diff --git "a/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.2) Karl Marx - O_konomische Manuskripte und Schriften 1858-1861-Dietz Verlag (1980).txt" "b/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.2) Karl Marx - O_konomische Manuskripte und Schriften 1858-1861-Dietz Verlag (1980).txt" new file mode 100644--- /dev/null +++ "b/MarxEngelsGesamtausgabe/(Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA)_ II.2) Karl Marx - O_konomische Manuskripte und Schriften 1858-1861-Dietz Verlag (1980).txt" @@ -0,0 +1,15045 @@ +KARLMARX +ÖKONOMISCHE +MANUSKRIPTE +UND SCHRIFTEN +1858-1861 + +TEXT + +DIETZ VERLAG BERLIN + +1980 + + KARLMARX +FRIEDRICH ENGELS +GESAMTAUSGABE +(MEGA) + +ZWEITE ABTEILUNG + +"DAS KAPITAL" UND VORARBEITEN + +BAND 2 + +Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus + +beim Zentralkomitee der + +Kommunistischen Partei der Sowjetunion + +und vom Institut für Marxismus-Leninismus + +beim Zentralkomitee der + +Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands + + Redaktionskommission der Gesamtausgabe: +Günter Heyden und Anatoli Jegorow (Leiter), +Erich Kundel und Alexander Malysch (Sekretäre), +Rolf Dlubek, Heinrich Gemkow, Lew Go Iman, +Sofia Lewiowa, Michall Mtschedlow, Richard Sperl. + +Redaktionskommission der Zweiten Abteilung: +Alexander Malysch (Leiter), +Larissa Miskewitsch, Roland Nietzold, Hannes Skambraks. + +Bearbeitung des Bandes: +Larissa Miskewitsch (Leiter), +Irina Antonowa, Ljudmila Wassina, +unter Mitarbeit von Geli Kowgankin. +Gutachter: Roland Nietzold. + +Text und Apparat +Mit 19 Abbildungen +© Dietz Verlag Berlin 1980 +Lizenznummer 1 +LSV 0046 +Technische Redaktion: Friedrich Hackenherger, Heinz Ruschinski +und Waltraud Schulze +Korrektur: Renate Kröhnert, Gerda Plauschinnat und Erika Resch +Einband: Albert Kapr +Typografie: Albert Kapr/Horst Kinkel +Schrift: Times-Antiqua und Maxima +Printed in the German Democratic Republic +Gesamtherstellung: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb Leipzig +Papierherstellung: VEB Druck- und Spezialpapiere Golzern +Best.-Nr.: 744 860 3 +DDR 135,-M + + Inhalt + +Text Apparat + +Einleitung + +Editorische Hinweise + +KARL MARX ·ÖKONOMISCHE MANUSKRIPTE +UND SCHRIFTEN 1858-1861 + +Kar/ Marx · Index zu den 7 Heften + +Erster Entwurf +Zweiter Entwurf + +Kar/ Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +Zweites Kapitel. Das Geld + +2. Das Geld als Zahlungsmittel +3. Das Geld als internationales Zahlungs- und + +Kaufmittel, als Weltmünze + +4. Die edlen Metalle als Träger des Geldverhältnisses +5. Erscheinung des Appropriationsgesetzes in + +der einfachen Zirkulation + +6. Übergang zum Kapital + +Drittes Kapitel. Das Kapital +A. Produktionsprozeß des Kapitals + +1. Verwandlung des Geldes in Kapital +Zusätze + +Kar/ Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +Vorwort +Erstes Buch. Vom Kapital + +Abschnitt I. Das Kapital rm Allgemeinen + +Erstes Kapitel. Die Ware +A. Historisches zur Analyse der Ware + +9* + +27* + +3 +3 +8 + +17 +19 +19 + +23 +39 + +47 +63 +85 +85 +85 +93 + +95 +99 +105 +107 +107 +130 + +303 + +317 + +370 + +5* + + Inhalt + +Text + +Apparat + +Zweites Kapitel. Das Geld oder die einfache Zirku + +lation +1. Maß der Werte + +B. Theorien von der Maßeinheit des Geldes + +2. Zirkulationsmittel + +a) Die Metamorphose der Waren +b) Der Umlauf des Geldes +c) Die Münze. Das Wertzeichen + +3. Geld + +a) Schatzbildung +b) Zahlungsmittel +c) Weltgeld + +4. Die edeln Metalle + +C. Theorien über Zirkulationsmittel und Geld + +Friedrich Engels · Rezension zu Karl Marx: + +Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft +Kar/ Marx . Planentwurf zum Kapitel über das Kapital +Kar/ Marx · Verzeichnis zu dem Zitatenheft +Kar/ Marx · Referate zu meinen eignen Heften +Kar/ Marx · Über die Teilung der Arbeit +Kar/ Marx · Über die Grundrente + +REGISTER + +Literaturregister + +I. Arbeiten von Marx und Engels +II. Arbeiten anderer Autoren +111. Periodica + +Namenregister + +Sachregister + +Verzeichnis der Abbildungen + +Seite 23 aus Heft M +Seite 27 aus Heft M +Seite 29 aus Heft M +Seite 33 aus Heft M +Seite 16 aus Heft 81 +Seite 3 aus Heft B" +Seite 16 aus Heft B" +Karl Marx: Zur Krit1k der politischen Ökonomie. Erstes Heft. +Berlin 1859. Titelblatt. + +6* + +139 +140 +149 +157 +158 +166 +174 +187 +189 +199 +210 +213 +217 + +246 +256 +264 +272 +287 +289 + +5 +6 +9 +15 +45 +65 +87 + +97 + +403 +406 +414 +443 +462 +463 + +467 +467 +468 +480 + +482 + +492 + + Inhalt + +Text Apparat + +Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. +Seite 22 aus Marx' Handexemplar +Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. +Seite 121 aus Marx' Handexemplar +Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. +Seite 145 aus Marx' Handexemplar +Seite 21 aus Heft 8" +Seite 22 aus Heft 8" +Seite 26 aus Heft 8" +Seite 28 aus Heft 8" +Anfang einer Lektion über die Grundrente +Erste Umschlagseite des Heftes 81 +Seite 13 aus Heft 81 +Seite 38 aus Heft B" + +125 + +203 + +225 +265 +266 +269 +273 +291 + +319 +320 +333 + +7* + + KARL MARX + +ÖKONOMISCHE MANUSKRIPTE + +UND SCHRIFTEN + +1858-1861 + + Karl Marx +Index zu den 7 Heften + +IM-23\ Index zu den 7 Heften. +(dem ersten Theil) + +(Erster Entwurf] + +I) Werth. + +5 + +I, 12, 13, 20, 21, Ricardo VI, 1. Maltbus VI, 13 Cl) (A. Smith VI, 17, 18) +Gebrauchswerth und Tauschwerth (Heft VI, 28 Ende und 29) Steuart (VII, +26) ([I) (ib. 1\l) (l.c.llll) (VII, 39.Torrens) (VII, 49.) (Einfache und skilled +labour) + +II) Geld. + +10 + +Im Allgemeinen. Uebergang vomWerthin das Geld. (I, 13) (14). Product des +Tauschs selbst (I, 14, \111) (1, 14, !II) I, 15; 17. + +Die 3 Bestimmungen des Geldes VII, 35, 36. (Bailey). + +1) Das Geld als Maaß + +Durch die Denomination des Papiergelds in Gold und Silber, es sei legal +15 convertibel oder nicht, ist gesezt, daß es austauschbar sein muß gegen das +Quantum Gold oder Silber, das es repräsentirt. Sobald es dieß nicht mehr +ist, ist es depreciirt mit oder ohne legale convertibility. (Heft I, p. 8, 9.) Gold +und Silber als Rechnungsgeld drücken keinen Werth aus, sondern nur ali +quote Theile ihrer eignen Materie. Ihr Titel nicht der eines Werths: sie bilden + +3 + + Karl Marx + +ihre eignen Nenner. (1. c. p. 9) (Daher nominell undepreciirbar.) Fallen und +Steigen im Werthe des Goldes und Silbers. (Heft I, 10.\\) (VII, 29 \\) Ueber +die Denomination der Werthe unmittelbar in Arbeitszeit. (I, 11, 12; 18, 19) + +Uebersetzen der Waare im Kopf in Geld. Geld als Rechnungsgeld, als +Tauschmittel (I, 13) Money of account. (Steuart. VII, 26, 27) (Gouge VII, 27) +(VII, 30, 31) (32, 33, 34) Bailey. (VII, 36) Müller. (I. c.) Econ. (VII, 38) + +5 + +Assignates. (VII, 35) livres de compte in Frankreich. (Garnier. 1. c.) Geld +als Maaß braucht keinen constanten Werth, sondern nur Quantität. (Bailey, +VII, 36) Urquhart. VII, 55 Gray. (VII, 57.) Fullarton. VII, 61.\ + +\24\ 2) Das Geld als Tauschmittel oder die einfache Circulation. + +10 + +(I, 14, 15, 16) (17) Steuart. (VII, 26) + +lwünze. (Englische silver tokens. I, 18) (Montanari. VII, 27) Circulation und +standard. (VII, 29) Subsidiäre Münzen. (VII, 36, 37) (ib.l\) (ib. 38) (Hodgskin. +VII, 39) + +Privileg des Geldes immer die Circulation. (VII, 49) + +15 + +Zurückgebogne Circulation im Unterschied zu der einfachen Geldcircu +lation. Beispiel. (Econ. VII, 25\) Allgemeines darüber. (VII, 29) + +Werth des Geldes. J. St. Mill. VII, 56. +J. Mills Theorie. VII, 57, 58. Ricardo. VII, 59. +Bloser rise des price nicht hinreichend für demand for additional money. 20 + +(VII, 59. Fullarton) + +Widerspruch zwischen Geld als Circulationsmittel und Equivalent. +(VII, 61) Englische Bestimmung, wenn Geld nicht mehr vollgültig. (1. c.) +Quantität des circulirenden Geldes bestimmt. (VII, 61) + +V erhältniß worin die verschiednen Metalle in England als Geld dienen. + +25 + +(VII, 52) (Econ.) + +G-W leichter als W -G. (52, VII, Corbet.) + +3) Das Geld als Geld. + +(Cf. I, 17) (21) (23) (VI, 28\) Equivalent. (Steuart. VII, 25 unten) Bailey. +VII, 35, 36. Hoarden. (VII, 38) Vorstellung des Cortes. (VII, 44) (VII, 46) +(Gold und Silber als ustensils. Jacob VII, 59.) ib. Fullarton (VII, 59, 60) +Geld für Zahlungen und (Corbet. VII, 52) + +30 + +Auflösende Wirkung des Gelds (Free trade. VII, 59) l + +4 + + Seite 23 aus Heft M + + Seite 27 aus Heft M + + Index zu den 7 Heften · Erster Entwurf + +j25j 4) Die edlen Metalle als Träger des Geldes. + +Montanari. Schwärmerei für die "Erfindung" des Geldes. (VII, 27) + +Bailey. (VII, 36 \\) Kupfer, Silber, Gold. (Buchanan, VII, 37) Newman. + +(VII, 47) Galiani (VII, 49) Depreciation des Kupfers in Rom. (VII, 35) + +5 + +Depreciation verschiedner Geldsorten. Morrison VII, 55. + +5) Das Gesetz der Appropriation, +wie es in der einfachen Circulation erscheint.\ + +\26\ 6) Uebergang des Geldes zum Capital. + +111) Das Capital im Allgemeinen. + +10 + +U ebergang des Geldes in das Capital. + +1) Der Productionsprocess des Capitals. + +a) Austausch des Capitals mit Arbeitsvermögen. \ + +\27\ b) Der absolute Mehrwerth + +(Ricardo. VI, 1. 2.) (Surplusarbeit. Steuart. VII, 25 und 26.) (X) + +15 + +c) Der relative Mehrwerth. + +d) Die ursprüngliche Accumulation + +(Voraussetzungen des Verhältnisses von Capital und Lohnarbeit).\ + +j28j e) Umschlag des Gesetzes der Appropriation. + +Ricardo (VI, 1, 2.) (VI, 37, 38) + +20 + +2) Der Circulationsprocess des Capitals.\ + +7 + + Karl Marx + +[Zweiter Entwurf] + +129[1) Das Geld als Maaß. + +Mit der Denomination des Papiergeldes in einem metallnen (überhaupt einem +standard) ist seine Convertibilität ökonomisches Gesetz, sie mag legal +solches sein oder nicht. Die Streitfragen über Convertibilität werden so nur +rein technisch - wie diese Convertibilität zu sichern, legal oder nicht etc +(Heft I, p. 8) Daher die Lehre vom idealen Standard, i. e. no standard at all +bei den consequenten Anhängern der Convertibility (p. 9 ib.) (p. 10) + +Nominelle Undepreciirbarkeit des Geldes, nicht weil es allein einen +authentischen Werth ausdrückt, sondern weil es keinen Werth ausdrückt, +sondern sein Preiß, der s. g. Münzpreiß nichts ist als Namengebung für +gewisse Quanta seiner eignen Materie. (I, 9) + +Arbeitsgeld. (I, 11) (12) (VII, 57) +Geld der selbstständig neben den Waaren existirende Tauschwerth der +selben, worin sie verwandelt werden müssen. (I, 13) In ein qualitativ andres +Element. Sie werden so commensurabel. (I, 14) Cl; II; 111; II![) (I, 35) + +5 + +10 + +15 + +Der Tauschwerth der Waaren in Geld bestimmt durch die in ihnen ent +haltne Arbeitszeit. (I, 25) (I, 35) (Wie das faktisch geschieht. ibid.) + +Preiß. (I, 35) (36) Als Maaß dient das Geld stets als Rechengeld, und als +Preiß ist sie stets nur ideell in Geld verwandelt. (I, 36) (Garnier 1. c.) Diese 20 +ideelle Verwandlung hat nichts mit dem Vorrath Geldes zu thun. (1. c.) (38, I, +Hubbard) Verhältniß der Preisse zum Werth des Gelds. (I, 37) + +Geld als Maaß und als Circulationsmittel verschieden. (Garni er, Storch. +I, 36) (I, 37) (Gouge. Maaß in den amerikanischen Colonien. VII, 27) Schott- +land (VII, 38) (VII, 55. Wilson) (Geld bei den alten Deutschen. Wirth.) + +25 + +Für Geld als Maaß ist sein materielles Vorhandensein gleichgültig, aber +in der Vorstellung dient es als Materie. (1,41, 42) (43) (VII,29 unten) (30, 31 +ibid.) (32, 33) (34.) (35) Assignaten (35) (Ideales Maaß) + +Ideal Standard of money. (Steuart. VII, 26, 27) VII (38) Urquhart. (VII, 55) + +Double standard. (VII, 29) (VII, 38) (VII, 55) [ +[301 Als Maaß braucht der Werth des Geldes nicht unveränderlich zu sein. +(Bailey VII, 35, 36) + +30 + +8 + + Seite 29 aus Heft M + + Index zu den 7 Heften. Zweiter Entwurf + +Fixirung des Rechengelds (Müller, VII, 36) (VII, 38) + +Depreciation des standard. (VII, 55 Morrison) + +Ursachen des Steigens des Bullionpreisses über den Münzpreiß. (Fullar +ton. VII, 55) (VII, 61) (Macleod 1695.) etc, (Heft 2) sqq. + +5 1) I~eelle Verwandlung der Waaren in Geld. So das Geld Maaß. Der +Tauschwerth der Waaren drückt sich als Preiß aus. Das Geld wird so Re +chengeld. Arbeitszeit Maaß zwischen Geld und Waare. Wie sich das in der +Realität zeigt. + +2) Bestimmtes Quantum dieser bestimmten Materie; die als solche daher +10 entscheidend, aber nur als vorgestellt. Reales Vorhandensein bei diesem +Process gleichgültig; ebenso die Masse des vorräthigen Geldes. Das Geld als +Maaß kann unabhängig existiren vom Geld als wirklichem TauschmitteL + +3) Als Rechengeld erhält das Geld allgemeine sociale Existenz in dem +Münzpreiß, statt des wirklichen Gewichts wird mit seinem Namen gerechnet. +15 Dieß der Münzpreiß. Scheinbare Nichtdeprecirbarkeit des Gelds. Depre + +ciation. Appreciation. + +4) Die Gesetze sehr einfach. a) Fällt oder steigt der Werth de~ Geldes, so + +umgekehrtes Steigen oder Fallen des Geldpreisses der Waaren. + +b) Die Eintheilung muß fixirt sein, d. h. bestimmte Quantitäten stets +20 denselben Namen tragen. Aber als Maaß ist die Veränderung des Werths des +Geldes gleichgültig. Sein Münzpreiß drückt keinen Werth, sondern nur +Quantum aus. Dieß der fixed standard. + +c) Ein Metall muß Maaß sein. Kein double standard. + +5) Historische Betrachtung über den Ideal Standard. Arbeitsgeld etc.[ + +25 + +[31[ 2) Das Geld als TauschmitteL + +Heft I, 15, 14,16 (Erst ideelle Verwandlung in Geld; dann wirkliche) +(Uebergang aus dem Geld als Maaß in das Geld als Tauschmittel.) + +Transeendentale Macht des Gelds. I, 15. (~) Zufälligkeit der Umsetz- + +X + +barkeit der Waaren gegen Geld. (1, 15 unten und 16) Trennung von Kauf und +30 Verkauf. (I, 16) (16, 17) Der Tauschwerth den Waaren gänzlich inhärente + +Qualität, zugleich ausser ihnen. + +Trennung von Kauf und Verkauf. (I, 39) (Masse Scheintransactionen +möglich. I, 40) (Kaufmanns stand I. c.) (Keim der Crisen. I, 39. I, 40) Absolute + +11 + + Karl Marx + +Theilung der Arbeit möglich. (1. c.) (Vgl. 17, 18) (1,40) Money has nur 1 +exchange zu machen, Waaren 2. (VII, 49) Corbet (VII, 52) + +Geld- und Waarencirculation umgekehrte Bewegung (I, 34) (I, 37 \I) Unter +schied. Geld bleibt in der Circulation. (1, 40) (41) (47) (marchandise wird +denree, Geld nicht als Circu1ationsmittel.) + +5 + +Zersplitterte Natur der Geldcirculation. (I, 34) (Unterschied von der Bank +circulation ib.) (VII, 25) Masse der Umläufe. In der eigentlichen Circulation +hört das Geld auf Waare zu sein. (ib.) Geldumlauf. Ist Circulationsmittel, hat +selbst eine Circulation. (1. c.) Waaren und Geld circuliren sich wechsel +seitig. Ausserhalb der Geldcirculation liegende Momente die sie bestimmen. 10 +(1. c.) + +Circulation als totale Bewegung. (1, 38) (Hier zuerst ein gesellschaftlicher +Process als gesellschaftlicher Zusammenhang gegen die Individuen.) For +meller Charakter der einfachen Circulation. (II, 16, 17.) (VII, 29). + +Waarenmasse und Preisse. Die Waaren als Preisse der Circulation vor- +ausgesezt. Als Preisse nicht nur im Kopfe des Einzelnen vorgestellt als Geld, +sondern zwischen den Austauschenden. Wir gehn aus daß nur Equivalente +sich austauschen. Aber die Preißbestimmung geht immer dem wirklichen +Circulationsprocess vorher. (1, 34). (Masse des circulirenden Mediums). + +Voraussetzung der Circulation: Erstens Fixation der Preisse. Vorausset- +zung der Waaren als Preissbestimmter. Zweitens. Totalität von Austauschen. +(1, 34 unten.) Als Preiß erscheint die Waare als besondres Dasein des +Tauschwerths neben dem Geld als dem allgemeinen adaequaten desselben. +(1, 37) Eigentlich circulirt Geld nur die Eigenthumstitel. (1, 37) I + +15 + +20 + +1321 Werth des Gelds. Geld bleibt nur Waare als Circulationsmittel. VII, 56 +(J. St. Mill). 57. 1. c. Sismondi. + +25 + +Masse des circulirenden Mediums. (1, 37 unten) Hängt ab von der Höhe +der Preisse und der Masse der Transactionen. Von der Geschwindigkeit. +(Galiani, VII, 49.) (38, I.) Bestimmte Quantität für gleichzeitige Zahlungen, +Austauschakte nöthig (1, 38) Contraction und Expansion der Circulation. +(I, 46) Steuart etc. Locke etc. (VII, 26) VII, 59 (W. Blake. VII, 29.) James +Mill's Theorie. (VII, 57, 58) Eine Stelle von Geschwindigkeit. (Galiani. +VII, 49) (VII, 61. Fullarton.) (Ricardo. VII, 59.) +Geld Mittel Festes zu circuliren. (Bray. Free trade etc. VII. 59) + +30 + +12 + + Index zu den 7 Heften · Zweiter Entwurf + +Circulation als schlecht unendlicher Process. (Formbestimmung dessel + +ben.) (I, 39) (Keim der Crisen.) (1. c.) +Form der Circulation. W-G-W. + +G-W-G. (I,40) + +5 W -G-W hier das Geld bloses Tauschmittel der Waare. (I, 44) Als solches +gleichgültig gegen seine Materiatur. (44, I) Geld wird Repräsentant seiner +selbst. (1. c.) (Repräsentirt im Ganzen der Circulation größre Silber- ~nd +Goldmasse als es wirklich enthält.) Unterschied zwischen dem Geld als +Realisiren der Preisse und Circulationsmittel. (1. c.) (stellt die Preisse der +10 Waaren gegen einander vor.) Aus diesem Widerspruch: Wirkungen der +Fälschung von Geld, von nur symbolischem Geld. (I, 45, 46) Geld ist Waare +oder nicht? (1. c.) productiv oder nicht? (1. c.) (Ferrier, A. Smith) (47) (Solly, +I, 45. harter oder nicht?) (Productionsmittel. I, 47) + +Geld als Preißrealisirend. Der Preiß existirt ausser der Waare; die Waare +15 wird vielleicht nicht als Preiß gesezt etc. (I, 39) (44) (45) Im Geld als Cir + +culationsmittel nur als zu entäusserndes. Nicht für die Consumtion. (li, 4) + +Abnutzung der Münze in der Circulation. VII. 64. VII. 61. + +Münze. (ll, 3) (Markiren des Geldmaterials, Geld gesezt in der Form des +Circulationsmittels ist Münze.) (Gebrauchswerth fällt jezt mit seiner Form- + +20 bestimmung zusammen.) (Storch. VII, 50) + +Wechsel im circulirenden Medium. (Gold, Silber, Kupfer. Subsidiärmün +zen.) VII, 36, 37. (Buchanan. 37). Excess von Kupfer. (ib.) (Econ. VII, 52.) + +Bestimmung des Werths des Circulationsmittels durch blose Quantität. + +(VII, 37) (38) (Opdyke. VII, 49) VII, 61.1 + +25 + +\331 Das Geld als Geld. + +Geld als allgemeine Waare. (I, 17.) + +Geld als versachlichtes Band der Gesellschaft. (1, 21) Gesellschaftliches + +Faustpfand. (Sicherheit beim Aristoteles) (1, 22) + +Geld als allgemeine Prostitution. Auflösung der Verhältnisse. Allgemeines + +30 Nützlichkeitsverhältniß. (1, 23) (24) + +Gebrauch des Goldes als Luxusartikel. (1, 26, sieh Jacob, Heft V, p. 14.) +Während des Mittelalters Verwandlung von plate in Geld und umgekehrt. +Jacob. Heft IV (p. 12, t. II) (II, 5). + +Geld unvergänglicher Werth durch negatives Verhalten gegen die Cir- + +35 oulation. (VI, 28) + +13 + + Karl Marx + +"Money- ... an adequate equivalent for any thing alienable". Steuart 1. c. + +t. I, p. 32. + +Allgemeine Waare. Bailey. VII, 35. +Materie der general commodity of contr.acts. (Bailey. VII, 35.) Als solches + +das Wechseln seines Werths wichtig. VII, 36. + +Hoarden. VII, 38 Schatzbildung. I, 49. (II, 4) (5) (6) +Vorstellung der Cortes VII, 44. +Auflösende Wirkung des Geldes. VII, 46. VII, 59. +Geld als internationales Zahlungsmittel. (Fullarton etc. VII, 59, 60, 61.) +Geld als Zahlungsmittel. VII, 52. VII, 50. (II, 7) +0-W-G. (1,40) (41) (1,47) +Geld als Einheit von Maaß und Circulationsmittel, tritt aus der Circulation + +heraus. Materieller Repräsentant des Reichthums. (I, 41) (42) + +Als Product der Circulation. (1, 48) +Geld als der verselbstständigte allgemeine Tauschwerth. I, 48, II, 1. +Geld als Gegenstand der Bereicherungssucht (II, 1, 2.) +Individualisirter Tauschwerth. II, 2-3. +Geld und Gemeinwesen. (II, 3.) +Geld im Gegensatz zur Münze streift den lokalen Charakter ab. (II, 3). + +Weltmünze (1. c.) (II, 4) + +Geld. Negation seiner Bestimmung als Circulationsmittel und Maaß. (II, 4 + +und Einheit derselben 1. c.) + +Apokalypse. (II, 7.) +Schwierigkeit der Auffassung des Geldes in seiner 3t Bestimmung. (II, 8) +"Mit Ausnahme der Mexican Dollars, worin das Product der südamerika- +nischen Silberminen hauptsächlich vertheilt, der Imperials of Russia, worin +das Product der asiatischen Provinzen dem general supply den edlen Metallen +zufügt, der englischen sovereigns, die keine seignorage zahlen, selten Fälle, +es sei denn durch Papiergeld depreciirt, daß die coins für fremde Zahlungen +ins Ausland geschickt werden." (Tooke.) + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +14 + + Seite 33 aus Heft M + + Karl Marx +Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + + {Zweites Kapitel. Das Geld.] + +{2. Das Geld als Zahlungsmittel.} + +5 + +... IB 1 11 erhält. Alle Besonderheit der Beziehung zwischen beiden ist aus +gelöscht (es handelt sich in dem Verhältniß nur um den Tauschwerth als +solchen; um das allgemeine Product der gesellschaftlichen Circulation) und +ebenso alle politischen, patriarchalischen und sonstigen Verhältnisse, die aus +der Besonderheit der Beziehung hervorgehn. Beide verhalten sich zueinan +der als abstrakt gesellschaftliche Personen, die sich einander gegenüber nur +den Tauschwerth als solchen repräsentiren. Geld ist der einzigeN exus rerum +10 zwischen ihnen geworden, Geld sans phrase. Der Bauer tritt dem Guts +besitzer nicht mehr als Bauer mit seinem ländlichen Product und seiner +ländlichen Arbeit gegenüber, sondern als Geldbesitzer; da durch den V er kauf +der unmittelbare Gebrauchswerth entäussert ist, durch die Vermittlung des +gesellschaftlichen Processes, die indifferente Form angenommen hat. So +andrerseits steht der Gutsbesitzer zu ihm nicht mehr in einem Verhältniß als +dem in besonderen Lebensbedingungen producirenden ungeschickten +Individuum, sondern einem dessen Product, der verselbstständigte +Tauschwerth, das allgemeine Equivalent, Geld sich von dem Product keines +andren unterscheidet. So verschwindet der gemütbliche Schein, der in der +frührenForm die Transaction umhüllte. + +15 + +20 + +25 + +Die absolute Monarchie, selbst schon Product der Entwicklung des +bürgerlichen Reichtbums zu einer mit den alten Feudalverhältnissen un +verträglichen Stufe, bedarf entsprechend der gleichförmigen allgemeinen +Macht, die sie fähig sein muß auf allen Punkten der Peripherie auszuüben, +als des materiellen Hebels dieser Macht des allgemeinen Equivalent, des +Reichtbums in seiner stets schlagfertigen Form, worin er durchaus un +abhängig ist von besondren localen, natürlichen, individuellen Beziehungen. +Sie bedarf des Reichtbums in der Form des Geldes. Ein System von Na +turalleistungen und Naturallieferungen giebt, dem besondren Charakter +30 derselben entsprechend, auch ihrer Benutzung den Charakter der Beson +derung. Es ist nur das Geld, das unmittelbar in jeden besondren Gebrauchs +werth umwandelbar ist. Die absolute Monarchie ist daher werkthätig in der + +19 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +5 + +Verwandlung des Geldes in das allgemeine Zahlungsmittel. Diese ist nur +durchzusetzen durch erzwungne Circulation, die die Producte unter ihrem +Werth circuliren macht. Für sie ist die Verwandlung aller Steuern in Geld +steuern Lebensfrage. 'Nährend daher auf einer frühren Stufe die Verwand +lung der Leistungen in Geldleistungen als ebenso viele Abstreifungen per- +sönlicher Abhängigkeitsverhältnisse erscheinen, als Siege der bürgerlichen +Gesellschaft, die sich mit baarem Geld loskauft von hemmenden Fesseln - +ein Process, der andrerseits von romantischer Seite als Substitution harter +und gemüthloser Geldverhältnisse an der Stelle bunt angestrichner Binde +mittel der Menschheit erscheint - +ist es dagegen in der Epoche der auf- +kommenden absoluten Monarchie, deren Finanzkunst in der gewaltsamen +Verwandlung der Waaren in Geld besteht, daß das Geld von den bürgerlichen +Oekonomen selbst angegriffen wird als der imaginaire Reichthum, dem der +natürliche Reichthum gewaltsam geopfert wird. Während daher z. B. Petty +im Geld als Materie der Schatzbildung in der That nur den allgemeinen 15 +thatkräftigen Bereicherungstrieb der jugendlichen bürgerlichen Gesellschaft +in England feiert, denuncirt Boisguillebert unter Ludwig XIV. Geld als den +allgemeinen Fluch, der die Entwicklung der wirklichen Productionsquellen +des Reichtbums versiechen macht, und mit dessen Entthronung allein die +Welt der Waaren, der wirkliche Reichthum und der allgemeine Genuß des- +selben in sein gutes altes Recht eingesezt werden kann. Er konnte noch nicht +begreifen, daß dieselbe schwarze Finanzkunst, die Menschen und W aaren +in die alchymistische Retorte warf, um Gold zu machen, gleichzeitig alle die +bürgerliche Productionsweise hemmenden Verhältnisse und Illusionen ver +dunsten ließ, um einfache Geldverhältnisse, gemeine Tauschwerthverhält- +nisse als Niederschlag zurückzubehalten. + +10 + +25 + +20 + +"In der Feudalzeit war baare Zahlung nicht der einzige Nexus zwischen +dem Menschen und dem Menschen. Nicht als Käufer und Verkäufer allein, +sondern vielsinnig, als Soldat und Hauptmann, als loyaler Unterthan und +Herr u. s. w. bezogen sich der Untere und der Höhere auf einander. Mit dem +schließliehen Triumph des Geldes trat eine veränderte Zeit ein." (Th. Carlyle. +HOn Chartism ". Lond. 1840, p. 58.) + +30 + +Das Geld ist "unpersönliches" Eigenthum. In ihm kann ich die allgemeine +gesellschaftliche Macht und den allgemeinen gesellschaftlichen Zusammen +hang, die gesellschaftliche Substanz in der Tasche mit mir herumtragen. Das 35 +Geld giebt die gesellschaftliche Macht als Ding in die Hand der Privatperson, +die als solche diese Macht übt. Der gesellschaftliche Zusammenhang, Stoff +wechsel selbst erscheint in ihm als etwas ganz äusserliches, das weder in +individueller Beziehung zu seinem Besitzer steht, und daher ebenso die +Macht, die er ausübt, als etwas ganz Zufälliges, ihm äusserliches erscheinen +läßt.! + +40 + +20 + + Zweites Kapitel · 2) Das Geld als Zahlungsmittel + +\2\ Ohne weiter vorzugreifen, ist so viel klar: Zeitkäufe erhalten eine +ausserordel).tliche Ausdehnung mit dem Creditwesen. In dem V erhältniß, wie +das Creditwesen sich entwickelt, also die auf den Tauschwerth gegründete +Production, wird die Rolle, die das Geld als Zahlungsmittel spielt an Umfang +5 gewinnen gegen die Rolle, die es als Circulationsmittel, als Agent des Kaufs +und Verkaufs spielt. In Ländern von entwickelter moderner Productions +weise, daher entwickeltem Creditwesen, figurirt in der That das Geld als +Münze beinahe ausschließlich im Detailhandel und dem Kleinhandel zwi +schen Producenten und Consumenten, während es in der Sphäre der Grossen +10 Handelstransactionen beinahe ausschließlich in der Form des aJlgemeinen +Zahlungsmittels erscheint. Soweit die Zahlungen ausgeglichen werden, er +scheint das Geld als verschwindende Form, bloses ideelles, vorgestelltes +Maaß der ausgetauschten Werthgrössen. Seine leibliche Intervention be +schränkt sich auf Saldirung der relativ unbedeutenden Bilanzen°. Die Ent- +15 wicklungdes Geldes als allgemeines Zahlungsmittel geht Hand in Hand mit +der Entwicklung einer höheren, vermittelten, in sich zurückgebognen, selbst +schon unter gesellschaftliche Controlle genommnen Circulation, worin die +ausschließliche Wichtigkeit, die es auf Grundlage der einfachen metallischen +Circulation, z. B. in der eigentlichen Schatzbildung besizt, aufgehoben ist. +20 Werden aber nun durch plötzliche Crediterschütterungen die Ausgleichun +gen der Zahlungen in ihrem Flusse unterbrochen, der M~chanismus der + +25 + +30 + +35 + +40 + +45 + +'l "To prove how little", says Mr. Slater (of the firm of Morrison, Dillon et Co, whose trans +actions are amongst the largest of the metropolis) "of real money enters into the operations +of trade" giebt er eine "analysis of a continuous course of commercial transactions, extending +over several millions yearly, and which may be considered as a fair example of the general +trade of the country. The proportians of receipts and payments are reduced to the scale of +10000001. only, during the year 1856, and are as under, viz.: + +Receipts + +f + +In bankers' drafts and +mercantile bills of +exchange, payable +after date ........... +In cheques of bankers + +etc. payable on +demand .......... + +In country banknotes +Bank of England notes +Gold .............. +Silver and copper ..... +Post-office orders ..... + +Payments + +/3/ +Bills of exchange +payable after +date ......... + +533 596 + +Cheques on London + +bankers .......... + +357715 +9627 +68554 Bank of England notes +28089 Gold .............. +1486 Silver and copper .... + +933 + +302674 + +663672 + +22743 +9427 +1484 + +f 1 000 000\ + +.