufer der Arbeitskraft
+und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Arbeiter ist. Und
+wie dies ausgebeutet werden kann - wie nominell der normale Arbeits
+lohn gezahlt werden, in der That aber ein Theil davon ohne entsprechen
+des Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt, alias zurückgestohlen 15
+werden kann; wie dies theils vermittelst des Trucksystems, theils vermit
+telst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht faßbarer) des cirkuliren
+den Mediums fertig gebracht werden kann - davon liegen in jedem in
+dustriellen Land die handgreiflichsten Data vor. Z . B. in England und in
+den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegenheit dies an artigen Exem- 20
+peln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe Operation wie sub 1, nur
+verkleidet und auf einem Umweg exekutirt. Sie ist also hier ebensosehr
+zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich hier um wirklich, nicht nominell
+gezahlten ||320| Arbeitslohn.
+
+Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis- 25
+
+mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflek-
+ken nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu
+verwerthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner
+bürgerlichen Kritiker als ob ich z . B. im ersten Buch des „Kapital" durch
+die Annahme, daß der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft 30
+zahlt, was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht
+angethan hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth
+citirt werden.)
+
+Mit 376 I Iv ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.
+Aber noch bedenklicher scheint's mit dem 376 I lm zu stehn. Hier stehn 35
+
+sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen pro
+ducirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und
+von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur als
+Cirkulationsmittel, und muß bei normalem Verlauf zu den Betheiligten
+zurückfließen, in dem M a ß, wie sie es der Cirkulation vorgeschossen 40
+haben, um stets von neuem dieselbe Bahn zu durchlaufen.
+
+470
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Entziehung dieses Geldes aus der Cirkulation |/321/ zur Bildung von
+virtuell zusätzlichem Geldkapital, scheint nur auf zweierlei Weg möglich.
+Entweder ein Theil der Kapitalisten II beschwindelt den andren und
+bringt so Geldraub zu Weg. Zur Bildung von neuem Geldkapital ist wie
+5 wir wissen, keine vorläufige Erweitrung des umlaufenden Mediums nö
+thig; es ist nichts nöthig, als daß das Geld von gewissen Seiten her der
+Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert wird. D aß das Geld
+gestohlen sein kann, und daher Bildung von zusätzlichem Geldkapital
+unter einem Theil der Kapitalisten II verbunden sein kann mit positivem
+10 Geldverlust eines andern Theils, würde nichts zur Sache thun. Der be
+schwindelte Theil der Kapitalisten II würde etwas weniger flott leben
+müssen, das wäre aber auch alles.
+
+Oder aber, ein in nothwendigen Lebensmitteln sich darstellender Theil
+innerhalb Abth. II
+in neues variables Kapital
+15 verwandelt. Wie dies geschieht, wird am Schluß dieses Unterab
+
+I lm wird direkt
+
+von
+
+schnitts (III, 4 )) untersucht werden.
+
+1) Erstes Beispiel.
+
+A )
+
+Schema
+
+einfacher Reproduktion.
+
+I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000 \ _
+
+n n nn
+
+20
+
+II. 2000c +
+
+500v +
+
+500m = 3000 /
+
+S
+
+u m ma = 9 0 0°-
+
+B)
+
+25
+
+Ausgangsschema für Akkumulation
+I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000
+ri
+II. 1500c + 750v + 750m = 3000 J
+
+, ncn •
+
+irnn
+
+-7ca
+
+auf erweiterter
+
+Stufenleiter.
+
+->r>r.n I Summa = 9000
+
+Angenommen, daß in Schema B die Hälfte des Mehrwerths von I ak
+kumulirt wird, also 500, so erhalten wir zunächst (lOOOv + 500m) I oder
+1500 I(v + m) zu ersetzen durch
+I:
+4000c + 500m, welche ||322| letztre zu akkumuliren. Die Ersetzung von
+30 (lOOOv + 500m) I durch 1500 I Ic ist ein Proceß der einfachen Reproduk
+
+150011c; es bleibt dann
+
+in
+
+tion und schon bei letztrer erläutert.
+
+Nehmen wir an, daß von den 500 1m 400 in konstantes Kapital zu
+verwandeln, 100 in variables. Der Umsatz innerhalb I der 400m, die so
+kapitalisirt werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne weit-
+35 res annexirt werden an I c, und wir erhalten dann für I: 4400c + lOOOv
+
++ 100m (die in lOOv umzusetzen sind).
+
+Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 Im (in
+Produktionsmitteln existirend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital
+von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des
+
+471
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben
+dann für I ein Kapital von 4400c + 1 lOOv (letztre in Geld) = 5500.
