diff --git "a/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.13) Karl Marx - Das Kapital_ Kritik der politischen O_konomie. Zweiter Band. Hamburg, 1885-Akademie Verlag (2008).txt" "b/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.13) Karl Marx - Das Kapital_ Kritik der politischen O_konomie. Zweiter Band. Hamburg, 1885-Akademie Verlag (2008).txt" new file mode 100644--- /dev/null +++ "b/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.13) Karl Marx - Das Kapital_ Kritik der politischen O_konomie. Zweiter Band. Hamburg, 1885-Akademie Verlag (2008).txt" @@ -0,0 +1,25670 @@ + KARL MARX +FRIEDRICH ENGELS +GESAMTAUSGABE + +ZWEITE ABTEILUNG + +„DAS KAPITAL" UND VORARBEITEN + +BAND 13 + +H E R A U S G E G E B EN V ON D ER + +I N T E R N A T I O N A L EN M A R X - E N G E L S - S T I F T U NG + +A M S T E R D AM + + KARL MARX +DAS KAPITAL +KRITIK DER +POLITISCHEN ÖKONOMIE +ZWEITER BAND +HAMBURG 1885 + +T E XT + +Bearbeitet von +Izumi Omura, Keizo Hayasaka, +R o lf Hecker, Sejiro Kubo, Akira Miyakawa, Kenji Mori, +Sadao Ohno, Regina Roth, Shinya Shibata und +Ryojiro Yatuyanagi + +AKADEMIE VERLAG +2008 + + Internationale Marx-Engels-Stiftung + +Vorstand + +Kiril! Anderson, Dieter Dowe, Jaap Kloosterman, Herfried Münkler + +Redaktionskommission + +Georgij Bagaturija, Beatrix Bouvier, Terrell Carver, +Galina Golovina, Lex Heerma van Voss, Jürgen Herres, Gerald Hubmann, Götz Langkau, +Manfred Neuhaus, Izumi Omura, Teinosuke Otani, Fred E. Schräder, Ljudmila Vasina, +Carl-Erich Vollgraf, Wei Jianhua + +Wissenschaftlicher Beirat + +Shlomo Avineri, Gerd Caliesen, Robert E. Cazden, Iring Fetscher, Eric J. Fischer, +Patrick Fridenson, Francesca Gori, Andrzej F. Grabski, Carlos B. Gutiérrez, +Hans-Peter Harstick, Fumio Hattori f, Eric J. Hobsbawm, Hermann Klenner, Michael Knieriem, +Jürgen Kocka, Nikolaj Lapin, Hermann Lübbe, Teodor Ojzerman, Berteli Oilman, Tsutomu +Ouchi, Hans Pelger, Pedro Ribas, Bertram Schefold, Wolfgang Schieder, Hans Schilar, +Walter Schmidt, Gareth Stedman Jones, Jean Stengers, Shiro Sugihara, Immanuel Wallerstein + +Dieser Band wurde durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und +Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundes (Bundesministerium für +Bildung und Forschung) und des Landes Berlin (Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft +und Forschung) gefördert. + +ISBN 978-3-05-004174-2 + +© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2008 + +Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. + +Alle Rechte, insbesondere die der Ubersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des +Buches darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Fotokopie, +Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, +insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder +übersetzt werden. + +Gesamtherstellung: pagina GmbH, Tübingen + +Printed in the Federal Republic of Germany + + Inhalt + +Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen + +Einführung + +Entstehung und Überlieferung + +KARL MARX: DAS KAPITAL. KRITIK DER POLITI +SCHEN ÖKONOMIE. ZWEITER BAND. HAMBURG +1885 + +Vorwort von Friedrich Engels + +Inhaltsverzeichnis + +Zweites Buch. Der Zirkulationsprozeß des Kapitals + +Erster Abschnitt. Der Kreislaufsprozeß des Kapitals +Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals + +Erstes Stadium. G-W + +I. +II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Ka + +pitals + +III. Drittes Stadium. W'-G' +IV. Der Gesamtkreislauf + +Zweites Kapitel. Der Kreislauf des produktiven Kapi +tals. +I. +II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter + +Einfache Reproduktion + +Stufenleiter +III. Geldakkumulation +IV. Reservefonds + +Text Apparat + +495 + +497 + +549 + +5 + +23 + +27 + +27 +27 +28 + +36 +39 +49 + +60 +61 + +73 +77 +79 + +V + + Inhalt + +Drittes Kapitel. Der Kreislauf des Warenkapitals +Viertes Kapitel. Die drei Figuren des Kreislaufsprozes +s es +Fünftes Kapitel. Die Umlaufszeit +Sechstes Kapitel. Die Zirkulationskosten + +I. Reine Zirkulationskosten +1) Kauf-und Verkaufszeit +2) Buchführung +3) Geld + +II. Aufbewahrungkosten + +1) Vorratbildung überhaupt +2) Eigentlicher Warenvorrat + +III. Transportkosten + +Zweiter Abschnitt. Der Umschlag des Kapitals + +Siebtes Kapitel. Umschlagszeit und Umschlagszahl +Achtes Kapitel. Fixes Kapital und zirkulierendes Kapi +tal + +I. Die Formunterschiede +II. Bestandteile, Ersatz und Reparatur, Akkumu + +lation des fixen Kapitals + +Neuntes Kapitel. Der Gesamtumschlag des vorge- +schoßnen Kapitals. Umschlagszyklen +Zehntes Kapitel. Theorien über fixes und zirkulieren +des Kapital. Die Physiokraten und Adam Smith +Elftes Kapitel. Fixes und zirkulierendes Kapital. +Ricardo +Zwölftes Kapitel. Die Arbeitsperiode +Dreizehntes Kapitel. Die Produktionszeit +Vierzehntes Kapitel. Die Umlaufszeit +Fünfzehntes Kapitel. Wirkung der Umschlagszeit auf +die Größe des vorzuschießenden Kapitals + +I. Arbeitsperiode gleich der Zirkulationsperiode +II. Arbeitsperiode größer als Zirkulationsperiode +III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufsperiode +IV. Resultate +V. Wirkung von Preiswechsel + +Sechzehntes Kapitel. Der Umschlag des variablen Ka +pitals + +I. Die Jahresrate des Mehrwerts +II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals +III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell + +schaftlich betrachtet. + +VI + +Text Apparat +81 + +93 +112 +119 +119 +119 +123 +125 +126 +127 +132 +137 + +141 +141 + +145 +145 + +156 + +169 + +175 + +198 +211 +220 +230 + +238 +247 +250 +254 +258 +263 + +271 +271 +285 + +289 + + Inhalt + +Siebzehntes Kapitel. Die Cirkulation des Mehrwerths + +Einfache Reproduktion + +I. +II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +Dritter Abschnitt. Die Reproduktion und Zirkulation des +gesellschaftlichen Gesamtkapitals +Achtzehntes Kapitel. Einleitung + +I. Gegenstand der Untersuchung +II. Die Rolle des Geldkapitals + +Neunzehntes Kapitel. Frühere Darstellungen des Ge +genstandes + +I. Die Physiokraten +II. Adam Smith + +1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte +2) Smiths Auflösung des Tauschwerts in ν + m +3) Der konstante Kapitalteil +4) Kapital und Revenue bei A. Smith +5) Zusammenfassung + +III. Die Späteren + +Zwanzigstes Kapitel. Einfache Reproduktion + +Stellung der Frage + +I. +II. Die zwei Abteilungen der gesellschaftlichen + +Produktion + +III. Der Umsatz zwischen den beiden Abteilungen: + +l(v + m) gegen llc + +IV. Der Umsatz innerhalb der Abteilung II. Notwen + +dige Lebensmittel und Luxusmittel + +V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzir + +kulation + +VI. Das konstante Kapital der Abteilung I +VII. Variables Kapital und Mehrwert in beiden Ab + +teilungen + +VIII. Das konstante Kapital in beiden Abteilungen +IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay +X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und Ar + +beitslohn + +XI. Ersatz des fixen Kapitals + +1. Ersatz des Verschleiß-Wertteils in Geld + +form + +2. Ersatz des fixen Kapitals in natura +3. Resultate + +XII. Die Reproduktion des Geldmaterials +XIII. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie + +Text Apparat +295 +301 +319 + +325 +325 +325 +328 + +333 +333 +336 +336 +343 +346 +351 +357 +362 +364 +364 + +367 + +370 + +374 + +383 +392 + +395 +398 +403 + +406 +417 + +420 +425 +433 +436 +446 + +VII + + Inhalt + +Text Apparat + +Einundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation und erwei +terte Reproduktion + +I. Akkumulation in Abteilung I + +1. Schatzbildung +2. Das zusätzliche konstante Kapital +3. Das zusätzliche variable Kapital + +II. Akkumulation in Abteilung II +III. Schematische Darstellung der Akkumulation + +1. Erstes Beispiel +2. Zweites Beispiel +3. Umsatz von l lc bei Akkumulation + +IV. Nachträgliches + +Friedrich Engels · Vorwort zur zweiten Auflage. Hamburg +1893 + +454 +457 +457 +461 +465 +466 +470 +474 +477 +483 +485 + +487 + +REGISTER UND VERZEICHNISSE + +Namenregister + +Literaturregister + +1. Arbeiten von Marx und Engels + +a. Gedruckte Schriften +b. Manuskripte + +2. Arbeiten anderer Autoren +3. Periodika + +Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und +der benutzten Literatur + +1. Archivalien + +a. Manuskripte +b. Briefe + +2. Gedruckte Quellen +a. Quelleneditionen +b. Zeitgenössische Publikationen +c. Periodika + +3. Nachschlagewerke und Bibliographien +4. Forschungsliteratur + +Sachregister + +709 + +721 +721 +721 +722 +723 +729 + +731 +731 +731 +732 +735 +735 +738 +743 +743 +744 + +757 + +VIII + + Inhalt + +Verzeichnis der Abbildungen + +Titelblatt der ersten Auflage von 1885. Widmungsexemplar für +August Bebel +Annonce der ersten Auflage im „Börsenblatt für den Deutschen +Buchhandel" +Titelblatt der ersten russischen Ausgabe von 1885 +Titelblatt der zweiten Auflage von 1893 + +Text Apparat + +555 +577 +578 + + Das Kapital. +Kritik der politischen Ökonomie. +Zweiter Band. +Hamburg 1 8 85 + + Titelblatt der ersten Auflage von 1885. +Widmungsexemplar für August Bebel (SAPMO/Bibl. Sign. 52/7241-2,2). + + I [111] I Vorwort. + +Das zweite Buch des „Kapital" druckfertig herzustellen und zwar so, daß +es einerseits als zusammenhängendes und möglichst abgeschloßnes Werk, +andrerseits aber auch als das ausschließliche Werk des Verfassers, nicht +5 des Herausgebers dastand, war keine leichte Arbeit. Die große Zahl der +vorhandnen, meist fragmentarischen Bearbeitungen erschwerte die Auf +gabe. Höchstens eine einzige (Manuskript I V) war, soweit sie ging, +durchweg für den Druck redigirt; dafür aber auch der größte Theil durch +Redaktionen aus späterer Zeit veraltet. Die Hauptmasse des Materials +10 war, wenn auch größtentheils sachlich, so doch nicht sprachlich fertig +ausgearbeitet; abgefaßt in der Sprache, worin Marx seine Auszüge anzu +fertigen pflegte: nachlässiger Styl, familiäre, oft derbhumoristische Aus +drücke und Wendungen, englische und französische technische Bezeich +nungen, oft ganze Sätze und selbst Seiten Englisch; es ist Niederschrift +15 der Gedanken in der Form, wie sie sich jedesmal im K o pf des Verfassers +entwickelten. Neben einzelnen, ausführlich dargestellten Partien andre, +gleich wichtige nur angedeutet; das Material illustrirender Thatsachen +gesammelt, aber kaum gruppirt, geschweige verarbeitet; am Schluß der +Kapitel, unter dem Drang zum nächsten zu kommen, oft nur ein paar +20 abgerißne Sätze als Marksteine der hier unvollendet gelaßnen Entwick +lung; endlich die bekannte, dem Verfasser selbst manchmal unleserliche +Handschrift. + +Ich habe mich damit begnügt, die Manuskripte so wörtlich wie mög +lich wieder zu geben, am Styl nur das zu ändern was Marx selbst ge- +25 ändert haben würde, und nur da erläuternde Zwischensätze und Ueber- +gänge einzuschieben wo dies absolut nöthig und der Sinn ||IV| obendrein +ganz unzweifelhaft war. Sätze, deren Deutung nur im Entferntesten + +5 + + Friedrich Engels + +Zweifel zuließ, sind lieber ganz wörtlich abgedruckt worden. Die von mir +herrührenden Umarbeitungen und Einschiebungen betragen im Ganzen +noch keine zehn Druckseiten, und sind nur formeller Natur. + +Die bloße Aufzählung des von M a rx hinterlaßnen handschriftlichen +Materials zu Buch II beweist, mit welcher Gewissenhaftigkeit ohne Glei- 5 +chen, mit welcher strengen Selbstkritik er seine großen ökonomischen +Entdeckungen bis zur äußersten Vollendung auszuarbeiten strebte, ehe er +sie veröffentlichte; eine Selbstkritik, die ihn nur selten dazu kommen ließ, +die Darstellung nach Inhalt und F o rm seinem stets durch neue Studien +sich erweiternden Gesichtskreis anzupassen. Dies Material besteht nun 10 +aus folgendem. + +Zuerst ein Manuskript „Zur Kritik der politischen Oekonomie", 1472 +Quartseiten in 23 Heften, geschrieben August 1861 bis Juni 1863. Es ist +die Fortsetzung des 1859 in Berlin erschienenen ersten Hefts desselben +Titels. Es behandelt auf Seite 1-220 (Heft I - V) und dann wieder auf Seite 15 +1159-1472 (Heft X I X - X X I I I) die in Buch I des „Kapital" untersuchten +Themata von der Verwandlung von Geld in Kapital bis zum Schluß, und +ist die erste vorhandne Redaktion dafür. Die Seiten 9 7 3 - 1 1 58 (Heft +X V I - X V I I I) handeln von: Kapital und Profit, Profitrate, Kaufmanns +kapital und Geldkapital, also von Thematen, die später im Manuskript 20 +zu Buch I II entwickelt sind. Die in Buch I I, sowie sehr viele später in +Buch I II behandelten Themata sind dagegen noch nicht besonders zu +sammengestellt. Sie werden nebenbei behandelt, namentlich in dem Ab +schnitt, der den Hauptkörper des Manuskripts ausmacht: Seite 2 2 0 - 9 72 +(Heft V I - X V ): Theorien über den Mehrwerth. Dieser Abschnitt enthält 25 +eine ausführliche kritische Geschichte des Kernpunkts der politischen +Oekonomie, der Mehrwerthstheorie, und entwickelt daneben, in pole +mischem Gegensatz zu den Vorgängern, die meisten der später im M a +nuskript zu Buch II und I II besonders und in logischem Zusammenhang +untersuchten Punkte. Ich behalte mir vor, den kritischen Theil dieses 30 +Manuskripts, nach Beseitigung der zahlreichen durch Buch II und I II +bereits erledigten Stellen, als Buch IV des „Kapital" zu ||V| veröffentli +chen. So werthvoll dies Manuskript, so wenig war es für die gegenwärtige +Ausgabe des Buch II zu benutzen. + +Das dem Datum nach jetzt folgende Manuskript ist das von Buch I I I. 35 + +Es ist wenigstens größtentheils 1864 und 1865 geschrieben. Erst nachdem +dies im Wesentlichen fertig, ging Marx an die Ausarbeitung von Buch I, +des 1867 gedruckten ersten Bandes. Dies Manuskript von Buch III be +arbeite ich jetzt für den Druck. + +Aus der nächsten Periode - nach Erscheinen des Buch I - liegt vor für 40 + +Buch II eine Sammlung von vier Manuskripten in Folio, von M a rx selbst + +6 + + Vorwort + +5 + +I - IV numerirt. Davon ist Manuskript I (150 Seiten), vermuthlich von +1865 oder 67 datirend, die erste selbständige, aber mehr oder weniger +fragmentarische Bearbeitung von Buch II in seiner gegenwärtigen Ein- +theilung. Auch hiervon war nichts benutzbar. Manuskript I II besteht +theils aus einer Zusammenstellung von Citaten und Hinweisen auf Marx' +Auszugshefte - meist auf den ersten Abschnitt des Buch II bezüglich - +theils aus Bearbeitungen einzelner Punkte, namentlich der Kritik der +A. Smith'schen Sätze über fixes und cirkulirendes Kapital und über die +Quelle des Profits; ferner eine Darstellung des Verhältnisses der Mehr- +10 werthsrate zur Profitrate, die in Buch III gehört. Die Hinweise lieferten +wenig neue Ausbeute, die Ausarbeitungen waren sowohl für Buch II wie +Buch I II durch spätere Redaktionen überholt, mußten also auch meist +bei Seite gelegt werden. - Manuskript IV ist eine druckfertige Bearbei +tung des ersten, und der ersten Kapitel des zweiten Abschnitts von Buch +15 II, und ist da, wo es an die Reihe kommt, auch benutzt worden. Obwohl +sich herausstellte, daß es früher abgefaßt ist als Manuskript II, so konnte +es doch, weil vollendeter in der Form, für den betreffenden Theil des +Buchs mit Vortheil benutzt werden; es genügte, aus Manuskript II einige +Zusätze zu machen. - Dies letztre Manuskript ist die einzige einigerma- +20 ßen fertig vorliegende Bearbeitung des Buch II und datirt von 1870. Die +gleich zu erwähnenden Notizen für die schließliche Redaktion sagen aus +drücklich: „Die zweite Bearbeitung muß zu Grunde gelegt werden." + +Nach 1870 trat wieder eine Pause ein, bedingt hauptsächlich ||VI| durch +Krankheitszustände. Wie gewöhnlich füllte Marx diese Zeit durch Stu- +25 dien aus; Agronomie, amerikanische und namentlich russische ländliche +Verhältnisse, Geldmarkt und Bankwesen, endlich Naturwissenschaften: +Geologie und Physiologie, und namentlich selbständige mathematische +Arbeiten, bilden den Inhalt der zahlreichen Auszugshefte aus dieser Zeit. +Anfang 1877 fühlte er sich so weit hergestellt, daß er wieder an seine +30 eigentliche Arbeit gehn konnte. Von Ende März 1877 datiren Hinweise +und Notizen aus obigen vier Manuskripten als Grundlage einer Neube +arbeitung von Buch II, deren Anfang in Manuskript V (56 Seiten Folio) +vorliegt. Es umfaßt die ersten vier Kapitel und ist noch wenig ausge +arbeitet; wesentliche Punkte werden in Noten unter dem Text behandelt; + +35 der Stoff ist mehr gesammelt als gesichtet, aber es ist die letzte vollstän + +dige Darstellung dieses wichtigsten Theils des ersten Abschnitts. - Ein +erster Versuch, hieraus ein druckfertiges Manuskript zu machen, liegt vor +in Manuskript VI {nach Oktober 1877 und vor Juli '78); nur 17 Quartsei +ten, den größten Theil des ersten Kapitels umfassend, ein zweiter - der + +40 letzte - in Manuskript V I I, „2. Juli 1878", nur 7 Folioseiten. + +7 + + Friedrich Engels + +Um diese Zeit scheint Marx sich darüber klar geworden zu sein, daß +ohne eine vollständige Revolution seines Gesundheitszustandes er nie +dahin kommen werde, eine ihm selbst genügende Bearbeitung des zwei +ten und dritten Buchs zu vollenden. In der That tragen die Manuskripte +V - V I II die Spuren gewaltsamen Ankampfs gegen niederdrückende +Krankheitszustände nur zu oft an sich. Das schwierigste Stück des ersten +Abschnitts war in Manuskript V neu bearbeitet; der Rest des ersten und +der ganze zweite Abschnitt (mit Ausnahme des siebzehnten Kapitels) bo +ten keine bedeutenden theoretischen Schwierigkeiten; der dritte Ab +schnitt dagegen, die Reproduktion und Cirkulation des gesellschaftlichen +Kapitals, schien ihm einer Umarbeitung dringend bedürftig. In Manu +skript II war nämlich die Reproduktion behandelt zuerst ohne Berück +sichtigung der sie vermittelnden Geldcirkulation, und sodann nochmals +mit Rücksicht auf diese. Dies sollte beseitigt, und der ganze Abschnitt +überhaupt so umgearbeitet werden, daß er dem erweiterten Gesichts +kreis des Verfassers entsprach. So entstand Manuskript V I I I, ein Heft | +|VII| von nur 70 Quartseiten; was Marx aber auf diesen R a um zusam +menzudrängen verstand beweist die Vergleichung von Abschnitt III im +Druck, nach Abzug der aus Manuskript II eingeschobnen Stücke. + +Auch dies Manuskript ist nur eine vorläufige Behandlung des Gegen +stands, bei der es vor allem darauf ankam, die gewonnenen neuen Ge +sichtspunkte gegenüber Manuskript II festzustellen und zu entwickeln, +unter Vernachlässigung der Punkte, über die nichts Neues zu sagen war. +Auch ein wesentliches Stück von Kapitel X V II des zweiten Abschnitts, +das ohnehin einigermaßen in den dritten Abschnitt übergreift, wird wie +der hineingezogen und erweitert. Die logische Folge wird öfters unter +brochen, die Behandlung ist stellenweise lückenhaft und namentlich am +Schluß ganz fragmentarisch. Aber was Marx sagen wollte, ist in dieser +oder jener Weise darin gesagt. + +Das ist das Material zu Buch II, woraus, nach einer Aeußerung von +Marx zu seiner Tochter Eleanor kurz vor seinem Tode, ich „etwas ma +chen" sollte. Ich habe diesen Auftrag in seinen engsten Grenzen genom +men; wo irgend möglich, habe ich meine Thätigkeit auf bloße Auswahl +zwischen den verschiednen Redaktionen beschränkt. Und zwar so, daß +stets die letzte vorhandne Redaktion unter Vergleichung der frühern zu +Grunde gelegt wurde. Wirkliche, d. h. andre als bloß technische Schwie +rigkeiten boten dabei nur der erste und dritte Abschnitt, diese aber auch +nicht geringe. Ich habe sie zu lösen gesucht ausschließlich im Geist des +Verfassers. + +Die Citate im Text habe ich meist übersetzt bei Belegen für Thatsachen +oder wo, wie bei Stellen aus A. Smith, das Original jedem zu Gebot steht, + +8 + + Vorwort + +der der Sache auf den Grund kommen will. Nur in Kapitel X war dies +nicht möglich, weil hier direkt der englische Text kritisirt wird. - Die +Citate aus Buch I tragen die Seitenzahlen der zweiten Auflage, der letz +ten, die Marx noch erlebt hat. + +Für das Buch I II liegt außer der ersten Bearbeitung im Manuskript: +„Zur Kritik", den erwähnten Stücken in Manuskript III und einigen, in +Auszugsheften gelegentlich eingesprengten kurzen Noten, nur vor: das +erwähnte Manuskript in Folio von 1 8 6 4 - 6 5, ausgearbeitet in ungefähr +derselben Vollständigkeit wie Manuskript II ||VIII| von Buch II, und end- +lieh ein Heft von 1875: Das Verhältniß der Mehrwerthsrate zur Pro +fitrate, mathematisch (in Gleichungen) entwickelt. Die Fertigstellung +dieses Buchs für den Druck schreitet rasch voran. Soweit ich bis jetzt +beurtheilen kann, wird sie hauptsächlich nur technische Schwierigkeiten +machen, mit Ausnahme freilich einiger sehr wichtigen Abschnitte. + +5 + +10 + +15 + +Es ist hier der Ort eine Anklage gegen Marx zurückzuweisen, die, erst nur +leise und vereinzelt erhoben, jetzt, nach seinem Tode von deutschen +Katheder- und Staatssocialisten und deren Anhang als ausgemachte +Thatsache verkündet wird - die Anklage, als habe Marx ein Plagiat an +20 Rodbertus begangen. Ich habe bereits an andrer Stelle das Dringendste +darüber gesagt", kann aber erst hier die entscheidenden Belege beibrin +gen. + +Diese Anklage findet sich meines Wissens zuerst in R. Meyer's „Eman- +eipationskampf des vierten Standes", S. 43: „Aus diesen Publikationen" +25 (den bis in die letzte Hälfte der dreißiger Jahre zurückdatirenden von +Rodbertus) „hat nachweisbar M a rx den größten Theil seiner Kritik ge +schöpft." Ich darf bis auf weitern Nachweis wohl annehmen, daß die +ganze „Nachweisbarkeit" dieser Behauptung darin besteht, daß Rodber +tus dies Herrn Meyer versichert hat. - 1879 tritt Rodbertus selbst auf die +30 Bühne, und schreibt an J. Zeller (Tübinger „Zeitschrift für die gesammte +Staatswissenschaft", 1879, S. 219) mit Beziehung auf seine Schrift: „Zur +Erkenntniß unsrer staatswirthschaftlichen Zustände", (1842) wie folgt: +„Sie werden finden, daß derselbe" (der darin entwickelte Gedankengang) +„schon ganz hübsch von Marx ... benutzt worden ist, freilich ohne mich +35 zu citiren". Was ihm denn auch sein posthumer Herausgeber Th. Kozak +ohne Weiteres nachplappert. (Das Kapital von Rodbertus. Berlin 1884. +Einleitung, S. X V .) - Endlich, in den von R. Meyer 1881 herausgegebnen + +11 In der Vorrede zu: „Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhon's Philosophie des +Elends, von K a rl M a r x. Deutsch von E. Bernstein und K. Kautsky. Stuttgart 1 8 8 5 ." + +9 + + Friedrich Engels + +„Briefen und sozialpolitischen ||IX| Aufsätzen von Dr. Rodbertus-Jaget- +zow", sagt Rodbertus geradezu: „heute finde ich mich von Schäffle und +Marx geplündert, ohne daß ich genannt werde". (Brief No. 60, S. 134.) +Und an einer andern Stelle nimmt Rodbertus' Anspruch bestimmtere +Gestalt an: „Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt, habe ich +in meinem 3. socialen Brief im Wesentlichen ebenso wie Marx, nur kürzer +und klarer gezeigt." (Brief No. 48, S. 111.) + +Von allen diesen Anklagen auf Plagiat hatte Marx nie etwas erfahren. +In seinem Exemplar des „Emancipationskampfs" war nur der die Inter +nationale betreffende Theil aufgeschnitten, das Aufschneiden des übrigen +habe ich selbst erst nach seinem Tode besorgt. Die Tübinger Zeitschrift +sah er nie an. Die „Briefe etc." an R. Meyer blieben ihm ebenfalls unbe +kannt, und bin ich auf die Stelle von wegen der „Plünderung" erst 1884 +durch die Güte des Herrn Dr. Meyer selbst aufmerksam gemacht wor +den. Dagegen den Brief No. 48 kannte Marx; Herr Meyer hatte die Ge +fälligkeit gehabt, das Original der jüngsten Tochter von Marx zu schen +ken. Marx, dem allerdings einiges geheimnißvolle Gemunkel über die bei +Rodbertus zu suchende geheime Quelle seiner Kritik zu Ohren gekom +men war, zeigte ihn mir mit der Bemerkung: Hier habe er endlich au +thentische Auskunft darüber, was Rodbertus selbst beanspruche; wenn er +weiter nichts behaupte, so könne dies ihm, Marx, schon recht sein; und +daß Rodbertus seine eigne Darstellung für die kürzre und klarere halte, +dies Vergnügen könne er ihm auch lassen. In der That hielt er durch +diesen Brief von Rodbertus die ganze Sache für erledigt. + +Er konnte dies um so eher, als ihm, wie ich positiv weiß, die ganze +literarische Thätigkeit von Rodbertus unbekannt geblieben war bis gegen +1859, wo seine eigne Kritik der politischen Oekonomie nicht nur in den +Grundzügen, sondern auch in den wichtigsten Einzelheiten fertig war. Er +begann seine ökonomischen Studien 1843 in Paris mit den großen Eng +ländern und Franzosen; von den Deutschen kannte er nur R au und List +und hatte genug an ihnen. Weder Marx noch ich erfuhren von der Exi +stenz von Rodbertus ein Wort, bis wir 1848 in der „Neuen Rheinischen +Zeitung" seine Reden als Berliner Abgeordneter und seine Handlungen +als Minister ||X| zu kritisiren hatten. Wir waren so unwissend, daß wir die +rheinischen Abgeordneten befrugen, wer denn dieser Rodbertus sei, der +so plötzlich Minister geworden. Aber auch diese wußten nichts von den +ökonomischen Schriften Rodbertus' zu verrathen. D aß dagegen Marx, +auch ohne Rodbertus' Hülfe, schon damals sehr gut wußte, nicht nur +woher, sondern auch wie „der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt", +beweisen die „Misere de Ia Philosophie", 1847, und die, 1847 in Brüssel +gehaltnen und 1849 in der „Neuen Rheinischen Zeitung", No. 2 6 4 - 6 9, + +10 + + Vorwort + +veröffentlichten Vorträge über Lohnarbeit und Kapital. Erst durch Las +salle erfuhr Marx gegen 1859, daß es auch einen Oekonomen Rodbertus +gebe, und fand dann dessen „dritten socialen B r i ef auf dem Britischen +Museum. + +Dies der thatsächliche Zusammenhang. Wie steht es nun mit dem In +halt, um den Marx den Rodbertus „geplündert" haben soll? „Woraus der +Mehrwerth des Kapitalisten entspringt", sagt Rodbertus, „habe ich in +meinem 3. socialen Brief ebenso wie Marx, nur kürzer und klarer ge +zeigt". Also das ist der Kernpunkt: die Mehrwerthstheorie; und es ist in +der That nicht zu sagen, was sonst Rodbertus bei Marx als sein Eigen +thum allenfalls reklamiren könnte. Rodbertus erklärt sich hier also für +den wirklichen Urheber der Mehrwerthstheorie, die Marx ihm geplün +dert habe. + +Und was sagt uns der 3. sociale Brief über die Entstehung des Mehr +werths? Einfach, daß die „Rente", wie er Bodenrente und Profit zusam +menfaßt, nicht aus einem „Werthzuschlag" auf den Werth der Waare ent +stehe, sondern „in Folge eines Werthabzugs, den der Arbeitslohn erleidet, +mit andren Worten: weil der Arbeitslohn nur einen Theil des Werths des +Produkts beträgt", und bei hinreichender Produktivität der Arbeit „nicht +äqual dem natürlichen Tauschwerth ihres Produkts zu sein braucht, da +mit von diesem noch zu Kapitalersatz (!) und Rente übrig bleibt". Wobei +uns nicht gesagt wird, was das für ein „natürlicher Tauschwerth" des +Produkts ist, bei dem zu „Kapitalersatz", also doch wohl Ersatz des +Rohstoffs und des Verschleißes der Werkzeuge nichts übrig bleibt. + +Glücklicher Weise ist uns vergönnt zu konstatiren, welchen Eindruck +diese epochemachende Entdeckung Rodbertus' auf Marx machte. Im +Manuskript: „Zur Kritik etc." findet sich in Heft X ||XI| S. 445ff. eine +„Abschweifung. Herr Rodbertus. Eine neue Grundrententheorie". Nur +unter diesem Gesichtspunkt wird hier der dritte sociale Brief betrachtet. +Die Rodbertus'sche Mehrwerthstheorie im Allgemeinen wird erledigt mit +der ironischen Bemerkung: „Herr Rodbertus untersucht erst, wie es in +einem Lande aussieht, wo Grund- und Kapitalbesitz nicht geschieden +sind, und kommt dann zum wichtigen Resultat, daß die Rente (worunter +er den ganzen Mehrwerth versteht) bloß gleich der unbezahlten Arbeit +oder dem Quantum von Produkten ist worin sie sich darstellt." + +Die kapitalistische Menschheit hat nun schon verschiedliche Jahrhun +derte lang Mehrwerth producirt und ist allmählich auch dahin gekommen, +sich über dessen Entstehung Gedanken zu machen. Die erste Ansicht war +die aus der unmittelbaren kaufmännischen Praxis entspringende: der +Mehrwerth entstehe aus einem Aufschlag auf den Werth des Produkts. +Sie herrschte unter den Merkantilisten, aber schon James Steuart sah ein + +11 + + Friedrich Engels + +daß dabei, was der eine gewinnt, der andre nothwendig verlieren muß. +Trotzdem spukt diese Ansicht noch lange fort, namentlich unter Socia- +listen; aus der klassischen Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch +A. Smith. + +Bei ihm heißt es, Wealth of Nations, b. I, ch. V I: „Sobald Kapital +(stock) sich angehäuft hat in den Händen Einzelner, werden Einige dar +unter es natürlicher Weise anwenden, um fleißige Leute an die Arbeit zu +setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu liefern, um durch den +Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch das was ihre Arbeit dem +Werth jener Rohstoffe hinzugefügt hat, einen Profit zu machen. +... Der +Werth, den die Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei +Theile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den Profit des +Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschoßnen Betrag von R o h +stoffen und Arbeitslöhnen." Und etwas weiter: „Sobald der Boden eines +Landes durchweg Privateigenthum geworden, lieben es die Grundbesitzer +wie andre Leute auch, zu ernten, wo sie nicht gesäet, und fordern B o +denrente selbst für die natürlichen Erzeugnisse des Bodens . .. Der Ar +beiter +... muß dem Grundbesitzer einen Antheil von dem abtreten, was +seine Arbeit gesammelt oder producirt hat. Dieser Antheil, oder was das +selbe, der Preis dieses Antheils, macht die Bodenrente aus." | + +| X I I | Zu dieser Stelle bemerkt Marx in dem erwähnten Manuskript: +„Zur Kritik" etc., S. 253: „A. Smith faßt also den Mehrwerth, nämlich +die Surplusarbeit, den Ueberschuß der verrichteten und in der Waare +vergegenständlichten Arbeit über die bezahlte Arbeit hinaus, also über +die Arbeit hinaus, die ihr Aequivalent im Lohn erhalten hat, als die +allgemeine Kategorie auf, wovon der eigentliche Profit und die Grund +rente nur Abzweigungen." + +Ferner sagt A. Smith, Β. I, ch. V I I I: „Sobald der Boden Privateigen­ +thum geworden, verlangt der Grundbesitzer einen Antheil fast aller Pro­ +dukte die der Arbeiter darauf erzeugen oder einsammeln kann. Seine +Bodenrente macht den ersten Abzug vom Produkt der auf den Boden +verwandten Arbeit aus. Aber der Bebauer des Bodens hat selten die Mittel +sich bis zur Einbringung der Ernte zu erhalten. Sein Unterhalt wird ihm +gewöhnlich vorgeschossen aus dem Kapital (stock) eines Beschäftigers, +des Pächters, der kein Interesse hätte ihn zu beschäftigen, wenn er nicht +das Produkt seiner Arbeit mit ihm theilte, oder sein Kapital ihm ersetzt +würde sammt einem Profit. Dieser Profit macht einen zweiten Abzug von +der auf den Boden verwandten Arbeit. Das Produkt fast aller Arbeit ist +demselben Abzug für Profit unterworfen. In allen Industrien bedürfen +die meisten Arbeiter eines Beschäftigers, um ihnen bis zur Vollendung der +Arbeit Rohstoff und Arbeitslohn und Unterhalt vorzuschießen. Dieser + +12 + + Vorwort + +theilt mit ihnen das Produkt + +Beschäftiger +ihrer Arbeit, oder den Werth +den diese den verarbeiteten Rohstoffen zufügt, und in diesem Antheil +besteht sein Profit." + +Marx hierzu (Manuskript, S. 256): „Hier also bezeichnet A. Smith in +dürren Worten Grundrente und Profit des Kapitals als bloße Abzüge von +dem Produkt des Arbeiters, oder von dem Werth seines Produkts, gleich +der von ihm dem Rohstoff zugefügten Arbeit. Dieser Abzug kann aber, +wie A. Smith früher selbst auseinandergesetzt, nur bestehn aus dem Theil +der Arbeit, den der Arbeiter den Stoffen zusetzt über das Arbeitsquan +tum hinaus, welches nur seinen Lohn zahlt oder nur ein Aequivalent für +seinen Lohn liefert - also aus der Surplusarbeit, aus dem unbezahlten +Theil seiner Arbeit." | + +| X I I I| „Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt" und oben +drein der des Grundeigenthümers, hat also schon A. Smith gewußt; Marx +erkennt dies schon 1861 aufrichtig an, während Rodbertus und der +Schwärm seiner unter dem warmen Sommerregen des Staatssocialismus +wie Pilze emporschießenden Verehrer es total vergessen zu haben scheint. +„Dennoch", fährt Marx fort, „hat Smith den Mehrwerth als solchen +nicht als eigne Kategorie geschieden von den besondren Formen, die er +im Profit und Grundrente erhält. Daher bei ihm, wie noch mehr bei +Ricardo, viel Irrthum und Mangelhaftigkeit in der Untersuchung." - +Dieser Satz paßt wörtlich auf Rodbertus. Seine „Rente" ist einfach die +Summe von Bodenrente + Profit; von der Bodenrente macht er sich eine +total falsche Theorie, den Profit nimmt er unbesehen wie er ihn bei seinen +Vorgängern findet. - Marx' Mehrwerth dagegen ist die allgemeine Form +der ohne Aequivalent von den Eignern der Produktionsmittel angeeig +neten Werthsumme, die sich nach ganz eigenthümlichen, erst von Marx +entdeckten Gesetzen in die besondren, verwandelten Formen von Profit +und Bodenrente spaltet. Diese Gesetze werden entwickelt in Buch I I I, wo +sich erst zeigen wird, wie viele Mittelglieder nöthig sind, um vom Ver- +ständniß des Mehrwerths im allgemeinen zum Verständniß seiner Ver +wandlung in Profit und Grundrente, also zum Verständniß der Gesetze +der Vertheilung des Mehrwerths innerhalb der Kapitalistenklasse zu +kommen. + +Ricardo geht schon bedeutend weiter als A. Smith. Er begründet seine +Auffassung des Mehrwerths auf eine neue, bei A. Smith zwar schon im +Keim vorhandne, aber in der Ausführung fast immer wieder vergeßne +Werththeorie, die der Ausgangspunkt aller nachfolgenden ökonomischen +Wissenschaft geworden. Aus der Bestimmung des Waarenwerths durch +die in den Waaren realisirte Arbeitsmenge leitet er die Vertheilung des den +Rohstoffen durch die Arbeit zugesetzten Werthquantums unter Arbeiter + +13 + + Friedrich Engels + +und Kapitalisten ab, ihre Spaltung in Arbeitslohn und Profit (d. h. hier +Mehrwerth). Er weist nach, daß der Werth der Waaren derselbe bleibt, +wie auch das Verhältniß dieser beiden Theile wechsle, ein Gesetz, bei dem +er nur einzelne Ausnahmsfälle zugibt. Er stellt sogar einige Hauptgesetze +über das wechselseitige Verhältniß von Arbeitslohn ||XIV| und Mehrwerth +(in der F o rm von Profit gefaßt) wenn auch in zu allgemeiner Fassung fest +(Marx, Kapital I, Kap. X V, A) und weist die Grundrente als einen unter +bestimmten Umständen abfallenden Ueberschuß über den Profit nach. - +In keinem dieser Punkte ist Rodbertus über Ricardo hinausgegangen. +Die innern Widersprüche der Ricardo'schen Theorie, an denen seine +Schule zu Grunde ging, blieben ihm entweder ganz unbekannt oder ver +leiteten ihn nur („Zur Erkenntniß" etc., S. 130) zu utopistischen Forde +rungen statt zu ökonomischen Lösungen. + +Die Ricardo'sehe Lehre vom Werth und Mehrwerth brauchte aber +nicht auf Rodbertus' „Zur Erkenntniß" etc. zu warten, um socialistisch +ausgebeutet zu werden. A uf S. 609 des ersten Bandes „Kapital" (2. Aufl.) +findet sich citirt: „The possessors of surplus produce or capital", aus einer +Schrift: The Source and Remedy of the National Difficulties. A Letter to +Lord John Russell. London 1821. In dieser Schrift, auf deren Bedeutung +schon der eine Ausdruck: surplus produce or capital hätte aufmerksam +machen müssen, und die ein von Marx aus seiner Verschollenheit geriß- +nes Pamphlet von 40 Seiten ist, heißt es: + +„Was auch dem Kapitalisten zukommen möge" (vom Standpunkt des +Kapitalisten aus) „er kann immer nur die Mehrarbeit (surplus labour) des +Arbeiters aneignen, denn der Arbeiter muß leben." (p. 23.) Wie aber der +Arbeiter lebt, und wie groß daher die vom Kapitalisten angeeignete +Mehrarbeit sein kann, ist sehr relativ. „Wenn das Kapital nicht an Werth +abnimmt im Verhältniß wie es an Masse zunimmt, so wird der Kapitalist +dem Arbeiter das Produkt jeder Arbeitsstunde abpressen über das Mi +nimum hinaus, wovon der Arbeiter leben kann ... der Kapitalist kann +schließlich dem Arbeiter sagen: du sollst kein Brot essen, denn man kann +von Runkelrüben und Kartoffeln leben; und dahin sind wir gekommen." +(p. 24.) „Wenn der Arbeiter dahin gebracht werden kann sich von Kar +toffeln zu nähren, statt von Brot, so ist es unbestreitbar richtig, daß mehr +aus seiner Arbeit herausgeschlagen werden kann; d. h. wenn, um von +Brot zu leben, er genöthigt war, für seine Erhaltung und die seiner F a +milie die Arbeit des Montags und Dienstags für sich zu behalten, so wird er +bei Kartoffelnahrung nur die ||XV| Hälfte des Montags für sich erhalten; +und die andre Hälfte des Montags und der ganze Dienstag werden frei +gesetzt entweder für den Nutzen des Staats oder für den Kapitalisten." +(p. 26.) „Man bestreitet nicht (it is admitted), daß die den Kapitalisten + +14 + + Vorwort + +bezahlten Interessen, sei es in der Gestalt von Rente, Geldzins, oder Ge +schäftsprofit, bezahlt werden aus der Arbeit Anderer." (p. 23.) Hier also +ganz Rodbertus' „Rente", nur daß statt „Rente": Interessen gesagt wird. +Marx bemerkt hierzu (Manuskript Zur Kritik, S. 852): „Dies kaum +bekannte Pamphlet - erschienen zu der Zeit, wo der ,unglaubliche Schuh- +flicker' MacCulloch anfing von sich reden zu machen - enthält einen +wesentlichen Fortschritt über Ricardo hinaus. Es bezeichnet direkt den +Mehrwerth oder ,Profit', wie Ricardo es nennt (oft auch Mehrprodukt, +surplus produce) oder interest, wie der Verfasser des Pamphlets es heißt, +als surplus labour, Mehrarbeit, die Arbeit die der Arbeiter gratis verrich +tet, die er verrichtet über das Quantum Arbeit hinaus, wodurch der +Werth seiner Arbeitskraft ersetzt, also ein Aequivalent für seinen Lohn +producirt wird. Ganz so wichtig wie es war, den Werth in Arbeit aufzu +lösen, ganz so wichtig war es, den Mehrwerth (surplus value), der sich in +einem Mehrprodukt (surplus produce) darstellt, in Mehrarbeit (surplus +labour). Dies ist in der That bei A. Smith schon gesagt, und bildet ein +Hauptmoment in Ricardo's Entwicklung. Aber es ist bei ihnen nirgends in +der absoluten F o rm herausgesagt und fixirt." Es heißt dann weiter, +S. 859 des Manuskripts: „Im Uebrigen ist der Verfasser in den ökono +mischen Kategorien befangen, wie er sie vorfindet. Ganz wie bei Ricardo +das Verwechseln von Mehrwerth und Profit zu unangenehmen Wider +sprüchen führt, so bei ihm, daß er Mehrwerth Kapitalinteressen tauft. +Zwar steht er darin über Ricardo, daß er erstens allen Mehrwerth auf +Mehrarbeit reducirt und, wenn er den Mehrwerth Kapitalinteressen +nennt, zugleich hervorhebt, daß er unter interest of capital die allgemeine +Form der Mehrarbeit versteht, im Unterschied von ihren besondern For +men, Rente, Geldzins und Geschäftsprofit. Aber er nimmt den Namen +einer dieser besondern Formen, interest, wieder als den der allgemeinen +Form. Und dies reicht hin, damit er wieder | | X V I| in das ökonomische +Kauderwelsch (slang steht im Manuskript) zurückfallt." + +Dieser letztere Passus sitzt unserm Rodbertus wie angegossen. Auch er +ist befangen in den ökonomischen Kategorien wie er sie vorfindet. Auch +er tauft den Mehrwerth mit dem Namen einer seiner verwandelten Un +terformen, den er noch dazu ganz unbestimmt macht: Rente. Das Ergeb- +niß dieser beiden Böcke ist, daß er wieder in das ökonomische Kauder +welsch verfallt, seinen Fortschritt über Ricardo hinaus nicht weiter +kritisch verfolgt, und statt dessen sich verleiten läßt, seine unfertige Theo +rie, ehe sie noch die Eierschalen losgeworden, zur Grundlage einer Uto +pie zu machen, mit der er wie überall zu spät kommt. Das Pamphlet +erschien 1821, und anticipirt die Rodbertus'sche „Rente" von 1842 be +reits vollständig. + +15 + + Friedrich Engels + +Unser Pamphlet ist nur der äußerste Vorposten einer ganzen Literatur, +die in den zwanziger Jahren die Ricardo'sche Werth- und Mehrwerth +theorie im Interesse des Proletariats gegen die kapitalistische Produktion +kehrt, die Bourgeoisie mit ihren eignen Waffen bekämpft. Der ganze +Owen'sche Kommunismus, soweit er ökonomisch-polemisch auftritt, +stützt sich auf Ricardo. Neben ihm aber noch eine ganze Reihe von +Schriftstellern, von denen Marx schon 1847 nur einige gegen Proudhon, +Misère de Ia Philosophie, p. 49, anführt: Edmonds, Thompson, Hodgs- +kin etc., etc., „und noch vier Seiten Etcetera". Ich greife aus dieser Un +zahl von Schriften nur a u fs Gerathewohl eine heraus: An inquiry into +the Principles of the Distribution of Wealth, most conducive to Human +Happiness, by William Thompson; a new edition. London 1850. Diese +1822 verfaßte Schrift erschien zuerst 1827. Auch hier wird der von den +nichtproducirenden Klassen angeeignete Reichthum überall als Abzug +vom Produkt des Arbeiters bezeichnet, und das in ziemlich starken Aus +drücken. „Das beständige Streben dessen was wir Gesellschaft nennen, +bestand darin, durch Betrug oder Beredung, durch Schrecken oder +Zwang, den produktiven Arbeiter zu bewegen, die Arbeit zu verrichten +für den möglichst kleinen Theil des Produkts seiner eignen Arbeit" +(p. 28). „Warum soll der Arbeiter nicht das ganze absolute Produkt seiner +Arbeit erhalten?" (p. 32.) „Diese Kompensation, die die Kapitalisten dem | +| X V I I| produktiven Arbeiter abnöthigen unter dem Namen Bodenrente +oder Profit, wird beansprucht für den Gebrauch des Bodens oder andrer +Gegenstände ... Da alle physischen Stoffe, an denen oder vermittelst +derer der besitzlose produktive Arbeiter, der nichts besitzt außer seiner +Fähigkeit zu produciren, diese seine Produktionsfähigkeit geltend ma +chen kann, im Besitz andrer sind, deren Interessen den seinen entgegen +gesetzt, und deren Einwilligung eine Vorbedingung seiner Thätigkeit ist, - +hängt es da nicht ab, und muß es nicht abhängen von der Gnade dieser +Kapitalisten, welchen Theil der Früchte seiner eignen Arbeit sie +ihm als +Entschädigung für diese Arbeit wollen zukommen lassen? (p. 125) ... im +Verhältniß zur Größe des zurückbehaltenen Produkts, ob man dies Steu +ern, Profit oder Diebstahl nenne ... diese Defalkationen" (p. 126) u. s. w. +Ich gestehe, ich schreibe diese Zeilen nicht ohne eine gewisse Beschä +mung. D aß die antikapitalistische englische Literatur der zwanziger und +dreißiger Jahre in Deutschland so gänzlich unbekannt ist, trotzdem Marx +schon in der Misère de Ia Philosophie direkt darauf hingewiesen und +Manches davon - das Pamphlet von 1821, Ravenstone, Hodgskin etc., +im ersten Band des „Kapital" mehrfach citirt - das mag noch hingehn. +Aber das nicht nur der sich an Rodbertus' Rockschöße mit Verzweiflung +anklammernde Literatus vulgaris, „der wirklich auch nichts gelernt hat", + +16 + + Vorwort + +sondern auch der Professor in Amt und Würden, der „sich mit Gelehr +samkeit brüsten thut," seine klassische Oekonomie bis zu dem Grad ver +gessen hat, daß er Marx ernsthaft vorwirft, er habe Rodbertus Dinge +entwendet, die schon in A. Smith und Ricardo zu lesen stehn - das be +weist, wie tief die officielle Oekonomie heute heruntergekommen ist. + +Was hat dann aber Marx über den Mehrwerth Neues gesagt? Wie +kommt es, daß Marx' Mehrwerthstheorie wie ein Blitz aus heitrem Him +mel eingeschlagen hat, und das in allen civilisirten Ländern, während die +Theorien aller seiner socialistischen Vorgänger, Rodbertus eingeschlos +sen, wirkungslos verpufften? + +Die Geschichte der Chemie kann uns das an einem Beispiel zeigen. | +| X V I I I| Noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts herrschte bekannt +lich die phlogistische Theorie, wonach das Wesen jeder Verbrennung dar +in bestand, daß sich von dem verbrennenden Körper ein andrer, hypo +thetischer Körper trenne, ein absoluter Brennstoff, der mit dem Namen +Phlogiston bezeichnet wurde. Diese Theorie reichte hin, die meisten da +mals bekannten chemischen Erscheinungen zu erklären, wenn auch in +manchen Fällen nicht ohne Anwendung von Gewalt. Nun stellte 1774 +Priestley eine Luftart dar, „die er so rein oder so frei von Phlogiston +fand, daß gewöhnliche Luft im Vergleich damit schon verdorben er +schien". Er nannte sie: dephlogistisirte Luft. Kurz nachher stellte Scheele +in Schweden dieselbe Luftart dar, und wies deren Vorhandensein in der +Atmosphäre nach. Er fand auch, daß sie verschwindet, wenn man einen +Körper in ihr oder in gewöhnlicher Luft verbrennt, und nannte sie daher +Feuerluft. „Aus diesen Ergebnissen zog er nun den Schluß, daß die Ver +bindung, welche bei der Vereinigung von Phlogiston mit einem der Be- +standtheile der Luft" (also bei der Verbrennung) „entstehe, nichts weiter +als Feuer oder Wärme sei, welche durch das Glas entweiche."2' + +Priestley wie Scheele hatten den Sauerstoff dargestellt, wußten aber +nicht, was sie unter der Hand hatten. Sie „blieben befangen in den" +phlogistischen „Kategorien, wie sie sie vorfanden." Das Element, das die +ganze phlogistische Anschauung umstoßen und die Chemie revolutioni- +ren sollte, war in ihrer Hand mit Unfruchtbarkeit geschlagen. Aber +Priestley hatte seine Entdeckung gleich darauf in Paris Lavoisier mitge- +theilt, und Lavoisier untersuchte nun, an der Hand dieser neuen That- +sache, die ganze phlogistische Chemie, entdeckte erst, daß die neue Luft +art ein neues chemisches Element war, daß in der Verbrennung nicht das +geheimnißvolle Phlogiston aus dem verbrennenden Körper weggeht, son- + +2) Roscoe-Schorlemmer, Ausführliches Lehrbuch der Chemie. Braunschweig 1877, I, p. 13, +18. + +17 + + Friedrich Engels + +dern dies neue Element sich mit dem Körper verbindet, und stellte so die +ganze Chemie, die in ihrer phlogistischen F o rm auf dem K o pf gestanden, +erst auf die Füße. Und wenn er auch nicht, wie er später behauptet, den +Sauerstoff gleichzeitig mit den andern, und unabhängig von +ihnen +dargestellt hat, so bleibt er dennoch der eigentliche Entdecker des | +| X I X| Sauerstoffs gegenüber den beiden, die ihn bloß dargestellt haben, +ohne auch nur zu ahnen, was sie dargestellt hatten. + +Wie Lavoisier zu Priestley und Scheele, so verhält sich Marx zu seinen +Vorgängern +in der Mehrwerthstheorie. Die Existenz des Produkten- +Werththeils, den wir jetzt Mehrwerth nennen, war festgestellt lange vor +Marx; ebenso war mit größrer oder geringrer Klarheit ausgesprochen, +woraus er besteht, nämlich aus dem Produkt der Arbeit, für welche der +Aneigner kein Aequivalent gezahlt hat. Weiter aber kam man nicht. Die +einen - die klassischen bürgerlichen Oekonomen - untersuchten höch +stens das Größenverhältniß, worin das Arbeitsprodukt vertheilt wird zwi +schen dem Arbeiter und dem Besitzer der Produktionsmittel. Die andren +- die Socialisten - fanden diese Vertheilung ungerecht und suchten nach +utopistischen Mitteln, die Ungerechtigkeit zu beseitigen. Beide blieben +befangen in den ökonomischen Kategorien, wie sie sie vorgefunden hat +ten. + +Da trat Marx auf. Und zwar in direktem Gegensatz zu allen seinen +Vorgängern. Wo diese eine Lösung gesehn hatten, sah er nur ein Problem. +Er sah, daß hier weder dephlogistisirte Luft vorlag noch Feuerluft, +sondern Sauerstoff - daß es sich hier nicht handelte, sei es um die bloße +Konstatirung einer ökonomischen Thatsache, sei es um den Konflikt die +ser Thatsache mit der ewigen Gerechtigkeit und der wahren Moral, +sondern um eine Thatsache, die berufen war, die ganze Oekonomie um +zuwälzen, und die für das Verständniß der gesammten kapitalistischen +Produktion den Schlüssel bot - für den der ihn zu gebrauchen wußte. An +der Hand dieser Thatsache untersuchte er die sämmtlichen vorgefundnen +Kategorien, wie Lavoisier an der Hand des Sauerstoffs die vorgefundnen +Kategorien der phlogistischen Chemie untersucht hatte. Um zu wissen, +was der Mehrwerth war, mußte er wissen was der Werth war. Ricardo's +Werth théorie selbst mußte vor allem der Kritik unterworfen werden. +Marx also untersuchte die Arbeit auf ihre werthbildende Qualität und +stellte zum ersten Mal fest, welche Arbeit, und warum, und wie, sie Werth +bildet, und daß Werth überhaupt nichts ist als festgeronnene Arbeit die +ser Art - ein Punkt, den Rodbertus bis zuletzt nicht begriffen hat. M a rx +untersuchte dann ¡ X X| das Verhältniß von Waare und Geld, und wies +nach wie und warum, kraft der ihr innewohnenden Wertheigenschaft, die +Waare und der Waarenaustausch den Gegensatz von Waare und Geld + +18 + + Vorwort + +erzeugen muß; seine hierauf gegründete Geldtheorie ist die erste erschöp +fende und jetzt stillschweigend allgemein acceptirte. Er untersuchte die +Verwandlung von Geld in Kapital, und bewies, daß sie auf dem K a uf und +Verkauf der Arbeitskraft beruhe. Indem er hier die Arbeitskraft, die +werthschaffende Eigenschaft, an die Stelle der Arbeit setzte, löste er mit +einem Schlag eine der Schwierigkeiten, an der die Ricardo'sche Schule zu +Grunde gegangen war: die Unmöglichkeit, den gegenseitigen Austausch +von Kapital und Arbeit in Einklang zu bringen mit dem Ricardo'schen +Gesetz der Werthbestimmung durch Arbeit. Indem er die Unterscheidung +des Kapitals in konstantes und variables konstatirte, kam er erst dahin, +den Proceß der Mehrwerthbildung in seinem wirklichen Hergang bis in's +Einzelnste darzustellen, und damit zu erklären - was keiner seiner Vor +gänger fertig gebracht; konstatirte er also einen Unterschied innerhalb +des Kapitals selbst, mit dem Rodbertus ebensowenig wie die bürgerlichen +Oekonomen im Stande waren das Geringste anzufangen, der aber den +Schlüssel zur Lösung der verwickeltsten ökonomischen Probleme liefert, +wovon hier wieder Buch II - und noch mehr, wie sich zeigen wird, Buch +I II - der schlagendste Beweis. Den Mehrwerth selbst untersuchte er wei +ter, fand seine beiden Formen: absoluter und relativer Mehrwerth, und +wies die verschiedne aber beidemal entscheidende Rolle nach, die sie in +der geschichtlichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion gespielt. +A uf Grundlage des Mehrwerths entwickelte er die erste rationelle Theorie +des Arbeitslohns, die wir haben, und gab zum ersten Mal die Grundzüge +einer Geschichte der kapitalistischen Akkumulation und eine Darstellung +ihrer geschichtlichen Tendenz. + +Und Rodbertus? Nachdem er das alles gelesen, findet er darin - wie +immer Tendenzökonom! - einen „Einbruch in die Gesellschaft", findet, +daß er selbst bereits viel kürzer und klarer gesagt hat, woraus der Mehr +werth entsteht, und findet endlich, daß das alles zwar auf „die heutige +Kapitalform" paßt, d. h. auf das Kapital, wie es historisch besteht, nicht +aber auf „den Kapitalbegriff', | | X X I| d. h. die utopistische Vorstellung des +Herrn Rodbertus vom Kapital. Ganz der alte Priestley, der bis an sein +Ende a u fs Phlogiston schwor und vom Sauerstoff nichts wissen wollte. +Nur daß Priestley den Sauerstoff wirklich zuerst dargestellt, während +Rodbertus in seinem Mehrwerth oder vielmehr seiner „Rente" nur einen +Gemeinplatz wieder entdeckt hatte, und daß Marx es verschmähte, im +Gegensatz zu Lavoisier's Verfahren, zu behaupten, er sei der erste, der die +Thatsache der Existenz des Mehrwerths aufgedeckt. + +Was Rodbertus sonst ökonomisch geleistet hat, steht auf demselben +Niveau. Seine Verarbeitung des Mehrwerths in eine Utopie ist von Marx +in der Misère de Ia Philosophie schon unabsichtlich mit kritisirt; was + +19 + + Friedrich Engels + +sonst noch darüber zu sagen, habe ich in der Vorrede zur deutschen +Uebersetzung jener Schrift gesagt. Seine Erklärung der Handelskrisen +aus der Unterkonsumtion der Arbeiterklasse findet sich bereits in Sis- +mondi's Nouveaux Principes de l'Economie Politique, liv. IV, ch. I V .3' +Nur dass Sismondi dabei stets den Weltmarkt vor Augen hatte, während +Rodbertus' Horizont nicht über die preußische Grenze hinausgeht. Seine +Spekulationen darüber, ob der Arbeitslohn aus Kapital oder Einkommen +stamme, gehören der Scholastik an und erledigen sich endgültig durch +den dritten Abschnitt dieses zweiten Buchs des „Kapital". Seine Renten +theorie ist sein ausschließliches Eigenthum geblieben, und kann fort +schlummern bis das sie kritisirende Manuskript von Marx erscheint. +Endlich seine Vorschläge zur Emancipation des altpreußischen Grund +besitzes vom Druck des Kapitals sind wieder durchaus utopistisch; sie +vermeiden nämlich die einzige praktische Frage, um die es sich dabei +handelt - die Frage: Wie kann der altpreußische Landjunker jahraus +jahrein sage 20 000 Mark einnehmen und sage 30 000 Mark ausgeben, +und doch keine Schulden machen? + +Die Ricardo'sche Schule scheiterte gegen 1830 am Mehrwerth. Was sie +nicht lösen konnte, blieb erst recht unlösbar für ihre Nach||XXII|folgerin, +die Vulgärökonomie. Die beiden Punkte, an denen sie zu Grunde ging, +waren diese: + +Erstens. Die Arbeit ist das M aß des Werths. Nun hat aber die leben +dige Arbeit im Austausch mit dem Kapital einen geringem Werth als die +vergegenständlichte Arbeit, gegen die sie ausgetauscht wird. Der Arbeits +lohn, der Werth eines bestimmten Quantums lebendiger Arbeit, ist stets +geringer als der Werth des Produkts, das von diesem selben Quantum +lebendiger Arbeit erzeugt wird, oder worin dieses sich darstellt. Die Fra +ge ist in dieser Fassung in der That unlöslich. Sie ist von Marx richtig +gestellt und damit beantwortet worden. Es ist nicht die Arbeit, die einen +Werth hat. Als werthschaffende Thätigkeit kann sie ebensowenig einen +besondren Werth haben, wie die Schwere ein besondres Gewicht, die +Wärme eine besondre Temperatur, die Elektricität eine besondre Strom +stärke. Es ist nicht die Arbeit, die als Waare gekauft und verkauft wird, +sondern die Arbeitskraft. Sobald sie Waare wird, richtet sich ihr Werth +nach der in ihr, als einem gesellschaftlichen Produkt, verkörperten Ar +beit, ist er gleich der zu ihrer Produktion und Reproduktion gesellschaft- + +3) Ainsi donc, par la concentration des fortunes entre un petit nombre de propriétaires, le +marché intérieur se resserre toujours plus, et l'industrie est toujours plus réduite à chercher +ses débouchés dans les marchés étrangers, où de plus grandes révolutions les attendent +(nämlich die Krise von 1817, die gleich darauf beschrieben wird.) Nouv. Princ. éd. 1819, I, +p. 336. + +20 + + Vorwort + +lieh nöthigen Arbeit. Der K a uf und Verkauf der Arbeitskraft auf Grund +dieses ihres Werths widerspricht also keineswegs dem ökonomischen +Werthgesetz. + +Zweitens. Nach dem Ricardo'schen Werthgesetz produciren zwei +Kapitale, die gleich viel und gleich hoch bezahlte lebendige Arbeit an +wenden, alle andern Umstände gleich gesetzt, in gleichen Zeiten Produkte +von gleichem Werth und ebenfalls Mehrwerth oder Profit von gleicher +Höhe. Wenden sie aber ungleiche Mengen lebendiger Arbeit an, so kön +nen sie nicht Mehrwerth oder wie die Ricardianer sagen, Profit von +gleicher Höhe produciren. Nun ist aber das Gegentheil der Fall. That- +sächlich produciren gleiche Kapitale, einerlei wie viel oder wie wenig +lebendige Arbeit sie anwenden, in gleichen Zeiten durchschnittlich gleiche +Profite. Hier liegt also ein Widerspruch gegen das Werthgesetz vor, den +schon Ricardo fand, und den seine Schule ebenfalls zu lösen unfähig war. +Auch Rodbertus konnte nicht umhin diesen Widerspruch zu sehn; statt +ihn zu lösen, macht er ihn zu einem der Ausgangspunkte seiner Utopie. +(Zur Erk. S. 131.) Diesen Widerspruch hatte Marx bereits | | X X I I I| im +Manuskript „Zur Kritik" gelöst; die Lösung erfolgt nach dem Plan des +„Kapital" in Buch III. Bis zu seiner Veröffentlichung werden noch M o +nate verstreichen. Die Oekonomen also, die in Rodbertus die geheime +Quelle und einen überlegnen Vorgänger von Marx entdecken wollen, ha +ben hier eine Gelegenheit zu zeigen, was die Rodbertus'sche Oekonomie +leisten kann. Wenn sie nachweisen, wie nicht nur ohne Verletzung des +Werthgesetzes, sondern vielmehr auf Grundlage desselben eine gleiche +Durchschnittsprofitrate sich bilden kann und muß, dann wollen wir wei +ter mit einander sprechen. Inzwischen mögen sie sich gefälligst beeilen. +Die brillanten Untersuchungen dieses Buch II und ihre ganz neuen Er +gebnisse auf bisher fast unbetretenen Gebieten sind nur Vordersätze zum +Inhalt des Buch I I I, das die Schlußergebnisse der Marx'schen Darstel +lung des gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses auf kapitalistischer +Grundlage entwickelt. Wenn dies Buch III erschienen, wird von einem +Oekonomen Rodbertus wenig mehr die Rede sein. + +Dies Zweite Buch des „Kapital" sollte, wie Marx mir öfters sagte, + +seiner Frau gewidmet werden. + +London, an M a r x' Geburtstag, 5. Mai 1885. + +Friedrich Engels. | + +21 + + Friedrich Engels + +| X X I V| Der bequemeren Uebersicht wegen folgt hier eine kurze Zusam +menstellung der den einzelnen Manuskripten II—VIII entlehnten Stellen. + +Erster Abschnitt. + +S. 1. aus Ms. II. - S. 2 - 13 Ms. V I I. - S. 13-17, Ms. V I. - S. 17-93, Ms. V. +- S. 9 4 - 97 Note, unter Bücher-Auszügen gefunden. - S. 97 bis Schluß, +Ms. IV; jedoch eingesprengt: S. 105-107, Stelle aus Ms. V I I I; S. 110 u. +117, Noten aus Ms. I I. + +Zweiter Abschnitt. + +Anfang, S. 1 3 0 - 1 40 ist Schluß von Ms. IV. - Von hier an bis Schluß des +Abschnitts S. 340 alles aus Ms. I I. + +Dritter Abschnitt. + +Kap. 18: (S. 3 4 1 - 3 4 9) aus Ms. II. + +Kap. 19: I u. II (S. 3 5 0 - 3 8 3) aus Ms. V I I I. - III (S. 3 8 3 - 3 8 5) aus Ms. II. +Kap. 20: I (S. 3 8 6 - 3 8 9) aus Ms. II, nur der Schlußabsatz aus Ms. V I I I. + +II (S. 3 8 9 - 9 2) im Wesentlichen aus Ms. II. +III, IV, V (S. 393^118) aus Ms. V I I I. +V I, V I I, V i l i, IX (S. 4 1 8 - 4 3 4) aus Ms. II. +Χ, X I, X II (S. 4 3 5 ^ 8 0) aus Ms. V I I I. +X I II (S. 480^189) aus Ms. I I. + +Kap. 21: (S. 4 8 9 - 5 2 6) ganz aus Ms. V I I I. | + +22 + + I + +[XXV] + +ι + +Inhaltsverzeichniß. + +Vorrede +Inhaltsverzeichniß + +5 + +Der + +Zweites +Cirkulationsprocess + +Buch. + +des Kapitals. + +Erster Abschnitt. +Die Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf. + +Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals + +10 + +I. Erstes Stadium: G -W + +II. Zweites Stadium: Funktion des produktiven Kapitals P +I I I. Drittes Stadium: W - G' +IV. Der Gesammtkreislauf + +Seite +III +X XV + +1 +2 +11 +15 +26 + +Zweites Kapitel. Der Kreislauf des produktiven Kapitals + +. + +. + +.. + +38 + +15 + +I. Einfache Reproduktion + +II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter + +Stufenleiter + +I I I. Geldakkumulation +IV. Reservefonds + +20 Drittes Kapitel. Der Kreislauf des Waarenkapitals +Viertes Kapitel. Die drei Figuren des Kreislaufs + +Natural-, Geld- und Kreditwirthschaft +Decken von Nachfrage und Zufuhr + +Fünftes Kapitel. Die Umlaufszeit + +25 Sechstes Kapitel. Die Cirkulationskosten +I. Reine Cirkulationskosten +1) Kauf- und Verkaufszeit +2) Buchführung +3) Geld + +39 + +53 +58 +60 +62 +76 +92 +94 +97 +105 +105 +105 +109 +112 + +23 + + Inhaltsverzeichnis + +II. Aufbewahrungskosten + +1) Vorrathsbildung überhaupt +2) Eigentlicher Waarenvorrath + +I I I. Transportkosten + +[Seite] +113 +114 +120 +126 + +Zweiter Abschnitt. +Der Umschlag des Kapitals. + +Siebentes Kapitel. Umschlagszeit und Umschlagszahl +Achtes Kapitel. Fixes Kapital und cirkulirendes Kapital + +130 + +. + +. + +.. + +134 + +I. Die Formunterschiede +II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des + +fixen Kapitals + +|XXVI| +Neuntes Kapitel. Der Gesammt-Umschlag des +vorgeschoßnen Kapitals. Umschlagscyklen + +Zehntes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital. + +Die Physiokraten und A. Smith + +Elftes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital. + +Ricardo + +Zwölftes Kapitel. Die Arbeitsperiode +Dreizehntes Kapitel. Die Produktionszeit +Vierzehntes Kapitel. Die Umlaufszeit +Fünfzehntes Kapitel. Wirkung der Umschlagszeit auf die + +Größe des Kapitalvorschusses + +I. Arbeitsperiode gleich der Umlaufszeit +II. Arbeitsperiode größer als Umlaufszeit +I I I. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufszeit +IV. Resultate +V. Wirkung von Preiswechsel + +Sechszehntes Kapitel. Der Umschlag des variablen Kapitals . + +. + +I. Die Jahresrate des Mehrwerths +II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals +I I I. Der Umschlag des variablen Kapitals, + +gesellschaftlich betrachtet + +Siebzehntes Kapitel. Die Cirkulation des Mehrwerths + +I. Einfache Reproduktion +II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +134 + +147| + +161 + +168 + +195 +209 +220 +231 + +240 +250 +254 +259 +264 +270 +279 +279 +295 + +300 +306 +313 +334 + +24 + + Inhaltsverzeichnis + +Dritter Abschnitt. +Die Reproduktion und Cirkulation des +gesellschaftlichen Gesammtkapitals. + +5 Achtzehntes Kapitel. Einleitung + +I. Gegenstand der Untersuchung +II. Die Rolle des Geldkapitals + +Neunzehntes Kapitel. Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +I. Die Physiokraten +I I. A. Smith + +ίο + +1) Smith's allgemeine Gesichtspunkte +2) Smith's Auflösung des Tauschwerths in ν + m +3) Der konstante Kapitaltheil +4) Kapital und Revenue bei A. Smith +5) Zusammenfassung + +15 + +I I I. Die Späteren + +Zwanzigstes Kapitel. Einfache Reproduktion + +I. Stellung der Frage +I I. Die zwei Abtheilungen der gesellschaftlichen + +20 + +Produktion + +IXXVII + +ι + +I I I. Der Umsatz zwischen beiden Abtheilungen: + +I(v + m) gegen I IC + +IV. Der Umsatz innerhalb Abtheilung I I. Nothwendige + +25 + +Lebensmittel und Luxusmittel + +V. Die Vermittlung der Umsätze durch die + +Geldcirkulation + +V I. Das konstante Kapital der Abtheilung I +V I I. Variables Kapital und Mehrwerth in beiden + +30 + +Abtheilungen + +V I I I. Das konstante Kapital in beiden Abtheilungen . +I X. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay +X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und + +Arbeitslohn + +35 + +X I. Ersatz des fixen Kapitals + +1) Ersatz des Verschleiß-Werththeils in Geldform +2) Ersatz des fixen Kapitals in natura +3) Resultate + +X I I. Die Reproduktion des Geldmaterials +X I I I. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie + +40 + +. + +. + +.. + +362 + +[Seite] +341 +341 +344 +350 +350 +353 +353 + +365 +371 +378 +383 +386 +386 + +389| + +393 + +397 + +407 +418 + +421 +426 +431 + +435 +447 + +. + +.. + +451 + +456 +466 +468 +480 + +25 + + Inhaltsverzeichnis + +Einundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation und erweiterte + +Reproduktion + +I. Akkumulation in Abtheilung I + +1) Schatzbildung +2) Das zusätzliche konstante Kapital +3) Das zusätzliche variable Kapital + +I I. Akkumulation in Abtheilung II +I I I. Schematische Darstellung der Akkumulation + +1) Erstes Beispiel +2) Zweites Beispiel +3) Umsatz von I IC bei Akkumulation + +IV. Nachträgliches + +[Seite] + +490 +493 +493 5 +497 +502 +503 +508 +512 10 +516 +522 +5 2 51 + +26 + + IH ZWEITES BUCH. +Der Cirkulationsproceß des Kapitals. + +ERSTER ABSCHNITT. + +Die Metamorphosen des Kapitals und + +ihr Kreislauf. + +ERSTES KAPITEL. + +D er K r e i s l a uf des G e l d k a p i t a l s. + +Der Kreislaufsprozeß1 ' des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, +nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden: + +Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Waarenmarkt und +Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Waare umgesetzt oder macht +den Cirkulationsakt G -W durch. + +Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waaren +durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Waarenproducent; +sein Kapital macht den Produktionsproceß durch. Das Resultat ist: Waa +re von mehr Werth als dem ihrer Produktionselemente. + +Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäu +fer; seine Waare wird in Geld umgesetzt oder macht den Cirkulationsakt +W -G durch. + +Die Formel für den Kreislauf des Geldkapitals ist also: + +" Aus M s. II. + +27 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +G -W ... P ... W ' - G ', wo die Punkte andeuten, daß der Cirkulations- +proceß unterbrochen ist, und W' wie G' ein durch Mehrwerth vermehrtes +W und G bezeichnen. | + +|2| Das erste und dritte Stadium wurden im ersten Buch nur erörtert, +soweit dies nöthig für das Verständniß des zweiten Stadiums, den Pro- +duktionsproceß des Kapitals. Die verschiednen Formen, worin das +Kapital in seinen verschiednen Stadien sich kleidet, und die es bei wieder +holtem Kreislauf bald annimmt, bald abstreift, blieben daher unberück +sichtigt. Sie bilden jetzt den nächsten Gegenstand der Untersuchung. + +Um die Formen rein aufzufassen, ist zunächst von allen Momenten zu +abstrahiren, die mit dem Formwechsel und der Formbildung als solchen +nichts zu thun haben. Daher wird hier angenommen, nicht nur, daß die +Waaren zu ihren Werthen verkauft werden, sondern auch, daß dies unter +gleichbleibenden Umständen geschieht. Es wird also auch abgesehn von +den Werth Veränderungen, die während des Kreislaufsprocesses eintreten +können. + +I. Erstes Stadium. G-W.2} + +G -W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von Waaren +dar; für den Käufer Verwandlung seines Geldes in Waare, für die Ver +käufer Verwandlung ihrer Waaren in Geld. Was aus diesem Vorgang der +allgemeinen Waarencirkulation zugleich einen funktionell bestimmten +Abschnitt im selbständigen Kreislauf eines individuellen Kapitals macht, +ist zunächst nicht die F o rm des Vorgangs, sondern sein stofflicher Ge +halt, der specifische Gebrauchscharakter der Waaren, welche den Platz +mit dem Gelde wechseln. Es sind einerseits Produktionsmittel, andrerseits +Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Waarenproduktion, +deren besondre Art natürlich der Sorte des herzustellenden Artikels ent +sprechen muß. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Produktionsmittel Pm, + +so ist die zu kaufende Waarensumme W = A + Pm, oder kürzer W < pm. +A +G - W, seinem Inhalt nach betrachtet, stellt sich also dar als G - W < pm; +d. h. G -W zerfällt in G -A und G - P m; die Geldsumme G spaltet sich in +zwei Theile, wovon der eine Arbeitskraft, der andre Produktionsmittel +kauft. Diese beiden Reihen von Käufen gehören ganz und gar verschied +nen Märkten an, die eine dem eigentlichen Waarenmarkt, die andre dem +Arbeitsmarkt. | + +|3| Außer dieser qualitativen Spaltung der Waarensumme, worin G um- + +21 Von hier an Ms. VII, angefangen 2. Juli 1878. + +28 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +gesetzt wird, stellt G - W < pm aber noch ein höchst charakteristisches + +quantitatives Verhältniß dar. + +Wir wissen, daß der Werth, resp. Preis der Arbeitskraft ihrem Inhaber, +der sie als Waare feilhält, in der Form von Arbeitslohn bezahlt wird, d. h. +als Preis einer Arbeitssumme, die Mehrarbeit enthält; sodaß, wenn ζ. B. +der Tageswerth der Arbeitskraft = 3 Mark, dem Produkt fünfstündiger +Arbeit, diese Summe in dem Kontrakt zwischen Käufer und Verkäufer +figurirt als der Preis oder Lohn, sage für zehnstündige Arbeit. Wurde ein +solcher Kontrakt ζ. B. mit 50 Arbeitern geschlossen, so haben sie zusam­ +men dem Käufer während eines Tages 500 Arbeitsstunden zu liefern, wo +von die Hälfte, 250 Arbeitsstunden = 25 zehnstündigen Arbeitstagen, bloß +aus Mehrarbeit besteht. Quantum wie Umfang der zu kaufenden Produk +tionsmittel müssen hinreichen zur Anwendung dieser Arbeitsmasse. + +G - W < pm drückt also nicht nur das qualitative Verhältniß aus, daß + +eine bestimmte Geldsumme, ζ. B. 422 Pfd. St. in einander entsprechende +Produktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzt wird, sondern auch ein +quantitatives Verhältniß zwischen dem in Arbeitskraft A und dem in +Produktionsmitteln Pm ausgelegten Theilen des Geldes, ein Verhältniß, +von vornherein bestimmt durch die Summe der von einer bestimmten +Arbeiterzahl zu verausgabenden überschüssigen Mehrarbeit. + +Wenn also ζ. B. in einer Spinnerei der Wochenlohn der 50 Arbeiter +50 Pfd. St. beträgt, müssen 372 Pfd. St. in Produktionsmitteln verausgabt +werden, falls dies der Werth der Produktionsmittel, welche die Wochen +arbeit von 3000 Stunden, wovon 1500 Stunden Mehrarbeit, in Garn ver +wandelt. + +Wie weit in verschiednen Industriezweigen die Anwendung zuschüssi +ger Arbeit einen Werthzuschuß in der Form von Produktionsmitteln be +dingt, ist hier ganz gleichgültig. Es handelt sich nur darum, daß unter +allen Umständen der in Produktionsmitteln verausgabte Theil des Geldes +- die in G - Pm gekauften Produktionsmittel - hinreichen, also von vorn +herein darauf berechnet, in entsprechender Proportion beschafft sein +müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel muß hinreichen um die +Arbeitsmasse zu absorbiren, um durch sie in Produkt verwandelt zu wer +den. Wären nicht hinreichend Produktions||4|mittel vorhanden, so wäre +die überschüssige Arbeit, über die der Käufer verfügt, nicht verwendbar; +sein Verfügungsrecht darüber führte zu nichts. Wären mehr Produkti +onsmittel vorhanden als verfügbare Arbeit, so blieben sie ungesättigt mit +Arbeit, würden nicht in Produkt verwandelt. + +Sobald G - W < pm vollzogen, verfügt der Käufer nicht nur über die + +zur Produktion eines nützlichen Artikels nöthigen Produktionsmittel und + +29 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Arbeitskraft. Er verfügt über eine größere Flüssigmachung der Arbeits +kraft, oder größeres Quantum Arbeit, als zum Ersatz des Werths der +Arbeitskraft nöthig, und zugleich über die Produktionsmittel, erheischt +zur Verwirklichung oder Vergegenständlichung dieser Arbeitssumme: er +verfügt also über die Faktoren der Produktion von Artikeln von größe +rem Werth als dem ihrer Produktionselemente, oder einer Mehrwerth +enthaltenden Waarenmasse. Der von ihm in Geldform vorgeschoßne +Werth befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehr +werth (in Gestalt von Waaren) heckender Werth verwirklicht werden +kann. In andern Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der Form +von produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als Werth und Mehr +werth schaffend zu fungiren. Kapital in dieser Form heiße P. + +Der Werth von P ist aber = Werth von A + Pm, = dem in A und Pm +umgesetzten G. G ist derselbe Kapitalwerth wie P, nur in verschiedner +Existenzweise, nämlich Kapitalwerth in Geldzustand oder Geldform +- + +Geldkapital. + +G -W < pm, oder seiner allgemeinen Form nach G - W, Summe von + +Waarenkäufen, dieser Vorgang der allgemeinen Waarencirkulation ist da +her zugleich, als Stadium im selbständigen Kreislaufsproceß des Kapi +tals, Verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Geldform in seine pro +duktive Form, oder kürzer Verwandlung von Geldkapital in produktives +Kapital. In der hier zunächst betrachteten Figur des Kreislaufs erscheint +also Geld als der erste Träger des Kapitalwerths, daher Geldkapital als +die Form, worin das Kapital vorgeschossen wird. + +Als Geldkapital befindet es sich in einem Zustand, worin es Geldfunk +tionen vollziehen kann, wie im vorliegenden Fall die Funktionen des +allgemeinen Kaufmittels und des allgemeinen Zahlungsmittels. (Letztres, +sofern die Arbeitskraft zwar zuerst gekauft, aber erst gezahlt wird nach +dem sie gewirkt hat. Soweit die Produktionsmittel nicht fertig auf dem +Markt vorhanden, sondern erst zu bestellen sind, wirkt das Geld bei | +|5| G - Pm ebenfalls als Zahlungsmittel.) Diese Fähigkeit entspringt nicht +daraus, daß das Geldkapital Kapital, sondern daraus, daß es Geld ist. + +Andrerseits kann der Kapitalwerth im Geldzustand auch nur Geld +funktionen, und keine andern, verrichten. Was diese letztren zu Kapital +funktionen macht, ist ihre bestimmte Rolle in der Bewegung des Kapi +tals, daher auch der Zusammenhang des Stadiums, worin sie erscheinen, +mit den andern Stadien seines Kreislaufs. Ζ. B. im Fall, der uns zunächst +vorliegt, wird Geld umgesetzt in Waaren, deren Verbindung die Natural +form des produktiven Kapitals bildet, die also latent, der Möglichkeit +nach, bereits das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses in +sich birgt. + +30 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +Ein Theil des Geldes, welches in G - W < pm die Funktion von Geld +kapital verrichtet, geht durch die Vollziehung dieser Cirkulation selbst in +eine Funktion über, worin sein Kapitalcharakter verschwindet und sein +Geldcharakter bleibt. Die Cirkulation des Geldkapitals G zerfallt in +G - Pm und G - A, K a uf von Produktionsmitteln und K a uf von Arbeits +kraft. Betrachten wir den letztern Vorgang für sich. G -A ist K a uf von +Arbeitskraft seitens des Kapitalisten; es ist Verkauf der Arbeitskraft - wir +können hier sagen der Arbeit, da die Form des Arbeitslohns vorausge +setzt - von Seiten des Arbeiters, des Inhabers der Arbeitskraft. Was für +den Käufer G -W (= G - A ), ist hier, wie bei jedem Kauf, für den Verkäu +fer (den Arbeiter) A -G (= W - G ), Verkauf seiner Arbeitskraft. Dies ist +das erste Cirkulationsstadium oder die erste Metamorphose der Waare +(Buch I, Kap. I I I, 2a); es ist, seitens des Verkäufers der Arbeit, Verwand +lung seiner Waare in ihre Geldform. Das so erhaltne Geld verausgabt der +Arbeiter nach und nach in einer Summe von Waaren, die seine Bedürf +nisse befriedigen, in Konsumtionsartikeln. Die Gesammtcirkulation sei +ner Waare stellt sich also dar als A - G - W, d. h. erstens A -G (= W - G) +und zweitens G - W, also in der allgemeinen F o rm der einfachen Waaren- +cirkulation W - G - W, wo das Geld als bloßes verschwindendes Cirkula- +tionsmittel, als bloßer Vermittler des Umsatzes von Waare gegen Waare +figurirt. + +G -A ist das charakteristische Moment der Verwandlung von Geldka +pital in produktives Kapital, weil es die wesentliche Bedingung, damit der +in Geldform vorgeschoßne Werth sich wirklich in Kapital, in Mehrwerth +producirenden Werth verwandle. G - Pm ist nur noth||6|wendig, um die +durch G -A gekaufte Arbeitsmasse zu realisiren. G -A wurde daher von +diesem Gesichtspunkt aus dargestellt in Buch I, Abschn. II, Verwandlung +von Geld in Kapital. Die Sache ist hier noch von einem andern Gesichts +punkt aus zu betrachten, mit speciellem Bezug auf das Geldkapital als +Erscheinungsform des Kapitals. + +G -A wird allgemein als charakteristisch angesehn für die kapitalisti +sche Produktionsweise. Aber keineswegs aus dem angegebnen Grund, +weil der K a uf der Arbeitskraft ein Kaufkontrakt ist, worin die Lieferung +eines größern Quantums Arbeit bedungen wird als zum Ersatz des Preises +der Arbeitskraft, des Arbeitslohns, nöthig ist; also Lieferung von Mehr +arbeit - die Grundbedingung für die Kapitalisation des vorgeschoßnen +Werths, oder was dasselbe, für Produktion von Mehrwerth. Sondern viel +mehr seiner Form halber, weil in der Form des Arbeitslohns mit Geld +Arbeit gekauft wird, und dies gilt als Merkmal der Geldwirthschaft. + +Hier ist es wieder nicht das Irrationelle der Form, welches für charak +teristisch gilt. Dies Irrationelle wird vielmehr übersehn. Das Irrationelle + +31 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +besteht darin, daß die Arbeit als werthbildendes Element selbst keinen +Werth besitzen, also auch ein bestimmtes Quantum Arbeit keinen Werth +haben kann, der sich in ihrem Preise ausdrückt, in ihrer Aequivalenz mit +einem bestimmten Quantum Geld. Aber wir wissen, daß der Arbeitslohn +bloß eine verkleidete F o rm ist, eine Form, worin ζ. B. der Tagespreis der +Arbeitskraft sich als Preis der während eines Tages von dieser Arbeits +kraft flüssig gemachten Arbeit darstellt, sodaß also etwa der in 6 Stunden +Arbeit von dieser Arbeitskraft producirte Werth als Werth ihrer zwölf- +stündigen Funktion oder Arbeit ausgedrückt wird. + +G -A gilt als das Charakteristische, als die Signatur der sogen. GeId- +wirthschaft, weil die Arbeit hier als Waare ihres Besitzers erscheint, das +Geld daher als Käufer - also wegen des Geldverhältnisses (d. h. K a uf +und Verkauf von menschlicher Thätigkeit). Nun aber erscheint das Geld +schon sehr früh als Käufer sogenannter Dienste, ohne daß G sich in +Geldkapital verwandelte oder der allgemeine Charakter der Wirthschaft +umgewälzt würde. + +Dem Geld ist es durchaus gleichgültig, in welche Sorte von Waaren es +verwandelt wird. Es ist die allgemeine Aequivalentform aller Waaren, die +in ihren Preisen schon zeigen, daß sie ideell eine bestimmte Geld||7|sum- +me darstellen, ihre Verwandlung in Geld erwarten, und nur durch ihren +Stellenwechsel mit Geld die Form erhalten, worin sie in Gebrauchswerthe +für ihre Besitzer umsetzbar sind. Findet sich also auf dem Markt die +Arbeitskraft einmal als Waare ihres Besitzers vor, deren Verkauf unter +der F o rm der Zahlung für Arbeit geschieht, in Gestalt des Arbeitslohns, +so stellt ihr K a uf und Verkauf nichts Auffallenderes dar als der K a uf und +Verkauf jeder andern Waare. Nicht, daß die Waare Arbeitskraft käuflich +ist, sondern daß die Arbeitskraft als Waare erscheint, ist das Charakte +ristische. + +Durch G - W < pm, die Verwandlung von Geldkapital in produktives + +Kapital, bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständlichen und +persönlichen Faktoren der Produktion, +soweit diese Faktoren aus +Waaren bestehn. Wird Geld zum ersten Mal in produktives Kapital ver +wandelt, oder fungirt es für seinen Besitzer zum ersten Mal als Geldka +pital, so muß er erst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude, M a +schinen etc., ehe er die Arbeitskraft kauft; denn sobald letztre in seine +Botmäßigkeit übergeht, müssen die Produktionsmittel da sein, um sie als +Arbeitskraft anwenden zu können. + +So stellt sich die Sache von Seiten des Kapitalisten dar. +Von Seiten des Arbeiters: Die produktive Bethätigung seiner Arbeits +kraft wird erst möglich von dem Augenblick, wo sie in Folge ihres Ver- + +32 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +kaufs in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt wird. Sie existirt +also vor dem Verkauf getrennt von den Produktionsmitteln, von den +gegenständlichen Bedingungen ihrer Bethätigung. In diesem Zustand der +Trennung kann sie weder direkt verwandt werden zur Produktion von +Gebrauchswerthen für ihren Besitzer, noch zur Produktion von Waaren, +von deren Verkauf dieser leben könnte. Sobald sie aber durch ihren Ver +kauf in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt ist, bildet sie ei +nen Bestandtheil des produktiven Kapitals ihres Käufers, ebensogut wie +die Produktionsmittel. + +Obgleich daher in dem Akt G -A Geldbesitzer und Arbeitskraft-Besit +zer sich nur als Käufer und Verkäufer zu einander verhalten, als Geld +besitzer und Waarenbesitzer einander gegenübertreten, sich also nach die +ser Seite hin in bloßem Geldverhältniß zu einander befinden, - so tritt +doch der Käufer von vornherein zugleich als Besitzer der Produktions +mittel auf, welche die gegenständlichen Bedingungen der produktiven | +|8| Verausgabung der Arbeitskraft durch ihren Besitzer bilden. Mit andern +Worten: diese Produktionsmittel treten dem Besitzer der Arbeitskraft ge +genüber als fremdes Eigenthum. Andrerseits steht der Verkäufer der Ar +beit ihrem Käufer gegenüber als fremde Arbeitskraft, die in seine Bot +mäßigkeit Übergehn, seinem Kapital einverleibt werden muß, damit dies +wirklich als produktives Kapital sich bethätige. Das Klassenverhältniß +zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden, schon +vorausgesetzt, in dem Augenblick, wo beide in dem Akt G -A ( A -G von +Seiten des Arbeiters) sich gegenübertreten. Es ist K a uf und Verkauf, +Geldverhältniß, aber ein K a uf und Verkauf, wo der Käufer als Kapitalist +und der Verkäufer als Lohnarbeiter vorausgesetzt wird, und dies Verhält +niß ist damit gegeben, daß die Bedingungen zur Verwirklichung der Ar +beitskraft - Lebensmittel und Produktionsmittel - getrennt sind als frem +des Eigenthum von dem Besitzer der Arbeitskraft. + +Wie diese Trennung entsteht, beschäftigt uns hier nicht. Sie existirt, +sobald G -A vollzogen wird. Was uns hier interessirt, ist: Wenn G -A als +eine Funktion des Geldkapitals erscheint, oder Geld hier als Existenz +form des Kapitals, so keineswegs bloß, weil das Geld hier auftritt als +Zahlungsmittel für eine menschliche Thätigkeit, die einen Nutzeffekt hat, +für einen Dienst; also keineswegs durch die Funktion des Geldes als Zah +lungsmittel. Das Geld kann nur in dieser F o rm verausgabt werden, weil +die Arbeitskraft im Zustand der Trennung von ihren Produktionsmitteln +(einschließlich der Lebensmittel als Produktionsmittel der Arbeitskraft +selbst) sich befindet; und weil diese Trennung nur dadurch aufgehoben +wird, daß die Arbeitskraft an den Inhaber der Produktionsmittel ver +kauft wird; daß also auch die Flüssigmachung der Arbeitskraft, deren + +33 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Grenzen keineswegs mit den Grenzen der zur Reproduktion ihres eignen +Preises nöthigen Arbeitsmasse zusammenfallen, dem Käufer gehört. Das +Kapitalverhältniß während des Produktionsprocesses kommt nur heraus, +weil es an sich schon im Cirkulationsakt existirt, in den unterschiednen +ökonomischen Grundbedingungen, worin Käufer und Verkäufer sich ge +genüber treten, in ihrem Klassenverhältniß. Es ist nicht das Geld, mit +dessen Natur das Verhältniß gegeben ist; es ist vielmehr das Dasein dieses +Verhältnisses, das eine bloße Geldfunktion in eine Kapitalfunktion ver +wandeln kann. | + +|9| Bei Auffassung des Geldkapitals (wir haben mit diesem einstweilen +nur zu thun innerhalb der bestimmten Funktion, in der es uns hier ge +genübertritt) laufen gewöhnlich zwei Irrthümer neben- oder durcheinan +der. Erstens: Die Funktionen, die der Kapitalwerth als Geldkapital +verrichtet, und die er eben verrichten kann, weil er sich in Geldform +befindet, werden irrthümlich aus seinem Kapitalcharakter abgeleitet, +während sie nur dem Geldzustand des Kapitalwerths geschuldet sind, +seiner Erscheinungsform als Geld. Und zweitens umgekehrt: Der speci- +fische Gehalt der Geldfunktion, der sie zugleich zu einer Kapitalfunktion +macht, wird aus der Natur des Geldes hergeleitet (Geld daher mit Kapital +verwechselt), während sie gesellschaftliche Bedingungen voraussetzt, wie +hier in Vollziehung von G - A, die in bloßer Waaren-, und entsprechender +Geldcirkulation keineswegs gegeben sind. + +Auch der K a uf und Verkauf von Sklaven ist seiner F o rm nach Waa +ren-Kauf und Verkauf. Ohne Existenz der Sklaverei kann Geld aber nicht +diese Funktion vollziehn. Ist Sklaverei da, so kann Geld im Ankauf von +Sklaven ausgelegt werden. Umgekehrt reicht Geld in der Hand des Käu +fers keineswegs hin, um Sklaverei zu ermöglichen. + +D aß der Verkauf der eignen Arbeitskraft (in der F o rm des Verkaufs +der eignen Arbeit oder des Arbeitslohns) nicht als isolirte Erscheinung, +sondern als gesellschaftlich maßgebende Voraussetzung der Produktion +von Waaren sich darstelle, daß also das Geldkapital auf gesellschaftlicher + +Stufenleiter die hier betrachtete Funktion G - W < pm vollziehe, + +- dies + +unterstellt historische Processe, durch welche die ursprüngliche Verbin +dung der Produktionsmittel mit der Arbeitskraft aufgelöst wurde; Pro +cesse, in Folge deren die Masse des Volks, die Arbeiter, als Nichteigen- +thümer und die Nichtarbeiter als Eigenthümer dieser Produktionsmittel +sich gegenüberstehn. Wobei es nichts zur Sache thut, ob die Verbindung, +vor ihrer Zersetzung, die F o rm besaß, daß der Arbeiter selbst als Pro +duktionsmittel zu den andern Produktionsmitteln gehörte, oder ob er +deren Eigner war. + +34 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geidkapitals + +Der Thatbestand, der hier also dem Akt G -W < pm zu Grunde liegt, + +ist die Vertheilung; nicht die Vertheilung im gewöhnlichen Sinn als Ver- +theilung der Konsumtionsmittel, sondern die Vertheilung der Elemente +der Produktion selbst, von denen die gegenständlichen Faktoren auf der +einen Seite koncentrirt sind, die Arbeitskraft davon isolirt auf der an +dern. J + +11Oj Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven +Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen- +überstehn, bevor der Akt G -A ein allgemein gesellschaftlicher Akt wer +den kann. + +Wir haben früher gesehn, daß die kapitalistische Produktion, einmal +etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, son +dern sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herr +schende gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch +eine andre Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Pro +duktion bemächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Han +dels vorausgesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der +Waarenproduktion; denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cir- +kulation eingehn, sofern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, pro- +ducirt werden. Als normaler, herrschender Charakter der Produktion +erscheint die Waarenproduktion aber erst auf Grundlage der kapitalisti +schen Produktion. + +Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern- +emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leib +eignen Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über +Mangel an Geldkapital. So heißt es z. B .: Bevor man die Ernte verkauft, +habe man Lohnarbeitern in größerem Umfang zu zahlen, und da fehle es +an der ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muß +gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die +Produktion kapitalistisch zu betreiben. D o ch darüber mögen sich die +Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der +industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über +l'argent des autres. + +Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: daß wenn man +auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu beliebiger +Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der russische +Landarbeiter in Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde an +Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge +trennt, daher noch kein „freier Lohnarbeiter" im vollen Sinne des Worts +ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufenlei- + +35 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +ter ist unerlässliche Bedingung, damit G - W, Verwandlung von Geld in +Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar +stellbar sei. I + +1 1 11 Es versteht sich daher von selbst, daß die Formel für den Kreislauf +des Geldkapitals: G -W ... P ... W ' - G' selbstverständliche F o rm des K a +pitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer Pro +duktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge +sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir +gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und +in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt +die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter. +G -W ... P ... W ' - G ', da die erste Voraussetzung seines Verlaufs das be +ständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher schon +das Kapital in der F o rm des produktiven Kapitals, und daher die F o rm +des Kreislaufs des produktiven Kapitals. + +II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals. + +Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirkula +tionsakt G - W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die Cirku +lation muß also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Metamor +phose W - G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das +A +unmittelbare Resultat von G - W < pm ist die Unterbrechung der Cir +kulation des in Geldform vorgeschoßnen Kapitalwerths. Durch die Ver +wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth +eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in +die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muß. +Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsproceß +realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare +verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft +hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann +andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro +duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen läßt. Das Resultat des ersten +Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des +Kapitals. + +Die Bewegung stellt sich dar als G - W < pm ... P, wo die Punkte an + +deuten, daß die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein Kreislaufs- + +proceß aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waarencirkulation + +in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Verwandlung + +von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als ||12| Vor- + +36 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +läufer und Einleitungsphase des zweiten Stadiums, der Funktion des pro +duktiven Kapitals. + +G - W < pm setzt voraus, daß das Individuum, welches diesen Akt voll +zieht, nicht nur über Werthe in beliebiger Gebrauchsform verfügt, son +dern daß es diese Werthe in Geldform besitzt, daß es Geldbesitzer ist. Der +Akt besteht aber gerade in der Weggabe des Geldes, und jener kann nur +Geldbesitzer bleiben, soweit ihm das Geld implicite durch den Akt der +Weggabe selbst zurückströmt. Geld kann ihm aber nur zurückfließen +durch den Verkauf von Waaren. Der Akt setzt ihn also voraus als Waa- +renproducenten. + +G - A. Der Lohnarbeiter lebt nur vom Verkauf der Arbeitskraft. Ihre +Erhaltung - seine Selbsterhaltung - erfordert tägliche Konsumtion. Seine +Zahlung muß also beständig in kürzern Terminen wiederholt werden, +damit er die zu seiner Selbsterhaltung nöthigen Einkäufe - den Akt +A - G -W oder W - G -W - wiederholen kann. Der Kapitalist muß ihm +daher beständig als Geldkapitalist, und sein Kapital als Geldkapital ge +genüber treten. Andrerseits aber, damit die Masse der unmittelbaren Pro- +ducenten, der Lohnarbeiter, den Akt A - G -W vollziehn könne, müssen +ihr die nothwendigen Lebensmittel in käuflicher, d. h. in Waarenform, +beständig gegenübertreten. Dieser Zustand erheischt also schon einen +hohen Grad der Cirkulation der Produkte als Waaren, also auch des +Umfangs der Waarenproduktion. Sobald die Produktion vermittelst +Lohnarbeit allgemein, muß die Waarenproduktion die allgemeine Form +der Produktion sein. Diese als allgemein vorausgesetzt, bedingt ihrerseits +eine stetig wachsende Theilung der gesellschaftlichen Arbeit, d. h. stets +größre Besondrung des Produkts, das als Waare von einem bestimmten +Kapitalisten producirt wird, stets größre Spaltung sich ergänzender Pro- +duktionsprocesse in verselbständigte. In demselben Grad wie G - A, ent +wickelt sich daher G - P m; d. h. in demselben Umfang trennt sich die +Produktion der Produktionsmittel von der der Waare, deren Produkti +onsmittel sie sind, und treten diese jedem Waarenproducenten selbst als +Waaren gegenüber, die er nicht producirt, sondern zum Behuf seines be +stimmten Produktionsprocesses kauft. Sie kommen her aus, von dem +seinen vollständig getrennten, selbständig betriebnen Produktionszwei +gen, und gehn ein in seinen Produktionszweig als Waaren, müssen daher +gekauft werden. Die sachlichen Bedingungen der Waarenproduktion | +J X 3 J treten ihm in immer größerem Umfang als Produkte andrer Waaren +producenten, als Waaren, gegenüber. In demselben Umfang muß der +Kapitalist als Geldkapitalist auftreten, oder erweitert sich der Maßstab, +worauf sein Kapital als Geldkapital fungiren muß. + +37 + + Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Andrerseits: Dieselben Umstände, welche die Grundbedingung der ka +pitalistischen Produktion produciren - das Dasein einer Lohnarbeiter +klasse - sollicitiren den Uebergang aller Waarenproduktion in kapitali +stische Waarenproduktion. Im Umfang wie diese sich entwickelt, wirkt +sie zersetzend und auflösend auf jede ältre Form der Produktion, die, +vorzugsweis auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet, nur den Ueber- +schuß des Produkts in Waare verwandelt. Sie macht den Verkauf des +Produkts zum Hauptinteresse, zunächst ohne scheinbar die Produktions +weise selbst anzugreifen, wie dies ζ. B. die erste Wirkung des kapitalisti­ +schen Welthandels auf solche Völker war, wie Chinesen, Indier, Araber +etc. Zweitens aber, wo sie Wurzel gegriffen, zerstört sie alle Formen der +Waarenproduktion, die entweder auf Selbstarbeit der Producenten ge +gründet, oder blos auf den Verkauf des überschüssigen Produkts als +Waare. Sie verallgemeinert zuerst die Waarenproduktion und verwandelt +dann stufenweise alle Waarenproduktion in kapitalistische.3' + +Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter +und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und +die andern sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Tren +nung von einander. Damit überhaupt producirt werde, müssen sie sich +verbinden. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung be +werkstelligt wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epo +chen der Gesellschaftsstruktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des +freien Arbeiters von seinen Produktionsmitteln der gegebne Ausgangs +punkt, und wir haben gesehn, wie und unter welchen Bedingungen beide +in der Hand des Kapitalisten vereint werden - nämlich als produktive +Daseinsweise seines Kapitals. Der wirkliche Proceß, den die so +zusammengebrachten persönlichen und sachlichen Waarenbildner mit +einander eingehn, der Produktionsproceß, wird daher selbst eine Funk +tion des Kapitals - kapitalistischer Produktionsproceß, dessen Natur +ausführlich im ersten Buch dieser Schrift entwickelt worden. Jeder Be +trieb der Waarenproduktion wird zugleich Be||14|trieb der Ausbeutung +der Arbeitskraft; aber erst die kapitalistische Waarenproduktion wird zu +einer epochemachenden Ausbeutungsweise, die in ihrer geschichtlichen +Fortentwicklung durch die Organisation des Arbeitsprocesses und die +riesenhafte Ausbildung der Technik die ganze ökonomische Struktur der +Gesellschaft umwälzt und alle früheren Epochen unvergleichbar übergip +felt. + +Durch die verschiednen Rollen, die sie während des Produktionspro- +cesses selbst bei der Werthbildung, also auch in der Erzeugung von Mehr- + +3) Bis hierher Manuskript V I I. Von hier an Manuskript V I. + +38 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +werth spielen, unterscheiden sich Produktionsmittel und Arbeitskraft, so +weit sie Existenzformen des vorgeschoßnen Kapitalwerths, als konstantes +und variables Kapital. Als verschiedne Bestandtheile des produktiven +Kapitals unterscheiden sie sich ferner dadurch, daß die erstem, im Besitz +des Kapitalisten, sein Kapital bleiben auch außerhalb des Produktions- +processes, während bloß innerhalb desselben die Arbeitskraft Daseins +form eines individuellen Kapitals wird. Wenn die Arbeitskraft nur in der +Hand ihres Verkäufers, des Lohnarbeiters, Waare ist, so wird sie dagegen +Kapital nur in der Hand ihres Käufers, des Kapitalisten, dem ihr zeit +weiser Gebrauch zufällt. Die Produktionsmittel selbst werden nur gegen +ständliche Gestalten des produktiven Kapitals, oder produktives Kapital, +von dem Augenblick, wo ihnen die Arbeitskraft, als persönliche Daseins +form desselben, einverleibbar geworden ist. So wenig also menschliche +Arbeitskraft von Natur Kapital, so wenig sind es die Produktionsmittel. +Sie erhalten diesen specifischen gesellschaftlichen Charakter nur unter +bestimmten, geschichtlich entwickelten Bedingungen, wie nur unter sol +chen den edlen Metallen der des Geldes, oder gar dem Geld der des +Geldkapitals aufgeprägt wird. + +Indem es fungirt, verbraucht das produktive Kapital seine eignen Be +standtheile, um sie in eine höherwerthige Produktenmasse umzusetzen. +Da die Arbeitskraft nur als eins seiner Organe wirkt, ist auch der durch +ihre Mehrarbeit erzeugte Ueberschuß des Produktwerths über den Werth +seiner Bildungselemente die Frucht des Kapitals. Die Mehrarbeit der +Arbeitskraft ist die Gratisarbeit des Kapitals und bildet daher für den +Kapitalisten Mehrwerth, einen Werth, der ihm kein Aequivalent kostet. +Das Produkt ist daher nicht nur Waare, sondern mit Mehrwerth befruch +tete Waare. Ihr Werth ist = P + M, gleich dem Werth des in ihrer Her +stellung verzehrten produktiven Kapitals P plus dem von ihm erzeugten +Mehrwerth M. Unterstellen wir, diese Waare bestehe aus 10 000 tt \ +|15| Garn, +in deren Herstellung Produktionsmittel zum Werth von +372 Pfd. St. und Arbeitskraft zum Werth von 50 Pfd. St. verbraucht wor +den. Während des Spinnprocesses übertrugen die Spinner den Werth der +durch +im Belauf von +372 Pfd. St. auf das Garn, wie sie zugleich, entsprechend ihrer Arbeits +ausgabe, einen Neuwerth von, sage 128 Pfd. St. darstellen. Die 10 000 t¿ +Garn sind daher Träger eines Werths von 500 Pfd. St. + +ihre Arbeit verzehrten Produktionsmittel + +III. Drittes Stadium. W-G'. + +Waare wird Waarenkapital als unmittelbar aus dem Produktionsproceß +selbst entsprungene funktionelle Daseinsform des bereits verwertheten + +39 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Kapital Werths. Würde die Waarenproduktion in ihrem ganzen gesell +schaftlichen Umfang kapitalistisch betrieben, so wäre alle Waare von +Haus aus Element eines Waarenkapitals, bestehe sie nun aus Roheisen +oder Brüsseler Spitzen, Schwefelsäure oder Cigarren. Das Problem, wel +che Sorten des Waarenheers durch ihre Beschaffenheit zum Kapitalrang +bestimmt, welche andere zum gemeinen Waarendienst, ist eins der selbst +geschaffnen holden Drangsale der scholastischen Oekonomie. + +In einer Waarenform muß das Kapital Waarenfunktion verrichten. Die +Artikel, woraus es besteht, von Haus aus für den Markt producirt, müs +sen verkauft, in Geld verwandelt werden, also die Bewegung W -G durch +laufen. + +Die Waare des Kapitalisten bestehe aus 10 000 U Baumwollengarn. +Wurden im Spinnproceß Produktionsmittel zum Werth von 372 Pfd. St. +verzehrt und ein Neuwerth von 128 Pfd. St. geschaffen, so hat das Garn +einen Werth von 500 Pfd. St., welchen es ausdrückt in seinem gleichnami +gen Preise. Dieser Preis werde realisirt durch den Verkauf W - G. Was +macht diesen einfachen Vorgang aller Waarencirkulation gleichzeitig zu +einer Kapitalfunktion? Keine Veränderung, die sich innerhalb desselben +ereignet, sei es mit Bezug auf ihren Gebrauchscharakter, denn als Ge +brauchsgegenstand geht die Waare an den Käufer über, sei es mit Bezug +auf ihren Werth, denn dieser erleidet keinen Größenwechsel, sondern nur +einen Formwechsel. Erst existirte er in Garn, jetzt existirt er in Geld. So +tritt ein wesentlicher Unterschied hervor zwischen dem ersten Stadium +G -W und dem letzten Stadium W - G. Dort fungirt das vorgeschoßne Geld +als Geldkapital, weil es sich vermittelst der Cirkulation in Waaren von +specifischem Gebrauchswerth um||16|setzt. Hier kann die Waare nur als +Kapital fungiren, sofern sie diesen Charakter schon fertig aus dem Produk +tionsproceß mitbringt, bevor ihre Cirkulation beginnt. Während des +Spinnprocesses +schufen die Spinner Garnwerth zum Belauf von +128 Pfd. St. Davon bilden, sage 50 Pfd. St., dem Kapitalisten bloß ein +Aequivalent für seine Auslage in Arbeitskraft, und 78 Pfd. St. - bei einem +Exploitationsgrad der Arbeitskraft von 1 5 6% - bilden Mehrwerth. Der +Werth der 10 000 tè Garn enthält also erstens den Werth des aufgezehrten +produktiven Kapitals P, wovon der konstante Theil = 372 Pfd. St., der +variable = 50 Pfd. St., ihre Summe = 422 Pfd. St., = 8440 tí Garn. Der +Werth des produktiven Kapitals P ist aber = W, dem Werth seiner Bil +dungselemente, die in dem Stadium G -W dem Kapitalisten als Waaren in +den Händen ihrer Verkäufer gegenüberstanden. - Zweitens aber enthält +der Werth des Garns einen Mehrwerth von 78 Pfd. St. = 1560 tè Garn. W +als Werthausdruck der 10 000 tè Garn ist also - W + AW, W plus einem +Inkrement von W (= 78 Pfd. St.), welches wir w nennen wollen, da es in + +40 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +derselben Waarenform existirt wie jetzt der ursprüngliche Werth W. Der +Werth der 10 000 ti Garn = 500 Pfd. St. ist also = W + w = W'. Was W, als +Werthausdruck der 10 000 H Garn, zu W' macht, ist nicht seine absolute +Werthgröße (500 Pfd. St.), denn sie ist wie bei allen andren W als Werth +ausdruck irgend einer andern Waarensumme bestimmt durch die Größe +der in ihr vergegenständlichten Arbeit. Es ist seine relative Werthgröße, +seine Werthgröße verglichen mit dem Werth des in seiner Produktion auf +gezehrten Kapitals P. Dieser Werth ist in ihr enthalten, plus dem vom +produktiven Kapital gelieferten Mehrwerth. Sein Werth ist größer, über +schüssig über diesen Kapitalwerth, um diesen Mehrwerth w. Die 10 000 U +Garn sind Träger des verwertheten, mit einem Mehrwerth bereicherten +Kapitalwerths, und sind dies als Produkt des kapitalistischen Produkti- +onsprocesses. W' drückt ein Werthverhältniß aus, das Verhältniß des +Werths des Waarenprodukts zu dem des in seiner Produktion verausgabten +Kapitals, also die Zusammensetzung seines Werths aus Kapitalwerth und +Mehrwerth. Die 10 000 It Garn sind Waarenkapital, W', nur als verwan +delte Form des produktiven Kapitals P, also in einem Zusammenhang, der +zunächst nur im Kreislauf dieses individuellen Kapitals existirt, oder für +den Kapitalisten, der mit seinem Kapital Garn producirt hat. Es ist sozu +sagen ||17| nur ein inneres, kein auswärtiges Verhältniß, das die 10 000 tt +Garn als Werthträger zu Waarenkapital macht; sie tragen ihr kapitalisti +sches Muttermal nicht in der absoluten Größe ihres Werths, sondern in +seiner relativen Größe, in ihrer Werthgröße verglichen mit der, die das in +ihnen enthaltne Kapital besaß, ehe es sich in Waare verwandelt hatte. Wer +den daher die 10 000 U Garn zu ihrem Werth von 500 Pfd. St. verkauft, so +ist dieser Cirkulationsakt, für sich betrachtet, = W - G, bloße Verwandlung +eines gleichbleibenden Werths aus Waarenform in Geldform. Aber als be +sondres Stadium im Kreislauf eines individuellen Kapitals ist derselbe Akt +Realisirung des von der Waare getragnen Kapitalwerths von 422 Pfd. St. ++ dem von ihr getragnen Mehrwerth von 78 Pfd. St., also W ' - G ', Ver +wandlung des Waarenkapitals aus seiner Waarenform in Geldform.4' + +Die Funktion von W' ist nun die alles Waarenprodukts: sich in Geld zu +verwandeln, verkauft zu werden, die Cirkulationsphase W -G durchzu +machen. So lange das jetzt verwerthete Kapital in der Form des Waaren +kapitals verharrt, auf dem Markt festliegt, steht der Produktionsproceß +still. Es wirkt weder als Produkt- noch als Werthbildner. Je nach dem +verschiednen Grad der Geschwindigkeit, womit das Kapital seine Waa +renform abstößt und seine Geldform annimmt, oder je nach der Raschheit +des Verkaufs, wird derselbe Kapitalwerth in sehr ungleichem Grad als + +41 Bis hierher Manuskript VI. Von hier an Manuskript V. + +41 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Produkt- und Werthbildner dienen und die Stufenleiter der Reproduktion +sich ausdehnen oder verkürzen. Es wurde im ersten Buch gezeigt, daß der +Wirkungsgrad eines gegebnen Kapitals durch Potenzen des Produktion- +sprocesses bedingt ist, die von seiner eignen Werthgröße in gewissem Grad +unabhängig sind. Hier zeigt sich, daß der Cirkulationsproceß neue, von +der Werthgröße des Kapitals unabhängige Potenzen seines Wirkungs +grads, seiner Expansion und Kontraktion, in Bewegung setzt. + +Die Waarenmasse W', als Träger des verwertheten Kapitals, muß fer +ner in ihrem ganzen Umfang die Metamorphose W ' - G' durchmachen. +Die Quantität des Verkauften wird hier wesentliche Bestimmung. Die +einzelne Waare figurirt nur noch als integrirender Theil der Gesammt- +masse. Die 500 Pfd. St. Werth existiren in 10 000 U Garn. ||18| Gelingt es +dem Kapitalisten, nur 7440 t¿ zu ihrem Werth von 372 Pfd. St. zu verkau +fen, so hat er nur den Werth seines konstanten Kapitals, den Werth der +verausgabten Produktionsmittel, ersetzt; wenn 8 4 4 0 1 ¿, so nur die Werth +größe des vorgeschoßnen Gesammtkapitals. Er muß mehr verkaufen, um +Mehrwerth zu realisiren, und er muß alle 10 000 W Garn verkaufen, um +den ganzen Mehrwerth von 78 Pfd. St. (= 1560 U Garn) zu realisiren. Er +erhält also in 500 Pfd. St. Geld nur einen Gleichwerth für die verkaufte +Waare; seine Transaktion innerhalb der Cirkulation ist einfaches W - G. +Hätte er seinen Arbeitern 64 Pfd. St. statt 50 Pfd. St. Lohn gezahlt, so +wäre sein Mehrwerth nur 64 Pfd. St. statt 78 Pfd. St., und der Exploita +tionsgrad nur 1 0 0% statt 1 5 6 %; aber nach wie vor bliebe der Werth +seines Garns unverändert; nur das Verhältniß seiner verschiednen Theile +wäre ein andres; der Cirkulationsakt W -G wäre nach wie vor Verkauf +von 10 000 U Garn für 500 Pfd. St., ihren Werth. + +W' = W + w (= 422 Pfd. St. + 78 Pfd. St.). - W ist gleich dem Werth +von P oder dem produktiven Kapital, und dies gleich dem Werth von G, +das in G - W, dem K a uf der Produktionselemente, vorgeschossen wurde; +in unserm Beispiel =422 Pfd. St. Wird die Waarenmasse zu ihrem Werth +verkauft, so W = 422 Pfd. St. und w = 78 Pfd. St., dem Werth des Mehr +produkts von 1560 W Garn. Nennen wir w, in Geld ausgedrückt, g, so ist +W ' - G' = (W + w ) - (G + g), und der Kreislauf G -W ... P ... W ' - G' in sei- + +ner expliciten Form also G - W < pm ... P ... (W + w ) - (G + g). + +Im ersten Stadium entzieht der Kapitalist Gebrauchsartikel dem ei +gentlichen Waarenmarkt und dem Arbeitsmarkt; im dritten Stadium +wirft er Waare zurück, aber nur in Einen Markt, den eigentlichen Waa +renmarkt. Wenn er aber durch seine Waare dem Markt mehr Werth wie +der entzieht, als er ursprünglich hineinwarf, so nur, weil er größern Waa- +renwerth hineinwirft, als er ursprünglich entzog. Er warf den Werth G + +42 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +hinein und entzog den Gleichwerth W; er wirft W + w hinein und ent +zieht den Gleichwerth G + g. - G war in unserm Beispiel gleich dem +Werth von 8440 U Garn; er wirft aber 10 000 U in den Markt, gibt ihm +also größern Werth, als er ihm nahm. Andrerseits hat er diesen gewachs- +nen Werth nur hineingeworfen, weil er im Produktionsproceß Mehrwerth +(als aliquoter Theil des Produkts, ausgedrückt in Mehrprodukt) durch | +|19| Exploitation der Arbeitskraft producirte. Nur als Produkt dieses Pro +cesses ist die Waarenmasse Waarenkapital, Träger des verwertheten Kapi +talwerths. Durch Vollziehung von W ' - G' wird sowohl der vorgeschoßne +Kapitalwerth realisirt wie der Mehrwerth. Die Realisation beider fällt +zusammen in der Reihe von Verkäufen, oder auch in dem Verkauf auf +einen Schlag, der gesammten Waarenmasse, die W ' - G' ausdrückt. Aber +derselbe Cirkulationsvorgang W ' - G' ist verschieden für Kapitalwerth +und Mehrwerth insofern, als er für jeden von beiden ein verschiednes +Stadium ihrer Cirkulation, einen verschiednen Abschnitt in der von ihnen +innerhalb der Cirkulation zu durchlaufenden Metamorphosenreihe aus +drückt, w, der Mehrwerth, kam erst zur Welt innerhalb des Produkti- +onsprocesses. Er tritt also zum ersten Mal auf den Waarenmarkt, und +zwar in Waarenform; sie ist seine erste Cirkulationsform, daher auch der +Akt w-g sein erster Cirkulationsakt oder seine erste Metamorphose, die +also noch zu ergänzen bleibt durch den entgegengesetzten Cirkulations +akt oder die umgekehrte Metamorphose g-w.5) + +Anders verhält es sich mit der Cirkulation, die der Kapitalwerth W im +selben Cirkulationsakt W ' - G' vollzieht, welches für ihn der Cirkulations +akt W -G ist, wo W = P, gleich dem ursprünglich vorgeschoßnen G. Es +hat seinen ersten Cirkulationsakt als G, als Geldkapital, eröffnet und +kehrt durch den Akt W -G zur selben Form zurück; es hat also die beiden +entgegengesetzten Phasen der Cirkulation 1) G -W und 2) W -G durch +laufen und befindet sich wieder in der Form, in der es denselben Kreis- +laufsproceß von Neuem beginnen kann. Was für den Mehrwerth erste +Verwandlung der Waarenform in Geldform, ist für den Kapitalwerth +Rückkehr oder Rückverwandlung in seine ursprüngliche Geldform. + +Durch G - W < pm wurde das Geldkapital in eine gleichwerthige Summe + +Waaren, A und Pm, umgesetzt. Diese Waaren funktioniren nicht wieder als +Waaren, als Verkaufsartikel. Ihr Werth existirt jetzt in der Hand ihres Käu +fers, des Kapitalisten, als Werth seines produktiven Kapitals P. Und in der +Funktion von P, der produktiven Konsumtion, werden ||20| sie verwandelt + +5) Dies gilt, einerlei in welcher Weise wir Kapitalwerth und Mehrwerth trennen. In 10 0 00 U +Garn steckt 1 5 6 0H = 78 Pfd St. Mehrwerth, aber in 1 U Garn = 1 Schilling steckt ebenfalls +2,496 Unzen = 1,728 Penny Mehrwerth. + +43 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +in eine von den Produktionsmitteln stofflich verschiedne Waarensorte, in +Garn, worin ihr Werth nicht nur erhalten, sondern vergrößert wird, von +422 Pfd. St. auf 500 Pfd. St. Durch diese reale Metamorphose werden die +im ersten Stadium G -W dem Markt entzognen Waaren ersetzt durch stoff +lich und werthlich verschiedne Waare, die nun als Waare fungiren, in Geld +verwandelt und verkauft werden muß. Der Produktionsproceß erscheint +daher nur als Unterbrechung des Cirkulationsprocesses des Kapital +werths, wovon bis dahin nur die erste Phase G -W durchlaufen ist. Er +durchläuft die zweite und abschließende Phase W - G, nachdem W stofflich +und werthlich verändert. Soweit aber der Kapitalwerth, für sich genom +men, in Betracht kommt, hat er nur eine Veränderung seiner Gebrauchs +form im Produktionsproceß erlitten. Er existirte als 422 Pfd. St. Werth in A +und Pm, er existirt jetzt als 422 Pfd. St. Werth von 8440 U Garn. Betrach +ten wir also bloß die beiden Phasen des Cirkulationsprocesses des, von +seinem Mehrwerth getrennt gedachten, Kapitalwerths, so durchläuft er 1) +G -W und 2) W - G, wo das zweite W eine veränderte Gebrauchsform, aber +denselben Werth hat wie das erste W; also G - W - G, eine Cirkulationsform, +die durch den doppelten Stellenwechsel der Waare in entgegengesetzter +Richtung, Verwandlung aus Geld in Waare, Verwandlung aus Waare in +Geld, nothwendig die Rückkehr des als Geld vorgeschoßnen Werths zu +seiner Geldform bedingt: seine Rückverwandlung in Geld. + +Derselbe Cirkulationsakt W ' - G ', der für den in Geld vorgeschoßnen +Kapitalwerth zweite abschließende Metamorphose, Rückkehr zur Geld +form, ist für den gleichzeitig vom Waarenkapital mitgetragnen und durch +seinen Umsatz in Geldform mitrealisirten Mehrwerth erste Metamor +phose, Verwandlung aus Waarenform in Geldform, W - G, erste Cirku- +lationsphase. + +Es ist hier also zweierlei zu bemerken. Erstens: Die schließliche Rück +verwandlung des Kapitalwerths in seine ursprüngliche Geldform ist eine +Funktion des Waarenkapitals. Zweitens: Diese Funktion schließt ein die +erste Formverwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen Waa +renform in Geldform. Die Geldform spielt also hier doppelte Rolle; sie ist +einerseits rückkehrende F o rm eines ursprünglich in Geld vorgeschoßnen +Werths, also Rückkehr zur Werthform, die den Proceß eröffnete; sie ist +andrerseits erste verwandelte F o rm eines Werths, der ||21| ursprünglich in +Waarenform in die Cirkulation tritt. Werden die Waaren, woraus das +Waarenkapital besteht, zu ihrem Werth verkauft, wie hier vorausgesetzt, +so wird W + w verwandelt in das gleichwerthige G + g; in dieser F o rm +G + g (422 Pfd. St. + 78 Pfd. St. = 500 Pfd. St.) existirt das realisirte +Waarenkapital jetzt in der Hand des Kapitalisten. Kapitalwerth und +Mehrwerth sind jetzt als Geld vorhanden, also +in der allgemeinen +Aequivalentform. + +44 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +Am Schluß des Processes befindet sich der Kapitalwerth also wieder in +derselben Form, worin er in ihn eintrat, kann ihn also wieder von neuem +als Geldkapital eröffnen und durchlaufen. Eben weil die Ausgangs- und +Schlußform des Processes die des Geldkapitals ( G) wird diese Form des +Kreislaufsprocesses von uns als Kreislauf des Geldkapitals bezeichnet. +Nicht die Form, sondern nur die Größe des vorgeschoßnen Werths ist am +Schluß verändert. + +G + g sind nichts als eine Geldsumme von einer bestimmten Größe, in +unserm Fall 500 Pfd. St. Aber als Resultat des Kreislaufs des Kapitals, +als realisirtes Waarenkapital, enthält diese Geldsumme den Kapitalwerth +und den Mehrwerth; und zwar sind diese nun nicht mehr mit einander +verwachsen, wie im Garn; sie liegen jetzt neben einander. Ihre Realisa +tion hat jedem der beiden selbständige Geldform gegeben. +2 1' / 2 50 davon +sind der Kapitalwerth, 422 Pfd. St., und +3 9/ 2 5o davon der Mehrwerth von +78 Pfd. St. Diese durch Realisation des Waarenkapitals bewirkte Tren +nung hat nicht nur den formellen Gehalt, wovon wir gleich sprechen +werden; sie wird wichtig im Reproduktionsproceß des Kapitals, je nach +dem g ganz, theilweise oder gar nicht zu G geschlagen wird, also je nach +dem es als Bestandtheil des vorgeschoßnen Kapitalwerths fortfungirt +oder nicht, g und G können auch ganz verschiedne Cirkulation durch +laufen. + +In G' ist das Kapital wieder zu seiner ursprünglichen F o rm G zurück +gekehrt, zu seiner Geldform; aber in einer Form, worin es als Kapital +verwirklicht ist. + +Erstens ist eine quantitative Differenz da. Es war G, 422 Pfd. St.; es ist +jetzt G', 500 Pfd. St., und diese Differenz ausgedrückt in G ... G', den +quantitativ verschiednen Extremen des Kreislaufs, dessen Bewegung selbst +nur durch die Punkte ... angedeutet ist. G' ist > G, G ' -G = M, dem Mehr +werth. - Aber als Resultat dieses Kreislaufs G ... G' existirt jetzt nur noch +G'; es ist das Produkt, worin sein Bildungsproceß ||22| erloschen ist. G' +existirt jetzt selbständig für sich, unabhängig von der Bewegung, die es +hervorbrachte. Sie ist vergangen, es ist da an ihrer Stelle. + +Aber G' als G + g, 500 Pfd. St. als 422 Pfd. St. vorgeschoßnes Kapital +plus einem Inkrement desselben von 78 Pfd. St., stellt zugleich ein qua +litatives Verhältniß dar, obgleich dies qualitative Verhältniß selbst nur als +Verhältniß der Theile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives +Verhältniß existirt. G, das vorgeschoßne Kapital, das jetzt wieder in sei +ner ursprünglichen F o rm (422 Pfd. St.) vorhanden ist, existirt jetzt als +realisirtes Kapital. Es hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als +Kapital +indem es sich als solches unterscheidet von g +(78 Pfd. St.), worauf es bezogen ist als auf seinen Zuwachs, seine Frucht, + +realisirt, + +45 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +auf ein durch es selbst gehecktes Inkrement. Es ist als Kapital realisirt, +weil als Werth, der einen Werth geheckt hat. G' existirt als Kapitalver- +hältniß; G erscheint nicht mehr als bloßes Geld, sondern es ist ausdrück +lich als Geldkapital gesetzt, ausgedrückt als Werth, der sich verwerthet +hat, also auch die Eigenschaft besitzt sich zu verwerthen, mehr Werth zu +hecken als er selbst hat. G ist als Kapital gesetzt durch sein Verhältniß zu +einem andern Theil von G', als dem durch es Gesetzten, aus ihm als +Ursache Bewirktem, als der Folge wovon es der Grund. So erscheint G' +als in sich differenzirte, sich funktionell (begrifflich) in sich selbst unter +scheidende, das Kapitalverhältniß ausdrückende Werthsumme. + +Aber dies ist nur ausgedrückt als Resultat, ohne die Vermittlung des + +Processes, dessen Resultat es ist. + +Werththeile unterscheiden sich als solche qualitativ nicht von einander, +außer soweit sie als Werthe verschiedner Artikel, konkreter Dinge auf +treten, also in verschiednen Gebrauchsformen, daher als Werthe ver +schiedner Waarenkörper - ein Unterschied, der nicht aus ihnen selbst als +bloßen Werththeilen entspringt. Im Geld ist alle Verschiedenheit der +Waaren ausgelöscht, weil es eben die ihnen allen gemeinsame Aequiva- +lentform ist. Eine Geldsumme von 500 £ besteht aus lauter gleichnamigen +Elementen von 1 £. Da in dem einfachen Dasein dieser Geldsumme die +Vermittlung ihrer Herkunft ausgelöscht und von der speciflschen Diffe +renz, welche die verschiednen Kapitalbestandtheile im Produktionspro +ceß besitzen, jede Spur verschwunden ist, so existirt der Unterschied nur +noch in der begrifflichen F o rm einer Hauptsumme (englisch princi +pal) = dem vorgeschoßnen Kapital von 422 £ und einer überschüssigen +Werthsumme ||23| von 78 £. G' sei z. B. = 110 £, wovon 100 = C, Haupt +summe, und 10 = M, Mehrwerth. Es herrscht absolute Gleichartigkeit, +also begriffliche Unterschiedslosigkeit, zwischen den beiden konstituiren- +den Theilen der Summe von 110 £. Beliebige 10 £ sind immer Vi ι der +Gesammtsumme von 110 £, ob sie nun 1Ao der vorgeschoßnen Hauptsum +me von 100 £ oder der Ueberschuß von 10 £ über dieselbe. Hauptsumme +und Zuwachssumme, Kapital und Mehrsumme sind daher ausdrückbar +als Bruchtheile der Gesammtsumme; in unserm Beispiel bilden 1 0/n die +Hauptsumme oder das Kapital, Vn die Mehrsumme. Es ist daher be +griffsloser Ausdruck des Kapitalverhältnisses, worin hier am Schluß sei +nes Processes das realisirte Kapital in seinem Geldausdruck erscheint. + +Allerdings gilt dies auch für W' (= W + w). Aber mit dem Unterschied, +daß W ', worin W und w auch nur proportionelle Werththeile derselben +homogenen Waarenmasse, hinweist auf seinen Ursprung P, dessen un +mittelbares Produkt es ist, während in G', einer unmittelbar aus der Cir +kulation herstammenden Form, direkte Beziehung zu P verschwunden +ist. + +46 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +Der begriffslose Unterschied zwischen Haupt- und Zuwachssumme, +der in G' enthalten ist, soweit es das Resultat der Bewegung G ... G' +ausdrückt, verschwindet sofort, sobald es aktiv als Geldkapital wieder +fungirt, also nicht umgekehrt als Geldausdruck des verwertheten indu +striellen Kapitals fixirt wird. Der Kreislauf des Geldkapitals kann nie mit +G' beginnen (obgleich G' jetzt als G fungirt) sondern nur mit G; d. h. nie +als Ausdruck des Kapitalverhältnisses, sondern nur als Vorschußform des +Kapitalwerths. Sobald die 500 Pfd. St. von neuem als Kapital vorge +schossen werden, um sich von neuem zu verwerthen, sind sie Ausgangs +punkt statt Rückkehrpunkt. Statt eines Kapitals von 422 Pfd. St. ist jetzt +eins von 500 Pfd. St. vorgeschossen, mehr Geld als früher, mehr Kapi +talwerth, aber das Verhältniß zwischen den zwei Bestandtheilen ist weg +gefallen, ganz wie ursprünglich die Summe von 500 Pfd. St. statt der von +422 Pfd. St. hätte als Kapital fungiren können. + +Es ist keine aktive Funktion des Geldkapitals, sich als G' darzustellen; +seine eigne Darstellung als G' ist vielmehr eine Funktion von W. Schon +in der einfachen Waarencirkulation, 1) W i - G, 2) G-W2, fungirt G erst +aktiv im zweiten Akt G-W2; seine Darstellung als G ist nur Resultat des +ersten Akts, kraft dessen es erst als verwandelte F o rm von Wi auftritt. +Das in G' enthaltene Kapitalverhältniß, die Beziehung eines ||24| seiner +Theile als des Kapitalwerths auf den andern als dessen Werthinkrement, +bekommt allerdings funktionelle Bedeutung, soweit, bei beständiger Wie +derholung des Kreislaufs G ... G', G' sich in zwei Cirkulationen spaltet, +Kapitalcirkulation und Mehrwerthcirkulation, also die beiden Theile +nicht blos quantitativ, sondern auch qualitativ verschiedne Funktionen +vollziehn, G andre als g. Aber an sich betrachtet, schließt die F o rm +G ... G' die Konsumtion des Kapitalisten nicht ein, sondern ausdrücklich +nur die Selbstverwerthung und die Akkumulation, soweit letztre zunächst +in periodischem Anwachs des stets von neuem vorgeschoßnen Geldka +pitals sich ausdrückt. + +Obgleich begriffslose F o rm des Kapitals, ist G' = G + g zugleich erst +das Geldkapital in seiner realisirten Form, als Geld, welches Geld ge +heckt hat. Hier ist aber zu unterscheiden von der Funktion des GeId- + +A + +kapitals im ersten Stadium G -W < pm. G in diesem ersten Stadium cir- +kulirt als Geld. Es fungirt als Geldkapital nur deshalb, weil es nur in +seinem Geldzustand eine Geldfunktion verrichten, sich in die ihm als +Waaren gegenüberstehenden Elemente von P, in A und Pm umsetzen +kann. In diesem Cirkulationsakt fungirt es nur als Geld; aber weil dieser +Akt das erste Stadium des processirenden Kapitalwerths, ist er zugleich +Funktion des Geldkapitals, kraft der specifischen Gebrauchsform der + +47 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Waaren A und Pm, die gekauft werden. G' dagegen, zusammengesetzt +aus G, dem Kapitalwerth, und g, dem durch diesen erzeugten Mehr +werth, drückt verwertheten Kapitalwerth aus, den Zweck und das R e +sultat, die Funktion des gesammten Kreislaufsprocesses des Kapitals. +D aß es dies Resultat in Geldform, als realisirtes Geldkapital ausdrückt, +entspringt nicht daraus, daß es Geldform des Kapitals, Geldkapital ist, +sondern umgekehrt daraus, daß es Geldkapital, Kapital in Geldform ist, +daß das Kapital in dieser F o rm den Proceß eröffnet hat, in Geldform +vorgeschossen worden ist. Die Rückverwandlung in die Geldform ist eine +Funktion des Waarenkapitals W', wie wir gesehn, nicht des Geldkapitals. +Was aber die Differenz von G' gegenüber G betrifft, so ist sie (g) nur +Geldform von w, dem Inkrement von W; G' ist nur = G + g, weil +W' - W + w war. In W' ist also diese Differenz und das Verhältniß des +Kapitalwerths zu dem von ihm geheckten Mehrwerth vorhanden und +ausgedrückt, bevor beide in G' verwandelt, in eine Geldsumme, worin +beide Werththeile selbständig einander gegenüber treten und daher auch +zu 1251 selbständigen und von einander verschiednen Funktionen ver +wendbar sind. + +G' ist nur Resultat der Realisirung von W'. Beide, W' wie G', sind nur +verschiedne Formen, Waarenform und Geldform, des verwertheten K a +pitalwerths, beide haben dies gemein, daß sie verwertheter Kapitalwerth. +Beide sind verwirklichtes Kapital, weil hier der Kapitalwerth als solcher +mitsammt dem Mehrwerth als von ihm verschiedner, durch ihn erhaltner +Frucht existirt, obgleich dies Verhältniß nur ausgedrückt ist in der be +griffslosen F o rm des Verhältnisses zweier Theile einer Geldsumme oder +eines Waarenwerths. Aber als Ausdrücke des Kapitals in Beziehung zu, +und im Unterschied von, dem durch es erzeugten Mehrwerth, also als +Ausdrücke von verwerthetem Werth, sind G' und W' dasselbe und drük- +ken dasselbe aus, nur in verschiedner Form; sie unterscheiden sich nicht +als Geldkapital und Waarenkapital, sondern als Geld und Waare. Sofern +sie verwertheten Werth, als Kapital bethätigtes Kapital darstellen, drük- +ken sie nur das Resultat der Funktion des produktiven Kapitals aus, der +einzigen Funktion, worin der Kapitalwerth Werth heckt. Ihr Gemeinsa +mes ist, daß sie beide, Geldkapital und Waarenkapital, Existenzweisen +des Kapitals sind. Das eine ist Kapital in Geldform, das andre in Waa +renform. Die sie unterscheidenden specifischen Funktionen können da +her nichts andres sein, als Unterschiede zwischen Geldfunktion und +Waarenfunktion. Das Waarenkapital, als direktes Produkt des kapitalisti +schen Produktionsprocesses, erinnert an diesen seinen Ursprung und +ist daher in seiner F o rm rationeller, minder begriffslos als das Geldka +pital, in dem jede Spur dieses Processes erloschen ist, wie überhaupt im + +48 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +Geld alle besondre Gebrauchsform der Waare erlischt. Es ist daher nur, +wo G' selbst als Waarenkapital fungirt, wo es unmittelbares Produkt +eines Produktionsprocesses und nicht verwandelte Form dieses Produkts +ist, daß seine bizarre Form verschwindet - also in der Produktion des +Geldmaterials selbst. Für Goldproduktion ζ. B. wäre die Formel: + +G~W A. Cuprov: Zelëznodoroznoje chozjajstvo. M o s k va 1875, p. 75, 76. + +52 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +individuell konsumirt, so verschwindet sein Werth mit der Konsumtion; +wird er produktiv konsumirt, so daß er selbst ein Produktionsstadium +der im Transport befindlichen Waare, so wird sein Werth als Zuschuß +werth auf die Waare selbst übertragen. Die Formel für die Transportin- + +dustrie wäre also G W < pm ... P - G ', da der Produktionsproceß selbst, +nicht ein von ihm trennbares Produkt, gezahlt und konsumirt wird. Sie +hat also fast genau dieselbe Form wie die für die Produktion der edlen +Metalle, nur daß G' hier verwandelte F o rm des während des Produkti- +onsprocesses hervorgebrachten Nutzeffekts, nicht Naturalform des wäh +rend dieses Processes hervorgebrachten und aus ihm abgestoßnen Goldes +oder Silbers ist. + +Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals, wor +in nicht nur Aneignung von Mehrwerth, resp. Mehrprodukt, sondern +zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher +den kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schließt das +des Klassengegensatzes von Kapitalisten und Lohnarbeitern ein. Im M aß +wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik +und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprocesses umgewälzt, und +damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft. Die andern +Arten von Kapital, die vor ihm inmitten vergangner oder untergehender +gesellschaftlicher Produktionszustände erschienen, werden ihm nicht nur +untergeordnet und im Mechanismus ihrer Funktionen ihm entsprechend +verändert, sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage, leben +und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geld +kapital und Waarenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger +eigner Geschäftszweige neben dem industriellen Kapital auftreten, sind +nur noch durch die gesellschaftliche Theilung der Arbeit verselbständigte +und einseitig ausgebildete Existenzweisen der verschiednen Funktions +formen, die das industrielle Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre +bald annimmt, bald abstreift. + +Der Kreislauf G ... G' verschlingt sich einerseits mit der allgemeinen +Waarencirkulation, geht aus ihr hervor und in sie ein, und bildet | +1 31 j einen Theil von ihr. Andrerseits bildet er eine eigne selbständige Be +wegung des Kapitalwerths für den individuellen Kapitalisten, eine Bewe +gung, die theils innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation vorgeht, +theils außerhalb derselben, die aber stets ihren selbständigen Charakter +bewahrt. Erstens dadurch, daß ihre beiden in der Cirkulationssphäre vor +gehenden Phasen G -W und W ' - G' als Phasen der Kapitalbewegung +funktionell bestimmte Charaktere besitzen; in G -W ist W stofflich be +stimmt als Arbeitskraft und Produktionsmittel; in W ' - G' wird der K a +pitalwerth realisirt + dem Mehrwerth. Zweitens umschließt P, der Pro- + +53 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +duktionsproceß, die produktive Konsumtion. Drittens macht die Rück +kehr des Geldes zu ihrem Ausgangspunkt die Bewegung G ... G' zu einer +sich in sich selbst abschließenden Kreislaufbewegung. + +Einerseits bildet also jedes + +individuelle Kapital in seinen beiden +Cirkulationshälften G -W und W ' - G' ein Agens der allgemeinen Waa- +rencirkulation, worin es entweder als Geld oder als Waare fungirt oder +verkettet ist, und so selbst ein Glied bildet in der allgemeinen Metamor +phosenreihe der Waarenwelt. Andrerseits beschreibt es innerhalb der all +gemeinen Cirkulation seinen eignen selbständigen Kreislauf, worin die +Produktionssphäre ein Durchgangsstadium bildet, und worin es zu sei +nem Ausgangspunkt in derselben F o rm zurückkehrt, in der es ihn ver +ließ. Innerhalb seines eignen Kreislaufs, der seine reale Metamorphose im +Produktionsproceß einschließt, verändert es zugleich seine Werthgröße. +Es kehrt zurück, nicht nur als Geldwerth, sondern als vergrößerter, ge +wachsener Geldwerth. + +Betrachten wir schließlich G -W ... P ... W ' - G' als specielle F o rm des +Kreislaufsprocesses des Kapitals neben den andern später zu untersu +chenden Formen, so zeichnet es sich durch Folgendes aus. + +1) Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das industrielle K a +pital in seiner Geldform, als Geldkapital, den Ausgangspunkt und den +Rückkehrpunkt seines Gesammtprocesses bildet. Die Formel selbst +drückt aus, daß das Geld hier nicht als Geld verausgabt, sondern nur +vorgeschossen wird, also nur Geldform des Kapitals, Geldkapital ist. Sie +drückt ferner aus, daß der Tauschwerth, nicht der Gebrauchswerth, der +bestimmende Selbstzweck der Bewegung ist. Eben weil die Geldgestalt +des Werths seine selbständige, handgreifliche Erscheinungsform ist, | +|32| drückt die Cirkulationsform G . . . G ', deren Ausgangspunkt und +Schlußpunkt wirkliches Geld, das Geldmachen, das treibende Motiv der +kapitalistischen Produktion, am handgreiflichsten aus. Der Produktions +proceß erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als nothwendiges +Uebel zum Behuf des Geldmachens. Alle Nationen kapitalistischer Pro +duktionsweise werden daher periodisch vom Schwindel ergriffen, worin +sie ohne Vermittlung des Produktionsprocesses das Geldmachen vollzie +hen wollen. + +2) Das Produktionsstadium, die Funktion von P, bildet in diesem +Kreislauf die Unterbrechung der +zwei Phasen der Cirkulation +G -W ... W ' - G ', die wieder nur Vermittlung der einfachen Cirkulation +G - W - G '. Der Produktionsproceß erscheint in der F o rm des Kreislaufs +processes selbst, formell und ausdrücklich als das, was er in der kapita +listischen Produktionsweise ist, als bloßes Mittel zur Verwerthung des +vorgeschoßnen Werths, also die Bereicherung als solche als Selbstzweck +der Produktion. + +54 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +3) Weil die Reihenfolge der Phasen durch G -W eröffnet wird, ist das +zweite Glied der Cirkulation W ' - G '; also Ausgangspunkt G, das zu ver- +werthende Geldkapital, Schlußpunkt G', das verwerthete Geldkapital +G + g, worin G als realisirtes Kapital neben seinem Sprößling g figurirt. +Dies unterscheidet den Kreislauf G von den beiden andern Kreisläufen P +und W', und zwar in doppelter Weise. Einerseits durch die Geldform der +beiden Extreme; Geld ist aber die selbständige handgreifliche Existenz +form des Werths, der Werth des Produkts in seiner selbständigen Werth +form, worin alle Spur des Gebrauchswerths der Waaren ausgelöscht ist. +Andrerseits wird die Form P ... P nicht nothwendig zu P ... P' (P + p), +und in der F o rm W ' . .. W' ist überhaupt keine Werthdifferenz zwischen +beiden Extremen sichtbar. - Der Formel G ... G' ist es also charakteri +stisch, einerseits, daß der Kapitalwerth den Ausgangspunkt und der ver +werthete Kapitalwerth den Rückkehrpunkt bildet, sodaß der Vorschuß +des Kapitalwerths als Mittel, der verwerthete Kapitalwerth als Zweck der +ganzen Operation erscheint; andrerseits, daß dies Verhältniß in Geldform +ausgedrückt ist, der selbständigen Werthform, daher das Geldkapital als +Geld heckendes Geld. Die Erzeugung von Mehrwerth durch den Werth +ist nicht nur als Alpha und Omega des Processes ausgedrückt, sondern +ausdrücklich in der blinkenden Geldform. | + +1 3 3 1 4) Da G', das realisirte Geldkapital als Resultat von W ' - G ', der +ergänzenden und abschließenden Phase von G - W, sich absolut in der +selben Form befindet, worin es seinen ersten Kreislauf eröffnet hat, kann +es, sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder eröff +nen als vergrößertes (akkumulirtes) Geldkapital: G' = G + g; und es ist +wenigstens nicht in der Form von G ... G' ausgedrückt, daß bei Wieder +holung des Kreislaufs die Cirkulation von g sich von der von G trennt. In +seiner einmaligen Gestalt betrachtet, formell, drückt der Kreislauf des +Geldkapitals daher nur den Verwerthungs- und Akkumulationsproceß +aus. Die Konsumtion ist darin nur als produktive Konsumtion ausge- + +drückt durch G - W < pm, nur diese ist eingeschlossen in diesen Kreislauf + +des individuellen Kapitals. G -A ist A -G oder W -G von Seiten des Ar +beiters; ist also die erste Phase der Cirkulation, die seine individuelle +Konsumtion vermittelt: A - G -W (Lebensmittel). Die zweite Phase G -W +fällt nicht mehr in den Kreislauf des individuellen Kapitals; aber sie ist +durch ihn eingeleitet, von ihm vorausgesetzt, da der Arbeiter, um sich +stets als exploitirbarer Stoff des Kapitalisten auf dem Markt zu befinden, +vor allen Dingen leben, also sich durch individuelle Konsumtion erhalten +muß. Aber diese Konsumtion selbst ist hier nur vorausgesetzt als Bedin +gung der produktiven Konsumtion der Arbeitskraft durch das Kapital, + +55 + + Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +also auch nur soweit sich der Arbeiter durch seine individuelle Konsum +tion als Arbeitskraft erhält und reproducirt. Die Pm, die eigentlichen +Waaren aber, die in den Kreislauf eingehn, bilden nur Speisematerial der +produktiven Konsumtion. Der Akt A -G vermittelt die individuelle K o n +sumtion des Arbeiters, Verwandlung der Lebensmittel in sein Fleisch und +Blut. Allerdings muß auch der Kapitalist da sein, also auch leben und +konsumiren, um als Kapitalist zu fungiren. Dazu brauchte er in der That +nur als Arbeiter zu konsumiren, und mehr ist daher in dieser F o rm des +Cirkulationsprocesses nicht vorausgesetzt. Formell ausgedrückt ist selbst +das nicht, da die Formel schließt mit G', also einem Resultat, das sofort +wieder als vergrößertes Geldkapital fungiren kann. + +In W ' - G' ist der Verkauf von W' direkt enthalten; aber W ' - G ', Ver +kauf von der einen Seite, ist G - W, K a uf von der andern, und die Waare +wird endgültig nur ihres Gebrauchswerths wegen gekauft, um (von Zwi +schenverkäufen abgesehn) in den Konsumtionsproce�� einzugehn, ||34| sei +dieser nun individuell oder produktiv, je nach der Natur des gekauften +Artikels. Aber diese Konsumtion geht nicht ein in den Kreislauf des +individuellen Kapitals, dessen Produkt W' ist; dies Produkt wird eben als +zu verkaufende Waare aus dem Kreislauf abgestoßen. Das W' ist aus +drücklich bestimmt zu fremder Konsumtion. Wir finden daher bei Doll +metschern des Merkantilsystems (dem die Formel G -W ... P ... W ' - G' +zu Grunde liegt) sehr weitläufige Predigten darüber, daß der einzelne +Kapitalist nur als Arbeiter konsumiren muß, wie die Kapitalistennation +den andern, dümmern Nationen das Verzehren ihrer Waaren und über +haupt den Konsumtionsproceß überlassen, dagegen die produktive Kon +sumtion zu ihrer Lebensaufgabe machen muß. Diese Predigten erinnern +oft der F o rm und dem Inhalt nach an analoge ascetische Ermahnungen +der Kirchenväter. + +Der Kreislaufsproceß des Kapitals ist also Einheit von Cirkulation und +Produktion, schließt beide ein. Sofern die beiden Phasen G - W, W ' - G' +Cirkulationsvorgänge, bildet die Cirkulation des Kapitals Theil der all +gemeinen Waarencirkulation. Aber als funktionell bestimmte Abschnitte, +Stadien im Kreislauf des Kapitals, der nicht nur der Cirkulationssphäre, +sondern auch der Produktionssphäre angehört, vollzieht das Kapital in +nerhalb der allgemeinen Waarencirkulation seinen eignen Kreislauf. Die +allgemeine Waarencirkulation dient ihm im ersten Stadium dazu, die G e +stalt anzunehmen, worin es als produktives Kapital fungiren kann; im +zweiten, die Waarenform abzustoßen, worin es seinen Kreislauf nicht + +56 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +erneuern kann; und zugleich ihm die Möglichkeit zu eröffnen, seinen +eignen Kapitalkreislauf zu trennen von der Cirkulation des ihm ange +w a c h s en Mehrwerths. + +Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum schla +gendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des in +dustriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwerthung des +Werths, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dar +gestellt wird (kaufen um theurer zu verkaufen). Dadurch, daß die erste +Phase G -W ist, tritt auch hervor die Herkunft der Bestandtheile des +produktiven Kapitals aus dem Waarenmarkt, wie überhaupt die Bedingt +heit des kapitalistischen Produktionsprocesses durch die Cirkulation, den +Handel. Der Kreislauf des Geldkapitals ist nicht nur Waaren||35|produk- +tion; er kommt selbst nur durch die Cirkulation zu Stande, er setzt sie +voraus. Es liegt dies schon darin, daß die der Cirkulation angehörige +F o rm G als erste und reine Form des vorgeschoßnen Kapitalwerths er +scheint, was in den beiden andern Kreislaufsformen nicht der Fall. + +Der Kreislauf des Geldkapitals bleibt insofern stets der allgemeine +Ausdruck des industriellen Kapitals, als er stets Verwerthung des vorge +schoßnen Werths einschließt. In P ... P tritt der Geldausdruck des K a +pitals nur als Preis der Produktionselemente hervor, also nur als in R e +chengeld ausgedrückter Werth, und wird in dieser F o rm festgehalten in +der Buchhaltung. + +Besondere Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals wird G ... G' +soweit neu auftretendes Kapital zuerst als Geld vorgeschossen und in +derselben Form zurückgezogen wird, sei es beim Uebertritt aus einem +Geschäftszweig in den andern, sei es beim Rücktritt des industriellen +Kapitals aus dem Geschäft. Es schließt dies ein die Kapitalfunktion des +zuerst in Geldform vorgeschoßnen Mehrwerths, und tritt am schlagend +sten hervor, wenn dieser in einem andern Geschäft fungirt als dem wor +aus er herkommt. G ... G' kann erster Kreislauf eines Kapitals sein; es +kann letzter sein; es kann als Form des gesellschaftlichen Gesammtka- +pitals gelten; es ist die Form von Kapital, das neu angelegt wird, sei es als +in Geldform neu akkumulirtes Kapital, sei es als altes Kapital, das ganz +in Geld verwandelt wird zur Uebertragung aus einem Produktionszweig +in den andern. + +Als stets in allen Kreisläufen einbegriffne F o rm vollzieht das Geldka +pital diesen Kreislauf gerade für den Theil des Kapitals, der den Mehr +werth erzeugt, das variable Kapital. Die normale Form des Vorschusses +des Arbeitslohns ist Zahlung in Geld; dieser Proceß muß in kürzeren +Terminen stets erneuert werden, weil der Arbeiter von der Hand in den +Mund lebt. Dem Arbeiter muß der Kapitalist daher beständig als GeId- + +57 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +kapitalist, und sein Kapital als Geldkapital gegenübertreten. Es kann +hier nicht, wie beim K a uf der Produktionsmittel und Verkauf der pro +duktiven Waaren, direkte oder indirekte Ausgleichung stattfinden (sodaß +die größere Masse des Geldkapitals thatsächlich nur in F o rm von Waa +ren, das Geld nur in der F o rm des Rechengelds, und schließlich baar nur +für Ausgleichung der Bilanzen figurirt). Andrerseits wird ein Theil des +aus dem variablen Kapital entspringenden Mehrwerths vom Kapitalisten +verausgabt für seine Privatkonsumtion, die dem Kleinhandel angehört +und, auf welchen ||36| Umwegen immer, baar, in der Geldform des Mehr +werths verausgabt wird. Wie groß oder klein dieser Theil des Mehrwerths +sei, ändert nichts an der Sache. Fortwährend erscheint von neuem das +variable Kapital als im Arbeitslohn angelegtes Geldkapital ( G - A) und g +als Mehrwerth, der zur Bestreitung der Privatbedürfnisse des Kapitali +sten verausgabt wird. Also G als vorgeschoßner variabler Kapitalwerth +und g als sein Zuwachs, beide in Geldform nothwendig festgehalten, um +in solcher verausgabt zu werden. + +Die Formel G -W ... P ... W ' - G ', mit dem Resultat G '= G + g, +schließt in ihrer F o rm eine Täuschung ein, trägt einen illusorischen Cha +rakter, der aus dem Dasein des vorgeschoßnen und verwertheten Werths +in seiner Aequivalentform, dem Geld, entspringt. Der Accent liegt nicht +auf Verwerthung des Werths, sondern auf der Geldform dieses Processes, +darauf, daß mehr Werth in Geldform schließlich aus der Cirkulation +gezogen wird als ihr ursprünglich vorgeschossen ward, also auf Vermeh +rung der dem Kapitalisten gehörigen Gold- und Silbermasse. Das soge +nannte Monetärsystem +ist bloß Ausdruck der begriffslosen F o rm +G - W - G ', einer Bewegung, die ausschließlich in der Cirkulation verläuft +und daher die beiden Akte: 1) G - W, 2) W - G' nur dadurch erklären +kann, daß W im zweiten Akt über seinen Werth verkauft wird, daher +mehr Geld der Cirkulation entzieht als durch seinen K a uf in sie hinein +geworfen ward. Dagegen G -W ... P ... W ' - G ', als ausschließliche F o rm +fixirt, liegt dem entwickelteren Merkantilsystem zu Grund, wo nicht nur +Waarencirkulation, sondern auch Waarenproduktion als nothwendiges +Element erscheint. + +Der illusorische Charakter von G -W ... P ... W ' - G ', und die ihr ent +sprechende illusorische Deutung ist da, sobald diese F o rm als einmalige +fixirt wird, nicht als fließende, beständig sich erneuernde; sobald sie da +her nicht als eine der Formen des Kreislaufs, sondern als seine aus +schließliche gilt. Sie weist aber selbst auf andre Formen hin. + +Erstens setzt dieser ganze Kreislauf den kapitalistischen Charakter des +Produktionsprocesses selbst voraus, und als Basis daher diesen Produk +tionsproceß nebst dem specifischen, durch ihn bedingten Gesellschafts- + +58 + + Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals + +zustand. G -W = G - W < pm; aber G -A unterstellt den Lohnarbeiter, + +und daher die Produktionsmittel als Theil des produktiven Kapitals, da +her ||37| den Arbeits- und Verwerthungsproceß, den Produktionsproceß +schon als Funktion des Kapitals. + +Zweitens: Wird G ... G' wiederholt, so erscheint die Rückkehr zur +Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten Stadium. +G -W verschwindet, um P Platz zu machen. Der beständige Wiedervor +schuß in Geld, ebensosehr wie seine beständige Rückkehr als Geld, er +scheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende Momente. + +Drittens: + +G -W ... P ... W - G '. G -W ... P ... W - G '. G -W ... P ... etc. + +Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint der + +Kreislauf P ... W - G '. G -W ... P, bevor der zweite Kreislauf von G voll +endet ist, und alle ferneren Kreisläufe können so unter der F o rm +P ... W - G -W ... P betrachtet werden, sodaß G -W als erste Phase des +ersten Kreislaufs nur die verschwindende Vorbereitung des sich stets wie +derholenden Kreislaufs des produktiven Kapitals bildet, wie dies in der +That der Fall bei zum ersten Mal in der Form von Geldkapital angeleg +tem, industriellem Kapital. + +Andrerseits, bevor der zweite Kreislauf von P vollendet, ist der erste + +Kreislauf W- G'. G -W ... P ... W (abgekürzt W ... W) beschrieben, +der Kreislauf des Waarenkapitals. So enthält die erste Form schon die +beiden andern und es verschwindet so die Geldform, soweit sie nicht +bloßer Werthausdruck, sondern Werthausdruck in der Aequivalentform, +in Geld. + +Endlich: Nehmen wir ein neu auftretendes einzelnes Kapital, welches + +zum ersten Mal den Kreislauf G -W ... P ... W - G' beschreibt, so ist +G -W die Vorbereitungsphase, der Vorläufer des ersten Produktionspro- +cesses, den dies einzelne Kapital durchmacht. Diese Phase G -W ist daher +nicht vorausgesetzt, sondern wird vielmehr durch den Produktionsproceß +gesetzt oder bedingt. Aber dies gilt nur für dies einzelne Kapital. Allge +meine Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals ist der Kreislauf des +Geldkapitals, soweit die kapitalistische Produktionsweise vorausgesetzt +ist, also innerhalb eines durch die kapitalistische Produktion bestimmten +Gesellschaftszustandes. Der kapitalistische Produktionsproceß ist daher +als ein prius vorausgesetzt, wenn nicht in dem ersten Kreislauf des Geld +kapitals eines neu angelegten industriellen Ka||38|pitals, so außerhalb +desselben; das beständige Dasein dieses Produktionsprocesses unterstellt +den beständig erneuerten Kreislauf von P ... P. Innerhalb des ersten Sta- + +59 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +diums G - W < pm tritt diese Voraussetzung selbst schon auf, indem dies + +einerseits das Dasein der Lohnarbeiterklasse voraussetzt; indem andrer +seits das, was erstes Stadium G -W für den Käufer der Produktionsmittel, +W ' - G' für ihren Verkäufer ist, also in W' das Waarenkapital, somit die +Waare selbst als Resultat der kapitalistischen Produktion, und damit die +Funktion des produktiven Kapitals voraussetzt. + +ZWEITES KAPITEL. + +D er K r e i s l a uf des p r o d u k t i v en K a p i t a l s. + +Der Kreislauf des produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel: +P ... W ' - G ' -W ... P. Er bedeutet die periodisch erneuerte Funktion des +produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen Produktions +proceß als Reproduktionsproceß mit Bezug auf die Verwerthung; nicht +nur Produktion, sondern periodische Reproduktion von Mehrwerth; die +Funktion des in seiner produktiven Form befindlichen industriellen K a +pitals, nicht als einmalige, sondern als periodisch wiederholte Funktion, +sodaß der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst gegeben ist. +Ein Theil von W' kann unmittelbar (in gewissen Fällen, Anlagezweigen +des industriellen Kapitals) wieder als Produktionsmittel in denselben Ar- +beitsproceß eingehn, aus dem er als Waare herauskam; dadurch wird nur +die Verwandlung seines Werths in wirkliches Geld oder Geldzeichen er +spart, oder sie erhält nur selbständigen Ausdruck als Rechengeld. Dieser +Werththeil geht nicht in die Cirkulation ein. Es gehn so Werthe in den +Produktionsproceß ein, die nicht in den Cirkulationsproceß eingehn. +Dasselbe gilt von dem Theil von W ', den der Kapitalist als Theil des +Mehrprodukts in natura verzehrt. Dies ist jedoch für die kapitalistische +Produktion unbedeutend; es kommt höchstens bei der Agrikultur in Be +tracht. I + +|39| Zweierlei springt sofort bei dieser Form in die Augen. +Erstens. Während in der ersten F o rm G ... G' der Produktionsproceß, +die Funktion von P, die Cirkulation des Geldkapitals unterbricht und +nur als Vermittler zwischen seinen beiden Phasen G -W und W ' - G' er +scheint, bildet hier der gesammte Cirkulationsproceß des industriellen +Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Cirkulationsphase, nur +eine Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen dem pro +duktiven Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet und als +letztes ihn in derselben Form, also in der Form seines Wiederbeginns, + +60 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +schließt. Die eigentliche Cirkulation erscheint nur als Vermittlung der +periodisch erneuerten und durch die Erneurung kontinuirlichen Repro +duktion. + +Zweitens. Die gesammte Cirkulation stellt sich dar in der entgegenge +setzten F o rm von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals besitzt. Sie war +dort: G - W -G ( G - W. W - G ), abgesehn von der Werthbestimmung; sie ist +hier, wieder abgesehn von der Werthbestimmung, W - G -W ( W - G. G - W ), +also die Form der einfachen Waarencirkulation. + +/. Einfache Reproduktion. + +Betrachten wir also zunächst den zwischen den Extremen P ... P in der +Cirkulationssphäre verlaufenden Proceß W ' - G ' - W. + +Der Ausgangspunkt dieser Cirkulation + +ist das Waarenkapital: + +W' = W + w = P + w. Die Funktion des Waarenkapitals W ' - G' (die R e- +alisirung des in ihm enthaltenen Kapitalwerths = P, der jetzt als Waaren- +bestandtheil W existirt, wie des in ihm enthaltnen Mehrwerths, der als +Bestandtheil derselben Waarenmasse, mit dem Werth w, existirt) wurde in +der ersten Form des Kreislaufs betrachtet. Aber dort bildete sie die zweite +Phase der unterbrochnen Cirkulation und die Abschlußphase des ganzen +Kreislaufs. Hier bildet sie die zweite Phase des Kreislaufs, aber die erste +Phase der Cirkulation. Der erste Kreislauf endet mit G', und da G' +ebensowohl wie das ursprüngliche G von neuem als Geldkapital den +zweiten Kreislauf eröffnen kann, war es zunächst nicht nöthig weiter +zuzusehn, ob die in G' enthaltnen G und g (der Mehrwerth) ihre Bahn +mit einander fortsetzen, oder ob sie verschiedne Bahnen beschreiben. +Dies wäre nur nöthig geworden, hätten wir den ersten Kreislauf in seiner +Erneurung weiter verfolgt. Dieser Punkt muß aber im Kreislauf des +pro||40|duktiven Kapitals entschieden werden, da die Bestimmung schon +seines ersten Kreislaufs davon abhängt, und weil W ' - G' in ihm als erste +Cirkulationsphase erscheint, welche durch G -W zu ergänzen ist. Es +hängt von dieser Entscheidung ab, ob die Formel einfache Reproduktion +oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter darstellt. Je nach ihrer +Entscheidung also ändert sich der Charakter des Kreislaufs. + +Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven +Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und +K a uf und Verkauf der Waaren zu ihrem Werth vorausgesetzt sind. Der +ganze Mehrwerth geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsum +tion des Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Waarenkapitals +W' in Geld stattgefunden, cirkulirt der Theil der Geldsumme, der den +Kapitalwerth darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der + +61 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +andre, der vergoldeter Mehrwerth ist, geht ein in die allgemeine Waaren +cirkulation, ist vom Kapitalisten ausgehende Geldcirkulation, geht aber +vor außerhalb der Cirkulation seines individuellen Kapitals. + +In unserm Beispiel hatten wir ein Waarenkapital W' von 10 000 tè +Garn zum Werth von 500 £; 422 £ davon sind der Werth des produktiven +Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 tè Garn die von W' begon +nene Kapitalcirkulation fort, während der Mehrwerth von 78 £, Geld +form von 1560 ti Garn, dem überschüssigen Theil des Waarenprodukts, +aus dieser Cirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn innerhalb der +allgemeinen Waarencirkulation beschreibt. + +g-w ist eine Reihe von Käufen vermittelst des Geldes, das der Kapitalist, +sei es in eigentlichen Waaren, sei es in Diensten für seine werthe Person, +resp. Familie, verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert, finden zu ver- +schiednen Terminen statt. Das Geld existirt also zeitweis in der Form +eines für die laufende Konsumtion bestimmten Geldvorraths oder Schat +zes, da in seiner Cirkulation unterbrochnes Geld sich in Schatzform +befindet. Seine Funktion als Cirkulationsmittel, das auch seine vorüber +gehende F o rm als Schatz einbegreift, geht nicht in die Cirkulation des +Kapitals in seiner Geldform G ein. Das Geld wird nicht vorgeschossen +sondern verausgabt. | + +|411 Wir haben vorausgesetzt, daß das vorgeschoßne Gesammtkapital +stets ganz aus einer seiner Phasen in die andre übergeht, so auch hier, daß +das Waarenprodukt von P den Gesammtwerth des produktiven Kapitals +P = 422 £ + dem während des Produktionsprocesses geschaffnen Mehr +werth = 78 £ trägt. In unserm Beispiel, wo wir es mit einem diskreten +Waarenprodukt zu thun haben, existirt der Mehrwerth in der F o rm von +1560 tè Garn; ganz wie er auf 1 ti Garn berechnet in der Form von 2,496 +Unzen Garn existirt. Wäre dagegen das Waarenprodukt z. B. eine M a +schine von 500 £ und von derselben Werthzusammensetzung, so wäre +zwar ein Werththeil dieser Maschine = 78 £ Mehrwerth, aber diese 78 £ +existirten nur in der Gesammtmaschine; sie ist nicht in Kapitalwerth und +Mehrwerth theilbar, ohne sie selbst in Stücke zu zerschlagen und so mit +ihrem Gebrauchswerth auch ihren Werth zu vernichten. Die beiden +Werthbestandtheile können also nur ideell in Bestandtheilen des Waaren- +körpers dargestellt werden, nicht als selbständige Elemente der Waare +W', wie jedes Pfund Garn als trennbares, selbständiges Waarenelement +der 10 000 tè. Im ersten Fall muß die Gesammtwaare, das Waarenkapi- + +62 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +tal, die Maschine, ganz verkauft sein, bevor g seine besondre Cirkulation +eingehn kann. Dagegen wenn der Kapitalist 8440 U verkauft, würde der +Verkauf der weitern 1560 0. eine vollständig getrennte Cirkulation des +Mehrwerths in der F o rm w (1560 U Garn)-g (78 £) = w (Konsumtions +artikel) darstellen. Die Werthelemente jedes einzelnen Quotums des +Garnprodukts von 10 000 U sind aber in Theilen des Produkts ebenso +darstellbar wie im Gesammtprodukt. Wie dieses, 10 000 W Garn, sich +ein theilen läßt in konstanten Kapitalwerth (c), 7440 U Garn zum Werth +372 £, variablen Kapitalwerth (v) von 1000W Garn zu 50 £ und Mehr +werth (m) von 1560 U Garn zu 78 £, so jedes Pfund Garn in c = 11,904 +Unzen zum Werth von 8,928 d., ν = 1,600 Unze Garn zum Werth von +1,200 d., m = 2,496 Unzen Garn zum Werth von 1,872 d. Der Kapitalist +könnte auch bei successivem Verkauf der 10 000 U die in den successiven +Portionen enthaltnen Mehrwerthselemente successive verzehren, und da +durch ebenso successive die Summe von c + ν realisiren. Aber diese Ope­ +ration unterstellt schließlich ebenfalls, daß die ganzen 10 000 U verkauft, +daß also auch durch Verkauf von 8440 ri der Werth von c und ν ersetzt +wird. (Buch I, K a p. V I I, 2) | + +|42| Wie dem aber auch sei, durch W ' - G' erhalten sowohl der in W' +enthaltene Kapitalwerth wie der Mehrwerth eine trennbare Existenz, die +Existenz verschiedner Geldsummen; in beiden Fällen ist G sowohl wie g +wirklich verwandelte Form des Werths, der ursprünglich in W' nur als +Preis der Waare eignen, nur ideellen Ausdruck besitzt. + +w-g-w ist einfache Waarencirkulation, deren erste Phase w-g in der +Cirkulation des Waarenkapitals W ' - G' einbegriffen ist, also in den Kreis +lauf des Kapitals; deren ergänzende Phase w-g dagegen außerhalb dieses +Kreislaufs fällt, als davon getrennter Vorgang der allgemeinen Waaren +cirkulation. Die Cirkulation von W und w, von Kapitalwerth und Mehr +werth, spaltet sich nach der Verwandlung von W in G'. Es folgt daher: + +Erstens: Indem durch W - G' = W - (G + g) das Waarenkapital realisirt +wird, wird die in W - G' noch gemeinsame und von derselben Waaren +masse getragne Bewegung von Kapitalwerth und Mehrwerth spaltbar, +indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen. + +Zweitens: Findet diese Spaltung statt, indem g als Revenue des Kapi +talisten verausgabt wird, während G als funktionelle F o rm des Kapital +werths seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt - so ist der +erste Akt W - G ', im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G -W +und g-w, darstellbar als die zwei verschiednen Cirkulationen: W - G -W +und w-g-w; beides, der allgemeinen F o rm nach, der gewöhnlichen Waa +rencirkulation angehörige Reihen. + +63 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Uebrigens werden in der Praxis bei kontinuirlichen Waarenkörpern, +die sich nicht theilen lassen, die Werthbestandtheile ideell für sich isolirt. +Ζ. B. im Londoner Baugeschäft, das größtentheils auf Kredit betrieben +wird, erhält der Bauunternehmer Vorschüsse, je nachdem der Bau des +Hauses sich in verschiednen Stadien befindet. Keins dieser Stadien ist ein +Haus, sondern nur ein wirklich existirender Bestandtheil eines werdenden +künftigen Hauses; also trotz seiner Wirklichkeit nur ideeller Bruchtheil +des ganzen Hauses, aber dennoch wirklich genug, um als Sicherheit für +zusätzlichen Vorschuß zu dienen. (Siehe hierüber unten K a p. X I I .) + +Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Bewe +gung von Kapitalwerth und Mehrwerth nur theilweise (sodaß ein Theil +des Mehrwerths nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so | +|43| geht im Kapitalwerth selbst eine Veränderung vor noch innerhalb +seines Kreislaufs, vor Vollendung desselben. In unserm Beispiel war der +Werth des produktiven Kapitals gleich 422 £. Setzt es also G -W fort, +ζ. B. als 480 £ oder 500 £, so durchmißt es die letztern Stadien des Kreis +laufs als ein um 58 £ oder 78 £ größerer Werth denn der anfängliche war. +Es kann dies zugleich verbunden sein mit Aenderung seiner Werthkon +stitution. - + +W ' - G ', das zweite Stadium der Cirkulation und das abschließende Sta +dium des Kreislaufs I (G . .. G ' ), ist in unserm Kreislauf zweites Stadium +desselben und erstes der Waarencirkulation. So weit die Cirkulation in +Betracht kommt, muß es also ergänzt werden durch G ' - W '. Aber W ' - G' +hat nicht nur den Verwerthungsproceß (hier die Funktion von P, das +erste Stadium) bereits hinter sich, sondern sein Resultat, das Waarenpro +dukt W', ist bereits realisirt. Der Verwerthungsproceß des Kapitals, sowie +die Realisirung des Waarenprodukts, worin sich der verwerthete Kapi +talwerth darstellt, ist also beendet mit W ' - G '. + +Wir haben also einfache Reproduktion vorausgesetzt, d. h. daß g-w +sich ganz trennt von G - W. Da beide Cirkulationen, w-g-w ebenso wie +W - G - W, der allgemeinen Form nach der Waarencirkulation angehören +(und daher auch keine Werthdifferenzen zwischen den Extremen zeigen), +so ist es leicht, wie die Vulgärökonomie es thut, den kapitalistischen Pro +duktionsproceß aufzufassen als bloße Produktion von Waaren, G e- +brauchswerthen zur Konsumtion irgend einer Art bestimmt, die der K a +pitalist nur producirt um sie durch Waaren von anderm Gebrauchswerth +zu ersetzen oder sie damit umzutauschen, wie es in der Vulgärökonomie +fälschlich heißt. + +W' tritt von vornherein als Waarenkapital auf, und der Zweck des +ganzen Processes, die Bereicherung (Verwerthung) schließt eine mit der +Größe des Mehrwerths (also auch des Kapitals) wachsende Konsumtion +des Kapitalisten keineswegs aus, sondern erst recht ein. + +64 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +In der Cirkulation der Revenue des Kapitalisten dient in der That die +producirte Waare w (oder der ihr ideell entsprechende Bruchtheil des +Waarenprodukts W') nur dazu, sie zuerst in Geld und aus Geld in eine +Reihe andrer, der Privatkonsumtion dienender Waaren umzusetzen. +Aber der kleine Umstand ist hierbei nicht zu übersehn, daß w Waaren- +werth ist, der dem Kapitalisten nichts gekostet hat, Verkörperung von | +|44| Mehrarbeit, daher es ursprünglich als Bestandtheil des Waarenkapi +tals W' auf die Bühne tritt. Dies w selbst ist also schon seiner Existenz +nach gebunden an den Kreislauf des proceßirenden Kapitalwerths und +kommt dieser in's Stocken oder wird sonst wie gestört, so beschränkt sich +nicht nur die Konsumtion von w, oder hört ganz auf, sondern damit +zugleich der Absatz für die Waarenreihe, welche den Ersatz für w bilden. +Dasselbe ist der Fall, wenn W ' - G' mißlingt oder nur ein Theil von W' +verkäuflich ist. + +Wir sahen, daß w-g-w, als Cirkulation der Revenue des Kapitalisten, +nur in die Kapitalcirkulation eingeht, solange w Werththeil von W', dem +Kapital in seiner Funktionsform von Waarenkapital, ist: aber sobald ver +selbständigt durch g-w, also in der ganzen F o rm w-g-w, geht sie nicht in +die Bewegung des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Kapitals ein, ob +gleich sie aus derselben hervorgeht. Sie hängt damit soweit zusammen als +die Existenz des Kapitals die Existenz des Kapitalisten voraussetzt, und +diese letztere ist bedingt durch seinen Verzehr von Mehrwerth. + +Innerhalb der allgemeinen Cirkulation fungirt W', z. B. Garn, nur als +Waare; aber als Moment der Cirkulation des Kapitals fungirt es als Waa +renkapital, eine Gestalt die der Kapitalwerth abwechselnd annimmt und +abstößt. Nach dem Verkauf des Garns an den Kaufmann ist es aus dem +Kreislaufsproceß desjenigen Kapitals, dessen Produkt es ist, entfernt, be +findet sich aber trotzdem fortwährend als Waare im Umkreis der allge +meinen Cirkulation. Die Cirkulation derselben Waarenmasse dauert fort, +obgleich sie aufgehört hat ein Moment im selbständigen Kreislauf des +Kapitals des Spinners zu bilden. Die wirkliche definitive Metamorphose +der vom Kapitalisten in die Cirkulation geworfnen Waarenmasse, W - G, +ihr schließliches Herausfallen in die Konsumtion kann daher zeitlich und +räumlich durchaus getrennt sein von der Metamorphose, worin diese +Waarenmasse als sein Waarenkapital fungirt. Dieselbe Metamorphose, +die in der Cirkulation des Kapitals vollzogen ist, bleibt in der Sphäre der +allgemeinen Cirkulation noch zu vollziehen. + +Es ändert nichts an der Sache, wenn das Garn wieder in den Kreislauf +eines andern industriellen Kapitals eingeht. Die allgemeine Cirkulation +umfaßt ebensosehr die Verschlingung der Kreisläufe der verschiednen +selbständigen Bruchstücke des gesellschaftlichen Kapitals, ||45| d. h. die + +65 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Gesammtheit der einzelnen Kapitale, wie die Cirkulation der nicht als +Kapital auf den Markt geworfnen Werthe. + +Das Verhältniß zwischen dem Kreislauf des Kapitals, sofern er Theil +der allgemeinen Cirkulation und sofern er Glieder eines selbständigen +Kreislaufs bildet, zeigt sich ferner, wenn wir die Cirkulation von +G' = G + g betrachten. G, als Geldkapital, setzt den Kreislauf des K a +pitals fort, g, als Revenueausgabe (g-w), geht in die allgemeine Cirku +lation ein, fliegt aber aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus. Nur der +Theil geht in letztren Kreislauf ein, der als zusätzliches Geldkapital fun +girt. In w-g-w fungirt Geld nur als Münze; Zweck dieser Cirkulation ist +die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es charakterisirt den Kre +tinismus der Vulgärökonomie, daß sie diese Cirkulation, die nicht in den +Kreislauf des Kapitals eingeht - die Cirkulation des als Revenue verzehr +ten Theils des Werthprodukts - für den charakteristischen Kreislauf des +Kapitals ausgibt. + +In der zweiten Phase, G - W, ist der Kapitalwerth G = P (dem Werth +des produktiven Kapitals, das den Kreislauf des industriellen Kapitals +hier eröffnet) wieder vorhanden, erledigt vom Mehrwerth, also in dersel +ben Werthgröße, wie in dem ersten Stadium des Kreislaufs des Geld +kapitals G - W. Trotz der verschiednen Stelle ist die Funktion des Geld +kapitals, worin nun das Waarenkapital umgewandelt, dieselbe: seine +Verwandlung in Pm und A, Produktionsmittel und Arbeitskraft. + +Gleichzeitig mit w-g hat also der Kapitalwerth in der Funktion des +Waarenkapitals W ' - G' die Phase W -G durchlaufen und tritt nun in + +die ergänzende Phase G -W < pm; + +seine Gesammtcirkulation + +ist also + +W - G - W < pnv + +Erstens: D as Geldkapital G trat in Form I (Kreislauf G ... G ') als ur +sprüngliche F o rm auf, worin der Kapitalwerth vorgeschossen wird; es +tritt hier von vornherein auf als Theil der Geldsumme, worin das Waa +renkapital in der ersten Cirkulationsphase W ' - G' sich verwandelt hat, +also von vornherein als durch Verkauf des Waarenprodukts vermittelte +Verwandlung von P, dem produktiven Kapital, in Geldform. Das Geld +kapital existirt hier von vornherein als nicht ursprüngliche und nicht +schließliche F o rm des Kapitalwerths, da nur durch abermalige Abstrei +fung der Geldform die die Phase W -G abschließende Phase G -W voll +zogen werden kann. Der Theil von G - W, der zugleich ||46| G - A, erscheint +daher auch nicht mehr als bloßer Geldvorschuß durch Ankauf von Ar +beitskraft, sondern als Vorschuß, worin der Arbeitskraft dieselben +1000 ti Garn zum Werth von 50 £, in Geldform vorgeschossen werden, +die einen Theil des von der Arbeitskraft geschaffnen Waarenwerths bil- + +66 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +den. Das Geld, das dem Arbeiter hier vorgeschossen wird, ist nur ver +wandelte Aequivalentform eines Werththeils des von ihm selbst produ- +cirten Waarenwerths. Und schon darum ist der Akt G - W, soweit er G - A, +keineswegs nur Ersatz von Waare in Geldform durch Waare in Ge +brauchsform, sondern schließt andre, von der allgemeinen Waarencir +kulation als solcher unabhängige Elemente ein. + +G' erscheint als verwandelte F o rm von W ', welches selbst Produkt der +vergangnen Funktion von P, dem Produktionsproceß, ist; die gesammte +Geldsumme G' daher als Geldausdruck vergangner Arbeit. In unserm +Beispiel: 10 000 tè Garn = 500 £, Produkt des Spinnprocesses; davon +7440 ti Garn = dem vorgeschoßnen konstanten Kapital c = 372 £; +1000 tè Garn = dem vorgeschoßnen variablen Kapital ν = 50 £; und +1560 tè Garn = dem Mehrwerth m = 78 £. Wird von G' nur das ur +sprüngliche Kapital = 422 £ von neuem vorgeschossen, unter sonst +gleichbleibenden Verhältnissen, so erhält der Arbeiter in G -A nur einen +Theil der in dieser Woche producirten 10 000 tè Garn (den Geldwerth +von 1000 tè Garn) in der nächsten Woche vorgeschossen. Als Resultat +von W -G ist das Geld stets Ausdruck vergangner Arbeit. Soweit der +ergänzende Akt G -W sofort auf dem Waarenmarkt sich vollzieht, also G +gegen existirende, auf dem Markt befindliche Waaren umgesetzt wird, ist +es wieder Umsatz vergangner Arbeit, aus einer F o rm (Geld) in andre +F o rm (Waare). Aber G -W ist in der Zeit von W -G verschieden. Es kann +gleichzeitig sein, ausnahmsweise, wenn ζ. B. der Kapitalist, der G -W +vollzieht, und der Kapitalist, für den dieser Akt W -G ist, sich ihre Waa +ren wechselseitig zur selben Zeit überweisen und G dann nur die Bilanz +ausgleicht. Die Zeitdifferenz zwischen der Exekution von W -G und der +von G -W kann mehr oder minder beträchtlich sein. Obgleich als Resul +tat des Akts W - G, G vergangne Arbeit vorstellt, kann G für den Akt +G -W die verwandelte F o rm von Waaren vorstellen, die noch gar nicht +auf dem Markt befindlich sind, sondern sich erst in Zukunft darauf be +finden werden, da G -W erst vorzugehn braucht, nachdem W neu pro- +ducirt ist. ||47| Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit +dem W, dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Ζ. B. in dem Um­ +satz G -W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft +werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu +lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle +vorstellen, die erst nächstes J a hr producirt wird. Ebenso bei der Veraus +gabung von Revenue des Kapitalisten, g-w. Ebenso der Arbeitslohn +A = 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit der +Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünftige +Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der Arbeiter + +67 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +mag damit einen R o ck kaufen, der erst in nächster Woche gemacht wird. +Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr große Zahl nothwen- +diger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick ihrer Produk +tion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben. So erhält der +Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn ausbezahlt erhält, die +verwandelte F o rm seiner eignen zukünftigen Arbeit oder der andrer Ar +beiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit gibt ihm der Kapitalist +Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist seine eigne gleichzeitige +oder künftige Arbeit, die den noch nicht vorhandnen Vorrath bildet, wo +mit ihm seine vergangne Arbeit bezahlt wird. Hier verschwindet die Vor +stellung der Vorrathbildung ganz. + +Zweitens: In der Cirkulation W - G - W < pm wechselt dasselbe Geld +zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Verkäufer und gibt es +fort als Käufer; die Verwandlung von Waare in Geldform dient nur dazu, +sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln; die Geldform des +Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser Bewegung nur +verschwindendes Moment; oder das Geldkapital, soweit die Bewegung +flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel, wenn es als Kaufmittel dient; +als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es, wenn Kapitalisten gegensei +tig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist. + +Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als bloßes Cirkulati +onsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz von W +durch A und Pm, d. h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts, worin +das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu ver +wendenden Mehrwerths) durch seine Produktionselemente, also Rück- +verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die BiI- +dungs||48|elemente dieser Waare; sie vermittelt also schließlich nur die +Rückverwandlung des Waarenkapitals in produktives Kapital. + +Damit der Kreislauf sich normal vollzieht, muß W' zu seinem Werth +und in seiner Gesammtheit verkauft werden. Ferner schließt W - G -W +nicht nur Ersatz einer Waare durch eine andre, sondern Ersatz in den +selben Werthverhältnissen ein. Es ist unsre Annahme, daß dies hier ge +schieht. Thatsächlich aber variiren die Werthe der Produktionsmittel; ge +rade der kapitalistischen Produktion +ist fortwährender Wechsel der +Werthverhältnisse eigen schon durch den beständigen Wechsel in der Pro +duktivität der Arbeit, der die kapitalistische Produktion charakterisirt. +A uf diesen später zu erörternden Werthwechsel der Produktionsfaktoren +weisen wir hier nur hin. Die Verwandlung der Produktionselemente in +Waarenprodukt, von P in W' geht in der Produktionssphäre vor, die +Rückverwandlung von W' in P in der Cirkulationssphäre. Sie ist vermit +telt durch die einfache Waarenmetamorphose. Ihr Inhalt aber ist ein M o- + +68 + + Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals + +ment des Reproduktionsprocesses als Ganzes betrachtet. W G W, als +Cirkulationsform des Kapitals, schließt einen funktionell bestimmten +Stoffwechsel ein. Der Umsatz W - G -W bedingt ferner, daß W = den Pro +duktionselementen des Waarenquantums W', und daß diese ihre ur +sprünglichen Werthverhältnisse gegen einander behaupten; es ist also un +terstellt nicht nur daß die Waaren zu ihrem Werthe gekauft und verkauft +werden, sondern auch daß sie während des Kreislaufs keinen Werthwech +sel erleiden; wo nicht, kann der Proceß nicht normal verlaufen. + +In G . .. G' ist G die ursprüngliche F o rm des Kapitalwerths, die abge +streift wird um wieder angenommen zu werden. In P . .. W ' - G ' -W . .. P +ist G nur im Proceß angenommene Form, die schon innerhalb desselben +wieder abgestreift wird. Die Geldform erscheint hier nur als verschwin +dende selbständige Werthform des Kapitals; das Kapital als W' ist ebenso +ängstlich sie anzunehmen, wie als G' sie abzustreifen, sobald es sich in sie +verpuppt hat, um sich wieder in die F o rm des produktiven Kapitals um +zusetzen. So lange es in der Geldgestalt verharrt, fungirt es nicht als +Kapital, und verwerthet sich daher nicht; das Kapital liegt brach. G +wirkt hier als Cirkulationsmittel, aber als Cirkulationsmittel des Kapi +tals. Der Schein der Selbständigkeit, den die Geldform des Kapitalwerths +in der ersten Form seines Kreislaufs (des Geldkapitals) besitzt, ver +schwindet in dieser zweiten Form, welche somit ||49| die Kritik der Form I +bildet, und sie auf eine nur besondre F o rm reducirt. Stößt die zweite +Metamorphose G -W auf Hindernisse (fehlen ζ. B. die Produktionsmittel +auf dem Markt), so ist der Kreislauf, der Fluß des Reproduktionspro +cesses unterbrochen, ebensosehr als wenn das Kapital in der F o rm des +Waarenkapitals festliegt. Der Unterschied ist aber der: In Geldform kann +es länger ausharren als in der vergänglichen Waarenform. Es hört nicht +auf Geld zu sein, wenn es nicht als Geldkapital fungirt; es hört aber auf +Waare zu sein und überhaupt Gebrauchswerth, wenn es zu lange in seiner +Funktion als Waarenkapital aufgehalten wird. Zweitens ist es in Geld +form fähig, statt seiner ursprünglichen produktiven Kapitalform eine +andre anzunehmen, während es als W' überhaupt nicht vom Platze +kommt. + +W ' - G ' -W schließt nur für W' seiner F o rm nach Cirkulationsakte ein, +die Momente seiner Reproduktion sind; aber die wirkliche Reproduktion +von W, worin sich W' umsetzt, ist nöthig zur Ausführung von W ' - G ' - W; +diese ist aber bedingt durch Reproduktionsprocesse außerhalb des R e +produktionsprocesses des individuellen in W' dargestellten Kapitals. - + +In der Form I bereitet G - W < pm nur die erste Verwandlung von + +Geldkapital in produktives Kapital vor; in der Form II die Rückver- + +69 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Wandlung aus Waarenkapital in produktives Kapital; also, soweit die +Anlage des industriellen Kapitals dieselbe bleibt, Rückverwandlung des +Waarenkapitals in dieselben Produktionselemente, aus denen es hervor +gegangen. Es erscheint daher hier, wie in F o rm I, als vorbereitende Phase +des Produktionsprocesses, aber als Rückkehr zu demselben, Erneuerung +desselben, daher als Vorläufer des Reproduktionsprocesses, also auch der +Wiederholung des Verwerthungsprocesses. + +Es ist nun wieder zu bemerken, daß G -A nicht einfacher Waarenaus- +tausch ist, sondern K a uf einer Waare A, die der Produktion von Mehr +werth dienen soll, wie G - Pm nur Procedur, die zur Ausführung dieses +Zwecks stofflich unerläßlich ist. + +Mit Vollziehung von G -W < pm ist G in produktives Kapital rück + +verwandelt, in P, und beginnt der Kreislauf von neuem. + +Die explicite F o rm von P ... W ' - G ' -W ... P ist also: | + +|50| + +Die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist Waaren- +kauf zur Waarenproduktion. Nur soweit die Konsumtion diese produk +tive Konsumtion ist, fällt sie in den Kreislauf des Kapitals selbst; ihre +Bedingung ist, daß vermittelst der so konsumirten Waaren Mehrwerth +gemacht wird. Und dies ist etwas sehr Verschiednes von Produktion und +selbst Waarenproduktion, deren Zweck die Existenz der Producenten ist; +ein so durch Mehrwerthsproduktion bedingter Ersatz von Waare durch +Waare ist etwas ganz andres als Produktenaustausch - nur durch Geld +vermittelt - an sich ist. So wird aber die Sache genommen von den +Oekonomen zum Beweis, daß keine Ueberproduktion möglich ist. + +Außer der produktiven Konsumtion von G, das in A und Pm verwan +delt wird, enthält der Kreislauf das erste Glied von G - A, welches für den +Arbeiter A -G = W -G ist. Von der Cirkulation des Arbeiters A - G - W, +welche seine Konsumtion einschließt, fällt nur das erste Glied als Resul +tat von G -A in den Kreislauf des Kapitals. Der zweite Akt, nämlich +G - W, fällt nicht in die Cirkulation des individuellen Kapitals, obgleich +sie aus derselben hervorgeht. Das beständige Dasein der Arbeiterklasse +ist aber für die Kapitalistenklasse nöthig, daher auch die durch G -W +vermittelte Konsumtion des Arbeiters. + +Der Akt W ' - G' unterstellt für die Fortsetzung des Kreislaufs des K a +pitalwerths, wie für die Konsumtion des Mehrwerths durch den Kapi +talisten, nur daß W' in Geld verwandelt, verkauft worden. Es wird na- + +70 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +türlich nur gekauft, weil der Artikel ein Gebrauchswerth, also zur K o n +sumtion irgend einer Art, produktiven oder individuellen, tauglich. Wenn +aber W' weiter cirkulirt, ζ. B. in der Hand des Kaufmanns, der das G a rn +gekauft hat, so berührt das zunächst keineswegs die Fortsetzung des +Kreislaufs des individuellen Kapitals, das das Garn producirt und an den +Kaufmann verkauft hat. Der ganze Proceß geht seinen Gang fort, und +mit ihm auch die dadurch bedingte individuelle Konsumtion von Kapi +talist und Arbeiter. Ein Punkt wichtig bei Betrachtung der Krisen. | + +|51[ Sobald W' nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist, kann es in die +realen Faktoren des Arbeitsprocesses und darum des Reproduktions- +processes rückverwandelt werden. Ob W' daher vom definitiven K o n +sumenten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will, +ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der kapi +talistischen Produktion erzeugten Waarenmassen wird bestimmt durch +die Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfniß der beständigen +Ausdehnung dieser letztren, nicht durch einen prädestinirten Kreis von +Nachfrage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die Mas +senproduktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, außer andern in +dustriellen Kapitalisten, nur den Großkaufmann haben. Innerhalb ge +wisser Grenzen kann der Reproduktionsproceß auf derselben oder +erweiterten Stufe vorgehn, obgleich die aus ihm ausgestoßnen Waaren +nicht wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegan +gen sind. Die Konsumtion der Waaren ist nicht eingeschlossen in den +Kreislauf des Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das +Garn ζ. B. verkauft ist, kann der Kreislauf des im G a rn dargestellten +Kapitalwerths von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem +verkauften Garn wird. Solange das Produkt verkauft wird, geht vom +Standpunkt des kapitalistischen Producenten alles seinen regelmäßigen +Gang. Der Kreislauf des Kapitalwerths, den er repräsentirt, wird nicht +unterbrochen. Und ist dieser Proceß erweitert - was erweiterte produk +tive Konsumtion der Produktionsmittel einschließt - so kann diese R e +produktion des Kapitals von erweiterter individueller Konsumtion (also +Nachfrage) der Arbeiter begleitet sein, da er durch produktive Konsum +tion eingeleitet und vermittelt ist. Es kann so die Produktion von Mehr +werth und mit ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten +wachsen, der ganze Reproduktionsproceß sich im blühendsten Zustand +befinden und dennoch ein großer Theil der Waaren nur scheinbar in die +Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den +Händen von Wiederverkäufern lagern, thatsächlich sich also noch auf +dem Markt befinden. Nun folgt Waarenstrom auf Waarenstrom, und es +tritt endlich hervor, daß der frühere Strom nur scheinbar von der K o n- + +71 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +sumtion verschlungen ist. Die Waarenkapitale machen sich wechselseitig +ihren Platz auf dem Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu verkau +fen, verkaufen unter dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht +flüssig gemacht, während ||52| die Zahlungstermine dafür fällig werden. +Ihre Inhaber müssen sich insolvent erklären, oder verkaufen zu jedem +Preis um zu zahlen. Dieser Verkauf hat absolut nichts zu thun mit dem +wirklichen Stand der Nachfrage. Er hat nur zu thun mit der Nachfrage +nach Zahlung, mit der absoluten Nothwendigkeit Waare in Geld zu ver +wandeln. Dann bricht die Krise los. Sie wird sichtbar nicht in der un +mittelbaren Abnahme der konsumtiven Nachfrage, der Nachfrage für +individuelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des Austauschs von +Kapital gegen Kapital, des Reproduktionsprocesses des Kapitals. - + +Wenn die Waaren Pm und A, worin sich G umgesetzt, um seine Funk +tion als Geldkapital, als zur Rückverwandlung in produktives Kapital +bestimmter Kapitalwerth, zu vollziehn - wenn diese Waaren in verschied +nen Terminen zu kaufen oder zu zahlen sind, G -W also eine Reihe nach +einander vorgehender Käufe und Zahlungen vorstellt, so vollzieht ein +Theil von G den Akt G - W, während ein anderer Theil im Geldzustand +verharrt, um erst zu einer durch die Bedingungen des Processes selbst +bestimmten Zeit für gleichzeitige oder successive Akte G -W zu dienen. +Er ist der Cirkulation nur zeitweilig entzogen, um am bestimmten Zeit +punkt in Aktion zu treten, seine Funktion auszuüben. Diese Aufspei +cherung desselben ist dann selbst eine durch seine Cirkulation und für die +Cirkulation bestimmte Funktion. Sein Dasein als Kauf- und Zahlungs +fonds, die Suspension seiner Bewegung, der Zustand seiner unterbroch- +nen Cirkulation, ist dann ein Zustand, worin das Geld eine seiner Funk +tionen als Geldkapital ausübt. Als Geldkapital; denn in diesem Fall ist +das zeitweilig in Ruhe verharrende Geld selbst ein Theil des Geldkapitals +G (von G ' -g = G ), des Werththeils des Waarenkapitals, der = P, dem +Werth des produktiven Kapitals, von dem der Kreislauf ausgeht. Andrer +seits befindet sich alles der Cirkulation entzogne Geld in Schatzform. Die +Schatzform des Geldes wird also hier Funktion des Geldkapitals, ganz +wie in G -W die Funktion des Geldes als Kauf- oder Zahlungsmittel zur +Funktion des Geldkapitals wird, und zwar weil der Kapitalwerth hier in +Geldform existirt, der Geldzustand hier ein durch den Zusammenhang +des Kreislaufs vorgeschriebner Zustand des industriellen Kapitals in ei +nem seiner Stadien ist. Aber es bewährt sich hier wieder zugleich, daß das +Geldkapital innerhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals keine +andren als Geldfunktionen verrichtet, und diese Geldfunktionen nur +durch ihren ||53| Zusammenhang mit den andren Stadien dieses Kreislaufs +zugleich die Bedeutung von Kapitalfunktionen haben. + +72 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +Die Darstellung von G' als Verhältniß von g zu G, als Kapitalverhält- +niß, ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals, sondern des Waa +renkapitals W', welches selbst wieder als Verhältniß von w und W nur das +Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorgegangnen +Selbstverwerthung des Kapitalwerths. + +Stößt der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodaß +G durch äußre Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G -W +suspendiren muß und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder län +ger verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in +der einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von +G -W in W -G durch äußre Umstände unterbrochen wird. Es ist unfrei +willige Schatzbildung. In unserm Fall hat das Geld so die Form von +brachliegendem, latentem Geldkapital. Doch gehn wir zunächst nicht +weiter darauf ein. + +In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in sei +nem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun +zweckgemäß oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsge +mäß oder funktionswidrig. + +/ 7. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter +Stufenleiter. + +Da die Proportionen, worin der Produktionsproceß erweiterbar, nicht +willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte +Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die +Wiederholung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen +(muß also bis dahin aufgehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssi +ges Kapital fungiren oder in den Kreislauf des proceßirenden Kapital +werths eingehn kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet +in dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der +Geldform verharrt, nicht als Kapital wirken kann.6 [ a I) So erscheint hier +die Schatzbildung als ||54| ein innerhalb des kapitalistischen Akkumula- +tionsprocesses einbegriffnes, ihn begleitendes, aber zugleich wesentlich +von ihm unterschiednes Moment. Denn durch die Bildung von latentem +Geldkapital wird der Reproduktionsproceß selbst nicht erweitert. Umge +kehrt. Latentes Geldkapital wird hier gebildet, weil der kapitalistische + +<>[a]> j )er Ausdruck „latent" ist der physikalischen Vorstellung von latenter Wärme entlehnt, +die jetzt durch die Theorie von der Verwandlung der Energie ziemlich beseitigt ist. Daher +gebraucht M a rx im dritten Abschnitt (spätere Redaktion) dafür den der Vorstellung von +potentieller Energie entlehnten Ausdruck: „potentielles", oder nach Analogie der virtuellen +Geschwindigkeiten D'Alemberts: „virtuelles Kapital". - F. E. + +73 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Producent die Stufenleiter seiner Produktion nicht unmittelbar erweitern +kann. Verkauft er sein Mehrprodukt an einen Gold- oder Silberprodu- +centen, der neues Gold oder Silber in die Cirkulation hineinwirft, oder, +was auf dasselbe hinauskommt, an einen Kaufmann, der für einen Theil +des nationalen Mehrprodukts zuschüssiges Gold oder Silber vom Aus +land importirt, so bildet sein latentes Geldkapital ein Inkrement des na +tionalen Gold- oder Silberschatzes. In allen andren Fällen haben ζ. B. die +78 £, die in der Hand des Käufers Cirkulationsmittel waren, in der Hand +des Kapitalisten nur die Schatzform angenommen; es hat also nur andre +Vertheilung des nationalen Gold- oder Silberschatzes stattgefunden. + +Fungirt das Geld in den Transaktionen unsres Kapitalisten als Zah +lungsmittel (in der Art, daß die Waare erst in kürzrem oder längrem +Termin vom Käufer zu zahlen) so verwandelt sich das zur Kapitalisation +bestimmte Mehrprodukt nicht in Geld, sondern in Schuldforderungen, +Eigenthumstitel auf ein Aequivalent, das der Käufer vielleicht schon im +Besitz, vielleicht erst in Aussicht hat. Es geht nicht in den Reprodukti +onsproceß des Kreislaufs ein, so wenig wie Geld, das in zinstragenden +Papieren etc. angelegt, obgleich es in den Kreislauf andrer industriellen +Einzelkapitale eingehn kann. + +Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt +durch die Verwerthung des vorgeschoßnen Kapitalwerths, also in erster +Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwerth; zweitens aber +(siehe Buch I, Kap. X X I I) durch Produktion von Kapital, also durch +Verwandlung von Mehrwerth in Kapital. Die Akkumulation oder Pro +duktion auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets ausgedehntrer +Produktion von Mehrwerth, daher Bereicherung des Kapitalisten, als +persönlicher Zweck des letztren erscheint, und eingeschlossen ist in die +allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion, wird aber weiter, +wie im ersten Buch gezeigt, durch ihre Entwicklung eine Nothwendigkeit +für jeden individuellen Kapitalisten. Die stete Vergrößrung seines Kapi +tals wird Bedingung der Er||55|haltung desselben. D o ch haben wir nicht +weiter auf das früher Entwickelte zurückzukommen. + +Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt +wurde, daß der ganze Mehrwerth als Revenue verausgabt wird. In der +Wirklichkeit muß unter normalen Verhältnissen immer ein Theil des +Mehrwerths als Revenue verausgabt und ein andrer Theil kapitalisirt +werden, wobei es ganz gleichgültig, ob innerhalb bestimmter Perioden +producirter Mehrwerth bald ganz verzehrt, bald ganz kapitalisirt wird. +Im Durchschnitt der Bewegung - und die allgemeine Formel kann nur +diesen darstellen - findet beides statt. Um die Formel nicht zu kompli- +ciren, ist es indeß besser anzunehmen, daß der ganze Mehrwerth akku- + +74 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +mulirt wird. Die Formel P ... W - G - W ^ p Jn ... P' drückt aus: produk +tives Kapital, das auf größrer Stufenleiter und mit größrem Werth re- +producirt wird, und als angewachsnes produktives Kapital seinen zweiten +Kreislauf beginnt, oder was dasselbe, seinen ersten Kreislauf erneuert. +Sobald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangs +punkt; blos ist P ein größres produktives Kapital als das erste P war. So, +wenn in der Formel G ... G' der zweite Kreislauf mit G' beginnt, fungirt +G' als G, als vorgeschoßnes Geldkapital von bestimmter Größe; es ist +größres Geldkapital als das, womit der erste Kreislauf eröffnet ward, +aber alle Beziehung auf sein Angewachsensein durch Kapitalisirung von +Mehrwerth ist verschwunden, sobald es in der Funktion von vorge- +schoßnem Geldkapital auftritt. Dieser Ursprung ist ausgelöscht in seiner +Form als Geldkapital, das seinen Kreislauf beginnt. Ebenso mit P', so +bald es als Ausgangspunkt eines neuen Kreislaufs fungirt. + +Vergleichen wir P ... P' mit G ... G' oder dem ersten Kreislauf, so ha +ben sie durchaus nicht dieselbe Bedeutung. G ... G', für sich genommen +als vereinzelter Kreislauf, drückt nur aus, daß G, das Geldkapital (oder +das industrielle Kapital in seinem Kreislauf als Geldkapital), Geld hek- +kendes Geld, Werth heckender Werth ist, Mehrwerth setzt. Im Kreislauf +von P dagegen ist der Verwerthungsproceß selbst mit Ablauf des ersten +Stadiums, des Produktionsprocesses, bereits vollzogen, und nach Durch +laufen des zweiten Stadiums (des ersten Cirkulationsstadiums) W ' - G' +existiren Kapitalwerth + Mehrwerth bereits als realisirtes Geldkapital, +als G', welches als letztes Extrem im ersten Kreislauf erschien. D aß +Mehrwerth producirt worden, ist in der zuerst be||56|trachteten F o rm von +P . . .P dargestellt (siehe explicite Formel S. 50) durch w-g-w, das in +seinem zweiten Stadium außerhalb der Kapitalcirkulation fällt und die +Cirkulation des Mehrwerths als Revenue darstellt. In dieser Form, wo +sich die ganze Bewegung in P ... P darstellt, also keine Werthdifferenz +zwischen den beiden Endpunkten stattfindet, ist also die Verwerthung des +vorgeschoßnen Werths, die Erzeugung von Mehrwerth, ebenso darge +stellt wie in G ... G'; nur erscheint der Akt W ' - G' als letztes Stadium in +G . .. G', und als zweites des Kreislaufs, erstes der Cirkulation in P ... P. +In P ... P' drückt P' aus, nicht daß Mehrwerth producirt, sondern daß +der producirte Mehrwerth kapitalisirt, also Kapital akkumulirt worden +ist, und daher P', gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapitalwerth +plus dem Werth von, durch dessen Bewegung akkumulirtem, Kapital +besteht. + +G', als bloßer Schluß von G . .. G', sowohl wie W', wie es innerhalb +aller dieser Kreisläufe erscheint, drücken für sich genommen nicht die +Bewegung aus, sondern ihr Resultat: die in Waarenform oder Geldform + +75 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +realisirte Verwerthung des Kapitalwerths, und daher den Kapitalwerth +als G + g oder als W + w, als Verhältniß von Kapitalwerth zu seinem +Mehrwerth, als seinem Abkömmling. Sie drücken dies Resultat aus als +verschiedne Cirkulationsformen des verwertheten Kapital werths. Aber +weder in der F o rm W noch in der F o rm G', ist die stattgefundene Ver +werthung selbst eine Funktion, sei es des Geldkapitals, sei es des Waaren +kapitals. Als besondre, verschiedne Formen, Daseinsweisen, die besond +ren Funktionen des industriellen Kapitals entsprechen, kann Geldkapital +nur Geldfunktionen, Waarenkapital nur Waarenfunktionen vollziehn, ist +ihr Unterschied von einander nur der von Geld und Waare. Ebenso kann +das industrielle Kapital, in seiner F o rm als produktives Kapital, nur aus +denselben Elementen bestehn, wie jeder andre produktbildende Arbeits- +proceß: einerseits gegenständlichen Arbeitsbedingungen (Produktions +mitteln), andrerseits sich produktiv (zweckgemäß) bethätigender Arbeits +kraft. Wie das industrielle Kapital innerhalb der Produktionssphäre nur +in der, dem Produktionsproceß überhaupt, also auch dem nichtkapitali +stischen Produktionsproceß, entsprechenden Zusammensetzung existiren +kann, so kann es in der Cirkulationssphäre nur existiren in den beiden ihr +entsprechenden Formen von Waare und Geld. ||57| Wie aber die Summe +der Produktionselemente von vorn herein dadurch sich als produktives +Kapital ankündigt, daß die Arbeitskraft fremde Arbeitskraft ist, die der +Kapitalist gekauft hat von ihrem eignen Inhaber, ganz wie er seine Pro +duktionsmittel von andren Waareninhabern gekauft; wie daher auch der +Produktionsproceß selbst als produktive Funktion des +industriellen +Kapitals auftritt, so Geld und Waare als Cirkulationsformen desselben +industriellen Kapitals, also auch ihre Funktionen als seine Cirkulations- +funktionen, die die Funktionen des produktiven Kapitals entweder ein +leiten oder daraus entspringen. Nur durch ihren Zusammenhang als +Funktionsformen, die das industrielle Kapital in den verschiednen Sta +dien seines Kreislaufprocesses zu verrichten hat, sind hier Geldfunktion +und Waarenfunktion zugleich Funktion von Geldkapital und Waaren +kapital. Es ist also verkehrt, die das Geld als Geld und die Waare als +Waare charakterisirenden, specifischen Eigenschaften und Funktionen +aus ihrem Kapitalcharakter herleiten zu wollen, und ebenso verkehrt ist +es, umgekehrt die Eigenschaften des produktiven Kapitals aus seiner Exi +stenzweise in Produktionsmitteln abzuleiten. + +Sobald G' oder W' fixirt werden als G + g, W + w, d. h. als Verhältniß +des Kapitalwerths zum Mehrwerth als seinem Sprößling, ist dies Verhält +niß in beiden ausgedrückt, das eine Mal in Geldform, das andre Mal in +Waarenform, was an der Sache selbst nichts ändert. Dies Verhältniß ent +springt daher weder aus Eigenschaften und Funktionen, die dem Geld als + +76 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +solchem, noch der Waare als solcher zukommen. In beiden Fällen ist die +das Kapital charakterisirende Eigenschaft, Werth heckender Werth zu +sein, nur als Resultat ausgedrückt. W' ist stets das Produkt der Funktion +von P, und G' ist stets nur die im Kreislauf des industriellen Kapitals +verwandelte F o rm von W'. Sobald daher das realisirte Geldkapital seine +besondre Funktion als Geldkapital wieder beginnt, hört es auf, das in +G' = G + g enthaltne Kapitalverhältniß auszudrücken. Wenn G ... G' +durchlaufen ist, und G' den Kreislauf von neuem beginnt, figurirt es +nicht als G' sondern als G, selbst wenn der ganze in G' enthaltne Mehr +werth kapitalisirt wird. Der zweite Kreislauf beginnt in unserm Fall mit +einem Geldkapital von 500 £, statt wie der erste mit 422 £. Das Geldka +pital, das den Kreislauf eröffnet, ist um 78 £ größer als vorher; dieser +Unterschied existirt in der Vergleichung des einen Kreislaufs mit dem +andren; aber diese Ver||58|gleichung existirt nicht innerhalb jedes einzel +nen Kreislaufs. Die als Geldkapital vorgeschoßnen 500 £, wovon 78 £ +früher als Mehrwerth existirten, spielen keine andre Rolle, als 500 £, wo +mit ein andrer Kapitalist seinen ersten Kreislauf eröffnet. Ebenso im +Kreislauf des produktiven Kapitals. Das vergrößerte P' tritt beim Wie +derbeginn als P auf, sogut wie P in der einfachen Reproduktion P ... P. + +Im Stadium G ' - W ' < pm ist die angewachsne Größe nur durch W' an +gezeigt, aber nicht durch A' und Pm'. Da W die Summe von A und Pm, +ist schon durch W' angezeigt, daß die Summe der in ihm enthaltnen A +und Pm größer ist als das ursprüngliche P. Zweitens aber wäre die B e +zeichnung A' und Pm' falsch, weil wir wissen, daß mit dem Wachsthum +des Kapitals eine Aenderung seiner Werthkonstitution verbunden ist, im +Fortschritt derselben der Werth von Pm wächst, der von A stets relativ +abnimmt, oft absolut. + +III. Geldakkumulation. + +Ob g, der vergoldete Mehrwerth, sofort wieder dem processirenden K a +pitalwerth zugeschlagen, und so, zusammen mit dem Kapital G, in der +Größe G' in den Kreislaufsproceß eingehn kann, hängt von Umständen +ab, die unabhängig sind von dem bloßen Vorhandensein von g. Soll g als +Geldkapital in einem, neben dem ersten Geschäft anzulegenden, zweiten +selbständigen Geschäft dienen, so ist klar, daß es hierzu nur anwendbar, +wenn es die zu solchem Geschäft erheischte Minimalgröße besitzt. Soll es +zur Ausdehnung des ursprünglichen Geschäfts verwandt werden, so be +dingen die Verhältnisse der stofflichen Faktoren von P und deren Werth +verhältnisse ebenfalls eine bestimmte Minimalgröße für g. Alle in diesem +Geschäft wirkenden Produktionsmittel haben nicht nur ein qualitatives, + +77 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +sondern ein bestimmtes quantitatives Verhältniß zu einander, einen pro +portioneilen Umfang. Diese stofflichen und die von ihnen getragnen +Werthverhältnisse der in das produktive Kapital eingehenden Faktoren +bestimmen den Minimalumfang, den g besitzen muß, um in zuschüssige +Produktionsmittel und Arbeitskraft, oder nur in erstere, als Zuwachs des +produktiven Kapitals umsetzbar zu werden. So kann der Spinner nicht +die Zahl seiner Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden +Kratzen und Vorspinnstühle anzuschaffen, abgesehn von der vermehrten +Ausgabe für Baumwolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsaus +dehnung bedingt. Um diese letztre auszuführen, muß also der Mehrwerth +schon eine ziemliche ||59| Summe ausmachen (1 £ per Spindel Neuan +schaffung wird gewöhnlich gerechnet). Solange g diesen Minimalumfang +nicht besitzt, muß der Kreislauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen, +bis die Summe der successive von ihm erzeugten g, mit G zusammen, also + +A + +in G ' - W ' < pm fungiren kann. Schon bloße Detailveränderungen, ζ. B. in +der Spinnmaschinerie, soweit sie diese produktiver machen, erheischen +größre Ausgabe in Spinnmaterial, Ausdehnung der Vorspinnmaschinerie +etc. In der Zwischenzeit wird also g angehäuft, und seine Anhäufung ist +nicht seine eigne Funktion, sondern das Resultat wiederholter P . .. P. +Seine eigne Funktion ist sein Verharren im Geldzustand, bis es aus den +wiederholten Verwerthungskreisläufen, also von außen, Zuschuß genug +erhalten hat, um die zu seiner aktiven Funktion erheischte Minimalgröße +zu erreichen, die Größe, in der allein es wirklich als Geldkapital, im +gegebnen Fall als akkumulirter Theil des in Funktion begriffnen Geld +kapitals G, mit in die Funktion dieses letztren eingehn kann. In der Zwi +schenzeit wird es angehäuft und existirt nur in der F o rm eines im BiI- +dungsproceß, im Wachsthum begriffnen Schatzes. Geldakkumulation, +Schatzbildung, erscheint hier also als ein Proceß, der die wirkliche Ak +kumulation, die Ausdehnung der Stufenleiter, worauf das industrielle +Kapital wirkt, vorübergehend begleitet. Vorübergehend, denn so lange +der Schatz in seinem Schatzzustande verharrt, fungirt er nicht als Kapi +tal, nimmt nicht Theil am Verwerthungsproceß, bleibt eine Geldsumme, +die nur anwächst weil, ohne ihr Zuthun vorhandnes, Geld in denselben +Kasten geworfen wird. + +Die F o rm des Schatzes ist nur die F o rm von nicht in Cirkulation be +findlichem Geld, von Geld, das in seiner Cirkulation unterbrochen ist +und deshalb in seiner Geldform aufbewahrt wird. Was den Proceß des +Schatzbildens selbst betrifft, so ist er aller Waarenproduktion gemein und +spielt als Selbstzweck eine Rolle nur in den unentwickelten vorkapitali +stischen Formen derselben. Hier aber erscheint der Schatz als F o rm des +Geldkapitals und die Schatzbildung als ein Proceß, der die Akkumula- + +78 + + Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals + +tion des Kapitals vorübergehend begleitet, weil und sofern das Geld hier +als +latentes Geldkapital figurirt; weil die Schatzbildung, der Schatzzu +stand des in Geldform vorhandnen Mehrwerths ein außerhalb des Kreis +laufs des Kapitals vorgehendes, funktionell bestimmtes Vorbereitungs +stadium für die Verwandlung des Mehrwerths in wirklich ||60| fungirendes +Kapital ist. Es ist also latentes Geldkapital durch diese seine Bestim +mung, weshalb auch der Umfang, den es erreicht haben muß, um in den +Proceß einzutreten, durch die jedesmalige Werthkonstitution des produk +tiven Kapitals bestimmt ist. Solange es aber im Schatzzustande verharrt, +fungirt es noch nicht als Geldkapital, ist noch brachliegendes Geldkapi +tal; nicht wie vorher in seiner Funktion unterbrochnes, sondern noch +nicht zu seiner Funktion fähiges. + +Wir nehmen hier die Geldanhäufung in ihrer ursprünglichen realen +Form, als wirklichen Geldschatz. Sie kann auch existiren in der F o rm +von bloßen Guthaben, Schuldforderungen des Kapitalisten, der W' ver +kauft hat. Was die andren Formen betrifft, wo dies latente Geldkapital in +der Zwischenzeit selbst in Gestalt von Geld heckendem Geld existirt, +ζ. B. als zinstragendes Depositum in einer Bank, +in Wechseln oder +Werthpapieren irgend einer Art, so gehören sie nicht hierher. Der in Geld +realisirte Mehrwerth verrichtet dann besondre Kapitalfunktionen außer +halb des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dem er entsprungen; Funk +tionen, die erstens mit jenem Kreislauf als solchem nichts zu thun haben, +zweitens aber von den Funktionen des industriellen Kapitals unterschied- +ne Kapitalfunktionen unterstellen, die hier noch nicht entwickelt sind. + +IV. Reservefonds. + +In der eben betrachteten F o rm ist der Schatz, als welcher der Mehrwerth +existirt, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die Kapitalak +kumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Bedingung der +letztren. Dieser Akkumulationsfonds kann aber auch besondre Neben +dienste verrichten, d. h. in den Kreislaufsproceß des Kapitals eingehn, +ohne daß dieser die F o rm P . .. P' besitzt, also ohne daß die kapitalisti +sche Reproduktion erweitert ist. + +Verlängert sich der Proceß W ' - G' über sein normales M a ß, ist also das +Waarenkapital anormal aufgehalten in seiner Verwandlung in Geldform; +oder ist, wenn letztre vollzogen, ζ. B. der Preis der Produktionsmittel, +worin das Geldkapital umgesetzt werden muß, gestiegen über den Stand, +den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der als Akkumulati +onsfonds fungirende Schatz verwandt werden um die Stelle des Geldka +pitals oder eines Theils desselben einzunehmen. Der Geldakkumulations- + +79 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +fonds dient so als Reservefonds, um Störungen des Kreislaufs auszuglei +chen, + +ι + +1 6 11 Als solcher Reservefonds ist er verschieden von dem im Kreislauf +P ... P betrachteten Fonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln. Die letztren +sind ein Theil des fungirenden Geldkapitals (also Daseinsformen eines +Theils des im Proceß begriffnen Kapitalwerths überhaupt), dessen Theile +nur in verschiednen Zeitterminen nach einander in Funktion treten. Es +bildet sich in der Kontinuität des Produktionsprocesses beständig Reser +vegeldkapital, da heute Zahlungen eingegangen, erst an einem spätem +Termin wieder zu machen, heute größre Waarenmassen verkauft, an spä +tem Tagen erst wieder größre Waarenmassen zu kaufen sind; in diesen +Intervallen existirt also beständig ein Theil des cirkulirenden Kapitals in +Geldform. Dagegen ist der Reservefonds nicht ein Bestandtheil des fun +girenden Kapitals, näher Geldkapitals, sondern des in einem Vorstadium +seiner Akkumulation begriffnen Kapitals, des noch nicht in aktives K a +pital verwandelten Mehrwerths. Es versteht sich übrigens ganz von +selbst, daß der Kapitalist in Nöthen in keiner Weise nach den bestimmten +Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes fragt, sondern an +wendet was er hat, um den Kreislaufsproceß seines Kapitals in Gang zu +halten. Ζ. B. in unserm Beispiel G = 422 £, G' = 500 £. Wenn ein Theil +des Kapitals von 422 £ als Fonds von Zahlungs- und Kaufmitteln, als +Geldvorrath existirt, so ist er darauf berechnet, daß er bei gleichbleiben +den Umständen ganz in den Kreislauf eintritt, hierfür aber auch genügt. +Der Reservefonds aber ist ein Theil der 78 £ Mehrwerth; er kann nur in +den Kreislaufsproceß des Kapitals von 422 £ Werth eintreten, soweit die +ser Kreislauf unter nicht sich gleichbleibenden Umständen vollzogen +wird; denn er ist ein Theil des Akkumulationsfonds, und figurirt hier +ohne Erweitrung der Stufenleiter der Reproduktion. + +Der Geldakkumulationsfonds ist schon Dasein von latentem Geldka + +pital; also Verwandlung von Geld in Geldkapital. + +Die allgemeine Formel des Kreislaufs des produktiven Kapitals, wel +che einfache und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter zusammen +faßt, ist: + +j + +2 + +P ... W ^ G '. G ^ v V < p ^n . .. P (P'), + +Ist P = P, so G in 2) = G ' - g; ist P = P', so ist G in ||62| 2) größer als +G'-g; d. h. g ist ganz oder theilweise in Geldkapital verwandelt worden. +Der Kreislauf des produktiven Kapitals ist die Form, worin die klas +sische Oekonomie den Kreislaufsprozeß des industriellen Kapitals be +trachtet. + +80 + + Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals + +DRITTES KAPITEL. + +D er K r e i s l a uf des W a a r e n k a p i t a l s. + +Die allgemeine Formel für den Kreislauf des Waarenkapitals +W ' - G ' -W . .. P . .. W '. + +ist: + +W' erscheint nicht nur als Produkt, sondern auch als Voraussetzung +der beiden früheren Kreisläufe, da, was G -W für das eine Kapital, schon +W ' - G' für das andre einschließt, sofern wenigstens ein Theil der Produk +tionsmittel selbst das Waarenprodukt andrer in ihrem Kreislauf be +findlichen individuellen Kapitale ist. In unserm Fall ζ. B. sind Kohle, +Maschinen etc. das Waarenkapital des Grubenexploiteurs, des kapitalisti­ +schen Maschinenbauers u. s. w. Ferner ist schon in K a p. I, 4, gezeigt, daß +schon bei der ersten Wiederholung von G . .. G', schon ehe dieser zweite +Kreislauf des Geldkapitals vollendet, nicht nur der Kreislauf P . .. P, son +dern auch der Kreislauf W ' . .. W' vorausgesetzt ist. + +Findet Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter statt, so + +ist das +Schluß-W' größer als das Ausgangs-W', und soll deshalb hier mit W" +bezeichnet werden. + +Der Unterschied der dritten F o rm von den zwei ersten zeigt sich darin, +erstens, daß hier die Gesammtcirkulation mit ihren zwei entgegengesetz +ten Phasen den Kreislauf eröffnet, während in F o rm I die Cirkulation +durch den Produktionsproceß unterbrochen wird, in F o rm II die Ge +sammtcirkulation mit +ihren zwei sich ergänzenden Phasen nur als +Vermittlung des Reproduktionsprocesses erscheint und daher die vermit +telnde Bewegung zwischen P . .. P bildet. Bei G . .. G' ist die Cirkulati- +onsform G -W . .. W ' - G' = G - W - G '. Bei P . .. P ist sie die umgekehrte +W ' - G '. G -W = W - G - W. In W ' . .. W' hat sie ebenfalls diese letztre +Form. I + +|63| Zweitens: In der Wiederholung der Kreisläufe I und I I, auch wenn +die Schlußpunkte G' und P' die Anfangspunkte des erneuerten Kreislaufs +bilden, verschwindet die F o rm in der sie erzeugt waren. G' = G + g, +P' = P + ρ beginnt den neuen Proceß wieder als G und P. In F o rm I II +aber muß der Ausgangspunkt W als W' bezeichnet werden, auch bei +Erneuerung des Kreislaufs auf derselben Stufenleiter, und zwar aus fol +gendem Grund. In F o rm I, sobald G' als solches einen neuen Kreislauf +eröffnet, fungirt es als Geldkapital G, Vorschuß des zu verwerthenden +Kapitalwerths in Geldform. Die Größe des vorgeschoßnen Geldkapitals, +angewachsen durch die im ersten Kreislauf vollzogne Akkumulation, hat +zugenommen. Aber ob 422 £ oder 500 £ die Größe des vorgeschoßnen + +81 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Geldkapitals, ändert nichts daran, daß es als bloßer Kapitalwerth +erscheint. G' existirt nicht mehr als verwerthetes oder mit Mehrwerth +geschwängertes Kapital, als Kapitalverhältniß. Es soll sich ja erst im Pro +ceß verwerthen. Dasselbe gilt für P ... P'; P' muß stets als P, als Kapi +talwerth, der Mehrwerth produciren soll, weiter fungiren und den Kreis +lauf erneuern. - Dagegen der Kreislauf des Waarenkapitals eröffnet sich +nicht mit Kapitalwerth, sondern mit in Waarenform vermehrtem Kapi +talwerth, schließt also von vornherein den Kreislauf nicht nur des in +Waarenform vorhandnen Kapitalwerths, sondern auch des Mehrwerths +ein. Findet daher in dieser Form einfache Reproduktion statt, so tritt ein +W' von gleicher Größe am Schlußpunkt wie am Ausgangspunkt ein. +Geht ein Theil des Mehrwerths in den Kapitalkreislauf ein, so erscheint +zwar am Schluß statt W', W ", ein größres W'; aber der nun folgende +Kreislauf wird wieder eröffnet mit W', was nur ein größres W' ist als im +vorigen Kreislauf und mit größrem akkumulirtem Kapitalwerth, daher +auch mit verhältnißmäßig größrem neu erzeugtem Mehrwerth seinen +neuen Kreislauf beginnt. In allen Fällen eröffnet W' den Kreislauf stets +als ein Waarenkapital, welches = Kapitalwerth + Mehrwerth. + +W' als W erscheint in dem Kreislauf eines einzelnen industriellen K a +pitals, nicht als Form dieses Kapitals, sondern als Form eines andren +industriellen Kapitals, soweit die Produktionsmittel dessen Produkt sind. +Der Akt G -W (d. h. G - P m) des ersten Kapitals ist für dieses zweite +Kapital W ' - G '. + +Im Cirkulationsvorgang G - W < pm verhalten sich A und Pm ||64| so +weit identisch, als sie Waaren sind in der Hand ihrer Verkäufer, hier der +Arbeiter, die ihre Arbeitskraft, dort der Besitzer der Produktionsmittel, +die diese verkaufen. Für den Käufer, dessen Geld hier als Geldkapital +fungirt, fungiren sie nur als Waaren, so lange er sie noch nicht gekauft +hat, so lange sie also seinem in Geldform existirenden Kapital als Waaren +Andrer gegenübertreten. Pm und A unterscheiden sich hier nur soweit, +als Pm in der Hand seines Verkäufers = W', also Kapital sein kann, wenn +Pm Waarenform seines Kapitals ist, während A für den Arbeiter stets nur +Waare ist, und erst Kapital wird in der Hand des Käufers, als Bestand- +theil von P. + +W' kann daher nie als bloßes W, als bloße Waarenform des Kapital +werths einen Kreislauf eröffnen. Als Waarenkapital ist es immer ein Dop +peltes. Unter dem Gesichtspunkt des Gebrauchswerths ist es das Produkt +der Funktion von P, hier Garn, dessen als Waaren aus der Cirkulation +herkommende Elemente, A und Pm, nun als Produktbildner dieses Pro +dukts fungirt haben. Zweitens, unter dem Gesichtspunkt des Werths, ist +es der Kapitalwerth P plus dem in der Funktion von P erzeugten Mehr +werth m. + +82 + + Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals + +Nur im Kreislauf von W selbst kann und muß W = P = dem Kapital +werth sich trennen von dem Theil von W ', worin Mehrwerth existirt, also +das Waarenprodukt, worin der Kapitalwerth existirt, von dem Mehr +produkt, worin der Mehrwerth steckt; ob beide nun thatsächlich trenn +bar, wie bei Garn, oder nicht, wie in der Maschine. Sie werden jedesmal +trennbar, sobald W' in G' verwandelt. + +Ist das gesammte Waarenprodukt trennbar in selbständige homogene +Theilprodukte, wie z. B. unsre 10 000 t¿ Garn, und kann daher der Akt +W ' - G' sich in einer Summe nacheinander vollzogner Verkäufe darstellen, +so kann der Kapitalwerth in Waarenform als W fungiren, sich von W' +lostrennen, bevor der Mehrwerth, also bevor W' als Ganzes realisirt ist. +ist der Werth von 8 4 4 0W += 422 £ = dem Kapitalwerth, getrennt vom Mehrwerth. Verkauft der K a +pitalist erst 8440 U Garn zu 422 £, so stellen diese 8440 U Garn W dar, +den Kapitalwerth in Waarenform; das in W' außerdem enthaltne Mehr +produkt von 1560 U Garn = Mehrwerth von 78 £ cirkulirte erst später; + +Von den 10 000 ri Garn zu 500 £ + +der Kapitalist könnte W - G -W < + +pm vollziehn vor der Cirkulation des + +Mehrprodukts w-g-w. | + +|65|Oder wenn er erst 7440 H Garn zu Werth von 372 £ und dann +1000 U Garn zum Werth von 50 £ verkaufte, so könnten mit dem ersten +Theil von W die Produktionsmittel (der konstante Kapitaltheil c) und mit +dem zweiten Theil von W der variable Kapitaltheil v, die Arbeitskraft +ersetzt werden, und dann wie vorher. + +Finden aber solche successiven Verkäufe statt und erlauben es die Be +dingungen des Kreislaufs, so kann der Kapitalist, statt W' zu trennen in +c + ν + m, diese Trennung auch bei aliquoten Theilen von W' vorneh­ +men. + +Z . B. 7440 U Garn = 372 £, die als Theile von W' (10 000 ri Garn += 500 £) den konstanten Kapitaltheil repräsentiren, sind selbst wieder +zerfällbar in 5535,360 U Garn zum Werth von 276,768 £, die bloß den +konstanten Theil, den Werth der in 7440 U Garn verbrauchten Produk +tionsmittel ersetzen; 744 U Garn zum Werth von 37,200 £, die nur das +variable Kapital ersetzen; 1160,640W Garn zum Werth von 58,032 £, +welche als Mehrprodukt Träger des Mehrwerths sind. Von den verkauf +ten 7440 U Garn kann er also den in ihnen enthaltnen Kapitalwerth +ersetzen durch Verkauf von 6279,360 H Garn zum Preis von 313,968 £, +und den Werth des Mehrprodukts 1160,640 U = 58,032 £ als Revenue +verausgaben. + +Ebenso kann er weiter 1000 U Garn = 50 £ = dem variablen Kapital +werth zerfallen und demgemäß verkaufen: 744 U Garn zu 37,200 £, kon- + +83 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +stanter Kapitalwerth von 1000 U Garn; 100 U Garn zu 5,000 £, variabler +Kapitaltheil von ditto; also 844 U Garn zu 42,200 £, Ersatz des in den +1000 tf> Garn enthaltnen Kapitalwerths; endlich 156 ti Garn zum Werth +von 7,800 £, die das darin enthaltne Mehrprodukt darstellen und als sol +ches verzehrt werden können. + +Endlich kann er die noch übrigen 1560 U Garn zum Werth von 78 £, +wenn der Verkauf gelingt, in der Weise zerfallen, daß der Verkauf von +1 1 6 0 , 6 4 0¾ Garn zu 58,032 £ den Werth der in den 1560 U Garn ent +haltnen Produktionsmittel, und 156 ri Garn zum Werth von 7,800 £ +den variablen Kapitalwerth ersetzen; zusammen 1316,640W Garn += 65,832 £, Ersatz des gesammten Kapitalwerths; endlich das Mehrpro +dukt 243,360 ti = 12,168 £ bleibt als Revenue zu verausgaben. | + +1 6 61 Wie jedes in Garn existirende Element c, v, m, wieder in dieselben +Bestandtheile zerlegbar ist, so auch jedes einzelne Pfund Garn zum +Werth von 1 sh. = 12 d. + +c = 0,744 ti Garn = 8,928 d. +" = 1,200 " +ν = 0,100 " +1,872 " +" +m = 0 , 1 5 6" + += + +c + v +m = 1 + +ti Garn = 12 + +d. + +Addiren wir die Resultate der drei obigen Theilverkäufe zusammen, so +kommt dasselbe Resultat heraus, wie beim Verkauf der 10 000 ti Garn +auf einen Schlag. + +Wir haben an konstantem Kapital: + +beim 1. Verkauf: 5535,360 ti Garn = 276,768 £ += 37,200 " +744,000 " += 58,032 " +1160,640 " + +" 2. +" 3. + +" +" + +Zusammen + +7440 ti Garn + +372 £ + +An variablem Kapital: + +beim 1. Verkauf: + +" 2. +" 3. + +744,000 ti Garn = 37,200 £ +" +100,000 " +5,000 " +" +156,000 " +7,800 " + += += + +Zusammen + +1000 ti Garn + +50 £ + +An Mehrwerth: + +beim 1. Verkauf: 1160,640 ti Garn = 58,032 £ +156,000 " += +7,800 " += 1 2 , 1 6 8" +243,360 " + +2. +3. + +" +" + +" +" + +Zusammen + +1560 ti Garn + +78 £ + +84 + + Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals + +Summa Summarum + +Konstantes Kapital +Variables +Mehrwerth + +" + +7440 U Garn = 372 £ += 50 £ +" +1000 " += 78 £ +" +1560 " + +Zusammen + +10 000 ri Garn = 500 £ + +W - G' ist für sich selbst nichts als ein Verkauf von 10 000 fi Garn. Die +10 000 H Garn sind Waare wie alles andre Garn. Den Käufer interessirt +der Preis von 1 sh. per Pfund, oder von 500 £ für 10 000 H Läßt er sich bei +dem Handel auf die Werthkonstitution ein, ||67| dann nur mit der heimtük- +kischen Absicht nachzuweisen, daß das Pfund unter 1 sh. verkauft werden +könne und der Verkäufer dabei immer noch ein gutes Geschäft machen +werde. Das Quantum aber, das er kauft, hängt von seinen Bedürfnissen ab; +ist er z. B. Webereibesitzer, dann von der Konstitution seines eignen in der +Weberei fungirenden Kapitals, nicht von der des Spinners, von dem er +kauft. Die Verhältnisse, worin W einerseits das in ihm aufgearbeitete K a +pital (resp. dessen verschiedne Bestandtheile) zu ersetzen, andrerseits als +Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung von Mehrwerth, sei es zur Kapi +talakkumulation, zu dienen hat, existiren nur im Kreislauf des Kapitals, +dessen Waarenform die 10 000 fi Garn sind. Sie haben mit dem Verkauf als +solchem nichts zu thun. Hier ist außerdem unterstellt, daß W zu seinem +Werth verkauft wird, es sich also nur um seine Verwandlung aus Waaren +form in Geldform handelt. Für W, als funktionelle Form im Kreislauf +dieses einzelnen Kapitals, woraus das produktive Kapital ersetzt werden +muß, ist es natürlich entscheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim +Verkauf von einander abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrach +tung der bloßen Formunterschiede nichts zu schaffen. + +In Form I, G ... G' erscheint der Produktionsproceß in der Mitte zwi +schen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen +der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschließende +Phase W - G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in die +Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies +Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschloßner +Geschäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare +ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. +Geld. Der Neubeginn +G ... P ... G' kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rück +tritt aus dem Geschäft die Funktion eines individuellen Kapitals ab +schließt, wie erster Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individu +ellen Kapitals. Die allgemeine Bewegung ist hier G ... G', von Geld zu +mehr Geld. + +In F o rm I I, P ... W ' - G ' -W . .. P (P') folgt der gesammte Cirkulations- + +85 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +proceß auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er erfolgt aber in +entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P ist das produktive +Kapital, und seine Funktion der Produktionsproceß, als Vorbedingung +des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das abschließende P dagegen +ist nicht der Produktionsproceß; es ist nur das ||68| Wiederdasein des +industriellen Kapitals in seiner F o rm als produktives Kapital. Und zwar +ist es dies als Resultat der in der letzten Cirkulationsphase vollzognen +Verwandlung des Kapitalwerths in A + Pm, in die subjektiven und ob +jektiven Faktoren, welche in ihrer Vereinigung die Daseinsform des pro +duktiven Kapitals bilden. Das Kapital, sei es P oder P', ist am Schluß +wieder in einer F o rm fertig vorhanden, worin es von neuem als produk +tives Kapital fungiren, den Produktionsproceß vollziehn muß. Die all +gemeine Form der Bewegung, P ... P, ist die Form der Reproduktion und +zeigt nicht, wie G ... G', die Verwerthung als Zweck des Processes an. Sie +macht es deshalb der klassischen Oekonomie um so leichter, von der +bestimmten kapitalistischen F o rm des Produktionsprocesses abzusehn +und die Produktion als solche als Zweck des Processes darzustellen, so- +daß möglichst viel und wohlfeil zu produciren und das Produkt gegen +möglichst vielseitige andre Produkte auszutauschen sei, theils zur Erneu +erung der Produktion ( G - W ), theils zur Konsumtion (g-w). Wobei denn, +da G und g hier nur als verschwindendes Cirkulationsmittel erscheinen, +die Eigenthümlichkeiten sowohl des Geldes wie des Geldkapitals über +sehn werden können, und der ganze Proceß einfach und natürlich er +scheint, d. h. die Natürlichkeit des flachen Rationalismus besitzt. Beim +Waarenkapital wird ebenso der Profit gelegentlich vergessen, und figurirt +es, sobald vom Produktionskreislauf als Ganzem die Rede, nur als Waa +re; sobald aber von den Werthbestandtheilen die Rede, als Waarenkapi +tal. Die Akkumulation erscheint natürlich in derselben Weise wie die +Produktion. + +In F o rm I I I, W ' - G ' -W ... P ... W' eröffnen die zwei Phasen des Cir +kulationsprocesses den Kreislauf, und zwar in derselben Ordnung wie in +F o rm I I, P ... P; es folgt dann P, und zwar wie in F o rm I mit seiner +Funktion, dem Produktionsproceß; mit dem Resultat des letztren, W', +schließt der Kreislauf. Wie in F o rm II mit P, als bloßem Wiederdasein +des produktiven Kapitals, schließt er hier mit W', als Wiederdasein des +Waarenkapitals; wie in F o rm II das Kapital in seiner Schlußform P den +Proceß wieder beginnen muß als Produktionsproceß, so muß hier mit +dem Wiedererscheinen des industriellen Kapitals, in der F o rm von Waa +renkapital, der Kreislauf sich von neuem eröffnen mit der Cirkulations +phase W ' - G '. Beide Formen des Kreislaufs sind unvollendet, weil sie +nicht mit G', dem in Geld rückverwandelten, ver||69|wertheten Kapital- + +86 + + Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals + +werth abschließen. Beide müssen also weiter fortgesetzt werden, und +schließen daher die Reproduktion ein. Der Gesammtkreislauf in F o rm +III ist W ... W. + +Was die dritte F o rm von den beiden ersten unterscheidet, ist, daß nur +in diesem Kreislauf der verwerthete Kapitalwerth, nicht der ursprüngli +che, erst zu verwerthende Kapitalwerth als Ausgangspunkt seiner Ver- +werthung erscheint. W' als Kapitalverhältniß ist hier der Ausgangspunkt +und wirkt als solches determinirend auf den ganzen Kreislauf ein, indem +es sowohl den Kreislauf des Kapitalwerths als den des Mehrwerths schon +in seiner ersten Phase einschließt, und der Mehrwerth, wenn auch nicht in +jedem einzelnen Kreislauf, doch in ihrem Durchschnitt, zum Theil als +Revenue verausgabt werden, die Cirkulation w-g-w durchlaufen, zum +Theil als Element der Kapitalakkumulation fungiren muß. + +In der F o rm W ' . .. W' ist die Konsumtion des gesammten Waaren +produkts als Bedingung des normalen Verlaufs des Kreislaufs des Kapi +tals selbst vorausgesetzt. Die individuelle Konsumtion des Arbeiters und +die individuelle Konsumtion des nicht akkumulirten Theils des Mehr +produkts umschließt die gesammte individuelle Konsumtion. Es geht also +die Konsumtion ihrer Gesammtheit nach - als individuelle und als pro +duktive Konsumtion - als Bedingung in den Kreislauf W' ein. Die pro +duktive Konsumtion (worin der Sache nach die individuelle Konsumtion +des Arbeiters eingeschlossen, da Arbeitskraft beständiges Produkt, in +nerhalb gewisser Grenzen, der individuellen Konsumtion des Arbeiters) +geschieht durch jedes individuelle Kapital selbst. Die individuelle Kon +sumtion - außer soweit zur Existenz des individuellen Kapitalisten nö +thig - ist nur unterstellt als gesellschaftlicher Akt, keineswegs als Akt des +individuellen Kapitalisten. + +In den Formen I und II stellt sich die Gesammtbewegung dar als Be +wegung des vorgeschoßnen Kapitalwerths. In der F o rm I II bildet das +verwerthete Kapital, in Gestalt des gesammten Waarenprodukts, den +Ausgangspunkt, und besitzt die F o rm des sich bewegenden Kapitals, +Waarenkapitals. Erst nach seiner Verwandlung in Geld zweigt diese Be +wegung sich ab in Kapitalbewegung und Revenuebewegung. Die Ver +theilung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts, wie die besondre Ver +theilung des Produkts für jedes individuelle Waarenkapital, einerseits in +individuellen ||70| Konsumtionsfonds, andrerseits in Reproduktionsfonds, +ist in dieser F o rm in den Kreislauf des Kapitals eingeschlossen. + +In G ... G' ist mögliche Erweitrung des Kreislaufs eingeschlossen, je + +nach dem Umfang des g, das in den erneuerten Kreislauf eingeht. + +In P ... P kann P mit demselben Werth, vielleicht mit geringrem, den +neuen Kreislauf beginnen und dennoch Reproduktion auf erweiterter + +87 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Stufenleiter darstellen; wenn z. B. Waarenelemente sich in Folge gestei +gerter Produktivität der Arbeit verwohlfeilern. Umgekehrt kann im ent +gegengesetzten Fall das dem Werth nach gewachsne produktive Kapital +Reproduktion auf stofflich verengerter Stufenleiter darstellen, wenn ζ. B. +Produktionselemente vertheuert. Dasselbe gilt für W ' . .. W '. + +In W ' . .. W' ist Kapital in Waarenform der Produktion vorausgesetzt; +es kehrt wieder als Voraussetzung innerhalb dieses Kreislaufs im zweiten +W. Ist dies W noch nicht producirt oder reproducirt, so ist der Kreislauf +gehemmt; dies W muß reproducirt werden, größtentheils als W' eines +andren industriellen Kapitals. In diesem Kreislauf existirt W' als Aus +gangspunkt, Durchgangspunkt, Schlußpunkt der Bewegung, ist daher +stets da. Es ist beständige Bedingung des Reproduktionsprocesses. + +W ' . .. W' unterscheidet sich durch ein andres Moment von den F o r +men I und I I. Alle drei Kreisläufe haben das gemein, daß die Form, +worin das Kapital seinen Kreislaufsproceß eröffnet, auch die F o rm ist, +worin es ihn schließt, und damit sich wieder in der Anfangsform befindet, +worin es denselben Kreislauf neu eröffnet. Die Anfangsform G, P, W' ist +stets die Form, worin der Kapitalwerth (in I II mit dem ihm angewachs +en Mehrwerth) vorgeschossen wird, also seine mit Bezug auf den Kreis +lauf ursprüngliche Form; die Schlußform G', P, W' ist jedesmal verwan +delte F o rm einer im Kreislauf vorhergehenden funktionellen Form, +welche nicht die ursprüngliche F o rm ist. + +So ist G' in I verwandelte F o rm von W', das Schluß-P in II verwan +delte F o rm von G (und in I und II wird diese Verwandlung durch einen +einfachen Vorgang der Waarencirkulation, durch formellen Stellenwech +sel von Waare und Geld bewirkt); in I II ist W' verwandelte F o rm von P, +dem produktiven Kapital. Aber hier in I II betrifft erstens die Verwand +lung nicht nur die funktionelle F o rm des Kapitals, sondern auch seine +Werthgröße; zweitens aber ist die Verwandlung das Resultat nicht eines +dem Cirkulationsproceß angehörigen, bloß formellen Stellenwechsels, | +|71| sondern der wirklichen Verwandlung, welche Gebrauchsform und +Werth der Waarenbestandtheile des produktiven Kapitals im Produkti +onsproceß durchgemacht haben. + +Die F o rm des Anfangsextrems G, P, W' ist dem jedesmaligen Kreislauf +I, I I, I II vorausgesetzt; die im Schlußextrem wiederkehrende F o rm ist +gesetzt und daher bedingt durch die Metamorphosenreihe des Kreislaufs +selbst. W', als Schlußpunkt eines individuellen industriellen Kapitalkreis +laufs, setzt nur die nicht der Cirkulation angehörige Form P desselben +industriellen Kapitals voraus, dessen Produkt es ist. G', als Schlußpunkt +in I, als verwandelte F o rm von W' ( W - G ' ), setzt G voraus in der Hand +des Käufers, als außerhalb des Kreislaufs G . .. G' existirend und durch + +88 + + Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals + +Verkauf von W in ihn hineingezogen und zu seiner eignen Schlußform +gemacht. So setzt in II das Schluß-P voraus A und Pm (W) als außerhalb +existirend und durch G -W ihm als Schlußform inkorporirt. Aber abge +sehn von dem letzten Extrem, setzt weder der Kreislauf des individuellen +Geldkapitals das Dasein des Geldkapitals überhaupt, noch der Kreislauf +des individuellen produktiven Kapitals das des produktiven Kapitals in +ihrem Kreislauf voraus. In I kann G das erste Geldkapital, in II P das +erste produktive Kapital sein, das auf der geschichtlichen Bühne auftritt, +aber in I II + +( W — + +G + +— W < p + +7n + +... + +P + +... + +W + +W - G' + +ist W zweimal außerhalb des Kreislaufs vorausgesetzt. Einmal im Kreis- + +lauf W ' - G ' - W < pm. Dies W, soweit es aus Pm besteht, ist Waare in der + +Hand des Verkäufers; es ist selbst Waarenkapital, soweit es Produkt eines +kapitalistischen Produktionsprocesses; und selbst wenn das nicht, er +scheint es als Waarenkapital in der Hand des Kaufmanns. Das andre Mal +in dem zweiten w in w-g-w, das ebenfalls als Waare vorhanden sein muß, +um gekauft werden zu können. Jedenfalls, ob Waarenkapital oder nicht, +sind A und Pm Waaren so gut wie W' und verhalten sich zu einander als +Waaren. Dasselbe gilt von dem zweiten w in w-g-w. Soweit also +W' = W (A + Pm), hat es Waaren zu seinen eignen Bildungselementen +und muß durch gleiche ||72| Waaren in der Cirkulation ersetzt werden; wie +auch in w-g-w das zweite w durch andre gleiche Waaren in der Cirku +lation zu ersetzen ist. + +A uf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise, als herrschen +der, muß außerdem alle Waare in der Hand des Verkäufers Waarenka +pital sein. Sie fährt fort es zu sein in der Hand des Kaufmanns, oder wird +es in seiner Hand, wenn sie es noch nicht war. Oder aber sie muß Waare +sein - ζ. B. eingeführte Artikel - welche ursprüngliches Waarenkapital +ersetzt, ihm daher nur eine andre Daseinsform gegeben hat. + +Die Waarenelemente A und Pm, woraus das produktive Element P +besteht, besitzen als Daseinsformen von P nicht dieselbe Gestalt wie auf +den verschiednen Waarenmärkten, auf denen sie zusammengesucht wer +den. Sie sind jetzt vereinigt, und in ihrer Verbindung können sie als pro +duktives Kapital fungiren. + +D aß nur in dieser Form I I I, innerhalb des Kreislaufs selbst, W als +Voraussetzung von W erscheint, kommt daher, daß der Ausgangspunkt +das Kapital in Waarenform ist. Der Kreislauf wird eröffnet durch Um +satz von W' (soweit es als Kapitalwerth fungirt, ob durch Zusatz von + +89 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Mehrwerth vergrößert oder nicht) in die Waaren, die seine Produktions +elemente bilden. Dieser Umsatz aber umfaßt den ganzen Cirkulations +proceß W - G -W (= A + Pm) und ist dessen Resultat. Hier steht also W +auf beiden Extremen, aber das zweite Extrem, das seine Form W durch +G -W von außen aus dem Waarenmarkt erhält, ist nicht letztes Extrem +des Kreislaufs, sondern nur seiner zwei ersten, den Cirkulationsproceß +umfassenden Stadien. Sein Resultat ist P, dessen Funktion dann eintritt, +der Produktionsproceß. Erst als dessen Resultat, also nicht als Resultat +des Cirkulationsprocesses, erscheint W' als Schluß des Kreislaufs und in +derselben F o rm wie das Anfangsextrem W'. Dagegen in G ... G', P ... P, +sind die Schlußextreme G' und P unmittelbare Resultate des Cirkulati +onsprocesses. Hier sind also nur am Schluß das eine Mal G', das andre +Mal P in andrer Hand vorausgesetzt. Soweit der Kreislauf zwischen den +Extremen vorgeht, erscheint weder G in dem einen Fall, noch P in dem +andren - das Dasein von G, als fremdem Geld, von P, als fremdem +Produktionsproceß - als Voraussetzung dieser Kreisläufe. W ' . .. W' da +gegen setzt W ( = A + Pm) als fremde Waaren in fremder Hand voraus, +die durch den einleitenden Cirkulationsproceß in ||73| den Kreislauf ge +zogen und in das produktive Kapital verwandelt werden, als Resultat +von dessen Funktion nun W' wieder Schlußform des Kreislaufs wird. + +Aber eben weil der Kreislauf W ' . .. W' innerhalb seiner Beschreibung +andres industrielles Kapital in der F o rm von W (= A + Pm) Voraussetzt +(und Pm umschließt verschiedenartige andre Kapitale, ζ. B. in unserm +Fall Maschinen, Kohlen, OeI etc.), fordert er selbst dazu heraus, ihn zu +betrachten nicht nur als allgemeine F o rm des Kreislaufs, d. h. als eine +gesellschaftliche F o r m, worunter jedes einzelne industrielle Kapital (au­ +ßer bei seiner ersten Anlage) betrachtet werden kann, daher nicht nur als +eine allen individuellen industriellen Kapitalen gemeinsame Bewegungs +form, sondern zugleich als Bewegungsform der Summe der individuellen +Kapitale, also des Gesammtkapitals der Kapitalistenklasse, eine Bewe +gung, worin die jedes individuellen industriellen Kapitals nur als eine +Theilbewegung erscheint, die mit der andren sich verschlingt und durch +sie bedingt wird. Betrachten wir ζ. B. das jährliche Gesammt-Waaren +produkt eines Landes und analysiren die Bewegung, wodurch ein Theil +desselben das produktive Kapital in allen individuellen Geschäften er +setzt, ein andrer Theil in die individuelle Konsumtion der verschiednen +Klassen eingeht, so betrachten wir W ' . .. W' als Bewegungsform sowohl +des gesellschaftlichen Kapitals, als des von diesem erzeugten Mehr +werths, resp. Mehrprodukts. D aß das gesellschaftliche Kapital = Summe +der' individuellen Kapitale (incl. der Aktienkapitale resp. des Staatska +pitals, soweit Regierungen produktive Lohnarbeit in Bergwerken, Eisen- + +90 + + Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals + +bahnen etc. anwenden, als industrielle Kapitalisten fungiren), und daß +die Gesammtbewegung des gesellschaftlichen Kapitals = der algebrai +schen Summe der Bewegungen der individuellen Kapitale ist, schließt in +keiner Weise aus, daß diese Bewegung als Bewegung des vereinzelten +individuellen Kapitals andre Phänomene darbietet, als dieselbe Bewe +gung, wenn sie unter dem Gesichtspunkt eines Theils der Gesammtbe +wegung des gesellschaftlichen Kapitals, also in ihrem Zusammenhang mit +den Bewegungen seiner andren Theile betrachtet wird, und daß sie zu +gleich Probleme löst, deren Lösung bei der Betrachtung des Kreislaufs +eines einzelnen individuellen Kapitals vorausgesetzt werden muß, statt +sich daraus zu ergeben. + +W ' . .. W' ist der einzige Kreislauf, worin der ursprünglich vorgeschoß- +ne Kapitalwerth nur einen Theil des die Bewegung eröffnenden +Ex||74|trems bildet und die Bewegung von vornherein sich so als Total +bewegung des industriellen Kapitals ankündigt; sowohl des Produkt- +theils, der das produktive Kapital ersetzt, als des Produkttheils, der +Mehrprodukt bildet und der durchschnittlich theils als Revenue veraus +gabt wird, theils als Element der Akkumulation zu dienen hat. Soweit die +Verausgabung von Mehrwerth als Revenue in diesen Kreislauf einge +schlossen, soweit ist es auch die individuelle Konsumtion. Diese letztre ist +aber auch ferner dadurch eingeschlossen, daß der Ausgangspunkt W, +Waare, existirt als irgend ein beliebiger Gebrauchsartikel; jeder kapitali +stisch producirte Artikel ist aber Waarenkapital, gleichgültig ob seine +Gebrauchsform ihn bestimmt für produktive oder für individuelle K o n +sumtion, oder für beide. G ... G' zeigt nur hin auf die Werthseite, die +Verwerthung des vorgeschoßnen Kapitalwerths als Zweck des ganzen +Processes; P ... P (P') auf den Produktionsproceß des Kapitals als R e- +produktionsproceß mit gleichbleibender oder wachsender Größe des +produktiven Kapitals (Akkumulation); W ' . .. W', während es schon in +seinem Anfangsextrem sich als Gestalt der kapitalistischen Waarenpro +duktion ankündigt, umschließt produktive und individuelle Konsumtion +von vornherein; die produktive Konsumtion und die darin eingeschlossne +Verwerthung erscheint nur als Zweig seiner Bewegung. Endlich, da W' +existiren kann in Gebrauchsform, die nicht wieder in irgend einen Pro +duktionsproceß eingehn kann, so ist von vornherein angezeigt, daß die +verschiednen in Produkttheilen ausgedrückten Werthbestandtheile von +W' eine andre Stelle einnehmen müssen, je nachdem W ' . .. W' als F o rm +der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, oder als selbstän +dige Bewegung eines individuellen industriellen Kapitals gilt. In allen +diesen seinen Eigenthümlichkeiten weist dieser Kreislauf über sich selbst +hinaus als vereinzelten Kreislauf eines bloß individuellen Kapitals. + +91 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +In Figur W . .. W erscheint die Bewegung des Waarenkapitals, d. h. +des kapitalistisch producirten Gesammtprodukts, sowohl als Vorausset +zung des selbständigen Kreislaufs des individuellen Kapitals, wie ihrer +seits durch denselben bedingt. Wird diese Figur daher in ihrer Eigen- +thümlichkeit aufgefaßt, so genügt es nicht mehr, sich dabei zu beruhigen, +daß die Metamorphosen W ' - G' und G -W einerseits funktionell be +stimmte Abschnitte in der Metamorphose des Kapitals sind, andrerseits +Glieder der allgemeinen Waarencirkulation. Es wird nothwendig, die +Verschlingungen ||75| der Metamorphosen eines individuellen Kapitals +mit denen andrer individueller Kapitale und mit dem für den individu +ellen Konsum bestimmten Theil des Gesammtprodukts klar zu legen. Bei +Analyse des Kreislaufs des individuellen industriellen Kapitals legen wir +daher vorzugsweise die beiden ersten Formen zu Grunde. + +Als Form eines einzelnen individuellen Kapitals erscheint der Kreislauf +W ' . .. W' ζ. B. in der Agrikultur, wo von Ernte zu Ernte gerechnet wird. +In Figur II wird von der Aussaat, in Figur I II von der Ernte ausgegan­ +gen, oder wie die Physiokraten sagen, in der ersteren von den avances, in +den letzteren von den reprises. Die Bewegung des Kapitalwerths er­ +scheint in I II von vornherein nur als Theil der Bewegung der allgemeinen +Produktenmasse, während in I und II die Bewegung von W' nur ein +Moment in der Bewegung eines vereinzelten Kapitals bildet. + +In Figur III bilden auf dem Markt befindliche Waaren die beständige +Voraussetzung des Produktions- und Reproduktionsprocesses. Fixirt +man daher diese Figur, so scheinen alle Elemente des Produktionspro- +cesses aus der Waarencirkulation herzukommen und nur aus Waaren zu +bestehn. Diese einseitige Auffassung übersieht die von den Waarenele- +menten unabhängigen Elemente des Produktionsprocesses. + +Da in W ' . .. W' das Gesammtprodukt (der Gesammtwerth) Ausgangs +punkt ist, so zeigt sich hier, daß (abgesehn vom auswärtigen Handel) +Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bei sonst gleichbleibender Pro +duktivität, nur stattfinden kann, wenn in dem zu kapitalisirenden Theil +des Mehrprodukts die stofflichen Elemente des zusätzlichen produktiven +Kapitals bereits enthalten sind; daß also, soweit die Produktion eines +Jahres der des folgenden zur Voraussetzung dient, oder soweit dies gleich +zeitig mit dem einfachen Reproduktionsproceß innerhalb eines Jahres +geschehn kann, Mehrprodukt sofort producirt wird in der Form, die es +befähigt, als zuschüssiges Kapital zu fungiren. Vermehrte Produktivität +kann nur den Kapitalstoff vermehren, ohne dessen Werth zu erhöhn; sie +bildet aber damit zusätzliches Material für die Verwerthung. + +W ' . .. W' liegt dem Tableau économique Quesnays zu Grunde und es +zeigt großen und richtigen Takt, daß er im Gegensatz zu G . .. G' (der + +92 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +isolirt festgehaltnen F o rm des Merkantilsystems) diese F o rm und nicht +P ... P wählte. | + +|76| VIERTES KAPITEL. + +D ie drei F i g u r en des K r e i s l a u f s p r o c e s s e s. + +Die drei Figuren können dargestellt werden, wenn Ck für den Gesammt- +cirkulationsproceß steht: + +I) G -W ... P ... W ' - G' +I I) P ... Ck ... P +I I I) Ck ... P ( W ' ). + +Fassen wir alle drei Formen zusammen, so erscheinen alle Vorausset +zungen des Processes als sein Resultat, als von ihm selbst producirte +Voraussetzung. Jedes Moment erscheint als Ausgangspunkt, Durch +gangspunkt und Punkt der Rückkehr. Der Gesammtproceß stellt sich dar +als Einheit von Produktionsproceß und Cirkulationsproceß; der Produk +tionsproceß wird Vermittler des Cirkulationsprocesses und umgekehrt. +Allen drei Kreisläufen ist gemeinsam: Verwerthung des Werths als be +stimmender Zweck, als treibendes Motiv. In I ist das in der F o rm ausge +drückt. F o rm II beginnt mit P, dem Verwerthungsproceß selbst. In I II +beginnt der Kreislauf mit dem verwertheten Werth und schließt mit neu +verwerthetem Werth, selbst wenn die Bewegung auf gleichbleibender Stu +fe wiederholt wird. + +Soweit W -G für den Käufer G - W, und G -W für den Verkäufer W - G, +stellt die Cirkulation des Kapitals nur die gewöhnliche Waarenmetamor- +phose dar, und gelten die bei derselben (Buch I, K a p. I I I, 2) entwickelten +Gesetze über die Masse des cirkulirenden Geldes. Wird aber nicht an +dieser formellen Seite festgehalten, sondern der reale Zusammenhang der +Metamorphosen der verschiednen individuellen Kapitale betrachtet, also +in der That der Zusammenhang der Kreisläufe der individuellen Kapitale +als der Theilbewegungen des Reproduktionsprocesses des gesellschaftli +chen Gesammtkapitals, so kann dieser nicht aus dem bloßen Formwech +sel von Geld und Waare erklärt werden. + +In einem beständig rotirenden Kreis ist jeder Punkt zugleich Ausgangs +punkt und Punkt der Rückkehr. Unterbrechen wir die Rotation, so ist +nicht jeder Ausgangspunkt Punkt der Rückkehr. So haben wir gesehn, daß +nicht nur jeder besondre Kreislauf den andern (implicite) voraussetzt, son +dern auch, daß die Wiederholung des Kreislaufs in einer ||77| F o rm die + +93 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Beschreibung des Kreislaufs in den andren Formen einbegreift. So stellt +sich der ganze Unterschied als ein bloß formaler dar, oder auch als ein bloß +subjektiver, nur für den Betrachter bestehender Unterschied. + +Sofern jeder dieser Kreisläufe als besondre Form der Bewegung be +trachtet wird, worin sich verschiedne individuelle industrielle Kapitale +befinden, so existirt auch diese Verschiedenheit immer nur als eine indi +viduelle. In Wirklichkeit aber befindet sich jedes individuelle industrielle +Kapital in allen dreien zugleich. Die drei Kreisläufe, die Reproduktions +formen der drei Gestalten des Kapitals, vollziehn sich kontinuirlich ne +ben einander. Ein Theil des Kapitalwerths z. B ., der jetzt als Waarenka +pital fungirt, verwandelt sich in Geldkapital, aber gleichzeitig tritt ein +andrer Theil aus dem Produktionsproceß in die Cirkulation als neues +Waarenkapital. So wird die Kreisform W ' . .. W' beständig beschrieben; +ebenso die beiden andren Formen. Die Reproduktion des Kapitals in +jeder seiner Formen und jedem seiner Stadien ist ebenso kontinuirlich, +wie die Metamorphose dieser Formen und der successive Verlauf durch +die drei Stadien. Hier ist also der gesammte Kreislauf wirkliche Einheit +seiner drei Formen. + +In unsrer Betrachtung wurde unterstellt, daß der Kapitalwerth seiner +gesammten Werthgröße nach, ganz als Geldkapital, oder als produktives +Kapital, oder als Waarenkapital auftritt. So hatten wir z. B. die 422 £ +zuerst ganz als Geldkapital, dann ebenso ihrem ganzen Umfang nach in +produktives Kapital verwandelt, endlich als Waarenkapital: Garn zum +Werth von 500 £ (worin 78 £ Mehrwerth). Hier bilden die verschiednen +Stadien ebensoviele Unterbrechungen. So lange z. B. die 422 £ in Geld +form verharren, d. h. bis die Käufe G - W (A + Pm) vollzogen, existirt und +fungirt das gesammte Kapital nur als Geldkapital. Sobald es in produk +tives Kapital verwandelt, fungirt es weder als Geldkapital noch als +Waarenkapital. Sein gesammter Cirkulationsproceß ist unterbrochen, wie +andrerseits sein gesammter Produktionsproceß unterbrochen ist, sobald +es in einem der beiden Cirkulationsstadien fungirt, sei es als G oder W'. +So würde sich also der Kreislauf P ... P nicht nur als periodische Erneu +erung des produktiven Kapitals darstellen, sondern ebensosehr als Un +terbrechung seiner Funktion, des Produktionsprocesses, bis der Cirku +lationsproceß zurückgelegt; statt kontinuirlich erfolgte die Produktion +ruckweise und erneuerte sich nur nach Zeit||78|abschnitten von zufälliger +Dauer, je nachdem die beiden Stadien des Cirkulationsprocesses rascher +oder langsamer absolvirt werden. So z. B. bei einem chinesischen Hand +werker, der bloß für Privatkunden arbeitet und dessen Produktionspro +ceß aufhört, bis die Bestellung erneuert wird. + +94 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +In der That gilt dies für jeden einzelnen, in Bewegung befindlichen +Kapitaltheil, und alle Theile des Kapitals machen der Reihe nach diese +Bewegung durch. Z. B. die 10 000 U Garn sind das Wochenprodukt eines +Spinners. Diese 10 000 H Garn treten ganz aus der Produktionssphäre +hinaus in die Cirkulationssphäre; der in ihm enthaltne Kapitalwerth muß +ganz in Geldkapital verwandelt werden, und so lange er in der F o rm von +Geldkapital verharrt, kann er nicht von neuem in den Produktionsproceß +eingehn; er muß vorher in die Cirkulation eintreten und in die Elemente +des produktiven Kapitals A + Pm rückverwandelt werden. Der Kreis +laufsproceß des Kapitals ist beständige Unterbrechung, Verlassen eines +Stadiums, Eintreten in das nächste; Abstreifen einer Form, Dasein in +einer andren; jedes dieser Stadien bedingt nicht nur das andre, sondern +schließt es zugleich aus. + +Kontinuität ist aber das charakteristische Merkmal der kapitalisti +schen Produktion und durch ihre technische Grundlage bedingt, wenn +auch nicht immer unbedingt erreichbar. Sehn wir also wie die Sache in +der Wirklichkeit zugeht. Während ζ. B. die 10 000 ri G a rn als Waaren­ +kapital auf den Markt treten und ihre Verwandlung in Geld (sei dies nun +Zahlungsmittel, Kaufmittel oder gar nur Rechengeld) vollziehn, tritt +neue Baumwolle, Kohle etc. im Produktionsproceß an ihre Stelle, hat +also schon aus Geldform und Waarenform sich wieder in die F o rm des +produktiven Kapitals rückverwandelt und beginnt ihre Funktion als sol +ches; während zur selben Zeit, wo die ersten 10 000 U Garn in Geld +umgesetzt werden, frühere 10 000 U Garn schon das zweite Stadium ihrer +Cirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des produk +tiven Kapitals rückverwandeln. Alle Theile des Kapitals machen den +Kreislaufsproceß der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in ver +schiednen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in +der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und +den ihnen entsprechenden verschiednen Funktionsformen. Für den Theil, +der zum ersten Mal aus Waarenkapital sich in Geld verwandelt, ist der +Kreislauf W ' . .. W' eröffnet, während für das industrielle Kapital, als | +1 7 91 sich bewegendes Ganze, der Kreislauf W ' . .. W' durchlaufen ist. Mit +der einen Hand wird Geld vorgeschossen, mit der andren eingenommen; +die Eröffnung des Kreislaufs G . .. G' auf einen Punkt ist zugleich seine +Rückkehr auf einem andren. Das Gleiche gilt für das produktive Kapital. +Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Kontinuität +ist daher nicht nur Einheit von Cirkulations- und Produktionsproceß, +sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber +nur sein, sofern jeder verschiedne Theil des Kapitals successive die ein +ander folgenden Phasen des Kreislaufs durchmessen, aus einer Phase, + +95 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +einer Funktionsform in die andre Übergehn kann, das industrielle Kapi +tal, als Ganzes dieser Theile, sich also gleichzeitig in den verschiednen +Phasen und Funktionen befindet, und so alle drei Kreisläufe gleichzeitig +beschreibt. Das Nacheinander jedes Theils ist hier bedingt durch das +Nebeneinander der Theile, d. h. durch die Theilung des Kapitals. So be +findet sich in dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso fort +während auf den verschiednen Stufen seines Bildungsprocesses, wie im +Uebergang aus einer Produktionsphase in die andre. Da das individuelle +industrielle Kapital eine bestimmte Größe darstellt, die abhängig ist von +den Mitteln des Kapitalisten und die für jeden Industriezweig eine be +stimmte Minimalgröße hat, so müssen bestimmte Verhältnißzahlen bei +seiner Theilung bestehn. Die Größe des vorhandnen Kapitals bedingt +den Umfang des Produktionsprocesses, dieser den Umfang von Waaren +kapital und Geldkapital, soweit sie neben dem Produktionsproceß fun +giren. Das Nebeneinander, wodurch die Kontinuität der Produktion be +dingt wird, existirt aber nur durch die Bewegungen der Theile des K a +pitals, worin sie nach einander die verschiednen Stadien des Kreislaufs +beschreiben. Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinan +der. Stockt z. B. W ' . .. G' für einen Theil, ist die Waare unverkäuflich, so +ist der Kreislauf dieses Theils unterbrochen und der Ersatz durch seine +Produktionsmittel wird nicht vollzogen; die nachfolgenden Theile, die als +W' aus dem Produktionsproceß hervorgehn, finden ihren Funktions +wechsel durch ihre Vorgänger gesperrt. Dauert dies einige Zeit fort, so +wird die Produktion eingeschränkt und der ganze Proceß zum Stillstand +gebracht. Jede Stockung des Nacheinander bringt das Nebeneinander in +Unordnung, jede Stockung in einem Stadium bewirkt größre oder gering- +re Stockung im ||80| gesammten Kreislauf, nicht nur des stockenden K a +p i t a l t e i l s, sondern auch des gesammten individuellen Kapitals. + +Die nächste Form, worin sich der Proceß darstellt, ist die einer Suc +cession von Phasen, sodaß der Uebergang des Kapitals in eine neue Pha +se durch sein Verlassen der andren bedingt ist. Jeder besondre Kreislauf +hat daher auch eine der Funktionsformen des Kapitals zum Ausgangs +punkt und Rückkehrpunkt. Andrerseits ist der Gesammtproceß in der +That die Einheit der drei Kreisläufe, die die verschiednen Formen sind, in +denen die Kontinuität des Processes sich ausdrückt. Der Gesammtkreis- +lauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr specifischer +Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die Kontinuität +des Gesammtprocesses; der Zirkellauf der einen funktionellen F o rm be +dingt den der andren. Es ist eine nothwendige Bedingung für den G e- +sammtproduktionsproceß, besonders für das gesellschaftliche Kapital, +daß er zugleich Reproduktionsproceß, und daher Kreislauf jedes seiner + +96 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +Momente ist. Verschiedne Bruchtheile des Kapitals durchlaufen successiv +die verschiednen Stadien und Funktionsformen. Jede Funktionsform, +obgleich sich stets ein andrer Theil des Kapitals darin darstellt, durch +läuft dadurch gleichzeitig mit den andren ihren eignen Kreislauf. Ein +Theil des Kapitals, aber ein stets wechselnder, stets reproducirt, existirt +als Waarenkapital, das sich in Geld verwandelt; ein andrer als Geldkapi +tal, das sich in produktives verwandelt; ein dritter als produktives Kapi +tal, das sich in Waarenkapital verwandelt. Das beständige Vorhandensein +aller drei Formen ist vermittelt durch den Kreislauf des Gesammtkapitals +durch eben diese drei Phasen. + +Als Ganzes befindet sich das Kapital dann gleichzeitig, räumlich ne +beneinander, in seinen verschiednen Phasen. Aber jeder Theil geht be +ständig der Reihe nach aus der einen Phase, aus der einen Funktionsform +in die andre über, fungirt so der Reihe nach in allen. Die Formen sind so +fließende Formen, deren Gleichzeitigkeit durch ihr Nacheinander ver +mittelt ist. Jede Form folgt der andren nach und geht ihr vorher, sodaß +die Rückkehr des einen Kapitaltheils zu einer Form durch die Rückkehr +des andren zu einer andren Form bedingt ist. Jeder Theil beschreibt fort +während seinen eignen Umlauf, aber es ist stets ein andrer Theil des +Kapitals, der sich in dieser Form befindet, und diese besondren Umläufe +bilden nur gleichzeitige und successive Momente des Gesammtverlaufs. | +| 8 11 Der processirende Kapitalwerth durchläuft immer in einer zeitli +chen Reihenfolge seine verschiednen Phasen, ob er nun jedesmal ganz +nur in einer Form fungiré und sich in einem bestimmten Stadium auf +halte, um dann ganz in das nächstfolgende Stadium und die ihr ent +sprechende F o rm überzutreten, oder ob durch Vertheilung des Kapital +werths in die verschiednen Formen und Phasen Gleichzeitigkeit und +räumliches Nebeneinander seiner verschiednen Formen und Processe +stattfinde. Im letzren Fall ist es nur die zeitliche Aufeinanderfolge der +Phasen, wodurch ihre Gleichzeitigkeit oder ihr räumliches Nebeneinan +der möglich wird. Bestimmte Werththeile des Kapitals machen hier suc +cessive, nicht zur selben Zeit, die Reihenfolge durch, so daß während ein +Theil ein Stadium verläßt, der andre darin eintritt; und also erstens der +gesammte Kapitalwerth, wenn auch stückweis, die ganze Reihenfolge +zeitlich durchläuft; und zweitens die gleichzeitigen oder räumlich neben +einander vorhandnen Processe der verschiednen Theile des Kapitalwerths +durch die Succession der Processe des Gesammtkapitals und die jedes +seiner Theile vermittelt werden und eine gleichzeitige proccessirende Ein +heit bilden. + +Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die Kontinuität des G e- +sammtprocesses verwirklicht statt der oben geschilderten Unterbrechung. + +97 + + Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Das gesellschaftliche Gesammtkapital besitzt stets diese Kontinuität und +besitzt sein Proceß stets die Einheit der drei Kreisläufe. + +F ür individuelle Kapitale wird die Kontinuität der Reproduktion stel +lenweise mehr oder minder unterbrochen. Erstens sind die Werthmassen +häufig zu verschiednen Epochen in ungleichen Portionen auf die ver +schiednen Stadien und Funktionsformen vertheilt. Zweitens können sich +je nach dem Charakter der zu producirenden Waare, also je nach der +besondren Produktionssphäre, worin das Kapital angelegt ist, diese Por +tionen verschieden vertheilen. Drittens kann die Kontinuität mehr oder +weniger unterbrochen werden in Produktionszweigen, die von der Jah +reszeit abhängen, sei es in Folge von Naturbedingungen (Agrikultur, +Häringsfang etc.), sei es in Folge konventioneller Umstände, wie ζ. B. bei +sogenannten Saisonarbeiten. Am regelmäßigsten und uniformsten ver +läuft der Proceß in der Fabrik und im Bergbau. Aber diese Verschieden +heit der Produktionszweige bewirkt keine Verschiedenheit in den allge +meinen Formen des Kreislaufsprocesses. | + +1 8 21 Das Kapital als sich verwerthender Werth umschließt nicht nur +Klassenverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der +auf dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein +Kreislaufsproceß durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei ver- +schiedne Formen des Kreislaufsprocesses einschließt. Es kann daher nur +als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden. Diejenigen, +die die Verselbständigung des Werths als bloße Abstraktion betrachten, +vergessen, daß die Bewegung des industriellen Kapitals diese Abstraktion +in actu ist. Der Werth durchläuft hier verschiedne Formen, verschiedne +Bewegungen, in denen er sich erhält und zugleich verwerthet, vergrößert. +Da wir es hier zunächst mit der bloßen Bewegungsform zu thun haben, +werden die Revolutionen nicht berücksichtigt, die der Kapitalwerth in +seinem Kreislaufsproceß erleiden kann; aber es ist klar, daß trotz aller +Werthrevolutionen die kapitalistische Produktion nur so lange existirt +und fortexistiren kann, als der Kapitalwerth verwerthet wird, d. h. als +verselbständigter Werth seinen Kreislaufsproceß beschreibt, so lange also +die Werthrevolutionen in irgend einer Art überwältigt und ausgeglichen +werden. Die Bewegungen des Kapitals erscheinen als Aktionen des ein +zelnen industriellen Kapitalisten in der Weise, daß er als Waaren- und +Arbeitkäufer, Waarenverkäufer und produktiver Kapitalist +fungirt, +durch seine Thätigkeit also den Kreislauf vermittelt. Erleidet der gesell +schaftliche Kapitalwerth eine Werthrevolution, so kann es vorkommen, +daß sein individuelles Kapital ihr erliegt und untergeht, weil es die +Bedingungen dieser Werthbewegung nicht erfüllen kann. Je akuter und +häufiger die Werthrevolutionen werden, desto mehr macht sich die au- + +98 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +tomatische, mit der Gewalt eines elementaren Naturprocesses wirkende +Bewegung des verselbständigten Werths geltend gegenüber der Voraus +sicht und Berechnung des einzelnen Kapitalisten, desto mehr wird der +L a uf der normalen Produktion unterthan der anormalen Spekulation, +desto größer wird die Gefahr für die Existenz der Einzelkapitale. Diese +periodischen Werthrevolutionen bestätigen also, was sie angeblich wider +legen sollen: die Verselbständigung, die der Werth als Kapital erfahrt und +durch seine Bewegung forterhält und verschärft. + +Diese Reihenfolge der Metamorphosen des processirenden Kapitals +schließt fortwährende Vergleichung der im Kreislauf vollbrachten Verän +derung der Werthgröße des Kapitals ein mit dem ursprünglichen Werth. | +1 8 31 Wenn die Verselbständigung des Werths gegenüber der werthbilden +den Kraft, der Arbeitskraft, im Akt G -A ( K a uf der Arbeitskraft) einge +leitet und während des Produktionsprocesses als Exploitation der Ar +beitskraft verwirklicht wird, so erscheint diese Verselbständigung des +Werths nicht wieder in diesem Kreislauf, worin Geld, Waare, Produkti +onselemente, nur abwechselnde Formen des processirenden Kapital +werths sind, und die vergangne Werthgröße mit der gegenwärtigen ver +änderten des Kapitals sich vergleicht. + +,,Value", sagt Bailey gegen die Verselbständigung des Werths, welche +die kapitalistische Produktionsweise charakterisirt, und die er als Illusion +gewisser Oekonomen traktirt, ,,value is a relation between contemporary +commodities, because such only admit of being exchanged with each +other." Dies sagt er gegen den Vergleich von Waarenwerthen in ver +schiednen Zeitepochen, ein Vergleich, der, den Geldwerth einmal für jede +Epoche fixirt, nur eine Vergleichung der in den verschiednen Epochen +erforderlichen Ausgabe von Arbeit für Produktion derselben Sorte +Waaren bedeutet. Es entspringt dies seinem allgemeinen Mißverständniß, +wonach Tauschwerth = Werth, die F o rm des Werths der Werth selbst ist; +Waarenwerthe also nicht mehr vergleichbar sind, sobald sie nicht aktiv +als Tauschwerthe fungiren, also nicht realiter gegen einander ausge +tauscht werden können. Er ahnt also nicht im geringsten, daß Werth nur +als Kapitalwerth oder Kapital fungirt, sofern er in den verschiednen Pha +sen seines Kreislaufs, die keineswegs contemporary sind, sondern nach +einander fallen, mit sich selbst identisch bleibt und mit sich selbst ver +glichen wird. + +Um die Formel des Kreislaufs rein zu betrachten, genügt es nicht zu +unterstellen, daß die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, sondern +daß dies unter sonst gleichbleibenden Umständen geschieht. Nehmen wir +z. B. die F o rm P ... P, abgesehn von allen technischen Revolutionen in +nerhalb des Produktionsprocesses, die das produktive Kapital eines be- + +99 + + Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +stimmten Kapitalisten entwerthen können; abgesehn ebenfalls von allem +Rückschlag eines Wechsels der Werthelemente des produktiven Kapitals +auf den Werth des vorhandnen Waarenkapitals, der gesteigert oder ge +senkt werden kann, wenn Vorrath davon vorhanden. W', die 10 000 U +Garn, seien zu ihrem Werth von 500 £ verkauft; 8440 £ = 422 £ ersetzen +den in W' enthaltnen Kapitalwerth. Ist aber der Werth von Baumwolle, +Kohle etc. gestiegen (da wir hier von bloßen Preisschwankungen ||84| ab +sehn) so reichen vielleicht diese 422 £ nicht hin, um die Elemente des +produktiven Kapitals ganz zu ersetzen; es ist zuschüssiges Geldkapital +nöthig, Geldkapital wird gebunden. Umgekehrt wenn jene Preise gefal +len; Geldkapital wird freigesetzt. Ganz normal verläuft der Proceß nur, +wenn die Werthverhältnisse konstant bleiben; er verläuft faktisch, so lan +ge sich Störungen in der Wiederholung des Kreislaufs ausgleichen; je +größer die Störungen, um so größres Geldkapital muß der industrielle +Kapitalist besitzen, um die Ausgleichung abwarten zu können; und da im +Fortgang der kapitalistischen Produktion sich die Stufenleiter jedes in +dividuellen Produktionsprocesses, und mit ihm die Minimalgröße des +vorzuschießenden Kapitals erweitert, so kommt jener Umstand zu den +andren, die die Funktion des industriellen Kapitalisten mehr und mehr in +ein Monopol großer Geldkapitalisten, vereinzelter oder associirter, ver +wandeln. + +Es ist hier beiläufig zu bemerken: Tritt ein Werthwechsel der Produk +tionselemente ein, so zeigt sich ein Unterschied zwischen der Form +G ... G' einerseits und P . .. P und W ' . .. W' andrerseits. + +In G . .. G', als der Formel des neu angelegten Kapitals, das zuerst als +Geldkapital auftritt, wird ein Fall im Werth der Produktionsmittel, ζ. B. +Rohmaterialien, Hülfsstoffe etc., geringre Auslage von Geldkapital er +heischen, als vor dem Fall, um ein Geschäft von bestimmtem Umfang zu +eröffnen, da der Umfang des Produktionsprocesses (bei gleichbleibender +Entwicklung der Produktionskraft) von der Masse und dem Umfang der +Produktionsmittel abhängt, die eine gegebne Menge Arbeitskraft bewäl +tigen kann; aber weder von dem Werth dieser Produktionsmittel, noch +von dem der Arbeitskraft (letztrer hat nur Einfluß auf die Größe der +Verwerthung). Umgekehrt. Findet eine Wertherhöhung in allen oder ein +zelnen Produktionselementen der Waaren statt, welche die Elemente des +produktiven Kapitals bilden, so ist mehr Geldkapital nöthig um ein G e +schäft von gegebnem Umfang zu gründen. In beiden Fällen wird nur die +Menge des neu anzulegenden Geldkapitals afficirt; im ersten wird Geld +kapital überschüssig, im zweiten wird Geldkapital gebunden, wofern der +Zuwachs neuer individueller industrieller Kapitale in gewohnter Weise in +einem gegebnen Produktionszweig vorangeht. + +100 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +Die Kreisläufe P ... P und W ... W stellen sich selbst nur soweit als +G . .. G' dar, als die Bewegung von P und W zugleich Akkumulation ist, +also zuschüssiges g, Geld, in Geldkapital verwandelt ||85| wird. Abgesehn +hiervon werden sie anders afficirt als G ... G' durch Werthwechsel der +Elemente des produktiven Kapitals; wir sehn hier wieder ab von der +Rückwirkung solches Werthwechsels auf die im Produktionsproceß be +griffnen Bestandtheile des Kapitals. Es ist hier nicht die ursprüngliche +Auslage, die direkt afficirt wird, sondern ein in seinem Reproduktions +proceß, nicht in seinem ersten Kreislauf, begriffnes industrielles Kapital; + +also W ' . .. W < pm, der Rückumsatz des Waarenkapitals in seine Pro +duktionselemente, soweit diese aus Waaren bestehn. Beim Werthfall +(resp. Preisfall) sind drei Fälle möglich: der Reproduktionsproceß wird +auf derselben Stufenleiter fortgesetzt; dann wird ein Theil des bisherigen +Geldkapitals freigesetzt und es findet Anhäufung von Geldkapital statt, +ohne daß wirkliche Akkumulation (Produktion auf erweiterter Stufenlei +ter) oder die sie einleitende und begleitende Verwandlung von g (Mehr +werth) in Akkumulationsfonds stattgefunden; oder der Reproduktions +proceß wird auf größrer Stufenleiter erweitert, als sonst geschehn wäre, +falls die technischen Proportionen dies erlauben; oder aber es findet +größre Vorrathbildung von Rohmaterialien etc. statt. + +Umgekehrt bei Steigen des Werths der Ersatzelemente des Waarenka +pitals. Die Reproduktion findet dann nicht mehr in ihrem normalen Um +fang statt (es wird z. B. kürzre Zeit gearbeitet); oder es muß zuschüssiges +Geldkapital eintreten, um sie auf ihrem alten Umfang fortzusetzen (Bin +dung von Geldkapital); oder der Akkumulations-Geldfonds, wenn vor +handen, dient ganz oder theilweise, statt zur Erweitrung des Reproduk- +tionsprocesses, zu seinem Betrieb auf der alten Stufenleiter. Es ist dies +auch Bindung von Geldkapital, nur daß hier das zuschüssige Geldkapital +nicht von außen her, vom Geldmarkt, sondern aus den Mitteln des in +dustriellen Kapitalisten selbst herkommt. + +Es können aber bei P ... P, W ' . .. W', modificirende Umstände statt +finden. Hat unser Baumwollspinner z. B. großen Vorrath von Baumwolle +(also großen Theil seines produktiven Kapitals in F o rm von Baumwoll- +vorrath), so wird ein Theil seines produktiven Kapitals entwerthet durch +einen Fall der Baumwollpreise; sind letztre dagegen gestiegen, so findet +Werthsteigerung dieses Theils seines produktiven Kapitals statt. Andrer +seits, hat er große Massen in der F o rm des Waarenkapitals fixirt, z. B. in +Baumwollgarn, so wird beim Fall der Baumwolle ein Theil seines Waa +renkapitals, also überhaupt seines im Kreislauf befindlichen Kapitals, | +|86| entwerthet; umgekehrt beim Steigen der Baumwollpreise. Endlich in + +101 + + Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +dem Proceß W ' -G W < pm: wenn W ' - G, Realisirung des Waarenkapi + +tals, stattgefunden hat vor dem Werthwechsel in den Elementen von W, + +so wird das Kapital nur in der im ersten Fall betrachteten Weise afficirt, + +A + +nämlich im zweiten Cirkulationsakt G - W < pm; wenn aber vor Vollzie +hung von W ' - G, so bewirkt bei sonst gleichbleibenden Umständen der +Fall im Preis der Baumwolle entsprechenden Fall im Preis des Garns, +und Preissteigerung im Preis der Baumwolle umgekehrt Preissteigerung +des Garns. Die Wirkung auf die verschiednen, im selben Produktions +zweig angelegten Einzelkapitale kann sehr verschieden sein nach den ver +schiednen Umständen worin sie sich befinden können. - Freisetzung und +Bindung von Geldkapital können ebenso aus Verschiedenheiten in der +Zeitdauer des Cirkulationsprocesses, also auch der Cirkulationsge- +schwindigkeit, entspringen. Dies gehört jedoch in die Betrachtung des +Umschlags. Hier interessirt uns nur der reale Unterschied, der sich mit +Bezug auf Werthwechsel der Elemente des produktiven Kapitals zwischen +G ... G' und den beiden andren Formen des Kreislaufsprocesses zeigt. + +In dem Cirkulationsabschnitt G - W < pm wird in der Epoche bereits +entwickelter, daher vorherrschender kapitalistischer Produktionsweise +ein großer Theil der Waaren, aus denen Pm, die Produktionsmittel, be- +stehn, selbst fremdes fungirendes Waarenkapital sein. Es findet also vom +Standpunkt des Verkäufers W ' - G' statt, Verwandlung von Waarenkapi +tal in Geldkapital. Aber es gilt dies nicht absolut. Umgekehrt. Innerhalb +seines Cirkulationsprocesses, wo das industrielle Kapital entweder als +Geld oder als Waare fungirt, durchkreuzt sich der Kreislauf des indu +striellen Kapitals, sei es als Geldkapital oder als Waarenkapital, mit der +Waarencirkulation der verschiedensten socialen Produktionsweisen, so +weit letztre zugleich Waarenproduktion ist. Ob die Waare das Produkt +der auf Sklaverei gegründeten Produktion, oder von Bauern (Chinesen, +indische Ryots), oder Gemeinwesen (holländisch Ostindien), oder der +Staatsproduktion (wie solche, auf Leibeigenschaft gegründet, in früheren +Epochen der russischen Geschichte vorkommt) oder halbwilder Jäger +völker etc.: als Waaren und Geld treten sie gegenüber dem Geld und den +Waaren, worin sich das industrielle Kapital darstellt, und gehn ein ebenso +sehr in den Kreislauf desselben, wie in den des vom Waarenkapital ge +tragnen Mehrwerths, sofern letztrer als Revenue verausgabt wird; also in +beide Cirku||87|lationszweige des Waarenkapitals. Der Charakter des +Produktionsprocesses, aus dem sie herkommen, ist gleichgültig; als Waa +ren fungiren sie auf dem Markt, als Waaren gehn sie ein in den Kreislauf +des industriellen Kapitals, wie in die Cirkulation des von ihm getragnen +Mehrwerths. Es ist also der allseitige Charakter ihrer Herkunft, das Da- + +102 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +sein des Markts als Weltmarkt, der den Cirkulationsproceß des indu +striellen Kapitals auszeichnet. Was von fremden Waaren gilt, gilt von +fremdem Geld; wie das Waarenkapital ihm gegenüber nur als Waare, so +fungirt dies Geld ihm gegenüber nur als Geld; das Geld fungirt hier als +Weltgeld. + +Hier ist jedoch zweierlei zu bemerken. +Erstens. Die Waaren (Pm), sobald der Akt G - Pm vollendet, hören auf +Waaren zu sein und werden eine der Daseinsweisen des industriellen K a +pitals in seiner Funktionsform als P, produktives Kapital. Damit aber ist +ihre Herkunft ausgelöscht; sie existiren nur noch als Existenzformen des +industriellen Kapitals, sind ihm einverleibt. Doch bleibt es dabei, daß zu +ihrem Ersatz ihre Reproduktion nöthig, und insofern ist die kapitalisti +sche Produktionsweise bedingt durch außerhalb ihrer Entwicklungsstufe +liegende Produktionsweisen. Ihre Tendenz aber ist, alle Produktion mög +lichst in Waarenproduktion umzuwandeln; ihr Hauptmittel hierzu ist ge +rade dies Hereinziehn derselben in ihren Cirkulationsproceß; und die ent +wickelte Waarenproduktion selbst ist kapitalistische Waarenproduktion. +Das Eingreifen des industriellen Kapitals befördert überall diese Um +wandlung, mit ihr aber auch die Verwandlung aller unmittelbaren Pro +ducen ten in Lohnarbeiter. + +Zweitens. Die in den Cirkulationsproceß des industriellen Kapitals ein +gehenden Waaren (wozu auch die nothwendigen Lebensmittel gehören, +in die sich das variable Kapital nach seiner Auszahlung an die Arbeiter, +behufs Reproduktion der Arbeitskraft umsetzt), welches immer ihre Her +kunft, die gesellschaftliche F o rm des Produktionsprocesses, dem sie ent +stammen - treten dem industriellen Kapital selbst schon in der F o rm von +Waarenkapital gegenüber, in der F o rm von Waarenhandlungs- oder +Kaufmannskapital; dies aber umfaßt seiner Natur nach Waaren aller +Produktionsweisen. + +Wie die kapitalistische Produktionsweise große Stufenleiter der Pro +duktion voraussetzt, so auch nothwendig große Stufenleiter des Ver +kaufs; also Verkauf an den Kaufmann, nicht an den einzelnen Konsu +menten. II881 Soweit dieser Konsument selbst produktiver Konsument, +also industrieller Kapitalist, also soweit das industrielle Kapital eines +Produktionszweigs dem andren Zweige Produktionsmittel liefert, findet +(in F o rm von Bestellung etc.) auch direkter Verkauf eines industriellen +Kapitalisten an viele andre statt. Jeder industrielle Kapitalist ist sofern +direkter Verkäufer, selbst sein Kaufmann, was er übrigens auch im Ver +kauf an den Kaufmann ist. + +Der Waarenhandel als Funktion des Kaufmannskapitals ist vorausge +setzt und entwickelt sich immer mehr mit der Entwicklung der kapitali- + +103 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +stischen Produktion. Wir unterstellen ihn also gelegentlich zur Illustra +tion einzelner Seiten des kapitalistischen Cirkulationsprocesses; nehmen +aber bei dessen allgemeiner Analyse direkten Verkauf ohne Zwischen- +kunft des Kaufmanns an, weil letztre verschiedne Momente der Bewe +gung verdeckt. + +Man sehe Sismondi, der die Sache etwas naiv darstellt: +« Le commerce emploie un capital considérable qui paraît, au premier +coup d'œil, ne point faire partie de celui dont nous avons détaillé la +marche. La valeur des draps accumulés dans les magasins du marchand- +drapier semble d'abord tout-à-fait étrangère à cette partie de la produc +tion annuelle que le riche donne au pauvre comme salaire pour le faire +travailler. Ce capital n'a fait cependant que remplacer celui dont nous +avons parlé. Pour saisir avec clarté le progrès de la richesse, nous l'avons +prise à sa création, et nous l'avons suivie jusqu'à sa consommation. Alors +le capital employé dans la manufacture des draps, par exemple, nous a +paru toujours le même; échangé contre le revenu du consommateur, il ne +s'est partagé qu'en deux parties: l'un a servi de revenu au fabricant +comme produit, l'autre a servi de revenu aux ouvriers comme salaire, +tandis qu'ils fabriquent du nouveau drap. + +Mais on trouva bientôt que, pour l'avantage de tous, il valait mieux +que les diverses parties de ce capital se remplaçassent l'une l'autre, et que, +si cent mille écus suffisaient à faire toute la circulation entre le fabricant +et le consommateur, ces cent mille écus se partageassent également entre +le fabricant, le marchand en gros, et le marchand en détail. Le premier, +avec le tiers seulement, fit le même ouvrage qu'il avait fait avec la totalité, +parce qu'au moment où sa fabrication était achevée, il trouvait le mar +chand acheter beaucoup plus tôt qu'il n'aurait trouvé le consommateur. +Le capital du marchand en gros se trouvait de son côté beaucoup plus tôt +remplacé par celui du marchand en détail. ... La difference entre les | +1 8 91 sommes des salaires avancés et le prix d'achat du dernier consom +mateur devait faire le profit des capitaux. Elle se répartit entre le fabri +cant, le marchand et le détaillant, depuis qu'ils eurent divisé entre eux +leurs fonctions, et l'ouvrage accompli fut le même, quoiqu'il eût employé +trois personnes et trois fractions de capitaux, au lieu d'un.» (Nouveaux +Principes, I, p. 159, 160.) - « T o u s» (die Kaufleute) «concouraient indi +rectement à la production; car celle-ci, ayant pour objet la consomma +tion, ne peut être considérée comme accomplie que quand elle a mis la +chose produite à la portée du consommateur.» (Ib., p. 157.) + +Wir nehmen bei der Betrachtung der allgemeinen Formen des Kreis +laufs und überhaupt in diesem ganzen zweiten Buch, Geld als metalli +sches Geld, mit Ausschluß von symbolischem Geld, bloßen Werthzei- + +104 + + Viertes Kapitel • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +chen, die nur Specialität gewisser Staaten bilden, und von Kreditgeld, das +noch nicht entwickelt ist. Erstens ist das der historische Gang; Kreditgeld +spielt keine oder nur unbedeutende Rolle in der ersten Epoche der ka +pitalistischen Produktion. Zweitens ist die Nothwendigkeit dieses Gangs +auch theoretisch dadurch bewiesen, daß alles was bisher Kritisches über +die Cirkulation des Kreditgelds von Tooke und Andren entwickelt wor +den ist, sie zwang, immer wieder zu der Betrachtung zurückzukehren, wie +sich die Sache auf Grundlage bloß metallischer Cirkulation darstellen +würde. Man darf aber nicht vergessen, daß das Metallgeld ebensowohl +als Kaufmittel wie als Zahlungsmittel fungiren kann. Der Vereinfachung +wegen gilt es uns im Allgemeinen in diesem Buch II nur in der ersten +Funktionsform. + +Der Cirkulationsproceß des industriellen Kapitals, der nur einen Theil +seines individuellen Kreislaufsprocesses bildet, ist bestimmt soweit er nur +eine Vorgangsreihe innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation dar +stellt, durch die früher (Buch I, Kap. I I I) entwickelten allgemeinen Ge +setze. Dieselbe Geldmasse ζ. B. von 500 £ setzt nach einander um so +mehr industrielle Kapitale (oder auch individuelle Kapitale in ihrer F o rm +als Waarenkapitale) in Cirkulation, je größer die Umlaufsgeschwindig +keit des Geldes, je rascher also jedes einzelne Kapital die Reihe seiner +Waaren- oder Geldmetamorphosen durchläuft. Dieselbe Werthmasse von +Kapital erheischt demnach um so weniger Geld zu ihrer Cirkulation, je +mehr das Geld als Zahlungsmittel fungirt, je mehr also ζ. B. bei Ersatz +eines Waarenkapitals durch seine Produktionsmittel bloße Bilanzen zu +zahlen ||90| sind, und je kürzer die Zahlungstermine, ζ. B. bei Zahlung des +Arbeitslohns. Andrerseits, die Geschwindigkeit der Cirkulation und alle +andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt, ist die Masse des Gel +des, das als Geldkapital cirkuliren muß, bestimmt durch die Preissumme +der Waaren (Preis multiplicirt mit der Waarenmasse), oder, Masse und +Werthe der Waaren gegeben, durch den Werth des Geldes selbst. + +Aber die Gesetze der allgemeinen Waarencirkulation gelten nur, soweit +der Cirkulationsproceß des Kapitals eine Reihe einfacher Cirkulations- +vorgänge, nicht aber, soweit letztre funktionell bestimmte Abschnitte des +Kreislaufs individueller industrieller Kapitale bilden. + +Um dies klar zu machen, ist es am besten, den Cirkulationsproceß in +seinem ununterbrochnen Zusammenhang zu betrachten, wie er erscheint +in den beiden Formen: + +II) P . .. W' + +105 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +( W + +( G W < pm ... P' ... W + +I I I) W - G' +Iw — + +lg + +W + +Als Reihe von Cirkulationsvorgängen überhaupt stellt der Cirkulati +onsproceß (ob als W - G -W oder als G - W - G) nur die beiden entgegen +gesetzten Reihen von Waarenmetamorphosen dar, von denen jede +einzelne Metamorphose wieder die entgegengesetzte Metamorphose auf +Seite der fremden Waare oder des fremden Geldes einschließt, das sich ihr +gegenüber befindet. + +W -G von Seiten des Waarenbesitzers ist G -W von Seiten des Käufers; +die erste Metamorphose der Waare W -G ist die zweite Metamorphose +der als G auftretenden Waare; umgekehrt in G - W. Was also über die +Verschlingung der Waarenmetamorphose in dem einen Stadium mit der +einer andren Waare im andren Stadium gezeigt worden, gilt für die K a- +pitalcirkulation, soweit der Kapitalist als Käufer und Verkäufer von +Waare, sein Kapital daher als Geld fremder Waare, oder als ||91| Waare +fremdem Geld gegenüber fungirt. Aber diese Verschlingung ist nicht zu +gleich Ausdruck für die Metamorphosen verschlingung der Kapitale. + +Erstens kann G -W (Pm), wie wir gesehn, eine Verschlingung der M e +tamorphosen verschiedner individuellen Kapitale darstellen. Ζ. B. das +Waarenkapital des Baumwollspinners, Garn, wird zum Theil ersetzt +durch Kohle. Ein Theil seines Kapitals befindet sich in Geldform, und +wird daraus in Waarenform umgesetzt, während das Kapital des kapi +talistischen Kohlenproducenten sich in Waarenform befindet und daher +in Geldform umgesetzt wird; derselbe Cirkulationsakt stellt hier entge +gengesetzte Metamorphosen zweier (verschiednen Produktionszweigen +angehörigen) industriellen Kapitale dar, also Verschlingung der Meta +morphosenreihe dieser Kapitale. Wie wir jedoch gesehn, braucht das Pm, +worin G sich umsetzt, nicht Waarenkapital im kategorischen Sinn, d. h. +keine Funktionsform von industriellem Kapital, nicht von einem Kapi +talisten producirt zu sein. Es ist immer G -W auf der einen, W -G auf der +andren Seite, nicht aber immer Verschlingung von Kapitalmetamorpho +sen. Ferner ist G - A, der Ankauf der Arbeitskraft, nie Verschlingung von +Kapitalmetamorphosen, da die Arbeitskraft zwar Waare des Arbeiters +ist, aber erst Kapital wird, sobald sie an den Kapitalisten verkauft ist. +Andrerseits im Proceß W - G' braucht das G' nicht formelles Waaren +kapital zu sein; es kann Versilbrung sein der Waare Arbeitskraft (Arbeits +lohn), oder eines vom selbständigen Arbeiter, Sklaven, Leibeignen, Ge +meinwesen, producirten Produkts. + +106 + + Viertes Kapitel • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +Zweitens aber gilt für die funktionell bestimmte Rolle, welche jede +innerhalb des Cirkulationsprocesses eines individuellen Kapitals vorkom +mende Metamorphose spielt, keineswegs, daß sie im Kreislauf des andren +Kapitals die entsprechende entgegengesetzte Metamorphose darstellt, +wenn wir nämlich die gesammte Produktion des Weltmarkts als kapita +listisch betrieben voraussetzen. Z. B. im Kreislauf P ... P kann das G', +welches W' versilbert, auf Seiten des Käufers nur Versilbrung seines +Mehrwerths sein (wenn die Waare Konsumtionsartikel ist); oder in + +G ' ~ W ' < pm (wo also das Kapital akkumulirt eingeht) kann es für den + +Verkäufer von Pm nur als Ersatz seines Kapitalvorschusses eingehn, oder +gar nicht wieder eingehn in seine Kapitalcirkulation, wenn es nämlich in +die Revenueausgabe abzweigt. + +Wie also die verschiednen Bestandtheile des gesellschaftlichen Ge +sammtkapitals, wovon die Einzelkapitale nur selbständig fungirende +Be|j92|standtheile sind, sich im Cirkulationsproceß wechselseitig ersetzen +- mit Bezug auf das Kapital sowohl als den Mehrwerth - ergibt sich nicht +aus den einfachen Metamorphosenverschlingungen der Waarencirkula +tion, welche die Vorgänge der Kapitalcirkulation mit aller andren Waa +rencirkulation gemein haben, sondern erfordert andre Untersuchungs +weise. M an hat sich dabei bisher mit Phrasen begnügt, die, näher +analysirt, nichts enthalten als unbestimmte Vorstellungen, wie sie ledig +lich den aller Waarencirkulation angehörigen Verschlingungen von M e +tamorphosen entlehnt sind. + +Eine der handgreiflichsten Eigenthümlichkeiten des Kreislaufsprocesses +des industriellen Kapitals, also auch der kapitalistischen Produktion, ist +der Umstand, daß einerseits die Bildungselemente des produktiven K a +pitals aus dem Waarenmarkt herstammen und beständig aus demselben +erneuert, als Waaren gekauft werden müssen; andrerseits das Produkt des +Arbeitsprocesses als Waare aus ihm hervorgeht, und beständig von neu +em als Waare verkauft werden muß. Man vergleiche z. B. einen moder +nen Pächter von Nieder-Schottland mit einem altmodischen kontinenta +len Kleinbauer. Der erste verkauft sein ganzes Produkt und hat daher +auch alle Elemente desselben, selbst die Aussaat, auf dem Markt zu er +setzen; der andre verzehrt den größten Theil seines Produkts direkt, kauft +und verkauft möglichst wenig, verfertigt Werkzeuge, Kleidung etc. soweit +möglich selbst. + +M an hat daraufhin Naturalwirthschaft, Geldwirthschaft und Kredit- +wirthschaft als die drei charakteristischen ökonomischen Bewegungsfor +men der gesellschaftlichen Produktion einander gegenübergestellt. + +107 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Erstens stellen diese drei Formen keine gleichwerthigen Entwicklungs +phasen dar. Die sogenannte Kreditwirthschaft ist selbst nur eine F o rm +der Geldwirthschaft, soweit beide Bezeichnungen Verkehrsfunktionen +oder Verkehrsweisen zwischen den Producenten selbst ausdrücken. In der +entwickelten kapitalistischen Produktion erscheint die Geldwirthschaft +nur noch als Grundlage der Kreditwirthschaft. Geldwirthschaft und Kre +ditwirthschaft entsprechen so nur verschiednen Entwicklungsstufen der +kapitalistischen Produktion, sind aber keineswegs verschiedne selbstän +dige Verkehrsformen gegenüber der Naturalwirthschaft. Mit demselben +Recht könnte man die sehr verschiednen Formen der Naturalwirthschaft +als gleichwerthig jenen beiden gegenüberstellen. | + +|93| Zweitens: Da man in den Kategorien: Geldwirthschaft, Kredit +wirthschaft, nicht die wirthschaft, d. h. den Produktionsproceß selbst be +tont und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der +Wirthschaft entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen +Produktionsagenten oder Producenten, so müßte dasselbe bei der ersten +Kategorie geschehn. Statt Naturalwirthschaft also Tauschwirthschaft. +Vollständig abgeschloßne Naturalwirthschaft, ζ. B. der peruanische In­ +kastaat, fiele unter keine dieser Kategorien. + +Drittens: Geldwirthschaft ist aller Waarenproduktion gemein, und das +Produkt erscheint als Waare in den verschiedensten gesellschaftlichen +Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Pro +dukt als Handelsartikel, als Waare producirt wird, also auch seine eignen +Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waaren in die Wirth +schaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische +Produktion charakterisirte. + +In der That ist die kapitalistische Produktion die Waarenproduktion +als allgemeine F o rm der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es stets +mehr in ihrer Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Waare erscheint, +weil der Arbeiter die Arbeit, d. h. die Funktion seiner Arbeitskraft, ver +kauft, und zwar, wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Reprodukti +onskosten bestimmten Werth. Im Umfang, wie die Arbeit Lohnarbeit +wird, wird der Producent industrieller Kapitalist; daher die kapitalisti +sche Produktion (also auch die Waarenproduktion) erst in ihrem ganzen +ländliche Producent +Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare +Lohnarbeiter ist. In dem Verhältniß zwischen Kapitalist und Lohnarbei +ter wird das Geldverhältniß, das Verhältniß von Käufer und Verkäufer, +ein der Produktion selbst immanentes Verhältniß. Dies Verhältniß aber +beruht der Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der +Produktion, nicht der Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus +jenem. Es entspricht übrigens dem bürgerlichem Horizont, wo das G e- + +108 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +sch��ftchenmachen den ganzen K o pf einnimmt, nicht im Charakter der +Produktionsweise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise +zu sehn, sondern umgekehrt.7' + +|94| Der Kapitalist wirft weniger Werth in der F o rm von Geld in die +Cirkulation hinein, als er aus ihr herauszieht, weil er mehr Werth in der +F o rm von Waare hineinwirft, als er ihr in F o rm von Waare entzogen hat. +Soweit er bloß als Personifikation des Kapitals fungirt, als industrieller +Kapitalist, ist seine Zufuhr von Waarenwerth stets größer als seine Nach +frage nach Waarenwerth. Deckung seiner Zufuhr und seiner Nachfrage in +dieser Beziehung wäre gleich Nichtverwerthung seines Kapitals; es hätte +nicht als produktives Kapital fungirt; das produktive Kapital hätte sich +in Waarenkapital verwandelt, das nicht mit Mehrwerth geschwängert; es +hätte während des Produktionsprocesses keinen Mehrwerth in Waaren +form aus der Arbeitskraft gezogen, also überhaupt nicht als Kapital fun +girt; er muß in der That „theurer verkaufen als er gekauft hat", aber dies +gelingt ihm eben nur, weil er vermittelst des kapitalistischen Produkti +onsprocesses die wohlfeilere, weil minderwerthige Waare, die er gekauft +hat, in eine mehrwerthige, also theurere, verwandelt hat. Er verkauft +theurer, nicht weil über den Werth seiner Waare, sondern weil Waare von +einem Werth über der Werthsumme ihrer Produktionsingredienzien. + +Die Rate, worin der Kapitalist sein Kapital verwerthet, ist um so grö +ßer, je größer die Differenz zwischen seiner Zufuhr und seiner Nachfrage, +d. h. je größer der Ueberschuß des Waarenwerths, den er zugeführt, über +den Waarenwerth, den er nachfragt. Statt des Deckens beider ist das +möglichste Nichtdecken, das Ueberdecken seiner Nachfrage durch seine +Zufuhr, sein Ziel. + +Was von dem einzelnen Kapitalisten, gilt von der Kapitalistenklasse. +Soweit der Kapitalist bloß das industrielle Kapital personificirt, be +steht seine eigne Nachfrage nur in der Nachfrage nach Produktionsmit +teln und Arbeitskraft. Seine Nachfrage nach Pm, ihrer Werthigkeit nach +betrachtet, ist kleiner als sein vorgeschoßnes Kapital; er kauft Produk +tionsmittel zu geringrem Werth als dem Werth seines Kapitals, und daher +von noch viel geringrem Werth, als dem des Waarenkapitals, das er zu +führt. + +Was seine Nachfrage nach Arbeitskraft anbetrifft, so ist sie ihrer Wer +thigkeit nach bestimmt durch das Verhältniß seines variablen Kapitals zu + +7) Bis hierher Manuskript V. - D as Folgende, bis Schluß des Kapitels, ist eine, in einem Heft +von 1877 oder 1878 unter Bücher-Auszügen sich befindende Note. + +109 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +seinem Gesammtkapital, also = ν : C, und ist daher in der kapitalisti­ +schen Produktion, der Proportion nach betrachtet, wachsend kleiner als +seine Nachfrage nach Produktionsmitteln. Er ist in beständig zunehmen +dem M aß größrer Käufer für Pm als für Α. | + +|95| Sofern der Arbeiter seinen Lohn allzumeist in Lebensmittel um­ +setzt, und zum allergrößten Theil in nothwendige Lebensmittel, ist die +Nachfrage des Kapitalisten nach Arbeitskraft indirekt zugleich Nach +frage nach den in den Konsum der Arbeiterklasse eingehenden Konsum +tionsmitteln. Aber diese Nachfrage ist = ν und nicht ein Atom größer +(wenn der Arbeiter von seinem Lohn spart - wir lassen alle Kreditver +hältnisse hier nothwendig außer Augen - so heißt dies, daß er einen Theil +seines Lohns in Schatz verwandelt und pro tanto nicht als Nachfragen +der, als Käufer auftritt). Die Maximalgrenze der Nachfrage des Kapita +listen ist = C = c + ν, aber seine Zufuhr ist = c + ν + m; ist also die +Konstitution seines Waarenkapitals 8 0c + 2 0v + 2 0m, so ist seine Nach­ +frage = 8 0c + 2 0v, also der Werthigkeit nach betrachtet 1A kleiner als sei­ +ne Zufuhr. Je größer der Procentsatz der von ihm producirten Masse m +(die Profitrate), um so kleiner wird seine Nachfrage im Verhältniß zu +seiner Zufuhr. Obgleich die Nachfrage des Kapitalisten nach Arbeits +kraft, und daher indirekt nach nothwendigen Lebensmitteln, mit dem +Fortschritt der Produktion fortschreitend kleiner wird als seine Nach +frage nach Produktionsmitteln, so ist andrerseits nicht zu vergessen, daß +seine Nachfrage nach Pm stets kleiner ist als sein Kapital, tagaus tagein +gerechnet. Seine Nachfrage nach Produktionsmitteln muß also immer +minderwerthig sein, als das Waarenprodukt des mit gleichem Kapital und +unter sonst gleichen Umständen arbeitenden Kapitalisten, der ihm diese +Produktionsmittel liefert. D aß das viele Kapitalisten sind und nicht einer, +ändert nichts an der Sache. Gesetzt, sein Kapital sei 1000 £, der konstan +te Theil desselben = 800 £; so ist seine Nachfrage an ihre Gesammt- +heit = 800 £; zusammen liefern sie per 1000 £ (wie viel davon auf jeden +Einzelnen unter ihnen falle und welchen Theil auch das auf Jeden fallen +de Quantum von seinem Gesammtkapital bilde), bei gleicher Profitrate, +Produktionsmittel zum Werthe von 1200 £; also seine Nachfrage deckt +nur 2H ihrer Zufuhr, während seine eigne Gesammtnachfrage nur = 4/s +seiner eignen Zufuhr ist, der Werthgröße nach betrachtet. + +Wir müssen jetzt noch beiläufig die Betrachtung des Umschlags vor +ausnehmen. Gesetzt, sein Gesammtkapital sei 5000 £, wovon 4000 £ fix +und 1000 £ cirkulirend; diese 1000 = 8 0 0c + 2 0 0v nach obiger Annahme. +Sein cirkulirendes Kapital muß fünfmal im Jahre umschlagen, damit sein +Gesammtkapital einmal im Jahre umschlage; sein Waaren||96|produkt ist +dann = 6000 £, also um 1000 £ größer als sein vorgeschoßnes Kapital, +was wieder dasselbe Verhältniß von Mehrwerth ergibt wie oben: + +110 + + Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses + +5000 C : 1 0 0 0m = 1 0 0 (c+v) : 2 0m. Dieser Umschlag ändert also nichts +am Verhältniß seiner Gesammtnachfrage zu seiner Gesammtzufuhr, die +erstre bleibt 1Is kleiner als die letztre. + +Sein fixes Kapital sei zu erneuern in 10 Jahren. Er amortisirt also +jährlich Vio = 400 £. Dadurch hat er nur noch Werth von 3600 £ in fixem +Kapital + 400 £ in Geld. Soweit Reparaturen nöthig, und diese nicht +über das Durchschnittsmaß gehn, sind sie nichts als Kapitalanlage, die er +erst nachträglich macht. Wir können die Sache so betrachten, als habe er +die Reparaturkosten gleich eingerechnet bei der Werthschätzung seines +Anlagekapitals, soweit dies ins jährliche Waarenprodukt eingeht, sodaß +sie einbegriffen sind in dem Vio Amortisirung. (Ist in der That sein R e- +paraturbedürfniß unter dem Durchschnitt, so ist das ein Schnitt für ihn, +ganz wie sein Schaden, wenn über. Dies gleicht sich aber aus für die +ganze Klasse der in demselben Industriezweig beschäftigten Kapitali +sten.) Jedenfalls, obgleich bei einmaligem Umschlag seines Gesammtka +pitals im Jahr, seine jährliche Nachfrage = 5000 £ bleibt, gleich seinem +ursprünglich vorgeschoßnen Kapitalwerth, so nimmt sie zu mit Bezug +auf den cirkulirenden Theil des Kapitals, während sie mit Bezug auf den +fixen Theil desselben beständig abnimmt. + +Kommen wir nun zur Reproduktion. Gesetzt, der Kapitalist verzehre +den ganzen Mehrwerth g und setze nur die ursprüngliche Kapitalgröße C +wieder in produktives Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapitali +sten gleichwerthig mit seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Be +wegung seines Kapitals; sondern als Kapitalist übt er nur Nachfrage aus +nach 4/s seiner Zufuhr (der Werthgröße nach); Vs verzehrt er als Nicht- +kapitalist, nicht in seiner Funktion als Kapitalist, sondern für sein Pri- +vatbedürfniß oder Vergnügen. + +Seine Rechnung ist dann procentig gerechnet: + +als Kapitalist Nachfrage = 100, Zufuhr = 120 += — +als Lebemann + += 20, + +" + +" + +Summa Nachfrage = 120, Zufuhr = 1 2 0. + +Diese Voraussetzung ist gleich Voraussetzung der Nichtexistenz der +kapitalistischen Produktion, und daher der Nichtexistenz des industriel +len j|97[ Kapitalisten selbst. Denn der Kapitalismus ist schon in der +Grundlage aufgehoben durch die Voraussetzung, daß der Genuß als trei +bendes Motiv wirkt, nicht die Bereicherung selbst. + +Sie ist aber auch technisch unmöglich. Der Kapitalist muß nicht nur +ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die günstig +sten Konjunkturen für K a uf und Verkauf abwarten zu können; er muß +Kapital akkumuliren, um damit die Produktion auszudehnen und die +technischen Fortschritte seinem produktiven Organismus einzuverleiben. + +111 + + Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Um Kapital zu akkumuliren, muß er zunächst einen Theil des Mehr +werths in Geldform, der ihm aus der Cirkulation zufloß, der Cirkulation +entziehn, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die zur Ausdehnung des +alten Geschäfts, oder Eröffnung eines Nebengeschäfts erforderlichen Di +mensionen angenommen hat. So lange die Schatzbildung dauert, ver +mehrt sie die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisirt; +es entzieht dem Waarenmarkt kein Aequivalent in Waare für das Geld +äquivalent, das es ihm für zugeführte Waare entzogen hat. + +Vom Kredit wird hier abgesehn; und zum Kredit gehört, wenn der +Kapitalist ζ. B. das Geld, im M aß wie es sich aufhäuft, bei einer Bank auf +laufende Rechnung gegen Zinsen deponirt. + +FÜNFTES KAPITEL. + +D ie U m l a u f s z e i t .8' + +Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei +Phasen der Cirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer +zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produkti +onssphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Cirkulationssphäre sei +ne Cirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesammtzeit, worin es seinen +Kreislauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit +und Umlaufszeit. | + +|98|Die Produktionszeit umschließt natürlich die Periode des Arbeits- +processes, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man +sich, daß ein Theil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie M a +schinen, Baulichkeiten u. s. w., existirt, die bis an ihr Lebensende in den +selben stets neu wiederholten Arbeitsprocessen dienen. Periodische Un +terbrechung des Arbeitsprocesses, Nachts z. B ., unterbricht zwar die +Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Pro +duktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungiren, son +dern auch während sie nicht fungiren. Andrerseits muß der Kapitalist +einen bestimmten Vorrath von Rohmaterial und Hülfsstoffen bereit hal +ten, damit der Produktionsproceß auf vorher bestimmter Stufenleiter +während kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe, ohne von den Zufallen +täglicher Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrath von Rohstof +fen u. s. w. wird nur nach und nach produktiv konsumirt. Es findet daher +Differenz statt zwischen seiner Produktionszeit9' und seiner Funktions- + +8) Von hier an Manuskript I V. + +112 + + Fünftes Kapitel · Umlaufszeit + +zeit. Die Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfaßt also +1) die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungiren, also im Pro- +duktionsprocesse dienen, 2) die Pausen, während deren der Produktions +proceß, also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel +unterbrochen ist, 3) die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des +Processes bereit liegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber +noch nicht in den Produktionsproceß eingegangen sind. + +Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der +Aufenthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und +derjenigen im Produktionsproceß. Aber der Produktionsproceß selbst +kann Unterbrechungen des Arbeitsprocesses und daher der Arbeitszeit +bedingen, Zwischenräume, worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung +physischer Processe ohne weitre Zuthat menschlicher Arbeit anheimge +geben wird. Der Produktionsproceß, daher die Funktion der Produkti +onsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Arbeitsproceß, und +daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel, unterbro +chen ist. So z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gährt, +Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z. B. Gerbereien, das chemi +schen Processen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier größer als die +Ar||99jbeitszeit. Die Differenz beider besteht in einem Ueberschuß der +Produktionszeit über die Arbeitszeit. Dieser Ueberschuß beruht stets dar +auf, daß produktives Kapital sich latent in der Produktionssphäre befin +det, ohne im Produktionsproceß selbst zu fungiren, oder daß es im Pro +duktionsproceß fungirt, ohne sich im Arbeitsproceß zu befinden. + +Der Theil des latenten produktiven Kapitals, der nur als Bedingung für +den Produktionsproceß bereit liegt, wie Baumwolle, Kohle u. s. w. in der +Spinnerei, wirkt weder als Produkt- noch Werthbildner. Er ist brachlie +gendes Kapital, obgleich seine Brache eine Bedingung für den ununter- +brochnen Fluß des Produktionsprocesses bildet. Die Baulichkeiten, +Apparate etc., nöthig um als Behälter des produktiven Vorraths (des la +tenten Kapitals) zu dienen, sind Bedingungen des Produktionsprocesses +und bilden daher Bestandtheile des vorgeschoßnen produktiven Kapitals. +Sie erfüllen ihre Funktion als Bewahrer der produktiven Bestandtheile im +vorläufigen Stadium. Soweit Arbeitsprocesse in diesem Stadium nöthig +sind, vertheuern sie das Rohmaterial etc., sind aber produktive Arbeiten +und bilden Mehrwerth, weil ein Theil dieser Arbeit, wie aller andren +Lohnarbeit, nicht bezahlt wird. Die normalen Unterbrechungen des gan- + +9) Produktionszeit hier aktiv genommen: Die Produktionszeit der Produktionsmittel ist hier +die Zeit, nicht in der sie producirt werden, sondern in der sie am Produktionsproceß eines +Waarenprodukts sich betheiligen. - F. E. + +113 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +zen Produktionsprocesses, also die Intervalle, worin das produktive K a +pital nicht fungirt, produciren weder Werth noch Mehrwerth. Daher das +Bestreben, auch Nachts arbeiten zu lassen. (Buch I, K a p. V I I I, 4.) - Die +Intervalle in der Arbeitszeit, die der Arbeitsgegenstand während des Pro +duktionsprocesses selbst durchmachen muß, bilden weder Werth noch +Mehrwerth; aber fördern das Produkt, bilden einen Theil in dessen Le +ben, einen Proceß, den es durchmachen muß. Der Werth der Apparate +etc. wird auf das Produkt übertragen im Verhältniß zu der ganzen Zeit, +während deren sie fungiren; das Produkt ist durch die Arbeit selbst in +dies Stadium gesetzt, und der Gebrauch dieser Apparate ist ebensosehr +Bedingung der Produktion, wie das Zerstäuben eines Theils der Baum +wolle, der nicht ins Produkt eingeht, aber doch seinen Werth auf es über +trägt. Der andre Theil des latenten Kapitals, wie die Baulichkeiten, M a +schinen u. s. w., d. h. die Arbeitsmittel, deren Funktion nur durch die +regelmäßigen Pausen des Produktionsprocesses unterbrochen ist - unre +gelmäßige Unterbrechungen in Folge von Einschränkung der Produkti +on, Krisen u. s. w. sind reine Verluste - setzt Werth zu, ohne in die Pro +duktbildung einzugehn; der Gesammtwerth, den er dem Produkt zusetzt, +ist durch seine || 1001 Durchschnittsdauer bestimmt; er verliert Werth, weil +Gebrauchswerth, sowohl in der Zeit, worin er fungirt, als auch in der +Zeit, worin er nicht fungirt. + +Endlich der Werth des konstanten Kapitaltheils, der im Produktions +proceß kontinuirt, obgleich der Arbeitsproceß unterbrochen ist, erscheint +wieder im Resultat des Produktionsprocesses. Durch die Arbeit selbst +sind die Produktionsmittel hier unter Bedingungen gestellt, innerhalb de +ren sie von selbst gewisse Naturprocesse durchlaufen, deren Resultat ein +bestimmter Nutzeffekt oder eine veränderte F o rm ihres Gebrauchs +werths. Die Arbeit überträgt den Werth der Produktionsmittel immer auf +das Produkt, soweit sie dieselben wirklich zweckgemäß als Produktions +mittel verzehrt. Hieran wird nichts geändert, ob die Arbeit, zur Hervor +bringung dieses Effekts, kontinuirlich vermittelst der Arbeitsmittel auf +den Arbeitsgegenstand wirken muß, oder ob sie nur den Anstoß zu geben +braucht, indem sie die Produktionsmittel unter Bedingungen stellt, wo +durch ohne weitre Mitthat der Arbeit die Produktionsmittel von selbst, in +Folge von Naturprocessen, die beabsichtigte Veränderung erleiden. + +Welches immer der Grund des Ueberschusses der Produktionszeit über +die Arbeitszeit - sei es, daß Produktionsmittel nur latentes produktives +Kapital bilden, also sich noch in einer Vorstufe zum wirklichen Produk +innerhalb des Produktionsprocesses +tionsproceß befinden, oder daß +durch dessen Pausen ihre eigne Funktion unterbrochen wird, oder daß +endlich der Produktionsproceß selbst Unterbrechungen des Arbeitspro- + +114 + + Fünftes Kapitel • Umlaufszeit + +cesses bedingt - in keinem dieser Fälle fungiren die Produktionsmittel als +Arbeitseinsauger. Saugen sie keine Arbeit ein, so auch keine Mehrarbeit. +Es findet daher keine Verwerthung des produktiven Kapitals statt, so +lange es sich in dem Theil seiner Produktionszeit befindet, der über +schüssig über die Arbeitszeit ist, so unzertrennlich auch die Vollführung +des Verwerthungsprocesses von diesen seinen Pausen sein mag. Es ist +klar, daß je mehr Produktionszeit und Arbeitszeit sich decken, um so +größer die Produktivität und Verwerthung eines gegebnen produktiven +Kapitals in gegebnem Zeitraum. Daher die Tendenz der kapitalistischen +Produktion, den Ueberschuß der Produktionszeit über die Arbeitszeit +möglichst zu verkürzen. Obgleich aber die Produktionszeit des Kapitals +von seiner Arbeitszeit abweichen mag, so umschließt sie stets dieselbe, +und ist der Ueberschuß selbst Bedingung des Produktionsprocesses. Die +Produktionszeit ist also stets die Zeit, während deren das Kapital G e- +brauchs||101|werthe producirt und sich selbst verwerthet, daher als pro +duktives Kapital fungirt, obgleich sie Zeit einschließt, worin es entweder +latent ist oder auch producirt ohne sich zu verwerthen. + +Innerhalb der Cirkulationssphäre haust das Kapital als Waarenkapital +und Geldkapital. Seine beiden Cirkulationsprocesse bestehn darin, sich +aus der Waarenform in Geldform und aus Geldform in Waarenform zu +verwandeln. Der Umstand, daß die Verwandlung der Waare in Geld hier +zugleich Realisation des der Waare einverleibten Mehrwerths, und daß +die Verwandlung des Geldes in Waare zugleich Verwandlung oder Rück- +verwandlung des Kapitalwerths in die Gestalt seiner Produktionselemen +te ist, ändert durchaus nichts daran, daß diese Processe, als Cirkulati +onsprocesse, Processe der einfachen Waarenmetamorphose sind. + +Umlaufszeit und Produktionszeit schließen sich wechselseitig aus. +Während seiner Umlaufszeit fungirt das Kapital nicht als produktives +Kapital, und producirt daher weder Waare noch Mehrwerth. Betrachten +wir den Kreislauf in der einfachsten Form, sodaß der gesammte Kapi +talwerth jedesmal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt, +so ist handgreiflich, daß der Produktionsproceß unterbrochen ist, also +auch die Selbstverwerthung des Kapitals, so lange seine Umlaufszeit dau +ert, und daß je nach deren Länge die Erneuerung des Produktionspro +cesses rascher oder träger sein wird. Durchlaufen dagegen die verschied +nen Theile des Kapitals den Kreislauf nacheinander, sodaß der Kreislauf +des gesammten Kapitalwerths sich successive im Kreislauf seiner ver +schiednen Portionen vollzieht, so ist klar, daß je länger der beständige +Aufenthalt seiner aliquoten Theile in der Cirkulationssphäre, um so klei +ner sein beständig in der Produktionssphäre fungirender Theil sein muß. +Die Expansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als nega- + +115 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +tive Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit +oder des Umfangs, worin ein Kapital von gegebner Größe als produk +tives Kapital fungirt. Je mehr die Cirkulationsmetamorphosen des K a +pitals nur ideell sind, d. h. jemehr die Umlaufszeit - 0 wird oder sich Null +nähert, umsomehr fungirt das Kapital, um so größer wird seine Produk +tivität und Selbstverwerthung. Arbeitet ein Kapitalist ζ. B. auf Bestel­ +lung, sodaß er bei Lieferung des Produkts Zahlung erhält, und erfolgt die +Zahlung in seinen eignen Produktionsmitteln, so nähert sich die Cirku- +lationszeit Null. | + +1 1 0 21 Die Umlaufszeit des Kapitals beschränkt also überhaupt seine +Produktionszeit und daher seinen Verwerthungsproceß. Und zwar be +schränkt sie denselben im Verhältniß zu ihrer Dauer. Diese kann aber +sehr verschieden zu- oder abnehmen, und daher in sehr verschiednem +Grad die Produktionszeit des Kapitals beschränken. Was aber die poli +tische Oekonomie sieht, ist das was erscheint, nämlich die Wirkung der +Umlaufszeit auf den Verwerthungsproceß des Kapitals überhaupt. Sie +faßt diese negative Wirkung als positive auf, weil ihre Folgen positiv +sind. Sie haftet um so mehr an diesem Schein fest, als er den Beweis zu +liefern scheint, daß das Kapital eine, von seinem Produktionsproceß und +daher von der Exploitation der Arbeit unabhängige mystische Quelle der +Selbstverwerthung besitzt, die ihm aus der Cirkulationssphäre zufließt. +Wir werden später sehn, wie selbst die wissenschaftliche Oekonomie sich +durch diesen Schein täuschen läßt. Er wird, wie sich ebenfalls zeigen +wird, befestigt durch verschiedne Phänomene: 1) die kapitalistische Be +rechnungsweise des Profits, worin der negative Grund als positiver figu- +rirt, indem für Kapitale in verschiednen Anlagesphären, wo nur die Um +laufszeit verschieden, längre Umlaufszeit als Grund der Preiserhöhung +wirkt, kurz, als einer der Gründe in der Ausgleichung der Profite. 2) Die +Umlaufszeit bildet nur ein Moment der Umschlagszeit; letztre aber +schließt die Produktionszeit resp. Reproduktionszeit ein. Was der letztren +geschuldet, scheint der Umlaufszeit geschuldet. 3) Der Umsatz der +Waaren in variables Kapital (Arbeitslohn) ist bedingt durch ihre vorhe +rige Verwandlung in Geld. Bei der Kapitalakkumulation geht also der +Umsatz in zuschüssiges variables Kapital in der Cirkulationssphäre vor, +oder während der Umlaufszeit. Die damit gegebne Akkumulation scheint +daher der letztren geschuldet. + +Innerhalb der Cirkulationssphäre durchläuft das Kapital - ob in der +einen oder andren Reihenfolge - die zwei entgegengesetzten Phasen W -G +und G - W. Seine Umlaufszeit zerfallt also auch in zwei Theile, die Zeit, +die es braucht, um sich aus Waare in Geld, und die Zeit, die es braucht, +um sich aus Geld in Waare zu verwandeln. Man weiß bereits aus der + +116 + + Fünftes Kapitel · Umlaufszeit + +Analyse der einfachen Waarencirkulation (Buch I, Kap. I I I ), daß W - G, +der Verkauf, der schwierigste Theil seiner Metamorphose ist und daher, +unter gewöhnlichen Umständen, von der Umlaufszeit den größren Theil +bildet. Als Geld befindet sich der Werth ||103| in seiner stets umsetzbaren +Form. Als Waare muß er erst durch Verwandlung in Geld diese Gestalt +unmittelbarer Austauschbarkeit und daher stets schlagfertiger Wirksam +keit erhalten. Indeß handelt es sich beim Cirkulationsproceß des Kapitals +in seiner Phase G -W um seine Verwandlung in Waaren, die bestimmte +Elemente des produktiven Kapitals in einer gegebnen Anlage bilden. Die +Produktionsmittel sind vielleicht nicht auf dem Markt vorhanden, son +dern müssen erst producirt werden, oder sie sind von entlegnen Märkten +zu beziehn, oder es finden Ausfalle in ihrer gewöhnlichen Zufuhr statt, +Preiswechsel u. s. w., kurz, eine Masse von Umständen, die in dem ein +fachen Formwechsel G -W nicht erkennbar sind, aber auch für diesen +Theil der Cirkulationsphase bald mehr bald weniger Zeit beanspruchen. +Wie W -G und G -W zeitlich, können sie auch räumlich getrennt sein, +Kaufmarkt und Verkaufmarkt räumlich verschiedne Märkte sein. Bei +Fabriken ζ. B. sind Einkäufer und Verkäufer sogar häufig getrennte Per +sonen. Die Cirkulation ist ebenso nothwendig bei der Waarenproduktion +wie die Produktion selbst, also die Cirkulationsagenten ebenso nöthig +wie die Produktionsagenten. Der Reproduktionsproceß schließt beide +Funktionen des Kapitals ein, also auch die Nothwendigkeit der Vertre +tung dieser Funktionen, sei es durch den Kapitalisten selbst, sei es durch +Lohnarbeiter, Agenten desselben. Dies ist aber ebensowenig ein Grund, +die Cirkulationsagenten mit den Produktionsagenten zu verwechseln, als +es ein Grund ist, die Funktionen von Waarenkapital und Geldkapital mit +denen von produktivem Kapital zu verwechseln. Die Cirkulationsagen +ten müssen bezahlt werden durch die Produktionsagenten. Wenn aber +Kapitalisten, die unter einander kaufen und verkaufen, durch diesen Akt +weder Produkte noch Werth schaffen, so ändert sich das nicht, wenn der +Umfang ihres Geschäfts sie befähigt und nöthigt, diese Funktion auf +Andre abzuwälzen. In manchen Geschäften werden Einkäufer und Ver +käufer durch Tantième am Profit bezahlt. Die Phrase, daß sie durch die +Konsumenten bezahlt werden, hilft nichts. Die Konsumenten können +nur zahlen, soweit sie sich selbst als Agenten der Produktion ein Aequi +valent in Waaren produciren oder sich solches von den Produktionsagen +ten aneignen, sei es auf Rechtstitel hin (als deren Associés u. s. w.), sei es +durch persönliche Dienste. + +Es besteht ein Unterschied zwischen W -G und G - W, der nichts mit +der F o rm V e r s c h i e d e n h e it von Waare und Geld zu t h un hat, ||104| sondern +aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt. An und + +117 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +für sich sind sowohl W -G als G -W bloße Uebersetzungen von gegebnem +Werth aus einer F o rm in die andre. Aber W ' - G' ist zugleich Realisirung +des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G - W. Daher ist der Verkauf +wichtiger als der Kauf. G -W ist unter normalen Bedingungen nothwen- +diger Akt für Verwerthung des in G ausgedrückten Werths, aber es ist +nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist Einleitung zu seiner Produktion, +nicht Nachtrag dazu. + +Für die Cirkulation des Waarenkapitals W ' - G' sind bestimmte Schran +ken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als Gebrauchs- +werthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie also innerhalb +gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, +je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten, nicht in be +stimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Ge +brauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein. Der in +ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehrwerth, +geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des perenniren- +den und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig erneuert +und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer Art +ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr durch +denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle K o n +sumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Reprodukti +on. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform wech +seln, um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich nur +durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchswerthe +verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann also +mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und ihrer +Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn, +kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W -G als Waarenkapital aus +harren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die Grenze +der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waarenkör- +pers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder der +Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben +kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Produk +tion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muß, desto geringrer +Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger ||105| also +ihre räumliche Cirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatz +markt. Je vergänglicher daher eine Waare, je größer durch ihre physische +Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Waare, desto +weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Produktion. +Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder im M aß +wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transportmittel zusam- + +118 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +menrücken. Die Koncentration der Produktion eines Artikels in wenigen +Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ großen Markt +auch für solche Artikel schaffen, wie ζ. B. bei großen Bierbrauereien, +Milchereien u. s. w. + +SECHSTES KAPITEL. + +D ie C i r k u l a t i o n s k o s t e n. + +I. Reine Cirkulationskosten. + +1) Kauf- und Verkaufszeit. + +Die Formverwandlungen des Kapitals aus Waare in Geld und aus Geld +in Waare sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und +Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich +vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit +und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer +und Käufer fungirt. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen n o t w e n d i +gen Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, wäh +rend deren der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt +herumtreibt, einen nothwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als +Kapitalist, d. h. als personificirtes Kapital. Sie bildet Theil seiner Ge +schäftszeit. + +(Da angenommen wurde, daß die Waaren zu ihren Werthen gekauft +und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um die +Umsetzung desselben Werths aus einer F o rm in die andre, aus Waaren +form in Geldform, und aus Geldform in Waarenform - um eine Zu- +standsänderung. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so bleibt +die Werthgröße in der Hand sowohl des Käufers wie des Ver||106|käufers +unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden die +Waaren nicht zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Summe der umge +setzten Werthe unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf der +andern minus. + +Die Metamorphosen W -G und G -W sind aber Händel, die zwischen +Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit um Handels einig zu +werden, um so mehr, als hier ein K a m pf vorgeht, worin jede Seite die +andre zu übervortheilen sucht, und sich Geschäftsleute gegenüberstehn, +so: "when Greek meets Greek then comes the tug of war." Die Zustands- +änderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Werth zu schaffen, + +119 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +sondern um die Umsetzung des Werths aus einer F o rm in die andre +hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser Gelegen +heit ein überschüssiges Quantum Werth sich anzueignen, nichts ändert. +Diese Arbeit, vergrößert durch die beiderseitigen böswilligen Absichten, +schafft so wenig Werth, wie die Arbeit, die bei einem gerichtlichen Proceß +stattfindet, die Werthgröße des streitigen Objekts vermehrt. Es verhält +sich mit dieser Arbeit - die ein nothwendiges Moment des kapitalisti +schen Produktionsprocesses in seiner Totalität, wo er auch die Cirkula +tion einschließt, oder von ihr eingeschlossen wird - wie etwa mit der +Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme ver +wandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich sie +ein nothwendiges Moment des Verbrennungsprocesses ist. Um ζ. B. K o h­ +le als Heizmaterial zu verbrauchen, muß ich sie mit Sauerstoff verbinden, +und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand überführen +(denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die Kohle +im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustandsver- +änderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu +einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlen +stoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muß der Neuverbindung +vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also +nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Waa- +renbesitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare +Producenten, so ist die zu K a uf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug +von ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Alterthum wie im +Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen. + +Die Dimensionen, die der Waarenumsatz + +in den Händen der +Ka|| Kapitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaf +fende, sondern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in +werthschaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser +Transsubstantiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, +daß die industriellen Kapitalisten, statt selbst jene „Verbrennungsarbeit" +zu vollziehn, sie zum ausschließlichen Geschäft dritter von ihnen bezahl +ter Personen machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich +nicht aus Liebe für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stel +len. Dem Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht +einer Bank ist es ebenfalls gleichgültig, daß ihre Arbeit die Werthgröße +weder der Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen +Goldstücke um keinen Deut vermehrt.)1 0' + +D as Eingeklammerte aus einer Note am Schluss von M s. V I I I. + +120 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten läßt, wird K a uf und +Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf größrem ge +sellschaftlichen Maßstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu ver +kaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück- +zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf- und Verkaufszeit keinen +Werth. Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmanns +kapitals. Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von +vornherein klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an +und für sich unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Repro +duktion ist, aus einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschließliche Ver +richtung Weniger verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwan +delt sich nicht der Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als +bloßer Agent der Formverwandlung der Waaren, als bloßer Käufer und +Verkäufer betrachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Ver +kaufszeit für viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine +zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produkti +onszeit freisetzen hilft.1 + +11081 Wir wollen, um die Sache zu vereinfachen (da wir erst später den +Kaufmann als Kapitalisten und das Kaufmannskapital betrachten), an +nehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Mann, der seine +Arbeit verkauft. Er verausgabt seine Arbeitskraft und seine Arbeitszeit in +diesen Operationen W -G und G - W. Und er lebt daher davon, wie ein +Andrer ζ. B. vom Spinnen oder Pillendrehn. Er verrichtet eine nothwen­ +dige Funktion, weil der Reproduktionsproceß selbst unproduktive Funk +tionen einschließt. Er arbeitet so gut wie ein Andrer, aber der Inhalt +seiner Arbeit schafft weder Werth noch Produkt. Er selbst gehört zu den +faux frais der Produktion. Sein Nutzen besteht nicht darin, eine unpro +duktive Funktion in eine produktive zu verwandeln, oder unproduktive +Arbeit in produktive. Es wäre ein Wunder, wenn dergleichen Verwand- + +'" Les frais de commerce, quoique nécessaires, doivent être regardés comme une dépense +onéreuse. (Quesnay, Analyse du Tableau Économique, in Daire, Physiocrates, l e. partie, +Paris 1846, p. 71.) - Nach Quesnay ist der ,,profit", den die Konkurrenz unter den Kauf +leuten hervorbringt, nämlich daß sie dieselben nöthigt „à mettre leur rétribution ou leur +gain au r a b a i s . .. n'est sérieusement parlant qu'une privation de perte pour le vendeur de la +première main et pour l'acheteur-consommateur. Or, une privation de perte sur les frais du +commerce n'est pas un produit réel ou un accroît de richesses obtenu par le commerce, +considéré en lui-même simplement comme échange, indépendemment des frais de transport, +ou envisagé conjointement avec les frais de transport." (p. 145, 146.) Les frais du commerce +sont toujours payés aux dépens des vendeurs des productions qui jouiraient de tout le prix +qu'en payent les acheteurs, s'il n'y avait point de frais intermédiaires ( 1 6 3 ). Die proprié +taires und producteurs sind ,,salariants", die Kaufleute sind ,,salariés" (p. 164, Quesnay, +Problèmes économiques, in Daire, Physiocrates, Ie partie, Paris 1846). + +121 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +lung durch solche Uebertragung der Funktion bewerkstelligt werden +könnte. Sein Nutzen besteht vielmehr darin, daß ein geringrer Theil der +Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven +Funktion gebunden wird. Noch mehr. Wir wollen annehmen, er sei blo +ßer Lohnarbeiter, meinetwegen besser bezahlter. Welches immer seine +Zahlung, als Lohnarbeiter arbeitet er einen Theil seiner Zeit umsonst. Er +erhält vielleicht täglich das Werthprodukt von acht Arbeitsstunden und +fungirt während zehn. Die zwei Stunden Mehrarbeit, die er verrichtet, +produciren ebensowenig Werth wie seine acht Stunden nothwendige Ar +beit, obgleich vermittelst dieser letztren ein Theil des gesellschaftlichen +Produkts auf ihn übertragen wird. Erstens wird nach wie vor, gesell +schaftlich betrachtet, eine Arbeitskraft während zehn Stunden in dieser +bloßen Cirkulationsfunktion vernutzt. Sie ist für nichts Andres verwend +bar, nicht für produktive Arbeit. Zweitens aber zahlt die Gesellschaft +diese zwei Stunden Mehrarbeit nicht, obgleich sie von dem Individuum, +das sie verrichtet, ||109| verausgabt werden. Die Gesellschaft eignet sich +dadurch kein überschüssiges Produkt oder Werth an. Aber die Cirkula- +tionskosten, die er repräsentirt, vermindern sich um ein Fünftel, von zehn +Stunden auf acht. Die Gesellschaft zahlt kein Aequivalent für ein Fünftel +dieser aktiven Cirkulationszeit, deren Agent er ist. Ist es aber der Kapi +talist, der diesen Agenten anwendet, so vermindern sich durch Nichtzah +lung der zwei Stunden die Cirkulationskosten seines Kapitals, die einen +Abzug von seiner Einnahme bilden. Für ihn ist es ein positiver Gewinn, +weil sich die negative Schranke der Verwerthung seines Kapitals enger +zieht. So lange kleine selbständige Waarenproducenten einen Theil ihrer +eignen Zeit in K a uf und Verkauf verausgaben, stellt sich dies nur dar +entweder als Zeit, verausgabt in den Intervallen ihrer produktiven Funk +tion, oder als Abbruch an ihrer Produktionszeit. + +Unter allen Umständen ist die hierauf verwandte Zeit eine Cirkulati- +onskost, die den umgesetzten Werthen nichts zuführt. Es ist die Kost, +erforderlich sie aus Waarenform in Geldform zu übersetzen. Soweit der +kapitalistische Waarenproducent als Cirkulationsagent erscheint, unter +scheidet er sich vom unmittelbaren Waarenproducenten nur dadurch, +daß er auf größrer Stufenleiter verkauft und kauft, und daher in größrem +Umfang als Cirkulationsagent fungirt. Sobald der Umfang seines Ge +schäfts ihn aber zwingt oder befähigt, eigne Cirkulationsagenten als +Lohnarbeiter zu kaufen (dingen), so ist das Phänomen der Sache nach +nicht verändert. Arbeitskraft und Arbeitszeit muß zu gewissem Grad im +Cirkulationsproceß (soweit er bloße Formverwandlung) verausgabt wer +den. Aber dies erscheint jetzt als zusätzliche Kapitalauslage; ein Theil des +variablen Kapitals muß ausgelegt werden im Ankauf dieser nur in der + +122 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +Cirkulation fungirenden Arbeitskräfte. Dieser Kapitalvorschuß schafft +weder Produkt noch Werth. Er vermindert pro tanto den Umfang, worin +das vorgeschoßne Kapital produktiv fungirt. Es ist dasselbe als würde ein +Theil des Produkts in eine Maschine verwandelt, welche den übrigen +Theil des Produkts kauft und verkauft. Diese Maschine verursacht einen +Abzug von Produkt. Sie wirkt nicht mit im Produktionsproceß, obgleich +sie die in der Cirkulation verausgabte Arbeitskraft etc. vermindern kann. +Sie bildet bloß einen Theil der Cirkulationskosten . + +2) Buchführung. + +Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit veraus +gabt in der Buchführung, in die außerdem vergegenständlichte Arbeit) +1110} eingeht, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bureaukosten. Es wird +also in dieser Funktion einerseits Arbeitskraft verausgabt, andrerseits +Arbeitsmittel. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Ver +kaufszeit. + +Als Einheit innerhalb seiner Kreisläufe, als processirender Werth, sei es +nun innerhalb der Produktionssphäre, sei es innerhalb der beiden Phasen +der Cirkulationssphäre, existirt das Kapital nur ideell in der Gestalt des +Rechengelds, zunächst im K o pf des Waarenproducenten, resp. kapitali +stischen Waarenproducenten. Durch die Buchführung, welche auch die +Preisbestimmung oder die Berechnung der Waarenpreise (Preiskalkula +tion) einbegreift, wird diese Bewegung fixirt und kontrolirt. Die Bewe +gung der Produktion und namentlich der Verwerthung - wobei die Waa +ren nur als Werthträger figuriren, als Namen von Dingen, deren ideelles +Werthdasein in Rechengeld fixirt ist - erhält so ein symbolisches Abbild +in der Vorstellung. So lange der einzelne Waarenproducent entweder nur +in seinem K o pf Buch führt (wie z. B. der Bauer; erst die kapitalistische +Agrikultur producirt den Buch führenden Pächter) oder nur nebenbei, +außerhalb seiner Produktionszeit, ein Buch über seine Ausgaben, Ein +nahmen, Zahlungstermine u. s. w. führt, so lange ist es handgreiflich, daß +diese seine Funktion und die Arbeitsmittel, die er etwa dabei verbraucht, +wie Papier u. s. w., zusätzlichen Verbrauch von Arbeitszeit und Arbeits +mitteln darstellen, die nothwendig sind, aber einen Abzug bilden sowohl +an der Zeit, die er produktiv verbrauchen kann, wie an den Arbeitsmit +teln, die im wirklichen Produktionsproceß fungiren, in die Produkt- und +Werthbildung eingehn.1 2) Die Natur der Funktion selbst verändert sich + +l 2) Im Mittelalter finden wir die Buchführung für Agrikultur nur in den Klöstern. Jedoch +sah man (Buch I, p. 3 4 3 ), daß bereits in den uralterthümlichen indischen Gemeinwesen ein +Buchhalter über die Agrikultur figurirt. Die Buchführung ist hier zur ausschliesslichen + +123 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +nicht, weder durch den Umfang, den sie dadurch || 1 1 11 erhält, daß sie in +der Hand des kapitalistischen Waarenproducenten koncentrirt wird und +statt als Funktion vieler kleiner Waarenproducenten als die eines Kapi +talisten, als Funktion innerhalb eines Produktionsprocesses auf großer +Stufenleiter erscheint; noch durch ihre Losreißung von den produktiven +Funktionen, von denen sie ein Beiwerk bildete, und durch ihre Verselb +ständigung als Funktion besondrer, ausschließlich mit ihr betrauter +Agenten. + +Die Theilung der Arbeit, die Verselbständigung einer Funktion, macht +sie nicht produkt- und werthbildend, wenn sie es nicht an sich, also schon +vor ihrer Verselbständigung ist. Legt ein Kapitalist sein Kapital neu an, +so muß er einen Theil im Ankauf eines Buchhalters etc. und in Mitteln +der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits in Funktion, in seinem +beständigen Reproduktionsproceß begriffen, so muß er einen Theil des +Waarenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, beständig rückver +wandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Theil des Kapitals ist +dem Produktionsproceß entzogen und gehört zu den Cirkulationskosten, +Abzügen am Gesammtertrag. (Eingeschlossen die Arbeitskraft selbst, die +ausschließlich auf diese Funktion verwendet wird.) + +Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus der +Buchführung entspringenden Kosten, resp. unproduktiven Verausga +bung von Arbeitszeit einerseits und denen der bloßen Kauf- und Ver +kaufszeit andrerseits. Die letztren entspringen nur aus der bestimmten +gesellschaftlichen F o rm des Produktionsprocesses, daraus, daß er Pro +duktionsproceß von Waare ist. Die Buchführung, als Kontrole und ide +elle Zusammenfassung des Processes wird um so nothwendiger, jemehr +der Process auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein indi +viduellen Charakter verliert; also nothwendiger in der kapitalistischen +Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, +nothwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. +Die Kosten der Buchführung reduciren sich aber mit der Koncentration +der Produktion und jemehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung ver +wandelt. + +Funktion eines Gemeindebeamten verselbständigt. Durch diese Theilung der Arbeit werden +Zeit, Mühe und Ausgaben erspart, aber die Produktion und die Buchführung über die +Produktion bleiben ebenso verschiedne Dinge wie die Schiffsladung und der Ladeschein. Im +Buchhalter ist ein Theil der Arbeitskraft der Gemeinde der Produktion entzogen, und die +Kosten seiner Funktion werden nicht durch seine eigne Arbeit ersetzt, sondern durch einen +Abzug vom Gemeindeprodukt. Wie mit dem Buchhalter der indischen Gemeinde, verhält es +sich mutatis mutandis mit dem Buchhalter des Kapitalisten. (Aus Manuskript II.) + +124 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +Es handelt sich hier nur um den allgemeinen Charakter der Cirkula +tionskosten, die aus der bloßen formellen Metamorphose entspringen. Es +ist hier überflüssig, auf alle ihre Detailformen einzugehn. Wie aber der +reinen Formverwandlung des Werths angehörige, also aus der bestimm +ten gesellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringende | +|112| Formen, die bei dem individuellen Waarenproducenten nur ver +schwindende und kaum bemerkbare Momente sind, neben seinen pro +duktiven Funktionen herlaufen oder sich mit ihnen verschlingen - wie +diese als massenhafte Cirkulationskosten die Augen frappiren können, +sieht man beim bloßen Einnehmen und Ausgeben von Geld, sobald es als +ausschließliche Funktion von Banken etc. oder des Kassirers in indivi +duellen Geschäften, verselbständigt und auf großer Stufenleiter koncen +trirt ist. Was festzuhalten, ist, daß diese Cirkulationskosten durch die +veränderte Gestalt ihren Charakter nicht ändern. + +3) Geld. + +Ob ein Produkt als Waare oder nicht als Waare producirt wird, es ist stets +stoffliche Gestalt von Reichthum, Gebrauchswerth, bestimmt, in die in +dividuelle oder produktive Konsumtion einzugehn. Als Waare existirt +sein Werth ideell im Preise, der an seiner wirklichen Gebrauchsgestalt +nichts ändert. D aß aber bestimmte Waaren, wie Gold und Silber, als +Geld fungiren und als solche ausschließlich den Cirkulationsproceß be +hausen (auch als Schatz, Reserve etc. bleiben sie, obwohl latent, in der +Cirkulationssphäre) ist ein reines Produkt der bestimmten gesellschaftli +chen Form des Produktionsprocesses, der Produktionsproceß von Waa +ren ist. Da auf Grundlage der kapitalistischen Produktion Waare die +allgemeine Gestalt des Produkts wird, und die größte Masse des Pro +dukts als Waare producirt wird und daher die Geldform annehmen muß, +da also die Waarenmasse, der als Waare fungirende Theil des gesell +schaftlichen Reichthums fortwährend wächst - so nimmt hier auch der +Umfang des als Cirkulationsmittel, Zahlungsmittel, Reserve etc. fungi- +renden Golds und Silbers zu. Diese als Geld fungirenden Waaren gehn +weder in die individuelle noch in die produktive Konsumtion ein. Es ist +gesellschaftliche Arbeit, in einer F o rm fixirt, worin sie als bloße Cirku- +lationsmaschine dient. Außerdem daß ein Theil des gesellschaftlichen +Reichthums in diese unproduktive F o rm gebannt ist, erheischt der Ver +schleiß des Geldes beständigen Ersatz desselben oder Umwandlung von +mehr gesellschaftlicher Arbeit - in Produktform - in mehr Gold und +Silber. Diese Ersatzkosten sind bei kapitalistisch entwickelten Nationen +bedeutend, weil überhaupt der in F o rm des Gelds gebannte Theil des + +125 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Reichthums umfangreich ist. Gold und Silber, als Geldwaaren, bilden für +die Gesellschaft Cirkulationskosten, die nur aus der gesellschaftlichen +Form der Produktion entspringen. Es sind faux frais der ||113| Waa +renproduktion überhaupt, die mit der Entwicklung der Waarenproduk +tion, und besonders der kapitalistischen Produktion, wachsen. Es ist ein +Theil des gesellschaftlichen Reichthums, der dem Cirkulationsproceß ge +opfert werden m u ß .1 3) + +II. Aufbewahrungskosten. + +Cirkulationskosten, die aus dem bloßen Formwechsel des Werths, aus +der Cirkulation ideell betrachtet, hervorgehn, gehn nicht in den Werth +der Waaren ein. Die in ihnen verausgabten Kapitaitheile bilden bloße +Abzüge von dem produktiv verausgabten Kapital, soweit der Kapitalist +betrachtet wird. Von andrer Natur sind die Cirkulationskosten, die wir +jetzt betrachten. Sie können aus Produktionsprocessen entspringen, die +nur in der Cirkulation fortgesetzt werden, deren produktiver Charakter +also durch die Cirkulationsform nur versteckt ist. Sie können andrerseits, +gesellschaftlich betrachtet, bloße Kosten, unproduktive Verausgabung, +sei es lebendiger, sei es vergegenständlichter Arbeit sein, aber doch eben +dadurch für den individuellen Kapitalisten werthbildend wirken, einen +Zusatz zum Verkaufspreis seiner Waare bilden. Dies folgt schon daraus, +daß diese Kosten in verschiednen Produktionssphären und stellenweise +für verschiedne individuelle Kapitale innerhalb derselben Produktions +sphäre verschieden sind. Durch ihren Zusatz zum Preis der Waare werden +sie in dem M aß vertheilt, worin sie auf die individuellen Kapitalisten +fallen. Aber alle Arbeit, die Werth zusetzt, kann auch Mehrwerth zuset +zen und wird auf kapitalistischer Grundlage immer Mehrwerth zusetzen, +da der Werth, den sie bildet, von ihrer eignen Größe, der Mehrwerth, den +sie bildet, von dem Umfang abhängt, worin der Kapitalist sie bezahlt. +Kosten also, die die Waare vertheuern, ohne ihr Gebrauchswerth zu +zusetzen, für die Gesellschaft also zu den faux frais der Produktion ge +hören, können für den individuellen Kapitalisten Quelle der Bereiche +rung bilden. Andrerseits, soweit der Zusatz, den sie dem Preis der Waare +hinzufügen, diese Cirkulationskosten nur gleichmäßig vertheilt, hört ihr +unproduktiver Charakter ||114| dadurch nicht auf. Ζ. B. Assekuranzge- + +1 3) T he money circulating in a country is a certain portion of the capital of the country, + +absolutely withdrawn from productive purposes, in order to facilitate or increase the pro­ + +ductiveness of the remainder; a certain amount of wealth is, therefore, as necessary in order + +to adopt gold as a circulating medium, as it is to make a machine, in order to facilitate any + +other production. (Economist, vol. V. p. 519.) + +126 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +Seilschaften vertheilen die Verluste individueller Kapitalisten unter die +Kapitalistenklasse. Dies verhindert jedoch nicht, daß die so ausgeglich- +nen Verluste nach wie vor, das gesellschaftliche Gesammtkapital betrach +tet, Verluste sind. + +1) Vorrathbildung überhaupt. + +Während seines Daseins als Waarenkapital oder seines Aufenthalts auf +dem Markt, also so lange es sich in dem Intervall befindet zwischen dem +Produktionsproceß, aus dem es herauskommt, und dem Konsumtions- +proceß, in den es eingeht, bildet das Produkt Waarenvorrath. Als Waare +auf dem Markt, und daher in der Gestalt des Vorraths, erscheint das +Waarenkapital doppelt in jedem Kreislauf, einmal als Waarenprodukt des +processirenden Kapitals selbst, dessen Kreislauf betrachtet wird; das and +re Mal dagegen als Waarenprodukt eines andren Kapitals, das sich auf +dem Markt vorfinden muß, um gekauft und in produktives Kapital ver +wandelt zu werden. Allerdings ist es möglich, daß dies letztre Waaren +kapital erst auf Bestellung producirt wird. Dann findet Unterbrechung +statt, so lange bis es producirt ist. Der Fluß des Produktions- und R e- +produktionsprocesses erheischt jedoch, daß eine Masse Waaren (Produk +tionsmittel) sich beständig auf dem Markt vorfindet, also Vorrath bildet. +Ebenso umfaßt das produktive Kapital den Ankauf der Arbeitskraft, +und die Geldform ist hier nur die Werthform von Lebensmitteln, die der +Arbeiter großentheils auf dem Markt vorfinden muß. Wir gehn im Fort +gang dieses Paragraphen näher hierauf ein. Hier ist bereits dieser Punkt +gewonnen. Stellen wir uns auf den Standpunkt des processirenden K a +pitalwerths, der sich in Waarenprodukt verwandelt hat und nun verkauft +oder in Geld rückverwandelt werden muß, der also jetzt als Waarenka +pital auf dem Markt fungirt, so ist der Zustand, worin es Vorrath bildet, +ein zweckwidriger unfreiwilliger Aufenthalt auf dem Markt. Je rascher +verkauft, desto flüssiger der Reproduktionsproceß. Der Aufenthalt in der +Formverwandlung W ' - G' hindert den realen Stoffwechsel, der im Kreis +lauf des Kapitals vorgehn muß, wie seine weitere Funktion als produk +tives Kapital. Andrerseits für G -W erscheint das beständige Vorhanden +sein der Waare auf dem Markt, der Waarenvorrath, als Bedingung des +Flusses des Reproduktionsprocesses wie der Anlage von neuem oder zu +sätzlichem Kapital. I + +1 1 1 5| Das Verharren des Waarenkapitals als Waarenvorrath auf dem +Markt erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waaren, +Waarenlager, also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von +Arbeitskräften zur Einmagazinirung der Waaren in ihre Reservoirs. Au- + +127 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +ßerdem verderben die Waaren und sind schädlichen elementaren Einflüs +sen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, +theils in Arbeitsmitteln, in gegenständlicher Form, theils in Arbeits +kraft.1 4» + +Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Waarenkapital und daher +als Waarenvorrath verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Produk +tionssphäre angehören, zu den Cirkulationskosten zählen. Diese Cirku +lationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch, +daß sie in gewissem Umfang in den Werth der Waaren eingehn, also die +Waare vertheuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeits +kraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Waarenvorraths dienen, +dem direkten Produktionsproceß entzogen. Andrerseits müssen die hier +angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet als Bestandtheil des +Kapitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Aus +lage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, +sodaß ein größres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen +bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten. + +Soweit nun die, durch die Bildung des Waarenvorraths bedingten Cir +kulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner +Werthe aus Waarenform in Geldform, also nur aus der bestimmten ge +sellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringen (nur daraus, +daß das Produkt als Waare producirt wird und daher auch die Verwand +lung in Geld durchmachen muß) - theilen sie ganz den Charakter der | +|116| sub I aufgezählten Cirkulationskosten. Andrerseits wird der Werth +der Waaren hier nur konservirt, resp. vermehrt, weil der Gebrauchs +werth, das Produkt selbst, unter bestimmte gegenständliche Bedingungen +versetzt wird, die Kapitalauslage kosten; und Operationen unterworfen +wird, die zusätzliche Arbeit auf die Gebrauchswerthe wirken lassen. Die +Berechnung der Waarenwerthe, die Buchführung über diesen Proceß, die +Kauf- und Verkaufshändel dagegen wirken nicht auf den Gebrauchs +werth, worin der Waarenwerth existirt. Sie haben es nur mit seiner Form +zu thun. Obgleich daher in dem vorausgesetzten Fall diese Unkosten der +Vorrathbildung (die hier unfreiwillig ist) bloß aus einem Aufenthalt der + +l 4) Corbet berechnet 1841 die Kosten der Weizen-Aufspeicherung für eine Saison von +9 Monaten auf '/2% Verlust an Quantität, 3% für Zins auf den Weizenpreis, 2% für L a- +germiethe, 1% Schütteln und Fuhrlohn, '/21Zo Ablieferungs-Arbeit, zusammen 7% oder bei +einem Weizenpreis von 50 sh., 3 sh. 6 d. per Quarter. (Th. Corbet, An Inquiry into the +Causes and Modes of the Wealth of Individuals etc. London 1841.) Nach den Aussagen von +Liverpooler Kaufleuten vor der Eisenbahnkommission betrugen die (reinen) Unkosten der +Getreide-Aufspeicherung 1865 monatlich 2 d. per Quarter oder 9 - 10 d. per Tonne. (Royal +Commission on Railways. 