( 1 000 000." + +p. LXXI (Report from the Select +Committee on the Bankacts. +etc. 1 July 1858.) I + +21 + + Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +5 + +Zahlungen, so ist plötzlich das Geld erheischt als wirkliches allgemeines +Zahlungsmittel und die Forderung gestellt, daß der Reichthum seinem ganzen +Umfang nach doppelt existire, das einmal als Waare, das andremal als Geld, +so daß sich diese beiden Existenzweisen deckten. In solchen Momenten der +Krisen erscheint Geld als der ausschließliche Reichthum, der sich als solcher +nicht, wie im Monetärsystem etwa, in derblos vorgestellten, sondern in der +activen Depreciation alles wirklichen Reichtbums manifestirt. Der Welt der +Waaren gegenüber existirt der Werth nur noch in seiner adaequaten aus +schließlichen Form als Geld. Die weitere Entwicklung dieses Moments +gehört nicht hierher. Was aber hierher gehört, ist, daß in den Momenten 10 +eigentlicher Geldcrisen ein der Entwicklung de.s Geldes als allgemeines +Zahlungsmittel immanenter Widerspruch erscheint. Es ist nicht als Maaß, +daß das Geld in solchen Krisen erheischt wird, denn als solches ist sein +leibliches Vorhandensein gleichgültig; es ist auch nicht als Münze, denn es +figurirt nicht als Münze in den Zahlungen; sondern es ist als verselbst- +ständigter Tauschwerth, dinglich vorhandnes allgemeines Equivalent, Ma +teriatur des abstrakten Reichthums, kurz ganz in der Form, worin es Gegen +stand der eigentlichen Schatzbildung ist, als Geld. Seine Entwicklung als +allgemeines Zahlungsmittel hüllt den Widerspruch ein, daß der Tauschwerth +von seiner Existenzweise als Geld unabhängige Formen angenommen hat, 20 +andrerseits seine Existenzweise als Geld grade als definitive und einzig +adaequate gesezt ist. + +15 + +Bei dem Geld als Zahlungsmittel, in Folge der Ausgleichung der Zahlun +gen, ihrem Sichaufheben als positive und negative Grössen, kann es als die +nur ideelle Form der Waaren erscheinen, wie in dem Fall mit ihm als Maaß 25 +ist, und wie es in der Preißgebung functionirt. Die Collision kömmt daher, +daß es gegen die Verabredung, die allgemeine Unterstellung des modernen +Handels, plötzlich, so oft der Mechanismus dieser Ausgleichungen und das +Creditsystem, worauf er zum Theil beruht, gestört wird, in seiner reellen +Form präsent sein und praestirt werden soll. + +30 + +Das Gesetz, daß die Masse des eireuHrenden Geldes bestimmt ist durch +den Gesammtpreiß der eireuHrenden Waaren jezt ergänzt: durch den Ge +sammtpreiß der in einer gegebenen Epoche fälligen Zahlungen und die +Oekonomie derselben./ + +\3\ Wir haben gesehn, daß der Wechsel im ,Werth des Goldes und Silbers +ihre Function als Maaß der Werthe, als Rechengeld nicht afficirt. Dieser +Werthwechsel wird dagegen entscheidend wichtig für das Geld in seiner +Function als Zahlungsmittel. Was zu zahlen ist ist ein bestimmtes Quantum +Gold oder Silber, worin, zur Zeit des Contractabschlusses ein bestimmter +Werth, d. h. bestimmte Arbeitszeit vergegenständlicht war. Gold und Silber +wechseln aber, wie alle andren Waaren ihre Werthgrösse mit der zu ihrer + +35 + +40 + +22 + + Zweites Kapitel . 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +Production erheischten Arbeitszeit, fallen oder steigen, wie sie fällt oder +steigt. Es ist daher möglich, da die Realisation des Verkaufs von Seiten des +Käufers der Zeit nach erst später erfolgt, als die Veräusserung der verkauften +Waare, daß dieselben Quantitäten Gold oder Silber verschiednen, grösseren +5 oder kleinern Werth enthalten, als zur Zeit des Abschlusses des Contracts. +Ihre specifische Qualität als Geld stets realisirtes und realisirbares all +gemeines Equivalent zu sein, stets austauschbar zu sein gegen alle Waaren +im Verhältniß zu ihrem eignen Werth, erhalten Gold und Silber, unabhängig +vom Wechsel ihrer Werthgrösse. Diese aber ist denselben Fluctuationen +10 unterworfen, potentialiter, wie jede andre Waare. Ob die Zahlung also ge +liefert wird in einem wirklichen Equivalent, d. h. der ursprünglich be +absichtigten Werthgrösse, hängt davon ab, ob oder ob nicht die zur Pro +duction eines gegebnen Quantums Gold oder Silber erheischte Arbeitszeit +dieselbe geblieben ist. Die Natur des Geldes, als incarnirt in einer besondren +15 Waare, kämmt hier in Collision mit seiner Function als dem verselbst +ständigten Tauschwerth. Die grossen Revolutionen, die z. B. im 16t und +17t Jhhdt. durch das Fallen des Werths der edlen Metalle in allen ökono +mischen Verhältnissen herbeigeführt wurden, oder ähnlich, nur auf klei +nerem Maaßstab, in der altrömischen Republik, durch das Steigen des +20 Werths des Kupfers, worin die Schulden der Plebejer contrahirt waren, +zwischen der Zeit [des ersten Silberdenarins 485 a. u. c.] und dem Anfang +des 2ten punischen Kriegs, sind bekannt. Die Darstellung des Einflusses des +Steigens oder Fallens des Werths der edlen Metalle, der Materie des Geldes _ +auf die ökonomischen Verhältnisse, sezt die Entwicklung dieser Verhältnisse +selbst voraus, kann also an dieser Stelle noch nicht geschehn. Soviel er +giebt sich von selbst daß das Fallen im Werthe der edlen Metalle, d. h. +des Geldes stets den Zahlenden auf Kosten des Zahlungsempfangenden +begünstigt; ein Steigen in ihrem W erthe umgekehrt. + +25 + +Die gänzliche V ersachlichung, Äusserlichwerdung des gesellschaftlichen +30 Stoffwechsels auf Basis der Tauschwerthe erscheint schlagend in der Ab +hängigkeit aller socialen Verhältnisse von den Herstellungskosten metalli +scher N aturgebilde, die als Productionsinstrumente, als Agenten in der +Erzeugung des Reichtbums durchaus bedeutungslos sind. + +35 + +3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel, +als Weltmünze. + +Das Geld ist die allgemeine Waare, schon indem es die allgemeine Form ist, +die jede besondere Waare ideell oder reell annimmt. + +Als Schatz und allgemeines Zahlungsmittel wird das Geld das allgemeine + +23 + + Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +5 + +Tauschmittel des Weltmarkts; die allgemeine Waare, nicht nur dem Begriff, +sondern der Existenzweise nach. Die besondre nationale Form, die es in +seiner Function als Münze erhält, ist abgestreift in seinem Dasein als Geld. +Als solches ist es kosmopolitisch. 1 +) Indem durch die Dazwischenkunft des +Goldes und Silbers, als dem Gebrauchswerth des Bereicherungsbedürf- +nisses, dem abstracten, von besondren Bedürfnissen unabhängigen Reich +thum, ein socialer Stoffwechsel stattfinden kann, auch im Falle nur die eine +Nation /\4\ ein unmittelbares Bedürfniß für die Gebrauchswerthe der anderen +hat, werden Gold und Silber ausserordentlich wirksame Agenten in der +Schöpfung des Weltmarkts, der Ausdehnung des socialen Stoffwechsels 10 +über alle localen, religiösen, politischen, Racenunterschiede hinaus. Schon +bei den Alten gilt die Schatzbildung von Seiten des Staats als Reservefonds +hauptsächlich für internationale Zahlungsmittel, als schlagfertiges Equiva +lent in Fällen von Mißerndten und Quelle von Subsidiengeldern im Krieg. +(Xenophon.) Die grosse Rolle, die das amerikanische Silber spielt als Binde- +mittel zwischen America, von dem es als Waare n~ch Buropa wandert um +von da nach Asien besonders Indien, als Tauschmittel exportirt z~ werden, +dort grossentheils in der Form des Schatzes sich niederzuschlagen, war die +Thatsache, mit deren Beobachtung der wissenschaftliche Kampf über das +Monetarsystem begann, indem sie zum Kampf zwischen der ostindischen 20 +Compagnie und dem bestehnden V erbot der Geldausfuhr in England führte. +(sieh Misselden.) Sofern Gold und Silber in diesem internationalen Verkehr +als bloses Tauschmittel dienen, vollziehn sie in der That die Function der +Münze, aber der Münze, der ihr Gepräge abgestreift ist und die, ob sie in +der Form der Münze oder Barrenform existiren, nur nach ihrem Metall- +gewicht geschäzt werden, nicht nur Werth vorstellen, sondern es gleichzeitig +sind. Daß Gold und Silber in dieser Bestimmung als Weltmünzeaber keines +wegs nothwendig die Cirkelbewegung beschreiben, wie als eigentliche +Münze, sondern einseitig die eine Seite als Käufer, die andre als Verkäufer +fortfahren können, sich zueinander zu beziehn, ist ebenfalls eine der Be- +obachtungen, die sich sofort in den Kinderjahren der bürgerlichen Gesell +schaft aufdrängten. Ausserordentlich wichtige Rolle, die die Entdeckung +neuer Gold und Silber producirender Länder daher in der Geschichte der +Entwicklung des Weltmarkts, sowohl in seiner Breite als Tiefe, spielt; indem +der Gebrauchswerth, den sie produciren, sofort allgemeine Waare, an- +drerseits ihnen mit der Möglichkeit, seiner abstracten Natur wegen, auch +sofort die N othwendigkeit des auf den Tauschwerth gegründeten Verkehrs +auferlegt. + +15 + +25 + +30 + +35 + +Wie innerhalb eines gegebnen nationalen Kreises der bürgerlichen Ge- + +ll Dieser kosmopolitische Character des Geldes den Alten aufgefallen. "Wessen Vaterlandes, +wessen Stammes ist er? Er ist reich." + +40 + +24 + + Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +15 + +sellschaft die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel wächst mit der +Entwicklung der Productionsverhältnisse überhaupt, so das Geld in seiner +Bestimmung als internationales Zahlungsmittel. Wie in jenem engern, so in +diesem allgemeinren Kreise, tritt seine Bedeutung aber erst schlagend her- +5 vor, in Zeiten der Störung des Mechanismus der Zahlungsausgleichungen. +Die Entwicklung des Geldes in dieser Bestimmung hat seit 1825 so +zugenommen - die Zunahme hält natürlich gleichen Schritt mit der Aus +dehnung und Intensivität des internationalen Verkehrs - daß die bedeutend +sten Oekonomen der vorhergehnden Epoche, Ricardo z. B. noch keine +10 Ahnung hatten, von dem Umfang, worin baares Geld als internationales +Zahlungsmittel für eine Nation wie England z. B. erheischt sein kann. +Während für den Tauschwerthin der Gestalt jeder andren Waare das be +sondre Bedürfniß für den besondren Gebrauchswerth, worin er incarnirt ist, +Voraussetzung bleibt, ist für Gold und Silber als abstrakten Reichthum keine +solche Schranke vorhanden. Gleich dem edlen Menschen, von dem der +Dichter träumt, zahlt es mit dem was es ist, nicht mit dem was es thut. Die +Möglichkeit der Function als Kaufmittel und Zahlungsmittel ist natürlich +stets in ihm latent erhalten. Als ruhndes, gesichertes Dasein das allgemeinen +Equivalents, worin es Schatz ist, ist es in keinem Lande beschränkt durch +20 das Bedürfniß desselben als Circulationsmittel, durch den Umfang, worin +es als Circulationsmittel erheischt ist, überhaupt nicht durch irgend ein +Bedürfniß für seinen unmittelbaren Gebrauch. Sein selbst abstrakter und rein +socialer Gebrauchswerth, den es aus seiner Function als Circulationsmittel +schöpft, erscheint selbst wieder als eine besondre Seite seines Gebrauchs +25 als des allgemeinen Equivalents, der Materie des abstrakten Reichtbums +überhaupt. Von seinem besondren Gebrauchswerth als Metall und daher als +Rohstoff von Manufacturen - +erscheint die Totalität der verschiedneu +Functionen, die es innerhalb des socialen Stoffwechsels abwechselnd er +füllen kann, oder in der Ausführung von welchen es selbst verschiedne Form +30 als Münze, Barre u. s. w. annimmt, als ebenso viele Gebrauchswerthe des +selben, die sich alle auflösen in verschiedne Formen worin es als das ab +strakte und darum adaequate Dasein des Tauschwerths als solchen seinem +Dasein in der besondren Waare gegenübertritt. + +35 + +Wir haben das Geld hier nur in seinen abstrakten Formbestimmungen zu +fassen. Die Gesetze, die die Vertheilung der edlen Metalle auf dem Welt +markt reguliren, unterstellen die ökonomischen Verhältnisse in ihrer kon +kretesten Form, die hier noch vor uns liegen. Ebenso alle Circulation des +Geldes, die es als Capital erfüllt, nicht als allgemeine Waare, oder allgemeines +Equivalent. + +40 + +Im Weltmarkt ist das Geld stets realisirter Werth. Es ist in seiner un- +mittelbaren Materialität, als Gewicht von edlem Metall, daß es Werthgrösse + +25 + + Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +ist. Als Münze fällt sein Gebrauchswerth zusammen mit seinem Gebrauch +als bloses Circulationsmittel und kann daher durch bloses Symbol ersezt +werden. Als Weltmünze wird es in der That demonetisirt. Die Äusserlichkeit +und Verselbstständigung des socialen Zusammenhangs im Geld gegen die +Individuen in ihren individuellen Beziehungen tritt im Gold und Silber I 5 +151 hervor als die Weltmünze (als Münze noch nationalen Charakter). (Das +Geld erscheint hier in der That als ihr dinglich ausser ihnen existirendes Ge +meinwesen.) Und, was die ersten Verkünder der politischen Oekonomie in +Italien feiern, ist eben diese schöne Erfindung, die einen allgemeinen Stoff +wechsel der Gesellschaft möglich macht, ohne daß sie sich indiv~duell berüh- +ren. Als Münze hat das Geld einen nationalen, localen Charakter. Um das +Gold und Silber, als internationales Tauschmittel zu diene~, muß es umge +schmolzen werden oder wenn es in gemünzter Form existirt, ist diese Form +gleichgültig und wird die Münze rein auf ihr Gewicht reducirt. In dem ent +wickeltsten internationalen Austauschsystem erscheint Gold und Silber ganz 15 +wieder in der Form, wie es schon im ursprünglichen Tauschhandel eine Rolle +spielt. Gold und Silber als Tauschmittel, wie der Austausch selbst, erscheinen +ursprünglich nicht innerhalb des engen Kreises eines gesellschaftlichen +Gemeinwesens, sondern da wo es aufhört, an seiner Grenze, an den wenig +zahlreichen Punkten seines Contacts mit fremden Gemeinwesen. Es er- +scheint so gesezt als die Waare als solche, die universelle Waare, die an allen +Orten ihren Charakter als Reichthorn erhält. Es gilt dieser Formbestimmung +nach gleichmässig an allen Orten. So ist es der materielle Repräsentant des +allgemeinen Reichthums. Im Mercantilsystem gelten Gold und Silber daher +als Maaß der Macht der verschiedneu Gemeinwesen. "Sobald die precious 25 +metals objects of commerce werden, an universal equivalent for everything, +werden sie auch measure of power between nations." Daher das Mer +cantilsystem. (Steuart.) + +20 + +10 + +Die Bestimmung des Geldes als internationales Tauschmittel und Zah +lungsmittel zu dienen, ist in der That keine neue Bestimmung, die zu der Geld +überhaupt, allgemeines Equivalent - und darum so wohl Schatz, wie +Zahlungsmittel zu sein, hinzukömmt. In der Bestimmung des allgemeinen +Equivalents ist die Begriffsbestimmung als allgemeine Waare enthalten, als +welche das Geld zwar erst realisirt wird als Weltmünze. Es ist zuerst als +internationales ZahlungsmitteJ und Tauschmittel, daß Gold und Silber (wie +schon erwähnt) überhaupt als Geld erscheinen, und es ist von dieser ihrer +Erscheinung, daß ihr Begriff als allgemeine Waare abstrahirt wird. Die +nationale, politische Beschränkung, die das Geld formell überhaupt als Maaß +erhält (durch Festsetzung der Maaßeinheit und Eintheilung dieser Einheit) +und die in der Münze sich auch auf den Inhalt soweit erstrecken kann, als +vom Staat ausgegebne W erthzeichen das wirkliche Metall ersetzen, sind + +30 + +35 + +40 + +26 + + Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +5 + +15 + +10 + +historisch später als die Form, worin das Geld als allgemeine Waare, Welt +münze erscheint. Aber warum? Weil es hier überhaupt in seiner konkreten +Form als Geld erscheint. Maaß zu sein und Circulationsmittel zu sein sind +Functionen desselben, in deren Erfüllung es erst durch spätere Verselbst- +ständigung derselben besondre Existenzformen annimmt. Nimm 1) Münze +so ist sie Hrsprünglich nichts als bestimmter Gewichttheil Gold; der Stempel +kömmt hinzu als Garantie, Nenner des Gewichts, ändert so noch nichts; der +Stempel, der die Fa~on, d. h. die Anzeige des Werths - verselbstständigt +Zeichen, Symbol desselben - wird durch den Mechanismus der Circulation +selbst statt der Form die Substanz; hier tritt die Intervention des Staats ein, +da solches Zeichen von der verselbstständigten Macht der Gesellschaft, dem +Staat garantirt sein muß. Aber es ist in der That als Geld, als Gold und Silber, +daß das Geld in der Circulation agirt; Münze zu sein ist erst blose Function +desselben. In dieser Function particularisirt es sich und kann sich sublimiren +zum reinen Werthzeichen, da als solches gesetzlicher und gesetzlich +erzwingbarer Anerkennung bedarf. 2) Maaß. Die Maaßeinheiten des Geldes +und ihre U nterabtheilungen, sind in der That ursprünglich blos die Ge +wichttheile desselben als Metall; als Geld besizt es dieselbe Maaßeinheit wie +als Gewicht. Es ist nur, indem in den geprägten Metallstücken, die dieser +20 Gewichteintheilung entsprechen, der N ominalwerth von dem Realwerth sich +losreißt, daß die Maaßeintheilung des Goldes und Silbers als Gold und Silber +sich von dieser Maaßeintheilung als Geld losreißt; und so bestimmte Ge +wichttheile Metall eigne Namen erhalten, soweit sie als Werihmesser gelten, +für diese Function. In dem Welthandel ist nun das Gold und Silber blos +seinem Gewicht nach- ohne Rücksicht auf sein Gepräge- geschäzt; d. h. +es wird von ihm als Münze abstrahirt. Es erscheint im internationalen Handel +ganz in der Form oder Formlosigkeit, worin es ursprünglich erscheint und +wo es als Tauschmittel dient, dient es, wie ursprünglich auch in der innren +Circulation, immer zugleich als Gegenwerth, realisirter Preiß, wirkliches +30 Equivalent. Wo es so als Münze dient, als bloses Tauschmittel, dient es +zugleich als werthvoller Repräsentant des Werths. Seine andren Functionen +aber sind dieselben, worin es überhaupt als Geld dient, in der Form des +Schatzes (sei es daß dieser als dem Stoff nach gesicherter Vorrath von +Lebensmitteln für die Zukunft aufgefaßt wird, oder als Reichthum über- +35 haupt) oder als allgemeines, von den unmittelbaren Bedürfnissen der Aus +tauschenden unabhängiges und nur ihr allgemeines Bedürfniß, oder auch ihre +Bedürfnißlosigkeit befriedigendes Zahlungsmittel. Als ruhendes adaequates +Equivalent, das der Circulation vorenthalten werden kann, weil es kein +Objekt bestimmter Bedürftigkeit ist, ist das Geld \\6\ Vorrath, Sicherung von +40 Lebensmitteln für die Zukunft überhaupt: es ist die Form, worin der Be +dürfnißlose den Reichthorn besizt, d. h. worin der Ueberfluß, der nicht als + +25 + +27 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +Gebrauchswerth unmittelbar erheischteTheil des Reichtbums besessen wird +etc. Es ist ebenso sehr Sicherung künftiger Bedürfnisse, wie die über die +Bedürftigkeit hinausgehnde Form des Reichthums. + +Es ist also in der That die Form des Geldes als internationales Tausch +und Zahlungsmittel keine besondre Form desselben, sondern nur eine +Anwendung desselben als Geld; die Functionen desselben, worin es am +auffallendsten in seiner einfachen und zugleich konkreten Form als Geld, +als Einheit von Maaß und Circulationsmittel und weder das eine noch das +andre functionirt. Es ist die ursprünglichste Form desselben. Sie erscheint +als besonders nur neben der Particularisirung, die es in der s. g. innren 10 +Circulation, als Maaß und Münze annehmen kann. + +5 + +In diesem Charakter spielen Gold und Silber wichtige Rolle in der +Schöpfung des Weltmarkts. So die Circulation des amerikanischen Silbers +vom Westen nach Osten, das metaHne Band zwischen America und Buropa +auf der einen, zwischen America und Asien, Buropa und Asien auf der 15 +andren Seite seit Beginn der modernen Epoche ... Als Weltmünze ist das +Geld wesentlich gegen seine Form als Circulationsmittel gleichgültig, +während sein Material alles ist. Es erscheint nicht für den Austausch des +U eberflusses, sondern als Saldirung des U eberflusses im Gesammtprocess +des internationalen Austauschs. Die Form fällt hier unmittelbar zusammen 20 +mit seiner Function Waare zu sein, als die aller Orten zugängliche Waare, +universelle Waare. + +Ob das Geld so gemünzt oder ungemünzt circulirt ist gleichgültig. Die +Mexican Dollars, Imperials of Russia, sind blose Form des Products der +südamerikanischen und russischen Minen. Ebenso dient der englische so- +vereign, weil er keine seignorage zahlt. (Tooke.) + +25 + +Wie verhält sich Gold und Silber zu den unmittelbaren Producenten des +selben, in den Ländern, wo es unmittelbares Product, Vergegenständlichung +einer besondren Weise der Arbeit ist? In ihrer Hand wird es unmittelbar als +Waare producirt, d. h. als ein Gebrauchswerth, der keinen Gebrauchswerth 30 +hat für seinen Producenten, sondern erst als solcher für ihn wird durch seine +Entäusserung, dadurch daß es in Circulation geworfen wird. Es kann erst +als Schatz in seiner Hand sein, da es nicht das Product der Circulation, nicht +aus ihr zurückentzogen ist, sondern noch nicqt in sie eingetreten ist. Es ist +unmittelbar, im Verhältnis zu der in ihm enthaltnen Arbeitszeit, erst gegen +die andren Waaren auszutauschen, neben denen es aber als besondre Waare +existirt. Anderseits aber, da es zugleich als Product der allgemeinen Arbeit, +Personification derselben gilt, was es als unmittelbares Product nicht ist, sezt +es seinen Producenten in die privilegirte Position, daß er sofort als Käufer, +nicht als Verkäufer auftritt. Um seiner als Geld habhaft zu werden, muß er +sich seiner als unmittelbaren Products entäussern, aber zugleich bedarf er + +35 + +40 + +28 + + Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +nicht der Vermittlung, deren der Producent jeder andren Waare bedarf. Er +ist Verkäufer selbst in der Form des Käufers. Die Delusion es als allgemeinen +und als solchen alle Bedürfnisse befriedigenden Reichthum unmittelbar an +den Ohren aus der Erde oder Flußbetten hervorzausen zu können, zeigt sich +5 z. B. naiv in folgender Anecdote: "In the year 760 the poor people turned +out in numbers to wash gold from the river sands south of Prague, and 3 men +were able in the day to extract a mark (half a pound) of gold; and so great +was the consequent rush to 'the diggings', that in the next year the country +was visited by famine." (Abhandlung von dem Alterthume des böhmischen + +10 Bergwerks, von M. G. Körner, Schneeberg. 