+
+II hat jetzt für konstantes Kapital 1600c; es muß zu deren Bearbeitung
+weitre 50v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschießen, sodaß sein
+variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung des kon- 5
+stanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird bestritten
+aus seinem Mehrwerth; von den 750 I lm bleiben also nur 600m als K o n
+sumtionsfonds der Kapitalisten II, deren Jahresprodukt sich nun ver
+theilt wie folgt:
+
+II. 1600c + 800v + 600m (Konsumtionsfonds) = 3000. Die in Konsum- 10
+
+tionsmitteln producirten 150m, die hier in ( 1 0 0 c+ 50v) II umgesetzt,
+gehn in ihrer ||323| Naturalform ganz in die Konsumtion der Arbeiter ein:
+100 werden verzehrt von den Arbeitern I (100 I v) und 50 von den Ar
+beitern II (50 I I v ), wie oben auseinandergesetzt. In der That muß in II,
+wo sein Gesammtprodukt in einer für die Akkumulation nöthigen Form 15
+zubereitet wird, ein um 150 größrer Theil des Mehrwerths in F o rm von
+nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt werden. Beginnt wirklich
+die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, so fließen die 100 variables
+Geldkapital von I, durch die Hände seiner Arbeiterklasse zurück an II;
+welches dagegen 100m in Waarenvorrath an I überträgt und zugleich 50 20
+in Waarenvorrath an seine eigne Arbeiterklasse.
+
+Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun
+
+wie folgt:
+
+I. 4400c + 1 lOOv + 500 Konsumtionsfonds = 6000
+II. 1600c + 800v + 600 Konsumtionsfonds = 3000
+
+25
+
+Summa 9000
+
+wie oben. Davon sind Kapital:
+
+I. 4400c + HOOv (Geld) = 5500
+II. 1600c + 800v (Geld) = 2400
+
+j Zusammengefaßt in = 7900,
+
+während die Produktion begann mit:
+
+I. 4000c + lOOOv = 5000
+II. 1500c + 750v = 2250
+Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich, d.h. 35
+
+? 2 5°-
+
+u m mC =
+
+1
+
+S
+
+wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich producirt, so erhalten
+wir am Ende des nächsten Jahres:
+
+I. 4400c + 1 lOOv + 1100m = 6600
+TT
+II. 1600c + 800v + 800m = 3200 J
+
+, or.rv
+
+, o/in
+
+-r-.™ I Summe = 9800.
+
+40
+
+Es werde nun sub I in derselben Proportion fortakkumulirt; also 550m
+als Revenue verausgabt, 550m akkumulirt: Zunächst werden dann
+1100 Iv ersetzt ||324| durch 1100 I I c, ferner sind noch 550 Im zu realisiren
+in einem gleichen Betrag von Waaren II; also zusammen 1650 I(v + m).
+
+472
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Aber das zu ersetzende konstante Kapital von II ist nur = 1600, die
+übrigen 50 müssen also ergänzt werden aus 800 I l m. Wenn wir hier zu
+nächst vom Geld absehn, so haben wir als Resultat dieser Transaktion:
+in K o n-
+5 sumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter 1650(v + m), realisirt in
+
+(welche zu kapitalisiren sind); daneben
+
+I. 4400c + 550m
+
+Waaren I I c.
+
+II. 1650c (nämlich 50 zugefügt nach Obigem aus I l m) + 800v + 750m
+(Konsumtionsfonds der Kapitalisten). Wenn aber das alte Verhältniß von
+v zu c in II bleibt, so müssen für 50c weitre 25v, ausgelegt werden; diese
+
+10 sind zu nehmen von den 750m; wir erhalten also:
+
+II. 1650c + 825v + 725m
+Sub I ist zu kapitalisiren 550m; wenn das frühre Verhältniß bleibt, so
+bilden davon 440 konstantes Kapital, und 110 variables Kapital. Diese
+110 sind eventuell zu schöpfen aus 725 I l m; d.h. Konsumtionsmittel zum
+15 Werth von 110 werden von Arbeitern I verzehrt statt von Kapitalisten II,
+diese letztren also gezwungen, diese 110m, die sie nicht verzehren kön
+nen, zu kapitalisiren. Dies läßt von den 7 0 0 1 1m übrig 6 1 5 1 1 m. Wenn
+aber so II diese 110 in zusätzliches konstantes Kapital verwandelt, so
+braucht es ein ferneres zusätzliches variables Kapital von 55; dies muß
+20 wieder von seinem Mehrwerth gestellt werden; abgezogen von 615 I lm
+läßt es übrig 560 für Konsumtion der Kapitalisten II und wir erhalten
+nun nach Vollziehung aller aktuellen und potentiellen Uebertragungen,
+an Kapitalwerth:
+I. (4400c + 440c) + (HOOv + HOv) = 4840c + 1210v = 6050
+
+25 II. (1600c + 50c + 110c) + (800v + 25v + 55v) = 1760c + 880v = 2640. |
+
+/325/ Soll die Sache normal abgehn, so muß die Akkumulation in II sich
+rascher vollziehn als in I, weil der Theil von I(v + m), der in Waaren II
+umzusetzen ist, sonst rascher wächst als I I c, gegen das allein er sich
+umsetzen kann.