1867. Evidence, p. 19, Nr. 331.) + +128 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +Formverwandlung und aus der Nothwendigkeit derselben entspringen, +so unterscheiden sie sich dennoch von den Unkosten sub I dadurch, daß +ihr Gegenstand selbst nicht die Formverwandlung des Werths, sondern +die Erhaltung des Werths ist, der in der Waare, als Produkt, Gebrauchs +werth, existirt und daher nur durch die Erhaltung des Produkts, des Ge +brauchswerths selbst erhalten werden kann. Der Gebrauchswerth wird +hier weder erhöht noch vermehrt, im Gegentheil er nimmt ab. Aber seine +Abnahme wird beschränkt und er wird erhalten. Auch der vorgeschoßne, +in der Waare existirende Werth wird hier nicht erhöht. Aber neue Arbeit, +vergegenständlichte und lebendige, wird hinzugesetzt. + +Es ist nun weiter zu untersuchen, wie weit diese Unkosten aus dem +eigenthümlichen Charakter der Waarenproduktion überhaupt und der +Waarenproduktion in ihrer allgemeinen, absoluten Form hervorgehn, +d. h. der kapitalistischen Waarenproduktion; wie weit sie andrerseits aller +gesellschaftlichen Produktion gemeinsam sind und hier nur innerhalb der +kapitalistischen Produktion eine besondre Gestalt annehmen, eine bes +ondre Erscheinungsform. + +A. Smith hat die fabelhafte Ansicht aufgestellt, daß die Vorrathbildung + +ein der kapitalistischen Produktion eigenthümliches Ph��nomen sei.1 5) +Neuere Oekonomen, z. B. Lalor, behaupten umgekehrt, daß sie mit der +Entwicklung der kapitalistischen Produktion abnimmt. Sismondi be +trachtet dies sogar als eine Schattenseite der letztren. + +In der That existirt der Vorrath in drei Formen: in der F o rm des pro +duktiven Kapitals, in der F o rm des individuellen Konsumtionsfonds, +und in F o rm des Waarenvorraths oder Waarenkapitals. Der Vorrath in j +|117| der einen F o rm nimmt relativ ab, wenn er in der andren Form +zunimmt, obgleich er seiner absoluten Größe nach in allen drei Formen +gleichzeitig wachsen mag. + +Es ist von vornherein klar, daß wo die Produktion direkt auf die Be +friedigung des Selbstbedarfs gerichtet ist und nur zum geringem Theil für +den Austausch oder Verkauf producirt wird, also das gesellschaftliche +Produkt gar nicht oder nur zum kleinern Theil die F o rm der Waare +annimmt, der Vorrath in der F o rm der Waare oder Waarenvorrath nur +einen geringen und verschwindenden Theil des Reichthums bildet. Der +Konsumtionsfonds ist aber hier relativ groß, namentlich der eigentlichen +Lebensmittel. Man hat nur alterthümliche Bauernwirthschaft anzusehn. +Ein überwiegender Theil des Produkts verwandelt sich hier unmittelbar, +ohne Waarenvorrath zu bilden - eben weil er in der Hand seines Besitzers +bleibt - in vorräthige Produktionsmittel oder Lebensmittel. Er nimmt + +1 5) Book II, Introduction. + +129 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +nicht die Form des Waarenvorraths an und eben deswegen existirt in +Gesellschaften, die auf solcher Produktionsweise gegründet sind, nach +A. Smith kein Vorrath. A. Smith verwechselt die Form des Vorraths mit +dem Vorrath selbst und glaubt, daß die Gesellschaft bisher von der Hand +in den Mund lebte oder sich auf den Zufall des folgenden Tages ver +ließ. I 6) Es ist ein kindisches Mißverständniß. | + +1 1 1 81 Vorrath in der F o rm des produktiven Kapitals existirt in der +F o rm von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsproceß be +finden oder wenigstens in der Hand des Producenten, also latent schon +im Produktionsproceß. Man hat früher gesehn, daß mit der Entwicklung +der Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapi +talistischen Produktionsweise - welche die gesellschaftliche Produktiv +kraft der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen - +die Masse der in der F o rm von Arbeitsmitteln dem Proceß ein für allemal +einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode +in ihm fungirenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) bestän +dig wächst, und daß ihr Wachsthum sowohl Voraussetzung wie Wirkung +der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das +nicht nur absolute, sondern relative Wachsthum des Reichthums in dieser +F o rm (vergi. Buch I, K a p. X X I I I, 2) charakterisirt vor allem die kapi +talistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des kon +stanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus +derartigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den ver +schiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hülfsstoffen. Mit der Stu +fenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Ar +beit durch Kooperation, Theilung, Maschinerie u. s. w. wächst die Masse +des Rohmaterials, der Hülfsstoffe etc., die in den täglichen Reprodukti- +onsproceß eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte be- + +1 6) Statt daß, wie A. Smith wähnt, die Vorrathbildung erst entspringt aus der Verwandlung +des Produkts in Waare und des Konsumtionsvorraths in Waarenvorrath, verursacht umge +kehrt dieser Formwechsel während des Uebergangs aus der Produktion für den Selbst +bedarf in die Waarenproduktion die heftigsten Krisen in der Oekonomie der Producenten. +In Indien erhielt sich z. B. bis auf die allerneueste Zeit „die Gewohnheit, das Getreide, +wofür in Jahren des Ueberflusses wenig zu haben war, massenhaft aufzuspeichern." ( R e +turn. Bengal and Orissa Famine. H. of C. 1867. I, p. 2 3 0, Nr. 74.) Die durch den ameri +kanischen Bürgerkrieg plötzlich gesteigerte Nachfrage nach Baumwolle, Jute etc. veranlaßte +in vielen Theilen Indiens große Einschränkung des Reisbaus, Steigen der Reispreise und +Verkauf der alten Reisvorräthe der Producenten. Dazu kam nach 1 8 6 4 - 66 beispiellose Aus +fuhr von Reis nach Australien, Madagaskar etc. Daher der akute Charakter der Hungers- +noth von 1866, die im Distrikt von Orissa allein eine Million Menschen wegraffte. ( I . e. 174, +175, 2 1 3, 214 und I I I: Papers relating to the F a m i ne in Behar. p. 32, 33, wo unter den +Ursachen der Hungersnoth der drain of old stock betont wird. (Aus Manuskript I I .) + +130 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +reit liegen. Der Umfang dieses in der F o rm von produktivem Kapital +existirenden Vorraths wächst also absolut. Damit der Proceß fließe +- ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrath täglich oder nur in bestimmten +Terminen erneuert werden kann - muß stets mehr Anhäufung von R o h +stoff etc. in der Produktionsstätte bereit liegen, als ζ. B. täglich oder +wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Processes erheischt, +daß das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Un +terbrechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, daß das Waarenpro +dukt täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregel +mäßig in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indeß kann +offenbar das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent +sein oder Vorrath bilden. Es macht ζ. B. großen Unterschied, ob der +Spinner Baumwolle oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat +liegen haben muß. Man sieht, daß dieser Vorrath relativ abnehmen kann, +obgleich er absolut zunimmt. | + +1 119| Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im we +sentlichen hinauskommen auf die größre Geschwindigkeit, Regelmäßig +keit und Sicherheit, womit die nöthige Masse von Rohstoff stets so zu +geführt werden kann, daß nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese +Bedingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und +Geschwindigkeit der Zufuhr, desto größer muß der latente Theil des pro +duktiven Kapitals, d. h. der noch seine Verarbeitung erwartende Vorrath +von Rohstoffen u. s. w. in der Hand des Producenten sein. Diese Bedin +gungen stehn im umgekehrten Verhältniß zur Entwicklungshöhe der ka +pitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaft +lichen Arbeit. Also auch der Vorrath in dieser Form. + +Indeß ist das, was hier als Abnahme des Vorraths erscheint (ζ. B. bei +Lalor), zum Theil nur Abnahme des Vorraths in der F o rm des Waaren­ +kapitals oder des eigentlichen Waarenvorraths; also bloß Formwechsel +desselben Vorraths. Ist ζ. B. die Masse Kohlen, die täglich im Lande +selbst producirt wird, also Umfang und Energie der Kohlenproduktion, +groß, so braucht der Spinner kein großes Kohlenlager, um die Konti +nuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Erneuerung +der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Geschwindig +keit, womit das Produkt eines Processes als Produktionsmittel in einen +andren Proceß Übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung der Trans +port- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Transports spielt +große Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport ζ. B. von Kohlen +von der Grube zur Spinnerei wäre theurer als die Versorgung mit einer +größren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm Transport. +Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Produktions- + +131 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +| + +proceß selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des Kreditsy +stems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräthe an Baum +wolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns abhängt - und +je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese unmittelbare Ab +hängigkeit - desto kleiner kann die relative Größe dieser Vorräthe sein, +um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige kontinuirliche +Garnproduktion auf gegebner Stufenleiter zu sichern. Viertens aber be +dürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden zu ihrer +Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die die Agri +kultur +liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprocesses +|120| stattfinden, so muß also ein bestimmter Vorrath derselben vorhan +den sein für den ganzen Zeitabschnitt, worin Neuprodukt nicht die Stelle +des alten ersetzen kann. Nimmt dieser Vorrath ab in der Hand des in +dustriellen Kapitalisten, so beweist das nur, daß er in der F o rm des +Waarenvorraths in der Hand des Kaufmanns zunimmt. Die Entwicklung +der Transportmittel ζ. B. gestattet die im Importhafen liegende Baum­ +wolle rasch von Liverpool nach Manchester überzuführen, sodaß der +Fabrikant, je nach Bedarf, in relativ kleinen Portionen seinen Baumwoll- +vorrath erneuern kann. Aber dann liegt dieselbe Baumwolle in um so +größren Massen als Waarenvorrath in der Hand von Kaufleuten zu Liv +erpool. Es ist also bloßer Formwechsel des Vorraths, was Lalor und +Andre übersehn haben. Und, das gesellschaftliche Kapital betrachtet, +befindet sich hier nach wie vor dieselbe Produktmasse in der F o rm des +Vorraths. F ür ein einzelnes Land nimmt der Umfang, worin ζ. B. die für +das J a hr nöthige Masse bereit sein muß, ab mit der Entwicklung der +Transportmittel. Gehn viele Dampf- und Segelschiffe zwischen Amerika +und England, so vermehren sich die Gelegenheiten der Erneuerung des +Baumwollvorraths für England und nimmt also die Masse des Baum- +wollvorraths ab, die durchschnittlich in England lagern muß. Ebenso +wirkt die Entwicklung des Weltmarkts und daher die Vervielfachung der +Bezugsquellen desselben Artikels. Der Artikel wird stückweis von ver +schiednen Ländern und in verschiednen Zeitterminen zugeführt. + +2) Eigentlicher Waarenvorrath. + +Man hat bereits gesehn: auf Grundlage der kapitalistischen Produkti +on wird die Waare zur allgemeinen F o rm des Produkts, und je mehr jene +sich nach Umfang und Tiefe entwickelt, desto mehr. Es existirt also +- selbst bei gleichem Umfang der Produktion - ein ungleich größrer Theil +des Produkts als Waare, im Vergleich, sei es zu frühern Produktionswei +sen, sei es zur kapitalistischen Produktionsweise auf minder entwickeltem + +132 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +Grad. Alle Waaren aber - also auch alles Waarenkapital, welches nur +Waare ist, aber Waare als Daseinsform des Kapitalwerths - soweit sie aus +ihrer Produktionssphäre nicht unmittelbar in die produktive oder indi +viduelle Konsumtion eingeht, also im Intervall auf dem Markt sich be +findet, bildet ein Element des Waarenvorraths. An und für sich - bei +gleichbleibendem Umfang der Produktion - wächst daher der Waaren +vorrath (d.h. diese Verselbständigung und Fixi||121|rung der Waaren +form des Produkts) mit der kapitalistischen Produktion. Man hat bereits +gesehn, daß dies nur Formwechsel des Vorraths ist, d. h. daß auf der +einen Seite der Vorrath in Waarenform zunimmt, weil er auf der andren +Seite in der F o rm von direktem Produktions- oder Konsumtionsvorrath +abnimmt. Es ist nur eine veränderte gesellschaftliche F o rm des Vorraths. +Wenn zugleich nicht nur die relative Größe des Waarenvorraths im Ver +hältniß zum gesellschaftlichen Gesammtprodukt zunimmt, sondern auch +seine absolute Größe, so, weil mit der kapitalistischen Produktion die +Masse des Gesammtprodukts wächst. + +Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wird die Stufen +leiter der Produktion in stets geringrem Grad durch die unmittelbare +Nachfrage nach dem Produkt bestimmt, und in stets größrem durch den +Umfang des Kapitals, worüber der individuelle Kapitalist verfügt, durch +den Verwerthungstrieb seines Kapitals und die Nothwendigkeit der Kon +tinuität und der Ausdehnung seines Produktionsprocesses. Damit wächst +nothwendig in jedem besondren Produktionszweig die Produktmasse, die +sich als Waare auf dem Markt befindet oder nach Absatz sucht. Es +wächst die in der Form des Waarenkapitals kürzer oder länger fixirte +Kapitalmasse. Es wächst daher der Waarenvorrath. + +Endlich wird der größte Theil der Gesellschaft in Lohnarbeiter ver +wandelt, Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn wö +chentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel als +Vorrath vorfinden müssen. So sehr die einzelnen Elemente dieses Vor +raths fließen mögen, muß ein Theil derselben doch beständig stocken, +damit der Vorrath stets in Fluß bleiben kann. + +Alle diese Momente gehn hervor aus der Form der Produktion und der +in ihr einbegriffenen Formverwandlung, die das Produkt im Cirkulati +onsproceß durchlaufen muß. + +Welches immer die gesellschaftliche F o rm des Produktenvorraths, sei +ne Aufbewahrung erfordert Kosten: Baulichkeiten, Gefäße u.s.w., welche +die Behälter des Produkts bilden; ebenso Produktionsmittel und Arbeit, +mehr oder weniger je nach der Natur des Produkts, die verausgabt wer +den müssen zur Abwehr störender Einflüsse. Jemehr die Vorräthe gesell +schaftlich koncentrirt, desto relativ kleiner sind diese Kosten. Diese Aus- + +133 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +lagen bilden stets einen Theil gesellschaftlicher Arbeit, sei es in vergegen +ständlichter oder lebendiger F o rm - also in der kapitalisti||122|schen +F o rm Kapitalauslagen - die nicht in die Produktbildung selbst eingehn, +also Abzüge vom Produkt. Sie sind nothwendig, Unkosten des gesell +schaftlichen Reichthums. Sie sind die Erhaltungskosten des gesellschaft +lichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Waarenvorraths nun +bloß der gesellschaftlichen F o rm der Produktion, also der Waarenform +und ihrer nothwendigen Formverwandlung entspringe, oder ob wir den +Waarenvorrath nur als eine Specialform des Produktenvorraths betrach +ten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht in der Form +des Waarenvorraths, dieser dem Cirkulationsproceß angehörigen F o rm +desselben. + +Es fragt sich nun, wie weit diese Kosten in den Werth der Waaren + +eingehn. + +Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft vor- +geschoßnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum Ver +kauf bestimmte Waarenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern, so +stockt nicht nur der Verwerthungsproceß seines Kapitals während dieser +Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorraths in Baulichkei +ten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust. Der +schließliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine Waare +war während sechs Monaten unverkaufter und ihre Erhaltung während +dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brachgelegt, +sondern außerdem χ Unkosten verursacht. Tant pis pour vous, sagt der +Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen Waare erst +vorgestern fertig geworden ist. Eure Waare ist ein Ladenhüter und wahr +scheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit. Ihr müßt also +wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. - Ob der Waarenproducent der +wirkliche Producent seiner Waare, oder ihr kapitalistischer Producent, in +der That also nur Repräsentant ihrer wirklichen Producenten, ändert +nichts an den Lebensbedingungen der Waare. Er hat seine Sache in Geld +zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixirung in ihrer Waarenform ihm +verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern, die den Käufer +der Waare nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die Cirkulationszeit sei +ner Waare. Selbst wenn der Kapitalist seine Waare absichtlich vom +Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermutheter Werthrevoluti +on, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Werthrevolution, von der Rich +tigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zu||123|sätzlichen +Unkosten realisirt. Aber die Werthrevolution ist keine Folge seiner Un +kosten. Soweit also die Vorrathbildung Cirkulationsstockung, setzen die +dadurch verursachten Kosten der Waare keinen Werth zu. Andrerseits + +134 + + Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten + +kann kein Vorrath vorhanden sein ohne Aufenthalt in der Cirkulations +sphäre, ohne Verharren, länger oder kürzer, des Kapitals in seiner +Waarenform; also kein Vorrath ohne Cirkulationsstockung, ganz wie +kein Geld cirkuliren kann ohne Geldreserve-Bildung. Also ohne den +Waarenvorrath keine Waarencirkulation. Tritt diese Nothwendigkeit dem +Kapitalisten nicht in W ' - G ', so tritt sie ihm in G -W entgegen; nicht für +sein Waarenkapital, aber für das Waarenkapital andrer Kapitalisten, die +Produktionsmittel für ihn und Lebensmittel für seine Arbeiter produci- +ren. + +Ob die Vorrathbildung freiwillig oder unfreiwillig, d. h. ob der Waa- +renproducent absichtlich einen Vorrath hält, oder ob seine Waaren Vor +rath bilden in Folge des Widerstands, den die Umstände des Cirkulati- +onsprocesses selbst ihrem Verkauf entgegenstellen, scheint an dem Wesen +der Sache nichts ändern zu können. Doch ist zur Lösung dieser Frage +nützlich zu wissen, was die freiwillige von der unfreiwilligen Vorrathbil +dung unterscheidet. Die unfreiwillige Bildung des Vorraths entspringt +aus, oder ist identisch mit einer Cirkulationsstockung, die vom Wissen +des Waarenproducenten unabhängig ist und seinem Willen in die Quere +kommt. Was charakterisirt die freiwillige Vorrathbildung? Nach wie vor +sucht der Verkäufer seine Waare so rasch wie möglich loszuschlagen. Er +bietet stets das Produkt als Waare feil. Entzöge er es dem Verkauf, so +bildete es nur mögliches (δυνάμει) kein effektives (ένεργείο;) Element des +Waarenvorraths. Die Waare als solche ist ihm nach wie vor nur Träger +ihres Tauschwerths, und als solcher kann sie nur wirken durch und nach +Abstreifung ihrer Waarenform und Annahme der Geldform. + +Der Waarenvorrath muß einen gewissen Umfang haben, um während +einer gegebnen Periode zu genügen für den Umfang der Nachfrage. Es +wird dabei gerechnet auf beständige Ausdehnung des Kreises der Käufer. +Um ζ. B. während eines Tags auszureichen, muß ein Theil der auf dem +Markt befindlichen Waaren beständig in der Waarenform ausharren, +während der andre fließt, sich in Geld verwandelt. Der Theil, der stockt, +während der andre fließt, nimmt zwar beständig ab, wie der Umfang des +Vorraths selbst abnimmt, bis er schließlich ganz verkauft ist. ||124| Die +Waarenstockung ist hier also berechnet als nothwendige Bedingung des +Verkaufs der Waare. Der Umfang muß ferner größer sein als der mittlere +Verkauf oder der Umfang der mittleren Nachfrage. Die Ueberschüsse +über dieselben könnten sonst nicht befriedigt werden. Andrerseits muß +der Vorrath beständig erneuert werden, weil er sich beständig auflöst. +Diese Erneurung kann in letzter Instanz nur aus der Produktion herkom +men, aus einer Zufuhr von Waare. Ob diese vom Ausland kommt oder +nicht, ändert nichts an der Sache. Die Erneurung hängt ab von den Pe- + +135 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +rioden, die die Waaren zu ihrer Reproduktion brauchen. Während dieser +Zeit muß der Waarenvorrath ausreichen. D aß er nicht in der Hand des +ursprünglichen Producenten bleibt, sondern durch verschiedne Reser +voirs läuft, vom großen Kaufmann bis zum Detailverkäufer, ändert nur +die Erscheinung, nicht die Sache selbst. Gesellschaftlich betrachtet, be +findet sich nach wie vor ein Theil des Kapitals in der F o rm des Waaren +vorraths, so lange die Waare nicht in die produktive oder individuelle +Konsumtion eingegangen ist. Der Producent selbst sucht einen seiner +durchschnittlichen Nachfrage entsprechenden Lagerbestand zu haben, +um nicht unmittelbar von der Produktion abzuhängen, und um sich ei +nen beständigen Kreis von Kunden zu sichern. Den Produktionsperioden +entsprechend bilden sich Kauftermine und bildet die Waare während län- +grer oder kürzrer Zeit Vorrath, bis sie durch neue Exemplare derselben +Art ersetzt werden kann. Nur durch diese Vorrathbildung ist die Bestän +digkeit und Kontinuität des Cirkulationsprocesses, und daher des R e- +produktionsprocesses, die den Cirkulationsproceß einschließt, gesichert. +Man muß sich erinnern: W - G' kann für den Producenten von W +vollzogen sein, obgleich W sich noch auf dem Markt befindet. Wollte der +Producent selbst seine eigne Waare auf Lager halten bis sie an den defi +nitiven Konsumenten verkauft ist, so müßte er ein doppeltes Kapital in +Bewegung setzen, eins als Producent der Waare, das andre als Kauf +mann. Für die Waare selbst - betrachtet, sei es als einzelne Waare oder +als Bestandtheil des gesellschaftlichen Kapitals - ändert es nichts an der +Sache, ob die Kosten der Vorrathbildung auf ihren Producenten fallen +oder auf eine Reihe Kaufleute von A bis Z. + +Soweit der Waarenvorrath nichts ist als die Waarenform des Vorraths, +der auf gegebner Stufenleiter der gesellschaftlichen Produktion ||125| ent +weder als produktiver Vorrath (latenter Produktionsfonds) oder als Kon +sumtionsfonds (Reserve von Konsumtionsmitteln) existiren würde, wenn +er nicht als Waarenvorrath existirte, sind auch die Kosten, die die Er +haltung des Vorraths erheischt, also die Kosten der Vorrathbildung +- d. h. die hierauf verwandte vergegenständlichte oder lebendige Arbeit - +bloß transponirte Kosten der Erhaltung, sei es des gesellschaftlichen Pro +duktionsfonds, sei es des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Die Er +höhung des Werths der Waare, die sie verursachen, vertheilt diese Kosten +nur gleichmäßig auf die verschiednen Waaren, da dieselben für verschied +ne Waarensorten verschieden sind. Nach wie vor bleiben Kosten der Vor +rathbildung Abzüge von dem gesellschaftlichen Reichthum, obgleich sie +eine Existenzbedingung desselben sind. + +Nur soweit der Waarenvorrath Bedingung der Waarencirkulation, und +selbst eine in der Waarencirkulation nothwendig entstandne F o rm ist, + +136 + + Sechstes Kapitel • Zirkulationskosten + +soweit diese scheinbare Stagnation also F o rm des Flusses selbst, ganz wie +Bildung von Geldreserve Bedingung der Geldcirkulation ist - nur soweit +ist sie normal. Sobald dagegen die in ihren Cirkulationsreservoirs ver +weilenden Waaren der nacheilenden Welle der Produktion nicht Platz +machen, die Reservoirs also überfüllt werden, dehnt sich der Waaren +vorrath aus in Folge der Cirkulationsstockung, ganz wie die Schätze +wachsen, wenn die Geldcirkulation stockt. Es ist dabei gleichgültig, ob +diese Stockung in den Speichern des industriellen Kapitalisten oder in +den Lagerhäusern des Kaufmanns stattfindet. Der Waarenvorrath ist +dann nicht Bedingung des ununterbrochnen Verkaufs, sondern Folge der +Unverkäuflichkeit der Waaren. Die Kosten bleiben dieselben, aber, da sie +jetzt rein aus der F o rm entspringen, nämlich aus der Nothwendigkeit, die +Waaren in Geld zu verwandeln, und der Schwierigkeit dieser Metamor +phose, so gehn sie nicht ein in den Werth der Waare, sondern bilden +Abzüge, Werthverlust in der Realisirung des Werths. Da die normale und +die anormale F o rm des Vorraths sich der F o rm nach nicht unterscheiden, +und beides Cirkulationsstockungen sind, so können die Phänomene ver +wechselt werden und umsomehr den Produktionsagenten selbst täuschen, +als für den Producenten der Cirkulationsproceß seines Kapitals fließen +kann, obgleich der Cirkulationsproceß seiner Waaren, die in die Hände +der Kaufleute übergegangen sind, stockt. Schwillt der Umfang der Pro +duktion und Konsumtion, so, bei sonst gleichbleibenden Um||126|stän- +den, der Umfang des Waarenvorraths. Er wird ebenso rasch erneuert und +absorbirt, aber sein Umfang ist größer. Der durch die Cirkulationsstok- +kung schwellende Umfang des Waarenvorraths kann also für ein Symp +tom der Erweitrung des Reproduktionsprocesses versehn werden, na +mentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche +Bewegung mystificirt werden kann. + +Die Kosten der Vorrathbildung bestehn 1) aus quantitativer Abnahme +der Produktmasse (ζ. B. bei Mehlvorrath); 2) Verderb der Qualität; 3) aus +der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung +des Vorraths erheischt. + +/ 7 /. Transportkosten. + +Es ist nicht nöthig, hier auf alle Details der Cirkulationskosten einzu +gehn, wie ζ. B. Verpackung, Sortirung etc. Das allgemeine Gesetz ist, daß +alle Cirkulationskosten, die nur aus der Formverwandlung der Waare ent +letztren keinen Werth hinzusetzen. Es sind bloß Kosten +springen, dieser +zur Realisirung des Werths oder zu seiner Uebersetzung aus einer F o rm +in die andre. Das in diesen Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die + +137 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +von ihm kommandirte Arbeit) gehört zu den faux frais der kapitalisti +schen Produktion. Der Ersatz derselben muß aus dem Mehrprodukt ge- +schehn und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug +vom Mehrwerth oder Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, +die er zum Einkauf seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die +Transportkosten spielen aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht +noch kurz zu betrachten. + +Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Waarenmetamorphose, +welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel +der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel +der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum +andren. Cirkulation von Waaren kann aber stattfinden ohne ihre physi +sche Bewegung und Produktentransport ohne Waarencirkulation, und +selbst ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an +B verkauft, cirkulirt als Waare, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche +Waarenwerthe, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben +Waarenlager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Cirkulationsprocessen +durchlaufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulan +ten.1 7' Was ||127| sich hier wirklich bewegt, ist der Eigenthumstitel an der +Sache, nicht die Sache selbst. Andrerseits spielte ζ. B. im Reich der Inkas +die Transportindustrie eine große Rolle, obgleich das gesellschaftliche +Produkt weder als Waare cirkulirte, noch auch vermittelst des Tausch +handels vertheilt ward. + +Wenn die Transportindustrie daher auf Grundlage der kapitalistischen +Produktion als Ursache von Cirkulationskosten erscheint, so ändert diese +besondre Erscheinungsform nichts an der Sache. + +Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. Auch die +durch ihn etwa bewirkte Veränderung ihrer natürlichen Eigenschaften ist +mit gewissen Ausnahmen kein beabsichtigter Nutzeffekt, sondern ein un +vermeidliches Uebel. Aber der Gebrauchswerth von Dingen verwirklicht +sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsverän +derung nöthig machen, also den zusätzlichen Produktionsproceß der +Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt also +den transportirten Produkten Werth zu, theils durch Werthübertragung +theils durch Werthzusatz vermittelst der +von den Transportmitteln, +Transportarbeit. Dieser letztre Werthzusatz zerfallt, wie bei aller kapita +listischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwerth. + +Innerhalb jedes Produktionsprocesses spielt die Ortsveränderung des +Arbeitsgegenstands und die dazu nöthigen Arbeitsmittel und Arbeits- + +1 7) Storch nennt letztres Circulation factice. + +138 + + Sechstes Kapitel • Zirkulationskosten + +kräfte - Baumwolle z. B ., die aus dem Kardirraum in den Spinnraum +rückt, Kohle, die aus dem Schacht auf die Oberfläche gehoben wird - +große Rolle. Der Uebergang des fertigen Produkts als fertige Waare aus +einer selbständigen Produktionsstätte in die andre, räumlich davon ent +fernte, zeigt dasselbe Phänomen nur auf größrer Stufenleiter. A uf den +Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andre folgt +noch der der fertigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Kon +sumtionssphäre. Das Produkt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald +es diese Bewegung vollendet hat. + +Es ist, wie früher gezeigt, allgemeines Gesetz der Waarenproduktion: +Die Produktivität der Arbeit und ihre Werthschöpfung stehn im umge +kehrten Verhältniß. Wie von jeder andren, gilt dies von der Transportin +dustrie. Je kleiner die Arbeitsmenge, todte und lebendige, welche der +Transport der Waare für gegebne Entfernung erheischt, desto größer die +Produktivkraft der Arbeit, und umgekehrt.1 8' | + +1128) Die absolute Werthgröße, welche der Transport den Waaren zu +setzt, steht unter sonst gleichbleibenden Umständen im umgekehrten +Verhältniß zur Produktivkraft der Transportindustrie, und im direkten +Verhältniß zu den zu durchlaufenden Entfernungen. + +Der relative Werththeil, den die Transportkosten, unter sonst gleich +bleibenden Umständen, dem Preis der Waare zusetzen, steht in direktem +Verhältniß zu ihrer Raumgröße und ihrem Gewicht. Die modificirenden +Umstände sind jedoch zahlreich. Der Transport erheischt ζ. B. größre +oder geringre Vorsichtsmaßregeln, daher größre oder geringre Ausgabe +von Arbeit und Arbeitsmitteln, je nach der relativen Zerbrechlichkeit, +Vergänglichkeit, Explodirbarkeit des Artikels. Hier entwickeln die Eisen +bahnmagnaten größres Genie in phantastischer Speciesbildung als B o +taniker oder Zoologen. Die Klassifikation der Güter auf englischen Ei +senbahnen ζ. B. füllt Bände und beruht dem allgemeinen Princip nach +auf der Tendenz, die buntverschiednen natürlichen Eigenschaften der + +l 8) Ricardo citirt Say, der es als eine Segnung des Handels betrachtet, daß er durch die +Transportkosten die Produkte vertheuert oder ihren Werth erhöht. „ D er Handel, sagt Say, +befähigt uns, eine Waare an ihrem Ursprungsort zu erlangen und sie nach einem andren +Konsumtionsort zu transportiren; er befähigt uns daher den Werth der Waare zu vermehren +um die ganze Differenz zwischen ihrem Preise am ersten Ort und dem am zweiten." R i c a r do +bemerkt hierzu: "True, but how is the additional value given to it? By adding to the cost of +production, first, the expenses of conveyance, secondly, the profit on the advances of cap +ital made by the merchant. The commodity is only more valuable, for the same reason that +every other commodity may become more valuable, because more labour is expended on its +production and conveyance before it is purchased by the consumer. This must not be +mentioned as one of the advantages of commerce." (Ricardo, Principles of Pol. Econ., 3rd +ed. London 1821. p. 309, 310.) + +139 + + Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf + +Güter in ebenso zahlreiche Transportgebresten und obligate Prellereivor +wände umzuwandeln. „Glas, welches früher 11 £ per crate (eine Packkiste +von bestimmtem Rauminhalt) werth war, ist jetzt in Folge industrieller +Fortschritte und der Abschaffung der Glassteuer nur 2 £ werth, aber die +Transportkosten stehn so hoch wie früher, und höher bei Kanaltransport. +Früher wurden Glas und Glaswaaren für Bleiarbeiten innerhalb 50 Mei +len von Birmingham zu 10 sh. per Tonne verführt. Jetzt ist der Trans +portpreis auf das Dreifache erhöht unter dem Vorwand des Risikos +von wegen Zerbrechlichkeit des Artikels. Wer aber nicht zahlt, was wirk +lich bricht, ist die ||129| Eisenbahndirektion."1 9) D aß ferner der relative +Werththeil, den die Transportkosten einem Artikel zusetzen, im umge +kehrten Verhältniß zu seinem Werth steht, wird für die Eisenbahnma +gnaten zum besondren Grund, einen Artikel im direkten Verhältniß zu +seinem Werth zu besteuern. Die Klagen der Industriellen und Kaufleute +über diesen Punkt kehren auf jeder Seite der Zeugenaussagen des ange +führten Berichts wieder. + +Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten +für die einzelne Waare durch die Entwicklung der Transport- und K o m +munikationsmittel, wie durch die Koncentration - die Grösse der Stufen +leiter - des Transports. Sie vermehrt den Theil der gesellschaftlichen +Arbeit, +lebendiger und vergegenständlichter, der im Waarentransport +verausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der grossen Mehrzahl aller +Produkte in Waaren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch ent +fernte Märkte. + +Das Cirkuliren, d. h. thatsächliche Umlaufen der Waaren im Raum +löst sich auf in den Transport der Waare. Die Transportindustrie bildet +einerseits einen selbständigen Produktionszweig, und daher eine besondre +Anlagesphäre des produktiven Kapitals. Andrerseits unterscheidet sie +sich dadurch, daß sie als Fortdauer eines Produktionsprocesses innerhalb +des Cirkulationsprocesses und für den Cirkulationsproceß erscheint. | + +R o y al Commission on Railways, p. 31, No. 6 3 0. + +140 + + 11 3 0| ZWEITER ABSCHNITT. + +Der Umschlag des Kapitals. + +SIEBENTES KAPITEL. + +U m s c h l a g s z e it und U m s c h l a g s z a h l. + +Man hat gesehn: Die gesammte Cirkulationszeit eines gegebnen Kapitals +ist gleich der Summe seiner Umlaufszeit und seiner Produktionszeit. Es +ist der Zeitabschnitt von dem Augenblick des Vorschusses des Kapital +werths in einer bestimmten Form bis zur Rückkehr des processirenden +Kapitalwerths in derselben Form. + +Der bestimmende Zweck der kapitalistischen Produktion ist stets Ver +werthung des vorgeschoßnen Werths, ob dieser Werth nun in seiner selb +ständigen Form, d. h. in der Geldform vorgeschossen sei, oder in Waare, +sodaß seine Werthform im Preis der vorgeschoßnen Waaren nur ideelle +Selbständigkeit besitzt. In beiden Fällen durchläuft dieser Kapitalwerth +während seines Kreislaufs verschiedne Existenzformen. Seine Identität +mit sich selbst wird konstatirt in den Büchern des Kapitalisten, oder in +der Form des Rechengelds. + +Ob wir die Form G ... G' nehmen oder die F o rm P ... P, beide Formen +schließen ein, 1) daß der vorgeschoßne Werth als Kapitalwerth fungirt +und sich verwerthet hat; 2) daß er zu der Form, worin er seinen Proceß +begann, nach Beschreibung desselben zurückgekehrt ist. Die Verwer +thung des vorgeschoßnen Werths G und zugleich die Rückkehr des K a +pitals zu dieser Form (der Geldform) +in +G ... G'. Aber dasselbe findet in der zweiten Form statt. Denn der Aus- + +ist handgreiflich sichtbar + +141 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +gangspunkt von P ist das Vorhandensein der Produktionselemente, +| +1 1 3 11 Waaren von gegebnem Werth. Die F o rm schließt die Verwerthung +dieses Werths ein (W und G ') und die Rückkehr zu der ursprünglichen +Form, denn im zweiten P besitzt der vorgeschoßne Werth wieder die Form +der Produktionselemente, worin er ursprünglich vorgeschossen war. + +Man hat früher gesehn: „Hat die Produktion kapitalistische Form, so +die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Ar- +beitsproceß nur als ein Mittel für den Verwerthungsproceß erscheint, so +die Reproduktion nur als ein Mittel den vorgeschoßnen Werth als K a +pital zu reproduciren, d. h. als sich verwerthenden Werth." (Buch I, Kap. +X X I, S. 588.) + +Die drei Formen I) G ... G', II) P ... P und I I I) W ... W, unterscheiden +sich dadurch: In Form II (P ... P) ist die Wiedererneurung des Processes, +der Reproduktionsproceß, als wirklich, in Form I aber nur der Möglich +keit nach ausgedrückt. Aber beide unterscheiden sich dadurch von Form +III, daß der vorgeschoßne Kapitalwerth - sei es als Geld, sei es in der +Gestalt der stofflichen Produktionselemente - den Ausgangspunkt bildet +und daher auch den Punkt der Rückkehr. In G ... G' ist die Rückkehr +G' = G + g. Wird der Proceß auf derselben Stufenleiter erneuert, so bildet +G wieder den Ausgangspunkt und g geht nicht in ihn ein, sondern zeigt uns +nur, daß G sich als Kapital verwerthet und daher einen Mehrwerth g +erzeugt, aber von sich abgestoßen hat. In der Form P ... P bildet der in der +Form der Produktionselemente P vorgeschoßne Kapitalwerth ebenfalls +den Ausgangspunkt. Die Form schließt seine Verwerthung ein. Findet ein +fache Reproduktion statt, so fangt derselbe Kapitalwerth, in derselben +Form P, seinen Proceß von neuem an. Findet Akkumulation statt, so +eröffnet P' (der Werthgröße nach = G' = W) jetzt als vergrößerter Kapi +talwerth den Proceß. Aber er beginnt wieder mit dem vorgeschoßnen K a +pitalwerth in der anfanglichen Form, wenn auch mit größrem Kapital +werth als vorher. Dagegen in F o rm III beginnt der Kapitalwerth nicht als +vorgeschoßner den Proceß, sondern als bereits verwertheter, als der ge- +sammte in der F o rm von Waaren befindliche Reichthum, wovon der vor +geschoßne Kapitalwerth nur ein Theil. Die letztre F o rm ist wichtig für den +dritten Abschnitt, wo die Bewegung der Einzelkapitale im Zusammenhang +mit der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals aufgefaßt wird. +Sie ist dagegen nicht zu benutzen für den Umschlag des Kapi||132|tals, der +stets beginnt mit dem Vorschuß von Kapitalwerth, sei es in F o rm von Geld +oder Waare, und stets die Rückkehr des kreisenden Kapitalwerths bedingt +in der Form, worin er vorgeschossen war. Von den Kreisläufen I und II ist +der erstre festzuhalten, soweit hauptsächlich der Einfluß des Umschlags +auf Mehrwerthbildung ins Auge gefaßt wird; der zweite, soweit sein Ein +fluß auf Produktbildung. + +142 + + Siebtes Kapitel · Umschlagszeit und Umschlagszahl + +So wenig die Oekonomen die verschiednen Formen der Kreisläufe ge +schieden, so wenig haben sie dieselben mit Bezug auf den Umschlag des +Kapitals getrennt betrachtet. Gewöhnlich wird die F o rm G ... G' genom +men, weil sie den einzelnen Kapitalisten beherrscht und ihm bei seiner +Rechnung dient, selbst wenn das Geld nur in der Gestalt des Rechengelds +Ausgangspunkt bildet. Andre gehn von der Auslage in Form der Pro +duktionselemente aus, bis Rückfluß erfolgt, wobei von der Form des +Rückflusses, ob in Waare oder Geld, gar nicht die Rede. Z. B .: „Der +ökonomische Cyklus, ... d. h. der ganze Verlauf der Produktion, von der +Zeit wo die Auslage gemacht wird bis der Rückfluß erfolgt ist." ( E c o +nomic Cycle, ... the whole course of production, from the time that out +lays are made till returns are received. In agriculture seedtime is its com +mencement, and harvesting its ending. - S. P. Newman, Elements of +Pol. Econ. Andover and New York. p. 81.) Andre beginnen mit W' +(III. F o r m ): „Die Welt des Produktionsverkehrs kann angesehn werden +als umlaufend in einem Kreise, den wir einen ökonomischen Cyklus nen +nen wollen, und worin sie je einen Umlauf vollbracht hat, sobald das +Geschäft, nach Vollzug seiner successiven Transaktionen, wieder an +kommt bei dem Punkt wovon es ausgegangen. Der Anfang kann datirt +werden von dem Punkt, wo der Kapitalist die Eingänge erhalten hat, +vermittelst deren ihm sein Kapital zurückfließt; von welchem Punkt an er +von neuem dazu schreitet, seine Arbeiter anzuwerben und ihnen ihren +Unterhalt, oder vielmehr die Macht, ihn anzuschaffen, in Arbeitslohn +auszutheilen; von ihnen die Artikel fertig gestellt zu erhalten, in denen er +macht; diese Artikel auf den Markt zu bringen und dort den Kreislauf +dieser einen Reihe von Bewegungen zum Abschluß zu bringen, indem er +verkauft und im Erlös der Waare eine Wiedererstattung seiner ganzen +Kapitalauslage empfängt." (Th. Chalmers, On Pol. Econ., 2nd ed., Lon +don 1832, p. 84 seq.) I + +1 1 3 31 Sobald der gesammte Kapitalwerth, den ein individueller Kapi +talist in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner +Bewegung beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform +und kann nun denselben Proceß wiederholen. Er muß ihn wiederholen, +soll der Werth sich als Kapitalwerth verewigen und verwerthen. Der ein +zelne Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der +sich beständig wiederholt, also eine Periode. Am Abschluß der Periode +G ... G' befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals, +das die Reihe der Formverwandlungen, worin sein Reproduktions-, resp. +Verwerthungsproceß einbegriffen ist, von neuem durchläuft. Beim Ab +schluß der Periode P ... P befindet das Kapital sich wieder in der Form +der Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten + +143 + + Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals + +Kreislaufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vor +gang, sondern als periodischer Proceß bestimmt, heißt sein Umschlag. +Die Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Pro +duktionszeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Um +schlagszeit des Kapitals. Sie mißt daher den Zwischenraum zwischen +einer Kreislaufsperiode des gesammten Kapitalwerths und der nächstfol +genden; die Periodicität im Lebensproceß des Kapitals, oder wenn man +will, die Zeit der Erneurung, Wiederholung des Verwerthungs-, resp. Pro +duktionsprocesses desselben Kapital werths. + +Abgesehn von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes K a +pital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die Um +schlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiednen Anlage +sphären. + +Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der +Arbeitskraft, bildet das J a hr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge +des processirenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt dar +in, daß die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das Mut +terland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind. + +Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U, die Um +schlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n, + +so ist η - ^. Beträgt also ζ. B. die Umschlagszeit u 3 Monate, so η = + +12 +— = 4; das Kapital vollzieht 4 Umschläge im Jahr oder schlägt viermal + +12 2 + +um. Ist u = 18 Monate, so η = yg = ^ oder das Kapital legt in |]134| einem +J a hr nur 2Ii seiner Umschlagszeit zurück. Beträgt seine Umschlagszeit +mehrere Jahre, so wird sie also nach Vielfachen eines Jahres berechnet. + +F ür den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, +während deren er sein Kapital vorschießen muß, um es zu verwerthen +und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten. + +Bevor wir den Einfluß des Umschlags auf den Produktions- und Ver +werthungsproceß näher untersuchen, sind zwei neue Formen zu betrach +ten, die dem Kapital aus dem Cirkulationsproceß anschießen und auf die +F o rm seines Umschlags einwirken. + +144 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +ACHTES KAPITEL. + +F i x es K a p i t al u nd c i r k u l i r e n d es K a p i t a l. + +I. Die Formunterschiede. + +M an sah Buch I, Kap. V I: Ein Theil des konstanten Kapitals behält die +bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsproceß eingeht, +gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es beiträgt. Es verrichtet also +während einer kürzern oder längern Periode in stets wiederholten Ar- +beitsprocessen stets wieder dieselben Funktionen. So ζ. B. Arbeitsgebäu +de, Maschinen etc., kurz alles was wir unter der Bezeichnung Arbeits +mittel zusammenfassen. Dieser Theil des konstanten Kapitals gibt Werth +an das Produkt ab im Verhältniß, worin er mit seinem eignen Gebrauchs +werth seinen eignen Tauschwerth verliert. Diese Werthabgabe oder dies +Uebergehn des Werths eines solchen Produktionsmittels auf das Produkt, +zu dessen Bildung es mitwirkt, wird bestimmt durch eine Durchschnitts +rechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner Funk +in den +tion, von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel +Produktionsproceß eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abge +nutzt, verstorben ist, und durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt +oder reproducirt werden muß. | + +1 1 3 51 Das Eigenthümliche dieses Theils des konstanten Kapitals - der + +eigentlichen Arbeitsmittel - ist also dies: + +Ein Theil des Kapitals ist in der F o rm von konstantem Kapital, d. h. +von Produktionsmitteln vorgeschossen worden, die nun als Faktoren des +Arbeitsprocesses fungiren, so lange die selbständige Gebrauchsgestalt +ausdauert, mit der sie in denselben eintreten. Das fertige Produkt, also +auch die Produktbildner, soweit sie in Produkt verwandelt worden, wird +aus dem Produktionsproceß abgestoßen, um als Waare aus der Produk +tionssphäre in die Cirkulationssphäre überzugehn. Die Arbeitsmittel da +gegen verlassen nie die Produktionssphäre, nachdem sie einmal in die +selbe eingetreten sind. Ihre Funktion bannt sie darin fest. Ein Theil des +vorgeschoßnen Kapitalwerths ist in diese, durch die Funktion der Ar +beitsmittel im Proceß bestimmte Form fixirt. Mit der Funktion und da +her der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Theil seines Werths auf +das Produkt über, ein andrer bleibt fixirt im Arbeitsmittel und daher im +Produktionsproceß. Der so fixirte Werth nimmt beständig ab, bis das +Arbeitsmittel ausgedient, und daher auch sein Werth sich in einer längern +oder kürzern Periode über eine Masse von Produkten vertheilt hat, die +aus einer Reihe beständig wiederholter Arbeitsprocesse hervorgehn. So + +145 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +lange es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein +neues Exemplar derselben Art ersetzt werden muß, bleibt stets konstanter +Kapitalwerth in ihm fixirt, während ein andrer Theil des ursprünglich in +ihm fixirten Werths auf das Produkt übergeht und daher als Bestandtheil +des Waarenvorraths cirkulirt. Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je +langsamer es verschleißt, desto länger bleibt der konstante Kapitalwerth +in dieser Gebrauchsform fixirt. Welches aber immer der Grad seiner +Dauerhaftigkeit, die Proportion, worin es Werth abgibt, steht immer im +umgekehrten Verhältniß zu seiner gesammten Funktionszeit. Wenn von +zwei Maschinen von gleichem Werth die eine in fünf Jahren verschleißt, +die andre in zehn, so gibt die erste in gleichem Zeitraum doppelt so viel +Werth ab wie die zweite. + +Dieser im Arbeitsmittel fixirte Theil des Kapitalwerths cirkulirt so gut +wie jeder andre. Wir haben überhaupt gesehn, daß der ganze Kapital +werth in beständiger Cirkulation begriffen und in diesem Sinn daher alles +Kapital cirkulirendes Kapital ist. Aber die Cirkulation des hier be +trachteten K a p i t a l t e i ls ist eigenthümlich. Erstens cirkulirt er nicht in | +1136 J seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Werth cirkulirt, und zwar +allmälig, bruchweis, im M a ß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, +das als Waare cirkulirt. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein +Theil seines Werths stets in ihm fixirt, selbständig gegenüber den Waaren, +die es produciren hilft. Durch diese Eigenthümlichkeit erhält dieser Theil +des konstanten Kapitals die Form: Fixes Kapital. Alle andern stofflichen +Bestandtheile des im Produktionsproceß vorgeschoßnen Kapitals dagegen +bilden im Gegensatz dazu: Cirkulirendes oder flüssiges Kapital. + +Ein Theil der Produktionsmittel - solche Hülfsstoffe nämlich, die von +den Arbeitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumirt werden, wie +Kohle von der Dampfmaschine; oder die nur den Vorgang unterstützen, +wie Leuchtgas etc. - gehn nicht stofflich in das Produkt ein. Nur ihr +Werth bildet einen Theil des Produktwerths. In seiner eignen Cirkulation +cirkulirt das Produkt ihren Werth. Dies haben sie gemein mit dem fixen +Kapital. Aber in jedem Arbeitsproceß, worin sie eingehn, werden sie ganz +konsumirt und müssen also für jeden neuen Arbeitsproceß ganz ersetzt +werden durch neue Exemplare derselben Art. Sie bewahren nicht ihre +selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion. Es bleibt also +auch während ihrer Funktion kein Theil des Kapitalwerths in ihrer alten +Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixirt. Der Umstand, daß dieser +Theil der Hülfsstoffe nicht stofflich in das Produkt, sondern nur seinem +Werth nach als Werththeil in den Produktenwerth eingeht, und das damit +Zusammenhängende, daß die Funktion dieser Stoffe innerhalb der Pro +duktionssphäre festgebannt ist, hat Oekonomen wie Ramsay (bei gleich- + +146 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +zeitiger Verwechslung von fixem und konstantem Kapital) verleitet, die +Kategorie des fixen Kapitals auf sie anzuwenden. + +Der Theil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt eingeht, +also Rohstoff etc., erhält dadurch zum Theil Formen, worin er später als +Genußmittel in die individuelle Konsumtion eingehn kann. Die eigentli +chen Arbeitsmittel, die stofflichen Träger des fixen Kapitals, werden nur +produktiv verzehrt und können nicht in die individuelle Konsumtion ein +gehn, weil sie nicht in das Produkt oder den Gebrauchswerth eingehn, +den sie bilden helfen, vielmehr ihm gegenüber ihre selbständige Gestalt +bis zu ihrem völligen Verschleiß bewahren. Eine Ausnahme bilden Trans +portmittel. Der Nutzeffekt, den sie während ihrer produktiven Funktion, | +|137| also während ihres Aufenthalts in der Produktionssphäre hervor +bringen, die Ortsveränderung, geht gleichzeitig in die individuelle K o n +sumtion, ζ. B. des Reisenden, ein. Er zahlt den Gebrauch dann auch, wie +er den Gebrauch andrer Konsumtionsmittel zahlt. M an hat gesehn, daß +ζ. B. in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und Hülfsstoffe in ein +ander verschwimmen. So auch Arbeitsmittel und Hülfsstoff und R o h +material. So gehn im Ackerbau ζ. B. die in Bodenmeliorationen zugesetz­ +ten Stoffe zum Theil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. +Andrerseits ist ihre Wirkung über eine längre Periode, ζ. B. 4-5 Jahre +vertheilt. Ein Theil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und +überträgt damit zugleich seinen Werth auf das Produkt, während ein +andrer Theil in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Werth fixirt. Er +dauert fort als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem +Kapital. Als Arbeitsvieh ist ein Ochse fixes Kapital. Wird er gegessen, so +fungirt er nicht als Arbeitsmittel, also auch nicht als fixes Kapital. + +Die Bestimmung, die einem Theil des in Produktionsmitteln ausgeleg +ten Kapitalwerths den Charakter des fixen Kapitals gibt, liegt ausschließ +lich in der eigenthümlichen Weise, worin dieser Werth cirkulirt. Diese +eigne Weise der Cirkulation entspringt aus der eignen Weise, worin das +Arbeitsmittel seinen Werth an das Produkt abgibt, oder sich als Werth +bildner während des Produktionsprocesses verhält. Und diese selbst wie +der entspringt aus der besondren Art der Funktion der Arbeitsmittel im +Arbeitsproceß. + +Man weiß, daß derselbe Gebrauchswerth, der als Produkt aus dem +einen Arbeitsproceß herauskommt, als Produktionsmittel in den andren +eingeht. Nur die Funktion eines Produkts als Arbeitsmittel im Produk +tionsproceß macht es zu fixem Kapital. Soweit es dagegen selbst erst aus +einem Processe herauskommt, ist es keineswegs fixes Kapital. Z. B. eine +Maschine, als Produkt, resp. Waare des Maschinenfabrikanten, gehört zu +seinem Waarenkapital. Fixes Kapital wird sie erst in der Hand ihres Käu +fers, des Kapitalisten, der sie produktiv anwendet. + +147 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Alle andren Umstände gleichgesetzt, wächst der Grad der Fixität mit +der Dauerbarkeit des Arbeitsmittels. Von dieser Dauerbarkeit hängt +nämlich die Größe der Differenz ab zwischen dem in Arbeitsmitteln fi- +xirten Kapitalwerth und dem Theil dieser Werthgröße, den es in wieder +holten Arbeitsprocessen an das Produkt abgibt. Je +langsamer diese +Werthabgabe ||138| stattfindet - und Werth wird abgegeben vom Arbeits +mittel bei jeder Wiederholung desselben Arbeitsprocesses - um so größer +das fixirte Kapital, um so größer die Differenz zwischen dem im Pro +duktionsproceß angewandten und dem in ihm konsumirten Kapital. S o +bald diese Differenz verschwunden ist, hat das Arbeitsmittel ausgelebt +und mit seinem Gebrauchswerth seinen Werth verloren. Es hat aufgehört +Werthträger zu sein. Da das Arbeitsmittel, wie jeder andre stoffliche Trä +ger von konstantem Kapital nur Werth an das Produkt abgibt in dem +M a ß, worin es mit seinem Gebrauchswerth seinen Werth verliert, so ist es +klar, daß je langsamer sein Gebrauchswerth verloren geht, je länger es im +Produktionsproceß ausdauert, um so länger die Periode, worin konstan +ter Kapitalwerth in ihm fixirt bleibt. + +Verhält sich ein Produktionsmittel, welches kein Arbeitsmittel im ei +gentlichen Sinne ist, ζ. B. Hülfsstoff, Rohmaterial, Halbfabrikat etc., mit +Bezug auf Werthabgabe und daher auf Cirkulationsweise seines Werths, +wie die Arbeitsmittel, so ist es ebenfalls stofflicher Träger, Existenzform +von fixem Kapital. Dies ist der Fall bei solchen schon erwähnten Boden +meliorationen, welche dem Boden chemische Bestandtheile zusetzen, de +ren Wirkung sich auf mehrere Produktionsperioden oder Jahre erstreckt. +Hier existirt noch ein Theil des Werths neben dem Produkt in seiner +selbständigen Gestalt fort, oder in Gestalt von fixem Kapital, während +ein andrer Werththeil an das Produkt abgegeben ist und daher mit ihm +cirkulirt. In diesem Falle geht nicht nur ein Werththeil des fixen Kapitals +in das Produkt ein, sondern auch der Gebrauchswerth, die Substanz, +worin dieser Werththeil existirt. + +Abgesehn von dem Grundirrthum - der Verwechslung der Kategorien: +fixes und cirkulirendes Kapital, mit den Kategorien: konstantes und va +riables Kapital - beruht die Konfusion in der bisherigen Begriffsbestim +mung bei den Oekonomen zunächst auf folgenden Punkten: + +M an macht bestimmte Eigenschaften, die den Arbeitsmitteln stofflich +zukommen, zu unmittelbaren Eigenschaften des fixen Kapitals, ζ. B. die +physische Unbeweglichkeit, etwa eines Hauses. Es ist dann stets leicht +nachzuweisen, daß andre Arbeitsmittel, die als solche auch fixes Kapital +sind, die entgegengesetzte Eigenschaft haben, ζ. B. die physische Beweg­ +lichkeit, etwa eines Schiffs. + +148 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +Oder man verwechselt die ökonomische Formbestimmtheit, die aus | + +¡1391 der Cirkulation des Werths hervorgeht, mit einer dinglichen Eigen +schaft; als ob Dinge, die an sich überhaupt nicht Kapital sind, sondern es +nur in bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen werden, an sich und +von Natur schon Kapital in einer bestimmten Form, fixes oder cirkuli +rendes, sein könnten. Wir sahen Buch I, Kap. V, daß die Produktions +mittel in jedem Arbeitsproceß, einerlei unter welchen gesellschaftlichen +Bedingungen er vorgeht, sich eintheilen in Arbeitsmittel und Arbeitsge +genstand. Aber erst innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise wer +den Beide zu Kapital, und zwar zu „produktivem Kapital" wie es im +vorigen Abschnitt bestimmt. Damit spiegelt sich der, in der Natur des +Arbeitsprocesses begründete Unterschied von Arbeitsmittel und Arbeits +gegenstand wieder in der neuen Form des Unterschieds von fixem K a +pital und cirkulirendem Kapital. Erst hiermit wird ein Ding, das als +Arbeitsmittel fungirt, fixes Kapital. Kann es seinen stofflichen Eigen +schaften nach auch in andren Funktionen als der des Arbeitsmittels die +nen, so ist es fixes Kapital oder nicht, je nach Verschiedenheit seiner +Funktion. Vieh als Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es R o h +material, das schließlich als Produkt in die Cirkulation tritt, also nicht +fixes, sondern cirkulirendes Kapital. + +Das bloße längre Fixirtsein eines Produktionsmittels in wiederholten +Arbeitsprocessen, die aber zusammenhängen, kontinuirlich sind, und da +her eine Produktionsperiode bilden - d. h. die gesammte Produktionszeit, +die nöthig ist, um das Produkt fertig zu machen - bedingt ganz wie fixes +Kapital längern oder kürzern Vorschuß für den Kapitalisten, macht aber +nicht sein Kapital zu fixem Kapital. Samen ζ. B. ist kein fixes Kapital, +sondern nur Rohmaterial, das während ungefähr eines Jahres im Pro +duktionsproceß fixirt ist. Alles Kapital, so lange es als produktives K a +pital fungirt, ist im Produktionsproceß fixirt, also auch alle Elemente des +produktiven Kapitals, welches immer ihre stoffliche Gestalt, ihre Funk +tion und die Cirkulationsweise ihres Werths. Ob, je nach der Art des +Produktionsprocesses oder dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixirtsein +länger oder kürzer dauert, bewirkt nicht den Unterschied von fixem und +cirkulirendem Kapital.2 0' | + +|140| Ein Theil der Arbeitsmittel, worin die allgemeinen Arbeitsbedin +gungen eingeschlossen, wird entweder örtlich befestigt, sobald er als Ar +beitsmittel +in den Produktionsproceß eintritt, resp. zur produktiven +Funktion bereit gemacht wird, wie ζ. B. Maschinen. Oder er wird von + +20 Wegen der Schwierigkeit, welche die Bestimmung des fixen und cirkulirenden Kapitals + +macht, meint Herr Lorenz Stein, diese Unterscheidung sei nur für die leichtere Darstellung. + +149 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +vornherein in dieser stehenden, an den Ort gebundnen F o rm producirt, +wie ζ. B. Bodenmeliorationen, Fabrikgebäude, Hochöfen, Kanäle, Eisen +bahnen u. s. w. Das fortwährende Gebundensein des Arbeitsmittels an +den Produktionsproceß, innerhalb dessen es fungiren soll, ist hier zu +gleich durch ihre sinnliche Existenzweise bedingt. Andrerseits kann ein +Arbeitsmittel physisch beständig den Ort verändern, sich bewegen, und +dennoch beständig sich im Produktionsproceß befinden, wie eine Loko +motive, ein Schiff, Arbeitsvieh etc. Weder gibt ihm, in dem einen Fall, die +Unbeweglichkeit den Charakter des fixen Kapitals, noch nimmt ihm, in +dem andern, die Beweglichkeit diesen Charakter. Der Umstand jedoch, +daß Arbeitsmittel lokal fixirt sind, mit ihren Wurzeln im Grund und +Boden feststecken, weist diesem Theil des fixen Kapitals eine eigne Rolle +in der Oekonomie der Nationen zu. Sie können nicht ins Ausland ge +schickt werden, nicht als Waaren auf dem Weltmarkt cirkuliren. Die Ei +genthumstitel an diesem fixen Kapital können wechseln, es kann gekauft +und verkauft werden und sofern ideell cirkuliren. Diese Eigenthumstitel +können sogar auf fremden Märkten cirkuliren, ζ. B. in der F o rm von +Aktien. Aber durch den Wechsel der Personen, welche Eigenthümer die +ser Art von fixem Kapital sind, wechselt nicht das Verhältniß des stehen +den, materiell fixirten Theils des Reichthums in einem Land zu dem +beweglichen Theil desselben.2 1' + +Die eigenthümliche Cirkulation des fixen Kapitals ergibt einen eigen- +thümlichen Umschlag. Der Werththeil, den es in seiner Naturalform +durch Abnutzung verliert, cirkulirt als Werththeil des Produkts. Das Pro +dukt verwandelt sich durch seine Cirkulation aus Waare in Geld; also +auch der vom Produkt cirkulirte Werththeil des Arbeitsmittels, und zwar +tropft sein Werth aus dem Cirkulationsproceß als Geld nieder, in dersel +ben Proportion, worin dies Arbeitsmittel aufhört Werthträger im Pro +duktionsproceß zu sein. Sein Werth erhält also jetzt Doppelexistenz. Ein +Theil desselben bleibt an seine, dem Produktionsproceß angehörige +Ge||141|brauchs- oder Naturalform gebunden, ein andrer Theil löst sich +von ihr ab als Geld. Im Verlauf seiner Funktion nimmt der in der Na +turalform existirende Werththeil des Arbeitsmittels beständig ab, wäh +rend sein in Geldform umgesetzter Werththeil beständig zunimmt, bis es +schließlich ausgelebt hat und sein Gesammtwerth, von seiner Leiche ge +trennt, in Geld verwandelt ist. Hier zeigt sich die Eigenthümlichkeit im +Umschlag dieses Elements des produktiven Kapitals. Die Verwandlung +seines Werths in Geld geht gleichen Schritt mit der Geldverpuppung der +Waare, die sein Werthträger ist. Aber seine Rückverwandlung aus GeId- + +2 11 Bis hierher Manuskript I V. - Von hier an Manuskript I I. + +150 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +form in Gebrauchsform trennt sich von der Rückverwandlung der Waare +in ihre sonstigen Produktionselemente und ist vielmehr bestimmt durch +seine eigne Reproduktionsperiode, d. h. durch die Zeit, während deren +das Arbeitsmittel sich verlebt hat und durch ein andres Exemplar dersel +ben Art ersetzt werden muß. Beträgt die Funktionsdauer einer Maschine, +sage zum Werth von 10 000 £, ζ. B. 10 Jahre, so beträgt die Umschlags +zeit des in ihr ursprünglich vorgeschoßnen Werths 10 Jahre. Vor Ablauf +dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern wirkt in ihrer Naturalform +fort. Ihr Werth cirkulirt unterdeß stückweis als Werththeil der Waaren, zu +deren kontinuirlicher Produktion sie dient, und wird so allmälig in Geld +umgesetzt, bis er schließlich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld verwan +delt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist, also +seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktions- +zeit wird ihr Werth allmälig zunächst in der F o rm eines Geldreservefonds +akkumulirt. + +Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals bestehn theils aus den +in Hülfsstoffen und Rohstoffen existirenden Elementen des konstanten +Kapitals, theils aus variablem, in Arbeitskraft ausgelegtem. + +Die Analyse des Arbeits- und Verwerthungsprocesses (Buch I, Kap. V) +zeigte, daß diese verschiednen Bestandtheile sich als Produktbildner und +Werthbildner ganz verschieden verhalten. Der Werth des aus Hülfsstoffen +und Rohstoffen bestehenden Theils des konstanten Kapitals - ganz wie +der Werth seines aus Arbeitsmitteln bestehenden Theils - erscheint wieder +im Werth des Produkts als nur übertragner Werth, während die Arbeits +kraft vermittelst des Arbeitsprocesses dem Produkt ein Aequivalent ihres +Werths zusetzt, oder ihren Werth wirklich reproducirt. Ferner: Ein Theil +der Hülfsstoffe, Heizkohlen, Leuchtgas u. s. w. wird im Arbeitsproceß | +1 1 4 21 aufgezehrt, ohne stofflich in das Produkt einzugehn, während ein +andrer Theil derselben körperlich in das Produkt eingeht und das M a +terial seiner Substanz bildet. Alle diese Verschiedenheiten sind jedoch +gleichgültig für die Cirkulation und daher für die Umschlagsweise. S o +weit Hülfs- und Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres +Produkts, übertragen sie ihren ganzen Werth auf das Produkt. Er wird +daher auch ganz durch das Produkt cirkulirt, verwandelt sich in Geld +und aus Geld zurück in die Produktionselemente der Waare. Sein Um +schlag wird nicht unterbrochen, wie der des fixen Kapitals, sondern +durchläuft fortwährend den ganzen Kreislauf seiner Formen, sodaß diese +Elemente des produktiven Kapitals beständig in natura erneuert werden. +Was den variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandtheil des pro +duktiven Kapitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeit +frist gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft und dem Produktions- + +151 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +proceß einverleibt hat, bildet sie einen Bestandtheil seines Kapitals, und +zwar dessen variablen Bestandtheil. Sie wirkt täglich während eines Zeit +raums, worin sie nicht nur ihren ganzen Tageswerth, sondern noch einen +überschüssigen Mehrwerth, von dem wir hier zunächst absehn, dem Pro +dukt zusetzt. Nachdem die Arbeitskraft, für eine Woche z. B ., gekauft ist +und gewirkt hat, muß der K a uf beständig in den gewohnheitsmäßigen +Terminen erneuert werden. Das Aequivalent ihres Werths, das die Ar +beitskraft während ihrer Funktion dem Produkt zusetzt und das mit der +Cirkulation des Produkts in Geld verwandelt wird, muß aus Geld be +ständig in Arbeitskraft rückverwandelt werden oder beständig den voll +ständigen Kreislauf seiner Formen beschreiben, d. h. umschlagen, wenn +der Kreislauf der kontinuirlichen Produktion nicht unterbrochen werden +soll. + +Der in Arbeitskraft vorgeschoßne Werththeil des produktiven Kapitals +geht also ganz auf das Produkt über (wir sehn hier fortwährend vom +Mehrwerth ab), beschreibt mit ihm die beiden der Cirkulationssphäre +angehörigen Metamorphosen, und bleibt durch diese beständige Erneu +erung stets dem Produktionsproceß einverleibt. Wie verschieden die Ar +beitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die Werthbildung, zu den +kein fixes Kapital bildenden Bestandtheilen des konstanten Kapitals ver +hält, diese Art des Umschlags ihres Werths hat sie mit ihnen gemein im +Gegensatz zum fixen Kapital. Diese Bestandtheile des produktiven K a +pitals - die in Arbeitskraft und in, nicht fixes Kapital bildenden, Pro +duktionsmitteln II 1431 ausgelegten Werththeile desselben - stehn durch +diesen ihren gemeinschaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen K a +pital als cirkulirendes oder flüssiges Kapital gegenüber. + +Wie man früher sah ist das Geld, welches der Kapitalist dem Arbeiter +für den Gebrauch der Arbeitskraft zahlt, in der That nur die allgemeine +Aequivalentform für die nothwendigen Lebensmittel des Arbeiters. In +sofern besteht das variable Kapital stofflich aus Lebensmitteln. Aber +hier, bei Betrachtung des Umschlags, handelt es sich um die Form. Was +der Kapitalist kauft, sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern +seine Arbeitskraft selbst. Was den variablen Theil seines Kapitals bildet, +sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern seine sich bethätigende +Arbeitskraft. Was der Kapitalist produktiv im Arbeitsproceß konsumirt +ist die Arbeitskraft selbst und nicht die Lebensmittel des Arbeiters. Es ist +der Arbeiter selbst, der das für seine Arbeitskraft erhaltne Geld in Le +bensmittel umsetzt um sie in Arbeitskraft rückzuverwandeln, um sich am +Leben zu erhalten, ganz wie ζ. B. der Kapitalist einen Theil des Mehr­ +werths der Waare, die er für Geld verkauft, in Lebensmittel für sich selbst +umsetzt, ohne daß man deswegen sagen wird, daß der Käufer seiner + +152 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +Waare ihn in Lebensmitteln zahlt. Selbst wenn dem Arbeiter ein Theil +seines Lohns in Lebensmitteln, in natura, gezahlt wird, so ist dies heut +zutage eine zweite Transaktion. Er verkauft seine Arbeitskraft für einen +bestimmten Preis und es wird dabei akkordirt, daß er einen Theil dieses +Preises in Lebensmitteln erhält. Es ändert dies nur die F o rm der Zahlung, +aber nicht, daß das, was er wirklich verkauft, seine Arbeitskraft ist. Es ist +eine zweite Transaktion, die nicht mehr zwischen Arbeiter und Kapitalist, +sondern zwischen dem Arbeiter als Käufer von Waare und dem Kapi +talisten als Verkäufer von Waare vorgeht; während in der ersten Trans +aktion der Arbeiter Verkäufer von Waare (seiner Arbeitskraft) und der +Kapitalist ihr Käufer ist. Ganz wie wenn der Kapitalist seine Waare sich +durch Waare, ζ. B. die Maschine, die er an die Eisenhütte verkauft, durch +Eisen ersetzen läßt. Es sind also nicht die Lebensmittel des Arbeiters, +welche die Bestimmtheit des flüssigen Kapitals im Gegensatz zum fixen +Kapital erhalten. Es ist auch nicht seine Arbeitskraft, sondern es ist der +in ihr ausgelegte Werththeil des produktiven Kapitals, der durch die +Form seines Umschlags diesen Charakter gemeinschaftlich mit einigen, +und im Gegensatz zu andren, Bestandtheilen des konstanten Kapital +t e i ls erhält. | + +|144| Der Werth des fl��ssigen Kapitals - in Arbeitskraft und Produk +tionsmitteln - ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das +Produkt fertig gemacht wird, je nach der Stufenleiter der Produktion, +welche mit dem Umfang des fixen Kapitals gegeben ist. Dieser Werth +geht ganz in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Produkts +ganz wieder aus der Cirkulation zurück und kann von neuem vorge +schossen werden. Die Arbeitskraft und die Produktionsmittel, worin der +flüssige Kapitalbestandtheil existirt, werden in dem Umfang, der für die +Bildung und den Verkauf des fertigen Produkts nöthig ist, der Cirkula +tion entzogen, aber sie müssen beständig durch Rückkauf, durch Rück +verwandlung aus der Geldform in die Produktionselemente, ersetzt und +erneuert werden. Sie werden in geringren Massen, als die Elemente des +fixen Kapitals, auf einmal dem Markt entzogen, aber sie müssen ihm um +so häufiger wieder entzogen werden, und der Vorschuß des in ihnen aus +gelegten Kapitals erneuert sich in kürzren Perioden. Diese beständige +Erneuerung ist vermittelt durch den beständigen Umschlag des Produkts, +das ihren gesammten Werth cirkulirt. Sie beschreiben endlich fortwäh +rend den ganzen Kreislauf der Metamorphosen, nicht nur ihrem Werth +nach, sondern auch in ihrer stofflichen Form; sie werden beständig rück +verwandelt aus Waare in die Produktionselemente derselben Waare. + +Mit ihrem eignen Werth setzt die Arbeitskraft dem Produkt beständig +Mehrwerth zu, die Verkörperung unbezahlter Arbeit. Dieser wird also + +153 + + Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals + +ebenso beständig vom fertigen Produkt cirkulirt und in Geld verwandelt, +wie dessen übrige Werthelemente. Hier jedoch, wo es sich zunächst um +den Umschlag des Kapitalwerths, nicht des gleichzeitig mit ihm um +schlagenden Mehrwerths handelt, wird vor der Hand von letztrem abge- +sehn. + +Aus dem Bisherigen ergibt sich Folgendes: +1) Die Formbestimmtheiten von fixem und flüssigem Kapital entsprin +gen nur aus dem verschiednen Umschlag des im Produktionsproceß fun- +girenden Kapitalwerths oder produktiven Kapitals. Diese Verschiedenheit +des Umschlags entspringt ihrerseits aus der verschiednen Weise, worin die +verschiednen Bestandtheile des produktiven Kapitals ihren Werth auf das +Produkt übertragen, aber nicht aus ihrem verschiednen Antheil an der +Produktion des Produktwerths, oder ihrem charakteristischen Verhalten +im Verwerthungsproceß. Die Verschiedenheit der Abgabe des Werths an +das Produkt endlich - und daher auch die verschiedne Weise, || 145| worin +dieser Werth durch das Produkt cirkulirt und durch dessen Metamor +phosen in seiner ursprünglichen Naturalform erneuert wird - entspringt +aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive +Kapital existirt, und wovon ein Theil während der Bildung des einzelnen +Produkts ganz konsumirt, ein andrer nur allmälig vernutzt wird. Es ist +also nur das produktive Kapital, das sich in fixes und flüssiges spalten +kann. Dagegen existirt dieser Gegensatz nicht für die beiden andren D a +seinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Waarenkapital, +noch für das Geldkapital, noch als Gegensatz beider gegen das produk +tive Kapital. Er existirt nur für das produktive Kapital und innerhalb des +selben. Geldkapital und Waarenkapital mögen noch so sehr als Kapital +fungiren, und noch so flüssig cirkuliren, sie können erst dann flüssiges +Kapital im Gegensatz zu fixem werden, sobald sie sich in flüssige Be +standtheile des produktiven Kapitals verwandelt. Weil aber diese beiden +Formen des Kapitals die Cirkulationssphäre behausen, hat sich die +Oekonomie seit A. Smith, wie wir sehn werden, verleiten lassen, sie mit +dem flüssigen Theil des produktiven Kapitals unter der Kategorie: cir +kulirendes Kapital zusammenzuwerfen. Sie sind in der That Cirkulati- +onskapital im Gegensatz zum produktiven, aber sie sind nicht cirkuliren +des Kapital im Gegensatz zum fixen. + +2) Der Umschlag des fixen Kapitalbestandtheils, also auch die dazu +nöthige Umschlagszeit, umfaßt mehrere Umschläge der flüssigen Kapi- +talbestandtheile. In derselben Zeit, worin das fixe Kapital einmal um +schlägt, schlägt das flüssige Kapital mehrmal um. Der eine Werthbe- +standtheil des produktiven Kapitals erhält die Formbestimmtheit des +fixen Kapitals nur, soweit das Produktionsmittel, worin er existirt, nicht + +154 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +in dem Zeitraum abgenutzt wird, worin das Produkt fertig gemacht und +aus dem Produktionsproceß als Waare abgestoßen wird. Ein Theil seines +Werths muß in der alten fortdauernden Gebrauchsform gebunden blei +ben, während ein andrer von dem fertigen Produkt cirkulirt wird, dessen +Cirkulation dagegen gleichzeitig den Gesammtwerth der flüssigen Kapi- +talbestandtheile cirkulirt. + +3) Der im fixen Kapital ausgelegte Werththeil des produktiven Kapi +tals ist ganz, auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktions +dauer desjenigen Theils der Produktionsmittel, woraus das fixe Kapital +besteht. Dieser Werth wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Cir- +ku||146|lation geworfen; er wird aber der Cirkulation nur stückweis und +allmälig wieder entzogen durch die Realisirung der Werththeile, die das +fixe Kapital den Waaren stückweis zusetzt. Andrerseits: Die Produkti +onsmittel selbst, worin ein Bestandtheil des produktiven Kapitals fixirt +wird, werden auf einmal der Cirkulation entzogen, um dem Produkti +onsproceß für ihre ganze Funktionsdauer einverleibt zu werden, aber sie +bedürfen für dieselbe Zeit nicht des Ersatzes durch neue Exemplare der +selben Art, nicht der Reproduktion. Sie fahren während längrer oder +kürzrer Zeit fort, zur Bildung der in Cirkulation geworfenen Waaren +beizutragen, ohne selbst der Cirkulation die Elemente ihrer eignen Er +neuerung zu entziehn. Während dieser Zeit erheischen sie also auch ih +rerseits keine Erneuerung des Vorschusses von Seiten des Kapitalisten. +Endlich: Der im fixen Kapital ausgelegte Kapitalwerth durchläuft den +Kreislauf seiner Formen, während der Funktionsdauer der Produktions +mittel, worin er existirt, nicht stofflich, sondern nur für seinen Werth, und +auch das nur theilweise und allmälig. D. h. ein Theil seines Werths wird +fortwährend als Werththeil der Waare cirkulirt und in Geld verwandelt, +ohne sich aus Geld in seine ursprüngliche Naturalform rückzuverwan- +deln. Diese Rückverwandlung des Gelds in die Naturalform des Produk +tionsmittels findet erst statt am Schluß seiner Funktionsperiode, wenn +das Produktionsmittel gänzlich verbraucht ist. + +4) Die Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im Pro +duktionsproceß - soll er kontinuirlich sein - fixirt wie die Elemente des +fixen Kapitals. Aber die so fixirten Elemente des erstren werden bestän +dig in natura erneuert (die Produktionsmittel durch neue Exemplare der +selben Art, die Arbeitskraft durch stets erneuerten Kauf); während bei +den Elementen des fixen Kapitals während ihrer Fortdauer weder sie +selbst erneuert werden noch ihr K a uf zu erneuern ist. Es befinden sich +beständig R o h- und Hülfsstoffe im Produktionsproceß, aber immer neue +Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung des fertigen +Produkts verzehrt sind. Es findet sich ebenso beständig Arbeitskraft im + +155 + + Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals + +Produktionsproceß, aber nur durch beständige Erneuerung ihres Kaufs, +und oft mit Wechsel der Personen. Dagegen fahren dieselben identischen +Gebäude, Maschinen etc., fort, während wiederholter Umschläge des +flüssigen Kapitals in denselben wiederholten Produktionsprocessen zu +fungiren. | + +|147|77. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, +Akkumulation des fixen Kapitals. + +In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen K a +pitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags +zeiten. In einer Eisenbahn ζ. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, +Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen ver +schiedne Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen +vorgeschoßne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer lan +gen Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehäl +ter, Viadukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im +englischen Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Er +neurung. Die hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleißes sind der +Schienenweg und das Transportmaterial (rolling stock). + +Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war es +vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten prakti +schen Ingenieure, daß die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der +Verschleiß der Schienen so durchaus unmerklich, daß er für alle finan +ziellen und praktischen Zwecke außer Acht zu lassen sei; 1 0 0 - 1 50 Jahre +wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich aber bald +heraus, daß die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von der Ge +schwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der Züge, +der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenumstände +abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen Bahn +höfen, Centren großen Verkehrs, verschleißen die Schienen sogar jedes +Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die ungefähr +doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als doppelt +so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte 12-15 Jah +re. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend größrer Verschleiß +heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die Lebensdauer einer +Lokomotive wurde 1867 auf 10-12 Jahre berechnet. + +Der Verschleiß wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst. Im +allgemeinen verschleißen die Schienen im Verhältniß zur Anzahl der Züge +( R. C, No. 17 6 4 5 ) .2 2) Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs ||148| der + +2 2) Die mit R. C. bezeichneten Citate sind aus: R o y al Commission on Railways. Minutes + +156 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +Verschleiß in einem höheren Verhältniß als dem des Quadrats der Ge +schwindigkeit; d. h. bei verdoppelter Geschwindigkeit der Züge stieg der +Verschleiß um mehr als das Vierfache. ( R. C, No. 17 046). + +Ein fernerer Verschleiß tritt ein durch die Einwirkung von Naturkräf +ten. So leiden Schwellen nicht nur durch wirklichen Verschleiß, sondern +auch durch Fäulniß. „Die Unterhaltungskosten der Bahn hängen nicht +so sehr ab von dem Verschleiß, den der Bahnverkehr mit sich führt, wie +von der Qualität des Holzes, des Eisens und des Mauerwerks, die der +Atmosphäre ausgesetzt sind. Ein einziger strenger Wintermonat wird +dem Bahnkörper mehr Schaden thun als ein ganzes Jahr Bahn verkehr." +( R. P. Williams, On the Maintenance of Permanent Way. Vortrag im In +stitute of Civil Engineers, Herbst 1867.) + +Endlich, wie überall in der großen Industrie, spielt auch hier der mo +ralische Verschleiß seine Rolle: Nach Verlauf von zehn Jahren kann man +gewöhnlich dasselbe Quantum Wagons und Lokomotiven für 30 000 £ +kaufen, das vorher 40 000 £ kostete. Man muß so auf dies Material eine +Depreciation von 25 % des Marktpreises rechnen, selbst wenn keine De +preciation des Gebrauchswerths stattfindet. (Lardner, Railway Econo +my.) + +„Röhren-Brücken werden in ihrer gegenwärtigen Form nicht erneuert + +werden." (Weil man jetzt bessere Formen für solche Brücken hat.) „Ge +wöhnliche Reparaturen daran, Wegnahme und Ersatz einzelner Stücke +sind nicht thunlich." (W. P. Adams, Roads and Rails. London 1862.) +Die Arbeitsmittel werden großentheils beständig umgewälzt durch den +Fortschritt der Industrie. Sie werden daher nicht in ihrer ursprünglichen +Form ersetzt, sondern in der umgewälzten Form. Einerseits bildet die +Masse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt +ist und innerhalb derselben eine bestimmte Durchschnittslebenszeit a n +zudauern hat, einen Grund der nur allmäligen Einführung neuer Ma +schinen etc., und daher ein Hinderniß gegen die rasche allgemeine +Einführung der verbesserten Arbeitsmittel. Andrerseits zwingt der Kon +kurrenzkampf, namentlich bei entscheidenden Umwälzungen, die alten +Arbeitsmittel vor ihrem natürlichen Lebensende durch die neuen zu er +setzen. Es sind hauptsächlich Katastrophen, Krisen, die solche vorzei +tige Erneuerung des Betriebsgeräths auf größrer gesellschaftlicher Stu +fenleiter erzwingen. | + +of Evidence taken before the Commissioners. Presented to both Houses of Parliament. +London 1867. - Die Fragen und Antworten sind numerirt und die Nummern hier ange +führt. + +157 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +1149) Der Verschleiß (abgesehn vom moralischen) ist der Werththeil, den +das fixe Kapital allmälig durch seine Vernutzung an das Produkt abgibt, in +dem Durchschnittsmaß, worin es seinen Gebrauchswerth verliert. + +Zum Theil ist diese Abnutzung so, daß das fixe Kapital eine gewisse +durchschnittliche Lebenszeit besitzt; für diese wird es ganz vorgeschos +sen; nach Ablauf derselben muß es ganz ersetzt werden. Für die leben +digen Arbeitsmittel, ζ. B. Pferde, ist die Reproduktionszeit durch die +Natur selbst vorgeschrieben. Ihre durchschnittliche Lebenszeit als Ar­ +beitsmittel ist durch Naturgesetze bestimmt. Sobald dieser Termin abge­ +laufen, müssen die abgenutzten Exemplare durch neue ersetzt werden. +Ein Pferd kann nicht stückweis, sondern nur durch ein andres Pferd +ersetzt werden. + +Andre Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder theilweise +Erneuerung zu. Hier ist der theilweise oder periodische Ersatz zu unter +scheiden von allmäliger Ausdehnung des Geschäftsbetriebs. + +Das fixe Kapital besteht zum Theil aus gleichartigen Bestandtheilen, +die aber nicht gleich lange dauern, sondern in verschiednen Zeiträumen +stückweise erneuert werden. So die Schienen auf Bahnhöfen, die öfter +ersetzt werden müssen als auf dem übrigen Bahnkörper. Ebenso die +Schwellen, von denen in den 50er Jahren auf den belgischen Eisenbahnen +nach Lardner 8 % jährlich, also im Laufe von 12 Jahren die sämmtlichen +Schwellen erneuert wurden. Das Verhältniß ist hier also dies: Es wird eine +Summe ζ. B. für zehn Jahre in einer bestimmten Art des fixen Kapitals +vorgeschossen. Diese Auslage wird auf einmal gemacht. Aber ein be +stimmter Theil dieses fixen Kapitals, dessen Werth in den Werth des Pro +dukts eingegangen und mit diesem in Geld umgesetzt ist, wird in jedem +J a hr in natura ersetzt, während der andre Theil in seiner ursprünglichen +Naturalform fortexistirt. Es ist die Auslage auf einmal und die nur stück +weise Reproduktion in Naturalform, die dies Kapital als fixes vom flüs +sigen Kapital unterscheidet. + +Andre Stücke des fixen Kapitals bestehn aus ungleichen Bestandthei +len, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden +müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt. Was wir eben be +merkt haben mit Bezug auf die verschiedne Lebenszeit der verschiednen +Bestandtheile eines fixen Kapitals, gilt hier mit Bezug auf die Lebenszeit +verschiedner Bestandtheile derselben Maschine, die als Stück dieses fixen +Kapitals figurirt. | + +1 1 5 01 Mit Bezug auf allmälige Ausdehnung des Geschäfts im L a uf der +theilweisen Erneuerung bemerken wir Folgendes. Obgleich wie wir ge +sehn, das fixe Kapital fortfahrt in natura im Produktionsproceß zu wir +ken, hat ein Theil seines Werths, je nach dem Durchschnittsverschleiß, + +158 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +mit dem Produkt cirkulirt, ist in Geld verwandelt worden, bildet Element +des Geldreservefonds zum Ersatz des Kapitals für den Termin seiner +Reproduktion in natura. Dieser so in Geld verwandelte Theil des fixen +Kapitalwerths kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder Ver +besserungen an den Maschinen anzubringen, welche deren Wirksamkeit +vermehren. In kürzren oder längren Abschnitten findet so Reproduktion +statt und zwar - vom Standpunkt der Gesellschaft betrachtet - Repro +duktion auf erweiterter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld +ausgedehnt; intensiv, wenn das Produktionsmittel wirksamer gemacht. +Diese Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter entspringt nicht aus Ak +kumulation - Verwandlung von Mehrwerth in Kapital - sondern aus +Rückverwandlung des Werths, welcher sich abgezweigt, in Geldform los +gelöst hat vom Körper des fixen Kapitals, in neues, entweder zuschüssi +ges, oder doch wirksameres, fixes Kapital derselben Art. Es hängt na +türlich theils von der specifischen Natur des Geschäftsbetriebs ab, wie +weit und in welchen Dimensionen er solches allmäligen Zuschusses fähig +ist, also auch in welchen Dimensionen ein Reservefonds gesammelt sein +muß, um in dieser Weise rückangelegt werden zu können, und in welchen +Zeiträumen dies geschehn kann. Wie weit andrerseits Detailverbesserun +gen an vorhandner Maschinerie angebracht werden können, hängt na +türlich von der Natur der Verbesserung und der Konstruktion der M a +schine selbst ab. Wie sehr aber ζ. B. bei Eisenbahnanlagen dieser Punkt +von vornherein ins Auge gefaßt wird, beweist Adams: „Die ganze K o n +struktion sollte sich nach dem Princip richten, das im Bienenkorb +herrscht - Fähigkeit unbegrenzter Ausdehnung. Alle übersoliden und +von vornherein symmetrischen Strukturen sind vom Uebel, im Fall der +Ausdehnung müssen sie niedergerissen werden." (p. 123.) + +Es hängt dies großentheils vom verfügbaren R a um ab. Bei einigen +Gebäuden kann man Stockwerke in der Höhe zusetzen, bei andren ist +Seitenausdehnung, also mehr Boden nöthig. Innerhalb der kapitalisti +schen Produktion werden einerseits viele Mittel verschwendet, findet +andrerseits viel zweckwidrige Seitenausdehnung dieser Art (zum Theil +zum Schaden der Arbeitskraft) bei der allmäligen Ausdehnung des Ge +schäfts statt, weil II 1511 nichts nach gesellschaftlichem Plan geschieht, son +dern von den unendlich verschiednen Umständen, Mitteln etc. abhängt, +womit der einzelne Kapitalist agirt. Hieraus entsteht große Verschwen +dung der Produktivkräfte. + +Diese stückweise Wiederanlage des Geldreservefonds (d. h. des in Geld +rückverwandelten Theils des fixen Kapitals) ist am leichtesten im Land +bau. Ein räumlich gegebnes Produktionsfeld ist hier der größten allmä +ligen Absorption von Kapital fähig. Ebenso wo natürliche Reproduktion +stattfindet, wie bei der Viehzucht. + +159 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Das fixe Kapital verursacht besondre Erhaltungskosten. Ein Theil der +Erhaltung wird durch den Arbeitsproceß selbst bewirkt; das fixe Kapital +verdirbt, wenn es nicht im Arbeitsproceß fungirt. (Siehe Buch I, Kap. VI, +p. 196, und Kap. X I I I, p. 423: Verschleiß der Maschinerie, der aus ihrem +Nichtgebrauch entspringt.) Das englische Gesetz betrachtet es daher +auch ausdrücklich als Beschädigung (waste) wenn gepachtete Grundstük- +ke nicht nach Landesgebrauch bebaut werden. (W. A. Holdsworth, Bar- +rister at Law, „The Law of Landlord and Tenant". London 1857, p. 96.) +Diese Erhaltung, die aus dem Gebrauch im Arbeitsproceß hervorgeht, ist +eine Gratisnaturgabe der lebendigen Arbeit. Und zwar ist die erhaltende +Kraft der Arbeit doppelter Art. Einerseits erhält sie den Werth der Ar +beitsmaterialien, indem sie ihn auf das Produkt überträgt, andrerseits +erhält sie den Werth der Arbeitsmittel, soweit sie nicht auch diesen auf +das Produkt überträgt, durch Erhaltung ihres Gebrauchswerths, vermit +telst ihrer Aktion im Produktionsproceß. + +Das fixe Kapital erfordert aber auch positive Arbeitsauslage zu seiner +Instandhaltung. Die Maschinerie muß von Zeit zu Zeit gereinigt werden. +Es handelt sich hier um zusätzliche Arbeit, ohne welche sie gebrauchsun +fähig wird; um bloße Abwehr schädlicher elementarer Einflüsse, die vom +Produktionsproceß unzertrennlich sind, also um Erhaltung im werkfä +higen Zustand im wörtlichsten Sinn. Die normale Lebenszeit des fixen +Kapitals ist selbstredend darauf berechnet, daß die Bedingungen erfüllt +werden, unter denen es während dieser Zeit normal fungiren kann, ganz +wie man unterstellt, daß wenn ein Mensch im Durchschnitt 30 Jahre lebt, +er sich auch wäscht. Es handelt sich hier auch nicht um Ersatz der in der +Maschine enthaltnen Arbeit, sondern um beständige zusätzliche Arbeit, +die ihr Gebrauch nöthig macht. Es handelt sich nicht um Arbeit, die die +Maschine thut, sondern die an ihr gethan wird, ||152| worin sie nicht +Produktionsagent ist, sondern Rohmaterial. D as in dieser Arbeit ausge +legte Kapital, obgleich es nicht in den eigentlichen Arbeitsproceß eingeht, +dem das Produkt seinen Ursprung verdankt, gehört zum flüssigen K a +pital. Diese Arbeit muß beständig in der Produktion verausgabt, ihr +Werth also auch beständig durch den Werth des Produkts ersetzt werden. +Das in ihr ausgelegte Kapital gehört zu dem Theil des flüssigen Kapitals, +der die allgemeinen Unkosten zu decken hat, und nach einer jährlichen +Durchschnittsrechnung auf das Werthprodukt zu vertheilen ist. Wir ha +ben gesehn, daß in der eigentlichen Industrie diese Arbeit der Reinigung +von den Arbeitern gratis in den Ruhepausen, und eben deswegen auch +oft während des Produktionsprocesses selbst vorgeht, wo sie die Quelle +der meisten Unfälle wird. Diese Arbeit zählt nicht im Preis des Produkts. +Der Konsument erhält sie sofern gratis. Andrerseits hat der Kapitalist so + +160 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +die Erhaltungskosten seiner Maschine umsonst. Der Arbeiter zahlt in +eigner Person, und dies bildet eins der Selbsterhaltungs-Mysterien des +Kapitals, die der That nach einen juristischen Anspruch des Arbeiters auf +die Maschinerie bilden und ihn selbst vom bürgerlichen Rechtsstand +punkt aus zu ihrem Miteigenthümer machen. In verschiednen Produkti +onszweigen jedoch, wo die Maschinerie zu ihrer Reinigung aus dem Pro +duktionsproceß entfernt werden muß, und die Reinigung daher nicht +unter der Hand geschehn kann, wie ζ. B. bei Lokomotiven, zählt diese +Erhaltungsarbeit unter den laufenden Kosten, also als Element des flüs +sigen Kapitals. Eine Lokomotive muß nach höchstens dreitägiger Arbeit +in den Schuppen gebracht und dort gereinigt werden; der Kessel muß erst +abkühlen, wenn er ohne Schädigung ausgewaschen werden soll. ( R. C, +N o. 17 823.) + +Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage +von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschoßnen +Kapital enthalten sind, also auch durch den allmäligen Werthersatz des +fixen Kapitals, jedenfalls nicht immer, ersetzt und gedeckt werden kön +nen. Ist z . B. der Werth des fixen Kapitals = 10 0 0 0£ und seine Ge- +sammtlebenszeit = 10 Jahre, so ersetzen diese 10 000 £, nach zehn Jahren +ganz in Geld verwandelt, nur den Werth des ursprünglichen Anlageka +pitals, aber sie ersetzen nicht das inzwischen in Reparaturen neu zuge +setzte Kapital, resp. Arbeit. Es ist dies ein zuschüssiger Werthbestand- +theil, der auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach +Bedürfniß, ||153| und dessen verschiedne Vorschußzeiten der Natur der +Sache nach zufällig sind. Solche spätere, dosenweise, zusätzliche Kapi +talauslage in Arbeitsmitteln und Arbeitskraft erheischt alles fixe Kapital. +Die Beschädigungen, denen einzelne Theile der Maschinerie etc. aus +gesetzt sind, sind der Natur der Sache nach zufällig, und so sind daher +auch die dadurch ernöthigten Reparaturen. Dennoch scheiden sich aus +dieser Masse zwei Sorten von Reparaturarbeiten ab, die einen mehr oder +minder festen Charakter haben und in verschiedne Perioden der Lebens +zeit des fixen Kapitals fallen - Gebresten des Kindesalters und die viel +zahlreicheren Gebresten des über die mittlere Lebenszeit hinausgerückten +Alters. Eine Maschine ζ. B. mag mit noch so vollkommner Konstruktion +in den Produktionsproceß eintreten; bei dem wirklichen Gebrauch zeigen +sich Mängel, die durch nachträgliche Arbeit korrigirt werden müssen. +Andrerseits, je mehr sie über ihre mittlere Lebenszeit hinausgetreten, je +mehr sich also der normale Verschleiß gehäuft hat, das Material, aus dem +sie besteht, vernutzt und altersschwach geworden, desto zahlreicher und +bedeutender werden die Reparaturarbeiten, nöthig, um die Maschine bis +zu Ende ihrer durchschnittlichen Lebensperiode in Athem zu erhalten; + +161 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +ganz wie ein alter Mann, um nicht vorzeitig zu sterben, mehr medicini- +sche Ausgaben hat als ein jugendkräftiger. Trotz ihres zufälligen Charak +ters vertheilen sich also die Reparaturarbeiten in ungleichen Massen auf +die verschiednen Lebensperioden des fixen Kapitals. + +Hieraus sowohl, wie aus dem sonst zufälligen Charakter der Repara + +turarbeiten an der Maschine folgt: + +Einerseits ist die wirkliche Ausgabe an Arbeitskraft und Arbeitsmitteln +für Reparaturarbeiten zufällig, wie die Umstände selbst, welche diese +Reparaturen ernöthigen; der Umfang der nöthigen Reparaturen ist ver +schieden vertheilt auf die verschiednen Lebensperioden des fixen Kapi +tals. Andrerseits ist bei Schätzung der durchschnittlichen Lebensperiode +des fixen Kapitals unterstellt, daß es beständig in werkthätigem Zustand +erhalten wird, theils durch Reinigung (wozu auch die Reinhaltung der +Lokale gehört), theils durch Reparatur, so oft wie erheischt. Die Werth +übertragung durch Verschleiß des fixen Kapitals ist auf dessen durch +schnittliche Lebensperiode berechnet, aber diese durchschnittliche Lebens +periode selbst ist darauf berechnet, daß das zur Instandhaltung erheischte +Zusatzkapital fortwährend vorgeschossen wird. | + +1154J Andrerseits ist es ebenso klar, daß der durch diese zuschüssige +Ausgabe von Kapital und Arbeit zugesetzte Werth nicht in den Preis der +Waaren eingehn kann gleichzeitig mit der wirklichen Ausgabe. Ein Spin +ner ζ. B. kann diese Woche sein Garn nicht theurer verkaufen als vorige +Woche, weil ihm diese Woche ein R ad gebrochen oder ein Riemen zer­ +rissen ist. Die allgemeinen Kosten der Spinnerei haben sich in keiner +Weise verändert durch diesen Unfall in einer einzelnen Fabrik. Hier, wie +bei aller Werthbestimmung, bestimmt der Durchschnitt. Die Erfahrung +zeigt den durchschnittlichen Umfang solcher Unfälle und der nöthigen +Erhaltungs- und Reparaturarbeiten während der durchschnittlichen Le +bensperiode des in einem bestimmten Geschäftszweig angelegten fixen +Kapitals. Diese Durchschnittsausgabe wird vertheilt auf die Durch- +schnitts-Lebensperiode, und wird in entsprechenden aliquoten Theilen +auf den Preis des Produkts geschlagen und daher durch den Verkauf +desselben ersetzt. + +Das Zuschußkapital, das so ersetzt wird, gehört zum flüssigen Kapital, +obgleich die Art der Auslage unregelmäßig ist. Da es von der höchsten +Wichtigkeit ist, sofort jedes Gebresten der Maschinerie zu kuriren, so +befindet sich bei jeder größren Fabrik ein den eigentlichen Fabrikarbei +tern aggregirtes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker, Schlosser +u. s. w. Ihr Lohn bildet Theil des variablen Kapitals, und der Werth ihrer +Arbeit vertheilt sich auf das Produkt. Andrerseits werden die in Produk +tionsmitteln erheischten Ausgaben nach jener Durchschnittsrechnung be- + +162 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +stimmt, und bilden nach dieser Rechnung fortwährend Werththeil des +Produkts, obgleich sie faktisch in unregelmäßigen Perioden vorgeschos +sen werden und also auch in unregelmäßigen Perioden in das Produkt, +resp. das fixe Kapital eingehn. Dies in eigentlichen Reparaturen ausge +legte Kapital bildet in mancher Hinsicht ein Kapital eigner Art, das we +der unter flüssiges noch fixes Kapital zu rangiren ist, aber als unter die +laufenden Ausgaben gehörig mehr zum erstren zählt. + +Die Art der Buchführung ändert natürlich nichts an dem wirklichen +Zusammenhang der Dinge, worüber Buch geführt wird. Es ist aber wich +tig zu bemerken, daß es in vielen Geschäftszweigen Gewohnheit ist, die +Reparaturkosten mit dem wirklichen Verschleiß des fixen Kapitals in fol +gender Art zusammenzurechnen. Das vorgeschoßne fixe Kapital sei +10 000 £, seine Lebensperiode 15 Jahre; der jährliche Verschleiß ist dann +6 6 62A £. Nun wird aber der Verschleiß auf nur zehn Jahre || 155| berechnet, +d. h. dem Preis der producirten Waaren jährlich 1000 £ zugeschlagen für +Abnutzung des fixen Kapitals, statt 6 6 62/3 £; d. h. es werden 3 3 31A £ für +Reparaturarbeit etc. reservirt. (Die Zahlen 10 und 15 sind nur beispiels +weise genommen.) Soviel ist also im Durchschnitt an Reparatur veraus +gabt worden, damit das fixe Kapital 15 Jahre dauert. Diese Rechnung +verhindert natürlich nicht, daß das fixe Kapital und das in den Repara +turen ausgelegte Zusatzkapital verschiedne Kategorien bilden. A uf +Grund dieser Rechnungsweise wurde ζ. B. angenommen, daß der nied +rigste Kostenanschlag für die Erhaltung und den Ersatz von Dampf +schiffen 1 5% jährlich sei, also Reproduktionszeit = 62A Jahre. In den +60er Jahren vergütete die englische Regierung der Peninsular and Ori +ental Co. dafür 1 6% jährlich, was also einer Reproduktionszeit von 61A +J a hr gleichkommt. Bei Eisenbahnen ist die Durchschnitts-Lebensdauer +einer Lokomotive 10 Jahre, aber, Reparaturen eingerechnet, wird der +Verschleiß angenommen zu 1 21A %, was die Lebensdauer auf 8 J a hr re- +ducirt. Bei Passagier- und Güterwagen wird 9% berechnet, also eine Le +benszeit von 1 11A J a hr angenommen. + +Die Gesetzgebung hat überall bei Miethkontrakten von Häusern und +andren Dingen, die für ihren Eigenthümer fixes Kapital sind und als +solches vermiethet werden, den Unterschied anerkannt zwischen dem +normalen Verschleiß, der durch die Zeit, den Einfluß der Elemente und +die normale Vernutzung selbst herbeigeführt wird, und zwischen den ge +legentlichen Reparaturen, die zur Instandhaltung während der normalen +Lebensdauer des Hauses und seiner normalen Benutzung zeitweise erfor +derlich sind. In der Regel fallen die ersten auf den Eigenthümer, die +zweiten auf den Miether. Die Reparaturen unterscheiden sich ferner in +gewöhnliche und substantielle. Die letztren sind theilweise Erneuerung + +163 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +des fixen Kapitals in seiner Naturalform, und fallen ebenfalls auf den +Eigenthümer, wo der Kontrakt nicht ausdrücklich das Gegentheil sagt. +So ζ. B. nach englischem Recht: + +„Ein Miether von Jahr zu Jahr ist nur verpflichtet, die Baulichkeiten +wind- und wasserdicht zu halten, so lange dies geschehn kann ohne sub­ +stantielle Reparaturen; und überhaupt nur solche Reparaturen zu be +sorgen, die als gewöhnliche bezeichnet werden können. Und selbst in +dieser Beziehung muß das Alter und der allgemeine Zustand der betref +fenden Theile des Gebäudes, zur Zeit als der Miether es übernahm, im | +|156| Auge behalten werden, denn er ist nicht verpflichtet, weder altes und +verschlißnes Material durch neues zu ersetzen, noch die aus dem Zeit +verlauf und dem regelmäßigen Gebrauch entstehende unvermeidliche +Entwerthung gut zu machen." (Holdsworth, Law of Landlord and Ten +ant, p. 90, 91.) + +Ganz verschieden, sowohl vom Ersatz des Verschleißes wie von den +Arbeiten der Erhaltung und Reparatur ist die Versicherung, die sich auf +Zerstörung durch +außerordentliche Naturereignisse, Feuersbrunst, +Ueberschwemmungen etc. bezieht. Diese muß aus dem Mehrwerth gut +gemacht werden und bildet einen Abzug von demselben. Oder vom +Standpunkt der ganzen Gesellschaft betrachtet: Es muß eine beständige +Ueberproduktion stattfinden, d. h. Produktion auf größrer Stufenleiter, +als zu einfachem Ersatz und Reproduktion des vorhandnen Reichthums +nöthig - ganz abgesehn von Zunahme der Bevölkerung - um die Produk +tionsmittel zur Verfügung zu haben, zur Ausgleichung der außerordent +lichen Zerstörung, welche Zufälle und Naturkräfte anrichten. + +In der That besteht nur der geringste Theil des zum Ersatz nöthigen +Kapitals in dem Geldreservefonds. Der wichtigste Theil besteht in der +Ausdehnung der Produktionsleiter selbst, die theils wirkliche Erweite +rung ist, theils zum normalen Umfang der Produktionszweige gehört, die +das fixe Kapital produciren. So ist ζ. B. eine Maschinenfabrik darauf +eingerichtet, daß jährlich sowohl die Fabriken ihrer Kundschaft erweitert +werden, wie auch daß beständig ein Theil davon ganzer oder theilweiser +Reproduktion bedarf. + +Bei der Bestimmung des Verschleißes, wie der Reparaturkosten, nach +gesellschaftlichem Durchschnitt, ergeben sich nothwendig große Un +gleichheiten, selbst für gleichgroße und sonst unter denselben Umständen +befindliche Kapitalanlagen in demselben Produktionszweig. In der Praxis +dauert für den einen Kapitalisten die Maschine etc. über die Durch +schnittsperiode hinaus, bei dem andern nicht so lange. Die Reparatur +kosten des einen sind über, die des andren unter dem Durchschnitt +u. s. w. Der durch den Verschleiß, wie durch die Reparaturkosten, be- + +164 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +stimmte Preiszuschlag der Waare ist aber derselbe und wird durch den +Durchschnitt bestimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz +mehr als er wirklich zusetzt, der andre weniger. Dies, wie alle andren +Umstände, die bei gleicher Exploitation der Arbeitskraft den Gewinn +verschiedner Kapitalisten ||157| in demselben Geschäftszweig verschieden +machen, trägt dazu bei, die Einsicht in die wahre Natur des Mehrwerths +zu erschweren. + +Die Grenze zwischen eigentlicher Reparatur und Ersatz, zwischen Er +haltungskosten und Erneuerungskosten, ist eine mehr oder weniger flie +ßende. Daher der ewige Streit, bei Eisenbahnen z. B ., ob gewisse Aus +gaben Reparatur oder Ersatz sind, ob sie aus laufender Ausgabe oder +dem Grundkapital bestritten werden müssen. Uebertragung von Repa +raturausgaben auf Kapitalkonto, statt auf Revenuekonto, ist das be +kannte Mittel, wodurch Eisenbahndirektionen ihre Dividenden künstlich +in die Höhe schrauben. Jedoch hat auch hierfür die Erfahrung die we +sentlichsten Anhaltspunkte bereits geliefert. Die nachträglichen Arbeiten +während der ersten Lebensperiode der Eisenbahn ζ. B. sind „keine R e­ +paraturen, sondern müssen angesehn werden als wesentlicher Bestand +theil des Bahnbaus, und sind also dem Kapitalkonto zu belasten, da sie +nicht aus dem Verschleiß oder der normalen Wirkung des Verkehrs her +rühren, sondern der ursprünglichen und unvermeidlichen Unvollkom- +menheit des Bahnbaus geschuldet sind." (Lardner, 1. c, p. 40.) „Dagegen +ist es die einzig richtige Methode, die Revenue eines jeden Jahres zu +belasten mit der Entwerthung, die nothwendiger Weise eingetreten ist, +damit diese Revenue verdient werden konnte, einerlei ob die Summe +wirklich ausgegeben ist oder nicht." (Captain Fitzmaurice, Committee of +Inquiry on Caledonian Railway, abgedruckt in Money Market Review, +1867.) + +Praktisch unmöglich und zwecklos wird die Trennung von Ersatz und +Erhaltung des fixen Kapitals in der Landwirthschaft, wenigstens soweit +sie noch nicht mit D a m pf arbeitet. „Bei einem vollständigen, jedoch nicht +übertrieben starken Bestände des Geräth-Inventars (Bedarf an Acker- +und sonstigen Arbeits- und Wirthschaftsgeräthen aller Art) pflegt man +im großen Durchschnitt die jährliche Abnutzung und Unterhaltung des +Geräth-Inventars nach Verschiedenheit der vorliegenden Verhältnisse zu +15 bis 25 % vom Anschaffungskapital anzuschlagen." (Kirchhof, Hand +buch der landwirthschaftlichen Betriebslehre, Berlin 1862, p. 137.) + +Bei dem Betriebsmaterial einer Eisenbahn ist Reparatur und Ersatz gar +nicht zu trennen. „Wir erhalten unser Betriebsmaterial der Zahl nach +aufrecht. Welche Anzahl von Lokomotiven wir auch haben, diese Zahl +erhalten wir aufrecht. Wird eine im L a uf der Zeit unbrauchbar, so daß es + +165 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +vortheilhafter ist eine neue zu bauen, so bauen wir sie auf Kosten | +11581 der Revenue, wobei wir der Revenue natürlich den Werth der von +der alten Maschine übrigen Materialien gutschreiben. ... Es bleibt immer +ziemlich viel übrig. ... Die Räder, die Axen, die Kessel etc., kurz, ein +gutes Stück der alten Lokomotive bleibt übrig." (T. Gooch, Chairman of +Great Western Railway Co., R. C. No. 17 3 2 7 - 2 9 .) - „Repariren heißt +erneuern; für mich existirt das Wort ,Ersatz' nicht; ... hat eine Eisenbahn +gesellschaft einen Wagen oder eine Lokomotive einmal gekauft, so sollte +sie sie so repariren, daß sie in Ewigkeit fortlaufen können. (17 784.) Wir +rechnen 8 xh d. für die englische Zugmeile an Lokomotivkosten. Aus die +sen 81Ii d. erhalten wir die Lokomotiven für immer. Wir erneuern unsre +Maschinen. Wenn Sie eine Maschine neu kaufen wollen, so geben Sie +mehr Geld aus als nöthig ist. ... An der alten Maschine finden sich immer +ein paar Räder, eine Axe oder sonst ein Stück, das brauchbar ist, und das +hilft eine Maschine wohlfeiler herstellen, die ebenso gut ist wie eine ganz +neue. (17 790.) Ich produciré jetzt jede Woche eine neue Lokomotive, +d. h. die so gut wie neu ist, denn Kessel, Cylinder und Gestell sind neu." +(17 823. Archibald Sturrock, Locomotive Superintendent of Great North +ern Railway, in R. C, 1867.) + +Ebenso bei den Wagen: „Im Lauf der Zeit wird der Vorrath der L o +komotiven und Wagen fortwährend erneuert; das eine Mal werden neue +Räder angesteckt, das andre Mal ein neues Gestell gemacht. Die Theile, +auf denen die Bewegung beruht und die dem Verschleiß am meisten aus +gesetzt sind, werden allmälig erneuert; die Maschinen und Wagen können +dann einer solchen Reihe von Reparaturen unterworfen werden, daß in +manchen von ihnen nicht eine Spur von dem alten Material übrig +ist. ... Selbst wenn sie ganz reparaturunfähig werden, werden Stücke von +den alten Wagen oder Lokomotiven hinein verarbeitet und verschwinden +so nie gänzlich von der Bahn. Das bewegliche Kapital ist daher in fort +währender Reproduktion; was für den Bahnkörper zu einer bestimmten +Zeit auf einmal stattfinden muß, wenn die ganze Bahn neu belegt wird, +das findet beim Betriebsmaterial allmälig von Jahr zu Jahr statt. Seine +Existenz ist perennirend, es ist in fortwährender Verjüngung begriffen." +(Lardner, p. 116.) + +Dieser Proceß, wie hier von Lardner bei der Eisenbahn dargestellt, +paßt nicht auf eine einzelne Fabrik, wohl aber als Bild der beständigen, | +1 1 5 91 partiellen, mit der Reparatur durcheinander laufenden Reproduk +tion des fixen Kapitals innerhalb eines ganzen Industriezweigs, oder +überhaupt innerhalb der gesammten Produktion, auf gesellschaftlicher +Stufenleiter betrachtet. + +166 + + Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital + +Hier ein Beweis, innerhalb wie weiter Grenzen geschickte Direktionen +mit den Begriffen Reparatur und Ersatz wirthschaften können zur Erzie +lung von Dividenden. Nach dem oben citirten Vortrag von R. P. Wil +liams schrieben verschiedne englische Eisenbahngesellschaften im Durch +schnitt einer Reihe von Jahren für Reparatur und Erhaltungskosten des +Bahnkörpers und der Baulichkeiten folgende Summe auf Revenuekonto +ab (per englische Meile der Bahnlänge jährlich): + +London & North Western +Midland +London & South Western +Great Northern +Lancashire & Yorkshire +South Eastern +Brighton +Manchester & Sheffield + +370 £ +225 £ +257 £ +360 £ +377 £ +263 £ +266 £ +200 £. + +Diese Differenzen rühren nur zum allergeringsten Theil von Verschie +denheit der wirklichen Auslagen her; sie stammen fast ausschließlich aus +verschiedner Berechnungsweise, jenachdem Ausgabeposten dem Kapital +konto oder dem Revenuekonto zur Last gebracht werden. Williams sagt +gradezu: „Die geringre Belastung wird angenommen, weil dies für eine +gute Dividende nöthig ist, und die größre Belastung wird gemacht, weil +eine stärkere Revenue vorhanden ist, die das ertragen kann." + +In gewissen Fällen wird der Verschleiß, also auch sein Ersatz, eine +praktisch verschwindende Größe, sodaß allein die Reparaturkosten in +Rechnung kommen. Was Lardner im Folgenden von works of art bei +Eisenbahnen sagt, gilt im Allgemeinen für alle solche dauerhaften Werke, +Kanäle, Docks, eiserne und steinerne Brücken etc. - „Der Verschleiß, der +in Folge der langsamen Wirkung der Zeit bei den solideren Werken ein +tritt, wirkt fast unmerklich während kürzerer Zeiträume; nach Verfluß +eines langen Zeitraums, ζ. B. von Jahrhunderten, muß er jedoch die Er +neuerung, ganz oder theilweise, selbst bei den solidesten Konstruktionen +herbeiführen. Dieser unmerkliche Verschleiß, verglichen mit dem +fühl]|160|bareren bei andren Theilen der Bahn, läßt sich vergleichen mit +den sekulären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der +Weltkörper. Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen +einer Bahn, Brücken, Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was +man einen sekulären Verschleiß nennen kann. Die schnellere und sicht +barere Entwerthung, die in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder +Ersatz gutgemacht wird, ist den periodischen Ungleichheiten analog. In +die jährlichen Reparaturkosten wird auch der Ersatz des zufälligen Scha- + +167 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +dens eingeschlossen, den die Außenseite auch der dauerhafteren K o n +struktionen von Zeit zu Zeit erleidet; aber auch unabhängig von diesen +Reparaturen geht das Alter nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie +entfernt sie auch immer sei, die Zeit muß kommen, in der ihr Zustand +einen Neubau nöthig macht. In finanzieller und ökonomischer Beziehung +mag diese Zeit allerdings viel zu entfernt sein, um sie in praktische Rech +nung zu ziehn." (Lardner, 1. c, p. 38, 39.) + +Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen also +nicht das in ihnen vorgeschoßne Kapital ihrem Verschleiß entsprechend +allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten +der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu übertragen +sind. + +Obgleich, wie wir gesehn, ein größrer Theil des zum Ersatz des Ver +schleißes des fixen Kapitals zurückfließenden Geldes jährlich, oder selbst +in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt +wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisations +fonds nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von +Jahren auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu +ersetzen ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schließt +durch seine Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Außerdem, +wo die Reproduktion stückweis in der Weise geschieht, daß in kürzern +Intervallen dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach +dem specifischen Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geld +akkumulation von größrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser +Ersatz stattfinden kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, +es wird eine Geldsumme von bestimmtem Umfang dazu erheischt. + +Betrachten wir dies bloß unter der Voraussetzung der einfachen Geld +cirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde | +1 1 6 11 Kreditsystem, so ist der Mechanismus der Bewegung dieser: Im er +sten Buch (Kap. I I I, 3a) wurde gezeigt, daß wenn ein Theil des in einer +Gesellschaft vorhandnen Geldes stets als Schatz brachliegt, während ein +andrer als Cirkulationsmittel, resp. als unmittelbarer Reservefonds des +direkt cirkulirenden Geldes fungirt, die Proportion beständig wechselt, +worin sich die Gesammtmasse des Geldes auf Schatz und auf Cirkulati +onsmittel vertheilt. In unserm Fall wird nun Geld, das als Schatz in der +Hand eines größern Kapitalisten in größrem Umfang aufgehäuft sein +muß, beim Einkauf des fixen Kapitals auf einmal in Cirkulation gewor +fen. Es vertheilt sich selbst wieder in der Gesellschaft als Cirkulations +mittel und als Schatz. Durch den Amortisationsfonds, worin nach +Maßgabe des Verschleißes des fixen Kapitals dessen Werth zu seinem +Ausgangspunkt zurückfließt, bildet ein Theil des cirkulirenden Geldes + +168 + + Neuntes Kapitel • Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen + +wieder Schatz - für längre oder kürzre Zeit - in der Hand desselben +Kapitalisten, dessen Schatz bei Ankauf des fixen Kapitals sich in Cir- +kulationsmittel verwandelt und von ihm entfernt hatte. Es ist eine be +ständig wechselnde Vertheilung des in der Gesellschaft existirenden +Schatzes, der abwechselnd als Cirkulationsmittel fungirt, und dann wie +der als Schatz aus der Masse des cirkulirenden Geldes abgeschieden wird. +Mit der Entwicklung des Kreditwesens, welche der Entwicklung der gro +ßen Industrie und der kapitalistischen Produktion nothwendig parallel +geht, fungirt dies Geld nicht als Schatz, sondern als Kapital, aber in der +Hand nicht seines Eigenthümers, sondern andrer Kapitalisten, denen es +zur Verfügung gestellt ist. + +NEUNTES KAPITEL. + +D er G e s a m m t - U m s c h l ag des v o r g e s c h o ß n en +K a p i t a l s. U m s c h l a g s c y k l e n. + +Wir haben gesehn, daß die fixen und flüssigen Bestandtheile des produk +tiven Kapitals verschiedenartig und zu verschiednen Perioden umschla +gen, ebenso daß die verschiednen Bestandtheile des fixen Kapitals in +demselben Geschäft je nach ihrer verschiednen Lebens-, daher Repro +duktionszeit, wieder verschiedne Umschlagsperioden haben. (Ueber die +wirkliche oder scheinbare Verschiedenheit im Umschlag verschiedner +Be||162|standtheile des flüssigen Kapitals in demselben Geschäft, siehe +am Schluß dieses Kapitels sub 6.) + +1) Der Gesammtumschlag des vorgeschoßnen Kapitals ist der Durch +schnittsumschlag seiner verschiednen Bestandtheile; Berechnungsmodus +weiter unten. Soweit es sich nur um verschiedne Zeitperioden handelt, ist +natürlich nichts einfacher als ihren Durchschnitt zu ziehn; aber: + +2) es findet hier nicht nur quantitativer sondern qualitativer Unter + +schied statt. + +Das in den Produktionsproceß eingehende flüssige Kapital überträgt +seinen ganzen Werth auf das Produkt und muß daher beständig, durch +den Verkauf des Produkts, in natura ersetzt werden, soll der Produkti +onsproceß ohne Unterbrechung vor sich gehn. Das in den Produktions +proceß eingehende fixe Kapital überträgt nur Theil seines Werths (den +Verschleiß) auf das Produkt und fährt trotz des Verschleißes fort im Pro +duktionsproceß zu fungiren; es braucht daher nur in kürzern oder län +gern Intervallen, jedenfalls nicht so oft wie das flüssige Kapital, in natura + +169 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +ersetzt zu werden. Diese Ersatznothwendigkeit, der Reproduktionster +min, ist nicht nur quantitativ verschieden für die verschiednen Bestand +theile des fixen Kapitals, sondern wie wir gesehn haben, ein Theil des +länger dauernden, vieljährigen fixen Kapitals kann jährlich oder in kür +zern Intervallen ersetzt und dem alten fixen Kapital in natura hinzuge +fügt werden; bei fixem Kapital andrer Beschaffenheit kann der Ersatz +nur nach Ende seiner Lebenszeit auf einmal stattfinden. + +Jahre dauert, wovon + +Es ist daher nöthig, die Sonderumschläge der verschiednen Theile des +fixen Kapitals auf gleichartige F o rm des Umschlags zu reduciren, sodaß +sie nur noch quantitativ, der Umschlagsdauer nach, verschieden sind. +Diese qualitative Dieselbigkeit findet nicht statt wenn wir P . .. P + +die +F o rm des kontinuirlichen Produktionsprocesses - zum Ausgangspunkt +nehmen. Denn bestimmte Elemente von P müssen beständig in natura +ersetzt werden, andre nicht. Wohl aber gibt die F o rm G . .. G' diese Die +selbigkeit des Umschlags. Nehmen wir ζ. B. eine Maschine zum Werth +von 10 0 0 0 £, die zehn +jährlich +Vio = 1000 £ in Geld rückverwandelt. Diese 1000 £ haben sich im L a uf +eines Jahres aus Geldkapital in produktives Kapital und Waarenkapital, +und aus diesem in Geldkapital rückverwandelt. Sie sind ||163| zu ihrer +ursprünglichen Geldform zurückgekehrt, wie das flüssige Kapital, wenn +wir es unter dieser F o rm betrachten, und es ist dabei gleichgültig, ob das +Geldkapital von 1000 £ wieder am Ende des Jahres in die Naturalform +einer Maschine rückverwandelt wird oder nicht. Bei der Berechnung des +Gesammtumschlags des vorgeschoßnen produktiven Kapitals fixiren wir +daher alle seine Elemente in der Geldform, sodaß die Rückkehr zur Geld +form den Umschlag schließt. Wir betrachten den Werth immer als in +Geld vorgeschossen, selbst beim kontinuirlichen Produktionsproceß, wo +diese Geldform des Werths nur die des Rechengelds ist. So können wir +dann den Durchschnitt ziehn. + +sich also + +3) Es folgt, daß selbst wenn der bei weitem größre Theil des vorge +schoßnen produktiven Kapitals aus fixem Kapital besteht, dessen R e- +produktions-, also auch Umschlagszeit, einen vieljährigen Cyklus um +faßt, dennoch der während des Jahres umgeschlagene Kapitalwerth in +Folge der wiederholten Umschläge des flüssigen Kapitals während des +Jahres, größer sein kann als der Gesammtwerth des vorgeschoßnen K a +pitals. + +Das fixe Kapital sei = 80 000 £, seine Reproduktionszeit = 10 Jahre, +sodaß 8000 £ davon jährlich zu ihrer Geldform zurückkehren oder es +Vio seines Umschlags vollzieht. Das flüssige Kapital sei = 20 000 £ und +schlage fünfmal im Jahre um. Das Gesammtkapital ist dann = 100 000 £. +Das umgeschlagne fixe Kapital ist = 8000 £; das umgeschlagne flüssige + +170 + + Neuntes Kapitel • Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen + +Kapital = 5 χ 20 000 = 100 000 £. Also ist das während des Jahres umge +schlagne Kapital = 108 000 £, größer um 8000 £ als das vorgeschoßne + +2 + +Kapital. 1 + — des Kapitals hat umgeschlagen. + +4) Der Werthumschlag des vorgeschoßnen Kapitals trennt sich also von +seiner wirklichen Reproduktionszeit oder der realen Umschlagszeit seiner +Bestandtheile. Ein Kapital von 4000 £ schlage ζ. B. fünfmal im Jahre um. +Das umgeschlagne Kapital ist dann 5 χ 4000 = 20 000 £. Was aber am +Ende jedes Umschlags zurückkehrt, um wieder von neuem vorgeschossen +zu werden, ist das ursprünglich vorgeschoßne Kapital von 4000 £. Seine +Größe wird nicht verändert durch die Anzahl der Umschlagsperioden, +während deren es von neuem als Kapital fungirt. (Abgesehn vom Mehr +werth.) + +In dem Beispiel sub 3 also ist nach der Voraussetzung am Ende des + +in die Hand des Kapitalisten zurückgekehrt a) eine Werth-) +Jahres +|164|summe von 20 000 £, die er von neuem in den flüssigen Bestandtheil +des Kapitals auslegt, und b) eine Summe von 8000 £, die sich durch den +Verschleiß vom Werth des vorgeschoßnen fixen Kapitals losgelöst hat; +daneben existirt nach wie vor dasselbe fixe Kapital im Produktionspro +ceß fort, aber mit dem verminderten Werth von 72 000 £ statt 80 000 £. +Es bedürfte also noch neunjähriger Fortsetzung des Produktionsproces +ses, bis das vorgeschoßne fixe Kapital sich ausgelebt und sowohl als +Produktbildner wie Werthbildner ausfungirt hat und ersetzt werden muß. +Der vorgeschoßne Kapitalwerth hat also einen Cyklus von Umschlägen +zu beschreiben, im gegebnen Fall ζ. B. einen Cyklus von zehn jährlichen +Umschlägen - und zwar ist dieser Cyklus bestimmt durch die Lebenszeit, +daher die Reproduktionszeit oder Umschlagszeit des angewandten fixen +Kapitals. + +In demselben Maße also, worin sich mit der Entwicklung der kapita +listischen Produktionsweise der Werthumfang und die Lebensdauer des +angewandten fixen Kapitals entwickelt, entwickelt sich das Leben der +Industrie und des industriellen Kapitals in jeder besondren Anlage zu +einem vieljährigen, sage im Durchschnitt zehnjährigen. Wenn einerseits +die Entwicklung des fixen Kapitals dieses Leben ausdehnt, so wird es +andrerseits abgekürzt durch die beständige Umwälzung der Produkti +onsmittel, die ebenfalls mit der Entwicklung der kapitalistischen Produk +tionsweise beständig zunimmt. Mit ihr daher auch der Wechsel der Pro +duktionsmittel und die Nothwendigkeit ihres beständigen Ersatzes in +Folge des moralischen Verschleißes, lange bevor sie physisch ausgelebt +sind. M an kann annehmen, daß für die entscheidendsten Zweige der gro +ßen Industrie dieser Lebenscyklus jetzt im Durchschnitt ein zehnjähriger + +171 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +ist. D o ch kommt es hier nicht auf die bestimmte Zahl an. Soviel ergibt +sich: Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Cyklus von zu +sammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen +fixen Bestandtheil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der +periodischen Krisen, worin das Geschäft aufeinanderfolgende Perioden +der Abspannung, mittleren Lebendigkeit, Ueberstürzung, Krise durch +macht. Es sind zwar die Perioden, worin Kapital angelegt wird, sehr +verschiedne und auseinanderfallende. Indessen bildet die Krise immer +den Ausgangspunkt einer großen Neuanlage. Also auch - die ganze Ge +sellschaft be|| 165 (trachtet - mehr oder minder eine neue materielle Grund +lage für den nächsten Umschlagscyklus. 2 2 [ a l) + +5) Ueber die Berechnungsweise des Umschlags lassen wir einen ame + +rikanischen Oekonomen sprechen. + +„In einigen Geschäftszweigen wird das ganze vorgeschoßne Kapital + +mehrere Mal innerhalb eines Jahres umgeschlagen oder cirkulirt; in ei +nigen andren schlägt ein Theil mehr als einmal im Jahr um, ein andrer +Theil nicht so häufig. Es ist die Durchschnittsperiode, die sein ganzes +Kapital gebraucht, um durch seine Hand zu passiren oder um einmal +umzuschlagen, wonach ein Kapitalist seinen Profit berechnen muß. An +genommen, Jemand habe in einem bestimmten Geschäft die Hälfte seines +Kapitals in Gebäuden und Maschinerie angelegt, welche einmal in zehn +Jahren erneuert werden; ein Viertel in Werkzeugen etc., die in zwei Jahren +erneuert werden; das letzte Viertel, ausgelegt in Arbeitslöhnen und R o h +stoffen, wäre zweimal im Jahre umgeschlagen. Sein ganzes Kapital sei +50 000 Dollars. Dann wird seine Jahresauslage sein: + +50 000 +2 +50 000 + +25 000 Doll, in 10 Jahren = 2 500 Doll, in 1 Jahr + +12 500 Doli, in 2 Jahren = 6 250 + +II + +M + +II + +II + +12 500 Doll, in V2 Jahr = 25 000 + +II + +II + +H + +II + +in 1 Jahr = 33 750 Doli. + +Die Durchschnittszeit also, in der sein ganzes Kapital einmal umge +schlagen wird, ist 16 Monate ... Nehmen wir einen andern Fall: Ein Vier +tel des Gesammtkapitals von 50 000 Doli, cirkulirt in 10 Jahren; ein Vier +tel in 1 Jahr; die übrige Hälfte zweimal in 1 Jahr. Dann wird die jährliche +Auslage sein: + +2 2'a l) „Die städtische Produktion ist an den Turnus der Tage gebunden, die ländliche hin +gegen an den Turnus der J a h r e ." (Adam G. Müller: Die Elemente der Staatskunst. Berlin +1809. I I ., S. 178.) Dies ist die naive Vorstellung der R o m a n t ik von Industrie und Agrikultur. + +172 + + Neuntes Kapitel · Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen + +12 500 = 12 500 " +25 000 χ 2 = 50 000 " + +In 1 Jahr umgeschlagen = 63 750 D ." + +(Scrope: Pol. Econ., edit. Alonzo Potter. New York 1841. p. 141, 142.) | +1 1 6 6 1 6) Wirkliche und scheinbare Verschiedenheiten im Umschlag der +verschiednen Theile des Kapitals. - Derselbe Scrope sagt an derselben +Stelle: „Das Kapital, das ein Fabrikant, Landwirth oder Kaufmann in +der Zahlung von Arbeitslöhnen auslegt, cirkulirt am schnellsten, da es +vielleicht einmal in der Woche, wenn seine Leute wöchentlich bezahlt +werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus seinen Verkäufen oder +bezahlten Fakturen umgeschlagen wird. Das in Rohstoffen oder fertigen +Vorräthen ausgelegte cirkulirt weniger rasch; es mag zweimal oder vier +mal im Jahr umschlagen, je nach der Zeit die zwischen dem Einkauf der +einen und dem Verkauf der andern verbraucht wird, vorausgesetzt, daß +er auf gleiche Kreditfrist kauft und verkauft. Das in Werkzeugen und +Maschinen steckende Kapital cirkulirt noch langsamer, da es im Durch +schnitt vielleicht nur einmal in fünf oder zehn Jahren umgeschlagen, d. h. +konsumirt und erneuert wird; obwohl manche Werkzeuge schon in einer +einzigen Reihe von Operationen aufgebraucht werden. Das in Gebäuden, +z. B. Fabriken, Läden, Lagerhäusern, Scheunen, in Straßen, Bewässe +rungsanlagen etc. ausgelegte Kapital scheint überhaupt kaum zu cirku +liren. In der That aber werden auch diese Anlagen vollständig ebensosehr +wie die früher erwähnten aufgebraucht während sie zur Produktion bei +tragen, und müssen reproducirt werden, damit der Producent seine Ope +rationen fortführen kann. Nur mit dem Unterschied, daß sie langsamer +konsumirt und reproducirt werden als die übrigen . .. Das in ihnen ange +legte Kapital schlägt vielleicht erst in 20 oder 50 Jahren um." + +Scrope verwechselt hier den durch Zahlungstermine und Kreditver +hältnisse für den individuellen Kapitalisten bewirkten Unterschied im +Fluß bestimmter Theile des flüssigen Kapitals mit den aus der Natur des +Kapitals hervorgehenden Umschlägen. Er sagt, der Arbeitslohn muß wö +chentlich gezahlt werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus den +bezahlten Verkäufen oder Fakturen. Erstens ist hier zu bemerken, daß +mit Bezug auf den Arbeitslohn selbst Unterschiede eintreten, je nach der +Länge des Zahlungstermins, d. h. der Länge der Zeit, wofür der Arbeiter +dem Kapitalisten Kredit zu geben hat; also jenachdem der Zahlungster +min des Lohns wöchentlich, monatlich, dreimonatlich, halbjährlich +u. s. w. Es gilt hier das früher entwickelte Gesetz: „Die nothwendige +Masse des Zahlungsmittels (also des auf einen Schlag vorzuschießenden + +173 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Geldkapitals) ||167| steht im umgekehrten Verhältniß zur Länge der Zah +lungsperioden." (Buch I, K a p. I I I, 3, b) Seite 124.) + +Zweitens: In das wöchentliche Produkt geht die Gesammtheit nicht +nur des in seiner Produktion durch die Wochenarbeit zugesetzten Neu +werths ein, sondern ebenso der Werth der im Wochenprodukt aufgezehr +ten R o h- und Hülfsstoffe. Mit dem Produkt cirkulirt dieser in ihm ent +haltne Werth. Durch den Verkauf dieses Produkts erhält er die Geldform +und mu�� von neuem in dieselben Produktionselemente umgesetzt wer +den. Es gilt dies ebensowohl von der Arbeitskraft wie von R o h- und +Hülfsstoffen. Aber man hat bereits gesehn (Kap. V I, 2, A ), daß die K o n +tinuität der Produktion einen Vorrath von Produktionsmitteln erheischt, +verschieden für verschiedne Geschäftszweige, und im selben Geschäfts +zweig wieder verschieden für verschiedne Bestandtheile dieses Elements +des flüssigen Kapitals, ζ. B. für Kohle und Baumwolle. Obgleich daher +diese Stoffe beständig in natura ersetzt werden müssen, brauchen sie +nicht beständig neu gekauft zu werden. Wie oft sich der K a uf erneuert, +hängt von der Größe des angelegten Vorraths ab, wie lange er vorhält bis +er erschöpft ist. Bei der Arbeitskraft findet solches Einlegen von Vorrath +nicht statt. Die Rückverwandlung in Geld geht für den in Arbeit ausge +legten Kapitaltheil Hand in Hand mit der des in Hülfs- und Rohstoff +ausgelegten. Aber die Rückverwandlung des Geldes, einerseits in Arbeits +kraft, andrerseits in Rohstoffe, geht getrennt vor sich wegen der besond +ren Kauf- und Zahlungstermine dieser beiden Bestandtheile, von denen +der eine als produktiver Vorrath in längeren Terminen gekauft wird, der +andre, die Arbeitskraft, in kürzren, ζ. B. wöchentlich. Andrerseits muß +der Kapitalist neben dem Produktionsvorrath einen Vorrath fertiger +Waaren halten. Abgesehn von Verkaufsschwierigkeiten etc. ist ζ. B. eine +bestimmte Masse auf Bestellung zu produciren. Während der letzte Theil +derselben producirt wird, wartet der schon fertige auf dem Speicher bis +zur Zeit, wo die Bestellung ganz ausgeführt werden kann. Andre Unter +schiede im Umschlag des flüssigen Kapitals entstehn, sobald einzelne +Elemente desselben länger als andre in einem vorläufigen Stadium des +Produktionsprocesses (Austrocknung von Holz u. s. w.) verharren müs +sen. + +Das Kreditwesen, auf das Scrope hier Bezug nimmt, wie das Handels +kapital, modificirt den Umschlag für den einzelnen Kapitalisten. A uf | +|168| gesellschaftlicher Stufenleiter modificirt es ihn nur, soweit es nicht +nur die Produktion, sondern auch die Konsumtion beschleunigt. + +174 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +ZEHNTES KAPITEL. + +T h e o r i en ü b er fixes u nd c i r k u l i r e n d es K a p i t a l. +D ie P h y s i o k r a t en u nd A d am S m i t h. + +Bei Quesnay erscheint der Unterschied von fixem und cirkulirendem K a +pital als avances primitives und avances annuelles. Er stellt diesen Un +terschied richtig dar als Unterschied innerhalb des produktiven, dem un +mittelbaren Produktionsproceß einverleibten Kapitals. Da ihm das in der +Agrikultur angewandte Kapital, also das Kapital des Pächters, als das +einzig wirklich produktive gilt, so ergeben sich diese Unterschiede auch +nur für das Kapital des Pächters. Hieraus ergibt sich auch die jährliche +Umschlagszeit des einen Theils des Kapitals, und die mehr als jährliche +(zehnjährige) des andern. Beiläufig übertragen die Physiokraten im L a uf +der Entwicklung diese Unterschiede auch auf andre Sorten Kapital, auf +das industrielle Kapital überhaupt. Für die Gesellschaft bleibt der Un +terschied zwischen jährlichen und mehrjährigen Vorschüssen so wichtig, +daß viele Oekonomen, selbst nach A. Smith, zu dieser Bestimmung zu +rückkehren. + +Der Unterschied zwischen beiden Arten von Vorschüssen entsteht erst, +sobald vorgeschoßnes Geld in die Elemente des produktiven Kapitals +verwandelt ist. Es ist ein Unterschied, einzig und allein innerhalb des +produktiven Kapitals. Es fällt Quesnay daher nicht ein, das Geld, sei es +zu den ursprünglichen, sei es zu den jährlichen Vorschüssen zu rechnen. +Als Vorschüsse der Produktion - d. h. als produktives Kapital - stehn sie +beide sowohl dem Geld, wie den auf dem Markt befindlichen Waaren +gegenüber. Ferner reducirt sich der Unterschied dieser beiden Elemente +des produktiven Kapitals bei Quesnay richtig auf die verschiedne Weise, +worin sie in den Werth des fertigen Produkts eingehn, daher auf die +verschiedne Weise, worin ihr Werth mit dem Produktenwerth cirkulirt +wird, und daher die verschiedne ||169| Weise ihres Ersatzes oder ihrer +Reproduktion, indem der Werth des einen jährlich ganz, der des andren +in längern Perioden stückweis ersetzt wird.2 3' + +2 3) Vergi, für Quesnay die Analyse du Tableau Économique. (Physiocrates, ed. Daire, I. +Partie, Paris 1846.) Es heißt dort z. B .: « L es avances annuelles consistent dans les dépenses +qui se font annuellement pour le travail de la culture; ces avances doivent être distinguées +des avances primitives, qui forment le fonds de l'établissement de la culture.» (p. 59.) - Bei +den jüngren Physiokraten werden die avances schon mehrfach direkt als capital bezeichnet: +«Capital ou avances», Dupont de Nemours, Origine & Progrès d'une science nouvelle, 1767 +(Daire, I, p. 2 9 1 ); ferner Le Trosne « Au moyen de la durée plus ou moins grande des + +175 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Der einzige Fortschritt, den A. Smith macht, ist die Verallgemeinerung +der Kategorien. Sie bezieht sich bei ihm nicht mehr auf eine specielle +F o rm des Kapitals, das Pächterkapital, sondern auf jede Form des pro +duktiven Kapitals. Es folgt daher von selbst, daß an die Stelle des der +Agrikultur entnommenen Unterschieds zwischen jährlichem und mehr +jährigem Umschlag, der allgemeine Unterschied verschiedenzeitigen Um +schlags tritt, sodaß ein Umschlag des fixen Kapitals stets mehr als einen +Umschlag des cirkulirenden Kapitals umfaßt, welches immer die Zeit +dauer dieser Umschläge des cirkulirenden Kapitals sei, jährlich, mehr als +jährlich, oder weniger als jährlich. So verwandeln sich bei Smith die +avances annuelles in cirkulirendes und die avances primitives in fixes +Kapital. A uf diese Verallgemeinerung der Kategorien beschränkt sich +aber sein Fortschritt. Die Ausführung fällt weit hinter Quesnay zurück. +Gleich die roh empirische Art, wie Smith die Untersuchung eröffnet, +leitet die Unklarheit ein: "There are two different ways in which a capital +may be employed so as to yield a revenue or profit to its employer." +(Wealth of Nations. B o ok I I, chap. I, p. 189. Edit. Aberdeen, 1848.) + +Die Arten, worin Werth angelegt werden kann, um als Kapital zu fun +giren, um seinem Eigner einen Mehrwerth abzuwerfen, sind ebenso +ver 11 70 (schieden, ebenso mannichfach wie die Anlagesphären des Kapi +tals. Es ist eine Frage nach den verschiednen Produktionszweigen, worin +Kapital angelegt werden kann. Die Frage, so formulirt, geht noch weiter. +Sie schließt die Frage ein, wie Werth, auch wenn er nicht als produktives +Kapital angelegt wird, als Kapital für seinen Eigner fungiren kann, z. B. +als zinstragendes Kapital, Kaufmannskapital u. s. w. Hier sind wir also +schon himmelweit entfernt von dem wirklichen Gegenstand der Analyse, +nämlich von der Frage: wie die Theilung des produktiven Kapitals in +seine verschiednen Elemente, abgesehn von ihrer verschiednen Anlage +sphäre, auf ihren Umschlag wirkt. + +A. Smith fährt dann gleich fort: "First, it may be employed in raising, +manufacturing, or purchasing goods, and selling them again with a profit." +A. Smith sagt uns hier nichts, als daß Kapital angewandt werden kann in +der Agrikultur, der Manufaktur und dem Handel. Er spricht also nur von +den verschiednen Anlagesphären des Kapitals, und auch von solchen, wor +in, wie im Handel, das Kapital nicht dem unmittelbaren Produktionspro- + +ouvrages de main d'oeuvre, une nation possède un fonds considérable de richesses, indé +pendant de sa réproduction annuelle, qui forme un capital accumulé de longue main, et +originairement payé avec des productions, qui s'entretient et s'augmente toujours.» (Daire, +I I, p. 928.) - Turgot braucht das Wort capital schon regelmäßiger für avances, und identi +fient noch mehr die avances der manufacturiers mit denen der Pächter. (Turgot, Réflexions +sur la Formation et la Distribution des Richesses 1766.) + +176 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +ceß einverleibt ist, also nicht als produktives Kapital fungirt. Damit verläßt +er schon die Grundlage, worauf die Physiokraten die Unterschiede des +produktiven Kapitals und ihren Einfluß auf den Umschlag darstellen. J a, +er nimmt sofort auch das Kaufmannskapital als Beispiel in einer Frage, wo +es sich ausschließlich um Differenzen des produktiven Kapitals im Produkt- +und Werthbildungsproceß handelt, die selbst wieder Differenzen in seinem +Umschlag und seiner Reproduktion erzeugen. + +Er fährt fort: "The capital employed in this manner yields no revenue +or profit to its employer, while it either remains in his possession or +continues in the same shape." - The capital employed in this manner! +Aber Smith spricht von Kapital, das in der Agrikultur, in der Industrie +angelegt ist, und er sagt uns später, daß das so angelegte Kapital in fixes +und cirkulirendes zerfallt! Die Anlage des Kapitals in dieser Art kann +also das Kapital weder zu fixem noch zu cirkulirendem machen. + +Oder meinte er, daß Kapital, angewandt um Waaren zu produciren und +diese Waaren mit einem Profit zu verkaufen, nach seiner Verwandlung in +Waaren verkauft werden und durch den Verkauf erstens aus dem Besitz +des Verkäufers in den des Käufers Übergehn, zweitens aus seiner Natural +form als Waare in seine Geldform sich umsetzen muß, und daher dem +Besitzer unnütz ist, so lange es entweder in seinem Besitz oder || 1711 - für +ihn - in derselben Form bleibt? Aber dann kommt die Sache darauf hin +aus: Derselbe Kapitalwerth, der früher in der Form des produktiven +Kapitals fungirte, in einer dem Produktionsproceß angehörigen Form, +fungirt jetzt als Waarenkapital und Geldkapital, in seinen dem Cirkula +tionsproceß angehörigen Formen, ist also weder fixes noch flüssiges K a +pital mehr. Und es gilt dies ebensowohl für die Werthelemente, welche +durch Roh- und Hülfsstoffe, also durch flüssiges, wie für diejenigen, wel +che durch den Verbrauch der Arbeitsmittel, also durch fixes Kapital, zu +gefügt werden. Wir kommen auch so dem Unterschied von fixem und +flüssigem Kapital keinen Schritt näher. + +Weiter: "The goods of the merchant yield him no revenue or profit till +he sells them for money, and the money yields him as little till it is again +exchanged for goods. His capital is continually going from him in one +shape, and returning to him in another, and it is only by means of such +circulation, or successive exchanges, that it can yield him any profit. Such +capitals, therefore, may very properly be called circulating capitals." + +Was A. Smith hier als cirkulirendes Kapital bestimmt, ist das, was ich +Cirkulationskapital nennen will, Kapital, in der dem Cirkulationsproceß, +dem Formwechsel vermittelst des Austausches (Stoffwechsel und Hän +dewechsel) angehörigen Form, also Waarenkapital und Geldkapital, im +Gegensatz zu seiner dem Produktionsproceß angehörigen Form, der des + +177 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +produktiven Kapitals. Es sind dies keine besondren Arten, worin der +industrielle Kapitalist sein Kapital theilt, sondern es sind verschiedne +Formen, die derselbe vorgeschoßne Kapitalwerth in seinem curriculum +vitae nach einander stets von neuem annimmt und abstreift. Dies wirft +A. Smith - und das ist ein großer Rückschritt gegen die Physiokraten - +zusammen mit den Formunterschieden, die innerhalb der Cirkulation des +Kapitalwerths, in seinem Kreislauf durch seine successiven Formen, ent +springen während der Kapitalwerth sich in der Form des produktiven +Kapitals befindet; und zwar entspringen aus der verschiednen Weise, +worin die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals am Werth- +bildungsproceß sich betheiligen und ihren Werth auf das Produkt über +tragen. Wir werden die Folgen dieser Grundverwechslung zwischen dem +produktiven und dem in der Cirkulationssphäre befindlichen Kapital +(Waarenkapital und Geldkapital) einerseits, und zwischen fixem und flüs +sigem Ka||172|pital andrerseits, weiter unten sehn. Der in fixem Kapital +vorgeschoßne Kapitalwerth wird ebensowohl durch das Produkt cirku +lirt, wie der im flüssigen Kapital vorgeschoßne, und er verwandelt sich +durch die Cirkulation des Waarenkapitals ebensosehr in Geldkapital wie +der andre. Der Unterschied entspringt nur daraus, daß sein Werth bruch +weis cirkulirt und daher auch bruchweis, in kürzern oder längern Peri +oden ersetzt, in Naturalform reproducirt werden muß. + +D aß A. Smith hier unter cirkulirendem Kapital nichts versteht als Cir- +kulationskapital, d. h. den Kapitalwerth in seinen dem Cirkulationspro +ceß angehörigen Formen (Waarenkapital und Geldkapital), beweist das +von ihm mit besondrem Ungeschick gewählte Beispiel. Er nimmt als Bei +spiel eine Kapitalart, die gar nicht dem Produktionsproceß angehört, +sondern nur in der Cirkulationssphäre haust, nur aus Cirkulationskapital +besteht, das Kaufmannskapital. + +Wie abgeschmackt es ist, mit einem Beispiel zu beginnen, worin das +Kapital überhaupt nicht als produktives Kapital figurirt, sagt er selbst +gleich darauf: "The capital of a merchant is altogether a circulating cap +ital." Aber der Unterschied zwischen cirkulirendem und fixem Kapital +soll j a, wie uns später gesagt wird, ein aus wesentlichen Unterschieden +innerhalb des produktiven Kapitals selbst entspringender sein. Einerseits +hat A. Smith den physiokratischen Unterschied im Kopf, andrerseits die +Formunterschiede, die der Kapitalwerth in seinem Kreislauf durchmacht. +Und beides geht bunt durcheinander. + +Wie aber ein Profit entstehn soll durch den Formwechsel von Geld und +Waare, durch bloße Verwandlung des Werths aus einer dieser Formen in +die andre, ist absolut nicht abzusehn. Auch wird die Erklärung absolut +unmöglich, weil er hier beginnt mit dem Kaufmannskapital, das sich nur + +178 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +in der Cirkulationssphäre bewegt. Wir kommen hierauf zurück; hören +wir zunächst was er über das fixe Kapital sagt: + +"Secondly, it (capital) may be employed in the improvement of land, in +the purchase of useful machines and instruments of trade, or in such like +things as yield a revenue or profit without changing masters, or circulat +ing any further. Such capitals, therefore, may very properly be called +fixed capitals. Different occupations require very different proportions +between the fixed and circulating capitals employed in them . .. Some +part of the capital of every master artificer or manufacturer must be | +1 1 7 31 fixed in the instruments of his trade. This part, however, is very small +in some, and very great in others. . .. The far greater part of the capital of +all such master artificers (wie Schneider, Schuster, Weber) however is cir +culated, either in the wages of their workmen, or in the price of their +materials, and to be repaid with a profit by the price of the work." + +Abgesehn von der kindlichen Bestimmung über die Quelle des Profits + +tritt das Schwache und Konfuse gleich darin hervor: Für einen Maschi +nenfabrikanten ζ. B. ist die Maschine Produkt, die als Waarenkapital +cirkulirt, also in A. Smiths Worten: "is parted with, changes masters, +circulates further." Die Maschine wäre also nach seiner eignen Bestim +mung kein fixes, sondern cirkulirendes Kapital. Diese Konfusion ent +springt wieder daraus, daß Smith den aus der verschiedenartigen +Cirkulation der verschiednen Elemente des produktiven Kapitals ent +springenden Unterschied von fixem und flüssigem Kapital verwechselt mit +Formunterschieden, die dasselbe Kapital durchläuft, soweit es innerhalb +des Produktionsprocesses als produktives Kapital fungirt, dagegen inner +halb der Cirkulationssphäre als Cirkulationskapital, d. h. als Waaren +kapital oder als Geldkapital. Je nach der Stelle, die sie im Lebensproceß +des Kapitals einnehmen, können dieselben Dinge daher bei A. Smith als +fixes Kapital fungiren (als Arbeitsmittel, Elemente des produktiven K a +pitals), und als „cirkulirendes" Kapital, Waarenkapital (als Produkt, das +aus der Produktionssphäre in die Cirkulationssphäre abgestoßen wird). +Aber A. Smith wechselt auf einmal den ganzen Eintheilungsgrund und +widerspricht dem, womit er ein paar Zeilen vorher die ganze Untersuchung +eröffnet hatte. Es geschieht dies namentlich mit dem Satz: "There are two +different ways in which a capital may be employed so as to yield a revenue +or a profit to its employer," nämlich als cirkulirendes oder als fixes Kapi +tal. Danach waren dies also verschiedne Anwendungsweisen verschiedner +von einander unabhängiger Kapitale, wie Kapitale entweder ζ. B. in der +Industrie oder in der Agrikultur angewandt werden können. - Jetzt aber +heißt es: "Different occupations require very different proportions be +tween the fixed and circulating capitals employed in them." Fixes und + +179 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +cirkulirendes Kapital sind jetzt nicht mehr verschiedne, selbständige K a +pitalanlagen, sondern verschiedne Portionen desselben produktiven K a +pitals, die in verschiednen Anlagesphären verschiednen Antheil vom Ge- +sammtwerth dieses Kapitals bilden. Es sind || 174| also Unterschiede, die aus +der sachgemäßen Theilung des produktiven Kapitals selbst entspringen, +und die daher nur mit Bezug auf dieses gelten. Dem widerspricht aber +wieder, daß das Handelskapital als bloß cirkulirendes Kapital dem fixen +Kapital gegenüber gestellt wird, denn Smith selbst sagt: „Das Kapital eines +Kaufmanns ist ganz und gar cirkulirendes Kapital." Es ist in der That ein +nur innerhalb der Cirkulationssphäre fungirendes Kapital, und steht als +solches dem produktiven Kapital, dem dem Produktionsproceß einverleib +ten Kapital überhaupt gegenüber, kann aber ebendeßhalb nicht als flüs +siger (cirkulirender) Bestandtheil des produktiven Kapitals dem fixen Be +standtheil des produktiven Kapitals gegenüberstehn. + +Bei den Beispielen, die Smith gibt, bestimmt er als fixes Kapital die +Instruments of trade, als cirkulirendes Kapital den Kapitalantheil ausge +legt in Arbeitslöhnen und Rohstoffen, Hülfsstoffe eingerechnet (repaid +with a profit by the price of the work). + +Also zunächst wird nur ausgegangen von den verschiednen Bestand +t e i l en des Arbeitsprocesses, Arbeitskraft (Arbeit) und Rohstoffen auf +der einen Seite, Arbeitsinstrumenten auf der andern. Diese aber sind K a- +pitalbestandtheile weil eine Werthsumme, die als Kapital fungiren soll, in +ihnen ausgelegt ist. Sofern sind sie die stofflichen Elemente, Daseinswei +sen des produktiven, d. h. des im Produktionsproceß fungirenden Kapi +tals. Warum heißt nun der eine Theil fix? Weil some parts of the capital +must be fixed in the instruments of trade. Aber der andre Theil ist auch +fixirt in Arbeitslohn und Rohstoffen. Maschinen indessen und instru +ments of trade . .. such like things . .. yield a revenue or profit without +changing masters, or circulating any further. Such capitals, therefore, +may very properly be called fixed capitals. + +Nehmen wir ζ. Β. den Bergbau. Rohmaterial wird hier gar nicht ver­ +wandt, indem der Arbeitsgegenstand, ζ. B. das Kupfer, ein Naturprodukt +ist, das durch die Arbeit erst angeeignet werden soll. D as erst anzueig­ +nende Kupfer, das Produkt des Processes, das später als Waare, resp. +Waarenkapital, cirkulirt, bildet kein Element des produktiven Kapitals. +Kein Theil seines Werths ist darin ausgelegt. Andrerseits die andren Ele +mente des Produktionsprocesses, Arbeitskraft und Hülfsstoffe, wie K o h +le, Wasser u. s. w., gehn ebensowenig stofflich in das Produkt ein. Die +Kohle wird ganz konsumirt und nur ihr Werth geht in das Produkt ein, +ganz wie ein Werththeil der Maschine etc. in das Produkt eingeht. +End||175|lich bleibt der Arbeiter ebenso selbständig dem Produkt, dem + +180 + + Zehntes Kapitel • Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +Kupfer, gegenüber stehn, wie die Maschine. Nur der Werth, den er durch +seine Arbeit producirt, ist jetzt Bestandtheil des Kupferwerths. Also in +diesem Beispiel wechselt kein einziger Bestandtheil des produktiven K a +pitals die Hände (masters), oder wird keiner derselben weiter cirkulirt, +weil keiner derselben stofflich in das Produkt eingeht. Wo bleibt hier also +das cirkulirende Kapital? Nach A. Smith eigner Definition bestände das +ganze in einem Kupferbergwerke zur Verwendung kommende Kapital +nur aus fixem Kapital. + +Nehmen wir dagegen eine andre Industrie, die Rohstoffe anwendet, +welche die Substanz des Produkts bilden, ferner Hülfsstoffe, die leiblich, +nicht nur dem Werth nach, wie etwa Heizkohle in das Produkt eingehn. +Mit dem Produkt, dem Garn z. B ., wechselt auch der Rohstoff, die +Baumwolle, woraus es besteht, die Hände und geht aus dem Produkti +onsproceß in den Konsumtionsproceß ein. Aber so lange die Baumwolle +als Element des produktiven Kapitals fungirt, verkauft der Eigner sie +nicht, sondern bearbeitet sie, läßt Garn aus ihr machen. Er gibt sie nicht +aus der Hand. Oder, um Smiths grobfalsch-trivialen Ausdruck zu brau +chen, er macht keinen Profit by parting with it, by its changing masters, +or by circulating it. Er läßt seine Materialien ebensowenig cirkuliren wie +seine Maschinen. Sie sind fixirt im Produktionsproceß, ganz so gut wie +die Spinnmaschinen und Fabrikgebäude. J a, es muß ebenso beständig ein +Theil des produktiven Kapitals in der F o rm von Kohle, Baumwolle etc. +fixirt sein, wie in der von Arbeitsmitteln. Der Unterschied ist nur der, +daß die zur ζ. B. wöchentlichen Produktion von Garn nöthige Baum +wolle, Kohle etc. beständig in der Produktion des Wochenprodukts ganz +konsumirt wird, daher durch neue Exemplare von Baumwolle, Kohle etc. +ersetzt werden muß; also diese Elemente des produktiven Kapitals, ob +gleich sie der Art nach identisch bleiben, beständig aus neuen Exempla +ren derselben Art bestehn, während dieselbe individuelle Spinnmaschine, +dasselbe individuelle Fabrikgebäude fortfahrt, ohne Ersatz durch ein +neues Exemplar seiner Art, zu einer ganzen Reihe von Wochenproduk +tionen mitzuwirken. Als Elemente des produktiven Kapitals sind alle sei +ne Bestandtheile beständig im Produktionsproceß fixirt, denn er kann +nicht ohne sie vorgehn. Und alle Elemente des produktiven Kapitals, fixe +wie flüssige, stehn gleichmäßig als produktives ||176| Kapital dem Cir +kulationskapital, d. h. dem Waarenkapital und Geldkapital gegenüber. + +Ebenso verhält es sich mit der Arbeitskraft. Ein Theil des produktiven +Kapitals muß beständig in ihr fixirt sein, und es sind dieselben identi +schen Arbeitskräfte, wie dieselben Maschinen, die überall auf längre Zeit +von demselben Kapitalisten verwandt werden. Der Unterschied zwischen +ihnen und den Maschinen besteht hier nicht darin, daß die Maschine ein + +181 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +für allemal gekauft ist (was auch nicht der Fall, wenn sie ζ. B. in Ter­ +minen abbezahlt wird), der Arbeiter nicht - sondern darin, daß die Ar +beit, die dieser verausgabt, ganz in den Werth des Produkts eingeht, da +gegen der Werth der Maschine nur bruchweis. + +Smith verwechselt verschiedne Bestimmungen, wenn er vom cirkuliren- +den Kapital sagt im Gegensatz zum fixen: "The capital employed in this +manner yields no revenue or profit to its employer, while it either remains +in his possession or continues in the same shape." Er stellt die nur for +melle Metamorphose der Waare, die das Produkt, das Waarenkapital, in +der Cirkulationssphäre durchläuft, und die den Händewechsel der Waa +ren vermittelt, auf gleiche Stufe mit der körperlichen Metamorphose, +welche die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals während des +Produktionsprocesses durchlaufen. Verwandlung von Waare in Geld und +von Geld in Waare, K a uf und Verkauf, wirft er hier ohne weitres zusam +men mit Verwandlung von Produktionselementen in Produkt. Sein Bei +spiel für das cirkulirende Kapital ist das Kaufmannskapital, das sich aus +Waare in Geld, aus Geld in Waare verwandelt - der der Waarencirku +lation angehörige Formwechsel W - G - W. Dieser Formwechsel innerhalb +der Cirkulation hat aber für das fungirende industrielle Kapital die Be +deutung, daß die Waaren, worin das Geld rückverwandelt wird, Pro +duktionselemente (Arbeitsmittel und Arbeitskraft) sind, daß er also die +Kontinuität seiner Funktion vermittelt, den Produktionsproceß als kon- +tinuirlichen oder als Reproduktionsproceß. Dieser ganze Formwechsel +geht in der Cirkulation vor; er ist es, der den wirklichen Uebergang der +Waaren aus einer Hand in die andre vermittelt. Dagegen die Metamor +phosen, die das produktive Kapital innerhalb seines Produktionsproces +ses durchläuft, sind dem Arbeitsproceß angehörige Metamorphosen, +n o t w e n d ig um die Produktionselemente in das bezweckte Produkt zu +verwandeln. A. Smith hält sich daran, daß ein Theil der Produk- +tions||177|mittel (die eigentlichen Arbeitsmittel) im Arbeitsproceß dient +(was er fälschlich ausdrückt: yield a profit to their master), indem er seine +Naturalform nicht verändert, sich nur allmälig abnutzt; während ein and +rer Theil, die Materialien, sich verändert, und gerade durch seine Verän +derung seine Bestimmung als Produktionsmittel erfüllt. Dies verschiedne +Verhalten der Elemente des produktiven Kapitals im Arbeitsproceß bil +det aber nur den Ausgangspunkt des Unterschieds zwischen fixem und +nicht fixem Kapital, nicht diesen Unterschied selbst, was sich schon dar +aus ergibt, daß es für alle Produktionsweisen, kapitalistische und nicht +kapitalistische, gleichmäßig besteht. Diesem verschiednen stofflichen +Verhalten entspricht aber die Werthabgabe an das Produkt, der hinwieder +der Werthersatz durch den Verkauf des Produkts entspricht; und erst dies + +182 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +bildet jenen Unterschied. Das Kapital ist also nicht fix, weil es in den +Arbeitsmitteln fixirt ist, sondern weil ein Theil seines in Arbeitsmitteln +ausgelegten Werths in denselben fixirt bleibt, während ein andrer Theil +als Werthbestandtheil des Produkts cirkulirt. + +" If it (the stock) is employed in procuring future profit, it must procure +this profit by staying with him (the employer), or by going from him. In +the one case it is a fixed, in the other it is a circulating capital." (p. 189.) +Zunächst fällt hier auf die roh empirische, aus der Anschauungsweise +des gewöhnlichen Kapitalisten geschöpfte Vorstellung des Profits, die der +bessern esoterischen Einsicht A. Smith's durchaus widerspricht. In dem +Preis des Produkts ist der Preis sowohl der Materialien wie der Arbeitskraft +ersetzt worden, aber ebenso der von den Arbeitsinstrumenten durch Ver +schleiß auf das Produkt übertragne Werththeil. Aus diesem Ersatz entquillt +in keinem Fall der Profit. Ob ein zur Produktion des Produkts vorge- +schoßner Werth ganz oder stückweis, auf einmal oder allmälig durch den +Verkauf desselben ersetzt wird, kann nur die Art und die Zeit des Ersatzes +ändern; in keinem Fall aber das beiden Gemeinschaftliche - den Werther +satz - in Schöpfung von Mehrwerth verwandeln. Es liegt hier zu Grunde +die gewöhnliche Vorstellung, daß weil der Mehrwerth erst durch den Ver +kauf des Produkts, durch seine Cirkulation realisirt wird, er nur aus dem +Verkauf, aus der Cirkulation entspringe. In der That ist die verschiedne +Entstehungsweise des Profits hier nur falsche Phrase dafür, daß die ver +schiednen Elemente des pro||178|duktiven Kapitals verschieden dienen, als +produktive Elemente verschieden im Arbeitsproceß wirken. Schließlich +wird der Unterschied nicht aus dem Arbeits- resp. Verwerthungsproceß, +aus der Funktion des produktiven Kapitals selbst abgeleitet, sondern soll +nur subjektiv gelten für den einzelnen Kapitalisten, dem der eine Kapital- +theil in dieser, der andre in jener Weise nützlich sei. + +Dagegen hatte Quesnay die Unterschiede aus dem Reproduktionspro +ceß und seinen Nothwendigkeiten selbst hergeleitet. Damit dieser Proceß +kontinuirlich sei, muß aus dem Werth des jährlichen Produkts der Werth +der jährlichen Vorschüsse jährlich ganz ersetzt werden, dagegen der +Werth des Anlagekapitals nur stückweis, sodaß er erst in einer Reihe von +ζ. B. zehn Jahren ganz ersetzt und daher ganz reproducirt (durch neue +Exemplare derselben Art ersetzt) werden muß. A. Smith fällt also tief +unter Quesnay zurück. + +Es bleibt so bei A. Smith für die Bestimmung des fixen Kapitals durch +aus nichts übrig, als daß es Arbeitsmittel sind, die ihre Gestalt nicht im +Produktionsproceß ändern und fortfahren bis zu ihrer Abnutzung in der +Produktion zu dienen, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung sie +mithelfen. Es wird vergessen, daß alle Elemente des produktiven Kapitals + +183 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +beständig in ihrer Naturalform (als Arbeitsmittel, Materialien und Ar +beitskraft) dem Produkt und dem als Waare cirkulirenden Produkt ge- +genüberstehn, und daß der Unterschied des aus Materialien und Arbeits +kraft bestehenden Theils von dem aus Arbeitsmitteln bestehenden Theil +nur darin liegt, mit Bezug auf die Arbeitskraft: daß sie stets neu gekauft +wird (nicht für ihre Dauer gekauft wird wie die Arbeitsmittel); in Bezug +auf die Materialien: daß nicht dieselben identischen, sondern stets neue +Exemplare derselben Art im Arbeitsproceß fungiren. Es wird zugleich der +falsche Schein hervorgebracht, als ob der Werth des fixen Kapitals nicht +auch cirkulire, obgleich A. Smith natürlich den Verschleiß des fixen K a +pitals als Theil des Produktenpreises früher entwickelt hat. + +Bei dem cirkulirenden Kapital als Gegensatz zum fixen wird nicht her +vorgehoben, daß es diesen Gegensatz nur hat als derjenige Bestandtheil +des produktiven Kapitals, der ganz aus dem Werth des Produkts ersetzt +werden und dessen Metamorphosen daher ganz mitmachen muß, wäh +rend dies bei dem fixen Kapital nicht der Fall. Es wird vielmehr zusam +mengeworfen mit den Gestalten, die das Kapital bei seinem Uebergang | +11791 aus der Produktionssphäre in die Cirkulationssphäre annimmt, als +Waarenkapital und Geldkapital. Aber beide Formen, Waarenkapital und +Geldkapital, sind Träger des Werths ebensowohl der fixen wie der flüs +sigen Bestandtheile des produktiven Kapitals. Beide sind Cirkulations- +kapital, im Gegensatz zum produktiven, aber nicht cirkulirendes (flüssi +ges) Kapital im Gegensatz zum fixen. + +Endlich: Durch die ganz schiefe Entwicklung vom Machen des Profits +durch das fixe Kapital, indem es im Produktionsproceß bleibt; durch das +cirkulirende, indem es ihn verläßt und cirkulirt wird,- wird über die Die- +selbigkeit der Form, die variables Kapital und der flüssige Bestandtheil des +konstanten Kapitals im Umschlag haben, der wesentliche Unterschied der +selben im Verwerthungsproceß und der Bildung des Mehrwerths versteckt, +also das ganze Geheimniß der kapitalistischen Produktion noch mehr ver +dunkelt; durch die gemeinsame Bezeichnung: cirkulirendes Kapital, wird +dieser wesentliche Unterschied aufgehoben; was dann die spätere Oeko +nomie noch weiter führte, indem nicht der Gegensatz von variablem und +konstantem, sondern der von fixem und cirkulirendem Kapital als das +Wesentliche und allein Unterscheidende festgehalten wurde. + +Nachdem A. Smith fixes und cirkulirendes Kapital erst bezeichnet hat +als zwei besondre Arten, Kapital anzulegen, die, jede für sich betrachtet, +einen Profit abwerfen, sagt er: "No fixed capital can yield any revenue +but by means of a circulating capital. The most useful machines and +instruments of trade will produce nothing without the circulating capital +which affords the materials they are employed upon, and the mainte +nance of the workmen who employ them." (p. 188.) + +184 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +Hier kommt es heraus, was die frühern Ausdrücke: yield a revenue, +make a profit, etc. bedeuten, daß nämlich beide Kapitaitheile als Pro +duktbildner dienen. + +A. Smith gibt nun folgendes Beispiel: "That part of the capital of the +farmer which is employed in the implements of agriculture is a fixed, that +which is employed in the wages and maintenance of his labouring ser +vants is a circulating capital. (Hier bezieht sich also der Unterschied von +fixem und cirkulirendem Kapital richtig nur auf die verschiedne Cirku +lation, den Umschlag verschiedner Bestandtheile des produktiven Kapi +tals.) He makes a profit of the one by keeping it in his ||180| own pos +session, and of the other by parting with it. The price or value of his +labouring cattle is a fixed capital (hier wieder das Richtige, daß es der +Werth ist worauf sich der Unterschied bezieht, nicht das stoffliche Ele +ment), in the same manner as that of the instruments of husbandry; their +maintenance (des Arbeitsviehs) is a circulating capital, in the same way as +that of the labouring servants. The farmer makes his profit by keeping +the labouring cattle, and by parting with their maintenance. (Der Pächter +behält das Futter des Viehs, verkauft es nicht. Er verbraucht es als Vieh +futter, während er das Vieh selbst als Arbeitsinstrument verbraucht. Der +Unterschied ist nur der: Das Viehfutter, das in die Erhaltung des Arbeits +viehs eingeht, wird ganz aufgezehrt und muß beständig durch neues +Viehfutter aus dem Ackerbauprodukt oder seinem Verkauf ersetzt wer +den; das Vieh selbst wird nur ersetzt im M a ß, wie jedes Stück der Reihe +nach arbeitsunfähig wird.) Both the price and the maintenance of the +cattle which are bought in and fattened, not for labour but for sale, are a +circulating capital. The farmer makes his profit by parting with them. +(Jeder Waarenproducent, also auch der kapitalistische, verkauft sein Pro +dukt, das Resultat seines Produktionsprocesses, weswegen aber dies Pro +dukt weder fixen noch flüssigen Bestandtheil seines produktiven Kapitals +bildet. Es besteht jetzt vielmehr in einer Form, worin es aus dem Pro +duktionsproceß ausgestoßen ist und als Waarenkapital fungiren muß. +Das Mastvieh fungirt im Produktionsproceß als Rohmaterial, nicht als +Instrument wie das Arbeitsvieh. Es geht daher als Substanz in das Pro +dukt ein, und sein ganzer Werth geht in dasselbe ein, wie der der Hülfs- +stoffe (sein Futter). Daher ist es flüssiger Theil des produktiven Kapitals, +nicht weil das verkaufte Produkt - das Mastvieh - hier dieselbe Natu +ralform hat wie der Rohstoff, das noch nicht gemästete Vieh. Dies ist +zufällig. Zugleich hätte aber Smith aus diesem Beispiel sehn können, daß +es nicht die dingliche Gestalt des Produktionselements ist, was dem in +ihm steckenden Werth die Bestimmung fix und flüssig gibt, sondern seine +Funktion innerhalb des Produktionsprocesses.) The whole value of the + +185 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +seed too is a fixed capital. Though it goes backwards and forwards be +tween the ground and the granary, it never changes masters, and there +fore it does not properly circulate. The farmer makes his profit not by its +sale, but by its increase." + +Hier bricht die gänzliche Gedankenlosigkeit der Smith'schen +Dis|| 181 jtinktion an den Tag. Nach ihm wäre die Aussaat fixes Kapital, +wenn kein change of masters stattfände, d. h. wenn die Aussaat direkt +aus dem jährlichen Produkt ersetzt, von ihm abgezogen wird. Es wäre +dagegen cirkulirendes Kapital, wenn das ganze Produkt verkauft und aus +einem Werththeil desselben fremdes Saatkorn gekauft worden. In dem +einen Fall findet change of masters statt, in dem andern nicht. Smith +verwechselt hier wieder flüssiges Kapital und Waarenkapital. Das Pro +dukt ist der stoffliche Träger des Waarenkapitals. Aber natürlich nur der +Theil desselben, der wirklich in Cirkulation tritt und nicht wieder direkt +in den Produktionsproceß eingeht, aus dem er als Produkt hervorkam. + +Ob der Same direkt als Theil vom Produkt abgezogen, oder ob das +ganze Produkt verkauft und ein Theil seines Werths im Ankauf von frem +dem Samen umgesetzt wird, in beiden Fällen findet nur Ersatz statt, und +wird durch diesen Ersatz kein Profit gemacht. In dem einen Fall tritt der +Same mit dem Rest des Produkts als Waare in Cirkulation, im andern +Fall figurirt er nur in der Buchhaltung als Werthbestandtheil des vorge +schoßnen Kapitals. Aber in beiden Fällen bleibt er flüssiger Bestandtheil +des produktiven Kapitals. Er wird ganz aufgezehrt, um das Produkt fer +tig zu machen, und er muß ganz aus ihm ersetzt werden, um die R e +produktion zu ermöglichen. + +„Rohmaterialien und Hülfsstoffe verlieren die selbständige Gestalt, +womit sie in den Arbeitsproceß als Gebrauchswerthe eintraten. Anders +mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein Instrument, eine Maschine, ein +Fabrikgebäude, ein Gefäß u. s. w. dienen im Arbeitsproceß nur solange +sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in ebender +selben Form in den Arbeitsproceß eingehn wie gestern. Wie sie während +ihres Lebens, des Arbeitsprocesses, ihre selbständige Gestalt gegenüber +dem Produkt bewahren, so auch nach dem Tode. Die Leichen von M a +schinen, Werkstätten, Arbeitsgebäuden, existiren immer noch selbstän +dig, getrennt von den Produkten, die sie bilden halfen." (Buch I, K a p. V I, +S. 192.) + +Diese verschiednen Weisen, worin die Produktionsmittel zur Bildung +des Produkts vernutzt werden, indem die einen dem Produkt gegenüber +ihre selbständige Gestalt bewahren, die andern sie verändern oder ganz +verlieren, - diesen, dem Arbeitsproceß als solchem angehörigen Unter +schied, der daher ebenso für Arbeitsprocesse zutrifft, die auf bloßen + +186 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +Selbstbedarf, ζ. B. der patriarchalischen Familie, gerichtet sind, ohne al­ +len ||182| Austausch, ohne Waarenproduktion - verfälscht A. Smith in +dem er 1) die hier ganz ungehörige Bestimmung des Profits hineinbringt, +daß die einen dem Eigner Profit bringen, indem sie ihre Gestalt beibe +halten, die andren, indem sie sie verlieren; 2) indem er die Veränderungen +eines Theils der Produktionselemente im Arbeitsproceß zusammenwirft +mit dem, dem Austausch der Produkte, der Waarencirkulation angehö- +rigen Formwechsel ( K a uf und Verkauf), der zugleich den Wechsel des +Eigenthums an den cirkulirenden Waaren einschließt. + +Der Umschlag unterstellt die Reproduktion als vermittelt durch Cir +kulation, also durch Verkauf des Produkts, durch seine Verwandlung in +Geld und Rückverwandlung aus Geld in seine Produktionselemente. So +weit aber ein Theil seines eignen Produkts dem kapitalistischen Produ +centen selbst wieder direkt als Produktionsmittel dient, erscheint der Pro +ducent als Verkäufer desselben an sich selbst und so figurirt die Sache in +seiner Buchhaltung. Dieser Theil der Reproduktion ist dann nicht durch +Cirkulation vermittelt, sondern unmittelbar. Der Theil des Produkts, der +so wieder als Produktionsmittel dient, ersetzt aber flüssiges Kapital, nicht +fixes, soweit 1) sein Werth ganz in das Produkt eingeht und 2) es selbst in +natura ganz durch ein neues Exemplar aus dem neuen Produkt ersetzt +worden ist. + +A. Smith sagt uns nun, woraus cirkulirendes und fixes Kapital besteht. +Er zählt die Dinge, die stofflichen Elemente auf, welche fixes Kapital, +und die, welche cirkulirendes bilden, als ob diese Bestimmtheit diesen +Dingen stofflich, von Natur zukäme und nicht vielmehr aus ihrer be +stimmten Funktion innerhalb des kapitalistischen Produktionsprocesses +entspränge. Und doch macht er in demselben Kapitel ( B o ok II, chap. I) +die Bemerkung, daß, obgleich ein gewisses Ding, wie ζ. B. ein Wohnhaus, +das für unmittelbare Konsumtion reservirt ist, ,,may yield a revenue to its +proprietor, and thereby serve in the function of a capital to him, it cannot +yield any to the public, nor serve in the function of a capital to it, and the +revenue of the whole body of the people can never be in the smallest +degree increased by it." (S. 186.) Hier spricht A. Smith also klar aus, daß +die Kapitaleigenschaft den Dingen nicht als solchen und unter allen Um +ständen zukommt, sondern eine Funktion ist, mit der sie je nach Um +ständen bekleidet oder nicht bekleidet sind. Was aber vom Kapital über +haupt, das gilt auch von seinen Unterabtheilungen. | + +11831 Dieselben Dinge bilden Bestandtheil des flüssigen oder des fixen +Kapitals, je nachdem sie andre Funktion im Arbeitsproceß vollziehn. +Ζ. B. ein Vieh, als Arbeitsvieh (Arbeitsmittel) bildet stoffliche Existenz­ +weise des fixen Kapitals, dagegen als Mastvieh (Rohmaterial) Bestand- + +187 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +theil des cirkulirenden Kapitals des Pächters. Andrerseits kann dasselbe +Ding bald als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren, bald zum +unmittelbaren Konsumtionsfonds gehören. Ein Haus z. B ., wenn als Ar +beitslokal fungirend, ist fixer Bestandtheil des produktiven Kapitals; +wenn als Wohnhaus, gar keine Form des Kapitals qua Wohnhaus. Die +selben Arbeitsmittel können in vielen Fällen bald als Produktionsmittel, +bald als Konsumtionsmittel fungiren. + +Es war dies der eine der Irrthümer, die aus der Smith'schen Auffassung +folgen: die Charaktere von fixem und cirkulirendem Kapital als den Din +gen zukommende Charaktere zu fassen. Schon die Analyse des Arbeits- +processes (Buch I, K a p. V) zeigt, wie die Bestimmungen von Arbeitsmit +tel, Arbeitsmaterial, Produkt wechseln, je nach der verschiednen Rolle, +die ein und dasselbe Ding im Proceß einnimmt. Die Bestimmungen von +fixem und nichtfixem Kapital sind aber ihrerseits aufgebaut auf die be +stimmten Rollen, welche diese Elemente im Arbeitsproceß und daher +auch im Werthbildungsproceß spielen. + +Zweitens aber, bei Aufzählung der Dinge, woraus fixes und cirkuliren +des Kapital bestehn, kommt ganz zum Ausbruch, daß Smith den nur in +Bezug auf das produktive Kapital (das Kapital in seiner produktiven +F o r m) gültigen und Sinn habenden Unterschied von fixen und flüssigen +Bestandtheilen desselben zusammenwirft mit dem Unterschied zwischen +produktivem Kapital und den, dem Kapital in seinem Cirkulationspro +ceß angehörigen Formen: Waarenkapital und Geldkapital. Er sagt an +derselben Stelle (pp. 187, 188): "The circulating capital consists ... of the +provisions, materials, and finished work of all kinds that are in the hands +of their respective dealers, and of the money that is necessary for circu +lating and distributing them etc." - In der That, wenn wir näher zusehn, +so ist hier, im Gegensatz zum Frühern, cirkulirendes Kapital wieder +gleichgesetzt mit Waarenkapital und Geldkapital, also mit zwei Formen +des Kapitals, die gar nicht dem Produktionsproceß angehören, die nicht +cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen, sondern Cir- +kulationskapital im Gegensatz zum produktiven Kapital bilden. || 1841 Nur +neben diesen figuriren dann wieder die in Materialien (Rohstoff oder Halb +fabrikaten) vorgeschoßnen und wirklich dem Produktionsproceß einver +leibten Bestandtheile des produktiven Kapitals. Er sagt: + +" . .. The third and last of the three portions into which the general +stock of the society naturally divides itself, is the circulating capital, of +which the characteristic is, that it affords a revenue only by circulating or +changing masters. This is composed likewise of four parts: first, of the +money ... (Aber Geld ist nie eine F o rm des produktiven, des im Produk +tionsproceß fungirenden Kapitals. Es ist stets nur eine der Formen, wel- + +188 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +che das Kapital innerhalb seines Cirkulationsprocesses annimmt.) - sec +ondly, of the stock of provisions which are in the possession of the butch +er, the grazier, the farmer ... and from the sale of which they expect to +derive a profit... Fourthly and lastly, of the work which is made up and +completed, but which is still in the hands of the merchant and man +ufacturer. - Und: thirdly, of the materials, whether altogether rude or +more or less manufactured, of clothes, furniture, and building, which are +not yet made up into any of those three shapes but which remain in the +hands of the growers, the manufacturers, the mercers and drapers, the +timber-merchants, the carpenters and joiners, the brickmakers etc." + +Nr. 2 und 4 enthalten nichts als Produkte, die als solche aus dem Pro +duktionsproceß abgestoßen sind und verkauft werden müssen; kurz, die +nun als Waaren, daher resp. als Waarenkapital fungiren, also eine Form +besitzen und eine Stelle im Proceß einnehmen, worin sie kein Element des +produktiven Kapitals bilden, welches immer ihre schließliche Bestim +mung, d. h. ob sie der individuellen oder produktiven Konsumtion +schließlich ihrem Zweck (Gebrauchswerth) nach anheimfallen sollen. +Diese Produkte in 2 sind Nahrungsmittel, in 4 alle andern fertigen Pro +dukte, die also selbst wieder nur aus fertigen Arbeitsmitteln oder fertigen +Genußmitteln (andern als den sub 2 enthaltnen Nahrungsmitteln) be- +stehn. + +D aß Smith dabei auch vom Kaufmann spricht, zeigt seine Konfusion. +Soweit der Producent sein Produkt an den Kaufmann verkauft hat, bil +det es überhaupt keine Form seines Kapitals mehr. Gesellschaftlich be +trachtet ist es allerdings immer noch Waarenkapital, wenn auch in andrer +Hand als in der seines Producenten; aber eben weil Waarenkapital, weder +fixes noch flüssiges Kapital. | + +1185 J In jeder nicht auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichteten Produk +tion muß das Produkt als Waare cirkuliren, d. h. verkauft werden, nicht +um daraus einen Profit zu machen, sondern damit der Producent über +haupt leben kann. Bei der kapitalistischen Produktion kommt hinzu, daß +mit dem Verkauf der Waare auch der Mehrwerth, der in ihr steckt, re- +alisirt wird. Das Produkt tritt als Waare aus dem Produktionsproceß +heraus, ist also weder fixes noch flüssiges Element desselben. + +Uebrigens hebt Smith sich hier selbst auf. Die fertigen Produkte, wel +ches immer ihre stoffliche Gestalt oder ihr Gebrauchswerth, ihr Nutzef +fekt, sind hier alle Waarenkapital, also Kapital in einer dem Cirkulati +onsproceß angehörigen Form. Als in dieser Form befindlich, bilden sie +keine Bestandtheile des etwaigen produktiven Kapitals ihres Eigners; was +durchaus nicht verhindert, daß, sobald sie verkauft sind, sie in der Hand +ihres Käufers Bestandtheile von produktivem Kapital werden, sei es flüs- + +189 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +sige oder fixe. Es zeigt sich hier, daß dieselben Dinge, die zu einer Zeit als +Waarenkapital, im Gegensatz zum produktiven Kapital, auf dem Markt +auftreten - sobald sie dem Markt entzogen sind, als flüssige oder fixe +Bestandtheile des produktiven Kapitals fungiren oder auch nicht fungi +ren können. + +Das Produkt des Baumwollspinners - Garn - ist die Waarenform sei +nes Kapitals, Waarenkapital für ihn. Es kann nicht wieder als Bestand +theil seines produktiven Kapitals fungiren, weder als Arbeitsmaterial +noch als Arbeitsmittel. Aber in der Hand des Webers, der es kauft, wird +es dem produktiven Kapital desselben als einer seiner flüssigen Bestand +theile einverleibt. Für den Spinner ist das Garn aber Träger des Werths +eines Theils sowohl seines fixen als seines flüssigen Kapitals (vom Mehr +werth abgesehn). So ist eine Maschine, als Produkt des Maschinenfa +brikanten, Waarenform seines Kapitals, Waarenkapital für ihn; und +solange sie in dieser Form verharrt, ist sie weder flüssiges noch fixes +Kapital. Verkauft an einen sie verwendenden Fabrikanten, wird sie fixer +Bestandtheil eines produktiven Kapitals. Selbst wenn, seiner Gebrauchs +form nach, das Produkt theilweis wieder als Produktionsmittel in den +Proceß eingehn kann, aus dem es herkam, wie ζ. B. Kohle in die Koh­ +lenproduktion, so repräsentirt gerade der für den Verkauf bestimmte +Theil des Kohlenprodukts weder flüssiges noch fixes Kapital, sondern +Waarenkapital. | + +1186| Andrerseits kann das Produkt seiner Gebrauchsform nach durch +aus unfähig sein, irgend ein Element des produktiven Kapitals zu bilden, +sei es als Arbeitsmaterial oder als Arbeitsmittel. Ζ. B. irgend ein Lebens­ +mittel. Nichtsdestoweniger ist es Waarenkapital für seinen Producenten, +Werthträger sowohl des fixen wie des flüssigen Kapitals; und Einen oder +des Andern, jenachdem das in seiner Produktion angewandte Kapital +ganz oder theilweise ersetzt werden muß, seinen Werth ganz oder theil- +weise auf es übertragen hat. + +Bei Smith figurirt in Nr. 3 das Rohmaterial (Rohstoff, Halbfabrikat, +Hülfsstoff) einerseits nicht als ein schon dem produktiven Kapital ein +verleibter Bestandtheil, sondern in der That nur als eine besondre Sorte +der Gebrauchswerthe, aus denen das gesellschaftliche Produkt überhaupt +besteht, der Waarenmasse, neben den sub 2 und 4 aufgezählten andern +stofflichen Bestandtheilen, Lebensmitteln etc. Andrerseits werden sie al +lerdings als dem produktiven Kapital einverleibt, und daher auch als +Elemente desselben in der Hand des Producenten, aufgeführt. Die Kon +fusion zeigt sich darin, daß sie theils als in den Händen des Producenten +fungirend aufgefaßt werden (in the hands of the growers, the manufac +turers etc.), andrerseits als in den Händen von Kaufleuten (mercers, + +190 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +drapers, timber-merchants), wo sie bloßes Waarenkapital, nicht Bestand +theile des produktiven Kapitals. + +In der That vergißt A. Smith hier in der Aufzählung der Elemente des +cirkulirenden Kapitals ganz den nur in Bezug auf das produktive Kapital +gültigen Unterschied von fixem und flüssigem Kapital. Er stellt vielmehr +Waarenkapital und Geldkapital, d. h. die beiden dem Cirkulationsproceß +angehörigen Formen des Kapitals, dem produktiven Kapital gegenüber, +aber auch dies nur bewußtlos. + +Auffallend ist endlich, daß A. Smith bei Aufzählung der Bestandtheile +des cirkulirenden Kapitals, die Arbeitskraft vergißt. Und zwar geschieht +dies aus doppeltem Grund. + +Man hat eben gesehn, daß, abgesehn vom Geldkapital, das cirkuliren- +de Kapital nur ein andrer Name für das Waarenkapital ist. Aber soweit +die Arbeitskraft auf dem Markt cirkulirt, ist sie nicht Kapital, keine +Form des Waarenkapitals. Sie ist überhaupt nicht Kapital; der Arbeiter +ist kein Kapitalist, obgleich er eine Waare auf den Markt bringt, nämlich +seine eigne Haut. Erst sobald die Arbeitskraft verkauft, dem Produkti +onsproceß einverleibt ist, - also nachdem sie aufgehört hat als ||187| Waa +re zu cirkuliren, wird sie Bestandtheil des produktiven Kapitals: variables +Kapital als Quelle des Mehrwerths, flüssiger Bestandtheil des produkti +ven Kapitals in Bezug auf den Umschlag des in ihr ausgelegten Kapital +werths. Da Smith hier das flüssige Kapital mit Waarenkapital verwech +selt, kann er die Arbeitskraft nicht unterbringen unter seine Rubrik des +cirkulirenden Kapitals. Das variable Kapital tritt daher hier auf in der +Form der Waaren, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, der Lebens +mittel. In dieser Form soll der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitalwerth +zum cirkulirenden Kapital gehören. Was dem Produktionsproceß einver +leibt wird, ist die Arbeitskraft, der Arbeiter selbst, nicht die Lebensmittel, +wodurch sich der Arbeiter erhält. Allerdings haben wir gesehn (Buch I, +Kap. X X I ), daß, gesellschaftlich betrachtet, auch die Reproduktion des +Arbeiters selbst durch seinen individuellen Konsum zum Reproduktions- +proceß des gesellschaftlichen Kapitals gehört. Aber dies gilt nicht für den +einzelnen in sich abgeschloßnen Produktionsproceß, den wir hier be +trachten. Die acquired and useful abilities (p. 187), die Smith unter der +Rubrik des fixen Kapitals aufführt, bilden im Gegentheil Bestandtheile +des flüssigen Kapitals, sobald sie abilities des Lohnarbeiters sind und +dieser seine Arbeit mitsammt ihren abilities verkauft hat. + +Es ist ein großer Fehler Smith's, daß er den ganzen gesellschaftlichen +Reichthum eintheilt in 1) unmittelbaren Konsumtionsfonds, 2) fixes K a +pital, 3) cirkulirendes Kapital. Hiernach wäre der Reichthum einzuthei- +len in 1) den Konsumtionsfonds, der keinen Theil des fungirenden gesell- + +191 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +schaftlichen Kapitals bildet, obgleich Theile desselben beständig als K a +pital fungiren können; und 2) in Kapital. Ein Theil des Reichthums fun +girt hiernach als Kapital, der andre Theil als Nichtkapital oder Konsum +tionsfonds. Und es erscheint hier als eine unumgängliche Nothwendigkeit +für alles Kapital, entweder fix zu sein oder flüssig, etwa wie es für ein +Säugethier eine Naturnothwendigkeit ist, entweder männlich zu sein oder +weiblich. Wir haben aber gesehn, daß der Gegensatz von fix und flüssig +nur anwendbar ist auf die Elemente des produktiven Kapitals, daß es also +neben diesen noch eine sehr bedeutende Menge Kapital - Waarenkapital +und Geldkapital - gibt, die sich in einer F o rm befindet, in der sie weder +fix noch flüssig sein kann. + +Da mit Ausnahme des Theils der Produkte, der in Naturalform von +den einzelnen kapitalistischen Producenten selbst, direkt ohne Verkauf +oder II 1881 Einkauf, wieder als Produktionsmittel vernutzt wird, die ganze +Masse der gesellschaftlichen Produktion - auf kapitalistischer Grundlage +- als Waarenkapital auf dem Markt cirkulirt, so ist es klar, daß aus dem +Waarenkapital sowohl die fixen und flüssigen Elemente des produktiven +Kapitals, wie auch alle Elemente des Konsumtionsfonds herausgezogen +werden; was in der That nichts andres heißt, als daß Produktionsmittel +wie Konsumtionsmittel auf Basis der kapitalistischen Produktion zu +nächst als Waarenkapital auftreten, wenn sie auch die Bestimmung ha +ben, später als Konsumtions- oder Produktionsmittel zu dienen; wie die +Arbeitskraft selbst als Waare, wenn auch nicht als Waarenkapital, auf +dem Markt vorgefunden wird. + +Daher folgende neue Verwirrung bei A. Smith. Er sagt: +" Of these four parts (des circulating capital, d. h. des Kapitals in seinen +dem Cirkulationsproceß angehörigen Formen von Waarenkapital und +Geldkapital - zwei Theile, die sich dadurch in vier verwandeln, daß +Smith die Bestandtheile des Waarenkapitals wieder stofflich unterschei +det) three - provisions, materials, and finished work, are either annually +or in a longer or shorter period, regularly withdrawn from it, and placed +either in the fixed capital, or in the stock reserved for immediate con +sumption. Every fixed capital is both originally derived from, and re +quires to be continually supported by, a circulating capital. All useful +machines and instruments of trade are originally derived from a circu +lating capital, which furnishes the materials of which they are made and +the maintenance of the workmen who make them. They require, too, a +capital of the same kind to keep them in constant repair." (p. 188.) + +Mit Ausnahme stets des direkt von ihren Producenten wieder als Pro +duktionsmittel verbrauchten Theils des Produkts, gilt für die kapitalisti +sche Produktion der allgemeine Satz: Alle Produkte kommen als Waaren + +192 + + Zehntes Kapitel • Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +auf den Markt und cirkuliren daher für den Kapitalisten als Waarenform +seines Kapitals, als Waarenkapital, ob diese Produkte nun ihrer Natu +ralform, ihrem Gebrauchswerth nach, als Elemente des produktiven K a +pitals (des Produktionsprocesses) fungiren müssen oder können, als Pro +duktionsmittel, und daher als fixe oder flüssige Elemente des produktiven +Kapitals; oder ob sie nur als Mittel der individuellen, nicht der produk +tiven Konsumtion dienen können. Alle Produkte werden als Waaren auf +den Markt geworfen; alle Produktions- und Konsumtionsmittel, alle | +¡1891 Elemente der produktiven und individuellen Konsumtion müssen +daher durch K a uf als Waaren wieder dem Markt entzogen werden. Diese +Trivialität (truism) ist natürlich richtig. Es gilt dies daher auch sowohl für +die fixen wie für die flüssigen Elemente des produktiven Kapitals, für +Arbeitsmittel wie für Arbeitsmaterial in allen Formen. (Dabei ist noch +vergessen, daß es Elemente des produktiven Kapitals gibt, die von Natur +vorhanden, keine Produkte sind.) Die Maschine wird sowohl auf dem +Markt gekauft, wie die Baumwolle. Aber es folgt daraus keineswegs +- dies folgt nur aus der Smithschen Verwechslung von Cirkulationska- +pital mit cirkulirendem oder flüssigen, d. h. nichtfixem Kapital - daß +jedes fixe Kapital ursprünglich aus einem flüssigen herstammt. Und zu +dem hebt Smith sich selbst auf. Die Maschinen bilden als Waare nach +ihm selbst Theil von Nr. 4 des cirkulirenden Kapitals. D aß sie aus dem +cirkulirenden Kapital herstammen, heißt also nur, daß sie als Waaren +kapital fungirten, bevor sie als Maschinen fungirten, daß sie aber stoff +lich aus sich selbst herstammen; ebenso wie die Baumwolle als flüssiges +Element des Spinnerkapitals aus der Baumwolle auf dem Markt her +stammt. Wenn aber Smith, in seiner weitern Ausführung, das fixe Kapital +deswegen aus dem flüssigen herleitet, weil Arbeit und Rohmaterial nöthig +ist, um Maschinen zu machen, so sind erstens noch Arbeitsmittel, also +fixes Kapital, nöthig um Maschinen zu machen, und es ist zweitens eben +falls fixes Kapital nöthig, Maschinerie etc., um Rohmaterialien zu ma +chen, da das produktive Kapital stets Arbeitsmittel einschließt, aber nicht +stets Arbeitsmaterial. Er selbst sagt gleich darauf: "Lands, mines, and +fisheries, require all both a fixed and circulating capital to cultivate them; +(er gibt also zu, daß nicht nur flüssiges sondern auch fixes Kapital nöthig +zur Produktion von Rohmaterial) and (hier neue Verkehrtheit) their +produce replaces with a profit, not only those capitals, but all the others +in society." (p. 188.) Dies ist total verkehrt. Ihr Produkt liefert das Roh +material, die Hülfstoffe etc., für alle andern Industriezweige. Aber ihr +Werth ersetzt nicht den Werth aller andern gesellschaftlichen Kapitale; er +ersetzt nur ihren eignen Kapitalwerth (+ Mehrwerth). Hier geht bei +A. Smith wieder die Erinnerung an die Physiokraten durch. + +193 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Gesellschaftlich betrachtet ist es richtig, daß der Theil des Waarenka +pitals, der aus Produkten besteht, die nur als Arbeitsmittel dienen kön +nen, früher oder später - wenn sie nicht überhaupt nutzlos produj|190|cirt +sein sollen, nicht unverkäuflich sind - auch als Arbeitsmittel fungiren, +d. h. auf Basis der kapitalistischen Produktion, sobald sie aufgehört ha +ben Waaren zu sein, wirkliche, wie vorher schon voraussichtliche, Ele +mente des fixen Theils des gesellschaftlichen produktiven Kapitals bilden +müssen. + +Hier findet ein Unterschied statt, der aus der Naturalform des Pro + +dukts entspringt. + +Eine Spinnmaschine ζ. B. hat keinen Gebrauchswerth, wenn sie nicht +zum Spinnen vernutzt wird, also nicht als Produktionselement, also, vom +kapitalistischen Standpunkt, als fixer Bestandtheil eines produktiven K a­ +pitals fungirt. Aber die Spinnmaschine ist beweglich. Sie kann aus dem +Land, worin sie producirt ist, exportirt und im fremden Land, sei es +gegen Rohstoffe etc., sei es gegen Champagner, direkt oder indirekt ver­ +kauft werden. In dem Land, worin sie producirt wurde, hat sie dann nur +als Waarenkapital fungirt, nie aber, auch nicht nach ihrem Verkauf, als +fixes Kapital. + +Dagegen Produkte, die durch Einverleibung mit dem Boden lokalisirt +sind, und daher auch nur lokal vernutzt werden können, ζ. B. Fabrik­ +gebäude, Eisenbahnen, Brücken, Tunnels, Docks u. s. w., Bodenverbes +serungen u. s. w., können nicht körperlich, mit Haut und Haaren, expor +tirt werden. Sie sind nicht beweglich. Entweder sind sie nutzlos, oder sie +müssen, sobald sie verkauft sind, als fixes Kapital fungiren in dem Land, +worin sie producirt sind. Für ihren kapitalistischen Producenten, der auf +Speculation Fabriken baut oder Ländereien verbessert, um sie zu ver +kaufen, sind diese Dinge F o rm seines Waarenkapitals, also nach +A. Smith F o rm des cirkulirenden Kapitals. Aber gesellschaftlich betrach +tet, müssen diese Dinge - sollen sie nicht nutzlos sein - schließlich im +Land selbst in einem durch ihre eigne Lokalität fixirten Produktionspro +ceß als fixes Kapital fungiren; woraus keineswegs folgt, daß unbewegli +che Dinge als solche ohne weitres fixes Kapital sind; sie können als +Wohnhäuser etc. dem Konsumtionsfonds angehören und also überhaupt +nicht zum gesellschaftlichen Kapital gehören, obgleich sie ein Element +des gesellschaftlichen Reichthums bilden, wovon das Kapital nur ein +Theil. Der Producent dieser Dinge, um uns Smithisch auszudrücken, +macht einen Profit durch ihren Verkauf. Also cirkulirendes Kapital! Ihr +Nutzanwender, ihr definitiver Käufer, kann sie nur benutzen, indem er +sie im Produktionsproceß verwendet. Also fixes Kapital! | + +194 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +|191| Eigenthumstitel, an einer Eisenbahn z . B ., können täglich die +Hände wechseln, und ihre Besitzer durch den Verkauf dieser Titel sogar +im Auslande - sodaß die Eigenthumstitel exportirbar, obgleich nicht die +Eisenbahn selbst - einen Profit machen. Aber nichtsdestoweniger müssen +diese Dinge im Lande selbst, wo sie lokalisirt sind, entweder brach liegen +oder als fixer Bestandtheil eines produktiven Kapitals fungiren. Ebenso +kann Fabrikant A Profit machen durch Verkauf seiner Fabrik an F a +brikant B, was aber die Fabrik nicht hindert, nach wie vor als fixes +Kapital zu fungiren. + +Wenn daher die lokal fixirten, vom Boden unzertrennlichen Arbeits +mittel, obgleich sie für ihren Producenten als Waarenkapital fungiren +mögen und keine Elemente seines fixen Kapitals bilden (dies besteht für +ihn aus den Arbeitsmitteln, die er zum Bau von Gebäuden, Eisenbahnen +etc. braucht), dennoch nothwendig voraussichtlich als fixes Kapital im +Land selbst fungiren müssen, so folgt daraus keineswegs umgekehrt, daß +das fixe Kapital nothwendig aus unbeweglichen Dingen besteht. Ein +Schiff und eine Lokomotive wirken nur durch ihre Bewegung; und doch +fungiren sie, nicht für ihren Producenten, aber für ihren Anwender als +fixes Kapital. Andrerseits sind Dinge, die wirklichst im Produktionspro +ceß fixirt sind, in ihm leben und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn +eingetreten, wieder verlassen, flüssige Bestandtheile des produktiven K a +pitals. Ζ. B. die Kohle, die zum Betrieb der Maschine im Produktions­ +proceß, das Gas, das zur Beleuchtung im Fabrikgebäude verzehrt wird +u. s. w. Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den Pro +duktionsproceß verlassen und als Waare cirkuliren, sondern weil ihr +Werth ganz in den Werth der Waare eingeht, den sie produciren helfen, +also auch ganz aus dem Verkauf der Waare ersetzt werden muß. + +In der letztcitirten Stelle A. Smith's ist noch die Phrase zu bemerken: +"A circulating capital which furnishes... the maintenance of the work +men who make them (Maschinen etc.)." + +Bei den Physiokraten figurirt der in Arbeitslohn vorgeschoßne Kapi- +taltheil richtig unter den avances annuelles im Gegensatz zu den avances +primitives. Andrerseits erscheint bei ihnen als Bestandtheil des vom Päch +ter angewandten produktiven Kapitals nicht die Arbeitskraft selbst, son +dern die den Landarbeitern gegebnen Lebensmittel (the maintenance of +the workmen, wie Smith sagt). Dies hängt genau mit ihrer speci||192|fi- +schen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt +zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente +etc., kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Pro +dukt zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Ar +beitern gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte + +195 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +nothwendig zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von kon +stantem Kapital und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch +ihre Doktrin selbst versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth pro +ducirt (außer der Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn +in der Industrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem +System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt, so +entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit (Mit +hülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur deswegen heißt ihnen die +Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern Ar +beitsarten. + +A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes K a + +pital im Gegensatz zum fixen + +1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt mit +den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem +Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort +geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen +Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst, +daß, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die +Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie +die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen. +2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter, +obgleich sie dem esoterischen - wirklich wissenschaftlichen - Theil seiner +eignen Entwicklung widerspricht. + +Das vorgeschoßne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives +Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die +selbst Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in +dieser Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt +man nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des +Kapitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, daß +diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht +von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von | +11931 den Rohmaterialien, und von den Lebensmitteln des Arbeitsviehs, +womit Smith, nach Vorgang der Physiokraten, sie daher auch in einer +vorhercitirten Stelle auf eine Stufe stellt. Die Lebensmittel können nicht +selbst ihren Werth verwerthen oder ihm einen Mehrwerth zusetzen. Ihr +Werth, wie der der andren Elemente des produktiven Kapitals, kann nur +im Werth des Produkts wieder erscheinen. Sie können ihm nicht mehr +Werth zusetzen als sie selbst besitzen. Sie unterscheiden sich, wie R o h +material, Halbfabrikat etc., nur dadurch vom fixen Kapital, das aus Ar +beitsmitteln besteht, daß sie (für den Kapitalisten wenigstens, der sie +zahlt) ganz verzehrt werden in dem Produkt, in dessen Bildung sie ein- + +196 + + Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith + +gehn, ihr Werth daher ganz ersetzt werden muß, was bei dem fixen K a +pital nur allmälig, stückweis geschieht. Der in Arbeitskraft (resp. den +Lebensmitteln des Arbeiters) vorgeschoßne Theil des produktiven Kapi +tals unterscheidet sich jetzt also nur stofflich, nicht mit Bezug auf den +Arbeits- und Verwerthungsproceß, von den übrigen stofflichen Elemen +ten des produktiven Kapitals. Er unterscheidet sich nur als mit einem +Theil der objektiven Produktbildner (materials sagt Smith allgemein) in +die Kategorie des cirkulirenden Kapitals fallend, im Gegensatz zu einem +andern Theil der objektiven Produktbildner, der unter die Kategorie des +fixen Kapitals fällt. + +D aß der in Arbeitslohn ausgelegte Theil des Kapitals zum flüssigen +Theil des produktiven Kapitals gehört, die Flüssigkeit gemein hat, im +Gegensatz zum fixen Bestandtheil des produktiven Kapitals, mit einem +Theil der gegenständlichen Produktbildner, den Rohstoffen etc., hat ab +solut nichts zu thun mit der Rolle, welche dieser variable Theil des K a +pitals, im Gegensatz zum konstanten, im Verwerthungsproceß spielt. Es +bezieht sich nur darauf, wie dieser Theil des vorgeschoßnen Kapital +werths aus dem Werth des Produkts vermittelst der Cirkulation ersetzt, +erneuert, also reproducirt werden muß. Der K a uf und Wiederkauf der +Arbeitskraft gehört dem Cirkulationsproceß an. Aber erst innerhalb des +Produktionsprocesses verwandelt sich der +in Arbeitskraft ausgelegte +Werth (nicht für den Arbeiter, sondern für den Kapitalisten) aus einer +bestimmten, konstanten, in eine variable Größe, und wird dadurch über +haupt erst der vorgeschoßne Werth in Kapitalwerth, in Kapital, in sich +verwerthenden Werth verwandelt. Dadurch aber, daß wie bei Smith nicht +der in Arbeitskraft ausgelegte Werth als flüssiger Bestandtheil des pro +duktiven Κ1941 Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln +des Arbeiters ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von +variablem und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalisti­ +schen Produktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestim +mung dieses Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem +in gegenständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, +wird begraben unter der Bestimmung, daß der in Arbeitskraft ausgelegte +Kapitaltheil mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des pro +duktiven Kapitals gehört. Das Begräbniß wird vollständig gemacht, in +dem an Stelle der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element +des produktiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeits +kraft in Geld oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleich +gültig. Obgleich natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Pro +duktion nur Ausnahme sein kann.2 4' + +2 4) Wie sehr A. Smith sich selbst den Weg versperrt hat zum Verständniß der Rolle der + +197 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Dadurch, daß so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch +A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Kapi +talwerth fixirt wurde - diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor +aussetzung der Physiokraten - hat Smith bei seinen Nachfolgern glücklich +die Erkenntniß des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als variablen +unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen, die er an +derswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Verstoß. J a, +spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht nur zur ent +scheidenden Bestimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils ge +macht, cirkulirendes - im Gegensatz zu fixem - Kapital zu sein; sie haben +es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Kapitals gemacht, in +Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden. Daran schloß sich +naturgemäß die Lehre von dem aus nothwendigen Lebensmitteln beste +henden Arbeitsfonds als einer gegebnen Größe, welche einerseits die Gren +zen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro|| 195|dukt physisch +beschränkt, andrerseits aber auch im Ankauf von Arbeitskraft seinem gan +zen Umfang nach verausgabt werden muß. + +ELFTES KAPITEL. + +T h e o r i en ü b er f i x es u nd c i r k u l i r e n d es K a p i t a l. + +R i c a r d o. + +Ricardo führt den Unterschied zwischen fixem und cirkulirendem K a +pital nur auf, um die Ausnahmen der Werthregel darzustellen, nämlich +solche Fälle, wo die Rate des Arbeitslohns auf die Preise wirkt. D a r a uf +kommen wir erst in Buch I II zu sprechen. + +Die ursprüngliche Unklarheit zeigt sich aber von vornherein in der +gleichgültigen Nebeneinanderstellung: „Dieser Unterschied im Grad der +Dauerhaftigkeit des fixen Kapitals, und dieser Wechsel in den Verhält +nissen, worin beide Kapitalarten kombinirt sein können."2 5» + +Fragen wir nun, welches die beiden Kapitalarten sind, so hören wir: +„Ebenfalls die Verhältnisse, worin das Kapital, das die Arbeit unterhalten + +Arbeitskraft im Verwerthungsproceß, beweist folgender Satz, der die Arbeit der Arbeiter +nach physiokratischer Weise mit der des Arbeitsviehs auf gleiche Stufe stellt: "Not only his +labourers." +(the farmer's) +( B o ok I I, chap. V, p. 2 4 3 .) + +labouring cattle are productive + +labouring servants but his + +2 5) "This difference in the degree of durability of fixed capital, and this variety in the +proportions in which the two sorts of capital may be combined." - Principles, p. 2 5. + +198 + + Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo + +soll, und das Kapital, das in Werkzeugen, Maschinerie und Gebäuden +ausgelegt ist, verschieden kombinirt sein können."2 6' Also fixes Kapi +tal = Arbeitsmitteln, und cirkulirendes Kapital = Kapital, das in Arbeit +ausgelegt ist. Kapital, das die Arbeit unterhalten soll, ist schon ein abge +schmackter, aus A. Smith herübergenommener Ausdruck. Das cirkuli- +rende Kapital wird hier einerseits zusammengeworfen mit dem variablen +Kapital, d. h. mit dem in Arbeit ausgelegten Theil des produktiven +Ka||196|pitals. Andrerseits aber, weil der Gegensatz nicht aus dem Ver +werthungsproceß geschöpft ist - konstantes und variables Kapital - son +dern aus dem Cirkulationsproceß (die alte Smith'sche Konfusion) kom +men doppelt falsche Bestimmungen heraus. + +Erstens: Die Differenzen im Grad der Dauerhaftigkeit des fixen K a +pitals und die Verschiedenheiten der Kapitalzusammensetzung aus kon +stantem und variablem Kapital werden als gleichwerthig gefaßt. Der +letztre Unterschied aber bestimmt den Unterschied in der Produktion des +Mehrwerths; der erste dagegen, soweit der Verwerthungsproceß in Be +tracht kommt, bezieht sich nur auf die Art und Weise, wie ein gegebner +Werth vom Produktionsmittel auf das Produkt übertragen wird; soweit +der Cirkulationsproceß in Betracht kommt, betrifft er nur die Periode der +Erneuerung des ausgelegten Kapitals, oder anders betrachtet, die Zeit für +welche es vorgeschossen ist. Wenn man, statt das innere Getriebe des +kapitalistischen Produktionsprocesses zu durchschauen, sich auf den +Standpunkt der fertigen Phänomene stellt, so fallen diese Unterschiede in +der That zusammen. Bei der Vertheilung des gesellschaftlichen Mehr +werths unter die in verschiednen Betriebszweigen angelegten Kapitale +wirken Differenzen in den verschiednen Zeiträumen, wofür Kapital vor +geschossen wird (also ζ. B. die verschiedne Lebensdauer bei fixem K a­ +pital), und verschiedne organische Zusammensetzungen des Kapitals +(also auch die verschiedne Cirkulation von konstantem und variablem +Kapital) gleichmäßig mit bei Ausgleichung der allgemeinen Profitrate +und bei Verwandlung der Werthe in Produktionspreise. + +Zweitens: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses stehn auf der + +einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeits +material und Arbeitslohn: flüssiges Kapital. Dagegen vom Standpunkt +des Arbeits- und Verwerthungsprocesses steht auf der einen Seite: Pro +duktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; +auf der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital. Für die organische +Zusammensetzung (Buch I, K a p. X X I I I, 2, p. 647) des Kapitals ist es + +2 6) T he proportions, too, in which the capital that is to support labour, and the capital that +is invested in tools, machinery, and buildings, may be variously combined. - 1. c. + +199 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +ganz gleichgültig, ob dasselbe Werthquantum konstantes Kapital aus viel +Arbeitsmitteln und wenig Arbeitsmaterial, oder aus viel Arbeitsmaterial +und wenig Arbeitsmitteln besteht, während alles abhängt vom Verhältniß +des in Produktionsmitteln ausgelegten zu dem in Arbeitskraft ausgelegten +Kapital. Umgekehrt: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses, des | +11971 Unterschieds von fixem und cirkulirendem Kapital, ist es ebenso +gleichgültig, in welchen Verhältnissen ein gegebnes Werthquantum cir +kulirenden Kapitals sich in Arbeitsmaterial und Arbeitslohn theilt. Von +dem einen Standpunkt rangirt das Arbeitsmaterial in derselben Kategorie +mit den Arbeitsmitteln, im Gegensatz zu dem in Arbeitskraft ausgelegten +Kapitalwerth. Von dem andern Standpunkt rangirt der in Arbeitskraft +ausgelegte Kapitaltheil zusammen mit dem in Arbeitsmaterial ausgeleg +ten, im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil. + +Daher erscheint bei Ricardo der in Arbeitsmaterial (Roh- und Hülfs +stoffen) ausgelegte Werththeil des Kapitals auf keiner Seite. Er ver +schwindet ganz. Er paßt nämlich nicht auf die Seite des fixen Kapitals, +weil er in seiner Cirkulationsweise ganz mit dem in Arbeitskraft ausge +legten Kapitaltheil zusammenfällt. Und er darf andrerseits nicht auf Seite +des cirkulirenden Kapitals gestellt werden, weil damit die von A. Smith +übertragne und stillschweigend durchlaufende Gleichstellung des Gegen +satzes: fixes und cirkulirendes Kapital, mit dem Gegensatz: konstantes +und variables Kapital, sich selbst aufhöbe. Ricardo hat zu viel logischen +Instinkt, um das nicht zu fühlen, und daher verschwindet ihm dieser +Kapitaltheil ganz und gar. + +Es ist hier zu bemerken, daß der Kapitalist das in Arbeitslohn ausge +legte Kapital in verschiednen Terminen, in der Sprachweise der politi +schen Oekonomie, vorschießt, jenachdem er diesen Lohn ζ. B. wöchent +lich, monatlich oder dreimonatlich zahlt. In der That verhält sich die +Sache umgekehrt. Der Arbeiter schießt dem Kapitalisten seine Arbeit auf +eine Woche, einen Monat, drei Monate vor, jenachdem er wöchentlich, +monatlich oder dreimonatlich bezahlt wird. Kaufte der Kapitalist die +Arbeitskraft, statt sie zu bezahlen, zahlte er also dem Arbeiter den Ar +beitslohn per Tag, Woche, Monat oder drei Monate voraus, so könnte +von einem Vorschuß für diese Termine gesprochen werden. Da er aber +zahlt, nachdem die Arbeit Tage, Wochen, Monate gedauert hat, statt sie +zu kaufen und zu zahlen für den Termin, den sie dauern soll, so ist das +Ganze ein kapitalistisches quid pro quo, und der Vorschuß, der dem +Kapitalisten vom Arbeiter in Arbeit gegeben wird, wird in einen Vor +schuß verwandelt, den der Kapitalist in Geld dem Arbeiter gibt. Es än +dert durchaus nichts an der Sache, daß der Kapitalist das Produkt selbst +oder dessen Werth - je nach der verschiednen Zeitdauer, die seine Her- + +200 + + Elftes Kapitel • Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo + +Stellung erfordert, ||198| oder auch nach der verschiednen für seine Cir +kulation erforderlichen Zeitdauer - nur in kürzern oder längern Termi +nen (zusammen mit dem ihm einverleibten Mehrwerth) aus der Cirku +lation zurück erhält oder realisirt. Was der Käufer einer Waare mit +derselben anfangen will, ist dem Verkäufer durchaus gleichgültig. Der +Kapitalist erhält eine Maschine nicht wohlfeiler, weil er ihren ganzen +Werth auf einmal vorschießen muß, während ihm derselbe Werth nur +allmälig und stückweis aus der Cirkulation zurückströmt; noch zahlt er +die Baumwolle deswegen theurer, weil ihr Werth ganz in den Werth des +aus ihr verfertigten Produkts eingeht und daher ganz und auf einmal +durch den Verkauf des Produkts ersetzt wird. + +Kehren wir zu Ricardo zurück. +1) Das Charakteristische des variablen Kapitals ist, daß ein bestimm +ter, gegebner (also als solcher konstanter) Kapitaltheil, eine gegebne +Werthsumme (angenommen gleich dem Werth der Arbeitskraft, obgleich +es hier gleichgültig ist ob der Arbeitslohn gleich, größer oder kleiner als +der Werth der Arbeitskraft), ausgetauscht wird gegen eine sich verwer- +thende, werthschaffende Kraft - die Arbeitskraft, welche nicht nur ihren +vom Kapitalisten bezahlten Werth reproduzirt, sondern zugleich einen +Mehrwerth producirt, einen vorher nicht vorhandnen und durch kein +Aequivalent erkauften Werth. Diese charakteristische Eigenschaft des in +Arbeitslohn ausgelegten Kapitaltheils, die es als variables Kapital von +dem konstanten Kapital toto coelo unterscheidet, verschwindet sobald +der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil bloß vom Standpunkt des Cir +kulationsprocesses betrachtet wird und so als cirkulirendes Kapital er +scheint gegenüber dem in Arbeitsmitteln ausgelegten fixen Kapital. Es +geht dies schon daraus hervor, daß es dann unter einer Rubrik - der des +cirkulirenden Kapitals - zusammen mit einem Bestandtheil des konstan +ten Kapitals, dem in Arbeitsmaterial ausgelegten, gegenüber gestellt wird +einem andern Bestandtheil des konstanten Kapitals, dem in Arbeitsmit +teln ausgelegten. Vom Mehrwerth, also gerade von dem Umstand, der die +ausgelegte Werthsumme in Kapital verwandelt, wird dabei ganz abge +sehn. Ebenso wird davon abgesehn, daß der Werththeil, den das in Ar +beitslohn ausgelegte Kapital dem Produkt zusetzt, neuproducirt (also +auch wirklich reproducirt ist), während der Werththeil, den das Roh +material dem Produkt zusetzt, nicht neu producirt, nicht wirklich re +producirt, II 1991 sondern nur im Produktwerth erhalten, konservirt ist, +und daher als Werthbestandtheil des Produkts nur wieder erscheint. Der +Unterschied, wie er sich vom Gesichtspunkt des Gegensatzes von flüssi +gem und fixem Kapital jetzt darstellt, besteht nur darin: der Werth der +zur Produktion einer Waare angewandten Arbeitsmittel geht nur theil- + +201 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +weis in den Werth der Waare ein und wird daher durch den Verkauf der +Waare auch nur theilweis ersetzt, wird daher überhaupt nur stückweis +und allmälig ersetzt. Andrerseits der Werth der zur Produktion einer +Waare verwandten Arbeitskraft und Arbeitsgegenstände (Rohstoffe etc.) +geht ganz in die Waare ein und wird daher ganz durch ihren Verkauf +ersetzt. Insofern stellt sich mit Bezug auf den Cirkulationsproceß der eine +Theil des Kapitals als fix, der andre als flüssig oder cirkulirend dar. Es +handelt sich in beiden Fällen um eine Uebertragung gegebner, vorge- +schoßner Werthe auf das Produkt und um ihren Wiederersatz durch den +Verkauf des Produkts. Der Unterschied besteht jetzt nur darin, ob die +Werthübertragung, und daher der Werthersatz, stückweis und allmälig +oder auf einmal vor sich geht. Damit ist der alles entscheidende Unter +schied zwischen variablem und konstantem Kapital ausgelöscht, also das +ganze Geheimniß der Mehrwerthbildung und der kapitalistischen Pro +duktion, die Umstände, die gewisse Werthe und die Dinge worin sie sich +darstellen, in Kapital verwandeln, ausgelöscht. Alle Bestandtheile des +Kapitals unterscheiden sich nur noch durch die Cirkulationsweise (und +die Cirkulation der Waare hat es natürlich nur mit bereits vorhandnen, +gegebnen Werthen zu thun); und eine besondre Cirkulationsweise ist dem +in Arbeitslohn ausgelegten Kapital gemeinsam mit dem in Rohmateria +lien, Halbfabrikaten, Hülfsstoffen ausgelegten Kapitaltheil im Gegensatz +zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil. + +Man begreift daher, warum die bürgerliche politische Oekonomie +A. Smith's Konfusion der Kategorien „konstantes und variables Kapital" +mit den Kategorien „fixes und cirkulirendes Kapital" instinktmäßig fest +hielt und kritiklos ein Jahrhundert durch von Generation zu Generation +nachplapperte. Der im Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil unterscheidet +sich bei ihr gar nicht mehr von dem in Rohstoff ausgelegten Kapitaltheil, +und unterscheidet sich nur formell - ob er stückweis oder ganz durch das +Produkt cirkulirt wird - vom konstanten Kapital. Damit ist die Grund +lage für das Verständniß der wirklichen Bewegung der kapitalistischen +Produktion, ||200| und daher der kapitalistischen Exploitation, mit einem +Schlage verschüttet. Es handelt sich nur um das Wiedererscheinen vorge- +schoßner Werthe. + +Bei Ricardo ist die unkritische Aufnahme der Smith'schen Konfusion +störender, nicht nur als bei den spätem Apologetikern, bei denen die +ist, sondern als bei +Begriffskonfusion vielmehr das Nichtstörende +A. Smith selbst, weil Ricardo im Gegensatz zu diesem konsequenter und +schärfer Werth und Mehrwerth entwickelt, in der That den esoterischen +A. Smith gegen den exoterischen A. Smith behauptet. + +202 + + Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo + +Bei den Physiokraten findet sich nichts von dieser Konfusion. Der +Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives bezieht +sich nur auf die verschiednen Reproduktionsperioden der verschiednen +Bestandtheile des Kapitals, speciell des agrikolen Kapitals; während ihre +Ansichten von der Produktion des Mehrwerths einen von diesen Unter +scheidungen unabhängigen Theil ihrer Theorie bilden, und zwar das was +sie als Pointe der Theorie herauswenden. Die Bildung des Mehrwerths +wird nicht aus dem Kapital als solchem erklärt, sondern nur einer be +stimmten Produktionssphäre des Kapitals, der Agrikultur vindicirt. + +2) Das Wesentliche bei der Bestimmung des variablen Kapitals - und +daher für die Verwandlung irgend einer beliebigen Werthsumme in K a +pital - ist, daß der Kapitalist eine bestimmte, gegebne (und in diesem +Sinn konstante) Werthgröße austauscht gegen werthschöpferische Kraft; +eine Werthgröße gegen Werthproduktion, Selbstverwerthung. Ob der +Kapitalist den Arbeiter in Geld oder in Lebensmitteln zahlt, ändert an +dieser wesentlichen Bestimmung nichts. Es ändert nur die Existenzweise +des von ihm vorgeschoßnen Werths, der das eine Mal in der Form von +Geld existirt, womit der Arbeiter sich selbst auf dem Markt seine Lebens +mittel kauft, das andre Mal in der Form von Lebensmitteln, die er direkt +verzehrt. Die entwickelte kapitalistische Produktion unterstellt in der +That, daß der Arbeiter in Geld gezahlt wird, wie sie überhaupt den durch +den Cirkulationsproceß vermittelten Produktionsproceß, also die Geld- +wirthschaft, unterstellt. Aber die Schöpfung des Mehrwerths - daher die +Kapitalisirung der vorgeschoßnen Werthsumme - entspringt weder aus +der Geldform, noch aus der Naturalform des Arbeitslohns oder des im +Ankauf der Arbeitskraft ausgelegten Kapitals. Sie entspringt aus dem +Austausch von Werth gegen werthschaffende Kraft, aus der Umsetzung +einer konstanten in eine variable Größe. -| + +|201| Die größre oder geringre Fixität der Arbeitsmittel hängt ab von +dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit, also von einer physischen Eigenschaft. +Je nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit werden sie, unter sonst gleich +bleibenden Umständen, rascher oder langsamer verschleißen, also länger +oder kürzer als fixes Kapital fungiren. Aber es ist keineswegs blos diese +physische Eigenschaft der Dauerhaftigkeit, in Folge deren sie als fixes +Kapital fungiren. Der Rohstoff in Metallfabriken ist ebenso dauerhaft +wie die Maschinen womit fabricirt wird, und dauerhafter als manche +Bestandtheile dieser Maschinen, Leder, Holz etc. Nichtsdestoweniger bil +det das als Rohstoff dienende Metall einen Theil des cirkulirenden K a +pitals, und das vielleicht aus demselben Metall aufgebaute, fungirende +Arbeitsmittel einen Theil des fixen Kapitals. Es ist also nicht die stoffli +che physische Natur, nicht seine größre oder geringre Vergänglichkeit, + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +35 + +40 + +203 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +wodurch dasselbe Metall das eine Mal der Rubrik des fixen, und das +andre Mal der Rubrik des cirkulirenden Kapitals untergeordnet wird. +Dieser Unterschied entspringt vielmehr aus der Rolle, die es im Produk +tionsproceß spielt, das eine Mal als Arbeitsgegenstand, das andre Mal als +Arbeitsmittel. + +Die Funktion des Arbeitsmittels im Produktionsproceß erheischt im +Durchschnitt, daß es während längrer oder kürzrer Periode stets von +neuem in wiederholten Arbeitsprocessen dient. Durch seine Funktion ist +daher eine größre oder geringre Dauerhaftigkeit seines Stoffs vorge +schrieben. Aber die Dauerhaftigkeit des Stoffs, aus dem es gemacht wird, +macht es nicht an und für sich zum fixen Kapital. Derselbe Stoff, wenn +Rohmaterial, wird cirkulirendes Kapital, und bei den Oekonomen, die +den Unterschied von Waarenkapital und produktivem Kapital mit dem +Unterschied von cirkulirendem und fixem Kapital verwechseln, ist der +selbe Stoff, dieselbe Maschine, cirkulirendes Kapital als Produkt, fixes +Kapital als Arbeitsmittel. + +Obgleich nun nicht der dauerhafte Stoff, aus dem das Arbeitsmittel +gemacht ist, es zum fixen Kapital macht, so erheischt doch seine Rolle als +Arbeitsmittel, daß es aus einem relativ dauerhaften Material bestehe. Die +Dauerhaftigkeit seines Stoffs ist also eine Bedingung seiner Funktion als +Arbeitsmittel, daher auch materielle Grundlage der Cirkulationsweise, +die es zum fixen Kapital macht. Unter sonst gleichbleibenden Umständen +drückt die größre oder geringre Vergänglichkeit seines Stoffs ihm in +nie||202jdrigrem oder höhrem Grad den Stempel der Fixität auf, ist also +sehr wesentlich verwachsen mit seiner Qualität als fixes Kapital. + +Wird der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil nun ausschließlich un +ter dem Gesichtspunkt von cirkulirendem Kapital betrachtet, also im +Gegensatz zum fixen Kapital; werden daher auch die Unterschiede von +konstantem und variablem Kapital mit den Unterschieden von fixem und +cirkulirendem Kapital zusammengeworfen, so ist es natürlich, wie die +stoffliche Realität des Arbeitsmittels eine wesentliche Grundlage seines +Charakters als fixes Kapital bildet, so nun im Gegensatz zu demselben +aus der stofflichen Realität des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals sei +nen Charakter als cirkulirendes Kapital herzuleiten, und dann wieder das +cirkulirende Kapital zu bestimmen durch die stoffliche Realität des va +riablen Kapitals. + +Der wirkliche Stoff des in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals ist die Ar +beit selbst, die sich bethätigende, werthschaffende Arbeitskraft, lebendige +Arbeit, die der Kapitalist gegen todte, vergegenständlichte Arbeit aus +tauscht und seinem Kapital einverleibt hat, wodurch erst der in seiner +Hand befindliche Werth sich in einen sich selbst verwerthenden Werth + +204 + + Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo + +verwandelt. Aber diese Selbstverwerthungskraft verkauft der Kapitalist +nicht. Sie bildet stets nur Bestandtheil seines produktiven Kapitals, wie +seine Arbeitsmittel; nie seines Waarenkapitals, wie ζ. B. das fertige Pro­ +dukt das er verkauft. Innerhalb des Produktionsprocesses, als Bestand­ +theile des produktiven Kapitals, stehn die Arbeitsmittel der Arbeitskraft +nicht als fixes Kapital gegenüber, ebensowenig wie Arbeitsmaterial und +Hülfstoffe als cirkulirendes Kapital mit ihr zusammenfallen; beiden steht +die Arbeitskraft als persönlicher F a k t or gegenüber, während jene die +sachlichen Faktoren sind - dies vom Standpunkt des Arbeitsprocesses. +Beide stehn der Arbeitskraft, dem variablen Kapital als konstantes K a +pital gegenüber - dies vom Standpunkt des Verwerthungsprocesses. +Oder, wenn hier von einer stofflichen Verschiedenheit, soweit sie auf den +Cirkulationsproceß einwirkt, die Rede sein soll, ist es nur diese: aus der +Natur des Werths, der nichts ist als vergegenständlichte Arbeit, und aus +der Natur der sich bethätigenden Arbeitskraft, die nichts ist als sich ver +gegenständlichende Arbeit, folgt, daß die Arbeitskraft während ihrer +Funktionsdauer beständig Werth und Mehrwerth schafft; daß das, was +auf ihrer Seite sich als Bewegung, als Werthschöpfung, sich auf Seite ihres +Produkts in ruhender Form, ||203| als geschaffner Werth darstellt. Hat die +Arbeitskraft gewirkt, so besteht das Kapital nicht länger aus Arbeitskraft +auf der einen Seite, aus Produktionsmitteln auf der andern. Der Kapi +talwerth, der in Arbeitskraft ausgelegt war, ist jetzt Werth, der (+ Mehr +werth) dem Produkt zugesetzt worden. Um den Proceß zu wiederholen, +muß das Produkt verkauft und mit dem aus ihm gelösten Geld beständig +von neuem die Arbeitskraft gekauft und dem produktiven Kapital ein +verleibt werden. Dies gibt dann dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapi +taltheil, ebenso wie dem in Arbeitsmaterial u. s. w. ausgelegten, den +Charakter von cirkulirendem Kapital im Gegensatz zu dem in den Ar +beitsmitteln fixirt bleibenden Kapital. + +Wird dagegen die sekundäre und ihm mit einem Theil des konstanten +Kapitals (den R o h- und Hülfsstoffen) gemeinsame Bestimmung des cir +kulirenden Kapitals zur wesentlichen Bestimmung des in Arbeitskraft +ausgelegten Kapitaltheils gemacht, - nämlich daß der in ihm ausgelegte +Werth sich ganz auf das Produkt überträgt, in dessen Produktion es kon +sumirt wird, und nicht allmälig und stückweis, wie beim fixen Kapital, +daß er daher auch ganz durch den Verkauf des Produkts ersetzt werden +muß - so muß auch der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil stofflich +nicht aus sich bethätigender Arbeitskraft bestehn, sondern aus den stoff +lichen Elementen, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, also aus dem +Theil des gesellschaftlichen Waarenkapitals, der in den Konsum des Ar +beiters eingeht - aus Lebensmitteln. Das fixe Kapital besteht dann aus + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +35 + +40 + +205 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +den langsamer vergänglichen und daher langsamer zu ersetzenden Ar +beitsmitteln, das in Arbeitskraft ausgelegte Kapital aus den rascher zu +ersetzenden Lebensmitteln. + +Die Grenzen der raschern oder langsameren Vergänglichkeit verwi + +schen sich jedoch. + +„Die Nahrung und Kleidung, die der Arbeiter konsumirt, die Gebäu +de, worin er arbeitet, die Werkzeuge, die bei seiner Arbeit mitwirken, sind +alle vergänglicher Natur. Es besteht aber ein gewaltiger Unterschied in +der Zeit, während welcher diese verschiednen Kapitale vorhalten; eine +Dampfmaschine dauert länger als ein Schiff, ein Schiff länger als die +Kleidung des Arbeiters, die Kleidung des Arbeiters wieder länger als die +Nahrung die er verzehrt."2 7' | + +|204| Wobei Ricardo vergißt das Haus, worin der Arbeiter wohnt, seine +Möbel, seine Konsumtionswerkzeuge, wie Messer, Gabeln, Gefäße etc., +die alle denselben Charakter der Dauerhaftigkeit besitzen, wie die Ar +beitsmittel. Dieselben Dinge, dieselben Klassen von Dingen erscheinen +hier als Konsumtionsmittel, dort als Arbeitsmittel. + +Der Unterschied, wie Ricardo ihn ausspricht, ist dieser: „Jenachdem +Kapital rasch vergänglich ist und oft reproducirt werden muß, oder j e +nachdem es langsam konsumirt wird, klassificirt man es unter das cirku +lirende oder unter das fixe Kapital."2 8' + +Dazu macht er die Note: „Eine unwesentliche Eintheilung, in welcher + +zudem die Scheidelinie nicht genau gezogen werden kann."2 9' + +So sind wir wieder glücklich bei den Physiokraten angekommen, wo +der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives ein +Unterschied war in der Zeit der Konsumtion und daher auch in der +verschiednen Reproduktionszeit des angewandten Kapitals. Nur, was bei +ihnen ein für die gesellschaftliche Produktion wichtiges Phänomen aus +drückt und im Tableau économique auch im Zusammenhang mit dem +Cirkulationsproceß dargestellt ist, wird hier zu einer subjektiven, und wie +Ricardo selbst sagt, überflüssigen Unterscheidung. + +2 7) " T he food and clothing consumed by the labourer, the buildings in which he works, the +implements with which his labour is assisted, are all of a perishable nature. There is, +however, a vast difference in the time for which these different capitals will endure: a +steam-engine will last longer than a ship, a ship than the clothing of the labourer, and the +clothing of the labourer longer than the food which he consumes." - Ricardo, etc., p. 27. +2 81 "According as capital is rapidly perishable and requires to be frequently reproduced, or +is of slow consumption, it is classed under the heads of circulating, or fixed capital." +2 9) "A division not essential, and in which the line of demarcation cannot be accurately +drawn." + +206 + + Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo + +Sobald der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil sich nur durch seine R e +produktionsperiode und daher seinen Cirkulationstermin von dem in +Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil unterscheidet, sobald der eine +Theil aus Lebensmitteln besteht, wie der andre aus Arbeitsmitteln, sodaß +die letztren sich von den erstren nur durch raschern Grad der Vergäng +lichkeit unterscheiden, wie erstere ja selbst verschiedne Grade der Ver +gänglichkeit besitzen - ist natürlich alle differentia specifica zwischen +dem in Arbeitskraft und dem in Produktionsmitteln ausgelegten Kapital +ausgelöscht. | + +|205| Dies widerspricht ganz Ricardo's Lehre vom Werth, sowie seiner +Profittheorie, die thatsächlich Mehrwerththeorie ist. Er betrachtet über +haupt den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital nur inso +weit verschiedne Proportionen von beiden, bei gleich großen Kapitalen, +in verschiednen Geschäftszweigen, das Gesetz des Werths beeinflussen, +und zwar, in wie weit eine Erhöhung oder Senkung des Arbeitslohns in +Folge dieser Umstände die Preise afficirt. Doch selbst innerhalb dieser +beschränkten Untersuchung begeht er, in Folge der Verwechslung von +fixem und cirkulirendem Kapital mit konstantem und variablem, die +größten Irrthümer und geht in der That von einer ganz falschen Basis der +Untersuchung aus. Es werden also 1) soweit der in Arbeitskraft ausge +legte Werththeil des Kapitals unter die Rubrik des cirkulirenden Kapitals +zu subsumiren ist, die Bestimmungen des cirkulirenden Kapitals selbst +falsch entwickelt und speciell die Umstände, die den in Arbeit ausgeleg +ten Kapitaltheil unter diese Rubrik subsumiren. 2) Es findet Verwechs +lung statt zwischen der Bestimmung, wonach der in Arbeit ausgelegte +Kapitaltheil variabel, und derjenigen, wonach er cirkulirend im Gegen +satz zum fixen Kapital ist. + +Es ist von vornherein klar, daß die Bestimmung des in Arbeitskraft +ausgelegten Kapitals als cirkulirend oder flüssig eine sekundäre Bestim +mung ist, worin seine differentia specifica im Produktionsproceß ausge +löscht ist; denn in dieser Bestimmung sind einerseits die in Arbeit und +die in Rohstoffen etc. ausgelegten Kapitale gleichwerthig; eine Rubrik, +die einen Theil des konstanten Kapitals identificirt mit dem variablen +Kapital, hat es nicht mit der differentia specifica des variablen Kapitals +im Gegensatz zum konstanten zu thun. Andrerseits werden zwar die in +Arbeit, und die in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaitheile einander +entgegengesetzt, aber keineswegs mit Bezug darauf, daß sie in ganz ver +schiedner Weise in die Produktion des Werths eingehn, sondern mit Be +zug darauf, daß von beiden ihr gegebner Werth auf das Produkt über +tragen wird, nur in verschiednen Zeiträumen. + +207 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Es handelt sich in allen diesen Fällen darum, wie ein gegebner Werth, +der im Produktionsproceß der Waare ausgelegt wird, sei es Arbeitslohn, +Preis des Rohstoffs oder Preis der Arbeitsmittel, auf das Produkt über +tragen, daher durch das Produkt cirkulirt und durch seinen Verkauf zu +seinem Ausgangspunkt zurückgeführt oder ersetzt wird. Der ||206| einzige +Unterschied besteht hier in dem „wie", in der besondren Art und Weise +der Uebertragung, und daher auch der Cirkulation dieses Werths. + +Ob der in jedem Fall kontraktlich vorher bestimmte Preis der Arbeits +kraft in Geld oder Lebensmitteln gezahlt wird, ändert nichts an seinem +Charakter, ein bestimmter gegebner Preis zu sein. Indeß ist bei dem in +Geld gezahlten Arbeitslohn evident, daß nicht das Geld selbst in den +Produktionsproceß eingeht, in derselben Weise, wie nicht nur der Werth, +sondern auch der Stoff der Produktionsmittel in den Produktionsproceß +eingeht. Werden dagegen die Lebensmittel, die der Arbeiter mit seinem +Lohn kauft, direkt als stoffliche Gestalt des cirkulirenden Kapitals mit +den Rohstoffen etc. unter eine Rubrik, und den Arbeitsmitteln entgegen +gestellt, so gibt dies der Sache einen andern Schein. Wenn der Werth +dieser Dinge, der Produktionsmittel, im Arbeitsproceß auf das Produkt +übertragen wird, so erscheint der Werth jener andern Dinge, der Lebens +mittel, in der Arbeitskraft, die sie verzehrt, wieder und wird durch Be- +thätigung derselben ebenfalls auf das Produkt übertragen. Es handelt +sich in allem Diesem gleichmäßig um das bloße Wiedererscheinen der +während der Produktion vorgeschoßnen Werthe im Produkt. (Die Phy +siokraten nahmen dies ernsthaft und leugneten daher, daß die industrielle +Arbeit Mehrwerth schaffe.) So in der bereits citirten Stelle von Wayland: +„Es kommt nicht darauf an, in welcher F o rm das Kapital wieder er +scheint . .. die verschiednen Arten der Nahrung, Kleidung und Wohnung, +die für das Dasein und Wohlbefinden des Menschen nöthig sind, werden +auch verändert. Sie werden im L a uf der Zeit verzehrt und ihr Werth +erscheint wieder etc." (Elements of Pol. Econ., p. 31, 32.) Die der Pro +duktion in Gestalt von Produktionsmitteln und Lebensmitteln vorge +schoßnen Kapitalwerthe erscheinen hier gleichmäßig im Werth des Pro +dukts wieder. Damit ist denn die Verwandlung des kapitalistischen +Produktionsprocesses in ein vollständiges Mysterium glücklich voll +bracht und der Ursprung des im Produkt vorhandnen Mehrwerths gänz +lich dem Blick entrückt. + +Ferner vollendet sich damit der der bürgerlichen Oekonomie eigen- +thümliche Fetischismus, der den gesellschaftlichen, ökonomischen Cha +rakter, welchen Dinge im gesellschaftlichen Produktionsproceß aufge +prägt erhalten, in einen natürlichen, aus der stofflichen Natur dieser +Dinge entspringenden Charakter verwandelt. Ζ. B. Arbeitsmittel sind fi- + +208 + + Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo + +xes Kapital - eine ||207| scholastische Bestimmung, die zu Widersprüchen +und Konfusion führt. Ganz wie beim Arbeitsproceß (Buch I, Kap. V) +nachgewiesen wurde, daß es ganz von der jedesmaligen Rolle abhängt, +welche die gegenständlichen Bestandtheile in einem bestimmten Arbeits +proceß spielen, von ihrer Funktion, ob sie als Arbeitsmittel, Arbeitsma +terial oder Produkt fungiren, - ganz ebenso sind Arbeitsmittel nur da +fixes Kapital, wo der Produktionsproceß überhaupt kapitalistischer Pro +duktionsproceß und daher die Produktionsmittel überhaupt Kapital +sind, die ökonomische Bestimmtheit, den gesellschaftlichen Charakter +von Kapital besitzen; und zweitens sind sie fixes Kapital nur, wenn sie +ihren Werth in einer besondern Weise auf das Produkt übertragen. Wenn +nicht, bleiben sie Arbeitsmittel, ohne fixes Kapital zu sein. Ebenso Hülfs +stoffe, wie Dünger, wenn sie in derselben besondern Art Werth abgeben, +wie der größte Theil der Arbeitsmittel, werden fixes Kapital, obgleich sie +keine Arbeitsmittel sind. Es handelt sich hier nicht um Definitionen, un +ter welchen die Dinge subsumirt werden. Es handelt sich um bestimmte +Funktionen, welche in bestimmten Kategorien ausgedrückt werden. + +Gilt es für eine den Lebensmitteln an sich, unter allen Umständen +zukommende Eigenschaft, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital zu sein, so +wird es auch Charakter dieses „cirkulirenden" Kapitals „die Arbeit zu +erhalten", to support labour (Ricardo, p. 25). Wären die Lebensmittel +nicht „Kapital", so würden sie also nicht die Arbeitskraft erhalten; wäh +rend ihr Kapitalcharakter ihnen gerade die Eigenschaft gibt, das Kapital +zu erhalten durch fremde Arbeit. + +Sind Lebensmittel an sich cirkulirendes Kapital - nachdem dieses ver +wandelt in Arbeitslohn - so ergibt sich ferner, daß die Größe des Arbeits +lohns abhängt von dem Verhältniß der Arbeiterzahl zu der gegebnen +Masse des cirkulirenden Kapitals - ein beliebter ökonomischer Satz - +während in der That die Masse der Lebensmittel, die der Arbeiter dem +Markt entzieht, und die Masse der Lebensmittel, worüber der Kapitalist +zu seinem Konsum verfügt, abhängt vom Verhältniß des Mehrwerths +zum Preis der Arbeit. + +Ricardo wie B a r t o n2 9 [ a l) verwechselt überall das Verhältniß des va-| +|208|riablen Kapitals zum konstanten mit dem Verhältniß des cirkuliren +den Kapitals zum fixen. Wir werden später sehn, wie dies seine Unter +suchung über die Profitrate verfälscht. + +Ricardo setzt ferner die Unterschiede, die im Umschlag aus andren +Gründen entspringen, als aus dem Unterschied von fixem und cirkuliren- + +29W) Observations on the Circumstances which influence the Condition of the Labouring + +Classes of Society. London 1817. Eine einschlägige Stelle ist citirt Buch I, S. 655, Note 79. + +209 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +dem Kapital, mit diesem gleich: „Es ist ferner zu bemerken, daß das +cirkulirende Kapital in sehr ungleichen Zeiträumen cirkuliren oder sei +nem Anwender zurückfließen kann. Der von einem Pächter zur Aussaat +gekaufte Weizen ist ein fixes Kapital verglichen mit dem von einem Bäk- +ker zur Verwandlung in Brot gekauften Weizen. Der Eine läßt ihn im +Boden, und kann erst nach einem J a hr einen Rückfluß erhalten; der +Andre kann ihn zu Mehl vermählen lassen und als Brot an seine Kunden +verkaufen, sodaß er innerhalb einer Woche sein Kapital wieder frei hat, +um dieselbe Operation von neuem, oder irgend eine andre damit zu be +ginnen."3 0' + +Hier ist charakteristisch, daß Weizen, obgleich er als Saatkorn nicht als +Lebensmittel, sondern als Rohmaterial dient, erstens cirkulirendes K a +pital ist, weil an sich Lebensmittel, und zweitens fixes Kapital, weil sein +Rückfluß sich über ein Jahr erstreckt. Es ist aber nicht nur der langsa +mere oder schnellere Rückfluß, der ein Produktionsmittel zu fixem K a +pital macht, sondern die bestimmte Art und Weise der Werthabgabe an +das Produkt. + +Die von A. Smith angerichtete Konfusion hat zu folgenden Resultaten + +geführt: + +1) Der Unterschied zwischen fixem und flüssigem Kapital wird ver +wechselt mit dem Unterschied von produktivem Kapital und Waaren +kapital. So ist ζ. B. dieselbe Maschine cirkulirendes Kapital, wenn sie +sich als Waare auf dem M a r kt befindet, und fixes Kapital, wenn sie dem +Produktionsproceß einverleibt ist. Dabei ist absolut nicht abzusehn, war +um eine bestimmte Art Kapital mehr fix oder mehr cirkulirend sein soll +als die andre. | + +1209 J 2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn + +ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A. + +3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der +schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem +verwechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie ζ. B. bei Ramsey, +wo alle Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes +Kapital, und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes +Kapital ist. Weil aber die Reduktion in dieser F o rm geschieht, wird der +wirkliche Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht be­ +griffen. + +3 01 " It is also to be observed that the circulating capital may circulate, or be returned to its +employer, in very unequal times. T he wheat bought by a farmer to sow is comparatively a +fixed capital to the wheat purchased by a baker to make into loaves. T he one leaves it in the +ground, and can obtain no return for a year; the other can get it ground into flour, sell it as +bread to his customers, and have his capital free, to renew the same, or commence any +other employment in a week." (p. 26, 27.) + +210 + + Zwölftes Kapitel • Arbeitsperiode + +4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen, +die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis be +trachten, wie Macleod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied +von fixem und cirkulirendem Kapital in den von money at call und mo +ney not at call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vor +heriger Kündigung zurückgezogen werden kann). + +ZWÖLFTES KAPITEL. + +D ie A r b e i t s p e r i o d e. + +Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich großer Arbeitstag, sage +zehnstündiger Arbeitsproceß, besteht, ζ. B. Baumwollspinnerei und +Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wö +chentlich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwol +lengarn; in dem andren muß der Arbeitsproceß vielleicht während drei +Monaten wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, +herzustellen. In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und +täglich oder wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem an +dern Fall ist der Arbeitsproceß kontinuirlich, erstreckt sich über eine +längere Anzahl täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der +Kontinuität ihrer Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt +liefern. Obgleich die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe +ist, findet ein sehr bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Pro +duktionsakts, d. h. in ||210| der Dauer der wiederholten Arbeitsprocesse, +die erheischt sind, um das Produkt fertig zu liefern, es als Waare auf den +Markt zu schicken, also es aus produktivem Kapital in Waarenkapital zu +verwandeln. Der Unterschied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital +hat hiermit nichts zu thun. Der angegebne Unterschied würde bestehn, +selbst wenn in beiden Geschäftszweigen genau dieselben Proportionen +von fixem und cirkulirendem Kapital angewandt würden. + +Diese Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts finden statt, +nicht nur zwischen verschiednen Produktionssphären, sondern auch in +nerhalb derselben Produktionssphäre, je nach dem Umfang des zu lie +fernden Produkts. Ein gewöhnliches Wohnhaus wird in kürzrer Zeit +gebaut als eine größre Fabrik, und erfordert daher eine geringre Zahl +kontinuirlicher Arbeitsprocesse. Wenn der Bau einer Lokomotive drei +Monate, kostet der eines Panzerschiffs ein oder mehrere Jahre. Die Ge +treideproduktion nimmt beinahe ein J a hr in Anspruch, die Produktion + +211 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +von Hornvieh mehrere Jahre, die Holzzucht kann von 12 bis 100 Jahre +umfassen; ein Landweg vielleicht in einigen Monaten gebaut werden, wo +eine Eisenbahn Jahre erfordert; ein gewöhnlicher Teppich vielleicht eine +Woche, Gobelins Jahre etc. Die Unterschiede in der Dauer des Produk +tionsakts sind also unendlich mannichfaltig. + +Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muß offenbar einen +Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich großer K a +pitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebnes +Kapital vorgeschossen ist. Gesetzt, die Maschinenspinnerei und die L o +komotivenfabrik wendeten gleich großes Kapital an, die Theilung zwi +schen konstantem und variablem Kapital sei dieselbe, auch die zwischen +den fixen und flüssigen Bestandtheilen des Kapitals, endlich sei der Ar +beitstag gleich groß und seine Theilung zwischen nothwendiger Arbeit und +Mehrarbeit dieselbe. Um ferner alle aus dem Cirkulationsproceß entsprin +genden und diesem Fall äußerlichen Umstände zu beseitigen, wollen wir +annehmen, daß beide, Garn und Lokomotive, auf Bestellung fabricirt und +bei Lieferung des fertigen Produkts bezahlt werden. Nach Ende der Wo +che, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant (wir +sehn hier vom Mehrwerth ab) das ausgelegte cirkulirende Kapital zurück +und ebenso den Verschleiß des fixen Kapitals, der im Garnwerth steckt. Er +kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von j|211| neuem +wiederholen. Es hat seinen Umschlag vollbracht. Der Lokomotivfabri +kant dagegen muß während der drei Monate Woche für Woche immer +neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen, und erst nach +drei Monaten, nach Ablieferung der Lokomotive, befindet sich das wäh +rend dieser Zeit in einem und demselben Produktionsakt, zur Herstellung +einer und derselben Waare, nach und nach ausgelegte cirkulirende Kapital +wieder in einer Form, worin es seinen Kreislauf von neuem beginnen kann; +ebenso wird ihm der Verschleiß der Maschinerie während dieser drei M o +nate erst jetzt ersetzt. Die Auslage des Einen ist die für eine Woche, die des +Andren ist die Wochenauslage multiplicirt mit 12. Alle andren Umstände +gleich vorausgesetzt, muß der Eine zwölfmal mehr cirkulirendes Kapital +zur Verfügung haben als der Andre. + +D aß die wöchentlich vorgeschoßnen Kapitale gleich sind, ist hier j e +doch ein gleichgültiger Umstand. Welches immer die Größe des vorge +schoßnen Kapitals, in dem einen Fall ist es nur für eine Woche, in dem +andren für zwölf Wochen vorgeschossen, bevor von neuem damit operirt, +dieselbe Operation damit wiederholt oder eine andersartige damit begon +nen werden kann. + +Der Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags oder der Zeit +länge, für welche das einzelne Kapital vorgeschossen werden muß, bevor + +212 + + Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode + +derselbe Kapitalwerth wieder zu einem neuen Arbeits- oder Verwer +thungsproceß dienen kann, entspringt hier daraus: + +Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive oder irgend einer Maschine +koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die in Spinnerei und Maschinenbau +beschäftigten Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage gleichmäßig eine dis- +kontinuirliche (diskrete) Größe, nach der Unterstellung aus 100 aufein +ander folgenden, separaten zehnstündigen Arbeitsprocessen bestehend. +Aber mit Bezug auf das Produkt - die Maschine - bilden die 100 Arbeits +tage eine kontinuirliche Größe, einen Arbeitstag von 1000 Arbeitsstun +den, einen einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen +Arbeitstag, der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher +zusammenhängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitspe +riode. Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeits +zeit, während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, +täglich arbeiten muß. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so +bedeutet das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem be +stimmten ||212| Geschäftszweig erheischt ist, um ein fertiges Produkt zu +liefern. Das Produkt jedes Arbeitstags ist hier nur ein Theilprodukt, wel +ches Tag für Tag weiter ausgeführt wird und erst am Schluß der längern +oder kürzern Periode der Arbeitszeit seine fertige Gestalt erhält, ein fer +tiger Gebrauchswerth ist. + +Unterbrechungen, Störungen des gesellschaftlichen Produktionspro +cesses, ζ. B. in Folge von Krisen, wirken daher sehr verschieden auf Ar­ +beitsprodukte, die diskreter Natur sind, und auf solche, die zu ihrer Pro­ +duktion eine längere, zusammenhängende Periode erheischen. A uf die +heutige Produktion einer bestimmten Masse von Garn, Kohle u. s. w., +folgt in dem einen Fall morgen keine neue Produktion von Garn, Kohle +u. s. w. Anders aber mit Schiffen, Gebäuden, Eisenbahnen u. s. w. Nicht +nur die Arbeit wird unterbrochen, ein zusammenhängender Produktions +akt wird unterbrochen. Wird das Werk nicht weiter geführt, so sind die +bereits in seiner Produktion verzehrten Produktionsmittel und Arbeit +nutzlos verausgabt. Selbst wenn es wieder aufgenommen wird, hat in der +Zwischenzeit stets Deterioration stattgefunden. + +Während der ganzen Dauer der Arbeitsperiode häuft sich schichtweis +der Werththeil, den das fixe Kapital täglich bis zu seiner Reife an das +Produkt abgibt. Und hier zeigt sich zugleich der Unterschied von fixem +und cirkulirendem Kapital in seiner praktischen Wichtigkeit. Das fixe +Kapital ist für längre Zeitdauer dem Produktionsproceß vorgeschossen, +es braucht nicht vor Ablauf dieser vielleicht mehrjährigen Frist erneuert +zu werden. Der Umstand, ob die Dampfmaschine ihren Werth stückweis +täglich auf Garn, das Produkt eines diskreten Arbeitsprocesses, oder + +213 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +während drei Monaten auf eine Lokomotive, das Produkt eines konti- +nuirlichen Produktionsakts, abgibt, ändert durchaus nichts an der Aus +lage des für den Ankauf der Dampfmaschine nöthigen Kapitals. In dem +einen Fall strömt ihr Werth in kleinen Dosen zurück, ζ. B. wöchentlich, +im andern in größren Maßen, ζ. B. dreimonatlich. Aber in beiden Fällen +findet die Erneuerung der Dampfmaschine vielleicht erst nach 20 Jahren +statt. Solange jede einzelne Periode, innerhalb deren ihr Werth durch +Verkauf des Produkts stückweis zurückfließt, kürzer ist als ihre eigne +Existenzperiode, fährt dieselbe Dampfmaschine fort, während mehrerer +Arbeitsperioden im Produktionsproceß zu fungiren. | + +|213| Anders verhält es sich dagegen mit den cirkulirenden Bestand- +theilen des vorgeschoßnen Kapitals. Die für diese Woche gekaufte Ar +beitskraft ist verausgabt während dieser Woche und hat sich im Produkt +vergegenständlicht. Sie muß Ende dieser Woche bezahlt werden. Und +diese Kapitalauslage in Arbeitskraft wiederholt sich wöchentlich wäh +rend der drei Monate, ohne daß die Verausgabung dieses Kapitaltheils in +der einen Woche den Kapitalisten befähige den Ankauf der Arbeit in der +nächsten Woche zu bestreiten. Es muß wöchentlich neues zuschüssiges +Kapital in Zahlung von Arbeitskraft verausgabt werden und, wenn wir +von allen Kreditverhältnissen absehn, muß der Kapitalist fähig sein, für +die Zeit von drei Monaten Arbeitslohn auszulegen, obgleich er ihn nur in +wöchentlichen Dosen zahlt. Ebenso mit dem andern Theil des cirkuliren +den Kapitals, den R o h- und Hülfsstoffen. Eine Schicht von Arbeit nach +der andern lagert sich auf dem Produkt ab. Nicht nur der Werth der +verausgabten Arbeitskraft, sondern auch Mehrwerth wird beständig +während des Arbeitsprocesses auf das Produkt übertragen, aber auf un +fertiges Produkt, das noch nicht die Gestalt der fertigen Waare hat, also +noch nicht cirkulationsfähig ist. Dasselbe gilt von dem in R o h- und +Hülfsstoffen schichtweis auf das Produkt übertragnen Kapitalwerth. + +Je nach der längern oder kürzern Dauer der Arbeitsperiode, welche die +specifische Natur des Produkts oder des zu erreichenden Nutzeffekts zu +ihrer Herstellung beansprucht, ist eine beständige, zuschüssige Ausgabe +von cirkulirendem Kapital (Arbeitslohn, R o h- und Hülfsstoffen) erfor +dert, wovon kein Theil sich in einer cirkulationsfähigen Form befindet +und daher zur Erneuerung derselben Operation dienen könnte; jeder +Theil vielmehr successive als Bestandtheil des werdenden Produkts in +nerhalb der Produktionsphäre festgelegt, in Form von produktivem K a +pital gebunden ist. Die Umschlagszeit ist aber gleich der Summe der +Produktionszeit und der Cirkulationszeit des Kapitals. Eine Verlängrung +der Produktionszeit vermindert also ebensosehr die Umschlagsgeschwin +digkeit wie eine Verlängerung der Cirkulationszeit. In dem vorliegenden +Fall ist aber Doppeltes zu bemerken: + +214 + + Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode + +Erstens: der verlängerte Aufenthalt in der Produktionssphäre. Das + +ζ. B. in der ersten Woche in Arbeit, Rohmaterial etc. vorgeschoßne K a +pital, ebenso wie die vom fixen Kapital an das Produkt abgegebnen +Werththeile, bleiben für den ganzen Termin von drei Monaten in die +Pro||214|duktionssphäre gebannt und können, als einem erst werdenden, +noch unfertigen Produkt einverleibt, nicht als Waare in die Cirkulation +treten. + +Zweitens: Da die für den Produktionsakt nöthige Arbeitsperiode drei + +Monate dauert, in der That nur einen zusammenhängenden Arbeits +proceß bildet, so muß beständig wöchentlich eine neue Dose von cirku +lirendem Kapital den vorhergehenden zugefügt werden. Die Masse des +nacheinander vorgeschoßnen, zusätzlichen Kapitals wächst also mit der +Länge der Arbeitsperiode. + +Wir haben unterstellt, daß in der Spinnerei und Maschinenfabrikation +gleichgroße Kapitale angelegt sind, daß diese Kapitale in gleichgroßen +Proportionen in konstantes und variables Kapital, ditto in fixes und cir +kulirendes getheilt sind, daß die Arbeitstage gleich lang sind, kurz, daß +alle Umstände dieselben sind außer der Dauer der Arbeitsperiode. In der +ersten Woche ist die Auslage für beide gleich groß, aber das Produkt des +Spinners kann verkauft und mit dem Erlös neue Arbeitskraft und neue +Rohstoffe etc. gekauft, kurz die Produktion auf derselben Stufenleiter +fortgeführt werden. Der Maschinenfabrikant dagegen kann das in der +ersten Woche verausgabte cirkulirende Kapital erst nach drei Monaten +nach Fertigstellung seines Produkts, in Geld rückverwandeln und damit +von neuem operiren. Es ist also erstens Differenz im Rückfluß desselben +ausgelegten Kapitalquantums. Zweitens aber: Während der drei Monate +ist gleich großes produktives Kapital in der Spinnerei und dem Maschi +nenbau angewandt, aber die Größe der Kapitalauslage ist für den Spin +ner und den Maschinenbauer durchaus verschieden, weil in dem einen +Fall dasselbe Kapital sich rasch erneuert und dieselbe Operation daher +von neuem wiederholen kann; in dem andern sich relativ nur langsam +erneuert und daher bis zum Termin seiner Erneuerung beständig neue +Kapitalquanta den alten hinzugefügt werden müssen. Es ist also sowohl +die Zeitlänge verschieden, worin sich bestimmte Portionen des Kapitals +erneuern, oder die Länge der Vorschußzeit, wie auch die Masse des K a +pitals (obgleich das täglich oder wöchentlich angewandte Kapital dassel +be ist) die je nach der Länge des Arbeitsprocesses vorgeschossen werden +muß. Der Umstand ist deswegen zu merken, weil die Länge des Vor +schusses wachsen kann, wie in den im folgenden Kapitel zu betrachten +den Fällen, ohne daß deswegen die Masse des vorzuschießenden Kapitals +im Verhältniß zu dieser Zeitlänge wächst. Das Kapital muß länger vor- + +215 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +ge||215|schossen werden, und eine größre Menge Kapital ist in der F o rm +von produktivem Kapital gebunden. + +A uf den unentwickelteren Stufen der kapitalistischen Produktion wer +den Unternehmungen, die eine lange Arbeitsperiode, also große Kapi +talauslage für längre Zeit bedingen, namentlich wenn nur auf großer Stu +fenleiter ausführbar, entweder gar nicht kapitalistisch betrieben, wie ζ. B. +Straßen, Kanäle etc. auf Gemeinde- oder Staatskosten (in ältren Zeiten +meist durch Zwangsarbeit, soweit die Arbeitskraft in Betracht kommt). +Oder solche Produkte, deren Herstellung eine längre Arbeitsperiode be +dingt, werden nur zum geringsten Theil durch das Vermögen des Kapi +talisten selbst fabricirt. Ζ. B. beim Hausbau zahlt die Privatperson, für +welche das Haus gebaut wird, portionsweis Vorschüsse an den Bauun +ternehmer. Sie zahlt daher in der That das Haus stückweis, im M aß wie +sein Produktionsproceß vorangeht. In der entwickelten kapitalistischen +Aera dagegen, wo einerseits massenhafte Kapitale in den Händen Ein +zelner koncentrirt sind, andrerseits neben den Einzelkapitalisten der as- +sociirte Kapitalist (Aktiengesellschaften) tritt und gleichzeitig das Kre +ditwesen entwickelt ist, baut ein kapitalistischer Bauunternehmer nur +noch ausnahmsweis auf Bestellung für einzelne Privatpersonen. Er macht +ein Geschäft daraus, Häuserreihen und Stadtviertel für den Markt zu +bauen, wie einzelne Kapitalisten ein Geschäft daraus machen, Eisenbah +nen als Kontraktoren zu bauen. + +Wie die kapitalistische Produktion den Häuserbau in London umge +wälzt hat, darüber geben uns die Aussagen eines Bauunternehmers vor +dem Bankkomité von 1857 Auskunft. In seiner Jugend, sagte er, wurden +Häuser meistens auf Bestellung gebaut und der Betrag während des Bau +es ratenweise an den Unternehmer bezahlt bei Vollendung gewisser +Stadien des Baues. A uf Spekulation wurde nur wenig gebaut; die Unter +nehmer ließen sich hierauf hauptsächlich nur ein, um ihre Arbeiter regel +mäßig beschäftigt und damit zusammen zu halten. Seit den letzten 40 +Jahren hat sich das alles geändert. A uf Bestellung wird nur noch sehr +wenig gebaut. Wer ein neues Haus braucht, sucht sich eins aus von den +auf Spekulation gebauten oder noch im Bau begriffnen. Der Unterneh +mer arbeitet nicht mehr für den Kunden, sondern für den Markt; ganz +wie jeder andre Industrielle ist er gezwungen fertige Waare im Markt zu +haben. Während früher ein Unternehmer vielleicht drei oder vier Häuser | +|216| gleichzeitig auf Spekulation im Bau hatte, muß er jetzt ein ausge +dehntes Grundstück kaufen (d. h. in kontinentaler Ausdrucksweise auf +meist 99 Jahre miethen), bis zu 100 oder 200 Häuser darauf errichten und +sich so auf eine Unternehmung einlassen, die sein Vermögen um das +zwanzig- bis fünfzigfache übersteigt. Die Fonds werden beschafft durch + +216 + + Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode + +Aufnahme von Hypotheken, und das Geld dem Unternehmer zur Ver +fügung gestellt im M a ß, wie der Bau der einzelnen Häuser fortschreitet. +Kommt dann eine Krisis, die die Einzahlung der Vorschußraten zum +Stocken bringt, so scheitert gewöhnlich die ganze Unternehmung; im be +sten Fall bleiben die Häuser unvollendet bis auf beßre Zeiten, +im +schlimmsten kommen sie unter den Hammer und werden zum halben +Preis losgeschlagen. Ohne Spekulationsbau, und das auf großer Stufen +leiter, kann heute kein Unternehmer mehr vorankommen. Der Profit aus +dem Bauen selbst ist äußerst gering; sein Hauptgewinn besteht in Stei +gerung der Grundrente, in geschickter Auswahl und Ausnutzung des +Bauterrains. A uf diesem Wege der die Nachfrage nach Häusern antici- +pirenden Spekulation sind fast ganz Belgravia und Tyburnia und die +zahllosen Tausende von Villen um London gebaut worden. (Abgekürzt +aus Report from the Select Committee on Bank Acts. Part I, 1857, Evi +dence, Fragen 5 4 1 3 - 1 8, 5 5 3 5 - 3 6 .) + +Die Ausführung von Werken von bedeutend langer Arbeitsperiode und +großer Stufenleiter fällt erst vollständig der kapitalistischen Produktion +anheim, wenn die Koncentration des Kapitals bereits sehr bedeutend ist, +andrerseits die Entwicklung des Kreditsystems dem Kapitalisten das be +queme Auskunftsmittel bietet, fremdes statt sein eignes Kapital vorzu +schießen und daher auch zu riskiren. Es versteht sich jedoch von selbst, +daß der Umstand, ob das der Produktion vorgeschoßne Kapital seinem +Anwender gehört oder nicht gehört, auf Umschlagsgeschwindigkeit und +Umschlagszeit keinen Einfluß hat. + +Die Umstände, welche das Produkt des einzelnen Arbeitstags vergrö +ßern, wie Kooperation, Theilung der Arbeit, Anwendung der Maschi +nerie, verkürzen zugleich die Arbeitsperiode bei zusammenhängenden +Produktionsakten. So verkürzt Maschinerie die Bauzeit von Häusern, +Brücken etc.; die Mäh- und Dreschmaschine etc. verkürzen die Arbeits +periode, erheischt um das gereifte Korn in fertige Waare zu verwandeln. +Verbesserter Schiffsbau verkürzt mit vermehrter Geschwindigkeit die +Umschlagszeit des in der Schifffahrt ausgelegten Kapitals. Diese Verbes +serungen, ¡2171 welche die Arbeitsperiode und daher die Zeit verkürzen +für welche cirkulirendes Kapital vorgeschossen werden muß, sind jedoch +meist verbunden mit vermehrter Auslage von fixem Kapital. Andrerseits +kann die Arbeitsperiode in bestimmten Zweigen verkürzt werden durch +bloße Ausdehnung der Kooperation; die Fertigstellung einer Eisenbahn +wird dadurch verkürzt, daß große Arbeiterarmeen auf die Beine gestellt +werden und das Werk daher vielseitig im Raum angegriffen wird. Die +Umschlagszeit wird hier verkürzt durch Wachsthum des vorgeschoßnen +Kapitals. Mehr Produktionsmittel und mehr Arbeitskraft müssen unter +dem Kommando des Kapitalisten vereint sein. + +217 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Wenn die Verkürzung der Arbeitsperiode daher meist mit Vergröße +rung des für die kürzre Zeit vorgeschoßnen Kapitals verbunden ist, so- +daß, im M aß wie die Vorschußzeit sich verkürzt, die Masse, worin das +Kapital vorgeschossen wird, sich vergrößert - so ist hier zu erinnern, daß, +abgesehn von der vorhandnen Masse des gesellschaftlichen Kapitals, es +darauf ankommt, in welchem Grade die Produktions- und Lebensmittel, +resp. die Verfügung darüber, zersplittert oder in den Händen individuel +ler Kapitalisten vereinigt sind, also welchen Umfang die Koncentration +der Kapitale bereits erreicht hat. Insofern der Kredit die Koncentration +von Kapital in einer Hand vermittelt, beschleunigt und steigert, trägt er +dazu bei, die Arbeitsperiode, und damit die Umschlagszeit, abzukürzen. +In Produktionszweigen, wo die Arbeitsperiode, sei sie nun kontinuir- +lich oder unterbrochen, durch bestimmte Naturbedingungen vorgeschrie +ben ist, kann keine Verkürzung durch die oben angegebnen Mittel statt +finden. „Der Ausdruck: rascherer Umschlag, kann nicht auf Kornernten +angewandt werden, da nur ein Umschlag im J a hr möglich ist. Was den +Viehstand angeht, wollen wir einfach fragen: Wie ist der Umschlag zwei- +und dreijähriger Schafe und vier- und fünfjähriger Ochsen zu beschleu +nigen?" (W. Walter Good: Political, Agricultural, and Commercial Fal +lacies. London, 1866, p. 325.) + +Die Nothwendigkeit, früher Geld flüssig zu haben (ζ. Β. um fixe Lei­ +stungen, wie Steuern, Grundrente etc. zu zahlen) löst diese Frage da +durch, daß Vieh ζ. B. verkauft und geschlachtet wird, bevor es das öko +nomische Normalalter erreicht hat, zum großen Schaden der Agrikultur; +es bewirkt dies auch schließlich ein Steigen der Fleischpreise. „Die Leute, +welche früher hauptsächlich Vieh züchteten um die Weidegründe der | +¡2181 Midland counties im Sommer, und die Ställe der östlichen Graf +schaften im Winter damit zu versorgen . .. sind durch die Schwankungen +und Senkungen der Kornpreise so heruntergebracht worden, daß sie froh +sind, aus den hohen Preisen von Butter und Käse Vortheil ziehn zu kön +nen; die erstre bringen sie wöchentlich auf den Markt, um laufende Aus +gaben zu decken; gegen den letztren nehmen sie Vorschüsse von einem +Faktor, der den Käse abholt sobald er transportfähig ist, und der natür +lich seinen eignen Preis macht. Aus diesem Grund, und da die Land +w i r t s c h a ft durch die Grundsätze der politischen Oekonomie regiert +wird, werden die Kälber, die früher von den milchwirthschaftenden Ge +genden zur Aufzucht nach Süden kamen, jetzt massenweise geopfert, oft +wenn sie erst acht bis zehn Tage alt sind, in den Schlachthäusern von +Birmingham, Manchester, Liverpool und andern benachbarten G r o ß +städten. Wäre dagegen das Malz unbesteuert, so hätten nicht nur die +Pächter mehr Profit gemacht, und so ihr Jungvieh behalten können, bis + +218 + + Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode + +es älter und schwerer wurde, sondern das Malz hätte auch statt Milch zur +Aufzucht von Kälbern gedient bei Leuten, die keine Kühe halten; und +der jetzige erschreckende Mangel an Jungvieh wäre großentheils vermie +den worden. Empfiehlt man diesen kleinen Leuten jetzt, die Kälber auf- +zuziehn, so sagen sie: Wir wissen sehr wohl, daß die Aufzucht mit Milch +sich lohnen würde, aber erstens müßten wir Geld auslegen, und das kön +nen wir nicht, und zweitens müßten wir lange warten, bis wir unser Geld +wieder bekommen, während wir es in der Milchwirthschaft sogleich zu +rückerhalten." (Ibid., p. 12, 13.) + +Wenn die Verlängrung des Umschlags solche Folgen schon bei kleinem +englischen Pächtern hat, so ist leicht zu begreifen, welche Störungen sie +bei den Kleinbauern des Kontinents hervorrufen muß. + +Entsprechend der Dauer der Arbeitsperiode, also auch der Zeitperiode +bis zur Fertigstellung der cirkulationsfähigen Waare, häuft sich der +Werththeil, den das fixe Kapital schichtweis an das Produkt abgibt, und +verzögert sich der Rückfluß dieses Werththeils. Aber diese Verzögrung +verursacht nicht erneuerte Auslage in fixem Kapital. Die Maschine fährt +fort im Produktionsproceß zu wirken, ob der Ersatz ihres Verschleißes +langsamer oder rascher in Geldform zurückströmt. Anders verhält es sich +mit dem cirkulirenden Kapital. Nicht nur muß im Verhältniß zur Dauer +der Arbeitsperiode Kapital auf längre Zeit festgelegt, es muß auch +be||219|ständig neues Kapital in Arbeitslohn, R o h- und Hülfsstoffen vor +geschossen werden. Es zeigt sich hier, daß die Unterschiede von fixem +und flüssigen Kapital aus der Rolle entspringen, welche die verschiednen +Faktoren im Arbeitsproceß spielen, indem die einen in wiederholten Ar- +beitsprocessen fortwirken, die andren beständig erneuert werden, diese +also beständig durch die Cirkulation ganz ersetzt werden müssen, jene +nicht. Verzögerter Rückfluß wirkt daher verschieden auf beide. Der +Rückfluß mag langsamer oder rascher sein, das fixe Kapital fährt fort zu +wirken. Das cirkulirende Kapital dagegen wird funktionsunfähig bei ver +zögertem Rückfluß, wenn es in der F o rm von unverkauftem oder unfer +tigem, noch nicht verkäuflichem Produkt festliegt und kein Zuschußka +pital vorhanden ist, um es in natura zu erneuern. - „Während der Bauer +verhungert, gedeiht sein Vieh. Es hatte ziemlich geregnet und das Gras +futter stand üppig. Der indische Bauer wird verhungern neben einem +fetten Ochsen. Die Vorschriften des Aberglaubens erscheinen grausam +gegenüber dem Einzelnen, aber sie sind erhaltend für die Gesellschaft; die +Erhaltung des Arbeitsviehs sichert den Fortgang des Ackerbaus, und da +mit die Quellen künftigen Lebensunterhalts und Reichthums. Es mag +hart und traurig lauten, aber es ist so: In Indien ist ein Mensch leichter zu +ersetzen als ein Ochse." (Return, East India. Madras and Orissa Famine. + +219 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Nr. 4, p. 4.) Man vergleiche hiermit den Satz des Manava-Dharma-Ses- +tra, Cap. X, p. 862: „Hingebung des Lebens ohne Belohnung, um einen +Priester oder eine Kuh zu erhalten ... kann die Seligkeit dieser niedrig +gebornen Stämme sichern." + +Es ist natürlich unmöglich, ein fünfjähriges Thier vor dem Ende von +fünf Jahren zu liefern. Was aber innerhalb gewisser Grenzen möglich, das +ist, durch veränderte Behandlungsweise Thiere in kürzrer Zeit für ihre +Bestimmung fertig zu machen. Dies wurde namentlich geleistet durch +Bakewell. Früher waren englische Schafe, wie die französischen noch +1855, vor dem vierten oder fünften Jahre nicht schlachtfertig. Nach +Bakewell's System kann schon ein einjähriges Schaf gemästet werden und +in jedem Fall ist es vor Ablauf des zweiten Jahres vollständig ausgewach +sen. Durch sorgfältige Zuchtwahl reducirte Bakewell, Pächter von Dish- +ley Grange, das Knochenskelett der Schafe auf das zu ihrer Existenz +nothwendige Minimum. Seine Schafe hießen die New Leicesters. „Der +Züchter kann jetzt drei Schafe auf den Markt liefern in ||220| derselben +Zeit, in der er früher eins fertig stellte, und das in breiterer, runderer, +größerer Entwicklung der am meisten Fleisch gebenden Theile. Fast ihr +ganzes Gewicht ist pures Fleisch." (Lavergne, The Rural Economy of +England etc. 1855. p. 22.) + +Die Methoden, welche die Arbeitsperiode abkürzen, sind in verschied +nen Industriezweigen nur in sehr verschiednem Grad anwendbar und +gleichen nicht die Unterschiede in der Zeitlänge der verschiednen Ar +beitsperioden aus. Um bei unsrem Beispiel zu bleiben, so mag durch +Anwendung neuer Werkzeugmaschinen die zur Herstellung einer L o k o +motive nöthige Arbeitsperiode absolut verkürzt werden. Wird aber durch +verbesserte Processe in der Spinnerei das täglich oder wöchentlich gelie +ferte fertige Produkt ungleich rascher vermehrt, so hat die Länge der +Arbeitsperiode in der Maschinenfabrikation dennoch relativ zugenom +men, im Vergleich mit der Spinnerei. + +DREIZEHNTES KAPITEL. + +D ie P r o d u k t i o n s z e i t. + +Die Arbeitszeit ist immer Produktionszeit, d. h. Zeit, während deren das +Kapital in die Produktionssphäre gebannt ist. Aber umgekehrt ist nicht +alle Zeit, während deren das Kapital sich im Produktionsproceß befindet, +deswegen nothwendig auch Arbeitszeit. + +220 + + Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit + +Es handelt sich hier nicht um Unterbrechungen des Arbeitsprocesses, +welche durch die Naturschranken der Arbeitskraft selbst bedingt sind, +obgleich sich gezeigt hat, wie sehr der bloße Umstand, daß das fixe K a +pital, Fabrikgebäude, Maschinerie u. s. w. während der Pausen des Ar +beitsprocesses brachliegt, eins der Motive wurde zur unnatürlichen Ver- +längrung des Arbeitsprocesses und zur Tag- und Nachtarbeit. Es handelt +sich hier von einer, von der Länge des Arbeitsprocesses unabhängigen, +durch die Natur des Produkts und seiner Herstellung selbst bedingten +Unterbrechung, während deren der Arbeitsgegenstand kürzer oder länger +dauernden Naturprocessen unterworfen ist, physikalische, chemische, +physio [J 221 |logische Veränderungen durchmachen muß, während deren +der Arbeitsproceß ganz oder theilweise suspendirt ist. + +So muß gekelterter Wein erst eine Zeit lang die Gährung durchmachen +und dann wieder eine Zeit lang liegen, um einen bestimmten Grad der +Vollkommenheit zu erreichen. In vielen Industriezweigen muß das Pro +dukt eine Trocknung durchmachen, wie in der Töpferei, oder gewissen +Umständen ausgesetzt sein, um seine chemische Beschaffenheit zu än +dern, wie in der Bleicherei. Winterkorn braucht vielleicht neun Monate +zur Reife. Zwischen Saat- und Erntezeit ist der Arbeitsproceß fast ganz +unterbrochen. In der Holzzucht, nachdem die Aussaat und die dabei +nöthigen Vorarbeiten beendet, braucht der Same vielleicht 100 Jahre, um +in fertiges Produkt verwandelt zu werden; während dieser ganzen Zeit +braucht er relativ nur sehr unbedeutende Einwirkung von Arbeit. + +In allen diesen Fällen wird während eines großen Theils der Produk +tionszeit nur stellenweis zuschüssige Arbeit zugesetzt. Das im vorigen +Kapitel beschriebne Verhältniß, wo dem bereits im Produktionsproceß +festgelegten Kapital zuschüssiges Kapital und Arbeit zugesetzt werden +muß, findet hier nur mit längern oder kürzern Unterbrechungen statt. + +In allen diesen Fällen besteht also die Produktionszeit des vorgeschoß +nen Kapitals aus zwei Perioden: Einer Periode, worin das Kapital sich im +Arbeitsproceß befindet; einer zweiten Periode, worin seine Existenzform +- die von unfertigem Produkt - dem Walten von Naturprocessen überlas +sen ist, ohne sich im Arbeitsproceß zu befinden. Ob diese beiden Zeiträume +sich stellenweis durchkreuzen und zwischen einander schieben, ändert +nichts an der Sache. Arbeitsperiode und Produktionsperiode decken sich +hier nicht. Die Produktionsperiode ist größer als die Arbeitsperiode. Aber +erst nach Zurücklegung der Produktionsperiode ist das Produkt fertig, +reif, also aus der Form von produktivem Kapital verwandelbar in die von +Waarenkapital. Je nach der Länge der nicht aus Arbeitszeit bestehenden +Produktionszeit verlängert sich also auch seine Umschlagsperiode. Soweit +die über die Arbeitszeit überschüssige Produktionszeit nicht durch ein für + +221 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +alle Mal gegebne Naturgesetze bestimmt ist, wie beim Reifen des Korns, +dem Wuchs der Eiche u. s. w., kann die Umschlagsperiode oft mehr oder +minder verkürzt werden durch künstliche Abkürzung der Produktionszeit. +So durch Einführung der chemischen Bleicherei statt der Wiesenbleicherei, +durch wirksamere Trockenapparate in Trocknungsprocessen. | 2 2 2| So in 5 +der Gerberei, wo das Eindringen der Gerbsäure in die Häute nach der alten +Methode 6-18 Monate wegnahm, nach der neuen, worin die Luftpumpe +angewandt wird, nur anderthalb bis zwei Monate. ( J. G. Courcelle- +Seneuil, Traité théorique et pratique des Entreprises industrielles etc. Paris +1857, 2. éd.) Das großartigste Beispiel von künstlicher Abkürzung der 10 +durch Naturprocesse ausgefüllten bloßen Produktionszeit liefert die Ge +schichte der Eisenproduktion und namentlich die Verwandlung von R o h +eisen in Stahl in den letzten 100 Jahren, von dem um 1780 entdeckten +Puddling bis zu dem modernen Bessemer-Proceß und den seitdem einge +führten neuesten Verfahrungsweisen. Die Produktionszeit ist enorm abge- 15 +kürzt worden, aber in demselben M aß auch die Anlage von fixem Kapital +vergrößert. + +Ein eigenthümliches Beispiel für die Abweichung der Produktionszeit +von der Arbeitszeit liefert die amerikanische Fabrikation von Schuhlei +sten. Hier entsteht ein bedeutender Theil der Unkosten daraus, daß das 20 +Holz bis zu 18 Monaten zur Austrocknung lagern muß, damit der fertige +Leisten sich nachher nicht zieht, seine F o rm verändert. Während dieser +Zeit macht das Holz keinen andern Arbeitsproceß durch. Die Um +schlagsperiode des angelegten Kapitals ist daher nicht nur bestimmt +durch die zur Leistenfabrikation selbst erheischte Zeit, sondern auch 25 +durch die Zeit während deren es im austrocknenden Holz brach liegt. Es +befindet sich 18 Monate im Produktionsproceß, bevor es in den eigent +lichen Arbeitsproceß eintreten kann. Dies Beispiel zeigt zugleich, wie die +Umschlagszeiten verschiedner Theile des cirkulirenden Gesammtkapitals +verschieden sein können in Folge von Umständen, die nicht innerhalb 30 +der Cirkulationssphäre, sondern aus dem Produktionsproceß entsprin +gen. + +Besonders deutlich tritt der Unterschied von Produktionszeit und Ar +beitszeit hervor in der Landwirthschaft. In unsern gemäßigten Klimaten +trägt das Land einmal jährlich Korn. Die Abkürzung oder Verlängrung 35 +der Produktionsperiode (für Wintersaat durchschnittlich neun Monate) +ist selbst wieder vom Wechsel guter oder schlechter Jahre abhängig, da +her nicht genau vorher bestimmbar und kontrollirbar wie in der eigent +lichen Industrie. Nur Nebenprodukte, Milch, Käse etc. sind fortlaufend +in kürzern Perioden producirbar und verkaufbar. Dagegen stellt sich die 40 +Arbeitszeit wie folgt: „Die Zahl der Arbeitstage wird in den verschiednen + +222 + + Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit + +Gegenden von Deutschland mit Rücksicht auf die klimatischen und üb +rigen U 2231 einwirkenden Verhältnisse für die drei Hauptarbeitsperioden +anzunehmen sein: F ür die Frühjahrsperiode von Mitte März oder An +fang April bis Mitte Mai auf 5 0 - 6 0; für die Sommerperiode von Anfang +Juni bis Ende August auf 6 5 - 8 0; und für die Herbstperiode von Anfang +September bis Ende Oktober oder Mitte oder Ende November auf 5 5 - 75 +Arbeitstage. F ür den Winter sind bloß die darin zu verrichtenden Arbei +ten, wie Dünger-, Holz-, Markt-, Baufuhren u. s. w. zu bemerken." +( F. Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Dres +den 1852. S. 160.) + +Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Arbeits +periode der Landwirthschaft, und daher die Auslage in Kapital und Ar +beit, auf kurzem Zeitraum zusammen. Ζ. B. Rußland. Dort ist in einigen +nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 1 3 0 - 1 50 Tagen im +Jahr. Man begreift, welchen Verlust Rußland erleiden würde, wenn 50 +aus den 65 Millionen seiner europäischen Bevölkrung ohne Beschäfti +gung blieben während der sechs oder acht Wintermonate, wo alle Feld +arbeit aufhören muß. Außer den 200 000 Bauern, welche in den 10 500 +Fabriken Rußlands arbeiten, haben sich überall auf den Dörfern eigne +Hausindustrien entwickelt. So gibt es Dörfer, worin alle Bauern seit Ge +nerationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc. +sind; besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Moskau, Wladi +mir, Kaluga, Kostroma und Petersburg. Beiläufig wird diese Hausindu +strie schon mehr und mehr in den Dienst der kapitalistischen Produktion +gepreßt; den Webern ζ. B. Kette und Einschlag von Kaufleuten direkt +oder durch Vermittlung von Faktoren geliefert. (Abgekürzt nach: R e +ports by H. M. Secretaries of Embassy and Legation, on the Manufac +tures, Commerce etc. No. 8, 1865. p. 86, 87.) Man sieht hier, wie das +Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode, welche +letztre nur einen Theil der erstren bildet, die natürliche Grundlage der +Vereinigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet, wie an +drerseits letztre wieder Anhaltspunkt wird für den Kapitalisten, der sich +zunächst als Kaufmann dazwischendrängt. Indem die kapitalistische Pro +duktion dann später die Scheidung zwischen Manufaktur und Agrikultur +vollzieht, wird der Landarbeiter immer mehr von bloß zufälliger Neben +beschäftigung abhängig und seine Lage dadurch verschlechtert. F ür das | +|224| Kapital, wie man später sehn wird, gleichen sich alle Verschieden +heiten im Umschlag aus. Für den Arbeiter nicht. + +Während in den meisten Zweigen der eigentlichen Industrie, des Berg +baus, des Transports u. s. w. der Betrieb ein gleichmäßiger ist, gleich +mäßige Arbeitszeit jahraus jahrein gearbeitet wird und, von Preisschwan- + +223 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +kungen, Geschäftsstörungen etc. als von anormalen Unterbrechungen +abgesehn, die Auslagen für das in den täglichen Cirkulationsproceß ein +gehende Kapital sich gleichmäßig vertheilen; während ebenfalls, bei sonst +gleichbleibenden Marktverhältnissen, auch der Rückfluß des cirkuliren +den Kapitals oder seine Erneuerung das J a hr hindurch in gleichmäßige +Perioden sich vertheilt - findet in den Kapitalauslagen, wo die Arbeitszeit +nur einen Theil der Produktionszeit bildet, während der verschiednen +Perioden des Jahrs die größte Ungleichmäßigkeit in der Auslage von +cirkulirendem Kapital statt, indeß der Rückfluß nur auf einmal zu der +durch Naturbedingungen fixirten Zeit erfolgt. Bei gleicher Stufenleiter +des Geschäfts, d. h. bei gleicher Größe des vorgeschoßnen cirkulirenden +Kapitals, muß es daher in größren Massen auf einmal und auf längre Zeit +vorgeschossen werden, als in den Geschäften mit kontinuirlichen Arbeits +perioden. Die Lebensdauer des fixen Kapitals unterscheidet sich hier +auch bedeutender von der Zeit, worin es wirklich produktiv fungirt. Mit +der Differenz von Arbeitszeit und Produktionszeit wird natürlich auch +die Gebrauchszeit des angewandten fixen Kapitals auf längre oder kürzre +Zeit fortwährend unterbrochen, wie ζ. B. im Ackerbau bei Arbeitsvieh, +Geräthen und Maschinen. Soweit dies fixe Kapital aus Arbeitsthieren +besteht, erheischt es fortwährend dieselben oder fast dieselben Ausgaben +in Futter etc. wie während der Zeit worin es arbeitet. Bei todten Arbeits +mitteln verursacht auch der Nichtgebrauch eine gewisse Entwerthung. Es +findet also überhaupt Vertheuerung des Produkts statt, indem die Werth +abgabe an das Produkt sich berechnet nicht nach der Zeit, worin das fixe +Kapital fungirt, sondern nach der Zeit, worin es Werth verliert. In diesen +Produktionszweigen bildet das Brachliegen des fixen Kapitals, ob noch +mit laufenden Kosten verbunden oder nicht, ebenso eine Bedingung sei +ner normalen Anwendung wie ζ. B. der Verlust eines gewissen Quantums +von Baumwolle bei der Spinnerei; und ebenso zählt bei jedem Arbeits +proceß die unter den normalen technischen Bedingungen unproduktiv, +aber unvermeidlich, verausgabte Arbeitskraft gerade so gut wie die | +12251 produktive. Jede Verbeßrung, die unproduktive Verausgabung von +Arbeitsmitteln, Rohstoff und Arbeitskraft vermindert, vermindert auch +den Werth des Produkts. + +In der Landwirthschaft vereinigt sich beides, die längre Dauer der Ar +beitsperiode und die große Differenz zwischen Arbeitszeit und Produk +tionszeit. Hodgskin bemerkt darüber richtig: „Der Unterschied in der +Zeit," (obgleich er hier nicht zwischen Arbeitszeit und Produktionszeit +unterscheidet) „die erforderlich ist, um die Produkte der Landwirthschaft +fertig zu machen, und der von andern Arbeitszweigen, ist die Hauptur +sache der großen Abhängigkeit der Landwirthe. Sie können ihre Waaren + +224 + + Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit + +nicht in kürzrer Zeit zu Markte bringen als in einem Jahr. Während +dieses ganzen Zeitraums müssen sie borgen vom Schuhmacher, Schnei +der, Schmied, Wagenmacher und den verschiednen andren Producenten, +von denen sie Produkte brauchen, und welche Produkte in wenig Tagen +oder Wochen fertig werden. In Folge dieses natürlichen Umstands, und +in Folge der raschren Reichthumsvermehrung in den andern Arbeits +zweigen, sind die Grundbesitzer, die den Boden des ganzen Reichs mo- +nopolisirt haben, obgleich sie außerdem sich das Monopol der Gesetz +gebung angeeignet haben, dennoch unfähig, sich und ihre Diener, die +Pächter, vor dem Schicksal zu retten, die abhängigsten Leute im Lande +zu werden." (Thomas Hodgskin, Popular Political Economy. London +1827. p. 147 Note.) + +Alle Methoden, wodurch theilweis die Ausgaben in Arbeitslohn und +Arbeitsmitteln in der Agrikultur gleichmäßiger über das ganze Jahr ver +theilt werden, theilweis der Umschlag verkürzt wird, indem verschieden +artigere Produkte erzeugt und so verschiedne Ernten während des Jahres +möglich werden, erheischen Vergrößrung des in der Produktion vorge +schoßnen, in Arbeitslohn, Dünger, Samen etc. ausgelegten cirkulirenden +Kapitals. So beim Uebergang von der Dreifelderwirthschaft mit Brache +zur Fruchtwechselwirthschaft ohne Brache. So bei den cultures dérobées +in Flandern. „Man nimmt die Wurzelgewächse in culture dérobée; das +selbe Feld trägt zuerst Getreide, Flachs, Raps, für die Bedürfnisse der +Menschen, und nach der Ernte werden Wurzelkräuter gesät zur Erhal +tung des Viehs. Dies System, wobei das Hornvieh fortwährend im Stall +bleiben kann, ergibt eine beträchtliche Anhäufung von Dünger, und wird +so der Angelpunkt der Wechselwirthschaft. Mehr als ein Drittel der be +bauten Oberfläche wird in den Sandgegenden auf die cultures dérobées | +¡226| verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten +Landes um ein Drittel vermehrt hätte." Neben Wurzelgewächsen wird +hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. „Der Ackerbau, so +auf einen Punkt getrieben, wo er in Gartenbau übergeht, erfordert be +greiflicher Weise ein verhältnißmäßig beträchtliches Anlagekapital. In +England rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In +Flandern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per +Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden." (Essais sur l'Économie +Rurale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.) +Nehmen wir schließlich die Holzzucht. - „Die Holzproduktion unter +scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch, +daß bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjün +gung der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch +selbst da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von + +225 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Menschen- und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur +gering. Außerdem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen +Gedeihen, wo das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produk +tion doch nicht mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer +regelmäßigen Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreide +kultur, indem bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlag +führung ausführbar ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der +Forstschutz schwerer zu handhaben ist u. s. w. Der Produktionsproceß +ist aber auch an so lange Zeiträume gebunden, daß er über die Pläne +einer Privatwirthschaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens +hinausgeht. Das für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital" (bei +Gemeinproduktion fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel +Boden die Gemeinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden +entziehn kann) „trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte +und schlägt nur theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten +in Forsten, bis zu 150 Jahren um. Außerdem erfordert die nachhaltige +Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das +zehn- bis vierzigfache der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht +noch andres Einkommen hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann +keine regelmäßige Waldwirthschaft führen." (Kirchhof, p. 58.) + +Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang +der Arbeitszeit einschließt), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden, | +12271 macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher ka +pitalistischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, +auch wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auf +tritt. Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von +jeher so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, daß dagegen +Alles, was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, +eine vollständig verschwindende Größe ist. + +Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende +Stelle: „Außerdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen +Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr +lichen Nutzung beträgt." + +Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath) bleibt +im Produktionsproceß, während ein andrer Theil derselben als jährliches +Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier jährlich +um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc. Ob +gleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsproceß fixirtes Kapital +ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es nicht +fixes Kapital im kategorischen Sinn. + +226 + + Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit + +Was hier Vorrath genannt wird - ein bestimmtes Quantum lebendigen +Holzes oder Viehs - befindet sich relativ im Produktionsproceß (zugleich +als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Naturbedingungen +seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muß sich stets ein be +deutender Theil in dieser F o rm befinden. + +Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die nur +potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der +Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für +längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muß, obgleich sie nur +nach und nach in den aktiven Produktionsproceß eingeht. Dazu gehört +ζ. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc. +und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs ein +gehn. „Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen +der Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder +weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor +sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es +kann durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe +für die Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Be +ziehung !¡2281 vorzugsweis eine sorgfältige Aufsicht über die Scheunen, +Futter- und Getreideböden und Keller erforderlich, sowie die Vorraths +räume stets gehörig zu verschließen, außerdem aber reinlich zu halten, +auszulüften sind u. s. w.; das Getreide und andre zur Aufbewahrung ge +brachte Früchte müssen von Zeit zu Zeit gehörig gewendet, Kartoffeln +und Rüben sowohl gegen Frost als gegen Wasser und Feuer geschützt +werden." (Kirchhof, p. 292.) „Bei Berechnung des eignen Bedarfs, beson +ders für die Viehhaltung, wobei die Vertheilung nach Maßgabe des Er +zeugnisses und des Zwecks vorzunehmen ist, muß man nicht nur auf die +Deckung des Bedürfnisses, sondern außerdem auch noch darauf Rück +sicht nehmen, daß für unvorhergesehne Fälle auch noch ein verhältniß- +mäßiger Vorrath übrig bleibe. Sobald sich nun hierbei ergibt, daß der +Bedarf durch das eigne Erzeugniß nicht vollständig gedeckt werden kann, +so hat man zunächst in Betracht zu ziehn, ob man nicht durch andre +Erzeugnisse (Ersatzmittel) diesen Mangel decken oder doch solche statt +der fehlenden wohlfeiler anschaffen könne. Wenn ζ. B. sich ein Mangel +an Heu herausstellen sollte, so läßt sich dieser durch Wurzelwerk mit +Strohzusatz decken. Ueberhaupt muß man hierbei den Sachwerth und +den Marktpreis der verschiednen Erzeugnisse stets im Auge behalten und +die Bestimmungen für die Konsumtion darnach treffen; ist ζ. B. der Ha­ +fer theurer, während Erbsen und Roggen verhältnißmäßig niedrig stehn, +so wird man mit Vortheil einen Theil des Hafers bei Pferden durch Erb +sen oder Roggen ersetzen und den hierdurch erübrigten Hafer verkau +fen." (Ibidem, p. 300.) + +227 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Es ist früher bei Betrachtung der Vorrathbildung bereits bemerkt wor +den, daß ein bestimmtes größres oder kleinres Quantum von potentiellem +produktivem Kapital erfordert ist, d. h. von für die Produktion bestimm +ten Produktionsmitteln, die in größren oder kleinren Massen vorräthig +sein müssen, um nach und nach in den Produktionsproceß einzugehn. Es +ist dabei bemerkt worden, daß bei einer gegebnen Geschäftsunterneh +mung oder einem Kapitalbetrieb von bestimmtem Umfang die Größe +dieses Produktionsvorraths abhängt von der größren oder geringren +Schwierigkeit seiner Erneuerung, relativer Nähe der Bezugsmärkte, Ent +wicklung der Transport- und Kommunikationsmittel etc. Alle diese Um +stände wirken ein auf das Minimum von Kapital, das in der F o rm von +produktivem Vorrath vorhanden sein muß, also auf die Zeitlänge, wofür +die Kapitalvorschüsse zu machen, und auf den Umfang der auf einmal | +|229| vorzuschießenden Kapitalmasse. Dieser Umfang, der also auch auf +den Umschlag wirkt, wird bedingt durch die längre oder kürzre Zeit, für +welche cirkulirendes Kapital in der Form von produktivem Vorrath als +bloß potentielles produktives Kapital festliegt. Andrerseits, soweit diese +Stauung von größrer oder geringrer Möglichkeit des raschen Ersatzes, +von Marktverhältnissen u. s. w. abhängt, entspringt sie selbst wieder aus +der Umlaufszeit, aus Umständen, die der Cirkulationssphäre angehören. +„Ferner müssen alle solche Inventarienstücke oder Zuthaten, wie Hand- +arbeitsgeräthe, Siebe, Körbe, Stricke, Wagenschmiere, Nägel u. s. w., um- +somehr zum augenblicklichen Ersätze im Vorrath vorhanden sein, je we +niger man die Gelegenheit in der Nähe hat, solche schnell anschaffen zu +können. Endlich soll jährlich das ganze Geräthinventar im Winter sorg +fältig nachgesehn und für die hierbei sich nothwendig machende Ergän +zung und Instandsetzung sofort gesorgt werden. Ob man sich nun aber +im allgemeinen größre oder kleinre Vorräthe zum Bedarf des Inventars +halten soll, wird hauptsächlich durch die Lokalverhältnisse bestimmt. +Wo Handwerksleute und Kaufläden nicht in der Nähe sind, da muß man +auf größre Vorräthe halten als dort, wo man solche im Orte oder doch +sehr nahe findet. Wenn man aber unter sonst gleichen Verhältnissen die +bedürfenden Vorräthe in größren Mengen auf einmal anschafft, gewinnt +man in der Regel den Vortheil des billigen Einkaufs, wenn man nur sonst +hierzu einen geeigneten Zeitpunkt gewählt hat; freilich entzieht man hier +durch aber auch dem umlaufenden Betriebsmaterial eine um so größre +Summe auf einmal, welche nicht immer gut aus dem Wirthschaftsbetriebe +entbehrt werden kann." (Kirchhof, p. 301.) + +Die Differenz von Produktions- und Arbeitszeit läßt, wie wir gesehn, + +sehr verschiedne Fälle zu. Das cirkulirende Kapital kann sich in der Pro +duktionszeit befinden, ehe es in den eigentlichen Arbeitsproceß eingeht + +228 + + Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit + +(Leistenfabrikation); oder es befindet sich in Produktionszeit, nachdem +es den eigentlichen Arbeitsproceß durchgemacht hat (Wein, Saatkorn); +oder die Produktionszeit wird stellenweis durch Arbeitszeit durchbrochen +(Feldbau, Holzzucht); ein großer Theil von cirkulationsfähigem Produkt +bleibt dem aktiven Produktionsproceß einverleibt, während ein viel ge- +ringrer Theil in die jährliche Cirkulation eingeht (Holz- und Viehzucht); +die größre oder geringre Zeitlänge, für welche cirkulirendes Kapital in +der F o rm von potentiellem produktivem Kapital, also auch die größre +oder ||230j geringre Masse, worin dies Kapital auf einmal ausgelegt wer +den muß, entspringt theils aus der Art des Produktionsprocesses (Agri +kultur), und hängt theils von der Nähe von Märkten etc., kurz, von +Umständen ab, die der Cirkulationssphäre angehören. + +Man wird später sehn (Buch I I I ), welche widersinnige Theorien bei +MacCulloch, James Mill etc., der Versuch veranlaßt hat, die von der +Arbeitszeit abweichende Produktionszeit mit der erstren zu identificiren, +ein Versuch, selbst wieder entspringend aus falscher Anwendung der +Werththeorie. + +Der Umschlagscyklus, den wir vorher betrachtet, ist gegeben durch die +Dauer des dem Produktionsproceß vorgeschoßnen fixen Kapitals. Da +dieser eine größre oder geringre Reihe von Jahren umfaßt, so auch eine +Reihe jährlicher, resp. während des Jahres wiederholter Umschläge des +fixen Kapitals. + +In der Agrikultur entsteht ein solcher Umschlagscyklus aus dem Sy +stem der Fruchtfolge. „Die Dauer der Pachtzeit darf jedenfalls nicht +kürzer angenommen werden als die Umlaufszeit der eingeführten Frucht +folgeaussaat, daher bei der Dreifelderwirthschaft immer mit 3, 6, 9 ge +rechnet wird. Bei angenommener Dreifelderwirthschaft mit reiner Brache +wird aber der Acker in sechs Jahren nur viermal bebaut, und in den +Baujahren mit Winter- und Sommergetreide, und erfordert oder erlaubt +es die Beschaffenheit des Bodens, auch mit Weizen und Roggen, Gerste +und Hafer gewechselt. Jede Getreideart vervielfältigt sich nun auf dem +selben Boden mehr oder weniger als die andre, jede hat einen andren +Werth und wird auch für einen andren Preis verkauft. Deshalb fällt der +Ertrag des Ackers in jedem Baujahre anders aus, auch anders in der +ersten Hälfte des Umlaufs (in den ersten drei Jahren), anders in der zwei +ten. Selbst der durchschnittliche Ertrag in der Umlaufszeit ist nicht in der +einen wie in der andern gleich groß, indem die Fruchtbarkeit nicht allein +von der Güte des Bodens, sondern auch von der Jahreswitterung, sowie +die Preise von mancherlei Verhältnissen abhängen. Berechnet man nun + +229 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +den Betrag des Ackers nach mittlem Fruchtjahren der ganzen Umlaufs +zeit auf sechs Jahre und nach den Durchschnittspreisen derselben, so hat | +12311 man den Gesammtertrag auf ein Jahr sowohl in der einen als in der +andern Umlaufszeit gefunden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn der +Ertrag nur für die Hälfte der Umlaufszeit, also für drei Jahre berechnet +wird, indem alsdann der Gesammtertrag ungleich ausfallen würde. Hier +aus geht hervor, daß die Dauer der Pachtzeit bei der Dreifelderwirth- +schaft mindestens auf sechs Jahre bestimmt werden muß. Weit wün- +schenswerther aber für Pächter und Verpächter bleibt es aber immer, +wenn die Pachtzeit ein Vielfaches der Pachtzeit (sie!) ausmacht, und also +bei der Dreifelderwirthschaft anstatt auf 6 auf 12, 18 und noch mehr +Jahre, bei Siebenfelderwirthschaft aber anstatt auf 7 auf 14, 28 Jahre +gestellt ist." (Kirchhof, p. 117, 118.) + +(Hier steht im Manuskript: „Die englische Fruchtwechselwirthschaft. + +Hier Note zu machen.") + +VIERZEHNTES KAPITEL. + +D ie U m l a u f s z e i t. + +Alle bisher betrachteten Umstände, welche die Umlaufsperioden ver +schiedner, in verschiednen Geschäftszweigen angelegter Kapitale diffe- +renziren, daher auch die Zeiten, während deren Kapital vorgeschossen +werden muß, entspringen innerhalb des Produktionsprocesses selbst, wie +der Unterschied von fixem und flüssigem Kapital, der Unterschied in den +Arbeitsperioden u. s. w. Die Umschlagszeit des Kapitals ist jedoch gleich +der Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufs- oder Cirkulati +onszeit. Es versteht sich daher von selbst, daß verschiedne Länge der +Umlaufszeit die Umschlagszeit und daher die Länge der Umschlagspe +riode verschieden macht. Am handgreiflichsten wird dies sichtbar, ent +weder wenn man zwei verschiedne Kapitalanlagen vergleicht, worin alle +andren den Umschlag modificirenden Umstände gleich und nur die Um +laufszeiten verschieden sind, oder wenn man ein gegebnes Kapital nimmt +mit gegebner Zusammensetzung aus fixem und flüssigem Kapital, gegeb +ner Arbeitsperiode etc., und nur die Umlaufszeiten hypothetisch variiren +läßt. I + +| 2 3 2 | D er eine Abschnitt der Umlaufszeit - und der relativ entschei +dendste - besteht aus der Verkaufszeit, der Epoche, worin das Kapital +sich im Zustand von Waarenkapital befindet. Je nach der relativen Größe + +230 + + Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit + +dieser Frist verlängert oder verkürzt sich die Umlaufszeit und daher die +Umschlagsperiode überhaupt. Es kann auch in Folge von Aufbewah +rungskosten etc. zuschüssige Auslage von Kapital nothwendig werden. +Von vornherein ist klar, daß die für den Verkauf ihrer fertigen Waaren +erforderliche Zeit sehr verschieden sein kann für die einzelnen Kapitali +sten, in einem und demselben Geschäftszweig; also nicht nur für die K a +pitalmassen, die in verschiednen Produktionszweigen angelegt sind, son +dern auch für die verschiednen selbständigen Kapitale, die in der That +nur verselbständigte Stücke des in derselben Produktionssphäre angeleg +ten Gesammtkapitals bilden. Unter sonst gleichbleibenden Umständen +wird die Verkaufsperiode für dasselbe individuelle Kapital mit den all +gemeinen Schwankungen der Marktverhältnisse oder mit ihren Schwan +kungen in dem besondren Geschäftszweig wechseln. Hierbei halten wir +uns jetzt nicht länger auf. Wir konstatiren nur die einfache Thatsache: +Alle Umstände, welche überhaupt Verschiedenheit in den Umschlagspe +rioden der in verschiednen Geschäftszweigen angelegten Kapitale erzeu +gen, haben, wenn sie individuell wirken (wenn ζ. B. der eine Kapitalist +Gelegenheit hat rascher zu verkaufen als sein Konkurrent, wenn der Eine +mehr Methoden anwendet, welche die Arbeitsperioden verkürzen, als der +Andre etc.), ebenfalls Verschiedenheit im Umschlag der verschiednen, in +demselben Geschäftszweig hausenden Einzelkapitale zur Folge. + +Eine stetig wirkende Ursache in der Differenzirung der Verkaufszeit, +und daher der Umschlagszeit überhaupt, ist die Entfernung des Markts, +wo die Waare verkauft wird, von ihrem Verkaufsplatz. Während der gan +zen Zeit seiner Reise zum Markt befindet sich das Kapital gebannt in den +Zustand des Waarenkapitals; wenn auf Ordre producirt wird, bis zum +Moment der Abliefrung; wenn nicht auf Ordre producirt, kommt zur +Zeit der Reise zum Markt noch die Zeit hinzu, wo die Waare sich auf +dem Markt zum Verkauf befindet. Verbeßrung der Kommunikations +und Transportmittel kürzt die Wandrungsperiode der Waaren absolut ab, +hebt aber nicht die aus der Wandrung entspringende, relative Differenz in +der Umlaufszeit verschiedner Waarenkapitale auf, oder auch verschied- +ner Stücke desselben Waarenkapitals, die nach verschiednen Märkten | +j233| wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z. B ., wel +che die Reise verkürzen, verkürzen sie ebensowohl für nahe gelegne wie +ferne Häfen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die +relativen Differenzen können aber in Folge der Entwicklung der Trans +port- und Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die +nicht den natürlichen Entfernungen entspricht. Ζ. B. eine Eisenbahn, die +von dem Produktionsplatz nach einem inländischen Hauptcentrum der +Bevölkerung führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegnen + +231 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Punkt des Inlands, wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ +verlängern im Vergleich zu dem natürlich entferntem; ebenso mag in +Folge desselben Umstands die relative Entfernung der Produktionsplätze +von den größern Absatzmärkten selbst verschoben werden, woraus sich +der Verfall alter und das Aufkommen neuer Produktionscentren mit ver +änderten Transport- und Kommunikationsmitteln erklärt. +(Hierzu +kommt noch die größre relative Wohlfeilheit des Transports für längre als +für kürzre Distanzen.) Gleichzeitig mit der Entwicklung der Transport +mittel wird nicht nur die Geschwindigkeit der Raumbewegung beschleu +nigt, und damit die räumliche Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt +sich nicht nur die Masse der Kommunikationsmittel, sodaß ζ. B. viele +Schiffe gleichzeitig nach demselben Hafen abgehn, mehrere Züge gleich +zeitig auf verschiednen Eisenbahnen zwischen denselben zwei Punkten +fahren, sondern es gehe ζ. B. in der Woche an verschiednen successiven +Tagen Frachtschiffe von Liverpool nach New-York, oder zu verschiednen +Tagesstunden Waarenzüge von Manchester nach London. Die absolute +Geschwindigkeit - also dieser Theil der Umlaufszeit - wird durch diesen +letztren Umstand, bei gegebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht +alterirt. Aber successive Quanta Waaren können in kürzer aufeinander +folgenden Zeiträumen die Reise antreten und so successive auf den +Markt kommen, ohne sich bis zur wirklichen Versendung in größren +Massen als potentielles Waarenkapital aufzuhäufen. Es vertheilt sich da +her auch der Rückfluß über kürzre successive Zeitperioden, sodaß be +ständig ein Theil in Geldkapital verwandelt ist, während der andre als +Waarenkapital cirkulirt. Durch diese Vertheilung des Rückflusses auf +mehrere successive Perioden wird die Gesammt-Umlaufszeit abgekürzt +und daher auch der Umschlag. Zunächst entwickelt sich die größre oder +geringre Häufigkeit, worin die Transportmittel fungiren, ζ. B. die Anzahl +der Züge einer Eisenbahn, einerseits ||234| mit dem Grade, worin ein Pro +duktionsplatz mehr producirt, ein größres Produktionscentrum wird, +und nach der Richtung auf den bereits vorhandnen Absatzmarkt hin, +also nach den großen Produktions- und Bevölkrungscentren, nach Ex +porthäfen u. s. w. Andrerseits bewirkt aber umgekehrt diese besondre +Verkehrsleichtigkeit und der dadurch beschleunigte Umschlag des Kapi +tals (soweit er von der Umlaufszeit bedingt wird) eine beschleunigte K o n +centration, einerseits des Produktionscentrums, andrerseits seines Markt +platzes. Mit der so beschleunigten Koncentration von Menschen- und +Kapitalmassen an gegebnen Punkten schreitet fort die Koncentration +dieser Kapitalmassen in wenigen Händen. Zugleich findet wieder Ver +schiebung und Deplacement statt in Folge der mit den veränderten K o m +munikationsmitteln veränderten relativen Lage von Produktions- und + +232 + + Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit + +Marktplätzen. Ein Produktionsplatz, der durch seine Lage an Land +straße oder Kanal besondren Positionsvortheil besaß, befindet sich jetzt +an der Seite einer einzigen Zweigbahn, die nur in relativ großen Inter +vallen fungirt, während ein andrer Punkt, der ganz von den Hauptver +kehrswegen ablag, nun am Kreuzpunkt mehrerer Bahnen liegt. Der +zweite Ort kommt auf, der erste verkommt. Es wird also durch die Ver- +ändrung in den Transportmitteln eine örtliche Verschiedenheit in der +Umlaufszeit der Waaren, der Gelegenheiten einzukaufen, zu verkaufen +u. s. w. erzeugt, oder die schon existirende örtliche Verschiedenheit wird +anders vertheilt. Die Wichtigkeit dieses Umstandes für den Umschlag des +Kapitals zeigt sich in den Streitereien der kaufmännischen und industri +ellen Repräsentanten der verschiednen Plätze mit den Eisenbahndirektio +nen. (Siehe ζ. B. das oben citirte Blaubuch des Railway Committee.) + +Alle Produktionszweige, die der Natur ihres Produkts nach hauptsäch +lich auf lokalen Absatz angewiesen sind, wie Brauereien, entwickeln sich +daher in der größten Dimension in Hauptcentren der Bevölkrung. Der +raschre Umschlag des Kapitals gleicht hier zum Theil die Vertheurung +mancher Produktionsbedingungen, des Bauplatzes etc., aus. + +Wenn einerseits mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion +die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel die Um +laufszeit für ein gegebnes Quantum Waaren abkürzt, so führt derselbe +Fortschritt und die mit der Entwicklung der Transport- und Kommuni +kationsmittel gegebne Möglichkeit - umgekehrt die Nothwendigkeit her +bei, für immer entferntere Märkte, mit einem Wort, für den Weltmarkt zu +ar||235|beiten. Die Masse der auf Reise befindlichen und nach entfernten +Punkten reisenden Waaren wächst enorm, und daher absolut und relativ +auch der Theil des gesellschaftlichen Kapitals, der sich beständig für län- +gre Fristen im Stadium des Waarenkapitals, innerhalb der Umlaufszeit +befindet. Damit wächst gleichzeitig auch der Theil des gesellschaftlichen +Reichthums, der, statt als direktes Produktionsmittel zu dienen, in Trans +port- und Kommunikationsmitteln und in dem für ihren Betrieb er +heischten fixen und cirkulirenden Kapital ausgelegt wird. + +Die bloße relative Länge der Reise der Waare vom Produktions- zum +Absatz-Ort bewirkt eine Differenz nicht nur in dem ersten Theil der Um +laufszeit, der Verkaufszeit, sondern auch in dem zweiten Theil, der Rück +verwandlung des Geldes in die Elemente des produktiven Kapitals, der +Kaufzeit. Ζ. B. die Waare wird nach Indien geschickt. Dies dauert ζ. B. +vier Monate. Wir wollen die Verkaufszeit = 0 setzen, d. h. die Waare sei +auf Bestellung gesandt und werde bei Abliefrung an den Agenten des +Producenten gezahlt. Die Rücksendung des Geldes (die Form, in der es +zurückgesandt wird, ist hier gleichgültig) dauert wieder vier Monate. So + +233 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +dauert es im ganzen acht Monate, bevor dasselbe Kapital wieder als +produktives Kapital fungiren, dieselbe Operation damit erneuert werden +kann. Die so hervorgebrachten Verschiedenheiten im Umschlag bilden +eine der materiellen Grundlagen der verschiednen Kredittermine, wie +denn der überseeische Handel ζ. B. in Venedig und Genua überhaupt eine +der Quellen des eigentlichen Kreditwesens bildet. „Die Krisis von 1847 +befähigte das Bank- und Handelsgeschäft jener Zeit die indische und +chinesische Usance (für die Laufzeit von Wechseln zwischen dort und +Europa) von zehn Monate nach Dato auf 6 Monate nach Sicht zu re- +duciren und der Verlauf von 20 Jahren mit seiner Beschleunigung der +Fahrt und Einrichtung von Telegraphen macht jetzt eine fernere Reduk +tion nöthig von sechs Monaten nach Sicht auf vier Monate nach D a to als +ersten Schritt zu vier Monate nach Sicht. Die Reise eines Segelschiffs um +das K ap von Kalkutta nach London dauert durchschnittlich unter 90 +Tagen. Eine Usance von vier Monaten nach Sicht würde einer Laufzeit +von sage 150 Tagen gleichkommen. Die gegenwärtige Usance von sechs +Monaten nach Sicht kommt einer Laufzeit von sage 210 Tagen gleich." +(London Economist, 16. Juni 1866.) - Dagegen: „Die Brasilische Usance +steht noch immer auf zwei und drei Monate nach Sicht, ||236| Wechsel von +Antwerpen (auf London) werden drei Monate nach D a to gezogen, und +selbst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei Monate und +längre Daten. Durch stillschweigende Uebereinkunft wird dem Kauf +mann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Waare zu realisiren +zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit, wo die dagegen gezognen +Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht über +mäßig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate Ziel +verkauft werden, können nicht, wenn man einige Zeit für den Verkauf +einrechnet, in viel kürzrer Zeit als fünf Monaten realisirt werden, wäh +rend andre fünf Monate durchschnittlich verfließen zwischen dem Ein +kauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben +wir eine Periode von zehn Monaten, während die gegen die Waaren ge +zognen Wechsel nicht über sieben Monate laufen." (Ibid., 30. Juni 1866.) +„Am 2. Juli 1866 notificirten fünf große Londoner Banken, die haupt +sächlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir +d'Escompte, daß vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen +im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen würden, die nicht +über vier Monate nach Sicht gezogen wären." (Ibidem, 7. Juli 1866.) Die +se Herabsetzung mißglückte jedoch und mußte wieder aufgegeben wer +den. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutionirt.) + +Es versteht sich, daß mit der längern Umlaufszeit der Waaren das R i +siko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode +wächst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden können. + +234 + + Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit + +Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, theils individuell zwischen +verschiednen Einzelkapitalen desselben Geschäftszweigs, theils zwischen +verschiednen Geschäftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo +nicht gleich baar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen +der Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem für das +Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf. + +Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser wächst mit Um +fang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen eben +falls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als +Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer ist eine dem Markt, der +Cirkulationssphäre, angehörige Operation. Die hieraus entspringenden +Unterschiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Cirkulati +onssphäre, schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssphäre zurück, +und zwar ||237| abgesehn von allen Zahlungsterminen und Kreditverhält +nissen, also auch bei baarer Zahlung. Kohle, Baumwolle, Garn u. s. w., +sind ζ. B. diskrete Produkte. Jeder Tag liefert sein Quantum fertiges Pro­ +dukt. Uebernimmt nun aber der Spinner oder der Grubenbesitzer +Liefrungen von Produktenmassen, welche eine, sage vier- oder sechswö +chentliche Periode nacheinander folgender Arbeitstage erheischen, so ist +das mit Bezug auf die Zeitlänge, wofür Kapital vorzuschießen ist, ganz +dasselbe als ob eine kontinuirliche Arbeitsperiode von vier oder sechs +Wochen in diesem Arbeitsproceß eingeführt wäre. Es wird hier natürlich +vorausgesetzt, daß die ganze bestellte Masse Produkt auf einmal zu lie +fern ist, oder doch erst gezahlt wird, nachdem sie ganz geliefert. So hat +denn, einzeln betrachtet, jeder Tag sein bestimmtes Quantum fertiges +Produkt geliefert. Aber diese fertige Masse ist immer nur ein Theil der +kontraktlich zu liefernden Masse. Befindet sich in diesem Fall der bereits +fertige Theil der bestellten Waaren nicht weiter im Produktionsproceß, so +liegt er doch als nur potentielles Kapital auf dem Lagerhaus. + +Kommen wir nun zur zweiten Epoche der Umlaufszeit: der Kaufzeit +oder der Epoche während deren das Kapital sich aus Geldform in die +Elemente des produktiven Kapitals rückverwandelt. Während dieser Epo +che muß es kürzre oder längre Zeit in seinem Zustand als Geldkapital +verharren, also ein gewisser Theil des vorgeschoßnen Gesammtkapitals +sich fortwährend im Zustand des Geldkapitals befinden, obgleich dieser +Theil aus beständig wechselnden Elementen besteht. Es muß ζ. B. in einem +bestimmten Geschäft von dem vorgeschoßnen Gesammtkapital η χ 100 £ +in der F o rm von Geldkapital vorhanden sein, sodaß, während alle Be +standtheile dieser η χ 100 £ sich fortwährend in produktives Kapital ver +wandeln, diese Summe dennoch durch den Zufluß aus der Cirkulation, aus +dem realisirten Waarenkapital, sich ebenso beständig wieder ergänzt. Ein + +235 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +bestimmter Werththeil des vorgeschoßnen Kapitals befindet sich also be +ständig im Zustand von Geldkapital, also in einer nicht seiner Produkti +onssphäre, sondern seiner Cirkulationssphäre angehörigen Form. + +Man hat bereits gesehn, daß die durch Entfernung des Markts bewirk +te Verlängrung der Zeit, in der das Kapital in die Form des Waarenka +pitals gebannt ist, direkt verspäteten Rückfluß des Geldes bewirkt, also +auch die Verwandlung des Kapitals aus Geldkapital in produktives K a +pital verzögert. | + +|238| Man hat ferner gesehn ( K a p. V I ), wie mit Bezug auf den Einkauf +der Waaren die Kaufzeit, die größre oder geringre Entfernung von den +Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nöthig macht, für längre Peri +oden Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vor +rath, latentem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu +halten; daß sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen +werden muß, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muß, bei +sonst gleicher Stufenleiter der Produktion vergrößert. + +Aehnlich wirken in verschiednen Geschäftszweigen die Perioden - kürz +re oder längre - worin größre Massen Rohmaterial auf den Markt +geworfen werden. So finden ζ. B. in London alle drei Monate große Woll +versteigerungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der Baum +wollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuirlich, wenn auch nicht +immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die Haupt- +einkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf die spe +kulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktionselementen +bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der producirten Waaren auf die +spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung des Produkts +in der Form von potentiellem Waarenkapital wirkt. „Der Landwirth muß +also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein und daher nach +Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner Produkte zurück +halten" . .. Folgen einige allgemeine Regeln. ... „Indessen kommt doch bei +dem Absatz der Produkte das meiste auf die Person, auf das Produkt selbst +und auf die Lokalität an. Wer bei Geschick und Glück (!) mit hinreichen +dem Betriebskapital versehn ist, wird nicht zu tadeln sein, wenn er seine +gewonnene Fruchternte bei ungewöhnlich niedrigem Preise einmal ein J a hr +liegen läßt; wem es dagegen an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spe +kulationsgeist fehlt, der wird die laufenden Durchschnittspreise zu errei +chen suchen und also absetzen müssen, sobald und so oft er dazu Gelegen +heit hat. Wolle länger als ein J a hr liegen zu lassen, wird fast immer nur +Schaden bringen; während Getreidefrüchte und Oelsaat ein paar Jahre +ohne Nachtheil für Beschaffenheit und Güte aufbewahrt werden können. +Solche Produkte, welche für gewöhnlich einem großen Steigen und Fallen + +236 + + Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit + +in kurzen Zeiträumen unterworfen sind, wie ζ. B. Oelsaat, Hopfen, Karden +u. dergl. läßt man mit Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter +den Produktions II 2391 preisen steht. Am wenigsten darf man mit dem Ver +kauf von solchen Gegenständen zögern, welche tägliche Unterhaltungs +kosten verursachen, wie ausgemästetes Vieh, oder welche dem Verderben +unterliegen, wie Obst, Kartoffeln u. s. w. In manchen Gegenden hat ein +Produkt zu gewissen Jahreszeiten im Durchschnitt seinen niedrigsten, zu +andern Zeiten dagegen seinen höchsten Preis; so steht ζ. B. das Getreide um +Martini im Durchschnitt an manchen Orten niedriger im Preise als zwi­ +schen Weihnachten und Ostern. Ferner sind manche Produkte in manchen +Gegenden nur zu gewissen Zeiten allein gut zu verkaufen, wie das ζ. B. mit +der Wolle auf den Wollmärkten in solchen Gegenden der Fall ist, wo au +ßerdem der Wollhandel gewöhnlich stockt u. s. w." (Kirchhof, p. 302.) + +Bei Betrachtung der zweiten Hälfte der Umlaufszeit, worin das Geld in +die Elemente des produktiven Kapitals zurückverwandelt wird, kommt in +Betracht nicht nur dieser Umsatz selbst, für sich genommen; nicht nur die +Zeit, worin das Geld zurückfließt, je nach der Entfernung des Markts, +auf dem das Produkt verkauft wird; es kommt auch vor allem in Betracht +der Umfang, worin ein Theil des vorgeschoßnen Kapitals sich beständig +in Geldform, im Zustand von Geldkapital befinden muß. + +Abgesehn von aller Spekulation hängt der Umfang der Einkäufe der +jenigen Waaren, die beständig als produktiver Vorrath vorhanden sein +müssen, ab von den Zeiten der Erneuerung dieses Vorraths, also von +Umständen, die wieder von Marktverhältnissen abhängig, daher für ver +schiedne Rohstoffe etc. verschieden sind; es muß hier also von Zeit zu +Zeit Geld in größren Mengen auf einmal vorgeschossen werden. Es fließt, +je nach dem Umschlag des Kapitals, rascher oder langsamer, stets aber +bruchweis zurück. Ein Theil davon wird ebenso beständig wieder in kür +zern Zeiträumen ausgegeben, nämlich der in Arbeitslohn rückverwan +delte Theil. Ein andrer Theil aber, der in Rohmaterial etc. rückzuver- +wandelnde, ist für längre Zeiträume aufzuhäufen, als Reservefonds, sei es +für Ankauf, sei es für Zahlung. Er existirt daher in der F o rm des Geld +kapitals, obgleich der Umfang wechselt, worin er als solches existirt. + +Wir werden im nächsten Kapitel sehn, wie andre Umstände, ob sie nun +aus dem Produktions- oder Cirkulationsproceß entspringen, dies Vor +handensein einer bestimmten Portion des vorgeschoßnen Kapitals in +Geldform ernöthigen. Allgemein aber ist zu bemerken, daß die Oeko- +nomen sehr geneigt sind zu vergessen, daß ein Theil des im Geschäft +nöthigen ||240| Kapitals beständig nicht nur die drei Formen von Geld +kapital, produktivem Kapital und Waarenkapital wechselweis durch +läuft, sondern daß verschiedne Portionen desselben beständig neben ein- + +237 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +ander diese Formen besitzen, wenn auch die relative Größe dieser Por +tionen beständig wechselt. Namentlich ist es der beständig als Geldka +pital vorhandne Theil, den die Oekonomen vergessen, obgleich gerade +dieser Umstand zum Verständniß der bürgerlichen Wirthschaft sehr nö +thig ist und daher auch in der Praxis als solcher sich geltend macht. + +FÜNFZEHNTES KAPITEL. + +W i r k u ng d er U m s c h l a g s z e it a uf die G r ö ße des + +K a p i t a l v o r s c h u s s e s. + +In diesem und dem nächstfolgenden sechzehnten Kapitel behandeln wir +den Einfluß der Umschlagszeit auf die Verwerthung des Kapitals. + +Nehmen wir das Waarenkapital, welches das Produkt einer Arbeitspe +riode ist, ζ. B. von neun Wochen. Sehn wir einstweilen ab sowohl von dem +Werththeil des Produkts, der ihm durch den Durchschnittsverschleiß des +fixen Kapitals zugesetzt ist, wie von dem während des Produktionsproces +ses ihm zugesetzten Mehrwerth, so ist der Werth dieses Produkts gleich +dem Werth des zu seiner Produktion vorgeschoßnen flüssigen Kapitals, +d. h. des Arbeitslohns und der in seiner Produktion aufgezehrten R o h- und +Hülfsstoffe. Dieser Werth sei = 900 £, sodaß die Wochenauslage 100 £ be +trägt. Die periodische Produktionszeit, welche hier mit der Arbeitsperiode +zusammenfallt, beträgt also 9 Wochen. Es ist dabei gleichgültig, ob man +annimmt, es handle sich hier um eine Arbeitsperiode für ein kontinuirli- +ches Produkt, oder um eine kontinuirliche Arbeitsperiode für ein diskretes +Produkt, sofern nur das Quantum von diskretem Produkt, welches auf +einmal zu Markte geschafft wird, 9 Wochen Arbeit kostet. Die Umlaufszeit +daure 3 Wochen. Die ganze Umschlagsperiode daure also 12 Wochen. +Nach Verlauf von 9 Wochen ist das vorgeschoßne produktive Kapital in +Waarenkapital verwandelt, aber ||241| es haust nun drei Wochen in der +Cirkulationsperiode. Der neue Produktionstermin kann also erst wieder +beginnen Anfang der 13. Woche, und die Produktion wäre für drei Wochen +stillgesetzt, oder für ein Viertel der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder +gleichgültig, ob man voraussetzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die +Waare verkauft ist oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts +bedingt oder durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Wäh +rend je 3 Monaten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des +Jahres 4 x3 = 12 Wochen = 3 Monaten = 1U der jährlichen Umschlagspe +riode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus Woche +ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei möglich. + +238 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Entweder muß der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodaß +also die 900 £ reichen, um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während +der Arbeitsperiode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. +Mit der 10. Woche wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Um +schlagsperiode, eröffnet, bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, +denn die Umschlagsperiode ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode +neunwöchentlich. 900 £ auf 12 Wochen vertheilt gibt 75 £ wöchentlich. +Zunächst ist klar, daß eine solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts +veränderte Dimensionen des fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürz +te Geschäftsanlage voraussetzt. Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkür +zung überhaupt stattfinden kann, da der Entwicklung der Produktion in +den verschiednen Geschäften gemäß ein Normalminimum der Kapital +anlage besteht, unterhalb dessen das einzelne Geschäft konkurrenzunfä +hig wird. Dies Normalminimum selbst wächst beständig mit der kapita +listischen Entwicklung der Produktion, ist also kein fixes. Zwischen dem +jedesmal gegebnen Normalminimum und dem sich stets ausdehnenden +Normalmaximum finden aber zahlreiche Zwischenstufen statt - eine Mit +te, die sehr verschiedne Grade der Kapitalanlage zuläßt. Innerhalb der +Grenzen dieser Mitte kann daher auch Verkürzung stattfinden, deren +Grenze das jedesmalige Normalminimum selbst ist. - Bei Hemmung der +Produktion, Ueberfüllung der Märkte, Theurung des Rohstoffs etc. fin +det Beschränkung der normalen Auslage von cirkulirendem Kapital bei +gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt durch Beschränkung der +Arbeitszeit, indem ζ. B. nur halbe Tage gearbeitet wird; wie ebenso in +Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage ||242| des fixen Kapitals +anormale Ausdehnung des cirkulirenden Kapitals stattfindet theils durch +Verlängrung der Arbeitszeit, theils durch Intensifikation derselben. Bei +Geschäften, die von vornherein auf solche Schwankungen berechnet sind, +hilft man sich theils durch die obigen Mittel, theils durch die gleichzeitige +Anwendung einer größren Arbeiteranzahl, verbunden mit Anwendung +von Reserve-Fixkapital, ζ. B. Reservelokomotiven bei der Eisenbahn etc. +Solche anormalen Schwankungen bleiben aber hier, wo wir normale Ver­ +hältnisse voraussetzen, außer Betracht. + +Um die Produktion kontinuirlich zu machen, ist also hier die Ausgabe +desselben cirkulirenden Kapitals über eine größre Zeitlänge vertheilt, über +12 Wochen statt über 9. In jedem gegebnen Zeitabschnitt fungirt also ein +verkürztes produktives Kapital; der flüssige Theil des produktiven Kapi +tals ist verkürzt von 100 auf 75 oder um ein Viertel. Die Gesammtsumme, +um welche das während der Arbeitsperiode von 9 Wochen fungirende pro +duktive Kapital verkürzt wird, ist = 9 x 25 = 225 £, oder 1At von 900 £. +Aber das Verhältniß der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode ist ebenfalls + +239 + + Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals + +3/ i2 = 1A. Es folgt daher: Soll die Produktion nicht unterbrochen werden +während der Umlaufszeit des in Waarenkapital verwandelten produktiven +Kapitals, soll sie vielmehr gleichzeitig und kontinuirlich Woche für Woche +fortgesetzt werden, und ist hierfür kein besondres cirkulirendes Kapital +gegeben, so kann dies nur erreicht werden durch Vermindrung des Pro +duktionsbetriebs, durch Verkürzung des flüssigen Bestandtheils des fun- +girenden produktiven Kapitals. Der so für die Produktion während der +Umlaufszeit freigesetzte flüssige Kapitaltheil verhält sich zum vorgeschoß +nen flüssigen Gesammtkapital wie die Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. +Es gilt dies, wie bereits bemerkt, nur für Produktionszweige, in denen der +Arbeitsproceß, Woche ein Woche aus, auf derselben Stufenleiter ausge +führt wird, wo also nicht zu verschiednen Arbeitsperioden wechselnde +Kapitalsummen auszulegen sind, wie in der Agrikultur. + +Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schließe eine +Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des wöchent +lich vorzuschießenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kontinuität +der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges flüssiges K a +pital, im obigen Fall von 300 £. Während der Umschlagsperiode von 12 +Wochen werden successive 1200 £ vorgeschossen, davon ||243| 300 der +vierte Theil, wie 3 Wochen von 12. Nach der Arbeitsperiode von 9 Wo +chen ist der Kapitalwerth von 900 £ aus der F o rm von produktivem +Kapital in die F o rm von Waarenkapital verwandelt. Seine Arbeitsperiode +ist beschlossen, aber sie kann nicht mit demselben Kapital erneuert wer +den. Während der drei Wochen, worin es die Cirkulationssphäre behaust, +als Waarenkapital fungirt, befindet es sich mit Bezug auf den Produkti +onsproceß in demselben Zustand, als wenn es überhaupt nicht existirte. +Es wird hier von allen Kreditverhältnissen abgesehn und daher unter +stellt, daß der Kapitalist nur mit eignem Kapital wirthschaftet. Während +aber das für die erste Arbeitsperiode vorgeschoßne Kapital, nach voll +brachtem Produktionsproceß, sich während 3 Wochen im Cirkulations +proceß aufhält, fungirt ein zuschüssig ausgelegtes Kapital von 300 £, so +daß die Kontinuität der Produktion nicht unterbrochen wird. + +Es ist nun hierbei Folgendes zu bemerken: +Erstens: Die Arbeitsperiode des zuerst vorgeschoßnen Kapitals von + +900 £ ist beendet nach 9 Wochen und es fließt zurück nicht vor 3 Wo +chen, also erst im Beginn der 13. Woche. Aber eine neue Arbeitsperiode +wird sofort wieder eröffnet mit dem zuschüssigen Kapital von 300 £. +Eben dadurch ist die Kontinuität der Produktion hergestellt. + +Zweitens: Die Funktionen des ursprünglichen Kapitals von 900 £ und +des am Schluß der ersten Arbeitsperiode von 9 Wochen neu zugeschoß- +nen Kapitals von 300 £, das die zweite Arbeitsperiode nach Schluß der + +240 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +ersten ohne Unterbrechung eröffnet, sind in der ersten Umschlagsperiode +genau geschieden, oder können es wenigstens sein, während sie dagegen +im Verlauf der zweiten Umschlagsperiode einander durchkreuzen. + +Stellen wir uns die Sache sinnlich vor: +Erste Umschlagsperiode von 12 Wochen. Erste Arbeitsperiode von 9 +Wochen; der Umschlag des hierin vorgeschoßnen Kapitals wird vollendet +im Anfang der 13. Woche. Während der letzten 3 Wochen fungirt das +zusätzliche Kapital von 300 £ und eröffnet die zweite Arbeitsperiode von +9 Wochen. + +Zweite Umschlagsperiode. Anfang der 13. Woche sind 900 £ zurück +geflossen und fähig, einen neuen Umschlag zu beginnen. Aber die zweite +Arbeitsperiode ist bereits durch die zuschüssigen 300 £ in der 10. Woche +eröffnet worden; im Beginn der 13. Woche ist durch dasselbe bereits ein +Drittel der Arbeitsperiode vollendet, 300 £ aus produktivem |]244| Kapital +in Produkt verwandelt. Da nur noch 6 Wochen zur Beendigung der zweiten +Arbeitsperiode nöthig, können nur zwei Drittel des zurückgeflossnen K a +pitals von 900 £, nämlich nur 600 £, in den Produktionsproceß der zweiten +Arbeitsperiode eingehn. 300 £ sind freigesetzt von den ursprünglichen +900 £, um dieselbe Rolle zu spielen, welche das zugeschoßne Kapital von +300 £ in der ersten Arbeitsperiode spielte. Ende der 6. Woche der zweiten +Umschlagsperiode ist die zweite Arbeitsperiode absolvirt. Das in ihr aus +gelegte Kapital von 900 £ fließt zurück nach 3 Wochen, also Ende der +9. Woche der zweiten zwölfwöchentlichen Umschlagsperiode. Während +der 3 Wochen seiner Umlaufszeit tritt ein das freigesetzte Kapital von +300 £. Damit beginnt die dritte Arbeitsperiode eines Kapitals von 900 £ in +der 7. Woche der zweiten Umschlagsperiode, oder der 19. Jahreswoche. + +Dritte Umschlagsperiode. Ende der 9. Woche der zweiten Umschlags +periode neuer Rückfluß von 900 £. Aber die dritte Arbeitsperiode hat +bereits begonnen in der 7. Woche der vorigen Umschlagsperiode, und 6 +Wochen sind bereits zurückgelegt. Sie dauert also nur noch 3 Wochen. +Von den zurückgeflossnen 900 £ gehn also nur 300 £ in den Produkti +onsproceß ein. Die vierte Arbeitsperiode füllt die übrigen 9 Wochen die +ser Umschlagsperiode aus, und so beginnt mit der 37. Woche des Jahres +gleichzeitig die vierte Umschlagsperiode und die fünfte Arbeitsperiode. +Um den Fall für die Berechnung zu vereinfachen, wollen wir anneh +men: Arbeitsperiode 5 Wochen, Umlaufszeit 5 Wochen, also Umschlags +periode von 10 Wochen; das Jahr zu 50 Wochen gerechnet, Kapitalaus +lage per Woche 100 £. Die Arbeitsperiode erfordert also ein flüssiges +Kapital von 500 £, und die Umlaufszeit ein zuschüssiges Kapital von +ferneren 500 £. Arbeitsperioden und Umschlagszeiten stellen sich dann +wie folgt: + +241 + + Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals + +1. Arbeitsperiode: 1.- 5. Woche (500 £ Waare) retournirt Ende der 10. Woche +2. +3. +4. +5. +u. s. w. I + +6.-10. +11.-15. +16.-20. +25.-30. + +(500 £ +(500 £ +(500 £ +(500 £ + +" 15. +" 20. +" 25. +" 30. + +" +" +" +" + +" +" +" +" + +" +" +" +" + +" +" +" +" + +" +" +" +" + +) +) +) +) + +|245| Wenn die Umlaufszeit = 0, die Umschlagsperiode also gleich der +Arbeitsperiode, so ist die Anzahl der Umschläge gleich der Anzahl der +im Jahr. Bei fünfwöchentlicher Arbeitsperiode also +Arbeitsperioden + +—Wochen = 10, und der Werth des umgeschlagnen Kapitals wäre + += 500 X lO = 5000. In der Tabelle, wo eine Umlaufszeit von 5 Wochen +angenommen, werden jährlich ebenfalls Waaren zum Werth von 5000 £ +producirt, wovon aber Vio = 500 £ sich stets in Gestalt von Waarenka +pital befindet und erst nach 5 Wochen zurückfließt. Am Ende des Jahrs +hat dann das Produkt der zehnten Arbeitsperiode ( 4 6 - 5 0. Arbeitswoche) +seine Umschlagszeit nur zur Hälfte vollendet, indem deren Umlaufszeit +in die ersten 5 Wochen des nächsten Jahres fällt. + +Wir wollen noch ein drittes Beispiel nehmen: Arbeitsperiode 6 Wo +chen, Umlaufszeit 3 Wochen, wöchentlicher Vorschuß im Arbeitsproceß +100 £. + +1. Arbeitsperiode: 1-6. Woche. Am Ende der 6. Woche ein Waaren + +kapital von 600 £, retournirt Ende der 9. Woche. + +2. Arbeitsperiode: 7 - 1 2. Woche. Während der 7. bis 9. Woche 300 £ zu +schüssiges Kapital vorgeschossen. Ende der 9. Wo +che Rückfluß von 600 £. Davon 1 0 - 1 2. Woche +vorgeschossen 300 £; am Ende der 12. Woche also +flüssig 300 £, in Waarenkapital vorhanden 600 £, re +tournirt am Ende der 15. Woche. + +3. Arbeitsperiode: 1 3 - 1 8. Woche. 1 3 - 1 5. Woche Vorschuß der obigen +300 £, dann Rückfluß von 600 £, wovon 300 £ vor +geschossen +für 1 6 - 1 8. Woche. Am Ende der +18. Woche 300 £ flüssig in Geld; 600 £ in Waaren +kapital vorhanden, das Ende der 2 1. Woche zurück +fließt. (Siehe die eingehendre Darstellung dieses +Falls unter II weiter unten.) + +Es werden also in 9 Arbeitsperioden (= 54 Wochen) 600 χ 9 = 5400 £ +Waare producirt. Am Ende der neunten Arbeitsperiode besitzt der K a­ +pitalist 300 £ in Geld und 600 £ in Waare, die ihre Umlaufszeit noch nicht +zurückgelegt hat. + +242 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Bei Vergleichung dieser drei Beispiele finden wir erstens, daß nur beim +zweiten Beispiel eine successive Ablösung des Kapitals I von 500 £ und des +Zuschußkapitals II von ebenfalls 500 £ stattfindet, so daß diese zwei K a +p i t a l t e i le sich getrennt von einander bewegen und zwar nur deswegen, +weil hier die ganz ausnahmsweise Unterstellung gemacht ist, ||246| daß +Arbeitsperiode und Umlaufszeit zwei gleiche Hälften der Umschlags +periode bilden. In allen andern Fällen, welches auch immer die Ungleich +heit zwischen den beiden Perioden der Umschlagsperiode sei, durchkreu +zen sich die Bewegungen der beiden Kapitale, wie in Beispiel I und I I I, +schon von der zweiten Umschlagsperiode an. Es bildet dann das zuschüs +sige Kapital I I, zusammen mit einem Theil des Kapitals I, das in der +zweiten Umschlagsperiode fungirende Kapital, während der Rest des K a +pitals I für die ursprüngliche Funktion des Kapitals II freigesetzt wird. +Das während der Umlaufszeit des Waarenkapitals thätige Kapital ist hier +nicht identisch mit dem ursprünglich für diesen Zweck vorgeschoßnen +Kapital II, aber es ist ihm gleich an Werth und bildet dieselbe Aliquote des +vorgeschoßnen Gesammtkapitals. + +Zweitens: Das Kapital, welches während der Arbeitsperiode fungirt +hat, liegt während der Umlaufszeit brach. Im zweiten Beispiel fungirt das +Kapital während 5 Wochen Arbeitsperiode und liegt brach während 5 +Wochen Umlaufszeit. Die gesammte Zeit also, während deren Kapital I +hier im Verlauf des Jahres brachliegt, beträgt ein halbes Jahr. Für diese +Zeit tritt dann das Zuschußkapital II ein, das also im vorliegenden Fall +seinerseits auch ein halbes Jahr brachliegt. Aber das zuschüssige Kapital, +erforderlich um die Kontinuität der Produktion während der Umlaufs +zeit zu bewirken, ist nicht bestimmt durch den Gesammtumfang, resp. +durch die Summe der Umlaufszeiten innerhalb des Jahres, sondern nur +durch das Verhältniß der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. (Es ist hier +natürlich vorausgesetzt, daß sämmtliche Umschläge unter denselben Be +dingungen vorgehn.) Es sind daher im Beispiel II 500 £ Zusatzkapital +nöthig, nicht 2500 £. Es rührt dies einfach daher, daß das Zusatzkapital +ebensogut in den Umschlag eintritt, wie das ursprünglich vorgeschoßne, +und also ganz wie dieses durch die Zahl seiner Umschläge seine Masse +ersetzt. + +Drittens: Ob die Produktionszeit länger ist als die Arbeitszeit, ändert +an den hier betrachteten Umständen nichts. Es werden dadurch aller +dings die Gesammt-Umschlagsperioden verlängert, aber wegen dieses +verlängerten Umschlags wird kein zuschüssiges Kapital für den Arbeits +proceß erheischt. Das zuschüssige Kapital hat nur den Zweck, die durch +die Umlaufszeit entstehenden Lücken im Arbeitsproceß auszufüllen; es +soll also die Produktion nur vor Störungen schützen, die aus der + +243 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Um||247|laufszeit entspringen; Störungen, die aus den eignen Bedingun +gen der Produktion entstehn, sind auf andre, hier nicht zu betrachtende +Weise, auszugleichen. Es gibt dagegen Geschäfte, in denen nur stoßweis, +auf Bestellung gearbeitet wird, wo also zwischen den Arbeitsperioden +Unterbrechungen eintreten können. Bei solchen fällt die Nothwendigkeit +des zusätzlichen Kapitals pro tanto weg. Andrerseits ist in den meisten +Fällen von Saison-Arbeit auch eine gewisse Grenze für die Zeit des Rück +flusses gegeben. Dieselbe Arbeit kann mit demselben Kapital nächstes +Jahr nicht erneuert werden, wenn inzwischen die Cirkulationszeit dieses +Kapitals nicht abgelaufen. Dagegen kann die Umlaufszeit auch kürzer +sein als der Abstand von einer Produktionsperiode bis zur nächsten. In +diesem Fall liegt das Kapital brach, wenn es nicht in der Zwischenzeit +anderweitig angewandt wird. + +Viertens: Das für eine Arbeitsperiode vorgeschoßne Kapital, z. B. die +600 £ im Beispiel III, werden theils in Roh- und Hülfsstoffen ausgelegt, in +produktivem Vorrath für die Arbeitsperiode, in konstantem cirkuliren +dem Kapital, theils in variablem cirkulirendem Kapital, in Zahlung der +Arbeit selbst. Der in konstantem cirkulirendem Kapital ausgelegte Theil +mag nicht für dieselbe Zeitlänge in der Form von produktivem Vorrath +existiren, z. B. das Rohmaterial nicht für die ganze Arbeitsperiode dalie +gen, die Kohlen nur alle zwei Wochen beschafft werden. Indeß - da hier +Kredit noch ausgeschlossen - muß dieser Theil des Kapitals, soweit er +nicht in F o rm von produktivem Vorrath disponibel ist, in der Form von +Geld disponibel bleiben, um nach Bedarf in produktiven Vorrath ver +wandelt zu werden. Es ändert dies nichts an der Größe des für sechs +Wochen vorgeschoßnen konstanten cirkulirenden Kapitalwerths. Dage +gen - abgesehn von dem Geldvorrath für unvorhergesehene Ausgaben, +dem eigentlichen Reservefonds zur Ausgleichung von Störungen - wird +der Arbeitslohn in kürzern Perioden, meist wöchentlich gezahlt. Falls +also nicht der Kapitalist den Arbeiter zwingt, ihm längre Vorschüsse sei +ner Arbeit zu machen, muß das für Arbeitslohn nöthige Kapital in Geld +form vorhanden sein. Beim Rückfluß des Kapitals muß also ein Theil in +Geldform festgehalten werden zur Zahlung der Arbeit, während der and +re Theil in produktiven Vorrath verwandelt werden kann. | + +| 2 4 8 | D as Zuschußkapital theilt sich ein ganz wie das ursprüngliche. +Was es aber von Kapital I unterscheidet, ist, daß es (von Kreditverhält +nissen abgesehn), um für seine eigne Arbeitsperiode disponibel zu sein, +vorgeschossen sein muß schon während der ganzen Dauer der ersten +Arbeitsperiode von Kapital I, in die es nicht eingeht. Während dieser +Zeit kann es, theilweise wenigstens, schon in konstantes cirkulirendes +Kapital verwandelt werden, das für die ganze Umschlagsperiode vorge- + +244 + + Fünfzehntes Kapitel • Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +schössen ist. Wie weit es diese Form annimmt, oder wie weit es in der +Form von zuschüssigem Geldkapital verharrt, bis zum Moment, wo +diese Verwandlung nothwendig wird, wird abhängen theils von den be +sondren Produktionsbedingungen bestimmter Geschäftszweige, +theils +von Lokalumständen, theils von Preisschwankungen der Rohstoffe etc. +Das gesellschaftliche Gesammtkapital betrachtet, wird sich stets ein +mehr oder minder bedeutender Theil dieses zuschüssigen Kapitals für +längre Zeit im Zustand des Geldkapitals befinden. Was dagegen den in +Arbeitslohn vorzuschießenden Theil des Kapitals II betrifft, so wird er +stets erst allmälig in Arbeitskraft verwandelt im M a ß, wie kleinre Ar +beitsperioden ablaufen und bezahlt werden. Dieser Theil des Kapitals II +ist also für die ganze Dauer der Arbeitsperiode in der Form des Geld +kapitals vorhanden, bis er durch Verwandlung in Arbeitskraft in die +Funktion des produktiven Kapitals eingeht. + +Dies Hereinkommen des zur Verwandlung der Umlaufszeit von K a +pital I in Produktionszeit erheischten Zuschußkapitals vermehrt also +nicht nur die Größe des vorgeschoßnen Kapitals und die Länge der Zeit, +wofür das Gesammtkapital nothwendig vorgeschossen wird, sondern es +vermehrt auch specifisch den Theil des vorgeschoßnen Kapitals, der als +Geldvorrath existirt, also sich im Zustand von Geldkapital befindet und +die F o rm von potentiellem Geldkapital besitzt. + +Dies findet ebenso statt, - sowohl was den Vorschuß in der F o rm von +produktivem Vorrath wie in der Form von Geldvorrath betrifft, - wenn +die durch die Umlaufszeit erheischte Spaltung des Kapitals in zwei Thei +le: Kapital für die erste Arbeitsperiode und Ersatzkapital für die Um +laufszeit, nicht durch Vergrößrung des ausgelegten Kapitals, sondern +durch Vermindrung der Stufenleiter der Produktion hervorgebracht ist. +Im Verhältniß zur Stufenleiter der Produktion wächst hier eher noch die +Zunahme des in Geldform gebannten Kapitals. | + +12491 Was durch diese Vertheilung des Kapitals in ursprünglich produk +tives und Zuschußkapital überhaupt erreicht ist, ist die ununterbrochne +Aufeinanderfolge der Arbeitsperioden, die beständige Funktion eines +gleich großen Theils des vorgeschoßnen Kapitals als produktives Kapital. +Sehn wir uns Beispiel II an. Das beständig im Produktionsproceß be +findliche Kapital ist 500 £. Da die Arbeitsperiode = 5 Wochen, arbeitet es +während 50 Wochen (als Jahr angenommen) zehnmal. Das Produkt be +trägt daher auch, abgesehn vom Mehrwerth, 10 χ 500 = 5000 £. Vom +Standpunkt des unmittelbar und ununterbrochen im Produktionsproceß +arbeitenden Kapitals - eines Kapitalwerths von 500 £ - erscheint also die +Umlaufszeit als gänzlich ausgelöscht. Die Umschlagsperiode fällt zusam +men mit der Arbeitsperiode; die Umlaufszeit ist = 0 gesetzt. + +245 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Wäre dagegen das Kapital von 500 £ in seiner produktiven Thätigkeit +regelmäßig durch die Umlaufszeit von 5 Wochen gehemmt, sodaß es erst +wieder produktionsfähig wäre nach Beendigung der ganzen Umschlags +periode von 10 Wochen, so hätten wir in den 50 Jahreswochen 5 zehn +wöchentliche Umschläge; darin 5 fünfwöchentliche Produktionsperioden, +also zusammen 25 Produktionswochen mit einem Gesammtprodukt von +5 χ 500 = 2500 £; 5 fünfwöchentliche Umlaufszeiten, also Gesammt- +Umlaufszeit ebenfalls 25 Wochen. Sagen wir hier: das Kapital von 500 £ +hat fünfmal im Jahre umgeschlagen, so ist sichtbar und klar, daß wäh +rend der Hälfte jeder Umschlagsperiode dies Kapital von 500 £ gar nicht +als produktives Kapital fungirt hat und daß, alles zusammengerechnet, es +nur während eines halben Jahres fungirt hat, während des andren Halb +jahrs aber gar nicht. + +In unserm Beispiel tritt für die Dauer dieser fünf Umlaufszeiten das +Ersatzkapital von 500 £ ein und dadurch wird der Umschlag von 2500 +auf 5000 £ erhöht. Aber das vorgeschoßne Kapital ist nun auch 1000 £ +statt 500 £. 