1758.) + +Das Geld als Gold transmittirt, in der Form von Silber kann [es] überall + +in Circulationsmittel umgeprägt werden. + +20 + +"Money has the quality of being always exchangeable for what it meas +ures." (Bosanquet.) "Money can always buy other commodities, whereas, +15 other commodities cannot always buy gold." "There must be a very con +siderable amount of the precious metals applicable and applied as the most +convenient mode of adjustment of international balances." (Tooke.) Es war +hauptsächlich als internationales Geld, daß Gold und Silber im 16ten Jht., +in der Kindheitsperiode der bürgerlichen Gesellschaft, das ausschließ- +liehe Interesse der Staaten und der beginnenden politischen Oekonomie +fesselte. Die spezifische Rolle, die Gold und Silber im internationalen +Verkehr spielen ist wieder völlig klar und von den Oekonomen wieder +anerkannt worden, seit den grossen Goldabflüssen und den Krisen von 1825, +1839, 1847, 1857. Hier absolute, ausschließliche internationale Zahlungs- +25 mittel, als für sich seiender W erth, allgemeines Equivalent. Der Werth muß +transmittirt werden in specie, kann in keiner andren Form von merchandise +transmittirt werden. "Gold and silver ... may be counted upon to realise on +their arrival nearly the exact sum required to be provided" ... "Gold and +silver possess an infinite advantage over all other descriptions of merchand- +ise for such occasions, from the circumstance of their being universally in +use as money." (Fullarton sieht also hier, daß derWerthin Gold und Silber +als Geld, nicht in Waaren transmittirt wird; daß 1171 dieß eine specifische +Function derselben als Geld ist und er hat daher Unrecht zu sagen, daß sie +als Capital transmittirt werden und so schon ungehörige Beziehungen her- +35 einzubr~ngen. Capital kann auch in der Form von Reis etc, twist etc trans +mittirt werden.) "It is not in tea, coffee, sugar, or indigo that debts, whether +foreign or domestic, are usually contracted to be paid, but in coin; and a +remittance, therefore, either in the identical coin designated, or in bullion +which can be promptly turned into that coin through the Mint or Market of +the country to which it is sent, must always afford to the remitter the most +certain, immediate, and accurate means of effecting bis object, without risk + +40 + +30 + +29 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +of disappointment from the failure of demand or fluctuation of price." (132, +133 Fullarton 1. c.) "Any other article" (bei dem es auf den besondren +Gebrauchswerth ankommt, der nicht Geld ist) "might in quantity or kind be +beyond the usual demand in the country to which it is sent." (Tooke Th. An +Enquiry into the Currency Principle etc. 2 ed. Lond. 1844.) + +Das Widerstreben der Oekonomen das Geld in dieser Bestimmung an + +5 + +zuerkennen, Rest der alten Polemik gegen das Monetarsystem. + +Geld, als allgemeines internationales Kauf- und Zahlungsmittel, ist keine +neue Bestimmung desselben. Es ist vielmehr nur dasselbe in einer Uni +versalität der Erscheinung, die der Allgemeinheit seines Begriffs entspricht; 10 +die adaequateste Existenzweise desselben, worin es in der That als die +universelle Waare sich bethätigt. + +20 + +Nach den verschiednen Functionen, die Geld erfüllt, kann dasselbe Geld +stück ~einen Platz wechseln. Es kann heute Münze sein, morgen, ohne seine +äussere Daseinsform zu wechseln, Geld, d. h. ruhndes Equivalent. Gold und 15 +Silber als concrete Existenz des Geldes unterscheiden sich dadurch wesent +lich von dem W erthzeichen, wodurch sie in der innern Circulation vertreten +werden können: Gold- und Silbermünz~n können umgeschmolzen werden +in Barren und so ihre indifferente Form gegen ihren localen Charakter als +Münze erhalten oder wenn sie als Münze in Geld verwandelt, nur als Me- +taUgewicht dienen. Sie können so zum Rohstoff von Luxusartikeln werden, +oder als Schatz gehäuft, oder als internationales Zahlungsmittel ins Ausland +wandern, wo sie wieder fähig sind in die Form der nationalen Münze um +gewandelt zu werden, jeder nationalen Münze. Sie erhalten ihrenWerthin +jeder dieser Formen. Bei dem Wer1hzeichen findet dieß nicht statt. Es ist 25 +nur Zeichen, wo es als solches gilt, und gilt nur als solches, wo die Staats +macht hinter ihm steht. Es ist daher in die Circulation gebannt und kann nicht +in die indifferente Form zurückfallen, worin es stets selbst Werth ist, und +der Möglichkeit nach ebenso jedes nationale Gepräge annehmen, oder +gleichgültig gegen dasselbe in seiner unmittelbaren Daseinsweise als Tausch- +mittel und Material der Schatzbildung dienen, oder auch in Waare umgesezt +werden kann. Es ist in keine dieser Formen gebannt, sondern nimmt jede +derselben an, je nachdem Bedürfniß oder Tendenz des Circulationsprocesses +es bedingt. Es ist vor allem, so weit es nicht als besondre Waare in Luxus +gegenständen verarbeitet wird, in Beziehung auf die Circulation, aber nicht 35 +nur die innre, sondern die Weltcirculation, zugleich aber immer in einer +selbstständigen Form gegen die Absorbtion derselben. Die Münze, isolirt als +solche, d. h. als bloses Werthzeichen, ist nur durch und in der Circulation. +Selbst aufgehäuft, kann es nur als Münze aufgehäuft werden, da seine Macht +an den Grenzen des Landes aufhört. Ausser den Formen der Schatzbildung, 40 +die aus dem Process der Circulation selbst hervorgehn und eigentlich nur + +30 + +30 + + Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +Ruhpunkte derselben sind, nämlich als für die Circulation bestimmter Vor +rath von Münze, oder als Reserve für Zahlungen, die in der Landesmünze +selbst zu leisten, kann von Schatzbildung überhaupt nicht die Rede hier sein, +also nicht von der eigentlichen Schatzbildung, da als Werthzeichen der +5 Münze das wesentliche Element der Schatzbildung fehlt, von dem bestimm +ten gesellschaftlichen Zusammenhang unabhängiger Reichthum zu sein, weil +ausser seiner socialen Function unmittelbares Dasein des Werths selbst, +nicht blos symbolischer Werth. Die Gesetze daher die das Werthzeichen +bedingen, damit es solches Zeichen sei, bedingen nicht das Metallgeld, da + +10 es nicht an die Function der Münze gebannt ist. + +Es ist ferner klar, daß die Schatzbildung, d. h. Entziehung des Geldes aus +der Circulation und Sammlung desselben auf gewissen Punkten, mannigfaltig +ist: temporäre Aufhäufung, die aus der blasen Thatsache der Trennung von +Kauf und Verkauf, d. h. aus dem unmittelbaren Mechanismus der einfachen +15 Circulation selbst hervorgeht; Aufhäufung desselben, die aus der Function +des Geldes als Zahlungsmittel hervorgeht; endlich eigentliche Schatzbildung, +die es als den abstracten Reichthum festhalten und verwahren will, oder auch +nur als U eberschuß des vorhandnen Reichtbums über das unmittelbare +Bedürfniß und Garantie der Zukunft oder Erschwerung der unfreiwilligen +20 Stockung der Circulation. Die lezteren Formen, worin l\81 die Verselbst +ständigung, das adaequate Dasein des Tauschwerths nur noch in seiner +unmittelbar dinglichen Form - als Gold - angeschaut wird, verschwindet +mehr und mehr in der bürgerlichen Gesellschaft. Die andren Formen der +Schatzbildung, die aus dem Mechanismus der Circulation selbsthervorgehn, +25 und Bedingungen der Erfüllung seiner Functionen sind, erhalten dagegen +größre Entwicklung; obgleich sie verschiedne Form ·annehmen, die im +Bankwesen zu betrachten ist. Auf Grundlage der einfachen metallischen +Circulation aber zeigt sich, daß die verschiednen Bestimmungen, worin das +Geld functionirt, oder daß der Process der Circulation~ des gesellschaftlichen +30 Stoffwechsels, das haare Gold und Silber in so verschiednen Formen als +ruhnden Schatz niederschlägt, daß indeß, obgleich der Theil des Geldes, der +als solcher Schatz existirt, beständig seine Elemente wechselt, auf der +Oberfläche der Gesellschaft ein beständiger Wechsel stattfindet zwischen +den Portionen Geld, die diese oder jene Function erfüllen, aus den Schätzen +in die Circulation, nationale oder internationale, übergehn,· oder aus der +Circulation in den Schatzreservoirs absorbirt od~r in Luxusartikel um +gewandelt werden, die Function des Geldes als Clrculationsmittel nie be +schränkt wird durch diese Niederschläge. Ausfuhr oder Einfuhr von Geld +leert oder füllt abwechselnd diese verschiednen Reservoirs, wie es Steigen +40 oder Fallen der Gesammtpreisse in der innern Circulation thut, ohne daß die +für die Circulation selbst erheischte Masse weder durch Ueberfluß von Gold + +35 + +31 + + Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +und Silber über ihr Maaß getrieben, noch unter ihr Maaß fiele. Was als +Circulationsmittel nicht erheischt, wird ausgespien als Schatz; wie der +Schatz, sobald er erheischt, in der Circulation absorbirt wird. Bei Völkern +rein metallischer Circulation zeigt sich die Schatzbildung daher auch in den + +15 + +5 + +I verschiedneu Formen vom Einzelnen bis zum Staate, der seinen Staatsschatz + +hüthet. In der bürgerlichen Gesellschaft ist dieser Process reducirt auf die +Erheischnisse des Gesammtproductionsprocesses, und nimmt andre Formen +an. Es erscheint als besonderes Geschäft, durch die Theilung der Arbeit im +Gesammtprocess der Production erheischtes, was in den naivern Zuständen +theils als Geschäft aller Privaten, theils als Staatsgeschäft getrieben wird. 10 +Die Grundlage bleibt jedoch dieselbe, das Geld in den verschiedneu ent +wickelten Functionen und selbst in der rein illusorischen functionirt fort +während. Diese Betrachtung der rein metallischen Circulation um so wich +tiger, als alle Speculationen der Oekonomen über höhre vermitteUere +Formen der Circulation abhängen von der Anschauung der einfachen me- +tallischen Circulation. Es versteht sich 1), daß wenn wir von Vermehrung +oder Verminderung des Gold und Silbers sprechen, immer vorausgesezt ist, +daß der Werth derselbe bleibt, d. h. daß die zu ihrer Production erheischte +Arbeitszeit nicht changirt hat. Das Fallen oder Steigen ihrer Werthgrösse in +Folge des Fallens oder Steigens der zu ihrer Production erheischten Arbeits- +zeit bietet durchaus keine sie von den andren Waaren unterscheidende +Eigenthümlichkeit dar, so sehr es ihre Function als Zahlungsmittel beein +trächtigen mag. 2) Die Motive, die ausser dem Fallen und Steigen der +Preisse, oder der N othwendigkeit Waaren von solchen zu kaufen, die +keiner Gegenwaare bedürfen (wie in Zeiten der Hungersnoth, Kriegssub- +sidien), die Schätze öffnen und sie wieder füllen, also die Operation des +Zinsfusses kann nicht betrachtet werden hier, wo das Geld nur noch als Geld +betrachtet ist, nicht als Form des Capitals. Die in einem Lande befindliche +Masse Gold und Silber muß und wird also auf Basis der einfachen metal +lischen Circulation und des auf baarem Gelde beruhnden aUgemeinen +Handels stets grösser sein als die Masse des als Münze circulirenden Goldes +und Silbers, obgleich das Verhältniß zwischen der Portion Geld, die als Geld, +und die als Münze functionirt, wechseln wird in Quantität, und dasselbe +Stück Geld abwechselnd die eine Function oder die andre erfüllen kann, ganz +wie die zur nationalen und internationalen Circulation dienenden Portionen +in Quantität abwechseln, und in Qualität sich ersetzen werden. Aber die +Masse des Goldes und Silbers ist beständiges Reservoir, Abzugskanal, +sowohl wie Zufuhrkanal, das leztre natürlich dadurch daß sie das erste, +beider Circulationsströmungen. + +35 + +20 + +25 + +30 + +32 + +40 + + Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +Als Tauschwerth ist jede Waare, wie uniheilbar ihr Gebrauchswerth sein +mag, wie z. B. der eines Hauses, beliebig theilbar. In ihrem Preiß existirt sie +als solcher theilbare Tauschwerth: d. h. als in Geld geschäzter Werth. Sie +kann so beliebig veräussert werden, Stück für Stück, gegen Geld. Obgleich +5 unbeweglich und untheilbar, kann die Waare so Parcellenweis in Circulation +geworfen werden, durch Eigenthumstitel 1191 an Bruchtheilen derselben. Das +Geld wirkt so auflösend auf unbewegliches, uniheilbares Eigenthum. "Geld +Mittel den Besitz zu zerschneiden in unzählige Fragmente und Stück für +Stück durch den Austausch zu verzehren." (Bray.) Ohne Geld eine Masse +10 unaustauschbarer, nicht zu entfremdender Gegenstände, weil sie erst durch +das Geld eine von der Natur ihres Gebrauchswerths, und den Beziehungen +desselben, unabhängige Existenz erhalten. "Als unbewegliche und unver +änderliche Dinge, als Dinge beweglich und gemacht für den Austausch, kam +das Geld in Gebrauch als Regel und als Maaß (square), wodurch diese Dinge +15 Schätzung und Werth erhielten." (Free Trade, London. 1622.) "The in +troduction of money which buys all things ... brings in the necessity of legal +alienation" (sc. of feudal estates). (124, lohn Dalrymple. An Essay towards +a general history of feudal Property in Gr. Brit. 4. ed. Lond. 1759.) + +In der That drücken alle Bestimmungen, worin das Geld erscheint, als +20 Werihmesser, Circulationsmittel, und Geld als solches, nur die verschiedneu +Verhältnisse {aus], worin die Individuen an der Gesammtproduction +theilnehmen oder sich zu ihrer eignen Production als gesellschaftlicher +verhalten. Diese Beziehungen der Individuen zueinander erscheinen aber als +gesellschaftliche Beziehungen der Sachen. + +25 + +"Die Cortes 1593 machten Philipp II. folgende Vorstellung: < Les Cortes de +Valladolid de l'an '48, supplierent V. M. de ne plus permettre l'entn!e dans +le royaume des bougies, verres, bijouteries, couteaux, et autres choses +semblables qui y venaient du dehors, pour echanger ces articles si inutiles +30 a Ia vie humaine, contre de l'or, comme si Jes Espagnols etaient des In +diens>." (Sempere.) «Alle cachent et enfouient leur argent bien secretement +et bien profondement, besonders aber die gentils (Nichtmahomedaner), qui +sont presque seuls les maitres du negoce et de l'argent, infatues qu'ils sont +de cette croyance, que l'or et l'argent qu'ils cachent dans leur vie, leur servira +apres Ia mort. » (p. 314 Franf. Bernier, t. I. Voyages contenant Ja description +des etats du Grand Mogul etc. Paris 1830.) (Am Hofe des Aurenzebe.) + +35 + +"Illi unum consilium habent et virtutem et potestatem suam bestiae tra +dunt. Et ne quis possit emere aut vendere, nisi qui habet characterem aut +nomen bestiae, aut numerum nominis ejus." (Apocalypse. Vulgata.) + +40 + +"Der grosse und schließliehe Effect des Handels ist nicht Reichthum + +33 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +5 + +überhaupt, sondern vorzugsweise Ueberfluß von Silber und Gold ... , die +nicht vergänglich sind, noch so wandelbar wie andre Waaren, sondern +Reichthorn zu allen Zeiten und an allen Orten. (Ihre Unvergänglichkeit +besteht also nicht nur in der Unvergänglichkeit ihres Materials, sondern, daß +sie stets Reichthum bleiben, d. h. stets in der Formbestimmung des +Tauschwerths verharren.) Ueberfluß von Wein, Korn, Gevögel, Fleisch +u. s. w., sind Reichthümer, aber hic et nunc (von ihrem besonderen Ge +brauchswerth abhängig). So ist die Production solcher Waaren, oder Aus +übung solchen Handels, der eine Gegend mit Gold und Silber versieht, daher +vortheilhaft vor allen andren." (Petty. Polit. Arith. Lond. 1699, p. 178-179.) 10 +"Gold und Silber allein sind nicht vergänglich (hören nie auf Tauschwerth +zu sein), sondern werden zu allen Zeiten und allen Orten" (Der Nutzen +besondrer Gebrauchswerthe ist zeitlich und örtlich bestimmt, wie die Be +dürfnisse selbst, die sie befriedigen) "als Reichthum geschätzt; alles andre +ist nur Reichthorn pro hic et nunc." (1. c. p. 196.) "Der Reichthorn jeder 15 +Nation besteht hauptsächlich in ihrem Antheil am auswärtigen Handel mit +dem Weltmarkt (the whole commercial world), rather than in the domestic +trade, viel mehr denn im heimischen Handel mit Eßwaaren, Getränken und +Kleidern, die wenig Gold und Silber, universalen Reichthum (universal +wealth) einbringen." {p. 242.) Wie das Gold und Silber an sich der allgemeine 20 +Reichthum, so erscheint ihr Besitz auch als Product der Weltcirculation, erst +der durch unmittelbare natürlich-ethische Zusammenhänge beschränkten. + +Es könnte auffallen, daß Petty, der die Erde die Mutter und die Arbeit den +Vater des Reichtbums nennt, die Theilung der Arbeit lehrt und überhaupt +in keck genialer Weise überall den Productionsprocess anstatt des einzelnen +Products im Auge hält, dennoch hier ganz in der Sprache und Verstellungs +weise des Monetarsystems I!IOj befangen scheint. Aber es muß nicht ver +gessen werden, daß nach seiner Voraussetzung, wie nach der bürgerlichen +Voraussetzung überhaupt, Gold und Silber nur die adaequate Form des +Gegenwerths, der immer nur durch die Entäusserung von Waaren anzueig- +nen ist, also durch Arbeit. Die Production der Production wegen treiben, d. h. +die Productivkräfte des Reichtbums entwickeln ohne Rücksicht auf die +Schranken unmittelbarer Bedürftigkeit oder Genusses, drückt sich bei Petty +so aus, zu produciren und auszutauschen nicht vergänglicher Genüsse +wegen, worin sich alle Waaren auflösen, sondern des Goldes und Silbers +wegen. Es ist der thatkräftige, rücksichtslose, universale Bereicherungstrieb +der englischen Nation im 17t Jhhd., den Petty hier zugleich ausspricht und +anstachelt. + +Erstens Verkehrung des Geldes: Wird aus Mittel Zweck und degradirt die + +andren Waaren: + +"Die natürliche Materie des Handels ist die Waare (merchandize) ... Die + +25 + +30 + +35 + +40 + +34 + + Zweites Kapitel . 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +künstliche Materie des Handels ist Geld. Obgleich es in der Natur und Zeit +der Waare nachfolgt, ist es jedoch, wie es jezt im Gebrauch ist, (in seiner +jetzigen Anwendung) der Führer (Chief) geworden." So Misseiden, ein +Londoner Kaufmann in seiner Schrift "Free Trade or the Meanes to make +5 Trade florish. " Lond. 1622. p. 7. Er vergleicht den Rangwechsel zwischen +Geld und Waaren dem Schicksal der beiden Söhne des alten Jacob, der seine +rechte Hand auf den Jüngern und die linke auf den ältern Sohn legte. (1. c.) + +10 + +Der Gegensatz zwischen Geld als Schatz und den Waaren, deren +Tauschwerth vergeht in ihrer Zweckerfüllung als Gebrauchswerthe: "Die +allgemeine entfernte Ursache. unsres Mangels an Geld ist der grosse Excess +dieses Königreichs in dem Consum der Waaren fremder Länder, die uns nur +commodities zu discommodities erwerben, indem sie uns von eben so vielem +Schatze (treasure) abschneiden, der sonst an der Stelle dieser Spielereien +(toys) importirt werden würde. Wir consumiren unter uns einenzugrossen +15 Ueberfluß an Weinen aus Spanien, Frankreich, Rhein, Levante; die Rosinen +von Spanien, die Corinthen der Levante, die lawnes (Sorte feiner Leinwand) +und cambricks (andre Sorten ejusdem) von Hainault und den Niederlanden, +die Seidenzeuge von Italien, Zucker und Tabak von Westindien, die Gewürze +von Ostindien, alles das kein absolutes Bedürfniß für uns und dennoch sind +sie gekauft mit hartem Geld ... Schon der alte Cato sagte: Patrem familias +vendacem, non emacem esse oportet." (1. c. p. 11-13.) "Je mehr der Vorrath +in Waaren zuwächst, um so mehr nimmt der als Schatz existirende (in +treasure) ab." (p. 23.) + +20 + +U eber die nicht zurücklaufende Circulation auf dem Weltmarkt, speciell + +25 + +im Handel mit Asien: + +30 + +"Das Geld wird vermindert durch den Handel jenseits der Christenheit, +mit der Türkei, Persien, und 0 stindien. Diese Handelszweige werden größten +theils mit baarem Geld geführt, jedoch in einer verschiednen Manier von den +Handelszweigen der Christenheit in sich selbst. Denn obgleich der Handel +innerhalb der Christenheit mit baarem Geld getrieben wird, ist noch das Geld +fortwährend eingeschlossen innerhalb der Grenzen der Christenheit. Da ist +in der That Strömung und Gegenströmung, Fluth und Ebbe des Geldes in +dem innerhalb der Christenheit geführten Handel: denn manchmal ist es +reichlicher an einem Theil, mangelnder an einem andren, je nachdem ein +35 Land Mangel hat und ein andres Ueberfluß: Es kommt und geht und wirbelt +um den Kreis der Christenheit, aber bleibt stets von seiner Linie umfangen. +Aber das Geld, womit ausserhalb der Christenheit in die oben angegebnen +Länder hinaus gehandelt wird, ist beständig ausgegeben (issued) und kehrt +nie zurück." (1. c. 19, 20.) In einer ähnlichen Weise wie Misselden, klagt der +40 älteste deutsche Nationalökonom, Dr. Martin Luther: "Das kann man nicht +läugnen, daß Kaufen und Verkaufen ein nötig Ding ist, das man nicht ent- + +35 + + Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +5 + +beren und wol christlich brauchen kann, sonderlich in Dingen, die zur Not +und Ehre dienen. Denn also haben auch die Patriarchen verkauft und ge +kauft: Vieh, Wolle, Getreide, Butter, Milch, und andre Güter. Es sind Gottes +Gaben, die er aus der Erde giebt, und unter die Menschen theilt. Aber der +ausländische Kaufhandel, der aus Kalikut llllj und Indien, und dergleichen +Waar herbringt, aber solch köstlich Seiden und Goldwerk und Würze, die +nur zur Pracht und keinem Nutzen dient, und Land und Leuten das Geld +aussaugt, sollte nicht zugelassen werden, so wir ein Regiment von Fürsten +hätten. Doch hievon will ich jezt nicht schreiben; denn ich achte, es werde +zulezt, wenn wir nicht mer Geld haben, von ihm selbst ablassen müssen, 10 +wie auch der Schmuck und Fraß: es will doch sonst kein Schreiben noch +Leren helfen, bis uns dieNot und Armut zwingt. Gott hat uns Deutsche dahin +geschleudert, daß wir unser Gold und Silber müssen in fremde Länder stos +sen, alle Welt reich machen, und selbst Bettler bleiben. England sollte wol +weniger Goldes haben, wenn Deutschland ihm sein Tuch Hesse: und der 15 +König von Portugal sollte auch weniger haben, wenn wir ihm die Würze +liessen. Rechne Du wie viel Geldes Eine Messe zu Frankfurt aus deutschem +Land gefürt wird ohne Not und Ursache: so wirst Du dich wundern, wie es +zugehe, daß noch ein Heller in deutschen Landen sei. Frankfurt ist das Silber +und Goldloch, dadurch aus deutschem Lande fleußt, was nur quillet und 20 +wächst, gemünzt oder geschlagen wird bei uns: wäre das Loch zugestopft, +so dürfte man izt der Klage nicht hören, wie allenthalben eitel Schuld und +kein Geld, alle Land und Städte ausgewuchert sind. Aber laß gehn, es will +doch also gehn: wir Deutsche müssen Deutsche bleiben: wir lassen nicht ab, +wir müssen denn." (Bücher vom Kaufhandel und Wucher, 1524.) + +25 + +Boisguillebert, der ganz dieselbe bedeutende Stellung zur französischen +Oekonomie einnimmt, die Petty zur englischen, einer der leidenschaftlich +sten Gegner des Monetarsystem, greift das Geld in den verschiednen Formen +an, worin es als ausschließlicher Werth den andren Waaren gegenüber er +scheint, Zahlungsmittel (bei ihm bes. in den Steuern) und Schatz. (Das +specifische Dasein des W erths im Geld erscheint als relative W erthlosigkeit, +Degradation der andren Waaren.) + +30 + +Die citirten Schriften des Boisguillebert, alle aus der Ausgabe seiner +gesammelten Schriften in der Ausgabe von Eugene Daire: "Economistes +financiers du l81eme siecle. I vol. Paris 1843." + +35 + +« Comme l'or et l'argent ne sont et n'ont jamais ete uneriebesse en eux +memes, ne valent que par relation, et qu'autant qu'ils peuvent proeurer les +choses necessaires a Ia vie, auxquelles ils servent seulement de gage et +d'appreciation, il est indifferent d'en avoir plus ou moins, pourvu qu'ils +puissent produire les memes effets. » (Ch. VII. Prem. part. Le Detail de Ja +France. 1697. [p. 178]) Die Quantität des Geldes berührt den N ationalreich- + +40 + +36 + + Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel + +thum nicht « pourvu qu 'il y en ait assez pour maintenir Jes prix contractes * + +par les denrees necessaires a Ia vie. » (1. c. part. II, eh. XVIII, p . 209.) (Bois +guillebert spricht also hier das Ge·setz aus, daß die Masse des circulirenden +Mediums bestimmt ist durch die Preisse, nicht umgekehrt.) Daß das Geld +5 blose Form der Waare selbst ist, zeigt sich bei dem Großhandel, wo der Aus +tausch vor sich geht ohne Intervention des Geldes, nachdem die "marchan +dises sont appreciees"; "l'argent n'est que le moyen et l'acheminement, ou +Iieu que les denrees utiles a Ia vie sont la fin et Je but." (1. c. p. 210.) Das Geld +soll nur Circulationsmittel, stets mobil sein; es soll nie zum Schatz, zum +Immeuble werden: Es soll sein « dans un mouvement continuel, ce qui ne +peut etre que tant qu'il estmeuble ... ; mais sitöt qu'il devientimmeubJe .. , tout +est perdu». (1. c. part. II, eh. XIX, p. 213.) Im Gegensatz zu der Finanz, für die +Geld als das einzige Objekt erschien: «Ja science financiere n'est que la con +naissance approf ondie des interets de 1 'agriculture et du commerce ». (p. 241, +1. c. p. 111, eh. VIII.) Boisguillebert in der That sieht nur auf den stofflichen +Inhalt des Reichthums, den Genuß, den Gebrauchswerth: « la veritable +richesse ... jouissance entiere, non seulement des besoins de Ia vie, mais +meme de tout le superflu et de tout ce qui peut faire plaisir a la sensualite ». +(p. 403. Dissertation sur Ja nature des richesses, de J'argent et des tributs.) + +10 + +15 + +20 + +«On a fait une idole de ces metaux (or et argent), et laissant la l'objet et +l'intention pour lesquels ils avaient ete appeles dans le commerce, savoir pour +y servir de gages dans l'echange et Ia tradition llt2l reciproque, on les a +presque quittes de ce service pour en formerdes divinites, auxquelles on a +sacrifie et sacrifie toujours plus de biens et de besoins precieux et meme +25 d'hommes, que jamais l'aveugle antiquite n'en immola a ces fausses divinites +qui ont si long temps forme tout le culte et toute Ia religion de Ia plus grande +partiedes peuples. » (1. c. p. 395.) «La miseredes peuples ne vient que de ce +qu'on a fait un maitre, ou plutöt un tyran, de ce qui etait un esclave. » (1. c.) +Man muß diese "Usurpation" brechen und« retablir les choses dans leur etat +30 nature I». (1. c.) Mit der abstrakten Bereicherungssucht « l'equivalence ou il +(l'argent) doit etre avec toutes les autres denrees, pour etre pret d'en former +l'echange a tout moment, a aussitöt re~u une grande atteinte ». (p. 399.) +« Voila donc l'esclave du commerce devenu son maltre ... cette facilite +qu'offre l'argent pour servir tous les crimes Iui fait redoubles ses appointe- +35 ments a proportion que Ia corruption s'empare des cceurs; et il est certain +que presque tous les forfaits seraient bannis d'un etat, si I'on en pouvait faire +autant de fatal metal. » (p. 399.) Die Depreciation der Waaren, um sie in Geld +zu verwandeln (sie unter ihrem Werth verkaufen), ist die Ursache aller +misere. (Sieh eh. V. I. c.) Und in diesem Sinne sagt er: « I'argent est deven~ +le bourreau de toutes choses ». (p. 413 1. c.) Er vergleicht die Finanzkünste, +um Geld zu machen dem « alambic qui a fait evaporer une quantite ef- + +40 + +37 + + Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +froyable de biens et de denrees pour faire ce fatal precis ». (p. 419.) Durch +die Depreciation der edlen Metalle «I es denrees memes seront retablies dans +leur juste valeur ». p. 422 1. c. « l'argent. .. declare Ia guerre a tout le genre +humain. » (p. 417-418) 1. c. (Ebenso Plinius. Hist. Nat. 1. XXXIII c.II.) + +Dq~~: + +5 + +Geld als Weltmünze: << E cosi fattamente diffusaper tutto il globo terrestre +la comunicazione de'popoli insieme, ehe puo quasi dirsi esser il mondo tutto +divenuto una sola citta in cui si fa perpetua fiera d'ogni mercanzia, e dove +ogni uomo di tutto cio ehe la terra, gli animali e l'umana industria altrove +producono, puo mediante il danaro stando in sua casa provedersi e godere. 10 +Maravigliosa invenzione! » (p. 40. Montanari (Geminiano). Della Moneta; +geschrieben about 1683. In Custodi's Sammlung. Parte Antica. T. 111.) + +1. IV, 49) + +I "'Ecrnv oe nooa1toc; -ro )'Evoc; oii-roc;; llA.ovawr;." (Athen. Deipnosoph. + +Es sagt Demetrius Phalereus über das Goldgraben aus den Minen: +"EA1tl.~01J A. Smith + +49 + + Karl Marx. Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +keine willkührliche Voraussetzung, erschließt sich von selbst in der Cir +culation ein auf dieß Gesetz gegründetes Reich der bürgerlichen Freiheit und +Gleichheit. + +Wenn die Aneignung von Waaren durch eigne Arbeit als die erste +N othwendigkeit sich darstellt, so der gesellschaftliche Process, wodurch +dieß Product erst als Tauschwerth gesezt und als solches wieder in Ge +brauchswerth für die Individuen verwandelt werden muß, als die zweite. +Nach der Aneignung durch Arbeit oder Vergegenständlichung der Arbeit +erscheint ihre Veräusserung oder die Verwandlung derselben in gesellschalt +liehe Form als das nächste Gesetz. Die Circulation ist die Bewegung, wor- +in das eigne Product als Tauschwerth (Geld), d. h. als gesellschaftliches +Product, und das gesellschaftliche Product als eignes (individueller Ge +brauchswerth, Gegenstand der individuellen Consumtion) gesezt wird. + +5 + +10 + +Es ist nun wieder klar: +Eine andre Voraussetzung des Austauschs, die das Ganze der Bewegung 15 + +betrifft, ist die, daß die Subjekte desselben als unter die Theilung der ge +sellschaftlichen Arbeit subsumirt produciren. Die gegeneinander auszutau +schenden Waaren sind ja in der That nichts andres als Arbeit in unterschied +nen Gebrauchswertben vergegenständlicht, also auf verschiedne Weise +vergegenständlicht, sie sind in der That nur das gegenständliche Dasein der 20 +Theilung der Arbeit, Vergegenständlichung qualitativ verschiedner, ver +schiednen Systemen von Bedürfnissen entsprechender Arbeiten. Indem ich +Waare producire, ist die Voraussetzung, daß zwar mein Product Gebrauchs +werth hat, aber nicht für mich, nicht unmittelbar Lebensmittel (im weitesten +Sinn) für mich ist, sondern für mich unmittelbar Tauschwerth; Lebensmittel 25 +erst wird, nachdem es im Geld die Form des allgemeinen gesellschaftlichen +Products angenommen hat und nun in jeder Form fremder, qualitativ ver +schiedner Arbeit realisirt werden kann. Ich producire daher nur für mich, +indem ich für die Gesellschaft producire, deren jedes Glied wieder in einem +andren Kreise für mich arbeitet.! + +1191 Es ist ferner klar, daß die Voraussetzung, daß die Austauschenden +Tauschwerthe produciren nicht nur Theilung der Arbeit überhaupt, sondern +eine spezifisch entwickelte Form derselben voraussezt. Z. B. in Peru war +auch die Arbeit getheilt; so in den selbstgenügsamen (selfsupporting) kleinen +indischen Gemeinwesen. Es ist dieß aber eineTheilungder Arbeit, die nicht 35 +nur nicht auf den Tauschwerth gegründete, sondern umgekehrt eine mehr +oder minder direkt gemeinschaftliche Production voraussezt. Die Grund +voraussetzung, daß die Subjekte der Circulation Tauschwerthe producirt +haben, Producte, die unmittelbar unter der gesellschaftlichen Bestimmtheit +des Tauschwerths gesezt sind, also auch subsumirt unter eine Theilung der +Arbeit von bestimmter historischer Gestaltung producirt haben, schließt eine + +4C + +30 + +50 + + Zweites Kapitel · 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation + +Masse Voraussetzungen ein, die weder aus dem Willen des Individuums +hervorgehn, noch aus seiner unmittelbaren Natürlichkeit, sondern aus ge +schichtlichen Bedingungen und Verhältnissen, wodurch das Individuum +schon sich gesellschaftlich, als durch die Gesellschaft bestimmt findet; +5 ebenso wie diese Voraussetzung Verhältnisse einschließt, die sich in andren +Productionsbeziehungen der Individuen, als den einfachen, worin sie sich +in der Circulation gegenübertreten, darstellen. Der Austauschende hat Waare +producirt und zwar für Waarenproducirende. Dieß enthält: Einerseits: er hat +als unabhängiges Privatindividuum producirt, aus eigner Initiative, blos +10 bestimmt durch sein eignes Bedürfniß und seine eignen Fähigkeiten, aus sich +selbst und für sich selbst, weder als Glied eines naturwüchsigen Gemein +wesens, noch als Individuum, das unmittelbar als gesellschaftliches an der +Production theilnimmt, und daher sich auch zu seinem Product nicht als +unmittelbarer Existenzquelle verhält. Andrerseits aber hat es Tauschwerth +15 producirt, ein Product, das erst durch einen bestimmten gesellschaftlichen +Process, eine bestimmte Metamorphose für es selbst zum Product wird. Es +hat also schon producirt in einem Zusammenhang, unter Productionsbedin +gungen und Verkehrsverhältnissen, die erst durch einen geschichtlichen +Process geworden sind, die aber für es selbst als N aturnothwendigkeit er- +20 scheinen. Die Unabhängigkeit der individuellen Production ist so ergänzt +durch eine gesellschaftliche Abhängigkeit, die in der Theilung der Arbeit +ihren entsprechenden Ausdruck findet. + +Individuums erscheint selbst als historisches Product - + +Der Privatcharakter der Production des Tauschwerthe producirenden +seine Isolirung, +25 punktuelle Verselbstständigung innerhalb der Production bedingt durch eine +Theilung der Arbeit, die ihrerseits wieder auf einer ganzen Reihe von +ökonomischen Bedingungen beruht, wodurch das Individuum in seinem +Zusammenhang mit andren und seiner eignen Existenzweise nach allen +Seiten hin bedingt ist. + +30 + +Ein englischer Pächter und ein französischer Bauer, so weit Bodenpro- +ducte die Waare, die sie verkaufen, stehn in demselben ökonomischen +Verhältniß. Allein der Bauer verkauft nur den kleinen Ueberschuß über die +Production seiner Familie. Den Haupttheil verzehrt er selbst, verhält sich +also zu dem größten Theil seines Products nicht als Tauschwerth, sondern +35 als Gebrauchswerth, unmittelbarem SubsistenzmitteL Der englische Pächter +dagegen hängt durchaus ab vom Verkauf seines Products, also von ihm als +Waare, daher von dem gesellschaftlichen Gebrauchswerth seines Products. +Seine Production ist also ihrem ganzen Umfang nach vom Tauschwerth +ergriffen und bestimmt. Es ist nun klar, welche höchst verschiedne Ent- +40 wicklung die Productivkräfte der Arbeit, Theilung derselben, welche ver +schiednen Beziehungen der Individuen innerhalb der Production erheischt + +51 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +5 + +sind, damit das Getreide z. B. als bloser Tauschwerth producirt wird und also +ganz in die Circulation eingeht; welche ökonomischen Processe erheischt +sind, um aus einem französischen Bauern einen englischen Pächter zu +machen. Ad. Smith in seiner Entwicklung des Tauschwerths begeht noch den +Mißgriff, die unentwickelte Form des Tauschwerths, wo er nur noch als +U eberschuß über den zu eigner Subsistenz des Producenten erzeugten +Gebrauchswerth erscheint, als die adaequate Form desselben festzuhalten, +während sie nur eine Form seines historischen Auftretens innerhalb eines +noch nicht von ihm als allgemeiner Form ergriffnen Productionssystems ist. +In der bürgerlichen Gesellschaft aber muß er als die herrschende Form gefaßt 10 +werden, so daß alles unmittelbare Verhältniß der Producenten zu ihren +Producten als Gebrauchswertben verschwunden ist; alle Producte als +Handelsproducte. Nehmen wir einen Arbeiter in einer modernen Fabrik, +z. B. Cattunfabrik. Hätte er keinen Tauschwerth producirt, so hätte er über +haupt nichts producirt, da er seine Finger auf keinen einzigen faßbaren +Gebrauchswerth legen kann und sagen: das ist mein Product. Je vielseitiger +das System der gesellschaftlichen Bedürfnisse und je einseitiger die Pro +duction des Einzelnen wird, d. h. mit der Entwicklung der gesellschaftlichen +Theilung der Arbeit, wird die Production des Products als Tauschwerth oder +der Charakter des Products als Tauschwerth entscheidend. + +15 + +20 + +Eine Analyse der spezifischen Form der Theilung der Arbeit, der Pro +ductionsbedingungen, worauf sie beruht, der ökonomischen Verhältnisse der +Gesellschaftsmitglieder, worin sich diese Bedingungen auflösen, würde +zeigen, daß das ganze System der bürgerlichen Production vorausgesezt ist, +damit der Tauschwerth als einfacher Ausgangspunkt an der Oberfläche +erscheine und der Austauschprocess, wie er sich in der einfachen Circulation +auseinanderlegt, als der einfache, aber die ganze Production wie Consum +tion, umfassende gesellschaftliche Stoffwechsel. Es würde sich also ergeben, +daß schon andre verwickeltere und mehr oder minder mit der Freiheit und +Unabhängigkeit der +Individuen collidirende Productionsbeziehungen, +ökonomische Verhältnisse derselben vorausgesezt sind, damit sie als die +freien Privatproducenten in den einfachen Beziehungen von Käufen und +Verkäufen sich in dem Circulationsprocess gegenübertreten, als seine un +abhängigen Subjekte figuriren. Vom Standpunkt der einfachen Circulation +aber sind diese Verhältnisse ausgelöscht. Sie selbst betrachtet, erscheint in +ihr die Theilung der Arbeit faktisch nur in dem Resultat, ihrer Voraussetzung, +daß die Subjekte des Austauschs verschiedne Waaren produciren, die ver +schi~dnen Bedürfnissen entsprechen, und daß wenn jeder von der Pro +duction aller, alle von seiner Production abhängen, indem sie sich wechsel +seitig ergänzen, und daß so das Product jedes Einzelnen vermittelst des +Circulationsprocesses, zum Belauf der von ihm beseßnen W erthgrösse, + +25 + +30 + +35 + +40 + +52 + + Zweites Kapitel . 5) Ersche1nung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation + +Mittel ist zur Theilnahme an der gesellschaftlichen \\20\ Production über +haupt. + +Das Product ist Tauschwerth, vergegenständlichte allgemeine Arbeit, +obgleich es unmittelbar nur die Vergegenständlichung der unabhängigen + +5 Privatarbeit des Individuums ist. + +Daß die Waare erst entäußert werden muß, der Zwang für das Individuum, +daß sein unmittelbares Product kein Product für ihn ist, sondern ein solches +erst wird im gesellschaftlichen Productionsprocess und diese allgemeine und +doch äusserliche Form annehmen muß; daß das ProductderbesondrenArbeit +10 als Vergegenständlichung der allgemeinen gesellschaftlich sich bewähren +muß, indem es die Form der Sache annimmt - des Geldes - die als un +mittelbare Gegenständlichkeit der allgemeinen Arbeit ausschließlich vor +ausgesezt ist- ebenso so, daß durch diesen very process diese allgemeine +gesellschaftliche Arbeit als äusserliche Sache, Geld, gesezt wird - diese +15 Bestimmungen bilden die Springfeder, den Pulsschlag derCirculation selbst. +Die gesellschaftlichen Beziehungen, die daraus hervorgehn, ergeben sich +daher unmittelbar aus der Betrachtung der einfachen Circulation und liegen +nicht hinter ihr, wie die in der Theilung der Arbeit eingeschloßnen ökono +mischen Verhältnisse. + +20 Wodurch bewährt das Individuum seine Privatarbeit als allgemeine Arbeit +und ihr Product als allgemeines gesellschaftliches Product? Durch den +besondren Inhalt seiner Arbeit, ihren besondren Gebrauchswerth, die Ge +genstand des Bedürfnisses eines andren Individuums ist, so daß leztres sein +eignes Product abläßt dagegen als Equivalent. (Daß dieß die Form des Geldes +25 annehmen muß, ist ein Punkt, den wir erst später untersuchen werden, daß +diese Verwandlung der Waare in Geld selbst ein wesentliches Moment der +einfachen Circulation bildet.) Also dadurch daß seine Arbeit eine Beson +derheit in der Totalität der gesellschaftlichen Arbeit, ein besonders sie er +gänzender Zweig. Sobald die Arbeit einen durch den gesellschaftlichen +30 Zusammenhang bestimmten Inhalt besizt,- dieß ist die stoffliche Bestimmt +heit und Voraussetzung - gilt sie als allgemeine Arbeit. Die Form der All +gemeinheit der Arbeit bestätigt sich durch ihre Realität als Glied einer +Totalität von Arbeiten, als besondre Existenzweise der gesellschaftlichen +Arbeit. + +35 + +40 + +Die Individuen treten sich nur als Eigenthümer von Tauschwertben gegen- +über, als solche, die sich ein gegenständliches Dasein für einander durch ihr +Product, die Waare, gegeben haben. Ohne diese objektive Vermittlung haben +sie keine Beziehung zueinander, vom Standpunkt des in der Circulation vor +sich gehnden socialen Stoffwechsels aus betrachtet. Sie existiren nur sach- +lieh füreinander, was in der Geldbeziehung, wo ihr Gemeinwesen selbst als +ein äusserliches und darum zufälliges Ding allen gegenüber erscheint, nur + +53 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +weiter entwickelt ist. Daß der gesellschaftliche Zusammenhang, der durch +den Zusammenstoß der unabhängigen Individuen erscheint, zugleich als +sachlicheN othwendigkeit, und zugleich als ein äusserliches Band gegenüber +ihnen erscheint, stellt eben ihre Unabhängigkeit dar, für die das gesellschaft +liche Dasein zwar Nothwendigkeit, aber nur Mittel ist, also den Individuen +selbst als ein Äusserliches erscheint, im Geld sogar als ein handgreifliches +Ding. Sie produciren in und für die Gesellschaft, als gesellschaftliche, aber +zugleich erscheint dieß als bloses Mittel ihre Individualität zu vergegen +ständlichen. Da sie weder subsumirt sind unter ein naturwüchsiges Gemein +wesen, noch andrerseits als bewußt Gemeinschaftliche das Gemeinwesen 10 +unter sich subsumiren, muß es ihnen als den Unabhängigen Subjekten gegen +über als ein ebenfalls unabhängiges, äusserliches, zufälliges, Sachliches +ihnen gegenüber existiren. Es ist dieß eben die Bedingung dafür, daß sie als +unabhängige Privatpersonen zugleich in einem gesellschaftlichen Zusam- +menhang stehn. + +15 + +5 + +Da also die Theilung der Arbeit, (worin die gesellschaftlichen Productions +bedingungen, unter denen die Individuen Tauschwerthe produciren, zusam +mengefaßt werden können) in dem einfachen Austauschprocess, der Cir +culation, nur erscheint als 1) Nichtproduction der unmittelbaren Subsistenz +mittel durch das Individuum selbst, durch seine direkte Arbeit, 2) zweitens 20 +als Dasein der allgemeinen Gesellschaftlichen Arbeit als einer naturwüch +sigen Totalität, die sich in einen Umkreis von Besonderheiten auseinan +derlegt, nämlich daß die Subjekte der Circulation sich ergänzende Waaren +besitzen, jedes eine Seite des gesellschaftlichen Gesammtbedürfnisses des +Individuums befriedigt, während die ökonomischen Verhältnisse selbst, die +sich aus dieser bestimmten Theilung der Arbeit ergeben, ausgelöscht sind; +haben wir in der Entwicklung des Tauschwerths die Theilung der Arbeit nicht +weiter entwickelt, sondern nur als mit dem Tauschwerth identisches Faktum +hingenommen, das in der That nur in thätiger Form, als Besondrung der +Arbeit, ausdrückt, was der verschiedne Gebrauchswerth der Waaren- und +ohne leztren fände kein Austausch und kein Tauschwerth statt - +in sach +licher Form ausdrückt. In der That hat A. Smith wie vor ihm andre Oekono +men, Petty, Boisguillebert, Italiener, wo er Theilung der Arbeit als correlativ +mit dem Tauschwerth ausspricht, nichts andres gethan. Steuart aber hat vor +allen die Theilung der Arbeit und das Produciren von Tauschwertben als +identisch aufgefaßt, und, im löblichen Unterschied von andren Oekonomen, +dieß als durch besondren historischen Process vermittelte Form der ge +sellschaftlichen Production und des gesellschaftlichen Stoffwechsels be +griffen. Was A. Smith über die Productivkraft der Theilung der Arbeit sagt, +ist ein ganz fremdartiger Gesichtspunkt, der auf diesen Platz, und den Platz, 40 +wohin er ihn gestellt hat, nicht hingehört, ausserdem mit Bezug auf eine + +35 + +25 + +30 + +54 + + Zweites Kapitel . 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation + +10 + +bestimmte Entwicklungsstufe der Manufactur, keineswegs das moderne +Fabrikwesen überhaupt paßt. Die Theilung der Arbeit, womit wir es hier zu +thun haben, ist die naturwüchsige und freie Theilung innerhalb des Ganzen +der Gesellschaft, die sich als Production von Tauschwertben zeigt, nicht die +5 Theilung der Arbeit innerhalb einer Fabrik (ihre Analyse und Combination +in einem einzelnen Productionszweig, vielmehr die gesellschaftliche, gleich +sam ohne Zuthun der Individuen entstehende Theilung dieser Productions +zweige selbst). Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft würde dem +Princip der Theilung der Arbeitll2tl innerhalb einer Fabrik mehr entsprechen +im ägyptischen, als im modernen System. Das Abstossen voneinander der +gesellschaftlichen Arbeit in freie, voneinander unabhängige und nur durch +innre N othwendigkeit (nicht wie in jener Theilung durch bewußte Analyse +und bewußte Combination der Analysirten), zur Totalität und Einheit ver +knüpfte, sind ganz verschiedne Dinge und durch ganz verschiedne Entwick- +lungsgesetze bestimmt, so sehr eine gewisse Form der einen einer gewissen +Form der andren entspricht. Noch weniger hat A. Smith die Theilung der +Arbeit, weder in jener einfachen Form, worin sie nur die aktive Form des +Tauschwerths, noch in der andren, wo sie eine bestimmte Productivkraft der +Arbeit, sondern in der gefaßt, worin die ökonomischen Gegensätze der +20 Production, die qualitativen gesellschaftlichen Bestimmtheiten, unter welche +subsumirt sich die Individuen gegenübertreten als Capitalist und Lohn +arbeiter, industrieller Capitalist und Rentier, Pächter und Grundrentner etc. +selbst als die ökonomischen Formen einer bestimmten Weise der Theilung +der Arbeit gefaßt. + +15 + +25 Wenn das Individuum seine unmittelbaren Subsistenzmittel producirt, wie +z. B. größtentheils in den Ländern, wo die naturwüchsigen Agriculturver +hältnisse fortdauern, hat seine Production keinen gesellschaftlichen Cha +rakter und ist seine Arbeit keine gesellschaftliche. Wenn das Individuum als +Privatindividuum producirt- so ist diese seine Position selbst keineswegs +30 Naturproduct, sondern raffinirtes Resultat eines gesellschaftlichen Pro +cesses - zeigt sich der gesellschaftliche Charakter darin, daß es im Inhalt +seiner Arbeit durch den gesellschaftlichen Zusammenhang bestimmt ist, und +es nur als Glied desselben arbeitet, d. h. für die Bedürfnisse aller andern, - +also gesellschaftliche Abhängigkeit für es existrrt -, aber es selbst ergreift +35 nach Belieben diese oder jene Arbeit; sein besondres Verhältniß zur be +sondren Arbeit ist nicht gesellschaftlich bestimmt; sein Belieben ist natürlich +bestimmt durch seine natürlichen Anlagen, Neigungen, Naturbedingungen +der Production in die es sich gestellt findet u. s. w.; so daß in der That der +Besondrung der Arbeit, die gesellschaftliche Auseinanderlegung derselben +in eine Totalität besondrer Zweige, auf Seiten des Individuums so erscheint, +daß seine eigne geistige und natürliche Besonderheit sich zugleich die Gestalt + +40 + +55 + + Kar! Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +einer gesellschaftlichen Besonderheit giebt. Aus seiner eignen Natur und +ihren besondren Voraussetzungen entspringt für es die Besonderheit seiner +Arbeit - erst Vergegenständlichung derselben - die aber gleichzeitig als +Geltendmachung eines besondren Systems der Bedürfnisse und Verwirkli +chung eines besondren Zweigs der gesellschaftlichen Thätigkeit weiß. Die +Theilung der Arbeit so aufgefaßt als gesellschaftliche Reproduction der +besondren Individualität, die damit zugleich ein Glied in der Totalentwick +lung der Menschheit und das Individuum zugleich vermittelst seiner be +sondren Thätigkeit zum Genuß an der allgemeinen Production, zum allsei +tigen gesellschaftlichen Genuß befähigt, - diese Auffassung, wie sie sich 10 +vom Standpunkt der einfachen Circulation aus ergiebt, die also Bestätigung +der Freiheit der Individuen, statt Aufhebung derselben ist, ist noch die in +der bürgerlichen Oekonomie gang und gäbe. + +5 + +Diese natürliche Verschiedenheit der Individuen und ihrer Bedürfnisse +bilden das Motiv zu ihrer gesellschaftlichen Integrirung als Austauschende. 15 +D'abord treten sie sich im Tauschakt als Personen gegenüber, die sich +wechselseitig als Eigenthümer anerkennen, als Personen, deren Willen ihre +Waaren durchdringt und wo die wechselseitige Aneignung durch wechsel +seitige Entäusserung nur durch ihren gemeinschaftlichen Willen, also we +sentlich vermittelst des Contracts, stattfindet. Es kommt hier das juristische 20 +Moment der Person herein und der Freiheit, die in ihr enthalten ist. Im +römischen Recht ist der servus daher richtig als einer bestimmt, der nicht +durch den Austausch erwerben kann. Ferner: Es ist in dem Bewußtsein der +austauschenden Subjekte vorhanden, daß jedes nur sich Selbstzweck in der +Transaction ist; daß jedes nur Mittel für das andre ist; endlich, daß die +Wechselseitigkeit, wonach jedes zugleich Mittel und Zweck, und zwar nur +den eignen Zweck erreicht, indem es Mittel für das andere wird und nur +Mittel wird, insofern es seinen Zweck erreicht- daß diese Wechselseitigkeit +ein nothwendiges fact ist, vorausgesezt als natürliche Bedingung des Aus +tauschs, daß sie aber {als] solche jedem der beiden Subjekte des Austauschs +gleichgültig ist und nur Interesse für es hat, soweit sie sein Interesse ist. D. h. +das gemeinschaftliche Interesse, das als Inhalt des Gesammtaustauschakts +erscheint, ist zwar als Thatsache im Bewußtsein beider Seiten, aber als +solches ist es nicht Motiv, sondern existirt sozusagen nur hinter dem Rücken +der in sich reflectirten Einzelinteressen. Das Subjekt kann, wenn es will, +auch noch das erhebende Bewußtsein haben, daß die Befriedigung seines +rücksichtslosen Einzelinteresses grade die Verwirklichung des aufgehobnen +Einzelinteresses, des allgemeinen Interesses ist. Aus dem Akt des Aus +tauschs selbst kehrt jedes der Subjekte als Endzweck des ganzen Processes +in sich selbst zurück, als übergreifendes Subjekt. Damit ist also die voll- +ständige Freiheit des Subjekts realisirt. Freiwillige Transaction; Gewalt von + +25 + +40 + +35 + +30 + +56 + + Zweites Kapitel · 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation + +keiner Seite; Werden zum Mittel für das andre nur als Mittel für sich selbst +oder Selbstzweck; endlich das Bewußtsein, daß das allgemeine oder ge +meinschaftliche Interesse eben nur die Allseitigkeit des selbstsüchtigen +Interesses ist. + +15 + +5 Wenn so die Circulation nach allen Seiten eine Verwirklichung der in- +dividuellen Freiheit ist, so bildet ihr Process als solcher betrachtet - denn +die Beziehungen der Freiheit gehn die ökonomischen Formbestimmungen +des Austauschs nicht direkt an, sondern beziehn sich entweder auf seine +juristische Form oder betreffen den Inhalt, die Gebrauchswerthe oder +10 Bedürfnisse als solche, d. h. in seinen ökonomischen Formbestimmungen +betrachtet, die völlige Realisation der gesellschaftlichen Gleichheit. Als +Subjekte der Circulation sind sie zunächst Austauschende und daß jedes in +dieser Bestimmung, also in derselben Bestimmung gesezt ist, macht grade +ihre gesellschaftliche Bestimmung aus. Sie treten sich in der That nur als +subjektivirte Tauschwerthe, d. h. lebendige Equivalente entgegen, Gleich +geltende. Als solche sind sie nicht nur gleich: es findet nicht einmal I +\B"-1\ eine Verschiedenheit zwischen ihnen statt. Sie treten sich nur gegen +über als Besitzer von Tauschwertben und Tauschbedürftige, als Agenten der +selben allgemeinen gleichgültigen socialen Arbeit. Und zwar tauschen sie +20 Tauschwerthe von gleicher Grösse aus, denn es ist vorausgesezt daß +Equivalente ausgetauscht werden. Die Gleichheit dessen, was jeder giebt und +nimmt, ist hier ausdrückliches Moment des Processes selbst. Wie [sie] sich +als Subjekte des Austauschs gegenübertreten, so bewähren sie sich im Akt +desselben. Als solcher ist er nur diese Bewährung. Sie werden als Aus- +tauschende, daher Gleiche gesezt und ihre Waaren (Objekte) als Equivalente. +Sie tauschen nur aus ihr gegenständliches Dasein als ein gleichwerthvolles. +Sie selbst sind gleich viel werth und bewähren sich im Akt des Austauschs +als Gleichgeltende und Gleichgültige gegeneinander. Die Equivalente sind +die Vergegenständlichung des einen Subjekts für das andre; d. h. sie selbst +sind gleich viel werth und bewähren sich im Akt des Austauschs als Gleich +geltende und Gleichgültige für einander. Die Subjekte sind im Austausch nur +durch die Equivalente für einander als Gleichgeltende und bewähren sich als +solche durch den Wechsel der Gegenständlichkeit, worin das eine für das +andre ist. Da sie nur als Subjekte der Equivalenz für einander sind, sind sie +als Gleichgeltende zugleich Gleichgültige gegeneinander. Ihr sonstiger +Unterschied geht sie nichts an. Ihre individuelle Besonderheit geht nicht in +den Process ein. Die stoffliche Verschiedenheit im Gebrauchswerthe ihrer +Waaren ist ausgelöscht in dem idealen Dasein der Waare als Preiß, und soweit +dieser stoffliche Unterschied Motiv des Austauschs ist, sind sie sich wech- +selseitig Bedürfniß (repräsentirt jedes das Bedürfniß des andren) und blos +durch das gleiche Quantum Arbeitszeit befriedigtes Bedürfniß. Diese natür- + +35 + +40 + +25 + +30 + +57 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +liehe Verschiedenheit ist der Grund ihrer socialen Gleichheit, sezt sie als +Subjekte des Austauschs. Wäre das Bedürfniß von A dasselbe wie das von +B und befriedigte die Waare von A dasselbe Bedürfniß wie die von B, so +wäre gar keine Beziehung zwischen ihnen vorhanden, soweit von ökono +mischen Beziehungen die Rede (nach der Seite ihrer Production hin). Die +wechselseitige Befriedigung ihrer Bedürfnisse, vermittelst der stofflichen +Verschiedenheit ihrer Arbeit und ihrer Waare, macht ihre Gleichheit zu einer +erfüllten socialen Beziehung und ihre besondre Arbeit zu einer besondren +Existenzweise der socialen Arbeit überhaupt. + +5 + +Soweit das Geld hereinkömmt, so ist es soweit entfernt, diese Beziehung 10 + +20 + +der Gleichheit aufzuheben, daß es in der That ihr realer Ausdruck ist. +Zunächst, soweit es als preißsetzendes Element, Maaß, functionirt, ist es +grade die Function des Geldes auch der Form nach die Waaren als qualitativ +identisch zu setzen, ihre identische sociale Substanz auszudrücken, indem +nur quantitative Verschiedenheit stattfindet. In der Circulation erscheint 15 +dann auch in der That die Waare eines jeden als dasselbe; erhält dieselbe +gesellschaftliche Form des Circulationsmittels; worin alle Besonderheit des +Products ausgelöscht ist und der Eigenthümer jeder Waare Eigenthümer der +handgreiflich subjektivirten allgemeingültigen Waare wird. Hier gilt im +eigentlichen Sinn, daß das Geldnon olet. Ob der Thaler, den einer in der Hand +hat, den Preiß von Mist oder Seide realisirt hat, ist ihm absolut nicht ab +zumerken und aller individuelle Unterschied soweit der Thaler als Thaler +functionirt, ist in der Hand seines Besitzers ausgelöscht. Diese Auslöschung +ist aber eine allseitige, da alle Waaren sich in die Form der Münze ver +wandeln. Die Circulation sezt jeden in einem bestimmten Moment nicht nur +dem andren gleich, sondern als dasselbe und ihre Bewegung besteht darin, +daß jedes abwechselnd, die sociale Function betrachtet, an die Stelle des +andren tritt. In der Circulation treten sich nun zwar auch die Austauschenden +qualitativ gegenüber als Käufer und Verkäufer, als Waare und Geld, aber +einmal wechseln sie die Stelle, und der Process besteht ebenso im U n- +gleichsetzen wie im Aufheben des U ngleichsetzens, so daß das leztere nur +formell erscheint. Der Käufer wird Verkäufer, der Verkäufer wird Käufer +und jeder kann nur Käufer werden als Verkäufer. Der formelle Unterschied +besteht für alle Subjekte der Circulation gleichzeitig als sociale Meta +morphosen, durch die [sie] zu passiren haben. Zudem ist die Waare ideell +als Preiß ebenso gut Geld, wie das ihr gegenüberstehende Geld. Im Geld als +circulirendem selbst so daß es bald in der einen Hand, bald in der andren +erscheint, und gleichgültig gegen dieß Erscheinen ist, ist die Gleichheit +sachlich gesezt und der Unterschied als ein nur formeller. Jeder erscheint +als Besitzer des Circulationsmittels dem andren gegenüber, selbst als Geld, +soweit der Process des Austauschs betrachtet wird. Diebesondre natürliche + +40 + +25 + +35 + +30 + +58 + + Zweites Kapitel . 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation + +Verschiedenheit, die in der Waare lag, ist ausgelöscht und wird beständig +durch die Circulation ausgelöscht. + +Wenn wir überhaupt die sociale Beziehung der Individuen innerhalb ihres +ökonomischen Processes prüfen, müssen wir uns einfach an die Form- +5 bestimmungen dieses Processes selbst halten. Unterschied aber existirt +keiner in der Circulation als der von Waare und Geld und sie ist ebenso das +beständige Verschwinden desselben. Die Gleichheit erscheint hier als so +ciales Product, wie überhaupt Tauschwerth sociales Dasein ist. + +Da das Geld nur Realisirung des Tauschwerths ist und entwickeltes +10 Tauschwerthsystem Geldsystem; so kann das Geldsystem in der That nur + +die Realisirung dieses Systems der Gleichheit und Freiheit sein. + +Im Gebrauchswerth der Waare ist die besondre individuelle Seite der +Production (Arbeit) dem Austauscher enthalten; aber in seiner Waare als +Tauschwerth gelten alle Waaren gleichmässig, als Vergegenständlichung der +15 gesellschaftlichen, unterschiedslosen Arbeit schlechthin; ihre Eigenthümer +als Gleichwürdige, ebenbürtige Functionäre des gesellschaftlichen Proces +ses.