+
+30 Wird die Reproduktion auf dieser Grundlage und bei sonst gleichblei
+benden Umständen fortgesetzt, so erhalten wir am Schluß des folgenden
+Jahrs:
+
+I. 4840c + 1210v + 1210m = 7260 \
+
+35
+
+II. 1760c + 880v + 880m = 3520 j
+
+Bei gleichbleibender Theilungsrate des Mehrwerths ist zunächst als
+
+Revenue zu verausgaben von I: 1210v und die Hälfte von m = 605,
+
+zusammen = 1815. Dieser Konsumtionsfonds ist wieder größer um 55 als
+
+I I c. Die 55 sind abzuziehn von 880m bleiben 825. 55 I lm in I Ic verwan-
+
+40 delt, setzt fernem Abzug von I lm voraus für entsprechendes variables
+
+Kapital = 27'/2; bleibt zu verzehren 797'/2 I l m.
+
+473
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+Es sind jetzt zu kapitalisiren in I 605m; davon konstant 484, und varia
+bel 121; letztre sind abzuziehn von I l m, das jetzt noch = 7 9 7lh, läßt |
+|326| 676'/2 I l m. II verwandelt also weitre 121 in konstantes Kapital und
+braucht dafür weitres variables Kapital = 6OV2; dies geht ebenfalls von
+676'/2 ab; bleiben 616 zu verzehren.
+
+Wir haben dann an Kapital:
+I. Konstant 4840 + 484 = 5324.
+1210 + 1 2 1= 1331.
+
+Variabel
+
+II. Konstant 1760 + 55
+
+Variabel
+Zusammen:
+
+= 1936.
++ 121
+880 + 27'/2 + 6OV2 = 968.
+I. 5324c + 1331v = 6655
+
+II. 1936c + 968v = 2904
+
+und Ende des Jahrs an Produkts:
+
+, 9559
+'
+
+5
+
+10
+
+I. 5324c + 1 3 3 1 v+ 1331m = 7986 \ _
+II. 1936c +
+968m = 3872 J
+Mit Wiederholung derselben Rechnung und Abrundung der Brüche
+
+0_0
+8 5 8"
+
+968v +
+
+u m me
+
+11
+
+=
+
+S
+
+1
+
+1
+
+15
+
+erhalten wir am Schluß des folgenden Jahres ein Produkt von
+
+20
+
+,
+
+.„
+
+. iKsr
+
+, IR>ar
+
+A^An ( S u m m e= 13 033
+
+A^r,s ( Summe = 14 348.
+
+I. 5856c + 1464v + 1464m = 8784 \ _
+TT - . 1™
+II. 2129c + 1065v + 1065m = 4249 J
+Und am Schlüsse des nächstfolgenden Jahres:
+I. 6442c + 1610v + 1610m = 9662
+TT
+II. 2342c + 1172v + 1172m = 4686 J
+Im Verlauf von vierjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter
+ist das Gesammtkapital von I und II gestiegen von 5400c + 1750v = 7250
+gestiegen auf 8784c + 2782v = 11 566, also im Verhältniß ||327| von
+100 : 160. Der Gesammtmehrwerth war ursprünglich 1750, er ist 2782. 30
+Der verzehrte Mehrwerth war anfangs 500 für I und 535 für II, zusam
+men = 1035; er war im letzten J a hr 732 für I und 958 für II, zusammen
+= 1690. Er ist also gewachsen im Verhältniß von 100 : 163.
+
+25
+
+2) Zweites Beispiel.
+
+Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000, das sich allzusammt als 35
+Waarenkapital in der Hand der industriellen Kapitalistenklasse befindet,
+in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältniß des variablen
+und konstanten Kapitals das von 1 : 6 ist. Es setzt dies voraus: schon
+bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion und, dem ent
+sprechend, der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit; bedeutende, 40
+schon vorher gegangne, Erweitrung der Produktionsleiter; endlich Ent
+wicklung aller der Umstände, die eine relative Uebervölkerung in der
+
+474
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+5
+
+Arbeiterklasse produciren. Das Jahresprodukt wird sich dann, nach Ab-
+rundung der Brüche, vertheilen wie folgt:
+I. 5000c + lOOOv + 1000m = 7000 \
+II. 1430c + 285v + 285m = 2000 /
+Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumire den halben Mehr
+500, und akkumulire die andre Hälfte. Dann wären
+werth =
+(1000v + 500m) I = 1500 ||328| umzusetzen in 1500 II. Da hier I Ic nur
+= 1430, so ist vom Mehrwerth 70 zuzusetzen; dies von 285 I lm abgezo-
+
+10 gen läßt 215 I l m. Wir erhalten also:
+
+I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500(v + m) in Konsumtions
+
+fonds der Kapitalisten und Arbeiter.
+
+II. 1430c + 70m (zu kapitalisiren) + 285v + 215m.
+
+Da hier 70 I lm direkt annexirt werden an I I c, so ist erheischt, um dies
+15 zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein variables K a-
+
+70
+
+pital von -y = 14; diese 14 gehn also weiter ab von 2 1 5 1 1 m; bleibt
+
+201 I l m, und wir haben:
+
+II. (1430c + 70c) + (285v + 14v) + 201m.