5000 dividirt durch 1000 ist gleich 5. Also statt der zehn +Umschläge fünf. So wird denn auch in der That gerechnet. Aber indem es +dann heißt, das Kapital von 1000 £ hat fünfmal im J a hr umgeschlagen, +verschwindet in den hohlen Kapitalistenschädeln die Erinnrung an die +Umlaufszeit, und eine konfuse Vorstellung bildet sich, als ob dies Kapital +während der successiven fünf Umschläge beständig im Produktionspro +ceß fungirt habe. Sagen wir aber, dies Kapital von 1000 £ hat fünfmal +umgeschlagen, so ist darin sowohl Um||250|laufszeit wie Produktionszeit +eingeschlossen. In der That, wären wirklich 1000 £ im Produktionsproceß +fortwährend thätig gewesen, so müßte das Produkt unter unsern Voraus +setzungen 10 000 £ statt 5000 sein. Um aber 1000 £ fortwährend im Pro +duktionsproceß zu haben, müßten dann auch 2000 £ überhaupt vorge +schossen sein. Die Oekonomen, bei denen überhaupt nichts klares über +den Mechanismus des Umschlags zu finden, übersehn fortwährend dies +Hauptmoment, daß stets nur ein Theil des industriellen Kapitals that- +sächlich im Produktionsproceß engagirt sein kann, wenn die Produktion +ununterbrochen vorangehen soll. Während der eine Theil sich in der Pro +duktionsperiode, muß stets ein andrer Theil sich in der Cirkulationspe- +riode befinden. Oder mit andern Worten, der eine Theil kann nur als +produktives Kapital fungiren unter der Bedingung, daß ein andrer Theil +in der F o rm von Waaren- oder Geldkapital der eigentlichen Produktion +entzogen bleibt. Indem dies übersehn wird, wird überhaupt die Bedeu +tung und Rolle des Geldkapitals übersehn. + +Wir haben jetzt zu untersuchen, welche Verschiedenheit im Umschlag +sich herausstellt, jenachdem die beiden Abschnitte der Umschlagsperiode + +246 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +- Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode - einander gleich sind, oder die +Arbeitsperiode größer oder kleiner als die Cirkulationsperiode ist, und +ferner, wie dies auf die Bindung von Kapital in der F o rm Geldkapital +wirkt. + +Wir nehmen an, daß das wöchentlich vorzuschießende Kapital in allen +Fällen 100 £, und die Umschlagsperiode 9 Wochen sei, also das für jede +Umschlagsperiode vorzuschießende Kapital = 900 £. + +I. Arbeitsperiode gleich der Cirkulationsperiode. + +Dieser Fall, obgleich in der Wirklichkeit nur zufällige Ausnahme, muß +als Ausgangspunkt für die Betrachtung dienen, weil hier die Verhältnisse +sich am einfachsten und handgreiflichsten darstellen. + +Die zwei Kapitale (Kapital I, das für die erste Arbeitsperiode vorge +schossen, und Zusatzkapital I I, das während der Cirkulationsperiode von +Kapital I fungirt) lösen sich in ihren Bewegungen ab ohne sich zu durch +kreuzen. Mit Ausnahme der ersten Periode ist daher auch jedes der bei +den Kapitale nur für seine eigne Umschlagsperiode vorgeschossen. Die +Umschlagsperiode sei, wie in den folgenden Beispielen, 9 Wochen, Ar +beitsperiode und Umlaufsperiode also je 41Ii Woche. Dann haben wir +folgendes Jahresschema: | + +|2511 Tabelle I. + +Kapital + +I. + +U m s c h l a g s p e r i o d e n. + +A r b e i t s p e r i o d e n. + +V o r s c h u ß. C i r k u l a t i o n s p e r i o d e n. + +I. + +I I. + +I I I. + +I V. + +V. + +V I. + +1 - 9. W o c h e. + +1 + +- + +4 V 2. W o c h e. + +10 - 18. + +19 - 2 7. + +28 - 3 6. + +37 - 4 5. + +46 - ( 5 4 .) + +10 +19 + +28 + +- +- + +- + +13'/2. +2 2 V 2. + +3 I V 2. + +37 + +- 4 0 V2. + +46 + +- + +4 9 V2. + +4 50 £ + +4 50 " + +4 50 " + +4 50 " + +4 50 " + +4 50 " + +4 V2 - + +9. W o c h e. + +1372 +- 18. +22 72 - 2 7. + +31V2 - 3 6. + +4OV2 + +- + +4 5. + +4 9 V2 + +- + +( 5 4 .) + +3 1) + +" + +Kapital + +II. + +U m s c h l a g s p e r i o d e n. + +A r b e i t s p e r i o d e n. + +V o r s c h u ß. C i r k u l a t i o n s p e r i o d e n. + +I. + +4 V2 - 13'/2. W o c h e. + +4 V2 + +- + +9 . W o c h e. + +I I. +13V2 +III. 22V2 + +- +- + +2 2 V 2. +3 1 V2. + +I V. 3 1 V2 - 40V2. + +V. 4OV2 + +- + +4 9 V 2. + +V I. 4 9 V2 + +- (58V2.) + +" + +1 3 V2 + +- 18. + +2 2 V2 + +- 2 7. + +3 1 V2 +4OV2 + +- 3 6. +- 4 5. + +4 9 V2 + +- ( 5 4 .) + +" + +" + +" +" + +" + +4 50 £ + +4 50 " + +4 50 " + +4 50 " + +4 50 " + +4 50 " + +10 - + +13 V2. W o c h e. + +19 +- 22 72. " +28 - 3 1 7 2. " + +3 7- + +4OV2. + +46 - + +4 9 V2. + +( 54 - 58V2.) + +" + +" + +" + +Die in das zweite Umschlagsjahr fallenden Wochen sind in K l a m m e rn gesetzt. + +247 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Innerhalb der 51 Wochen, die wir hier als J a hr annehmen, hat Kapital I +sechs volle Arbeitsperioden absolvirt, also für 6 χ 450 = 2700 £, und K a­ +pital II in fünf vollen Arbeitsperioden für 5 x 450 = 2250 £ Waaren pro +ducirt. Dazu hat Kapital II in den letzten I V2 Wochen des Jahrs (Mitte +der 50. bis Ende der 51. Woche) noch für 150 £ producirt - Gesammt- +produkt in 51 Wochen: 5100 £. In Bezug auf unmittelbare Produktion +von Mehrwerth, der nur während der Arbeitsperiode producirt wird, +hätte das Gesammtkapital von 900 £ also 52/3 Mal umgeschlagen +( 52/3 x 900 = 5100 £ ). Aber wenn wir den wirklichen Umschlag betrach +ten, so hat Kapital I 52/3 Mal umgeschlagen, da es am Ende der 51. +Woche noch 3 Wochen seiner sechsten Umschlagsperiode zu absolviren +hat; 52/3 x 4 50 = 2550 £; und ||252| Kapital II 5 Ve Mal, da es erst 1 V2 +Woche seiner sechsten Umschlagsperiode vollendet hat, also noch 7'/2 +Woche davon ins nächste J a hr fallen; 5 lk x 450 = 2325 £; wirklicher G e- +sammtumschlag = 4875 £. + +Betrachten wir Kapital I und Kapital II als zwei gegeneinander ganz +selbständige Kapitale. In ihren Bewegungen sind sie ganz selbständig; +diese Bewegungen ergänzen sich nur, weil ihre Arbeits- und Cirkulati- +onsperioden einander direkt ablösen. Sie können als zwei ganz unabhän +gige, verschiednen Kapitalisten gehörige Kapitale betrachtet werden. + +Das Kapital I hat fünf vollständige und zwei Drittel seiner sechsten +Umschlagsperiode zurückgelegt. Es befindet sich am Ende des Jahres in +der Form von Waarenkapital, dem zu seiner normalen Realisirung noch +3 Wochen erforderlich sind. Während dieser Zeit kann es nicht in den +Produktionsproceß eingehn. Es fungirt als Waarenkapital: es cirkulirt. +Von seiner letzten Umschlagsperiode hat es nur 2/3 zurückgelegt. Dies +wird so ausgedrückt: es hat nur 2/3 Mal umgeschlagen, nur 2/3 seines +Gesammtwerths haben einen vollständigen Umschlag zurückgelegt. Wir +sagen: 450 £ legen ihren Umschlag in 9 Wochen zurück, also 300 £ in 6 +Wochen. Bei dieser Ausdrucksweise werden die organischen Verhältnisse +zwischen den beiden specifisch verschiednen Bestandtheilen der Um +schlagszeit vernachlässigt. Der exakte Sinn davon, daß das vorgeschoßne +Kapital von 450 £ 52/s Umschläge gemacht, ist nur, daß es fünf Um +schläge ganz und vom sechsten nur 2/3 zurückgelegt hat. Dagegen hat der +Ausdruck, daß das umgeschlagne Kapital = 52/3 Mal das vorgeschoßne +Kapital, also im obigen Fall = 52/3 χ 450 £ = 2550 £ das Richtige, daß, +wenn dies Kapital von 450 £ nicht ergänzt wäre durch ein andres Kapital +von 450 £, in der That ein Theil davon sich im Produktionsproceß, ein +andrer im Cirkulationsproceß befinden müßte. Soll die Umschlagszeit in +der Masse des umgeschlagnen Kapitals ausgedrückt werden, so kann sie +immer nur in einer Masse von vorhandnem Werth (in der That von fer- + +248 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +tigern Produkt) ausgedrückt werden. Der Umstand, daß das vorgeschoß +ne Kapital sich nicht in einem Zustand befindet, worin es den Produk +tionsproceß von neuem eröffnen kann, drückt sich darin aus, daß nur ein +Theil davon sich im produktionsfähigen Zustand befindet, oder daß, um +sich im Zustand kontinuirlicher Produktion zu befinden, das Kapital +getheilt werden müßte in einen Theil, der sich beständig in der Produkti +onsperiode und einen andern Theil, der sich beständig in der ¡2531 Cir- +kulationsperiode befände, je nach dem Verhältniß dieser Perioden zu ein +ander. Es ist dasselbe Gesetz, das die Masse des beständig fungirenden +produktiven Kapitals bestimmt durch das Verhältniß der Umlaufszeit zur +Umschlagszeit. + +Von Kapital II sind Ende der 51. Jahreswoche, die wir hier als Jahres +schluß annehmen, vorgeschossen 150 £ in der Produktion von unfertigem +Produkt. Ein fernrer Theil befindet sich in der Form von flüssigem kon +stantem Kapital - Rohstoff etc. - d. h. in einer Form, worin es als pro +duktives Kapital im Produktionsproceß fungiren kann. Aber ein dritter +Theil befindet sich in Geldform, nämlich zum Mindesten der Betrag des +Arbeitslohns für den Rest der Arbeitsperiode (3 Wochen), der aber erst +Ende jeder Woche bezahlt wird. Obgleich nun dieser Theil des Kapitals +am Anfang des neuen Jahrs, also eines neuen Umschlagscyklus, sich +nicht in der F o rm von produktivem Kapital befindet, sondern in der von +Geldkapital, in der es nicht in den Produktionsproceß eingehn kann, so +befindet sich dennoch bei Eröffnung des neuen Umschlags flüssiges va +riables Kapital, d. h. lebendige Arbeitskraft, im Produktionsproceß thä- +tig. Diese Erscheinung kommt daher, daß die Arbeitskraft zwar am An +fang der Arbeitsperiode, sage per Woche, gekauft und verbraucht, aber +erst Ende der Woche gezahlt wird. Das Geld wirkt hier als Zahlungsmit +tel. Es befindet sich daher einerseits als Geld noch in der Hand des K a +pitalisten, während andrerseits die Arbeitskraft, die Waare worin es um +gesetzt wird, sich schon im Produktionsproceß thätig befindet, derselbe +Kapitalwerth hier also doppelt erscheint. + +Betrachten wir bloß die Arbeitsperioden, so hat + +Kapital I producirt + +II + +also zusammen + +6 +χ 450 = 2700 £ +5 'Λ x 450 = 2400 £ +52/3 χ 900 = 5100 £. + +Das vorgeschoßne Gesammtkapital von 900 £ hat also 52h Mal im Jahr +als produktives Kapital fungirt. Ob stets 450 £ im Produktionsproceß +und stets 450 £ im Cirkulationsproceß abwechselnd, oder ob 900 £ wäh +rend je 4 ' /2 Wochen im Produktionsproceß und während der folgenden +41Ii Wochen im Cirkulationsproceß fungiren, ist für die Produktion von +Mehrwerth einerlei. + +249 + + Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals + +Betrachten wir dagegen die Umschlagsperioden, so hat | + +|254| Kapital I +II + +52h χ 450 = 2550 £ +5'/6 χ 450 = 2325 £ +also das Gesammtkapital 5 V12 χ 900 = 4875 £ + +umgeschlagen. Denn der Umschlag des Gesammtkapitals ist gleich der +Summe der von I und II umgeschlagnen Beträge dividirt durch die Sum +me von I und I I. + +Es ist zu bemerken, daß Kapital I und I I, wenn sie selbständig gegen +einander wären, doch nur verschiedne selbständige Theile des in dersel +ben Produktionssphäre vorgeschoßnen gesellschaftlichen Kapitals bilden +würden. Bestände also das gesellschaftliche Kapital innerhalb dieser Pro +duktionssphäre nur aus I und I I, so würde für den Umschlag des gesell +schaftlichen Kapitals in dieser Sphäre dieselbe Rechnung gelten, die +hier für die beiden Bestandtheile I und II desselben Privatkapitals gilt. +Weiter ausgedehnt kann jeder in einer besondren Produktionssphäre an +gelegte Theil des gesammten Gesellschaftskapitals so berechnet werden. +Schließlich aber ist die Umschlagszahl des gesammten gesellschaftlichen +Kapitals gleich der Summe des in den verschiednen Produktionssphären +umgeschlagnen Kapitals, dividirt durch die Summe des in diesen Pro +duktionssphären vorgeschoßnen Kapitals. + +Es ist ferner zu bemerken, daß, wie hier in demselben Privatgeschäft +die Kapitale I und II, genau genommen, verschiedne Umschlagsjahre +haben (indem der Umschlagscyklus von Kapital II 41A Woche später +beginnt als der von Kapital I, das Jahr von I daher A1Ii Woche früher +abläuft als das von I I) so auch die verschiednen Privatkapitale in dersel +ben Produktionssphäre ihre Geschäfte in ganz verschiednen Zeitab +schnitten beginnen und ihren Jahresumschlag daher auch zu verschied +nen Zeiten im Jahr vollenden. Dieselbe Durchschnittsrechnung, die wir +oben für I und II anwandten, reicht auch hier aus, um die Umschlags +jahre der verschiednen selbständigen Theile des gesellschaftlichen Kapi +tals auf ein einheitliches Umschlagsjahr zu reduciren. - + +//. Arbeitsperiode größer als Cirkulationsperiode. + +Es durchkreuzen sich die Arbeits- und Umschlagsperioden der Kapitale I +und II, statt einander abzulösen. Gleichzeitig findet hier Freisetzung von +Kapital statt, was bei dem bisher betrachteten Fall nicht vorkam. | + +|255| Es ändert dies aber nichts daran, daß nach wie vor 1) die Zahl der +Arbeitsperioden des vorgeschoßnen Gesammtkapitals gleich ist der Sum +me des Werths des Jahresprodukts beider vorgeschoßnen Kapitaitheile, +dividirt durch das vorgeschoßne Gesammtkapital, und 2) die Umschlags- + +250 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +zahl des Gesammtkapitals gleich ist der Summe der beiden umgeschlag +nen Beträge, dividirt durch die Summe der beiden vorgeschoßnen Kapi +tale. Wir müssen auch hier beide Kapitaitheile so betrachten als vollzö +gen sie von einander ganz unabhängige Umschlagsbewegungen. + +Wir nehmen also wieder an, daß wöchentlich 100 £ im Arbeitsproceß +vorzuschießen sind. Die Arbeitsperiode daure 6 Wochen, beanspruche +also jedesmal 600 £ Vorschuß (Kapital I ). Die Cirkulationsperiode 3 Wo +chen; also Umschlagsperiode, wie oben, 9 Wochen. Ein Kapital II von +300 £ trete ein während der dreiwöchentlichen Cirkulationsperiode von +Kapital I. Betrachten wir beide als von einander unabhängige Kapitale, +so stellt sich das Schema des Jahresumschlags wie folgt: + +9. W o c h e. + +- + +U m s c h l a g s p e r i o d e n. +1 +I. +I I. 10 - 18. +I I I. 19 - 2 7. +I V. 28 - 3 6. +V. 37 - 4 5. +V I. 46 - (54.) + +" + +Tabelle I I. + +Kapital I, 600 £: + +Arbeitsperioden. +- 6. W o c h e. + +1 + +10 - 15. +19 - 2 4. +28 - 3 3. +- 4 2. +37 +46 - 5 1. + +V o r s c h u ß. C i r k u l a t i o n s p e r i o d e n. + +6 00 £ +6 00 £ +6 00 £ +6 00 £ +6 00 £ +6 00 £ + +7 - 9. W o c h e. +16 - 18. +25 - 2 7. +34 - 3 6. +43 - 4 5. +(52 - 54.) + +|256| Zusatzkapital II, 300 £. + +U m s c h l a g s p e r i o d e n. +I. 7 - 1 5. W o c h e. +I I. 16 - 2 4. +I I I. 25 - 3 3. +I V. 34 - 4 2. +V. 43 - 5 1. + +Arbeitsperioden. +7 - 9. W o c h e. + +16 - 18. +25 +- 2 7. +34 - 3 6. +- 4 5. +43 + +V o r s c h u ß. Cirkulationsperioden. + +3 00 £ +3 00 " +3 00 " +3 00 " +3 00 " + +10 - 15. W o c h e. +19 - 2 4. +28 - 3 3. +37 - 4 2. +46 - 5 1. + +Der Produktionsproceß geht das ganze Jahr durch ununterbrochen auf +derselben Stufenleiter vor sich. Die beiden Kapitale I und II bleiben voll +ständig getrennt. Aber um sie so getrennt darzustellen, mußten wir ihre +wirklichen Kreuzungen und Verschlingungen zerreißen, und dadurch +auch die Umschlagszahl ändern. Nach obiger Tabelle nämlich schlüge + +Kap. +" + +I 5¾ χ 600 = 3400 £ um, und + +II 5 + +χ 300 = 1500 " + +also das Gesammtkapital 5% χ 900 - 4900 £ um. + +Dies stimmt aber nicht, weil, wie wir sehn werden, die wirklichen Pro­ +duktions- und Cirkulationsperioden nicht absolut zusammenfallen mit + +251 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +denen des obigen Schemas, worin es hauptsächlich darauf ankam, die +beiden Kapitale I und II als von einander unabhängige erscheinen zu +lassen. + +In Wirklichkeit nämlich hat Kapital II keine von der des Kapital I +getrennte, besondre Arbeits- und Cirkulationsperiode. Die Arbeitsperi +ode ist 6 Wochen, die Cirkulationsperiode 3 Wochen. Da Kapital II nur += 300 £, kann es nur Theil einer Arbeitsperiode ausfüllen. Dies ist der +Fall. Ende der 6. Woche tritt ein Produktenwerth von 600 £ in Cirkula +tion, und fließt Ende der 9. Woche in Geld zurück. Damit tritt Anfang +der 7. Woche das Kapital II in Thätigkeit und deckt die Bedürfnisse der +nächsten Arbeitsperiode für die 7 - 9. Woche. Nun aber ist nach unsrer +Annahme Ende der 9. Woche die Arbeitsperiode nur halb abgemacht. Es +tritt also Anfang der 10. Woche das soeben zurückgefloßne Kapital I von +600 £ wieder in Thätigkeit und füllt mit ]|257| 300 £ die für die 10-12. +Woche nöthigen Vorschüsse aus. Damit ist die zweite Arbeitsperiode er +ledigt. Es befindet sich ein Produktenwerth von 600 £ in Cirkulation und +wird Ende der 15. Woche zurückfließen; daneben aber sind 300 £, der +Betrag des ursprünglichen Kapitals I I, freigesetzt und können in der er +sten Hälfte der folgenden Arbeitsperiode, also in der 1 3 - 1 5. Woche, fun +giren. Nach deren Ablauf fließen dann wieder die 600 £ zurück; 300 £ +davon reichen bis zum Schluß der Arbeitsperiode, 300 £ bleiben für die +folgende freigesetzt. + +Die Sache verläuft also wie folgt: + +I. Umschlagsperiode: 1-9. Woche. + +1. Arbeitsperiode: 1-6. Woche. Kapital I, 600 £, fungirt. +1. Cirkulationsperiode: 7 - 9. Woche. Ende der 9. Woche fließen + +£ 600, zurück. + +II. Umschlagsperiode: 7 - 1 5. Woche. +2. Arbeitsperiode: 7 - 1 2. Woche. + +Erste Hälfte: 7 - 9. Woche. Kapital II, 300 £, fungiren. +Ende 9. Woche fließen 600 £ in Geld zurück (Kapital I ). +Zweite Hälfte: 10-12. Woche. 300 £ von Kapital I fungiren. Die +andern 300 £ von Kapital I bleiben freigesetzt. + +2. Cirkulationsperiode: 1 3 - 1 5. Woche. Ende der 15. Woche fließen +£ 600 (halb aus Kapital I, halb aus Kapital II gebildet) in Geld +zurück. + +I I I. Umschlagsperiode: 1 3 - 2 1. Woche. + +3. Arbeitsperiode: 1 3 - 1 8. Woche. + +Erste Hälfte: 1 3 - 1 5. Woche. Die freigesetzten 300 £ treten in +Funktion. Ende der 15. Woche fließen 600 £ in Geld zurück. + +252 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Zweite Hälfte: 1 6 - 1 8. Woche. Von den zurückgefloßnen 600 £ +fungiren 300 £, die andern 300 £ bleiben wieder freigesetzt. + +3. Cirkulationsperiode: 1 9 - 2 1. Woche, an deren Schluß wieder +600 £ in Geld zurückfließen; in diesen 600 £ sind Kapital I und +Kapital II jetzt ununter scheidbar verschmolzen. + +A uf diese Weise ergeben sich acht volle Umschlagsperioden eines K a +pitals von 600 £ (I: 1-9. Woche; II: 7-15.; III: 1 3 - 2 1 .; IV: 19-27.; V: +25-33.; VI: 31-39.; VII: 37-45.; VIII: 4 3 - 5 1. ||258| Woche) bis Ende der +51. Woche. Da aber die 4 9 - 5 1. Woche auf die achte Cirkulationsperiode +fallen, müssen während derselben die 300 £ freigesetztes Kapital eintreten +und die Produktion im Gang halten. Damit stellt sich der Umschlag am +Ende des Jahres wie folgt: 600 £ haben ihren Kreislauf achtmal vollendet, +macht 4800 £. Dazu kommt das Produkt der letzten 3 Wochen ( 4 9 - 5 1 . ), +das aber erst ein Drittel seines Kreislaufs von 9 Wochen zurückgelegt hat, +also in der Umschlagssumme nur für ein Drittel seines Betrags, mit 100 £ +zählt. Wenn also das Jahresprodukt von 51 Wochen = 5100 £, so ist das +umgeschlagne Kapital nur 4800 + 100 = 4900 £; das vorgeschoßne G e +sammtkapital von 900 £ hat also 54A Mal umgeschlagen, also um eine +Kleinigkeit mehr als unter Fall I. + +In dem vorliegenden Beispiel war ein Fall unterstellt, wo die Arbeits +zeit = 2h, die Umlaufszeit = lh der Umschlagsperiode, also die Arbeitszeit +ein einfaches Multipel der Umlaufszeit ist. Es fragt sich, ob die oben +konstatirte Freisetzung von Kapital auch stattfindet wenn dies nicht der +Fall. + +Nehmen wir Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen, + +Kapitalvorschuß per Woche 100 £. +I. Umschlagsperiode; 1-9. Woche. + +1. Arbeitsperiode: 1-5. Woche. Kapital I = 500 £ fungirt. +1. Cirkulationsperiode: 6 - 9. Woche. Ende der 9. Woche fließen 500 £ + +in Geld zurück. + +II. Umschlagsperiode: 6 - 1 4. Woche. +2. Arbeitsperiode: 6 - 1 0. Woche. + +Erster Abschnitt: 6 - 9. Woche. Kapital II = 400 £ fungirt. +Ende der 9. Woche fließt Kapital I = 500 £ in Geld zurück. +Zweiter Abschnitt: 10. Woche. Von den zurückgefloßnen 500 £ fun +giren 100 £. Die übrigen 400 £ bleiben freigesetzt für die folgende +Arbeitsperiode. + +2. Cirkulationsperiode: 1 1 - 1 4. Woche. Am Ende der 14. Woche flie + +ßen 500 £ in Geld zurück. + +Bis zu Ende der 14. Woche ( 1 1 - 1 4 .) fungiren die oben freigesetzten 400 £; +100 £ aus den alsdann zurückgefloßnen 500 £ kompletiren den Bedarf für + +253 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +die dritte Arbeitsperiode ( 1 1 - 1 5. Woche), sodaß wiederum 400 £ für die +vierte Arbeitsperiode freigesetzt werden. ||259| Dasselbe Phänomen wie +derholt sich in jeder Arbeitsperiode; bei ihrem Beginn findet sie 400 £ +vor, die für die ersten 4 Wochen reichen. Ende der 4. Woche fließen 500 £ +in Geld zurück, von denen nur 100 £ für die letzte Woche benöthigt sind, +die übrigen 400 £ für die nächste Arbeitsperiode freigesetzt bleiben. + +Nehmen wir ferner eine Arbeitsperiode von 7 Wochen, mit Kapital I + +von 700 £; eine Umlaufszeit von 2 Wochen mit Kapital II von 200 £. + +Dann dauert die erste Umschlagsperiode von 1-9. Woche, davon erste +Arbeitsperiode 1-7. Woche, mit Vorschuß von 700 £, und erste Cirkula +tionsperiode 8 - 9. Woche. Ende der 9. Woche fließen die 700 £ in Geld +zurück. + +Die zweite Umschlagsperiode 8 - 1 6. Woche umschließt die zweite Ar +beitsperiode 8 - 1 4. Woche. Davon ist der Bedarf für 8. und 9. Woche +gedeckt durch Kapital I I. Ende der 9. Woche fließen obige 700 £ zurück; +davon werden verbraucht bis Schluß der Arbeitsperiode ( 1 0 - 1 4. Woche) +500 £. Bleiben 200 £ freigesetzt für die nächstfolgende Arbeitsperiode. +Die zweite Umlaufsperiode dauert 1 5 - 1 6. Woche; Ende der 16. Woche +fließen wieder 700 £ zurück. Von nun an wiederholt sich in jeder Arbeits +periode dieselbe Erscheinung. Der Kapitalbedarf der ersten beiden Wo +chen ist gedeckt durch die am Schluß der vorigen Arbeitsperiode freige +setzten 200 £; Ende der 2. Woche fließen 700 zurück; die Arbeitsperiode +zählt aber nur noch 5 Wochen, sodaß sie nur 500 £ verbrauchen kann; es +bleiben also stets 200 £ freigesetzt für die nächste Arbeitsperiode. + +Es stellt sich also heraus, daß in unserm Fall, wo die Arbeitsperiode +größer angenommen als die Umlaufsperiode, unter allen Umständen am +Schluß einer jeden Arbeitsperiode sich ein Geldkapital freigesetzt findet, +welches von gleicher Größe ist wie das für die Cirkulationsperiode vor +geschoßne Kapital I I. In unsern drei Beispielen war Kapital II im ersten += 300 £, im zweiten = 400 £, im dritten = 200 £; dem entsprechend war +das am Schluß der Arbeitsperiode freigesetzte Kapital je 300, 4 0 0, 200 £. + +III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufsperiode. + +Wir nehmen zunächst wieder an eine Umschlagsperiode von 9 Wochen; +davon Arbeitsperiode 3 Wochen, für welche disponibel Kapital I = | +|260] 300 £. Die Umlaufsperiode sei 6 Wochen. Für diese 6 Wochen ist ein +Zusatzkapital von 600 £ nöthig, das wir aber wieder in zwei Kapitale von +je 300 £ eintheilen können, wovon jedes eine Arbeitsperiode ausfüllt. Wir +haben dann drei Kapitale von je 300 £, wovon immer 300 £ in der Pro +duktion beschäftigt sind, während 600 £ umlaufen. + +254 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Umschlagsperioden. +I. 1 - 9. Woche +II. 1 0- 18. +I I I. 19 - 27. +IV. 28 - 36. +V. 37 - 4 5. +V I. 46 - (54.) + +Umschlagsperioden. +I. 4- 12. Woche +II. 13 - 2 1. +I I I. 22 - 30. +IV. 31 - 39. +V. 40 - 48. +V I. 49 - (57.) + +" + +Umschlagsperioden. +I. 7 - 1 5. Woche +II. 16 - 24. +I I I. 25 +33. +IV. 34 - 42. +V. 43 - 51. + +Tabelle I I I. + +Kapital + +I: + +Arbeitspererioden. +1 - 3. Woche + +10 - 12. +1 9 - 2 1. +28 - 30. +37 - 39. +46 - 48. + +Kapital + +II: + +Arbeitsperrioden. +4 - 6. Woche +1 3 - 1 5. +22 - 24. +31 - 33. +40 - 42. +4 9 - 5 1. + +" +" +" +" +" + +Kapital + +III: + +Arbeitspererioden. +7 - 9. Woche +1 6 - 1 8. +25 - 27. +34 - 36. +43 - 4 5. + +" +" +" +" + +Umlaufsperioden +9. Woche + +4- +13 - 18. +22 - 27. +31 - 36. +40 - 45. +49 - (54.) + +Umlaufsperioden. +7- 12. Woche +1 6- 2 1. +25 - 30. +34 - 39. +43 - 4 8. +(52 - 57.) + +" + +Umlaufsperioden. +1 0- 15. Woche +1 9- 24. +28 - 33. +37 - 42. +4 6- 51. + +|261| Wir haben hier das genaue Gegenbild von Fall I, nur mit dem Unter +schied, daß jetzt drei Kapitale einander ablösen statt zwei. Eine Durch +kreuzung oder Verschlingung der Kapitale findet nicht statt; jedes ein +zelne kann bis zum Jahresschluß getrennt verfolgt werden. Ebensowenig +wie bei Fall I findet also eine Freisetzung von Kapital am Schluß einer +Arbeitsperiode statt. Kapital I ist ganz ausgelegt Ende der 3. Woche, +fließt ganz zurück Ende der 9., und tritt wieder in Funktion Anfang der +10. Woche. Aehnlich mit Kapital II und I I I. Die regelmäßige und voll +ständige Ablösung schließt jede Freisetzung aus. + +Der Gesammtumschlag berechnet sich folgendermaßen: + +I + +Kapital + +300 £ 52h χ = 1700 £ +300 " 51IiX= 1600 " +χ = 1500 " +Gesammtkapital 900 £ 51A χ = 4800 £. + +II +I II + +300 "5 + +255 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Nehmen wir jetzt auch ein Beispiel, wo die Umlaufsperiode nicht ein +genaues Vielfaches der Arbeitsperiode bietet; ζ. B. Arbeitsperiode 4 Wo­ +chen, Cirkulationsperiode 5 Wochen; die entsprechenden Kapitalbeträge +wären also Kapital I = 400 £, Kapital II = 400 £, Kapital I II = 100 £. Wir +geben nur die ersten drei Umschläge. + +Tabelle IV. + +Kapital + +I: + +Umschlagsperioden. + +Arbeitsperioden. + +1 - 9. Woche + +1 - 4. Woche + +I. +I I. 9 - 17. +III. 1 7 - 2 5. + +" +" + +9 . 1 0 - 1 2. +1 7 . 1 8 - 2 0. + +" +" + +1 3 - 1 7. +21 - 25. + +" +" + +Umlaufsperioden. +5 - 9. Woche + +Umschlagsperioden. +I. 5 - 1 3. Woche +II. 1 3 - 2 1. +I I I. 21 - 29. + +" +" + +Umschlagsperioden. +I. 9 - 1 7. Woche +II. 1 7 - 2 5. +I I I. 25 - 33. + +" +" + +Kapital + +II: + +Arbeitsperioden. + +5 - 8. Woche + +1 3 . 1 4 - 1 6. +2 1 . 2 2- 29. + +" +" + +|262| Kapital III: + +Arbeitsperioden. +9. Woche +17. +25. + +Umlaufsperioden. +9 - 1 3. Woche +1 7 - 2 1. +25 - 29. + +" +" + +Umlaufsperioden. +1 0 - 1 7. Woche +18 - 24. +26 - 33. + +" +" + +Es findet hier in sofern Verschlingung der Kapitale statt, als die Ar +beitsperiode von Kapital I I I, das keine selbständige Arbeitsperiode hat, +weil es nur für eine Woche reicht, zusammenfallt mit der ersten Arbeits +woche von Kapital I. Dafür aber findet sich am Schluß der Arbeitsperi +ode, sowohl von Kapital I wie von Kapital I I, ein dem Kapital I II glei +cher Betrag von 100 £ freigesetzt. Wenn nämlich Kapital I II die erste +Woche der zweiten und aller folgenden Arbeitsperioden von Kapital I +ausfüllt und am Schluß dieser ersten Woche das ganze Kapital I, 400 £, +zurückströmt, so bleibt für den Rest der Arbeitsperiode von Kapital I +nur eine Zeit von 3 Wochen und eine entsprechende Kapitalauslage von +300 £. Die so freigesetzten 100 £ genügen dann für die erste Woche der +sich unmittelbar anschließenden Arbeitsperiode von Kapital II; am +Schluß dieser Woche fließt das ganze Kapital II mit 400 £ zurück; da aber +die angebrochne Arbeitsperiode nur noch 300 £ absorbiren kann, so blei +ben an deren Schluß wieder 100 £ freigesetzt; und so weiter. Es findet also + +256 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Freisetzung von Kapital am Schlüsse der Arbeitsperiode statt, sobald die +Umlaufszeit nicht ein einfaches Multipel der Arbeitsperiode bildet; und +zwar ist dies freigesetzte Kapital gleich dem Kapitaltheil, welcher den +Ueberschuß der Cirkulationsperiode über eine Arbeitsperiode oder über +ein Multipel von Arbeitsperioden auszufüllen hat. + +In allen untersuchten Fällen wurde angenommen, daß sowohl Arbeits +periode wie Umlaufszeit das ganze Jahr hindurch in dem beliebigen, hier +betrachteten Geschäft dieselben bleiben. Diese Voraussetzung war nö +thig, wollten wir den Einfluß der Umlaufszeit auf Umschlag und Kapi +talvorschuß feststellen. D aß sie in der Wirklichkeit nicht in dieser Unbe- +dingtheit, und oft gar nicht gilt, ändert an der Sache nichts. | + +1 2 6 31 Wir haben in diesem ganzen Abschnitt nur die Umschläge des +cirkulirenden Kapitals betrachtet, nicht die des fixen. Aus dem einfachen +Grund, weil die behandelte Frage nichts mit dem fixen Kapital zu thun +hat. Die im Produktionsproceß angewandten Arbeitsmittel etc. bilden +nur fixes Kapital, soweit ihre Gebrauchszeit länger dauert als die Um +schlagsperiode des flüssigen Kapitals; soweit die Zeit, während deren die +se Arbeitsmittel fortfahren in beständig wiederholten Arbeitsprocessen zu +dienen, größer ist als die Umschlagsperiode des flüssigen Kapitals, also += η Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals ist. Ob die Gesammtzeit, +welche durch diese η Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals gebildet +wird, länger oder kürzer ist, der Theil des produktiven Kapitals, der für +diese Zeit in fixem Kapital vorgeschossen war, wird innerhalb derselben +nicht von neuem vorgeschossen. Er fährt fort, in seiner alten Gebrauchs +form zu fungiren. Der Unterschied ist nur der: je nach der verschiednen +Länge der einzelnen Arbeitsperiode jeder Umschlagsperiode des flüssigen +Kapitals, gibt das fixe Kapital größren oder geringren Theil seines Ori +ginalwerths an das Produkt dieser Arbeitsperiode ab, und je nach der +Dauer der Cirkulationszeit einer jeden Umschlagsperiode fließt dieser an +das Produkt abgegebne Werththeil des fixen Kapitals rascher oder lang +samer in Geldform zurück. Die Natur des Gegenstands, den wir in die +sem Abschnitt behandeln - der Umschlag des cirkulirenden Theils des +produktiven Kapitals - geht aus der Natur dieses Kapitaltheils selbst +hervor. Das in einer Arbeitsperiode angewandte flüssige Kapital kann +nicht in einer neuen Arbeitsperiode angewandt werden, bevor es seinen +Umschlag vollendet, sich in Waarenkapital, aus diesem in Geldkapital, +und aus diesem wieder in produktives Kapital verwandelt hat. Um daher +die erste Arbeitsperiode sofort durch eine zweite zu kontinuiren, muß +von neuem Kapital vorgeschossen und in die flüssigen Elemente des pro +duktiven Kapitals verwandelt werden, und zwar in hinreichender Quan +tität, um die durch die Cirkulationsperiode des für die erste Arbeitspe- + +257 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +riode vorgeschoßnen flüssigen Kapitals entstehende Lücke auszufüllen. +Daher der Einfluß der Länge der Arbeitsperiode des flüssigen Kapitals +auf die Betriebsstufenleiter des Arbeitsprocesses und auf die Theilung des +vorgeschoßnen Kapitals, resp. auf Zuschuß von neuen Kapitalportionen. +Dies aber ist es gerade, was wir in diesem Abschnitt zu betrachten hat +ten, + +ι + +|264| IV. Resultate. + +Aus der bisherigen Untersuchung ergibt sich: + +A. Die verschiednen Portionen, worin das Kapital getheilt werden +muß, damit ein Theil desselben sich beständig in der Arbeitsperiode be +finden kann, während andre Theile sich in der Cirkulationsperiode befin +den - lösen sich ab, wie verschiedne selbständige Privatkapitale, in zwei +Fällen. 1) Wenn die Arbeitsperiode gleich der Cirkulationsperiode, die +Umschlagsperiode also in zwei gleiche Abschnitte getheilt ist. 2) Wenn +die Cirkulationsperiode länger ist als die Arbeitsperiode, aber zugleich +ein einfaches Multipel der Arbeitsperiode bildet, sodaß eine Cirkulati +onsperiode = η Arbeitsperioden, wo η eine ganze Zahl sein muß. In die +sen Fällen wird kein Theil des successiv vorgeschoßnen Kapitals freige +setzt. + +B. Dagegen in allen Fällen, wo 1) die Cirkulationsperiode größer als +die Arbeitsperiode, ohne ein einfaches Multipel derselben zu bilden, und +2) wo die Arbeitsperiode größer als die Cirkulationsperiode, wird ein +Theil des flüssigen Gesammtkapitals vom zweiten Umschlag an bestän +dig und periodisch am Schluß jeder Arbeitsperiode freigesetzt. Und zwar +ist dieses freigesetzte Kapital gleich dem für die Cirkulationsperiode vor +geschoßnen Theil des Gesammtkapitals, wenn die Arbeitsperiode größer +als die Cirkulationsperiode; und gleich dem Kapitaltheil, welcher den +Ueberschuß der Cirkulationsperiode über eine Arbeitsperiode oder über +ein Multipel von Arbeitsperioden auszufüllen hat, wenn die Cirkulati +onsperiode größer ist als die Arbeitsperiode. + +C. Es folgt daraus, daß für das gesellschaftliche Gesammtkapital, nach +seinem flüssigen Theil betrachtet, die Freisetzung von Kapital die Regel, +die bloße Ablösung der successive im Produktionsproceß fungirenden +Kapitaitheile die Ausnahme bilden muß. Denn die Gleichheit von Ar +beitsperiode und Cirkulationsperiode, oder die Gleichheit der Cirkulati +onsperiode mit einem einfachen Multipel der Arbeitsperiode, diese regel +mäßige Proportionalität der zwei Bestandtheile der Umschlagsperiode +hat mit der Natur der Sache durchaus nichts zu thun und kann daher im +ganzen und großen nur ausnahmsweise stattfinden. + +258 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Ein sehr bedeutender Theil des jährlich mehrmals umschlagenden, ge +sellschaftlichen cirkulirenden Kapitals wird sich also während des jähr +lichen Umschlagscyklus periodisch in der F o rm von freigesetztem K a +pital befinden. | + +¡ 2 6 5 | Es ist ferner klar, daß, alle andern Umstände gleichbleibend ge +setzt, die Größe dieses freigesetzten Kapitals mit dem Umfang des Ar +beitsprocesses oder mit der Stufenleiter der Produktion, also überhaupt +mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wächst. In dem Fal +le sub Β. 2 ), weil das vorgeschoßne Gesammtkapital wächst; in Β. 1), weil +mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion die Länge der Cir +kulationsperiode wächst, also auch die Umschlagsperiode in den Fällen, +wo die Arbeitsperiode ohne regelmäßiges Verhältniß der beiden Perioden. +Im ersten Fall hatten wir z . B. 1 0 0£ wöchentlich auszulegen. F ür +sechswöchentliche Arbeitsperiode 600 £, für dreiwöchentliche Cirkulati +onsperiode 300 £, zusammen 900 £. Hier werden beständig 300 £ freige +setzt. Werden dagegen 300 £ wöchentlich ausgelegt, so haben wir für die +Arbeitsperiode 1800 £, für die Cirkulationsperiode 900 £; also auch 900 £ +statt 300 £ periodisch freigesetzt. + +D. Das Gesammtkapital von ζ. B. 900 £ muß in zwei Theile getheilt +werden, wie oben 600 £ für die Arbeitsperiode und 300 £ für die Cirku +lationsperiode. Der Theil, der wirklich im Arbeitsproceß ausgelegt, wird +dadurch um ein Drittel vermindert, von 900 £ auf 600 £, und daher die +Produktionsleiter um ein Drittel reducirt. Andrerseits fungiren die 300 £ +nur um die Arbeitsperiode kontinuirlich zu machen, sodaß in jeder Wo +che des Jahres 100 £ im Arbeitsproceß ausgelegt werden können. + +im L a uf der 48 Wochen 5 lh χ 6 = 32 Wochen arbeiten + +Abstrakt genommen ist es dasselbe, ob 600 £ während 6 χ 8 = 48 Wo­ +chen arbeiten (Produkt = 4800 £ ), oder ob das ganze Kapital von 900 £ +während 6 Wochen im Arbeitsproceß ausgelegt wird und dann während +der Cirkulationsperiode von 3 Wochen brachliegt; im letztern Fall würde +(Pro­ +es +dukt = 5 lh χ 900 = 4800 £ ), und 16 Wochen brachliegen. Aber abgesehn +vom größren Verderb des fixen Kapitals während der Brache von 16 +Wochen, und der Vertheurung der Arbeit, die während des ganzen Jahres +bezahlt werden muß, obgleich sie nur einen Theil desselben wirkt, ist eine +solche regelmäßige Unterbrechung des Produktionsprocesses mit dem +Betrieb der modernen großen Industrie überhaupt unvereinbar. Diese +Kontinuität ist selbst eine Produktivkraft der Arbeit. | + +|266| Sehn wir uns nun das freigesetzte, in der That suspendirte Kapital +näher an, so zeigt sich, daß ein bedeutender Theil desselben stets die +Form von Geldkapital besitzen muß. Bleiben wir bei dem Beispiel: Ar +beitsperiode 6 Wochen, Cirkulationsperiode 3 Wochen, Auslage per Wo- + +259 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +che 100 £. In der Mitte der zweiten Arbeitsperiode, Ende der 9. Woche, +fließen 600 £ zurück, von denen nur 300 £ während des Rests der Arbeits +periode anzulegen sind. Ende der zweiten Arbeitsperiode werden also +300 £ davon freigesetzt. In welchem Zustand befinden sich diese 300 £? +Wir wollen annehmen, daß '/3 für Arbeitslohn, 2h für Roh- und Hülfs- +stoffe auszulegen sind. Von den zurückgefloßnen 600 £ befinden sich also +200 £ für Arbeitslohn in Geldform, und 400 £ in der Form von produk +tivem Vorrath, in der F o rm von Elementen des konstanten flüssigen pro +duktiven Kapitals. Da aber für die zweite Hälfte der Arbeitsperiode II +nur die Hälfte dieses produktiven Vorraths erheischt ist, befindet sich die +andre Hälfte während 3 Wochen in der Form von überschüssigem, d. h. +von über eine Arbeitsperiode überschüssigem produktiven Vorrath. Der +Kapitalist weiß aber, daß er von diesem Theil (= 400 £) des zurückflie +ßenden Kapitals nur die Hälfte = 200 £ für die laufende Arbeitsperiode +braucht. Es wird also von den Marktverhältnissen abhängen, ob er diese +200 £ sofort wieder ganz oder nur zum Theil in überschüssigen produk +tiven Vorrath verwandeln, oder sie ganz oder theilweise in Erwartung +günstigerer Marktverhältnisse als Geldkapital festhalten wird. Andrer +seits versteht sich von selbst, daß der in Arbeitslohn auszulegende Theil, += 200 £ in Geldform festgehalten wird. Der Kapitalist kann die Arbeits +kraft nicht wie das Rohmaterial im Waarenlager deponiren, nachdem er +sie gekauft hat. Er muß sie dem Produktionsproceß einverleiben und +zahlt sie Ende der Woche. Von dem freigesetzten Kapital von 300 £ wer +den also jedenfalls diese 100 £ die Form von freigesetztem, d. h. nicht für +die Arbeitsperiode nöthigem Geldkapital besitzen. Das in Form von +Geldkapital freigesetzte Kapital muß also mindestens gleich sein dem +variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitaltheil; im Maximum kann es +das ganze freigesetzte Kapital umfassen. In der Wirklichkeit schwankt es +beständig zwischen diesem Minimum und Maximum. + +Das so durch den bloßen Mechanismus der Umschlagsbewegung frei +gesetzte Geldkapital (neben dem durch den successiven Rückfluß des +fixen ||267| Kapitals und dem in jedem Arbeitsproceß für variables K a +pital nöthigem Geldkapital) muß eine bedeutende Rolle spielen, sobald +sich das Kreditsystem entwickelt, und muß zugleich eine der Grundlagen +desselben bilden. + +Nehmen wir in unserm Beispiel an, die Cirkulationszeit verkürze sich +von 3 Wochen auf 2. Dies sei nicht normal, sondern etwa Folge guter +Geschäftszeit, verkürzter Zahlungstermine etc. Das Kapital von 600 £, +das während der Arbeitsperiode ausgelegt worden, fließt eine Woche frü +her als nöthig zurück, es ist also für diese Woche freigesetzt. Es werden +ferner, wie vorher, in der Mitte der Arbeitsperiode 300 £ freigesetzt (Theil + +260 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +jener 600 £) aber für 4 Wochen statt für 3. Es befinden sich also auf dem +Geldmarkt während einer Woche 600 £ und während 4 statt 3 Wochen +300 £. Da dies nicht nur einen Kapitalisten betrifft sondern viele, und zu +verschiednen Perioden in verschiednen Geschäftszweigen sich ereignet, so +erscheint hiermit mehr disponibles Geldkapital auf dem Markt. Dauert +dieser Zustand länger, so wird die Produktion erweitert werden, wo dies +zulässig; Kapitalisten, die mit geborgtem Kapital arbeiten, werden we +niger Nachfrage auf dem Geldmarkt ausüben, was diesen ebensosehr +erleichtert wie vermehrtes Angebot; oder endlich die Summen, die für +den Mechanismus überschüssig geworden sind, werden definitiv auf den +Geldmarkt hinausgeworfen. + +In Folge der Kontraktion der Umschlagszeit von 3 auf 2 Wochen, und +daher der Umschlagsperiode von 9 auf 8 Wochen, wird +lh des vorge +schoßnen Gesammtkapitals überflüssig; die sechswöchentliche Arbeits +periode kann nun mit 800 £ ebenso beständig in Gang gehalten werden +wie früher mit 900 £. Ein Werththeil des Waarenkapitals = 100 £, einmal +in Geld rückverwandelt, verharrt daher in diesem Zustand als Geldka +pital, ohne weiter als Theil des für den Produktionsproceß vorgeschoß +nen Kapitals zu fungiren. Während die Produktion auf gleichbleibender +Stufenleiter und zu sonst gleichbleibenden Bedingungen, wie Preisen etc. +fortgeführt wird, vermindert sich die Werthsumme des vorgeschoßnen +Kapitals von 900 £ auf 800 £; der Rest von 100 £ des ursprünglich vor +geschoßnen Werths wird ausgeschieden in der F o rm von Geldkapital. Als +solches tritt es in den Geldmarkt ein und bildet zuschüssigen Theil der +hier fungirenden Kapitale. + +Man ersieht hieraus, wie eine Plethora von Geldkapital entstehn kann - +und zwar nicht nur in dem Sinn, daß das Angebot von Geld||2681kapital +größer ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative Plethora, die +ζ. B. stattfindet in der „melancholischen Periode", welche nach Ende +der Krise den neuen Cyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn, daß für die +Betreibung des gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses +(welcher den Cirkulationsproceß einschließt) ein bestimmter Theil des +vorgeschoßnen Kapitalwerths überflüssig und daher in der Form von +Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleichblei +bender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch +bloße Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse - größre +oder kleinre - des in Cirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den +geringsten Einfluß gehabt. + +Nehmen wir umgekehrt an, die Cirkulationsperiode verlängre sich, +sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Umschlag der +Rückfluß des vorgeschoßnen Kapitals um 2 Wochen zu spät statt. Der + +261 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +letzte Theil des Produktionsprocesses dieser Arbeitsperiode kann nicht +weiter geführt werden durch den Mechanismus des Umschlags des vor +geschoßnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer dieses Zustandes könnte, +wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kontraktion des Produktions +processes - des Umfangs auf dem er betrieben - eintreten. Um aber den +Proceß auf derselben Stufenleiter fortzuführen, müßte das vorgeschoßne +Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung der Cirkulationsperiode +um 2h = 200 £ vermehrt werden. Dies Zusatzkapital kann nur dem Geld +markt entnommen werden. Gilt die Verlängerung der Cirkulationsperi +ode für einen oder mehrere große Geschäftszweige, so kann sie daher +einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen, wenn nicht diese Wirkung +durch Gegenwirkung von andrer Seite aufgehoben wird. Auch in diesem +Fall ist sichtbar und handgreiflich, daß dieser Druck, wie vorher jene +Plethora, nicht das geringste zu thun hatte mit einer Aenderung weder in +den Preisen der Waaren, noch in der Masse der vorhandnen Cirkulati +onsmittel. + +(Die Fertigstellung dieses Kapitels für den Druck hat nicht geringe +Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so un- +geläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmänni +sche, trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existirt, worin er sämmtliche +kaufmännische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerech +net hat. Aber Kenntniß der einzelnen Rechnungsarten und Uebung im +alltäglichen ||269| praktischen Rechnen des Kaufmanns sind keineswegs +dasselbe, und so verwickelte er sich in den Umschlagsberechnungen der +Art, daß neben Unvollendetem schließlich manches Unrichtige und Wi +dersprechende herauskam. Ich habe in den oben abgedruckten Tabellen +nur das Einfachste und arithmetisch Richtige beibehalten, und zwar +hauptsächlich aus folgendem Grund. + +Die unsichern Resultate dieser mühsamen Rechnerei haben Marx ver +anlaßt, einem - nach meiner Ansicht - thatsächlich wenig wichtigen Um +stand eine unverdiente Wichtigkeit beizulegen. Ich meine das, was er +„Freisetzung" von Geldkapital nennt. Der wirkliche Sachverhalt, unter +den oben angenommenen Voraussetzungen, ist dieser: + +Einerlei, welches das Größenverhältniß von Arbeitsperiode und Um +laufszeit, also das von Kapital I zu Kapital II, - nach Ablauf des ersten +Umschlags kehrt dem Kapitalisten, in regelmäßigen Intervallen von der +Länge der Arbeitsperiode, das für je eine Arbeitsperiode nöthige Kapital +- also eine Summe gleich Kapital I - in Geldform zurück. + +Ist die Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen, Kapital I += 500 £, so fließt jedesmal eine Geldsumme von 500 £ zurück: Ende der +9., der 14., der 19., der 24., der 29. Woche u. s. w. + +262 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Ist die Arbeitsperiode = 6 Wochen, Umlaufszeit = 3 Wochen, Kapital I + += 600 £, so fließen je 600 £ zurück: Ende der 9., der 15., der 2 1 ., der 27., +der 33. Woche u. s. w. + +Endlich, ist die Arbeitsperiode = 4 Wochen, Umlaufszeit = 5 Wochen, + +Kapital I = 400 £, so erfolgt Rückfluß von je 400 £: Ende der 9., der 13., +der 17., der 2 1 ., der 25. Woche u. s. w. + +Ob und wie viel von diesem zurückgefloßnen Geld für die laufende +Arbeitsperiode überschüssig, also freigesetzt ist, macht keinen Unter +schied. Es wird vorausgesetzt, daß die Produktion ununterbrochen auf +dem laufenden Maßstab vorangeht, und damit dies erfolge, muß das +Geld vorhanden sein, also rückfließen, ob „freigesetzt" oder nicht. Wird +die Produktion unterbrochen, so hört auch die Freisetzung auf. + +Mit andern Worten: Es erfolgt allerdings Freisetzung von Geld, also +Bildung von latentem, nur potentiellem Kapital in Geldform; aber unter +allen Umständen und nicht nur unter den im Text näher präcisirten spe- +ciellen Bedingungen; und sie erfolgt auf größerem als auf dem im Text +angenommenen Maßstab. Mit Beziehung auf das cirkulirende Kapital I +befindet sich der industrielle Kapitalist am Ende jedes Umschlags | +|270| ganz in der Lage wie bei Errichtung des Geschäfts: er hat es wieder +ganz und auf einmal in der Hand, während er es nur allmälig wieder in +produktives Kapital verwandeln kann. + +Worauf es im Text ankommt, ist der Nachweis, daß einerseits ein be +trächtlicher Theil des industriellen Kapitals stets in Geldform vorhanden +sein, andrerseits ein noch beträchtlicherer zeitweilig Geldform annehmen +muß. Dieser Nachweis wird durch diese meine zusätzlichen Bemerkungen +höchstens verstärkt. - F. E.) + +V. Wirkung von Preiswechsel. + +Wir haben eben unterstellt gleichbleibende Preise, gleichbleibende Stu +fenleiter der Produktion auf der einen Seite, Kontraktion oder Expansion +der Cirkulationszeit auf der andern. Unterstellen wir jetzt dagegen gleich +bleibende Größe der Umschlagsperiode, gleichbleibende Stufenleiter der +Produktion, aber auf der andern Seite Preiswechsel, d. h. Fall oder Stei +gen im Preis von Rohmaterialien, Hülfsstoffen und Arbeit, oder der bei +den ersten dieser Elemente. Gesetzt, der Preis von R o h- und Hülfsstof +fen, sowie der Arbeitslohn, falle um die Hälfte. Es wären dann also in +unserm Beispiel wöchentlich 50 £ statt 100 £, und für die neunwöchent +liche Umschlagsperiode 450 £ statt 900 £ vorgeschoßnes Kapital nöthig. +450 £ des vorgeschoßnen Kapitalwerths werden ausgeschieden zunächst +als Geldkapital, aber der Produktionsproceß auf derselben Stufenleiter + +263 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +und mit derselben Umschlagsperiode und der frühern Theilung derselben +werde fortgesetzt. Auch die jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber +ihr Werth ist um die Hälfte gefallen. Weder eine Beschleunigung im Um +lauf, noch eine Aenderung in der Masse des cirkulirenden Geldes hat +diesen Wechsel hervorgebracht, der auch von einem Wechsel in Angebot +und Nachfrage von Geldkapital begleitet ist. Umgekehrt. Der Fall im +Werth, resp. Preis, der Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte +hätte zuerst die Wirkung, daß ein um die Hälfte verminderter Kapital +werth für das nach wie vor auf gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft +X vorgeschossen, also auch nur die Hälfte Geld von Seiten des Geschäfts +X auf den Markt zu werfen wäre, da das Geschäft X diesen Kapitalwerth +zunächst in der Form von Geld, d. h. als Geldkapital vorschießt. Die in +Cirkulation geworfne Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der +Produktionselemente gefallen. Dies wäre die erste Wirkung. | + +12711 Zweitens aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschoßnen Kapi +talwerths von 900 £ = 450 £, die a) abwechselnd die F o rm von Geldka +pital, produktivem Kapital und Waarenkapital durchlief, b) sich gleich +zeitig beständig nebeneinander zum Theil in der Form von Geldkapital, +zum Theil in der von produktivem Kapital, und zum Theil in der von +Waarenkapital befand, würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Ge +schäfts X und daher als zuschüssiges Geldkapital auf den Geldmarkt +treten, als zuschüssiger Bestandtheil auf ihn wirken. Diese freigesetzten +450 £ Geld wirken als Geldkapital, nicht weil sie zur Betreibung des Ge +schäfts X überschüssig gewordnes Geld sind, sondern weil sie Bestand +theil des Original-Kapitalwerths sind, daher als Kapital fortwirken und +nicht als bloßes Cirkulationsmittel verausgabt werden sollen. Die nächste +Form, sie als Kapital wirken zu lassen, ist sie als Geldkapital auf den +Geldmarkt zu werfen. Andrerseits könnte auch die Stufenleiter der Pro +duktion (abgesehn vom fixen Kapital) verdoppelt werden. Mit demselben +vorgeschoßnen Kapital von 900 £ würde dann ein Produktionsproceß +von doppeltem Umfang betrieben. + +Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produktiven +Kapitals um die Hälfte, so wären statt 100 £ wöchentlich 150 £ nöthig, +also statt 900 £ vielmehr 1350 £. 450 £ zuschüssiges Kapital wäre nöthig, +um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu betreiben, und dies würde +pro tanto, je nach dem Stand des Geldmarkts, einen größren oder gerin- +gren Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf ihm disponible Kapital +schon verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz um disponibles Kapi +tal. Läge ein Theil desselben brach, so würde er pro tanto in Aktivität +gerufen. + +264 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +Aber es kann auch drittens, bei gegebner Stufenleiter der Produktion, +gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibendem Preise +der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der Produkte +des Geschäfts X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom Geschäft X +gelieferten Waaren, so sinkt der Preis seines Waarenkapitals von 600 £, +die es beständig in Cirkulation warf, ζ. B. auf 500 £. Ein Sechstel vom +Werth des vorgeschoßnen Kapitals fließt also nicht aus dem Cirkulati +onsproceß zurück (der im Waarenkapital steckende Mehrwerth bleibt +hier außer Frage); es geht in demselben verloren. Aber da der Werth, +resp. Preis, der Produktionselemente derselbe bleibt, reicht ||272| dieser +Rückfluß von 500 £ nur hin, um 5k des beständig im Produktionsproceß +beschäftigten Kapitals von 600 £ zu ersetzen. Es müßten also 100 £ zu +schüssiges Geldkapital verausgabt werden, um die Produktion auf der +selben Stufenleiter fortzusetzen. + +Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der Preis +des Waarenkapitals von 600 £ auf ζ. B. 700 £. Ein Siebentel seines Preises += 100 £ kommt nicht aus dem Produktionsproceß her, ist nicht in ihm +vorgeschossen worden, sondern fließt aus dem Cirkulationsproceß her. +Es sind aber nur 600 £ nöthig, um die produktiven Elemente zu ersetzen; +also Freisetzung von 100 £. + +Die Untersuchung der Ursachen, warum im ersten Fall die Umschlags +periode sich abkürzt oder verlängert, im zweiten Fall die Preise von Roh +material und Arbeit, im dritten Fall die Preise der gelieferten Produkte +steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Untersu +chung. + +Was aber wohl hierher gehört ist dies: +/. + +Gleichbleibende Produktionsleiter, + +Fall. + +duktionselemente und Produkte, Wechsel +Umschlagsperiode. + +gleichbleibende Preise der Pro +in der Cirkulations- und daher der + +Nach Voraussetzung unsers Beispiels wird durch Verkürzung der Cir +kulationsperiode '/9 weniger vorgeschoßnes Gesammtkapital nöthig, das +letztre daher von 900 £ auf 800 £ reducirt und 100 £ Geldkapital ausge +schieden. + +Das Geschäft X liefert nach wie vor dasselbe sechswöchentliche Pro +dukt mit demselben Werth von 600 £, und da das ganze Jahr hindurch +ununterbrochen gearbeitet wird, liefert es in 51 Wochen dieselbe Masse +Produkt zum Werth von 5100 £. Also in Bezug auf die Massen und den +Preis des Produkts, den das Geschäft in die Cirkulation wirft, besteht +keine Verändrung, auch nicht in Bezug auf die Termine, in welchen es das +Produkt auf den Markt wirft. Aber es sind 100 £ ausgeschieden, weil +durch Verkürzung der Cirkulationsperiode der Proceß mit nur 800 £ Vor- + +265 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +schußkapital gesättigt ist, statt vorher mit 900 £. Die 100 £ ausgeschied- +nes Kapital existiren in der F o rm von Geldkapital. Sie repräsentiren aber +keineswegs den Theil des vorgeschoßnen Kapitals, der beständig in der +F o rm von Geldkapital fungiren müßte. Unterstellen wir, von dem vorge +schoßnen flüssigen Kapital I = 600 £ würden 4Is ||273| beständig in Pro +duktionsmaterialien ausgelegt, = 480 £, und 1I s= 120 £ in Arbeitslohn. +Also wöchentlich 80 £ in Produktionsstoffen, 20 £ in Arbeitslohn. K a +pital II = 300 £ muß also ebenfalls getheilt werden in 4h = 240 £ für Pro +duktionsstoffe und += 60 £ für Arbeitslohn. Das in Arbeitslohn ausge +legte Kapital muß stets in Geldform vorgeschossen werden. Sobald das +Waarenprodukt zum Werthbetrag von 600 £ in Geldform rückverwan +delt, verkauft ist, können davon 480 £ in Produktionsstoffe (in produk +tiven Vorrath) verwandelt werden, aber 120 £ behalten ihre Geldform, +um zur Zahlung des Arbeitslohns für 6 Wochen zu dienen. Diese 120 £ +sind das Minimum des zurückfließenden Kapitals von 600 £, welches +stets in der F o rm von Geldkapital erneuert und ersetzt werden, und da +her stets als in Geldform fungirender Theil des vorgeschoßnen Kapitals +vorhanden sein muß. + +Wenn nun von dem periodisch für drei Wochen freigesetzten, und +ebenfalls in 240 £ produktiven Vorrath und 60 £ Arbeitslohn spaltbaren, +300 £ durch Verkürzung der Umlaufszeit 100 £ in der F o rm von Geld +kapital ausgeschieden, ganz aus dem Mechanismus des Umschlags her +ausgeworfen werden - wo kommt das Geld für diese 100 £ Geldkapital +her? Nur zum fünften Theil bestehn sie aus periodisch innerhalb der +Umschläge freigesetztem Geldkapital. Aber 4Is = 80 £ sind bereits ersetzt +durch zuschüssigen Produktionsvorrath zu demselben Werth. In welcher +Weise wird dieser zuschüssige Produktionsvorrath in Geld verwandelt, +und wo kommt das Geld zu diesem Umsatz her? + +Ist die Verkürzung der Umlaufszeit einmal eingetreten, so werden von +den obigen 600 £ statt 480 £ nur 400 £ in Produktionsvorrath rückver +wandelt. Die übrigen 80 £ werden in ihrer Geldform festgehalten und +bilden mit den obigen 20 £ für Arbeitslohn die 100 £ ausgeschiednes K a +pital. Obgleich diese 100 £ vermittelst des Kaufs der 600 £ Waarenkapital +aus der Cirkulation herkommen und ihr jetzt entzogen werden, indem sie +nicht wieder in Arbeitslohn und Produktionselementen ausgelegt werden, +so ist nicht zu vergessen, daß sie in Geldform wieder in derselben F o rm +sind, worin sie ursprünglich in die Cirkulation geworfen wurden. An +fänglich wurden 900 £ Geld in Produktionsvorrath und Arbeitslohn aus +gelegt. Um denselben Produktionsproceß auszuführen, sind jetzt nur +noch 800 £ nöthig. Die hiermit in Geldform ausgeschiednen 100 £ bilden +jetzt ein neues, Anlage suchendes Geldkapital, ||274| einen neuen Be- + +266 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +standtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar periodisch schon frü +her in der Form von freigesetztem Geldkapital und von zuschüssigem +Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung +für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktionsprocesses. +Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen neues Geld +kapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie durchaus +weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaftlichen Geld +vorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts und wur +den durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakkumulirten +Schatz. + +Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, soweit sie +ein Theil des vorgeschoßnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in dem +selben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich, +weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld, und dieses Geldes in +produktives Kapital, W - G - W, um eine Woche beschleunigt, also auch +der Umlauf des in diesem Proceß thätigen Geldes beschleunigt ist. Sie +sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X +nöthig. + +Es ist hier angenommen, daß das vorgeschoßne Kapital seinem An +wender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkür +zung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £ geborgtes K a +pital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 £ +neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X. +Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Werth von 480 £ +auf Kredit, sodaß er nur 120 £ in Geld für Arbeitslohn selbst vorzu +schießen hat, so würde er jetzt für 80 £ weniger Produktionsstoffe auf +Kredit zu beziehn haben, diese also überschüssiges Waarenkapital für +den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 £ in +Geld ausgeschieden hätte. + +Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um + +lh. Er war, +als 4Is von 300 £, dem zuschüssigen Kapital I I, = 240 £, er ist jetzt nur += 160 £; d. h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt +alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für 2 Wochen statt für +3. Die Einkäufe, ζ. B. auf dem Baumwollmarkt, wiederholen sich so häu +figer und in kleineren Portionen. Dieselbe Portion Baumwolle wird dem +Markt entzogen, denn die Masse des ||275| Produkts bleibt gleich. Aber +die Entziehung vertheilt sich anders in der Zeit und über mehr Zeit. +Nehmen wir ζ. B. an, es handle sich um 3 Monate und um 2; der Jah­ +reskonsum an Baumwolle sei 1200 Ballen. Im ersten Fall werden ver­ +kauft: + +267 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +1. Januar 300 Ballen, bleiben auf Lager 900 Ballen +300 +1. April +300 +1. Juli +1. Oktober 300 +Dagegen im zweiten Fall: + +600 +" +0 + +" +" + +00 + +" + +" + +" + +" + +" + +3 + +' + +verkauft 200, auf Lager 1000 Ballen + +1. Januar +1. März +1. Mai +1. Juli +1. September +1. November + +" +" +" +" +" + +200, +200, +200, +200, +200, + +" +" +" +" +" + +" +" +" +" +" + +" +" +" +" + +800 +600 +400 +200 +0 + +Also fließt das in Baumwolle angelegte Geld erst einen Monat später +vollständig zurück, im November statt im Oktober. Wenn also durch die +Verkürzung der Umlaufszeit, und damit des Umschlags, '/9 des vorge +schoßnen Kapitals = 100 £ ausgeschieden wird in der F o rm von Geld +kapital, und wenn diese 100 £ sich zusammensetzten aus 20 £ periodisch +überschüssigem Geldkapital für Zahlung des Wochenlohns, und aus +80 £, die als periodisch überschüssiger Produktionsvorrath für eine Wo +che existirten, - so entspricht mit Bezug auf diese 80 £ dem verringerten +überschüssigen Produktionsvorrath auf Seite des Fabrikanten der ver +größerte Waarenvorrath auf Seite des Baumwollhändlers. Dieselbe +Baumwolle liegt ebensoviel länger auf seinem Lager als Waare, als sie +kürzer auf dem Lager des Fabrikanten als Produktionsvorrath liegt. + +Bisher nahmen wir an, die Verkürzung der Umlaufszeit im Geschäft X +rühre daher, daß X seine Waare rascher verkauft oder bezahlt erhält, +resp. bei Kredit der Zahlungstermin verkürzt wird. Diese Verkürzung ist +also abgeleitet aus einer Verkürzung des Verkaufs der Waare, der Ver +wandlung von Waarenkapital in Geldkapital, W ' - G, der ersten Phase des +Cirkulationsprocesses. Sie könnte auch entspringen aus der zweiten Pha +se G - W, und daher aus gleichzeitiger Aendrung, sei es in der Arbeits +periode, sei es in der Umlaufszeit der Kapitale Υ, Z etc., die dem Kapi­ +talisten X die Produktionselemente seines flüssigen Kapitals liefern. | + +|276| Ζ. B. wenn Baumwolle, Kohle etc. bei dem alten Transport 3 Wo­ +chen auf Reisen sind von ihrem Produktions- oder Stapelplatz bis zum +Sitz der Produktionsstätte des Kapitalisten X, so muß das Minimum des +Produktionsvorraths von X bis zur Ankunft neuer Vorräthe wenigstens +für 3 Wochen reichen. Solange Baumwolle und Kohle sich auf Reisen +befinden, können sie nicht als Produktionsmittel dienen. Sie bilden jetzt +vielmehr einen Arbeitsgegenstand der Transportindustrie und des darin +beschäftigten Kapitals, und in seiner Cirkulation befindliches Waaren +kapital für den Kohlenproducenten oder den Baumwollenverkäufer. Bei + +268 + + Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses + +verbessertem Transport reduciré sich die Reise auf 2 Wochen. So kann +der Produktionsvorrath aus einem dreiwöchentlichen sich in einen zwei +wöchentlichen verwandeln. Damit wird das hierfür vorgeschoßne Zu +schußkapital von 80 £ freigesetzt, und ebenso das von 20 £ für Arbeits +lohn, weil das umgeschlagne Kapital von 600 £ eine Woche früher zu +rückfließt. + +Andrerseits, wenn z. B. die Arbeitsperiode des Kapitals, das den Roh +stoff liefert, sich verkürzt (wovon Beispiele in den vorigen Kapiteln ge +geben), also auch die Möglichkeit den Rohstoff zu erneuern, kann der +produktive Vorrath sich vermindern, der Zeitraum von einer Erneue +rungsperiode bis zur andern sich verkürzen. + +Wenn umgekehrt die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode +sich verlängert, so ist Vorschuß von zuschüssigem Kapital nöthig. Aus +der Tasche des Kapitalisten selbst, wenn er zuschüssiges Kapital besitzt. +Dies wird dann aber in irgend einer F o rm angelegt sein, als Theil des +Geldmarkts; um es disponibel zu machen, muß es aus der alten Form +losgeschält, z. B. Aktien verkauft, Depositen entzogen werden, sodaß +auch hier indirekte Wirkung auf den Geldmarkt eintritt. Oder er muß es +aufnehmen. Was den für Arbeitslohn nöthigen Theil des zuschüssigen +Kapitals betrifft, so ist er unter normalen Umständen stets als Geldka +pital vorzuschießen, und hierfür übt der Kapitalist X seinen Antheil di +rekten Drucks auf den Geldmarkt aus. Für den in Produktionsstoffen +anzulegenden Theil ist dies nur dann unerläßlich, wenn er sie baar zahlen +muß. Kann er sie auf Kredit erhalten, so übt dies keinen direkten Einfluß +auf den Geldmarkt, da das zuschüssige Kapital dann direkt als Produk +tionsvorrath und nicht in erster Instanz als Geldkapital vorgeschossen +wird. Sofern sein Kreditgeber etwa den von X erhaltnen Wechsel wieder +direkt auf den Geldmarkt wirft, ihn diskontiren läßt etc., |j277| würde dies +indirekt, durch zweite Hand auf den Geldmarkt wirken. Benutzt er aber +diesen Wechsel um damit z. B. eine später abzutragende Schuld zu dek- +ken, so wirkt dies zuschüssig vorgeschoßne Kapital weder direkt noch +indirekt auf den Geldmarkt. + +//. Fall. Preiswechsel der Produktionsstoffe, + +alle andren Umstände un + +verändert. + +Wir nahmen eben an, daß das Gesammtkapital von 900 £ ausgelegt +wird zu 4Is - 720 £ in Produktionsstoffen und zu Vs = 180 £ in Arbeits +lohn. + +Fallen die Produktionsstoffe um die Hälfte, so erfordern sie für die + +sechswöchentliche Arbeitsperiode nur 240 £ statt 480 £, und für das Zu +satzkapital No. II nur 120 £ statt 240 £. Kapital I wird also reducirt von +600 £ auf 2 4 0+ 120 = 360 £, und Kapital II von 300 £ auf 120 + 60 + +269 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + += 180 £. Das Gesammtkapital von 900 £ auf 360 + 180 = 540 £. Es wer +den also ausgeschieden 360 £. + +Dies ausgeschiedne und jetzt unbeschäftigte, daher auf dem Geldmarkt +Anlage suchende Kapital, Geldkapital, ist nichts als ein Stück des ur +sprünglich als Geldkapital vorgeschoßnen Kapitals von 900 £, das durch +den Preisfall der Produktionselemente, worin es periodisch rückverwan +delt, überflüssig geworden ist, soll das Geschäft nicht erweitert, sondern +auf der alten Stufenleiter fortgesetzt werden. Wäre dieser Preisfall nicht +zufälligen Umständen geschuldet (besonders reicher Ernte, Ueberzufuhr +etc.), sondern einer Vermehrung der Produktivkraft in dem Zweig, der +den Rohstoff liefert, so wäre dies Geldkapital ein absoluter Zuschuß zum +Geldmarkt, überhaupt zu dem in der F o rm von Geldkapital disponiblen +Kapital, weil es keinen integrirenden Bestandtheil des bereits angewand +ten Kapitals mehr bildete. + +Preiswechsel + +im Marktpreis des Produkts selbst. + +III. Fall. +Hier geht bei Fall des Preises ein Theil des Kapitals verloren und muß +daher durch neuen Vorschuß von Geldkapital ersetzt werden. Dieser Ver +lust des Verkäufers mag wiedergewonnen werden durch den Käufer. Di +rekt, wenn das Produkt nur durch zufällige Konjunkturen in seinem +Marktpreis gefallen, und nachher wieder auf seinen normalen Preis steigt. +Indirekt, ||278| wenn der Preiswechsel durch Werthwechsel hervorgebracht +ist, der auf das alte Produkt reagirt, und wenn dies Produkt wieder als +Produktionselement in eine andre Produktionssphäre eingeht und hier +pro tanto Kapital freisetzt. In beiden Fällen kann das für X verlorne +Kapital, für dessen Ersatz er auf den Geldmarkt drückt, von seinen Ge +schäftsfreunden als neues zuschüssiges Kapital zugeführt sein. Es findet +dann nur Uebertragung statt. + +Steigt umgekehrt der Preis des Produkts, so wird ein Kapitaltheil, der +nicht vorgeschossen war, aus der Cirkulation angeeignet. Es ist kein or +ganischer Theil des im Produktionsproceß vorgeschoßnen Kapitals, und +bildet daher, wenn die Produktion nicht ausgedehnt wird, ausgeschiednes +Geldkapital. Da hier angenommen, daß die Preise der Elemente des Pro +dukts gegeben waren, bevor es als Waarenkapital auf den Markt trat, so +könnte hier ein wirklicher Werthwechsel die Preiserhöhung verursacht +haben, soweit er retroaktiv wirkte, z. B. die Rohmaterialien nachträglich +gestiegen wären. In diesem Falle gewänne der Kapitalist X an seinem als +Waarenkapital cirkulirenden Produkt und an seinem vorhandnen Pro +duktionsvorrath. Dieser Gewinn würde ihm ein Zuschußkapital liefern, +das bei den neuen, erhöhten Preisen der Produktionselemente zum Fort +betrieb seines Geschäfts jetzt nöthig wird. + +270 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +Oder aber die Preiserhöhung ist nur vorübergehend. Was dann auf +Seite des Kapitalisten X als zuschüssiges Kapital nöthig wird, fällt auf +andrer Seite als freigesetztes aus, soweit sein Produkt ein Produktions +element für andre Geschäftszweige bildet. Was der Eine verloren, hat der +Andre gewonnen. | + +|279| SECHZEHNTES KAPITEL. + +D er U m s c h l ag des v a r i a b l en K a p i t a l s. + +I. Die Jahresrate des Mehrwerths. + +Unterstellen wir ein cirkulirendes Kapital von 2500 £, und zwar +4Is = 2000 £ konstantes Kapital (Produktionsstoffe) und Vs = 500 £ vari +ables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital. + +Die Umschlagsperiode sei = 5 Wochen; die Arbeitsperiode = 4 Wo +chen, die Cirkulationsperiode = 1 Woche. Dann ist Kapital 1 = 2000 £, +bestehend aus 1600 £ konstantem Kapital und 400 £ variablem Kapital; +Kapital II = 500 £, davon 400 £ konstant und 100 £ variabel. In jeder +Arbeitswoche wird ein Kapital von 500 £ ausgelegt. In einem J a hr von 50 +Wochen wird ein Jahresprodukt von 50 χ 500 = 25 000 £ hergestellt. D as +beständig in einer Arbeitsperiode angewandte Kapital I von 2000 £ +schlägt also 12 V2 Mal um. 12 V2 χ 2000 = 25 000 £. Von diesen 25 000 £ +sind 4Ii = 20 000 £ konstantes, in Produktionsmitteln ausgelegtes Kapital, +und Vs = 5000 £ variables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital. Dagegen + +schlägt das Gesammtkapital von 2500 £ ^ 5 0 (^ + += ^ + +u m' + +Das während der Produktion verausgabte variable cirkulirende Kapi +tal kann nur von neuem im Cirkulationsproceß dienen, soweit das Pro +dukt, worin sein Werth reproducirt ist, verkauft, aus Waarenkapital in +Geldkapital verwandelt ist, um von neuem in Zahlung von Arbeitskraft +ausgelegt zu werden. Aber ebenso verhält es sich mit dem in der Produk +tion ausgelegten konstanten cirkulirenden Kapital (den Produktionsstof +fen), deren Werth als Werththeil im Produkt wieder erscheint. Was diese +beiden Theile - der variable und der konstante Theil des cirkulirenden +Kapitals - gemein haben, und was sie unterscheidet vom fixen Kapital, +ist nicht, daß ihr auf das Produkt übertragner Werth durch ||280| das +Waarenkapital cirkulirt wird, d. h. durch die Cirkulation des Produkts als +Waare cirkulirt. Ein Werththeil des Produkts, und daher des als Waare +cirkulirenden Produkts, des Waarenkapitals, besteht immer aus dem Ver- + +271 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +schleiß des fixen Kapitals, oder dem Werththeil des fixen Kapitals, den es +während der Produktion auf das Produkt übertragen hat. Aber der Un +terschied ist: Das fixe Kapital fährt fort in seiner alten Gebrauchsgestalt +im Produktionsproceß zu fungiren während eines längren oder kürzren +Cyklus von Umschlagsperioden des cirkulirenden Kapitals (= cirkuliren +dem konstantem + cirkulirendem variablem Kapital); während jeder ein +zelne Umschlag den Ersatz des gesammten, aus der Produktionssphäre +- in der Gestalt von Waarenkapital - in die Cirkulationssphäre eingetret- +nen cirkulirenden Kapitals zur Bedingung hat. Die erste Phase der Cir +kulation W ' - G' haben flüssiges konstantes und flüssiges variables K a +pital gemein. In der zweiten Phase trennen sie sich. Das Geld, worin die +Waare rückverwandelt ist, wird zu einem Theil in Produktionsvorrath +umgesetzt (cirkulirendes konstantes Kapital). Je nach den verschiednen +Kaufterminen der Bestandtheile desselben mag ein Theil früher, der and +re später aus Geld in Produktionsstoffe umgesetzt werden, schließlich +aber geht er ganz darin auf. Ein andrer Theil des aus dem Verkauf der +Waare gelösten Geldes bleibt liegen als Geldvorrath, um nach und nach +in Zahlung der dem Produktionsproceß einverleibten Arbeitskraft ver +ausgabt zu werden. Er bildet das cirkulirende variable Kapital. Nichts +destoweniger kommt der ganze Ersatz des einen oder andern Theils j e +desmal aus dem Umschlag des Kapitals, seiner Verwandlung in Produkt, +aus Produkt in Waare, aus Waare in Geld her. Dies ist der Grund, warum +im vorigen Kapitel, ohne Rücksicht auf das fixe Kapital, der Umschlag +des cirkulirenden Kapitals - konstanten und variablen - besonders und +gemeinsam behandelt worden ist. + +Für die Frage, die wir jetzt zu behandeln haben, müssen wir einen +Schritt weiter gehn und den variablen Theil des cirkulirenden Kapitals so +behandeln, als ob er ausschließlich das cirkulirende Kapital bilde. D. h. +wir sehn ab von dem konstanten cirkulirenden Kapital, das zusammen +mit ihm umschlägt. + +Es sind vorgeschossen 2500 £, und der Werth des Jahresprodukts ist += 25 000 £. Aber der variable Theil des cirkulirenden Kapitals ist 500 £; +||281| +daher das + +in 25 000 £ enthaltne variable Kapital gleich + +^ + +_ 5Q0Q £ Dividiren wir ¿¡e 5000 £ durch 500, so erhalten wir die + +Umschlagszahl 10, ganz wie beim Gesammtkapital von 2500 £. + +Diese Durchschnittsrechnung, wonach der Werth des Jahresprodukts +dividirt wird durch den Werth des vorgeschoßnen Kapitals und nicht +durch den Werth des beständig in einer Arbeitsperiode angewandten +Theils dieses Kapitals (also hier nicht durch 400 sondern 500, nicht durch +Kapital I, sondern durch Kapital I + Kapital II) ist hier, wo es sich nur + +272 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +um Produktion des Mehrwerths handelt, absolut exakt. Man wird später +sehn, daß sie unter andrem Gesichtspunkt nicht ganz exakt ist, wie über +haupt diese Durchschnittsrechnung nicht ganz exakt ist. D. h. sie genügt +für die praktischen Zwecke des Kapitalisten, aber sie drückt nicht alle +realen Umstände des Umschlags exakt oder angemessen aus. + +Wir haben bisher von einem Werththeil des Waarenkapitals ganz ab +gesehn, nämlich von dem in ihm steckenden Mehrwerth, der während des +Produktionsprocesses producirt und dem Produkt einverleibt worden ist. +Hierauf haben wir jetzt unser Augenmerk zu richten. + +Gesetzt, das wöchentlich ausgelegte variable Kapital von 100 £ pro +ducirt einen Mehrwerth von 1 0 0% = 100 £, so producirt das in der Um +schlagsperiode von 5 Wochen ausgelegte variable Kapital von 500 £ einen +Mehrwerth von 500 £, d. h. eine Hälfte des Arbeitstags besteht aus Mehr +arbeit. + +Wenn aber 500 £ variables Kapital 500 £, so produciren 5000 einen +Mehrwerth von 10 χ 500 = 5000 £. D as vorgeschoßne variable Kapital ist +aber = 500 £. Das Verhältniß der während des Jahres producirten G e- +sammtmasse von Mehrwerth zu der Werthsumme des vorgeschoßnen va +riablen Kapitals nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths. Diese ist also + +im vorliegenden Fall = + += 1000%. Analysiren wir diese R a te näher, + +so zeigt sich, daß sie gleich ist der R a te des Mehrwerths, die das vorge +schoßne variable Kapital während einer Umschlagsperiode producirt, +multiplicirt mit der Anzahl der Umschläge des variablen Kapitals (die +mit der Anzahl der Umschläge des ganzen cirkulirenden Kapitals zusam +menfällt). + +Das während einer Umschlagsperiode vorgeschoßne variable Kapital +ist im vorliegenden Fall = 500 £; der darin erzeugte Mehrwerth ebenfalls += 500 £. Die R a te des Mehrwerths während einer Umschlags||282|peri- + +ode ist daher = + +50Ov + += 100%. Diese 1 0 0% multiplicirt mit 10, der An- + +zahl der Umschläge im Jahr, gibt + + m = 1000%. + +r + +nn + +50Ov +Dies gilt für die Jahresrate des Mehrwerths. Was aber die Masse des +Mehrwerths anbetrifft, die während einer bestimmten Umschlagsperiode +erzielt wird, so ist diese Masse gleich dem Werth des während dieser +Periode vorgeschoßnen variablen Kapitals, hier = 500 £, multiplicirt mit + +der Rate des Mehrwerths, hier also 500 χ + += 500 χ 1 = 500 £. Wäre + +das vorgeschoßne Kapital = 1500 £ bei gleicher R a te des Mehrwerths, so + +die Masse des Mehrwerths = 1500 χ j j j jj = 1500 £. + +273 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Das variable Kapital von 500 £, welches zehnmal im J a hr umschlägt, +innerhalb des Jahres einen Mehrwerth von 5000 £ producirt, für welches +die Jahresrate des Mehrwerths also = 1000% ist, wollen wir Kapital A +nennen. + +Unterstellen wir nun, daß ein andres variables Kapital B von 5000 £ +für ein ganzes J a hr (d. h. hier für 50 Wochen) vorgeschossen wird, und +daher nur einmal im J a hr umschlägt. Wir unterstellen dabei ferner, daß +Ende des Jahres das Produkt am selben Tage bezahlt wird, wo es fertig, +also das Geldkapital, worin es verwandelt, am selben Tag zurückfließt. +Die Cirkulationsperiode ist also hier = 0, die Umschlagsperiode = der +Arbeitsperiode, nämlich = 1 Jahr. Wie im vorigen Fall befindet sich im +Arbeitsproceß jede Woche ein variables Kapital von 100 £, daher in 50 +Wochen von 5000 £. Die R a te des Mehrwerths sei ferner dieselbe = 100%, +d. h. bei gleicher Länge des Arbeitstags bestehe die Hälfte aus Mehrar +beit. Betrachten wir 5 Wochen, so ist das angelegte variable Kapital += 500 £, Rate des Mehrwerths = 100%, die während der 5 Wochen er +zeugte Masse des Mehrwerths also = 500 £. Die Masse der Arbeitskraft, +die hier exploitirt wird, und der Exploitationsgrad derselben, sind hier +nach der Voraussetzung exakt gleich denen von Kapital A. + +In je einer Woche erzeugt das angelegte variable Kapital von 100 £ +einen Mehrwerth von 100 £, in 50 Wochen daher das angelegte Kapital +von 50 χ 100 = 5000 £, einen Mehrwerth von 5000 £. Die Masse des jähr +lich producirten Mehrwerths ist dieselbe wie im vorigen Fall = 5000 £, +aber die Jahresrate des Mehrwerths ist durchaus ver||283|schieden. Sie ist +gleich dem während des Jahres producirten Mehrwerth, dividirt durch + +das vorgeschoßne variable Kapital: ^QQQ"1 = 100%, während sie vorher + +für Kapital A = 1000% war. + +Bei Kapital A wie bei Kapital B haben wir wöchentlich 100 £ variables +Kapital verausgabt; der Verwerthungsgrad oder die R a te des Mehrwerths +ist ebenso dieselbe = 1 0 0 %; die Größe des variablen Kapitals ist auch +dieselbe = 100 £. Es wird dieselbe Masse Arbeitskraft exploitirt, die Grö +ße und der Grad der Exploitation sind in beiden Fällen dieselben, die +Arbeitstage sind gleich, und gleich getheilt in nothwendige Arbeit und +Mehrarbeit. Die während des Jahres angewandte variable Kapitalsumme +ist gleich groß, = 5000 £, setzt dieselbe Masse von Arbeit in Bewegung +und extrahirt aus der von den beiden gleichen Kapitalen in Bewegung +gesetzten Arbeitskraft dieselbe Masse Mehrwerth, 5000 £. Dennoch ist in +der Jahresrate des Mehrwerths von A und B eine Differenz von 9 0 0 %. + +Dies Phänomen sieht allerdings danach aus, als hinge die R a te des +Mehrwerths nicht nur ab von der Masse und dem Exploitationsgrad der + +274 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbeitskraft, sondern au +ßerdem von, aus dem Cirkulationsproceß entspringenden, unerklärlichen +Einflüssen; und in der That ist dies Phänomen so gedeutet worden und +hat, wenn auch nicht in dieser seiner reinen, sondern in seiner kompli- +cirteren und versteckteren F o rm (der der jährlichen Profitrate) eine völ +lige Déroute in der Ricardo'schen Schule seit Anfang der 20er Jahre +hervorgerufen. + +Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort, wenn wir nicht +nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A und Kapital B unter exakt +dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, wenn +das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Umfang +nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird wie Kapital A. + +Die 5000 £ Kapital B werden dann ausgelegt in 5 Wochen, per Woche +1000 £ gibt für das Jahr eine Auslage von 50 000 £. Der Mehrwerth ist +dann ebenfalls unter unserer Voraussetzung = 50 000 £. Das umgeschlag +ne Kapital = 50 000 £, dividirt durch das vorgeschoßne Kapital = 5000 £ +ergibt die Anzahl der Umschläge = 10. Die Rate des Mehrwerths + += ^QQQ™ ~ 100%, multiplicirt mit der Zahl der Umschläge = 10, ergibt + +die Jahresrate des Mehrwerths = + +^ ° ° "1 = +500Ov + +112841 = 1 0 0 0 %. Jetzt sind +1 + +also die Jahresraten des Mehrwerths für A und B gleich, nämlich 1000 %, +aber die Massen des Mehrwerths sind: für B 50 000 £, für A 5000 £; die +Massen des producirten Mehrwerths verhalten sich jetzt wie die vorge +schoßnen Kapitalwerthe B und A, nämlich wie 5000 : 500 = 10 : 1. Dafür +hat aber auch Kapital B zehnmal so viel Arbeitskraft in derselben Zeit in +Bewegung gesetzt wie Kapital A. + +Es ist nur das im Arbeitsproceß wirklich angewandte Kapital, welches +den Mehrwerth erzeugt, und für welches alle über den Mehrwerth gegeb +nen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, daß bei gegebner Rate die +Masse des Mehrwerths durch die relative Größe des variablen Kapitals +bestimmt ist. + +Der Arbeitsproceß selbst ist gemessen durch die Zeit. Länge des Ar +beitstags gegeben (wie hier, wo wir alle Umstände zwischen Kapital A +und Kapital B gleichsetzen, um die Differenz in der Jahresrate des Mehr +werths in klares Licht zu stellen), besteht die Arbeitswoche aus bestimm +ter Zahl Arbeitstage. Oder wir können irgend eine Arbeitsperiode, z. B. +hier fünfwöchentliche, als einen einzigen Arbeitstag, von 300 Stunden +z. B ., betrachten, wenn der Arbeitstag = 10 Stunden und die Woche = 6 +Arbeitstagen. Ferner aber müssen wir diese Zahl multipliciren mit der +Anzahl der Arbeiter, die jeden Tag gleichzeitig in demselben Arbeitspro- + +275 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +cesse gemeinsam angewandt werden. Wäre diese Zahl ζ. B. 10, so der +Wochenbetrag = 60 x 10 = 600 Stunden und eine fünfwöchentliche Ar +beitsperiode = 600 χ 5 = 3000 Stunden. Gleichgroße variable Kapitale +sind also angewandt bei gleichgroßer Rate des Mehrwerths und bei glei +cher Länge des Arbeitstags, wenn gleichgroße Massen Arbeitskraft (eine +Arbeitskraft vom selben Preis multiplicirt mit derselben Anzahl) in dem +selben Zeittermin in Bewegung gesetzt werden. + +Kehren wir nun zu unsern ursprünglichen Beispielen zurück. In beiden +Fällen A und B werden gleichgroße variable Kapitale, 100 £ per Woche, +während jeder Woche des Jahres angewandt. Die angewandten, im Ar +beitsproceß wirklich fungirenden variablen Kapitale sind daher gleich, +aber die vorgeschoßnen variablen Kapitale sind durchaus ungleich. Sub +A sind für je 5 Wochen 500 £ vorgeschossen, von denen in jeder Woche +100 £ angewandt werden. Sub B sind für die erste fünfwöchentliche Pe +riode 5000 £ vorzuschießen, von denen aber nur 100 £ per Woche, in den +5 Wochen daher nur 500 £ = Vio des ||285| vorgeschoßnen Kapitals ange +wandt werden. In der zweiten fünfwöchentlichen Periode sind 4500 £ vor +zuschießen, aber nur 500 £ angewandt u. s. w. Das für eine bestimmte +Zeitperiode vorgeschoßne variable Kapital verwandelt sich nur in ange +wandtes, also wirklich fungirendes und wirkendes variables Kapital in +dem M a ß, wie es wirklich in die vom Arbeitsproceß erfüllten Abschnitte +jener Zeitperiode eintritt, im Arbeitsproceß wirklich fungirt. In der Zwi +schenzeit, worin ein Theil davon vorgeschossen ist, um erst in einem +spätem Zeitabschnitt angewandt zu werden, ist dieser Theil so gut wie +nicht vorhanden für den Arbeitsproceß und hat daher keinen Einfluß +weder auf Werth- noch Mehrwerthbildung. Z. B. beim Kapital A von +500 £. Es ist für 5 Wochen vorgeschossen, aber jede Woche gehn nur +100 £ davon successiv in den Arbeitsproceß ein. In der ersten Woche wird +1A davon angewandt; 4Is sind vorgeschossen, ohne angewandt zu werden, +obgleich sie für die Arbeitsprocesse der 4 folgenden Wochen vorräthig +und daher vorgeschossen sein müssen. + +Die Umstände, welche das Verhältniß zwischen dem vorgeschoßnen +und angewandten variablen Kapital differenziren, wirken auf die Pro +duktion von Mehrwerth - bei gegebner R a te des Mehrwerths - nur in +sofern und nur dadurch ein, daß sie das Quantum variablen Kapitals +differenziren, welches in einer bestimmten Zeitperiode, z. B. in 1 Woche, +5 Wochen etc., wirklich angewandt werden kann. Das vorgeschoßne va +riable Kapital fungirt nur als variables Kapital, soweit wie und während +der Zeit worin es wirklich angewandt wird; nicht während der Zeit, worin +es vorräthig vorgeschossen bleibt, ohne angewandt zu werden. Alle Um +stände aber, welche das Verhältniß zwischen vorgeschoßnem und ange- + +276 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +wandtem variablem Kapital differenziren, fassen sich zusammen in der +Differenz der Umschlagsperioden (bestimmt durch Differenz, sei es der +Arbeitsperiode, sei es der Cirkulationsperiode, sei es beider). Das Gesetz +der Mehrwerthsproduktion ist, daß bei gleicher Rate des Mehrwerths +gleiche Massen von fungirendem variablem Kapital gleiche Massen +Mehrwerth erzeugen. Werden also von den Kapitalen A und B in glei +chen Zeitabschnitten bei gleicher Mehrwerthsrate gleiche Massen vari +ables Kapital angewandt, so müssen sie in denselben Zeiträumen gleiche +Massen Mehrwerth erzeugen, wie verschieden immer das Verhältniß die +ses in bestimmtem Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem +während desselben Zeitraums vor||286|geschoßnen variablen Kapital sei, +wie verschieden daher auch das Verhältniß der erzeugten Mehrwerth +massen, nicht zu dem angewandten, sondern zu dem überhaupt vorge +schoßnen variablen Kapital sei. Die Verschiedenheit dieses Verhältnisses, +statt den über die Produktion des Mehrwerths entwickelten Gesetzen zu +widersprechen, bestätigt sie vielmehr und ist eine unerläßliche Konse +quenz derselben. + +Betrachten wir den ersten fünfwöchentlichen Produktionsabschnitt +von Kapital B. Ende der 5. Woche sind 500 £ angewandt und aufgezehrt. + +Das Werthprodukt ist = 1000 £, also + += 100%. Ganz wie bei K a- + +500v + +pital A. D aß bei Kapital A der Mehrwerth nebst dem vorgeschoßnen +Kapital realisirt ist, bei B nicht, geht uns hier noch nichts an, wo es sich +nur noch um die Produktion des Mehrwerths und um sein Verhältniß zu +dem während seiner Produktion vorgeschoßnen variablen Kapital han +delt. Berechnen wir dagegen das Verhältniß des Mehrwerths in B nicht zu +dem während seiner Produktion angewandten und daher aufgezehrten +Theil des vorgeschoßnen Kapitals von 5000 £, sondern zu diesem vorge += 10%. Al- +schoßnen Gesammtkapital selbst, so erhalten wir + += + +5000v + +10 + +so für Kapital B 1 0% und für Kapital A 100%, d. h. zehnmal mehr. Würde +hier gesagt: Diese Differenz in der Rate des Mehrwerths für gleichgroße +Kapitale, die ein gleiches Quantum Arbeit in Bewegung gesetzt haben, +und zwar Arbeit, die sich zu gleichen Theilen in bezahlte und unbezahlte +Arbeit scheidet, widerspricht den Gesetzen über die Produktion des +Mehrwerths - so wäre die Antwort einfach und durch den bloßen An +blick der faktischen Verhältnisse gegeben: Sub A drückt ihr die wirkliche +Rate des Mehrwerths aus, d. h. das Verhältniß des während 5 Wochen +von einem variablen Kapital von 500 £ producirten Mehrwerths zu die +sem variablen Kapital von 500 £. Sub B dagegen wird in einer Art ge +rechnet, die nichts zu thun hat weder mit der Produktion des Mehrwerths + +277 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +noch mit der ihr entsprechenden Bestimmung der R a te des Mehrwerths. +Die 500 £ Mehrwerth, die mit einem variablen Kapital von 500 £ pro +ducirt worden sind, werden nämlich nicht berechnet mit Bezug auf die +500 £ variables Kapital, das während ihrer Produktion vorgeschossen +wird, sondern auf ein Kapital von 5000 £, wovon 9/ i o, 4500 £, mit der +Produktion dieses Mehrwerths von 500 £ gar nichts zu thun haben, viel +mehr erst allmälig im Verlauf der folgenden 45 Wochen fungiren sollen, +also gar ||287| nicht existiren für die Produktion der ersten 5 Wochen, um +die es sich hier allein handelt. In diesem Fall also bildet die Differenz in +der Rate des Mehrwerths von A und B gar kein Problem. + +Vergleichen wir nun die Jahresraten des Mehrwerths für die Kapitale + +B und A. Für Kapital B haben wir + +5^ "1 = 100%; für Kapital A + +500v + +-z—-— = 1000%. Aber das Verhältniß der Mehrwerthsraten ist dasselbe +500v +wie vorher. Dort hatten wir: + +; —τ τ ~, + +R a te des Mehrwerths von Kapital B +-τ; +; +R a te des Mehrwerths von Kapital A +Jahresrate des Mehrwerths von Kapital B _ 1 0 0% +1 0 0 0% +Jahresrate des Mehrwerths von Kapital A + +τ;—:—7~τ- = ΤΤΤ7Γ7, und + +1 0 0% + +1 0% + +, + +, +, . +letzt haben wir: + +a b- Ξ = Ξ- =»» +lOOO/o + +1 0 0% + +" - e l be V h U l B iB wie oben. + +Jedoch hat sich das Problem jetzt umgedreht. Die Jahresrate des K a­ += 1 0 0% bietet durchaus keine Abweichung - auch nicht + +pitals B: + +5000v + +mehr den Schein einer Abweichung - von den uns bekannten Gesetzen +über die Produktion und die ihr entsprechende R a te des Mehrwerths dar. +Es sind 5 0 0 0v während des Jahres vorgeschossen und produktiv konsu +mirt worden, sie haben 5 0 0 0m producirt. Die Rate des Mehrwerths ist + +also der obige Bruch ^ ? ^1*1 = 100%. Die Jahresrate stimmt mit der + +5000v + +wirklichen R a te des Mehrwerths. Es ist also diesmal nicht, wie vorher, +Kapital B sondern Kapital A, das die Anomalie darbietet, die zu erklären +ist. + +Wir haben hier die R a te des Mehrwerths ^ P P1*1 = 1000%. Aber wenn + +im ersten Fall 5 0 0m, das Produkt von 5 Wochen, berechnet wurde auf ein +vorgeschoßnes Kapital von 5000 £, wovon 9/ io nicht in seiner Produktion +verwandt waren, so jetzt 5 0 0 0m berechnet auf 5 0 0v, d. h. nur auf Vio des + +50Ov + +278 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +variablen Kapitals, das wirklich in der Produktion von 5 0 0 0m verwandt +worden; denn die 5 0 0 0m sind das Produkt eines während 50 Wochen +produktiv konsumirten variablen Kapitals von 5000, und nicht während +einer einzigen fünfwöchentlichen Periode verbrauchten Kapitals von 500 +£. Im ersten Fall wurde der während 5 Wochen producirte Mehrwerth +berechnet auf ein Kapital, das für 50 Wochen vorgeschossen ist, also +zehnmal größer als das während der 5 Wochen verbrauchte. Jetzt wird +der während 50 Wochen producirte Mehrwerth ||288| berechnet auf ein +Kapital, das für 5 Wochen vorgeschossen, also zehnmal kleiner ist als das +während der 50 Wochen verbrauchte. + +Das Kapital A von 500 £ wird nie länger als für 5 Wochen vorge +schossen. Am Ende derselben ist es zurückgeflossen und kann denselben +Proceß im L a uf des Jahres durch zehnmaligen Umschlag 10 Mal erneu +ern. Es folgt daraus zweierlei. + +Erstens: Das sub A vorgeschoßne Kapital ist nur fünfmal größer als +der beständig im Produktionsproceß einer Woche angewandte Kapital +theil. Kapital B dagegen, das nur einmal in 50 Wochen umschlägt, also +auch für 50 Wochen vorgeschossen sein muß, ist 50 Mal größer als der +Theil desselben, der beständig in einer Woche angewandt werden kann. +Der Umschlag modificirt daher das Verhältniß zwischen dem für den +Produktionsproceß während des Jahres vorgeschoßnen, und dem für eine +bestimmte Produktionsperiode, z. B. Woche, beständig anwendbaren K a +pital. Und dies gibt uns den ersten Fall, wo der Mehrwerth von 5 Wo +chen nicht auf das während dieser 5 Wochen angewandte Kapital berech +net wird, sondern auf das während 50 Wochen angewandte, zehnmal +größre. + +Zweitens: Die Umschlagsperiode des Kapitals A von 5 Wochen bildet +nur Vio des Jahres, das Jahr umfaßt daher 10 solcher Umschlagsperioden, +in welchen Kapital A von 500 £ stets von neuem angewandt wird. Das +angewandte Kapital ist hier gleich dem für 5 Wochen vorgeschoßnen +Kapital, multiplicirt mit der Zahl der Umschlagsperioden im Jahr. Das +während des Jahres angewandte Kapital ist = 500 χ 10 = 5000 £. Das + +während des Jahres vorgeschoßne Kapital = ^ j j^ = 500 £. In der That, + +obgleich die 500 £ stets von neuem angewandt werden, werden nie mehr +als dieselben 500 £ alle 5 Wochen vorgeschossen. Andrerseits, bei Kapital +B, werden während 5 Wochen zwar nur 500 £ angewandt und für diese 5 +Wochen vorgeschossen. Aber da die Umschlagsperiode hier = 50 Wo +chen, so ist das während des Jahres angewandte Kapital gleich dem, nicht +für je 5 Wochen, sondern für 50 Wochen vorgeschoßnen Kapital. Die +jährlich producirte Masse des Mehrwerths richtet sich aber, bei gegebner + +279 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Rate des Mehrwerths, nach dem während des Jahres angewandten, und +nicht nach dem während des Jahres vorgeschoßnen Kapital. Sie ist also +für dies einmal umschlagende Kapital von 5000 £ nicht größer als für das +zehnmal ||289| umschlagende Kapital von 500 £, und sie ist nur deshalb so +groß, weil das einmal im Jahr umschlagende Kapital selbst zehnmal grö +ßer ist als das zehnmal im Jahr umschlagende. + +Das während des Jahres umgeschlagne variable Kapital - also der +Theil des jährlichen Produkts oder auch der jährlichen Verausgabung, +der gleich diesem Theil - ist das im Lauf des Jahrs wirklich angewandte, +produktiv verzehrte variable Kapital. Es folgt daher, daß wenn das jähr +lich umgeschlagne variable Kapital A und das jährlich umgeschlagne +variable Kapital B gleich groß und sie unter gleichen Verwerthungsbe- +dingungen angewandt sind, die Rate des Mehrwerths also für beide die +selbe ist, auch die jährlich producirte Masse Mehrwerth für beide diesel +be sein muß; also auch - da die angewandten Kapitalmassen dieselben - +die a u fs Jahr berechnete Rate des Mehrwerths, soweit sie ausgedrückt + +. + +.. + +, + +Jährlich producirte Masse Mehrwerth + +„ + +wird durch: T„, + +,. , + +— + +r—¡———:—-. Oder allgemein + +Jährlich umgeschlagnes variables Kapital + +ausgedrückt: Welches immer die relative Größe der umgeschlagnen va +riablen Kapitale, die Rate ihres im Jahreslauf producirten Mehrwerths ist +bestimmt durch die Rate des Mehrwerths, wozu die respektiven Kapitale +in durchschnittlichen Perioden (z. B. im wöchentlichen oder auch Tages +durchschnitt) gearbeitet haben. + +Dies ist die einzige Konsequenz, welche aus den Gesetzen über die +Produktion des Mehrwerths und über die Bestimmung der Rate des +Mehrwerths folgt. + +Sehn wir nun weiter zu, was das Verhältniß: + +Jährlich umgeschlagnes Kapital + +— +——:— +Vorgeschoßnes Kapital + +— + +, + +. + +. , , +(wobei wir, wie gesagt, nur das variable + +. + +, + +Kapital in Betracht ziehn) ausdrückt. Die Division ergibt die Anzahl der +Umschläge des in einem Jahr vorgeschoßnen Kapitals. + +Für Kapital A haben wir: + +5000 £ jährlich umgeschlagnes Kapital + +,—τ. ——;—, +500 £ vorgeschoßnes Kapital +5000 £ jährlich umgeschlagnes Kapital +5000 £ vorgeschoßnes Kapital + +- +; tür Kapital Β: + +ID + +In beiden Verhältnissen drückt der Zähler aus das vorgeschoßne Kapital +multiplicirt mit der Umschlagsza/z/; für A 500 χ 10, für B ||290| 5000 x 1. +Oder aber multiplicirt mit der umgekehrten auf Jahr berechneten +Umschlagsze/f. Die Umschlagsze/i für A ist Vio Jahr; die umgekehrte + +280 + + Sechzehntes Kapitel • Umschlag des variablen Kapitals + +Umschlagszeit ist + +Jahr also 5 0 O x -^ = 5000; für B 5000 χ j = 5000. Der + +Nenner drückt aus das umgeschlagne Kapital multiplicirt mit der umge + +kehrten Umschlagsza/z/; für A 5000 x + +, für B 5000 x |. + +Die respektiven Massen Arbeit (Summe der bezahlten und unbezahlten +Arbeit), die durch die beiden jährlich umgeschlagnen variablen Kapitale +in Bewegung gesetzt sind, sind hier gleich, weil die umgeschlagnen K a +pitale selbst gleich sind und ihre R a te der Verwerthung ebenfalls gleich. +Das Verhältniß des jährlich umgeschlagnen zum vorgeschoßnen vari +ablen Kapital zeigt an 1) das Verhältniß, worin das vorzuschießende K a +pital zu dem in einer bestimmten Arbeitsperiode angewandten variablen +Kapital steht. Ist die Umschlagszahl = 10, wie sub A, und das Jahr zu 50 +Wochen angenommen, so ist die Umschlagszeit = 5 Wochen. Für diese 5 +Wochen muß variables Kapital vorgeschossen werden, und das für 5 +Wochen vorgeschoßne Kapital muß fünfmal so groß sein wie das wäh +rend einer Woche angewandte variable Kapital. D. h. nur Vs des vorge +schoßnen Kapitals (hier 500 £) kann im L a uf einer Woche angewandt + +werden. Beim Kapital B dagegen, wo die Umschlagszahl = |, ist die + +Umschlagszeit = 1 Jahr = 50 Wochen. Das Verhältniß des vorgeschoßnen +Kapitals zum wöchentlich angewandten ist also 50 : 1. Wäre es für B +dasselbe wie für A, so müßte B wöchentlich 1000 £ anlegen statt 100. - +2) Es folgt, daß von B ein zehnmal so großes Kapital (5000 £) angewandt +worden ist wie von A, um dieselbe Masse variables Kapital, also auch bei +gegebner Rate des Mehrwerths dieselbe Masse Arbeit (bezahlte und un +bezahlte) in Bewegung zu setzen, also auch dieselbe Masse Mehrwerth +während des Jahrs zu produciren. Die wirkliche R a te des Mehrwerths +drückt nichts aus als das Verhältniß des in einem bestimmten Zeitraum +angewandten variablen Kapitals zu dem in demselben Zeitraum produ- +cirten Mehrwerth; oder die Masse unbezahlter Arbeit, die das während +dieses Zeitraums angewandte variable Kapital in Bewegung setzt. Sie hat +absolut nichts zu thun mit dem Theil des va||291 |riablen Kapitals, der +vorgeschossen ist während der Zeit, wo er nicht angewandt wird, und +daher ebensowenig zu thun mit dem für verschiedne Kapitale durch die +Umschlagsperiode modificirten und differenzirten Verhältniß zwischen +ihrem während eines bestimmten Zeitraums vorgeschoßnen und ihrem +während desselben Zeitraums angewandten Theil. + +Es folgt vielmehr aus dem bereits Entwickelten, daß die Jahresrate des +Mehrwerths nur in einem einzigen Fall zusammenfällt mit der wirklichen +Rate des Mehrwerths, die den Exploitationsgrad der Arbeit ausdrückt; + +281 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +wenn nämlich das vorgeschoßne Kapital nur einmal im Jahr umschlägt, +daher das vorgeschoßne Kapital gleich ist dem während des Jahrs umge +schlagnen Kapital, daher das Verhältniß der während des Jahrs produ +cirten Mehrwerthmasse zu dem behufs dieser Produktion während des +Jahrs angewandten Kapital zusammenfallt und identisch ist mit dem Ver +hältniß der während des Jahrs producirten Mehrwerthsmasse zu dem +während des Jahrs vorgeschoßnen Kapital. + +A) Die Jahresrate des Mehrwerths ist gleich + +Masse des während des Jahres producirten Mehrwerths. + +— + +— +Vorgeschoßnes variables Kapital. + +r - n — — ; —; + +., +,. +Aber die Masse + +,, + +des während des Jahres producirten Mehrwerths ist gleich der wirklichen +R a te des Mehrwerths, multiplicirt mit dem zu seiner Produktion ange +wandten Kapital. Das zur Produktion der jährlichen Mehrwerthmasse +angewandte Kapital ist gleich dem vorgeschoßnen Kapital, multiplicirt +mit der Anzahl seiner Umschläge, die wir η nennen wollen. Die Formel +A) verwandelt sich daher in: + +B) Die Jahresrate des Mehrwerths ist = + +Wirkliche Rate des Mehrwerths χ dem vorgeschoßnen variablen Kapital χ η +Vorgeschoßnes variables Kapital. + +, + +- , in + +100 % Χ 5000 Χ 1 + +v B fv +Z.B. fur Kapital B = +d. h. wenn das vorgeschoßne variable Kapital nur einmal im Jahr um +schlägt, also gleich dem im Jahr angewandten oder umgeschlagnen K a +pital ist, ist die Jahresrate des Mehrwerths gleich der wirklichen R a te des +Mehrwerths. + +oder 100 %. Nur wenn η = 1, + +i n n o/ + +XT + +Nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths M ', die wirkliche R a te des +Mehrwerths m', das vorgeschoßne variable Kapital v, die Umschlags-1 + +|292bahl n, so ist: M' = + += m'n; also M' = m'n, und nur = m', wenn + +m'vn + +ν +η = 1, also M' = m ' xl = m'. + +Es folgt ferner: Die jährliche Rate des Mehrwerths ist immer = m'n, +d. h. gleich der wirklichen R a te des Mehrwerths, producirt in einer Um +schlagsperiode durch das während der Periode verzehrte variable Kapi +tal, multiplicirt mit der Zahl der Umschläge dieses variablen Kapitals +während des Jahrs, oder multiplicirt (was dasselbe ist) mit seiner auf das +Jahr als Einheit berechneten umgekehrten Umschlagszeit. (Schlägt das +variable Kapital zehnmal im Jahr um, so ist seine Umschlagszeit = Vio +Jahr; seine umgekehrte Umschlagszeit also = ~ = 10.) + +Es folgt weiter: M' = m', wenn η = 1. M' ist größer als m', wenn η +größer ist als 1; d. h. wenn das vorgeschoßne Kapital mehr als einmal im + +282 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +Jahr umschlägt, oder das umgeschlagne Kapital größer ist als das vorge +schoßne. + +Endlich M' ist kleiner als m', wenn η kleiner ist als 1; d. h. wenn das +während des Jahrs umgeschlagne Kapital nur ein Theil des vorgeschoß +nen Kapitals ist, die Umschlagsperiode also länger als ein Jahr dauert. + +Verweilen wir einen Augenblick bei dem letzten Fall. +Wir behalten alle Voraussetzungen unsers frühern Beispiels bei, nur sei +die Umschlagsperiode auf 55 Wochen verlängert. Der Arbeitsproceß er +fordert wöchentlich 100 £ variables Kapital, also 5500 £ für die Um +schlagsperiode, und producirt wöchentlich 1 0 0m; m' ist also wie bisher + +100%. Die Umschlagszahl η ist hier = ^ = j ^, weil die Umschlagszeit + +1 + + +Jahr (das Jahr zu 50 Wochen), = + +Jahr. + +1 0 0% χ 5500 χ 10 +11 + +wf +M = + +1 Λ„ + +10 + +1000 + +n ni o0/ + +, + +,, . + += 100 χ JJ = — j j- = 9 0 j j %, also kleiner als + +, + +100%. In der That, wäre die Jahresrate des Mehrwerths 100%, so müß + +ten 5 5 0 0v in einem Jahre produciren 5 5 0 0m, während es dazu + +Jahre + +braucht. Die 5 5 0 0v produciren während des Jahrs nur 5 0 0 0m, also die + +Jahresrate des Mehrwerths = ^ = {? = 9 θ { ? %. | + +5500v + +11 + +11 + +1 + +|293| Die Jahresrate des Mehrwerths, oder die Vergleichung zwischen +dem während des Jahrs producirten Mehrwerth und dem überhaupt vor +geschoßnen variablen Kapital (im Unterschied zu dem während des Jahrs +umgeschlagnen variablen Kapital), ist daher keine blos subjektive, son +dern die wirkliche Bewegung des Kapitals bringt selbst diese Gegenein +anderstellung hervor. Für den Besitzer des Kapitals A ist Ende des Jahrs +sein vorgeschoßnes variables Kapital zurückgeflossen = 500 £, und au +ßerdem 5000 £ Mehrwerth. Nicht die Kapitalmasse, die er während des +Jahrs angewandt hat, sondern die periodisch zu ihm zurückfließt, drückt +die Größe seines vorgeschoßnen Kapitals aus. Ob das Kapital Ende des +Jahrs zum Theil als Produktionsvorrath, zum Theil als Waaren- oder +Geldkapital existirt, und in welchem Verhältniß es in diese verschiednen +Portionen getheilt ist, thut nichts zur vorliegenden Frage. Für den Besit +zer des Kapitals B sind zurückgeflossen 5000 £, sein vorgeschoßnes K a +pital, dazu 5000 £ Mehrwerth. Für den Besitzer des Kapitals C (des zu +letzt betrachteten von 5500 £) sind 5000 £ Mehrwerth während des Jahrs +producirt (5000 £ ausgelegt und Mehrwerthsrate 1 0 0 % ), aber sein vorge +schoßnes Kapital ist noch nicht zurückgeflossen, und ebensowenig sein +producirter Mehrwerth. + +283 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +M' = m'n drückt aus, daß die während einer Umschlagsperiode für das + +angewandte variable Kapital gültige Rate des Mehrwerths: + +Während einer Umschlagsperiode erzeugte Masse von Mehrwerth + +^ + +, +zu mul- + +Während einer Umschlagsperiode angewandtes variables Kapital ' + +tipliciren ist mit der Anzahl der Umschlagsperioden oder der Reproduk +tionsperioden des vorgeschoßnen variablen Kapitals, der Anzahl der Pe +rioden, worin es seinen Kreislauf erneuert. + +ist, nicht ausgegeben, + +Man sah bereits Buch I, K a p. IV (Verwandlung von Geld in Kapital) +und dann Buch I, K a p. X XI (Einfache Reproduktion), daß der Kapital +indem dieser +werth überhaupt vorgeschossen +Werth, nachdem er die verschiednen Phasen seines Kreislaufs durchge +macht, wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt, und zwar berei +chert durch Mehrwerth. Dies charakterisirt ihn als vorgeschoßnen. Die +Zeit, die verstreicht von seinem Ausgangspunkt bis zu seinem Rückkehr +punkt, ist die Zeit, wofür er vorgeschossen ist. Der ganze Kreislauf, +den der Kapitalwerth durchläuft, gemessen durch die Zeit von seinem | +|294| Vorschuß zu seinem Rückfluß, bildet seinen Umschlag, und die +Dauer dieses Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abge +laufen, der Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben +Kreislauf von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, +Mehrwerth erzeugen. Schlägt das variable Kapital, wie sub A, zehnmal +im Jahre um, so wird im L a uf des Jahrs mit demselben Kapitalvorschuß +zehnmal die einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehr +werth erzeugt. + +M an muß sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der kapi + +talistischen Gesellschaft klar machen. + +Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal +während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode +neu vorgeschossen. Aber zugleich schießt A während des Jahrs nie mehr +als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für +den von uns betrachteten Produktionsproceß nie über mehr als 500 £. +Sobald diese 500 £ einen Kreislauf vollendet, läßt A sie denselben Kreis +lauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach den Kapi +talcharakter gerade nur dadurch bewahrt, daß es stets in wiederholten +Produktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie länger vor +geschossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so reicht es +nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind nicht zehn +Kapitale von 500 £ vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500 £ wird in +successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahresrate des +Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal vorgeschoßnes Kapital +von 500, oder auf 5000 £ berechnet, sondern auf ein einmal vorgeschoß- + +284 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +nes von 500 £; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er immer nur +einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt, obgleich er die +Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand, worin er sich bei +jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor derselbe identische +Werth von 1 Thaler. + +Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluß und +auch bei seinem Rückfluß am Ende des Jahrs, daß sein Besitzer immer +nur mit demselben Kapitalwerth von 500 £ operirt. Es fließen daher in +seine Hand auch jedesmal nur 500 £ zurück. Sein vorgeschoßnes Kapital +ist daher nie mehr als 500 £. Das vorgeschoßne Kapital von 500 £ bildet +daher den Nenner des Bruchs, der die Jahresrate des Mehr||295|werths + +ausdrückt. Wir hatten dafür oben die Formel: M' = m Vn = m'n. Da die + +wirkliche Mehrwerthsrate m' = —, gleich der Masse des Mehrwerths di- + +m + +v + +vidirt durch das sie producirt habende variable Kapital ist, können wir in + +m'n den Werth von m', also — setzen, und erhalten dann die andre F o r- + +m + +V + +mei: M = —. +ν + +V + +Aber durch seinen zehnmaligen Umschlag, und daher durch die zehn­ +malige Erneuerung seines Vorschusses, verrichtet das Kapital von 500 £ +die Funktion eines zehnmal größren Kapitals, eines Kapitals von 5000 £, +ganz wie 500 Thalerstücke, die zehnmal im Jahre umlaufen, dieselbe +Funktion vollziehn wie 5000, die nur einmal umlaufen. + +II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals. + +„Welches immer die gesellschaftliche F o rm des Produktionsprocesses, er +muß kontinuirlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien +durchlaufen ... In seinem stetigen Zusammenhang und dem beständigen +Fluß seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Produkti +onsproceß daher zugleich Reproduktionsproceß ... Als periodisches In- +krement des Kapitalwerths oder periodische Frucht des Kapitals erhält +der Mehrwerth die Form einer aus dem Kapital entspringenden Rev +enue" (Buch I, Kap. X X I, S. 588, 589.) + +Wir haben 10 fünfwöchentliche Umschlagsperioden des Kapitals A; in +der ersten Umschlagsperiode werden 500 £ variables Kapital vorgeschos +sen; d. h. jede Woche werden 100 £ in Arbeitskraft umgesetzt, sodaß am +Ende der ersten Umschlagsperiode 500 £ in Arbeitskraft verausgabt wor +den sind. Diese 500 £, ursprünglich Theil des vorgeschoßnen Gesammt +kapitals, haben aufgehört Kapital zu sein. Sie sind in Arbeitslohn weg- + +285 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +bezahlt. Die Arbeiter zahlen sie ihrerseits weg in Ankauf ihrer Lebens +mittel, verzehren also Lebensmittel zum Werth von 500 £. Eine Waaren +masse zu diesem Werthbetrag ist also vernichtet (was der Arbeiter etwa +als Geld etc. aufspart, ist ebenfalls nicht Kapital). Diese Waarenmasse ist +unproduktiv verzehrt für den Arbeiter, außer soweit sie seine Arbeits +kraft, also ein unentbehrliches Instrument des Kapitalisten, wirkungsfä +hig erhält. - Zweitens aber sind diese 500 £ für |¡296¡ den Kapitalisten in +Arbeitskraft für denselben Werth (resp. Preis) umgesetzt. Die Arbeits +kraft wird von ihm im Arbeitsproceß produktiv konsumirt. Am Ende der +5 Wochen ist ein Werthprodukt da von 1000 £. Die Hälfte davon, 500 £, +ist der reproducirte Werth des in Zahlung von Arbeitskraft verausgabten +variablen Kapitals. Die andre Hälfte, 500 £, ist neu producirter Mehr +werth. Aber die fünfwöchentliche Arbeitskraft, durch Umsatz in welche +ein Theil des Kapitals sich in variables Kapital verwandelte, ist ebenfalls +verausgabt, verzehrt, wenn auch produktiv. Die gestern thätige Arbeit ist +nicht dieselbe Arbeit, die heute thätig ist. Ihr Werth, plus dem von ihr +geschaffnen Mehrwerth, existirt jetzt als Werth eines von der Arbeitskraft +selbst unterschiednen Dings, des Produkts. Dadurch jedoch, daß das +Produkt in Geld verwandelt wird, kann der Werththeil desselben, der +gleich dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals ist, von neuem +gegen Arbeitskraft umgesetzt werden und daher von neuem als variables +Kapital fungiren. Der Umstand, daß mit dem nicht nur reproducirten, +sondern auch in Geldform rückverwandelten Kapitalwerth dieselben Ar +beiter, d. h. dieselben Träger der Arbeitskraft, beschäftigt werden, ist +gleichgültig. Es ist möglich, daß der Kapitalist in der zweiten Umschlags +periode neue Arbeiter statt der alten anwendet. + +Es wird also in der That in den 10 fünfwöchentlichen Umschlagsperi +oden successive ein Kapital von 5000 £ und nicht von 500 £ in Arbeits +lohn verausgabt, welcher Arbeitslohn wieder von den Arbeitern in Le +bensmitteln verausgabt wird. Das so vorgeschoßne Kapital von 5000 £ ist +verzehrt. Es existirt nicht mehr. Andrerseits wird Arbeitskraft zum +Werth, nicht von 500, sondern von 5000 £ successive dem Produktions +proceß einverleibt und +ihren eignen Werth += 5000 £, sondern producirt +im Ueberschuß einen Mehrwerth von +5000 £. Das variable Kapital von 500 £, welches in der zweiten Um +schlagsperiode vorgeschossen wird, ist nicht das identische Kapital von +500 £, das in der ersten Umschlagsperiode vorgeschossen. Dies ist ver +zehrt, in Arbeitslohn verausgabt. Aber es ist ersetzt durch ein neues va +riables Kapital von 500 £, welches in der ersten Umschlagsperiode in +Waarenform producirt und in Geldform rückverwandelt wurde. Dies +neue Geldkapital von 500 £ ist also die Geldform der in der ersten Um- + +reproducirt nicht nur + +286 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +schlagsperiode neu producirten Waarenmasse. Der Umstand, daß sich +wieder in der Hand des Kapitalisten eine identische Geldsumme von +500 £ befindet, d. h. abge||2971sehn vom Mehrwerth gerade so viel Geld +kapital als er ursprünglich vorschoß, verdeckt den Umstand, daß er mit +einem neu producirten Kapital operirt. (Was die andern Werthbestand- +theile des Waarenkapitals angeht, welche die konstanten Kapitaitheile +ersetzen, so ist ihr Werth nicht neu producirt, sondern nur die Form +verändert, worin dieser Werth existirt.) - Nehmen wir die dritte Um +schlagsperiode. Hier ist es augenscheinlich, daß das zum dritten Mal vor +geschoßne Kapital von 500 £ nicht ein altes, sondern ein neu producirtes +Kapital ist, denn es ist die Geldform der in der zweiten Umschlagsperi +ode und nicht in der ersten Umschlagsperiode producirten Waarenmasse, +d. h. des Theils dieser Waarenmasse, dessen Werth gleich dem Werth des +vorgeschoßnen variablen Kapitals ist. Die in der ersten Umschlagsperi +ode producirte Waarenmasse ist verkauft. Ihr Werththeil, der gleich dem +variablen Werththeil des vorgeschoßnen Kapitals, wurde in die neue Ar +beitskraft der zweiten Umschlagsperiode umgesetzt und producirte eine +neue Waarenmasse, die wieder verkauft wurde und wovon ein Werththeil +das in der dritten Umschlagsperiode vorgeschoßne Kapital von 500 £ +bildet. + +Und so während der zehn Umschlagsperioden. Während derselben +werden alle fünf Wochen neu producirte Waarenmassen (deren Werth, +soweit er variables Kapital ersetzt, ebenfalls neu producirt ist, nicht nur +wieder erscheint, wie bei dem konstanten cirkulirenden Kapitaltheil) auf +den Markt geworfen, um stets neue Arbeitskraft dem Produktionsproceß +einzuverleiben. + +Was also durch den zehnmaligen Umschlag des vorgeschoßnen vari +ablen Kapitals von 500 £ erreicht wird, ist nicht, daß dies Kapital von +500 £ zehnmal produktiv konsumirt werden kann, oder daß ein für 5 +Wochen reichendes variables Kapital während 50 Wochen angewandt +werden kann. Es werden vielmehr 10 χ 500 £ variables Kapital in den 50 +Wochen angewandt, und das Kapital von 500 £ reicht immer nur für 5 +Wochen aus und muß nach Ende der 5 Wochen durch ein neu producirtes +Kapital von 500 £ ersetzt werden. Dies findet statt ebensogut für Kapital +A wie für Kapital B. Aber hier beginnt der Unterschied. + +Am Ende des ersten Zeitabschnitts von 5 Wochen ist von B wie von A +ein variables Kapital von 500 £ vorgeschossen und verausgabt. Von B wie +von A ist sein Werth in Arbeitskraft umgesetzt und ersetzt worden durch +den Theil des von dieser Arbeitskraft neu erzeugten Werths ¡2981 des +Produkts, der gleich ist dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals +von 500 £. Für B wie für A hat die Arbeitskraft nicht nur den Werth des + +287 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +verausgabten variablen Kapitals von 500 £ durch einen Neuwerth zum +selben Betrag ersetzt, sondern einen Mehrwerth - und nach der Voraus +setzung von derselben Größe - zugefügt. + +Aber bei B befindet sich das Werthprodukt, welches das vorgeschoßne +variable Kapital ersetzt und seinem Werth einen Mehrwerth zufügt, nicht +in der Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables +Kapital fungiren kann. Für A befindet es sich in dieser Form. Und bis zu +Ende des Jahres besitzt B das in den ersten 5 Wochen und dann succes +sive in je 5 Wochen verausgabte variable Kapital, obgleich ersetzt durch +neu producirten Werth plus Mehrwerth, nicht in der Form, worin es von +neuem als produktives Kapital, resp. variables Kapital fungiren kann. +Sein Werth ist zwar durch einen Neuwerth ersetzt, also erneuert, aber +seine Werth/orm (hier die absolute Werthform, seine Geldform) ist nicht +erneuert. + +Für den zweiten Zeitraum von 5 Wochen (und so successive für je 5 +Wochen während des Jahrs) müssen also ebensowohl fernre 500 £ vor +räthig sein, wie für den ersten Zeitraum. Also müssen, von Kreditver +hältnissen abgesehn, am Anfang des Jahres 5000 £ vorräthig, als latentes +vorgeschoßnes Geldkapital da sein, obgleich sie erst während des Jahres +nach und nach wirklich verausgabt, in Arbeitskraft umgesetzt werden. + +Bei A dagegen, weil der Kreislauf, der Umschlag des vorgeschoßnen +Kapitals vollendet, befindet sich der Werthersatz schon nach Ablauf der +ersten 5 Wochen in der Form, worin er neue Arbeitskraft für 5 Wochen in +Bewegung setzen kann: in seiner ursprünglichen Geldform. + +Sub A wie sub B wird in der zweiten Periode von 5 Wochen neue Ar +beitskraft verzehrt und ein neues Kapital von 500 £ in Zahlung dieser +Arbeitskraft verausgabt. Die mit den ersten 500 £ bezahlten Lebensmittel +der Arbeiter sind weg, in allen Fällen ist der Werth dafür verschwunden +aus der Hand des Kapitalisten. Mit den zweiten 500 £ wird neue Arbeits +kraft gekauft, neue Lebensmittel dem Markt entzogen. Kurz, es wird ein +neues Kapital von 500 £ verausgabt, nicht das alte. Aber sub A ist dies +neue Kapital von 500 £ die Geldform des neu producirten Werthersatzes +der früher verausgabten 500 £. Sub B befindet sich dieser Werthersatz in +einer Form, worin er nicht als variables ||299| Kapital fungiren kann. Er +ist da, aber nicht in der Form von variablem Kapital. Es muß daher zur +Fortsetzung des Produktionsprocesses für die nächsten 5 Wochen ein +zuschüssiges Kapital von 500 £ in der hier unumgänglichen Geldform +vorhanden sein und vorgeschossen werden. So wird von A wie von B +während 50 Wochen gleichviel variables Kapital verausgabt, gleichviel +Arbeitskraft gezahlt und verbraucht. Aber von B muß sie gezahlt werden +mit einem vorgeschoßnen Kapital gleich ihrem Gesammtwerth = 5000 £. + +288 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +Von A wird sie successiv gezahlt durch die stets erneute Geldform des +während je 5 Wochen producirten Werthersatzes des für je 5 Wochen +vorgeschoßnen Kapitals von 500 £. Es wird also hier nie ein größres +Geldkapital vorgeschossen als für 5 Wochen, d. h. nie ein größres Geld +kapital, als das für die ersten 5 Wochen vorgeschoßne von 500 £. Diese +500 £ reichen für das ganze Jahr. Es ist daher klar, daß bei gleichem +Exploitationsgrad der Arbeit, gleicher wirklicher Rate des Mehrwerths, +die Jahresraten von A und B sich umgekehrt verhalten müssen wie die +Größen der variablen Geldkapitale, die vorgeschossen werden mußten, +um während des Jahres dieselbe Masse Arbeitskraft in Bewegung zu set += 100 %. Aber 5 0 0v : 5 0 0 0v = +zen. A: + += 1000 %, und B: + +500v +1 : 10 = 1 0 0% : 1 0 0 0 %. + +5000v + +Der Unterschied entspringt aus der Verschiedenheit der Umschlags +perioden, d. h. der Perioden, worin der Werthersatz des in einem be +stimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals von neuem als +Kapital fungiren kann, also als neues Kapital. Bei B wie bei A findet +derselbe Werthersatz für das während derselben Perioden angewandte +variable Kapital statt. Es findet auch derselbe Zuwachs von Mehrwerth +während derselben Perioden statt. Aber bei B ist alle 5 Wochen zwar ein +Werthersatz von 500 £, plus 500 £ Mehrwerth da, dieser Werthersatz bil +det jedoch noch kein neues Kapital, weil er sich nicht in der Geldform +befindet. Bei A ist nicht nur der alte Kapitalwerth durch einen neuen +ersetzt, sondern er ist in seiner Geldform wieder hergestellt, daher als +neues funktionsfähiges Kapital ersetzt. + +Die frühere oder spätere Verwandlung des Werthersatzes in Geld, und +daher in die Form, worin das variable Kapital vorgeschossen wird, ist +offenbar ein für die Produktion des Mehrwerths selbst ganz gleichgülti +ger Umstand. Diese hängt von der Größe des angewandten variablen | +|300| Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand +aber modificirt die Größe des Geldkapitals, das vorgeschossen werden +muß, um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in +Bewegung zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths. + +III. Der Umschlag des variablen Kapitals, + +gesellschaftlich + +betrachtet. + +Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen Stand +punkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei = 10 Stun +den. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter beschäftigt +(100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen 500 £ und für 50 + +289 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von 6 Tagen jeder 60 +Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun 6000 Arbeitsstunden, +und in 50 Wochen 300 000 Arbeitsstunden. Diese Arbeitskraft ist von A +wie von B mit Beschlag belegt, und kann also von der Gesellschaft für +nichts andres verausgabt werden. Insoweit ist die Sache also gesellschaft +lich dieselbe bei A wie bei B. Ferner: Bei A wie bei B erhalten die je 100 +Arbeiter einen Lohn per Jahr von 5000 £ (die 200 zusammen also +10 000 £) und entziehn für diese Summe der Gesellschaft Lebensmittel. +Soweit ist die Sache gesellschaftlich wieder dieselbe sub A wie sub Β. Da +die Arbeiter in beiden Fällen wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie +auch der Gesellschaft wöchentlich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls in +beiden Fällen das Geldäquivalent wöchentlich in Cirkulation werfen. +Aber hier beginnt der Unterschied. + +Erstens. Das Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation wirft, ist +nicht nur, wie für den Arbeiter sub Β, die Geldform für den Werth seiner +Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits geleistete Arbeit); es +ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach Eröffnung des Ge +schäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen Werthprodukts (= Preis +der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten Umschlagsperiode, womit +seine Arbeit während der zweiten Umschlagsperiode bezahlt wird. Sub B +ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf den Arbeiter ist hier das Geld zwar +ein Zahlungsmittel für bereits von ihm geleistete Arbeit, aber diese gelei +stete Arbeit wird nicht bezahlt mit ihrem eignen vergoldeten Werthpro +dukt (der Geldform des von ihr selbst producirten Werths). Dies kann +erst eintreten vom zweiten Jahr an, ||301| wo der Arbeiter sub B bezahlt +wird mit seinem vergoldeten Werthprodukt des vergangnen Jahres. + +Je kürzer die Umschlagsperiode des Kapitals - in je kürzern Zeiträu +men daher seine Reproduktionstermine sich innerhalb des Jahres erneu +ern - um so rascher verwandelt sich der ursprünglich in Geldform vom +Kapitalisten vorgeschoßne variable Theil seines Kapitals in die Geldform +des vom Arbeiter zum Ersatz dieses variablen Kapitals geschaffnen +Werthprodukts (das außerdem Mehrwerth einschließt); desto kürzer ist +also die Zeit, wofür der Kapitalist Geld aus seinem eignen Fonds vor +schießen muß, desto kleiner ist, im Verhältniß zu gegebnem Umfang der +Produktionsleiter, das Kapital, das er überhaupt vorschießt; und desto +größer ist im Verhältniß die Masse Mehrwerth, die er bei gegebner Rate +des Mehrwerths während des Jahres herausschlägt, weil er um so öfter +den Arbeiter mit der Geldform seines eignen Werthprodukts stets von +neuem kaufen und seine Arbeit in Bewegung setzen kann. + +Bei gegebner Stufenleiter der Produktion verringert sich im Verhältniß +zur Kürze der Umschlagsperiode die absolute Größe des vorgeschoßnen + +290 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +variablen Geldkapitals (wie des cirkulirenden Kapitals überhaupt) und +wächst die Jahresrate des Mehrwerths. Bei gegebner Größe des vorge +schoßnen Kapitals wächst die Stufenleiter der Produktion, daher bei ge +gebner Rate des Mehrwerths die absolute Masse des in einer Umschlags +periode erzeugten Mehrwerths, gleichzeitig mit der durch die Verkürzung +der Reproduktionsperioden bewirkten Steigerung in der Jahresrate des +Mehrwerths. Es hat sich überhaupt aus der bisherigen Untersuchung er +geben, daß je nach den verschiednen Größen der Umschlagsperiode +Geldkapital von sehr verschiednem Umfang vorzuschießen ist, um die +selbe Masse produktives cirkulirendes Kapital und dieselbe Arbeitsmasse +bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen. + +Zweitens - und dies hängt mit dem ersten Unterschied zusammen - +zahlt der Arbeiter sub B wie sub A die Lebensmittel, die er kauft, mit +dem variablen Kapital, das sich in seiner Hand in Cirkulationsmittel +verwandelt hat. Er entzieht z. B. nicht nur Weizen vom Markt, sondern +ersetzt ihn auch durch ein Aequivalent in Geld. Da aber das Geld, womit +der Arbeiter sub B seine Lebensmittel zahlt und dem Markt entzieht, +nicht die Geldform eines von ihm während des Jahrs auf den Markt +geworfnen Werthprodukts ist, wie beim Arbeiter sub A, so liefert ||302| er +dem Verkäufer seiner Lebensmittel zwar Geld, aber keine Waare - sei es +Produktionsmittel, sei es Lebensmittel - die dieser mit dem gelösten Geld +kaufen könne, was dagegen sub A der Fall ist. Es werden daher dem +Markt Arbeitskraft, Lebensmittel für diese Arbeitskraft, fixes Kapital in +der F o rm der sub B angewandten Arbeitsmittel, und Produktionsstoffe +entzogen, und zu ihrem Ersatz wird ein Aequivalent in Geld in den +Markt geworfen; aber es wird während des Jahres kein Produkt in den +Markt geworfen, um die ihm entzognen stofflichen Elemente des pro +duktiven Kapitals zu ersetzen. Denken wir die Gesellschaft nicht kapi +talistisch, sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital ganz +fort, also auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch es hinein +kommen. Die Sache reducirt sich einfach darauf, daß die Gesellschaft im +voraus berechnen muß, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und Lebens +mittel sie ohne irgend welchen Abbruch auf Geschäftszweige verwenden +kann, die, wie Bau von Eisenbahnen z. B ., für längre Zeit, ein Jahr oder +mehr, weder Produktionsmittel noch Lebensmittel, noch irgend einen +Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel +der jährlichen Gesammtproduktion entziehn. In der kapitalistischen Ge +sellschaft dagegen, wo der gesellschaftliche Verstand sich immer erst post +festum geltend macht, können und müssen so beständig große Störungen +eintreten. Einerseits Druck auf den Geldmarkt, während umgekehrt die +Leichtigkeit des Geldmarkts ihrerseits solche Unternehmungen in Masse + +291 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +hervorruft, also gerade die Umstände, welche später den Druck auf den +Geldmarkt hervorrufen. Der Geldmarkt wird gedrückt, da Vorschuß von +Geldkapital auf großer Stufenleiter hier beständig während langen Zeit +raums nöthig ist. Ganz abgesehn davon, daß Industrielle und Kaufleute +das für den Betrieb ihres Geschäfts nöthige Geldkapital in Eisenbahn +spekulationen etc. werfen und durch Anleihen auf dem Geldmarkt erset +zen. - Andrerseits: Druck auf das disponible produktive Kapital der Ge +sellschaft. Da beständig Elemente des produktiven Kapitals dem Markt +entzogen werden und für dieselben nur ein Geldäquivalent in den Markt +geworfen wird, so steigt die zahlungsfähige Nachfrage, ohne aus sich +selbst irgend ein Element der Zufuhr zu liefern. Daher Steigen der Preise, +sowohl der Lebensmittel wie der Produktionsstoffe. Es kommt hinzu, +daß während dieser Zeit regelmäßig geschwindelt wird, große Uebertra- +gung von Kapital stattfindet. Eine Bande von Spekulanten, K o n- +trak||303|toren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich. Sie verursa +chen starke konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben steigen die +Arbeitslöhne. Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch allerdings +auch der Landwirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese Nahrungs +mittel nicht plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind, wächst +ihre Einfuhr, wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nahrungsmittel +(Kaffee, Zucker, Wein etc.) und der Luxusgegenstände. Daher Ueberein- +fuhr und Spekulation in diesem Theil des Importgeschäfts. Andrerseits in +den Industriezweigen, worin die Produktion rasch vermehrt werden kann +(eigentliche Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das Steigen der Preise +plötzliche Ausdehnung, der bald der Zusammenbruch folgt. Dieselbe +Wirkung findet statt auf dem Arbeitsmarkt, um große Massen der laten +ten relativen Uebervölkerung, und selbst der beschäftigten Arbeiter, für +die neuen Geschäftszweige heranzuziehn. Ueberhaupt entziehn solche +Unternehmungen auf großer Stufenleiter, wie Eisenbahnen, dem Arbeits +markt ein bestimmtes Quantum Kräfte, das nur aus gewissen Zweigen, +wie Landwirthschaft etc., herkommen kann, wo ausschließlich starke +Burschen gebraucht werden. Dies findet noch statt, selbst nachdem die +neuen Unternehmungen schon stehender Betriebszweig geworden sind +und daher die für sie nöthige wandernde Arbeiterklasse bereits gebildet +ist. Sobald ζ. B. der Eisenbahnbau momentan auf einer größren als der +Durchschnitts-Stufenleiter betrieben wird. Ein Theil der Arbeiter-Reser +vearmee wird absorbirt, deren Druck den Lohn niedriger hielt. Die Löh +ne steigen allgemein, selbst in den bisher gut beschäftigten Theilen des +Arbeitsmarkts. Dies dauert so lange, bis der unvermeidliche Krach die +Reservearmee von Arbeitern wieder freisetzt, und die Löhne wieder auf +ihr Minimum und darunter herabgedrückt werden.3 2' + +292 + + Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals + +Soweit die größre oder geringre Länge der Umschlagsperiode abhängt +von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d. h. der Periode, nöthig +um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den | +|304| jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der ver +schiednen Kapitalanlagen, die +innerhalb der Agrikultur mehr den +Charakter von Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Ma +nufaktur und dem größten Theil der extraktiven Industrie mit der gesell +schaftlichen Entwicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln. + +Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen +beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Waare in der +Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charak +ter. Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter +der Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig. + +Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der +Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den +beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre +Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit, +das Produkt theilweise auf nähern oder entferntem Markt zu werfen. +Abgesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung +der Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen +absichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umge +kehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten, +oder im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materi +elle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes +vom Absatzmarkt. + +Es wird ζ. B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien ver­ +kauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten +(der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand des Geld­ +markts. Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geld­ +kapital ersetzt, steht's schon schief). Der Exporteur verkauft seine Baum- + +3 21 Im Manuskript ist hier die folgende Notiz für künftige Ausführung eingeschaltet: „Wi +derspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die Arbeiter als Käufer von Waare sind + +wichtig für den M a r k t. Aber als Verkäufer ihrer Waare - der Arbeitskraft - hat die kapi + +talistische Gesellschaft die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. - + +Fernerer Widerspruch: Die Epochen, worin die kapitalistische Produktion alle ihre Poten + +zen anstrengt, erweisen sich regelmäßig als Epochen der Ueberproduktion; weil die Pro + +duktionspotenzen nie soweit angewandt werden können, daß dadurch mehr Werth nicht + +nur producirt, sondern realisirt werden kann; der Verkauf der Waaren, die Realisation des + +Waarenkapitals, also auch des Mehrwerths, ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven + +Bedürfnisse der Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse einer + +Gesellschaft, wovon die große Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben muß. Dies + +gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt." + +293 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +wollwaare ||305| später auf dem indischen Markt, von wo ihm sein vor +geschoßnes Kapital remittirt wird. Bis zu diesem Rückfluß verhält sich +die Sache ganz wie in dem Fall, wo die Länge der Arbeitsperiode Vor +schuß von neuem Geldkapital nöthig macht, um den Produktionsproceß +auf gegebner Stufenleiter in Gang zu halten. Das Geldkapital, womit der +Fabrikant seine Arbeiter zahlt und ebenso die übrigen Elemente seines +cirkulirenden Kapitals erneuert, sind nicht die Geldform der von ihm +producirten Garne. Dies kann erst der Fall sein, sobald der Werth dieses +Garns in Geld oder Produkt nach England zurückgeflossen ist. Sie sind +zuschüssiges Geldkapital wie vorher. Der Unterschied ist nur, daß statt +des Fabrikanten der Kaufmann es vorschießt, dem es vielleicht selbst +wieder durch Kreditoperationen vermittelt ist. Ebenso ist nicht, bevor +dies Geld in den Markt geworfen wird oder gleichzeitig mit ihm, ein +zuschüssiges Produkt in den englischen Markt geworfen worden, das mit +diesem Geld gekauft werden und in die produktive oder individuelle +Konsumtion eingehn kann. Tritt dieser Zustand für längre Zeit und auf +größrer Stufenleiter ein, so muß er dieselben Folgen bewirken, wie vorher +die verlängerte Arbeitsperiode. + +Es ist nun möglich, daß in Indien selbst wieder das Garn auf Kredit +verkauft wird. Mit diesem Kredit wird in Indien Produkt gekauft und als +Retour nach England geschickt, oder Wechsel für den Betrag remittirt. +Verlängert sich dieser Zustand, so tritt ein Druck auf den indischen Geld +markt ein, dessen Rückschlag auf England hier eine Krise hervorrufen +mag. Die Krise ihrerseits, selbst wenn verbunden mit Export edler Me +talle nach Indien, ruft in letztrem Lande eine neue Krise hervor, wegen +des Bankrotts englischer Geschäftshäuser und ihrer indischen Zweighäu +ser, denen von den indischen Banken Kredit gegeben war. So entsteht +eine gleichzeitige Krise sowohl auf dem Markt, gegen den, wie auf dem +Markt für den die Handelsbilanz ist. Dies Phänomen kann noch kom- +plicirter sein. England hat ζ. B. Silberbarren nach Indien geschickt, aber +die englischen Gläubiger von Indien treiben jetzt ihre Forderungen dort +ein, und Indien wird kurz nachher seine Silberbarren nach England zu +rückzuschicken haben. + +Es ist möglich, daß der Exporthandel nach Indien und der Importhan +del von Indien sich ungefähr ausgleichen, obgleich der letztre (ausgenom +men besondre Umstände, wie Baumwolltheurung etc.) seinem Umfang +nach durch den erstem bestimmt und stimulirt sein wird. Die Han- +dels||306|bilanz zwischen England und Indien kann ausgeglichen scheinen +oder nur schwache Schwankungen nach der einen oder andern Seite auf +weisen. Sobald aber die Krise in England ausbricht, zeigt sich, daß un +verkaufte Baumwollwaaren in Indien lagern (sich also nicht aus Waa- + +294 + + Siebzehntes Kapitel • Zirkulation des Mehrwerts + +renkapital in Geldkapital verwandelt haben - Ueberproduktion nach die +ser Seite), und daß andrerseits in England nicht nur unverkaufte Vorrä- +the indischer Produkte liegen, sondern daß ein großer Theil der verkauf +ten und verzehrten Vorräthe noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als +Krise auf dem Geldmarkt erscheint, drückt in der That Anomalien im +Produktions- und Reproduktionsproceß selbst aus. + +Drittens: In Bezug auf das angewandte cirkulirende Kapital selbst (va +riables wie konstantes) macht die Länge der Umschlagsperiode, soweit +sie aus der Länge der Arbeitsperiode hervorgeht, diesen Unterschied: Bei +mehreren Umschlägen während des Jahrs kann ein Element des variablen +oder konstanten cirkulirenden Kapitals durch sein eignes Produkt gelie +fert werden, wie bei Kohlenproduktion, Kleiderkonfektion etc. Im an +dern Fall nicht, wenigstens nicht während des Jahrs. + +SIEBZEHNTES KAPITEL. + +D ie C i r k u l a t i on des M e h r w e r t h s. + +Wir haben bisher gesehn, daß die Verschiedenheit in der Umschlagspe +riode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerths erzeugt, +selbst bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerths. + +Aber es findet ferner nothwendig Verschiedenheit statt in der Kapita- +lisation des Mehrwerths, der Akkumulation, und insofern auch in der, bei +gleichbleibender Rate des Mehrwerths, während des Jahrs erzeugten +Mehrwerthsmasse. + +Wir bemerken nun zunächst, daß der Kapitalist A (im Beispiel des +vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Aus +nahme der ersten Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen +eignen Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwerth +be||307|streitet, und nicht aus eignem Fonds vorzuschießen hat. Dies letz +tre findet dagegen bei B statt. Er producirt zwar während derselben Zeit +abschnitte ebensoviel Mehrwerth wie A, aber der Mehrwerth ist nicht +realisirt und kann daher weder individuell verzehrt werden, noch pro +duktiv. Soweit der individuelle Verzehr in Betracht kommt, wird der +Mehrwerth anticipirt. Fonds dafür muß vorgeschossen werden. + +Ein Theil des produktiven Kapitals, der schwer zu rangiren ist, näm +lich das zur Reparatur und Instandhaltung des fixen Kapitals nöthige +Zuschußkapital, stellt sich jetzt auch unter neuem Licht dar. + +295 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Bei A wird dieser Kapitaltheil - ganz oder großentheils - nicht vorge +schossen bei Beginn der Produktion. Er braucht weder disponibel, noch +selbst vorhanden zu sein. Er entspringt aus dem Geschäft selbst durch +unmittelbare Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, d. h. seine direkte +Anwendung als Kapital. Ein Theil des periodisch innerhalb des Jahrs +nicht nur erzeugten, sondern auch realisirten Mehrwerths kann die für +Reparatur etc. nöthigen Ausgaben bestreiten. Ein Theil des zur Führung +des Geschäfts auf seiner ursprünglichen Stufenleiter nöthigen Kapitals +wird so während des Geschäfts vom Geschäft selbst erzeugt durch K a- +pitalisirung eines Theils des Mehrwerths. Dies ist für den Kapitalisten B +unmöglich. Der fragliche Kapitaltheil muß bei ihm einen Theil des ur +sprünglich vorgeschoßnen Kapitals bilden. In beiden Fällen wird dieser +Kapitaltheil in den Büchern des Kapitalisten als vorgeschoßnes Kapital +figuriren, was er auch ist, da er nach unsrer Annahme einen Theil des zur +Führung des Geschäfts auf gegebner Stufenleiter nothwendigen produk +tiven Kapitals bildet. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, aus +welchem Fonds er vorgeschossen wird. Bei B ist er wirklich Theil des +ursprünglich vorzuschießenden oder disponibel zu haltenden Kapitals. +Bei A dagegen ist er als Kapital angewandter Theil des Mehrwerths. +Dieser letztre Fall zeigt uns, wie nicht nur das akkumulirte Kapital, son +dern auch ein Theil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals, bloß ka- +pitalisirter Mehrwerth sein kann. + +Sobald die Entwicklung des Kredits dazwischen kommt, verwickelt +sich das Verhältniß von ursprünglich vorgeschoßnem Kapital und kapi- +talisirtem Mehrwerth noch mehr. Ζ. Β. A borgt Theil des produktiven +Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während des Jahrs fort +führt, beim Bankier C. Er hat von vornherein kein eignes hinreichendes +Kapital II3081 für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Sum +me, die bloß aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D, E, +F etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um +akkumulirtes Kapital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts +als ein Agent, der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt. +Wir haben Buch I, K a p. X X II gesehn, daß die Akkumulation, die Ver +wandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro- +duktionsproceß auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex +tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der +intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich aus +drücke. + +Die Erweitrung der Produktionsleiter kann in kleinern Dosen vor sich +gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt +wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit er- + +296 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +höhn, oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo +der Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige +Ausgabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Ar +beitslohn), um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des +fixen Kapitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während +seine Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitali- +sirte Mehrwerth mag, bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen +in Rohstoff erlauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschoßne +Kapital nicht hingereicht hätte u. s. w. + +Indeß ist es klar, daß dort, wo die größre Anzahl der Umschlagsperi +oden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs mit +sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeitstag zu +verlängern noch Einzelverbeßrungen anzubringen sind; während andrer +seits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter +theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten z. B ., +theils durch Ausdehnung des Arbeitsfonds, wie in der Landwirthschaft, +nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich ist, und +zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur +durch mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden kann. +Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehr +werths in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf +erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenschar +ren eines Theils ||309| des Mehrwerths als latentes Geldkapital, das erst +später, sobald es gewissen Umfang erreicht, als zuschüssiges aktives K a +pital fungiren soll. + +So stellt sich die Sache vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten dar. +Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich j e +doch gleichzeitig das Kreditsystem. Das Geldkapital, das der Kapitalist +noch nicht in seinem eignen Geschäft anwenden kann, wird von Andren +angewandt, von denen er Zinsen dafür erhält. Es fungirt für ihn als Geld +kapital im specifischen Sinn, als eine vom produktiven Kapital unter- +schiedne Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital in andrer Hand. Es ist +klar, daß mit der häufigeren Realisation des Mehrwerths und der stei +genden Stufenleiter, worauf er producirt wird, die Proportion wächst, +worin neues Geldkapital oder Geld als Kapital auf den Geldmarkt ge +worfen und von hier aus wenigstens großentheils wieder für erweiterte +Produktion absorbirt wird. + +Die einfachste Form, worin sich dies zuschüssige latente Geldkapital +darstellen kann, ist die des Schatzes. Es ist möglich, daß dieser Schatz +zuschüssiges Gold oder Silber ist, erhalten direkt oder indirekt im Aus +tausch mit den edle Metalle producirenden Ländern. Und nur in dieser + +297 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Weise wächst der Geldschatz innerhalb eines Landes absolut. Es ist and +rerseits möglich - und dies ist die Mehrzahl der Fälle, - daß dieser Schatz +nichts andres ist als der inländischen Cirkulation entzognes Geld, welches +die Form des Schatzes in der Hand einzelner Kapitalisten angenommen +hat. Es ist ferner möglich, daß dies latente Geldkapital bloß in Werth +zeichen besteht - wir sehn hier noch vom Kreditgeld ab - oder auch in +bloßen, durch legale Dokumente konstatirten Ansprüchen (Rechtstiteln) +der Kapitalisten auf dritte Personen. In allen diesen Fällen, welches im +mer die Daseinsform dieses zuschüssigen Geldkapitals, repräsentirt es, +soweit es Kapital in spe ist, durchaus nichts als zuschüssige und in R e +serve gehaltne Rechtstitel von Kapitalisten auf zukünftige, zuschüssige +jährliche Produktion der Gesellschaft. + +„Die Masse des wirklich akkumulirten Reichthums, nach seiner Größe +betrachtet, ... ist so durchaus unbedeutend im Vergleich mit den Produk +tivkräften der Gesellschaft, der er angehört, was auch ihre Civilisations- +stufe sei; oder auch nur im Vergleich zu der wirklichen Konsumtion die +ser selben Gesellschaft während nur weniger Jahre; so unbedeutend, daß +die Hauptaufmerksamkeit der Gesetzgeber und der politischen Oekono +men II 3101 gerichtet sein sollte auf die Produktivkräfte und ihre künftige +freie Entwicklung, nicht aber, wie bisher, auf den bloßen akkumulirten +Reichthum, der das Auge frappirt. Der bei weitem größte Theil des so +genannten akkumulirten Reichthums ist nur nominell und besteht nicht +aus wirklichen Gegenständen, Schiffen, Häusern, Baumwollenwaaren, +Landmeliorationen, sondern aus bloßen Rechtstiteln, Ansprüchen auf +die künftigen jährlichen produktiven Kräfte der Gesellschaft, Rechtsti +teln, erzeugt und verewigt durch die Auskunftsmittel oder Institutionen +der Unsicherheit. ... Der Gebrauch solcher Artikel (Akkumulationen +physischer Dinge oder wirklicher Reichthum) als bloßes Mittel, ihren +Besitzern den Reichthum anzueignen, den die zukünftigen Produktiv +kräfte der Gesellschaft erst schaffen sollen, dieser Gebrauch würde ihnen +durch die Naturgesetze der Vertheilung ohne Anwendung von Gewalt +allmälig entzogen werden; unterstützt durch genossenschaftliche Arbeit +(co-operative labour) würde er ihnen in wenigen Jahren entzogen wer +den." (William Thompson, Inquiry into the Principles of the Distribution +of Wealth. London 1850, p. 453. - Dies Buch erschien zuerst 1827.) + +„Es wird wenig bedacht, von den Meisten nicht einmal vermuthet, in +einem wie äußerst kleinen Verhältniß, sei es nach Masse oder Wirkungs +kraft, die thatsächlichen Akkumulationen der Gesellschaft stehn zu den +menschlichen Produktivkräften, ja selbst zu der gewöhnlichen Konsum +tion einer einzigen Menschengeneration während nur weniger Jahre. Der +Grund ist augenscheinlich, aber die Wirkung ist sehr schädlich. Der + +298 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +Reichthum, der jährlich verzehrt wird, verschwindet mit seinem Ge +brauch; er steht vor dem Auge nur für einen Augenblick, und macht +Eindruck nur während man ihn genießt oder verbraucht. Aber der nur +langsam verzehrbare Theil des Reichthums, Möbel, Maschinen, Gebäu +de, von unsrer Kindheit bis zum Alter stehn sie vor unserm Auge, dau +ernde Denkmäler der menschlichen Anstrengung. Kraft des Besitzes die +ses fixen, dauernden, nur langsam verzehrten Theils des öffentlichen +Reichthums - des Bodens und der Rohstoffe, an denen, der Werkzeuge, +mit denen gearbeitet wird, der Häuser, die während der Arbeit Obdach +geben, - kraft dieses Besitzes beherrschen die Eigenthümer dieser Gegen +stände zu ihrem eignen Vortheil die jährlichen Produktivkräfte aller +wirklich produktiven Arbeiter der Gesellschaft, so unbedeutend jene G e +genstände auch sein mögen im Verhältniß zu den stets wiederkehrenden +Produkten dieser Arbeit. Die ||311| Bevölkerung von Britannien und Ir +land ist 20 Millionen; der Durchschnittsverbrauch jedes Einzelnen, +Mann, Weib und Kind, ist wahrscheinlich ungefähr 20 £, zusammen ein +Reichthum von ungefähr 400 Millionen £, das jährlich verzehrte Arbeits +produkt. Der Gesammtbetrag des akkumulirten Kapitals dieser Länder +übersteigt nicht, nach der Abschätzung, 1200 Millionen, oder das drei +fache jährliche Arbeitsprodukt; bei gleicher Theilung 60 £ Kapital auf +den Kopf. Wir haben es hier mehr mit dem Verhältniß zu thun, als mit +den mehr oder minder genauen absoluten Beträgen dieser Schätzungs +summen. Die Zinsen dieses Gesammtkapitals würden hinreichen, um die +Gesammtbevölkerung in ihrer gegenwärtigen Lebenshaltung ungefähr +zwei Monate in einem Jahr zu erhalten, und das gesammte akkumulirte +Kapital selbst (könnten Käufer gefunden werden) würde sie ohne Arbeit +unterhalten für ganze drei Jahre! Am Ende welcher Zeit, ohne Häuser, +Kleider oder Nahrung, sie verhungern müßten, oder aber die Sklaven +werden Derer, die sie während der drei Jahre unterhalten haben. Wie drei +Jahre sich verhalten zur Lebenszeit Einer gesunden Generation, sage zu +40 Jahren, so verhält sich die Größe und Bedeutung des wirklichen +Reichthums, das akkumulirte Kapital selbst des reichsten Landes, zu +ihrer Produktivkraft, zu den produktiven Kräften einer einzigen Men +schengeneration; nicht zu dem was sie produciren könnten unter verstän +digen Anordnungen gleicher Sicherheit, und besonders bei genossen +schaftlicher Arbeit, sondern zu dem was sie wirklich absolut produciren +unter den mangelhaften und entmuthigenden Ausfluchtsmitteln der Un +sicherheit! ... Und um diese scheinbar gewaltige Masse des vorhandnen +Kapitals, oder vielmehr das vermittelst ihrer erworbne Kommando und +Monopol über die Produkte der jährlichen Arbeit in seinem gegenwär +tigen Zustand erzwungner Theilung zu erhalten und zu verewigen, soll + +299 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +die ganze schauderhafte Maschinerie, die Laster, Verbrechen und Leiden +der Unsicherheit verewigt werden. Nichts kann akkumulirt werden, ohne +daß die nothwendigen Bedürfnisse zuerst befriedigt sind, und der große +Strom menschlicher Neigungen fließt dem Genüsse nach; daher der ver- +hältnißmäßig unbedeutende Betrag des wirklichen Reichthums der Ge +sellschaft in jedem gegebnen Augenblick. Es ist ein ewiger Kreislauf von +Produktion und Konsumtion. In dieser ungeheuren Masse jährlicher +Produktion und Konsumtion würde die Handvoll wirklicher Akkumu +lation kaum entbehrt werden; und doch ist das Haupt ||312|augenmerk +gerichtet worden nicht auf jene Masse Produktivkraft, sondern auf diese +Handvoll Akkumulation. Aber diese Handvoll ist mit Beschlag belegt +worden durch einige Wenige, und verwandelt worden in das Werkzeug +zur Aneignung der beständig jährlich wiederkehrenden Produkte der Ar +beit der großen Masse. Daher die entscheidende Wichtigkeit eines sol +chen Werkzeugs für diese Wenigen. ... Ungefähr ein Drittel des nationa +len Jahresprodukts wird jetzt unter dem Namen öffentlicher Lasten den +Producenten entzogen, und unproduktiv konsumirt durch Leute, die kein +Aequivalent dafür geben, d. h. keins, was den Producenten als solches +g i l t . . .. Das Auge der Menge blickt erstaunt auf die akkumulirten Mas +sen, besonders wenn sie in den Händen einiger Wenigen koncentrirt sind. +Aber die jährlich producirten Massen, wie die ewigen und unzählbaren +Wogen eines mächtigen Stroms, rollen vorbei und verlieren sich im ver- +geßnen Ocean der Konsumtion. Und doch bedingt diese ewige Konsum +tion nicht allein alle Genüsse, sondern die Existenz des ganzen Men +schengeschlechts. Die Menge und Vertheilung dieses Jahresprodukts +sollte vor allem zum Gegenstand der Erwägung gemacht werden. Die +wirkliche Akkumulation ist von durchaus sekundärer Bedeutung und er +hält auch diese Bedeutung fast ausschließlich durch ihren Einfluß auf die +Vertheilung des Jahresprodukts. . .. Die wirkliche Akkumulation und +Vertheilung wird hier (in Thompson's Schrift) stets betrachtet mit Bezug +und Unterordnung zur Produktivkraft. In fast allen andren Systemen ist +die Produktivkraft betrachtet worden mit Bezug und Unterordnung zur +Akkumulation und zur Verewigung der bestehenden Vertheilungsweise. +Verglichen mit der Erhaltung dieser bestehenden Vertheilungsweise wird +das stets wiederkehrende Elend oder Wohlergehn des ganzen Menschen +geschlechts nicht eines Blicks würdig gehalten. Die Ergebnisse der Ge +walt, des Betrugs und des Zufalls verewigen, das hat man Sicherheit +genannt; und der Erhaltung dieser erlognen Sicherheit sind alle Produk +tivkräfte des Menschengeschlechts erbarmungslos zum Opfer gebracht +worden." (Ibidem, p. 4 4 0 ^ 1 4 3 .) + +300 + + Siebzehntes Kapitel • Zirkulation des Mehrwerts + +Für die Reproduktion sind nur zwei normale Fälle möglich, abgesehn +von Störungen, welche selbst die Reproduktion auf gegebner Stufenleiter +hemmen. | + +|313| Entweder es findet Reproduktion auf einfacher Stufenleiter statt. +Oder es findet Kapitalisirung von Mehrwerth statt, Akkumulation. + +/. Einfache Reproduktion. + +Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich, oder mit mehreren Um +schlägen innerhalb des Jahrs periodisch producirte und realisirte Mehr +werth individuell, d. h. unproduktiv, konsumirt von seinen Eignern, den +Kapitalisten. + +Der Umstand, daß der Produktenwerth zum Theil aus Mehrwerth be +steht, zum andren Theil aus dem Werththeil, gebildet durch das in ihm +reproducirte variable Kapital plus dem in ihm aufgezehrten konstanten +Kapital, ändert absolut nichts, weder an dem Quantum, noch dem Werth +des Gesammtprodukts, welches als Waarenkapital beständig in die Cir +kulation eingeht und ihr ebenso beständig entzogen wird, um der pro +duktiven oder der individuellen Konsumtion anheimzufallen, d. h. um als +Produktionsmittel oder als Konsumtionsmittel zu dienen. Von dem kon +stanten Kapital abgesehn, wird nur die Vertheilung des jährlichen Pro +dukts zwischen Arbeitern und Kapitalisten dadurch afficirt. + +Selbst die einfache Reproduktion unterstellt, muß daher ein Theil des +Mehrwerths beständig in Geld und nicht in Produkt existiren, weil er +sonst nicht behufs der Konsumtion aus Geld in Produkt verwandelt wer +den kann. Diese Verwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen +Waarenform in Geld ist hier weiter zu untersuchen. Zur Vereinfachung +der Sache wird die einfachste Form des Problems unterstellt, nämlich die +ausschließliche Cirkulation von Metallgeld, von Geld, welches wirkliches +Aequi valent ist. + +Nach den für die einfache Waarencirkulation entwickelten Gesetzen +(Buch I, K a p. I I I) muß die Masse des im Lande vorhandnen Metallgelds +nicht nur hinreichen, um die Waaren zu cirkuliren. Sie muß hinreichen für +die Schwankungen des Geldumlaufs, die theils entspringen aus Fluktua +tionen in der Geschwindigkeit der Cirkulation, theils aus dem Preiswech +sel der Waaren, theils aus den verschiednen und wechselnden Proportio +nen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches Cirkulati- +onsmittel fungirt. Das Verhältniß, worin die vorhandne Geldmasse sich in +Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt beständig, aber die | +|314| Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als Schatz und als +umlaufendes Geld vorhandnen Gelds. Diese Geldmasse (Masse edlen + +301 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Metalls) ist ein nach und nach akkumulirter Schatz der Gesellschaft. +Soweit ein Theil dieses Schatzes sich durch Verschleiß verzehrt, muß er +jährlich, wie jedes andre Produkt, neu ersetzt werden. Dies geschieht in +der Wirklichkeit durch direkten oder indirekten Austausch eines Theils +des jährlichen Landesprodukts mit dem Produkt der Gold und Silber +producirenden Länder. Dieser internationale Charakter der Transaktion +verhüllt indeß ihren einfachen Verlauf. Um das Problem daher auf seinen +einfachsten und durchsichtigsten Ausdruck zu reduciren, muß voraus +gesetzt werden, daß Gold- und Silberproduktion im Lande selbst statt +findet, also Gold- und Silberproduktion einen Theil der gesellschaftlichen +Gesammtproduktion innerhalb jedes Landes bildet. + +Abgesehn von dem für Luxusartikel producirten Gold oder Silber muß +das Minimum ihrer jährlichen Produktion gleich sein dem, durch die +jährliche Geldcirkulation bewirkten Verschleiß der Geldmetalle. Ferner: +Wächst die Werthsumme der jährlich producirten und cirkulirten Waa +renmasse, so muß auch die jährliche Gold- und Silberproduktion wach +sen, soweit die gewachsne Werthsumme der cirkulirenden Waaren und +die für ihre Cirkulation (und entsprechende Schatzbildung) erforderliche +Geldmasse nicht kompensirt wird durch größre Geschwindigkeit des +Geldumlaufs und durch umfangreichre Funktion des Gelds als Zahlungs +mittel, d. h. durch größre gegenseitige Saldirung der Käufe und Verkäufe +ohne Dazwischenkunft von wirklichem Geld. + +Ein Theil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und ein Theil der gesell +schaftlichen Produktionsmittel muß also in der Produktion von Gold +und Silber jährlich verausgabt werden. + +Die Kapitalisten, welche die Gold- und Silberproduktion betreiben +- und wie hier bei Voraussetzung einfacher Reproduktion angenommen - +nur betreiben innerhalb der Schranken des jährlichen Durchschnittsver +schleißes und des dadurch verursachten jährlichen Durchschnittskon +sums von Gold und Silber, werfen ihren Mehrwerth, den sie nach der +Unterstellung jährlich konsumiren ohne etwas davon zu kapitalisiren, +direkt in die Cirkulation in der Geldform, die für sie die Naturalform, +nicht wie in den andern Produktionszweigen die verwandelte F o rm des +Produkts ist. | + +|315| Ferner: was den Arbeitslohn betrifft - die Geldform, worin das +variable Kapital vorgeschossen wird - so wird er hier ebenfalls ersetzt +nicht durch Verkauf des Produkts, seine Verwandlung in Geld, sondern +durch ein Produkt, dessen Naturalform von vornherein die Geldform ist. +Endlich findet dies auch mit dem Theil des Edelmetall-Produkts statt, +der gleich dem Werth des periodisch aufgezehrten konstanten Kapitals +ist, sowohl des konstanten cirkulirenden, wie des während des Jahrs ver +zehrten konstanten fixen Kapitals. + +302 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +der + +unter + +zunächst + +angelegten Kapitals + +Betrachten wir den Kreislauf, resp. Umschlag des in der Edelmetall- +F o rm + +Produktion +G -W ... P ... G'. Soweit in G -W das W nicht nur aus Arbeitskraft und +Produktionsmitteln besteht, sondern auch aus fixem Kapital, wovon nur +ein Werththeil in P aufgebraucht wird, ist klar, daß G' - das Produkt - +eine Geldsumme ist gleich dem in Arbeitslohn ausgelegten variablen K a +pital plus dem in Produktionsmitteln ausgelegten cirkulirenden konstan +ten Kapital plus dem Werththeil des verschlißnen fixen Kapitals plus dem +Mehrwerth. Wäre die Summe geringer, bei unverändertem allgemeinen +Werth des Goldes, so wäre die Minenanlage unproduktiv, oder - wenn +dies allgemein der Fall - würde in Zukunft der Werth des Goldes, ver +glichen mit den Waaren, deren Werth nicht verändert, steigen; d. h. die +Preise der Waaren würden fallen, es würde also in Zukunft die in G -W +ausgelegte Geldsumme kleiner sein. + +Betrachten wir zunächst nur den cirkulirenden Theil des in G, dem +Ausgangspunkt von G -W ... P ... G', vorgeschoßnen Kapitals, so wird +eine bestimmte Geldsumme vorgeschossen, in Cirkulation geworfen zur +Zahlung von Arbeitskraft und zum K a uf von Produktionsstoffen. Aber +sie wird durch den Kreislauf dieses Kapitals der Cirkulation nicht wieder +entzogen, um von neuem hineingeworfen zu werden. Das Produkt in +seiner Naturalform ist schon Geld, es braucht also nicht erst durch Aus +tausch, durch einen Cirkulationsproceß, in Geld verwandelt zu werden. +Es tritt aus dem Produktionsproceß in die Cirkulationssphäre nicht in +der Form von Waarenkapital, das sich in Geldkapital, sondern als Geld +kapital, das sich in produktives Kapital rückverwandeln, d. h. von neuem +Arbeitskraft und Produktionsstoffe kaufen soll. Die Geldform des cir +kulirenden, in Arbeitskraft und Produktionsmitteln verzehrten Kapitals +wird ersetzt nicht durch den Verkauf des Produkts, sondern durch die +Natural||316|form des Produkts selbst, also nicht durch Wiederentziehn +seines Werths aus der Cirkulation in Geldform, sondern durch zuschüs +siges, neu producirtes Geld. + +Nehmen wir an, dies cirkulirende Kapital sei = 500 £, die Umschlags +periode = 5 Wochen, Arbeitsperiode = 4 Wochen, Cirkulationsperiode += 1 Woche. Es muß von vornherein für 5 Wochen Geld theils in Produk +tionsvorrath vorgeschossen werden, theils vorräthig sein, um nach und +nach in Arbeitslohn weggezahlt zu werden. Anfang der 6. Woche sind +400 £ zurückgeflossen und 100 £ freigesetzt. Dies wiederholt sich bestän +dig. Hier, wie früher, werden während gewisser Zeit des Umschlags 100 £ +beständig in der freigesetzten Form sich befinden. Aber sie bestehn aus +zuschüssigem neuproducirtem Geld, ganz wie die andren 400 £. Wir hat +ten hier 10 Umschläge im Jahr, und das producirte Jahresprodukt ist + +303 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + += 5000 £ Gold. (Die Cirkulationsperiode entsteht hier nicht durch die +Zeit, welche die Verwandlung der Waare in Geld, sondern welche die +Verwandlung von Geld in die Produktionselemente kostet.) + +Bei jedem andren Kapital von 500 £, welches unter denselben Bedin +gungen umschlägt, ist die beständig erneuerte Geldform die verwandelte +Form des producirten Waarenkapitals, welches alle 4 Wochen in die Cir +kulation geworfen wird und das durch seinen Verkauf - also durch pe +riodische Entziehung des Geldquantums, als das es ursprünglich in den +Proceß eintrat - diese Geldform stets von neuem wieder erhält. Hier +dagegen wird in jeder Umschlagsperiode eine neue zuschüssige Geld +masse von 500 £ aus dem Produktionsproceß selbst in die Cirkulation +geworfen, um ihr beständig Produktionsstoffe und Arbeitskraft zu ent- +ziehn. Dies in die Cirkulation geworfne Geld wird ihr durch den Kreis +lauf dieses Kapitals nicht wieder entzogen, sondern noch durch beständig +neuproducirte Goldmassen vermehrt. + +Betrachten wir den variablen Theil dieses cirkulirenden Kapitals und +setzen wir ihn, wie oben, = 100 £, so wären in der gewöhnlichen Waa +renproduktion diese 100 £ bei zehnmaligem Umschlag hinreichend, um +beständig die Arbeitskraft zu zahlen. Hier, in der Goldproduktion, reicht +dieselbe Summe; aber die 100 £ Rückfluß, womit die Arbeitskraft in je 5 +Wochen bezahlt wird, sind nicht verwandelte F o rm ihres Produkts, son +dern sind ein Theil ihres stets erneuten Produkts selbst. Der Goldpro- +ducent zahlt seine Arbeiter direkt mit einem Theil des von ||317| ihnen +selbst producirten Goldes. Die so in Arbeitskraft jährlich ausgelegten +und von den Arbeitern in die Cirkulation geworfnen 1000 £ kehren daher +nicht durch die Cirkulation zu ihrem Ausgangspunkt zurück. + +Was ferner das fixe Kapital betrifft, so erheischt es bei erster Anlage +des Geschäfts die Verausgabung eines größren Geldkapitals, das also in +die Cirkulation geworfen wird. Wie alles fixe Kapital fließt es nur stück +weis im Lauf von Jahren zurück. Aber es fließt zurück als unmittelbares +Stück des Produkts, des Goldes, nicht durch Verkauf des Produkts und +seine dadurch vollzogne Vergoldung. Es erhält also allmälig seine Geld +form nicht durch Entziehung von Geld aus der Cirkulation, sondern +durch Anhäufen eines entsprechenden Theils des Produkts. Das so wie +der hergestellte Geldkapital ist nicht eine Geldsumme, allmälig der Cir +kulation entzogen zur Ausgleichung der ursprünglich für das fixe Kapital +in sie geworfnen Geldsumme. Es ist eine zuschüssige Masse Geld. + +Endlich, was den Mehrwerth betrifft, so ist er ebenfalls gleich einem +Theil des neuen Goldprodukts, das in jeder neuen Umschlagsperiode in +Cirkulation geworfen wird, um nach unsrer Unterstellung unproduktiv +verausgabt, +für Lebensmittel und Luxusgegenstände weggezahlt zu +werden. + +304 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +Nach der Voraussetzung aber ersetzt diese ganze jährliche Goldpro +duktion - wodurch beständig Arbeitskraft und Produktionsstoffe, aber +kein Geld dem Markt entzogen und beständig zuschüssiges Geld ihm +zugeführt wird - nur das während des Jahrs verschlißne Geld, hält also +nur die gesellschaftliche Geldmasse vollzählig, die beständig, wenn auch +in wechselnden Portionen, in den zwei Formen von Schatz und im Um +lauf befindlichem Geld existirt. + +Nach dem Gesetz der Waarencirkulation muß die Geldmasse gleich +sein der für die Cirkulation erheischten Geldmasse plus einem in Schatz +form befindlichen Geldquantum, welches je nach Kontraktion oder E x +pansion der Cirkulation zu- oder abnimmt, namentlich aber auch für die +Bildung der nöthigen Reservefonds von Zahlungsmitteln dient. Was in +Geld gezahlt werden muß - soweit keine Ausgleichung der Zahlungen +stattfindet - ist der Werth der Waaren. D aß ein Theil dieses Werths aus +Mehrwerth besteht, d. h. dem Verkäufer der Waaren nichts gekostet hat, +ändert absolut nichts an der Sache. Gesetzt, die Producenten seien alle +selbständige Besitzer ihrer Produktionsmittel, es finde also Cirkulation +statt zwischen den unmittelbaren Producenten selbst. ||318| Abgesehn von +dem konstanten Theil ihres Kapitals könnte man dann ihr jährliches +Mehrprodukt, zur Analogie mit dem kapitalistischen Zustand, in zwei +Theile theilen: den einen a, der bloß ihre nothwendigen Lebensmittel +ersetzt, den andern b, den sie zum Theil in Luxusproduktion verzehren, +zum Theil zur Erweitrung der Produktion anwenden. A vertritt dann das +variable Kapital, b den Mehrwerth. Aber diese Eintheilung bliebe ohne +allen Einfluß auf die Größe der zur Cirkulation ihres Gesammtprodukts +erheischten Geldmasse. Bei sonst gleichbleibenden Umständen wäre der +Werth der cirkulirenden Waarenmasse derselbe, daher auch die für ihn +erheischte Geldmasse. Auch müßten sie dieselben Geldreserven bei glei +cher Theilung der Umschlagsperioden haben, d. h. denselben Theil ihres +Kapitals beständig in Geldform, da nach wie vor, nach der Unterstel +lung, ihre Produktion Waarenproduktion wäre. Der Umstand also, daß +ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht, ändert absolut nichts +an der Masse des zum Betrieb des Geschäfts noth wendigen Geldes. + +Ein Gegner Tooke's, der sich an die Form G - W - G' hält, fragt ihn, wie +es denn der Kapitalist anfange, um beständig der Cirkulation mehr Geld +zu entziehn, als er in sie hineinwirft. Man verstehe wohl. Es handelt sich +hier nicht um die Bildung des Mehrwerths. Diese, die das einzige Geheim- +niß ausmacht, versteht sich vom kapitalistischen Standpunkt von selbst. +Die angewandte Werthsumme wäre ja nicht Kapital, wenn sie nicht mit +einem Mehrwerth sich bereicherte. Da sie also der Voraussetzung nach +Kapital ist, versteht sich der Mehrwerth von selbst. + +305 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Die Frage ist also nicht: Wo kommt der Mehrwerth her? Sondern: Wo + +kommt das Geld her, um ihn zu versilbern? + +Aber in der bürgerlichen Oekonomie versteht sich die Existenz des +Mehrwerths von selbst. Sie ist also nicht nur unterstellt, sondern mit ihr +ist auch ferner unterstellt, daß ein Theil der in die Cirkulation geworfnen +Waarenmasse aus Mehrprodukt besteht, also einen Werth darstellt, den +der Kapitalist nicht mit seinem Kapital in die Cirkulation warf; daß der +Kapitalist also mit seinem Produkt einen Ueberschuß über sein Kapital +in die Cirkulation wirft, und ihr diesen Ueberschuß auch wieder entzieht. +Das Waarenkapital, das der Kapitalist in die Cirkulation wirft, ist von +größrem Werth (woher das kommt wird nicht erklärt oder begriffen, | +|319| aber c'est un fait vom Standpunkt dieser Selbigen) als das produk +tive Kapital, das er in Arbeitskraft plus Produktionsmitteln der Cirku +lation entzogen hat. Unter dieser Voraussetzung ist daher klar, warum +nicht nur Kapitalist A, sondern auch B, C, D etc. der Cirkulation durch +Austausch seiner Waare beständig mehr Werth entziehn kann als den +Werth seines ursprünglich und stets aufs neue vorgeschoßnen Kapitals. +A, B, C, D etc. werfen beständig einen größren Waarenwerth - diese +Operation ist so vielseitig, wie die selbständig fungirenden Kapitale - in +der Form von Waarenkapital in die Cirkulation als sie ihr unter der +F o rm von produktivem Kapital entziehn. Sie haben also beständig sich +in eine Werthsumme zu theilen (d. h. jeder seinerseits der Cirkulation ein +produktives Kapital zu entziehn) gleich der Werthsumme ihrer resp. vor +geschoßnen produktiven Kapitale; und ebenso beständig sich in eine +Werthsumme zu theilen, die sie ebenso allseitig in Waarenform, als re- +spektiven Ueberschuß des Waarenwerths über den Werth seiner Produk +tionselemente, in die Cirkulation werfen. + +Aber das Waarenkapital, vor seiner Rückverwandlung in produktives +Kapital, und vor der Verausgabung des in ihm steckenden Mehrwerths, +muß versilbert werden. Wo kommt das Geld dazu her? Diese Frage er +scheint auf den ersten Blick schwierig, und weder Tooke noch ein Andrer +hat sie bisher beantwortet. + +Das in der Form von Geldkapital vorgeschoßne cirkulirende Kapital +von 500 £, welches immer seine Umschlagsperiode, sei das cirkulirende +Gesammtkapital der Gesellschaft, d. h. der Kapitalistenklasse. Der +Mehrwerth sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse bestän +dig 600 £ aus der Cirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ +hineinwirft? + +Nachdem das Geldkapital von 500 £ in produktives Kapital verwan +delt, verwandelt dieses sich innerhalb des Produktionsprocesses in Waa +renwerth von 600 £, und es befindet sich in Cirkulation nicht nur ein + +306 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +Waarenwerth von 500 £, gleich dem ursprünglich vorgeschoßnen Geld +kapital, sondern ein neuproducirter Mehrwerth von 100 £. + +Dieser zuschüssige Mehrwerth von 100 £ ist in Waarenform in