\ + +121 Soweit das Geld in seiner dritten Function erscheint, ist schon früher +gezeigt worden, daß es als allgemeines Material der Contracte, allgemeines +20 Zahlungsmittel, allen spezifischen Unterschied in den Leistungen aufhebt, +sie gleichsezt. Es sezt alle gleich vor dem Geld, aber das Geld ist nur ihr eigner +vergegenständlichter gesellschaftlicher Zusammenhang. Als Materie der +Accumulation und Schatzbildung, könnte zunächst die Gleichheit auf +gehoben scheinen, indem die Möglichkeit eintritt, daß ein Individuum sich +25 mehr bereichert, mehr Titel auf die allgemeine Production erwirbt als das +andre. Allein keines kann Geld entziehn auf Unkosten des, andren. Es kann +nur in der Form des Geldes nehmen, was es in der Form der Waare giebt. +Das eine genießt den Inhalt des Reichthums, das andre sezt sich in Besitz +seiner allgemeinen Form. Wenn das eine verarmt und das andre sich be- +reichert, so ist das Sache ihrer Willkühr, ihrer Sparsamkeit, Industrie, Moral +u. s. w. und geht keineswegs aus den ökonomischen Beziehungen, aus den +Verkehrsverhältnissen, worin die Individuen in der Circulation einander +gegenübertreten, selbst hervor. Selbst Erbschaft und dergleichen juristische +Verhältnisse, die so entstehnde Ungleichheiten verlängern mögen, thun der +socialen Gleichheit keinen Eintrag. Wenn das ursprüngliche Verhältniß des +Individuums A nicht im Widerspruch mit denselben steht, so kann dieser +Widerspruch sicher nicht dadurch hervorgebracht werden, daß das In +dividuum A an die Stelle des Individuums B tritt, es verewigt. Es ist dieß +vielmehr ein Geltendmachen des socialen Gesetzes über die nat��rliche +40 Lebensgrenze hinaus; eine Befestigung derselben gegen die zufällige Wir +kung der Natur, deren Einwirkung als solche vielmehr Aufhebung der + +35 + +30 + +59 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +Freiheit des Individuums wäre. Zudem, da das Individuum, in diesem Ver +hältniß nur die Individuation des Geldes ist, ist es als solches ebenso un +sterblich als das Geld selbst. Endlich, ist die Schatzbildende Thätigkeit eine +heroische, religiöse Idiosynkrasie, ein Fanatismus der Ascese, die sich nicht +natürlich vererbt wie das Blut. Da nur Equivalente ausgetauscht werden, +muß der Erbe das Geld wieder in Circulation werfen, um es als Genuß zu +realisiren. Thut er das nicht, so fährt er einfach fort ein nützliches Glied für +die Gesellschaft zu sein und ihr nicht mehr zu nehmen, als er ihr giebt. Die +Natur der Dinge aber bringt es mit sich, daß die Verschwendung dann, wie +Steuart sagt, als "angenehmer leveller" die Ungleichheit wieder ausgleicht, 1 o +so daß diese selbst als nur verschwindend erscheint. + +5 + +Der in der Circulation entwickelte Tauschwerthprocess respektirt daher +nicht nur die Freiheit und Gleichheit, sondern sie sind seine Producte; er ist +ihre reale Basis. Als reine Ideen sind sie idealisirte Ausdrücke seiner ver +schiedneo Momente; als entwickelt in juristischen, politischen, und socialen 15 +Beziehungen sind sie nur Reproducirt in andren Potenzen. Dieß hat sich auch +historisch bestätigt. Nicht nur ist die Dreieinigkeit von Eigenthum, Freiheit, +und Gleichheit auf dieser Grundlage theoretisch zuerst von den italienischen, +englischen, und französischen Oekonomen des 17t und 18t Jhhdts. for +mulirt worden. Sie realisirten sich erst in der modernen bürgerlichen 20 +Gesellschaft. Die antike Welt, der der Tauschwerth nicht als Basis der +Production diente, die an seiner Entwicklung vielmehr unterging, producirte +eine Freiheit und Gleichheit von ganz entgegengeseztem und wesentlich nur +lokalem Gehalt. Andrerseits, da in der antiken Welt im Kreis der Freien +wenigstens die Momente der einfachen Circulation sich entwickelten, so ist 25 +es erklärlich, daß in Rom und speziell dem kaiserlichen Rom, dessen Ge +schichte eben die Geschichte der Auflösung des antiken Gemeinwesens ist, +die Bestimmungen der juristischen Person, des Subjekts des Austausch +processes, entwickelt wurden, das Recht der bürgerlichen Gesellschaft nach +seinen wesentlichen Bestimmungen ausgearbeitet, vor allem aber dem 30 +Mittelalter gegenüber als das Recht der entstehnden industri~llen Gesell +schaft geltend gemacht werden mußte. + +Es ergiebt sich daher der Irrtum jener Socialisten, namentlich der fran +zösischen, die den Socialismus als Realisation der von der französischen +Revolution' nicht entdeckten, sondern historisch in Umlauf geworfnen 35 +bürgerlichen Ideen nachweisen wollen, und sich mit der Demonstration +abmühen, daß der Tauschwerth ursprünglich (in der Zeit) oder seinem +Begriff nach (in seiner adaequaten Form) ein System der Freiheit und +Gleichheit aller, aber verfälscht worden sei durch Geld, Capital etc. Oder +auch, daß die Geschichte bisher noch verfehlte V ersuche gemacht habe, sie 40 +in der ihrer Wahrheit entsprechenden Form durchzuführen und nun, wie + +60 + + Zweites Kapitel . 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation + +5 + +Proudhon z. B., eine Panacee entdeckt haben wollen, wodurch die echte +Geschichte dieser Verhältnisse an der Stelle ihrer verfälschten geliefert +werden soll. Das Tauschwerthsystem und mehr das Geldsystem sind in der +That das System der Freiheit und Gleichheit. Die Widersprüche aber, die bei +tieferer Entwicklung erscheinen, sind immanente Widersprüche, Verwick +lungen dieses Eigenthums, Freiheit und Gleichheit selbst; die gelegentlich +in ihr Gegentheil umschlagen. Es ist ein ebenso frommer wie alberner +Wunsch, daß z. B. der Tauschwerth aus der Form von Waare und Geld sich +nicht zu der Form des Capitals oder die Tauschwerth producirende Arbeit +sich nicht zur Lohnarbeit fortentwickeln soll. Was diese Socialisten von den +bürgerlichen Apologeten unterscheidet, ist auf der einen Seite das Gefühl +der Widersprüche des Systems, andrerseits der Utopismus, den nothwen +digen Unterschied zwischen der realen und idealen Gestalt der bürgerlichen +Gesellschaft nicht zu begreifen, und daher das überflüssige Geschäft zu +15 übernehmen, den idealen Ausdruck, das verklärte und 1131 von der Wirklich +keit selbst als aus sich geworfne reflectirte Lichtbild, selbst wieder ver +wirklichen zu wollen. + +10 + +Dieser Auffassung stellt sich von andrer Seite der fade Beweis gegenüber, +daß die Widersprüche gegen diese auf Betrachtung der einfachen Circulation +20 beruhnde Anschauung, sobald wir zu conkretern Stadien des Productions +processes fortgehn, von der Oberfläche mehr in seine Tiefe herabsteigen, +in der That bloser Schein sind. Es wird in der That behauptet, und durch +Abstraction von der spezifischen Form der entwickelteren Sphären des +gesellschaftlichen Productionsprocesses, der entwickelteren ökonomischen +25 Verhältnisse bewiesen, daß alle ökonomischen Verhältnisse nur andre und +andre Namen für immer dieselben Verhältnisse des einfachen Austauschs, +Waarenaustauschs, und der ihnen entsprechenden Bestimmungen des +Eigenthums, Freiheit und Gleichheit sind. Aus der Empirie also z. B. wird +aufgenommen, daß neben Geld und Waare Tauschwerthverhältnisse noch +in der Form des Capitals, des Zinses, der Grundrente, des Arbeitslohns +u. s. w. sich vorfinden. Durch den Process einer sehr wohlfeilen Abstraction, +die nach Belieben bald diese bald jene Seite des spezifischen Verhältnisses +fallen läßt, wird es reducirt auf die abstrakten Bestimmungen der einfachen +Circulation und so bewiesen, daß die ökonomischen Beziehungen, worin sich +35 die Individuen in jenen entwickeltern Sphären des Productionsprocesses +vorfinden, nur die Beziehungen der einfachen Circulation sind, u. s. w. Es +ist in dieser Art, daß Herr Bastiat seine ökonomische Theodicee, die +"Harmonies economiques" zusammengeschweißt hat. Im Gegensatz zu der +klassischen Oekonomie der Steuart, Smith, Ricardo, die die Kraft besitzen +40 die Productionsverhältnisse in ihrer reinen Form rücksichtslos darzustellen, +wird diese ohnmächtige gespreizte Blaufärberei als Fortschritt behauptet. + +30 + +61 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +5 + +Bastiat ist indeß nicht der Erfinder dieser harmonischen Anschauung, +sondern hat sie vielmehr von dem Americaner Carey entlehnt. Carey, bei +dessen Anschauung nur die neue Welt, deren Mitglied er ist, als historischer +Hintergrund wirkte, hat in den sehr bändereichen Werken seiner ersten +Epoche die ökonomische "Harmonie", die noch überall Reduction auf die +abstrakten Bestimmungen des einfachen Austauschprocesses, dadurch +bewiesen, daß er diese einfachen Verhältnisse überall durch den Staat ei +nerseits und die Einwirkung Englands auf den Weltmarkt anderseits ver +fälschen läßt. An sich sind die Harmonien da. Innerhalb der nichtamerika +nischen Länder aber sind sie durch den Staat, in America selbst durch die 10 +entwickeltste Form, worin diese Verhältnisse auftreten, ihre weltmarktliehe +Realität, in der Form England, verfälscht!). Carey, um sie herzustellen findet +kein andres Mittel als den von ihm denuncirten diabolus, den Staat, schließ +lich als Schutzengel zur Hülfe zu rufen, an die Pforte des harmonischen +Paradieses zu stellen- nämlich Schutzzöllner. Da er indeß ein Forscher, nicht 15 +Belletrist, wie Bastiat ist, mußte er in seinem lezten Werk weitergehn. Die +Entwicklung Americas in den lezten 18 Jahren hat seiner harmonischen +Anschauung soweit einen Stoß gegeben, daß er nun nicht nur mehr in der +äusseren Einwirkung des Staats die Verfälschung der an sich stets noch +festgehaltneu "natürlichen" "Harmonien" sieht, sondern im - Handel! 20 +Bewundrungswürdiges Resultat dieß, den Tauschwerth als Grundlage der +harmonischen Production zu feiern und ihn dann durch die entwickelte Form +des Austauschs, den Handel, in seinen immanenten Gesetzen aufheben zu +lassen!2 +) Es ist in dieser verzweifelten Form, daß er das dilatorische Urteil +ausspricht, daß die Entwicklung des harmonischen Tauschwerths dishar- +monisch ist./ + +25 + +I) Z. B. Es ist harmonisch, wenn innerhalb eines Landes die patriarchalische Production der +industriellen Platz macht, und der Auflöstmgsprocess, der diese Entwicklung begleitet, wird +nur nach seiner positiven Seite aufgefaßt. Aber es wird disharmonisch, wenn die englische +grosse Industrie den patriarchalischen oder kleinbürgerlichen Formen fremder nationaler 30 +Production ein Ende mit Schrecken macht. Die Concentration des Capitals innerhalb eines +Landes, und die auflösende Wirkung dieser Concentration, bieten ihm nur positive Seiten dar: +Aber die Wirkungen des concentrirten englischen Capitals, was er als das Monopol England +denuncirt, auf andre nationale Capitalien, ist die Disharmonie selbst. +2> Carey ist in der That der einzig originelle Oekonom Americas, und es giebt seinen Werken +die grosse Bedeutung, daß ihnen stofflich überall die bürgerliche Gesellschaft in ihrer freisten +und breitesten Realität zu Grunde liegt. In abstrakter Form spricht er die grossenamerikanischen +Verhältnisse aus und zwar im Gegensatz zur alten Welt. Der einzige reale Hintergrund Bastiats +ist die Kleinheit der französischen ökonomischen Verhältnisse, die überall ihre langen Ohren +aus seinen Harmonien herausstrecken und im Gegensatz zu denen die idealisirten englischen 40 +und amerikanischen Productionsverhältnisse als "Forderungen der praktischen Vernunft" +formulirt werden. Carey ist daher reich an selbstständigen, so zu sagen bona fide Forschungen +über spezifische ökonomische Fragen. Wo Bastiat ausnahmsweise von seinen kokett ge +schliffnen Gerneinplätz~n zur Betrachtung wirklicher Categorien herabzusteigen vorgiebt, +z. B. in der Grundrente, schreibt er Carey einfach ab. Während der leztre daher hauptsächlich + +45 + +35 + +62 + + Zweites Kapitel . Übergang zum Kapital + +141 6) Uebergang zum Capital. + +Fassen wir nun den Circulationsprocess in seine-r Totalität: + +Betrachten wir zunächst den formellen Character der einfachen Cir + +culation. + +5 + +In der That stellt die Circulation nur den formellen Proceß dar, worin die +beiden in der Waare unmittelbar zusammenfallenden und unmittelbar aus +einanderfallenden Momente, deren unmittelbare Einheit sie ist-Gebrauchs +werth und Tauschwerth- vermittelt werden. Die Waare wechselt ab in jeder +der beiden Bestimmungen. Soweit die Waare als Preiß gesezt ist, ist sie zwar +10 auch Tauschwerth, aber ihr Dasein als Gebrauchswertherscheint als ihre +Realität, ihr Dasein als Tauschwerth ist nur Beziehung derselben, ihr ideelles +Dasein. Im Geld ist sie zwar auch Gebrauchswerth, aber ihr Dasein als +Tauschwerth erscheint als ihre Realität, da der Gebrauchswerth als all +gemeiner nur ideeller ist. + +15 + +In der Waare hat das Material einen Preiß; im Geld besizt der Tauschwerth + +ein Material. + +Es sind die beiden Formen der Circulation zu betrachten W-G-W und + +G-W-G. + +20 + +Die Waare, die sich vermittelst des Geldes gegen Waare ausgetauscht hat, +tritt aus der Circulation heraus, um als Gebrauchswerth consumirt zu +werden. Ihre Bestimmung als Tauschwerth und darum als Waare ist er +loschen. Sie ist nun Gebrauchswerth als solcher. Wird sie aber im Geld gegen +die Circulation verselbstständigt, so stellt sie nur noch die substanzlose +allgemeine Form des Reichtbums dar und wird zu einem nutzlosen Ge- +25 brauchswerth, Gold, Silber, soweit sie nicht wieder als Kaufmittel oder +Zahlungsmittel in die Circulation eingeht. Es ist in der That ein Widerspruch, +daß der verselbstständigte Tauschwerth - +die absolute Existenz des +Tauschwerths - die sein soll, worin er dem Austausch entzogen ist. Die +einzige Realität, ökonomische, die die Schatzbildung in der Circulation +30 besizt, ist eine subsidiaire für die Function des Geldes als Circulationsmittel +(in den beiden Formen von Kauf- und Zahlungsmittel) - Reservoirs zu +bilden, die die Möglichkeit der Expansion und Contraction der Currency +erlauben (also die Function des Geldes als allgemeine Waare). + +In der Circulation findet zweierlei statt. Es werden Equivalente aus- + +35 + +die Widersprüche gegen seine harmonische Anschauung bekämpft, in der Form bekämpft, +wie sie von den klassischen englischen Oekonomen selbst entwickelt sind, plaidirt Bastiat gegen +die Socialisten. Die tiefere Anschauung Careys findet in der Oekonomie selbst den Gegensatz, +den er als Harmoniker zu bekämpfen hat, während der eitle, rechthaberische Raisonneur ihn +blos ausserhalb sieht. I + +63 + + Karl Marx : Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +getauscht, also gleiche Werthgrössen; zugleich aber werden die Bestim +mungen der beiden Seiten gegeneinander verwechselt. Der im Geld fixirte +Tauschwerth verschwindet (für den Eigner des Gelds) sobald es in der Waare +als Gebrauchswerth sich realisirt; und der in der Waare existirende Ge +brauchswerth verschwindet (für ihren Eigner) sobald sein Preiß im Geld +realisirt wird. Durch den einfachen Akt des Austauschs kann jedes nur in +seiner Bestimmung gegen das andre verloren gehn, sobald es sich in ihm +realisirt. Keines kann sich in der einen Bestimmung erhalten, indem es in +die andre übergeht. + +5 + +I Die Circulation in sich selbst betrachtet ist die Vermittlung vorausgesezter 1 o + +Extreme. Aber sie sezt diese Extreme nicht. Als Ganzes der Vermittlung, +als totaler Proceß selbst muß sie daher vermittelt sein. Ihr unmittelbares Sein +ist daher reiner Schein. Sie ist das Phänomen eines hinter ihrem Rücken +vorgehnden Processes. Sie ist jezt negirt in jedem ihrer Momente, als Waare, +als Geld und als Beziehung beider, als einfacher Austausch beider, Cir- +culation. + +15 + +Die Wiederholung des Processes von beiden Punkten, Geld und Waare, +geht nicht aus den Bedingungen der Circulation selbst hervor. Der Akt kann +sich nicht an sich selbst von neuem entzünden. Die Circulation trägt daher +nicht in sich selbst das Princip der Selbsterneurung. Sie geht von voraus- +gesezten Momenten aus, nicht von ihr selbst gesezten. Waaren müssen stets +von neuem und zwar von aussen her in sie geworfen werden, wie Brenn +material ins Feuer. Sonst erlöscht sie in Indifferenz. Sie erlösche in dem Geld +als indifferentes Resultat, das, insofern es nicht mehr in Bezug auf Waaren, +Preisse, Circulation stünde, aufgehört hätte Geld, ein Productionsverhältniß 25 +auszudrücken; von dem nur noch sein metallisches Dasein übriggeblieben, +aber sein ökonomisches vernichtet wäre. + +20 + +Dem Geld als "allgemeiner Form des Reichthums", verselbstständigtem +Tauschwerth steht die ganze Welt des wirklichen Reichtbums gegenüber. Es +ist die reine Abstraction desselben, daher so festgehalten imaginaire Grösse. 30 +Wo der allgemeine Reichthum ganz materiell, handgreiflich als solcher zu +existiren scheint, hat er seine Existenz blos in meinem Kopf, ist er reines +Hirngespinst. Als materieller Repräsentant des allgemeinen Reichtbums wird +das Geld nur verwirklicht, indem es wieder in Circulation geworfen, gegen +die besondren Weisen des Reichtbums verschwindet. In der Circulation ist 35 +es immer nur wirklich, so weit es hingegeben wird. Will ich es festhalten, +so verdunstet es unter der Hand in ein bloses Gespenst des Reichthums. Das +Verschwindenmachen ist die einzig mögliche Weise es als Reichthum zu +versichern. Die Auflösung des Aufgespeicherten in vergänglich~n Genüssen +ist seine Verwirklichung. Es kann nun wieder von andren Einzelnen auf- +gespeichert werden, aber dann fängt der Process wieder von neuem an. Die + +40 + +64 + + Seite 3 aus Heft B" + + Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital + +Selbstständigkeit des Geldes gegen die Circulation ist bloser Schein. Das +Geld hebt sich daher auf in seiner Bestimmung als vollendeter Tausch +werth. + +In der einfachen Circulation erscheint der Tauschwerth, in seiner Form +5 als Geld, als einfaches Ding, für das die Circulation nur eine äusserliche +Bewegung ist, oder das als Subjekt in einer besondren Materie individualisirt +ist. Ferner erscheint \15\ die Circulation selbst als eine nur formale Be +wegung: Realisirung der Preisse der Waaren, Austausch (schließlich) ver +schiedner Gebrauchswerthe gegeneinander. Beides ist als Ausgangspunkt +10 der Circulation vorausgesezt: Der Tauschwerth der Waare, die Waaren von +verschiednem Gebrauchswerth. Ebenso fällt ausserhalb der Circulation die +Entziehung der Waare durch den Consum, also ihre Vernichtung als +Tauschwerth, und das Entziehn des Geldes, seine Verselbstständigung, was +wieder eine andre Form seiner Vernichtung ist. Der Circulation ist der +15 bestimmte Preiß (der in Geld gerneBne Tauschwerth, also leztrer selbst, die +Werthgrösse) vorausgesezt; sie giebt ihm nur im Geld Formelles Dasein. +Aber er wird nicht in ihr. + +25 + +(Die einfache Circulation, dieblos der Austausch von Waare und Geld, +wie der Waarenaustausch selbst in vermittelter Form, auch fortgehnd bis +20 zur Schatzbildung, kann historisch bestehn, eben weil sie nur vermittelnde +Bewegung zwischen vorausgesezten Ausgangspunkten, ohne daß der +Tauschwerth die Production eines Volks sei es auf der ganzen Oberfläche, +sei es in der Tiefe ergriffen hat. Zugleich aber zeigt sich historisch, wie die +Circulation selbst zur bürgerlichen, d. h. Tauschwerthsetzenden Production +führt und sich eine andre Basis schafft, als die war, von der sie unmittelbar +ausging. Das Austauschen des Ueberflusses ist Austausch- und Tausch +werthsetzender Verkehr. Er erstreckt sich aber blos auf den Akt des +Austauschs selbst und spielt neben der Production selbst. Wiederholt sich +aber das Erscheinen der zum Austausch sollicitirender Vermittler (Lom- +30 barden, Normannen etc.) und entwickelt sich ein fortgesezter Handel, worin +die producirenden Völker nur noch so zu sagen passiven Handel treiben, +indem der Anstoß zur Austauschsetzenden Thätigkeit von Aussen kommt, +nicht aus der innren Gestalt der Production, so muß das Surplus der Pro +duction nicht nur ein zufälliges, gelegentlich vorhandnes sein, sondern ein +35 beständig wiederbaltes und so erhält das Product selbst eine auf die Cir +culation, das Setzen von Tauschwertben gerichtete Tendenz. Zunächst ist +die Wirkung mehr stofflich. Der Kreis der Bedürfnisse wird erweitert; der +Zweck ist die Befriedigung der neuen Bedürfnisse, und daher größre Re +gelmäßigkeit und Vermehrung der Production. Die Organisation der inlän- +40 diseben Production selbst ist bereits modificirt durch die Circulation und den +Tauschwerth, aber noch nicht, weder auf ihrer ganzen Oberfläche, noch in + +67 + + Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +ihrer ganzen Tiefe von ihr ergriffen. Es ist dieß dies. g. civilisirende Wirkung +des auswärtigen Handels. Es hängt dann ab, theils von der Intensivität dieser +Wirkung von Aussen, theils von dem Grade der innren Entwicklung, wie weit +die Tauschwerth setzende Bewegung das Ganze der Production ergreift. + +5 + +10 + +In England z. B. im 16t Jhhdt. gab die Entwicklung der niederländischen +Industrie der englischen W ollproduction grosse Handelsbedeutung, wie +anderseits das Bedürfniß besonders nach niederländischen und italieni +schen Waaren wuchs. Um nun mehr Wolle für den Export als Tauschmittel +zu haben, wurde Ackerland in Schafweide verwandelt, das kleine Pachtsy +stem aufgebrochen und fand jene ganze gewaltsame ökonomische Um- +wälzung statt, die Thomas Morus bejammert (denuncirt). Die Agricultur +verlor also den Character der Arbeit für den Gebrauchswerth - als un +mittelbare Subsistenzquelle-und der Austausch ihres Ueberschusses den +für die innre Construction der Ackerbauverhältnisse bisher gleichgültigen, +äusserlichen Charakter. Die Agricultur selbst fing an an bestimmten Punkten 15 +rein durch die Circulation bestimmt, in rein Tauschwerthsetzende Pro +duction verwandelt zu werden. Damit wurde die Productionsweise nicht nur +verändert, sondern alle alten, hergebrachten Populations- und Produktions +verhältnisse, ökonomische Verhältnisse, die ihr entsprachen, aufgelöst. So +war der Circulation hier vorausgesezt eine Production, die den Tauschwerth 20 +nur in der Form des Ueberflusses, Ueberschusses über den Gebrauchswerth +kannte; aber sie ging zurück in eine Production, die nur noch mit Beziehung +auf die Circulation stattfand, in die Tauschwerthals ihr unmittelbares Objekt +setzende Production. Es ist dieß ein Beispiel des historischen Rückgangs der +einfachen Circulation in das Capital, den Tauschwerth als die Production 25 +beherrschende Form. + +Die Bewegung greift so nur das Surplus der auf den unmittelbaren Ge +brauchswerth berechneten Production an, und geht nur innerhalb dieser +Grenzen vor sich. Je weniger die ganze innre ökonomische Struktur der +Gesellschaft noch vom Tauschwerth ergriffen ist, um so mehr erscheinen 30 +sie da als äusserliche Extreme der Circulation, - festgegebne und passiv sich +zu ihr verhaltende. Die ganze Bewegung als solche erscheint verselbst +ständigt gegen sie als Zwischenhandel, dessen Träger, wie die Semiten in den +Intermundien der antiken Welt, Juden, Lombarden, Normannen in denen der +mittelalteigen Gesellschaft, ihnen die verschiedneo Momente der Circulation 35 +abwechselnd gegenüber repräsentiren, Geld und Waare. Diese sind die +Vermittler des gesellschaftlichen Stoffwechsels. + +Wir haben es hier jedoch nicht mit historischem U ebergang der Circulation +in das Capital zu thun. Die einfache Circulation ist vielmehr eine abstrakte +Sphäre des bürgerlichen Gesammtproductionsprocesses, die durch ihre 40 +eigenen Bestimmungen sich als Moment, 1161 blose Erscheinungsform eines + +68 + + Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital + +hinter ihr liegenden, ebenso aus ihr resultirenden, wie sie producirenden +tieferen Processes - das industrielle Capital - ausweist.) + +15 + +10 + +Die einfache Circulation ist einerseits der Austausch vorhandner Waaren +und blos die Vermittlung dieser jenseits ihrer liegenden, ihr vorausgesezten +5 Extreme. Die ganze Thätigkeit ist auf die Thätigkeit des Austauschs be +schränkt und auf das Setzen der formellen Bestimmungen, die die Waare als +Einheit von Tauschwerth und Gebrauchswerth durchläuft. Als solche Ein +heit war die Waare vorausgesezt oder irgend ein bestimmtes Product war +nur Waare als die unmittelbare Einheit dieser beiden Bestimmungen. Wirk- +lieh als solche Einheit, als Waare, ist sie nicht als ein ruhndes (fixes) Sein, +sondern nur in der gesellschaftlichen Bewegung der Circulation, worin sich +1) die beiden Bestimmungen der Waare, Gebrauchswerthund Tauschwerth +zu sein an verschiedne Seiten vertheilen. Für den Verkäufer wird sie +Tauschwerth, für den Käufer wird sie Gebrauchswerth. Für den Verkäufer +ist sie Tauschmittel, d. h. das Gegentheil von unmittelbarem Gebrauchs +werth, dadurch daß sie Gebrauchswerth für den andren ist, also als negirter +unmittelbarer, individueller Gebrauchswerth; anderseits aber als~eiß ist ihr +Umfang als Tauschmittel gemessen, ihre Kaufkraft. Für den Käufer wird +sie Gebrauchswerth, dadurch daß ihr Preiß realisirt wird, also ihr ideales +20 Dasein als Geld realisirt wird. Nur dadurch, daß er sie für den andren in der +Bestimmung des reinen Tauschwerths realisirt, wird sie für ihn selbst in der +Bestimmung des Gebrauchswerths. Der Gebrauchswerth selbst erscheint +doppelt; in der Hand des Verkäufers als blose, besondre Materiatur des +Tauschwerths, Existenz des Tauschwerths; für den Käufer aber als Ge- +25 brauchswerth als solcher, d. h. als Gegenstand der Befriedigung besondrer +Bedürfnisse; für beide als Preiß. Der eine aber will sie als Preiß, Geld, +realisiren; der andre realisirt das Geld in ihr. Es ist spezifisch im Dasein der +Waare als Tauschmittel, daß der Gebrauchswerth erscheint 1) als auf +gehobner unmittelbarer Gebrauchswerth, d. h. als Gebrauchswerth für die +30 andren, für die Gesellschaft; 2) als Materiatur des Tauschwerths für ihren +Besitzer. Die Verdopplung und Abwechslung der Waare in den beiden +Bestimmungen: Waare und Geld ist Hauptinhalt der Circulation. Aber die +Waare steht nicht einfach dem Geld gegenüber; sondern ihr Tauschwerth +erscheint an ihr ideell als Geld; als Preiß ist sie ideelles Geld, und das Geld +ihr gegenüber nur die Realität ihres eignen Preisses. An der Waare ist auch +der Tauschwerth als ideelle Bestimmung, als ideelle Gleichsetzung mit Geld; +dann erhält sie im Geld als Münze, abstrakte, einseitige, aber ver +schwindende Existenz als bloser Werth; dann erlischt der Werthin dem +Gebrauchswerth der gekauften Waare. Von dem Moment, wo die Waare als +40 einfacher Gebrauchswerth wird, hört sie auf Waare zu sein. Ihr Dasein als +Tauschwerth ist erloschen. Solange sie sich aber in der Circulation befindet, + +35 + +69 + + Karl Marx. Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +ist sie immer doppelt gesezt, nicht nur daß sie als Waare gegenüber dem Geld +existirt, sondern sie existirt immer als W aare mit einem Preisse, in der +Maaßeinheit der Tauschwerthe gemeßnem Tauschwerth. + +5 + +Die Bewegung der Waare durch die verschiedneu Momente, wo sie Preiß +ist, Münze wird, endlich sich umsezt in Gebrauchswerth. Sieist vorausgesezt +als Gebrauchswerth und Tauschwerth, denn nur so ist sie W aare. Aber sie +verwirklicht diese Bestimmungen formell in der Circulation und zwar indem +sie erstens, wie gesagt, die verschiedneu Bestimmungen durchläuft; zweitens +aber, indem im Process des Austauschs ihr Sein als Gebrauchswerth und als +Tauschwerth immer an zwei Seiten, an beide Extreme des Austauschs 10 +vertheilt ist. Ihre doppelte Natur legt sich in der Circulation auseinander, und +sie wird in jeder der in ihr vorausgesezten Bedingungen erst durch diesen +formalen Process. Die Einheit der beiden Bestimmungen erscheint als un +ruhige, durch gewisse Momente verlaufende, und zugleich stets doppelsei +tige Bewegung. Immer nur in diesem gesellschaftlichen Verhältniß, so daß +die verschiednen Bestimmungen der Waare, in der That nur abwechselnde +Beziehungen sind, worin sich die Subjekte des Austauschs verhalten +während des Austauschprocesses. Dieß Verhalten erscheint aber als ein +objektives Verhältniß, worin sie durch den Inhalt des Austauschs, seine +gesellschaftliche Bestimmtheit, unabhängig von ihrem Willen gesezt werden. +In Preiß, Münze, wie Geld erscheinen diese gesellschaftlichen Beziehungen +als ihnen äusserliche, sie unter sich subsumirende. Die Negation in einer +Bestimmung der Waare ist immer ihre Realisation in der andren. Als Preiß +ist sie schon negirt, ideell als Gebrauchswerth, und als Tauschwerth gesezt; +als realisirter Preiß, d. h. Geld ist sie negirter Gebrauchswerth; als realisirtes 25 +Geld, d. h. aufgehobnes Kaufmittel ist sie negirter Tauschwerth, realisirter +Gebrauchswerth. Sie ist zunächst nur öuvaj.l.eL nach Gebrauchswerth und +Tauschwerth; wird als beides erst gesezt in der Circulation und zwar ist diese +der Wechsel dieser Bestimmungen. Während so die Abw~chslung und +Gegenübersetzung ist die Circulation stets auch die Gleichsetzung dieser 30 +Bestimmungen. + +20 + +15 + +So weit wir aber die Form W-G-W betrachten, erscheint der +Tauschwerth, sei es in seiner Form als Preiß, sei es in seiner Form als Münze, +sei es in der Form der Bewegung des Gleichsetzens, der Bewegung des +Austauschs selbst, nur als verschwindende Vermittlung. Waare wird schließ- +lieh gegen Waare ausgetauscht oder vielmehr, da die Bestimmung der Waare +erloschen ist, Gebrauchswerthe von verschiedner Qualität sind gegeneinan- +der ausgetauscht und die Circulation selbst diente nur dazu, einerseits die +Gebrauchswerthe dem Bedürfniß entsprechend Hände wechseln zu lassen, +andrerseits sie in dem Maaß Hände wechseln zu lassen, worin Arbeitszeit 40 +I in ihnen enthalten ist; 1171 sie in dem Maasse sich ersetzen zu lassen, worin + +35 + +70 + + Zweites Kapitel· Übergang zum Kapital + +sie gleich schwere Momente der allgemeinen gesellschaftlichen Arbeitszeit I + +sind. Aber nun haben die in Circulation geworfnen Waaren ihren Zweck +erreicht. Jede in der Hand ihres neuen Besitzers hört auf Waare zu sein; jede +wird Objekt des Bedürfnisses und als solches, ihrer Natur gemäß, aufgezehrt. +5 Damit ist also die Circulation am Ende. Es bleibt nichts übrig als das Cir +culationsmittel als einfaches Residuum. Als solches Residuum aber verliert +es seine Formbestimmung. Es sinkt zusammen in seine Materie, die als +unorganische Asche des ganzen Processes übrig bleibt. Sobald die Waare +Gebrauchswerth als solcher geworden, ist sie aus der Circulation heraus- +10 geworfen, hat sie aufgehört Waare zu sein. Es ist daher nicht nach dieser +Seite des Inhalts hin, daß wir die weiter führenden Formbestimmungen +suchen müssen. Der Gebrauchswerth wird in der Circulation nur als das, als +was er unabhängig von ihr vorausgesezt war, Gegenstand eines bestimmten +Bedürfnisses. Als solcher war und bleibt er stoffliches Motiv der Circulation; +15 bleibt von ihr als der gesellschaftlichen Form aber ganz unberührt. In der +Bewegung W-G-W erscheint das Stoffliche als der eigentliche Inhalt der +Bewegung; die gesellschaftliche Bewegung nur als verschwindende Ver +mittlung, um die individuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Der Stoffwechsel +der gesellschaftlichen Arbeit. In dieser Bewegung erscheint die Aufhebung +20 der Formbestimmung, d. h. der aus dem gesellschaftlichen Proceß hervor +gehnden Bestimmungen, nicht nur als Resultat, sondern als Zweck; ganz wie +das Prozeßführen für den Bauern, wenn auch nicht für den Advokat. Um +also der weitren aus der Bewegung der Circulation selbst hervorwachsenden +Formbestimmung nachzugehn, müssen wir uns an die Seite halten, wo die +25 Formseite, der Tauschwerth als solcher sich weiter entwickelt; vertieftere +Bestimmungen durch den Proceß der Circulation selbst erhält. Also nach der +Seite der Entwicklung des Geldes, der Form G-W-G. + +Der Tauschwerth als vergegenständlichtes Quantum der gesellschaft +lichen Arbeitszeit geht in der Objektivirung, die er in der Circulation erhält, +30 bis zu seinem Dasein als Geld fort als Schatz und allgemeines Zahlungsmittel. +Wird das Geld nun in dieser Form fixirt, so erlischt seine Formbestimmun.g +ebenfalls; es hört auf Geld zu sein, wird bloses Metall, bloser Gebrauchs +werth, der aber, da er nicht als solcher, in seiner metallneu Qualität dienen +soll, nutzlos ist, also nicht wie die Waare in der Consumtion sich als Ge- + +35 brauchswerth realisirt. + +Wir haben gesehn, wie die Waare die in ihr enthaltneu Momente realisirt, +indem sie stets eines derselben verneint. Die Bewegung der Waare als solche +betrachtet, existirt der Tauschwerth ideell an ihr als Preiß; sie wird abstraktes +Tauschmittel in der Münze; aber in ihrer schließliehen Realisation in der +40 andren Waare erlischt ihr Tauschwerth und fällt sie aus dem Proceß heraus +als einfacher Gebrauchswerth, unmittelbarer Gegenstand der Consumtion + +71 + + Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +(W-G-W). Es ist dieß die Bewegung der Waare, worin ihr Dasein als +Gebrauchswerth das übergreifende Moment ist und die Bewegung in der +That nur die ist, daß sie grade die dem Bedürfniß entsprechende Gestalt des +Gebrauchswerths annimmt, statt der, worin sie sich als Waare befindet. + +Betrachten wir dagegen die Fortentwicklung des Tauschwerths im Geld, +so kommt er in der ersten Bewegung nur zu seinem Dasein als ideelles Geld, +oder Münze, als Einheit und Anzahl. Fassen wir aber beide Bewegungen +zusammen, so zeigt sich daß das Geld, das im Preiß nur als ideale Maaßeinheit +existirt, vorgestelltes Material der allgemeinen Arbeit, in der Münze nur als +Werthzeichen, abstraktes und verschwindendes Dasein des Werths, ma- +terialisirte Vorstellung, d. h. Symbol, endlich in seiner Form als Geld erstens +beide Bestimmungen negirt, aber auch beide als Momente enthält, und +zugleich in einer gegen die Circulation selbstständigen Materiatur, in steter +Beziehung zu ihr, wenn auch als negativer, sich festsezt. + +Was, die Form der Circulation selbst betrachtet, in ihr wird, entsteht, +producirt wird, ist das Geld selbst, weiter nichts. Die Waaren werden aus +getauscht in der Circulation, aber sie entstehn nicht in ihr. Das Geld als Preiß +und Münze ist zwar schon eigens Product der Circulation, aber nur formell. +Dem Preis ist der Tauschwerth der Waare vorausgesezt, wie die Münze selbst +nichts ist als die verselbstständigte Form der Waare als Tauschmittel, die +ebenfalls vorausgesezt war. Die Circulation schafft nicht den Tauschwerth, +sowenig wie seine Grösse. Damit eine Waare in Geld gemessen werde, +müssen Geld und W aare beide als Tauschwerthe, d. h. als V ergegenständ +lichung der Arbeitszeit sich zueinander verhalten. Der Tauschwerth der +Waare erhält im Preiß nur efnen von ihrem Gebrauchswerth getrennten +Ausdruck; ebenso entsteht das Werthzeichen nur aus dem Equivalent, der +Waare als Tauschmittel. Als Tauschmittel soll die Waare Gebrauchswerth +sein, aber solcher nur durch die Entäussrung werden, da sie Gebrauchswerth +nicht für den ist, in dessen Hand sie Waare ist, sondern für den, der sie +eintauscht als Gebrauchswerth. Ihr Gebrauchswerth für den Besitzer der +Waare besteht blos in ihrer Austauschbarkeit, Veräusserbarkeit zum Um +fang des in ihr repräsentirten Tauschwerths. Als allgemeines Tauschmittel +wird sie daher in der Circulation blos Gebrauchswerth als Bestehn des +Tauschwerths und erlischt ihr Gebrauchswerth als solcher. Es erscheint dieß +als ein einfacher formeller Wechsel, daß der Tauschwerthals Preiß oder·das +Tauschmittel als Geld gesezt wird. Jede Waare als realisirter Tauschwerth +ist das Rechengeld der übrigen Waaren, ihr Preißgebendes Element, wie jede +Waare als Tauschmittel (aber hier scheitert sie an dem Umfang, worin sie +Tauschmittel ist, denn sie wäre blos Tauschmittel gegen den, der die Waare +besizt, deren der Austauschende bedarf, und müßte in einer Reihe von +Austauschen schließliebes Tauschmittel werden; abgesehn von der clumsi- + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +35 + +40 + +72 + + Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital + +ness dieses Processes es käme wieder in IISI Conflict mit ihrer Natur als +Gebrauchswerth, daß sie in Portionen theilbar sein müßte, um der Reihe nach +die verschiednen Austausche in den erheischten Proportionen zu erfüllen) +Circulationsmittel, Münze ist. In Preiß und Münze sind beide Bestimmungen +5 nur auf eine Waare übertragen. Es erscheint dieß als blose Vereinfachung. +In den Verhältnissen, worin eine Waare der Werthmesser aller übrigen +Waaren, ist sie Tauschmittel, Equivalent, veräusserbar gegen sie; kann sie +reell als Equivalent dienen, als Tauschmittel. Der Circulationsproceß giebt +diesen Bestimmungen nur abstraktere Form im Geld als Münze und Tausch- +10 mittel. Die Form W-G-W, diese Strömung der Circulation, worin das Geld +nur als Maaß und Münze figurirt, erscheint daher auch nur als vermittelte +Form des Tauschhandels, in dessen Grundlage und Inhalt nichts verändert +ist. Das reflectirende Bewußtsein der Völker faßt das Geld in seiner Be +stimmung als Maaß und Münze daher als willkührliche, der Bequemlichkeit +15 halber conventionell eingeführte Erfindungen; weil die Umwandlung, die die +in der Waare als Einheit von Gebrauchswerthund Tauschwerth enthaltnen +Bestimmungen erfahren, nur formell sind. Der Preiß ist nur bestimmter +Ausdruck des Tauschwerths, der allgemeinverständliche Ausdruck, den er +in der Sprache der Circulation selbst, wie nun die Münze, die auch in ihrer +20 Existenz als bloses Symbol existiren kann, blos sinnbildlicher Ausdruck des +Tauschwerths ist; als Tauschmittel aber eben nur Mittel für den Austausch +der Waaren bleibt, und daher kein neuer Inhalt hereinkömmt. Preiß und +Münze gehn zwar auch aus dem Verkehr hervor; sie sind in der That die vom +Verkehr geschaffnen Ausdrücke, die Verkehrsausdrücke der Waare als + +25 Tauschwerth und TauschmitteL + +Anders aber verhält es sich mit dem Geld. Es ist Product der Circulation, + +das, gleichsam gegen die Verabredung aus ihr herausgewachsen ist. + +Es ist keine blos vermittelnde Form des Waarenaustauschs. Es ist eine aus +dem Circulationsprocess hervorwachsende Form des Tauschwerths, ein +30 gesellschaftliches Product, das sich durch die Beziehungen, worein die +Individuen in der Circulation treten, von selbst erzeugt. Sobald Gold und +Silber (oder jede andre Waare) als Werthmaaß und Circulationsmittel (sei +es als leztres in ihrer leiblichen Form oder durch Symbol ersezt) sich ent +wickelt haben, werden sie Geld, ohne Zuthun und Wollen der Gesellschaft. +Ihre Macht erscheint als ein Fatum, und das Bewußtsein der Menschen, +besonders in gesellschaftlichen Zuständen, die an einer tiefern Entwicklung +der Tauschwerthverhältnisse untergehn, sträubt sich gegen die Macht, die +ein Stoff, ein Ding ihnen gegenüber erhält, gegen die Herrschaft des ver +fluchten Metalls, die als reine Verrücktheit erscheint. Es ist im Geld zuerst, +40 und zwar in der abstraktesten, daher sinnlosesten, unbegreiflichsten Form +-eine Form, in der alle Vermittlung aufgehoben ist- worin die Verwandlung + +35 + +73 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext + +der wechselseitigen gesellschaftlichen Beziehungen in ein festes, überwäl +tigendes, die Individuen subsumirendes gesellschaftliches V erhältniß er +scheint. Und zwar ist die Erscheinung um so härter, als sie hervorwächst +aus der Voraussetzung der freien, willkührlichen, nur durch die wechsel +seitigen Bedürfnisse in der Production sich aufeinander beziehenden, +atomistischen Privatpersonen. Das Geld selbst enthält die Negation seiner +als bloses Maaß und Münze in sich. (In der That die Waare für sich be +trachtet, soll für ihren Besitzerblos Dasein des Tauschwerths sein; für ihn +hat ihre Materiatur blos den Sinn Gegenständlichkeit der allgemeinen Ar +beitszeit zu sein, die mit jeder andren Gegenständlichkeit derselben aus- +tauschbar ist; also unmittelbar allgemeines Equivalent, Geld. Diese Seite +aber verborgen, erscheint selbst nur als eine Seite.) Die alten Philosophen, +ebenso Boisguillebert, betrachten dieß als Verkehrung, Mißbrauch des +Geldes, das aus dem Knecht zum Herrn wird, den natürlichen Reichthum +depreciirt, das Ebenmaaß der Equivalente aufhebt. Plato in seiner Republik +will gewaltsam das Geld als bloses Circulationsmittel und Maaß festhalten, +aber nicht zum Gelde als solchen werden lassen. Aristoteles betrachtet daher +die Form der Circulation W -G-W, worin das Geld nur als Maaß und Münze +functionirt, eine Bewegung, die er die ökonomische nennt, als die natürliche +und vernünftige, während er die Form G-W-G, die chrematistische, als +unnatürlich, zweckwidrig brandmarkt. Was hier bekämpft wird, ist nur der +Tauschwerth der Inhalt und Selbstzweck der Circulation wird, die Verselbst +ständigung des Tauschwerths als solchen; daß der Werthals solcher Zweck +des Austauschs wird und selbstständige Form erhält, zunächst noch in +der einfachen, handgreiflichen Form des Geldes. V erkaufen um zu kau- +fen ist der Gebrauchswerth Zweck; Kaufen um zu Verkaufen, der Werth +selbst. + +Nun haben wir zwar gesehen, daß das Geld in der That nur in seiner +Function suspendirtes Circulationsmittel ist, sei es, daß es später in die +Circulation eingehn soll als Kaufmittel oder Zahlungsmittel. Dagegen sein +selbstständiges V erhalten gegenüber der Circulation, sein Entziehn aus +derselben raubt ihm beide Werthe, seinen Gebrauchswerth, denn es soll nicht +als Metall dienen; seinen Tauschwerth, denn es besizt diesen Tauschwerth +eben nur als Moment der Circulation, als das von den Waaren sich wechsel +seitig gegenübergestellte abstrakte Symbol ihres eignen Werths; als ein +Moment der Formbewegung der Waare selbst. So lange es der Circulation +entzogen bleibt, ist es ebenso werthlos, als läge es im tiefsten Bergschacht +vergraben. Geht es aber wieder in 1191 Circulation ein, so ist es am Ende mit +seiner Unvergänglichkeit, so vergeht der in ihm enthaltne Werth in den +Gebrauchswertben der Waaren gegen die es sich austauscht, wird es wieder +bloses Circulationsmittel. Dieß ist ein Moment. Es kömmt aus der Circulation + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +35 + +40 + +74 + + Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital + +her, als ihr Resultat, d. h. als adaequates Dasein des Tauschwerths, für sich +seiendes und in sich verharrendes allgemeines Equivalent. + +Andrerseits: Als Zweck des Austauschs, d. h. als Bewegung, die den +Tauschwerth, das Geld selbst zum Inhalt hat, ist der einzige Inhalt V er- +5 mehrung des Tauschwerths, Aufhäufen von Geld. In der That aber ist diese +Vermehrung nur rein formell. Werth wird nicht aus dem Werth, sondern der. +Werth wird in der Form der Waare in die Circulation geworfen, um ihr in +dem unbrauchbaren Werth als Schatz entzogen zu werden. + +10 + +"IIA.m.rte~v cparr( > Le detail de la France 1697. Ausgabe von Eugime Daire, der Economistes finan +ciers du XVIII. siecle. Paris 1843 vol. I, p. 241. + +40 + +30 + +132 + + Erstes Kp.pitel · Die Ware + +5 den Gebrauchswerth, den Genuß2 + +Eroberung des Weltmarkts stachelt, springt hier jedoch zugleich der tiefere +principielle Gegensatz hervor, der sich als beständiger Kontrast zwischen +ächt englischer und ächt französischer 1 +) Oekonomie wiederholt. Bois +guillebert sieht in der That nur auf den stofflichen Inhalt des Reichthums, +), und betrachtet die bürgerliche Form der +Ar\\33\beit, die Produktion der Gebrauchswerthe als Waaren und den Aus +tauschproceß der Waaren als die naturgemäße gesellschaftliche Form, worin +die individuelle Arbeit jenen Zweck erreiche. Wo ihm daher der specifische +Charakter des bürgerlichen Reichtbums gegenübertritt, wie im Geld, glaubt +10 er an Zwischendrängen usurpirender fremder Elemente und ereifert sich +gegen die bürgerliche Arbeit in der einen Form, während er sie zugleich in +der andern Form utopistisch verklärt3 +). Boisguillebert liefert uns den Beweis, +daß die Arbeitszeit als Maaß der Werthgröße der Waaren behandeit werden +kann, obgleich die im Tauschwerth der Waaren vergegenständlichte und +15 durch die Zeit gemessene Arbeit mit der unmittelbaren natürlichen Thätigkeit + +der Individuen verwechselt wird. + +Die erste bewußte, beinahe trivial klare Analyse des Tauschwerths auf +Arbeitszeit findet sich bei einem Manne der neuen Welt, wo die bürgerlichen +Produktionsverhältnisse, gleichzeitig mit ihren Trägern importirt, rasch +20 aufschossen in einem Boden, der seinen Mangel an historischer Tradition +durch einen Ueberfluß von Humus aufwog. Der Mann ist Benjamin Franklin, +der in seiner ersten Jugendarbeit, geschrieben 1729, zum Druck befördert +1731, das Grundgesetz der modernen politischen Oekonomie formulirte4 +). Er +erklärt es für nöthig ein andres Maaß der Werthe als die edeln Metalle zu +suchen. Dies sei die Arbeit. "Durch Arbeit kann der Werth von Silber ebenso +gut gemessen werden wie der aller andern Dinge. Unterstelle z. B. ein Mann +sei beschäftigt Korn zu produciren, während ein andrer Silber gräbt und +raffinirt. Am Ende des Jahres oder nach irgend einer andern bestimmten +Zeitperiode, sind das volle Produkt von Korn und das von Silber natür- +liehe \\34\ Preise von einander, und wenn das eine 20 Bushel, das andere + +30 + +25 + +1) Nicht romanischer Oekonomie, denn die Italiener in den beiden Schulen, der Neapolitani +schen und der Mailändischen, wiederholen den Gegensatz von englischer und französischer +Oekonomie, während die Spanier der früheren Epoche entweder blos Merkantilisten sind, +und modificirte Merkantilisten wie Ustariz, oder wie Jovellanos (Sieh seine Obras. Barcelona + +35 1839-40) mit Adam Smith die "richtige Mitte" halten. + +40 + +2) «La veritable riebesse ... jouissance entiere, non seulement des besoins de la vie, mais meme +de tous les superflus et de tout, ce qui peut faire plaisir a Ia sensualite. » Boisguillebert: Dis +ser~ation sur Ia nature de Ia richesse, etc. 1. c. p. 403. Während aber Petty ein frivoler, plün +derungslustiger und charakterloser Abenteurer war, trat Boisguillebert, obgleich. einer der +Intendanten Ludwig XIV., mit ebenso viel Geist als Kühnheit für die unterdrückten Klassen +auf. +3) Der französische Socialismus in der Form Proudhon leidet an demselben nationalen ErbübeL +) Franklin B. The works of etc. ed. by J. Sparks vol. II. Boston 1836. "A modest inquiry into +the nature and necessity of a paper currency." + +4 + +133 + + Karl Marx · Zur Kritik der pqlitischen Ökonomie. Erstes Heft + +5 + +10 + +20 Unzen ist, dann ist eine Unze Silber werth die zur Produktion eines +Bushels Korn verwandte Arbeit. Wenn aber durch die Entdeckung von +näheren, leichter zugänglichen und ergiebigern Minen, ein Mann nun +40 Unzen Silber produciren kann, so leicht wie früher 20, und dieselbe Arbeit +wie früher erforderlich bleibt zur Produktion von 20 Bushel Korn, dann +werden 2 Unzen Silber nicht mehr werth sein als dieselbe Arbeit verwandt +zur Produktion von einem Bushel Korn, und der Bushel, welcher früher +1 Unze galt, wird nun 2 gelten, caeteris paribus. So ist der Reichthum eines +Landes zu schätzen durch die Arbeitsquantität, die seine Einwohner fähig +sind zu kaufen" 1 +). Die Arbeitszeit stellt sich sofort bei Franklin ökonomi- +stisch einseitig als Maaß der Werthe dar. Die Verwandlung der wirklichen +Produkte in Tauschwerthe versteht sich von selbst und es handelt sich daher +nur um Auffindung eines Maaßes für ihre Werthgröße. "Da, sagt er, der +Handel überhaupt nichts ist als ein Austausch von Arbeit gegen Arbeit, wird +der Werth aller Dinge am richtigsten geschätzt durch Arbeit" 2 +hier wirkliche Arbeit an die Stelle des Worts Arbeit, so entdeckt man sofort +die Vermischung von Arbeit in der einen Form, mit Arbeit in der andern +Form. Da Handel z. B. im Austausch von Schusterarbeit, Minenarbeit, +Spinnarbeit, Malerarbeit u. s. w. besteht, wird der Werth von Stiefeln am +richtigsten geschätzt in Malerarbeit? Franklin meint umgekehrt, daß der +Werth von Stiefeln, Minenprodukten, Gespinnst, Gemälden u. s. w. bestimmt +wird durch abstrakte Arbeit, die keine besondere Qualität besitzt und daher +durch bloße Quantität meßbar ist3 +). Da er aber die im Tauschwerth enthaltene +Arbeit nicht als die abstrakt allgemeine, aus der allseitigen Entäußerung der +individuellen Arbeiten entspringende gesellschaftliche Arbeit entwickelt, +verkennt er nothwendig Geld als die unmittelbare 1!35! Existenzform dieser +entäußerten Arbeit. Geld und Tauschwerth setzende Arbeit stehen ihm daher +in keinem innern Zusammenhange, sondern Geld ist vielmehr zur tech +nischen Bequemlichkeit in den Austausch äußerlich hereingebrachtes In +strument4). Franklin's Analyse des Tauschwerths blieb ohne unmittelbaren 30 +Einfluß auf den allgemeinen Gang der Wissenschaft, weil er nur vereinzelte +Fragen der politischen Oekonomie bei bestimmten praktischen Anlässen +behandelte. + +). Setzt man 15 + +20 + +25 + +Der Gegensatz zwischen wirklicher nützlicher Arbeit und Tauschwerth +setzender Arbeit bewegte Europa während des 18ten Jahrhunderts in der + +35 + +1 +) I. c. p. 265. "Thus the riches of a country are to be valued by the quantity of labour its +inhabitants are able to purchase." l. c. +2 +) Trade in general being nothing eise but the exchange of labour for labour, the value of all +things is, as I have said before, most justly measured by labour. p. 267. +) I.c.: "Remarks and Facts relative to the American Paper Money." 1764. +3 +) Sieh "Papers on American Politics"; "Remarks and Facts relative to the American Paper +Money. 1764." (1. c.) + +4 + +40 + +134 + + Erstes Kapitel · Die Ware + +10 + +15 die richtige Analyse der Waare anstreifen 1 + +Form des Problems: welche besondere Art wirklicher Arbeit die Quelle des +bürgerlichen Reichtbums sei? So war vorausgesetzt, daß nicht jede Arbeit, +die sich in Gebrauchswertben verwirklicht oder Produkte liefert, deshalb +schon unmittelbar Reichthum schafft. Den Physiokraten jedoch, wie ihren +5 Gegnern, ist die brennende Streitfrage nicht sowohl, welche Arbeit den +Werth, sondern welche den Mehrwerth schaffe. Sie behandeln also das +Problem in komplicirter Form, bevor sie es in seiner elementarischenForm +gelöst hatten, wie der geschichtliche Gang aller Wissenschaften durch eine +Masse Kreuz- und Querzüge erst z~ ihren wirklichen Ausgangspunkten +führt. Im Unterschied von andern Baumeistern, zeichnet die Wissenschaft +nicht nur Luftschlösser, sondern führt einzelne wohnliche Stockwerke des +Gebäudes auf, bevor sie seinen Grundstein legt. Indem wir hier nicht länger +bei den Physiokraten verweilen und über eine ganze Reihe italienischer +Oekonomen hinweggehen, die in mehr oder minder treffenden Einfällen an +), wenden wir uns sofort zu dem +ersten Britten, der das Gesammtsystem der bürgerlichen Oekonomie be +arbeitet hat, zu Sir James Steuarf). Wie bei ihm die abstrakten Kategorien +der politischen 11361 Oekonomie noch im Proceß der Scheidung von ihrem +stofflichen Inhalt und daher verfließend und schwankend erscheinen, so die +20 des Tauschwerths. An einer Stelle bestimmt er den realen Werth durch die +Arbeitszeit (what a workman can perform in a day), woneben aber konfuser +Weise Salair und Rohmaterial figuriren 3 +). An einer andern Stelle tritt das +Ringen mit dem stofflichen Inhalt noch schlagender hervor. Er nennt das in +einer Waare enthaltene natürliche Material, z. B. Silber in einem silbernen +25 Flechtwerk, ihren innern Werth (intrinsic worth), während er die in ihr +enthaltene Arbeitszeit ihren Gebrauchswerth (useful value) nennt. "Der +erste", sagt er, "ist etwas an sich selbst reales ... der Gebrauchswerth +dagegen muß geschätzt werden nach der Arbeit, die es gekostet hat ihn zu +produciren. Die Arbeit verwandt in der Modifikation des Stoffes repräsentirt +) Was Steuart vor seinen +Vorgängern und Nachfolgern auszeichnet, ist die scharfe Unterscheidung +zwischen der specifisch gesellschaftlichen Arbeit, die sich im Tauschwerth +darstellt und der realen Arbeit, die Gebrauchswerthe erzielt. Die Arbeit, sagt + +30 eine Portion von der Zeit eines Mannes etc." 4 + +35 + +40 + +')Sieh z. B. Galiani della Moneta vol. 3 in den Scrittori Classici italiani di Economia politica. +(Herausgegeben von Custodi.) Parte moderna Milano 1803. "La fatica, sagt er, e l'unica ehe da +valore alla cosa." p. 74. Die Bezeichnung der Arbeit als fatica ist charakteristisch für den +Südländer. +2 +) Steuart's Werk: "An lnquiry into the principles of political economy, being an essay on +the science of domestic policy in free nations" erschien zuerst 1767 in zwei Quartbänden +zu London, zehn Jahre vor Adam Smith's wealth of nations. Ich citire nach der Dubliner Aus +gabe von 1770. +) Steuart I. c. t. 1. p. 181-83. +3 +) Steuart I. c. t. 1. p. 361-62. "represents a portion of a man's time." + +4 + +135 + + Kar! Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +er, die durch ihre Entäußerung (alienation) ein allgemeines Aequivalent +schafft (universal equivalent), nenne ich Industrie. Die Arbeit als Industrie +unterscheidet er nicht nur von der realen Arbeit, sondern von andern ge +sellschaftlichen Formen der Arbeit. Sie ist ihm die bürgerliche Form der +Arbeit im Gegensatz zu ihren antiken und mittelalterlichen Formen. Na- +mentlich interessirt ihn der Gegensatz von bürgerlicher und feudaler Arbeit, +welche letztere er in der Phase ihres Unterganges sowohl in Schottland +selbst, als auch auf seinen ausgebreiteten Reisen auf dem Kontinent be +obachtet hatte. Steuart wußte natürlich sehr wohl, daß das Produkt auch in +vorbürgerlichen Epochen die Form der Waare und die Waare die Form des +Geldes erhält, aber er weist allsführlieh nach, daß die Waare als elementa +rische Grundform des Reichtbums und die Entäußerung als die herrschende +Form 11371 der Aneignung nur der bürgerlichen Produktionsperiode an +gehören, also der Charakter der Tauschwerth setzenden Arbeit specifisch +bürgerlich ist. 1 +) + +Nachdem die besondern Formen der realen Arbeit wie Agrikultur, Ma +nufaktur, Schifffahrt, Handel u. s. w. der Reihe nach als wahre Quellen des +Reichtbums behauptet worden waren, proklamirte Adam Smith die Arbeit +überhaupt, und zwar in ihrer gesellschaftlichen Gesammtgestalt, als Theilung +der Arbeit, als die einzige Quelle des stofflichen Reichtbums oder der +Gebrauchswerthe. Während er hier das Naturelement gänzlich übersieht, +verfolgt es ihn in die Sphäre des nur gesellschaftlichen Reichthums, des +Tauschwerths. Adam bestimmt allerdings den Werth der Waare durch die +in ihr enthaltene Arbeitszeit, verlegt dann aber wieder die Wirklichkeit dieser +Werthbestimmung in die präadamitischen Zeiten. In andern Worten, was ihm +wahr erscheint auf dem Standpunkt der einfachen Waare, wird ihm unklar, +sobald an ihre Stelle die höhern und komplicirtern Formen von Kapital, +Lohnarbeit, Grundrente u. s. w. treten. Dies drückt er so aus, daß der Werth +der Waaren durch die in ihnen enthaltene Arbeitszeit gemessen wurde in dem +paradise lost des Bürgerthums, wo die Menschen sich noch nicht als Ka- +pitalisten, Lohnarbeiter, Grundeigenthümer, Pächter, Wucherer u. s. w., +sondern nur als einfache Waarenproducenten und Waarenaustauscher ge +genübertraten. Er verwechselt beständig die Bestimmung des Werths der +Waaren durch die in ihnen enthaltene Arbeitszeit mit der Bestimmung ihrer +Werthe durch den Werth der Arbeit, schwankt überall in der Detaildurch- +führung und versieht die objektive Gleichung, die der Gesellschaftsproceß + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +35 + +1 +) Die patriarchalische unmittelbar auf Schöpfung von Gebrauchswertben für den Besitzer +des Landes gerichtete Agrikultur erklärt er daher für einen "Mißbrauch", zwar nicht in Sparta +oder Rom oder selbst in Athen, wohl aber in den industriellen Ländern des 18. Jahrhunderts. +Diese "abusive agriculture" sei kein "trade", sondern "bloßes Subsistenzmittel". Wie die 40 +bürgerliche Agrikultur das Land von überflüssigen Mäulern, säubere die bürgerliche Manu +faktur die Fabrik von überflüssigen Händen. + +136 + + Erstes Kapitel · Die Ware + +gewaltsam zwischen den ungleichen Arbeiten vollzieht, mit der subjektiven +Gleichberechtigung der individuellen Arbeiten 1 +). Den Uebergang aus der +wirklichen Arbeit in l\38\ die Tauschwerth setzende Arbeit, d. h. die bürger +liche Arbeit in ihrer Grundform, sucht er durch die Theilung der Arbeit zu +5 bewerkstelligen. So richtig es nun ist, daß Privataustausch Theilung der +Arbeit, so falsch ist es, daß Theilung der Arbeit den Privataustausch vor +aussetzt. Unter den Peruanern z. B. war die Arbeit außerordentlich getheilt, +obgleich kein Privataustausch, kein Austausch der Produkte als Waaren +stattfand. + +15 + +10 + +Im Gegensatz zu Adam Smith arbeitete David Ricardo die Bestimmung +des Werths der Waare durch die Arbeitszeit rein heraus und zeigt, daß dies +Gesetz auch die ihm scheinbar widersprechendsten bürgerlichen Produk +tionsverhältnisse beherrscht. Ricardo's Untersuchungen beschränken sich +ausschließlich auf die Werthgröße und mit Bezug auf diese ahnt er wenig- +stens, daß die Verwirklichung des Gesetzes von bestimmten historischen +Voraussetzungen abhängt. Er sagt nämlich, daß die Bestimmung der +W erthgröße durch die Arbeitszeit nur für die W aaren gelte, "die durch die +Industrie beliebig vermehrt werden können und deren Produktion durch +uneingeschränkte Konkurrenz beherrscht wird" 2 +). Es heißt dies in der That +20 nur, daß das Gesetz des Werthes zu seiner völligen Entwicklung die Ge +sellschaft der großen industriellen Produktion und der freien Konkurrenz, +d. h. die moderne bürgerliche Gesellschaft voraussetze. Im Uebrigen be +trachtet Ricardo die bürgerliche Form der Arbeit als die ewige Naturform +der gesellschaftlichen Arbeit. Den Urfischer und den Urjäger läßt er sofort +25 als Waarenbesitzer Fisch und Wild austauschen, im Verhältniß der in diesen +Tauschwertben vergegenständlichten Arbeitszeit. Bei dieser Gelegenheit +fällt er in l\39\ den Anachronismus, daß Urfischer und Urjäger zur Berech +nung ihrer Arbeitsinstrumente die 1817 auf der Londoner Börse gangbaren +Annuitätentabellen zu Rathe ziehen. Die "Parallelogramme des Herrn +30 Owen" scheinen die einzige Gesellschaftsform, die er außer der bürgerlichen +kannte. Obgleich umfangen von diesem bürgerlichen Horizont, zerlegt Ri +cardo die bürgerliche Oekonomie, die in der Tiefe ganz anders aussieht, als + +35 + +40 + +) So z. B. sagt Adam Smith: "Gleiche Quantitäten der Arbeit müssen zu allen Zeiten und an +1 +allen Orten für den, welcher arbeitet, einen gleichen Werth haben. In seinem normalen Zustand +von Gesundheit, Kraft und Thätigkeit, und mit dem Durchschnittsgrad von Geschicklichkeit, +die er besitzen mag, muß er immer die nämliche Portion seiner Ruhe, Freiheit und seines +Glücks geben. Welches also immer die Quantität von Waaren sei, die er als Belohnung seiner +Arbeit erhält, der Preis, den er zahlt, ist immer derselbe. Dieser Preis kann zwar bald eine +kleinere, bald eine größere Quantität dieser Waaren kaufen, aber blos, weil ihr Werth wechselt, +nicht der Werth der Arbeit, der sie kauft. Die Arbeit allein wechselt also nie ihren eigenen +Werth. Sie ist also der Realpreis der Waaren etc." +2 +) Ricardo David: On the principles of political economy and taxation. 3. edition. London +1821. p. 3. + +137 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +sie auf der Oberfläche scheint, mit solch theoretischer Schärfe, daß Lord +Brougham von ihm sagen konnte: ''Mr. Ricardo seemed as if he bad dropped +from an other planet." In direkter Polemik mit . Ricardo betonte Sismondi +sowohl den specifisch gesellschaftlichen Charakter der Tauschwerth setzen- +den Arbeit1 +), wie er es als "Charakter unseres ökonomischen Fortschritts" +bezeichnet, die Werthgröße auf nothwendige Arbeitszeit zu reduciren, auf +"das Verhältniß zwischen dem Bedürfniß der ganzen Gt?sellschaft und der +Quantität Arbeit, die hinreicht, dies Bedürfniß zu befriedigen" 2 +). Sismondi +ist nicht mehr befangen in Boisguillebert's Vorstellung, daß die Tauschwerth +setzende Arbeit durch das Geld verfälscht werde, aber wie Boisguillebert 10 +das Geld, denuncirt er das große industrielle Kapital. Wenn in Ricardo die +politische Oekonomie rücksichtslos ihre letzte Konsequenz zieht, und damit +abschließt, ergänzt Sismondi diesen Abschluß, indem er ihren Zweifel an sich +selbst darstellt. + +5 + +Da Ricardo als Vollender der klassischen politischen Oekonomie die +Bestimmung des Tauschwerths durch die Arbeitszeit am reinsten formulirt +und entwickelt hat, koncentrirt sich auf ihn natürlich die von ökonomischer +Seite erhobene Polemik. Wird dieser Polemik die großentheils läppische3 +) +Form abgestreift, so faßt sie sich zusammen in folgenden Punkten: l + +\40\ Erstens: Die Arbeit selbst hat Tauschwerthund verschiedene Arbeiten +ist ein fehlerhafter Cirkel, +haben verschiedenen Tauschwerth. Es +Tauschwerth zum Maaß von Tauschwerth zu machen, da der messende +Tauschwerth selbst wieder des Maaßes bedarf. Dieser Einwand löst sich auf +in das Problem: Die Arbeitszeit als immanentes Maaß des Tauschwerths +gegeben, auf dieser Grundlage den Arbeitslohn zu entwickeln. Die Lehre von +der Lohnarbeit giebt die Antwort. + +Zweitens: Wenn der Tauschwerth eines Produkts gleich ist der in ihm +enthaltenen Arbeitszeit, ist der Tauschwerth eines Arbeitstages gleich sei +nem Produkt. Oder der Arbeitslohn muß dem Produkt der Arbeit gleich +sein4 +). Nun ist das Gegentheil der Fall. Ergo. Dieser Einwand löst sich auf + +15 + +20 + +25 + +30 + +1 +) Sismondi: Etudes sur l'Economie politique tom 2. Bruxelles 1838. C'est l'opposition entre +Ia valeurusuelle et 1a valeur echangeable a laquelle Je commerce a reduit toute chose. p. 162. +2) Sismondi I. c. p. 163-166 seq. +) Am läppischsten wohl in den Annotationen von J. B. Say zur französischen Uebersetzung +3 +Ricardo's von Constancio und am pedantisch anmaßliebsten in der neulich erschienenen +"Theory of Exchange" London 1858 des Herrn MacLeod. +) Dieser von bürgerlich-ökonomischer Seite gegen Ricardo beigebrachte Einwand ward +4 +später von socialistischer Seite aufgegriffen. Die theoretische Richtigkeit der Formel voraus +gesetzt, wurde die Praxis des Widerspruchs gegen die Theorie bezüchtigt und die bürgerliche +Gesellschaft angegangen praktisch die vermeinte Konsequenz ihres theoretischen Princips zu 40 +ziehen. In dieser Weise wenigstens kehrten englische Sodalisten die Ricardo'sche Formel des +Tauschwerths gegen die politische Oekonomie. Herrn Proudhon blieb es vorbehalten nicht nur +das Grundprincip der alten als Princip einer neuen Gesellschaft, sondern zugleich sich als den +Erfinder der Formel zu verkünden, worin Ricardo das Gesammtergebniß der klassischen + +35 + +138 + + Zweites Kapitel· Das Geld oder die einfache Zirkulation + +in das Problem: Wie führt Produktion auf Basis des durch bloße Arbeitszeit +bestimmten Tauschwerths zum Resultat, daß der Tauschwerth der Arbeit +kleiner ist, als der Tauschwerth ihres Produkts? Dies Problem lösen wir in +der Betrachtung des Kapitals. + +5 + +Drittens: Der Marktpreis der Waaren fällt unter oder steigt über ihren +Tauschwerth mit dem wechselnden Verhältniß von Nachfrage und Zufuhr. +Der Tauschwerth der Waaren ist daher durch das V erhältniß von Nachfrage +und Zufuhr bestimmt und nicht durch die in ihnen enthaltene Arbeitszeit. +In der That wird in diesem sonderbaren Schlusse nur die Frage aufgeworfen, +10 wie sich auf Grundlage des Tauschwerths ein von ihm verschiedener Markt +preis entwickelt oder 11411 richtiger, wie das Gesetz des Tauschwerths nur +in seinem eignen Gegentheil sich verwirklicht. Dies Problem wird gelöst in +der Lehre von der Konkurrenz. + +Viertens: Der letzte Widerspruch und der scheinbar schlagendste, wenn +15 er nicht wie gewöhnlich in der Form wunderlicher Exempel vorgebracht +wird: Wenn der Tauschwerth nichts ist als die in einer Waare enthaltene +Arbeitszeit, wie können Waaren, die keine Arbeit enthalten, Tauschwerth +besitzen, oder in andern Worten, woher der Tauschwerth bloßer Na +turkräfte? Dies Problem wird gelöst in der Lehre von der Grundrente. + +20 + +Zweites Kapitel. +Das Geld oder die einfache Circulation. + +In einer Parlaments-Debatte über Sir Robert Peel's Bankakte von 1844 und +45 bemerkte Gladstone, die Liebe selbst habe nicht mehr Menschen zu +25 Narren gemacht, als das Grübeln über das Wesen des Geldes. Er sprach von +Britten zu Britten. Holländer dagegen, Leute, die Petty's Zweifel zum Trotz +von jeher einen "himmlischen Witz" besaßen für die Geldspekulation, haben +nie ihren Witz verloren in Spekulation über das Geld. + +30 + +Die Hauptschwierigkeit in der Analyse des Geldes ist überwunden, sobald +sein Ursprung aus der Waare selbst begriffen ist. Unter dieser Voraussetzung +handelt es sich nur noch darum, seine eigenthümlichen Fo~mbestimmtheiten +rein aufzufassen, was einigermaßen erschwert wird, weil alle bürgerlichen +V ei'hältnisse vergoldet oder versilbert, als Geldverhältnisse erscheinen und + +35 + +englischen Oekonomie zusammengeiaßt hat. Es ist bewiesen worden, daß selbst die utopi- +stische Auslegung der Ricardo'schen Formel in England bereits verschollen war, als Herr +Proudhon sie jenseits des Kanals "entdeckte". (Vergl. meine Schrift: Miserede Ja Philosophie +etc. Paris 1847, den Paragraph über Ja valeur constituee.) + +139 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +die Geldform daher einen unendlich mannichfaltigen Inhalt zu besitzen +scheint, der ihr selbst fremd ist. + +In der folgenden Untersuchung ist festzuhalten, daß es sich nur um die +Formen des Geldes handelt, die unmittelbar aus dem Austausch der Waaren +herauswachsen, nicht aber um seine, einer höhern Stufe des Produktions- +processes angehörige Formen, wie z. B. Kreditll42lgeld. Der Vereinfachung +wegen ist Gold überall als die Geldwaare unterstellt. + +5 + +1) Maaß der Werthe. + +Der erste Proceß der Circulation ist so zu sagen theoretischer vorbereitender +Proceß für die wirkliche Circulation. Die Waaren, die als Gebrauchswerth 10 +existiren, schaffen sich zunächst die Form, worin sie einander ideell als +Tauschwerthe erscheinen, als bestimmte Quanta vergegenständlichter all +gemeiner Arbeitszeit. Der erste nothwendige Akt dieses Processes ist, wie +wir sahen, daß die Waaren eine specifische Waare, sage Gold, als unmittel +bare Materiatur der allgemeinen Arbeitszeit oder allgemeines Aequivalent 15 +ausschließen. Kehren wir einen Augenblick zurück zur Form, in welcher die +Waaren Gold in Geld verwandeln. + +1 Tonne Eisen = 2 Unzen Gold, +1 Quarter Weizen= 1 Unze Gold, +1 Centner Moccakaffee = 1 +1 Centner Pottasche = 1 +1 Tonne Brasilisches Holz = 11 +Y Waare = X Unze Gold. + +/ 4 Unze Gold, + +/ 2 Unze Gold, + +/ 2 Unzen Gold, + +In dieser Reihe von Gleichungen erscheinen Eisen, Weizen, Kaffee, Pott +asche u. s. w. einander als Materiatur gleichförmiger Arbeit, nämlich in Gold +materialisirter Arbeit, worin alle Besonderheit der in ihren verschiedenen +Gebrauchswertben dargestellten wirklichen Arbeiten völlig ausgelöscht ist. +Als Werth sind sie identisch, Materiatur derselben Arbeit oder dieselbe +Materiatur der Arbeit, Gold. Als gleichförmige Materiatur derselben Arbeit +zeigen sie nur einen Unterschied, quantitativen, oder erscheinen als ver- +schiedene W ~rthgrößen, weil in ihren Gebrauchswertben ungleiche Arbeits +zeit enthalten ist. Als diese einzelnen Waaren verhalten sie sich zugleich als +Vergegenständlichung der allgemeinen Arbeitszeit zu einander, indem sie +sich zu der allgemeinen Arbeitszeit selbst als einer ausgeschlossenen Waare, +Gold, verhalten. Dieselbe processirende Beziehung, wodurch sie sich für +einander als Tauschwerthe darstellen, stellt die im Gold enthaltene Arbeits- +zeit als die allgemeine Arbeitszeit dar, wovon ein gegebenes Quantum sich +in verschiedenen Qmintis 11431 Eisen, Weizen, Kaffee etc., kurz in den + +140 + +20 + +25 + +30 + +35 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +Gebrauchswertben aller Waaren ausdrückt oder sich unmittelbar in der +unendlichen Reihe der Waarenäquivalente entfaltet. Indem die Waaren +allseitig ihre Tauschwerthe in Gold ausdrücken, drückt Gold unmittelbar +seinenTauschwerthin allen Waaren aus. Indem die Waaren sich selbst für +einander die Form des Tauschwerths geben, geben sie dem Gold die Form +des allgemeinen Aequivalents oder Geldes. + +5 + +10 + +Weil alle Waaren ihre Tauschwerthein Gold messen, in dem Verhältniß, +worin bestimmte Quantität Gold und bestimmte Quantität Waare gleichviel +Arbeitszeit enthalten, wird das Gold zum Maaß der Werthe, und zunächst +ist es nur durch diese Bestimmung als Maaß der Werthe, als welches sein +eigener Werth sich unmittelbar in dem Gesammtumkreis der Waarenäqui +valente mißt, daß es allgemeines Aequivalent oder Geld wird. Andrerseits +drückt sich nun der Tauschwerth aller Waaren in Gold aus. Ein qualitatives +und ein quantitatives Moment sind in diesem Ausdruck zu unterscheiden. +15 Der Tauschwerth der Waare ist vorhanden als Materiatur derselben gleich +förmigen Arbeitszeit; die Werthgröße der Waare ist erschöpfend dargestellt, +denn in dem V erhältniß, worin die Waaren dem Gold gleichgesetzt sind, sind +sie einander gleichgesetzt. Einerseits erscheint der allgemeine Charakter der +in ihnen enthaltenen Arbeitszeit, andererseits die Quantität derselben in +ihrem goldenen Aequivalent. Der Tauschwerth der Waaren, so als allgemeine +Aequivalenz und zugleich als Grad dieser Aequivalenz in einer specifischen +Waare, oder in einer einzigen Gleichung der Waaren mit einer specifischen +Waare ausgedrückt, ist Preis. Der Preis ist die verwandelte Form, worin der +Tauschwerth der Waaren innerhalb des Circulationsprocesses erscheint. + +20 + +25 + +30 + +Durch denselben Proceß also, wodurch die Waaren ihre Werthe als Gold- +preise darstellen, stellen sie das Gold als Maaß der Werthe und daher als Geld +dar. Wenn sie allseitig ihre Werthein Silber oder Weizen oder Kupfer mäßen +und daher als Silber-, Weizen- oder Kupferpreise darstellten, würden Silber, +Weizen, Kupfer M aaß der Werthe und damit allgemeines Aequivalent. Um +in der Circulation als Preise zu erscheinen, sind die Waaren der Circulation +als Tauschwerthe vorausgesetzt. Maaß der Werthe wird das Gold nur, weil +alle Waaren ihrenTauschwerthin ihm schätzen. Die 11441 Allseitigkeil dieser +processirenden Beziehung, woraus allein sein Charakter als Maaß entspringt, +setzt aber voraus, daß jede einzelne Waare sich in Gold mißt im V erhältniß +35 der in beiden enthaltenen Arbeitszeit, daß also das wirkliche Maaß zwischen +Waare und Gold die Arbeit selbst ist, oder Waare und Gold durch den +unmittelbaren Tauschhandel einander als Tauschwerthe gleichgesetzt +werden. Wie diese Gleichsetzung praktisch vor sich geht, kann nicht in der +Sphäre der einfachen Circulation erörtert werden. So vielleuchtet indeß ein, +40 daß in Gold und Silber producirenden Ländern bestimmte Arbeitszeit sich +unmittelbar einem bestimmten Quantum Gold und Silber einverleibt, + +141 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +während in Ländern, die kein Gold und Silber produciren, dasselbe Resultat +auf einem Umweg erreicht wird, durch direkten oder indirekten Austausch +der Landeswaaren, d. h. einer bestimmten Portion der nationalen Durch +schnittsarbeit, gegen bestimmtes Quantum der in Gold und Silber ma +terialisirten Arbeitszeit der Minen besitzenden Länd~r. Um als Maaß der +Werthe dienen zu können, muß Gold der Möglichkeit nach ein veränderlicher +Werth sein, weil es nur als Materiatur der Arbeitszeit zum Aequivalent +anderer Waaren werden kann, dieselbe Arbeitszeit aber mit dem Wechsel +der Produktivkräfte der realen Arbeit in ungleichen Volumen derselben +Gebrauchswerthe sich verwirklicht. Wie bei der Darstellung des +Tauschwerths jeder Waare im Gebrauchswerth einer andern Waare ist bei +der Schätzung aller Waaren in Gold nur vorausgesetzt, daß das Gold in einem +gegebenen Moment ein gegebenes Quantum Arbeitszeit darstellt. In Bezug +auf seinen Werthwechsel gilt das früher entwickelte Gesetz der Tauschwer- +the. Bleibt der Tauschwerth der Waaren unverändert, so ist ein allgemeines +Steigen ihrer Goldpreise nur möglich, wenn der Tauschwerth des Goldes +fällt. Bleibt der Tauschwerth des Goldes unverändert, so ist ein allgemeines +Steigen der Goldpreise nur möglich, wenn die Tauschwerthe aller Waaren +steigen. Umgekehrt im Fall eines allgemeinen Sinkens der Waarenpreise. +Fällt oder steigt der Werth einer Unze Gold in Folge eines Wechsels der zu +ihrer Produktion erheischten Arbeitszeit, so fällt oder steigt er gleichmäßig +für alle andern Waaren, stellt also nach wie vor allen gegenüber Arbeitszeit +von gegebener Größe dar. Dieselben Tauschwerthe schätzen sich nun in +größern oder kleinern Goldquantis als zuvor, aber sie schätzen sich 11451 im +Verhältniß zu ihren Werthgrößen, bewahren also dasselbe Werthverhältniß +zu einander. Das Verhältniß von 2:4:8 bleibt dasselbe als 1 :2:4 oder +4:8: 16. Die veränderte Goldquantität, worin sich die Tauscbwerthe schät- +zen mit wechselndem Goldwerth, verhindert ebenso wenig die Funktion des +Goldes als Maaß der Werthe, wie der 15mal kleinere Werth des Silbers gegen +Gold es verhindert, das letztere aus dieser Funktion zu verdrängen. Weil die +Arbeitszeit das Maaß zwischen Gold und Waare ist und das Gold nur Maaß +der Werthe wird, sofern alle Waaren sich in ihm messen, ist es bloßer Schein +des Cirkulationsprocesses, als ob das Geld die Waaren kommensurabel +mache 1 +). Es ist vielmehr nur die Kommensurabilität der Waaren als ver- +gegenständlichte Arbeitszeit, die das Gold zu Geld macht. + +1) Aristoteles sieht zwar ein, daß der Tauschwerth der Waaren den Waarenpreisen voraus +gesetzt ist: "ÖTL ... Tj CtAAct)'TJ iiv 'Jl:PLV TO VOf..LLO"f..Lct e:tvm, Si}A.ov· 3Laq:>EpE:l )'Ctp ouSh il XALVaL +'Jl:Ev-re: av·d otxta~.-Yl öaou at 'Jl:EvTe: xA.ivm. " Andrerseits da die Waaren erst im Preis die Form +des Tauschwerths für einander besitzen, läßt er sie kommensurabel werden durch das Geld. +"LlL<) Se:i 'J'[cXV'rct +'rETLf..LTjO"-&av o{J-rw )'Ctp ad EO"TctL aAAa)'T], d ÖE TOÜTO, XOLVWVLct. To öT] +vof..LLO"f..La wa'Jl:e:p f..LE-rpov O"Uf..Lf..LE:-rpa 'JtoLTjaav taa~e:v oihe: )'Ctp &v f..LTJ oUO"TJ<; aA.A.a)'Tj~ xOLvwvta +fiv, ouT' &AA.a)'T] ta6TTJToc; f..LTJ oUO"T)<;, ouT' ta6TTJ~, f..LTJ oua'Y]c; O"l!f..Lf..LE:-rpta~ . " Er verhehlt sich + +5 + +10 + +15 + +20 + +25 + +30 + +35 + +40 + +142 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +Die reale Gestalt, worin die Waaren in den Austauschproceß eintreten, ist +die ihrer Gebrauchswerthe. Wirkliches allgemeines Aequivalent sollen sie +erst werden durch ihre Entäußerung. Ihre Preisbestimmung ist ihre nur +ideelle Verwandlung in das allgemeine Aequivalent, eine Gleichung mit dem +5 Gold, die noch zu realisiren bleibt. Weil aber die Waaren in ihren Preisen +nur ideell in Gold oder in nur vorgestelltes Gold verwandelt sind, ihr Geldsein +von ihrem reellen Sein noch nicht wirklich getrennt ist, ist das Gold nur noch +in ideelles Geld verwandelt, nur noch Maaß der ll46l Werthe, und bestimmte +Goldquanta funktioniren in der That nur noch als Namen für bestimmte +10 Quanta Arbeitszeit. Von der bestimmten Weise, worin die Waaren für +einander ihren eignen Tauschwerth darstellen, hängt jedesmal die Form +bestimmtheit ab, worin das Gold sich als Geld krystallisirt. + +15 + +Die Waaren treten sich jetzt als Doppelexistenzen gegenüber, wirklich als +Gebrauchswerthe, ideell als Tauschwerthe. Die Doppelform der Arbeit, die +in ihnen enthalten ist, stellen sie jetzt für einander dar, indem die besondere +reale Arbeit als ihr Gebrauchswerth wirklich da ist, während die allgemeine +abstrakte Arbeitszeit in ihrem Preis ein vorgestelltes Dasein erhält, worin +sie gleichmäßige und nur quantitativ verschiedene Materiatur derselben +Werthsubstanz sind. + +20 + +Der Unterschied von Tauschwerth und Preis erscheint einerseits als ein +nur nomineller, wie Adam Smith sagt, daß die Arbeit der Realpreis, das Geld +der N aminalpreis der Waaren ist. Statt 1 Quarter Weizen in 30 Arbeitstagen +zu schätzen, wird es jetzt geschätzt in 1 Unze Gold, wenn eine Unze Gold +das Produkt von 30 Arbeitstagen ist. Andrerseits ist der Unterschied so +25 wenig bloßer Namensunterschied, daß in ihm vielmehr alle Ungewitter, die +der Waare im wirklichen Circulationsproceß drohen, koncentrirt sind. +30 Arbeitstage sind im Quarter Weizen enthalten und er ist daher nicht erst +in Arbeitszeit darzustellen. Aber GoJd ist vom Weizen verschiedene Waare, +und nur in der Circulation kann sich bewähren, ob der Quarter Weizen +30 wirklich zur Unze Gold wird, wie in seinem Preis anticipirt ist. Es hängt dies +davon ab, ob oder ob nicht er sich als Gebrauchswerth, ob oder ob nicht das +in ihm enthaltene Quantum Arbeitszeit sich als das von der Gesellschaft zur +Produktion eines Quarters Weizen nothwendig erheischte Quantum Arbeits +zeit bewährt. Die Waare als solche ist Tauschwerth, sie hat einen Preis. In +35 diesem Unterschied von Tauschwerthund Preis erscheint es, daß die in der + +nicht, daß diese verschiedenen vom Geld gemessenen Dinge durchaus inkommensurable +Größen sind. Was er sucht, ist die Einheit der Waaren als Tauschwerthe, die er als antiker +Grieche nicht finden konnte. Er hilft sich aus der Verlegenheit, indem er das an und für sich +Inkommensurable durch das Geld kommensurabel werden läßt, so weit es für das praktische +40 Bedürfniß nöthig ist. "Tn f.LEv o'Öv aÄ T(iJeL<;t &&vva·rov 'tCt 'tO ecr-rt, +xat f.cp' il~-Li:v j.l.f-TUßaA.ei:v xai. 'l'totTjcrm c'ix_pl']cr-rov." Aristoteles hat das Geld ungleich viel- +seitiger und tiefer aufgefaßt als Plato. In der folgenden Stelle entwickelt er schön, wie aus +dem Tauschhandel zwischen verschiedenen Gemeinwesen die N othwendigkeit entspringt, +einer specifischen Waare, also selbst werthvollen Substanz, den Charakter des Geldes zu +geben. "SevLXWTEpO.t; ')'Ctp )'EVOj.l.EVl']c; TTjt; ßol']{}dac; Tl{) eLO'U')'eO'ÖV &va-yxatwv ECT't'L" (1. c.) +1 +) Mandeville (Sir John) Voyages and Travels. London. Ed. 1705 p. 105.: "This Emperor (of +30 Cattay or China) may dispende ols muche as he wile withouten estymacion. For he despendethe +not, nor makethe no money, but of lether emprendeth, or of papyre. And when that money +hathe ronne so Ionge, that it begynethe to waste, than men beren it to the Emperoures Tresorye, +and then they taken newe Money for the old. And that money gothe thorghe out all the +contree, and thorge out all his Provynces ... they make no money nouther of Gold nor of + +35 Sylver", und meint Mandeville "therefore he may despende ynew and outrageously." + +2 +) Benjamin Franklin: Remarks and factsrelative to the American paper money, 1764. pag. 348 +I. c.: "At this very time, even the silver money in England is obliged tothelegal tender for part +of its value; that part which is the difference between its real weight and its denomination. +Great part of the shillings and sixpences now current are by wearing become 5, 10, 20, and +some of the 6 pences even 50 %, too light. Forthis difference between the real and the nominal +you have no intrinsic value ; you have not so much as paper, you have nothing. 