+Der Umsatz
+
+von
+
+1500 1(v + ' / 2 m)
+
+ein
+20 Proceß der einfachen Akkumulation, und sofern abgemacht. Indeß sind
+hier noch einige Eigenthümlichkeiten zu bemerken, die daraus entstehn,
+daß bei der akkumulirenden Reproduktion I(v + '/2m) nicht durch I Ic
+allein ersetzt wird, sondern durch I Ic plus einem Theil von I l m.
+
+gegen
+
+1500
+
+I Ic
+
+ist
+
+D a ß, Akkumulation vorausgesetzt, I(v + m) größer ist als I Ic und nicht
+25 gleich I Ic wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von selbst;
+denn 1) inkorporirt I einen Theil seines Mehrprodukts in sein eignes
+5k in konstantes Kapital,
+produktives Kapital, und verwandelt davon
+kann diese 5/Ô also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtionsmittel II;
+2) I hat II 3291 aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation inner-
+30 halb II nöthige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II an I
+den Stoff zu liefern hat für das variable Kapital, das den von I selbst als
+konstantes Mehrkapital angewandten Theil seines Mehrprodukts in Be
+wegung setzen soll. Wir wissen: das wirkliche variable Kapital besteht
+aus Arbeitskraft, also auch das zusätzliche. Es ist nicht der Kapitalist I,
+35 der etwa von II nothwendige Lebensmittel auf Vorrath kauft, oder auf
+häuft für die von ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft, wie es der
+Sklavenhalter thun mußte. Es sind die Arbeiter selbst, die mit II handeln.
+Dies verhindert aber nicht, daß vom Standpunkt des Kapitalisten aus die
+Konsumtionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft nur Produktions- und Er-
+40 haltungsmittel seiner eventuell zuschüssigen Arbeitskraft, also die Natu
+ralform seines variablen Kapitals sind. Seine eigne nächste Operation,
+
+475
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+hier die von I, besteht nur darin, daß er das nöthige neue Geldkapital
+aufspeichert, das zum K a uf zuschüssiger Arbeitskraft nöthig. Sobald er
+diese inkorporirt, wird das Geld Kaufmittel der Waaren II für diese Ar
+beitskraft, muß also ihre Konsumtionsmittel vorfinden.
+
+5
+
+Nebenbei. Der Herr Kapitalist, wie seine Presse, ist oft unzufrieden mit
+der Art wie die Arbeitskraft ihr Geld verausgabt und mit den Waaren II,
+worin sie selbes realisirt. Bei dieser Gelegenheit philosophirt, kultur
+schwatzt, ||330| und philanthropisirt er z . B. wie Herr Drummond, engli
+scher Gesandtschaftssekretär in Washington: „The N a t i o n" (ein Blatt)
+habe letzten Oktober 1879 einen interessanten Artikel gebracht, worin es 10
+unter andrem heiße: „Die Arbeiter haben in der Kultur nicht Schritt
+gehalten mit dem Fortschritt der Erfindungen; es sind ihnen so Massen
+von Gegenständen zugänglich geworden, die sie nicht zu gebrauchen wis
+sen, und für die sie also keinen Markt schaffen." (Jeder Kapitalist
+wünscht natürlich, daß der Arbeiter seine Waare kaufen soll.) „Es liegt 15
+kein Grund vor, warum der Arbeiter sich nicht ebensoviel Komforts
+wünschen sollte, wie der Geistliche, Advokat und Arzt, der denselben
+Betrag erwirbt wie e r ." (Diese Sorte Advokaten, Geistliche und Aerzte
+müssen es in der That bei dem Wunsch vieler Komforts gewähren lassen!)
+„Aber er thut es nicht. Die Frage ist noch immer, wie er als Konsument 20
+durch ein rationelles und gesundes Verfahren höher zu stellen ist; keine
+leichte Frage, da sein ganzer Ehrgeiz nicht über eine Verkürzung seiner
+Arbeitsstunden hinausgeht, und der Demagog ihn hierzu vielmehr auf
+reizt, als zur Erhebung seiner Lage durch Verbesserung seiner geistigen
+und moralischen Fähigkeiten." (Reports of H. M.'s Secretaries of Em- 25
+bassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc. of the countries
+in which they reside. London 1879, p. 404.) |
+
+13 311 Lange Arbeitsstunden scheinen das Geheimniß des rationellen
+und gesunden Verfahrens, welches die Lage des Arbeiters durch Verbes
+serung seiner geistigen und moralischen Fähigkeiten heben und ihn zu 30
+einem rationellen Konsumenten machen soll. Um ein rationeller K o n
+sument der Waare der Kapitalisten zu werden, muß er vor allem - aber
+der Demagog hindert ihn daran! - damit beginnen, seine eigne Arbeits
+kraft irrationell und gesundheitswidrig von seinem eignen Kapitalisten
+konsumiren zu lassen. Was der Kapitalist unter rationellem Konsum ver- 35
+steht, zeigt sich dort wo er so herablassend ist, sich direkt in den K o n
+sumtionshandel seiner Arbeiter einzulassen - im Trucksystem, wovon
+auch das Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodaß sein Kapitalist zugleich
+sein Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist.