die Cir +kulation geworfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe +Operation ist nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zu +schüssigen Waarenwerths gegeben. | + +|320| M an muß nun die Schwierigkeit nicht durch plausible Ausflüchte + +zu umgehn suchen. + +Zum Beispiel: Was das konstante cirkulirende Kapital betrifft, so ist +klar, daß nicht alle es gleichzeitig auslegen. Während Kapitalist A seine +Waare verkauft, also für ihn vorgeschoßnes Kapital Geldform annimmt, +nimmt für den Käufer B umgekehrt sein in Geldform vorhandnes K a +pital die Form seiner Produktionsmittel an, die gerade A producirt. +Durch denselben Akt, wodurch A seinem producirten Waarenkapital die +Geldform wiedergibt, gibt B dem seinigen die produktive F o rm wieder, +verwandelt es aus Geldform in Produktionsmittel und Arbeitskraft; die +selbe Geldsumme fungirt in dem doppelseitigen Proceß wie in jedem ein +fachen K a uf W - G. Andrerseits, wenn A das Geld wieder in Produkti +onsmittel verwandelt, kauft er von C, und dieser zahlt damit B etc. So +wäre dann der Hergang erklärt. Aber: + +Alle in Bezug auf das Quantum des cirkulirenden Geldes bei der Waa +rencirkulation (Buch I, K a p. I I I) aufgestellten Gesetze werden in keiner +Art durch den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses ge +ändert. + +Wenn also gesagt wird, das in Geldform vorzuschießende cirkulirende +Kapital der Gesellschaft beträgt 500 £, so ist dabei schon in Rechnung +gebracht, daß dies einerseits die Summe ist, die gleichzeitig vorgeschossen +war, daß aber andrerseits diese Summe mehr produktives Kapital in Be +wegung setzt, als 500 £, weil sie abwechselnd als Geldfonds verschiedner +produktiven Kapitale dient. Diese Erklärungsweise setzt also schon das +Geld als vorhanden voraus, dessen Dasein sie erklären soll. - + +Es könnte ferner gesagt werden: Kapitalist A producirt Artikel, die +Kapitalist B individuell, unproduktiv konsumirt. Das Geld von B versil +bert also das Waarenkapital von A, und so dient dieselbe Geldsumme zur +Versilbrung des Mehrwerths von B und des cirkulirenden konstanten +Kapitals von A. Hier ist aber die Lösung der Frage, die beantwortet +werden soll, noch direkter unterstellt. Nämlich, wo kriegt B dies Geld für +Bestreitung seiner Revenue her? Wie hat er selbst diesen Mehrwerththeil +seines Produkts versilbert? - + +Ferner könnte gesagt werden, der Theil des cirkulirenden variablen +Kapitals, den A seinen Arbeitern beständig vorschießt, strömt ihm be- + +307 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +ständig aus der Cirkulation zurück; und nur ein abwechselnder Theil | +13211 davon liegt beständig bei ihm selbst für Zahlung des Arbeitslohns +fest. Zwischen der Ausgabe und dem Rückstrom verfließt jedoch eine +gewisse Zeit, während deren das in Arbeitslohn ausgezahlte Geld unter +andrem auch zur Versilberung von Mehrwerth dienen kann. - Aber wir +wissen erstens, daß je größer diese Zeit, um so größer auch die Masse des +Geldvorraths sein muß, die der Kapitalist A beständig in petto halten +muß. Zweitens gibt der Arbeiter das Geld aus, kauft Waaren damit, ver +silbert daher den in diesen Waaren steckenden Mehrwerth pro tanto. +Also dient dasselbe Geld, das in der Form des variablen Kapitals vorge +schossen wird, pro tanto auch dazu, Mehrwerth zu versilbern. Ohne hier +noch tiefer auf diese Frage einzugehn, hier nur so viel: daß die Konsum +tion der ganzen Kapitalistenklasse und der von ihr abhängigen unpro +duktiven Personen gleichzeitig Schritt hält mit der für die Arbeiterklasse; +also, gleichzeitig mit dem von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen +Geld, von den Kapitalisten Geld in die Cirkulation geworfen werden +muß, um ihren Mehrwerth als Revenue zu verausgaben; also für densel +ben der Cirkulation Geld entzogen sein muß. Die eben gegebne Erklä +rung würde nur das so nöthige Quantum verringern, nicht beseitigen. - + +Endlich könnte gesagt werden: Es wird doch beständig ein großes +Quantum Geld in Cirkulation geworfen bei der ersten Anlage des fixen +Kapitals, das der Cirkulation nur allmälig, stückweis, im L a uf von Jah +ren, von Dem wieder entzogen wird, der es hineinwarf. Kann diese Sum +me nicht hinreichen, um den Mehrwerth zu versilbern? - Hierauf ist zu +antworten, daß vielleicht in der Summe von 500 £ (die auch Schatzbil +dung für nöthige Reservefonds einschließt) schon die Anwendung dieser +Summe als fixes Kapital, wenn nicht durch den der sie hineinwarf, so +doch durch jemand anders, einbegriffen ist. Außerdem ist bei der Sum +me, die für Beschaffung der als fixes Kapital dienenden Produkte ausge +geben wird, schon unterstellt, daß auch der in diesen Waaren steckende +Mehrwerth gezahlt ist, und es f r a gt sich eben wo dies Geld herkommt. - +Die allgemeine Antwort ist bereits gegeben: Wenn eine Waarenmasse +von χ χ 1000 £ zu cirkuliren, so ändert es absolut nichts am Quantum der +zu dieser Cirkulation nöthigen Geldsumme, ob der Werth dieser Waa +renmasse Mehrwerth enthält oder nicht, ob die Waarenmasse kapitali +stisch producirt ist oder nicht. Das Problem selbst existirt also nicht. Bei +sonst gegebnen Bedingungen, Umlaufs || 322 |geschwindigkeit des Geldes +etc., ist eine bestimmte Geldsumme erheischt, um den Waarenwerth von +XX 1000 £ zu cirkuliren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel +oder wie wenig von diesem Werth den unmittelbaren Producenten dieser +Waaren zufällt. Soweit hier ein Problem existirt, fällt es zusammen mit + +308 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +dem allgemeinen Problem: woher die zur Cirkulation der Waaren in ei +nem Lande nöthige Geldsumme kommt. + +Indeß existirt allerdings, vom Standpunkt der kapitalistischen Produk +tion, der Schein eines besondren Problems. Es ist nämlich hier der K a +pitalist, welcher als der Ausgangspunkt erscheint, von dem das Geld in +die Cirkulation geworfen wird. Das Geld, das der Arbeiter zur Zahlung +seiner Lebensmittel ausgibt, existirt vorher als Geldform des variablen +Kapitals und wird daher ursprünglich vom Kapitalisten in Cirkulation +geworfen als Kauf- oder Zahlungsmittel von Arbeitskraft. Außerdem +wirft der Kapitalist das Geld in Cirkulation, das für ihn ursprünglich die +Geldform seines konstanten, fixen und flüssigen Kapitals bildet; er gibt +es aus als Kauf- oder Zahlungsmittel für Arbeitsmittel und Produktions +stoffe. Aber über dies hinaus erscheint der Kapitalist nicht weiter als +Ausgangspunkt der in der Cirkulation befindlichen Geldmasse. Nun aber +existiren nur zwei Ausgangspunkte: der Kapitalist und der Arbeiter. Alle +dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld +von diesen beiden Klassen erhalten, oder soweit sie es ohne Gegenlei +stung erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerths in der Form von +Rente, Zins etc. D aß der Mehrwerth nicht ganz in der Tasche des indu +striellen Kapitalisten bleibt, sondern von ihm mit andern Personen ge +theilt werden muß, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu thun. Es +fragt sich, wie er seinen Mehrwerth versilbert, nicht wie das dafür gelöste +Silber sich später vertheilt. Es ist also für unsern Fall der Kapitalist noch +als einziger Besitzer des Mehrwerths zu betrachten. Was aber den Arbei +ter betrifft, so ist bereits gesagt, daß er nur sekundärer Ausgangspunkt, +der Kapitalist aber der primäre Ausgangspunkt des vom Arbeiter in die +Cirkulation geworfnen Gelds ist. Das zuerst als variables Kapital vorge +schoßne Geld vollzieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Arbeiter +es zur Zahlung von Lebensmitteln ausgibt. + +Die Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der Geld +cirkulation. Wenn sie zur Zahlung von Produktionsmitteln 400 £, zur +Zahlung der Arbeitskraft 100 £ braucht, so wirft sie 500 £ in ||323| Cir +kulation. Aber der in dem Produkt steckende Mehrwerth, bei Mehr +werthsrate von 1 0 0 %, ist gleich einem Werth von 100 £. Wie kann sie +600 £ aus der Cirkulation beständig herausziehn, wenn sie beständig nur +500 £ hineinwirft? Aus Nichts wird Nichts. Die Gesammtklasse der K a +pitalisten kann nichts aus der Cirkulation herausziehn, was nicht vorher +hineingeworfen war. + +Es wird hier abgesehn davon, daß die Geldsumme von 400 £ vielleicht +hinreicht, um bei zehnmaligem Umschlag Produktionsmittel zum Werth +von 4000 £ und Arbeit zum Werth von 1000 £ zu cirkuliren, und die + +309 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +übrigen 100 £ für die Cirkulation des Mehrwerths von 1000 £ ebenfalls +genügen. Dies Verhältniß der Geldsumme zu dem von ihr cirkulirten +Waarenwerth thut nichts zur Sache. Das Problem bleibt dasselbe. Fänden +nicht verschiedne Umläufe derselben Geldstücke statt, so wären 5000 £ +als Kapital in Cirkulation zu werfen und 1000 £ wären nöthig, um den +Mehrwerth zu versilbern. Es fragt sich, wo dies letztre Geld herkommt, +ob nun 1000 oder 100 £. Jedenfalls ist es ein Ueberschuß über das in +Cirkulation geworfne Geldkapital. + +In der That, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitali +stenklasse selbst wirft das Geld in Cirkulation, das zur Realisirung des in +den Waaren steckenden Mehrwerths dient. Aber nota bene: sie wirft es +hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, also nicht als Kapital. Sie veraus +gabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht +von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Cirkulati +on ist. + +Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet, +ζ. B. einen Pächter. Während des ersten Jahrs schießt er ein Geldkapital, +sage von 5000 £ vor, in Zahlung von Produktionsmitteln (4000 £) und +von Arbeitskraft (1000 £ ). Die Mehrwerthsrate sei 1 0 0 %, der von ihm +angeeignete Mehrwerth = 1000 £. Die obigen 5000 £ schließen alles Geld +ein, was er als Geldkapital vorschießt. Aber der Mann muß auch leben, +und er nimmt kein Geld ein vor Ende des Jahrs. Sein Konsum betrage +1000 £. Diese muß er besitzen. Er sagt zwar, daß er sich diese 1000 £ +vorschießen muß während des ersten Jahrs. Doch heißt dies Vorschießen +- das hier nur subjektiven Sinn hat - weiter nichts als daß er das erste +J a hr seine individuelle Konsumtion aus eigner Tasche, statt aus der Gra +tisproduktion ||324| seiner Arbeiter bestreiten muß. Er schießt dies Geld +nicht vor als Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Aequivalent +in Lebensmitteln die er verzehrt. Dieser Werth ist von ihm in Geld ver +ausgabt, in die Cirkulation geworfen und in Waarenwerthen ihr entzogen +worden. Diese Waarenwerthe hat er verzehrt. Er hat also aufgehört in +irgend einem Verhältniß zu ihrem Werth zu stehn. Das Geld, womit er +ihn gezahlt, existirt als Element des cirkulirenden Geldes. Aber den +Werth dieses Geldes hat er der Cirkulation in Produkten entzogen, und +mit den Produkten, worin er existirte, ist auch ihr Werth vernichtet. Er ist +alle geworden. Am Ende des Jahres nun wirft er in die Cirkulation einen +Waarenwerth von 6000 £ und verkauft ihn. Damit fließt für ihn zurück: +1) sein vorgeschoßnes Geldkapital von 5000 £; 2) der versilberte Mehr +werth von 1000 £. Er hat 5000 £ als Kapital vorgeschossen, in die Cir +kulation geworfen, und er entzieht ihr 6000 £, 5000 £ für Kapital und +1000 £ für Mehrwerth. Die letztren 1000 £ sind versilbert mit dem Geld, + +310 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +das er selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in die Cirku +lation geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat. Sie kehren +jetzt zu ihm zurück als Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. +Und von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich. Aber vom +zweiten Jahr an sind die 1000 £, die er verausgabt, beständig die verwan +delte Form, die Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Er ver +ausgabt sie jährlich und sie fließen ihm ebenso jährlich zurück. + +Schlüge sein Kapital öfter im Jahre um, so änderte das nichts an der +Sache, wohl aber an der Länge der Zeit und daher an der Größe der +Summe, die er über sein vorgeschoßnes Geldkapital hinaus für seine in +dividuelle Konsumtion in Cirkulation zu werfen hätte. + +Dies Geld wird vom Kapitalisten nicht als Kapital in Cirkulation ge +worfen. Wohl aber gehört es zum Charakter des Kapitalisten, daß er +fähig ist, bis zum Rückfluß von Mehrwerth von den in seinem Besitz +befindlichen Mitteln zu leben. + +In diesem Fall war angenommen, daß die Geldsumme, die der Kapi +talist bis zum ersten Rückfluß seines Kapitals zur Bestreitung seiner +individuellen Konsumtion in Cirkulation wirft, exakt gleich ist dem +von ihm producirten und daher zu versilbernden Mehrwerth. Dies ist | +|325| offenbar, mit Bezug auf den einzelnen Kapitalisten, eine willkürliche +Annahme. Aber sie muß richtig sein für die gesammte Kapitalistenklasse, +bei Unterstellung einfacher Reproduktion. Sie drückt nur dasselbe aus, +was diese Unterstellung besagt, nämlich daß der ganze Mehrwerth, aber +auch nur dieser, also kein Bruchtheil des ursprünglichen Kapitalstocks, +unproduktiv verzehrt wird. + +Es war oben unterstellt, daß die Gesammtproduktion an edlen Metal + +len (= 500 £ gesetzt) nur hinreicht, um den Geldverschleiß zu ersetzen. + +Die Gold producirenden Kapitalisten besitzen ihr ganzes Produkt in +Gold, sowohl den Theil desselben, der konstantes Kapital, wie den der +variables Kapital ersetzt, wie auch den aus Mehrwerth bestehenden. Ein +Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths besteht also aus Gold, nicht aus +Produkt, das sich erst innerhalb der Cirkulation vergoldet. Er besteht +von vornherein aus Gold und wird in die Cirkulation geworfen, um ihr +Produkte zu entziehn. Dasselbe gilt hier vom Arbeitslohn, dem variablen +Kapital, und vom Ersatz des vorgeschoßnen konstanten Kapitals. Wenn +also ein Theil der Kapitalistenklasse einen Waarenwerth in die Cirkula +tion wirft, größer (um den Mehrwerth) als das von ihnen vorgeschoßne +Geldkapital, so wirft ein andrer Theil der Kapitalisten einen größren +Geldwerth (größer um den Mehrwerth) in die Cirkulation als der Waa +renwerth, den sie der Cirkulation zur Produktion des Goldes beständig +entziehn. Wenn ein Theil der Kapitalisten beständig mehr Geld aus der + +311 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Cirkulation auspumpt als er einschießt, so pumpt der Gold producirende +Theil beständig mehr Geld ein als er ihr in Produktionsmitteln entzieht. +Obgleich nun von diesem Produkt von 500 £ Gold ein Theil Mehr +werth der Goldproducenten ist, so ist die ganze Summe doch nur be +stimmt zum Ersatz des für die Cirkulation der Waaren nöthigen Geldes; +wie viel davon den Mehrwerth der Waaren versilbert, wie viel ihre andren +Werthbestandtheile, ist dabei gleichgültig. + +Wenn man die Goldproduktion aus dem Land heraus in andre Länder +verlegt, so ändert das absolut nichts an der Sache. Ein Theil der gesell +schaftlichen Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produktionsmittel im +Land A ist in ein Produkt verwandelt, ζ. B. Leinwand zum Werth von +500 £, die nach dem Land B ausgeführt wird, um dort Gold zu kaufen. +Das so im Land A verwandte produktive Kapital wirft ebenso||326|wenig +Waare, im Unterschied von Geld, auf den Markt des Landes A, als wenn +es direkt in der Goldproduktion verwandt wäre. Dies Produkt von A +stellt sich in 500 £ Gold dar, und tritt nur als Geld in die Cirkulation des +Landes A. Der Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths, den dies Produkt +enthält, existirt direkt in Geld und für das Land A nie anders als in der +F o rm von Geld. Obgleich für die Kapitalisten, welche das Gold produ +ciren, nur ein Theil des Produkts Mehrwerth, ein andrer den Kapitaler +satz darstellt, so hängt dagegen die Frage, wie viel von diesem Gold, +außer dem cirkulirenden konstanten Kapital, variables Kapital ersetzt +und wie viel Mehrwerth darstellt, ausschließlich ab von den resp. Ver +hältnissen, die Arbeitslohn und Mehrwerth vom Werth der cirkulirenden +Waaren bilden. Der Theil, der Mehrwerth bildet, vertheilt sich unter die +verschiednen Mitglieder der Kapitalistenklasse. Obgleich er beständig für +die individuelle Konsumtion von ihnen ausgegeben und durch Verkauf +neuen Produkts wieder eingenommen wird - gerade dieser K a uf und +Verkauf macht überhaupt nur das zur Vergoldung des Mehrwerths nö +thige Geld unter ihnen selbst cirkuliren, - so befindet sich doch, wenn +auch in wechselnden Portionen, ein Theil des gesellschaftlichen Mehr +werths in der F o rm von Geld in der Tasche der Kapitalisten, ganz wie +sich ein Theil des Arbeitslohns wenigstens während eines Theils der Wo +che in der Form von Geld in den Taschen der Arbeiter aufhält. Und +dieser Theil ist nicht beschränkt durch den Theil des Geldprodukts, der +ursprünglich den Mehrwerth der Gold producirenden Kapitalisten bildet, +sondern wie gesagt, durch die Proportion, worin obiges Produkt von +500 £ sich zwischen Kapitalisten und Arbeiter überhaupt vertheilt und +worin der zu cirkulirende Waarenvorrath aus Mehrwerth und den andren +Bestandtheilen des Werths besteht. + +312 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +Indeß besteht der Theil des Mehrwerths, der nicht in andren Waaren +existirt, sondern neben diesen andren Waaren in Geld, nur soweit aus +einem Theil des jährlich producirten Goldes, als ein Theil der jährlichen +Goldproduktion zur Realisirung des Mehrwerths cirkulirt. Der andre +Theil des Gelds, der sich fortwährend in wechselnden Portionen als Geld +form ihres Mehrwerths in den Händen der Kapitalistenklasse befindet, ist +nicht Element des jährlich producirten Goldes, sondern der früher im +Land akkumulirten Geldmassen. + +Nach unsrer Unterstellung reicht die jährliche Goldproduktion von | +|327| 500 £ nur gerade hin, um das jährlich verschlißne Geld zu ersetzen. +Halten wir daher nur diese 500 £ im Auge, und abstrahiren wir von dem +Theil der jährlich producirten Waarenmasse, zu deren Cirkulation früher +akkumulirtes Geld dient, so findet der in Waarenform producirte Mehr +werth schon deswegen Geld zu seiner Vergoldung in der Cirkulation vor, +weil auf der andren Seite Mehrwerth jährlich in der Form von Gold +producirt wird. Dasselbe gilt von den andren Theilen des Goldprodukts +von 500 £, die das vorgeschoßne Geldkapital ersetzen. + +Es ist hier nun zweierlei zu bemerken. +Es folgt erstens: Der von den Kapitalisten in Geld ausgegebne Mehr +werth, sowohl wie das von ihnen in Geld vorgeschoßne, variable und +sonstige produktive Kapital ist in der That Produkt der Arbeiter, näm +lich der in der Goldproduktion beschäftigten Arbeiter. Sie produciren +neu sowohl den Theil des Goldprodukts, der ihnen als Arbeitslohn „vor +geschossen" wird, wie den Theil des Goldprodukts, worin sich der Mehr +werth der kapitalistischen Goldproducenten unmittelbar darstellt. Was +endlich den Theil des Goldprodukts betrifft, der nur den zu seiner Pro +duktion vorgeschoßnen konstanten Kapitalwerth ersetzt, so erscheint er +nur in Geldform (überhaupt in einem Produkt) wieder durch die jährliche +Arbeit der Arbeiter. Bei Beginn des Geschäfts wurde er ursprünglich vom +Kapitalisten weggegeben in Geld, welches nicht neu producirt, sondern +Theil der umlaufenden gesellschaftlichen Geldmasse bildete. Soweit er +dagegen durch neues Produkt, zuschüssiges Gold, ersetzt wird, ist er das +jährliche Produkt des Arbeiters. Der Vorschuß von Seiten des Kapitali +sten erscheint auch hier nur als eine Form, die daher stammt, daß der +Arbeiter weder Besitzer seiner eignen Produktionsmittel ist, noch wäh +rend der Produktion über die von andren Arbeitern producirten Lebens +mittel verfügt. + +Zweitens aber, was die von diesem jährlichen Ersatz von 500 £ unab +hängig existirende, theils in Schatzform, theils in Form von umlaufendem +Geld befindliche Geldmasse betrifft, so muß es sich mit ihr gerade so +verhalten, d. h. ursprünglich verhalten haben, wie es sich mit diesen + +313 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +500 £ noch jährlich verhält. A uf diesen Punkt kommen wir am Schluß +dieses Unterabschnitts zurück. Vorher noch einige andre Bemerkungen. + +13281 M an hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, daß, unter sonst +gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um +schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die +Produktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der +Geldcirkulation muß also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von +Ausdehnung und Zusammenziehung anzupassen. + +Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an - auch unver +änderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags - aber ver +änderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn und Mehr +werth, sodaß entweder der erstre steigt und der letztre fällt, oder umge +kehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Gelds nicht berührt. +Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder K o n +traktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir nament +lich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher - unter den +vorausgesetzten Bedingungen - die Rate des Mehrwerths allgemein fiele, +außerdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth der cir +kulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst allerdings das +Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden muß, also +die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade soviel, wie +die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geldmasse wächst, +um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die zu seiner +Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung des +Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt wie +dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für den +einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis bleibt +unverändert. Was verändert wird, ist das Verhältniß worin, abgesehn +vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich in +Arbeitslohn und Profit theilt. + +Aber, sagt man, größre Auslage von variablem Geldkapital (der Werth +des Gelds ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt soviel als +größre Masse von Geldmitteln in der Hand der Arbeiter. Hieraus folgt +größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter. Weitre Folge ist +Steigen im Preis der Waaren. - Oder man sagt: Steigt der Arbeitslohn, so +erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. - In beiden Fällen verur +sacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns ||329| Steigen der Waaren- +preise. Daher muß eine größre Geldmasse nöthig sein, um die Waaren zu + +314 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +cirkuliren, ob man das Steigen der Preise nun in der einen oder andren +Weise erklärt. + +Antwort auf die erste Fassung: In Folge steigenden Arbeitslohns wird +namentlich die Nachfrage der Arbeiter nach nothwendigen Lebensmit +teln wachsen. In einem geringren Grad wird ihre Nachfrage nach Lu +xusartikeln zunehmen, oder sich Nachfrage einstellen für Artikel, die frü +her nicht in den Bereich ihrer Konsumtion fielen. Die plötzliche und auf +größrer Stufenleiter gesteigerte Nachfrage nach nothwendigen Lebens +mitteln wird unbedingt momentan ihren Preis steigern. Folge davon: Ein +größrer Theil des gesellschaftlichen Kapitals wird in Produktion von +nothwendigen Lebensmitteln, ein geringrer in der Produktion von Lu +xusmitteln verwandt, da letztre im Preise fallen, wegen des verminderten +Mehrwerths und daher der verminderten Nachfrage der Kapitalisten für +dieselben. Soweit die Arbeiter dagegen selbst Luxusmittel kaufen, wirkt +die Erhöhung ihres Lohns - innerhalb dieses Umfangs - nicht auf Stei +gerung des Preises von nothwendigen Lebensmitteln, sondern deplacirt +nur die Käufer von Luxuswaaren. Mehr Luxuswaaren als bisher gehn ein +in den Konsum der Arbeiter, und verhältnißmäßig weniger in den K o n +sum der Kapitalisten. Voilà tout. Nach einigen Oscillationen cirkulirt +eine Waarenmasse vom selben Werth wie vorher. - Was die momentanen +Oscillationen betrifft, so werden sie kein andres Resultat haben als un +beschäftigtes Geldkapital in die inländische Cirkulation zu werfen, das +bisher in spekulativen Unternehmungen an der Börse oder im Auslande +Beschäftigung suchte. + +Antwort auf die zweite Fassung: Wenn es in der Hand der kapitali +stischen Producenten stände, beliebig die Preise ihrer Waaren zu erhöhn, +so könnten und würden sie das thun auch ohne Steigen des Arbeitslohns. +Der Arbeitslohn würde nie steigen bei sinkenden Waarenpreisen. Die +Kapitalistenklasse würde sich nie den Trades' Unions widersetzen, da sie +stets und unter allen Umständen thun könnte was sie jetzt ausnahmsweis +unter bestimmten, besondren, so zu sagen lokalen Umständen, wirklich +thut - nämlich jede Erhöhung des Arbeitslohns benutzen, um die Waa- +renpreise in viel höherem Grade zu erhöhn, also größren Profit einzu +stecken. I + +13301 Die Behauptung, daß die Kapitalisten die Preise der Luxusmittel + +erhöhn können, weil die Nachfrage danach abnimmt (in Folge der ver +minderten Nachfrage der Kapitalisten, deren Kaufmittel dafür abgenom +men haben), wäre eine ganz originelle Anwendung des Gesetzes von +Nachfrage und Angebot. Soweit nicht bloß Deplacement der Käufer da +für eintritt, Arbeiter statt Kapitalisten, - und soweit dies Deplacement +stattfindet, wirkt die Nachfrage der Arbeiter nicht auf Preissteigerung der + +315 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +nothwendigen Lebensmittel, denn den Theil des Lohnzuschusses, den die +Arbeiter für Luxusmittel verausgaben, können sie nicht für nothwendige +Lebensmittel verausgaben, - fallen die Preise der Luxusmittel in Folge +der verminderten Nachfrage. In Folge dessen wird Kapital aus ihrer Pro +duktion zurückgezogen, bis ihre Zufuhr auf das M aß reducirt ist, das +ihrer veränderten Rolle im gesellschaftlichen Produktionsproceß ent +spricht. Mit dieser verringerten Produktion steigen sie, bei sonst un +verändertem Werth, wieder auf ihre normalen Preise. Solange diese +Kontraktion oder dieser Ausgleichungsproceß stattfindet, wird ebenso +beständig, bei steigenden Preisen der Lebensmittel, der Produktion dieser +letztren ebensoviel Kapital zugeführt, als dem andren Zweig der Produk +tion entzogen wird, bis die Nachfrage gesättigt ist. Dann tritt wieder +Gleichgewicht ein, und das Ende des ganzen Processes ist, daß das ge +sellschaftliche Kapital, und daher auch das Geldkapital, zwischen der +Produktion von nothwendigen Lebensmitteln und der von Luxusmitteln +in veränderter Proportion getheilt ist. + +Der ganze Einwurf ist ein Schreckschuß der Kapitalisten und ihrer + +ökonomischen Sykophanten. + +Die Thatsachen, die den Vorwand zu diesem Schreckschuß liefern, sind + +dreierlei Art. + +1) Es ist ein allgemeines Gesetz der Geldcirkulation, daß wenn die +Preissumme der cirkulirenden Waaren steigt - ob diese Vermehrung der +Preissumme nun für dieselbe Waarenmasse oder für eine vergrößerte +stattfindet - bei sonst gleichbleibenden Umständen die Masse des cir +kulirenden Geldes wächst. Es wird nun die Wirkung mit der Ursache +verwechselt. Der Arbeitslohn steigt (wenn auch selten und nur ausnahms- +weis verhältnißmäßig) mit dem steigenden Preis der nothwendigen Le +bensmittel. Sein Steigen ist Folge, nicht Ursache des Steigens der Waa- +renpreise. | + +133112) Bei einem partiellen oder lokalen Steigen des Arbeitslohns +- d. h. Steigen in nur einzelnen Produktionszweigen - kann dadurch eine +lokale Preissteigerung der Produkte dieser Zweige erfolgen. Aber selbst +dies hängt von vielen Umständen ab. Ζ. B. daß der Arbeitslohn hier nicht +abnorm gedrückt, und daher die Profitrate nicht abnorm hoch war, daß +der Markt für diese Waaren sich nicht verengt durch die Preissteigerung +(also für ihre Preissteigerung nicht vorherige Kontraktion ihrer Zufuhr +nöthig ist) etc. + +3) Bei allgemeiner Erhöhung des Arbeitslohns steigt der Preis der pro +ducirten Waaren +in Industriezweigen, wo das variable Kapital vor +herrscht, fällt dafür aber in solchen, wo das konstante resp. fixe Kapital +vorherrscht. + +316 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +Es zeigte sich bei der einfachen Waarencirkulation (Buch I, Kap. I I I, 2 ), +daß, wenn auch innerhalb der Cirkulation jedes bestimmten Waaren- +quantums seine Geldform nur verschwindend ist, doch das bei der Me +tamorphose einer Waare in der Hand des Einen verschwindende Geld +nothwendig seinen Platz in der eines Andern nimmt, also nicht nur in +erster Instanz Waaren allseitig ausgetauscht werden oder sich ersetzen, +sondern auch dieser Ersatz vermittelt und begleitet ist von allseitigem +Niederschlag von Geld. „Der Ersatz von Waare durch Waare läßt zu +gleich in dritter Hand die Geldwaare hängen. Die Cirkulation schwitzt +beständig Geld aus." (Buch I, S. 92.) Dasselbe identische Faktum drückt +sich auf Grundlage der kapitalistischen Waarenproduktion so aus, daß +beständig ein Theil des Kapitals in der F o rm von Geldkapital existirt, +und beständig ein Theil des Mehrwerths sich ebenfalls in Geldform in +den Händen seiner Besitzer befindet. + +Hiervon abgesehn, + +ist der Kreislauf des Gelds - d. h. der Rückfluß des +Gelds zu seinem Ausgangspunkt - soweit er ein Moment des Umschlags +des Kapitals bildet, ein ganz verschiednes, ja selbst entgegengesetztes +Phänomen zum Umlauf des Gelds33\ der ||332| seine stete Entfernung vom +Ausgangspunkt durch eine Reihe von Händen ausdrückt. (Buch I, S. 94.) +Dennoch schließt beschleunigter Umschlag eo ipso beschleunigten Um +lauf ein. + +Zunächst was das variable Kapital angeht: Schlägt ζ. B. ein Geldka­ +pital von 500 £ in der F o rm von variablem Kapital zehnmal im J a hr um, +so ist klar, daß dieser aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse seine +zehnfache Werthsumme = 5000 £ cirkulirt. Es läuft zehnmal im Jahre um +zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Arbeiter wird bezahlt und zahlt + +3 3) Wenn die Physiokraten noch beide Phänomene durch einander werfen, so sind sie doch +die ersten, die den Rückfluss des Gelds zu seinem Ausgangspunkt als wesentliche F o rm der +Cirkulation des Kapitals, als F o rm der die Reproduktion vermittelnden Cirkulation her +vorheben. «Jetez les yeux sur le Tableau Économique, vous verrez que la classe productive +donne l'argent avec lequel les autres classes viennent lui acheter des productions, et qu'elles +lui rentrent cet argent en revenant l'année suivante faire chez elle les mêmes achats . .. Vous +ne voyez donc ici d'autre cercle que celui de la dépense suivie de la réproduction, et de la +réproduction suivie de la dépense; cercle qui est parcouru par la circulation de l'argent qui +mesure la dépense et la réproduction.» (Quesnay, Problèmes économiques, in Daire, Phy- +siocr. 1. p. 2 0 8, 2 0 9 .) - « C ' e st cette avance et cette rentrée continuelle des capitaux qu' on +doit appeler la circulation de l'argent, cette circulation utile et féconde qui anime tous les +travaux de la société, qui entretient le mouvement et la vie dans le corps politique et qu'on a +grande raison de comparer à la circulation du sang dans le corps animal.» (Turgot, R é +flexions etc, Œuvres éd. Daire, I, p. 4 5 .) + +317 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +zehnmal im Jahr mit demselben aliquoten Theil der cirkulirenden Geld +masse. Schlüge bei gleicher Stufenleiter der Produktion dies variable K a +pital einmal im J a hr um, so fände nur einmaliger Umlauf von 5000 £ +statt. + +Ferner: Der konstante Theil des cirkulirenden Kapitals sei = 1000 £. +Schlägt das Kapital zehnmal um, so verkauft der Kapitalist zehnmal im +J a hr seine Waare, also auch den konstanten cirkulirenden Theil ihres +Werths. Derselbe aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse (= 1000 £) +geht zehnmal im J a hr aus der Hand seiner Besitzer in die des Kapitalisten +über. Dies sind zehn Stellenwechsel dieses Geldes aus einer Hand in die +andre. Zweitens: Der Kapitalist kauft zehnmal im Jahr Produktionsmit +tel; dies sind wieder zehn Umläufe des Gelds aus einer Hand in die andre. +Mit Geld zum Betrag von 1000 £ ist Waare für 10 000 £ ||3331 vom in +dustriellen Kapitalisten verkauft und wieder Waare für 10 000 £ einge +kauft. Durch zwanzigmaligen Umlauf der 1000 £ Geld ist ein Waaren +vorrath von 20 000 £ cirkulirt. + +Endlich läuft bei beschleunigtem Umschlag auch der Geldtheil rascher + +um, der den Mehrwerth realisirt. + +Dagegen schließt nicht umgekehrt ein raschrer Geldumlauf nothwen +dig einen raschren Kapitalumschlag und daher auch Geldumschlag ein, +d. h. nicht nothwendig Verkürzung und raschre Erneuerung des Repro- +duktionsprocesses. + +Raschrer Geldumlauf findet jedesmal statt, sobald eine größre Masse +Transaktionen mit derselben Geldmasse vollzogen werden. Dies kann +auch bei gleichen Reproduktionsperioden des Kapitals der Fall sein, in +Folge veränderter technischer Veranstaltungen für den Geldumlauf. Fer +ner: Es kann sich die Masse von Transaktionen vermehren, in denen Geld +umläuft, ohne wirklichen Waarenumsatz auszudrücken +(Differenzge +schäfte an der Börse u. s. w.). Andrerseits können Geldumläufe ganz +wegfallen. Ζ. B. wo der Landwirth selbst Grundbesitzer ist, findet kein +Geldumlauf statt zwischen dem Pächter und Grundbesitzer; wo der in +dustrielle Kapitalist selbst Eigenthümer des Kapitals, findet kein Umlauf +statt zwischen ihm und dem Kreditgeber. + +Was die ursprüngliche Bildung eines Geldschatzes in einem Lande be +trifft, sowie die Aneignung desselben durch Wenige, so ist es unnöthig, +hier weiter darauf einzugehn. + +Die kapitalistische Produktionsweise - wie ihre Basis die Lohnarbeit +ist, so auch die Zahlung des Arbeiters in Geld und überhaupt die Ver- + +318 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +Wandlung von Naturalleistungen in Geldleistungen - kann sich erst in +größrem Umfang und tiefrer Durchbildung dort entwickeln, wo im Lan +de eine Geldmasse, hinreichend für die Cirkulation und die durch sie +bedingte Schatzbildung (Reservefonds etc.) vorhanden ist. Dies ist hi +storische Voraussetzung, obgleich die Sache nicht so zu verstehn, daß erst +eine hinreichende Schatzmasse gebildet wird und dann die kapitalistische +Produktion beginnt. Sondern sie entwickelt sich gleichzeitig mit der Ent +wicklung ihrer Bedingungen, und eine dieser Bedingungen ist eine genü +gende Zu||334jfuhr von edlen Metallen. Daher die vermehrte Zufuhr der +edlen Metalle seit dem 16. Jahrhundert ein wesentliches Moment in der +Entwicklungsgeschichte der kapitalistischen Produktion bildet. Soweit es +sich aber um die nöthige weitere Zufuhr von Geldmaterial auf der Basis +der kapitalistischen Produktionsweise handelt, so wird auf der einen Seite +Mehrwerth in Produkt in die Cirkulation geworfen ohne das zu seiner +Versilbrung nöthige Geld, und auf der andren Seite Mehrwerth in Gold, +ohne vorherige Verwandlung von Produkt in Geld. + +Die zuschüssigen Waaren, die sich in Geld zu verwandeln haben, fin +den die nöthige Geldsumme vor, weil auf der andren Seite, nicht durch +den Austausch, sondern durch die Produktion selbst zuschüssiges Gold +(und Silber) in die Cirkulation geworfen wird, das sich in Waaren zu +verwandeln hat. + +IL Akkumulation und erweiterte Reproduktion. + +Soweit die Akkumulation in der F o rm von Reproduktion auf erweiterter +Stufenleiter stattfindet, ist es klar, daß sie kein neues Problem mit Bezug +auf die Geldcirkulation bietet. + +Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, erheischt zur Funk +tion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch den +Theil des realisirten Mehrwerths, der als Geldkapital, statt als Geldform +der Revenue, von den Kapitalisten in Cirkulation geworfen wird. Das +Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten. Bloß seine Anwendung ist +verschieden. + +Nun wird aber in Folge des zuschüssigen produktiven Kapitals, als +sein Produkt, eine zuschüssige Waarenmasse in Cirkulation geworfen. +Mit dieser zuschüssigen Waarenmasse wurde zugleich ein Theil des zu +ihrer Realisation nöthigen zuschüssigen Gelds in Cirkulation geworfen, +soweit nämlich der Werth dieser Waarenmasse gleich ist dem Werth des in +ihrer Produktion verzehrten produktiven Kapitals. Diese zuschüssige +Geldmasse ist gerade als zuschüssiges Geldkapital vorgeschossen worden +und fließt daher zum Kapitalisten zurück durch den Umschlag seines + +319 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Kapitals. Hier tritt wieder dieselbe Frage auf wie oben. Wo kommt das +zuschüssige Geld her, um den jetzt in Waarenform vorhandnen zuschüs +sigen Mehrwerth zu realisiren? | + +13351 Die allgemeine Antwort ist wieder dieselbe. Die Preissumme der +cirkulirenden Waarenmasse ist vermehrt, nicht weil die Preise einer ge +gebnen Waarenmasse gestiegen, sondern weil die Masse der jetzt cirku +lirenden Waaren größer ist als die der früher cirkulirenden Waaren, ohne +daß dies durch einen Fall der Preise ausgeglichen wäre. Das zur Cirku +lation dieser größren Waarenmasse von größrem Werth erforderte zu +schüssige Geld muß beschafft werden entweder durch erhöhte Oekono- +misirung der cirkulirenden Geldmasse - sei es durch Ausgleichung der +Zahlungen etc., sei es durch Mittel, welche den Umlauf derselben Geld +stücke beschleunigen - oder aber durch Verwandlung von Geld aus der +Schatzform in die cirkulirende Form. Letztres schließt nicht nur ein, daß +brachliegendes Geldkapital in Funktion tritt als Kauf- oder Zahlungs +mittel; oder auch, daß bereits als Reservefonds fungirendes Geldkapital, +während es seinem Eigner die Funktion des Reservefonds vollzieht, für +die Gesellschaft aktiv cirkulirt (wie bei Depositen in Banken, die bestän +dig ausgeliehen werden), also doppelte Funktion vollzieht, - sondern +auch, daß die stagnirenden Reservefonds von Münze ökonomisirt wer +den. + +„Damit das Geld als Münze beständig fließt, muß die Münze beständig +zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt durch +ihre beständige Stockung in größren oder kleinren Portionen in allseitig +innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie bedingen +den Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auflösung +und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig verschwindet, +deren Verschwinden beständig da ist. A. Smith hat diese unaufhörliche +Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze so ausge +drückt, daß jeder Waarenbesitzer neben der besondren Waare, die er ver +kauft, eine gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er kauft, stets +vorräthig haben müsse. Wir sahen, daß in der Cirkulation W - G -W das +zweite Glied G -W sich beständig in eine Reihe Käufe zersplittert, die sich +nicht auf einmal, sondern successiv in der Zeit vollziehn, sodaß eine Por +tion von G als Münze umläuft, während die andre als Geld ruht. Das +Geld ist hier in der That nur suspendirte Münze, und die einzelnen Be +standtheile der umlaufenden Münzmasse erscheinen stets wechselnd bald +in der einen, bald in der andren Form. Diese erste Verwandlung des +Cirkulationsmittels in Geld stellt daher ein nur technisches Moment des +Geldumlaufs selbst dar." (Karl Marx, Zur Kritik der ||336| Politischen +Oekonomie. 1859. S. 105, 106. - „Münze" im Gegensatz zu Geld wird + +320 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +hier gebraucht zur Bezeichnung des Geldes in seiner Funktion als bloßes +Cirkulationsmittel im Gegensatz zu seinen übrigen Funktionen.) + +Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muß zuschüssige Goldpro +duktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil des +zuschüssigen Produkts wird gegen Gold - das Produkt der Länder der +Edelmetallproduktion - direkt oder indirekt ausgetauscht. + +Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produk +tionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als +Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Po +sten der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenpro +duktion gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftli +chen Ausnutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger +Mittel der Produktion und Konsumtion, d. h. des wirklichen Reich +thums. Soweit bei gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion +oder bei gegebnem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren +Cirkulationsmaschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die +Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die +mit dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung +haben, vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, daß +ein großer Theil des gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses +dadurch ohne alle Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es, +daß die Funktionsfähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse gestei +gert wird. + +Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapitali +stische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen +(selbst nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit +bloß metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie +hätte vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallpro +duktion. Andrerseits muß man sich keine mystischen Vorstellungen ma +chen über die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital +zur Verfügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung hierüber +gehört nicht hierher. + +133VI Es ist nun der Fall zu betrachten, wo nicht wirkliche Akkumulation, +d. h. unmittelbare Erweitrung der Produktionsleiter stattfindet, sondern +ein Theil des realisirten Mehrwerths für längre oder kürzre Zeit als Geld +reservefonds aufgehäuft wird, um später in produktives Kapital verwan +delt zu werden. + +321 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +Soweit das sich so akkumulirende Geld zuschüssig, ist die Sache selbst +verständlich. Es kann nur Theil des aus den Gold producirenden Län +dern zugeführten überschüssigen Goldes sein. Es ist dabei zu merken, +daß das nationale Produkt, wogegen dies Gold eingeführt, nicht länger +im Lande existirt. Es ist in's Ausland weggegeben gegen Gold. + +Wird dagegen unterstellt, daß nach wie vor dieselbe Masse Geld im +Land, so ist das aufgehäufte und sich aufhäufende Geld aus der Cirku +lation hergeflossen; bloß seine Funktion ist verwandelt. Aus cirkuliren +dem Geld ist es in, sich allmälig bildendes, latentes Geldkapital verwan +delt. + +Das Geld, das hier aufgehäuft wird, ist die Geldform von verkaufter +Waare, und zwar von dem Theile ihres Werths, der für ihren Besitzer +Mehrwerth darstellt. (Das Kreditwesen wird hier als nicht existirend vor +ausgesetzt.) Der Kapitalist, der dies Geld aufgehäuft, hat pro tanto ver +kauft ohne zu kaufen. + +Stellt man sich diesen Vorgang partiell vor, so ist nichts daran zu er +klären. Ein Theil der Kapitalisten behält einen Theil des aus dem Ver +kauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt zu +entziehn. Ein andrer Theil dagegen verwandelt, mit Ausnahme des be +ständig rekurrirenden, für den Produktionsbetrieb nöthigen Geldkapi +tals, sein Geld ganz in Produkt. Ein Theil des als Träger von Mehrwerth +auf den Markt geworfnen Produkts besteht aus Produktionsmitteln oder +aus den realen Elementen des variablen Kapitals, nothwendigen Lebens +mitteln. Es kann also sofort zur Erweitrung der Produktion dienen. Denn +es ist keineswegs unterstellt, daß ein Theil der Kapitalisten Geldkapital +aufhäuft, während der andre seinen Mehrwerth ganz verzehrt, sondern +nur, daß der eine Theil seine Akkumulation in Geldform vollzieht, laten +tes Geldkapital bildet, während der andre wirklich akkumulirt, d. h. die +Produktionsleiter erweitert, sein produktives Kapital wirklich ausdehnt. +Die vorhandne Geldmasse bleibt hinreichend für die Bedürfnisse der Cir +kulation, selbst wenn abwechselnd ein Theil der Kapitalisten Geld +auf||338|häuft, während der andre die Produktionsleiter erweitert, und +umgekehrt. Die Geldaufhäufung auf der einen Seite kann zudem auch +ohne baares Geld durch bloße Aufhäufung von Schuldforderungen vor +sich gehn. + +Aber die Schwierigkeit kommt dann, wenn wir nicht partielle, sondern +allgemeine Akkumulation von Geldkapital in der Kapitalistenklasse vor +aussetzen. Außer dieser Klasse gibt es nach unsrer Unterstellung - all +gemeine und ausschließliche Herrschaft der kapitalistischen Produktion - +überhaupt keine andre Klasse als die Arbeiterklasse. Alles was die Ar +beiterklasse kauft, ist gleich der Summe ihres Arbeitslohns, gleich der + +322 + + Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts + +Summe des von der gesammten Kapitalistenklasse vorgeschoßnen vari +ablen Kapitals. Dies Geld strömt der letztren zurück durch den Verkauf +ihres Produkts an die Arbeiterklasse. Ihr variables Kapital erhält da +durch wieder seine Geldform. Die Summe des variablen Kapitals sei += χ χ 100 £, d. h. die Summe nicht des im Jahre vorgeschoßnen, sondern +angewandten variablen Kapitals; mit wie viel oder wenig Geld, je nach +Umschlagsgeschwindigkeit, dieser variable Kapitalwerth während des +Jahrs vorgeschossen wird, ändert an der jetzt betrachteten Frage nichts. +Mit diesen χ χ 100 £ Kapital kauft die Kapitalistenklasse eine gewisse +Masse Arbeitskraft, oder zahlt Lohn an eine gewisse Zahl Arbeiter - +erste Transaktion. Die Arbeiter kaufen mit derselben Summe ein Quan­ +tum Waaren von den Kapitalisten, damit fließt die Summe von χ χ 100 £ +in die Hände der Kapitalisten zurück - zweite Transaktion. Und dies +wiederholt sich beständig. Die Summe von χ χ 100 £ kann also nie die +Arbeiterklasse befähigen, den Theil des Produkts zu kaufen, worin sich +das konstante Kapital, geschweige den Theil, worin sich der Mehrwerth +der Kapitalistenklasse darstellt. Die Arbeiter können mit den χ χ 100 £ +immer nur einen Werththeil des gesellschaftlichen Produkts kaufen, der +gleich ist dem Werththeil, worin sich der Werth des vorgeschoßnen vari +ablen Kapitals darstellt. + +Abgesehn von dem Fall, worin diese allseitige Geldakkumulation +nichts ausdrückt als die Vertheilung des zuschüssig eingeführten Edel +metalls, in welcher Proportion immer, unter die verschiednen einzelnen +Kapitalisten, - wie soll da also die gesammte Kapitalistenklasse Geld +akkumuliren? + +Sie müßten alle einen Theil ihres Produkts verkaufen, ohne wieder +zu kaufen. D aß sie alle einen bestimmten Geldfonds besitzen, den sie | +|339| als Cirkulationsmittel für ihre Konsumtion in Cirkulation werfen, +und wovon Jedem wieder ein gewisser Theil aus der Cirkulation zurück +fließt, ist durchaus nichts Mysteriöses. Aber dieser Geldfonds besteht +dann gerade als Cirkulationsfonds durch die Versilberung des Mehr +werths, keineswegs aber als latentes Geldkapital. + +Betrachtet man die Sache, wie sie sich in der Wirklichkeit ereignet, so +besteht das latente Geldkapital, das zu spätrem Gebrauch aufgehäuft +wird: + +1) Aus Depositen in Banken; und es ist eine verhältnißmäßig geringe +Geldsumme, worüber die Bank wirklich verfügt. Es ist hier nur nominell +Geldkapital aufgehäuft. Was wirklich aufgehäuft ist, sind Geldfordrun +gen, die nur deswegen versilberbar sind (soweit sie je versilbert werden), +weil ein Gleichgewicht zwischen dem zurückgeforderten und dem einge +legten Geld stattfindet. Was sich als Geld in den Händen der Bank be +findet, ist relativ nur eine kleine Summe. + +323 + + Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals + +2) Aus Staatspapieren. Diese sind überhaupt kein Kapital, sondern + +bloße Schuldforderungen auf das jährliche Produkt der Nation. + +3) Aus Aktien. Soweit kein Schwindel, sind sie Besitztitel auf, einer +Korporation gehöriges, wirkliches Kapital und Anweisung auf den dar +aus jährlich fließenden Mehrwerth. + +In allen diesen Fällen besteht keine Aufhäufung von Geld, sondern, +was auf der einen Seite als Aufhäufung von Geldkapital, erscheint auf +der andren als beständige, wirkliche Verausgabung von Geld. Ob das +Geld von dem verausgabt wird, dem es gehört, oder von andren, seinen +Schuldnern, ändert nichts an der Sache. + +A uf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist die Schatzbildung +als solche nie Zweck, sondern Resultat entweder einer Stockung der Cir +kulation - indem größre Geldmassen als gewöhnlich die Schatzform an +nehmen - oder der durch den Umschlag bedingten Anhäufungen, oder +endlich: der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in laten +ter Form, bestimmt als produktives Kapital zu fungiren. + +Wenn daher auf der einen Seite ein Theil des in Geld realisirten Mehr +werths der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgehäuft wird, so wird +gleichzeitig beständig ein andrer Theil des Mehrwerths in produktives +Kapital verwandelt. Mit Ausnahme der Vertheilung zuschüssigen Edel +metalls unter die Kapitalistenklasse findet die Aufhäufung in Geldform +nie gleichzeitig an allen Punkten statt. | + +|340|Von dem Theil des jährlichen Produkts, der Mehrwerth in +Waarenform darstellt, gilt ganz dasselbe, was von dem andren Theil des +jährlichen Produkts. Zu seiner Cirkulation ist eine gewisse Geldsumme +erheischt. Diese Geldsumme gehört ebensowohl der Kapitalistenklasse, +wie die jährlich producirte Waarenmasse, die Mehrwerth darstellt. Sie +wird ursprünglich von der Kapitalistenklasse selbst in Cirkulation ge +worfen. Sie vertheilt sich beständig von neuem unter sie durch die Cir +kulation selbst. Wie bei der Cirkulation der Münze überhaupt, stockt ein +Theil dieser Masse an beständig wechselnden Punkten, während ein and +rer Theil beständig cirkulirt. Ob ein Theil dieser Anhäufung absichtlich +ist, um Geldkapital zu bilden, ändert an der Sache nichts. + +Es ist hier abgesehn worden von den Abenteuern der Cirkulation, wo +durch ein Kapitalist ein Stück vom Mehrwerth und selbst vom Kapital +des andren an sich reißt, und daher eine einseitige Akkumulation und +Centralisation sowohl für Geldkapital wie produktives Kapital eintritt. +So kann z. B. Theil des erbeuteten Mehrwerths, den A als Geldkapital +aufhäuft, ein Stück vom Mehrwerth des B sein, das nicht zu ihm zurück +fließt. I + +324 + + |341| DRITTER ABSCHNITT. + +Die Reproduktion und Cirkulation des + +gesellschaftlichen + +Gesammtkapitals. + +ACHTZEHNTES KAPITEL.34' + +E i n l e i t u n g. + +I. Gegenstand der Untersuchung. + +Der unmittelbare Produktionsproceß des Kapitals ist sein Arbeits- und +Verwerthungsproceß, der Proceß, dessen Resultat das Waarenprodukt, +und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwerth. + +Der Reproduktionsproceß des Kapitals umfaßt ebensowohl diesen un +mittelbaren Produktionsproceß, wie die beiden Phasen des eigentlichen +Cirkulationsprocesses, d. h. den gesammten Kreislauf, der als periodi +scher Proceß - Proceß, der sich in bestimmten Perioden stets von neuem +wiederholt - den Umschlag des Kapitals bildet. + +Ob wir nun den Kreislauf in der Form G ... G' oder in der Form P ... P +betrachten, der unmittelbare Produktionsproceß P bildet stets selbst nur +ein Glied dieses Kreislaufs. In der einen Form erscheint er als Vermitt +lung des Cirkulationsprocesses, in der andren F o rm erscheint der Cir +kulationsproceß als seine Vermittlung. Seine beständige Erneuerung, die +beständige Wieder-Darstellung des Kapitals als produktives Kapital ist +beidemal bedingt durch seine Verwandlungen im Cirkulationsproceß. +Andrerseits ist der beständig erneuerte Produktionsproceß die Bedingung + +3 4) Aus Manuskript I I. + +325 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +der Verwandlungen, die das Kapital in der Cirkulationssphäre stets von +neuem durchmacht, seiner abwechselnden Darstellung als Geldkapital +und Waarenkapital. | + +|342| Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, so +zu sagen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaft +lichen Gesammtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individu +elles Element der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen +Kapitals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständig +ten Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale. Wie die Me +tamorphose der einzelnen Waare ein Glied der Metamorphosenreihe der +Waarenwelt - der Waarencirkulation - ist, so die Metamorphose des in +dividuellen Kapitals, sein Umschlag, ein Glied im Kreislauf des gesell +schaftlichen Kapitals. + +Dieser Gesammtproceß umschließt ebensowohl die produktive Kon +sumtion (den unmittelbaren Produktionsproceß) nebst den Formver +wandlungen (stofflich betrachtet Austauschen), die ihn vermitteln, wie +die individuelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlun +gen oder Austauschen. Sie umschließt einerseits den Umsatz von vari +ablem Kapital in Arbeitskraft, und daher die Einverleibung der Arbeits +kraft in den kapitalistischen Produktionsproceß. Hier tritt der Arbeiter +als Verkäufer seiner Waare, der Arbeitskraft, auf und der Kapitalist als +Käufer derselben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waaren einge +schlossen der K a uf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren indi +viduelle Konsumtion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf und die +Kapitalisten als Waarenverkäufer an die Arbeiter. + +Die Cirkulation des Waarenkapitals schließt die Cirkulation des Mehr +werths ein, also auch die Käufe und Verkäufe, wodurch die Kapitalisten +ihre individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerths vermit +teln. + +Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung +zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, umfaßt +also nicht nur die Cirkulation des Kapitals, sondern auch die allgemeine +Waarencirkulation. Die letztre kann primitiv nur aus zwei Bestandtheilen +bestehn: 1) dem eignen Kreislauf des Kapitals, und 2) dem Kreislauf der +Waaren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, also der Waaren, +worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen Mehrwerth +(oder Theil seines Mehrwerths) verausgabt. Allerdings umfaßt der Kreis +lauf des Kapitals auch die Cirkulation des Mehrwerths, soweit dieser +Theil des Waarenkapitals bildet, und ebenso die Verwandlung von | +13431 variablem Kapital in Arbeitskraft, die Zahlung des Arbeitslohns. +Aber die Verausgabung dieses Mehrwerths und Arbeitslohns in Waaren + +326 + + Achtzehntes Kapitel · Einleitung + +bildet kein Glied der Kapitalcirkulation, obwohl wenigstens die Veraus +gabung des Arbeitslohns diese Cirkulation bedingt. + +Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsproceß, sowohl als +vereinzelter Vorgang wie als Reproduktionsproceß analysirt: die Produk +tion des Mehrwerths und die Produktion des Kapitals selbst. Der Form +und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre +durchmacht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen. Es wurde +also unterstellt, daß der Kapitalist einerseits das Produkt zu seinem +Werth verkauft, andrerseits innerhalb der Cirkulationssphäre die sachli +chen Produktionsmittel vorfindet, um den Proceß von neuem zu begin +nen oder kontinuirlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der Cir +kulationssphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der K a uf +und Verkauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen +Produktion. + +Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiednen Formen +betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die ver +schiednen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch betrach +teten Arbeitszeit kommt jetzt die Cirkulationszeit hinzu. + +Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d. h. als +Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt, wie die verschiednen +Bestandtheile des Kapitals (fixes und cirkulirendes) den Kreislauf der +Formen in verschiednen Zeiträumen vollbringen und in verschiedner +Weise; es wurden andrerseits die Umstände untersucht, wodurch ver +schiedne Länge der Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode bedingt +wird. Es zeigte sich der Einfluß der Kreislaufsperiode und des verschied +nen Verhältnisses ihrer Bestandtheile auf den Umfang des Produktions +processes selbst wie auf die Jahresrate des Mehrwerths. In der That, +wenn im ersten Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurden die successi- +ven Formen, die das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und +abstreift, so im zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Suc +cession von Formen ein Kapital von gegebner Größe sich gleichzeitig, +wenn auch in wechselndem Umfang, in die verschiednen Formen von +produktivem Kapital, Geldkapital und Waarenkapital theilt, sodaß sie +nicht nur mit einander abwechseln, sondern verschiedne Theile des ge +sammten Kapitalwerths beständig in diesen verschiednen Zuständen sich +nebeneinander befinden ||344| und fungiren. Das Geldkapital namentlich +stellte sich dar in einer Eigenthümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigte. +Es wurden bestimmte Gesetze gefunden, nach denen verschieden große +Bestandtheile eines gegebnen Kapitals, je nach den Bedingungen des Um +schlags, beständig in der F o rm von Geldkapital vorgeschossen und er +neuert werden müssen, um ein produktives Kapital von gegebnem Um +fang beständig in Funktion zu halten. + +327 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer nur +um ein individuelles Kapital, um die Bewegung eines verselbständigten +Theils des gesellschaftlichen Kapitals. + +Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber in ein +ander, setzen sich voraus und bedingen einander, und bilden gerade in +dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapi +tals. Wie bei der einfachen Waarencirkulation die Gesammtmetamor- +phose einer Waare als Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt +erschien, so jetzt die Metamorphose des individuellen Kapitals als Glied +der Metamorphosenreihe des gesellschaftlichen Kapitals. Wenn aber die +einfache Waarencirkulation keineswegs nothwendig die Cirkulation des +Kapitals einschloß - da sie auf Grundlage nichtkapitalistischer Produk +tion vorgehn kann - so schließt, wie bereits bemerkt, der Kreislauf des +gesellschaftlichen Gesammtkapitals auch die nicht in den Kreislauf des +einzelnen Kapitals fallende Waarencirkulation ein, d. h. die Cirkulation +der Waaren, die nicht Kapital bilden. + +Es ist nun der Cirkulationsproceß (der in seiner Gesammtheit Form +des Reproduktionsprocesses) der individuellen Kapitale, als Bestandthei +le des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, also der Cirkulationsproceß +dieses gesellschaftlichen Gesammtkapitals zu betrachten. + +II. Die Rolle des Geldkapitals. + +(Obgleich das Folgende erst in den spätem Theil dieses Abschnitts ge +hört, so wollen wir es gleich untersuchen, nämlich: das Geldkapital als +Bestandtheil des gesellschaftlichen Gesammtkapitals betrachtet.) + +Bei Betrachtung des Umschlags des individuellen Kapitals hat sich das + +Geldkapital von zwei Seiten gezeigt. | + +1345J Erstens: Es bildet die Form, worin jedes individuelle Kapital auf +die Bühne tritt, seinen Proceß als Kapital eröffnet. Es erscheint daher als +primus motor, anstoßgebend dem ganzen Proceß. + +Zweitens: Je nach der verschiednen Länge der Umschlagsperiode und +dem verschiednen Verhältniß ihrer beiden Bestandtheile - Arbeitsperiode +und Cirkulationsperiode - ist der Bestandtheil des vorgeschossnen K a +pitalwerths, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert wer +den muß, verschieden im Verhältniß zu dem produktiven Kapital, das er +in Bewegung setzt, d. h. im Verhältniß zur kontinuirlichen Produktions +leiter. Welches aber immer dies Verhältniß sei, unter allen Umständen ist +der Theil des processirenden Kapitalwerths, der beständig als produkti +ves Kapital fungiren kann, beschränkt durch den Theil des vorgeschoß +nen Kapitalwerths, der beständig neben dem produktiven Kapital in + +328 + + Achtzehntes Kapitel · Einleitung + +Geldform existiren muß. Es handelt sich hier nur um den normalen Um +schlag, einen abstrakten Durchschnitt. Es ist dabei abgesehn von zu +schüssigem Geldkapital zur Ausgleichung von Cirkulationsstockungen. +Zum ersten Punkt. Die Waarenproduktion unterstellt die Waarencir +kulation, und die Waarencirkulation unterstellt die Darstellung der +Waare als Geld, die Geldcirkulation; die Verdopplung der Waare in +Waare und Geld ist ein Gesetz der Darstellung des Produkts als Waare. +Ebenso unterstellt die kapitalistische Waarenproduktion - gesellschaft +lich sowohl wie individuell betrachtet - das Kapital in Geldform oder das +Geldkapital als primus motor für jedes neu beginnende Geschäft, und als +kontinuirlichen Motor. Das cirkulirende Kapital speciell unterstellt das +in kürzern Zeiträumen beständig wiederholte Auftreten des Geldkapitals +als Motor. Der ganze vorgeschoßne Kapitalwerth, d. h. alle Bestand +theile des Kapitals, die aus Waaren bestehn, Arbeitskraft, Arbeitsmittel +und Produktionsstoffe müssen beständig mit Geld gekauft und wieder +gekauft werden. Was hier für das individuelle Kapital, gilt für das gesell +schaftliche Kapital, das nur in der Form vieler individuellen Kapitale +fungirt. Aber wie schon im Buch I gezeigt, folgt daraus keineswegs, daß +das Funktionsfeld des Kapitals, die Stufenleiter der Produktion, selbst +auf kapitalistischer Grundlage, ihren absoluten Schranken nach abhängt +von dem Umfang des fungirenden Geldkapitals. + +Dem Kapital sind Produktionselemente einverleibt, deren Dehnung, +innerhalb gewisser Grenzen, von der Größe des vorgeschoßnen Geldka +pitals ||346| unabhängig ist. Bei gleicher Zahlung der Arbeitskraft kann sie +extensiv oder intensiv stärker ausgebeutet werden. Wird das Geldkapital +mit dieser stärkern Ausbeutung vermehrt (d. h. der Arbeitslohn erhöht), +so nicht verhältnißmäßig, also pro tanto gar nicht. + +Der produktiv ausgebeutete Naturstoff - der kein Werthelement des +Kapitals bildet - Erde, Meer, Erze, Waldungen u. s. w., wird mit größrer +Spannung derselben Anzahl von Arbeitskräften intensiv oder extensiv +stärker ausgebeutet, ohne vermehrten Vorschuß von Geldkapital. Die +realen Elemente des produktiven Kapitals werden so vermehrt, ohne +Nothwendigkeit eines Zuschusses von Geldkapital. Soweit dieser nöthig +wird für zuschüssige Hülfsstoffe, wird das Geldkapital, worin der Kapi +talwerth vorgeschossen wird, nicht verhältnißmäßig zur Erweitrung der +Wirksamkeit des produktiven Kapitals vermehrt, also pro tanto gar +nicht. + +Dieselben Arbeitsmittel, also dasselbe fixe Kapital kann sowohl in der +Verlängrung seiner täglichen Gebrauchszeit, wie in der Intensität seiner +Anwendung wirksamer vernutzt werden ohne zuschüssige Geldauslage +für fixes Kapital. Es findet dann nur raschrer Umschlag des fixen K a- + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +35 + +40 + +329 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +pitáis statt, aber auch die Elemente seiner Reproduktion werden rascher +geliefert. + +Von dem Naturstoff abgesehn, können Naturkräfte, die nichts kosten, +als Agenten dem Produktionsproceß mit stärkrer oder schwächrer Wirk +samkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer Wirksamkeit hängt von M e +thoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab, die dem Kapitalisten +nichts kosten. + +Dasselbe gilt von der gesellschaftlichen Kombination der Arbeitskraft +im Produktionsproceß und von der gehäuften Geschicklichkeit der indi +viduellen Arbeiter. Carey rechnet heraus, daß der Grundeigenthümer nie +genug erhält, weil ihm nicht alles Kapital, resp. Arbeit gezahlt wird, die +seit Menschengedenken in den Boden gesteckt worden, um ihm seine +jetzige Produktionsfähigkeit zu geben. (Von der Produktionsfähigkeit, +die ihm genommen wird, ist natürlich nicht die Rede.) Danach müßte der +einzelne Arbeiter gezahlt werden nach der Arbeit, die es das ganze Men +schengeschlecht gekostet hat, um aus einem Wilden einen modernen Me +chaniker herauszuarbeiten. M an sollte umgekehrt meinen: Berechnet +man alle unbezahlte, aber durch Grundeigenthümer und Kapitalisten +versilberte Arbeit, die im Boden steckt, so ist das sämmtliche in ||347| den +Boden gesteckte Kapital aber und abermals mit Wucherzinsen zurück +gezahlt, also das Grundeigenthum längst von der Gesellschaft aber und +abermals zurückgekauft worden. + +Die Erhöhung der Produktivkräfte der Arbeit, soweit sie keine zu +schüssige Auslage von Kapitalwerthen voraussetzt, erhöht zwar in erster +Instanz nur die Masse des Produkts, nicht seinen Werth; außer soweit sie +befähigt mehr konstantes Kapital mit derselben Arbeit zu reproduciren, +also seinen Werth zu erhalten. Aber sie bildet zugleich neuen Kapital +ste//, also die Basis vermehrter Akkumulation des Kapitals. + +Soweit die Organisation der gesellschaftlichen Arbeit selbst, daher die +Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, verlangt, daß +auf großer Stufenleiter producirt und daher Geldkapital vom Einzelka +pitalisten in großen Massen vorgeschossen wird, ist bereits in Buch I +gezeigt, daß dies zum Theil durch Centralisation der Kapitale in wenigen +Händen geschieht, ohne daß der Umfang der fungirenden Kapitalwerthe, +und daher auch der Umfang des Geldkapitals, worin sie vorgeschossen +werden, absolut zu wachsen braucht. Die Größe der Einzelkapitale kann +durch Centralisation in wenigen Händen wachsen, ohne daß ihre gesell +schaftliche Summe wächst. Es ist nur veränderte Theilung der Einzel +kapitale. + +Es ist endlich im vorigen Abschnitt gezeigt worden, daß Verkürzung +der Umschlagsperiode erlaubt, entweder mit weniger Geldkapital dassel- + +330 + + Achtzehntes Kapitel · Einleitung + +be produktive Kapital, oder mit demselben Geldkapital mehr produkti +ves Kapital in Bewegung zu setzen. + +Dies alles hat offenbar jedoch mit der eigentlichen Frage des Geldka +pitals nichts zu thun. Es zeigt nur, daß das vorgeschoßne Kapital - eine +gegebne Werthsumme, die in ihrer freien Form, in ihrer Werthform, aus +einer gewissen Geldsumme besteht - nach seiner Verwandlung in pro +duktives Kapital produktive Potenzen einschließt, deren Schranken nicht +durch seine Werthschranken gegeben sind, sondern die innerhalb eines +gewissen Spielraums extensiv oder intensiv verschieden wirken können. +Die Preise der Produktionselemente - der Produktionsmittel und der +Arbeitskraft - gegeben, ist die Größe des Geldkapitals bestimmt, die +nöthig ist, um ein bestimmtes Quantum dieser als Waaren vorhandnen +Produktionselemente zu kaufen. Oder die Werthgröße des vorzuschießen +den II 348 J Kapitals ist bestimmt. Aber der Umfang, worin dies Kapital als +Werth- und Produktbildner wirkt, ist elastisch und variabel. + +Zum zweiten Punkt. D aß der Theil der gesellschaftlichen Arbeit und +Produktionsmittel, der jährlich zur Produktion oder zum Ankauf von +Geld verausgabt werden muß, um verschlißne Münze zu ersetzen, pro +tanto ein Abbruch am Umfang der gesellschaftlichen Produktion ist, ist +selbstverständlich. Was aber den Geldwerth angeht, der theils als Um +laufsmittel, theils als Schatz fungirt, so ist er einmal da, erworben, er ist +da neben der Arbeitskraft, den producirten Produktionsmitteln und den +natürlichen Quellen des Reichthums. Er kann nicht als Schranke dersel +ben betrachtet werden. Durch seine Verwandlung in Produktionselemen +te, durch Austausch mit andren Völkern, könnte die Produktionsleiter +erweitert werden. Dies unterstellt jedoch, daß das Geld nach wie vor +seine Rolle als Weltgeld spielt. + +Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größre oder geringre Mas +se von Geldkapital nöthig, um das produktive Kapital in Bewegung zu +setzen. Ebenso haben wir gesehn, daß die Theilung der Umschlagsperi +ode in Arbeitszeit und Cirkulationszeit eine Vermehrung des in Geldform +latenten oder suspendirten Kapitals bedingt. + +Soweit die Umschlagsperiode durch die Länge der Arbeitsperiode be +stimmt wird, wird sie bestimmt, unter sonst gleichbleibenden Bedingun +gen, durch die materielle Natur des Produktionsprocesses, also nicht +durch den specifischen gesellschaftlichen Charakter dieses Produktions +processes. A uf Basis der kapitalistischen Produktion jedoch bedingen +ausgedehnte Operationen von längrer Dauer, größre Vorschüsse von +Geldkapital für längre Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also +abhängig von den Grenzen, innerhalb deren der einzelne Kapitalist über +Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kredit- + +331 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +wesen und damit zusammenhängende Association, ζ. B. Aktiengesell­ +schaften. Störungen im Geldmarkt setzen daher solche Geschäfte still, +während diese selben Geschäfte ihrerseits Störungen im Geldmarkt her +vorrufen. + +A uf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab, +worin diese Operationen, die während längrer Zeit Arbeitskraft und Pro +duktionsmittel entziehn, ohne während dieser Zeit ein Produkt als Nutz +effekt zu liefern, ausgeführt werden können ohne die Produktionszwei +ge zu schädigen, die kontinuirlich oder mehrmals während des Jahrs | +|349| nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch +Lebensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso +wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in +Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro +dukte entziehn, ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts +zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn, +bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen +Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, nicht aus seiner gesell +schaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion +fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die +verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen meinetwegen pa- +pierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsum- +tionsvorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. +Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht. + +Man sieht, daß soweit das Bedürfniß für Geldkapital aus der Länge +der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird: +Erstens, daß überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle K a +pital (vom Kredit abgesehn) auftreten muß, um sich in produktives K a +pital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitalistischen +Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. - Zweitens, die Größe +des nöthigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, daß wäh +rend längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der Ge +sellschaft entzogen werden ohne daß ihr während dieser Zeit ein in Geld +rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Umstand, +daß das vorzuschießende Kapital in Geldform vorgeschossen werden +muß, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes selbst, ob es +Metallgeld, Kreditgeld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in +keiner Weise dadurch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch +welche F o rm der Produktion Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmit +tel entzogen werden, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu +werfen. I + +332 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +|350| NEUNZEHNTES KAPITEL.35' + +F r ü h e re D a r s t e l l u n g en des G e g e n s t a n d e s. + +I. Die Physiokraten. + +Quesnay's Tableau économique zeigt in wenigen großen Zügen, wie ein +dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniß der nationalen Produktion +sich so durch die Cirkulation vertheilt, daß, unter sonst gleichbleibenden +Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann, d. h. Repro +duktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der Produkti +onsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahllosen indi +viduellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefaßt in ihrer charak +teristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung - der Cirkulation zwischen +großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen. Was +uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts - wie jeder andre +Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verfloßnen +Jahresarbeit - ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform +wieder erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt +in den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen +Kapitaldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des +Jahresprodukts schließt Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er +trifft die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agri +kultur die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschli +chen Arbeit ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein +wirklich produktive. Der ökonomische Reproduktionsproceß, was im +mer sein specifisch gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf die +sem Gebiet (der Agrikultur) stets mit einem natürlichen Reproduktions +proceß. Die handgreiflichen Bedingungen des letztern klären auf über die +des erstem und halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk +der Cirkulation hervorruft. | + +13511 Die Etiquette eines Systems unterscheidet sich von der andrer Ar +tikel u. a. dadurch, daß sie nicht nur den Käufer prellt, sondern oft auch +den Verkäufer. Quesnay selbst und seine nächsten Schüler glaubten an +ihr feudales Aushängeschild. So bis zur Stunde unsre Schulgelehrten. In +der That aber ist das physiokratische System die erste systematische Fas +sung der kapitalistischen Produktion. Der Repräsentant des industriellen +Kapitals - die Pächterklasse - leitet die ganze ökonomische Bewegung. +Der Ackerbau wird kapitalistisch betrieben, d. h. als Unternehmung des + +3 5) Hier beginnt Manuskript V I I I. + +333 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +kapitalistischen Pächters auf großer Stufenleiter; der unmittelbare Be- +bauer des Bodens ist Lohnarbeiter. Die Produktion erzeugt nicht nur die +Gebrauchsartikel, sondern auch ihren Werth; ihr treibendes Motiv aber +ist Gewinnung von Mehrwerth, dessen Geburtsstätte die Produktions-, +nicht die Cirkulationssphäre. Unter den drei Klassen, die als Träger des +durch die Cirkulation vermittelten gesellschaftlichen Reproduktionspro- +cesses figuriren, unterscheidet sich der unmittelbare Ausbeuter der „pro +duktiven" Arbeit, der Producent des Mehrwerths, der kapitalistische +Pächter, von dessen bloßen Aneignern. + +Der kapitalistische Charakter des physiokratischen Systems rief schon +während seiner Blüteperiode die Opposition hervor, einerseits von +Linguet und Mably, andrerseits der Vertheidiger des freien kleinen +Grundbesitzes. + +A. Smith's Rückschritt3 6' in Analyse des Reproduktionsprocesses ist um +so auffallender, als er sonst nicht nur richtige Analysen Quesnay's weiter +verarbeitet, ζ. B. dessen ,,avances primitives" und ,,avances annuelles" +verallgemeinert in „fixes" und „cirkulirendes" Kapital,3 7' sondern stel­ +lenweis ganz und gar in physiokratische Irrthümer zurückfällt. Um ζ . Β. +nachzuweisen, daß der Pächter größern Werth producirt als irgend | +|352| eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt +eine größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters. +Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk +tiven Arbeitern." (Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!) „Im +Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich +ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat ihr Produkt doch seinen Werth, +ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die wichtigsten Operatio +nen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die Fruchtbarkeit der Na +tur nicht so sehr zu vermehren - obgleich sie das auch thun - als sie auf +die Produktion der dem Menschen nützlichsten Pflanzen hinzulenken. +Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld liefert oft genug eine +ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das bestbebaute Weinstück oder +Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft mehr zur Regulirung als + +3 6) „Kapital". Band I, 2. Ausg. p. 612. Note 32. + +3 7) Auch hierbei hatten ihm einige Physiokraten den Weg bereitet, vor allem Turgot. Dieser + +gebraucht schon häufiger als Quesnay und die übrigen Physiokraten das Wort capital für + +avances, und identificirt noch mehr die avances oder capitaux der Manufakturisten mit +denen der Pächter. Ζ. B. C o m me eux (les entrepreneurs-manufacturiers), ils (les fermiers, +d. h. die kapitalistischen Pächter) doivent recueillir, outre la rentrée des capitaux etc. (Tur + +got, Oeuvres, éd. Daire. Paris 1844. Tome I, p. 4 0 .) + +334 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der Natur; und nachdem jene +alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese stets noch ein großes Stück +Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!) die im Ackerbau +beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter in den M a +nufakturen, die Reproduktion eines Werths, der gleich ist ihrer eignen +Konsumtion oder dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des +Kapitalisten, sondern die eines weit größern Werths. Ueber das Kapital +des Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regel +mäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann +betrachtet werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der +Grundbesitzer dem Pächter leiht. Sie ist größer oder geringer, je nach +dem angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach +der angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit +des Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug +oder Ersatz alles dessen, was als Menschenwerk betrachtet werden kann. +Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des +Gesammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt +in der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der +Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk +tion muß immer proportioneil sein der Stärke der Agenten, die sie durch +führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine +größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich +große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im | +1353j Verhältniß zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, +dem Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirk +lichen Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größren +Werth hinzu als jenes." ( Β. I I, ch. 5, p. 242.) + +Α. Smith sagt Β. I I, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist ebenfalls +im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital." Hier also Kapital = Kapital­ +werth; er existirt in „fixer" F o r m. „Obgleich die Aussaat zwischen dem +Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch nie den +Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter macht sei +nen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zuwachs." +(p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, daß Smith hier nicht, wie schon +Quesnay, Wiedererscheinung des Werths von konstantem Kapital in er +neuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionsprocesses sieht, +sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine falsche, für seine +Differenz von cirkulirendem und fixem Kapital. - In der Smith'schen +in +Uebersetzung von +,,fixed capital" und ,,circulating capital" besteht der Fortschritt in dem +Wort „Kapital", dessen Begriff verallgemeinert wird, unabhängig von der + +,,avances primitives" und + +,,avances annuelles" + +335 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +besondren Rücksicht auf die „agrikole" Anwendungssphäre der Phy +siokraten; der Rückschritt darin, daß „fix" und „cirkulirend" als die ent +scheidenden Unterschiede aufgefaßt und festgehalten werden. + +//. Adam Smith. + +1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte. + +A. Smith sagt Β. I, eh. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich der Preis +jeder Waare schließlich auf in einen oder den andern dieser drei Theile +(Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in jeder fortge- +schrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger, als Bestand +theile in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren ein;"3 8' oder, +wie es weiter heißt, p. 43: „Arbeitslohn, Profit und Bo||354|denrente sind +die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths." Wir +werden weiter unten diese Lehre A. Smith's über die „Bestandtheile des +Preises der Waaren", resp. „alles Tauschwerths", näher untersuchen. - +Weiter heißt es: „Da dies gilt mit Bezug auf jede besondre Waare einzeln +genommen, muß es auch gelten für alle Waaren in ihrer Gesammtheit, +wie sie das ganze jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit eines jeden +Landes ausmachen. Der gesammte Preis oder Tauschwert dieses jährli +chen Produkts muß sich auflösen in dieselben drei Theilen, und vertheilt +werden unter die verschiednen Bewohner des Landes, entweder als Lohn +ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grund +besitzes." ( Β. I I, ch. 2, p. 190.) + +Nachdem Α. Smith so den Preis sowohl aller Waaren einzeln genom­ +men, wie „den ganzen Preis oder Tauschwerth ... des jährlichen Produkts +des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes" aufgelöst hat in drei +Quellen von Revenuen für Lohnarbeiter, Kapitalist und Grundeigen +thümer, in Arbeitslohn, Profit und Bodenrente, muß er doch auf einem +Umweg ein viertes Element hereinschmuggeln, nämlich das Element des +Kapitals. Dies geschieht durch die Distinktion zwischen R o h- und Rein +einkommen: „das 5rwi/o-Einkommen sämmtlicher Einwohner eines gro +ßen Landes begreift in sich das gesammte Jahresprodukt ihres Bodens + +3 81 Damit der Leser sich nicht täusche über die Phrase: „Der Preis des weitaus größten +Theils der Waaren", zeigt Folgendes, wie A. Smith selbst diese Bezeichnung erklärt: Ζ. B. in +den Preis von Seefisch geht keine Rente ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den + +Preis von Scotch pebbles geht nur Arbeitslohn ein, nämlich: „In einigen Theilen von Schott + +land machen arme Leute es sich zum Geschäft, am Seestrand die bunten Steinchen zu + +sammeln, die unter dem Namen schottische Kiesel bekannt sind. Der Preis, den ihnen die + +Steinschneider dafür zahlen, besteht nur aus ihrem Arbeitslohn, da weder Bodenrente noch + +Profit irgend einen Theil davon ausmacht." + +336 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +und ihrer Arbeit; das yVei/o-Einkommen den Theil, der ihnen zur Ver +fügung bleibt nach Abzug der Erhaltungskosten erstens ihres fixen und +zweitens ihres flüssigen Kapitals; oder den Theil den sie, ohne ihr Kapital +anzugreifen, in ihren Konsumtionsvorrath stellen oder zu ihrem Unter +halt, Komfort und Vergnügen verausgaben können. Ihr wirklicher Reich +thum steht ebenfalls im Verhältniß, nicht zu ihrem Brutto-, sondern zu +ihrem Netto-Einkommen." (Ib. p. 190.) + +Wir bemerken hierzu: +1) A. Smith behandelt hier ausdrücklich nur die einfache Reproduk +tion, nicht die auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation; er | +1355j spricht nur von den Ausgaben für Erhaltung (maintaining) des fun- +girenden Kapitals. Die „Netto"-Revenue ist gleich dem Theil des jährli +chen Produkts, sei es der Gesellschaft, sei es des individuellen Kapitali +sten, der in den „Konsumtionsfonds" eingehn kann, aber der Umfang +dieses Fonds darf nicht das fungirende Kapital angreifen (encroach upon +capital). Ein Werththeil des individuellen wie des gesellschaftlichen Pro +dukts löst sich also weder in Arbeitslohn, noch in Profit oder Bodenrente +auf, sondern in Kapital. + +2) A. Smith flüchtet aus seiner eignen Theorie vermittelst eines Wort +spiels, der Unterscheidung zwischen gross und net revenue, Roh- und +Reineinkommen. Der individuelle Kapitalist wie die ganze Kapitalisten +klasse, oder die sogenannte Nation, nimmt ein an Stelle des in der Pro +duktion verbrauchten Kapitals ein Waarenprodukt, dessen Werth - dar +stellbar in proportionellen Theilen dieses Produkts selbst - einerseits den +aufgewandten Kapitalwerth ersetzt, daher Einkommen bildet und noch +wörtlicher Revenue (revenu, Particip von revenir, wieder kommen), aber +nota bene Kapital-Revenue oder Kapitaleinnahme; andrerseits Werth- +bestandtheile, die „vertheilt werden unter die verschiednen Bewohner des +Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals, +oder als Rente ihres Grundbesitzes" - was man im gewöhnlichen Leben +unter Einkommen versteht. Der Werth des ganzen Produkts, sei es für +den individuellen Kapitalisten, sei es für das ganze Land, bildet darnach +Einkommen für irgend Jemand; aber einerseits Kapitaleinkommen, an +drerseits von diesem verschiedne „Revenue". Was also bei Analyse des +Werths der Waare in seine Bestandtheile entfernt wird, wird durch eine +Hinterthür - die Zweideutigkeit des Worts „Revenue" wieder eingeführt. +Es können aber nur solche Werthbestandtheile des Produkts „eingenom +men" werden, die bereits in ihm existiren. Wenn Kapital als Revenue +einkommen soll, so muß Kapital vorher verausgabt worden sein. + +A. Smith sagt ferner: „Die niedrigste gewöhnliche Profitrate muß im +mer etwas mehr ausmachen als das, was hinreicht zur Entschädigung für + +337 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +die gelegentlichen Verluste, denen jede Kapitalverwendung ausgesetzt ist. +Es ist dieser Ueberschuß allein, der den reinen oder Nettoprofit dar +stellt." (Welcher Kapitalist versteht unter Profit nothwendige Kapital +auslagen?) „Was man Bruttoprofit nennt, umfaßt häufig nicht nur diesen +Ueberschuß, sondern auch den für solche außergewöhnliche Ver||356jluste +zurückbehaltnen Theil," ( Β. I, ch. 9, p. 72). Dies heißt aber weiter nichts, +als daß ein Theil des Mehrwerths, betrachtet als Theil des Bruttoprofits, +einen Assekuranzfonds für die Produktion bilden muß. Diesen Asseku +ranzfonds schafft ein Theil der Surplusarbeit, die insofern Kapital direkt +producirt, d. h. den für die Reproduktion bestimmten Fonds. Was die +Auslage für die „Erhaltung" des fixen Kapitals etc. angeht (siehe die +oben citirten Stellen), so bildet der Ersatz des konsumirten fixen Kapitals +durch neues keine neue Kapitalanlage, sondern ist nur die Erneuerung +des alten Kapitalwerths in neuer Form. Was aber die Reparatur des fixen +Kapitals betrifft, die A. Smith ebenfalls zu den Erhaltungskosten rechnet, +so gehört seine K o st mit zum Preis des vorgeschoßnen Kapitals. D aß der +Kapitalist, statt diesen auf einmal anlegen zu müssen, ihn erst allmälig +und je nach Bedürfniß während der Funktion des Kapitals anlegt und +aus schon eingestecktem Profit anlegen kann, ändert nichts an der Quelle +dieses Profits. Der Werthbestandtheil, woraus er entspringt, beweist nur, +daß der Arbeiter Surplusarbeit liefert, wie für den Assekuranzfonds so +für den Reparaturfonds. + +A. Smith's Erklärung des fixen Kapitals kommt in der That darauf +hinaus, daß es der Theil des vorgeschoßnen industriellen Kapitals ist, der +im Produktionsproceß fixirt ist, oder wie er p. 187 sagt: „Einkommen +oder Profit liefert ohne zu cirkuliren oder den Eigenthümer zu wechseln;" +oder nach p. 185 der Theil, der „in seinem (des Verwenders) Besitz bleibt +oder in derselben F o rm verharrt". + +A. Smith erzählt uns nun, daß von der Netto-Revenue, d. h. der R e +venue im specifischen Sinne, das ganze fixe Kapital auszuschließen, aber +auch der ganze Theil des cirkulirenden Kapitals, den die Erhaltung und +die Reparatur des fixen Kapitals, wie seine Erneuerung erheischt, in der +That alles Kapital, das sich nicht in einer für den Konsumtionsfonds +bestimmten Naturalform befindet. + +„Die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals muß offenbar +von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder +die Rohstoffe, mit denen die nützlichen Maschinen und Industriewerk +zeuge in Stand gehalten werden müssen, noch das Produkt der zur Um +wandlung dieser Rohstoffe in die verlangte Gestalt erforderlichen Arbeit, +kann je einen Theil dieser Revenue bilden. Der Preis dieser Arbeit kann +allerdings einen Theil jener Revenue bilden, da die so beschäftigten + +338 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +Ar||357|beiter den ganzen Werth ihres Lohns in ihrem unmittelbaren +Konsumtionsvorrath anlegen können. Aber bei andern Arten Arbeit geht +sowohl der Preis" (d. h. der für diese Arbeit bezahlte Lohn) „wie das +Produkt" (worin sich diese Arbeit verkörpert) „in diesen Konsumtions +vorrath ein; der Preis in den der Arbeiter, das Produkt in den andrer +Leute, deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen durch die Arbeit dieser +Arbeiter erhöht wird." ( Β. I I, ch. 2, p. 190, 191.) + +Α. Smith stößt hier auf eine sehr wichtige Unterscheidung zwischen +den Arbeitern, die in der Produktion von Produktionsmitteln, und denen, +die in der unmittelbaren Produktion von Konsumtionsmitteln wirken. Der +Werth des Waarenprodukts der erstem enthält einen Bestandtheil gleich +der Summe der Arbeitslöhne, d. h. dem Werth des im Ankauf von Ar +beitskraft angelegten Kapitaltheils; dieser Werththeil existirt körperlich +als eine gewisse Quote der von diesen Arbeitern producirten Produkti +onsmittel. Das für ihren Arbeitslohn erhaltne Geld bildet für sie Reve +nue, aber weder für sie selbst, noch für Andre hat ihre Arbeit Produkte +hergestellt, die konsumabel sind. Diese Produkte bilden also selbst kein +Element des Theils des jährlichen Produkts, der bestimmt ist, den gesell +schaftlichen Konsumtionsfonds zu liefern, worin allein „Netto-Revenue" +realisirbar ist. A. Smith vergißt hier zuzusetzen, daß was für die Arbeits +löhne, ebenso gültig ist für den Werthbestandtheil der Produktionsmittel, +der als Mehrwerth unter den Kategorien von Profit und Rente die R e +venue (in erster Hand) des industriellen Kapitalisten bildet. Auch diese +Werthbestandtheile existiren +in Produktionsmitteln, Nicht-Konsuma- +blem; erst nach ihrer Versilberung können sie ein ihrem Preis gemäßes +Quantum der von der zweiten Sorte Arbeiter producirten Konsumtions +mittel heben und in den individuellen Konsumtionsfonds ihrer Besitzer +übertragen. Um so mehr aber hätte A. Smith sehn müssen, daß der +Werththeil der jährlich erzeugten Produktionsmittel, welcher gleich ist +dem Werth der innerhalb dieser Produktionssphäre fungirenden Produk +tionsmittel - der Produktionsmittel, womit Produktionsmittel gemacht +werden - also ein Werththeil gleich dem Werth des hier angewandten +konstanten Kapitals, absolut ausgeschlossen ist, nicht nur durch die Na +turalform, worin er existirt, sondern durch seine Kapitalfunktion, von +jedem Revenue bildenden Werthbestandtheil. + +Mit Bezug auf die zweite Sorte Arbeiter - die unmittelbar Kon-| +|358|sumtionsmittel produciren - sind A. Smith's Bestimmungen nicht +ganz exakt. Er sagt nämlich, daß in diesen Arten Arbeit beide, der Preis +der Arbeit und das Produkt eingehn in (go to) den unmittelbaren Kon +sumtionsfonds; „der Preis (d. h. das als Arbeitslohn erhaltne Geld) in den +in den andrer Leute +Konsumtionsstock der Arbeiter, und das Produkt + +339 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +(that of other people), deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen erhöht +werden durch die Arbeit dieser Arbeiter." Aber der Arbeiter kann nicht +leben von dem „Preis" seiner Arbeit, dem Geld, worin sein Arbeitslohn +ausgezahlt wird; er realisirt dies Geld, indem er damit Konsumtionsmittel +kauft; diese können z. Th. aus Waarensorten bestehn, die er selbst pro +ducirt hat. Andrerseits kann sein eignes Produkt ein solches sein, welches +nur in die Konsumtion der Arbeitsausbeuter eingeht. + +Nachdem A. Smith das fixe Kapital so gänzlich ausgeschlossen von der + +„Netto-Revenue" eines Landes, fährt er fort: + +„Obgleich so die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals noth +wendig von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen ist, so ist +doch nicht dasselbe der Fall mit der Auslage für Erhaltung des cirkuli +renden Kapitals. Von den vier Theilen, woraus dies letztre Kapital be +steht: Geld, Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Produkte, werden die +drei letztren, wie schon gesagt, regelmäßig aus ihm herausgenommen und +entweder in das fixe Kapital der Gesellschaft versetzt, oder aber in den +für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath. Derjenige Theil der +konsumirbaren Artikel, der nicht zur Erhaltung des erstem" (des fixen +Kapitals) „verwandt wird, geht allzumal in den letztren" (den für un +mittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath) „und bildet einen Theil des +Netto-Einkommens der Gesellschaft. Die Erhaltung dieser drei Theile +des cirkulirenden Kapitals verringert daher die Netto-Revenue der Ge +sellschaft um keinen andern Theil des Jahresprodukts außer demjenigen, +der nöthig ist zur Erhaltung des fixen Kapitals." ( Β. I I, ch. 2, p. 192.) + +Dies ist nur die Tautologie, daß der Theil des cirkulirenden Kapitals, +der nicht für die Produktion von Produktionsmitteln dient, eingeht in die +von Konsumtionsmitteln, also in den Theil des jährlichen Produkts, der +bestimmt ist den Konsumtionsfonds der Gesellschaft zu bilden. Aber +wichtig ist was gleich darauf folgt: + +„Das cirkulirende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung +verschieden von dem eines Einzelnen. Das eines Einzelnen ist gänzlich +aus II 3 591 geschlossen von seiner Netto-Revenue, und kann nie einen Theil +derselben bilden; sie kann ausschließlich nur aus seinem Profit bestehn. +Aber obwohl das cirkulirende Kapital jedes Einzelnen einen Theil des +cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft ausmacht zu der er gehört, so ist +es doch deshalb keineswegs unbedingt ausgeschlossen von der Netto- +Revenue der Gesellschaft, und kann einen Theil davon bilden. Obgleich +die sämmtlichen Waaren im Laden eines Kleinhändlers durchaus nicht in +den für seine eigne unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath gestellt +werden dürfen, so können sie doch in dem Konsumtionsfonds andrer +Leute gehören, die, vermittelst einer durch andre Fonds erzielten Reve- + +340 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +nue, ihm ihren Werth sammt seinem Profit regelmäßig ersetzen, ohne daß +daraus eine Vermindrung weder seines noch ihres Kapitals entsteht." (ibi +dem.) + +Wir hören hier also: +1) Wie das fixe Kapital und das zu dessen Reproduktion (Funktion +vergißt er) und Erhaltung nöthige cirkulirende Kapital, so ist auch das in +der Produktion von Konsumtionsmitteln thätige cirkulirende Kapital +jedes individuellen Kapitalisten total ausgeschlossen von seiner Netto- +Revenue, die nur in seinen Profiten bestehn kann. Also ist der sein K a +pital ersetzende Theil seines Waarenprodukts nicht auflösbar in Werth +bestand theile, die Revenue für ihn bilden. + +2) Das cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten bildet ei +nen Theil des cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft, ganz wie jedes +individuelle fixe Kapital. + +3) Das cirkulirende Kapital der Gesellschaft, obgleich nur die Summe +der individuellen cirkulirenden Kapitale, besitzt einen vom cirkulirenden +Kapital jedes individuellen Kapitalisten verschiednen Charakter. Das +letztre kann niemals einen Theil seiner Revenue bilden; ein Stück des +ersten (nämlich das aus Konsumtionsmitteln bestehende) kann dagegen +zugleich einen Theil der Revenue der Gesellschaft bilden, oder wie er vor +hin sagte, es muß nicht nothwendig die Netto-Revenue der Gesellschaft +um einen Theil des Jahresprodukts verringern. In der That besteht das, +was A. Smith hier cirkulirendes Kapital nennt, in dem jährlich producir +ten Waarenkapital, welches die Konsumtionsmittel producirenden K a +pitalisten jährlich in Cirkulation werfen. Dies ihr ganzes jährliches +Waarenprodukt besteht aus konsumirbaren Artikeln und bildet daher +den Fonds worin ||360| sich die Netto-Revenuen (incl. der Arbeitslöhne) +der Gesellschaft realisiren oder verausgaben. Statt die Waaren im Laden +des Kleinhändlers als Beispiel zu wählen, hätte A. Smith die in den +Waarenlagern der industriellen Kapitalisten lagernden Gütermassen wäh +len müssen. + +Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefaßt, die sich +ihm aufgedrungen, vorher bei Betrachtung der Reproduktion dessen was +er fixes, jetzt bei der dessen was er cirkulirendes Kapital nennt, so wäre er +zu folgendem Resultat gekommen: + +I. Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abtheilungen; +die erste umfaßt die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmit +tel; beide sind getrennt zu behandeln. + +II. Der Gesammtwerth des aus Produktionsmitteln bestehenden Theils +des Jahresprodukts vertheilt sich wie folgt: Ein Werththeil ist nur der +Werth der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten Pro- + +341 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +duktionsmittel, also nur in erneuter F o rm wiedererscheinender Kapital +werth; ein zweiter Theil ist gleich dem Werth des in Arbeitskraft ausge +legten Kapitals, oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausgezahlt von +den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Werththeil endlich +bildet die Quelle der Profite, incl. Bodenrenten, der industriellen Kapi +talisten dieser Kategorie. + +Der erste Bestandtheil, nach A. Smith der reproducirte fixe Kapital +theil sämmtlicher in dieser ersten Abtheilung beschäftigten individuellen +Kapitale, ist „offenbar ausgeschlossen, und kann nie einen Theil bilden +von der Netto-Revenue," sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der +Gesellschaft. Er fungirt stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unter +scheidet sich das „fixe Kapital" jedes individuellen Kapitalisten in nichts +von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die andern Werththeile des +in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft +- Werththeile, die also auch existiren in aliquoten Theilen dieser Ge- +sammtmasse von Produktionsmitteln - bilden zwar zugleich Revenuen für +alle +für die Arbeiter, +Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden nicht Revenue, +sondern Kapital für die Gesellschaft, obgleich das jährliche Produkt der +Gesellschaft nur aus der Summe der Produkte der ihr angehörenden in +dividuellen Kapitalisten besteht. Sie können meist schon ihrer Natur +nach nur fungiren als Produktionsmittel und selbst ¡3611 die, die nöthi- +genfalls als Konsumtionsmittel fungiren könnten, sind bestimmt als Roh +oder Hülfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungiren als solches - +also als Kapital - aber nicht in den Händen ihrer Erzeuger, sondern in +denen ihrer Verwender, nämlich: + +in dieser Produktion betheiligten Agenten, Löhne + +I I I. der Kapitalisten der zweiten Abtheilung, der unmittelbaren Pro +ducenten von Konsumtionsmitteln. Sie ersetzen diesen das in der Produk +tion der Konsumtionsmittel verbrauchte Kapital (soweit letztres nicht in +Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die Ar +beiter dieser zweiten Abtheilung besteht), während dies verbrauchte K a +pital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen +der sie producirenden Kapitalisten befindet, seinerseits - also vom gesell +schaftlichen Standpunkt - den Konsumtionsfonds bildet, worin die Kapita +listen und Arbeiter der ersten Abtheilung + +ihre Revenue + +realisiren. + +Hätte A. Smith die Analyse soweit verfolgt, es fehlte nur noch wenig +an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah auf dem +Sprung, da er bereits bemerkt hatte, daß bestimmte Werththeile einer +Sorte (Produktionsmittel) der Waarenkapitale, aus denen das jährliche +Gesammtprodukt der Gesellschaft besteht, zwar Revenue für die in ihrer +Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Kapitalisten bilden, + +342 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +aber keinen Bestandtheil der Revenue der Gesellschaft; während ein +Werththeil der andren Sorte (Konsumtionsmittel) zwar Kapitalwerth für +ihre individuellen Eigner, die in dieser Anlagesphäre beschäftigten K a +pitalisten bildet, aber dennoch nur einen Theil der gesellschaftlichen R e +venue. + +Soviel geht aber schon aus dem Bisherigen hervor: +Erstens: Obgleich das gesellschaftliche Kapital nur gleich der Summe +der individuellen Kapitale, und daher auch das jährliche Waarenprodukt +(oder Waarenkapital) der Gesellschaft gleich der Summe der Waaren- +produkte dieser individuellen Kapitale; obgleich daher die Analyse des +Waarenwerths in seine Bestandtheile, die für jedes individuelle Waaren +kapital gilt, auch für das der ganzen Gesellschaft gelten muß und im +Endresultat wirklich gilt, so ist die Erscheinungsform, worin sie sich im +gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsproceß darstellen, eine ver +schiedne. I + +|362| Zweitens: Selbst auf dem Boden der einfachen Reproduktion fin +det nicht nur Produktion von Arbeitslohn (variablem Kapital) und +Mehrwerth statt, sondern direkte Produktion von neuem konstanten +Kapitalwerth; obgleich der Arbeitstag nur aus zwei Theilen besteht, dem +einen, worin der Arbeiter das variable Kapital ersetzt, in der That ein +Aequivalent für den Ankauf seiner Arbeitskraft producirt, und dem zwei +ten, worin er Mehrwerth producirt (Profit, Rente etc.). - Nämlich die +tägliche Arbeit, die in der Reproduktion der Produktionsmittel veraus +gabt wird - und deren Werth in Arbeitslohn und Mehrwerth zerfällt - +realisirt sich in neuen Produktionsmitteln, die den in der Produktion der +Konsumtionsmittel verausgabten konstanten Kapitaltheil ersetzen. + +Die Hauptschwierigkeiten, wovon im Bisherigen schon der größte +Theil gelöst, bieten sich bei der Betrachtung, nicht der Akkumulation, +sondern der einfachen Reproduktion. Daher wird, sowohl bei A. Smith +( Β. I I .) wie früher bei Quesnay (Tableau économique) von der einfachen +Reproduktion ausgegangen, sobald es sich um die Bewegung des jährli +chen Produkts der Gesellschaft, und seine durch die Cirkulation vermit +telte Reproduktion handelt. + +2) Smiths Auflösung des Tauschwerths in ν + m. + +A. Smiths Dogma, daß der Preis oder Tauschwerth (exchangeable value) +jeder einzelnen Waare - also auch aller Waaren zusammen, aus denen das +jährliche Produkt der Gesellschaft besteht (er setzt überall mit Recht +kapitalistische Produktion voraus) - sich zusammensetzt aus den drei +Bestandtheilen (component parts) oder sich auflöst in (resolves itself + +343 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +into): Arbeitslohn, Profit und Rente, kann darauf reducirt werden, daß +der Waarenwerth = ν + m, d. h. gleich dem Werth des vorgeschossnen +variablen Kapitals plus dem Mehrwerth. Und zwar können wir diese +Reduktion von Profit und Rente auf eine gemeinsame Einheit, die wir m +nennen, vornehmen mit ausdrücklicher Erlaubniß A. Smith's, wie die +nachfolgenden Citate zeigen, in denen wir zunächst alle Nebenpunkte +vernachlässigen, also namentlich alle scheinbare oder wirkliche Abwei +chung von dem Dogma, daß der Waarenwerth ausschließlich aus den +Elementen bestehe, die wir als ν + m bezeichnen. | + +1363] In der Manufaktur: „Der Werth, den die Arbeiter den Materialien + +hinzufügen, löst sich auf . .. in zwei Theile, wovon der eine ihren Arbeits +lohn bezahlt, der andre den Profit ihres Beschäftigers auf das ganze von +ihm in Material und Lohn vorgeschoßne Kapital." (Buch I, eh. 6, p. 41.) +- „Obgleich der Manufakturist" (der Manufakturarbeiter) „seinen Lohn +von seinem Meister vorgeschossen erhält, kostet er diesen doch in Wirk +lichkeit nichts, da in der Regel der Werth dieses Lohns, zusammen mit +einem Profit, festgehalten (reserved) wird in dem vermehrten Werth des +Gegenstands, auf den seine Arbeit verwandt worden." ( Β. I I, ch. 3, +p. 221.) Der Theil des Kapitals (stock), der ausgelegt wird „im Unterhalt +produktiver Arbeit ... nachdem er ihm (dem Beschäftiger) in der Funk +tion eines Kapitals gedient hat . .. bildet eine Revenue für sie" (die Ar +beiter). ( Β. I I, ch. 3, p. 223.) + +Α. Smith im eben citirten Kapitel sagt ausdrücklich: „Das ganze Jah +resprodukt des Bodens und der Arbeit jedes Landes ... spaltet sich von +selbst (naturally) in zwei Theile. Einer derselben, und oft der größte, ist +an erster Stelle bestimmt ein Kapital zu ersetzen und die Lebensmittel, +Rohstoffe und fertigen Produkte zu erneuern, die aus einem Kapital ent +nommen worden; der andre ist bestimmt eine Revenue zu bilden, sei es +für den Eigenthümer dieses Kapitals, als sein Kapitalprofit, sei es für +jemand anders, als Rente seines Grundbesitzes." (p. 222.) Nur ein Theil +des Kapitals, wie wir vorhin von A. Smith gehört, bildet zugleich Reve +nue für Jemand, nämlich der im Ankauf von produktiver Arbeit ange +legte. Dieser - das variable Kapital - verrichtet zuerst in der Hand des +Beschäftigers und für ihn „die Funktion eines Kapitals", und sodann +„bildet er eine Revenue" für den produktiven Arbeiter selbst. Der K a +pitalist verwandelt einen Theil seines Kapitalwerths in Arbeitskraft und +eben dadurch in variables Kapital; nur durch diese Verwandlung fungirt +nicht nur dieser Theil des Kapitals, sondern sein Gesammtkapital als +industrielles Kapital. Der Arbeiter - der Verkäufer der Arbeitskraft - +erhält in F o rm des Arbeitslohns den Werth derselben. In seinen Händen +ist die Arbeitskraft nur verkäufliche Waare, Waare von deren Verkauf er + +344 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +lebt, die daher die einzige Quelle seiner Revenue bildet; als variables +Kapital fungirt die Arbeitskraft nur in den Händen ihres Käufers, des +Kapitalisten, und den Kaufpreis selbst schießt der Kapitalist nur schein +bar vor, da sein Werth ihm vorher bereits durch den Arbeiter geliefert +ist. I + +|364| Nachdem uns A. Smith so gezeigt, daß der Werth des Produkts in +der Manufaktur = ν + m (wo m = Profit des Kapitalisten), sagt er uns, +daß +in der Agrikultur die Arbeiter außer „der Reproduktion eines +Werths, der gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie beschäfti +genden" (variablen) „Kapital nebst dem Profit des Kapitalisten" - au +ßerdem „über das Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus auch +noch regelmäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers bewir +ken." ( Β. I I, ch. 5, p. 243.) D aß die Rente in die Hände des Grundbesit +zers geht, ist für die Frage, die wir betrachten, ganz gleichgültig. Bevor +sie in seine Hände geht, muß sie in den Händen des Pächters sich befin +den, d. h. in denen des industriellen Kapitalisten. Sie muß einen Werth- +bestandtheil des Produkts bilden, bevor sie Revenue für irgend wen wird. +Rente wie Profit sind also bei A. Smith selbst nur Bestandtheile des +Mehrwerths, die der produktive Arbeiter beständig reproducirt zugleich +mit seinem eignen Arbeitslohn, d. h. mit dem Werth des variablen K a +pitals. Rente wie Profit sind also Theile des Mehrwerths m, und somit +löst sich bei A. Smith der Preis aller Waaren auf in ν + m. + +Das Dogma, daß der Preis aller Waaren (also auch des jährlichen +Waarenprodukts) sich auflöst in Arbeitslohn plus Profit plus Grundrente, +nimmt in dem zwischendurch laufenden esoterischen Theil von Smith's +Werk selbst die Form an, daß der Werth jeder Waare, also auch des +jährlichen Waarenprodukts der Gesellschaft, = ν + m, = dem in Arbeits­ +kraft ausgelegten und vom Arbeiter stets reproducirten Kapitalwerth +plus dem von den Arbeitern durch ihre Arbeit zugesetzten Mehrwerth. + +Dies Endergebniß bei A. Smith offenbart uns zugleich - siehe weiter +unten - die Quelle seiner einseitigen Analyse der Bestandtheile, worin der +Waarenwerth zerfällbar. Mit der Größenbestimmung jedes einzelnen die +ser Bestandtheile und der Grenze ihrer Werthsumme hat aber der Um +stand nichts zu thun, daß sie zugleich verschiedne Revenuequellen für +verschiedne in der Produktion fungirende Klassen bilden. + +Wenn A. Smith sagt: „Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die drei +Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths. Jede andre +Revenue ist in letzter Instanz von einer derselben abgeleitet" ( B. I, ch. 6, +p. 48) so sind hier allerlei quid pro quo zusammengehäuft. | + +13651 1) Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit, +figurirenden Gesellschaftsglieder können ihren Antheil am jährlichen + +345 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Waarenprodukt - also ihre Konsumtionsmittel - in erster Hand nur be- +ziehn aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand +zufällt - produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grund +besitzern. Insofern sind ihre Revenuen materialiter abgeleitet von Ar +beitslohn +(der produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und +erscheinen daher jenen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete. An +drerseits jedoch beziehn die Empfänger dieser in diesem Sinn abgeleiteten +Revenuen dieselben, vermittelst ihrer gesellschaftlichen Funktion als K ö +nig, Pfaff, Professor, Hure, Kriegsknecht etc., und sie können also diese +ihre Funktionen als die Originalquellen ihrer Revenue betrachten. + +2) - und hier kulminirt der närrische Schnitzer A. Smith's: Nachdem er +damit begonnen hat, die Werthbestandtheile der Waare und die Summe +des Werthprodukts, das in ihnen verkörpert ist, richtig zu bestimmen und +dann nachzuweisen, wie diese Bestandtheile ebensoviele verschiedne R e- +venuequellen bilden3 9'; nachdem er so aus dem Werth die Revenuen ab +geleitet hat, verfährt er dann - und das bleibt ihm die vorherrschende +Vorstellung - umgekehrt, und läßt die Revenuen, aus „Bestandtheilen" +(component parts), zu „Urquellen alles Tauschwerths" werden, womit der +Vulgärökonomie Thür und Thor weit geöffnet war. (Siehe unsern R o +scher.) + +3) Der konstante Kapitaltheil. + +Sehn wir nun, wie A. Smith den konstanten Werththeil des Kapitals aus +dem Waarenwerth wegzuhexen sucht. + +„In dem Preis des Korns z. B ., zahlt ein Theil die Rente des Grund +besitzers." Der Ursprung dieses Werthbestandtheils hat ebensowenig mit +dem Umstand zu schaffen, daß er dem Grundbesitzer gezahlt wird und +für ihn Revenue unter der F o rm der Rente bildet, wie der Ursprung der +andern Werthbestandtheile damit zu schaffen haben, daß sie als Profit +und Arbeitslohn Revenuequellen bilden. | + +|366|„Ein andrer Theil zahlt den Lohn und Unterhalt der Arbeiter" +(und des Arbeitsviehs! setzt er hinzu) „die in seiner Produktion beschäf +tigt waren, und der dritte Theil zahlt den Profit des Pächters. Diese drei +Theile scheinen (seem, in der That scheinen sie) „entweder unmittelbar +oder in letzter Instanz den ganzen Preis des Korns auszumachen."4 0' + +3 9) Ich gebe diesen Satz wörtlich wie er im Manuskript steht, obwohl er in seinem jetzigen +Zusammenhang sowohl dem Vorhergehenden wie dem unmittelbar Folgenden zu wider +sprechen scheint. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich weiter unten in N o. 4: Kapital +und Revenue bei A. Smith. - F. E. +4°) wir sehn hier ganz davon ab, dass Adam besonders unglücklich in seinem Beispiel war. +in Arbeitslohn, Profit und Rente aufgelöst, +Der Werth des K o r ns wird nur dadurch + +346 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +Dieser ganze Preis, d. h. seine Größenbestimmung, ist absolut unabhän +gig von seiner Vertheilung unter drei Sorten von Personen. „Ein vierter +Theil mag nothwendig scheinen, um das Kapital des Pächters zu ersetzen, +oder um den Verschleiß seines Arbeitsviehs und seiner andern Ackerge- +räthe zu ersetzen. Aber es muß in Betracht gezogen werden, daß der Preis +irgend welches Ackergeräths, ζ. B. eines Arbeitspferds, selbst wieder aus +obigen drei Theilen sich zusammensetzt: der Rente des Bodens, auf dem +es gezüchtet, der Arbeit der Züchtung und dem Profit des Pächters, der +beides, die Rente dieses Bodens und den Lohn dieser Arbeit, vorschießt. +Obwohl daher der Preis des Korns sowohl den Preis wie die Unterhal +tungskosten des Pferdes ersetzen mag, so löst sich doch der ganze Preis +immer noch, unmittelbar oder in letzter Instanz, auf in dieselben drei +Theile: Bodenrente, Arbeit" (er meint Arbeitslohn) „und Profit." ( Β. I, +eh. 6, p. 42.) + +D as ist wörtlich Alles, was A. Smith zur Begründung seiner erstaunli +chen Doktrin vorbringt. Sein Beweis besteht einfach in der Wiederholung +derselben Behauptung. Er gibt beispielsweise zu, daß der Preis des Korns +nicht nur besteht aus ν + m, sondern ebenfalls aus dem Preis der in der +Kornproduktion verzehrten Produktionsmittel, also aus einem Kapital­ +werth, den der Pächter nicht in Arbeitskraft angelegt hat. Aber, sagt er, +die Preise aller dieser Produktionsmittel selbst zerfallen, wie der Korn +preis, auch in ν + m; nur vergißt A. Smith hinzuzusetzen: außerdem in +den Preis der in ihrer eignen Erzeugung verzehrten Produktionsmittel. Er +verweist von einem Produktionszweig auf den andern, und von dem an +dern wieder auf einen dritten. D aß der ganze Preis der Waaren sich „un +mittelbar" oder „in letzter Instanz" |[367| (ultimately) in ν + m auflöst, +wäre nur dann keine hohle Ausflucht, wenn nachgewiesen worden, daß +die Waarenprodukte, deren Preis sich unmittelbar auflöst in c (Preis ver +zehrter Produktionsmittel) + ν + m, schließlich kompensirt werden durch +Waarenprodukte, welche jene „verzehrten Produktionsmittel" ihrem gan +zen Umfang nach ersetzen und die ihrerseits dagegen hergestellt werden +durch bloße Auslage von variablem, d. h. in Arbeitskraft ausgelegtem +Kapital. Der Preis der letztren wäre dann unmittelbar = ν + m. Daher +auch der Preis der erstem, c + ν + m, wo c als konstanter Kapitaltheil +figurirt, schließlich auflösbar in ν + m. Α. Smith glaubte selbst nicht, sol­ +chen Nachweis geliefert zu haben durch sein Beispiel mit den Scotch +pebbles-Sammlern, die aber nach ihm 1) keinen Mehrwerth irgend einer + +daß die vom Arbeitsvieh verzehrten Nahrungsmittel als L o hn des Arbeitsviehs und das +Arbeitsvieh als Lohnarbeiter dargestellt wird, daher seinerseits der Lohnarbeiter auch als +Arbeitsvieh. (Zusatz aus Manuskript I I .) + +347 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Art liefern, sondern nur ihren eignen Arbeitslohn produciren; 2) keine +Produktionsmittel anwenden (wohl doch auch in Form von Körben, Säk- +ken und andern Gefäßen zum Wegtragen der Steinchen). + +Wir haben bereits vorhin gesehn, daß A. Smith selbst seine eigne Theo +rie später über den Haufen wirft, ohne sich indeß seiner Widersprüche +bewußt zu werden. Ihre Quelle ist jedoch zu suchen gerade in seinen +wissenschaftlichen Ausgangspunkten. Das in Arbeit umgesetzte Kapital +producirt einen größren Werth als seinen eignen. Wie? Indem, sagt +A. Smith, die Arbeiter während des Produktionsprocesses den von ihnen +bearbeiteten Dingen einen Werth einprägen, der außer dem Aequivalent +für ihren eignen Kaufpreis einen nicht ihnen, sondern ihren Anwendern +zufallenden Mehrwerth bildet (Profit und Rente). Das ist aber auch alles, +was sie leisten und leisten können. Was von der industriellen Arbeit eines +Tages, das gilt von der durch die ganze Kapitalistenklasse während eines +Jahres in Bewegung gesetzten Arbeit. Die Gesammtmasse des jährlichen +gesellschaftlichen Werthprodukts kann daher nur zerfällbar sein +in +ν + m, in ein Aequivalent, wodurch die Arbeiter den in ihrem eignen +Kaufpreis verausgabten Kapitalwerth ersetzen, und in den zusätzlichen +Werth, den sie darüber hinaus ihrem Anwender liefern müssen. Diese +beiden Werthelemente der Waaren aber bilden zugleich Revenuequellen +für die verschiednen in der Reproduktion betheiligten Klassen: das erste +den Arbeitslohn, die Revenue der Arbeiter; das zweite den Mehrwerth, +wovon der industrielle Kapitalist einen Theil in Form des Profits für sich +behält, einen andern abtritt als Rente, die Revenue des Grund||368|eigen- +thümers. Wo sollte also ein weitrer Werthbestandtheil herkommen, da +das jährliche Werthprodukt keine andren Elemente enthält außer ν + m? +Wir stehn hier auf dem Boden der einfachen Reproduktion. Da die ganze +jährliche Arbeitssumme sich auflöst in Arbeit, nöthig zur Reproduktion +des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths, und in Arbeit, nöthig zur +Schöpfung eines Mehrwerths, wo sollte da überhaupt noch die Arbeit zur +Produktion eines nicht in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths her +kommen? + +Die Sache liegt folgendermaßen: +1) A. Smith bestimmt den Werth einer Waare durch die Masse Arbeit, +die der Lohnarbeiter dem Arbeitsgegenstand zusetzt (adds). Er sagt wört +lich: „den Materialien", da er von Manufaktur handelt, die selbst schon +Arbeitsprodukte verarbeitet; dies ändert aber nichts an der Sache. Der +Werth, den der Arbeiter einem Dinge zusetzt (und dies ,,adds" ist der +Ausdruck Adam's) ist ganz unabhängig davon, ob dieser Gegenstand, +dem Werth zugesetzt wird, vor diesem Zusatz schon selbst Werth hat oder +nicht. Der Arbeiter schafft also in Waarenform ein Werthprodukt; dies ist + +348 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +nach A. Smith eines Theils Aequivalent seines Arbeitslohns, und dieser +Theil ist also bestimmt durch den Werthumfang seines Arbeitslohns; je +nachdem dieser größer oder kleiner, hat er mehr Arbeit zuzusetzen, um +einen Werth gleich dem seines Arbeitslohns zu produciren oder zu re- +produciren. Anderntheils aber setzt der Arbeiter über die so gezogne +Grenze hinaus weitre Arbeit zu, die Mehrwerth für den ihn beschäftigen +den Kapitalisten bildet. Ob dieser Mehrwerth ganz in den Händen des +Kapitalisten bleibt oder stückweis an dritte Personen von ihm abzutreten +ist, ändert absolut nichts weder an der qualitativen (daß es überhaupt +Mehrwerth ist), noch an der quantitativen (der Größen-) Bestimmung +des vom Lohnarbeiter zugesetzten Mehrwerths. Es ist Werth wie jeder +andre Werththeil des Produkts, unterscheidet sich aber dadurch, daß der +Arbeiter kein Aequivalent dafür erhalten hat noch nachher erhält, dieser +Werth vielmehr vom Kapitalisten ohne Aequivalent angeeignet wird. Der +Gesammtwerth der Waare ist bestimmt durch das Quantum Arbeit, das +der Arbeiter in ihrer Produktion verausgabt hat; ein Theil dieses Ge- +sammtwerths ist dadurch bestimmt, daß er gleich dem Werth des Arbeits +lohns ist, also Aequivalent für denselben. Der zweite Theil, der Mehr +werth, ist daher nothwendig ebenfalls ||369| bestimmt, nämlich gleich dem +Gesammtwerth des Produkts minus dem Werththeil desselben, der +Aequivalent des Arbeitslohns ist; also gleich dem Ueberschuß des in Her +stellung der Waare geschaffnen Werthprodukts über den darin enthaltnen +Werththeil, der gleich dem Aequivalent für seinen Arbeitslohn. + +2) Was für die Waare, producirt in einem einzelnen industriellen Ge +schäft durch jeden einzelnen Arbeiter, gilt vom Jahresprodukt aller Ge +schäftszweige zusammen. Was von der Tagesarbeit eines individuellen +produktiven Arbeiters, gilt von der durch die ganze produktive Arbeiter +klasse flüssig gemachten Jahresarbeit. Sie „fixirt" (Smith'scher Aus +druck) +im Jahresprodukt einen Gesammtwerth, bestimmt durch das +Quantum der verausgabten Jahresarbeit, und dieser Gesammtwerth zer +fällt in einen Theil, bestimmt durch dasjenige Stück der Jahresarbeit, +worin die Arbeiterklasse ein Aequivalent ihres Jahreslohns schafft, in der +That diesen Lohn selbst; und in einen andern Theil, bestimmt durch die +zusätzliche Jahresarbeit, worin der Arbeiter einen Mehrwerth für die +Kapitalistenklasse schafft. Das im Jahresprodukt enthaltne jährliche +Werthprodukt besteht also nur aus zwei Elementen, dem Aequivalent des +von der Arbeiterklasse erhaltnen Jahreslohns, und dem jährlich für die +Kapitalistenklasse gelieferten Mehrwerth. Der Jahreslohn bildet aber die +Revenue der Arbeiterklasse, die Jahressumme des Mehrwerths die R e +venue der Kapitalistenklasse; beide stellen also (und dieser Gesichtspunkt +ist richtig bei Darstellung der einfachen Reproduktion) die relativen An- + +349 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +theile am jährlichen Konsumtionsfonds dar und realisiren sich in ihm. +Und so bleibt nirgends Platz für den konstanten Kapitalwerth, für die +Reproduktion des in Form von Produktionsmitteln fungirenden Kapi +tals. D aß aber alle Theile des Waarenwerths, die als Revenue fungiren, +zusammenfallen mit dem für den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds +bestimmten jährlichen Arbeitsprodukt, sagt A. Smith ausdrücklich in der +Einleitung seines Werks: „Worin die Revenue des Volks überhaupt be +standen hat, oder was die Natur des Fonds war, welcher ... ihre jährliche +Konsumtion geliefert hat (supplied), dies zu erklären ist der Zweck dieser +vier ersten Bücher." (p. 12.) Und gleich im ersten Satz der Einleitung 10 +heißt es: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie +ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jah +res verzehrt und die stets bestehn entweder aus dem unmittelbaren Pro +dukt dieser ||370| Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern +Nationen gekauften Gegenständen." (p. 11.) + +15 + +5! + +20 + +Der erste Fehler A. Smith's besteht nun darin, daß er den jährlichen +Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt. Das letztre ist +nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahrs; der erstere schließt außer +dem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahresprodukts ver +braucht, aber im vorhergehenden und zum Theil in noch früher verfloßnen +Jahren producirt wurden: Produktionsmittel, deren Werth nur wieder er +scheint - die, was ihren Werth betrifft, weder producirt, noch reproducirt +worden sind durch während des letzten Jahrs verausgabte Arbeit. Durch +diese Verwechslung manipulirt A. Smith den konstanten Werththeil des +Jahresprodukts hinweg. Die Verwechslung selbst beruht auf einem an- 25 +dern Irrthum in seiner Fundamentalauffassung: er unterscheidet nicht +den zwiespältigen Charakter der Arbeit selbst: der Arbeit, soweit sie als +Verausgabung von Arbeitskraft Werth, und soweit sie als konkrete, nütz +liche Arbeit Gebrauchsgegenstände (Gebrauchswerth) schafft. Die Ge- +sammtsumme der jährlich hergestellten Waaren, also das ganze Jahres- 30 +produkt, ist Produkt der im letzten Jahr wirkenden nützlichen Arbeit; nur +dadurch, daß gesellschaftlich angewandte Arbeit in einem vielverzweig +ten System nützlicher Arbeitsarten verausgabt wurde, sind alle diese +Waaren da; nur dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der Werth der in +ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel erhalten, in neuer Natu- 35 +raiform wieder erscheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist also Resul +tat der während des Jahrs verausgabten nützlichen Arbeit; aber vom jähr +lichen Produktenwerth ist nur ein Theil während des Jahrs geschaffen +worden; dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich die Sum +me der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit darstellt. + +40 + +350 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die jährliche +Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit +all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jahrs verzehrt etc.", so stellt er +sich einseitig auf den Standpunkt der bloß nützlichen Arbeit, die aller +dings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare F o rm gebracht hat. Er +vergißt aber dabei, daß dies unmöglich war ohne Mithülfe der aus frü +hern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände, und daß +daher die „jährliche Arbeit", soweit sie Werth bildete, ||371| keineswegs +den ganzen Werth des durch sie fertig gestellten Produkts geschaffen hat; +daß das Werthprodukt kleiner ist als der Produktenwerth. + +Wenn man A. Smith keinen Vorwurf machen kann, in dieser Analyse +nur soweit gegangen zu sein als alle seine Nachfolger (obgleich sich ein +Ansatz zum Richtigen schon bei den Physiokraten vorfand), so verläuft +er sich dagegen weiter in einem Chaos, und zwar hauptsächlich weil seine +fortwährend +„esoterische" Auffassung des Waarenwerths überhaupt +durchkreuzt wird von exoterischen, die in der Breite bei ihm vorwiegen, +während sein wissenschaftlicher Instinkt von Zeit zu Zeit den esoteri +schen Standpunkt wieder erscheinen läßt. + +4) Kapital und Revenue bei A. Smith. + +Der Werththeil jeder Waare (und daher auch des Jahresprodukts), der +nur ein Aequivalent des Arbeitslohns bildet, ist gleich dem vom Kapi +talisten im Arbeitslohn vorgeschoßnen Kapital, d. h. gleich dem varia +blen Bestandtheil seines vorgeschoßnen Gesammtkapitals. Diesen Be +standtheil des vorgeschoßnen Kapitalwerths erhält der Kapitalist wieder +durch einen neu producirten Werthbestandtheil der von den Lohnarbei +tern gelieferten Waare. Ob das variable Kapital vorgeschoßen wird in +dem Sinn, daß der Kapitalist in Geld den dem Arbeiter zufallenden An +theil eines Produkts zahlt, das noch nicht zum Verkauf fertig, oder das +zwar fertig, aber noch nicht vom Kapitalisten verkauft ist, oder ob er ihn +mit Geld zahlt, das er bereits erhalten durch Verkauf der vom Arbeiter +gelieferten Waare, oder ob er durch Kredit dies Geld anticipirt hat - in +allen diesen Fällen verausgabt der Kapitalist variables Kapital, das als +Geld den Arbeitern zufließt, und besitzt er andrerseits das Aequivalent +dieses Kapitalwerths in dem Werththeil seiner Waaren, wodurch der Ar +beiter den ihm selbst zufallenden Antheil an dem Gesammtwerth dersel +ben neu producirt, wodurch er in andren Worten den Werth seines eignen +Arbeitslohns producirt hat. Statt ihm diesen Werththeil in der Natural +form seines eignen Produkts zu geben, zahlt ihm der Kapitalist selben in +Geld aus. Für den Kapitalisten besteht also jetzt der variable Bestand- + +351 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +theil seines vorgeschoßnen Kapitalwerths in Waarenform, während | +|372| der Arbeiter das Aequivalent für seine verkaufte Arbeitskraft in +Geldform erhalten hat. + +Während also der durch Ankauf der Arbeitskraft in variables Kapital +umgesetzte Theil des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Kapitals inner +halb des Produktionsprocesses selbst als sich bethätigende Arbeitskraft +in +fungirt, und durch die Verausgabung dieser Kraft als Neuwerth +Waarenform von neuem producirt, d. h. reproducirt wird - also Repro +duktion, d. h. Neuproduktion von vorgeschoßnem Kapitalwerth! - ver +ausgabt der Arbeiter den Werth, resp. Preis seiner verkauften Arbeits +kraft in Lebensmitteln, in Mitteln der Reproduktion seiner Arbeitskraft. +Eine dem variablen Kapital gleiche Geldsumme bildet seine Einnahme, +daher seine Revenue, die nur so lange dauert, als er seine Arbeitskraft an +den Kapitalisten verkaufen kann. + +Die Waare des Lohnarbeiters - seine Arbeitskraft selbst - fungirt nur +als Waare, soweit sie dem Kapital des Kapitalisten einverleibt wird, als +Kapital fungirt; andrerseits fungirt das als Geldkapital im Ankauf von +Arbeitskraft verausgabte Kapital des Kapitalisten als Revenue in der +Hand des Verkäufers der Arbeitskraft, des Lohnarbeiters. + +Es verschlingen sich hier verschiedne Cirkulations- und Produktions- + +processe, die A. Smith nicht aus einander hält. + +Erstens. Dem Cirkulationsproceß angehörige Akte: Der Arbeiter ver +kauft seine Waare - die Arbeitskraft - an den Kapitalisten; das Geld, +womit der Kapitalist sie kauft, ist für ihn zur Verwerthung angelegtes +Geld, also Geldkapital; es ist nicht verausgabt, sondern vorgeschossen. +(Dies ist der wirkliche Sinn des „Vorschusses" - avance der Physiokraten +- ganz unabhängig davon, wo der Kapitalist das Geld selbst hernimmt. +Vorgeschossen ist für den Kapitalisten jeder Werth, den er zum Zweck +des Produktionsprocesses zahlt, ob dies nun vorher oder post festum +geschehe; er ist dem Produktionsproceß selbst vorgeschossen.) Hier ereig +net sich nur, was bei jedem Waarenverkauf: der Verkäufer gibt einen +Gebrauchswerth fort (hier die Arbeitskraft) und erhält dessen Werth (rea- +lisirt dessen Preis) in Geld; der Käufer gibt sein Geld weg und erhält +dafür die Waare selbst - hier die Arbeitskraft. + +Zweitens: Im Produktionsproceß bildet jetzt die gekaufte Arbeitskraft +einen Theil des fungirenden Kapitals, und der Arbeiter selbst fungirt hier +nur als eine besondre Naturalform dieses Kapitals, unter||373(schieden +von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden Ele +menten desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von ihm +in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch Ver +ausgabung seiner Arbeitskraft gleich dem Werth seiner Arbeitskraft (ab- + +352 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +gesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in +Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschoßnen oder +vorzuschießenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent +des letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser +von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschießen" kann. + +Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Verkaufs +preises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschoßne variable Kapital, +befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den +Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen. + +Bei allen Waarenkäufen und -verkaufen - soweit nur diese Transaktio +nen selbst betrachtet werden - ist es vollständig gleichgültig, was in der +Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und was in +der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchsartikel +wird. Es ist also, soweit der bloße Cirkulationsproceß in Betracht +kommt, auch völlig gleichgültig, daß die vom Kapitalisten gekaufte Ar +beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und daß andrerseits das als +Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet. +Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft, +wird weder dadurch afficirt, daß sie „Revenue" für ihn bildet, noch da +durch, daß der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer die +sem Käufer Kapitalwerth reproducirt. + +Weil der Werth der Arbeitskraft - d. h. der adäquate Verkaufspreis der +Waare - durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge be +stimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die zur +Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Erhaltung +seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur Reve +nue, wovon der Arbeiter zu leben hat. + +Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des Kapitals, +der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, ... nachdem er ihm" +(dem Kapitalisten) „in der Funktion eines Kapitals gedient hat, ... bildet +eine Revenue für sie" (die Arbeiter). Das Geld womit der Kapitalist die +von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm ||374| in der Funktion +eines Kapitals", soweit er dadurch die Arbeitskraft den dinglichen Be- +standtheilen seines Kapitals einverleibt, und damit überhaupt sein K a +pital erst in den Stand setzt, als produktives Kapital zu fungiren. Unter +scheiden wir: Die Arbeitskraft ist Waare, nicht Kapital, in der Hand des +Arbeiters, und sie konstituirt für ihn eine Revenue, soweit er deren Ver +kauf beständig wiederholen kann; sie fungirt als Kapital nach dem Ver +kauf in der Hand des Kapitalisten, während des Produktionsprocesses +selbst. Was hier zweimal dient ist die Arbeitskraft; als Waare, die zu +ihrem Werth verkauft wird, in der Hand des Arbeiters; als Werth- und + +353 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Gebrauchswerth producirende Kraft in der Hand des Kapitalisten, der +sie gekauft hat. Aber das Geld, was der Arbeiter vom Kapitalisten erhält, +erhält er erst, nachdem er ihm den Gebrauch seiner Arbeitskraft gegeben +hat, nachdem selbe bereits im Werth des Arbeitsprodukts realisirt ist. Der +Kapitalist hat diesen Werth in seiner Hand, bevor er ihn zahlt. Es ist also +nicht das Geld, das zweimal fungirt: erst als Geldform des variablen +Kapitals, dann als Arbeitslohn. Sondern es ist die Arbeitskraft, die zwei +mal fungirt hat; erst als Waare beim Verkauf der Arbeitskraft (das Geld +wirkt bei Stipulirung des zu zahlenden Lohns bloß als ideelles Werthmaß, +wobei es noch gar nicht in der Hand des Kapitalisten zu sein braucht); +zweitens im Produktionsproceß, wo sie als Kapital, d. h. als Gebrauchs +werth und Werth schaffendes Element in der Hand des Kapitalisten fun +girt. Sie hat bereits +in Waarenform das dem Arbeiter zu zahlende +Aequivalent geliefert, bevor der Kapitalist es dem Arbeiter in Geldform +zahlt. Der Arbeiter schafft also selbst den Zahlungsfonds, aus dem ihn +der Kapitalist zahlt. Aber das ist nicht Alles. + +Das Geld, das der Arbeiter erhält, wird von ihm verausgabt um seine +Arbeitskraft zu erhalten, also - Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse in +ihrer Gesammtheit betrachtet - um dem Kapitalisten das Werkzeug zu +erhalten, wodurch er allein Kapitalist bleiben kann. + +Der beständige K a uf und Verkauf der Arbeitskraft verewigt also ei +nerseits die Arbeitskraft als Element des Kapitals, wodurch es als Schöp +fer von Waaren, Gebrauchsartikeln, die einen Werth haben, erscheint, +wodurch ferner der Kapitaltheil, der die Arbeitskraft kauft, durch ihr +eignes Produkt beständig hergestellt wird, der Arbeiter selbst also be +ständig den Kapitalfonds schafft, aus dem er bezahlt wird. Andrerseits +wird der beständige Verkauf der Arbeitskraft zur stets sich erneuernden +Lebenserhaltungs||375|quelle des Arbeiters, und erscheint also seine Ar +beitskraft als das Vermögen, wodurch er die Revenue bezieht, von der er +lebt. Revenue meint hier nichts als durch beständig wiederholten Verkauf +einer Waare (der Arbeitskraft) bewirkte Aneignung von Werthen, wobei +letztre selbst nur zur beständigen Reproduktion der zu verkaufenden +Waare dienen. Und sofern hat A. Smith recht zu sagen, daß der Werth +theil des vom Arbeiter selbst geschaffnen Produkts, wofür ihm der K a +pitalist ein Aequivalent in F o rm des Arbeitslohns zahlt, Quelle von R e +venue für den Arbeiter wird. Dies ändert aber ebensowenig an der Natur +oder Größe dieses Werththeils der Waare, als es am Werth der Produk +tionsmittel ändert, daß sie als Kapitalwerthe fungiren, oder an der Natur +und Größe einer geraden Linie, daß sie als Basis eines Dreiecks oder als +Durchmesser einer Ellipse fungirt. Der Werth der Arbeitskraft bleibt ge +rade so unabhängig bestimmt wie der jener Produktionsmittel. Weder + +354 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +besteht dieser Werththeil der Waare aus Revenue als einem ihn konsti- +tuirenden selbständigen Faktor, noch löst sich dieser Werththeil auf in +Revenue. Weil dieser vom Arbeiter beständig reproducirte Neuwerth für +ihn Quelle von Revenue bildet, bildet nicht umgekehrt seine Revenue +einen Bestandtheil des von ihm producirten Neuwerths. Die Größe des +ihm bezahlten Antheils an dem von ihm geschaffnen Neuwerth bestimmt +den Werthumfang seiner Revenue, nicht umgekehrt. D aß dieser Theil des +Neuwerths für ihn Revenue bildet, zeigt bloß was aus ihm wird, den +Charakter seiner Anwendung, und hat mit seiner Bildung so wenig zu +schaffen wie mit jeder andren Werthbildung. Nehme ich jede Woche zehn +Thaler ein, so ändert der Umstand dieser wöchentlichen Einnahme +nichts, weder an der Werthnatur der zehn Thaler, noch an ihrer Werth- +größe. Wie bei jeder andren Waare ist bei der Arbeitskraft ihr Werth +bestimmt durch die zu ihrer Reproduktion nothwendige Arbeitsmenge; +daß diese Arbeitsmenge durch den Werth der nothwendigen Lebensmittel +des Arbeiters bestimmt, also gleich ist der zur Reproduktion seiner Le +bensbedingungen selbst nothwendigen Arbeit, ist dieser Waare (der Ar +beitskraft) eigenthümlich, aber nicht eigenthümlicher, als daß der Werth +von Lastvieh durch den Werth der zu seiner Erhaltung nothwendigen +Lebensmittel bestimmt ist, also durch die Masse menschlicher Arbeit, +nöthig um letztre zu produciren. + +Es ist aber die Kategorie „Revenue", die hier das ganze Unheil bei | +13761 A. Smith anrichtet. Die verschiednen Sorten von Revenuen bilden +bei ihm die ,,component parts", die Bestandtheile des jährlich producir +ten, neu hergestellten Waarenwerths, während umgekehrt die zwei Theile, +worin dieser Waarenwerth für den Kapitalisten zerfällt - das Aequivalent +seines bei Ankauf der Arbeit in Geldform vorgeschoßnen variablen K a +pitals, und der andre Werththeil, der ihm auch gehört, ihm aber nichts +gekostet hat, der Mehrwerth - Revenuequellen bilden. Das Aequivalent +des variablen Kapitals wird von neuem in Arbeitskraft vorgeschossen +und bildet sofern eine Revenue für den Arbeiter in F o rm seines Arbeits +lohns; der andre Theil - der Mehrwerth - da er dem Kapitalisten keinen +Kapitalvorschuß zu ersetzen hat, kann von ihm in Konsumtionsmitteln +(nothwendigen und Luxus) verausgabt, als Revenue verzehrt werden, +statt Kapitalwerth irgend einer Art zu bilden. Die Voraussetzung dieser +Revenue ist der Waarenwerth selbst, und seine Bestandtheile unterschei +den sich für den Kapitalisten nur soweit sie entweder Aequivalent für, +oder Ueberschuß über den von ihm vorgeschoßnen variablen Kapital +werth bilden. Beide bestehn aus nichts als während der Waarenproduk +tion verausgabter, in Arbeit flüssig gemachter Arbeitskraft. Sie bestehn +aus Ausgabe, nicht aus Einkommen oder Revenue - aus Arbeitsausgabe. + +355 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Nach diesem quid pro quo, wo die Revenue die Quelle von Waaren +werth wird statt der Waarenwerth die Quelle von Revenue, erscheint nun +der Waarenwerth als „zusammengesetzt" aus den verschiednen Sorten +Revenuen; sie sind unabhängig von einander bestimmt, und durch die +Addition des Werthumfangs dieser Revenuen wird der Gesammtwerth +der Waare bestimmt. Aber nun fragt es sich, wie wird der Werth jeder +dieser Revenuen bestimmt, aus denen der Waarenwerth entspringen soll? +Bei dem Arbeitslohn geschieht dies, denn der Arbeitslohn ist der Werth +seiner Waare, der Arbeitskraft, und dieser bestimmbar (wie der jeder +andren Waare) durch die zur Reproduktion dieser Waare nöthige Arbeit. +Aber der Mehrwerth, oder bei A. Smith vielmehr seine beiden Formen, +Profit und Grundrente, wie sind sie bestimmbar? Hier bleibts bei leerem +Geschwätz. Bald stellt A. Smith Arbeitslohn und Mehrwerth (resp. Ar +beitslohn und Profit) als Bestandtheile dar, aus denen der Waarenwerth, +resp. Preis sich zusammensetzt, bald, und oft fast im selben Athemzug, +als Theile, worin sich der Waarenpreis „auflöst" (resolves itself); was aber +umgekehrt heißt, daß der Waarenwerth das zuerst Gegebne ist, und | +|377| daß verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschiednen im Pro +duktionsproceß betheiligten Personen in der Form verschiedner Reve +nuen zufallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammensetzung +des Werths aus diesen drei „Bestandtheilen". Wenn ich die Größe dreier +verschiednen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus diesen +drei Linien als „Bestandtheilen" eine vierte gerade Linie bilde, die gleich +der Größe ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Procedur, als +wenn ich andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe und diese zu +irgend welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewissermaßen +„auflöse". Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durchweg mit der +Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die Größe der drei Li- +nientheile im letzten Fall ist von vornherein dadurch begrenzt, daß sie +Theile einer Linie von gegebner Größe bilden. + +In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith's Dar +stellung festhalten, daß der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell +schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder wie im Tages-, Wochenprodukt +etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth gleich ist dem +Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals (also dem wieder zu Ankauf +von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehrwerth, den der +Kapitalist realisiren kann - bei einfacher Reproduktion und sonst gleich +bleibenden Umständen - in Mitteln seiner individuellen Konsumtion; +wenn wir ferner daran festhalten, daß A. Smith zusammenwirft die Ar +beit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft ist - und +die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d. h. in nützlicher, zweck- + +356 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +gemäßer F o rm verausgabt wird - so kommt die ganze Vorstellung darauf +hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der Arbeit; also auch der +Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth des jährlichen ge +sellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber sich auflöst in 1) +nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter bloß ein Aequivalent re +producirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorgeschoßne Kapital, +und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für den Kapitalisten liefert, +wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth; so kann sich aller +Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestandtheile auflösen und +bildet also schließlich als Arbeitslohn die Revenue der Arbeiterklasse, als +Mehrwerth die der Kapitalistenklasse. Was aber den konstanten Kapi +talwerth angeht, d. h. den Werth der in der Produktion ||378| des Jahres +produkts aufgezehrten Produktionsmittel, so kann zwar nicht gesagt wer +den (außer der Phrase, daß der Kapitalist dem Käufer ihn anrechnet bei +Verkauf seiner Waare), wie dieser Werth in den Werth des neuen Produkts +hineinkommt, aber schließlich - ultimately - kann dieser Werththeil, da +die Produktionsmittel selbst Produkt der Arbeit sind, doch selbst wieder +nur bestehn aus Aequivalent des variablen Kapitals und aus Mehrwerth; +aus Produkt von nothwendiger Arbeit und von Mehrarbeit. Wenn die +Werthe dieser Produktionsmittel in der Hand ihrer Anwender als Kapi- +talwerthe fungiren, so hindert das nicht, daß sie „ursprünglich" und +wenn man ihnen auf den Grund geht, in einer andren Hand - wenn auch +früher - in dieselben beiden Werththeile zerfällbar waren, also in zwei +verschiedne Revenuequellen. + +Ein richtiger Punkt hierin ist: daß in der Bewegung des gesellschaftli +chen Kapitals - d. h. der Gesammtheit der individuellen Kapitale - die +Sache sich anders darstellt, als sie sich für jedes individuelle Kapital, +besonders betrachtet, also vom Standpunkt jedes einzelnen Kapitalisten +darstellt. Für letztren löst sich der Waarenwerth auf 1) in ein konstantes +Element (viertes, wie Smith sagt) und 2) in die Summe von Arbeitslohn +und Mehrwerth, resp. Arbeitslohn, Profit und Grundrente. Vom gesell +schaftlichen Standpunkt aus verschwindet dagegen Smith's viertes Ele +ment, der konstante Kapitalwerth. + +5) Zusammenfassung. + +Die abgeschmackte Formel, daß die drei Revenuen, Arbeitslohn, Profit, +Rente, drei „Bestandtheile" des Waarenwerths bilden, entspringt bei +A. Smith aus der plausibleren, daß der Waarenwerth resolves itself, sich +auflöst, in diese drei Bestandtheile. Auch dies ist falsch, selbst voraus +gesetzt, der Waarenwerth sei nur theilbar in das Aequivalent der ver- + +357 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +brauchten Arbeitskraft und den von letztrer geschaffnen Mehrwerth. +Aber der Irrthum ruht hier wieder auf einer tiefern, wahren Grundlage. +Die kapitalistische Produktion beruht darauf, daß der produktive Ar +beiter seine eigne Arbeitskraft, als seine Waare, dem Kapitalisten ver +kauft, in dessen Händen sie dann bloß als ein Element seines produktiven +Kapitals fungirt. Diese, der Cirkulation angehörige Transaktion - Ver +kauf und K a uf der Arbeitskraft - leitet nicht nur den Produktionsproceß +ein, 13 7 91 sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die +Produktion eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn +diese kann auch seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist +hier nur Mittel für die Produktion von absolutem und relativem Mehr +werth für den Kapitalisten. Wir haben daher bei Analyse des Produkti +onsprocesses gesehn, wie die Produktion von absolutem und relativem +Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze +gesellschaftliche und technische Gestaltung des kapitalistischen Produkti +onsprocesses bestimmt. Innerhalb dieses selbst verwirklicht sich die Un +terscheidung zwischen bloßer Erhaltung von Werth (des konstanten +Kapitalswerths), wirklicher Reproduktion von vorgeschoßnem Werth +(Aequivalent der Arbeitskraft) und Produktion von Mehrwerth, d. h. von +Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent weder vorher vorgeschos +sen hat, noch post festum vorschießt. + +Die Aneignung von Mehrwerth - einem Werth, der überschüssig ist +über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Werths - ob +gleich eingeleitet durch den K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein +innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und +bildet ein wesentliches Moment desselben. + +Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der K a uf und +Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution +der gesellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten +Distribution der Produktionse/emewte, nämlich der Scheidung der Ar +beitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigen +thum von Nichtarbeitern. + +Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese +Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschoßnem +Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth +(Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der +Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt +nichts außer verausgabter Arbeitskraft - Arbeit, unabhängig von dem +besondren nützlichen Charakter dieser Arbeit - und die Werthproduk +tion ist nichts als der Proceß dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne +während sechs Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und + +358 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +macht es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Un +terschied, daß er ζ. B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen +Feld und drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. +Seine freiwillige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn +sind gleichmäßig Arbeit; soweit ||380| sie als Arbeit mit Bezug auf die von +ihr geschaffnen Werthe oder auch nützlichen Produkte betrachtet wird, +findet kein Unterschied in seiner sechstägigen Arbeit statt. Der Unter +schied bezieht sich nur auf die verschiednen Verhältnisse, wodurch die +Verausgabung seiner Arbeitskraft während der beiden Hälften der sechs +tägigen Arbeitszeit veranlaßt wird. Ebenso verhält es sich mit der noth +wendigen und der Mehrarbeit des Lohnarbeiters. + +Der Produktionsproceß erlischt in der Waare. D aß in ihrer Herstellung +Arbeitskraft verausgabt worden ist, erscheint jetzt als dingliche Eigen +schaft der Waare, daß sie Werth besitzt; die Größe dieses Werths ist ge +messen durch die Größe der verausgabten Arbeit; in ein Weiteres löst sich +der Waarenwerth nicht auf und besteht aus nichts andrem. Wenn ich eine +gerade Linie von bestimmter Größe gezogen habe, so habe ich zuerst +durch die Art der Zeichnung, die nach gewissen von mir unabhängigen +Regeln (Gesetzen) geschieht, eine gerade Linie „producirt" (zwar nur +symbolisch, was ich vorher weiß). Theile ich diese Linie in drei A b +schnitte (die wieder einem bestimmten Problem entsprechen mögen), so +bleibt jedes dieser drei Stücke nach wie vor gerade Linie, und die ganze +Linie, deren Theile sie sind, wird durch diese Theilung nicht in etwas von +gerader Linie Unterschiednes, ζ. B. eine Kurve irgend einer Art aufgelöst. +Ebensowenig kann ich die Linie von gegebner Größe so theilen, daß die +Summe dieser Theile größer als die ungetheilte Linie selbst wird; die +Größe der ungetheilten Linie ist also auch nicht bestimmt durch beliebig +bestimmte Größen der Theillinien. Umgekehrt, die relativen Größen der +letztren sind von vornherein begrenzt durch die Grenzen der Linie, deren +Theile sie sind. + +Die vom Kapitalisten hergestellte Waare unterscheidet sich soweit in +nichts von der durch einen selbständigen Arbeiter, oder von Arbeiter- +gemeinden, oder von Sklaven hergestellten Waaren. Jedoch gehört in +unserm Fall das ganze Arbeitsprodukt wie sein ganzer Werth dem K a +pitalisten. Wie jeder andre Producent hat er die Waare erst durch den +Verkauf in Geld zu verwandeln, um weiter damit manipuliren zu können; +er muß sie in die F o rm von allgemeinem Aequivalent umsetzen. - + +Betrachten wir das Waarenprodukt, bevor es in Geld verwandelt wird. +Es gehört ganz dem Kapitalisten. Es ist andrerseits als nützliches Arbeits +produkt - als Gebrauchswerth - ganz und gar das Produkt des vergang +nen Arbeitsprocesses; nicht so sein Werth. Ein Theil dieses Werths | + +359 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +j 3811 ist nur in neuer Form wiedererscheinender Werth der in der Produk +tion der Waare verausgabten Produktionsmittel; dieser Werth ist nicht pro +ducirt worden während des Produktionsprocesses dieser Waare; denn die +sen Werth besaßen die Produktionsmittel vor dem Produktionsproceß, +unabhängig von ihm; als seine Träger gingen sie ein in diesen Proceß; was +sich erneuert und verändert hat, ist nur seine Erscheinungsform. Dieser +Theil des Waarenwerths bildet für den Kapitalisten ein Aequivalent für +den während der Waarenproduktion verzehrten Theil seines vorgeschoß +nen konstanten Kapitalwerths. Er existirte vorher in der F o rm von Pro +duktionsmitteln; er existirt jetzt als Bestandtheil des Werths der neu pro +ducirten Waare. Sobald letztre versilbert ist, muß dieser nun in Geld +existirende Werth wieder verwandelt werden in Produktionsmittel, in seine +ursprüngliche durch den Produktionsproceß und seine Funktion in selbem +bestimmte Form. Am Werthcharakter einer Waare wird nichts geändert +durch die Kapitalfunktion dieses Werths. - + +Ein zweiter Werththeil der Waare ist der Werth der Arbeitskraft, die +der Lohnarbeiter an den Kapitalisten verkauft. Er ist bestimmt wie der +Werth der Produktionsmittel, unabhängig von dem Produktionsproceß, +in den die Arbeitskraft eingehn soll, und wird fixirt in einem Cirkula +tionsakt, dem K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, bevor diese in den +Produktionsproceß eingeht. Durch seine Funktion - die Verausgabung +seiner Arbeitskraft - producirt der Lohnarbeiter einen Waarenwerth +gleich dem Werth, den ihm der Kapitalist für den Gebrauch seiner Ar +beitskraft zu zahlen hat. Er gibt dem Kapitalisten diesen Werth in Waare, +der zahlt ihm denselben in Geld. D aß dieser Theil des Waarenwerths für +den Kapitalisten nur ein Aequivalent für sein im Arbeitslohn vorzuschie +ßendes variables Kapital ist, ändert durchaus nichts an der Thatsache, +daß er ein während des Produktionsprocesses neu geschaffner Waaren +werth ist, der aus gar nichts andrem besteht als woraus der Mehrwerth - +nämlich aus verfloßner Verausgabung von Arbeitskraft. Ebensowenig +wird diese Thatsache dadurch afficirt, daß der vom Kapitalisten in F o rm +von Lohn an den Arbeiter gezahlte Werth der Arbeitskraft für den Ar +beiter die Form von Revenue annimmt, und daß hierdurch nicht nur die +Arbeitskraft fortwährend reproducirt wird, sondern auch die Klasse der +Lohnarbeiter als solche, und damit die Grundlage der gesammten kapi +talistischen Produktion. | + +|382| Die Summe dieser beiden Werththeile macht aber nicht den +ganzen Waarenwerth aus. Es bleibt ein Ueberschuß über beide: der +Mehrwerth. Dieser ist, ebenso wie der das in Arbeitslohn vorgeschoßne +variable Kapital ersetzende Werththeil, ein während des Produktions +processes vom Arbeiter neugeschaffner Werth - festgeronnene Arbeit. Nur + +360 + + Neunzehntes Kapitel • Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +kostet er dem Eigner des ganzen Produkts, dem Kapitalisten, nichts. Die +ser letztre Umstand erlaubt in der That dem Kapitalisten, ihn ganz als +Revenue zu verzehren, falls er nicht Theile davon an andre Antheilhaber +abzutreten hat - wie Bodenrente an den Grundeigenthümer, in welchem +Fall dann diese Theile die Revenuen solcher dritten Personen bilden. Die +ser selbe Umstand war auch das treibende Motiv, weswegen unser Kapi +talist sich überhaupt mit der Waarenproduktion befaßt hat. Aber weder +seine ursprüngliche wohlmeinende Absicht, Mehrwerth zu ergattern, noch +die nachträgliche Verausgabung desselben als Revenue durch ihn und and +re afficiren den Mehrwerth als solchen. Sie ändern nichts daran, daß er +festgeronnene unbezahlte Arbeit ist, und ebenfalls nichts an seiner Größe, +die durch ganz andre Bedingungen bestimmt wird. + +Wollte aber einmal A. Smith, wie er es thut, schon bei Betrachtung des +Waarenwerths sich damit beschäftigen, welche Rolle verschiednen Thei- +len desselben im Gesammt-Reproduktionsproceß zufallt, so war klar, +daß, wenn besondre Theile als Revenue fungiren, andre ebenso beständig +als Kapital fungiren - und deswegen nach seiner Logik auch als konsti- +tuirende Theile des Waarenwerths oder Theile, worin dieser sich auflöst, +hätten bezeichnet werden müssen. + +A. Smith identificirt Waarenproduktion überhaupt mit kapitalistischer +Waarenproduktion; die Produktionsmittel sind von vornherein „Kapital", +die Arbeit von vornherein Lohnarbeit und daher ist „die Zahl der nütz +lichen und produktiven Arbeiter überall ... im Verhältniß zu der Größe +des zu ihrer Beschäftigung angewandten Kapitals" (,,to the quantity of +capital stock which is employed in setting them to work." Introduction, +p. 12). Mit einem Wort, die verschiednen Faktoren des Arbeitsprocesses +- gegenständliche und persönliche - erscheinen von vornherein in den +Charaktermasken der kapitalistischen Produktionsperiode. Die Analyse +des Waarenwerths fällt daher auch unmittelbar zusammen mit der Rück +sicht, wie weit dieser Werth einerseits bloßes Aequivalent für ausgelegtes +Kapital, wie weit er andrerseits „freien", keinen vorgeschoßnen ||383| K a +pitalwerth ersetzenden Werth bildet oder Mehrwerth. Die von diesem +Standpunkt aus mit einander verglichnen Stücke des Waarenwerths ver +wandeln sich so unter der Hand in seine selbständigen „Bestandtheile" +und schließlich in „Quellen alles Werths". Eine fernere Konsequenz ist +die Komposition des Waarenwerths aus, oder abwechselnd seine „Auf +lösung in" Revenuen verschiedner Sorten, sodaß die Revenuen nicht aus +Waarenwerth, sondern der Waarenwerth aus „Revenuen" besteht. So +wenig es aber an der Natur eines Waarenwerths qua Waarenwerth, oder +des Geldes qua Geld ändert, daß sie als Kapitalwerth fungiren, so wenig +an einem Waarenwerth, daß er später als Revenue für Diesen oder Jenen + +361 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +fungirt. Die Waare, mit der A. Smith es zu thun hat, ist von vornherein +Waarenkapital (das, außer dem in der Produktion der Waare verzehrten +Kapitalwerth, den Mehrwerth einschließt), also die kapitalistisch pro +ducirte Waare, das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses. +Dieser hätte also vorher analysirt werden müssen, also auch der in ihm +eingeschloßne Verwerthungs- und Werthbildungsproceß. Da dessen Vor +aussetzung selbst wieder die Waarencirkulation ist, so erheischt seine +Darstellung also auch eine davon unabhängige und vorhergehende Ana +lyse der Waare. Selbst soweit A. Smith „esoterisch" vorübergehend das +Richtige trifft, nimmt er stets auf die Werthproduktion nur Rücksicht bei +Gelegenheit der Waarenanalyse, d. h. der Analyse des Waarenkapitals. + +77/. Die Späteren.41 ) + +Ricardo reproducirt ziemlich wörtlich A. Smith's Theorie: „Man muß +darüber einverstanden sein, daß alle Produkte eines Landes konsumirt +werden, aber es macht den denkbar größten Unterschied, ob sie konsu +mirt werden durch solche die einen andren Werth reproduciren oder +durch solche die dies nicht thun. Wenn wir sagen, Revenue wird aufge +spart und zum Kapital geschlagen, so meinen wir damit, daß der zum +Kapital geschlagne Theil der Revenue durch produktive Arbeiter kon +sumirt wird, statt durch unproduktive." (Principles, p. 163.)( + +|384| In der That hat Ricardo A. Smith's Theorie über die Auflösung +des Waarenpreises in Arbeitslohn und Mehrwerth (oder variables Kapital +und Mehrwerth) völlig acceptirt. Worüber er mit ihm streitet ist 1) über +die Bestandtheile des Mehrwerths: er eliminirt die Grundrente als noth- +wendiges Element desselben; 2) Ricardo zerfällt den Waarenpreis in diese +Bestandtheile. Die Werthgröße ist also das Prius. Die Summe der Be +standtheile ist als gegebne Größe vorausgesetzt, von ihr wird ausgegan +gen, nicht wie A. Smith oft umgekehrt und im Gegensatz zu seiner eignen +tiefern Einsicht thut, die Werthgröße der Waare post festum durch Ad +dition der Bestandtheile hervorgebracht. + +Ramsay bemerkt gegen Ricardo: „Ricardo vergißt, daß das ganze Pro +dukt nicht nur zwischen Arbeitslohn und Profit sich vertheilt, sondern +daß auch ein Theil nöthig ist zum Ersatz des fixen Kapitals." (An Essay +on the Distribution of Wealth. Edinburgh 1836, p. 174.) Ramsay versteht +unter fixem Kapital dasselbe, was ich unter konstantem verstehe: „fixes +Kapital existirt in einer Form, in der es zwar zur Herstellung der in +Arbeit begriffnen Waare beiträgt aber nicht zum Unterhalt der Arbeiter." +(p. 53.) + +4 I) Von hieran bis Ende des Kapitels Zusatz aus Manuskript I I. + +362 + + Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes + +A. Smith sträubte sich gegen die nothwendige Konsequenz seiner Auf +lösung des Waarenwerths, also auch des Werths des gesellschaftlichen +Jahresprodukts, in Arbeitslohn und Mehrwerth, also in bloße Revenue: +die Konsequenz, daß alsdann das ganze Jahresprodukt verzehrt werden +könne. Es sind nie die originellen Denker, welche die absurden Konse +quenzen ziehn. Sie überlassen das den Says und MacCullochs. + +Say macht sich die Sache in der That leicht genug. Was für den Einen +Kapitalvorschuß, ist für den Andern Revenue und Nettoprodukt oder +war es; der Unterschied zwischen Brutto- und Netto-Produkt ist rein +subjektiv, und „so hat sich der Gesammtwerth aller Produkte in der +Gesellschaft als Revenue vertheilt." (Say, Traite d'Écon. Pol. 1817. II, +p. 69.) „Der Gesammtwerth eines jeden Produkts setzt sich zusammen +aus den Profiten der Grundbesitzer, der Kapitalisten und der Gewerb- +fleißigen", (der Arbeitslohn figurirt hier als profits des industrieux!) „die +zu seiner Herstellung beigetragen haben. Dies macht, daß die Revenue +der Gesellschaft gleich +ist dem producirten Bruttowerth, nicht wie die +Sekte der Oekonomisten" (die Physiokraten) „meinten, nur gleich dem +Nettoprodukt des Bodens." (p. 63.) | + +13851 Diese Entdeckung Say's hat u. A. auch Proudhon sich angeeignet. +Storch, der ebenfalls A. Smith's Doktrin im Princip acceptirt, findet +jedoch, daß Say's Nutzanwendung nicht haltbar ist. „Wenn man zugibt, +daß die Revenue einer Nation ihrem Bruttoprodukt gleich ist, d. h. kein +Kapital" (soll heißen kein konstantes Kapital) „in Abzug zu bringen ist, +so muß man auch zugeben, daß diese Nation den ganzen Werth ihres +jährlichen Produkts unproduktiv verzehren kann, ohne ihrer künftigen +Revenue den geringsten Abbruch zu thun ... Die Produkte, die das" +(konstante) „Kapital einer Nation ausmachen, sind nicht konsumabel." +(Storch, Considérations sur la nature du revenu national. Paris 1824. +p. 150.) + +Wie aber die Existenz dieses konstanten Kapitaltheils mit der von ihm +angenommenen Smith'schen Preisanalyse stimmt, wonach der Waaren +werth nur Arbeitslohn und Mehrwerth, aber keinen konstanten Kapital +theil enthält, hat Storch vergessen zu sagen. Es wird ihm nur vermittelst +Say klar, daß diese Preisanalyse zu absurden Resultaten führt, und sein +eignes letztes Wort hierüber lautet: „daß es unmöglich ist, den nothwen +digen Preis in seine einfachsten Elemente aufzulösen". (Cours d'Écon. +Pol. Pétersbourg 1815. I I, p. 140.) + +Sismondi, der sich besonders mit dem Verhältniß von Kapital und +Revenue zu schaffen, und in der That die besondre Fassung dieses Ver +hältnisses zur differentia specifica seiner Nouveaux Principes macht, hat +nicht ein wissenschaftliches Wort gesagt, nicht ein Atom zur Klärung des +Problems beigetragen. + +363 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Barton, Ramsay und Cherbuliez machen Versuche, über die Smith'sche +Fassung hinauszugehn. Sie scheitern, weil sie von vornherein das Pro +blem einseitig stellen, indem sie den Unterschied von konstantem und +variablem Kapitalwerth nicht klar abschälen von dem Unterschied von +fixem und cirkulirendem Kapital. + +Auch John Stuart Mill reproducirt mit gewohnter Wichtigthuerei die +von A. Smith auf seine Nachfolger vererbte Doktrin. Resultat: Die +Smith'sche Gedankenwirre existirt fort bis zur Stunde, und sein Dogma +bildet orthodoxen Glaubensartikel der politischen Oekonomie. | + +|386| ZWANZIGSTES KAPITEL. + +Einfache Reproduktion. + +I. Stellung der Frage. + +Betrachten4 2' wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals +- also des Gesammtkapitals, wovon die individuellen Kapitale nur +Bruchstücke bilden, deren Bewegung sowohl ihre individuelle Bewegung +ist, wie gleichzeitig integrirendes Glied der Bewegung des Gesammtka +pitals - in ihrem Resultat, d. h. betrachten wir das Waarenprodukt, wel +ches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so muß sich zeigen, wie +der Reproduktionsproceß des gesellschaftlichen Kapitals von statten +geht, welche Charaktere diesen Reproduktionsproceß vom Reprodukti +onsproceß eines individuellen Kapitals unterscheiden, und welche Cha +raktere beiden gemeinsam sind. Das Jahresprodukt umschließt sowohl +die Theile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die +gesellschaftliche Reproduktion, wie die Theile, welche dem Konsumti +onsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, +also sowohl die produktive wie die individuelle Konsumtion. Sie um +schließt ebensowohl die Reproduktion (d. h. Erhaltung) der Kapitalisten +klasse und der Arbeiterklasse, daher auch die Reproduktion des kapita +listischen Charakters des gesammten Produktionsprocesses. + +Es ist offenbar die Cirkulationsfigur W '- < + +( G -W + +P W' + +, die wir + +zu analysiren haben, und zwar spielt die Konsumtion nothwendig eine +Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W' = W + w, das Waarenkapital, + +4 2) Aus Manuskript I I. + +364 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +... W ' - G ' -W + +schließt sowohl den konstanten und variablen Kapitalwerth ein wie den +Mehrwerth. Seine Bewegung umfaßt daher ebensowohl die individuelle +Konsumtion wie die produktive. Bei den Kreisläufen G -W ... P ... +W ' - G' und P +... P ist die ||387| Bewegung des Kapitals +Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die Konsumtion einschließt, da +die Waare, das Produkt, verkauft werden muß. Dies aber als geschehn +vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die Bewegung des Einzelkapitals, +was weiter aus dieser Waare wird. Dagegen sind bei der Bewegung von +W ' . . . W' die Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion gerade +daraus erkennbar, daß nachgewiesen werden muß, was aus jedem +Werththeil dieses Gesammtprodukts W' wird. Der gesammte Reproduk +tionsproceß schließt hier den durch die Cirkulation vermittelten Kons- +umtionsproceß ebensosehr ein, wie den Reproduktionsproceß des Kapi +tals selbst. + +Und zwar ist der Reproduktionsproceß für unsern vorliegenden Zweck +zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Werth- wie des Stoffersatzes +der einzelnen Bestandtheile von W'. Wir können uns jetzt nicht mehr +begnügen, wie bei Analyse des Produktenwerths des einzelnen Kapitals, +mit der Voraussetzung, daß der einzelne Kapitalist die Bestandtheile sei +nes Kapitals durch Verkauf seines Waarenprodukts erst in Geld umsetzen +und dann durch Wiederkauf der Produktionselemente auf dem Waaren- +markt in produktives Kapital rückverwandeln kann. Jene Produktions +elemente, soweit sie sachlicher Natur, bilden ebensowohl einen Bestand +theil des gesellschaftlichen Kapitals, wie das individuelle fertige Produkt, +das sich gegen sie austauscht und sich durch sie ersetzt. Andrerseits bildet +die Bewegung des Theils des gesellschaftlichen Waarenprodukts, das vom +Arbeiter in Verausgabung seines Arbeitslohns und vom Kapitalisten in +Verausgabung des Mehrwerths verzehrt wird, nicht nur ein integrirendes +Glied der Bewegung des Gesammtprodukts, sondern sie verschlingt sich +mit der Bewegung der individuellen Kapitale, und ihr Vorgang kann da +her nicht dadurch erklärt werden, daß man ihn einfach voraussetzt. + +Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der +Produktion verzehrte Kapital seinem Werth nach aus dem jährlichen Pro +dukt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit +der Konsumtion des Mehrwerths durch die Kapitalisten, und des Ar +beitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also zunächst um die R e +produktion auf einfacher Stufenleiter. Ferner wird unterstellt nicht nur, +daß die Produkte ihrem Werth nach sich austauschen, sondern auch daß +keine Werthrevolution in den Bestandtheilen des produktiven Kapitals +vorgehe. Soweit die Preise von den Werthen abweichen, kann dieser | +13881 Umstand übrigens auf die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals + +365 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +keinen Einfluß ausüben. Es tauschen sich nach wie vor im Ganzen die +selben Massen Produkte aus, obgleich die einzelnen Kapitalisten dabei in +Werthverhältnissen betheiligt sind, die nicht mehr proportionell wären +ihren respektiven Vorschüssen und den von Jedem von ihnen einzeln +producirten Mehrwerthmassen. Was aber Werthrevolutionen angeht, so +ändern sie nichts an den Verhältnissen zwischen den Werthbestandtheilen +des jährlichen Gesammtprodukts, soweit sie allgemein und gleichmäßig +vertheilt sind. Soweit sie dagegen partiell und nicht gleichmäßig vertheilt +sind, stellen sie Störungen dar, welche erstens als solche nur verstanden +werden können, soweit sie als Abweichungen von gleichbleibenden Werth +verhältnissen betrachtet werden; zweitens aber, wenn das Gesetz nachge +wiesen, wonach ein Werththeil des jährlichen Produkts konstantes, ein +andrer variables Kapital ersetzt, so würde eine Revolution, sei es im +Werth des konstanten, sei es des variablen Kapitals, an diesem Gesetz +nichts ändern. Sie würde nur die relative Größe der Werththeile ändern, +die in der einen oder andern Qualität fungiren, weil an die Stelle der +ursprünglichen Werthe andre Werthe getreten wären. + +So lange wir die Werthproduktion und den Produktenwerth des K a +pitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Waarenprodukts +für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie ζ. B. aus Maschinen bestand +oder aus Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder +beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen. +Womit wir es zu thun hatten, war der unmittelbare Produktionsproceß +selbst, der auf jedem Punkt als Proceß eines individuellen Kapitals sich +darstellt. Soweit die Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, genügte +es zu unterstellen, daß innerhalb der Cirkulationssphäre der Theil des +Waarenprodukts, welcher Kapitalwerth darstellt, die Gelegenheit findet +sich in seine Produktionselemente, und daher in seine Gestalt als pro +duktives Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen, +daß Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte die Waaren vorfinden, wor +in sie Arbeitslohn und Mehrwerth verausgaben. Diese nur formelle +Manier der Darstellung genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesell +schaftlichen Gesammtkapitals und seines Produktenwerths. Die Rück +verwandlung eines Theils des Produktenwerths in Kapital, das Eingehn +eines andern Theils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten - wie +der ||389| Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produkten +werths selbst, worin das Gesammtkapital resultirt hat; und diese Bewe +gung ist nicht nur Werthersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher eben +sosehr bedingt durch das gegenseitige Verhältniß der Werthbestandtheile +des gesellschaftlichen Produkts, wie durch ihren Gebrauchswerth, ihre +stoffliche Gestalt. + +366 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +D i e4 3' einfache Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter er +scheint insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer +Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiter +ter Stufenleiter eine befremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhält +nisse, worin producirt wird, nicht absolut gleichbleiben (und dies ist +vorausgesetzt) in verschiednen Jahren. Die Voraussetzung ist, daß ein +gesellschaftliches Kapital von gegebnem Werth, wie im vorigen Jahr so in +diesem, dieselbe Masse Waarenwerthe wieder liefert, und dasselbe Quan +tum Bedürfnisse befriedigt, obgleich die Formen der Waaren sich im R e +produktionsproceß ändern mögen. Indeß, soweit Akkumulation stattfin +det, bildet die einfache Reproduktion stets einen Theil derselben, kann +also für sich betrachtet werden, und ist ein realer F a k t or der Akkumu +lation. Der Werth des jährlichen Produkts kann abnehmen, obgleich die +Masse der Gebrauchswerthe gleichbleibt; der Werth kann derselbe blei +ben, obgleich die Masse der Gebrauchswerthe abnimmt; Werthmasse und +Masse der reproducirten Gebrauchswerthe können gleichzeitig abneh +men. Alles dies kömmt darauf hinaus, daß die Reproduktion entweder +unter günstigem Umständen als vorher stattfindet, oder unter erschwe +renden, welche letztre in eine unvollkommne Reproduktion - mangel +hafte - resultiren können. Alles dies kann nur die quantitative Seite der +verschiednen Elemente der Reproduktion berühren, nicht aber die Rolle, +die sie als reproducirendes Kapital oder als reproducirte Revenue in dem +Gesammtproceß spielen. + +//. Die zwei Abtheilungen der gesellschaftlichen + +Produktion.44' + +Das Gesammtprodukt, also auch die Gesammtproduktion, der Gesell +schaft zerfällt in zwei große Abtheilungen: | + +139011. Produktionsmittel, Waaren, welche eine F o rm besitzen, worin + +sie in die produktive Konsumtion eingehn müssen oder wenigstens ein +gehn können. + +II. Konsumtionsmittel, Waaren, welche eine F o rm besitzen, worin sie in +die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse ein +gehn. + +In jeder dieser Abtheilungen bilden sämmtliche verschiedne, ihr ange- +hörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die +einen den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel. + +4 3) Aus Manuskript V I I I. + +4 4) Im Wesentlichen aus Manuskript I I. D as Schema aus Manuskript V I I I. + +367 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesammte K a +pital bildet eine besondre große Abtheilung des gesellschaftlichen Kapi +tals. + +In jeder Abtheilung zerfallt das Kapital in zwei Bestandtheile: +1) Variables Kapital. Dies, dem Werth nach betrachtet, ist gleich dem +Werth der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen +Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne. +Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich bethätigenden Arbeits +kraft selbst, d. h. aus der von diesem Kapitalwerth in Bewegung gesetzten +lebendigen Arbeit. + +2) Konstantes Kapital, d. h. den Werth aller zur Produktion in diesem +Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder +in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeits +vieh etc.; und in cirkulirendes konstantes Kapital: Produktionsmateriali +en, wie R o h- und Hülfsstoffe, Halbfabrikate etc. + +Der Werth des mit Hülfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abthei +lungen erzeugten gesammten Jahresprodukts zerfällt in einen Werththeil, +der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Werth nach auf das +Produkt nur übertragne konstante Kapital c darstellt, und in den durch +die gesammte Jahresarbeit zugesetzten Werththeil. Dieser letztre zerfallt +wieder in den Ersatz des vorgeschoßnen variablen Kapitals ν und in den +Ueberschuß darüber, der den Mehrwerth m bildet. Wie der Werth jeder +einzelnen Waare, so zerfällt also auch der des gesammten Jahresprodukts +jeder Abtheilung in c + ν + m. + +Der Werththeil c, der das in der Produktion verzehrte konstante K a­ +pital darstellt, deckt sich nicht mit dem Werth des in der Produktion +angewandten konstanten Kapitals. Die Produktionsstoffe sind zwar ganz +verzehrt, und ihr Werth ist daher ganz auf das Produkt übertragen. | +|391| Aber nur ein Theil des angewandten fixen Kapitals ist ganz verzehrt, +sein Werth daher auf das Produkt übergegangen. Ein andrer Theil des +fixen Kapitals, Maschinen, Gebäude etc. existirt und fungirt fort, nach +wie vor, wenn auch mit durch den Jahresverschleiß vermindertem Werth. +Dieser fortfungirende Theil des fixen Kapitals existirt nicht für uns, wenn +wir den Produktenwerth betrachten. Er bildet einen, von diesem neu- +producirten Waarenwerth unabhängigen, neben ihm vorhandnen Theil +des Kapitalwerths. Dies zeigte sich bereits bei Betrachtung des Produk +tenwerths eines Einzelkapitals (Buch I, K a p. V I, S. 192). Hier müssen wir +jedoch vorläufig von der dort angewandten Betrachtungsweise abstrahi- +ren. Wir sahen bei Betrachtung des Produktenwerths des Einzelkapitals, +daß der dem fixen Kapital durch Verschleiß entzogne Werth sich auf das +während der Verschleißzeit erzeugte Waarenprodukt überträgt, einerlei + +368 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +ob ein Theil dieses fixen Kapitals während dieser Zeit in natura aus +diesem übertragnen Werth ersetzt wird oder nicht. Dagegen sind wir hier, +bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts und seines +Werths, genöthigt, wenigstens vorläufig von dem, durch Verschleiß von +fixem Kapital während des Jahrs auf das Jahresprodukt übertragnem +Werththeil zu abstrahiren, soweit dies fixe Kapital nicht während des +Jahrs auch wieder in natura ersetzt worden ist. In einem spätem Ab +schnitt dieses Kapitels werden wir dann diesen Punkt getrennt erörtern. + +F ür unsre Untersuchung der einfachen Reproduktion wollen wir fol + +gendes Schema zu Grunde legen, worin c = konstantes Kapital, ν = va­ + +riables Kapital, m = Mehrwerth ist, und das Verwerthungsverhältniß ™ + +zu 100 % angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, Fran +ken oder Pfund Sterling bedeuten. + +I. Produktion von Produktionsmitteln: + +Kapital +Waarenprodukt + +4000c + 1 0 0 0v = 5000. + +4 0 0 0c + 1 0 0 0v + 1 0 0 0m = 6000, + +existirend in Produktionsmitteln. + +I I. Produktion von Konsumtionsmitteln: + +Kapital +Waarenprodukt + +2 0 0 0c + 5 0 0v = 2500. + +2 0 0 0c + 5 0 0v + 5 0 0m = 3000, + +existirend in Konsumtionsmitteln. | + +|392| Rekapitulirt, jährliches Gesammt-Waarenprodukt: +L ' 4 0 0 0c + 100Ov + 1 0 0 0m = 6000 Produktionsmittel. +5 0 0m = 3000 Konsumtionsmittel. +II. 2000c + + +5 0 0v + + +Gesammtwerth = 9000, wovon das in seiner Naturalform fortfungirende +fixe Kapital nach der Voraussetzung ausgeschlossen ist. + +Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also der +ganze Mehrwerth unproduktiv konsumirt wird, nothwendigen Umsätze +untersuchen, und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldcirkulation un +beachtet lassen, so ergeben sich uns von vornherein drei große Anhalts +punkte. + +1) Die 500ν, Arbeitslohn der Arbeiter, und die 5 0 0m, Mehrwerth der +Kapitalisten der Abtheilung I I, müssen in Konsumtionsmitteln veraus +gabt werden. Aber ihr Werth existirt in den Konsumtionsmitteln zum +Werth von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abtheilung II, die +vorgeschoßnen 5 0 0v ersetzen und die 5 0 0m repräsentiren. Arbeitslohn +und Mehrwerth der Abtheilung II werden also innerhalb Abtheilung II +gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Ge- +sammtprodukt ( 5 0 0v + 5 0 0m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln. + +369 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +2) Die 1000γ + 1 0 0 0m der Abtheilung I müssen ebenfalls in Konsum +tionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abtheilung I I. Sie +müssen sich also austauschen gegen den von diesem Produkt noch üb +rigen, dem Belauf nach gleichen, konstanten Kapitaltheil 2 0 0 0c. Dafür +erhält Abtheilung II einen gleichen Betrag von Produktionsmitteln, Pro +dukt von I, worin der Werth der 1 0 0 0v + 1 0 0 0m von I verkörpert. Damit +verschwinden aus der Rechnung 2000 I IC und ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) I. + +3) Es bleiben noch 4000 Ic. Diese bestehn in Produktionsmitteln, die +nur in Abtheilung I vernutzt werden können, zum Ersatz ihres verzehrten +konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Austausch +zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden, +wie die ( 5 0 0v + 5 0 0m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und +Kapitalisten, resp. zwischen den einzelnen Kapitalisten von I I. + +Dies einstweilen nur zum bessern Verständniß des Nachfolgenden. | + +13931 III. Der Umsatz zwischen den beiden Abtheilungen: +I(v + m) gegen IIC + +45) + +Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen. +( 1 0 0 0γ + 1 0 0 0m) I - diese Werthe, die in den Händen ihrer Producenten +in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehn, tauschen sich aus +gegen 2000 I IC, gegen Werthe, die unter der Naturalform von Konsum +tionsmitteln bestehn. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstan +tes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die +von Produktionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine Form, +worin es von neuem als F a k t or des Arbeitsprocesses und für die Ver +werthung als konstanter Kapitalwerth fungiren kann. Andrerseits ist da +durch das Aequivalent für die Arbeitskraft in I (1000 Iv) und der Mehr +werth der Kapitalisten I (1000 Im) realisirt in Konsumtionsmitteln; beide +sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine +Naturalform, worin sie als Revenue verzehrt werden können. + +Dieser wechselseitige Umsatz kommt aber zustande durch eine GeId- +cirkulation, die ihn ebensosehr vermittelt wie sie sein Verständniß er +schwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitaltheil +immer von neuem in Geldform auftreten muß, als Geldkapital, das sich +aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muß in allen +auf der ganzen Peripherie der Gesellschaft gleichzeitig neben einander +betriebnen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II an +gehören, in Geldform vorgeschossen werden. Der Kapitalist kauft die + +4 5) Von hier an wieder Manuskript V I I I. + +370 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Arbeitskraft, ehe sie in den Produktionsproceß eintritt, zahlt sie aber erst +in verabredeten Terminen, nachdem sie schon verausgabt ist in der Pro +duktion von Gebrauchswerth. Wie der übrige Werththeil des Produkts, +gehört ihm auch der Theil desselben, der nur ein Aequivalent für das in +Zahlung der Arbeitskraft verausgabte Geld ist, der den variablen Kapi +talwerth repräsentirende Werththeil des Produkts. In diesem Werththeil +selbst hat der Arbeiter ihm das Aequivalent für seinen Arbeitslohn be +reits geliefert. Es ist aber die Rückverwandlung der Waare in Geld, ihr +Verkauf, die dem Kapitalisten sein variables Kapital wieder herstellt als +Geldkapital, das er von neuem in Ankauf der Arbeitskraft vorschießen +kann. | + +¡394¡In Abtheilung I hat der Gesammtkapitalist also 1000 £ (ich sage +£, bloß um zu bezeichnen, daß es Werth in Geldform ist) = 1 0 0 0v an die +Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Theil existirenden Werththeil des +Produkts I, d. h. der von ihnen producirten Produktionsmittel. Die Ar +beiter kaufen mit diesen 1000 £ für selben Werth Konsumtionsmittel von +den Kapitalisten I I, und verwandeln so eine Hälfte des konstanten K a +pitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 £ +Produktionsmittel zum Werth von 1000 von den Kapitalisten I; damit ist +für diese letztern der variable Kapitalwerth = 1 0 0 0v, der als Theil ihres +Produkts in der Naturalform von Produktionsmitteln bestand, wieder in +Geld verwandelt, und kann jetzt in der Hand der Kapitalisten I von +neuem als Geldkapital fungiren, das in Arbeitskraft, also in das wesent +lichste Element des produktiven Kapitals, umgesetzt wird. Auf diesem +Weg strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, in Folge der +Realisation eines Theils ihres Waarenkapitals. + +Was aber das Geld betrifft, das nöthig ist für den Umsatz des m-Theils +des Waarenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapital +t e i ls II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden. In der +Wirklichkeit umschließt diese Cirkulation eine zahllose Masse einzelner +Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei +aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren +muß, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen +Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II aus +seinem neben dem produktiven Kapital vorhandnen Geldkapital sich +Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umge +kehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe, nicht +Kapitalausgabe, bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapita +listen der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräthe - sei es für Kapi +talvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue - müssen, wie schon +oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem + +371 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vor +ausgesetzt werden. Unterstellen wir - die Proportion ist dabei ganz +gleichgültig für unsern Zweck - die Hälfte des Geldes werde von den +Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten Kapitals im Ankauf von +Produktionsmitteln vorgeschossen, die andre Hälfte von den Kapitalisten +I für Konsumtion verausgabt, so: Abtheilung II schießt 500 £ vor und | +13951 kauft damit von I Produktionsmittel, hat damit (inclusive der obi +gen, von den Arbeitern I herrührenden 1000 £) 3A ihres konstanten K a +pitals in natura ersetzt; Abtheilung I kauft mit den so erhaltnen 500 £ +Konsumtionsmittel von II und hat damit für die Hälfte des aus m be +stehenden Theils ihres Waarenkapitals die Cirkulation w-g-w beschrie +ben, dies ihr Produkt realisirt in Konsumtionsfonds. Durch diesen zwei +ten Proceß kehren die 500 £ in die Hände von II zurück als Geldkapital, +das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. Andrerseits anticipirt I +für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden Theils m seines +Waarenkapitals - vor dem Verkauf desselben - Geldausgabe zum Betrag +von 500 £ für Ankauf von Konsumtionsmitteln I I. Mit denselben 500 £ +kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein ganzes konstantes +Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt, während I seinen +ganzen Mehrwerth in Konsumtionsmitteln realisirt hat. Im ganzen hätte +ein Umsatz von Waaren zum Belauf von 4000 £ stattgefunden mit einer +Geldcirkulation von 2000 £, eine Größe der letztren, die nur heraus +kommt, weil das gesammte Jahresprodukt als auf einmal in wenigen gro +ßen Quoten umgesetzt dargestellt wird. Das Wichtige hierbei ist nur der +Umstand, daß II nicht nur sein in Form von Konsumtionsmitteln re- +producirtes konstantes Kapital wieder in die Form von Produktionsmit +teln umgesetzt, sondern außerdem die 500 £, die es im Ankauf von Pro +duktionsmitteln der Cirkulation vorgeschossen, ihm zurückkehren; und +daß ebenso I nicht nur sein variables Kapital, das es in Form von Pro +duktionsmitteln reproducirt, wieder in Geldform besitzt, als Geldkapital, +das von neuem direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, sondern daß ihm +außerdem die 500 £ zurückströmen, die es, vor Verkauf des Mehrwerth- +theils seines Kapitals, anticipirend im Ankauf von Konsumtionsmitteln +verausgabt. Sie strömen ihm aber zurück, nicht durch die stattgehabte +Verausgabung, sondern durch den nachfolgenden Verkauf eines, seinen +halben Mehrwerth tragenden Theils seines Waarenprodukts. + +In beiden Fällen wird nicht nur das konstante Kapital von II wieder +umgesetzt aus der Produktform in die Naturalform von Produktions +mitteln, worin es allein als Kapital fungiren kann; und ebenso wird nicht +nur der variable Kapitaltheil von I in Geldform, und der Mehrwerththeil +der Produktionsmittel I in konsumable, als Revenue verzehrbare Form + +372 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +umgesetzt. Sondern außerdem strömen an II die 500 £ Geldkapital zu +rück, ||396| die es im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, be +vor es den entsprechenden, sie kompensirenden Werththeil des konstan +ten Kapitals - vorhanden in F o rm von Konsumtionsmitteln - verkauft +hat; und ferner an I die 500 £, die es im Ankauf von Konsumtionsmitteln +anticipando verausgabt hat. Wenn an II das auf Rechnung des konstan +ten Theils seines Waarenprodukts vorgeschoßne, und an I das auf Rech +nung eines Mehrwerththeils seines Waarenprodukts vorgeschoßne Geld +zurückströmt, so nur, weil die eine Klasse Kapitalisten außer dem in +Waarenform II existirenden konstanten Kapital, die andre außer dem in +Waarenform I existirenden Mehrwerth noch je 500 £ Geld in Cirkulation +geworfen. Sie haben sich schließlich wechselseitig vollständig bezahlt +durch den Austausch ihrer resp. Waarenäquivalente. Das Geld, das sie +über die Werthbeträge ihrer Waaren hinaus in Cirkulation geworfen, als +Mittel dieses Waarenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Cirkula +tion zurück, pro rata der Quote davon, die jedes von beiden in Cirku +lation geworfen. Sie sind dadurch um keinen Deut reicher geworden. II +besaß ein konstantes Kapital = 2000 in F o rm von Konsumtionsmitteln ++ 500 in Geld; es besitzt jetzt 2000 in Produktionsmitteln und 500 in Geld +wie vorher; ebenso I besitzt, wie vorher, einen Mehrwerth von 1000 (aus +Waaren, Produktionsmitteln, jetzt verwandelt +in Konsumtionsfonds) ++ 500 in Geld, wie vorher. - Es folgt allgemein: Von dem Geld, das die +industriellen Kapitalisten in Cirkulation werfen zur Vermittlung ihrer eig +nen Waarencirkulation, sei es nun auf Konto des konstanten Werththeils +der Waare, oder des in den Waaren existirenden Mehrwerths, soweit er +als Revenue verausgabt wird, kehrt so viel zurück in die Hände der re- +spektiven Kapitalisten, als sie für die Geldcirkulation vorgeschossen. + +Was die Rückverwandlung des variablen Kapitals der Klasse I in Geld +form betrifft, so existirt es für die Kapitalisten I, nachdem sie es in Ar +beitslohn ausgelegt haben, zunächst in der Waarenform, worin es ihnen +die Arbeiter geliefert haben. Sie haben es in Geldform diesen letztren als +den Preis ihrer Arbeitskraft ausgezahlt. Sie haben sofern den Werthbe- +standtheil ihres Waarenprodukts bezahlt, der gleich diesem in Geld aus +gelegten variablen Kapital. Dafür sind sie Eigner auch dieses Theils des +Waarenprodukts. Aber der von ihnen angewandte Theil der Arbeiter +klasse ist kein Käufer der von ihm selbst producirten Produktionsmittel; | +13971 er ist Käufer der von II producirten Konsumtionsmittel. Das bei der +Zahlung der Arbeitskraft in Geld vorgeschoßne variable Kapital kehrt +also nicht direkt an die Kapitalisten I zurück. Es geht durch die Käufe +der Arbeiter über in die Hände der kapitalistischen Producenten der, dem +Arbeiterkreis nothwendigen und überhaupt zugänglichen Waaren, also in + +373 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +die Hände der Kapitalisten I I, und erst indem diese das Geld zum An +kauf von Produktionsmitteln verwenden - erst auf diesem Umweg kehrt +es zurück in die Hände der Kapitalisten I. + +Es ergibt sich, daß bei einfacher Reproduktion die Werthsumme ν + m +des Waarenkapitals I (also auch ein entsprechender proportioneller Theil +des Gesammtwaarenprodukts I) gleich sein muß dem, ebenfalls als pro +portioneller Theil des gesammten Waarenprodukts der Klasse II ausge- +schiednen, konstanten Kapital I IC; oder I (v + m) = Hc- + +IV. Der Umsatz innerhalb Abtheilung II. +Nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel. + +Vom Werth des Waarenprodukts der Abtheilung II sind nun noch zu +untersuchen die Bestandtheile ν + m. Ihre Betrachtung hat nichts zu thun +mit der wichtigsten Frage, die uns hier beschäftigt: in wie fern nämlich +die Zerfallung des Werths jedes individuellen kapitalistischen Waaren +produkts in c + ν + m, wenn auch durch verschiedne Erscheinungsform +vermittelt, ebenfalls gilt für den Werth des jährlichen Gesammtprodukts. +Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von I (v + m) gegen I IC einer +seits, durch die für später vorbehaltne Untersuchung der Reproduktion +von Ic im jährlichen Waarenprodukt I andrerseits. Da I I (V + m) m der +Naturalform von Konsumtionsartikeln existirt; da das den Arbeitern in +Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßne variable Kapital von selben im +Ganzen und Großen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muß, +und da der Werththeil m der Waaren, bei Voraussetzung der einfachen +Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmitteln als Revenue verausgabt +wird, so ist prima facie klar, daß die Arbeiter II mit dem von den K a +pitalisten II erhaltnen Arbeitslohn einen Theil ihres eignen Produkts +- entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltnen Geldwerths - +wiederkaufen. Dadurch verwandelt die Kapitalistenklasse II ||398| ihr in +Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßnes Geldkapital zurück in Geld +form; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in bloßen Werth +marken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Werthmarken realisiren durch +K a uf eines Theils des von ihnen producirten und den Kapitalisten ge +hörigen Waarenprodukts, würden diese Werthmarken in die Hände der +Kapitalisten zurückkehren, bloß daß hier die Marke Werth nicht nur +vorstellt, sondern in ihrer goldnen oder silbernen Leiblichkeit besitzt. +Diese Sorte Rückfluß des in Geldform vorgeschoßnen variablen Kapitals +durch den Proceß, worin die Arbeiterklasse als Käufer und die Kapita +listenklasse als Verkäufer erscheint, werden wir später näher untersuchen. +Hier aber handelt es sich um einen andern Punkt, der bei diesem Rück +fluß des variablen Kapitals zu seinem Ausgangspunkt zu erörtern ist. + +374 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Die Kategorie II der jährlichen Waarenproduktion besteht aus den +mannigfaltigsten Industriezweigen, die aber - mit Bezug auf ihre Pro +dukte - in zwei große Unterabtheilungen zerfallt werden können: + +a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehn +und, soweit sie nothwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität +und dem Werth nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen +Theil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Unter +abtheilung können wir für unsern Zweck zusammenfassen unter der R u +brik: Nothwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig ob ein +solches Produkt, wie ζ. B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus +ein nothwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, daß es ge +wohnheitsmäßig ein solches. + +b) LwxMs-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalisten +klasse eingehn, also nur gegen verausgabten Mehrwerth umgesetzt wer +den können, der dem Arbeiter nie zufallt. Bei der ersten Rubrik ist klar, +daß das in der Produktion der ihr angehörigen Waarensorten vorge +schoßne variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muß an den +Theil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten I I a ), welche diese +nothwendigen Lebensmittel producirt. Sie verkaufen sie an ihre eignen +Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen +Kapitals. Dieser Rückfluß ist direkt mit Bezug auf diese ganze Unterab +theilung a der Kapitalistenklasse I I, so zahlreich auch die Transaktionen +zwischen den Kapitalisten der verschiednen betheiligten Industriezweige +sein mögen, ||399| wodurch dies rückfließende variable Kapital pro rata +vertheilt wird. Es sind Cirkulationsprocesse, deren Cirkulationsmittel di +rekt geliefert werden durch das von den Arbeitern ausgegebne Geld. An +ders verhält es sich aber mit Unterabtheilung I I b. Der ganze Theil des +Werthprodukts mit dem wir es hier zu thun haben, I I b (v + m) besteht +unter der Naturalform von Luxusartikeln, d. h. Artikeln, die die Arbei +terklasse ebensowenig kaufen kann wie den unter Form von Produkti +onsmitteln bestehenden Waarenwerth Iv; obgleich diese Luxusmittel wie +jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter. Der Rückfluß, wodurch +das in dieser Unterabtheilung vorgeschoßne variable Kapital den kapi +talistischen Producenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht +direkt, sondern muß vermittelt sein, ähnlich wie sub Iv. + +Nehmen wir z. B. an wie oben für die gesammte Klasse I I: ν - 500; +m = 500; aber das variable Kapital und der ihm entsprechende Mehr­ +werth seien vertheilt wie folgt: + +Unterabtheilung a, Nothwendige Lebensmittel: ν = 400, m = 400; +also eine Waarenmasse in nothwendigen Konsumtionsmitteln +zum Werth von 4 0 0v + 4 0 0m = 800, oder + +375 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +I Ia ( 4 0 0v+ 4 0 0m). + +Unterabtheilung b: Luxusmittel zum Werth von 1 0 0v + 1 0 0m + += 200, oder +I Ib (10Ov + 100m). + +Die Arbeiter von I Ib haben in Zahlung für ihre Arbeitskraft 100 er +halten in Geld, sage 100 £; sie kaufen damit von den Kapitalisten I Ia +Konsumtionsmittel zum Betrag von 100. Diese Kapitalistenklasse kauft +damit für 100 der Waare I I b, womit den Kapitalisten I Ib ihr variables +Kapital in Geldform zurückströmt. + +In II a existiren bereits 4 0 0v wieder in Geldform in der Hand der K a +pitalisten durch Austausch mit ihren eignen Arbeitern; von dem den +Mehrwerth darstellenden Theil ihres Produkts ist außerdem der vierte +Theil an die Arbeiter I Ib abgetreten und dafür I Ib ( 1 0 0v) in Luxus +waaren bezogen worden. + +2Is in Luxusmitteln ausgeben, so werden die Kapi-1 + +Wenn wir nun gleiche verhältnißmäßige Theilung der Revenue-Aus- +gabe in nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel bei den Kapitalisten +I Ia und I Ib voraussetzen - annehmen, daß beide je 3h in nothwendigen +Lebensmitteln, +|400|talisten der Unterklasse I Ia ihre Mehrwerths-Revenue von 4 0 0m +auslegen zu 3Is in ihren eignen Produkten, nothwendigen Lebensmitteln, +also 240; und zu 2h - 160 in Luxusmitteln. Die Kapitalisten der Unter +klasse I Ib werden ihren Mehrwerth = 1 0 0m ebenso vertheilen: +3h = 60 +auf nothwendige und 2Is = 40 auf Luxusmittel: diese letztren innerhalb +ihrer eignen Unterklasse producirt und umgesetzt. + +Die 160 Luxusmittel, die ( I I a )m erhält, fließen den Kapitalisten I Ia zu +wie folgt: Von den ( I I a) 4 0 0m wurden, wie wir sahen, 100 in F o rm von +nothwendigen Lebensmitteln ausgetauscht gegen gleichen Betrag von +( I l b ) v, die in Luxusmitteln existiren, und weitere 60 in nothwendigen +Lebensmitteln gegen (II b) 6 0m in Luxusmitteln. Die Gesammtrechnung +steht dann so: + +I I a: 4 0 0v + 4 0 0m; I I b: 1 0 0v + 1 0 0m. + +1) 4 0 0γ (a) werden aufgegessen von den Arbeitern I I a, von deren Pro­ +dukt (nothwendigen Lebensmitteln) sie einen Theil bilden; die Arbeiter +kaufen sie von den kapitalistischen Producenten ihrer eignen Abtheilung; +Diesen kehrt damit 400 £ Geld zurück, ihr, selbigen Arbeitern in Arbeits +lohn gezahlter variabler Kapitalwerth von 400; womit sie Arbeitskraft +von neuem kaufen können. + +2) Ein Theil der 4 0 0m (a), gleich den 1 0 0v (b), also 1U des Mehrwerths +(a), wird realisirt in Luxusartikeln wie folgt: Die Arbeiter (b) erhielten +von den Kapitalisten ihrer Abtheilung (b) in Arbeitslohn 100 £; sie kau +fen damit 1U von m (a), d. h. Waaren, die in nothwendigen Lebensmitteln + +376 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +bestehn; die Kapitalisten von a kaufen mit diesem Geld zum selben +Werthbelauf Luxusartikel = 1 0 0v (b), d. h. eine Hälfte der ganzen Luxus +produktion. Damit kehrt den Kapitalisten b ihr variables Kapital in +Geldform zurück und sie können durch Erneuerung des Ankaufs der +Arbeitskraft ihre Reproduktion von neuem beginnen, da das ganze kon +stante Kapital der Gesammtklasse II schon ersetzt ist durch den Aus +tausch von I (v + m) gegen I IC. Die Arbeitskraft der Luxusarbeiter ist also +nur dadurch neu verkäuflich, daß der als Aequivalent für ihren Arbeits +lohn geschaffne Theil ihres eignen Produkts, von den Kapitalisten I Ia in +ihren Konsumtionsfonds gezogen, vermöbelt wird. (Dasselbe gilt für den +Verkauf der Arbeitskraft sub I; da das I IC, wogegen sich I (v + m) aus +tauscht, sowohl aus Luxusmitteln wie nothwendigen Lebensmitteln be +steht und was durch I (v + m) erneuert ¡4011 wird, sowohl die Produkti +onsmittel der Luxus- wie der nothwendigen Lebensmittel ausmacht.) + +3) Wir kommen nun zum Austausch zwischen a und b, soweit er nur +Austausch der Kapitalisten der beiden Unterabtheilungen. Durch das +Bisherige ist erledigt das variable Kapital ( 4 0 0v) und ein Theil des Mehr +werths (100m) in a und das variable Kapital ( 1 0 0v) in b. Wir nahmen +ferner an als Durchschnittsverhältniß der kapitalistischen Revenue-Aus- +gabe in beiden Klassen 2Is für Luxus und 3h für nothwendige Lebensbe +dürfnisse. Außer den bereits für Luxus ausgegebnen 100 entfallt daher +auf die ganze Unterklasse a noch 60 für Luxus und im selben Verhältniß, +d. h. 40, auf b. + +(Ila)m wird also vertheilt auf 240 für Lebensmittel und 160 für Lu + +xusmittel = 240 + 160 = 4 0 0m (Ha). + +(II b) m vertheilt sich in 60 für Lebensmittel und 40 für Luxus: +60 + 40 = 1 0 0m ( I I b ). Die letzten 40 konsumirt diese Klasse aus ihrem +eignen Produkt (2Is ihres Mehrwerths); die 60 für Lebensmittel erhält sie +dadurch, daß sie 60 ihres Mehrprodukts für 6 0m (a) austauscht. + +Wir haben also für die ganze Kapitalistenklasse II (wobei ν + m bei +Unterabtheilung a in nothwendigen Lebensmitteln existirt, bei b in Lu­ +xusmitteln): + +I Ia ( 4 0 0v + 4 0 0m) + I Ib ( 1 0 0v + 1 0 0m) = 1000; durch die Bewegung so +realisirt: 5 0 0v (a + b) (realisirt in 4 0 0v (a) und 1 0 0m (a)) + 5 0 0m (a + b) +(realisirt in 3 0 0m (a) + 1 0 0v (b) + 1 0 0m (b)) = 1000. + +Für a und b, jedes für sich betrachtet, erhalten wir die Realisation: + +a) + +b) + +ν +40Ov (a) + +, + +m +240m (a) + 1 0 0v (b) + 6 0m (b) + += 800 + +100v(a) + +60m (a) + 4 0v (b) + += 200 + += 1000 + +377 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Halten wir der Einfachheit halber dasselbe Verhältniß zwischen vari +ablem und konstantem Kapital fest (was beiläufig durchaus nicht nö +thig), so kommt auf 4 0 0v (a) ein konstantes Kapital = 1600, und auf +100y (b) ein konstantes Kapital = 400, und wir haben für II folgende zwei +Abtheilungen a und b: | + +|402| I I a) 1 6 0 0c + 4 0 0v + 4 0 0m = 2400. +I I b) 4 0 0c + 1 0 O v+ 1 0 0m = 600. + +und zusammen: + +2 0 0 0c + 5 0 0v + 5 0 0m = 3000. + +Dem entsprechend sind von den 2000 I IC in Konsumtionsmitteln, die +ausgetauscht werden gegen 2000 I (v + m), 1600 ungesetzt in Produktions +mittel von nothwendigen Lebensmitteln und 400 in Produktionsmittel +von Luxusmitteln. + +Die 2000 I(v + m) würden also selbst zerfallen in ( 8 0 0v + 8 0 0m) I für +( 2 0 0v + +a = 1600 Produktionsmittel nothwendiger Lebensmittel, und ++ 2 0 0m) I für b = 400 Produktionsmittel für Luxusmittel. + +Ein bedeutender Theil nicht nur der eigentlichen Arbeitsmittel, son +dern auch der R o h- und Hülfsstoffe etc. für beide Abtheilungen ist +gleichartig. Was aber die Umsetzungen der verschiednen Werththeile des +gesammten Produkts I (v + m) betrifft, so wäre diese Theilung ganz gleich +gültig. Sowohl die obigen 800 Iv wie 200 Iv werden dadurch realisirt, daß +der Arbeitslohn in Konsumtionsmitteln 1000 I IC verausgabt wird, also +das für selben vorgeschoßne Geldkapital gleichmäßig sich bei der Rück +kehr vertheilt unter die kapitalistischen Producenten I, ihnen pro rata ihr +vorgeschoßnes variables Kapital wieder in Geld ersetzt: andrerseits, was +die Realisation der 1000 Im betrifft, so werden auch hier die Kapitalisten +gleichmäßig (proportioneil zur Größe ihres m) aus der gesammten zwei +ten Hälfte von I IC = 1000, 6 0 0 1 Ia und 4 0 0 1 Ib in Konsumtionsmitteln +ziehn; also diejenigen, welche das konstante Kapital von I Ia ersetzen: +480 ( V5) aus 6 0 0c (Ha) und 320 (2Is) aus 4 0 0c ( I I b) = 800; die das kon + +stante Kapital von I Ib ersetzen: + +120 (3/ s) aus 6 0 0c( I I a) und 80 (2Is) aus 4 0 0c ( I I b) = 200. Summa + += 1000. + +Was hier willkürlich ist, sowohl für I wie für I I, ist das Verhältniß des +variablen Kapitals zum konstanten, wie die Dieselbigkeit dieses Verhält +nisses für I und II und für ihre Unterabtheilungen. Was diese Dieselbig +keit angeht, so ist sie nur der Vereinfachung wegen hier angenommen, +und die Annahme verschiedner Verhältnisse würde absolut nichts ändern +an den Bedingungen des Problems und an seiner Lösung. Was ||403| sich +aber als nothwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher R e +produktion, ist: + +378 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +1) D aß das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffne +neue Werthprodukt der Jahresarbeit (zerfallbar in ν + m) gleich sei dem +konstanten Kapitalwerth c des durch den andern Theil der Jahresarbeit +hergestellten Produktenwerths, reproducirt in F o rm von Konsumtions­ +mitteln. Wäre es geringer als I IC, so könnte II sein konstantes Kapital +nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Ueberschuß unbenutzt +liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, +verletzt. + +2) D aß bei dem unter F o rm von Konsumtionsmitteln reproducirten +Jahresprodukt, das in Geldform vorgeschoßne variable Kapital v, von +dessen Empfängern, soweit sie Luxusarbeiter sind, nur realisirbar ist in +dem Theil der nothwendigen Lebensmittel, der den kapitalistischen Pro +ducenten derselben ihren Mehrwerth prima facie verkörpert: daß also das +ν, ausgelegt in der Luxusproduktion, gleich ist einem seinem Werthum­ +fang entsprechenden Theil von m, producirt unter der F o rm von noth­ +wendigen Lebensmitteln, also kleiner sein muß als dieses gesammte m +- nämlich (II a )m - und daß nur durch die Realisirung jenes ν in diesem +Theil von m den kapitalistischen Producenten der Luxusartikel ihr vor­ +geschoßnes variables Kapital in Geldform zurückkehrt. Es ist dies ein +ganz analoges Phänomen wie die Realisirung von I (v + m) in I IC; nur daß +im zweiten Fall (II b )v sich realisirt in einem ihm den Werthumfang nach +gleichen Theil von ( I I a )m. Diese Verhältnisse bleiben qualitativ maßge +bend bei jeder Vertheilung des jährlichen Gesammtprodukts, soweit es in +den Proceß der jährlichen, durch Cirkulation vermittelten Reproduktion +wirklich eingeht. I (v + m) kann nur realisirt werden in I IC, wie I IC in seiner +Funktion als Bestandtheil des produktiven Kapitals nur erneubar durch +diese Realisation; ebenso ist (II b )v nur realisirbar in einem Theil von +( I I a )m, und (II b )v nur so wieder rückverwandelbar in seine Form als +Geldkapital. Selbstredend gilt dies nur, soweit alles dies wirklich ein R e +sultat des Reproduktionsprocesses selbst ist, also soweit nicht ζ. B. die +Kapitalisten I Ib Geldkapital für ν durch Kredit anderweitig aufnehmen. +Quantitativ dagegen können die Umsetzungen der verschiednen Theile +des Jahresprodukts nur so proportionell stattfinden wie oben dargestellt, +soweit Stufenleiter und Werth||404|verhältnisse der Produktion stationär +bleiben, und soweit diese strengen Verhältnisse nicht alterirt werden +durch den auswärtigen Handel. + +Wenn man nun nach A. Smith'scher Weise sagte, I (v + m) lösen sich auf + +in I IC, und I IC löst sich auf in I (v + m), oder, wie er öfter und noch abge +schmackter zu sagen pflegt, I (v + m) bilden Bestandtheile des Preises (resp. +Werths, er sagt value in exchange) von I IC und I IC bildet den ganzen +Bestandtheil des Werths I (v + m), so könnte und müßte man ebenfalls + +379 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +sagen (II b )v löst sich auf in ( I I a )m, oder ( I I a )m in ( I I b )v, oder (II b )v +bildet einen Bestandtheil des Mehrwerths IIa, und vice versa: der Mehr +werth löste sich so auf in Arbeitslohn, resp. variables Kapital, und das +variable Kapital bildete einen „Bestandtheil" des Mehrwerths. Diese Ab +geschmacktheit findet sich soweit in der That bei A. Smith, da bei ihm +der Arbeitslohn bestimmt ist durch den Werth der nothwendigen Lebens +mittel, diese Waarenwerthe dahingegen wieder durch den Werth des in +ihnen enthaltnen Arbeitslohns (variablen Kapitals) und Mehrwerths. Er +ist so absorbirt durch die Bruchstücke, worin das Werthprodukt eines +Arbeitstags auf kapitalistischer Basis zerfällbar - nämlich in ν + m - daß +er ganz darüber vergißt, daß es beim einfachen Waarenaustausch ganz +gleichgültig, ob die in verschiedner Naturalform existirenden Aequiva +lente aus bezahlter oder unbezahlter Arbeit bestehn, da sie in beiden +Fällen gleichviel Arbeit zu ihrer Produktion kosten; und daß es ebenso +gleichgültig ist ob die Waare des A ein Produktionsmittel und die des B +ein Konsumtionsmittel, ob nach dem Verkauf die eine Waare als Kapi- +talbestandtheil zu fungiren hat, die andre dagegen in den Konsumtions +fonds eingeht und secundum Adam als Revenue verzehrt wird. Der Ge +brauch, den der individuelle Käufer von seiner Waare macht, fällt nicht +in den Waarenaustausch, in die Cirkulationssphäre, und berührt nicht +den Werth der Waare. Dies wird in keiner Weise dadurch anders, daß bei +Analyse der Cirkulation des jährlichen gesellschaftlichen Gesammtpro +dukts die bestimmte Gebrauchsbestimmung, das Moment der Konsum +tion der verschiednen Bestandtheile jenes Produkts in Betracht kommen +muß. + +Bei obig konstatirter Umsetzung von (II b )v gegen einen gleichwerthi- +gen Theil von ( I I a )m und bei den weitern Umsetzungen zwischen ( I l a )m +und (II b )m ist keineswegs vorausgesetzt, daß, seien es die einzelnen K a +pitalisten von I Ia und I I b, seien es ihre respektiven Gesammt||405|heiten, +sie im selben Verhältniß ihren Mehrwerth zwischen nothwendigen K o n +sumtionsgegenständen und Luxusmitteln theilen. Einer mag mehr in die +ser Konsumtion, ein andrer mehr in jener verausgaben. A uf dem Boden +der einfachen Reproduktion ist nur vorausgesetzt, daß eine Werthsum +me, gleich dem ganzen Mehrwerth, in Konsumtionsfonds realisirt wird. +Die Grenzen sind also gegeben. Innerhalb jeder Abtheilung mag der eine +mehr in a, der andre mehr in b leisten; dies kann sich aber wechselseitig +kompensiren, so daß die Kapitalistenklassen a und b, als ganze genom +men, sich je im selben Verhältniß an beiden betheiligen. Die Werthver +hältnisse - der proportioneile Antheil am Gesammtwerth des Produkts II +für die zwei Sorten Producenten a und b - also auch ein bestimmtes +quantitatives Verhältniß zwischen den Produktionszweigen, welche jene + +380 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Produkte liefern - sind aber nothwendig gegeben in jedem konkreten +Fall; nur das Verhältniß, das beispielsweis figurirt, ist ein hypothetisches; +wird ein andres angenommen, so ändert dies nichts an den qualitativen +Momenten; nur die quantitativen Bestimmungen würden sich ändern. +Tritt aber durch irgend welche Umstände eine wirkliche Verändrung in +der proportionellen Größe von a und b ein, so würden sich auch die +Bedingungen der einfachen Reproduktion entsprechend ändern. + +Aus dem Umstand, daß (II b )v realisirt wird in einem äquivalenten Theil +von ( I I a )m folgt, daß im Verhältniß wie der Luxustheil des jährlichen +Produkts wächst, wie also ein steigendes Quotum der Arbeitskraft ab- +sorbirt wird in der Luxusproduktion, - daß im selben Verhältniß die +Rückverwandlung des in (II b )v vorgeschoßnen variablen Kapitals in +Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungirt, +und damit die Existenz und Reproduktion des in I Ib beschäftigten Theils +der Arbeiterklasse - ihre Zufuhr nothwendiger Konsumtionsmittel - be +dingt wird durch die Verschwendung der Kapitalistenklasse, den Umsatz +eines bedeutenden Theils ihres Mehrwerths in Luxusartikel. + +Jede Krise vermindert die Luxuskonsumtion momentan; sie verlang +samt, verzögert die Rückverwandlung des ( I I b )v in Geldkapital, läßt sie +nur theilweis zu und wirft damit einen Theil der Luxusarbeiter aufs | +|406| Pflaster, während sie andrerseits den Verkauf der nothwendigen +Konsumtionsmittel eben dadurch auch in's Stocken bringt und verrin +gert. Ganz abgesehn von den, gleichzeitig abgedankten, unproduktiven +Arbeitern, die für ihre Dienste einen Theil der Ausgabe der Kapitalisten +in Luxus bilden (diese Arbeiter selbst sind pro tanto Luxusartikel) und +die sich sehr stark betheiligen namentlich auch an der Konsumtion noth +wendiger Lebensmittel etc. Umgekehrt in der Prosperitätsperiode, und +namentlich während der Zeit ihrer Schwindelblüte - wo schon aus andren +Gründen der relative, in Waaren ausgedrückte Werth des Geldes fällt +(ohne wirkliche sonstige Werthrevolution), also der Preis der Waaren, +unabhängig von ihrem eignen Werth, steigt. Nicht nur steigt die Kon +sumtion nothwendiger Lebensmittel; die Arbeiterklasse (in die nun ihre +ganze Reservearmee aktiv eingetreten) nimmt auch momentan Antheil an +der Konsumtion ihr sonst unzugänglicher Luxusartikel, außerdem auch +an der Klasse der nothwendigen Konsumtionsartikel, die sonst zum +größten Theil „nothwendige" Konsumtionsmittel nur für die Kapitali +stenklasse bildet, was seinerseits eine Steigerung der Preise hervorruft. + +381 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Es ist eine reine Tautologie zu sagen, daß die Krisen aus Mangel an +zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten +hervorgehn. Andre Konsumarten, als zahlende, kennt das kapitalistische +System nicht, ausgenommen die sub forma pauperis oder die des „Spitz +buben". D aß Waaren unverkäuflich sind, heißt nichts, als daß sich keine +zahlungsfähigen Käufer für sie fanden, also Konsumenten (sei es nun, +daß die Waaren in letzter Instanz zum Behuf produktiver oder indivi +dueller Konsumtion gekauft werden). Will man aber dieser Tautologie +einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, daß man sagt, die Ar +beiterklasse erhalte einen zu geringen Theil ihres eignen Produkts, und +dem Uebelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größern Antheil +davon empfängt, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken, +daß die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode, +worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter +größern Antheil an dem für Konsumtion bestimmten Theil des jährlichen +Produkts erhält. Jene Periode müßte - von dem Gesichtspunkt dieser +Ritter vom gesunden und „einfachen" (!) Menschenverstand - umgekehrt +die Krise entfernen. Es scheint also, daß die kapitalistische Produktion +vom guten oder bösen Willen unabhängige Bedingungen einschließt, die +jene ||407| relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen +und zwar immer nur als Sturmvogel einer K r i s e .4 7) + +Man sah vorhin, wie das proportioneile Verhältniß zwischen der Pro +duktion nothwendiger Konsumtionsmittel und der Produktion von Lu +xus die Theilung von I I (V + m) zwischen I Ia und I Ib bedingte - also auch +die von I IC zwischen ( I I a )c und (II b )c. Sie greift also den Charakter und +die quantitativen Verhältnisse der Produktion bis an die Wurzel an und +ist ein wesentlich bestimmendes Moment ihrer Gesammtgestaltung. + +Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als +Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwerth als treibendes +Motiv der +individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwerth +- welches immer seine p r o p o r t i o n ed Größe - soll schließlich hier dienen +nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. + +Soweit die einfache Reproduktion Theil und bedeutendster Theil auch +jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies +Motiv in Begleitung von, und im Gegensatz zu dem Motiv der Berei +cherung als solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, +weil Theilnehmer (partners) an der Beute - dem Mehrwerth des Kapi +talisten - als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten. + +Ad notam für etwaige Anhänger der Rodbertus'schen Krisentheorie. F. E. + +382 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldcirkulation. + +Soweit bisher entwickelt, verlief die Cirkulation zwischen den verschied +nen Klassen von Producenten nach folgendem Schema. + +1) Zwischen Klasse I und Klasse II: +I. 4 0 0 0c+ 1000y + 1 0 0 0m + +II +Abgemacht ist also die Cirkulation von I IC = 2000, das umgesetzt ist + +. . 2 0 0 0c . . . + 5 0 0v + 5 0 0m. + +gegen I ( 1 0 0 0v + 100O1 n). + +Es bleibt - da wir 4000 Ic einstweilen bei Seite lassen - noch die Cir +kulation von ν + m innerhalb Klasse I I. Nun theilen sich I I (V + m) zwi­ +schen die Unterklassen I Ia und I Ib wie folgt: + +2) I I. 5 0 0v + 5 0 0m = a ( 4 0 0v + 4 0 0m) + b ( 1 0 0v + 1 0 0m). +Die 4 0 0v( a) cirkuliren innerhalb ihrer eignen Unterklasse; die ||408| da­ +mit bezahlten Arbeiter kaufen dafür, von ihnen selbst producirte, noth +wendige Lebensmittel von ihren Anwendern, den Kapitalisten IIa. + +Da die Kapitalisten beider Unterklassen ihren Mehrwerth je zu 3h in +Produkten von I Ia (nothwendigen Lebensmitteln) und zu 2h in Produk +ten von I Ib (Luxusmitteln) verausgaben, so werden 3Is des Mehrwerths a, +also 240, innerhalb der Unterklasse I Ia selbst verzehrt; ebenso 2Is des +Mehrwerths b (der in Luxusmitteln producirt und vorhanden ist) inner +halb der Unterklasse I I b. + +Es bleiben zwischen I Ia und I Ib also noch auszutauschen: + +auf Seite I I a: 1 6 0m, +auf Seite I I b: 1 0 0v + 6 0m. Diese gehn in einander auf. Die Arbeiter I Ib +kaufen für ihre in Geldlohn erhaltnen 100 von I Ia nothwendige Lebens +mittel im Betrag von 100. Die Kapitalisten I Ib kaufen zum Betrag von +3/5 ihres Mehrwerths = 60 ebenfalls ihre nothwendigen Lebensmittel von +I I a. Die Kapitalisten I Ia erhalten damit das nöthige Geld, um die, oben +angenommenen, 2Is ihres Mehrwerths = 1 6 0m in den von I Ib producirten +Luxuswaaren anzulegen ( 1 0 0v, die in den Händen der Kapitalisten I Ib +als den gezahlten Arbeitslohn ersetzendes Produkt lagern, und 6 0m). Das +Schema hierfür ist also: +3) I I a. (400v) + ( 2 4 0m) + + +1 6 0m + +b. + +1 0 0v + 6O111 + ( 4 0m.) + +wo die eingeklammerten Posten diejenigen sind, die nur innerhalb ihrer +eignen Unterklasse cirkuliren und verzehrt werden. + +Der direkte Rückfluß des in variablem Kapital vorgeschoßnen Geld +kapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabtheilung I I a, die noth +wendige Lebensmittel producirt, ist nur eine durch specielle Bedingungen +modificirte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, daß + +383 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +den Waarenproducenten, die der Cirkulation Geld vorschießen, selbes +zurückkehrt bei normalem Verlauf der Waarencirkulation. Woraus bei +läufig folgt, daß wenn hinter dem Waarenproducenten überhaupt ein +Geldkapitalist steht, der wieder dem industriellen Kapitalisten Geldka +pital (in dem strengsten Sinne des Worts, also Kapitalwerth in Geldform) +vorschießt, der eigentliche Rückflußpunkt dieses Geldes die Tasche dieses +Geldkapitalisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle Hände +mehr oder weniger cirkulirt, gehört die Masse des cirkulirenden Geldes +der in Form von Banken etc. organisirten und koncentrirten Abtheilung +des ||409| Geldkapitals; die Art, wie diese ihr Kapital vorschießt, bedingt +den beständigen finalen Rückfluß in Geldform zu ihr, obgleich dies wie +der vermittelt ist durch die Rückverwandlung des industriellen Kapitals +in Geldkapital. + +Zur Waarencirkulation ist immer zweierlei nöthig: Waaren, die in Cir +kulation geworfen werden, und Geld, das in Cirkulation geworfen wird. +„Der Cirkulationsproceß erlischt ... nicht, wie der unmittelbare Produk +tenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerthe. +Das Geld verschwindet nicht, weil es schließlich aus der Metamorpho +senreihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch +die Waaren geräumte Cirkulationsstelle" etc. (Buch I, K a p. I I I, p. 92.) + +Ζ. B. in der Cirkulation zwischen I IC und I (v + m) nahmen wir an, daß +für diese Cirkulation 500 £ in Geld von II vorgeschossen werden. Bei der +unendlichen Zahl Cirkulationsprocesse, worin sich die Cirkulation zwi +schen großen gesellschaftlichen Gruppen von Producenten auflöst, wird +bald einer aus dieser, bald einer aus jener Gruppe zuerst als Käufer auf +treten - also Geld in Cirkulation werfen. Es ist das, ganz abgesehn von +individuellen Umständen, schon bedingt durch die Verschiedenheit der +Produktionsperioden und daher der Umschläge der verschiednen Waa- +renkapitale. Also II kauft mit 500 £ zum selben Werthbetrag Produkti +onsmittel von I, dieses aber kauft von II Konsumtionsmittel für 500 £; +das Geld fließt also zurück zu II; letztres wird in keiner Weise bereichert +durch diesen Rückfluß. Es warf erst für 500 £ Geld in Cirkulation und +zog zum selben Werthbetrag Waaren aus ihr heraus; es verkauft dann für +500 £ Waaren und zieht zum selben Werthbetrag Geld aus ihr heraus; so +fließen die 500 £ zurück. In der That hat II so in Cirkulation geworfen +für 500 £ Geld und für 500 £ Waaren = 1000 £; es zieht aus der Cirkula +tion heraus für 500 £ Waaren und für 500 £ Geld. Die Cirkulation +braucht für den Umsatz von 500 £ Waaren (I) und 500 £ Waaren (II) nur +500 £ Geld; wer das Geld also vorgeschossen beim K a uf fremder Waare, +erhält es wieder beim Verkauf eigner. Hätte daher I zuerst von II gekauft +Waare für 500 £, und später an II verkauft Waare für 500 £, so würden +die 500 £ zu I statt zu II zurückkehren. + +384 + + Zwanzigstes Kapitel • Einfache Reproduktion + +In Klasse I kehrt das in Arbeitslohn angelegte Geld, d. h. das in Geld +form vorgeschoßne variable Kapital in dieser Form nicht direkt, son-1 +j410|dern indirekt zurück, auf einem Umweg. In II dagegen kehren die +500 £ Arbeitslohn direkt von den Arbeitern an die Kapitalisten zurück, +wie diese Rückkehr immer direkt ist, wo K a uf und Verkauf zwischen +denselben Personen sich so wiederholt, daß sie abwechselnd einander als +Käufer und Verkäufer von Waaren beständig gegenübertreten. Der K a +pitalist II zahlt die Arbeitskraft in Geld; er verleibt dadurch die Arbeits +kraft seinem Kapital ein und tritt nur durch diesen Cirkulationsvorgang, +der für ihn nur Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist, +als industrieller Kapitalist dem Arbeiter als seinem Lohnarbeiter gegen +über. Dann aber tritt der Arbeiter, der in erster Instanz Verkäufer, Händ +ler in eigner Arbeitskraft war, in zweiter Instanz als Käufer, als Geld +besitzer, dem Kapitalisten als dem Waarenverkäufer gegenüber; damit +fließt diesem das in Arbeitslohn ausgelegte Geld zurück. Soweit der Ver +kauf dieser Waaren nicht Prellerei etc. einschließt, sondern Aequivalente +in Waare und Geld ausgetauscht werden, ist derselbe nicht ein Proceß, +wodurch der Kapitalist sich bereichert. Er zahlt den Arbeiter nicht zwei +mal, erst in Geld und dann in Waare; sein Geld kehrt zu ihm zurück, +sobald der Arbeiter es in Waare bei ihm auslöst. + +Das in variables Kapital verwandelte Geldkapital - also das in Ar +beitslohn vorgeschoßne Geld - spielt aber eine Hauptrolle in der GeId- +cirkulation selbst, weil - da die Arbeiterklasse von der Hand in den +Mund leben muß, also den industriellen Kapitalisten keine langen Kre +dite geben kann - auf zahllosen örtlich verschiednen Punkten der Gesell +schaft gleichzeitig variables Kapital in Geld vorgeschossen werden muß +in gewissen kurzen Terminen, wie Woche etc. - in relativ rasch sich wie +derholenden Zeitabschnitten (je kürzer diese Abschnitte, desto kleiner +kann relativ die durch diesen Kanal auf einmal in Cirkulation geworfne +gesammte Geldsumme sein) - welches auch immer die verschiednen Um +schlagsperioden der Kapitale in verschiednen Industriezweigen sein mö +gen. In jedem Land kapitalistischer Produktion bildet das so vorge +schoßne Geldkapital einen proportioneil entscheidenden Antheil an der +Gesammtcirkulation, um so mehr, da dasselbe Geld - vor seinem Rück +fluß zum Ausgangspunkt - in den mannigfachsten Kanälen sich umtreibt +und als Cirkulationsmittel für eine Unzahl andrer Geschäfte fungirt. + +¡41 Ij Betrachten wir jetzt die Cirkulation zwischen I (v + m) und I IC von +einem andern Gesichtspunkt aus. + +385 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Die Kapitalisten I schießen 1000 £ in Zahlung von Arbeitslohn vor, +womit die Arbeiter für 1000 £ Lebensmittel kaufen von den Kapitalisten +I I, und diese wieder für dasselbe Geld Produktionsmittel von den Kapi +talisten I. Letztren ist ihr variables Kapital in Geldform nun zurückge +kehrt, während die Kapitalisten II die Hälfte ihres konstanten Kapitals +aus der F o rm von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt +haben. Die Kapitalisten II schießen weitere 500 £ Geld vor, um Produk +tionsmittel bei I zu heben; die Kapitalisten I verausgaben das Geld in +Konsumtionsmitteln von II; diese 500 £ fließen so den Kapitalisten II +zurück; sie schießen sie von neuem vor, um das letzte Viertel ihres in +Waare verwandelten konstanten Kapitals rückzuverwandeln in seine pro +duktive Naturalform. Dies Geld strömt wieder zu I zurück, und hebt von +neuem bei II Konsumtionsmittel zu gleichem Betrage; damit fließen die +500 £ zurück an II; dessen Kapitalisten sind jetzt wie vorhin im Besitz +von 500 £ Geld und 2000 £ konstantem Kapital, das aber aus der F o rm +von Waarenkapital in produktives Kapital neu umgesetzt worden ist. Mit +1500 £ Geld ist eine Waarenmasse von 5000 £ cirkulirt worden; nämlich +I )I zahlt an die Arbeiter 1000 £ für Arbeitskraft zum gleichen Werth +belauf; 2) die Arbeiter kaufen mit selben 1000 £ Lebensmittel von II; 3) II +kauft mit demselben Geld Produktionsmittel von I, dem damit 1000 £ +variables Kapital in Geldform wieder hergestellt ist; 4) II kauft mit 500 £ +Produktionsmittel von I; 5) I kauft mit selben 500 £ Konsumtionsmittel +von II; 6) II kauft mit selben 500 £ Produktionsmittel von I; 7) I kauft +mit selben 500 £ Lebensmittel von II. An II sind 500 £ zurückgeflossen, +die es außer seinen 2000 £ in Waare in Cirkulation warf und für die es der +Cirkulation kein Aequivalent in Waare entzogen.4 8' + +Die Umsetzung verläuft also wie folgt: +1) I zahlt 1000 £ Geld für Arbeitskraft, also für Waare = 1000 £. | +|412| 2) Die Arbeiter kaufen mit ihrem Arbeitslohn zum Geldbetrag + +von 1000 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare = 1000 £. + +3) II kauft für die von den Arbeitern gelösten 1000 £ zum selben Werth + +Produktionsmittel von I; also Waare = 1000 £. + +Damit sind 1000 £ Geld als Geldform des variablen Kapitals an I zu + +rückgeflossen. + +4) II kauft für 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare = 500 £. +5) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare + += 500 £. + +4 8) Die Darstellung weicht hier etwas ab von der oben (S. 394) gegebnen. D o rt warf auch I +eine unabhängige Summe von 500 in die Cirkulation. Hier liefert II allein das zuschüssige +Geldmaterial für die Cirkulation. Dies ändert jedoch nichts am Schlußergebniß. - F. E. + +386 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +6) II kauft für selbe 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare + += 500 £. + +7) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare + += 500 £. + +Summe des umgesetzten Waarenwerths = 5000 £. +Die 500 £, die II im K a uf vorgeschossen, sind zu ihm zurückgekehrt. +Resultat ist: +1) I besitzt variables Kapital in Geldform zum Belauf von 1000 £, die +es ursprünglich der Cirkulation vorschoß; es hat außerdem verausgabt +für seine individuelle Konsumtion 1000 £ - in seinem eignen Waaren +produkt; d. h. es hat das Geld verausgabt, das es für den Verkauf von +Produktionsmitteln zum Werthbetrag von 1000 £ einnahm. + +Andrerseits ist die Naturalform, worin sich das in Geldform existiren- +de variable Kapital umsetzen muß - d. h. die Arbeitskraft - durch den +Konsum erhalten, reproducirt und wieder vorhanden als derjenige ein +zige Handelsartikel ihrer Besitzer, den diese verkaufen müssen, wen sie +leben wollen. Es ist also auch reproducirt das Verhältniß von Lohnar +beitern und Kapitalisten. + +2) Das konstante Kapital von II ist in natura ersetzt, und die von + +selbem II der Cirkulation vorgeschoßnen 500 £ sind ihm rückgekehrt. +Für die Arbeiter I ist die Cirkulation die einfache von W - G - W. +1 +3 +W (Arbeitskraft) - G (1000 £, Geldform des variablen Kapitals I ) -W +(nothwendige Lebensmittel zum Betrage von 1000 £); diese 1000 £ | +|413| versilbern bis zum selben Werthbetrag das in F o rm von Waare - +Lebensmitteln - existirende konstante Kapital I I. + +2 + +Für die Kapitalisten II ist der Proceß: W - G, Verwandlung eines Theils +ihres Waarenprodukts in Geldform, woraus es rückverwandelt wird in +Bestandtheile des produktiven Kapitals - nämlich in einen Theil der ih +nen nothwendigen Produktionsmittel. + +Bei dem Vorschuß von G (500 £ ), den die Kapitalisten II machen zum +Ankauf der andren Theile der Produktionsmittel, ist die Geldform des +noch in Waarenform (Konsumtionsmitteln) existirenden Theils von I IC +anticipirt; im Akt G - W, wo II mit G kauft und W von I verkauft wird, +verwandelt sich das Geld (II) in einen Theil des produktiven Kapitals, +während W (I) den Akt W -G durchmacht, sich in Geld verwandelt, das +aber keinen Bestandtheil des Kapitalwerths für I vorstellt, sondern ver +silberten Mehrwerth, der nur in Konsumtionsmitteln verausgabt wird. +In der Cirkulation G -W ... P ... W - G' ist der erste Akt G -W des +einen Kapitalisten, der letzte W - G' eines andern (oder Theil davon); ob +dies W, wodurch G in produktives Kapital umgesetzt wird, für den Ver- + +387 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Käufer von W (der also dies W in Geld umsetzt) konstanten Kapitalbe- +standtheil, variablen Kapitalbestandtheil, oder Mehrwerth vorstellt, ist +für die Waarencirkulation selbst durchaus gleichgültig. + +Was die Klasse I, in Bezug auf den Bestandtheil ν + m ihres Waaren­ +produkts angeht, so zieht sie mehr Geld aus der Cirkulation heraus, als +sie hineingeworfen hat. Erstens kehren ihr die 1000 £ variables Kapital +zurück; zweitens verkauft sie (siehe oben, Umsetzung No. 4) für 500 £ +Produktionsmittel; damit ist die Hälfte ihres Mehrwerths versilbert; dann +(Umsetzung No. 6) verkauft sie wieder für 500 £ Produktionsmittel, die +zweite Hälfte ihres Mehrwerths, und damit ist der ganze Mehrwerth in +Geldform der Cirkulation entzogen worden; also successive 1) variables +Kapital in Geld rückverwandelt = 1000 £; 2) die Hälfte des Mehrwerths +versilbert = 500 £; 3) die andre Hälfte des Mehrwerths = 500 £; also Sum +ma: +lOOOy + 1 0 0 0m versilbert = 2000 £. Obgleich I (abgesehn von den +später zu betrachtenden Umsätzen, die die Reproduktion von Ic vermit +teln) nur 1000 £ in Cirkulation warf, hat es ihr doppelt so viel entzogen. +Natürlich verschwindet das versilberte (in G verwandelte) m sofort wie +der in andre Hand (II) ||414| dadurch, daß dies Geld in Konsumtions +mitteln vermöbelt wird. Die Kapitalisten von I haben nur soviel in Geld +entzogen, als sie an Werth in Waare hineinwarfen; daß dieser Werth +Mehrwerth ist, d. h. den Kapitalisten nichts kostet, ändert absolut nichts +am Werth dieser Waaren selbst; ist also, soweit es sich um Werthumsatz +in der Waarencirkulation handelt, vollständig gleichgültig. Die Versilbe +rung des Mehrwerths ist natürlich verschwindend, wie alle andern F o r +men, die das vorgeschoßne Kapital in seinen Umsetzungen durchläuft. +Sie dauert gerade nur solange wie der Zwischenraum zwischen Verwand +lung der Waare I in Geld, und der darauf folgenden Verwandlung des +Geldes I in Waare I I. + +Wären die Umschläge kürzer angenommen - oder, vom Standpunkt +einfacher Waarencirkulation aus betrachtet, die Anzahl der Umläufe des +cirkulirenden Geldes rascher - so wäre noch weniger Geld hinreichend, +um die umgesetzten Waarenwerthe zu cirkuliren; die Summe ist stets be +stimmt - wenn die Anzahl der successiven Umsätze gegeben - durch die +Preissumme, resp. Werthsumme, der cirkulirenden Waaren. Welche Pro +portion dieser Werthsumme aus Mehrwerth einerseits und Kapitalwerth +andrerseits besteht, ist dabei durchaus gleichgültig. + +Würde in unserm Beispiel der Arbeitslohn bei I viermal des Jahres +ausgezahlt, so 4 x 2 50 = 1000. Es würden also 250 £ in Geld hinreichen +für die Cirkulation Iv- V 2 I IC und für die Cirkulation zwischen dem va +riablen Kapital Iv und der Arbeitskraft I. Ebenso wären, wenn die Cir +kulation zwischen Im und I IC in vier Umschlägen erfolgt, nur 250 £ dazu + +388 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +nöthig, also im ganzen eine Geldsumme, resp. ein Geldkapital von 500 £ +für Cirkulation von Waaren zum Betrag von 5000 £. Der Mehrwerth +würde dann, statt zweimal successive zur Hälfte, jetzt viermal successive +zu 1U versilbert. + +Wenn statt II, in Umsetzung No. 4, I als Käufer auftritt, also 500 £ +Geld in Konsumtionsmitteln von selbem Werthumfang verausgabt, so +kauft dann II in Umsetzung No. 5 Produktionsmittel mit denselben +500 £; 6) I kauft Konsumtionsmittel mit selben 500 £; 7) II kauft mit +selben 500 £ Produktionsmittel; die 500 £ kehren also schließlich zu I, wie +vorhin zu I I, zurück. Der Mehrwerth wird hier versilbert durch, von +seinem kapitalistischen Producenten selbst in ihrer Privatkonsumtion +verausgabtes Geld, das anticipirte Revenue vorstellt, anticipirte Einnah +me ||415| aus dem in der noch zu verkaufenden Waare steckenden Mehr +werth. Die Versilberung des Mehrwerths findet nicht statt durch den +Rückfluß der 500 £; denn neben den 1000 £ in Waare Iv hat I, am Schluß +von Umsetzung No. 4, 500 £ in Geld in die Cirkulation geworfen, und +dies war zuschüssig, nicht - soviel wir wissen - Erlös verkaufter Waare. +Fließt dies Geld an I zurück, so hat I damit nur sein zuschüssiges Geld +zurück erhalten, nicht seinen Mehrwerth versilbert. Die Versilberung des +Mehrwerths von I findet nur statt durch den Verkauf der Waaren Im, +worin er steckt, und dauert jedesmal nur so lang, als das durch Verkauf +der Waare eingelöste Geld nicht von neuem in Konsumtionsmitteln ver +ausgabt ist. + +I kauft mit zuschüssigem Geld (500 £) von II Konsumtionsmittel; dies +Geld ist verausgabt von I, es hat dafür Aequivalent in Waare II; das Geld +fließt zum ersten Mal zurück dadurch, daß II von I für 500 £ Waare +kauft; es fließt also zurück als Aequivalent der von I verkauften Waare, +aber diese Waare kostet I nichts, bildet also Mehrwerth für I, und so +versilbert das von +in Cirkulation geworfne Geld seinen eignen +Mehrwerth; ebenso bei seinem zweiten K a uf (No. 6) hat I sein Aequiva +lent in Waare II erhalten. Gesetzt, II kaufe nun nicht (No. 7) Produkti +onsmittel von I, so hätte I in der That für 1000 £ Konsumtionsmittel +gezahlt - seinen ganzen Mehrwerth als Revenue verzehrt - nämlich 500 +in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) und 500 in Geld; es hätte da +gegen noch für 500 £ in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) auf Lager, +und wäre dagegen 500 £ in Geld losgeworden. + +ihm selbst + +Dahingegen hätte II drei Viertel seines konstanten Kapitals aus der +F o rm von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt; ein +Viertel dagegen in der F o rm von Geldkapital (500 £), in der That von +brachliegendem Geld oder seine Funktion unterbrechendem und abwar +tendem Geld. Dauerte diese Situation länger, so müßte II die Stufenleiter + +389 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +der Reproduktion um ein Viertel reduciren. - Die 500 in Produktions +mitteln aber, die I auf dem Hals hat, sind nicht in Waarenform existiren- +der Mehrwerth; sie sind an der Stelle der vorgeschoßnen 500 £ Geld da, +die I besaß neben seinem Mehrwerth von 1000 £ in Waarenform. Als +Geld befinden sie sich in stets realisirbarer Form; als Waare sind sie +momentan unverkäuflich. Soviel ist klar, daß einfache Reproduktion +- wo ||416| jedes Element des produktiven Kapitals in II wie in I ersetzt +werden muß - hier nur möglich bleibt, wenn die 500 Goldvögel zurück +kehren zu I, das sie zuerst ausfliegen ließ. + +Gibt ein Kapitalist (hier haben wir nur noch industrielle Kapitalisten +vor uns, zugleich Repräsentanten aller andern) Geld aus in Konsumti +onsmitteln, so ist es für ihn alle geworden, den Weg alles Fleisches ge +gangen. Fließt es wieder zu ihm zurück, so kann das nur geschehn, soweit +er es für Waaren - also durch sein Waarenkapital - aus der Cirkulation +herausfischt. Wie der Werth seines ganzen jährlichen Waarenprodukts +(das für ihn = Waarenkapital), so ist der jedes Elements desselben, d. h. +der Werth jeder einzelnen Waare, für ihn zerfällbar in konstanten Kapi +talwerth, variablen Kapitalwerth und Mehrwerth. Die Versilbrung jeder +einzelnen der Waaren (die als Elemente das Waarenprodukt bilden) ist +also zugleich Versilbrung eines gewissen Quotums des im ganzen Waa +renprodukt steckenden Mehrwerths. Es ist also im gegebnen Fall wört +lich richtig, daß der Kapitalist selbst das Geld in die Cirkulation warf +- und zwar bei Verausgabung desselben in Konsumtionsmitteln - womit +sein Mehrwerth versilbert, alias realisirt wird. Es handelt sich dabei na +türlich nicht um identische Geldstücke, sondern um einen Betrag in klin +gendem Geld, gleich dem (oder gleicher Theil von dem), den er zur +Bestreitung persönlicher Bedürfnisse in die Cirkulation geworfen. + +In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst +innerhalb des laufenden Jahrs eröffnet worden, so dauert es gute Weile, +im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Geschäftsein +nahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann. Er +suspendirt deswegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er schießt +sich selbst (ob aus eigner, oder per Kredit aus fremder Tasche, ist hier +ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden Mehrwerth +vor; damit aber auch cirkulirendes Medium zur Realisation später zu +realisirenden Mehrwerths. Ist das Geschäft dagegen schon länger im re +gelmäßigen Gang, so vertheilen sich Zahlungen und Einnahmen auf ver +schiedne Termine während des Jahrs. Eins aber geht ununterbrochen +fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die anticipirt und deren Umfang +berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder veran +schlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Waare wird auch ein | + +390 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +|417| Theil des jährlich zu machenden Mehrwerths realisirt. Würde aber +während des ganzen Jahrs nur soviel der producirten Waare verkauft, wie +nöthig, um die in ihr enthaltnen konstanten und variablen Kapitalwerthe +zu ersetzen; oder fielen die Preise so, daß beim Verkauf des ganzen jähr +lichen Waarenprodukts nur der in ihm enthaltne vorgeschoßne Kapital +werth realisirt würde, so träte der anticipatorische Charakter des auf +künftigen Mehrwerth hin verausgabten Geldes klar hervor. Macht unser +Kapitalist Fallite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob +seine anticipirten Privatausgaben in richtiger Proportion zum Umfang +seines Geschäfts und der, selbem gewöhnlich oder normal entsprechen +den Mehrwertheinnahme stehn. + +Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, +daß sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerths (resp. auch zur Cir +kulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Cirku +lation werfen muß, nicht nur nicht paradox, sondern als nothwendige +Bedingung des ganzen Mechanismus: denn hier gibt es nur zwei Klassen: +die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitali +stenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmit +tel wie des Geldes ist. Das Paradoxe läge darin, wenn die Arbeiterklasse +in erster Instanz das zur Realisation des in den Waaren steckenden Mehr +werths nothwendige Geld aus eignen Mitteln vorschösse. Der einzelne +Kapitalist verrichtet diesen Vorschuß aber immer nur in der Form, daß er +als Käufer agirt, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln, +oder Geld vorschießt im Ankauf von Elementen seines produktiven K a +pitals, sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln. Er gibt das +Geld immer nur weg gegen ein Aequivalent. Er schießt der Cirkulation +nur Geld vor in derselben Art, wie er ihr Waare vorschießt. Er agirt +beidemal als Ausgangspunkt ihrer Cirkulation. + +Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt. +1) Die Erscheinung des Handelskapitals (dessen erste Form immer +Geld, da der Kaufmann als solcher kein „Produkt" oder „Waare" her +stellt) und des Geldkapitals, als Gegenstandes der Manipulation einer +besondern Sorte von Kapitalisten, in dem Cirkulationsproceß des indu +striellen Kapitals. + +2) Die Spaltung des Mehrwerths - der in erster Hand immer in Hand +des industriellen Kapitalisten sich befinden muß - in ver||418|schiedne +Kategorien, als deren Träger neben dem industriellen Kapitalisten der +Grundbesitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen, +ditto die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen er +scheinen als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und in so +weit als Versilbrer seiner Waaren; pro parte werfen auch sie „Geld" in die + +391 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Cirkulation und er erhält es von ihnen. Wobei stets vergessen wird, aus +welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem +erhalten. + +VI. Das konstante Kapital der Abtheilung I4"'"1' + +Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abtheilung +I = 4000 Ic. Dieser Werth ist gleich dem im Waarenprodukt I wieder er +scheinenden Werth der in der Produktion dieser Waarenmasse verzehrten +Produktionsmittel. Dieser wiedererscheinende Werth, der nicht in dem +Produktionsproceß I producirt, sondern das Jahr vorher als konstanter +Werth in ihn eintrat, als gegebner Werth seiner Produktionsmittel, existirt +jetzt in dem ganzen Theil der Waarenmasse I, die nicht von der Kategorie +II absorbirt ist; und zwar ist der Werth dieser Waarenmasse, die so in der +Hand der Kapitalisten I bleibt, = 1Ii des Werths ihres ganzen jährlichen +Waarenprodukts. Bei dem einzelnen Kapitalisten, der ein besondres Pro +duktionsmittel producirt, konnten wir sagen: Er verkauft sein Waaren +produkt, er verwandelt es in Geld. Indem er es in Geld verwandelt, hat er +auch den konstanten Werththeil seines Produkts in Geld rückverwandelt. +Mit diesem in Geld verwandelten Werththeil kauft er dann von andren +Waarenverkäufern seine Produktionsmittel wieder ein, oder verwandelt +den konstanten Werththeil seines Produkts in eine Naturalform, worin er +von neuem als produktives konstantes Kapital fungiren kann. Jetzt da +gegen wird diese Voraussetzung unmöglich. Die Kapitalistenklasse I um +schließt die Gesammtheit der Kapitalisten, die Produktionsmittel pro +duciren. Außerdem ist das Waarenprodukt von 4000, das in ihrer Hand +geblieben, ein Theil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen keinen +andern auszutauschen ist, denn es existirt kein solcher andrer Theil des +Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser ||419| 4000 ist bereits über +den ganzen Rest disponirt; ein Theil ist durch den gesellschaftlichen K o n +sumtionsfonds absorbirt, und ein andrer Theil hat das konstante Kapital +der Abtheilung II zu ersetzen, die bereits alles ausgetauscht hat, worüber +sie im Austausch mit Abtheilung I verfügen kann. + +Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, daß das +ganze Waarenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln +besteht, d. h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals +selbst. Es zeigt sich hier dasselbe Phänomen wie vorhin sub II, nur unter +einem andern Aspekt. Sub II bestand das ganze Waarenprodukt in Kon +sumtionsmitteln; ein Theil desselben, gemessen durch den in diesem + +4 8 [ i* Von hier an aus Manuskript I I. + +392 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Waarenprodukt enthaltnen Arbeitslohn plus Mehrwerth, konnte daher +von seinen eignen Producenten verzehrt werden. Hier sub I, besteht das +ganze Waarenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschi +nerie, Gefäßen, R o h- und Hülfstoffen etc. Ein Theil derselben, derjenige, +welcher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann +daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandtheil des pro +duktiven Kapitals fungiren. Soweit er in Cirkulation tritt, cirkulirt er +innerhalb der Klasse I. Sub II wird ein Theil des Waarenprodukts in +natura von seinen eignen Producenten individuell, sub I dagegen wird ein +Theil des Produkts in natura von seinen kapitalistischen Producenten +produktiv konsumirt. + +In dem Theil des Waarenprodukts I = 4 0 0 0c erscheint der in dieser +Kategorie konsumirte konstante Kapitalwerth wieder, und zwar in einer +Naturalform, worin er sofort wieder als produktives konstantes Kapital +fungiren kann. Sub II geht der Theil des Waarenprodukts von 3000, +dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 1000), direkt in die +individuelle Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter von II ein, wäh +rend dagegen der konstante Kapitalwerth dieses Waarenprodukts +(= 2000) nicht wieder in die produktive Konsumtion der Kapitalisten II +eingehn kann, sondern durch Austausch mit I zu ersetzen ist. + +Sub I dagegen geht der Theil seines Waarenprodukts von 6000, dessen +Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 2000), nicht in die indivi +duelle Konsumtion seiner Producenten ein, und kann es auch seiner Na +turalform nach nicht. Er muß vielmehr erst mit II ausgetauscht werden. +Der konstante Werththeil dieses Produkts = 4000 befindet sich umge +kehrt in einer Naturalform, worin er - die ganze ||420| Kapitalistenklasse +I betrachtet - direkt wieder als deren konstantes Kapital fungiren kann. +In andren Worten: Das ganze Produkt der Abtheilung I besteht aus G e- +brauchswerthen, die ihrer Naturalform nach - bei kapitalistischer Pro +duktionsweise - nur als Elemente des konstanten Kapitals dienen kön +nen. Von diesem Produkt zum Werth von 6000 ersetzt also ein Drittel +(2000) das konstante Kapital der Abtheilung II, und die übrigen 2h das +konstante Kapital der Abtheilung I. + +Das konstante Kapital I besteht in einer Masse verschiedner Kapital +gruppen, die in den verschiednen Produktionszweigen von Produktions +mitteln angelegt sind, so viel in Eisenhütten, so viel in Kohlengruben etc. +Jede dieser Kapitalgruppen, oder jedes dieser gesellschaftlichen Gruppen +kapitale setzt sich wieder zusammen aus einer größren oder geringren +Masse selbständig fungirender Einzelkapitale. Erstens zerfallt das Kapi +tal der Gesellschaft, z. B. 7500 (was Millionen u. s. w. bedeuten kann) in +verschiedne Kapitalgruppen; das gesellschaftliche Kapital von 7500 ist + +393 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +zerfallt in besondre Theile, wovon jeder in einem besondren Produkti +onszweig angelegt; der in jedem besondren Produktionszweig angelegte +Theil des gesellschaftlichen Kapitalwerths besteht der Naturalform nach +theils in den Produktionsmitteln jeder besondren Produktionssphäre, +theils aus der für ihren Betrieb nöthigen und entsprechend qualificirten +Arbeitskraft, verschieden modificirt durch die Theilung der Arbeit, je +nach der specifischen Arbeitsart, die sie in jeder einzelnen Produktions +sphäre zu leisten hat. Der in jedem besondren Produktionszweig ange +legte Theil des gesellschaftlichen Kapitals besteht wieder aus der Summe +der in ihm angelegten, selbständig fungirenden Einzelkapitale. Dies gilt +selbstredend für beide Abtheilungen, für I wie für I I. + +Was nun sub I den in F o rm seines Waarenprodukts wieder erscheinen +den konstanten Kapitalwerth angeht, so geht er zum Theil in die besond +re Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb), +woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel +ein; z. B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohlenproduktion, +Eisen in F o rm von Maschinen in die Eisenproduktion u. s. w. + +Soweit jedoch die Theilprodukte, woraus der konstante Kapitalwerth +von I besteht, nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Pro +duktionssphäre eingehn, wechseln sie nur den Platz. Sie gehn in Natu +ralform ein in eine andre Produktionssphäre der Abtheilung I, während +das ||421| Produkt andre Produktionssphären der Abtheilung I sie in na +tura ersetzt. Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte. Sie gehn alle +wieder ein als Faktoren, die konstantes Kapital in I ersetzen, nur statt in +einer Gruppe von I in einer andern. Soweit hier Austausch zwischen den +einzelnen Kapitalisten von I stattfindet, ist es Austausch einer Natural +form von konstantem Kapital gegen eine andre Naturalform von kon +stantem Kapital, einer Sorte Produktionsmittel gegen andre Sorten +Produktionsmittel. Es ist Austausch der verschiednen individuellen kon +stanten Kapitaitheile von I unter einander. Die Produkte werden, soweit +sie nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eignen Produktionszweigen +dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt, und ersetzen +sich so wechselseitig. In andren Worten (ähnlich wie sub II für den Mehr +werth geschehn): jeder Kapitalist sub I zieht im Verhältniß, worin er +Miteigenthümer an diesem konstanten Kapital von 4000, die ihm nö +thigen entsprechenden Produktionsmittel aus dieser Waarenmasse her +aus. Wäre die Produktion gesellschaftlich, statt kapitalistisch, so ist klar, +daß diese Produkte der Abtheilung I unter die Produktionszweige dieser +Abtheilung, zum Behuf der Reproduktion, nicht minder beständig wieder +als Produktionsmittel vertheilt würden, ein Theil direkt in der Produk +tionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein andrer Theil da- + +394 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +gegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde, und so ein be +ständiges Hin und Her zwischen den verschiednen Produktionsstätten +dieser Abtheilung stattfände. + +VII. Variables Kapital und Mehrwerth in +beiden Abtheilungen. + +Der Gesammtwerth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ist also +gleich dem während des Jahres reproducirten variablen Kapitalwerth II +plus dem neu producirten Mehrwerth II (d. h. gleich dem sub II während +des Jahrs producirten Werth) plus dem während des Jahrs reproducirten +variablen Kapitalwerth I und dem neu producirten Mehrwerth I (also +plus dem sub I während des Jahrs producirten Werth). + +Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesammt +werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen | +|422| Werthprodukt, d. h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche +Arbeit während des Jahrs producirten Werth, und muß es sein, da bei +einfacher Reproduktion dieser ganze Werth verzehrt wird. + +Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Theile: 1) noth +wendige Arbeit; sie schafft im L a uf des Jahrs einen Werth von 1 5 0 0v; +2) Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Werth oder Mehrwerth von +1 5 0 0m. Die Summe dieser Werthe = 3000, ist gleich dem Werth der +jährlich producirten Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwerth der +während des Jahrs producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem +Totalwerth, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs +producirt, gleich dem Werth des gesellschaftlichen variablen Kapitals +plus dem gesellschaftlichen Mehrwerth, gleich dem totalen jährlichen +Neuprodukt. + +Aber wir wissen, daß obgleich diese beiden Werthgrößen sich decken, +deswegen keineswegs der Totalwerth der Waaren II, der Konsumtions +mittel, in dieser Abtheilung der gesellschaftlichen Produktion producirt +worden ist. Sie decken sich, weil der sub II wieder erscheinende konstante +Kapitalwerth gleich ist dem sub I neuproducirten Werth (variablem K a +pitalwerth plus Mehrwerth); daher I (v + m) den Theil des Produkts von II +kaufen kann, der für seine Producenten (in Abtheilung I I) konstanten +Kapitalwerth darstellt. Es zeigt sich daher, warum, obgleich für die K a +pitalisten II der Werth ihres Produkts zerfällt in c + ν + m, gesellschaft­ +lich betrachtet der Werth dieses Produkts zerfallbar ist in ν + m. Dies ist +nämlich nur der Fall, weil I IC hier gleich I (v + m) und diese beiden Be +standtheile des gesellschaftlichen Produkts durch ihren Austausch ihre +Naturalformen mit einander austauschen, daher nach diesem Umsatz I IC + +395 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +wieder in Produktionsmitteln, I (v + m) dagegen in Konsumtionsmitteln +existirt. + +Und es ist dieser Umstand, der A. Smith veranlaßt hat zu behaupten, +der Werth des jährlichen Produkts löse sich in ν + m auf. Es gilt dies 1) +nur für den aus Konsumtionsmitteln bestehenden Theil des jährlichen +Produkts, und 2) gilt es nicht in dem Sinn, daß dieser Totalwerth in II +producirt wird, und sein Produktenwerth daher gleich ist dem sub II +vorgeschoßnen variablen Kapitalwerth plus dem sub II producirten +Mehrwerth. Sondern nur +in dem Sinn, daß I I (C + v + m) - H(v + m) ++ I(v + m) oder weil I IC = I (v + m)-1 + +| 4 2 3 | Es folgt ferner: +Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d. h. die während des ganzen +Jahrs von der gesammten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder +individuelle Arbeitstag, nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in nothwen- +dige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeitstag +producirte Werth ebenfalls nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in den +variablen Kapitalwerth, d. h. den Werththeil, womit der Arbeiter seine +eignen Reproduktionsmittel kauft, und den Mehrwerth, den der Kapi +talist zu seiner eignen individuellen Konsumtion verausgaben kann, - so +wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Theil des gesellschaftlichen +Arbeitstages ausschließlich verausgabt +in Produktion von frischem kon +stantem Kapital, nämlich von Produkten, die ausschließlich bestimmt +sind im Arbeitsproceß als Produktionsmittel, und daher in dem ihn be +gleitenden Verwerthungsproceß als konstantes Kapital zu fungiren. Nach +unsrer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeitstag dar +in einem Geldwerth von 3000, wovon nur 1A = 1000 in der Abtheilung II +producirt wird, welche Konsumtionsmittel producirt, d. h. die Waaren, +worin sich der gesammte variable Kapitalwerth und der gesammte Mehr +werth der Gesellschaft schließlich realisirt. Nach dieser Voraussetzung +werden also 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion von +neuem konstantem Kapital verwandt. Obgleich vom Standpunkt der +individuellen Kapitalisten und Arbeiter der Abtheilung I diese +2h des +gesellschaftlichen Arbeitstags bloß zur Produktion von variablem Kapi +talwerth plus Mehrwerth dienen, ganz wie das letzte Drittel des gesell +schaftlichen Arbeitstags in Abtheilung II, so produciren dennoch diese +2h des gesellschaftlichen Arbeitstags, gesellschaftlich betrachtet - und +ebenso dem Gebrauchswerth des Produkts nach betrachtet - nur Ersatz +von im Proceß der produktiven Konsumtion begriffnem oder aufgezehr +tem konstantem Kapital. Auch individuell betrachtet, produciren diese +2h des Arbeitstags zwar einen Totalwerth, der nur gleich dem variablen +Kapitalwerth plus dem Mehrwerth für seinen Producenten, aber sie pro- + +396 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +duciren keine Gebrauchswerthe solcher Art, daß Arbeitslohn oder Mehr +werth darin verausgabt werden könnten; ihr Produkt ist ein Produkti +onsmittel. + +Zunächst ist zu bemerken, daß kein Theil des gesellschaftlichen Ar +beitstags, sei es sub I oder sub I I, dazu dient, den Werth des in ||424| diesen +zwei großen Produktionssphären angewandten, in ihnen fungirenden kon +stanten Kapitals zu produciren. Sie produciren nur zusätzlichen Werth, +2000 I(v + m) + 1000 I I (V + m), zusätzlich zu dem konstanten Kapitalwerth += 4000 Ic + 2000 I IC. Der Neuwerth, der in der F o rm von Produktions +mitteln producirt wurde, ist noch nicht konstantes Kapital. Er hat nur die +Bestimmung, künftig als solches zu fungiren. + +Das gesammte Produkt von II - die Konsumtionsmittel - ist seinem +Gebrauchswerth nach, konkret, in seiner Naturalform betrachtet, Pro +dukt des von II geleisteten Drittels des gesellschaftlichen Arbeitstags, es +ist Produkt der Arbeiten in ihrer konkreten F o rm als Weberarbeit, Bäk- +kerarbeit u. s. w., die in dieser Abtheilung verwandt worden, dieser Ar +beit, soweit sie als das subjektive Element des Arbeitsprocesses fungirt. +Was dagegen den konstanten Werththeil dieses Produkts II angeht, so +erscheint er nur wieder in einem neuen Gebrauchswerth, in einer neuen +Naturalform, der F o rm von Konsumtionsmitteln, während er früher in +der F o rm von Produktionsmitteln bestand. Sein Werth ist durch den +Arbeitsproceß von seiner alten Naturalform auf seine neue Naturalform +2Ai des Produktenwerths +übertragen worden. Aber der Werth dieser += 2000 ist nicht in dem diesjährigen Verwerthungsproceß von II produ +cirt worden. + +Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprocesses betrachtet, das Pro +dukt II das Resultat neu fungirender lebendiger Arbeit und ihr gegebner, +vorausgesetzter Produktionsmittel ist, in denen sie sich als in ihren ge +genständlichen Bedingungen verwirklicht, so ist vom Standpunkt des +Verwerthungsprocesses der Produktenwerth II = 3000 zusammengesetzt +aus dem, durch das neu zugesetzte V3 des gesellschaftlichen Arbeitstags +producirten Neuwerth ( 5 0 0v + 5 0 0m = 1000) und aus einem konstanten +Werth, worin 2 h eines vergangnen, vor dem hier betrachteten Produkti +onsproceß II verfloßnen gesellschaftlichen Arbeitstags vergegenständlicht +sind. Dieser Werththeil des Produkts II stellt sich dar in einem Theil des +Produkts selbst. Es existirt in einem Quantum Konsumtionsmittel zum +Werth von 2000 = 2H eines gesellschaftlichen Arbeitstags. Es ist dies die +neue Gebrauchsform, worin er wieder erscheint. Der Austausch von ei +nem Theil der Konsumtionsmittel = 2000 I IC gegen Produktionsmittel I += I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m), ist also in der That Austausch von 2h Gesammtar- +beitstag, die keinen Theil der diesjährigen Ar||425|beit bilden, sondern + +397 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +vor diesem Jahr verflossen sind, mit 2h des diesjährigen, in diesem Jahr +neu zugesetzten Arbeitstags. 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags dieses +Jahrs könnten nicht in der Produktion von konstantem Kapital verwandt +werden, und doch zugleich variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth für +ihre eignen Producenten bilden, wenn sie sich nicht mit einem Werththeil +der jährlich konsumirten Konsumtionsmittel auszutauschen hätten, wor +in 2h eines vor diesem Jahr, nicht innerhalb desselben verausgabten und +realisirten Arbeitstags steckten. Es ist Austausch von 2Ii Arbeitstag dieses +Jahrs gegen 2h Arbeitstag, die vor diesem Jahr verausgabt worden, Aus +tausch zwischen diesjähriger und vorjähriger Arbeitszeit. Dies also er +klärt uns das Räthsel, warum das Werthprodukt des ganzen gesellschaft +lichen Arbeitstags sich auflösen kann in variablen Kapitalwerth plus +Mehrwerth, obgleich 2h dieses Arbeitstags nicht verausgabt worden in +der Produktion von Gegenständen, worin variables Kapital oder Mehr +werth sich realisiren können, sondern vielmehr in der Produktion von +Produktionsmitteln zum Ersatz des während des Jahrs verbrauchten K a +pitals. Es erklärt sich einfach daraus, daß 2h des Produktenwerths I I, +worin Kapitalisten und Arbeiter I den von ihnen producirten variablen +Kapitalwerth plus Mehrwerth realisiren (und die 2h des gesammten jähr +lichen Produktenwerths ausmachen) dem Werth nach betrachtet, das +Produkt von 2h eines vor diesem Jahr vergangnen gesellschaftlichen Ar +beitstags sind. + +Die Summe des gesellschaftlichen Produkts I und I I, Produktionsmit +tel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswerth nach, kon +kret, in ihrer Naturalform betrachtet, das Produkt der diesjährigen Ar +beit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, +nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als werthbildende +Arbeit betrachtet wird. Und auch das erste nur in dem Sinn, daß die +Produktionsmittel nur durch die ihnen zugesetzte, mit ihnen hantirende +lebendige Arbeit sich in neues Produkt, in das diesjährige Produkt ver +wandelt haben. Dagegen hätte sich aber auch umgekehrt die diesjährige +Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel +und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können. | + +|426| VIII. Das konstante Kapital in beiden Abtheilungen. + +Was den Gesammtproduktenwerth von 9000 angeht, und die Kategorien, +worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größre Schwierig +keit als die des Produktenwerths eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr +identisch damit. + +398 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei einjäh +rige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Werthausdruck jedes die +ser Arbeitstage ist = 3000; daher der Werthausdruck des Totalprodukts += 3 χ 3000 = 9000. + +Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktions +proceß, dessen Produkt wir analysiren, vorgegangen: In Abtheilung I +4h Arbeitstag (Werthprodukt 4000) und in Abtheilung II 2h Arbeitstag +(Werthprodukt 2000). Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren +Werthprodukt = 6000. Daher figuriren 4000 Ic + 2000 I IC = 6 0 0 0c als der +im ganzen Produktenwerth der Gesellschaft wiedererscheinende Werth +der Produktionsmittel oder konstante Kapitalwerth. + +Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeitstag +in Abtheilung I '/3 nothwendige Arbeit oder Arbeit, die den Werth des +variablen Kapitals 1000 Iv ersetzt, und den Preis der sub I angewandten +xk des gesellschaftlichen Arbeitstags +Arbeit zahlt. Ebenso in II ist +nothwendige Arbeit mit +500. Also +1000 Iv + 500 II y = 1 5 0 0v, der Werthausdruck des halben gesellschaftli +chen Arbeitstags, ist der Werthausdruck der aus nothwendiger Arbeit +bestehenden ersten Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Gesammtar- +beitstags. + +einem Werthbetrag + +von + +Endlich sub I ist 1A Gesammtarbeitstag, Werthprodukt = 1000, Mehr +arbeit; sub II ist 1U Arbeitstag, Werthprodukt = 500, Mehrarbeit; sie ma +chen zusammen die andre Hälfte des zugesetzten Gesammtarbeitstags +aus. Daher der producirte Gesammtmehrwerth = 1000 Im + 500 I Im += 1 5 0 0m. +Also: + +Konstanter Kapitaltheil des gesellschaftlichen Produktenwerths (c): + +2 vor dem Produktionsproceß verausgabte Arbeitstage, Werthaus +druck = 6000. + +Während des Jahres verausgabte nothwendige Arbeit (v): | + +|427| Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, +Werthausdruck = 1500. + +Während des Jahres verausgabte Mehrarbeit (m): + +Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Werth +ausdruck = 1500. + +Werthprodukt der Jahresarbeit (v + m) = 3000. + +Gesammt-Produktenwerth (c + ν + m) = 9000. + +Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftli­ +chen Produktenwerths selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Werth- +bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Be­ +standtheilen. + +399 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Der konstante, nur wiedererscheinende Werththeil + +ist gleich dem +Werth des Theils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, +und ist verkörpert in diesem Theil. + +Das neue Werthprodukt des Jahres = ν + m ist gleich dem Werth des +Theils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist ver­ +körpert in ihm. + +Aber, mit hier gleichgültigen Ausnahmen, sind Produktionsmittel und +Konsumtionsmittel total verschiedne Sorten von Waaren, Produkte von +ganz verschiedner Natural- oder Gebrauchsform, also auch Produkte to +tal verschiedner konkreter Arbeitsarten. Die Arbeit, welche Maschinen +zur Produktion von Lebensmitteln anwendet, ist ganz verschieden von +der Arbeit, welche Maschinen macht. Der ganze jährliche Gesammtar- +beitstag, dessen Werthausdruck = 3000, scheint verausgabt in der Pro +duktion von Konsumtionsmitteln = 3000, +in denen kein konstanter +Werththeil wieder erscheint, da diese 3000 = 1 5 0 0v + 1 5 0 0m sich nur in +variablen Kapitalwerth + Mehrwerth auflösen. Andrerseits erscheint der +konstante Kapitalwerth = 6000 wieder in einer von den Konsumtions +mitteln ganz verschiednen Produktenart, den Produktionsmitteln, wäh +rend doch kein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion +dieser neuen Produkte verausgabt scheint; dieser ganze Arbeitstag scheint +vielmehr nur aus den Arbeitsweisen zu bestehn, die nicht in Produkti +onsmitteln, sondern in Konsumtionsmitteln resultiren. Das Geheimniß +ist bereits gelöst. Das Werthprodukt der Jahresarbeit ist gleich dem Pro +duktenwerth der Abtheilung II, dem Totalwerth der neu producirten +Konsumtionsmittel. Aber dieser Produkten||428|werth ist größer um 2H +als der innerhalb der Produktion von Konsumtionsmitteln (Abtheilung +II) verausgabte Theil der Jahresarbeit. Nur lh der Jahresarbeit ist in ihrer +Produktion verausgabt. 2H dieser Jahresarbeit sind in der Produktion von +Produktionsmitteln verausgabt, also in Abtheilung I. Das während dieser +Zeit sub I erzeugte Werthprodukt, gleich dem sub I producirten variablen +Kapitalwerth plus Mehrwerth, ist gleich dem sub II in Konsumtionsmit +teln wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerth von I I. Sie können +sich daher wechselseitig austauschen und in natura ersetzen. Der Total +werth der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe des neuen +Werthprodukts sub I + II, oder I I (C + v + m) = I (v + m) + H(v + m ), also +gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von ν + m produ­ +cirten Neuwerths. + +Andrerseits ist der Totalwerth der Produktionsmittel (I) gleich der +Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der F o rm +von Konsumtionsmitteln (II) wiedererscheinenden konstanten Kapital­ +werths, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft wie- + +400 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +derer scheinenden konstanten Kapital werths. Dieser Totalwerth ist gleich +dem Werthausdruck von 4h vor dem Produktionsproceß sub I, und 2H vor +dem Produktionsproceß sub II vergangnen Arbeitstagen, also zusammen +von zwei Gesammtarbeitstagen. + +Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahrespro +dukt daher, daß der konstante Werththeil in einer ganz andren Produk +tenart - Produktionsmitteln - sich darstellt, als der diesem konstanten +Werththeil zugesetzte Neuwerth ν + m, der sich in Konsumtionsmitteln +darstellt. So hat es den Schein, als fänden sich - dem Werth nach be +trachtet - 2h der aufgezehrten Produktenmasse in einer neuen F o rm wie +der, als Neuprodukt, ohne daß irgend eine Arbeit von der Gesellschaft in +ihrer Produktion verausgabt wäre. Dies findet bei dem Einzelkapital +nicht statt. Jeder individuelle Kapitalist wendet eine bestimmte konkrete +Arbeitsart an, welche die ihr eigenthümlichen Produktionsmittel in ein +Produkt verwandelt. Z.B. der Kapitalist sei Maschinenbauer, das wäh +rend des Jahrs verausgabte konstante Kapital = 6 0 0 0c, das variable += 1 5 0 0v, der Mehrwerth = 1 5 0 0m; das Produkt = 9000, wir wollen sagen +ein Produkt von 18 Maschinen, wovon jede = 500. Das ganze Produkt +besteht hier in derselben Form, der von Maschinen. (Producirt er meh +rere Sorten, so wird jede für sich berechnet.) Das ganze Waarenprodukt +ist Produkt der während des ||429| Jahres im Maschinenbau verausgabten +Arbeit, Kombination derselben konkreten Arbeitsart mit denselben Pro +duktionsmitteln. Die verschiednen Theile des Produktenwerths stellen +sich daher in derselben Naturalform dar: in 12 Maschinen stecken 6 0 0 0c, +in 3 Maschinen 1 5 0 0v, in 3 Maschinen 1 5 0 0m. Es ist hier klar, daß der +Werth der 12 Maschinen = 6 0 0 0c ist, nicht weil in diesen 12 Maschinen +bloß vor dem Maschinenbau vergangne und nicht in ihm verausgabte +Arbeit verkörpert. Der Werth der Produktionsmittel für 18 Maschinen +hat sich nicht von selbst in 12 Maschinen verwandelt, aber der Werth +dieser 12 Maschinen (der selbst aus 4 0 0 0c + 1 0 0 0v + 1 0 0 0m besteht) ist +gleich dem Totalwerth des in den 18 Maschinen enthaltnen konstanten +Kapital werths. Der Maschinenbauer muß daher von den 18 Maschinen +12 verkaufen, um sein verausgabtes konstantes Kapital, das er zur R e +produktion von 18 neuen Maschinen nöthig hat, zu ersetzen. Dagegen +wäre die Sache unerklärlich, wenn, obgleich die angewandte Arbeit bloß +aus Maschinenbau besteht, als ihr Resultat sich ergäben: einerseits 6 +Maschinen = 1 5 0 0v+ 1 5 0 0m, andrerseits Eisen, Kupfer, Schrauben, Rie +men etc. zum Werthbetrag von 6 0 0 0c, d. h. die Produktionsmittel der +Maschinen in ihrer Naturalform, die der einzelne, Maschinen bauende +Kapitalist bekanntlich nicht selbst producirt, sondern sich durch den Cir +kulationsproceß ersetzen muß. Und dennoch scheint, auf den ersten + +401 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Blick, sich die Reproduktion des gesellschaftlichen Jahresprodukts in so +widersinniger Weise zu vollziehn. + +Das Produkt des individuellen Kapitals, d. h. jedes selbständig fungi- +renden, mit eignem Leben begabten Bruchstücks des gesellschaftlichen +Kapitals, hat irgend eine beliebige Naturalform. Die einzige Bedingung +ist, daß es wirklich eine Gebrauchsform hat, einen Gebrauchswerth, der +es zu einem cirkulationsfähigen Glied der Waarenwelt stempelt. Es ist +ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in den +selben Produktionsproceß eingehn kann, aus dem es als Produkt heraus +kommt, also ob der Theil seines Produktenwerths, worin sich der kon +stante Kapitaltheil darstellt, eine Naturalform besitzt, worin er t a t s ä c h +lich wieder als konstantes Kapital fungiren kann. Wenn nicht, wird dieser +Theil des Produktenwerths durch Verkauf und Einkauf wieder in die +F o rm seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt, und dadurch +das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform reprodu +cirt. J + +|430| Anders verhält es sich mit dem Produkt des gesellschaftlichen +Gesammtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in +ihrer Naturalform Theile dieses Produkts selbst bilden. Der aufgezehrte +konstante Kapitaltheil kann durch die Gesammtproduktion nur ersetzt +werden, soweit im Produkt der gesammte wiedererscheinende konstante +Kapitaltheil in der Naturalform neuer Produktionsmittel wieder er +scheint, die wirklich als konstantes Kapital fungiren können. Einfache +Reproduktion vorausgesetzt, muß daher der Werth des Theils des Pro +dukts, der aus Produktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten +Werththeil des gesellschaftlichen Kapitals sein. + +Ferner: Individuell betrachtet, producirt der Kapitalist in seinem Pro +duktenwerth durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Kapital +plus Mehrwerth, während der konstante Werththeil durch den konkreten +Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt übertragen ist. + +Gesellschaftlich betrachtet, producirt der Theil des gesellschaftlichen +Arbeitstags, der Produktionsmittel producirt, ihnen daher sowohl Neu +werth zusetzt als den Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produk +tionsmittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital, be +stimmt, das in der F o rm der alten Produktionsmittel aufgezehrte zu er +setzen, sowohl das sub I wie sub II konsumirte konstante Kapital. Er +producirt nur Produkt, bestimmt der produktiven Konsumtion anheim +zufallen. Der ganze Werth dieses Produkts ist also nur Werth, der als +konstantes Kapital von neuem fungiren, der nur konstantes Kapital in +seiner Naturalform zurückkaufen kann, der sich daher, gesellschaftlich +betrachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwerth auflöst. - An- + +402 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +drerseits producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Kon +sumtionsmittel producirt, keinen Theil des gesellschaftlichen Ersatzka +pitals. Er producirt nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt +sind, den Werth des variablen Kapitals und den Mehrwerth sub I und II +zu realisiren. + +Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also das +gesellschaftliche Gesammtprodukt betrachtet, welches sowohl die R e +produktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Konsum +tion einschließt, so muß man nicht in die von Proudhon der bürgerlichen +Oekonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so betrach +ten, ||431| als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en +bloc, als Totalität betrachtet, diesen ihren specifischen, historisch öko +nomischen Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem +Gesammtkapitalisten zu thun. Das Gesammtkapital erscheint als das +Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Diese Aktiengesell +schaft hat das mit vielen andern Aktiengesellschaften gemein, daß jeder +weiß was er hineinsetzt, aber nicht was er herauszieht. + +IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay. + +Der Gesammtwerth des gesellschaftlichen Produkts beträgt 9000 = 6 0 0 0c ++ 1 5 0 0v + 1500m, mit andren Worten: 6000 reproduciren den Werth der +Produktionsmittel und 3000 den Werth der Konsumtionsmittel. Der +Werth der gesellschaftlichen Revenue (v + m) beträgt also nur ' /3 des Ge- +sammtproduktenwerths, und nur zum Werthbetrag dieses Drittels kann +die Gesammtheit der Konsumenten, Arbeiter wie Kapitalisten, Waaren, +Produkte, dem gesellschaftlichen Gesammtprodukt entziehn und ihrem +Konsumtionsfonds einverleiben. Dagegen sind 6000 = 2Ii des Produkten +werths Werth des konstanten Kapitals, das in natura ersetzt werden muß. +Produktionsmittel zu diesem Betrag müssen also dem Produktionsfonds +wieder einverleibt werden. Dies ist es was Storch als nothwendig einsieht, +ohne es beweisen zu können: Il est clair que la valeur du produit annuel +se distribue partie en capitaux et partie en profits, et que chacune de ces +parties de la valeur du produit annuel va régulièrement acheter les pro +duits dont la nation a besoin, tant pour entretenir son capital que pour +remplacer son fonds consommable ... les produits qui constituent le ca +pital d'une nation, ne sont point consommables. +sur la nature du revenu national. Paris 1824, p. 150.) + +(Storch, Considérations + +A. Smith jedoch hat dieses fabelhafte Dogma aufgestellt, das ihm bis +heute geglaubt wird, nicht nur in der bereits erwähnten Form, wonach +der gesammte gesellschaftliche Produktenwerth sich in Revenue auflöst, + +403 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +in Arbeitslohn plus Mehrwerth, oder wie er es ausdrückt, in Arbeitslohn +plus Profit (Zins) plus Grundrente. Sondern auch in der noch populä +reren Form, daß die Konsumenten in letzter Instanz (ultimately) den | +|432| ganzen Produktenwerth den Producenten zahlen müssen. Dies ist bis +heute einer der bestbeglaubigten Gemeinplätze oder vielmehr ewigen +Wahrheiten der sogenannten Wissenschaft der politischen Oekonomie. +Dies wird in folgender plausiblen Weise veranschaulicht. Nimm irgend +einen Artikel ζ. B. leinene Hemden. Erst hat der Spinner von Leinengarn +dem Flachsbauer den ganzen Werth des Flachses zu zahlen, also Flachs­ +samen, Düngmittel, Arbeitsviehfutter etc., nebst dem Werththeil, den das +fixe Kapital des Flachsbauers, wie Baulichkeiten, Ackergeräthe u. s. w. +an dies Produkt abgibt; den in der Produktion des Flachses gezahlten +Arbeitslohn; den Mehrwerth (Profit, Grundrente) der im Flachs steckt; +endlich die Frachtkosten des Flachses von seiner Produktionsstätte zur +Spinnerei. Dann hat der Weber dem Spinner des Leinengarns nicht nur +diesen Preis des Flachses zurückzuerstatten, sondern auch den Werththeil +der Maschinerie, Baulichkeiten etc., kurz des fixen Kapitals, der auf den +Flachs übertragen wird, ferner alle während des Spinnprocesses verzehr +ten Hülfsstoffe, Arbeitslohn der Spinner, Mehrwerth etc., und so geht's +weiter mit dem Bleicher, den Transportkosten der fertigen Leinwand, +endlich dem Hemdenfabrikanten, der den ganzen Preis aller frühern Pro +ducenten bezahlt hat, die ihm nur sein Rohmaterial geliefert haben. In +seiner Hand findet nun fernerer Werthzusatz statt, durch Werth theils des +konstanten Kapitals, das in der Form von Arbeitsmitteln, Hülfsstoffen +etc. in der Hemdenfabrikation verzehrt wird, theils durch die darin ver +ausgabte Arbeit, die den Werth des Arbeitslohns der Hemdenmacher plus +dem Mehrwerth des Hemdenfabrikanten zusetzt. Dies ganze Hemden +produkt koste nun schließlich 100 £, und dies sei der Antheil am ganzen +jährlichen Produktenwerth, den die Gesellschaft in Hemden verausgabt. +Die Konsumenten der Hemden zahlen die 100 £, also den Werth aller in +den Hemden enthaltnen Produktionsmittel wie den Arbeitslohn plus +Mehrwerth des Flachsbauers, Spinners, Webers, Bleichers, Hemdenfa +brikanten, sowie sämmtlicher Transporteure. Dies ist vollständig richtig. +Es ist in der That das, was jedes Kind sieht. Aber dann heißt es weiter: So +verhält es sich mit dem Werth aller andern Waaren. Es sollte heißen: +So verhält es sich mit dem Werth aller Konsumtionsmittel, mit dem Werth +des gesellschaftlichen Produktentheils, der in den Konsumtionsfonds +eingeht, also mit dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der +als Revenue verausgabt werden kann. Die Werthsumme aller dieser | +¡4331 Waaren ist allerdings gleich dem Werth aller in ihnen aufgezehrten +Produktionsmittel (konstanten Kapitaitheile) plus dem Werth, den die + +404 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +letzt zugefügte Arbeit geschaffen hat (Arbeitslohn plus Mehrwerth). Die +Gesammtheit der Konsumenten kann also diese ganze Werthsumme zah +len, weil zwar der Werth jeder einzelnen Waare aus c + ν + m besteht, +aber die Werthsumme aller in den Konsumtionsfonds eingehenden +Waaren zusammengenommen, dem Maximum nach, nur gleich sein kann +dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der sich in ν + m auf­ +löst, d. h. gleich dem Werth, den die während des Jahrs verausgabte Ar +beit den vorgefundnen Produktionsmitteln - dem konstanten Kapital +werth - zugesetzt hat. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, so +haben wir gesehn, daß er aus der gesellschaftlichen Produktenmasse auf +doppelte Weise ersetzt wird. Erstens durch Austausch der Kapitalisten I I, +die Konsumtionsmittel produciren, mit den Kapitalisten I, welche die +Produktionsmittel dafür produciren. Und hier ist die Quelle der Phrase, +daß was für den Einen Kapital, für den Andern Revenue ist. Aber so +verhält sich die Sache nicht. Die 2000 I IC, die in Konsumtionsmitteln zum +Werth von 2000 existiren, bilden für die Kapitalistenklasse II konstanten +Kapitalwerth. Sie können ihn also nicht selbst konsumiren, obgleich das +Produkt nach seiner Naturalform konsumirt werden muß. Andrerseits +sind 2000 I (v + m) der von der Kapitalisten- und Arbeiterklasse I produ +cirte Arbeitslohn plus Mehrwerth. Sie existiren in der Naturalform von +Produktionsmitteln, von Dingen, in denen ihr eigner Werth nicht kon +sumirt werden kann. Wir haben hier also eine Werthsumme von 4000, +von denen vor wie nach dem Austausch die Hälfte nur konstantes K a +pital ersetzt und die Hälfte nur Revenue bildet. - Zweitens aber wird das +konstante Kapital der Abtheilung I in natura ersetzt, theils durch Aus +tausch unter den Kapitalisten I, theils durch Ersatz in natura in jedem +einzelnen Geschäft. + +Die Phrase, daß der ganze jährliche Produktenwerth schließlich von +den Konsumenten bezahlt werden muß, wäre nur dann richtig, wenn +man unter Konsumenten zwei ganz verschiedne Sorten einbegriffe, indi +viduelle Konsumenten und produktive Konsumenten. Aber daß ein Theil +des Produkts produktiv konsumirt werden muß, heißt ja weiter nichts als +daß er als Kapital fungiren muß und nicht als Revenue verzehrt werden +kann. | + +¡434) Wenn wir den Werth des Gesammtprodukts = 9000 eintheilen in + +6 0 0 0c + 1500γ + 1 5 0 0m, und die 3000(v + m) nur in ihrer Eigenschaft als +Revenue betrachten, so scheint umgekehrt das variable Kapital zu ver­ +schwinden und das Kapital, gesellschaftlich betrachtet, nur aus konstan­ +tem Kapital zu bestehn. Denn was ursprünglich als 1 5 0 0v erschien, hat +sich in einen Theil der gesellschaftlichen Revenue, in Arbeitslohn, R e +venue der Arbeiterklasse, aufgelöst, und sein Kapitalcharakter ist damit + +405 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +verschwunden. In der That wird diese Folgerung von Ramsay gezogen. +Nach ihm besteht, gesellschaftlich betrachtet, das Kapital nur aus fixem +Kapital, aber unter fixem Kapital versteht er konstantes Kapital, die in +Produktionsmitteln bestehende Werthmasse, seien diese Produktionsmit +tel nun Arbeitsmittel oder Arbeitsmaterial, wie Rohstoff, Halbfabrikat, +Hülfsstoff etc. Er nennt das variable Kapital cirkulirendes: Circulating +capital consists only of subsistence and other necessaries advanced to the +workmen previous to the completion of the produce of their labour. ... +Fixed capital alone, not circulating, is properly speaking a source of +national wealth ... Circulating capital is not an immediate agent in pro +duction, nor essential to it at all, but merely a convenience rendered +necessary by the deplorable poverty of the mass of the people . .. Fixed +capital alone constitutes an element of cost of production in a national +point of view. (Ramsay, I . e ., p. 2 3 - 26 passim.) Ramsay erklärt fixes +Kapital, worunter er konstantes versteht, näher wie folgt: The length of +time during which any portion of the product of that labour (nämlich +labour bestowed on any commodity) has existed as fixed capital, i. e. in a +form in which, though assisting to raise the future commodity, it does not +maintain + +labourers + +(p. 59). + +Hier sieht man wieder das Unheil, das Α. Smith angerichtet, indem der +Unterschied von konstantem und variablem Kapital bei ihm ertränkt ist +in dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital. Das konstante +Kapital Ramsay's besteht aus Arbeitsmitteln, sein cirkulirendes aus Le +bensmitteln; beide sind Waaren von gegebnem Werth; die einen können +so wenig einen Mehrwerth produciren wie die andern. | + +|435| X. Kapital und Revenue: Variables Kapital +und Arbeitslohn.49' + +Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahrs ist +Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Werth dieses Ge- +sammtprodukts ist größer als der Werththeil desselben, worin sich die +Jahresarbeit, als während dieses Jahres verausgabte Arbeitskraft, verkör +pert. Das Werthprodukt dieses Jahrs, der während desselben in Waaren +form neu geschaffne Werth, ist kleiner als der Produktenwerth, der Ge +sammtwerth der während des ganzen Jahres hergestellten Waarenmasse. +Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesammtwerth des jähr +lichen Produkts den Werth abziehn, der ihm durch die laufende Jahres +arbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich reproducirter Werth, sondern + +4 9) Von hier an Manuskript V I I I. + +406 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +nur in neuer Daseinsform wiedererscheinender Werth; Werth, auf das +Jahresprodukt übertragen von vor ihm existirendem Werth, der je nach +der Dauer der konstanten Kapitalbestandtheile, die im diesjährigen ge +sellschaftlichen Arbeitsproceß mitgewirkt, von früherm oder späterm +Datum sein kann, der von dem Werth eines Produktionsmittels herrüh +ren kann, welches im vorigen J a hr oder in einer Reihe früherer Jahre zur +Welt kam. Es ist unter allen Umständen Werth, übertragen von vorjäh +rigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahrs. + +Nehmen wir unser Schema, so haben wir nach Umsatz der bisher be + +trachteten Elemente zwischen I und II und innerhalb II: + +I) 4 0 0 0c + 1000y + 1000m (letztre 2000 realisirt in Konsumtionsmitteln + +I IC) = 6000. + +I I) 2 0 0 0c (reproducirt durch Umsatz mit I (v + m)) + 5 0 0v + ++ 5 0 0m = 3000. + +Werthsumme = 9000. +Während des Jahrs neu producirter Werth steckt nur in den ν und m. +Die Summe des Werthprodukts dieses Jahrs ist also gleich der Summe der +v + m, = 2 0 0 0 I (v + m )+ 1000 II(v +m) = 3000. Alle übrigen Werththeile +des Produktenwerths dieses Jahres sind nur übertragner Werth, vom +Werth früherer, in der jährlichen Produktion verzehrter Produktionsmit +tel. Außer dem Werth von 3000 hat die lau||436|fende Jahresarbeit nichts +an Werth producirt; es ist ihr ganzes jährliches Werthprodukt. + +Nun aber ersetzen, wie wir sahn, die 2000 I (v + m) der Klasse II ihre +2000 I IC in Naturalform von Produktionsmitteln. Zwei Drittel der Jah +resarbeit, verausgabt in Kategorie I, haben also neu producirt das kon +stante Kapital II, sowohl seinen ganzen Werth wie seine Naturalform. +Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahrs +verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwerth geschaffen, realisirt +in der der Abtheilung II angemeßnen Naturalform. Der größre Theil der +gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produktion +von neuem konstantem Kapital (in Produktionsmitteln existirendem K a +pitalwerth) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln +verausgabten konstanten Kapitalwerths. Was hier die kapitalistische Ge +sellschaft vom Wilden unterscheidet ist nicht, wie Senior5 0' meint, daß es +das Privilegium und die Eigenheit des Wilden sei, seine Arbeit zu veraus +gaben in gewisser Zeit, die ihm keine in Revenue, d. h. in Konsumtions +mittel auflösbare (umsetzbare) Früchte verschafft, sondern der Unter +schied besteht darin: +5 0) „Wenn der Wilde Bogen fabricirt, so übt er eine Industrie aus, aber er prakticirt nicht die +Abstinenz." (Senior, Principes fondamentaux de l'Écon. Pol., trad. Arrivabene, Paris 1836, +p. 3 0 8 .) - „ Je mehr die Gesellschaft fortschreitet, desto mehr Abstinenz erfordert sie." +(Ibid., p. 342.) - Vergi. D as Kapital, Buch 1, K a p. X X I I, 3, p. 619. + +407 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +a) Die kapitalistische Gesellschaft verwendet mehr ihrer disponiblen +Jahresarbeit in Produktion von Produktionsmitteln (ergo von konstan +tem Kapital), die weder unter der Form von Arbeitslohn noch von Mehr +werth +in Revenue auflösbar sind, sondern nur als Kapital fungiren +können. + +b) Wenn der Wilde Bogen, Pfeile, Steinhämmer, Aexte, Körbe etc. +macht, so weiß er ganz genau, daß er die so verwandte Zeit nicht auf +Herstellung von Konsumtionsmitteln verwendet hat, daß er also seinen +Bedarf an Produktionsmitteln gedeckt hat und weiter nichts. Außerdem +begeht der Wilde eine schwere ökonomische Sünde durch seine völlige +Gleichgültigkeit gegen Zeitaufwand, und verwendet ζ. B. manchmal, wie +Tyler erzählt, einen ganzen Monat zur Verfertigung eines Pfeils.5" | + +|437| Die + +laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen +Oekonomen sich die theoretische Schwierigkeit, d. h. das Verständniß des +realen Zusammenhangs, vom Hals zu schaffen sucht, - daß, was für den +Einen Kapital, für den Andren Revenue ist, und umgekehrt, - ist theil +weise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Mißverständ- +niß des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen Reproduk +thatsächliche +tion vorgeht, also auch ein Mißverständniß über die +Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird. +Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf die +theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich die +falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird. + +1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapitali + +sten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohnarbeiters. + +Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten als +indem er damit Arbeitskraft +Geldkapital; es fungirt als Geldkapital, +kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es nichts als in +Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante und keine +variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital - eben durch seine +Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables Kapital wird es +nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in Arbeitskraft um +gesetzt worden und diese als Bestandtheil des produktiven Kapitals im +kapitalistischen Proceß fungirt. + +Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den K a +pitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geldform +seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geldform +der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner Arbeits +kraft bezieht. + +5 I) E. B. Tyler, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit, übersetzt von H. Mül +ler. Leipzig, ohne Datum, S. 2 4 0. + +408 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Hier haben wir nur die einfache Thatsache, daß das Geld des Käufers, +hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Verkäufers, hier +des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, geht. Es ist nicht das va +riable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den Kapitalisten und +als Revenue für den Arbeiter, sondern es ist dasselbe Geld, das erst in der +Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen Kapitals, daher als +potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald der Kapitalist es +umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters als Aequivalent für +verkaufte Arbeitskraft dient. D aß aber dasselbe Geld ¡4381 in der Hand +des Verkäufers einer andren Nutzanwendung dient als in der Hand des +Käufers, ist allem K a uf und Verkauf von Waaren angehöriges Phäno +men. + +Apologetische Oekonomen stellen die Sache falsch dar, wie sich am +besten zeigt wenn wir nur den Cirkulationsakt G -A (= G - W ), Umsatz +in Arbeitskraft auf Seite des kapitalistischen Käufers, +von Geld +A -G (= W - G ), Umsatz der Waare Arbeitskraft in Geld auf Seite des +Verkäufers, des Arbeiters, ausschließlich im Auge halten, ohne uns vor +läufig um das weiter Folgende zu bekümmern. Sie sagen: dasselbe Geld +realisirt hier zwei Kapitale; der Käufer - Kapitalist - setzt sein Geldka +pital in lebendige Arbeitskraft um, die er seinem produktiven Kapital +einverleibt; andrerseits der Verkäufer - Arbeiter - setzt seine Waare - die +Arbeitskraft - in Geld um, das er als Revenue verausgabt, wodurch er +eben befähigt wird, seine Arbeitskraft stets von neuem wieder zu verkau +fen und so zu erhalten; seine Arbeitskraft ist also selbst sein Kapital in +Waarenform, woraus ihm beständig seine Revenue quillt. In der That ist +die Arbeitskraft sein Vermögen (stets sich erneuerndes, reproduktives), +nicht sein Kapital. Sie ist die einzige Waare, die er beständig verkaufen +kann und muß, um zu leben, und die als Kapital (variables) nur erst in +der Hand des Käufers, des Kapitalisten, wirkt. D aß ein Mann beständig +gezwungen ist, stets wieder von neuem seine Arbeitskraft, d. h. sich +selbst, an eine dritte Person zu verkaufen, beweist nach jenen Oekono +men, daß er ein Kapitalist ist, weil er beständig „Waare" (sich selbst) zu +verkaufen hat. In diesem Sinn wird auch der Sklave Kapitalist, obgleich +er von einer dritten Person ein für allemal als Waare verkauft wird; denn +die Natur dieser Waare - des Arbeitssklaven - bringt es mit sich, daß ihr +Käufer sie nicht nur jeden Tag von neuem arbeiten läßt, sondern ihr auch +die Lebensmittel gibt, vermöge deren sie stets von neuem wieder arbeiten +kann. - (Vergleiche hierüber Sismondi und Say in den Briefen an Mal +thus.) + +2) In dem Umsatz von 1000 Iv + 1000 Im gegen 2000 I IC wird also das, +was konstantes Kapital für die Einen (2000 I IC), variables Kapital und + +409 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Mehrwerth, also überhaupt Revenue, für die Andren; und das was va +riables Kapital und Mehrwerth (2000 I (v + m) also überhaupt Revenue für +die Einen, wird konstantes Kapital für die Andren. | + +|439| Betrachten wir zunächst den Umsatz von Iv gegen I IC, und zwar + +zuerst vom Standpunkt des Arbeiters. + +Der Gesammtarbeiter von I hat seine Arbeitskraft verkauft an den +Gesammtkapitalisten von I für 1000; er erhält diesen Werth in Geld aus +gezahlt in der F o rm des Arbeitslohns. Mit diesem Geld kauft er von II +Konsumtionsmittel zum selben Werthbetrag. Der Kapitalist II steht ihm +nur als Waarenverkäufer und als nichts andres gegenüber, auch wenn der +Arbeiter von seinem eignen Kapitalisten kauft, wie ζ. B. oben (S. 400) im +Umsatz der 500 I IV. Die Cirkulationsform, die seine Waare, die Arbeits­ +kraft, durchmacht, ist die der einfachen, auf bloße Befriedigung von +Bedürfnissen, auf Konsumtion gerichtete Waarencirkulation W (Arbeits +kraft) - G -W (Konsumtionsmittel, Waare I I ). Resultat dieses Cirkulati- +onsvorgangs ist: daß der Arbeiter sich als Arbeitskraft für den Kapita +listen I erhalten hat, und um sich weiter als solche zu erhalten, muß er +stets von neuem den Proceß A (W) - G -W wiederholen. Sein Arbeitslohn +realisirt sich in Konsumtionsmitteln, er wird als Revenue verausgabt und, +die Arbeiterklasse im ganzen genommen, wieder beständig als Revenue +verausgabt. + +Betrachten wir nun denselben Umsatz Iv gegen I IC vom Standpunkt +des Kapitalisten. Das ganze Waarenprodukt von II besteht aus Konsum +tionsmitteln; also aus Dingen, bestimmt in die jährliche Konsumtion ein +zugehn, also zur Realisirung von Revenue zu dienen für irgend Jemand, +im hier betrachteten Fall für den Gesammtarbeiter I. F ür den Gesammt +kapitalisten II aber ist ein Theil seines Waarenprodukts, = 2000, jetzt die +in Waare verwandelte F o rm des konstanten Kapitalwerths seines pro +duktiven Kapitals, welches aus dieser Waarenform wieder rückverwan +delt werden muß in die Naturalform, worin es von neuem als konstanter +Theil des produktiven Kapitals wirken kann. Was Kapitalist II bis jetzt +erreicht hat ist, daß er die Hälfte (= 1000) seines in Waarenform (Kon +sumtionsmitteln) +reproducirten konstanten Kapitalwerths durch den +Verkauf an den Arbeiter I in Geldform rückverwandelt hat. Es ist also +auch nicht das variable Kapital Iv, das sich umgesetzt hat in diese erste +Hälfte des konstanten Kapitalwerths I IC, sondern das Geld, das für I als +Geldkapital fungirte im Umsatz gegen Arbeitskraft, war so in den Besitz +des Verkäufers der Arbeitskraft gekommen, für den es kein Kapital, son +dern Revenue in Geldform darstellt, d. h. verausgabt wird als Kauf-1 +|440|mittel von Konsumtionsmitteln. Das Geld = 1000, das den Kapita +listen II von den Arbeitern I zugeflossen, kann andrerseits nicht als kon- + +410 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +stantes Element des produktiven Kapitals II fungiren. Es ist nur noch die +Geldform seines Waarenkapitals, noch umzusetzen in fixe oder cirkuli +rende Bestandtheile von konstantem Kapital. II kauft also mit dem von +den Arbeitern I, den Käufern seiner Waare, gelösten Geld für 1000 Pro +duktionsmittel von I. Damit ist der konstante Kapitalwerth II zur Hälfte +des Gesammtbetrags erneuert in der Naturalform, worin es wieder als +Element des produktiven Kapitals II fungiren kann. Die Cirkulations- +form war dabei W - G - W: Konsumtionsmittel zum Werth von 1000 +- Geld = 1000 - Produktionsmittel zum Werth von 1000. + +Aber W - G -W ist hier Kapitalbewegung. W, verkauft an die Arbeiter, +verwandelt sich in G, und dies G wird umgesetzt in Produktionsmittel; es +ist Rückverwandlung aus Waare in die stofflichen Bildungselemente die +ser Waare. Andrerseits, wie Kapitalist II gegen I nur als Waarenkäufer, +fungirt Kapitalist I gegen II hier nur als Waarenverkäufer. I hat ur +sprünglich mit 1000 Geld, bestimmt als variables Kapital zu fungiren, +Arbeitskraft zum Werth von 1000 gekauft; er hat also ein Aequivalent für +seine in Geldform weggegebnen 1 0 0 0v erhalten; das Geld gehört jetzt +dem Arbeiter, der es verausgabt in Käufen von II; I kann dies Geld, das +so in die Kasse von II geflossen, nur rückerhalten, indem er es durch +Verkauf von Waaren zum selben Werthbetrag wieder herausfischt. + +Erst hatte I eine bestimmte Geldsumme = 1000, bestimmt als variabler +Kapitaltheil zu fungiren; sie fungirt als solcher durch ihren Umsatz in +Arbeitskraft zum selben Werthbetrag. Der Arbeiter hat ihm aber als R e +sultat des Produktionsprocesses geliefert eine Waarenmasse (Produkti +onsmittel) zum Werth von 6000, wovon VO oder 1000 ihrem Werth nach +ein Aequivalent des in Geld vorgeschoßnen variablen Kapitaltheils. So +wenig wie früher in seiner Geldform, fungirt der variable Kapitalwerth +jetzt in seiner Waarenform als variables Kapital; dies kann er nur nach +erfolgtem Umsatz in lebendige Arbeitskraft, und nur solange diese im +Produktionsproceß fungirt. Als Geld war der variable Kapitalwerth nur +potentielles variables Kapital. Aber er befand sich in einer Form, worin +er direkt in Arbeitskraft umsetzbar. Als Waare ist dieser selbe variable +Kapitalwerth nur noch potentieller Geldwerth; er wird erst wieder in der +ursprünglichen Geldform hergestellt durch den Verkauf der Waare, hier | +|441| also dadurch, daß II für 1000 Waare kauft von I. Die Cirkulations- +bewegung ist hier: 1 0 0 0v (Geld) - Arbeitskraft zum Werth von 1000 - +1000 in Waare (Aequivalent des variablen Kapitals) - 1 0 0 0v (Geld); also +G -W ... W -G (= G -A ... W - G ). Der zwischen W ... W fallende Pro +duktionsproceß selbst gehört der Cirkulationssphäre nicht an; er er +scheint nicht im Umsatz der verschiednen Elemente der jährlichen R e +produktion gegen einander, obgleich dieser Umsatz die Reproduktion + +411 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +aller Elemente des produktiven Kapitals einschließt, sowohl seiner kon +stanten wie des variablen Elements, der Arbeitskraft. Alle Träger dieses +Umsatzes erscheinen nur als Käufer oder Verkäufer, oder als beides; die +Arbeiter erscheinen darin nur als Waarenkäufer; die Kapitalisten ab +wechselnd als Käufer und Verkäufer; und innerhalb bestimmter Grenzen +nur als einseitig Waarenkäufer oder als einseitig Waarenverkäufer. + +Resultat: D aß I den variablen Werththeil seines Kapitals wieder in der +Geldform besitzt, woraus allein er direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, +d. h. ihn wieder besitzt in der einzigen Form, worin er wirklich als vari +ables Element seines produktiven Kapitals vorgeschossen werden kann. +Andrerseits, um wieder als Waarenkäufer auftreten zu können, muß der +Arbeiter jetzt vorher wieder als Waarenverkäufer, als Verkäufer seiner +Arbeitskraft auftreten. + +Mit Bezug auf das variable Kapital der Kategorie II (500 I IV) tritt der +Cirkulationsproceß zwischen Kapitalisten und Arbeitern derselben Pro +duktionsklasse in unvermittelter Form auf, sofern wir ihn betrachten als +vorgehend zwischen dem Gesammtkapitalisten II und dem Gesammtar +beiter I I. + +Der Gesammtkapitalist II schießt 5 0 0v vor im Ankauf von Arbeits +kraft zum selben Werthbetrag; der Gesammtkapitalist ist hier Käufer, der +Gesammtarbeiter Verkäufer. Dann tritt der Arbeiter mit dem für seine +Arbeitskraft gelösten Geld als Käufer eines Theils der von ihm selbst +producirten Waaren auf. Hier ist der Kapitalist also Verkäufer. Der Ar +beiter hat dem Kapitalisten das ihm im Ankauf seiner Arbeitskraft ge +zahlte Geld ersetzt durch einen Theil des producirten Waarenkapitals II, +nämlich 5 0 0v in Waare; der Kapitalist besitzt jetzt in Waarenform das +selbe ν, das er vor dem Umsatz in Arbeitskraft in Geldform besaß; der +Arbeiter andrerseits hat den Werth seiner Arbeitskraft in Geld reali-1 +|442|sirt, und realisirt dies Geld jetzt wieder, indem er es zur Bestreitung +seiner Konsumtion als Revenue verausgabt in Ankauf eines Theils der +von ihm selbst producirten Konsumtionsmittel. Es ist dies Austausch der +Revenue des Arbeiters in Geld gegen den von ihm selbst in Waarenform +reproducirten Waarenbestandtheil 5 0 0v des Kapitalisten. So kehrt dies +Geld zum Kapitalisten II als Geldform seines variablen Kapitals zurück. +Aequivalenter Revenuewerth in Geldform ersetzt hier variablen Kapital +werth in Waarenform. + +Der Kapitalist bereichert sich nicht dadurch, daß er das Geld, das er +dem Arbeiter bei Ankauf der Arbeitskraft zahlt, ihm wieder entzieht +durch Verkauf einer äquivalenten Waarenmasse an den Arbeiter. Er wür +de den Arbeiter in der That zweimal zahlen, wenn er ihm erst 500 zahlte +im Ankauf seiner Arbeitskraft, und ihm außerdem noch die Waaren- + +412 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +masse im Werth von 500 umsonst gäbe, die er den Arbeiter hat produ +ciren lassen. Umgekehrt, producirte ihm der Arbeiter weiter nichts als ein +Aequivalent in Waare von 500 für den Preis seiner Arbeitskraft von 500, +so wäre der Kapitalist nach der Operation gerade auf demselben Punkt +wie vor derselben. Aber der Arbeiter hat ein Produkt von 3000 repro +ducirt; er hat den konstanten Werththeil des Produkts, d. h. den Werth +der darin verbrauchten Produktionsmittel = 2000 erhalten durch ihre +Verwandlung in neues Produkt; er hat diesem gegebnen Werth außerdem +einen Werth von 1000(v + m) zugefügt. (Die Vorstellung, als wenn der +Kapitalist sich bereichre in dem Sinn, daß er Mehrwerth gewinne durch +den Rückfluß der 500 in Geld, entwickelt Destutt de Tracy, worüber des +Breitern Abschnitt X I II dieses Kapitels.) + +Durch den K a uf der Konsumtionsmittel zum Werth von 500 seitens +des Arbeiters II kehrt dem Kapitalisten II der Werth von 500 I IV, den er +eben noch in Waare besaß, wieder zurück in Geld, in der Form, worin er +ihn ursprünglich vorschoß. Unmittelbares Resultat der Transaktion, wie +bei jedem andern Waaren verkauf, ist der Umsatz gegebnen Werths aus +Waarenform in Geldform. Auch der dadurch vermittelte Rückfluß des +Geldes zu seinem Ausgangspunkt ist nichts specifisches. Hätte Kapitalist +II für 500 in Geld Waare von Kapitalist I gekauft und dann seinerseits +Waare zum Betrag von 500 an I verkauft, so wären ihm ebenfalls 500 in +Geld zurückgeströmt. Die 500 Geld hätten nur zum Umsatz einer +Waarenmasse von 1000 gedient und wären nach dem frühern allge-1 +|443(meinen Gesetz an den zurückgeflossen, der das Geld zum Umsatz +dieser Waarenmasse in Cirkulation geworfen. + +Aber die 500 Geld, die zu Kapitalist II zurückgeflossen, sind zugleich +erneutes potentielles variables Kapital in Geldform. Warum dies? Geld, +also auch Geldkapital, ist potentielles variables Kapital nur weil und +sofern es umsetzbar in Arbeitskraft. Die Rückkehr der 500 £ Geld zu +Kapitalist II ist begleitet von der Rückkehr der Arbeitskraft Il auf den +Markt. Die Rückkehr beider auf entgegengesetzten Polen - also auch die +Wiedererscheinung der 500 Geld, nicht nur als Geld, sondern auch als +variables Kapital in Geldform - ist bedingt durch eine und dieselbe Pro- +cedur. Das Geld = 500 fließt an Kapitalist II zurück, weil er an Arbeiter +II Konsumtionsmittel zum Betrag von 500 verkauft hat, also weil der +Arbeiter seinen Arbeitslohn verausgabt, dadurch sich nebst Familie und +damit auch seine Arbeitskraft erhalten hat. Um weiter zu leben, und +weiter als Waarenkäufer auftreten zu können, muß er von neuem seine +Arbeitskraft verkaufen. Die Rückkehr der 500 in Geld zum Kapitalisten +II ist also gleichzeitig Rückkehr, resp. Verbleiben, der Arbeitskraft als +durch die 500 Geld kaufbare Waare, und damit Rückkehr der 500 Geld +als potentielles variables Kapital. + +413 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Mit Bezug auf die, Luxusmittel producirende, Kategorie II b verhält es + +sich mit ihrem ν - (II b )v - dann wie mit Iv. Das Geld, das den Kapita­ +listen I Ib ihr variables Kapital in Geldform erneuert, strömt ihnen zu auf +dem Umweg durch die Hand der Kapitalisten I I a. Aber dennoch macht +es einen Unterschied, ob die Arbeiter ihre Lebensmittel direkt von den 5 +kapitalistischen Producenten kaufen, denen sie ihre Arbeitskraft verkau +fen, oder ob sie von einer andren Kategorie Kapitalisten kaufen, vermit +telst deren den erstren das Geld nur auf einem Umweg zurückströmt. Da +die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund lebt, kauft sie solange sie +kaufen kann. Anders beim Kapitalisten, ζ. B. bei dem Umsatz von 10 +1000 I IC gegen 1000 Iv. Der Kapitalist lebt nicht von der Hand in den +Mund. Möglichste Verwerthung seines Kapitals ist sein treibendes Motiv. +Treten daher Umstände irgend einer Art ein, die es dem Kapitalisten II +vortheilhafter erscheinen lassen, statt unmittelbar sein konstantes Kapi +tal zu erneuern, es theilweise wenigstens in Geldform längre Zeit festzu- 15 +halten, so verzögert sich der Rückfluß der 1000 I IC (in Geld) zu I; also +auch die Wiederherstellung von 1 0 0 0v in Geldform, ||444| und Kapitalist I +kann nur auf derselben Stufenleiter fortarbeiten wenn er Reservegeld zur +Verfügung hat, wie überhaupt Reservekapital in Geld nöthig ist, um un +unterbrochen, ohne Rücksicht auf raschern oder langsamem Rückfluß 20 +des variablen Kapitalwerths in Geld, fortarbeiten zu können. + +Hat man den Umsatz der verschiednen Elemente der laufenden jähr +lichen Reproduktion zu untersuchen, so auch das Resultat der vergang +nen Jahresarbeit, der Arbeit des bereits zum Abschluß gekommnen Jahrs. +Der Produktionsproceß, der in diesem jährlichen Produkt resultirte, liegt 25 +hinter uns, ist vergangen, aufgegangen in seinem Produkt, umsomehr +also auch der Cirkulationsproceß, der dem Produktionsproceß vorher- +geht oder ihm parallel läuft, der Umsatz von potentiellem in wirkliches +variables Kapital, d. h. der K a uf und Verkauf von Arbeitskraft. Der Ar +beitsmarkt bildet keinen Theil mehr des Waarenmarkts, den man hier vor 30 +sich hat. Der Arbeiter hat hier bereits nicht nur seine Arbeitskraft ver- +kauft, sondern außer dem Mehrwerth ein Aequivalent des Preises seiner +' +Arbeitskraft in Waare geliefert; er hat andrerseits seinen Arbeitslohn in < +der Tasche und figurirt während des Umsatzes nur als Käufer von Waare +(Konsumtionsmitteln). Andrerseits muß aber das jährliche Produkt alle 35 +Elemente der Reproduktion enthalten, alle Elemente des produktiven +Kapitals wieder herstellen, vor allem also sein wichtigstes Element, das +variable Kapital. Und wir haben in der That gesehn, daß mit Bezug auf +variables Kapital als Resultat des Umsatzes sich darstellt: als Waaren- +I +käufer, durch Verausgabung seines Arbeitslohns, und durch den Konsum 40 +der gekauften Waare erhält und reproducirt der Arbeiter seine Arbeits- + +j +j + +414 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +kraft als die einzige Waare, die er zu verkaufen hat: wie das in Ankauf +dieser Arbeitskraft vom Kapitalisten vorgeschoßne Geld zu diesem zu +rückkehrt, kehrt auch die Arbeitskraft, als gegen es umsetzbare Waare, +auf den Arbeitsmarkt zurück; als Resultat, hier speciell bei 1000 Iv, er +halten wir: 1000y in Geld auf Seiten der Kapitalisten I - dem gegenüber: +Arbeitskraft zum Werth von 1000 auf Seiten der Arbeiter I, sodaß der +ganze Reproduktionsproceß I von neuem beginnen kann. Dies ist das +eine Resultat des Umsatzprocesses. + +Andrerseits hat die Verausgabung des Arbeitslohns der Arbeiter I +Konsumtionsmittel zum Belauf von 1 0 0 0c von II gehoben, diese somit +aus Waarenform in Geldform verwandelt; aus dieser Geldform hat II sie +rückverwandelt in die Naturalform seines konstanten Kapitals, durch +K a uf ||445| von Waaren = 1 0 0 0v von I, dem dadurch sein variabler K a +pitalwerth wieder in Geldform rückfließt. + +Das variable Kapital I macht drei Verwandlungen durch, die im Um +satz des jährlichen Produkts gar nicht oder nur andeutungsweise er +scheinen. + +1) Die erste Form, 1000 Iv in Geld, das in Arbeitskraft zum selben +Werthbetrag umgesetzt wird. Dieser Umsatz erscheint nicht selbst im +Waarenumsatz zwischen I und I I, aber sein Resultat erscheint darin, daß +die Arbeiterklasse I mit 1000 Geld dem Waarenverkäufer II gegenüber +tritt, ganz wie die Arbeiterklasse II mit 500 Geld dem Waarenverkäufer +von 500 I IV in Waarenform. + +2) Die zweite Form, die einzige, worin das variable Kapital wirklich +variirt, als variables fungirt, wo werthschöpferische Kraft an Stelle von +dafür eingetauschtem, gegebnem Werth erscheint, gehört ausschließlich +dem Produktionsproceß an, der hinter uns liegt. + +3) Die dritte Form, worin das variable Kapital sich als solches bewährt +hat im Resultat des Produktionsprocesses, ist das jährliche Werthpro +dukt, also bei I = 1 0 0 0v + 1 0 0 0m = 2000 I (v + m ). An Stelle seines ur +sprünglichen Werths = 1000 in Geld ist ein doppelt so großer Werth += 2000 in Waare getreten. Der variable Kapitalwerth = 1000 in Waare +bildet daher auch nur die Hälfte des durch das variable Kapital als Ele +ment des produktiven Kapitals geschaffnen Werthprodukts. Die 1000 Iv +in Waare sind exaktes Aequivalent des in 1 0 0 0v Geld von I ursprünglich +vorgeschoßnen, seiner Bestimmung nach variablen Theils des Gesammt +kapitals; in Waarenform sind sie aber nur potentiell Geld (werden es +wirklich erst durch ihren Verkauf), also noch weniger direkt variables +Geldkapital. Schließlich werden sie dies durch den Verkauf der Waare +1000 Iγ an I IC, und durch das baldige Wiedererscheinen der Arbeitskraft +als käuflicher Waare, als Material, worin sich 1 0 0 0v Geld umsetzen kann. + +415 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Während aller dieser Wandlungen hält Kapitalist I beständig das va +riable Kapital in seiner Hand; 1) anfänglich als Geldkapital; 2) sodann +als Element seines produktiven Kapitals; 3) noch später als Werththeil +seines Waarenkapitals, also in Waarenwerth; 4) endlich wieder in Geld, +dem die Arbeitskraft, worin es umsetzbar, wieder gegenübersteht. Wäh +rend des Arbeitsprocesses hat der Kapitalist das variable Kapital in | +|446| seiner Hand als sich bethätigende, Werth schaffende Arbeitskraft, +aber nicht als Werth von gegebner Größe; da er jedoch den Arbeiter stets +nur zahlt nachdem seine Kraft schon bestimmte, kürzre oder längre Zeit +gewirkt hat, so hat er auch den von ihr geschaffnen Ersatzwerth für sie +selbst plus Mehrwerth bereits in seiner Hand, bevor er zahlt. + +in + +Da das variable Kapital stets + +in der Hand des +Kapitalisten bleibt, +in +Revenue für irgend Jemand umsetzt. 1000 Iv in Waare setzt sich vielmehr +um in Geld durch seinen Verkauf an II, dem es die Hälfte seines kon +stanten Kapitals in natura ersetzt. + +in keiner Weise gesagt werden, + +irgend einer Form + +daß es + +kann + +sich + +Was sich in Revenue auflöst, ist nicht das variable Kapital I, 1 0 0 0v in +Geld; dies Geld hat aufgehört als Geldform des variablen Kapitals I zu +fungiren, sobald es in Arbeitskraft umgesetzt ist, wie das Geld jedes an +dern Waarenverkäufers aufgehört hat, irgend ihm gehöriges zu repräsen- +tiren, sobald er es in Waare eines Verkäufers umgesetzt hat. Die Umsätze, +die das als Arbeitslohn bezogne Geld in der Hand der Arbeiterklasse +durchmacht, sind keine Umsätze des variablen Kapitals, sondern des in +Geld verwandelten Werths ihrer Arbeitskraft; ganz ebenso wie der Um +satz des vom Arbeiter geschaffnen Werthprodukts (2000 I (v + m)) nur der +Umsatz einer den Kapitalisten gehörigen Waare ist, der den Arbeiter +nichts angeht. Der Kapitalist aber - und noch mehr sein theoretischer +Dollmetscher, der politische Oekonom - kann sich nur schwer der Ein +bildung entschlagen, daß das dem Arbeiter ausgezahlte Geld immer noch +sein, des Kapitalisten Geld ist. Ist der Kapitalist Goldproducent, so er +scheint direkt der variable Werththeil - d. h. das Aequivalent in Waare, +das ihm den Kaufpreis der Arbeit ersetzt - selbst in Geldform, kann also +auch ohne den Umweg eines Rückflusses von neuem als variables Geld +kapital fungiren. Was aber den Arbeiter in II betrifft - soweit wir absehn +vom Luxusarbeiter - so existirt 5 0 0v selbst in Waaren, die für die Kon +sumtion des Arbeiters bestimmt sind, die er, als Gesammtarbeiter be +trachtet, direkt wieder kauft von demselben Gesammtkapitalisten, an den +er seine Arbeitskraft verkauft hat. Der variable Werththeil des Kapitals II +besteht seiner Naturalform nach in Konsumtionsmitteln, größtentheils +bestimmt für den Verzehr der Arbeiterklasse. Aber es ist nicht das vari +able Kapital, das in dieser F o rm vom Arbeiter verausgabt wird; ||447| es + +416 + + Zwanzigstes Kapitel • Einfache Reproduktion + +ist der Arbeitslohn, das Geld des Arbeiters, das gerade durch seine R e +alisation in diesen Konsumtionsmitteln das variable Kapital 500 I IV für +den Kapitalisten wieder in seiner Geldform herstellt. Das variable K a +pital I IV ist reproducirt in Konsumtionsmitteln, wie das konstante K a +pital 2000 I IC; so wenig wie das eine löst sich das andre in Revenue auf. +Was sich in Revenue auflöst, ist in beiden Fällen der Arbeitslohn. + +D aß aber durch die Verausgabung des Arbeitslohns als Revenue im + +einen Fall 1000 I IC, ebenso auf diesem Umweg 1000 Iv und ditto 500 I IV, +also konstantes Kapital und variables (bei diesem theils durch direkten, +theils durch indirekten Rückfluß) wieder als Geldkapital hergestellt wird, +ist eine wichtige Thatsache im Umsatz des jährlichen Produkts. + +XL. Ersatz des fixen Kapitals. + +Eine große Schwierigkeit bei Darstellung der Umsätze der jährlichen R e +produktion ist die folgende. Nehmen wir die einfachste Form, worin sich +die Sache darstellt, so haben wir: +(I.) 4 0 0 0c + 100Ov + 1 0 0 0m + +(II.) 2000c + + +5 0 0m = 9000, + +5 0 0v + + +was sich schließlich auflöst in: +4000 Ic + 2000 I IC + 1000 Iv + 500 I IV + 1000 Im + 500 I Im = 6 0 0 0c ++ 1 5 0 0v + 1 5 0 0m = 9000. Ein Werththeil des konstanten Kapitals, soweit +dies nämlich besteht aus eigentlichen Arbeitsmitteln (als distinkte Ab +theilung der Produktionsmittel) ist übertragen von den Arbeitsmitteln +auf das Arbeitsprodukt (die Waare); diese Arbeitsmittel fahren fort als +Elemente des produktiven Kapitals zu fungiren und zwar in ihrer alten +Naturalform; es ist ihr Verschleiß, der Werthverlust, den sie nach und +nach erleiden während ihrer in bestimmter Periode fortdauernden Funk +tion, der als Werthelement der vermittelst derselben producirten Waaren +wiedererscheint, vom Arbeitsinstrument auf das Arbeitsprodukt über +tragen wird. Mit Bezug auf die jährliche Reproduktion kommen hier also +von vornherein nur solche Bestandtheile des fixen Kapitals in Betracht, +deren Leben länger als ein Jahr währt. Sterben sie ganz ab innerhalb des +Jahrs, so sind sie auch ganz durch die jährliche Reproduktion zu ersetzen +und zu erneuern, und der in Frage kommende Punkt betrifft sie daher +von vornherein nicht. Bei Maschinen ||448| und andren länger währenden +Formen des fixen Kapitals kann es vorkommen - und kommt häufiger +vor - daß gewisse Theilorgane derselben innerhalb des Jahres mit Haut +und Haar zu ersetzen sind, obgleich der ganze Gebäude- oder Maschi +nenkörper langlebig. Diese Theilorgane fallen in dieselbe Kategorie der +innerhalb des Jahres zu ersetzenden Elemente des fixen Kapitals. + +417 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Dies Werthelement der Waaren ist in keiner Weise zu verwechseln mit +den Reparaturkosten. Wird die Waare verkauft, so wird dies Werthele +ment versilbert, in Geld verwandelt wie die andren; nach seiner Verwand +lung in Geld aber erscheint sein Unterschied von den andren Werthele +menten. Die in der Produktion der Waaren verzehrten Rohmaterialien +und Hülfsstoffe müssen in natura ersetzt werden, damit die Reproduk +tion der Waaren beginne (überhaupt der Produktionsproceß der Waaren +ein kontinuirlicher sei); die in ihnen verausgabte Arbeitskraft muß ebenso +durch frische Arbeitskraft ersetzt werden. Das aus der Waare gelöste +Geld muß also beständig in diese Elemente des produktiven Kapitals +wieder umgesetzt werden, aus Geldform in Waarenform. Es ändert nichts +an der Sache, daß ζ. B. Rohmaterialien und Hülfsstoffe in gewissen Ter +minen in größrer Masse - sodaß sie Produktionsvorräthe bilden - ge +kauft werden, daß also während gewisser Frist diese Produktionsmittel +nicht neugekauft zu werden brauchen, also auch - so lange sie vorhalten - +das aus dem Waarenverkauf eingehende Geld - soweit es für diesen +Zweck dient - sich ansammeln kann, und dieser Theil des konstanten +Kapitals daher zeitweilig als in seiner aktiven Funktion suspendirtes +Geldkapital erscheint. Es ist kein Revenuekapital; es ist produktives K a +pital, das in Geldform suspendirt ist. Die Erneuerung der Produktions +mittel muß beständig stattfinden, obgleich die Form dieser Erneuerung +- mit Bezug auf die Cirkulation - verschieden sein kann. Der Neukauf, +die Cirkulations-Operation, wodurch sie erneuert, ersetzt werden, kann +in längren Terminen vorgehn: dann große Geldanlage auf einmal, kom- +pensirt durch entsprechenden Produktionsvorrath; oder in kurz aufein +ander folgenden Terminen: dann rasch aufeinander folgende kleinere +Dosen von Geldausgabe, kleine Produktionsvorräthe. Dies ändert nichts +an der Sache selbst. Ebenso mit der Arbeitskraft. Wo die Produktion +kontinuirlich auf selber Stufenleiter das J a hr durch ausgeführt: bestän +diger Ersatz der aufgezehrten Arbeitskraft durch neue; ||449| wo die Ar +beit saisonm��ßig, oder verschiedne Portionen Arbeit in verschiednen Pe +rioden, wie in der Agrikultur, angewandt werden: dem entsprechender +Ankauf bald kleinrer bald größrer Masse Arbeitskraft. Dagegen wird das +aus dem Waarenverkauf gelöste Geld, soweit es den Waarenwerththeil +vergoldet, der gleich ist dem Verschleiß von fixem Kapital, nicht wieder +rückverwandelt in den Bestandtheil des produktiven Kapitals, dessen +Werthverlust es ersetzt. Es schlägt nieder neben dem produktiven Kapital +und verharrt in seiner Geldform. Dieser Geldniederschlag wiederholt +sich, bis die aus einer größren oder geringren Anzahl von Jahren beste +hende Reproduktionsepoche abgelaufen ist, während deren das fixe Ele +ment des konstanten Kapitals unter seiner alten Naturalform fortfährt + +418 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +im Produktionsproceß zu fungiren. Sobald das fixe Element, Baulichkei +ten, Maschinerie etc., ausgelebt hat, nicht länger im Produktionsproceß +fungiren kann, existirt sein Werth neben ihm, vollständig ersetzt in Geld - +der Summe der Geldniederschläge, der Werthe, die vom fixen Kapital +allmälig übertragen worden auf die Waaren, in deren Produktion es mit +gewirkt, und die durch den Verkauf der Waaren in Geldform übergegan +gen. Dies Geld dient dann dazu, das fixe Kapital (oder Elemente dessel +ben, da die verschiednen Elemente desselben verschiedne Lebensdauer +haben) in natura zu ersetzen und so diesen Bestandtheil des produktiven +Kapitals wirklich zu erneuern. Dies Geld ist also Geldform eines Theils +des konstanten Kapitalwerths, des fixen Theils desselben. Diese Schatz +bildung ist also selbst ein Element des kapitalistischen Reproduktions- +processes, Reproduktion und Aufspeicherung - +in Geldform - des +Werths des fixen Kapitals oder seiner einzelnen Elemente, bis zu der Zeit +wo das fixe Kapital ausgelebt und folglich seinen ganzen Werth an die +producirten Waaren abgegeben hat und nun in natura ersetzt werden +muß. Dies Geld verliert aber nur seine Schatzform und tritt daher erst +aktiv wieder ein in den durch die Cirkulation vermittelten Reprodukti +onsproceß des Kapitals, sobald es rückverwandelt wird in neue Elemente +des fixen Kapitals, um die abgestorbnen zu ersetzen. + +So wenig wie die einfache Waarencirkulation identisch ist mit bloßem +Produktenaustausch, so wenig kann sich der Umsatz des jährlichen +Waarenprodukts in bloßen, unvermittelten, gegenseitigen Austausch sei +ner verschiednen Bestandtheile auflösen. Das Geld spielt eine specifische +Rolle darin, die namentlich auch in der Weise der Reproduktion des | +|450| fixen Kapitalwerths sich ausdrückt. (Es ist nachher zu untersuchen, +wie sich das anders darstellen würde, vorausgesetzt die Produktion sei +gemeinsam und besitze nicht die Form der Waarenproduktion.) + +Kehren wir nun zu dem Grundschema zurück, so hatten wir für Klas + +in + +l/ev + + +2A s0 + + +seinem Werth nach + +se II: 2 0 0 0c + 5 0 0v + 5 0 0m. Die sämmtlichen im L a uf des Jahrs produ +cirten Konsumtionsmittel sind hier gleich Werth von 3000; und jedes +der verschiednen Waarenelemente, woraus die Waarensumme besteht, +zerfällt +in +6 62A ?c + 1 62Aγ + 1 62/ 3M. Die verschiednen Waarensorten der Klasse II +mögen konstantes Kapital in verschiedner Proportion enthalten; ebenso +mag der fixe Theil des konstanten Kapitals bei ihnen verschieden sein; +ebenso die Lebensdauer der fixen Kapitaitheile, also auch der jährliche +Verschleiß oder der Werththeil, den sie pro rata übertragen auf die +Waaren, in deren Produktion sie betheiligt sind. Dies ist hier gleichgültig. +Mit Bezug auf den gesellschaftlichen Reproduktionsproceß handelt es +sich nur um den Umsatz zwischen den Klassen II und I. II und I treten + +1A s1 1 1, oder procentig + +419 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +sich hier nur in ihren gesellschaftlichen Massenverhältnissen gegenüber; +die proportioneile Größe des Werththeils c des Waarenprodukts Il (in der +jetzt behandelten Frage allein maßgebend) ist daher das Durchschnitts- +verhältniß, wenn alle Produktionszweige, die unter II subsumirt sind, +zusammengefaßt werden. + +Jede der Waarensorten (und es sind zum großen Theil dieselben +Waarensorten) deren Gesammtwerth rubricirt ist unter: 2 0 0 0c + 5 0 0v ++ 5 0 0m, ist so gleichmäßig dem Werth nach = 6 62A %C + 162A%V + +1 62A %m- Dies gilt sowohl von je 100 der unter c, als unter v, als unter m +figurirenden Waaren. + +Die Waaren, worin die 2 0 0 0c verkörpert sind, sind dem Werth nach + +wieder zerfallbar in: + +1) 1 3 3 3 ' /3c + 333'/3V + 333 1A1n = 2 0 0 0c, +ebenso 5 0 0v in: +2) 333 'Ac + 83 1Ay + 83 1An, = 5 0 0v, +endlich 5 0 0m in: +3) 333 1A0 + 831Ay + 83 1A1n = 5 0 0m- +Addiren wir nun in 1, 2 und 3 die c zusammen, so haben wir + +1333 '/3C + 333 73c + 333 73c = 2000. Ebenso 3331Ay + 83 Άν ||451| + 831Ay += 500, und desgleichen unter m; die Gesammtaddition ergibt den Total­ +werth von 3000 wie oben. + +Der ganze in der Waarenmasse II zum Werth von 3000 enthaltne kon­ +stante Kapitalwerth ist also enthalten in 2 0 0 0c, und weder 5 0 0v noch +5 0 0m enthalten ein Atom davon. Dasselbe gilt für ν und m ihrerseits. + +In andren Worten: D as ganze Quotum der Waarenmasse I I, das kon­ +stanten Kapitalwerth darstellt und daher wieder umsetzbar ist, sei es in +dessen Natural-, sei es in dessen Geldform - existirt in 2 0 0 0c. Alles auf +den Umsatz des konstanten Werths der Waaren II Bezügliche ist also +beschränkt auf die Bewegung von 2000 I IC; und dieser Umsatz kann nur +vorgehn mit I ( 1 0 0 0v + 1000m). + +Ebenso ist für Klasse I alles auf den Umsatz des ihr angehörigen kon +stanten Kapitalwerths Bezügliche zu beschränken auf die Betrachtung +von 4000 Ic. + +1) Ersatz des Verschleiß-Werththeils in Geldform. + +Nehmen wir nun zunächst: + +I. 4 0 0 0c + lOOOy + 1000m + +II + +2 0 0 0c + 500y + 5 0 0m, + +so würde der Umsatz der Waaren 2000 I IC gegen Waaren vom selben + +420 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Werth I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) voraussetzen, daß 2000 I IC sich allzusammt in +natura wieder umgesetzt in die von I producirten Naturalbestandtheile +des konstanten Kapitals II; aber der Waarenwerth von 2000, worin letzt- +res existirt, enthält ein Element für Werthverlust von fixem Kapital, das +nicht sofort in natura zu ersetzen, sondern in Geld zu verwandeln, das als +Totalsumme nach und nach sich anhäuft, bis der Termin der Erneuerung +des fixen Kapitals in seiner Naturalform fällig geworden. Jedes Jahr ist +das Todesjahr für fixes Kapital, das in diesem oder jenem Einzelgeschäft +oder auch diesem oder jenem Industriezweig zu ersetzen; im selben in +dividuellen Kapital ist dieser oder jener Theil des fixen Kapitals (da des +sen Theile von verschiedner Lebensdauer) zu ersetzen. Betrachten wir die +jährliche Reproduktion - wenn auch auf einfacher Stufenleiter, d. h. ab- +strahirend von aller Akkumulation - so beginnen wir nicht ab ovo; es ist +ein J a hr im Fluß vieler, es ist nicht das erste Geburtsjahr der kapitali +stischen Produktion. Die verschiednen Kapitale, die in den mannichfa- +chen Produktionszweigen der Klasse II angelegt, sind also von verschied- +nem Lebensalter, und wie jährlich in diesen ||452| Produktionszweigen +fungirende Personen sterben, so erreichen jährlich Massen fixer Kapitale +in diesem J a hr ihr Lebensend und müssen aus akkumulirtem Geldfonds +in natura erneuert werden. Sofern +im Umsatz 2 0 0 0I IC gegen +2000 I(v + m) der Umsatz von 2000 I IC aus seiner Waarenform (als Kon +sumtionsmittel) in Naturalelemente eingeschlossen, die nicht nur aus +R o h- und Hülfsmaterialien sondern ebenso aus Naturalelementen des +fixen Kapitals, Maschinen, Werkzeugen, Baulichkeiten etc. bestehn. Der +Verschleiß, der im Werth von 2000 I IC in Geld zu ersetzen, ist daher +durchaus nicht entsprechend dem Umfang des fungirenden fixen Kapi +tals, da jährlich ein Theil desselben in natura ersetzt werden muß; was +aber voraussetzt, daß in frühern Jahren das zu diesem Umsatz nöthige +Geld sich aufgehäuft in den Händen von Kapitalisten der Klasse I I. Eben +diese Voraussetzung gilt aber für das laufende Jahr ebensowohl wie sie +für die frühern angenommen wird. + +ist + +In dem Umsatz zwischen I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) und 2000 I IC ist zunächst +zu bemerken, daß die Werthsumme I (v + m) kein konstantes Werthele +ment enthält, also auch kein Werthelement für zu ersetzenden Verschleiß, +d. h. für Werth, der von fixem Bestandtheil des konstanten Kapitals auf +die Waaren übertragen worden, in deren Naturalform ν + m existiren. +Dies Element existirt dagegen in I IC, und es ist gerade ein Theil dieses +dem fixen Kapital geschuldeten Werthelements, der nicht unmittelbar aus +Geldform in Naturalform sich zu verwandeln, sondern zunächst in Geld +form zu verharren hat. Es drängt sich daher sofort bei dem Umsatz von +I (100Ov + 1 0 0 0m) gegen 2000 I IC die Schwierigkeit auf, daß die Produk- + +421 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +tionsmittel I, in deren Naturalform die 2 0 0 0 (v + m) existiren, zu ihrem +ganzen Werthbetrag von 2000 gegen Aequivalent in Konsumtionsmitteln +II umzusetzen sind, dahingegen andrerseits die Konsumtionsmittel +2000 I IC nicht zu ihrem vollen Werthbetrag in die Produktionsmittel +I (100Ov + 1000m) umgesetzt werden können, weil ein aliquoter Theil ih +res Werths - gleich dem zu ersetzenden Verschleiß oder Werthverlust des +fixen Kapitals - sich zunächst in Geld niederschlagen muß, das innerhalb +der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode, die allein betrachtet +wird, nicht wieder als Cirkulationsmittel fungirt. Das Geld aber, wo +durch das Verschleißelement versilbert wird, das +im Waarenwerth +2000 I IC steckt, dies Geld kann nur von I herkommen, da II sich nicht +selbst zu bezahlen hat, sondern sich be||453|zahlt eben durch Verkauf +seiner Waare, und da der Voraussetzung nach I (v + m) die ganze Waaren- +summe 2000 I IC kauft; die Klasse I muß also durch diesen K a uf jenen +Verschleiß für II versilbern. Aber nach dem früher entwickelten Gesetz +kehrt der Cirkulation vorgeschoßnes Geld an den kapitalistischen Pro +ducenten zurück, der später gleiches Quantum in Waare in die Cirkula +tion wirft. I kann beim A n k a uf von I IC offenbar nicht für 2000 Waaren +und überdem noch eine überschüssige Geldsumme ein für alle Mal (ohne +daß selbe durch die Operation des Umsatzes zu ihm zurückkehrt) an II +geben. Es würde sonst die Waarenmasse I IC über ihrem Werth kaufen. +Wenn II in der That I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) im Umsatz für seine 2 0 0 0c ein +tauscht, so hat es weiter nichts von I zu fordern und das während dieses +Umsatzes cirkulirende Geld kehrt zurück zu I oder zu II, abhängig da +von, wer von beiden es in Cirkulation geworfen, d. h. wer von beiden +zuerst als Käufer aufgetreten ist. Zugleich hätte in diesem Fall II sein +Waarenkapital dem ganzen Werthumfang nach in die Naturalform von +Produktionsmitteln rückverwandelt, während die Voraussetzung ist, daß +es einen aliquoten Theil desselben, nach ihrem Verkauf, nicht während +der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode aus Geld wieder rück +verwandelt in die Naturalform fixer Bestandtheile seines konstanten Ka +pitals. Es könnte also an II nur dann eine Bilanz in Geld zufließen, wenn +II zwar für 2000 an I verkaufte, aber für weniger als 2000 von I kaufte, +ζ. B. nur 1800; dann hätte I den Saldo gut zu machen durch 200 in Geld, +das nicht zu ihm zurückflösse, weil es dies der Cirkulation vorgeschoßne +Geld ihr nicht wieder entzogen hätte durch Hineinwurf von Waaren += 200 in die Cirkulation. In diesem Fall hätten wir einen Geldfonds für II +auf Rechnung seines Verschleißes an fixem Kapital; wir hätten aber auf +der andern Seite, auf I, eine Ueberproduktion von Produktionsmitteln +zum Belauf von 200, und damit wäre die ganze Basis des Schemas zer +ronnen, nämlich Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter, wo also + +422 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +völlige Proportionalität zwischen den verschiednen Produktionssystemen +vorausgesetzt ist. Die eine Schwierigkeit wäre nur beseitigt durch eine viel +unangenehmere. + +Da dies Problem eigne Schwierigkeiten bietet und bisher überhaupt +nicht von den politischen Oekonomen behandelt worden ist, so wollen +wir der Reihe nach alle möglichen (wenigstens scheinbar möglichen) L ö +sungen oder vielmehr Stellungen des Problems selbst betrachten. | + +|454| Zunächst hatten wir soeben unterstellt, daß II an I verkauft 2000, +aber nur kauft für 1800 Waaren von I. In dem Waarenwerth 2000 I IC +steckte 200 für Verschleißersatz, der in Geld aufzuschatzen; so zerfiele der +Werth 2 0 0 0 I IC in 1800, die auszutauschen gegen Produktionsmittel I, +und in 200 Verschleißersatz, die in Geld (nach dem Verkauf der 2 0 0 0c +an +seinen Werth wäre +2000 I IC = 1800c + 200c (d), wo d = déchet (Verschleiß). + +festzuhalten. Oder mit Bezug + +auf + +I) + +Wir hätten dann zu betrachten + +den Umsatz + +I. 1 0 0 0v + 1 0 0 0m + +II. + +1 8 0 0c + 2 0 0c (d). + +I kauft mit 1000 £, welche den Arbeitern in Zahlung ihrer Arbeitskraft +in Arbeitslohn zugeflossen, für 1000 I IC Konsumtionsmittel; II kauft mit +selben 1000 £ für 1000 Iv Produktionsmittel. Den Kapitalisten I fließt +damit ihr variables Kapital in Geldform zurück und können sie damit +nächstes Jahr Arbeitskraft zum selben Werthbetrag kaufen, d. h. den va +riablen Theil ihres produktiven Kapitals in natura ersetzen. - II kauft +ferner mit vorgeschoßnen 400 £ Produktionsmittel Im und Im kauft mit +denselben 400 £ Konsumtionsmittel I IC. Die von II der Cirkulation vor +geschoßnen 400 £ sind so an die Kapitalisten II zurückgekehrt, aber nur +als Aequivalent für verkaufte Waare. I kauft für vorgeschoßne 400 £ +Konsumtionsmittel; II kauft von I für 400 £ Produktionsmittel, womit +diese 400 £ zu I zurückströmen. Die Rechnung bis dahin ist nun folgende: +I wirft in Cirkulation 1 0 0 0v + 8 0 0m in Waare; wirft ferner in Cirkula +tion in Geld: 1000 £ in Arbeitslohn und 400 £ zum Umsatz mit II. Nach +vollendetem Umsatz hat I: 1 0 0 0v in Geld, 8 0 0m umgesetzt in 800 I IC +(Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld. + +II wirft in Cirkulation 1 8 0 0c in Waare (Konsumtionsmittel) und 400 £ +in Geld; nach vollendetem Umsatz hat es: 1800 in Waare I (Produkti +onsmittel) und 400 £ in Geld. + +Wir haben jetzt noch auf Seite I 2 0 0m (in Produktionsmitteln), auf + +Seite II 2 0 0c (d) (in Konsumtionsmitteln). + +Nach der Voraussetzung kauft I mit 200 £ die Konsumtionsmittel c (d) + +zum Werthbetrag von 200; diese 200 £ aber hält II fest, da 2 0 0c (d) Ver- + +423 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +schleiß repräsentirt, also nicht direkt wieder in Produktionsmittel um +zusetzen ist. Also 200 Im sind unverkaufter; V io des zu ||455| ersetzenden +Mehrwerths I ist unrealisirbar, nicht aus seiner Naturalform von Pro +duktionsmitteln umsetzbar in die von Konsumtionsmitteln. + +Dies widerspricht nicht nur der Voraussetzung der Reproduktion auf 5 + +einfacher Stufenleiter; es ist an und für sich keine Hypothese, um die +Versilberung von 2 0 0c (d) zu erklären; es heißt vielmehr, daß sie nicht +erklärlich ist. Da nicht nachzuweisen, wie 2 0 0c (d) zu versilbern sei, wird +unterstellt, daß I die Gefälligkeit hat es zu versilbern, gerade weil I nicht +im Stande, seinen eignen Rest von 2 0 0m zu versilbern. Dies als eine nor- 10 +male Operation des Umsatzmechanismus aufzufassen, ist ganz dasselbe, +als unterstellte man, daß jährlich 200 £ vom Himmel regnen, um regel- +mäßig die 2 0 0c (d) zu versilbern. + +j +J +" + +Die Abgeschmacktheit solcher Hypothese springt jedoch nicht unmit +telbar in's Auge, wenn Im, statt wie hier in seiner primitiven Daseinsweise 15 +aufzutreten - nämlich als Bestandtheil des Werths von Produktionsmit +¡ +teln, also als Bestandtheil des Werths von Waaren, die ihre kapitalisti- +I +sehen Producenten durch Verkauf in Geld realisiren müssen - in der +Hand der Antheilhaber der Kapitalisten erscheint, z. B. als Grundrente +1 +in der Hand von Grundeigenthümern, oder als Zins in der Hand von 20 ' +Geld Verleihern. Ist aber der Theil des Mehrwerths der Waaren, den der +industrielle Kapitalist als Grundrente oder Zins an andre Miteigenthü- +mer des Mehrwerths abzutreten hat, auf die Dauer nicht realisirbar durch +den Verkauf der Waaren selbst, so hat es auch mit der Zahlung von Rente +oder Zins ein Ende, und können daher Grundeigenthümer oder Zinsbe- 25 +zieher durch deren Verausgabung nicht als dei ex machina dienen zu +beliebiger Versilberung bestimmter Theile der jährlichen Reproduktion. +Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben sämmtlicher sog. unprodukti +ven Arbeiter, Staatsbeamte, Aerzte, Advokaten etc., und was sonst in der +Form des „großen Publikums" den politischen Oekonomen „Dienste" 30 +leistet, um von ihnen Unerklärtes zu erklären. + +Ebensowenig ist damit geholfen, wenn statt des direkten Umsatzes zwi +schen I und II - zwischen den zwei großen Abtheilungen der kapitali +stischen Producenten selbst - der Kaufmann als Vermittler beigezogen +wird, und mit seinem „Geld" über alle Schwierigkeiten weghilft. Im ge- 35 +gebnen Fall z. B. muß 200 Im schließlich und endgültig abgesetzt werden +an die industriellen Kapitalisten von II. Es mag durch die ||456| Hände +einer Reihe von Kaufleuten laufen, der letzte befindet sich - gemäß der +Hypothese - in demselben Fall gegenüber II, worin sich die kapitalisti +schen Producenten von I bei Beginn befanden, d. h. sie können die 40 +200 Im nicht verkaufen an II; und die festgerittne Kaufsumme kann den +selben Proceß mit I nicht erneuern. + +424 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Man sieht hier, wie abgesehn von unserm eigentlichen Zweck, die +Betrachtung des Reproduktionsprocesses +in seiner Fundamentalform +- worin alle verdunkelnden Zwischenschieber beseitigt - durchaus nöthig +ist, um die falschen Ausflüchte loszuwerden, die den Schein „wissen +schaftlicher" Erklärung liefern, wenn der gesellschaftliche Reprodukti +onsproceß sofort in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegen +stand der Analyse gemacht wird. + +Das Gesetz, daß beim normalen Verlauf der Reproduktion (sei es auf +einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter) das von dem kapitalistischen +Producenten der Cirkulation vorgeschoßne Geld zu seinem Ausgangs +punkt zurückkehren muß (wobei es gleichgültig, ob das Geld ihnen ge +hört oder gepumpt ist) schließt also ein für allemal die Hypothese aus, +daß 200 I IC (d) versilbert werde durch von I vorgeschoßnes Geld. + +2) Ersatz des fixen Kapitals in natura. + +Nach Beseitigung der eben betrachteten Hypothese bleiben nur noch sol +che Möglichkeiten, die außer dem Ersatz des Verschleißtheils in Geld +auch noch die Vollziehung des Ersatzes des gänzlich abgestorbnen fixen +Kapitals in natura einschließen. + +Wir hatten vorhin vorausgesetzt: +a) daß 1000 £, gezahlt in Arbeitslohn von I, von den Arbeitern veraus +gabt werden in I IC zum selben Werthbetrag, d. h. daß sie damit Konsum +tionsmittel kaufen. + +D aß hier die 1000 £ von I vorgeschossen werden in Geld, ist nur Kon- +statirung von Thatsache. Der Arbeitslohn ist in Geld auszuzahlen von +den respektiven kapitalistischen Producenten; dies Geld wird dann von +den Arbeitern in Lebensmitteln verausgabt, und dient den Verkäufern der +Lebensmittel ihrerseits wieder als Cirkulationsmittel bei Umsatz ihres +konstanten Kapitals aus Waarenkapital in produktives Kapital. Es läuft +zwar durch viele Kanäle durch (Krämer, Hausbesitzer, Steuereinnehmer, +unproduktive Arbeiter wie Aerzte etc., die der Arbeiter selbst braucht) | +|457| und fließt daher nur zum Theil direkt aus den Händen der Arbeiter I +in die der Kapitalistenklasse II. Der Fluß mag mehr oder minder stocken, +daher neue Geldreserve nöthig sein auf Seiten der Kapitalisten. Alles dies +kommt bei dieser Fundamentalform nicht in Betracht. + +b) War vorausgesetzt, daß einmal I weitere 400 £ in Geld vorschießt +zum Ankauf von I I, das ihm zurückfließt, wie ein andres Mal II 400 £ +vorschießt zum Ankauf von I, die ihm rückfließen. Diese Voraussetzung +muß gemacht werden, da umgekehrt die Annahme willkürlich wäre, daß +einseitig die Kapitalistenklasse I, oder aber die Kapitalistenklasse II das + +425 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +zum Waarenumsatz nöthige Geld der Cirkulation vorschießt. Da nun im +vorigen Unterabschnitt 1) gezeigt wurde, daß die Hypothese als abge +schmackt verwerflich, wonach I zuschüssiges Geld in die Cirkulation +würfe um 200 I IC (d) zu versilbern, so bliebe offenbar nur die scheinbar +noch abgeschmacktere Hypothese übrig, daß II selbst das Geld in die +Cirkulation wirft, womit der Werthbestandtheil Waare