+
+Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen He- 40
+
+bungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Bericht
+
+476
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und Law
+rence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen gehören
+der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorsteherinnen
+dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen Ver-
+5 haltungsregeln vorschreibt; /|332| kein Mädchen darf nach 10 U hr Nachts
+nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Gesell
+schaft patrouillirt die Gegend ab um die Uebertretung dieser Hausord
+nung zu verhindern. Nach 10 U hr Abends wird kein Mädchen weder
+aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren, als auf dem
+10 der Gesellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr
+10 Doli. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den
+rationellen Konsumenten: „ Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in
+vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik,
+Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach
+lOstündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der
+Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn." (p. 412.) Das Haupt-
+geheimniß aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu ma
+chen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik von
+Turner's Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatzmeister
+20 der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, daß namentlich die ame
+rikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt, fährt
+fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir sind ihm
+voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir müssen
+niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unsern|
+25 j3331 Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben.
+Wir müssen wohlfeilere Arbeit haben!" (p. 427.) Herabsetzung des Ar
+beitslohns und lange Arbeitsstunden, das ist der Kern des rationellen und
+gesunden Verfahrens, das den Arbeiter erheben soll zur Würde eines ra
+tionellen Konsumenten, damit er einen Markt schaffe für die Masse von
+
+15
+
+30 Gegenständen, die die Kultur und der Fortschritt der Erfindung ihm
+
+zugänglich gemacht haben.
+
+Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehr
+produkt zu liefern, so II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital
+35 für I. II akkumulirt für I und für sich selbst, soweit das variable Kapital
+in Betracht kommt, indem es einen größern Theil seiner Gesammtpro-
+duktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, in F o rm von noth
+wendigen Konsumtionsmitteln reproducirt.
+
+477
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+l(v + m) muß bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = I Ic
+plus dem Theil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder inkorporirt
+wird, plus dem zuschüssigen Theil vom konstanten Kapital, nöthig zur
+Erweitrung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweiterung
+ist das, ||334| ohne welches die wirkliche Akkumulation, d.h. die wirkliche 5
+Produktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist.
+
+Kommen wir nun zu dem oben zuletzt betrachteten Fall zurück, so hat
+er die Eigenthümlichkeit, daß I Ic kleiner als I(v + '/2m), als der in Kon
+sumtionsmitteln als Revenue verausgabte Theil des Produkts von I, so
+daß um die 1 5 0 0 I (v + m) umzusetzen, sofort ein Theil des Mehrpro- 10
+dukts II = 70 dadurch realisirt wird. Was I Ic = 1430 betrifft, so muß es,
+bei sonst gleichbleibenden Umständen, ersetzt werden aus I(v + m) zum
+selben Werthbetrag, damit einfache Reproduktion in II stattfinden kön
+ne, und ist insoweit hier nicht weiter zu betrachten. Anders mit den er
+gänzenden 70 I l m. Was für I bloßer Ersatz von Revenue durch Konsum- 15
+tionsmittel, bloß auf die Konsumtion gerichteter Waarenaustausch, ist
+wie innerhalb der einfachen Reproduktion - bloße
+für II hier nicht
+Rückverwandlung
+seines konstanten Kapitals aus der Form von
+Waarenkapital in seine Naturalform, sondern direkter Akkumulations-
+proceß, Verwandlung eines Theils seines Mehrprodukts aus der Form 20
+von Konsumtionsmitteln in die von konstantem Kapital. Kauft I mit 70
+Geld (Geldreserve zum ||335| Umsatz von Mehrwerth) die 70 I l m, und
+kauft II nicht dafür 70 I m, sondern akkumulirt es als Geldkapital, so ist
+letztres zwar
+immer Ausdruck von zuschüssigem Produkt (eben des
+Mehrprodukts von II, wovon es Aliquote) obgleich nicht von einem in 25
+die Produktion wieder eingehenden Produkt; aber dann wäre diese Geld
+akkumulation auf Seite II zugleich Ausdruck von unverkaufteren 70 Im
+in Produktionsmitteln. Es fände also relative Ueberproduktion in I statt,
+entsprechend dieser gleichzeitigen Nichterweitrung der Reproduktion auf
+Seite II.
+
+30
+
+Aber abgesehn hiervon: Während der Zeit, worin die 70 Geld, die von
+I kamen, noch nicht oder nur theilweis durch Ankauf von 70 Im sei
+tens II zu I zurückgekehrt, figurirt 70 in Geld ganz oder theilweis als
+zusätzliches virtuelles Geldkapital in der Hand von II. Dies gilt von j e
+dem Umsatz zwischen I und II, bevor wechselseitige Ersetzung der bei- 35
+derseitigen Waaren den Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt
+bewirkt hat. Aber das Geld, bei normalem Verlauf der Dinge, figurirt
+hier nur vorübergehend in dieser Rolle. Im Kreditsystem nun, wo jedes
+momentan zusätzlich freigesetzte Geld sofort aktiv als zusätzliches Geld
+kapital fungiren soll, kann solches ||336| nur vorübergehend freie Geld- 40
+kapital festgeritten werden, z . B. zu neuen Unternehmungen sub I dienen,
+
+478
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+während es daselbst noch festliegendes Zusatzprodukt in andren Unter
+nehmungen flüssig zu machen hätte. Es ist ferner zu bemerken, daß die
+Annexation von 70 Im an das konstante Kapital II zugleich Erweiterung
+des variablen Kapitals II erheischt zum Betrag von 14. Dies setzt voraus
+5 - ähnlich wie in I bei direkter Inkorporation von Mehrprodukt Im in
+Kapital Ic - daß die Reproduktion in II schon vor sich geht mit der
+Tendenz auf fernere Kapitalisation; daß sie also Erweiterung des Theils
+des Mehrprodukts einschließt, der aus nothwendigen Lebensmitteln
+besteht.
+
+10
+
+Das Produkt von 9000 im zweiten Beispiel muß zum Zweck der Repro
+duktion, wie wir sahen, folgende Vertheilung annehmen, wenn 500 Im
+kapitalisirt werden sollen. Wir ziehn dabei bloß die Waaren in Betracht
+und vernachlässigen die Geldcirkulation.
+
+15
+
+I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500(v + m) Konsumtionsfonds
+
+= 7000 in Waaren.
+
+II. 1500c + 299v + 201m = 2000 in Waaren. Gesammtsumme 9000 in
+
+Waarenprodukt. |
+
+20
+
+25
+
+|337| Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt:
+In I theilen sich die 500m, die kapitalisirt werden, in
+
+5/Ô = 417c
++ '/6 = 83v. Die 83v entziehn einen gleichen Betrag von I l m, der Ele
+mente des konstanten Kapitals kauft, also zu I Ic geschlagen wird. Eine
+Vermehrung von I Ic um 83 bedingt eine Vermehrung von I Iv um Vs von
+83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz:
+
+I. (5000c + 4 1 7 m )c + (lOOOv + 83m)v = 5417c + 1083v = 6500
+II. (1500c + 83m)c + ( 299v + 17m)v = 1583c + 316v = 1899.
+8399.
+
+Zusammen
+
+Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500, also um '/12. In II von
+1715 auf 1899, also um nicht ganz
+
+30
+
+Die Reproduktion auf dieser Grundlage im zweiten Jahr ergiebt am
+
+Jahresschluß:
+
+I. (5417c + 4 5 2 m )c + (1083v + 90m)v = 5869c + 1173v = 7042.
+II. (1583c + 42m + 90m)c + (316v + 8m + 18m)v = 1715c + 342v
+
+= 2057.
+
+35 und am Ende des dritten Jahres:
+
+I. 5869c + 1 1 7 3 v+ 1173m.
+II. 1715c + 3 4 2 v+ 342m.
+
+Akkumulirt hier I wie bisher die Hälfte des Mehrwerths, so ergibt
+(v + '/2m) I 1173v + 587 ('/2m) = 1760, ist also größer als das gesammte
+40 1715 I I c, und zwar um 45. Diese müssen also wieder durch Übernahme
+
+479
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+eines gleichen Betrags von Produktionsmitteln auf I Ic ausgeglichen wer
+]h - 9 in I Iv bedingt.
+den. I Ic wächst also um 45, was einen Zuwachs von
+Ferner theilen sich die kapitalisirten 587 Im zu 5h und
+lk in 489c und 98v;
+diese 98 bedingen in II einen neuen Zuschlag zum konstanten Kapital
+von 98 und dieser wieder eine Vermehrung des variablen Kapitals von II
+um Vs = 20. Wir haben dann:
+
+5
+
+I. (5869c + 4 8 9 m )c + (1173v + 98m)v = 6358c + 1271v = 7629
+I I. (1715c + 45m + 98m)c + (342v + 9m + 20m)
+
+= 1858c + 371v = 2229
+
+Total Kapital = 9858 |
+
+10
+
+/338/ In drei Jahren wachsender Reproduktion ist also das Gesammt
+kapital von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II von 1715 auf
+2229, das gesellschaftliche Gesammtkapital von 7715 auf 9858.
+
+3) Umsatz von IIc bei Akkumulation.
+
+Im Austausch von I(v + m) mit I Ic finden also verschiedne Fälle statt.
+
+15
+
+Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und einander
+ersetzen, da sonst, wie oben gesehn, die einfache Reproduktion nicht
+ohne Störung vor sich gehn kann.
+
+Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in
+Betracht. In den bisherigen Fällen nahmen wir an, daß die Akkumula- 20
+tionsrate in I = V2 m I war, und ebenfalls, daß sie in den verschiednen
+Jahren konstant blieb. Wir ließen nur die Proportion wechseln, nach
+welcher dies akkumulirte Kapital sich in variables und konstantes theilt.