versilbert wird, +welcher den Verschleiß von fixem Kapital zu ersetzen hat. Ζ. B. der +Werththeil, den die Spinnmaschine des Herrn X in der Produktion ver­ +liert, erscheint als Werththeil des Nähgarns wieder; was seine Spinnma +schine auf der einen Seite an Werth oder Verschleiß einbüßt, soll sich auf +der andren Seite als Geld bei ihm aufsammeln. X möge nun ζ. B. für +200 £ Baumwolle kaufen von Y, und so der Cirkulation 200 £ in Geld +vorschießen; Y kauft von ihm mit denselben 200 £ Garn, und diese 200 £ +dienen nun dem X als Fonds zum Ersatz von Verschleiß der Spinnma +schine. Dies käme nur darauf hinaus, daß X, abgesehn von seiner Pro +duktion und deren Produkt und dessen Verkauf, 200 £ in petto hält, um +sich selbst für den Werthverlust der Spinnmaschine zu zahlen, d. h. daß er +außer dem Werthverlust seiner Spinnmaschine von 200 £ noch andre +200 £ in Geld jährlich aus seiner Tasche zusetzen muß, um schließlich im +Stand zu sein, eine neue Spinnmaschine zu kaufen. + +Die Abgeschmacktheit ist aber nur scheinbar. Die Klasse II besteht aus +Kapitalisten, deren fixes Kapital sich in ganz verschiednen Terminen sei +ner Reproduktion befindet. F ür die Einen ist es bei dem Termin ange +langt, wo es ganz in natura zu ersetzen ist. F ür die andren befindet es +sich mehr oder minder entfernt von diesem Stadium; allen Gliedern der +letztren Abtheilung ist das gemein, daß ihr fixes Kapital nicht wirklich | +|458| reproducirt, d. h. nicht in natura erneuert oder durch neues Exem +plar derselben Art ersetzt wird, sondern daß sein Werth successiv in Geld +angesammelt wird. Der erstre Theil befindet sich ganz (resp. theilweise, +was hier gleichgültig) in derselben Situation wie bei Errichtung seines +Geschäfts, wo er mit einem Geldkapital auf den Markt trat um dies +einerseits in (fixes und cirkulirendes) konstantes Kapital zu verwandeln, +andrerseits aber in Arbeitskraft, in variables Kapital. Wie damals hat er +jetzt dies Geldkapital wieder der Cirkulation vorzuschießen, also den +Werth des konstanten fixen Kapitals ebensogut wie den des cirkulirenden +und des variablen Kapitals. + +Wenn also vorausgesetzt wird, daß von den 400 £, die die Kapitali +stenklasse II zum Umsatz mit I in Cirkulation wirft, die Hälfte von sol +chen Kapitalisten in II herrührt, die nicht nur durch ihre Waaren ihre +zum cirkulirenden Kapital gehörenden Produktionsmittel, sondern auch +durch ihr Geld ihr fixes Kapital in natura erneuern müssen, während die + +426 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +andre Hälfte der Kapitalisten II mit ihrem Geld nur den cirkulirenden +Theil ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt, nicht aber ihr fixes +Kapital in natura erneuert, so liegt durchaus nichts Widerspruchsvolles +darin, daß die zurückfließenden 400 £ (zurückfließend sobald I dafür +Konsumtionsmittel kauft) sich nun verschieden vertheilen zwischen die +sen zwei Abtheilungen von II. Sie fließen zurück zur Klasse II, aber sie +fließen nicht in dieselben Hände zurück, sondern vertheilen sich ver +schieden innerhalb dieser Klasse, gehn von einem Theil derselben auf den +andern über. + +Der eine Theil von II hat, außer dem durch seine Waaren schließlich +gedeckten Theil von Produktionsmitteln, 200 £ Geld umgesetzt in neue +fixe Kapitalelemente in natura. Sein so verausgabtes Geld - wie beim +Anfang des Geschäfts - fließt ihm erst successive in Reihen von Jahren +aus der Cirkulation zurück als Verschleiß-Werthbestandtheil der mit die +sem fixen Kapital zu producirenden Waaren. + +Der andre Theil von II hat dagegen für 200 £ keine Waaren von I +bezogen, sondern dieser zahlt ihn mit dem Geld, womit der erste Theil +von II fixe Kapitalelemente gekauft. Der eine Theil von II besitzt seinen +fixen Kapitalwerth wieder in erneuter Naturalform, der andre ist noch +damit beschäftigt, ihn in Geldform anzusammeln, zum spätem Ersatz +seines fixen Kapitals in natura. | + +|459| Der Status, von dem wir auszugehn haben, nach den frühern Um +setzungen, ist der Rest der beiderseits umzusetzenden Waaren: bei I - +4 0 0m, bei II - 4 0 0c.5 2) Wir nehmen an, daß II 400 in Geld vorschießt zum +Umsatz dieser Waaren zum Betrag von 800. Eine Hälfte der 400 (= 200) +muß unter allen Umständen ausgelegt werden von dem Theil von I IC, der +200 in Geld als Verschleißwerth aufgehäuft, und der diesen jetzt wieder +rückzuwandeln hat in die Naturalform seines fixen Kapitals. + +Ganz wie konstanter Kapitalwerth, variabler Kapitalwerth und Mehr +werth - worin der Werth des Waarenkapitals von II wie von I zerfällbar - +in besondren proportioneilen Quoten der Waaren II, resp. I, selbst dar +stellbar sind, so innerhalb des konstanten Kapitalwerths selbst wieder der +Werththeil, der noch nicht in die Naturalform des fixen Kapitals umzu +setzen, sondern einstweilen noch in Geldform allmälig aufzuschatzen ist. +Ein bestimmtes Quantum Waaren II (in unserm Fall also die Hälfte des +Rests = 200) ist hier nur noch Träger dieses Verschleißwerths, der sich +durch den Umsatz in Geld niederzuschlagen hat. (Der erste Theil der +Kapitalisten I I, der fixes Kapital in natura erneuert, mag mit dem Ver- + +5 2) Die Zahlen stimmen wieder nicht mit der frühern Annahme. Dies ist indeß gleichgültig, +da es nur auf die Verhältnisse ankommt. - F. E. + +427 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +schleißtheil der Waarenmasse, von der hier nur noch der Rest figurirt, +einen Theil seines Verschleißwerths bereits so realisirt haben; bleibt aber +200 Geld so noch für ihn zu realisiren.) + +Was nun die zweite Hälfte (= 200) der von II bei dieser Restoperation +in Cirkulation geworfnen 400 £ betrifft, so kauft sie von I cirkulirende +Bestandtheile des konstanten Kapitals. Ein Theil dieser 200 £ mag von +beiden Theilen von II oder nur von dem in Cirkulation geworfen werden, +der den fixen Werthbestandtheil nicht in natura erneuert. + +Mit den 400 £ werden also von I herausgehoben 1) Waaren zum Belauf +von 200 £, die nur aus Elementen des fixen Kapitals bestehn, 2) Waaren +zum Belauf von 200 £, die nur Naturalelemente des cirkulirenden Theils +des konstanten Kapitals von II ersetzen. I hat nun sein ganzes jährliches +Waarenprodukt, soweit dies an II zu verkaufen ist, verkauft: der Werth +eines Fünftels davon aber, 400 £, existirt jetzt in seiner Hand unter Geld +form. Dies Geld ist aber versilberter Mehrwerth, ||460| der als Revenue in +Konsumtionsmitteln verausgabt werden muß. I kauft also mit den 400 +den ganzen Waarenwerth von II = 4 0 0. Das Geld fließt also zu II zurück, +indem es dessen Waare hebt. + +Wir wollen nun drei Fälle annehmen: Wir nennen dabei den Theil der +Kapitalisten I I, der fixes Kapital in natura ersetzt: „Theil 1", und den +jenigen, der Verschleißwerth von fixem Kapital in Geldform aufspeichert: +„Theil 2 ". Die drei Fälle sind folgende: a) daß von den 400, die in Waaren +sub II noch als Rest bestehn, ein Quotum für Theil 1 und Theil 2 (sage je +V 2) gewisse Quota cirkulirender Theile des konstanten Kapitals zu erset +zen hat; b) daß Theil 1 bereits seine ganze Waare verkauft, also Theil 2 +noch 400 zu verkaufen hat; c) daß Theil 2 Alles verkauft hat außer den +200, die Verschleißwerth tragen. + +Wir erhalten dann folgende Theilungen: +a) Von dem Waarenwerth = 4 0 0c, den II noch in Händen hat, besitzt +Theil 1 100, und Theil 2 300; von diesen 300 repräsentiren 200 den Ver +schleiß. In diesem Fall hat von den 400 £ Geld, die I jetzt zurückschickt, +um die Waaren II zu heben, Theil 1 ursprünglich ausgelegt 300, nämlich +200 in Geld, wofür es fixe Kapitalelemente in natura aus I gezogen, und +100 in Geld zur Vermittlung seines Waarenaustauschs mit I; dagegen hat +Theil 2 von den 400 nur Ά, also 100, vorgeschossen, ebenfalls zur Ver­ +mittlung seines Waarenumsatzes mit I. + +Von den 400 Geld hat Theil 1 also 300 vorgeschossen und Theil 2 100. +Es fließen aber zurück von diesen 400: +An Theil 1: 100, also nur ' /3 des von ihm vorgeschoßnen Geldes. Er +besitzt aber für die andern 2h erneuertes fixes Kapital zum Werth von +200. F ür dieses fixe Kapitalelement zum Werth von 200 hat er Geld an I + +428 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +gegeben, aber keine nachträgliche Waare. Er tritt, mit Bezug auf sie, +gegenüber I nur als Käufer auf, nicht nachträglich wieder als Verkäufer. +Dies Geld kann daher nicht an Theil 1 zurückfließen; sonst hätte er die +fixen Kapitalelemente von I geschenkt erhalten. - Mit Bezug auf das +letzte Drittel des von ihm vorgeschoßnen Geldes trat Theil 1 erst als +Käufer auf von cirkulirenden Bestandtheilen seines konstanten Kapitals. +Mit demselben Geld kauft I von ihm den Rest seiner Waare zum Werth +von 100. Das Geld fließt also zu ihm (Theil 1 von II) zurück, weil er als +Waarenverkäufer auftritt, gleich nachdem er ||461| vorher als Käufer auf +getreten. Flösse es nicht zurück, so hätte II (Theil 1) an I, für Waaren +zum Belauf von 100, erst 100 in Geld und dann noch obendrein 100 in +Waare gegeben, ihm also seine Waare geschenkt. + +Dagegen fließt an Theil 2, der 100 in Geld ausgelegt, 300 in Geld +zurück; 100, weil er erst als Käufer 100 Geld in Cirkulation warf und +diese als Verkäufer zurückerhält; 200, weil er nur als Verkäufer von +Waaren zum Werthbetrag von 200 fungirt, nicht aber als Käufer. Das +Geld kann also nicht an I zurückfließen. Der fixe Kapitalverschleiß ist +also saldirt durch das von II (Theil 1) im Ankauf von fixen Kapitalele +menten in Cirkulation geworfne Geld; aber es kommt in die Hand von +Theil 2 nicht als das Geld des Theil 1, sondern als der Klasse I gehören +des Geld. + +b) Unter dieser Voraussetzung vertheilt sich der Rest von I IC so, daß + +Theil 1 200 in Geld, und Theil 2 400 in Waaren besitzt. + +Theil 1 hat seine Waare alle verkauft, aber 200 in Geld sind verwan +delte F o rm des fixen Bestandtheils seines konstanten Kapitals, den er in +natura zu erneuern hat. Er tritt also hier nur als Käufer auf und erhält +statt seines Geldes Waare I in Naturalelementen des fixen Kapitals zum +selben Werthbetrag. Theil 2 hat als Maximum (wenn für den W a r e n u m +satz zwischen I und II kein Geld von I vorgeschossen wird) nur 200 £ in +Cirkulation zu werfen, da er für die Hälfte seines Waarenwerths nur +Verkäufer an I, nicht Käufer von I ist. + +Es retourniren ihm aus der Cirkulation 400 £; 200, weil er sie vorge +schossen als Käufer und sie zurückerhält als Verkäufer von 200 Waare; +200, weil er Waare zum Werth von 200 an I verkauft, ohne dafür Waaren- +äquivalent von I wieder heraus zu ziehn. - + +c) Theil 1 besitzt 200 in Geld und 2 0 0c in Waare; Theil 2 2 0 0c (d) in + +Waaren. + +Theil 2 hat unter dieser Voraussetzung nichts in Geld vorzuschießen, +weil er, I gegenüber, überhaupt nicht mehr als Käufer, sondern nur noch +als Verkäufer fungirt, also abzuwarten hat bis von ihm gekauft wird. + +429 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Theil 1 schießt 400 £ in Geld vor, 200 zum gegenseitigen W a r e n u m +satz mit I, 200 als bloßer Käufer von I. Mit diesen letzteren 200 £ Geld +kauft er die fixen Kapitalelemente. | + +|462| I kauft mit 200 £ Geld für 200 Waare von Theil 1, dem damit seine +für diesen Waarenumsatz vorgeschoßnen 200 £ Geld zurückfließen; und I +kauft mit den andren 200 £ - die er ebenfalls von Theil 1 erhalten - für +200 Waaren von Theil 2, dem damit sein fixer Kapitalverschleiß in Geld +niederschlägt. + +Die Sache würde in keiner Weise verändert unter der Voraussetzung, +daß im Fall c) statt II (Theil 1), Klasse I die 200 Geld zum Umsatz der +existirenden Waaren vorschießt. Kauft I dann zuerst für 200 Waare von +I I, Theil 2, - es ist vorausgesetzt, daß dieser nur noch diesen Waarenrest +zu verkaufen hat - so kehren die 200 £ nicht an I zurück, da II, Theil 2, +nicht wieder als Käufer auftritt; aber I I, Theil 1, hat dann für 200 £ Geld +um zu kaufen, und ditto noch 200 Waaren umzusetzen, also im ganzen +400 einzutauschen von I. 200 £ Geld kehren dann zu I zurück von II, +Theil 1. Legt I sie wieder aus um die 200 Waare zu kaufen von I I, Theil 1, +so kehren sie ihm zurück, sobald I I, Theil 1, die zweite Hälfte der 400 +Waare von I löst. Theil 1 (II) hat 200 £ Geld als bloßer Käufer von +Elementen des fixen Kapitals ausgelegt; sie kehren ihm daher nicht zu +rück, sondern dienen dazu, die 2 0 0c Restwaaren von I I, Theil 2, zu ver +silbern, während an I das für Waarenumsatz ausgelegte Geld, 200 £, zu +rückgeflossen, nicht via I I, Theil 2, sondern via II, Theil 1. Für seine +Waare von 400 ist ihm Waarenäquivalent zum Belauf von 400 zurück +gekehrt; die für den Umsatz der 800 Waare von ihm vorgeschoßnen +200 £ Geld sind ihm ditto zurückgekehrt - und so ist alles in Ordnung. + +Die Schwierigkeit, die sich ergab bei der Umsetzung: +I. 1000ν + 1000m + +" + +' , wurde reducirt auf die Schwierigkeit bei Umsetzung + +I I. + +2 0 0 0c + +der Reste: + +4 0 0m + +1 +I I. (1) 200 Geld + 2 0 0c Waare + (2) 2 0 0c Waare, oder, um die Sache noch +klarer zu machen: +I. 2 0 0m + 2 0 0m. +I I. (1) 200 Geld + 2 0 0c Waare + (2) 2 0 0c Waare. | + +| 4 6 3| Da + +in I I, Theil 1, 2 0 0c Waare sich umgesetzt gegen 2 0 0 1m +(Waare), und da alles Geld, was bei diesem Umsatz von 400 Waaren + +430 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +zwischen I und II cirkulirt, zurückfließt zu dem, der es vorgeschossen hat, +1 oder I I, so ist dies Geld, als Element des Umsatzes zwischen I und II, in +der That kein Element des Problems, das uns hier beschäftigt. Oder an +ders dargestellt: unterstellen wir, daß in dem Umsatz zwischen 200 Im +(Waare) und 200 I IC (Waare von I I, Theil 1) das Geld als Zahlungsmittel +fungirt, nicht als Kaufmittel und daher auch nicht als „Cirkulationsmit +tel" im engsten Sinn, so ist klar, da die Waaren 200 Im und 200 I IC (Theil +1) von gleichem Werthbetrag, daß Produktionsmittel vom Werth von 200 +sich austauschen gegen Konsumtionsmittel zum Werth von 200, daß +Geld hier nur ideell fungirt, und kein Geld zur Zahlung von Bilanz von +dieser oder jener Seite wirklich in Cirkulation zu werfen ist. Das Problem +tritt also erst rein hervor, wenn wir die Waare 200 Im und ihr Aequiva +lent, die Waare 200 I IC (Theil 1) auf beiden Seiten I und II wegstreichen. +Nach Beseitigung dieser beiden Waarenbeträge von gleichem Werth (I +und I I ), die sich wechselseitig saldiren, bleibt also der Rest des Umsatzes, +worin das Problem rein hervortritt, nämlich: + +I. 2 0 0ra Waare. +II. (1) 2 0 0c Geld + (2) 2 0 0c Waare. + +Hier ist klar: I I, Theil 1, kauft mit 200 Geld die Bestandtheile seines + +fixen Kapitals 200 Im; damit ist das fixe Kapital von II, Theil 1, in natura +erneuert und der Mehrwerth von I, im Werth von 200, ist aus Waaren +form (Produktionsmitteln und zwar Elementen von fixem Kapital) in +Geldform verwandelt. Mit diesem Geld kauft I Konsumtionsmittel von +I I, Theil 2, und das Resultat ist für II, daß für Theil 1 ein fixer Bestand +theil seines konstanten Kapitals in natura erneuert ist; und daß für Theil +2 ein andrer Bestandtheil (welcher Verschleiß von fixem Kapital ersetzt) +in Geld niedergeschlagen; und dies dauert jährlich fort, bis auch dieser +Bestandtheil in natura zu erneuern. + +Die Vorbedingung ist hier offenbar, daß dieser fixe Bestandtheil des + +konstanten Kapitals II, der seinem ganzen Werth nach in Geld rückver +wandelt und daher jedes Jahr in natura zu erneuern ist (Theil 1), gleich +sei dem Jahresverschleiß des andern fixen Bestandtheils des konstanten +Kapitals I I, der noch in seiner alten Naturalform fortfungirt, und dessen | +|464| Verschleiß, der Werthverlust, den es auf die Waaren überträgt, in +deren Produktion er wirkt, zunächst in Geld zu ersetzen ist. Ein solches +Gleichgewicht erschiene danach als Gesetz der Reproduktion auf gleich +bleibender Stufenleiter; was in andren Worten heißt, daß in der die Pro +duktionsmittel producirenden Klasse I die proportioneile Theilung der +Arbeit unverändert bleiben muß, soweit sie einerseits cirkulirende, und +andrerseits fixe Bestandtheile des konstanten Kapitals der Abtheilung II +liefert. + +431 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Bevor wir dies näher untersuchen, ist erst zu sehn wie die Sache sich +stellt, wenn der Restbetrag von 1 IC (1) nicht gleich dem Rest von I IC (2); +er kann größer sein oder kleiner. Setzen wir nach einander beide Fälle. + +L 2 0 0m. +II. (1) 2 2 0c (in Geld) + (2) 2 0 0c (in Waare). + +Erster Fall: + +Hier kauft I IC (1) mit 200 £ Geld die Waaren 200 Im, und I kauft mit +demselben Geld die Waaren 200 I IC (2), also den Bestandtheil des fixen +Kapitals, der in Geld niederzuschlagen ist; dieser ist damit versilbert. +Aber 20 I IC (1) in Geld ist nicht rückverwandelbar in fixes Kapital in +natura. + +Diesem Uebelstand scheint abhelfbar, indem wir den Rest von Im statt +auf 200 auf 220 setzen, sodaß von den 2000 I statt 1800 nur 1780 durch +frühern Umsatz erledigt sind. In diesem Fall also: + +I. 2 2 0m. +II. (1) 2 2 0c (in Geld) + (2) 2 0 0c (in Waare). + +I IC, Theil 1, kauft mit 220 £ Geld die 220 Im und I kauft sodann mit +200 £ die 200 I IC (2) in Waare. Aber dann bleiben 20 £ in Geld auf Seite +von I, ein Stück Mehrwerth, das es nur in Geld festhalten, nicht in Kon +sumtionsmitteln verausgaben kann. Die Schwierigkeit ist damit nur ver +legt, von I IC (Theil 1) auf Im. + +Nehmen wir nun andrerseits an, I IC, Theil 1, sei kleiner als I IC (Theil + +2), also: + +I. 2 0 0m (in Waare). +II. (1) 180c (in Geld) + (2) 2 0 0c (in Waare). + +Zweiter + +Fall: + +II (Theil 1) kauft für 180 £ Geld Waaren 180 Im; I kauft mit diesem +Geld Waaren zum gleichen Werth von II (Theil 2), also ||465| 180 I IC (2); +es bleiben 20 Im unverkaufbar auf einer Seite, und ebenso 20 I IC (2) auf +der andern; Waaren zum Werth von 40 unverwandelbar in Geld. + +Es würde uns nichts nutzen, den Rest I = 180 zu setzen; es würde dann +zwar kein Ueberschuß in I bleiben, aber nach wie vor ein Ueberschuß +von 20 in I IC (Theil 2) unverkaufbar, nicht in Geld verwandelbar. + +Im ersten Fall, wo II (1) größer als II (2), bleibt auf Seite von I IC (1) ein +Ueberschuß in Geld, nicht rückverwandelbar in fixes Kapital, oder wenn +der Rest Im = I IC (1) gesetzt wird, derselbe Ueberschuß in Geld auf Seite +von Im, nicht verwandelbar in Konsumtionsmittel. + +Im zweiten Fall, wo I IC (1) kleiner als I IC (2), bleibt ein Deficit in Geld +auf Seite von 200 Im und I IC (2), und gleicher Ueberschuß von Waare auf + +432 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +beiden Seiten, oder wenn der Rest Im = I IC (2) gesetzt wird, ein Deficit in +Geld und Ueberschuß in Waare auf Seite von I IC (2). + +Setzen wir die Reste Im stets gleich I IC (1) - da die Aufträge die Pro +duktion bestimmen, und es an der Reproduktion nichts ändert, wenn dies +Jahr mehr fixe Kapitalbestandtheile, nächstes mehr cirkulirende Kapi- +talbestandtheile des konstanten Kapitals II von I producirt werden - so +wäre im ersten Fall Im rückverwandelbar in Konsumtionsmittel, nur +wenn I damit einen Theil des Mehrwerths von II kaufte, dieser also, statt +verzehrt zu werden, von I als Geld aufgehäuft würde; im zweiten Fall +wäre nur abzuhelfen, wenn I selbst das Geld ausgäbe, also die von uns +verworfne Hypothese. + +Ist I I c ( l) größer als I IC (2), so ist Einfuhr fremder Waare nöthig zur +Realisirung des Geldüberschusses in Im. Ist I IC (1) kleiner als I IC (2), so +umgekehrt Ausfuhr von Waare II (Konsumtionsmittel) zur Realisirung +des Verschleißtheils I IC in Produktionsmitteln. In beiden Fällen ist also +auswärtiger Handel nöthig. + +Gesetzt auch, es sei für Betrachtung der Reproduktion auf gleichblei +bender Stufenleiter anzunehmen, daß die Produktivität aller Industrie +zweige, also auch die proportioneilen Werthverhältnisse ihrer Waaren- +produkte konstant bleiben, so würden dennoch die beiden letzterwähnten +Fälle, wo I IC (1) größer oder kleiner als I IC (2), immer Interesse bieten für +die Produktion auf erweiterter Stufenleiter, wo sie unbedingt eintreten +können. | + +|466| 3) R e s u l t a t e. + +Mit Bezug auf den Ersatz des fixen Kapitals ist allgemein zu bemerken: +Wenn - alle andren Umstände, also nicht nur die Stufenleiter der Pro +duktion, sondern namentlich auch die Produktivität der Arbeit als gleich +bleibend vorausgesetzt - ein größrer Theil des fixen Elements von I IC +abstirbt als das Jahr vorher, also auch ein größrer Theil in natura zu +erneuern ist, so muß der Theil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg +seines Absterbens, und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld zu +ersetzen ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Vorausset +zung die Summe (auch die Werthsumme) des in II fungirenden fixen +Kapitaltheils dieselbe bleibt. Es führt dies aber folgende Umstände mit +sich. Erstens: Besteht ein größrer Theil des Waarenkapitals I aus Ele +menten des fixen Kapitals von I IC, so ein um so viel geringrer Theil aus +cirkulirenden Bestandtheilen von I IC, da die Gesammtproduktion von I +für I IC unverändert bleibt. Wächst ein Theil derselben, so nimmt der +andre ab und umgekehrt. Andrerseits bleibt aber auch die Gesammt- + +433 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Produktion der Klasse II von derselben Größe. Wie ist dies aber möglich +bei Abnahme ihrer Rohstoffe, Halbfabrikate, Hülfsstoffe? (D. h. der cir +kulirenden Elemente des konstanten Kapitals I I .) Zweitens: Ein größrer +Theil des unter Geldform wieder hergestellten fixen Kapitals I IC strömt +zu I, um aus Geldform in Naturalform rückverwandelt zu werden. Es +strömt also an I mehr Geld zu, außer dem zwischen I und II zum bloßen +Waarenumsatz cirkulirenden Geld; mehr Geld, das nicht wechselseitigen +Waarenumsatz vermittelt, sondern nur einseitig in Funktion von Kauf +mittel auftritt. Zugleich aber hätte die Waarenmasse von I IC, die Träger +des Werthersatzes von Verschleiß ist, proportioneil abgenommen, also die +Waarenmasse I I, die nicht gegen Waare von I, sondern nur gegen Geld +von I umgesetzt werden muß. Es wäre mehr Geld von II an I als bloßes +Kaufmittel zugeströmt und es wäre weniger Waare von II da, welcher +gegenüber I als bloßer Käufer zu fungiren hätte. Ein größrer Theil von +Im - denn Iv ist bereits in Waare II umgesetzt - wäre also nicht in Waare +II umsetzbar, sondern festhaftend in Geldform. + +Der umgekehrte Fall, wo in einem Jahr die Reproduktion der Sterbe +falle des fixen Kapitals II geringer, und dagegen der Verschleißtheil grö +ßer, braucht hiernach nicht weiter durchgegangen zu werden. | + +|467| Und so wäre Krise da - Produktionskrise - trotz Reproduktion + +auf gleichbleibender Stufenleiter. + +Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion und gleichbleiben +den Umständen, also namentlich gleichbleibender Produktivkraft, Ge- +sammtgröße und Intensität der Arbeit - nicht eine konstante Proportion +vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem) und in alter Na +turalform fortwirkendem (bloß für Ersatz seines Verschleißes den Pro +dukten Werth zusetzendem) fixem Kapital - so bliebe in einem Fall die +Masse von zu reproducirenden cirkulirenden Bestandtheilen dieselbe, +aber die Masse von zu reproducirenden fixen Bestandtheilen wäre ge +wachsen; es müßte also die Gesammtproduktion I wachsen oder es wäre, +selbst abgesehn von den Geldverhältnissen, Deficit der Reproduktion da. +Im andern Fall: Nähme die proportionelle Größe des in natura zu +reproducirenden fixen Kapitals II ab, also im selben Verhältniß der nur +noch in Geld zu ersetzende Bestandtheil des fixen Kapitals II zu, so +bliebe die Masse der von I reproducirten cirkulirenden Bestandtheile des +konstanten Kapitals II unverändert, die des zu reproducirenden fixen +dagegen hätte abgenommen. Also entweder Abnahme der Gesammt +produktion I oder aber Ueberschuß (wie vorher Deficit) und nicht zu +versilbernder Ueberschuß. + +Dieselbe Arbeit kann zwar im ersten Fall mit zunehmender Produkti +vität, Ausdehnung oder Intensität, größres Produkt liefern, und so wäre + +434 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +das Deficit im ersten Fall zu decken; solcher Wechsel würde aber nicht +ohne Deplacirung von Arbeit und Kapital aus einem Produktionszweig +von I in den andern stattgreifen und jede solche Deplacirung würde +momentane Störungen hervorrufen. Zweitens aber würde (soweit Aus +dehnung und Intensivirung der Arbeit zunehmen) I mehr Werth gegen +weniger Werth von II auszutauschen haben, also eine Depreciation des +Produkts von I stattfinden. + +Umgekehrt im zweiten Fall, wo I seine Produktion kontrahiren muß, +was Krise für die darin beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten bedeutet, +oder Ueberschuß liefert, was wieder Krise. An und für sich sind solche +Ueberschüsse kein Uebel, sondern ein Vortheil; sind aber Uebel in der +kapitalistischen Produktion. + +Der auswärtige Handel könnte in beiden Fällen aushelfen, im ersten +Fall, um die in Geldform festgehaltne Waare I in Konsumtionsmittel +um||468|zusetzen, im zweiten Fall, um den Ueberschuß in Waare abzu +setzen. Aber der auswärtige Handel, soweit er nicht bloß Elemente (auch +dem Werth nach) ersetzt, verlegt nur die Widersprüche auf ausgedehntere +Sphäre, eröffnet ihnen größren Spielkreis. + +Ist die kapitalistische F o rm der Reproduktion einmal beseitigt, so +kommt die Sache darauf hinaus, daß die Größe des absterbenden und +daher in natura zu ersetzenden Theils des fixen Kapitals (hier des in der +Erzeugung der Konsumtionsmittel fungirenden) in verschiednen succes- +siven Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr sehr groß (über die Durch +schnittssterblichkeit, wie bei den Menschen) so im folgenden sicher um so +geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel nöthige +Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hülfsstoffen - sonst gleich +bleibende Umstände vorausgesetzt - nimmt deswegen nicht ab; die Ge- +sammtproduktion der Produktionsmittel müßte also im einen Fall zu +nehmen, im andren abnehmen. Diesem kann nur abgeholfen werden +durch fortwährende relative Ueberproduktion; einerseits ein gewisses +Quantum fixes Kapital, das mehr producirt wird als direkt nöthig ist; +andrerseits und namentlich Vorrath von Rohstoff etc., der über die un +mittelbaren jährlichen Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders +von Lebensmitteln). Solche Art Ueberproduktion ist gleich mit Kontrole +der Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eignen Repro +duktion. Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anar +chisches Element. + +Dies Beispiel vom fixen Kapital - bei gleichbleibender Stufenleiter der +Reproduktion - ist schlagend. Mißverhältniß in der Produktion von fi +xem und cirkulirendem Kapital ist einer der Lieblingsgründe der Oeko- +nomen, um die Krisen zu erklären. D aß solches Mißverhältniß bei bloßer + +435 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Erhaltung des fixen Kapitals entspringen kann und muß - ist ihnen etwas +neues; daß sie entspringen kann und muß bei Voraussetzung einer idealen +Normalproduktion, bei einfacher Reproduktion des bereits fungirenden +gesellschaftlichen Kapitals. + +XII. Die Reproduktion des Geldmaterials. + +5 + +Es ist bisher ein Moment ganz außer Acht gelassen worden, nämlich die +jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als bloßes Material zu +Luxusartikeln, Vergoldung etc., wären sie hier ebensowenig speciell zu +erwähnen, wie irgend welche andren Produkte. Dagegen spielen sie +wich||469|tige Rolle als Geldmaterial und daher potentialiter Geld. Als 10 +Geldmaterial nehmen wir hier der Vereinfachung wegen nur Gold. + +Die gesammte jährliche Goldproduktion betrug nach ältren Angaben + +8-900 000 U = rund 1100 oder 1250 Millionen Mark. Nach Soetbeer5 3* da +gegen nur 170 675 Kilogramm im Werth von rund 476 Millionen Mark +im Durchschnitt der Jahre 1871-75. Davon lieferten: Australien rund 15 +167, Vereinigte Staaten 166, Rußland 93 Millionen Mark. Der Rest ver +theilt sich auf verschiedne Länder in Beträgen von weniger als je 10 Mil +lionen Mark. Die jährliche Silberproduktion, während derselben Periode, +von +2 Millionen Kilogramm +betrug +354 V2 Millionen Mark; davon lieferte in runder Zahl Mexiko 108, die 20 +Vereinigten Staaten 102, Südamerika 67, Deutschland 26 Millionen +u. s. w. + +im Werth + +etwas + +unter + +Von Ländern vorherrschender kapitalistischer Produktion sind nur die +Vereinigten Staaten Gold- und Silberproducenten; die europäischen ka +pitalistischen Länder erhalten fast all ihr Gold und bei weitem den groß- 25 +ten Theil ihres Silbers von Australien, Vereinigten Staaten, Mexiko, Süd +amerika und Rußland. + +Wir verlegen aber die Goldminen in das Land der kapitalistischen Pro +duktion, dessen jährliche Reproduktion wir hier analysiren, und zwar aus +folgendem Grund: + +30 + +Kapitalistische Produktion existirt überhaupt nicht ohne auswärtigen +Handel. Wird aber normale jährliche Reproduktion auf einer gegebnen +Stufenleiter unterstellt, so ist damit auch unterstellt, daß der auswärtige +Handel nur durch Artikel von andrer Gebrauchs- oder Naturalform ein +heimische Artikel ersetzt, ohne die Werthverhältnisse zu afficiren, also 35 +auch nicht die Werthverhältnisse, worin die zwei Kategorien: Produkti +onsmittel und Konsumtionsmittel, sich gegen einander umsetzen, und + +5 3) Ad. Soetbeer, Edelmetall-Produktion. G o t ha 1879. + +436 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +ebensowenig die Verhältnisse von konstantem Kapital, variablem Kapital +und Mehrwerth, worin der Werth des Produkts jeder dieser Kategorien +zerfällbar. Die Hereinziehung des auswärtigen Handels bei Analyse des +jährlich reproducirten Produktenwerths kann also nur verwirren, ohne +irgend ein neues Moment, sei es des Problems, sei es seiner Lösung zu +liefern. Es ist also ganz davon zu abstrahiren; also ist hier auch das Gold +als ||470| direktes Element der jährlichen Reproduktion, nicht als von +außen durch Austausch eingeführtes Waarenelement zu behandeln. + +Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion über +haupt, zur Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktions +mitteln umfaßt. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei += 30 (der Bequemlichkeit wegen, thatsächlich viel zu hoch gefaßt gegen +die Zahlen unsres Schema); es +in +2 0c + 5V + 5m; 2 0c ist auszutauschen gegen andre Elemente von Ic und +dies ist später zu betrachten; aber die 5V + 5m (I) sind umzusetzen gegen +Elemente von I IC, d. h. Konsumtionsmittel. + +sei dieser Werth zerfällbar + +Was die 5V betrifft, so beginnt zunächst jedes Gold producirende Ge +schäft damit, die Arbeitskraft zu kaufen; nicht mit selbst producirtem +Gold, sondern mit einem Quotum des im Lande vorräthigen Gelds. Die +Arbeiter beziehn für diese 5V Konsumtionsmittel aus II heraus, und dies +kauft mit diesem Geld Produktionsmittel von I. Sage, II kaufe von I für 2 +Gold als Waarenmaterial etc. (Bestandtheil seines konstanten Kapitals), +so fließen 2V zurück zu den Goldproducenten I in Geld, das der Cirku +lation schon früher angehörte. Wenn II weiter nichts an Material von I +kauft, so kauft I von II, indem es sein Gold als Geld in die Cirkulation +wirft, da Gold jede Waare kaufen kann. Der Unterschied ist nur, daß I +hier nicht als Verkäufer, sondern nur als Käufer auftritt. Die Goldgräber +von I können ihre Waare stets absetzen, sie befindet sich stets in unmit +telbar austauschbarer Form. + +Nehmen wir an, ein Garnspinner habe 5V an seine Arbeiter bezahlt, +diese liefern ihm - abgesehn vom Mehrwerth - dafür ein Gespinnst in +Produkt = 5; die Arbeiter kaufen für 5 von I IC, dies kauft für 5 in Geld +Garn von I, und so fließt 5V zurück in Geld an den Garnspinner. In dem +supponirten Fall dagegen schießt Ig (wie wir die Goldproducenten be +zeichnen wollen) 5V an seine Arbeiter in Geld vor, das schon früher der +Cirkulation angehörte; diese geben das Geld aus in Lebensmitteln; es +kehren aber von den 5 nur 2 aus II zu Ig zurück. Aber Ig kann ganz so +gut wie der Garnspinner den Reproduktionsproceß von neuem beginnen; +denn seine Arbeiter haben ihm in Gold 5 geliefert, wovon es 2 verkauft +hat, 3 in Gold besitzt, also nur zu münzen5 4' oder ||471| in Banknoten zu + +5 4) „Eine beträchtliche Menge von Naturgold (gold bullion) ... wird von den Goldgrä- + +437 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +verwandeln hat, damit direkt, ohne weitre Vermittlung von I I, sein gan +zes variables Kapital wieder in Geldform in seiner Hand sei. + +Schon bei diesem ersten Proceß der jährlichen Reproduktion ist aber +eine Veränderung in der Masse der wirklich oder virtuell der Cirkulation +angehörigen Geldmasse vorgegangen. Wir haben angenommen, I IC habe +2V (I g) als Material gekauft, 3 sei von I g innerhalb II wieder ausgelegt als +Geldform des variablen Kapitals. Es sind also aus der mittelst der neuen +Goldproduktion gelieferten Geldmasse 3 innerhalb II geblieben und +nicht zurückgeströmt zu I. Nach der Voraussetzung hat II seinen Bedarf +in Goldmaterial befriedigt. Die 3 bleiben als Goldschatz in seinen Hän +den. Da sie keine Elemente seines konstanten Kapitals bilden können, +und da ferner II schon vorher hinreichendes Geldkapital zum Ankauf der +Arbeitskraft hatte; da ferner, mit Ausnahme des Verschleißelements, dies +zuschüssige 3 g keine Funktion zu verrichten hat innerhalb I IC, gegen +einen Theil wovon es ausgetauscht (es könnte nur dazu dienen das Ver +schleißelement pro tanto zu decken, wenn I IC (1) kleiner als I IC (2) was +zufällig); andrerseits aber, eben mit Ausnahme des Verschleißelements, +das ganze Waarenprodukt I IC gegen Produktionsmittel I (v + m) umzuset +zen ist - so muß dies Geld ganz aus I IC übertragen werden in I Im, ob dies +nun in nothwendigen Lebensmitteln oder in Luxusmitteln existiré, und +dagegen entsprechender Waarenwerth übertragen werden aus I Im in I IC. +Resultat: Ein Theil des Mehrwerths wird als Geldschatz aufgespeichert. +Beim zweiten Reproduktionsjahr, wenn dieselbe Proportion des jähr +lich producirten Golds fortfährt als Material vernutzt zu werden, wird +wieder 2 an Ig zurückfließen und 3 in natura ersetzt, d. h. wieder in II als +Schatz freigesetzt sein u. s. w. + +Mit Bezug auf das variable Kapital überhaupt: Der Kapitalist Ig hat +wie jeder andre dies Kapital beständig in Geld zum Ankauf der Arbeit +vorzuschießen. Mit Bezug auf dies ν hat nicht er, sondern seine Arbeiter +zu kaufen von I I; es kann also nie der Fall eintreten, daß er ||472| als +Käufer auftritt, also Gold ohne die Initiative des II in selbes wirft. Soweit +aber II von ihm Material kauft, sein konstantes Kapital I IC in Goldma +terial umsetzen muß, fließt ihm Theil von ( I g )v von II zurück auf dieselbe +Weise wie den andren Kapitalisten von I; und soweit dies nicht der Fall, +ersetzt er sein ν in Gold direkt aus seinem Produkt. In dem Verhältniß +aber, worin ihm das als Geld vorgeschoßne ν nicht von II zurückfließt, +wird in II ein Theil der schon vorhandnen Cirkulation (von I ihm zuge- +floßnes und nicht an I retournirtes Geld) in Schatz verwandelt und dafür + +bern direkt in die Münze von San Francisco gebracht." - Reports of Η. M. Secretaries of +Embassy and Legation. 1879. Part I I I, p. 337. + +438 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +ein Theil seines Mehrwerths nicht in Konsumtionsmitteln verausgabt. Da +beständig neue Goldminen in Angriff genommen oder alte wieder eröff +net werden, so bildet eine bestimmte Proportion des von Ig in ν auszu­ +legenden Geldes stets Theil der vor der neuen Goldproduktion vorhand- +nen Geldmasse, die von Ig vermittelst ihrer Arbeiter in II hineingeworfen +wird, und, soweit sie nicht aus II zu Ig zurückgekehrt, bildet sie dort +Element der Schatzbildung. + +Was aber ( I g )m angeht, so kann Ig hier stets als Käufer auftreten; es +wirft sein m als Gold in die Cirkulation und zieht dafür Konsumtions +mittel I IC heraus; hier wird das Gold zum Theil als Material vernutzt, +fungirt daher als wirkliches Element des konstanten Bestandtheils c des +produktiven Kapitals II; und soweit dies nicht der Fall, wird es wieder +Element der Schatzbildung als in Geld verharrender Theil von I Im. Es +zeigt sich - auch abgesehn von dem später zu betrachtenden Ic +5 5) - wie +selbst bei einfacher Reproduktion, wenn hier auch Akkumulation im ei +gentlichen Sinn des Worts, d. h. Reproduktion auf erweiterter Stufenlei +ter, ausgeschlossen, dagegen Geldaufspeicherung oder Schatzbildung +nothwendig eingeschlossen ist. Und da sich dies jährlich neu wiederholt, +so erklärt sich damit die Voraussetzung, von welcher bei Betrachtung der +kapitalistischen Produktion ausgegangen wird: daß sich bei Beginn der +Reproduktion eine dem Waarenumsatz entsprechende Masse von Geld +mitteln in den Händen der Kapitalistenklassen I und II befindet. Solche +Aufspeicherung findet statt selbst nach Abzug des durch Verschleiß des +cirkulirenden Geldes verloren gehenden Goldes. + +Es versteht sich von selbst, daß je fortgeschrittner das Lebensalter der | +|473| kapitalistischen Produktion, um so größer die allerseits aufgehäufte +Geldmasse, um so kleiner also die Proportion, die die jährliche neue +Goldproduktion dieser Masse zufügt, obgleich dieser Zuschuß seiner ab +soluten Quantität nach bedeutend sein kann. Im allgemeinen wollen wir +nur noch einmal zurückkommen auf den gegen Tooke gemachten Ein +wurf: wie ist es möglich, daß jeder Kapitalist in Geld einen Mehrwerth +aus dem jährlichen Produkt herauszieht, d. h. mehr Geld herauszieht aus +der Cirkulation als er hineinwirft, da in letzter Instanz die Kapitalisten +klasse selbst als die Quelle betrachtet werden muß, die überhaupt das +Geld in die Cirkulation wirft? + +Wir bemerken hierauf, unter Zusammenfassung des schon früher + +(Kap. X V I I) Entwickelten: + +S 5) Die Untersuchung über den Austausch von neuproducirtem G o ld innerhalb des kon +stanten Kapitals der Abtheilung I findet sich im Manuskript nicht. + +439 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +1) die einzige hier erforderliche Voraussetzung: daß überhaupt Geld +genug vorhanden sei, um die verschiednen Elemente der jährlichen Re +produktionsmasse umzusetzen, - wird in keiner Weise dadurch berührt, +daß ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht. Gesetzt, die +ganze Produktion gehöre den Arbeitern selbst, ihre Mehrarbeit sei also +nur Mehrarbeit für sie selbst, nicht für die Kapitalisten, so wäre die +Masse des cirkulirenden Waarenwerths dieselbe, und erheischte bei sonst +gleichbleibenden Umständen dieselbe Geldmasse zu ihrer Cirkulation. Es +fragt sich also in beiden Fällen nur: Wo kommt das Geld her, um diesen +Gesammtwaarenwerth umzusetzen? - Und in keiner Weise: Wo kommt +das Geld zur Versilberung des Mehrwerths her? + +Allerdings, um noch einmal darauf zurückzukommen, besteht jede ein +zelne Waare aus c + ν + m, und es ist also zur Cirkulation der gesammten +Waarenmasse einerseits eine bestimmte Geldsumme nöthig zur Cirkula +tion des Kapitals c + v, und andrerseits eine andre Geldsumme zur Cir +kulation der Revenue der Kapitalisten, des Mehrwerths m. Wie für die +einzelnen Kapitalisten so für die ganze Klasse ist das Geld, worin sie +Kapital vorschießt, verschieden von dem Geld, worin sie Revenue ver +ausgabt. Woher kommt dies letztre Geld? Einfach daher, daß von der in +der Hand der Kapitalistenklasse befindlichen Geldmasse, also im Ganzen +und Großen von der innerhalb der Gesellschaft befindlichen gesammten +Geldmasse ein Theil die Revenue der Kapitalisten cirkulirt. Man sah +schon oben, wie jeder ein neues Geschäft einrichtende Kapitalist das +Geld, das er zu seiner Erhaltung in Konsumtionsmitteln verausgabt, | +¡4741 wieder zurückfischt als zur Versilberung seines Mehrwerths dienen +des Geld, sobald das Geschäft einmal im Gang. Aber allgemein gespro +chen kommt die ganze Schwierigkeit aus zwei Quellen her: + +Erstens: Betrachten wir bloß die Cirkulation und den Umschlag des +Kapitals, also auch den Kapitalisten nur als Personifikation des Kapitals +- nicht als kapitalistischen Konsumenten und Lebemann - so sehn wir +ihn zwar beständig Mehrwerth in die Cirkulation werfen als Bestandtheil +seines Waarenkapitals, aber wir sehn nie das Geld als F o rm der Revenue +in seiner Hand; wir sehn ihn nie Geld zum Verzehr des Mehrwerths in die +Cirkulation werfen. + +Zweitens: Wirft die Kapitalistenklasse eine gewisse Geldsumme in Ge +stalt von Revenue in Cirkulation, so scheint es als zahle sie ein Aequi +valent für diesen Theil des jährlichen Gesammtprodukts und höre dieser +somit auf, Mehrwerth darzustellen. Das Mehrprodukt aber, worin sich +der Mehrwerth darstellt, kostet der Kapitalistenklasse nichts. Als Klasse +besitzt und genießt sie es umsonst, und daran kann die Geldcirkulation +nichts ändern. Die Veränderung, die diese vermittelt, besteht einfach dar- + +440 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +in, daß jeder Kapitalist, statt sein Mehrprodukt in natura zu verzehren, +was meist gar nicht angeht, Waaren aller Art bis zum Belauf des von ihm +angeeigneten Mehrwerths aus dem Gesammtstock des jährlichen gesell +schaftlichen Mehrprodukts herauszieht und sich aneignet. Aber der Me +chanismus der Cirkulation hat gezeigt, daß wenn die Kapitalistenklasse +Geld zur Verausgabung von Revenue in die Cirkulation hineinwirft, sie +selbiges Geld auch wieder der Cirkulation entzieht, und also denselben +Proceß stets von neuem beginnen kann; daß sie also, als Kapitalisten +klasse betrachtet, nach wie vor im Besitz dieser zur Versilberung des +Mehrwerths nöthigen Geldsumme bleibt. Wenn also nicht nur der Mehr +werth, in F o rm von Waaren, vom Kapitalisten für seinen Konsumtions +fonds dem Waarenmarkt entzogen wird, sondern zugleich das Geld, wo +mit er diese Waaren kauft, an ihn zurückfließt, so hat er offenbar die +Waaren ohne Aequivalent der Cirkulation entzogen. Sie kosten ihm +nichts, obgleich er sie mit Geld zahlt. Wenn ich mit einem Pfund Sterling +Waaren kaufe, und mir der Verkäufer der Waare das Pfund zurückgibt +für Mehrprodukt, das mich nichts gekostet hat, habe ich offenbar die +Waaren umsonst erhalten. Die beständige Wiederholung dieser Operati +on ändert nichts daran, daß ich beständig Waaren entziehe und beständig +im Besitz des ¡4751 Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum Be +zug der Waaren vorübergehend entäußere. Der Kapitalist erhält bestän +dig dies Geld zurück als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts +gekostet hat. + +Wir sahn, daß bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten +werth sich auflöst in Revenue, in ν + m, daß also der konstante Kapi +talwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, daß das zur +Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hinreichend +ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; daß also, in un +serm Fall, das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth von +3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahrespro +dukts zum Werth von 9000. Dies ist in der That A. Smith's Ansicht, und +sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung vom Ver +hältniß der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse zur +Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt, ist +ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorgestell +ten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthelemente +des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich ersetzt +werden. Sie ist daher bereits widerlegt. +Hören wir Smith und Tooke selbst. +Smith sagt, Book II, ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in zwei +Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler untereinander + +441 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch +dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der +andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort +während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf +daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu +bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten +Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon +sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch +immer kaufen, muß doch schließlich an die Konsumenten verkauft wer +den. Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfor +dert sie im Allgemeinen eine ziemlich große Summe für jeden einzelnen +Umsatz. Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen +geschieht meist en détail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge; +ein Schilling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine +Summen cirkuliren weit rascher als große ... Obgleich die jährlichen +Käufe ||476| aller Konsumenten daher denen aller Händler an Werth min +destens" (dies „mindestens" ist gut!) „gleich sind, so können sie doch in +der Regel mit einer weit geringem Geldmasse erledigt werden" u. s. w. +Zu dieser Stelle Adam's bemerkt Th. Tooke (An Inquiry into the Cur +rency Principle. London 1844. p. 34—36 passim): „Es kann kein Zweifel +bestehn, daß dieser hier gemachte Unterschied der Sache nach richtig ist +... Der Austausch zwischen Händlern und Konsumenten schließt auch +die Zahlung des Arbeitslohns ein, der die Haupteinnahme (the principal +means) der Konsumenten ausmacht. ... Alle Umsätze von Händler zu +Händler, d. h. alle Verkäufe vom Producenten oder Importeur an, durch +alle Abstufungen von Zwischenprocessen der Manufaktur u. s. w. bis her +ab zum Detailhändler oder Exportkaufmann, sind auflösbar in Bewegun +gen von Kapitalübertragung. Kapitalübertragungen setzen aber nicht +nothwendig voraus, und führen in der That auch nicht wirklich mit sich, in +der großen Masse der Umsätze, eine wirkliche Abtretung von Banknoten +oder Münze - ich meine eine materielle, nicht fingirte Abtretung - zur Zeit +der Uebertragung ... Der Gesammtbetrag der Umsätze zwischen Händ +lern und Händlern muß in letzter Instanz bestimmt und begrenzt sein +durch den Betrag der Umsätze zwischen Händlern und Konsumenten." +Stände der letzte Satz vereinzelt, so könnte man glauben, Tooke kon- +statire bloß, daß ein Verhältniß stattfinde zwischen den Umsätzen von +Händler zu Händler, und denen von Händler zu Konsument, in andern +Worten, zwischen dem Werth der jährlichen Gesammtrevenue und dem +Werth des Kapitals womit sie producirt wird. Dies ist jedoch nicht der +Fall. Er bekennt sich ausdrücklich zur Auffassung A. Smith's. Eine be +sondre Kritik seiner Cirkulationstheorie ist daher überflüssig. + +442 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +2) Jedes industrielle Kapital wirft bei seinem Beginn auf einmal Geld in +Cirkulation für seinen ganzen fixen Bestandtheil, den es nur allmälig in +einer Reihe von Jahren durch Verkauf seines jährlichen Produkts wieder +herauszieht. Es wirft also zunächst mehr Geld in die Cirkulation hinein, +als es ihr entzieht. Dies wiederholt sich jedesmal bei Erneuerung des +Gesammtkapitals in natura; es wiederholt sich jedes Jahr für eine be +stimmte Anzahl Geschäfte, deren fixes Kapital in natura zu erneuern; es +wiederholt sich stückweis bei jeder Reparatur, bei jeder nur bruchweisen +Erneuerung des fixen Kapitals. Wird also von der einen ||477| Seite der +Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der andern +Seite umgekehrt. + +In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden +von der Arbeitsperiode) längre Zeit umfaßt, wird während derselben von +den kapitalistischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation ge +worfen, theils in Zahlung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf +der zu verbrauchenden Produktionsmittel; es werden so Produktionsmit +tel direkt, Konsumtionsmittel theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn +verausgabenden Arbeiter, theils direkt durch die ihren Verzehr keines +wegs suspendirenden Kapitalisten selbst, dem Waarenmarkt entzogen, +ohne daß diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig ein Aequivalent in +Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode dient das von +ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von Waarenwerth, +incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend wird dies M o +ment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei langathmigen Un +ternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie Anlage von +Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten, Eisenschiffs +bau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc. + +3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in fi +xem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim +K a uf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen, +wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von +dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge +worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante K a +pital, mit Ausnahme des Verschleißtheils, der größre Theil des variablen, +und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen Hän +den sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation gewor +fen. + +4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht inner +halb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner Pro +dukte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt, +Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig + +443 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +festzuhalten, daß außer der für die unmittelbare Cirkulation erheischten +Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren- +dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoß in Funktion treten +kann. Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und all +mälig, wie der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren. | +|4781 Andrerseits werden nicht alle Bewegungen des Reproduktions- +processes durch Geldcirkulation vermittelt. Der gesammte Produktions +proceß, sobald seine Elemente einmal angeschafft, ist davon ausge +schlossen. Ferner alles Produkt, das der Producent direkt selbst wieder +konsumirt - sei es individuell, sei es produktiv, wozu auch Naturalver- 10 +pflegung ländlicher Arbeiter gehört. + +Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt cirkulirt, ist in der +Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumulirt worden. Sie gehört +nicht zum Werthprodukt dieses Jahrs, mit Ausnahme etwa des Ersatz +golds für verschlißne Münzen. + +15 + +Es ist bei dieser Darstellung vorausgesetzt exclusive Cirkulation von +Edelmetallgeld, und bei dieser wieder die einfachste Form baarer Käufe +und Verkäufe; obwohl auf Basis bloßer Metallcirkulation das Geld auch +als Zahlungsmittel fungiren kann und historisch wirklich so fungirt hat, +und auf dieser Basis ein Kreditwesen und bestimmte Seiten seines Me- 20 +chanismus sich entwickelt haben. + +Diese Voraussetzung wird gemacht nicht bloß aus methodischen Rück +sichten, deren Gewicht sich schon darin zeigt, daß sowohl Tooke und +seine Schule wie ihre Gegner in ihren Kontroversen beständig gezwungen +waren bei Erörterung der Banknotencirkulation wieder rückzugreifen zur 25 j +Hypothese rein metallischer Cirkulation. Sie waren gezwungen, dies post +festum zu thun, thaten es aber dann sehr oberflächlich, und zwar noth +wendig, weil der Ausgangspunkt so nur die Rolle eines Incidenzpunkts in +der Analyse spielt. + +Aber die einfachste Betrachtung der in ihrer naturwüchsigen Form dar- 3oJ + +gestellten Geldcirkulation - und diese ist hier immanentes Moment des +jährlichen Reproduktionsprocesses - zeigt: + +a) Entwickelte kapitalistische Produktion vorausgesetzt, also Herr +schaft des Lohnarbeitssystems, spielt offenbar das Geldkapital eine +Hauptrolle, soweit es die Form ist, in der das variable Kapital vorge- 35 J +Schossen wird. Im M a ß, wie sich das Lohnarbeitssystem entwickelt, ver +wandelt sich alles Produkt in Waare, muß daher auch - mit einigen wich +tigen Ausnahmen - allzusammt die Verwandlung in Geld als eine Phase +seiner Bewegung durchlaufen. Die Masse des cirkulirenden Geldes muß +zu dieser Versilberung der Waaren hinreichen, und der größte Theil dieser 4o| +Masse wird geliefert in F o rm des Arbeitslohns, des ||479| Geldes, das als + +444 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeitskraft vom in +dustriellen Kapitalisten vorgeschossen, +in den Händen der Arbeiter +- seiner großen Masse nach - nur als Cirkulationsmittel (Kaufmittel) +fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirthschaft, wie sie +vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigenschaft eingeschlos +sen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver Gemeinwesen, +ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen versetzt seien +oder nicht. + +Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits +kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur +allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Skla +ven. Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer +direkt durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch +Vermiethung desselben an andre industrielle Verwender (ζ. B. für Berg +werksarbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des +vorgeschoßnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion +der industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiß +des fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung +setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen +etc.) vermiethenden Kapitalisten. Bloße Haussklaven, sei es, daß sie zur +Leistung nothwendiger Dienste oder bloß zur Luxusparade dienen, kom +men hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. +Aber auch das Sklavensystem - sofern es in Agrikultur, Manufaktur, +Schiffsbetrieb etc., die herrschende F o rm der produktiven Arbeit ist, wie +in den entwickelten Staaten Griechenlands und in R om - behält ein Ele +ment der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält bestän +dig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und +dieser R a ub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsproceß vermit +telt, sondern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten phy +sischen Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwi +schengebiet zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den +Sklaven-Staaten des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden +verwandelt, wo also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein +Element der jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre +Zeit nicht, sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklaven +handel zur Füllung des Markts fortgetrieben. | + +|480| b) Die auf Basis der kapitalistischen Produktion sich naturwüch +sig vollziehenden Ab- und Rückströmungen des Geldes bei Umsatz des +jährlichen Produkts; die einmaligen Vorschüsse von fixen Kapitalen, ih +rem ganzen Werthumfang nach, und das successive, über jahrelange Pe +rioden sich verbreitende Herausziehn ihres Werths aus der Cirkulation, + +445 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +also ihre allmälige Rekonstitution in Geldform durch jährliche Schatz +bildung, eine Schatzbildung, ihrem Wesen nach total verschieden von der +ihr parallel gehenden, auf jährlich neuer Goldproduktion beruhenden +Schatzbildung; die verschiedne Länge der Zeit, worin je nach der Länge +der Produktionsperioden der Waaren Geld vorgeschossen, also auch vor +her schon stets von neuem aufgeschatzt werden muß, bevor es durch +Verkauf der Waare aus der Cirkulation zurückgezogen werden kann; die +verschiedne Länge der Vorschußzeit, die schon allein aus der verschied +nen Entfernung des Produktionsorts vom Absatzmarkt entsteht; ebenso +die Verschiedenheit in Größe und Periode des Rückflusses je nach dem +Stand, resp. der relativen Größe der Produktionsvorräthe in verschied +nen Geschäften und bei den verschiednen einzelnen Kapitalisten dessel +ben Geschäftszweigs, also die Termine der Einkäufe von Elementen des +konstanten Kapitals - alles das während des Reproduktionsjahrs: alle +diese verschiednen Momente der naturwüchsigen Bewegung brauchen +sich bloß durch Erfahrung bemerklich und auffallend gemacht zu haben, +um planmäßig sowohl zu den mechanischen Hülfsmitteln des Kreditsy +stems den Anlaß zu geben, wie auch zu der wirklichen Auffischung der +vorhandnen verleihbaren Kapitale. + +Es kommt hierzu noch der Unterschied der Geschäfte, deren Produk +tion unter sonst normalen Verhältnissen kontinuirlich auf derselben Stu +fenleiter vor sich geht, und solcher, die in verschiednen Perioden des +Jahrs Arbeitskraft in verschiednem Umfang anwenden, wie die Land +w i r t s c h a f t. + +XIII. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie.56' + +Als Beispiel der konfusen und zugleich renommistischen Gedankenlosig +keit politischer Oekonomen, bei Betrachtung der gesellschaftlichen +Re||481|produktion, diene der große Logiker Destutt de Tracy (vergi. +Buch I, p. 146, Note 30), den selbst Ricardo ernsthaft nahm und a very +distinguished writer nennt. (Principles, p. 333.) + +Dieser distinguirte Schriftsteller gibt folgende Aufschlüsse über den + +gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- und Cirkulationsproceß: +„Man wird mich fragen, wie diese Industrieunternehmer so große Pro +fite machen und von wem sie sie ziehn können. Ich antworte, daß sie dies +thun, indem sie alles was sie produciren, theurer verkaufen als es ihnen zu +produciren gekostet; und daß sie es verkaufen + +5 6) Aus Manuskript I I. + +446 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +1) an einander für den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur +Befriedigung ihrer Bedürfnisse, welche sie bezahlen mit einem Theil ihrer +Profite; + +2) an die Lohnarbeiter, sowohl an die, welche sie besolden, wie die, +welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern +sie auf diesem Wege ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen +etwa deren kleine Ersparnisse; + +3) an die müßigen Kapitalisten, welche sie bezahlen mit dem Theil +ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen +direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodaß die ganze Rente, welche sie ih +nen jährlich zahlen, ihnen auf dem einen oder andern dieser Wege wieder +zurückfließt." (Destutt de Tracy, Traité de la volonté et de ses effets. Paris +1821. p. 239.) + +Also die Kapitalisten bereichern sich erstens, indem sie im Umsatz des +Theils des Mehrwerths, den sie ihrer Privatkonsumtion widmen oder als +Revenue verzehren, sich alle wechselseitig übervortheilen. Also, wenn +dieser Theil ihres Mehrwerths, resp. ihrer Profite, = 400 £ ist, so werden +aus diesen 400 £ etwa 500 £ dadurch, daß jeder Betheiligte der 400 £ dem +andern seinen Theil um 2 5% zu theuer verkauft. Da alle dasselbe thun, so +ist das Resultat dasselbe, als hätten sie sich wechselseitig zum richtigen +Werth verkauft. Nur brauchen sie zur Cirkulation eines Waarenwerths +von 400 £ eine Geldmasse von 500 £, und dies scheint eher eine Methode +sich zu verarmen als sich zu bereichern, indem sie einen großen Theil +ihres Gesammtvermögens in der nutzlosen F o rm von Cirkulationsmitteln +unproduktiv aufbewahren müssen. Das Ganze kommt darauf hinaus, +daß die Kapitalistenklasse trotz der allseitigen nominellen Preiserhöhung +ihrer Waaren nur einen Waarenstock von 400 £ ||482| Werth unter sich zu +ihrer Privatkonsumtion zu vertheilen haben, daß sie aber sich das wech +selseitige Vergnügen machen, 400 £ Waarenwerth zu cirkuliren mit einer +Geldmasse, die für 500 £ Waarenwerth erheischt ist. + +Ganz abgesehn davon, daß hier „ein Theil ihrer Profite" und also über +haupt ein Waarenvorrath, worin Profit sich darstellt, unterstellt ist. +Destutt will uns aber gerade erklären, wo dieser Profit herkommt. Die +Geldmasse, die nöthig ist um ihn zu cirkuliren, ist eine ganz untergeord +nete Frage. Die Waarenmasse, worin der Profit sich darstellt, scheint +davon herzustammen, daß die Kapitalisten diese Waarenmasse nicht nur +einander verkaufen, was bereits sehr schön und tief ist, sondern sich alle +einander zu theuer verkaufen. Wir kennen jetzt also eine Quelle der Be +reicherung der Kapitalisten. Sie kommt hinaus auf das Geheimniß des +„Entspektor Bräsig", daß die große Armuth von der großen pauvreté +herkommt. + +447 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +2) Dieselben Kapitalisten verkaufen ferner „an die Lohnarbeiter, so +wohl an die, welche sie selbst besolden, wie an die, welche die müßigen +Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern sie auf diese Weise +ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen deren kleine Erspar +nisse." + +Der Rückfluß des Geldkapitals, in F o rm von welchem die Kapitalisten +den Lohn dem Arbeiter vorgeschossen haben, zu den Kapitalisten, macht +nach Herrn Destutt die zweite Quelle der Bereicherung solcher Kapita +listen aus. + +Wenn also die Kapitalistenklasse ζ. B. 100 £ den Arbeitern in Lohn +gezahlt und dann dieselben Arbeiter von derselben Kapitalistenklasse +Waare zum selben Werth von 100 £ kaufen, und daher die Summe von +100 £, welche die Kapitalisten als Käufer von Arbeitskraft vorgeschos +sen, ihnen beim Verkauf von Waaren zu 100 £ an die Arbeiter zurück +fließt, so bereichern sich dadurch die Kapitalisten. Es scheint, vom Stand +punkt des gewöhnlichen Menschenverstands, daß die Kapitalisten sich +vermittelst dieser Procedur wieder im Besitz von 100 £ befinden, die sie +vor der Procedur besaßen. Bei Beginn der Procedur besitzen sie 100 £ +Geld, sie kaufen für diese 100 £ Arbeitskraft. Für diese 100 £ Geld pro +ducirt die gekaufte Arbeit Waaren von einem Werth, soviel wir bis jetzt +wissen von 100 £. Durch Verkauf der 100 £ Waaren an die Arbeiter er +halten die Kapitalisten 100 £ Geld zurück. Die Kapitalisten besitzen also +wieder 100 £ Geld, die Arbeiter aber für 100 £ Waare, ||483| die sie selbst +producirt haben. Wie sich die Kapitalisten dabei bereichern sollen ist +nicht abzusehn. Wenn die 100 £ Geld ihnen nicht zurückflössen, so hätten +sie den Arbeitern erstens 100 £ Geld für ihre Arbeit zahlen, und zweitens +ihnen das Produkt dieser Arbeit, für 100 £ Konsumtionsmittel, umsonst +geben müssen. Der Rückfluß könnte also höchstens erklären, warum die +Kapitalisten durch die Operation nicht ärmer, keineswegs aber, warum +sie dadurch reicher geworden. + +Eine andre Frage ist allerdings, wie die Kapitalisten die 100 £ Geld +besitzen, und warum die Arbeiter, statt selbst für eigne Rechnung +Waaren zu produciren, gezwungen sind, ihre Arbeitskraft gegen diese +100 £ auszutauschen. Aber dies ist etwas, was sich für einen Denker vom +Kaliber Destutt's von selbst versteht. + +Destutt ist selbst nicht ganz befriedigt mit dieser Lösung. Er hatte uns +ja nicht gesagt, daß man sich dadurch bereichert, daß man eine Geldsum +me von 100 £ ausgibt und dann eine Geldsumme von 100 £ wieder ein +nimmt, also nicht durch den Rückfluß von 100 £ Geld, der ja nur zeigt, +warum die 100 £ Geld nicht verloren gehn. Er hatte uns gesagt, daß die +Kapitalisten sich bereichern, „indem sie alles was sie produciren theurer +verkaufen als es ihnen zu kaufen gekostet hat." + +448 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Also müssen sich auch die Kapitalisten in ihrer Transaktion mit den +Arbeitern dadurch bereichern, daß sie denselben zu theuer verkaufen. +Vortrefflich! „Sie zahlen Arbeitslohn . .. und alles das fließt ihnen zurück +durch die Ausgaben aller dieser Leute, die ihnen" (die Produkte) „theurer +bezahlen als sie ihnen" (den Kapitalisten) „vermittelst dieses Arbeitslohns +gekostet haben." (p. 240.) Also die Kapitalisten zahlen 100 £ Lohn an die +Arbeiter, und dann verkaufen sie den Arbeitern ihr eignes Produkt zu +120 £, sodaß ihnen nicht nur die 100 £ zurückfließen, sondern noch 20 £ +gewonnen werden? Dies ist unmöglich. Die Arbeiter können nur mit dem +Geld zahlen, das sie in F o rm von Arbeitslohn erhalten haben. Wenn sie +100 £ Lohn von den Kapitalisten erhalten, können sie nur für 100 £ kau +fen und nicht für 120 £. Also auf diese Weise ginge die Sache nicht. Es +gibt aber noch einen andern Weg. Die Arbeiter kaufen von den Kapita +listen Waare für 100 £, erhalten aber in der That nur Waare zum Werth +von 80 £. Sie sind daher unbedingt um 20 £ geprellt. Und der Kapitalist +hat sich unbedingt um 20 £ bereichert, weil er die Arbeitskraft thatsäch- +lich 2 0% ||484| unter ihrem Werth gezahlt oder einen Abzug vom nomi +nellen Arbeitslohn zum Belauf von 2 0% auf einem Umweg gemacht hat. + +Die Kapitalistenklasse würde dasselbe Ziel erreichen, wenn sie von +vornherein den Arbeitern nur 80 £ Lohn zahlte und ihnen hinterher für +diese 80 £ Geld in der That 80 £ Waarenwerth lieferte. Dies scheint - die +ganze Klasse betrachtet - der normale Weg, da nach Herrn Destutt selbst +die Arbeiterklasse „genügenden Lohn" (p. 219) erhalten muß, da dieser +Lohn wenigstens hinreichen muß, um ihre Existenz und Werkthätigkeit +zu erhalten, „sich die genaueste Subsistenz zu verschaffen", (p. 180.) Er +halten die Arbeiter nicht diese hinreichenden Löhne, so ist dies nach +demselben Destutt „der Tod der Industrie" (p. 208), also wie es scheint +kein Bereicherungsmittel für die Kapitalisten. Welches aber immer die +Höhe der Löhne sei, welche die Kapitalistenklasse der Arbeiterklasse +zahlt, so haben sie einen bestimmten Werth, ζ. B. 80 £. Zahlt also die +Kapitalistenklasse 80 £ an die Arbeiter, so hat sie ihnen 80 £ Waaren­ +werth für diese 80 £ zu liefern, und der Rückfluß der 80 £ bereichert sie +nicht. Zahlt sie ihnen in Geld 100 £ und verkauft ihnen für 100 £ einen +Waarenwerth für 80 £, so zahlte sie ihnen in Geld 25 % mehr als ihren +normalen Lohn, und lieferte ihnen dafür in Waaren 2 5% weniger. + +Mit andern Worten: der Fonds, woher die Kapitalistenklasse über +haupt ihren Profit zieht, würde gebildet durch Abzug vom normalen +Arbeitslohn, durch Zahlung der Arbeitskraft unter ihrem Werth, d. h. +unter dem Werth der Lebensmittel, die zu ihrer normalen Reproduktion +als Lohnarbeiter nothwendig sind. Würde also der normale Arbeitslohn +gezahlt, was nach Destutt geschehn soll, so existirte kein Fonds von Pro +fit, weder für die Industriellen noch für die müßigen Kapitalisten. + +449 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Herr Destutt hätte also das ganze Geheimniß, wie sich die Kapitali +stenklasse bereichert, darauf reduciren müssen: durch Abzug am Arbeits +lohn. Die andern Fonds des Mehrwerths, wovon er sub 1 und sub 3 +spricht, existirten dann nicht. + +In allen Ländern also, wo der Geldlohn der Arbeiter reducirt ist auf +den Werth der zu ihrer Subsistenz als Klasse nöthigen Konsumtionsmit +tel, existirte kein Konsumtionsfonds und kein Akkumulationsfonds für +die Kapitalisten, also auch kein Existenzfonds der Kapitalistenklasse, +also auch keine Kapitalistenklasse. Und zwar wäre dies nach Destutt der | +|485| Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn +hier „in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der +Lohn bestritten wird ... eine beinahe konstante Größe." (p. 202.) + +Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapitali +sten nicht daher, daß sie erst dem Arbeiter 100 £ in Geld zahlen und ihm +nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern - also in der That +80 £ Waare durch die um 2 5% zu große Geldsumme von 100 £ cirkuliren, +sondern daher, daß der Kapitalist vom Produkt des Arbeiters sich außer +dem Mehrwerth - dem Theil des Produkts, worin sich Mehrwerth dar +stellt - auch noch 2 5% von dem Theil des Produkts aneignet, das dem +Arbeiter in der F o rm von Arbeitslohn anheimfallen sollte. In der alber +nen Weise, wie Destutt die Sache auffaßt, würde die Kapitalistenklasse +absolut nichts gewinnen. Sie zahlt 100 £ für Arbeitslohn und gibt dem +Arbeiter für diese 100 £ von seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth +zurück. Aber bei der nächsten Operation muß sie wieder für dieselbe +Procedur 100 £ vorschießen. Sie macht sich also nur das nutzlose Ver +gnügen, 100 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern, statt +80 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D. h. sie +schießt beständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cir +kulation ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Me +thode der Bereicherung ist. + +3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müßigen Kapitali +sten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht +schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnar +beiter; sodaß die ganze Rente, welche sie jenen (den Müßigen) jährlich +zahlt, ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfließt." +Wir haben vorher gesehn, daß die industriellen Kapitalisten „mit ei +nem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt +zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen." Gesetzt also, ihre Profite +seien = 200 £. 100 £ z. B. verzehren sie für ihre individuelle Konsumtion. +Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, sondern den müßigen +Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf Zins leihenden Kapi- + +450 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +talisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Gesellschaft zu zahlen. Wir +wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen diese letztren 80 £ zu ihrer +eignen Konsumtion und 20 £ zum K a uf ||486| von Bedienten etc. Sie kau +fen also mit den 80 £ Konsumtionsmittel von den industriellen Kapita +listen. Damit strömen diesen, während sich für 80 £ Produkt von ihnen +entfernt, 80 £ Geld zurück oder 4/s von den 100 £, die sie an die müßigen +Kapitalisten unter den Namen Rente, Zins etc. gezahlt haben. Ferner die +Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der müßigen Kapitalisten, +haben von ihren Herrschaften 20 £ Lohn erhalten. Sie kaufen damit +ebenfalls von den industriellen Kapitalisten für 20 £ Konsumtionsmittel. +Damit strömen diesen, während sich für 20 £ Produkt von ihnen entfernt, +20 £ Geld zurück oder das letzte Fünftel von den 100 £ Geld, die sie an +die müßigen Kapitalisten als Rente, Zins etc. gezahlt haben. + +Am Ende der Transaktion sind den industriellen Kapitalisten die 100 £ + +Geld, die sie zur Zahlung von Rente, Zins etc. an die müßigen Kapita +listen abgetreten, zurückgeströmt, während die Hälfte ihres Mehrpro +dukts = 100 £ aus ihren Händen in den Konsumtionsfonds der müßigen +Kapitalisten übergegangen ist. + +Es ist also für die Frage, um die es sich hier handelt, offenbar ganz +überflüssig, die Theilung der 100 £ zwischen den müßigen Kapitalisten +und ihren direkten Lohnarbeitern irgendwie ins Spiel zu bringen. Die +Sache ist einfach: Ihre Renten, Zinsen, kurz der Antheil, der ihnen vom +Mehrwerth = 200 £ zukommt, wird ihnen von den industriellen Kapita +listen in Geld gezahlt, in 100 £. Mit diesen 100 £ kaufen sie direkt oder +indirekt Konsumtionsmittel von den industriellen Kapitalisten. Sie zah +len ihnen also zurück 100 £ Geld, und entziehn ihnen für 100 £ Konsum +tionsmittel. + +Damit hat der Rückfluß der von den industriellen Kapitalisten an die +müßigen Kapitalisten gezahlten 100 £ Geld stattgefunden. Ist dieser +Geldrückfluß, wie Destutt schwärmt, ein Mittel der Bereicherung für die +industriellen Kapitalisten? Vor der Transaktion hatten sie eine Werth +summe von 200 £; 100 £ in Geld und 100 £ in Konsumtionsmitteln. Nach +der Transaktion besitzen sie nur die Hälfte der ursprünglichen Werth +summe. Sie haben wieder die 100 £ in Geld, aber sie haben verloren die +100 £ in Konsumtionsmitteln, die in die Hände der müßigen Kapitalisten +übergegangen sind. Sie sind also um 100 £ ärmer statt um 100 £ reicher. +Hätten sie statt des Umwegs, erst 100 £ Geld zu zahlen, und dann diese +100 £ Geld zurückzuerhalten in Zahlung von ||487| 100 £ Konsumtions +mittel, direkt Rente, Zins etc. in der Naturalform ihres Produkts gezahlt, +so strömten ihnen keine 100 £ Geld aus der Cirkulation zurück, weil sie +keine 100 £ Geld in sie hineingeworfen hätten. A uf dem Weg der Natu- + +451 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +ralzahlung hätte sich die Sache einfach so dargestellt, daß sie von dem +Mehrprodukt zum Werth von 200 £ die Hälfte für sich behalten und die +andre Hälfte ohne Aequivalent an die müßigen Kapitalisten weggegeben. +Selbst Destutt hätte dies nicht für ein Mittel der Bereicherung zu erklären +sich versucht fühlen können. + +Das Land und das Kapital, das die industriellen Kapitalisten von den +müßigen Kapitalisten geliehn und wofür sie ihnen einen Theil des Mehr +werths in F o rm von Grundrente, Zins etc. zu zahlen haben, war ihnen +natürlich profitlich, denn es war eine der Bedingungen der Produktion +sowohl des Produkts überhaupt, wie des Theils des Produkts, der Mehr +produkt bildet oder worin sich der Mehrwerth darstellt. Dieser Profit +fließt aus der Benutzung des geliehnen Landes und Kapitals, aber nicht +aus dem Preis, der dafür bezahlt wird. Dieser Preis konstituirt vielmehr +einen Abzug davon. Oder es müßte behauptet werden, die industriellen +Kapitalisten würden nicht reicher, sondern ärmer, wenn sie die andre +Hälfte des Mehrwerths für sich selber behalten könnten statt sie wegzu +geben. Aber zu solcher Konfusion führt es, wenn man Cirkulationser- +scheinungen, wie Geldrückfluß, zusammenwirft mit der Vertheilung des +Produkts, welche durch solche Cirkulationsphänomene nur vermittelt ist. +Und doch ist derselbe Destutt so pfiffig zu bemerken: „woher kommen +die Revenuen dieser müßigen Leute? Kommen sie nicht aus der Rente, +die ihnen aus ihrem Profit Diejenigen zahlen, die die Kapitale der erstem +arbeiten machen, d. h. Diejenigen, die mit den Fonds der erstem eine +Arbeit besolden, die mehr producirt als sie kostet, in einem Worte, die +Industriellen? A uf diese muß man also immer zurückgehn, um die Quelle +alles Reichthums zu finden. Sie sind es, die in Wirklichkeit die von den +erstren beschäftigten Lohnarbeiter ernähren." (p. 246.) + +Also jetzt ist die Zahlung dieser Rente etc. Abbruch an dem Profit der + +Industriellen. Vorhin war es Mittel für sie, sich zu bereichern. + +Aber ein Trost ist unserm Destutt noch geblieben. Diese braven In +dustriellen treiben es mit den müßigen Industriellen wie sie es unter +einj|488|ander und gegen die Arbeiter getrieben haben. Sie verkaufen ih +nen alle Waaren zu theuer, ζ. B. um 2 0 %. Nun ist zweierlei möglich. Die +Müßigen haben außer den 100 £, die sie jährlich von den Industriellen +erhalten, noch andre Geldmittel oder sie haben sie nicht. Im ersten Fall +verkaufen die Industriellen ihnen Waare und Werthe von 100 £ zum Preis +sage von 120 £. Es strömen ihnen also beim Verkauf ihrer Waaren nicht +nur die 100 £ zurück, die sie an die Müßigen gezahlt, sondern außerdem +noch 20 £, die wirklich Neuwerth für sie bilden. Wie steht nun die Rech +nung? Sie haben für 100 £ Waare umsonst weggegeben, denn die 100 £ +Geld, womit sie zum Theil bezahlt, waren ihr eignes Geld. Ihre eigne + +452 + + Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion + +Waare ist ihnen also mit ihrem eignen Geld bezahlt worden. Also 100 £ +Verlust. Aber sie haben außerdem 20 £ für Ueberschuß des Preises über +den Werth erhalten. Also 20 £ Gewinn; dazu 100 £ Verlust macht 80 £ +Verlust, wird nie ein Plus, bleibt immer ein Minus. Die an den Müßigen +verübte Prellerei hat den Verlust der Industriellen vermindert, aber des +wegen nicht Verlust von Reichthum für sie in Bereicherungsmittel ver +wandelt. Diese Methode kann aber auf die Länge nicht gehn, da die +Müßigen unmöglich jährlich 120 £ Geld zahlen können, wenn sie jährlich +nur 100 £ Geld einnehmen. + +Also die andre Methode: Die Industriellen verkaufen Waaren von 80 £ +Werth für die 100 £ Geld, die sie den Müßigen bezahlt haben. In diesem +Fall geben sie vor wie nach 80 £ umsonst weg, in der F o rm von Rente, +Zins etc. Durch diese Prellerei haben sie den Tribut an die Müßigen +vermindert, aber er existirt nach wie vor, und die Müßigen sind im Stand, +nach derselben Theorie, wonach die Preise von dem guten Willen der +Verkäufer abhängen, künftig 120 £ Rente, Zins etc. für ihr Land und +Kapital zu verlangen, statt wie bisher 100 £. + +Diese glänzende Entwicklung ist ganz des tiefen Denkers würdig, der +auf der einen Seite dem A. Smith abschreibt, daß „Arbeit die Quelle alles +Reichthums ist" (p. 242), daß die industriellen Kapitalisten „ihr Kapital +anwenden um Arbeit zu bezahlen, die es mit Profit reproducirt" (p. 246), +und auf der andern Seite schließt, daß diese industriellen Kapitalisten +„alle übrigen Menschen ernähren, allein das öffentliche Vermögen ver +mehren und alle unsre Mittel des Genusses schaffen" (p. 242), daß nicht +die Kapitalisten von den Arbeitern, sondern die Arbeiter von den K a +pitalisten ernährt werden und zwar aus dem brillanten Grund, ||489| weil +das Geld, womit die Arbeiter gezahlt werden, nicht in ihrer Hand bleibt, +sondern beständig zu den Kapitalisten zurückkehrt in Zahlung der von +den Arbeitern producirten Waaren. „Sie empfangen nur mit einer Hand +und geben mit der andern zurück. Ihre Konsumtion muß also angesehn +werden als erzeugt durch Diejenigen, die sie besolden." (p. 235.) + +Nach dieser erschöpfenden Darstellung der gesellschaftlichen Repro +duktion und Konsumtion, wie sie vermittelt ist durch die Geldcirkulati- +on, fährt Destutt fort: „Das ist es, was dies perpetuum mobile des Reich +thums vervollständigt, eine Bewegung, die obwohl schlecht verstanden" +(mal connu - sicher!) „mit Recht Cirkulation genannt worden ist; denn +sie ist in der That ein Kreislauf und kommt immer zurück zu ihrem +Ausgangspunkt. Dieser Punkt ist derjenige, wo die Produktion sich voll +zieht." (p. 139, 140.) + +Destutt, that very distinguished writer, membre de l'Institut de France +et de la Société Philosophique de Philadelphie, und in der That gewis- + +453 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +sermaßen ein Lumen unter den Vulgärökonomen, ersucht den Leser +schliesslich, die wundervolle Klarheit zu bewundern, womit er den Ver +lauf des gesellschaftlichen Processes dargestellt, den Lichtstrom, den er +über den Gegenstand ausgegossen, und ist sogar herablassend genug, +dem Leser mitzutheilen, wo all dies Licht herkommt. Dies muss im Ori- 5 +ginal gegeben werden: + +« On remarquera, j'espère, combien cette manière de considérer la con +sommation de nos richesses est concordante avec tout ce que nous avons +dit à propos de leur production et de leur distribution, et en même temps +la société. D'où viennent +quelle clarté elle répand sur +cet accord et cette lucidité! De ce que nous avons rencontré la vérité. Cela +rappelle l'effet de ces miroirs où les objets se peignent nettement et dans +leurs justes proportions, quand on est placé dans leur vrai point-de-vue, +et où tout paraît confus et désuni, quand on en est trop près ou trop +loin.» (p. 242, 243.) + +la marche de + +toute + +10 + +15 + +Voilà le crétinisme bourgeois dans toute sa béatitude! | + +|490| EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL.57) + +Akkumulation und erweiterte Reproduktion. + +Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen +Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Waarenkapitals wird 20^ +auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwerth darstellt. +Diesen so in Geld verwandelten Mehrwerth rückverwandelt der Kapita +list in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals. Im +nächsten Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein +vergrößertes Produkt. Was aber beim individuellen Kapital, muß auch +erscheinen in der jährlichen Gesammtreproduktion, ganz wie wir gesehn +bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, daß der successive Nieder +schlag - beim individuellen Kapital - seiner verbrauchten fixen Bestand +theile in Geld, das aufgeschatzt wird, sich auch in der jährlichen gesell +schaftlichen Reproduktion ausdrückt. + +3 01 + +Wenn ein individuelles Kapital = 4 0 0c + 1 0 0v ist, der jährliche Mehr +werth = 100, so ist das Waarenprodukt = 4 0 0c + 1 0 0v + 1 0 0m. Diese 600 +werden in Geld verwandelt. Von diesem Geld werden wieder 4 0 0c umge +setzt in Naturalform von konstantem Kapital, 1 0 0v in Arbeitskraft, und - +falls der gesammte Mehrwerth akkumulirt wird - außerdem 1 0 0m ver- + +5 7) Von hier bis zum Schluss Manuskript V I I I. + +454 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +wandelt in zuschüssiges konstantes Kapital, durch Umsatz in Natural- +elemente des produktiven Kapitals. Es ist dabei unterstellt: 1) daß diese +Summe unter den gegebnen technischen Bedingungen genügend ist, sei es +zur Ausdehnung des fungirenden konstanten Kapitals, sei es zur Anlage +eines neuen industriellen Geschäfts. Es kann aber auch sein, daß die +Verwandlung von Mehrwerth in Geld und die Aufschatzung dieses Gel +des für viel längre Zeit nöthig ist, bevor dieser Proceß statthaben, also +wirkliche Akkumulation, Erweitrung der Produktion eintreten kann. +2) Es ist vorausgesetzt, daß in der That schon vorher ¡4911 Produktion +auf erweiterter Stufenleiter eingetreten; denn um das Geld (den in Geld +aufgeschatzten Mehrwerth) in Elemente des produktiven Kapitals ver +wandeln zu können, müssen diese Elemente als Waaren auf dem Markte +kaufbar sein; es macht dabei auch keinen Unterschied, wenn sie nicht als +fertige Waaren gekauft, sondern auf Bestellung angefertigt werden. Be +zahlt werden sie erst, nachdem sie da sind, und jedenfalls nachdem mit +Bezug auf sie wirkliche Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, Aus +dehnung der bisher normalen Produktion, bereits stattgefunden hat. Sie +mußten potentiell, d. h. in ihren Elementen da sein, da es doch nur des +Anstoßes der Bestellung, d. h. eines dem Dasein der Waare vorausgehen +den Kaufs derselben und ihres anticipirten Verkaufs bedarf, damit ihre +Produktion wirklich stattfinde. Das Geld auf der einen Seite ruft dann +die erweiterte Reproduktion auf der andern ins Leben, weil deren Mög +lichkeit ohne das Geld da ist; denn Geld an sich selbst ist kein Element +der wirklichen Reproduktion. + +Wenn Kapitalist A z. B. während eines Jahrs oder einer größren An +zahl von Jahren die successive von ihm producirten Mengen von Waa +renprodukt verkauft, so verwandelt er auch damit den Theil des Waa +renprodukts, der Träger des Mehrwerths ist - das Mehrprodukt - also +den von ihm in Waarenform producirten Mehrwerth selbst successive in +Geld, speichert dies nach und nach auf und bildet sich so potentielles +neues Geldkapital; potentiell wegen seiner Fähigkeit und Bestimmung, in +Elemente von produktivem Kapital umgesetzt zu werden. Thatsächlich +aber vollzieht er nur einfache Schatzbildung, die kein Element der wirk +lichen Reproduktion ist. Seine Thätigkeit besteht dabei zunächst nur im +successiven Entziehn von cirkulirendem Geld aus der Cirkulation, wobei +natürlich nicht ausgeschlossen ist, daß das cirkulirende Geld, das er so +unter Schloß und Riegel sperrt, eben selbst noch - vor seinem Eintritt in +die Cirkulation - Theil eines andern Schatzes war. Dieser Schatz des A, +der potentiell neues Geldkapital ist, ist kein zusätzlicher gesellschaftlicher +Reichthum, ebensowenig wie wenn es in Konsumtionsmitteln verausgabt +würde. Aber Geld, das dem Umlauf entzogen, also vorher in ihm vor- + +455 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +handen war, mag vorher schon einmal als Schatzbestandtheil gelagert +haben, oder Geldform von Arbeitslohn gewesen sein, Produktionsmittel +oder andre Waare versilbert, konstante Kapitaitheile oder Revenue eines +Kapitalisten cirkulirt haben. Es ist ebensowenig neuer Reichthum, | +|492| als Geld, vom Standpunkt der einfachen Waarencirkulation aus be +trachtet, Träger nicht nur seines vorhandnen, sondern seines zehnfachen +Werths ist, weil es zehnmal im Tag umgeschlagen, zehn verschiedne +Waarenwerthe realisirt hat. Die Waaren sind ohne es da und es selbst +bleibt, was es ist (oder wird noch geringer durch Verschleiß) in einem +Umschlag oder in zehn. Nur in der Goldproduktion - soweit das Gold +produkt Mehrprodukt enthält, Träger von Mehrwerth - ist neuer Reich +thum (potentielles Geld) geschaffen, und nur soweit das ganze neue +Goldprodukt in Cirkulation tritt, vermehrt es das Geldmaterial potenti +eller neuer Geldkapitale. + +Obgleich kein zuschüssiger neuer gesellschaftlicher Reichthum, stellt +dieser in Geldform aufgeschatzte Mehrwerth neues potentielles Geldka +pital vor, wegen der Funktion, für die es aufgespeichert wird. (Wir wer +den später sehn, daß neues Geldkapital auch auf andrem Weg, als durch +allmälige Vergoldung von Mehrwerth entspringen kann.) + +Geld wird der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert +durch Verkauf der Waare ohne nachfolgenden Kauf. Wird diese Opera +tion also als allgemein vor sich gehend aufgefaßt, so scheint nicht abzu- +sehn, wo die Käufer herkommen sollen, da in diesem Proceß - und er +muß allgemein aufgefaßt werden, indem jedes individuelle Kapital sich in +Akkumulationsprocedur befinden kann, - Jeder verkaufen will um a b +zuschätzen, Keiner kaufen. + +Stellte man sich den Cirkulationsproceß zwischen den verschiednen +Theilen der jährlichen Reproduktion als in gerader Linie verlaufend vor +- was falsch, da er mit wenigen Ausnahmen allzumal aus gegeneinander +rückläufigen Bewegungen besteht, - so müßte man mit dem Gold- (resp. +Silber-) Producenten beginnen, der kauft ohne zu verkaufen, und voraus +setzen, daß alle Andren an ihn verkaufen. Dann ginge das gesammte +jährliche gesellschaftliche Mehrprodukt (der Träger des gesammten +Mehrwerths) an ihn über und sämmtliche andre Kapitalisten vertheilten +pro rata unter sich sein von Natur in Geld existirendes Mehrprodukt, die +Naturalvergoldung seines Mehrwerths; denn der Theil des Produkts des +Goldproducenten, der sein fungirendes Kapital zu ersetzen hat, ist schon +gebunden und darüber verfügt. Der in Gold producirte Mehrwerth des +Goldproducenten wäre dann der einzige Fonds, aus dem alle übrigen +Kapitalisten die Materie für Vergoldung ihres jährlichen Mehrprodukts +ziehn. ||493| Er müßte also der Werthgröße nach gleich sein dem ganzen + +456 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +gesellschaftlichen jährlichen Mehrwerth, der erst in die Form von Schatz +sich verpuppen muß. So abgeschmackt diese Voraussetzungen, so hülfen +sie zu weiter nichts, als die Möglichkeit einer allgemeinen gleichzeitigen +Schatzbildung zu erklären, womit die Reproduktion selbst, außer auf +Seite der Goldproducenten, um keinen Schritt weiter wäre. + +Bevor wir diese scheinbare Schwierigkeit lösen, ist zu unterscheiden: +Akkumulation in Abtheilung I (Produktion von Produktionsmitteln) und +in Abtheilung II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen +mit I. + +I. Akkumulation in Abtheilung I. + +1) Schatzbildung. + +ihrem Umfang, + +Es ist klar, daß sowohl die Kapitalanlagen in den zahlreichen Industrie +zweigen, woraus Klasse I besteht, wie die verschiednen individuellen K a +pitalanlagen innerhalb jedes dieser Industriezweige, je nach ihrem Le +bensalter, d. h. ihrer schon verfloßnen Funktionsdauer, ganz abgesehn +technischen Bedingungen, Marktverhältnissen +von +u. s. w., sich auf verschiednen Stufen des Processes der successiven Ver +wandlung von Mehrwerth in potentielles Geldkapital befinden, ob dies +Geldkapital nun zur Erweiterung ihres fungirenden Kapitals dienen soll, +oder zur Anlage neuer industrieller Geschäfte - den zwei Formen der +Erweitrung der Produktion. Ein Theil der Kapitalisten verwandelt daher +beständig sein zu entsprechender Größe angewachsnes potentielles Geld +kapital in produktives Kapital, d. h. kauft mit dem durch Vergoldung +von Mehrwerth aufgeschatzten Geld Produktionsmittel, zuschüssige Ele +mente von konstantem Kapital; während ein andrer Theil noch beschäf +tigt ist mit der Aufschatzung seines potentiellen Geldkapitals. Kapitali +sten, diesen beiden Kategorien angehörig, treten sich also gegenüber, die +Einen als Käufer, die Andern als Verkäufer, und jeder der beiden in +dieser exclusiven Rolle. + +A verkaufe ζ. B. 600 (= 4 0 0c + 1 0 0v + 1 0 0m) an B (der mehr als einen +Käufer repräsentiren mag). Er hat für 600 Waaren verkauft, gegen 600 in +Geld, wovon 100 Mehrwerth darstellen, die er der Cirkulation entzieht, +sie aufschatzt als Geld; aber diese 100 Geld sind ||494| nur die Geldform +des Mehrprodukts, das der Träger eines Werths von 100 war. Die Schatz +bildung ist überhaupt keine Produktion, also von vornherein auch kein +Inkrement der Produktion. Die Aktion des Kapitalisten dabei besteht +nur darin, daß er das durch Verkauf des Mehrprodukts von 100 ergat +terte Geld der Cirkulation entzieht, festhält und mit Beschlag belegt. + +457 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten des A, sondern auf +zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie von andren A', A ", A ' ", +Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte Schatzbildung arbei +ten. Diese zahlreichen Punkte, wo Geld der Cirkulation entzogen wird +und sich in zahlreichen individuellen Schätzen, resp. potentiellen Geld +kapitalen aufhäuft, scheinen eben so viele Hindernisse der Cirkulation, +weil sie das Geld immobilisiren und es seiner Cirkulationsfähigkeit für +längre oder kürzre Zeit berauben. Es ist aber zu erwägen, daß bei +einfacher Waarencirkulation, +lange bevor diese auf kapitalistischer +Waarenproduktion begründet wird, Schatzbildung stattfindet; das in der +Gesellschaft vorhandne Geldquantum ist immer größer als der in aktiver +Cirkulation befindliche Theil desselben, obgleich dieser je nach Umstän +den anschwillt oder abnimmt. Diese selben Schätze und dieselbe Schatz +bildung finden wir hier wieder, aber jetzt als ein dem kapitalistischen +Produktionsproceß immanentes Moment. + +M an begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle +diese potentiellen Kapitale durch ihre Koncentration in Händen von +Banken u. s. w. zu disponiblem Kapital, ,,loanable capital", Geldkapital +werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, son +dern zu aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens). + +A vollbringt diese Schatzbildung aber nur, sofern er - mit Bezug auf sein +Mehrprodukt - nur als Verkäufer, nicht hintennach als Käufer auftritt. +Seine successive Produktion von Mehrprodukt - dem Träger seines zu +vergoldenden Mehrwerths - ist also die Voraussetzung seiner Schatzbil +dung. Im gegebnen Fall, wo die Cirkulation nur innerhalb Kategorie I +betrachtet wird, ist die Naturalform des Mehrprodukts, wie die des Ge- +sammtprodukts, von dem es einen Theil bildet, Naturalform eines Ele +ments des konstanten Kapitals I, d. h. gehört in die Kategorie der Produk +tionsmittel von Produktionsmitteln. Was daraus wird, d. h. zu welcher +Funktion es dient, in der Hand der Käufer Β, B', B" etc., werden wir gleich +sehn. J + +|495| Was aber hier zunächst festzuhalten ist dies: Obgleich A Geld für +seinen Mehrwerth der Cirkulation entzieht und es aufschatzt, wirft er +andrerseits Waare in sie hinein, ohne ihr andre Waare dafür zu entziehn, +wodurch Β, B ', B" etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hinein zu werfen +und dafür nur Waare ihr zu entziehn. Im gegebnen Fall geht diese Waare, +ihrer Naturalform wie ihrer Bestimmung nach, als fixes oder flüssiges +Element in das konstante Kapital von B, B' etc. ein. Ueber letztres mehr, +sobald wir es mit dem Käufer des Mehrprodukts, dem B, B' etc. zu +schaffen haben werden. + +458 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +Bemerken wir hier nebenbei: Wie vorher, bei Betrachtung der einfachen +Reproduktion, finden wir hier wieder, daß der Umsatz der verschiednen +Bestandtheile des jährlichen Produkts, d. h. ihre Cirkulation (die zugleich +Reproduktion des Kapitals und zwar seine Wiederherstellung in seinen +verschiednen Bestimmtheiten, konstantes, variables, fixes, cirkulirendes, +Geldkapital, Waarenkapital umfassen muß) keineswegs bloßen K a uf von +Waare voraussetzt, der sich durch nachfolgenden Verkauf, oder Verkauf, +der sich durch nachfolgenden K a uf ergänzt, sodaß thatsächlich nur Um +satz von Waare gegen Waare stattfände, wie die politische Oekonomie, +namentlich die Freihandelsschule seit den Physiokraten und Adam Smith +annimmt. Wir wissen, daß das fixe Kapital, nachdem die Auslage dafür +einmal gemacht, während seiner ganzen Funktionszeit nicht erneuert +wird, sondern in der alten Form fortwirkt, während sein Werth sich all +mälig in Geld niederschlägt. Wir sahen nun, daß die periodische Erneu +erung des fixen Kapitals I IC (welcher gesammte Kapitalwerth I IC sich +umsetzt in Elemente zum Werth von I (v + m)) voraussetzt einerseits bloßen +Kauf des fixen Theils von I IC, der sich aus Geldform in Naturalform +rückverwandelt, und welchem entspricht bloßer Verkauf von Im; andrer +seits voraussetzt bloßen Verkauf MOVÍ Seiten I IC, Verkauf des fixen (Ver +schleiß-) Werththeils desselben, der sich in Geld niederschlägt, und wel +chem entspricht bloßer K a uf von Im. Damit sich hier der Umsatz normal +vollziehe, ist vorauszusetzen, daß bloßer K a uf seitens I IC dem Werthum +fang nach gleich sei dem bloßen Verkauf seitens I IC, und ebenso, daß der +bloße Verkauf von Im an I IC, Theil 1, gleich sei seinem bloßen K a uf von +1IC, Theil 2. (S. 463). Sonst wird die einfache Re||496|produktion gestört; +bloßer K a uf hier muß gedeckt werden durch bloßen Verkauf dort. Eben +so ist hier vorauszusetzen, daß der bloße Verkauf des schatzbildenden +Theils A, A', A" von Im im Gleichgewicht stehe mit dem bloßen K a uf des +Theils B, B ', B ", in Im, der seinen Schatz in Elemente von zusätzlichem +produktivem Kapital verwandelt. + +Soweit das Gleichgewicht dadurch hergestellt wird, daß der Käufer +nachher und für den gleichen Werthbetrag als Verkäufer auftritt und +umgekehrt, findet Rückfluß des Geldes statt an die Seite, die es beim +K a uf vorgeschossen, die zuerst verkauft hat, ehe sie wieder kaufte. Das +wirkliche Gleichgewicht, mit Bezug auf den Waarenumsatz selbst, den +Umsatz der verschiednen Theile des jährlichen Produkts, ist aber bedingt +durch gleichen Werthbetrag der gegen einander umgesetzten Waaren. + +Soweit aber bloß einseitige Umsätze stattfinden, Masse bloßer Käufe +einerseits, Masse bloßer Verkäufe andrerseits - und wir haben gesehn, +daß der normale Umsatz des jährlichen Produkts auf kapitalistischer +Grundlage diese einseitigen Metamorphosen bedingt - ist das Gleichge- + +459 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +wicht nur vorhanden unter der Annahme, daß der Werthbetrag der ein +seitigen Käufe und der Werthbetrag der einseitigen Verkäufe sich decken. +Die Thatsache, daß die Waarenproduktion die allgemeine Form der ka +pitalistischen Produktion ist, schließt bereits die Rolle ein, die das Geld, +nicht nur als Cirkulationsmittel, sondern als Geldkapital in derselben +spielt, und erzeugt gewisse, dieser Produktionsweise eigenthümliche Be +dingungen des normalen Umsatzes, also des normalen Verlaufs der R e +produktion, sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter, die in +ebenso viele Bedingungen des anormalen Verlaufs, Möglichkeiten von +Krisen umschlagen, da das Gleichgewicht - bei der naturwüchsigen Ge +staltung dieser Produktion - selbst ein Zufall ist. + +Wir haben ebenso gesehn, daß bei dem Umsatz von Iv gegen ent +sprechenden Werthbetrag von I IC, zwar für I IC schließlich Ersatz von +Waare II durch gleichen Werthbetrag von Waare I stattfindet, daß also +seitens des Gesammtkapitalisten II hier Verkauf der eignen Waare nach +träglich sich ergänzt durch K a uf von Waare I zum selben Werthbetrag. +Dieser Ersatz findet statt; es findet aber nicht statt ein Austausch seitens +der Kapitalisten I und II in diesem Umsatz ihrer wechselseitigen Waaren. +I IC verkauft seine Waare an die Arbeiterklasse von I, diese tritt ihm ein +seitig als Waarenkäufer, ||497| es tritt ihr einseitig als Waarenverkäufer +gegenüber; mit dem hierdurch gelösten Geld tritt I IC einseitig als Waa +renkäufer dem Gesammtkapitalisten I gegenüber, dieser ihm bis zum Be +trag von Iv einseitig als Waarenverkäufer. Nur durch diesen Waarenver- +kauf reproducirt I schließlich sein variables Kapital wieder in F o rm von +Geldkapital. Tritt das Kapital von I dem von II einseitig als Waarenver +käufer bis zum Betrag von Iv gegenüber, so seiner Arbeiterklasse gegen +über als Waarenkäufer im Ankauf ihrer Arbeitskraft; und tritt die Ar +beiterklasse I dem Kapitalisten II einseitig als Waarenkäufer gegenüber +(nämlich als Käufer von Lebensmitteln), so dem Kapitalisten I einseitig +als Waarenverkäufer, nämlich als Verkäufer ihrer Arbeitskraft. + +Das fortwährende Angebot der Arbeitskraft von Seiten der Arbeiter +klasse in I, die Rückverwandlung eines Theils des Waarenkapitals I in +Geldform des variablen Kapitals, der Ersatz eines Theils des Waaren +kapitals II durch Naturalelemente des konstanten Kapitals I IC - alle diese +nothwendigen Voraussetzungen bedingen sich wechselseitig, werden aber +vermittelt durch einen sehr komplicirten Proceß, der drei unabhängig von +einander vorgehende, aber sich mit einander verschlingende Cirkulati- +onsprocesse einschließt. Die Komplicirtheit des Processes selbst bietet +ebenso viel Anlässe zu anormalem Verlauf. + +460 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +2) Das zusätzliche konstante Kapital. + +Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerths, kostet den Aneignern +desselben, den Kapitalisten I nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder +Waaren vorzuschießen, um es zu erhalten. Vorschuß (avance) ist schon +bei den Physiokraten die allgemeine F o rm von Werth, verwirklicht in +Elementen von produktivem Kapital. Was sie also vorschießen, ist nichts +als ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht +nur durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur +den variablen Kapitalwerth durch einen entsprechenden neugeschaffnen +Werththeil in F o rm von Waare; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen +außerdem einen in F o rm von Mehrprodukt existirenden Mehrwerth. +Durch den successiven Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den +Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall +besteht dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln von +Produktionsmitteln. Erst in der Hand von B, B ', B" etc. (I) fungirt | +|498| dies Mehrprodukt als zuschüssiges konstantes Kapital; aber es ist +dies virtualiter schon bevor es verkauft wird, schon in der Hand der +Schatzbildner A, A', A" (I). Wenn wir bloß den Werthumfang der R e +produktion seitens I betrachten, so befinden wir uns noch innerhalb der +Grenzen der einfachen Reproduktion, denn kein zusätzliches Kapital ist +in Bewegung gesetzt worden, um dies virtualiter zuschüssige konstante +Kapital (das Mehrprodukt) zu schaffen, auch keine größre Mehrarbeit, +als die auf Grundlage der einfachen Reproduktion verausgabte. Der Un +terschied liegt hier nur in der F o rm der angewandten Mehrarbeit, der +konkreten Natur ihrer besondren nützlichen Weise. Sie ist verausgabt +worden in Produktionsmitteln für I0 statt für I IC, in Produktionsmitteln +für Produktionsmittel statt in Produktionsmitteln für Konsumtionsmit +tel. Bei der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, daß der ganze +Mehrwerth I verausgabt wird als Revenue, also in Waaren II; er bestand +also nur aus solchen Produktionsmitteln, die das konstante Kapital I IC in +seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der Uebergang +von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, muß die +Produktion in Abtheilung I im Stande sein, weniger Elemente des kon +stanten Kapitals für I I, aber um ebensoviel mehr für I herzustellen. Er +leichtert wird dieser Uebergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit +vollziehn wird, durch die Thatsache, daß eine Anzahl Produkte von I als +Produktionsmittel in beiden Abtheilungen dienen können. + +Es folgt also, daß - bloß dem Werthumfang nach betrachtet - inner +halb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der erweiterten +Reproduktion producirt wird. Es ist einfach direkt in Produktion von + +461 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigem Kapital I +verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I. Die Bildung von virtuellem +zusätzlichem Geldkapital seitens A, A', A" (I) - durch successiven Ver +kauf ihres Mehrprodukts, das ohne alle kapitalistische Geldausgabe ge +bildet - ist also hier die bloße Geldform von zuschüssig producirten Pro +duktionsmitteln I. + +Produktion von virtuellem zusätzlichem Kapital drückt also in unserm +Fall (denn wie wir sehn werden, kann es sich auch ganz anders bilden) +nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprocesses selbst, Produkti +on, in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven Kapitals. | +|499| Produktion auf großer Stufenleiter von zuschüssigem virtuellem +Geldkapital - auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie - ist +also nichts als Resultat und Ausdruck vielseitiger Produktion von virtuell +zusätzlichem produktivem Kapital, dessen Entstehung selbst keine zu +sätzlichen Geldausgaben seitens der industriellen Kapitalisten voraus +setzt. + +Die successive Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven +Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A', A" etc. (I), die +durch den successiven Verkauf ihres Mehrprodukts bedingt ist - also +durch wiederholten einseitigen Waarenverkauf ohne ergänzenden K a uf - +vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus der Cirkulation +und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung - ausgenom +men den Fall, wo der Goldproducent der Käufer - unterstellt in keiner +Weise zusätzlichen Edelmetall-Reichthum, sondern nur veränderte Funk +tion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungirte es als Cirkulations +mittel, jetzt fungirt es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues Geld +kapital. Bildung von zusätzlichem Geldkapital und Masse des in einem +Lande befindlichen edlen Metalls stehn also in keiner ursächlichen Ver +bindung mit einander. + +Es folgt daher ferner: Je größer das bereits in einem Lande fungirende +produktive Kapital (eingerechnet die ihm inkorporirte Arbeitskraft, die +Erzeugerin des Mehrprodukts), je entwickelter die Produktivkraft der +Arbeit und damit auch die technischen Mittel rascher Ausweitung der +Produktion von Produktionsmitteln - je größer daher auch die Masse des +Mehrprodukts nach seinem Werth wie nach der Masse der Gebrauchs- +werthe, worin er sich darstellt - desto größer ist + +1) das virtuell zusätzliche produktive Kapital in der Form von Mehr + +produkt in der Hand von A, A', A" etc. und + +2) die Masse dieses in Geld verwandelten Mehrprodukts, also des vir +tuell zuschüssigen Geldkapitals in den Händen von A, A', A". Wenn also +Fullarton z. B. nichts von der Ueberproduktion im gewöhnlichen Sinn + +462 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +wissen will, wohl aber von Ueberproduktion von Kapital, nämlich Geld +kapital, so beweist dies wieder, wie absolut wenig selbst die besten bür +gerlichen Oekonomen vom Mechanismus ihres Systems ver stehn. + +Wenn das Mehrprodukt, direkt producirt und angeeignet durch die +Kapitalisten A, A', A" (1), die reale Basis der Kapitalakkumulation, d. h. +der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst in dieser | +|500| Eigenschaft fungirt in den Händen von B, B ', B" etc. (I) - so ist es +dagegen in seiner Geldverpuppung - als Schatz und bloß sich nach und +nach bildendes virtuelles Geldkapital - absolut unproduktiv, läuft dem +Produktionsproceß in dieser F o rm parallel, liegt aber außerhalb dessel +ben. Es ist ein Bleigewicht (dead weight) der kapitalistischen Produktion. +Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich aufschatzenden Mehr +werth sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen, findet +im Kreditsystem und in den „Papierchens" das Ziel ihres Strebens. Das +Geldkapital erhält dadurch in einer andern F o rm den enormsten Einfluß +auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des kapitalistischen Pro +duktionssystems. + +Das in virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner +Masse nach um so größer sein, je größer die Gesammtsumme des bereits +fungirenden Kapitals war, aus dessen Funktion es hervorgegangen. Bei +der absoluten Vergrößerung des Umfangs des jährlich reproducirten vir +tuellen Geldkapitals ist aber auch dessen Segmentation leichter, sodaß es +rascher in einem besondren Geschäft angelegt wird, sei es in der Hand +desselben Kapitalisten, sei es in andern Händen (z. B. Familiengliedern, +bei Erbtheilungen etc.). Segmentation von Geldkapital meint hier, daß es +ganz von Stammkapital losgetrennt wird, um als neues Geldkapital in +einem neuen selbständigen Geschäft angelegt zu werden. + +Wenn die Verkäufer des Mehrprodukts A, A', A" etc. (I) selbes erhal +ten haben als direktes Ergebniß des Produktionsprocesses, der, außer +dem auch bei einfacher Reproduktion erheischten Vorschuß in konstan +tem und variablem Kapital, keine weitren Cirkulationsakte voraussetzt, +wenn sie ferner damit die reale Basis der Reproduktion auf erweiterter +Stufenleiter liefern, in der That virtuell zusätzliches Kapital fabriciren, so +verhalten sich dagegen die B, B ', B" etc. (I) verschieden. 1) Erst in ihrer +Hand wird das Mehrprodukt der A, A', A" etc. aktuell fungiren als +zusätzliches konstantes Kapital (das andre Element des produktiven K a +pitals, die zusätzliche Arbeitskraft, also das zusätzliche variable Kapital, +lassen wir einstweilen außer Acht); 2) damit es in ihre Hände komme, ist +ein Cirkulationsakt erforderlich, sie haben das Mehrprodukt zu kaufen. +Ad 1) ist hier zu bemerken, daß ein großer Theil des Mehrprodukts +(virtuell zusätzlichen konstanten Kapitals), producirt durch A, A', A" (I), + +463 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +zwar in diesem Jahr producirt wird, aber erst im nächsten Jahr oder | +¡501] noch später aktuell in den Händen von Β, B ', Β" (I) als industrielles +Kapital fungiren kann; ad 2) fragt sich, wo kommt das zu dem Cirku­ +lationsproceß nöthige Geld her? + +Soweit die Produkte, die B, B ', B" etc. (I) produciren, selbst wieder in +natura in ihren Proceß eingehn, versteht es sich von selbst, daß pro tanto +ein Theil ihres eignen Mehrprodukts direkt (ohne Cirkulationsvermitt- +lung) übertragen wird in ihr produktives Kapital, und hier eingeht als +zuschüssiges Element des konstanten Kapitals. Pro tanto sind sie aber +auch keine Vergolder des Mehrprodukts von A, A' etc. (I). Hiervon ab +gesehn, wo kommt das Geld her? Wir wissen, daß sie ihren Schatz ge +bildet wie A, A' etc., durch Verkauf ihrer respektiven Mehrprodukte, und +nun ans Ziel gelangt sind, wo ihr als Schatz aufgehäuftes, nur virtuelles +Geldkapital nun effektiv als zusätzliches Geldkapital fungiren soll. Aber +damit drehn wir uns nur im Cirkel. Die Frage ist immer noch, wo das +Geld herkomme, das die B's (I) früher der Cirkulation entzogen und +aufgehäuft? + +Wir wissen jedoch schon aus der Betrachtung der einfachen Repro +duktion, daß sich eine gewisse Geldmasse in den Händen der Kapitali +sten I und II befinden muß, um ihr Mehrprodukt umzusetzen. Dort +kehrte das Geld, das nur zur Verausgabung als Revenue in Konsumti +onsmitteln diente, zu den Kapitalisten zurück, im M aß wie sie es vorge +schossen zum Umsatz ihrer respektiven Waaren; hier erscheint dasselbe +Geld wieder, aber mit veränderter Funktion. Die A's und die B's (I) +liefern sich abwechselnd das Geld zur Verwandlung von Mehrprodukt in +zusätzliches virtuelles Geldkapital, und werfen abwechselnd das neuge +bildete Geldkapital als Kaufmittel in die Cirkulation zurück. + +Das Einzige, was hierbei vorausgesetzt, ist daß die im Land befindliche +Geldmasse (Umlaufsgeschwindigkeit etc. als gleich gesetzt) hinreicht so +wohl für aktive Cirkulation - also dieselbe Voraussetzung, die wie wir +sahn, auch bei einfacher Waarencirkulation erfüllt sein muß. Nur die +Funktion der Schätze ist hier verschieden. Auch muß die vorhandne +Geldmasse größer sein 1) weil bei der kapitalistischen Produktion alles +Produkt (mit Ausnahme des neuproducirten Edelmetalls und der vom +Producenten selbst verbrauchten wenigen Produkte) als Waare producirt +wird, also Geldverpuppung durchmachen muß; 2) weil auf kapitalisti +scher Basis die Masse des Waarenkapitals und dessen Werthumfang | +|502| nicht nur absolut größer ist, sondern mit ungleich größrer Ge +schwindigkeit wächst; 3) ein immer ausgedehnteres variables Kapital sich +stets in Geldkapital umsetzen muß; 4) weil mit der Erweitrung der Pro +duktion die Bildung neuer Geldkapitale Schritt hält, also auch das M a- + +464 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +terial ihrer Schatzform da sein muß. - Gilt dies schlechthin für die erste +Phase der kapitalistischen Produktion, wo auch das Kreditsystem von +vorzugsweis metallischer Cirkulation begleitet ist, so gilt es selbst soweit +für die entwickeltste Phase des Kreditsystems, als dessen Basis die Me- +tallcirkulation bleibt. Einerseits kann hier die zuschüssige Produktion der +edlen Metalle, soweit sie abwechselnd reichlich oder spärlich, störende +Einflüsse auf die Waarenpreise ausüben, nicht nur in längren, sondern +innerhalb sehr kurzer Perioden; andrerseits ist der ganze Kreditmecha +nismus beständig damit beschäftigt, die wirkliche Metallcirkulation +durch allerhand Operationen, Methoden, technische Einrichtungen, auf +ein relativ stets abnehmendes Minimum zu beschränken - womit auch +die Künstlichkeit der ganzen Maschinerie und die Chancen für Störun +gen ihres normalen Ganges im selben Verhältniß zunehmen. + +Es können die verschiednen B, B ', B" etc. (I), deren virtuelles neues +Geldkapital als aktives in Operation tritt, wechselseitig ihre Produkte +(Theile ihres Mehrprodukts) von einander zu kaufen und an einander zu +verkaufen haben. Pro tanto fließt das der Cirkulation des Mehrprodukts +vorgeschoßne Geld - bei normalem Verlauf - an die verschiednen B's +zurück, in derselben Proportion, worin sie solches zur Cirkulation ihrer +respektiven Waaren vorgeschossen haben. Cirkulirt das Geld als Zah +lungsmittel, so sind hier nur Bilanzen zu zahlen, soweit sich die wechsel +seitigen Käufe und Verkäufe nicht decken. Es ist aber wichtig, überall, +wie es hier geschieht, zunächst die metallische Cirkulation in ihrer ein +fachsten, ursprünglichsten F o rm vorauszusetzen, weil sich damit Fluß +und Rückfluß, Ausgleichung von Bilanzen, kurz alle Momente, die im +Kreditsystem als bewußt geregelte Verläufe erscheinen, als unabhängig +vom Kreditsystem vorhanden darstellen, die Sache in naturwüchsiger +F o rm erscheint, statt in der spätren reflektirten. + +3) Das zusätzliche variable Kapital. + +Jetzt haben wir, da es sich bisher nur um zusätzliches konstantes Kapital +gehandelt, uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen +Kapitals, j + +1503 [ Es ist in Buch I weitläufig auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft +auf Basis der kapitalistischen Produktion immer vorräthig ist und wie, +wenn nöthig, ohne Vergrößrung der beschäftigten Anzahl Arbeiter oder +Masse Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig gemacht werden kann. Es ist +daher vor der Hand nicht nöthig, weiter hierauf einzugehn, vielmehr +anzunehmen, daß der in variables Kapital verwandelbare Theil des neu +gebildeten Geldkapitals immer die Arbeitskraft vorfindet, worin es sich + +465 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +verwandeln soll. Es ist ebenfalls in Buch I aus einandergesetzt worden, +wie ein gegebnes Kapital, ohne Akkumulation, innerhalb gewisser Gren +zen seinen Produktionsumfang erweitern kann. Hier aber handelt es sich +um Kapitalakkumulation im specifischen Sinn, sodaß die Erweitrung der +Produktion bedingt ist durch Verwandlung von Mehrwerth in zuschüs +siges Kapital, also auch durch erweiterte Kapitalbasis der Produktion. + +Der Goldproducent kann einen Theil seines goldnen Mehrwerths als +virtuelles Geldkapital akkumuliren; sobald es den nöthigen Umfang er +reicht, kann er es direkt in neues variables Kapital umsetzen, ohne daß er +dazu erst sein Mehrprodukt verkaufen muß; ebenso kann er es umsetzen +in Elemente des konstanten Kapitals. Doch muß er im letztren Fall diese +sachlichen Elemente seines konstanten Kapitals vorfinden; sei es, wie bei +der bisherigen Darstellung angenommen wurde, daß jeder Producent auf +Lager arbeitet, und dann seine fertige Waare auf den Markt bringt, sei es, +daß er auf Bestellung arbeitet. Die reale Erweitrung der Produktion, d.h. +das Mehrprodukt, ist in beiden Fällen vorausgesetzt, das eine Mal als +wirklich vorhanden, das andre Mal als virtuell vorhanden, lieferbar. + +II. Akkumulation in Abtheilung II. + +Wir haben bisher vorausgesetzt, daß die A, A', A" (I) ihr Mehrprodukt +verkaufen an die Β, B ', B" etc., die derselben Abtheilung I angehören. +Gesetzt aber, A (I) vergolde sein Mehrprodukt durch Verkauf an einen B +aus Abtheilung II. Dies kann nur dadurch geschehn, daß, nachdem A (I) +an B (II) Produktionsmittel verkauft, er nicht hinterher Konsumtions +mittel kauft; also nur durch einseitigen Verkauf seinerseits. Sofern nun I IC +aus F o rm von Waarenkapital in die Naturalform von produktivem kon +stantem Kapital nur umsetzbar dadurch, daß nicht nur Iv, sondern auch +wenigstens ein Theil von ||504| Im sich umsetzt gegen einen Theil von I IC, +welches I IC in Form von Konsumtionsmitteln existirt; nun aber A sein Im +dadurch vergoldet, daß dieser Umsatz nicht vollzogen wird, unser A viel +mehr das im Verkauf seines Im von II gelöste Geld der Cirkulation ent +zieht, statt es in K a uf von Konsumtionsmitteln I IC umzusetzen - so +findet zwar auf Seite des A (I) Bildung von zusätzlichem virtuellem Geld +kapital statt; aber auf der andren Seite liegt ein dem Werthumfang nach +gleicher Theil des konstanten Kapitals von B (II) fest in der F o rm von +Waarenkapital, ohne sich in die Naturalform von produktivem, konstan +tem Kapital umsetzen zu können. In andren Worten: Ein Theil der +Waaren des B ( I I ), und zwar prima facie ein Theil, ohne dessen Verkauf +er sein konstantes Kapital nicht ganz in produktive F o rm rückverwan +deln kann, ist unverkäuflich geworden; mit Bezug auf ihn findet daher + +466 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +Ueberproduktion statt, welche ebenfalls mit Bezug auf ihn die Repro +duktion - selbst auf gleichbleibender Stufenleiter - hemmt. + +In diesem Fall ist also das zusätzliche virtuelle Geldkapital auf Seiten +von A (I) zwar vergoldete F o rm von Mehrprodukt (Mehrwerth); aber +Mehrprodukt (Mehrwerth) als solches betrachtet ist hier Phänomen ein +facher Reproduktion, noch nicht Reproduktion auf erweiterter Stufen +leiter. I(v + m)> wo dies jedenfalls von einem Theil von m gilt, muß sich +umsetzen schließlich gegen I IC, damit die Reproduktion von I IC auf +gleichbleibender Stufenleiter vor sich gehe. A (I), durch den Verkauf sei +nes Mehrprodukts an B (II), hat diesem einen entsprechenden Werththeil +konstanten Kapitals in Naturalform geliefert, aber zugleich durch Ent +ziehung des Geldes aus der Cirkulation - durch unterlaßne Vervollstän +digung seines Verkaufs mittelst nachfolgendem K a uf - einen dem Werth +nach gleichen Waarentheil des B (II) unverkäuflich gemacht. Fassen wir +also die gesammte gesellschaftliche Reproduktion in's Auge - die gleich +mäßig die Kapitalisten I und II umschließt - so drückt die Verwandlung +des Mehrprodukts von A (I) in virtuelles Geldkapital die Nicht-Rück- +verwandelbarkeit eines dem Werthumfang nach gleichen Waarenkapitals +von B (II) in produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht virtuell +Produktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der einfachen +Reproduktion, also Deficit in der einfachen Reproduktion. Da die Bil +dung und der Verkauf des Mehrprodukts von A (I) selbst normale Phä +nomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir hier auf +Grund||505|lage schon der einfachen Reproduktion folgende einander +bedingende Phänomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital +bei Klasse I (daher Unterkonsumtion vom Standpunkt von I I ); Festset +zung von Waarenvorräthen bei Klasse I I, die nicht rückverwandelbar in +produktives Kapital (also relative Ueberproduktion bei I I ); überschüssi +ges Geldkapital bei I und Deficit in der Reproduktion bei I I. + +Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken wir nur: Es ist +bei Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden, daß +der ganze Mehrwerth I und II als Revenue verausgabt wird. In der That +aber wird ein Theil des Mehrwerths als Revenue verausgabt, ein andrer +Theil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet nur unter +dieser Voraussetzung statt. D aß die Akkumulation sich auf Kosten der +Konsumtion vollziehe, ist - so allgemein gefaßt - selbst eine Illusion, die +dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht, indem sie vor +aussetzt, daß ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsumtion sei, nicht +aber die Ergatterung von Mehrwerth und seine Kapitalisation, d. h. +Akkumulation. + +467 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Betrachten wir nun die Akkumulation in Abtheilung Il etwas näher. + +Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf I IC, d. h. seine Rückverwandlung +aus einem Bestandtheil des Waarenkapitals II in die Naturalform von +konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir +das frühere Schema: +(100Ov + 1000m) I setzen sich um gegen: + +2000 IIC. + +i +l +1 +y + +Wird nun z. B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also + +m oder 500 Im + +' + +, +wieder selbst als konstantes Kapital der Abtheilung I einverleibt, so kann +dieser in I rückbehaltne Theil des Mehrprodukts keinen Theil von I IC 10 +ersetzen. Statt in Konsumtionsmittel umgesetzt zu werden (und hier in +dieser Abtheilung der Cirkulation zwischen I und II findet - im Unter +schied von dem durch die Arbeiter I vermittelten Ersatz von 1 0 0 0 I IC +durch 1000 Iv - wirklicher wechselseitiger Austausch, also doppelseitiger +Stellenwechsel der Waaren statt), soll es als zusätzliches Produktionsmit- 15, +tel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II +j +verrichten. Der Kapitalist kann den Werth seines Mehr||506|produkts +nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben, und gleichzeitig das Mehr +produkt selbst produktiv konsumiren, d. h. seinem produktiven Kapital +einverleiben. Statt 2 0 0 0 I (v + m) +(1000ν + 5 0 0m) I umsetzbar in 2000 IIC; es sind also 500 IIC aus ihrer +Waarenform nicht rückverwandelbar in produktives (konstantes) Kapital +II. Es fände also in II eine Ueberproduktion statt, ihrem Umfang nach +genau entsprechend dem Umfang der in I vorgegangnen Erweitrung der +Produktion. Die Ueberproduktion von II würde vielleicht so sehr auf I 25 +reagiren, daß selbst der Rückfluß der von den Arbeitern I in Konsum- +j +tionsmittel II verausgabten 1000 nur theilweis stattfände, diese 1000 also +nicht in Form von variablem Geldkapital in die Hände der Kapitalisten I +zurückkehrten. Diese letztren fänden sich so gehemmt selbst in der Re +produktion auf gleichbleibender Stufenleiter, und zwar durch den bloßen 30J +Versuch sie zu erweitern. Und dabei ist zu erwägen, daß in I thatsächlich +nur einfache Reproduktion stattgefunden, und daß nur die Elemente, wie +sie sich im Schema finden, zum Behuf einer Erweitrung in der Zukunft, +sage im nächsten Jahr, verschieden gruppirt sind. + +1500, nämlich 20 + +also nur + +sind + +, +! + +j + +Man könnte diese Schwierigkeit zu umgehn versuchen - so: die 500 IIC, 35 + +die auf Lager der Kapitalisten liegen und die nicht unmittelbar in pro +duktives Kapital umsetzbar sind, sind soweit entfernt Ueberproduktion +zu sein, daß sie umgekehrt ein nothwendiges Element der Reproduktion +darstellen, welches wir bisher vernachlässigt haben. Man sah, daß Geld +vorrath sich an vielen Punkten aufhäufen, also der Cirkulation entzogen 40 + +468 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +werden muß, theils um die Bildung von neuem Geldkapital innerhalb I +selbst zu ermöglichen, theils um den Werth des sich allmälig verzehren +den fixen Kapitals transitorisch in Geldform festzuhalten. Da aber bei +der Darstellung des Schema's alles Geld und alle Waaren sich von vorn +herein ausschließlich in den Händen der Kapitalisten I und II befinden, +weder Kaufmann, noch Geldhändler, noch Bankier, noch bloß konsu- +mirende und nicht direkt in der Waarenproduktion betheiligte Klassen +hier existiren - so ist ebenfalls die beständige Bildung von Waarenlagern, +hier in den Händen ihrer respektiven Producenten selbst, unentbehrlich, +um die Maschinerie der Reproduktion in Gang zu halten. Die 500 I IC, die +auf Lager der Kapitalisten II liegen, stellen also den Waarenvorrath an +Konsumtionsmitteln dar, der die Kontinuität des in die Reproduktion +eingeschloßnen Konsumtionsprocesses vermittelt, hier also |j507| den +Uebergang eines Jahrs ins andre. Der Konsumtionsfonds, der hier noch +in den Händen seiner Verkäufer und zugleich Producenten befindlich ist, +kann nicht dieses Jahr auf Null herabsinken, um nächstes Jahr mit Null +zu beginnen, so wenig dies beim Uebergang vom heutigen Tag zum fol +genden der Fall sein kann. Da beständige Neubildung solcher Waaren- +lager, wenn auch in wechselndem Umfang, statthaben muß, so müssen +unsre kapitalistischen Producenten II ein Geldreservekapital haben, das +sie befähigt mit ihrem Produktionsproceß fortzufahren, obgleich ein +Theil ihres produktiven Kapitals vorübergehend festliegt in Waarenform. +Sie verbinden ja der Voraussetzung nach das ganze Kaufmannsgeschäft +mit dem Produktionsgeschäft; sie müssen also auch über das zusätzliche +Geldkapital verfügen, das, bei Verselbständigung der einzelnen Funktio +nen des Reproduktionsprocesses unter verschiedne Sorten von Kapitali +sten, sich in den Händen der Kaufleute befindet. + +Es ist hierauf zu erwidern: 1) solche Vorrathbildung und ihre Noth- +wendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie I I. Als bloße Waaren +verkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, daß sie Waaren +verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrath in Waaren II unterstellt ei +nen frühern Vorrath in Waaren I. Vernachlässigen wir diesen Vorrath auf +der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andern. Ziehn wir ihn aber +auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem nichts geändert. - +2) Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Waarenvorrath für nächstes ab +schließt, so hat es begonnen mit einem Waarenvorrath auf derselben Sei +te, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse der jährlichen Reproduk +tion - auf ihren abstraktesten Ausdruck reducirt - müssen wir ihn also +beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr seine ganze Produktion las +sen, also auch das, was es als Waarenvorrath an nächstes Jahr abgibt, +nehmen wir ihm aber auch andrerseits den Waarenvorrath, den es vom + +469 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +vorigen Jahr bekommen, und haben damit in der That das Gesammt +produkt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand der Analyse vor uns. - +3) Der einfache Umstand, daß die Schwierigkeit, die umgangen werden +soll, uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, be +weist, daß es sich um ein specifisches Phänomen handelt, das nur der 5 +verschiednen Gruppirung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemente I +geschuldet ist, einer veränderten Gruppirung, ||508| ohne welche über +haupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter +stattfinden +könnte. + +III. Schematische Darstellung der Akkumulation. + +Wir betrachten nun die Reproduktion nach folgendem Schema: + +10 ! + +j + +Schema a) + +Summa = 8252. + +Man bemerkt zunächst, daß die Gesammtsumme des jährlichen gesell- 15 +schaftlichen Produkts = 8252 kleiner ist als im ersten Schema, wo sie += 9000 war. Wir könnten ebensogut eine viel größre Summe nehmen, sie +meinetwegen verzehnfachen. Eine kleinre Summe als in Schema I ist ge +wählt, gerade um augenfällig zu machen, daß die Reproduktion auf er +weiterter Stufenleiter (die hier nur als mit größrer Kapitalanlage betrieb- 20 +ne Produktion gefaßt wird) mit der absoluten Größe des Produkts nichts +zu thun hat, da�� sie für eine gegebne Waarenmasse nur ein verschiednes +Arrangement oder verschiedne Funktionsbestimmung der verschiednen +Elemente des gegebnen Produkts voraussetzt, dem Werthumfang nach +also zunächst nur einfache Reproduktion ist. Nicht die Quantität, son- 25 +dern die qualitative Bestimmung der gegebnen Elemente der einfachen +Reproduktion ändert sich, und diese Aenderung ist die materielle Vor +aussetzung der später folgenden Reproduktion auf erweiterter Stufen- g +" +letter.5 8) + +Wir könnten das Schema verschieden darstellen bei verschiednen Ver- 30 + +hältnissen zwischen variablem und konstantem Kapital; z. B. so: + +5 8) Dies macht ein für allemal ein Ende dem Zwist über die Akkumulation des Kapitals +zwischen James Mill und S. Bailey, der in Buch I (Kapitel X X I I, 5, S. 6 3 4, Note 65) von +andrem Standpunkt erörtert wurde, nämlich dem Streit über die Ausdehnbarkeit der Wir +kung des industriellen Kapitals bei gleichbleibender G r ö ße desselben. Hierauf später zu- 35 +rückzukommen. + +J + +470 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +Schema b) + +I. 4 0 0 0c + 8 7 5v + 8 7 5m = +II. 1 7 5 0c + 3 7 6v + 3 7 6m = + +5750 +2502 } + +Summa = 8252. + +So erschiene es als arrangirt für Reproduktion auf einfacher Stufenleiter, +sodaß der Mehrwerth ganz als Revenue verausgabt und nicht akkumulirt +würde. In beiden Fällen, unter a) wie unter b) haben wir ein jährliches +Produkt vom selben Werthumfang, nur das eine Mal sub b) mit solcher +Funktionsgruppirung seiner Elemente, daß die Reproduktion auf dersel +ben 15 0 91 Stufenleiter wieder beginnt, während sie sub a) die materielle +Basis der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter bildet. Sub b) näm +lich setzen sich ( 8 7 5v + 8 7 5m) I = 1750 I (v + m) ohne Ueberschuß um ge +gen 1750 Hc während sub a ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) I = 2000 I(v + m) im Umsatz +mit 1500 I IC einen Ueberschuß von 500 Im für die Akkumulation bei +Klasse I übrig lassen. + +Nun zur nähern Analyse des Schema a). Unterstellen wir, daß sowohl +in I wie in II eine Hälfte des Mehrwerths, statt als Revenue ausgegeben +zu werden, akkumulirt, d. h. in Element von zuschüssigem Kapital ver +wandelt wird. Da die Hälfte von 1000 Im + = 500 in einer oder der andern +Form akkumulirt, als zuschüssiges Geldkapital angelegt, d. h. in zu +schüssiges produktives Kapital verwandelt werden soll, so werden nur +(100Ov + 5 0 0m) I als Revenue verausgabt. Als normale Größe von I IC +Figurirt daher hier auch nur 1500. Der Umsatz zwischen 1500 I (v + m) und +1500 I IC ist nicht weiter zu untersuchen, da er als Proceß der einfachen +Reproduktion bereits dargestellt; ebensowenig kommt 4000 Ic in B e +tracht, da sein Rearrangement für die neubeginnende Reproduktion (die +diesmal auf erweiterter Stufenleiter stattfindet) ebenfalls als Proceß der +einfachen Reproduktion erörtert wurde. + +Was also hier allein zu untersuchen bleibt, + +ist: 500 Im und +( 3 7 6v + 3 7 6m) II, soweit einerseits die innern Verhältnisse sowohl von I +wie von II in Betracht kommen, andrerseits die Bewegung zwischen den +beiden. Da vorausgesetzt ist, daß in II ebenfalls die Hälfte des Mehr +werths akkumulirt werden soll, so sind hier in Kapital zu verwandeln +188, davon 1A in variables = 47, sage der rundren Zahl wegen 48; bleibt in +konstantes zu verwandeln 140. + +Wir stoßen hier auf ein neues Problem, dessen bloße Existenz der lau +fenden Einsicht, daß Waaren einer Art sich gegen Waaren andrer Art, ditto +Waaren gegen Geld und dasselbige Geld wieder gegen Waare andrer Art +auszutauschen pflegt, wunderlich erscheinen muß. Die 140 I Im können +nur dadurch in produktives Kapital verwandelt werden, daß sie ersetzt +werden durch einen Theil der Waaren Im zum selben Werthbetrag. Es +versteht sich von selbst, daß der mit I Im umzusetzende Theil von Im aus + +471 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Produktionsmitteln bestehn muß, die entweder sowohl in die Produktion +von I, wie in die von I I, oder aber ausschließlich nur in die von II eingehn +können. Dieser Ersatz kann nur geschehn durch ||510| einseitigen K a uf +seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrprodukt 500 In, zur +Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht ausgetauscht werden +kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht gleichzeitig akku- +mulirt und aufgegessen werden kann. II muß 140 Im, also mit baarem Geld +kaufen, ohne daß dies Geld zu ihm zurückflösse durch nachfolgenden +Verkaufseiner Waare an I. Und zwar ist dies ein beständig, bei jeder jähr +lichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion auf erweiterter Stufenlei +ter, sich wiederholender Proceß. Wo springt dafür die Geldquelle in II? + +II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation beglei +tende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von +neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich +darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld. + +Zunächst haben wir 376 I IV; das Geldkapital von 376, vorgeschossen in +Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig als vari +ables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese bestän +dig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Ausgangs +punkt - der Tasche des Kapitalisten - vermehrt das in diesem Kreislauf +sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine Quelle von +Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht entzo +gen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden. + +Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen? +Wir müssen nicht vergessen, daß die Klasse II den Vorzug vor Klasse I +besitzt, daß die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen selbst produ +cirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II ist Käufer der +Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die Besitzer der von +ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also: + +1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, einfach +den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken. Da +durch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungirenden +Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung dessel +ben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der Bil +dung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit +zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von +normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht +vergessen werden, daß der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der| +|511| ceteris paribus die Größe des variablen Kapitals bestimmt) keines +wegs aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen +Verhältnissen gezahlt werden muß. Damit ist diese Erklärungsweise be- + +472 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +seitigt. Wenn wir 3 7 6v als das von Klasse II zu verausgabende variable +Kapital voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstoßendes Problem zu +erklären, nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, daß sie etwa nur +3 5 0v vorschießt und nicht 3 7 6v. + +2) Andrerseits aber hat die Klasse I I, als Gesammtheit betrachtet, wie +gesagt den Vorzug vor Klasse I, daß sie zugleich Käufer der Arbeitskraft +und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Arbeiter ist. Und +wie dies ausgebeutet werden kann - wie nominell der normale Arbeits +lohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil davon ohne ent +sprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt, alias zurück +gestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Trucksystems, +theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht faßbarer) +des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann - davon liegen in +jedem industriellen Land die handgreiflichsten D a ta vor. Ζ. B. in Eng­ +land und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegenheit dies an ar­ +tigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe Operation wie +sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt. Sie ist also hier +ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich hier um wirklich, +nicht nominell gezahlten Arbeitslohn. + +M an sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis +mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflek- +ken nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu +verwerthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner +bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des „Kapital" durch die +Annahme, daß der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft +zahlt, was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht +ange than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth +citirt werden.) + +Mit 376 I IV ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen. +Aber noch bedenklicher scheint's mit dem 376 I Im zu stehn. Hier stehn +sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen pro +ducirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und +von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur| +|512| als Cirkulationsmittel, und muß bei normalem Verlauf zu den Be +theiligten zurückfließen, in dem M aß wie sie es der Cirkulation vorge +schossen haben, um stets von neuem dieselbe Bahn zu durchlaufen. + +Entziehung dieses Geldes aus der Cirkulation zur Bildung von virtuell +zusätzlichem Geldkapital scheint nur auf zweierlei Weg möglich. Ent +weder ein Theil der Kapitalisten II beschwindelt den andern und bringt +so Geldraub zu Weg. Zur Bildung von neuem Geldkapital ist wie wir +wissen keine vorläufige Erweitrung des umlaufenden Mediums nöthig; es + +473 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +ist nichts nöthig, als daß das Geld von gewissen Seiten her der Cirkula +tion entzogen und als Schatz aufgespeichert wird. D aß das Geld gestoh +len sein kann, und daher Bildung von zusätzlichem Geldkapital unter +einem Theil der Kapitalisten II verbunden sein kann mit positivem Geld +verlust eines andern Theils, würde nichts zur Sache thun. Der beschwin +delte Theil der Kapitalisten II würde etwas weniger flott leben müssen, +das wäre aber auch alles. + +Oder aber, ein in nothwendigen Lebensmitteln sich darstellender Theil +von I Im wird direkt in neues variables Kapital innerhalb Abtheilung II +verwandelt. Wie dies geschieht, wird am Schluß dieses Kapitels (unter +No. IV.) untersucht werden. + +1) Erstes Beispiel. + +A) + +Schema + +einfacher + +Reproduktion. + +Summa = 9000. + +B) + +Ausgangsschema für Akkumulation + +auf erweiterter + +Stufenleiter. + +Summa = 9000. + +Angenommen, daß in Schema B die Hälfte des Mehrwerths von I ak- +kumulirt wird, also 500, so erhalten wir zunächst ( 1 0 0 0v + 5 0 0m) I oder +1500 I(v + m) zu ersetzen durch 1500 I IC; es bleibt dann in I: 4 0 0 0c + 5 0 0m, +welche letztre zu akkumuliren. Die Ersetzung von ( 1 0 0 0v + 5 0 0m) I durch +1500 I IC ist ein Proceß der einfachen Reproduktion, und schon bei letz- +trer erläutert. | + +|513| Nehmen wir an, daß von den 500 I1 11 400 in konstantes Kapital zu +verwandeln, 100 in variables. Der Umsatz innerhalb I der 4 0 0m, die so +kapitalisirt werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne weit- +res annexirt werden an Ic, und wir erhalten dann für I: +4 4 0 0c + 1000y + 100m (die in 1 0 0v umzusetzen sind). + +Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 I1 11 (in +Produktionsmitteln existirend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital +von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des +zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben +dann für I ein Kapital von 4 4 0 0c + 1 1 0 0v (die letztren in Geld) = 5500. +II hat jetzt für konstantes Kapital 1600c; es muß zu deren Bearbeitung +weitre 5 0v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschießen, sodaß sein +variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung des kon +stanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird bestritten + +474 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +aus seinem Mehrwerth; von den 750 I Im bleiben also nur 6 0 0m als K o n +sumtionsfonds der Kapitalisten I I, deren Jahresprodukt sich nun ver +theilt wie folgt: + +II. 1 6 0 0c + 8 0 0v + 6 0 0m (Konsumtionsfonds) = 3000. + +Die in Konsumtionsmitteln producirten 1 5 0m, die hier in ( 1 0 0c + 5 0v) II +umgesetzt, gehn in ihrer Naturalform ganz in die Konsumtion der Ar +beiter ein: 100 werden verzehrt von den Arbeitern I (100 Iv) und 50 von +den Arbeitern II (50 I IV), wie oben auseinandergesetzt. In der That muß +in I I, wo sein Gesammtprodukt in einer für die Akkumulation nöthigen +F o rm zubereitet wird, ein um 150 größrer Theil des Mehrwerths in Form +reproducirt werden. Beginnt +von nothwendigen Konsumtionsmitteln +wirklich die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, so fließen die 100 +variables Geldkapital von I durch die Hände seiner Arbeitsklasse zurück +an II; welches dagegen 1 0 0m in Waarenvorrath an I überträgt und zu +gleich 50 in Waarenvorrath an seine eigne Arbeiterklasse. + +Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun + +wie folgt: + +I. 4 4 0 0c +110Ov + 500 Konsumtionsfonds = 6000 +II. 1 6 0 0c + 8 0 0v + 600 Konsumtionsfonds = 3000 + +Summa 9000 wie oben. | + +|514| Davon sind Kapital: + +I. 4 4 0 0c +110Ov (Geld) = 5500 Ì +II. 1 6 0 0c + 8 0 0v (Geld) = 2400 J +während die Produktion begann mit: + +I. 4000c + lOOOv = 5000 \ +II. 1500c + 7 5 0v = 2250 J + +Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich, d. h. +wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich producirt, so erhalten +wir am Ende des nächsten Jahres: + +I. 4400c + llOOv + 1100m = 6600 ì +II. 1600c + 8 0 0v + 8 0 0m = 3200 J + += + +Es werde nun sub I in derselben Proportion fortakkumulirt; also 5 5 0m als +Revenue verausgabt, 5 5 0m akkumulirt. Zunächst werden dann 1100 Iv +ersetzt durch 1100 Ic, ferner sind noch 550 Im zu realisiren in einem glei +chen Betrag von Waaren II; also zusammen 1650 I (v + m)- Aber das zu +ersetzende konstante Kapital von II ist nur = 1600, die übrigen 50 müs +sen also ergänzt werden aus 800 I Im. Wenn wir hier zunächst vom Geld +absehn, so haben wir als Resultat dieser Transaktion: + +I. 4 4 0 0c + 5 5 0m (welche zu kapitalisiren sind); daneben in Konsum + +tionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter 1 6 5 0 (v + m), realisirt in Waaren + +Hc + +475 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +II. 1 6 5 0c (nämlich 50 zugefügt nach Obigem aus I Im) + 8 0 0v + 7 5 0m + +(Konsumtionsfonds der Kapitalisten). + +Wenn aber das alte Verhältniß von ν zu c in II bleibt, so müssen für 5 0c +weitre 2 5v ausgelegt werden; diese sind zu nehmen von den 7 5 0m; wir +erhalten also: + +II. 1 6 5 0c + 8 2 5v + 7 2 5m. +Sub I ist zu kapitalisiren 5 5 0m; wenn das frühere Verhältniß bleibt, so +bilden davon 440 konstantes Kapital, und 110 variables Kapital. Diese +110 sind eventuell zu schöpfen aus 725 I Im, d. h. Konsumtionsmittel zum +Werth von 110 werden von den Arbeitern I verzehrt statt von Kapitali +sten II, diese letztren also gezwungen, diese 1 1 0m die sie nicht verzehren +können, zu kapitalisiren. Dies läßt von den 725 I Im übrig 615 I Im. Wenn +aber so II diese 110 in zusätzliches konstantes Kapital verwandelt, so +braucht es ein ferneres zusätzliches variables Kapital von 55; dies muß +wieder von seinem Mehrwerth gestellt werden; ¡515| abgezogen von +615 I Im läßt es übrig 560 für Konsumtion der Kapitalisten II und wir +erhalten nun nach Vollziehung aller aktuellen und potentiellen Ueber- +tragungen, an Kapitalwerth: + +I. (4400c + 440c) +II. (1600c + 5 0c + 1 1 0c) + ( 8 0 0v + 2 5v + 5 5v) = 1 7 6 0c + 8 8 0v + ++ (HOOv + HOv) + += 4 8 4 0c + 1 2 1 0v = 6050 + += 2640. + +8690. +Soll die Sache normal abgehn, so muß die Akkumulation in II sich + +rascher vollziehn, als in I, weil der Theil von I (v + m), der in Waaren I IC +umzusetzen ist, sonst rascher wächst, als I IC, gegen das allein er sich +umsetzen kann. + +Wird die Reproduktion auf dieser Grundlage und bei sonst gleichblei +benden Umständen fortgesetzt, so erhalten wir am Schluß des folgenden +Jahrs: + +I. 4 8 4 0 c + 1 2 1 0v+ 1 2 1 0m = 7260 Ì +II. 1 7 6 0c+ 8 8 0v+ 8 8 0m = 3520 J + += + +i + +n + +7 + +Rn + +Bei gleichbleibender Theilungsrate des Mehrwerths ist zunächst als + +Revenue zu verausgaben von I: 1 2 1 0v und die Hälfte von m = 605, zu +sammen = 1815. Dieser Konsumtionsfonds ist wieder größer um 55 als +I IC. Die 55 sind abzuziehn von 880 I Im, bleiben 825. 55 I Im in I IC ver +wandelt, setzt fernem Abzug von I Im voraus für entsprechendes variables +Kapital = 271A; bleibt zu verzehren 7971A Ilm- + +Es sind jetzt zu kapitalisiren in I 6 0 5m; davon konstant 484, und va +riabel 121; letztre sind abzuziehn von I Im, das jetzt noch = 7971A, läßt +6 7 61A I I1 n. II verwandelt also weitre 121 in konstantes Kapital und +braucht dafür weitres variables Kapital = 601A; dies geht ebenfalls von +676 Ά ab; bleiben 616 zu verzehren. + +476 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +Wir haben dann an Kapital: + +I. Konstant 4840 + 484 = 5324. +Variabel 1210 + 121 = 1331. + +I I. Konstant 1760 + 55 + 121 = 1936. + +Variabel + +880 + 2 7' / 2+ 6 01A ?= 968. + +Zusammen: 1. 5 3 2 4c + 1331 v = 6655 + +9559 + +II. 1 9 3 6c + 9 6 8v = 2904 + +' + +und Ende des Jahrs an Produkt: | + +|516| I. 5 3 2 4c + 1331 v + 1331 m = 7986 Ì +II. 1 9 3 6c+ 9 6 8v+ 9 6 8m = 3872 J + +Mit Wiederholung derselben Rechnung und Abrundung der Brüche + +erhalten wir am Schluß des folgenden Jahrs ein Produkt von: + +I. 5 8 5 6c + 1 4 6 4v + 1 4 6 4m = 8784 + +II. 2 1 2 9 c+ 1 0 6 5v+ 1 0 6 5m = 4249 + +' + +1 3 033 +1 J U J J- + +Und am Schlüsse des nächstfolgenden Jahres: + +I. 6442c + 1 6 1 0v+ 1 6 1 0m = 9662 +II. 2342c + 1 1 7 2v + 1 1 7 2m = 4686 J + +14 348 + +Im Verlauf von vierjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter +ist das Gesammtkapital von I und II gestiegen von 5 4 0 0c + 1 7 5 0v = 7150 +auf 8 7 8 4c + 2 7 8 2v = 11 566, also im Verhältniß von 100 : 160. Der Ge- +sammtmehrwerth war ursprünglich 1750, er ist 2782. Der verzehrte +Mehrwerth war anfangs 500 für I und 535 für I I, zusammen = 1035; er +war im letzten J a hr 732 für I und 958 für I I, zusammen = 1690. Er ist also +gewachsen im Verhältniß von 100 : 163. + +2) Zweites Beispiel. + +Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000, das sich allzusammt als +Waarenkapital in der Hand der industriellen Kapitalistenklasse befindet, +in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältniß des variablen +und konstanten Kapitals das von 1 : 5 ist. Es setzt dies voraus: schon +bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion und, dem ent +sprechend, der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit; bedeutende, +schon vorhergegangne Erweitrung der Produktionsleiter; endlich Ent +wicklung aller der Umstände, die eine relative Uebervölkerung in der +Arbeiterklasse produciren. Das Jahresprodukt wird sich dann, nach Ab +rundung der Brüche, vertheilen wie folgt: +I. 5000c + 100Ov + 1000m = 7000 Ì +II. 1430c + 2 8 5v + 2 8 5m = 2000 J + +Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumire den halben Mehr +andre Hälfte. Dann wären + +akkumulire die + +werth = 500, und + +477 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +(lOOOv ||517| + 5 0 0m)I = 1500 umzusetzen in 1500 I IC. Da hier I IC nur += 1430, so ist vom Mehrwerth 70 zuzusetzen; dies von 285 I Im abgezogen +läßt 215 I Im- Wir erhalten also: + +I. 5 0 0 0c + 5 0 0m (zu kapitalisiren) + 1500(v + m) in Konsumtionsfonds + +der Kapitalisten und Arbeiter. + +II. 1 4 3 0c + 7 0m (zu kapitalisiren) + 2 8 5v + 2 1 5m. +Da hier 70 I Im direkt annexirt werden an I IC, so ist erheischt, um dies +zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein variables K a- + +70 + +pital von -y = 14; diese 14 gehn also weiter ab von 215 I Im; bleibt +201 I Im, und wir haben: + +II. (1430c + 7 0c) + ( 2 8 5v + 1 4v) + 2 0 1m. +Der Umsatz von 1500 I (v + i /2 m) gegen 1500 I IC ist ein Proceß der ein +fachen Akkumulation, und sofern abgemacht. Indeß sind hier noch ei +nige Eigenthümlichkeiten zu bemerken, die daraus entstehn, daß bei der +akkumulirenden Reproduktion I (v + ' /2 m) nicht durch I IC allein ersetzt +wird, sondern durch I IC plus einem Theil von I Im. + +D a ß, Akkumulation vorausgesetzt, I (v + m) größer ist als I IC und nicht +gleich I IC, wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von selbst; +denn 1) inkorporirt I einen Theil seines Mehrprodukts in sein eignes +produktives Kapital, und verwandelt davon +5U in konstantes Kapital, +kann diese 5k also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtionsmittel II; +2) I hat aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation innerhalb II +nöthige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II an I den Stoff +zu liefern hat für das variable Kapital, das den von I selbst als konstantes +Mehrkapital angewandten Theil seines Mehrprodukts in Bewegung set +zen soll. Wir wissen: das wirkliche variable Kapital besteht aus Arbeits +kraft, also auch das zusätzliche. Es ist nicht der Kapitalist I, der etwa von +II nothwendige Lebensmittel auf Vorrath kauft, oder aufhäuft für die von +ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft, wie es der Sklavenhalter +thun mußte. Es sind die Arbeiter selbst, die mit II handeln. Dies verhin +dert aber nicht, daß vom Standpunkt des Kapitalisten aus die Konsum +tionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft nur Produktions- und Erhaltungs +mittel seiner eventuell zuschüssigen Arbeitskraft, also die Naturalform +seines variablen Kapitals sind. Seine eigne nächste Operation, hier die +von I, besteht nur darin, daß er das nöthige neue Geldkapital aufspei +chert, das zum K a uf zuschüssiger Arbeitskraft nöthig. ||518| Sobald er +diese inkorporirt, wird das Geld Kaufmittel der Waaren II für diese Ar +beitskraft, muß also ihre Konsumtionsmittel vorfinden. + +Nebenbei. Der Herr Kapitalist, wie seine Presse, ist oft unzufrieden mit +der Art wie die Arbeitskraft ihr Geld verausgabt, und mit den Waaren II, + +478 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +worin sie selbes realisirt. Bei dieser Gelegenheit philosophirt, kultur­ +schwatzt und philanthropisirt er, wie ζ. B. Herr Drummond, englischer +Gesandtschaftssekretär in Washington: „The Nation" (ein Blatt) habe +letzten Oktober 1879 einen interessanten Artikel gebracht, worin es unter +andrem heiße: „Die Arbeiter haben in der Kultur nicht Schritt gehalten +mit dem Fortschritt der Erfindungen; es sind ihnen Massen von Gegen +ständen zugänglich geworden, die sie nicht zu gebrauchen wissen, und für +die sie also keinen Markt schaffen." (Jeder Kapitalist wünscht natürlich, +daß der Arbeiter seine Waare kaufen soll.) „Es liegt kein Grund vor, +warum der Arbeiter sich nicht ebensoviel Komforts wünschen sollte, wie +der Geistliche, Advokat und Arzt, der denselben Betrag erwirbt wie er." +(Diese Sorte Advokaten, Geistliche und Aerzte müssen es in der That bei +dem Wunsch vieler Komforts gewähren lassen!) „Aber er thut es nicht. +Die Frage ist noch immer, wie er als Konsument durch ein rationelles +und gesundes Verfahren höher zu stellen ist; keine leichte Frage, da sein +ganzer Ehrgeiz nicht über eine Verkürzung seiner Arbeitsstunden hinaus +geht, und der Demagog ihn hierzu vielmehr aufreizt als zur Erhebung +seiner Lage durch Verbessrung seiner geistigen und moralischen Fähig +keiten." (Reports of H. M.'s Secretaries of Embassy and Legation on the +Manufactures, Commerce etc. of the countries in which they reside. Lon +don 1879, p. 404.) + +Lange Arbeitsstunden scheinen das Geheimniß des rationellen und ge +sunden Verfahrens, welches die Lage des Arbeiters durch Verbeßrung +seiner geistigen und moralischen Fähigkeit heben und ihn zu einem ra +tionellen Konsumenten machen soll. Um ein rationeller Konsument der +Waare der Kapitalisten zu werden, muß er vor allem - aber der Demagog +hindert ihn daran! - damit beginnen, seine eigne Arbeitskraft irrationell +und gesundheitswidrig von seinem eignen Kapitalisten konsumiren zu +lassen. Was der Kapitalist unter rationellem Konsum versteht, zeigt +sich dort wo er so herablassend ist, sich direkt in den Konsumtionshan +del seiner Arbeiter einzulassen - im Trucksystem, wovon auch das | +|519| Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodaß sein Kapitalist zugleich sein +Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist. + +Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen He +bungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Bericht +unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und Law +rence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen gehören +der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorsteherinnen +dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen Ver +haltungsregeln vorschreibt; kein Mädchen darf nach 10 Uhr Nachts nach +Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Gesellschaft + +479 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +patrouillirt die Gegend ab, um die Uebertretung dieser Hausordnung zu +verhindern. Nach 10 Uhr Abends wird kein Mädchen weder aus- noch +eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren als auf dem der Ge +sellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr 10 Doli. +Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den ratio +nellen Konsumenten: „ Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in vielen +der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik, Gesang +und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach zehn +stündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der +Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn." (p. 412.) Das Haupt- +geheimniss aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu ma +chen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik von +Turner's Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatzmeister +der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, daß namentlich die ame +rikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt, fährt +fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir sind ihm +voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir müssen +niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unsern Stahl +wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben!" (p. 427.) +Herabsetzung des Arbeitslohns und lange Arbeitsstunden, das ist der +Kern des rationellen und gesunden Verfahrens, das den Arbeiter erheben +soll zur Würde eines rationellen Konsumenten, damit er einen Markt +schaffe für die Masse von Gegenständen, die die Kultur und der Fort +schritt der Erfindung ihm zugänglich gemacht haben. + +|520| Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem +Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige +variable Kapital für I. II akkumulirt für I und für sich selbst soweit das +variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größern Theil seiner +Gesammtproduktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, +in +F o rm von nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt. + +I(v + m) muß bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = I IC +plus dem Theil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder inkorporirt +wird, plus dem zuschüssigen Theil von konstantem Kapital, nöthig zur +Erweitrung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweitrung ist +das, ohne welches die wirkliche Akkumulation, d. h. die wirkliche Pro +duktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist. + +Kommen wir nun zu dem oben zuletzt betrachteten Fall zurück, so hat +er die Eigenthümlichkeit, daß I IC kleiner als I (v + ' / 2 m ), als der in Kon- + +480 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +sumtionsmitteln als Revenue verausgabte Theil des Produkts von I, so +daß, um die 1500 I (v + m) umzusetzen, sofort ein Theil des Mehrprodukts +II = 70 dadurch realisirt wird. Was I IC = 1430 betrifft, so muß es, bei +sonst gleichbleibenden Umständen, ersetzt werden aus I (v + m) zum selben +Werthbetrag, damit einfache Reproduktion in II stattfinden könne, und +ist insoweit hier nicht weiter zu betrachten. Anders mit den ergänzenden +70 I Im. Was für I bloßer Ersatz von Revenue durch Konsumtionsmittel, +bloß auf die Konsumtion gerichteter Waarenaustausch, ist für II hier +nicht - wie innerhalb der einfachen Reproduktion - bloße Rückverwand +lung seines konstanten Kapitals aus der F o rm von Waarenkapital in sei +ne Naturalform, sondern direkter Akkumulationsproceß, Verwandlung +eines Theils seines Mehrprodukts aus der F o rm von Konsumtionsmitteln +in die von konstantem Kapital. Kauft I mit 70 £ (Geld - Geldreserve zum +Umsatz von Mehrwerth) die 70 I Im, und kauft II nicht dafür 70 Im, son +dern akkumulirt die 70 £ als Geldkapital, so ist letztres zwar immer Aus +druck von zuschüssigem Produkt (eben des Mehrprodukts von II, wovon +es Aliquote), obgleich nicht von einem in die Produktion wieder einge +henden Produkt; aber dann wäre diese Geldakkumulation auf Seite II +zugleich Ausdruck von unverkaufteren 70 Im in Produktionsmitteln. Es +fände also relative Ueberproduktion in I statt, entsprechend dieser +gleichzeitigen Nichterweitrung der Reproduktion auf Seite I I. | + +15211 Aber abgesehn hiervon: Während der Zeit, worin die 70 Geld, die +von I kamen, noch nicht oder nur theilweis durch Ankauf von 70 Im +seitens II zu I zurückgekehrt, figurirt 70 in Geld ganz oder theilweis als +zusätzliches virtuelles Geldkapital in der Hand von I I. Dies gilt von j e +dem Umsatz zwischen I und II, bevor wechselseitige Ersetzung der bei +derseitigen Waaren den Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt +bewirkt hat. Aber das Geld, bei normalem Verlauf der Dinge, figurirt +hier nur vorübergehend in dieser Rolle. Im Kreditsystem nun, wo jedes +momentan zusätzlich freigesetzte Geld sofort aktiv als zusätzliches Geld +kapital fungiren soll, kann solches nur vorübergehend freie Geldkapital +festgeritten werden, ζ. B. zu neuen Unternehmungen sub I dienen, wäh +rend es daselbst noch festliegendes Zusatzprodukt in andren Unterneh +mungen flüssig zu machen hätte. Es ist ferner zu bemerken, daß die +Annexation von 70 Im an das konstante Kapital II zugleich Erweitrung +des variablen Kapitals II erheischt zum Betrag von 14. Dies setzt voraus +- ähnlich wie in I bei direkter Inkorporation von Mehrprodukt Im in +Kapital Ic - daß die Reproduktion in II schon vor sich geht mit der +Tendenz auf fernere Kapitalisation; daß sie also Erweitrung des Theils +des Mehrprodukts einschließt, der aus nothwendigen Lebensmitteln be +steht. + +481 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +Das Produkt von 9000 im zweiten Beispiel muß zum Zweck der Repro +duktion, wie wir sahn, folgende Vertheilung annehmen, wenn 500 Im +kapitalisirt werden sollen. Wir ziehn dabei bloß die Waaren in Betracht +und vernachlässigen die Geldcirkulation. + +I. + +5 0 0 0c + 5 0 0m + +(zu kapitalisiren) + 1500(v + m) Konsumtionsfonds + += 7000 in Waaren. + +II. 1500c + 299ν + 2 0 1m= 2000 in Waaren. Gesammtsumme 9000 in + +Waarenprodukt. +Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt: + +In + +I + +theilen + +sich die + +5 0 0m, die + +kapitalisirt werden, + +in + +5Iu = 4 1 7c + Ve = 8 3v. Die 8 3v entziehn einen gleichen Betrag von I Im, der +Elemente des konstanten Kapitals kauft, also zu I IC geschlagen wird. +Eine Vermehrung von I IC um 83 bedingt eine Vermehrung von I IV um +'/s von 83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz: | +|522| I. (5000c + 4 1 7m)c + ( 1 0 0 0v + 8 3m)v = 5 4 1 7c + 1 0 8 3v = 6500 +I I. ( 1 5 0 0 c+ 8 3m) c+ ( 2 9 9v+ 1 7m)v = 1 5 8 3 c+ 3 1 6v = 1899. + +Zusammen: + +8399. + +Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500, also um V12. In II + +von 1715 auf 1899, also um nicht ganz lh. + +Die Reproduktion auf dieser Grundlage im zweiten J a hr ergibt am + +Jahresschluß an Kapital: + +I. (5417c + 4 5 2m)c + ( 1 0 8 3v + 9 0m)v = 5 8 6 9c + 1 1 7 3v = 7042. +II. (1583c + 4 2m + 9 0m)c + ( 3 1 6v + 8m + 1 8m)v = 1 7 1 5c + 3 4 2v + += 2057. + +Und am Ende des dritten Jahres an Produkt: + +I. 5 8 6 9c+ 1 1 7 3v+ 1 1 7 3m. +II. 1 7 1 5 c+ 3 4 2v+ 3 4 2m. + +Akkumulirt hier I wie bisher die Hälfte des Mehrwerths, so ergibt +I(v + ' / 2 m) 1 1 7 3v + 587 v2m = 1760, ist also größer als das gesammte +1715 I IC, und zwar um 45. Diese müssen also wieder durch Uebernahme +eines gleichen Betrags von Produktionsmitteln auf I IC ausgeglichen wer +den. I IC wächst also um 45, was einen Zuwachs von Vs = 9 in I IV bedingt. +Ferner theilen sich die kapitalisirten 587 Im zu 5k und VO in 4 8 9c und 9 8v; +diese 98 bedingen in II einen neuen Zuschlag zum konstanten Kapital +von 98 und dieser wieder eine Vermehrung des variablen Kapitals von II +um V5 = 20. Wir haben dann: + +I. (5869c + 4 8 9m)c + ( 1 1 7 3v + 9 8m)v= 6 3 5 8c + 1271 v = 7629 +I I. (1715c + 4 5m + 9 8m)c + ( 3 4 2v + 9m + 2 0m)v + += 1 8 5 8 c+ 3 7 1v = 2229 + +Total Kapital = 9858. | + +482 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +In drei Jahren wachsender Reproduktion ist also das Gesammtkapital +von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II von 1715 auf 2229, das +gesellschaftliche Gesammtkapital von 7715 auf 9858. + +3) Umsatz von IIC bei Akkumulation. + +Im Austausch von I (v + m) mit I IC finden also verschiedne Fälle statt. | + +15231 Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und ein +ander ersetzen, da sonst, wie oben gesehn, die einfache Reproduktion +nicht ohne Störung vor sich gehn kann. + +Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in +Betracht. In den bisherigen Fällen nahmen wir an, dass die Akkumula +tionsrate in I = 1Ii m I war, und ebenfalls, daß sie in den verschiednen +Jahren konstant blieb. Wir ließen nur die Proportion wechseln, nach +welcher dies akkumulirte Kapital sich in variables und konstantes theilt. +Dabei ergaben sich drei Fälle: + +1) I (v + i /2 m) = Hc, welches also kleiner ist als I (v + m)- Dies muß es im + +mer sein, sonst akkumulirte I nicht. + +2) I (v + i /2 m) ist größer als I IC. In diesem Fall wird der Ersatz dadurch +bewirkt, daß zu I IC ein entsprechender Theil von I Im hinzugefügt wird, +sodaß diese Summe = I (v + 'hm)- Hier ist der Umsatz für II nicht einfache +Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon Akkumulation, +Vermehrung desselben um den Theil seines Mehrprodukts, den es aus +tauscht gegen Produktionsmittel I; diese Vermehrung schließt zugleich +ein, daß II außerdem sein variables Kapital aus seinem eignen Mehr +produkt entsprechend vergrößert. + +3) I(v + V 2 m) ist kleiner als I IC. In diesem Fall hat II durch den Umsatz +sein konstantes Kapital nicht vollständig reproducirt, muß also das De +ficit durch K a uf von I ersetzen. Dies ernöthigt aber keine weitre Akku +mulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital der Größe +nach durch diese Operation erst vollständig reproducirt wird. Andrerseits +hat durch diesen Umsatz der Theil der Kapitalisten von I, der nur zu +sätzliches Geldkapital aufhäuft, schon einen Theil dieser Sorte Akku +mulation vollbracht. + +Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, daß I (v + m) = Hc sei, +ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion, was üb +rigens nicht ausschließt, daß im industriellen Cyklus von 10-11 Jahren +ein Jahr oft geringre Gesammtproduktion hat als das vorhergehende, +also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Verhältniß zum +vorhergehenden Jahr. Sondern auch, bei dem natürlichen jährlichen +Wachsthum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion nur insofern + +483 + + Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +stattfinden, als von den 1500, die den Gesammtmehrwerth repräsentiren, +eine entsprechend größre Zahl unproduktiver Dienstleute mitzehrten. +Akku||524^nulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische Produk +tion, wäre dagegen hierbei unmöglich. Die Thatsache der kapitalistischen +Akkumulation schließt demnach aus, daß I IC = I (v + m)· Dennoch könnte +selbst bei kapitalistischer Akkumulation der Fall eintreten, daß, in Folge +des Gangs der in der frühern Reihe von Produktionsperioden vollzognen +Akkumulationsprocesse, I IC nicht nur gleich, sondern selbst größer wür +de als I(v + m)· Dies wäre eine Ueberproduktion in II, und nur auszu +gleichen durch einen großen Krach, in Folge dessen Kapital von II auf I +sich übertrüge. - Es ändert auch nichts an dem Verhältniß von I (v + m) zu +I IC, wenn ein Theil des konstanten Kapitals von II sich selbst reproducirt, +wie ζ. B. in der Agrikultur die Anwendung von selbst erzeugtem Samen. +Dieser Theil von I IC kommt mit Bezug auf den Umsatz zwischen I und II +ebensowenig in Betracht, wie Ic dabei in Betracht kommt. Es ändert auch +nichts an der Sache, wenn ein Theil der Produkte von II seinerseits fähig +ist, als Produktionsmittel in I einzugehn. Sie werden gedeckt durch einen +Theil der von I gelieferten Produktionsmittel, und dieser Theil ist von +vornherein auf beiden Seiten in Abzug zu bringen, wenn wir den Aus +tausch zwischen den beiden großen Klassen der gesellschaftlichen Pro +duktion, den Producenten von Produktionsmitteln und den Producenten +von Konsumtionsmitteln, rein und ungetrübt untersuchen wollen. + +Also bei kapitalistischer Produktion kann I (v + m) nicht gleich I IC sein + +oder beide können sich nicht im Umsatz gegen einander decken. Dage + +gen kann, wenn I™ der Theil von Im ist, der als Revenue von den K a + +pitalisten I ausgegeben wird, I |v + ™| gleich, größer oder kleiner sein als + +I IC; I |v + ™j muß aber immer kleiner sein als I I (C + m), und zwar um so viel + +kleiner als der Theil von I Im, den die Kapitalistenklasse II unter allen +Umständen selbst verzehren muß. + +Es ist zu bemerken, daß bei dieser Darstellung der Akkumulation der +Werth des konstanten Kapitals, sofern es Werththeil des Waarenkapitals +ist, zu dessen Produktion es mitwirkt, nicht exakt dargestellt ist. Der +fixe Theil des neu akkumulirten konstanten Kapitals geht nur allmälig +und periodisch, je nach der Natur dieser fixen Elemente verschieden, in +das Waarenkapital ein; dies besteht daher da, wo Rohstoff und Halbfa +brikat etc. massenhaft in die Waarenproduktion eingeht, zum größren | +¡5251 Theil aus Ersatz der cirkulirenden konstanten Bestandtheile und des +variablen Kapitals. (Des Umschlags der cirkulirenden Bestandtheile we +gen kann doch so verfahren werden; es ist damit angenommen, daß +innerhalb des Jahres der cirkulirende Theil zusammen mit dem an ihn + +484 + + Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion + +abgegebnen Werththeil des fixen Kapitals so oft umschlägt, daß die Ge- +sammtsumme der gelieferten Waaren gleich dem Werth des gesammten in +die jährliche Produktion eingehenden Kapitals.) Wo aber für den M a +schinenbetrieb nur Hülfsstoffe eingehn, kein Rohmaterial, muß das Ar +beitselement = ν als größrer Bestandtheil in Waarenkapital wieder er +scheinen. Während in der Profitrate der Mehrwerth berechnet wird auf +das Gesammtkapital, unabhängig davon, ob die fixen Bestandtheile viel +oder wenig Werth periodisch an das Produkt abgeben, ist für den Werth +jedes periodisch erzeugten Waarenkapitals der fixe Theil des konstanten +Kapitals nur soweit mit einzurechnen, als er durch Verbrauch im Durch +schnitt Werth an das Produkt selbst abgiebt. + +IV. Nachträgliches. + +Die ursprüngliche Geldquelle für II ist ν + m der Goldproduktion I, aus­ +getauscht gegen einen Theil von I IC; nur soweit der Goldproducent +Mehrwerth aufhäuft oder in Produktionsmittel I verwandelt, also seine +Produktion ausdehnt, geht sein ν + m nicht in II ein; andrerseits, soweit +Akkumulation von Geld, seitens des Goldproducenten selbst, schließlich +zur erweiterten Reproduktion führt, geht ein nicht als Revenue ausge +gebner Theil des Mehrwerths der Goldproduktion für zuschüssiges va +riables Kapital des Goldproducenten in II ein, fördert hier neue Schatz +bildung oder gibt neue Mittel von I zu kaufen, ohne direkt wieder an es +zu verkaufen. Von dem aus diesem I (v + m) der Goldproduktion stam +menden Geld geht der Theil des Goldes ab, den gewisse Produktions +zweige von II als Rohmaterial etc., kurz als Ersatzelement ihres konstan +ten Kapitals brauchen. Element zur vorläufigen - zum Zweck künftiger +erweiterter Reproduktion erfolgenden - Schatzbildung im Umsatz zwi +schen I und II ist: für I nur, wenn ein Theil von Im an II einseitig, ohne +Gegenkauf verkauft wird und hier für zusätzliches konstantes Kapital II +dient; für II, wenn dasselbe der Fall ist seitens I für zuschüssiges variables +Kapital; ferner, wenn ein Theil des von ||526| I als Revenue ausgegebnen +Mehrwerths nicht gedeckt wird durch I IC, also damit ein Theil von I Im +gekauft und dadurch in Geld verwandelt wird. Ist I |v + ™J größer als I IC, + +so braucht I IC zu seiner einfachen Reproduktion nicht durch Waare aus I +zu ersetzen, was I von I Im weggezehrt hat. Es fragt sich, wie weit inner +halb des Austausches der Kapitalisten II unter sich - ein Austausch, der +nur aus gegenseitigem Austausch von I Im bestehn kann - Schatzbildung +stattfinden kann. Wir wissen, daß innerhalb II direkte Akkumulation +dadurch stattfindet, daß ein Theil von Ilm direkt in variables Kapital +(gerade wie in I ein Theil von Im direkt in konstantes Kapital) verwandelt + +485 + + Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals + +wird. Bei den verschiednen Altersklassen der Akkumulation innerhalb +der verschiednen Geschäftszweige von II, und innerhalb jedes einzelnen +Geschäftszweigs für die einzelnen Kapitalisten, erklärt sich die Sache, +mutatis mutandis, ganz wie sub I. Die Einen befinden sich noch im Sta +dium der Schatzbildung, verkaufen ohne zu kaufen, die Andern auf dem +Punkt wirklicher Erweiterung der Reproduktion, kaufen ohne zu ver +kaufen. Das zuschüssige variable Geldkapital wird zwar zunächst ausge +legt in zuschüssiger Arbeitskraft; diese kauft aber Lebensmittel von den +schatzbildenden Inhabern der zuschüssigen, in den Arbeiterkonsum ein +gehenden Konsumtionsmittel. Von letztren kehrt pro rata ihrer Schatz- 10 +bildung das Geld nicht an seinen Ausgangspunkt zurück, sie häufen es +auf. + +5 + +486 + + Friedrich Engels +Vorwort zur zweiten Auflage +Hamburg 1 8 93 + +/ X X I I I/ Die vorliegende zweite Auflage ist der Hauptsache nach ein +wortgetreuer Abdruck der ersten. Die Druckfehler sind verbessert, einige +stylistische Nachlässigkeiten beseitigt, einige kurze, nur Wiederholungen +enthaltende Absätze gestrichen worden. + +5 + +Das dritte Buch, das ganz unerwartete Schwierigkeiten gemacht hat, ist +nun auch beinahe im Manuskript fertiggestellt. Bleibe ich gesund, dann +kann der Druck noch diesen Herbst beginnen. + +London, 15. Juli 1893. + +F. E n g e l s. | + +487 + + \ No newline at end of file