+Dabei ergaben sich drei Fälle:
+
+1) I(v + '/2m) = I I c, welches also kleiner ist ||339| als I(v + m ). Dies muß 25
+
+es immer sein, sonst akkumulirte I nicht.
+
+2) I(v + '/2m) ist größer als I I c. In diesem Fall wird der Ersatz dadurch
+bewirkt, daß zu I Ic ein entsprechender Theil von I lm hinzugefügt wird,
+sodaß diese Summe = I(v + '/2m). Hier ist der Umsatz für II nicht
+einfache Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon Ak- 30
+kumulation, Vermehrung desselben um den Theil seines Mehrprodukts,
+den es austauscht gegen Produktionsmittel I; diese Vermehrung schließt
+zugleich ein, daß II außerdem sein variables Kapital aus seinem eignen
+Mehrprodukt entsprechend vergrößert.
+
+3) I(v + '/2m) ist kleiner als I I c. In diesem Fall hat II durch den 35
+
+Umsatz sein konstantes Kapital nicht vollständig reproducirt, muß also
+das Deficit durch K a uf von I ersetzen. Dies ernöthigt aber keine weitre
+Akkumulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital der
+
+480
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+Größe nach durch diese Operation erst vollständig reproducirt wird.
+Andrerseits hat durch diesen Umsatz der Theil der Kapitalisten von I,
+der nur zusätzliches Geldkapital aufhäuft, schon einen Theil dieser Sorte
+Akkumulation vollbracht. /
+
+5
+
+im
+
+/340/ Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, daß I(v + m)
+= I Ic sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion;
+was übrigens nicht ausschließt, daß
+industriellen Cyklus von
+10 11 Jahren ein Jahr oft geringre Gesammtproduktion hat als das vor
+hergehende, also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Ver
+io hältniß zum vorhergehenden Jahr. Sondern auch, bei dem natürlichen
+jährlichen Wachsthum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion
+nur in sofern stattfinden, als von den 1500, die den Gesammtmehrwerth
+repräsentiren, eine entsprechend größre Zahl unproduktiver Dienstleute
+mitzehrten. Akkumulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische
+15 Produktion wäre dagegen hierbei unmöglich. Die Thatsache der kapita
+listischen Akkumulation schließt demnach aus, daß I Ic = I(v + m). Den
+noch könnte selbst bei kapitalistischer Akkumulation allmälig der Fall
+eintreten, daß in Folge ||341| des Gangs der in der frühern Reihe von
+Produktionsperioden vollzognen Akkumulationsprocesse, I Ic nicht nur
+20 gleich, sondern selbst größer werde als I(v + m). Dies wäre eine Ueber
+produktion in II, und nur auszugleichen durch einen großen Krach, in
+Folge dessen Kapital von II auf I sich übertrüge. - Es ändert auch nichts
+an dem Verhältniß von I(v + m) zu I I c, wenn ein Theil des konstanten
+Kapitals von II sich selbst reproducirt, wie z . B. in der Agrikultur die
+25 Anwendung von selbst erzeugtem Samen. Dieser Theil von I Ic kommt
+mit Bezug auf den Umsatz zwischen I und II ebensowenig in Betracht,
+wie Ic dabei in Betracht kommt. Es ändert auch nichts an der Sache,
+wenn ein Theil der Produkte von II seinerseits fähig ist, als Produktions
+mittel in I einzugehn. Sie werden gedeckt durch einen Theil der von I
+30 gelieferten Produktionsmittel, und dieser Theil ist von vornherein auf
+beiden Seiten in Abzug zu bringen, wenn wir den Austausch zwischen
+den beiden großen Klassen der gesellschaftlichen Produktion, den Pro
+ducenten von Produktionsmitteln und den Producenten von Konsum
+tionsmitteln, rein und ungetrübt untersuchen wollen.
+
+35
+
+Also bei kapitalistischer Produktion kann I(v + m) nicht gleich I Ic
+sein, oder beide können ||342| sich nicht im Umsatz gegen einander dek-
+
+ken. Dagegen kann, wenn I ™ der Theil von Im ist, der als Revenue von
+
+den Kapitalisten I ausgegeben wird, I rv + — I gleich, größer oder klei-
+
+ner sei als I l e; I (v + — J muß aber immer kleiner sein als I I (c + m ), und
+
+481
+
+Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
+
+zwar um so viel kleiner, als der Theil von l i m, den die Kapitalisten
+klasse II unter allen Umständen selbst verzehren muß.
+
+5
+
+Es ist zu bemerken, daß bei dieser Darstellung der Akkumulation der
+Werth des konstanten Kapitals, sofern es Werththeil des Waarenkapitals
+ist, zu dessen Produktion es mitwirkt, nicht exakt dargestellt ist. Der fixe
+Theil des neu akkumulirten konstanten Kapitals geht nur allmälig und
+periodisch, je nach der Natur dieser fixen Elemente verschieden, in das
+Waarenkapital ein; dies besteht daher da, wo Rohstoff und Halbfabrikat
+etc. massenhaft in die Waarenproduktion eingeht, zum größren Theil aus 10
+Ersatz der cirkulirenden konstanten Bestandtheile und des variablen K a
+pitals. (Des Umschlags der cirkulirenden Bestandtheile wegen kann doch
+so verfahren werden; es ist damit angenommen, daß innerhalb des Jahres
+der cirkulirende Theil zusammen mit dem an ihn abgegebnen Werththeil
+des fixen Kapitals so oft umschlägt, daß die Gesammtsumme der gehe- 15
+ferten Waaren ||343| gleich dem Werth des gesammten in die jährliche
+Produktion eingehenden Kapitals.) Wo aber für den Maschinenbetrieb
+nur Hülfsstoffe eingehn, kein Rohmaterial, muß das Arbeitselement = v
+als größrer Bestandtheil im Waarenkapital wieder erscheinen. Während
+in der Profitrate der Mehrwerth berechnet wird auf das Gesammtkapital, 20
+unabhängig davon, ob die fixen Bestandtheile viel oder wenig Werth
+periodisch an das Produkt abgeben, ist für den Werth jedes periodisch
+erzeugten Waarenkapitals der fixe Theil des konstanten Kapitals nur so
+weit mit einzurechnen, als er durch Verbrauch im Durchschnitt Werth an
+das Produkt selbst abgibt.
+
+25
+
+4) Nachträgliches
+
+Die ursprüngliche Geldquelle für II
+ist v + m der Goldproduktion I,
+ausgetauscht gegen einen Theil von I I c; nur soweit der Goldproducent
+Mehrwerth aufhäuft oder in Produktionsmittel I verwandelt, also seine
+Produktion ausdehnt, geht sein v + m nicht in II ein; andrerseits, soweit 30
+Akkumulation von Geld, seitens des Goldproducenten selbst, schließlich
+zur erweiterten Reproduktion führt, geht ein, nicht als Revenue ausge
+gebner, Theil des Mehrwerths der Goldproduktion für zuschüssiges va
+riables Kapital des Goldproducenten in II ein, fördert hier neue Schatz
+bildung, oder gibt neue Mittel, von I zu kaufen ohne direkt ||344| wieder 35
+an es zu verkaufen. Von dem, aus diesem I(v + m) der Goldproduktion
+stammenden Geld geht der Theil des Goldes ab, den gewisse Produk-
+
+482
+
+Akkumulation und erweiterte Reproduktion
+
+tionszweige von II als Rohmaterial etc., kurz als Ersatzelement ihres kon
+stanten Kapitals brauchen. Element zur vorläufigen - zum Zweck künf
+tiger erweiterter Reproduktion erfolgenden - Schatzbildung im Umsatz
+zwischen I und II ist: für I nur, wenn ein Theil von Im an II einseitig,
+5 ohne Gegenkauf verkauft wird und hier für zusätzliches konstantes K a
+pital II dient; für II, wenn dasselbe der Fall ist seitens I für zuschüssiges
+variables Kapital; ferner wenn ein Theil des von I als Revenue ausgegeb
+nen Mehrwerths nicht gedeckt wird durch I I c, also damit ein Theil von
+
+Um gekauft und dadurch in Geld verwandelt wird. Ist 11 v + — ) größer als
+
+10 I I c, so braucht I Ic zu seiner einfachen Reproduktion nicht durch Waare
+aus I zu ersetzen, was I von I lm weggezehrt hat. Es fragt sich, wie weit
+innerhalb des Austausches der Kapitalisten II unter sich - ein Austausch,
+der nur aus gegenseitigem Austausch von I lm bestehn kann - Schatzbil
+dung stattfinden kann. Wir wissen, daß innerhalb II direkte Akkumula-
+15 tion dadurch stattfindet, daß ein Theil von l im direkt in ||345| variables
+Kapital (gerade wie in I ein Theil von Im direkt in konstantes Kapital)
+verwandelt wird. Bei den verschiednen Altersklassen der Akkumulation
+innerhalb der verschiednen Geschäftszweige von II, und innerhalb jedes
+einzelnen Geschäftszweigs für die einzelnen Kapitalisten, erklärt sich die
+20 Sache, mutatis mutandis, ganz wie sub I. Die Einen befinden sich noch
+im Stadium der Schatzbildung, verkaufen ohne zu kaufen, die Andern
+auf dem Punkt wirklicher Erweiterung der Reproduktion, kaufen ohne
+zu verkaufen. Das zuschüssige variable Geldkapital wird zwar zunächst
+ausgelegt in zuschüssiger Arbeitskraft; diese kauft aber Lebensmittel von
+25 den schatzbildenden Inhabern der zuschüssigen, in den Arbeiterkonsum
+eingehenden Konsumtionsmitteln. Von
+ihrer
+Schatzbildung das Geld nicht an seinen Ausgangspunkt zurück, sie häu
+fen es auf.
+
+letztren kehrt pro rata
+
+30
+
+E n d e.
+
+483
+
+
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