1t isthelegal +tender, with the knowledge that it can easily be repassed for the same value, that makes +3 penny worth of silver pass for a 6 pence." +) Berkeley I. c. "Wenn die Denomination der Mlinze beibehalten wird, nachdem ihr Metall +3 +den Weg alles Fleisches gegangen, würde nicht dennoch die Cirkulation des Handels fort +bestehn?" + +40 + +45 + +183 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +würde bei gleichbleibendem Tauschwerth derselben Waarenmasse die +Anzahl der cirkulirenden f Zettel steigen oder fallen, im umgekehrten +Verhältniß zum Werthwechsel des Goldes. Würde das Gold als Maaß der +Werthe durch Silber ersetzt, wäre das Werthverhältniß von Silber zu Gold +wie I : 15, und repräsentirte künftig jeder Zettel dasselbe Quantum Silber, +das er vorher von Geld repräsentirte, so müßten statt 14 Millionen künftig +210 Millionen f Zettel cirkuliren. Die Quantität der Papierzettel ist also +bestimmt durch die Quantität des Goldgeldes, das sie in der Cirkulation +vertreten, und da sie nur Wer1hzeichen sind, sofern sie es vertreten, ist ihr +Werth einfach durch ihre Quantität bestimmt. Während also die Quantität 10 +des cirkulirenden Goldes von den Waarenpreisen abhängt, hängt umgekehrt +der Werth der cirkulirenden Papierzettel ausschließlich von ihrer eignen +Quantität ab. + +5 + +Die Einmischung des Staats, der das Papiergeld mit Zwangskurs ausgiebt, +- und wir handeln nur von dieser Art Papiergeld- scheint das ökonomische 15 +Gesetz aufzuheben. Der Staat, der in dem Münzpreis einem bestimmten +Goldgewicht nur einen Taufnamen gab, und in der Münzung nur seinen +Stempel auf das Gold drückte, scheint jetzt durch die Magie seines Stempels +Papier in Gold zu verwandeln. Da die Papierzettel Zwangskurs haben, kann +Niemand ihn hindern, beliebig große Anzahl derselben in Cirkulation zu +zwängen und beliebige Münznamen, wie 1 f, 5 f, 20 f ihnen aufzuprägen. Die +einmal in Cirkulation befindlichen Zettel ist es unmöglich herauszuwerfen, +da sowohl die Grenzpfähle des Landes ihren Lauf hemmen, als sie allen +Werth, Gebrauchswerth wie Tauschwerth, außerhalb jj99j der Cirkulation +verlieren. Von ihrem funktionellen Dasein getrennt, verwandeln sie sich in +nichtswürdige Papierlappen. Indeß ist diese Macht des Staats bloßer Schein. +Er mag beliebige Quantität Papierzettel mit beliebigen Münznamen in die +Cirkulation hineinschleudern, aber mit diesem mechanischen Akt hört seine +Kontrolle auf. Von der Cirkulation ergriffen, fällt das Wer1hzeichen oder +Papiergeld ihren immanenten Gesetzen anheim. + +20 + +25 + +30 + +Wären 14 Millionen f Sterling die Summe des zur Waarencirkulation +erheischten Goldes und würfe der Staat 210 Millionen Zettel, jeden mit dem +Namen 1 f, in Cirkulation, so würden diese 210 Millionen in Repräsentanten +von Gold zum Belauf von 14 Millionen f St. umgewandelt. Es wäre dasselbe, +als hätte der Staat die f Zettel zu Repräsentanten eines 15mal minder 35 +werthvollen Metalls oder eines 15mal kleinern Gewichttheils Goldes als +zuvor gemacht. Nichts wäre geändert als die Namengebung des Maaßstabs +der Preise, die natürlich konventionell ist, ob sie nun direkt durch Aenderung +des Münzfußes oder indirekt durch Vermehrung der Papierzettel in einer für +einen neuen niedrigern Maaßstab erheischten Anzahl geschieht. Da der +jetzt ein 15mal kleineres Goldquantum anzeigte, würden alle +Name f + +40 + +184 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +Waarenpreise um das 15fache steigen und nun wären in der That 210 Milli +onen f Zettel ganz ebenso nothwendig wie vorher 14 Millionen. In demselben +Maaß, worin sich die Gesammtsumme der Wer1hzeichen vermehrt hätte, +hätte sich das Quantum Gold, das jedes einzelne repräsentirt, vermindert. +5 Das Steigen der Preise wäre nur die Reaktion des Cirkulationsprocesses, der +die Wer1hzeichen gewaltsam dem Quantum Gold gleichsetzt, an dessen +Stelle sie zu cirkuliren vorgeben. + +20 + +In der Geschichte der englischen und französischen Geldfälschungen +durch die Regierungen finden wir wiederholt, daß die Preise nicht in dem +10 Verhältniß stiegen, wie die Silbermünze verfälscht wurde. Einfach, weil das +Verhältniß, worin die Münze vermehrt wurde, nicht dem Verhältniß ent +sprach, worin sie verfälscht war, d. h. weil von der niedrigeren Metall +komposition ni~ht die entsprechende Masse ausgegeben war, sollten die +Tauschwerthe der Waaren künftig in ihr als Maaß der Werthegeschätzt und +15 durch dieser niedrigern Maaßeinheit entsprechende Münzen realisirt wer +den. Dies löst die in dem Duell zwischen Locke und Lowndes ungelö +ste 111001 Schwierigkeit. Das V erhältniß, worin das Werthzeichen, sei es +Papier oder gefälschtes Gold und Silber, dem Münzpreis gemäß berechnete +Gold und Silber-Gewichte vertritt, hängt ab, nicht von seinem eignen Ma- +terial, sondern von seiner in Cirkulation befindlichen Quantität. Die +Schwierigkeit im Verständniß dieses Verhältnisses entspringt daher, daß das +Geld in den beiden Funktionen als Maaß der W erthe und als Cirkulations +mittel nicht nur umgekehrten, sondern dem Gegensatz beider Funktionen +scheinbar widersprechenden Gesetzen unterworfen ist. Als Maaß der +25 Werthe, wo das Geld nur als Rechengeld dient, und das Gold nur als ideelles +Gold, kommt alles auf das natürliche Material an. In Silber geschätzt oder +als Silberpreise stellen sich die Tauschwerthe natürlich ganz anders dar als +in Gold geschätzt oder als Goldpreise. Umgekehrt in seiner Funktion als +Cirkulationsmittel, wo das Geld nicht nur vorgestellt ist, sondern als ein +30 wirkliches Ding neben den andern Waaren vorhanden sein muß, wird sein +Material gleichgültig, während alles von seiner Quantität abhängt. Für die +Maaßeinheit ist es entscheidend, ob sie ein Pfund Gold, Silber oder Kupfer +ist; während bloße Anzahl die Münze zur entsprechenden Verwirklichung +jeder dieser Maaßeinheiten macht, welches immer ihr eignes Material sei. +35 Es widerspricht aber dem gemeinen Menschenverstand, daß bei dem nur +gedachten Geld alles von seiner materiellen Substanz, und bei der sinnlich +vorhandenen Münze alles von einem idealen Zahlenverhältniß abhängt. + +der Papierzettelmasse - +40 Cirkulationsmittel bilden - + +Das Steigen oder Fallen der Waarenpreise mit dem Steigen oder Fallen +letzteres wo die Papierzettel das ausschließliche +ist also nur durch den Cirkulationsproceß ge +waltsam bewirkte Geltendmachung des von außen mechanisch verletzten + +185 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +5 + +Gesetzes, daß die Quantität des cirkulirenden Goldes durch die Preise der +Waaren und die Quantität der cirkulirenden Werthzeichen durch die Quan +tität der Goldmünze bestimmt ist, die sie in der Cirkulation vertreten. An +dererseits wird daher jede beliebige Masse von Papierzetteln vom Cirkula +tionsproceß absorbirt und gleichsam verdaut, weil das Werthzeichen, mit +welchem Goldtitel es auch immer in die Cirkulation eintrete, innerhalb +derselben zum Zeichen des Goldquantums zusammengequetscht wird, das +an seiner Stelle cirkuliren könnte. I + +lt 011 In der Cirkulation der Werthzeichen erscheinen alle Gesetze der +wirklichen Geldcirkulation umgekehrt und auf den Kopf gestellt. Während 10 +das Gold cirkulirt, weil es Werth hat, hat das Papier Werth, weil es cirkulirt. +Während bei gegebenem Tauschwerth der Waaren die Quantität des +cirkulirenden Goldes von seinem eignen Werth abhängt, hängt der Werth des +Papiers von seiner cirkulirenden Quantität ab. Während die Quantität des +cirkulirenden Goldes steigt oder fällt mit dem Steigen oder Fallen der 15 +Waarenpreise, scheinen die Waarenpreise zu steigen oder zu fallen mit dem +Wechsel in der Quantität des cirkulirenden Papiers. Während die Waaren +cirkulation nur bestimmte Quantität Goldmünze absorbiren kann, daher +abwechselnde Kontraktion und Expansion des cirkulirenden Geldes sich als +nothwendiges Gesetz darstellt, scheint das Papiergeld in jeder beliebigen 20 +Ausdehnung in die Cirkulation einzugehen. Während der Staat die Gold- und +Silbermünze verfälscht und daher ihre Funktion als Cirkulationsmittel stört, +sollte er die Münze auch nur 1/wo Gran unter ihrem Nominalgehalt ausgeben, +vollzieht er eine völlig richtige Operation in der Ausgabe werthloser Papier +zettel, die von dem Metall nichts besitzen als den Münznamen. Während die 25 +Goldmünze augenscheinlich nur den Werth der Waaren repräsentirt, so weit +dieser selbst in Gold geschätzt oder als Preis dargestellt ist, scheint das +Werthzeichen den Werth der Waare unmittelbar zu repräsentiren. Es +leuchtet daher ein, warum Beobachter, die die Phänomene der Geldcirku +lation einseitig an der Cirkulation von Papiergeld mit Zwangskurs studirten, +alle immanenten Gesetze der Geldcirkulation verkennen mußten. In der That +erscheinen diese Gesetze nicht nur verkehrt in der Cirkulation der Werthzei +chen, sondern ausgelöscht, da das Papiergeld, wenn in richtiger Quantität +ausgegeben, Bewegungen vollzieht, die ihm nicht als Werthzeichen eigen +thümlich sind, während seine eigenthümliche Bewegung, statt direkt aus der 35 +Metamorphose der Waaren zu stammen, aus Verletzung seiner richtigen +Proportion zum Gold entspringt. + +30 + +186 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +3) Geld + +Geld im Unterschied von Münze, das Resultat des Cirkulationsprocesses in +der Form W-G-W, bildet den Ausgangspunkt des Cirkulationsprocesses +in der Form: G-W-G,d. h. Geldgegen Waareaustauschen, um Waaregegen +5 Geld auszutaulit02lschen. In der Form W-G-W bildet die Waare, in der +Form G-W-G bildet das Geld den Ausgangspunkt und den Endpunkt der +Bewegung. In der ersten Form vermittelt das Geld den Waarenaustausch, +in der Ietztern vermittelt die Waare das Werden des Geldes zu Geld. Das +Geld, das in der ersten Form als bloßes Mittel, erscheint in der Ietztern als +10 Endzweck der Cirkulation, während die Waare, die in der ersten Form als +Endzweck, in der zweiten als bloßes Mittel erscheint. Da das Geld selbst +schon Resultat der Cirkulation W-G-W, erscheint jn der Form G-W-G +das Resultat der Cirkulation zugleich als ihr Ausgangspunkt. Während in +W -.G-W der Stoffwechsel, bildet das aus diesem ersten Proceß hervor- +15 gegangene Formdasein der Waare selbst den wirklichen Inhalt des zweiten + +Processes G-W-G. + +20 + +In der Form W-G-W sind beide Extreme Waaren von derselben +Werthgröße, aber zugleich qualitativ verschiedene Gebrauchswerthe. Ihr +Austausch W-W ist wirklicher Stoffwechsel. In der Form G-W -G dagegen +sind beide Extreme Gold und zugleich Gold von derselben Werthgröße. Gold +gegen Waare austauschen, um Waare gegen Gold auszutauschen, oder wenn +wir das Resultat G-G betrachten, Gold gegen Gold austauschen, scheint +abgeschmackt. Uebersetzt man aber G-W-G in die Formel: Kaufen um zu +Verkaufen, was nichts heißt als durch eine vermittelnde Bewegung Gold +25 gegen Gold austauschen, so erkennt man sofort die herrschende Form der +bürgerlichen Produktion. In der Praxis wird jedoch nicht gekauft um zu +verkaufen, sondern wohlfeil gekauft um theurer zu verkaufen. Geld wird +gegen Waare ausgetauscht, um dieselbe Waare wieder gegen größere +Quantität Geld auszutauschen, so daß die Extreme G, G, wenn nicht qua- +litativ, so quantitativ verschieden sind. Solch ein quantitativer Unterschied +setzt den Austausch von Nichtäquivalenten voraus, während Waare und +Geld als solche nur gegensätzliche Formen der Waare selbst sind, also +verschiedene Existenzweisen derselben Werthgröße. Der Kreislauf +G-W-G birgt also unter den Formen Geld und Waare weiter entwickelte +35 Produktionsverhältnisse und ist innerhalb der einfachen Cirkulation nur +Reflex einer höheren Bewegung. Wir haben daher Geld im Unterschied von +Cirkulallt03ltionsmittel aus der unmittelbaren Form der Waarencirkulation +W-G-W zu entwickeln. + +30 + +Gold, d. h. die specifische Waare, die als Maaß der Werthe und als + +187 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +Cirkulationsmittel dient, wird ohne weiteres Zuthun der Gesellschaft Geld. +In England, wo Silber weder Maaß der Werthe, noch herrschendes Cirkula +tionsmittel ist, wird es nicht Geld, ganz wie Gold in Holland, sobald es als +Werthmaaß entthront wurde, aufhörte Geld zu sein. Eine Waare wird also +zunächst Geld als Einheit von Werthmaaß und Cirkulationsmittel oder die +Einheit von Werthmaaß und Cirkulationsmittel ist Geld. Als solche Einheit +besitzt das Gold aber wieder selbstständige und von seinem Dasein in beiden +Funktionen unterschiedene Existenz. Als Maaß der Wertheist es nur ideelles +Geld und ideelles Gold; als bloßes Cirkulationsmittel ist es symbolisches +Geld und symbolisches Gold; aber in seiner einfachen metallischen Leib- +haftigkeit ist Gold Geld oder Geld wirkliches Gold. + +5 + +1 o + +15 + +Betrachten wir nun einen Augenblick die ruhende Waare Gold, die Geld +ist, in ihrem Verhältniß zu den andern Waaren. Alle Waaren stellen in ihren +Preisen eine bestimmte Summe Gold vor, sind also nur vorgestelltes Gold +oder vorgestelltes Geld, Repräsentanten des Goldes, wie umgekehrt im +Wer1hzeichen das Geld als bloßer Repräsentant der Waarenpreise erschien 1 +). +Da alle Waaren so nur vorgestelltes Geld sind, ist das Geld die einzig +wirkliche Waare. Im Gegensatz zu den Waaren, die das selbstständige Dasein +des Tauschwerths, der allgemeinen gesellschaftlichen Arbeit, des abstrakten +Reichthums, nur vorstellen, ist Gold das materielle Dasein des abstrakten +Reichthums. Nach der Seite des Gebrauchswerths drückt jede Waare nur +ein Moment des stofflichen Reichtbums aus durch ihre Beziehung auf ein +besonderes Bedürfniß, eine nur vereinzelte Seite des Reichthums. Das Geld +aber befriedigt jedes Bedürfniß, sofern es in den Gegenstand jedes Bedürf +nisses unmittelbar umsetzbar ist. Sein eigener Gebrauchswerth ist realisirt +in der unendlichen Reihe der Gebrauchswerthe, die sein Aequivalent bilden. +In seiner gediegenen Metallität enthält es allen 111041 stofflichen Reichthum +unaufgeschlossen, der in der Welt der Waaren entrollt ist. Wenn also die +Waaren in ihren Preisen das allgemeine Aequivalent oder den abstrakten +Reichthum, Gold, repräsentiren, repräsentirt das Gold in seinem Gebrauchs- +werth die Gebrauchswerthe aller Waaren. Gold ist daher der materielle +Repräsentant des stofflichen Reichthums. Es ist der "precis de toutes Jes +choses" (Boisguillebert), das Kompendium des gesellschaftlichen Reich +thums. Es ist zugleich der Form nach die unmittelbare Inkarnation der all +gemeinen Arbeit und dem Inhalt nach der Inbegriff aller realen Arbeiten. Es 35 +ist der allgemeine Reichthum als Individuum 2 +). In seiner Gestalt als Mittler +der Cirkulation erlitt es allerlei Unbill, wurde beschnitten, und sogar zum + +30 + +25 + +20 + +1 +) «Non solo i metalli ricchi son segni delle cose ... , ma vicendevolmente le cose ... sono segni +dell'oro e dell'argento. >> A. Genovesi: Lezioni di Economia Civile (1765), p. 281 in Custodi +Part Mod. I. VIII. +) Petty: Gold und Silber sind "universal wealth" Pol. Arith. 1. c. p. 242. +2 + +40 + +188 + + Zweites Kapitel . Das Geld oder die einfache Zirkulation + +blos symbolischen Papierlappen verflacht. Als Geld wird ihm seine goldene +Herrlichkeit zurückgegeben. Aus dem Knecht wird es der Herr 1 +). Aus dem +bloßen Handlanger wird es zum Gott der Waaren. 2 + +) + +a) Schatzbildung + +5 Das Gold schied sich zunächst als Geld vom Cirkulationsmittel dadurch, daß +die Waare den Proceß ihrer Metamorphose abbrach llt05j und in ihrer +Goldverpuppung verharrte. Es erfolgt dies jedesmal sobald der Verkauf +nicht in Kauf umschlägt. Die Verselbstständigung des Goldes als Geld ist +also vor allem sinnfälliger Ausdruck des Zerfallens des Cirkulationspro- +10 cesses oder der Metamorphose der Waare in zwei getrennte, gleichgültig +nebeneinander bestehende Akte. Die Münze selbst wird Geld, sobald ihr +Lauf unterbrochen wird. In der Hand des Verkäufers, der sie für seine Waare +einlöst, ist sie Geld, nicht Münze; sobald sie seine Hand verläßt, wird sie +wieder Münze. Jeder ist Verkäufer der einseitigen Waare, die er producirt, +15 aber Käufer aller andern Waaren, deren er zur gesellschaftlichen Existenz +bedarf. Während sein Auftreten als Verkäufer von der Arbeitszeit abhängt, +die seine Waare zu ihrer Produktion erheischt, ist sein Auftreten als Käufer +durch beständige Erneuerung der Lebensbedürfnisse bedingt. Um kaufen +zu können ohne zu verkaufen, muß er verkauft haben ohne zu kaufen. In +20 der That ist die Cirkulation W -G-W nur die processirende Einheit des +Verkaufs und Kaufs, insofern sie zugleich der beständige Proceß ihrer +Trennung ist. Damit das Geld als Münze beständig fließt, muß die Münze +beständig zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt +durch ihre beständige Stockung in größern oder kleinern Portionen, in +25 allseitig innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie be +dingenden Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auflösung + +30 + +l) E. Misselden: Free Trade or the Means to make Trade florish etc. London 1622. "Die +naturliehe Materie des Handels ist die merchandize: which merchants from the end of trade +have stiled commodities. Die künstliche Materie des Handels ist Geld, welches den Titel +erhalten hat of sinewes of warre and of state. Geld, obgleich es in Natur und Zeit nach der +merchandize kommt, yet for as much as it is now in use has become the chiefe." (p. 7.) Er ver +gleicht Waare und Geld "den beiden Söhnen des alten Jakob, der seine rechte Hand auf den +jüngern und die linke auf den ältern legte." (l. c.) + +Boisguillebert. Dissert. sur Ja nature des richesses etc. I. c. « voila donc l'esclave du +35 commerce devenu son maitre ... La misere des peuples ne vient que de ce qu'on a fait un + +maitre, ou plutot un tyran de ce qui etait un esclave. » (p. 395, 399.) +2) Boisguillebert I. c. «On a fait une idole de ces metaux (l'or et I'argent) et laissant la l'objet +et l'intention pour lesquels ils avaient ete appeles dans le commerce, savoir pour y servir +de gages dans l'echange et Ia tradition reciproque, on les a presque quittes de ce service pour +en former des divinites, auxquelles on a sacrifie et sacrifie toujours plus de biens et de besoins +precieux et meme d'hommes, que jamais I'aveugle antiquite n'en immola a ces fausses +divinites etc. )) (1. c. p. 395.) + +40 + +189 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erste~ Heft + +und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig verschwindet, +deren V er schwinden beständig da ist. Adam Smith hat diese unaufhörliche +Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze so ausgedrückt, +daß jeder Waarenbesitzer neben derbesondern Waare, die er verkauft, eine +gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er kauft, stets vorräthig +haben müsse. Wir sahen, daß in der Cirkulation W-G-W das zweite Glied +G-W sich in eine Reihe Käufe zersplittert, die sich nicht auf einmal, sondern +successiv in der Zeit vollziehn, so daß eine Portion von G als Münze umläuft, +während die andere als Geld ruht. Das Geld ist hier in der That nur sus +pendirte Münze und die einzelnen Bestandtheile der umlaufenden Münz- +masseerscheinen stets wechselnd, bald in der einen, bald in der andern Form. +Diese erste Verwandlung des Cirkulations!!t 06lmittels in Geld stellt daher +ein nur technisches Moment des Geldumlaufs selbst dar. 1 + +) + +5 + +10 + +15 + +Die erste naturwüchsige Form des Reichtbums ist die des U eberflusses +oder des Ueberschusses, der nicht als Gebrauchswerth unmittelbar er- +heischteTheil der Produkte, oder auch der Besitz soJcher Produkte, deren +Gebrauchswerth außerhalb des Kreises bloßer Bedürftigkeit fällt. Bei der +Betrachtung des Uebergangs von Waare zu Geld sahen wir, daß dieser +Ueberfluß oder Ueberschuß der Produkte auf unentwickelter Produktions +stufe die eigentliche Sphäre des Waarenaustausches bildet. Ueberflüssige +Produkte werden austauschbare Produkte oder Waaren. Die adäquate Exi +stenzform dieses Ueberflusses ist Gold und Silber, die erste Form, worin der +Reichthum als abstrakt gesellschaftlicher Reichthum festgehalten wird. Die +Waaren können nicht nur in der Form des Goldes oder Silbers, d. h. in dem +Material des Geldes, aufbewahrt werden, sondern Gold und Silber sind Reich- +thum in präservirter Form. JederGebrauchswerthals solcher dient, indem +er konsumirt, d. h. vernichtet wird. Der Gebrauchswerth des Goldes als Geld +aber ist Träger des Tauschwerths zu sein, als formloser Rohstoff Materiatur +der allgemeinen Arbeitszeit. Als formloses Metall besitzt der Tauschwerth +eine unvergängliche Form. Gold oder Silber so als Geld immobilisirt ist +Schatz. Bei Völkern von rein metallischer Cirkulation, wie bei den Alten, +zeigt sich Schatzbildung als ein allseitiger Proceß vom Einzelnen bis zum +Staat, der seinen Staatsschatz hütet. In den ältern Zeiten, in Asien und Egyp +ten, erscheinen diese Schätze in der Hut der Könige und Priester mehr als +Zeugen ihrer Macht. In Griechenland und Rom wird es Politik Staatsschätze 35 + +20 + +25 + +30 + +) Boisguillebert wittert in der ersten Immobilisirung des perpetuum mobile, d. h. der V er +1 +neinung seines funktionellen Daseins als Cirkulationsmittel, sofort seine Verselbstständiguns +gegen die Waaren. Das Geld, sagt er, soll sein "dans un mouvement continuel, ce qui ne peut +etre que tant qu 'il est meuble, mais sitöt qu 'il devient immeuble tout est perdu." Le detail de +Ja France p. 213. Was er übersieht, ist, daß dies Stillstehen Bedingung seiner Bewegung ist. +Was er in der That will, ist daß der Tauschwerth der Waaren als blos verschwindende Form +ihres Stoffwechsels erscheine, aber nie sich als Selbstzweck befestige. + +40 + +190 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +zu bilden, als die stets gesicherte und stets schlagfertige Form des Ueber +flusses. 11107[ Das schnelle U eberführen solcher Schätze von einem Land in +das andere durch Eroberer und ihre theilweise plötzliche Ausgießung in die +Cirkulation, bilden eine Eigenthümlichkeit der antiken Oekonomie. + +5 + +Als vergegenständlichte Arbeitszeit bürgt das Gold für seine eigene +Werthgröße, und da es Materiatur der allgemeinen Arbeitszeit ist, bürgt ihm +der Cirkulationsproceß für seine stete Wirkung als Tauschwerth. Durch die +bloße Thatsache, daß der Waarenbesitzer die Waare in ihrer Gestalt als +Tauschwerth oder den Tauschwerth selbst als Waare festhalten kann, wird +10 der Austausch der Waaren, um sie in der verwandelten Gestalt des Goldes +zurückzuerhalten, eigenes Motiv der Cirkulation. Die Metamorphose der +Waare W -G findet statt um ihrer Metamorphose willen, um sie aus be +sonderm natürlichen Reichthum in allgemeinen gesellschaftlichen Reich +thum zu verwandeln. Statt des Stoffwechsels wird der Formwechsel Selbst- +zweck. Aus der bloßen Form schlägt der Tauschwerth um in den Inhalt der +Bewegung. Als Reichthum, als Waare erhält sich die Waare nur so fern sie +sich innerhalb der Sphäre der Cirkulation erhält, und sie erhält sich nur in +diesem flüssigen Zustand, so weit sie zu Silber und Gold verknöchert. Sie +bleibt im Fluß als Krystall des Cirkulationsprocesses. Gold und Silberfixiren +sich indeß selber nur als Geld, sofern sie nicht Cirkulationsmittel sind. Als +Nicht-Cirkulationsmittel werden sie Geld. Das Entziehen der Waare aus der +Cirkulation in der Form des Goldes ist also das einzige Mittel sie beständig +innerhalb der Cirkulation zu halten. + +20 + +15 + +Der Waarenbesitzer kann von der Cirkulation nur als Geld zurückerhalten, +25 was er ihr als Waare giebt. Beständiges Verkaufen, fortwährendes Werfen +von Waaren in Cirkulation, ist daher erste Bedingung der Schatzbildung vom +Standpunkte der Waaren-Cirkulation. Andrerseits verschwindet das Geld +beständig als Cirkulationsmittel im Cirkulationsproceß selbst, indem es sich +stets in Gebrauchswerthell verwirklicht und in vergängliche Genüsse auflöst. +30 Es muß also dem verzehrenden Strom der Cirkulation entrissen, oder die +Waare muß in ihrer ersten Metamorphose festgehalten werden, indem es +verhindert wird, seine Funktion als Kaufmittel zu vollziehen. Der Waaren +besitzer, der nun zum Schatzbildner geworden ist, muß möglichst viel ver +kaufen und möglichst wenig kaufen,, 1[108[ wie schon der alte Cato lehrte: +35 patrem familias vendacem, non emacem esse. Wie Arbeitsamkeit die posi +tive, ist Sparsamkeit die negative Bedingung der Schatzbildung. Je weniger +das Aequivalent der Waare in besondern Waaren oder Gebrauchswertheu +der Cirkulation entzogen wird, um so mehr wird es ihr in der Form des Geldes +oder Tauschwerths entzogen 1 +). Die Aneignung des Reichthums in seiner + +40 + +1 +) "Je mehr der Vorrathin Waaren wächst, um so mehr nimmt der als Schatz (in treasure) +existirende ab." E. Misseiden l. c. p. 23. + +191 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +5 + +allgemeinen Form bedingt also die Entsagung auf den Reichthum in seiner +stofflichen Wirklichkeit. Der lebendige Trieb der Schatzbildung ist daher der +Geiz, für den nicht die Waare als Gebrauchswerth, sondern der Tauschwerth +als Waare Bedürfniß ist. Um sich des Ueberflusses in seiner allgemeinen +Form zu bemächtigen, müssen die besonderen Bedürfnisse als Luxus und +Ueberfluß behandelt werden. So machten im Jahr 1593 dieKortezPhilipp II. +eine V orsteJiung, worin es unter anderm heißt: "Die Kortez von Valladolid +vom Jahre 1586 baten Ew. Majestät nicht ferner die Einfuhr in das König +reich zu erlauben von Kerzen, Glaswaaren, Bijouterieen, Messern und +ähnlichen Dingen, die vom Ausland kommen, um diese dem·menschlichen 10 +Leben so unnützen Dinge auszutauschen gegen Gold, als ob die Spanier +Indianer wären." Der Schatzbildner verachtet die weltlichen, zeitlichen und +vergänglichen Genüsse um dem ewigen Schatz nachzujagen, den weder die +Motten noch der Rost fressen, der ganz himmlisch und ganz irdisch ist. "Die +allgemeine entfernte Ursache unseres Mangels an Gold", sagt Misseiden in 15 +der angeführten Schrift, "ist der große Exceß dieses Königreichs im Konsum +von Waaren fremder Länder, die sich uns statt als commodities als dis +commodities erproben, indem sie uns von eben so vielem Schatze ab +schneiden, der sonst an die Stelle dieser Spielsachen (toys) importirt würde. +Wir konsumiren unter uns einen viel zu großen Ueberfluß an Weinen von +Spanien, Frankreich, Rheinland, Levante; die Rosinen von Spanien, die +Korinthen der Levante, die Lawns (Sorte feiner Leinwand) und Kambries +von Hainault, die Seidenzeuge von Italien, Zucker und Taback von West +indien, die Gewürze von Ostindien, alles das kein absolutes Bedürfniß für +uns und dennoch werden diese Dinge lit09j gekauft mit hartem Gold" 1 +). Als +Gold und Silber ist der Reichthum unvergänglich, sowohl weil der +Tauschwerth in unverwüstlichem Metall existirt, als namentlich weil das +Gold und Silber verhindert wird als Cirkulationsmittel zur nur verschwinden- +den Geldform der Waare zu werden. Der vergängliche Gehalt wird so der +unvergänglichen Form geopfert. "Wird das Geld durch die Steuer von einem +genommen, der es verißt oder vertrinkt und einem gegeben, der es in Ver +besserung des Landes, Fischfang, Minenwerken, Manufakturen oder selbst +in Kleidern verwendet, so ist immer ein Vortheil für das Gemeinwesen +vorhanden, denn selbst Kleider sind nicht so vergänglich als Mahlzeiten und +Getränke. Wird es in Hausmöbeln verwandt, so ist der V ortheil um so größer, +im Bauen von Häusern noch größer u. s. w., am größten von allem, wenn Gold +und Silber in das Land gebracht wird, weil diese Dinge allein nicht ver +gänglich sind, sondern zu allen Zeiten und allen Orten als Reichthum ge +schätzt werden; alles andere ist nur Reichthum pro hic et nunc" 2 + +). Das + +25 + +20 + +35 + +30 + +1) 1. c. p. 11-13 passim. +2 +) Petty. Political Arith. 1. c. p. 196. + +40 + +192 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +10 dem Tode in der andern Welt dienen wird" 1 + +Entreißen des Geldes aus dem Strom der Cirkulation und Retten vor dem +gesellschaftlichen Stoffwechsel zeigt sich auch äußerlich im Vergraben, so +daß der gesellschaftliche Reichthum als unterirdischer unvergänglicher +Schatz in ein ganz heimliches Privatverhältniß zum Waarenbesitzer gebracht +5 wird. Doktor Bernier, der sich eine Zeitlang zu Delhi am Hofe Aurenzeb's +aufhielt, erzählt wie die Kaufleute ihr Geld heimlich und tief vergraben, +besonders aber die nichtmohamedanischen Heiden, die fast allen Handel und +alles Geld in der Hand haben, "befangen wie sie sind im Glauben, daß das +Gold und Silber, welches sie während ihres Lebens verbergen, ihnen nach +). Der Schatzbildner ist übrigens, +soweit sein Ascetismus mit thatkräftiger Arbeitsamkeit verbunden ist, von +Religion wesentlich Protestant und noch mehr Puritaner. "Das kann man +nicht leugnen, daß Kaufen und Verkaufen ein nöthig Ding ist, das man nicht +entbehren kann, und wohl christlich kaufen kann, sonderlich in jjllOj Dingen +15 die zur Nothund Ehre dienen, denn also haben auch die Patriarchen gekauft +und verkauft, Vieh, Wolle, Getreide, Butter, Milch und andere Güter. Es sind +Gottesgaben, die er aus der Erde giebt und unter die Menschen theilt. Aber +der ausländische Kaufhandel, der aus Kalikut und Indien und dergleichen +Waar herbringt, aber solch köstlich Seiden und Goldwerk und Würze, die +20 nur zur Pracht und keinen Nutzen dient, und Land und Leuten das Geld +aussaugt, sollte nicht zugelassen werden, so wir ein Regiment von Fürsten +hätten. Doch hiervon will ich jetzt nicht schreiben; denn ich achte, es werde +zuletzt, wenn wir nicht mehr Geld haben, von ihm selbst ablassen müssen, +wie auch der Schmuck und Fraß: es will doch sonst kein Schreiben und + +25 Lehren helfen, bis uns die N oth und Armuth zwingt". 2 + +) \ + +30 + +35 + +) Fran~ois Bernier. Voyage contenant la description des etats du Grand Mogul. Pariser Aus +1 +gabe 1830. t.l. conf. p. 312-14. +2) Doktor Martin Luther. Bücher vom Kaufhandel und Wucher. 1524. An derselben Stelle +sagt Luther: "Gott hat uns Deutsche dahin geschleudert, daß wir unser Gold und Silber müssen +in fremde Länder stoßen, alle Welt reich machen und selbst Bettler bleiben. England sollte +wohl weniger Goldes haben, wenn Deutschland ihm sein Tuch ließe und der König von +Portugal sollte auch weniger haben, wenn wir ihm die Würze ließen. Rechne Du, wie viel +[Geldes] eine Messe zu Frankfurt aus deutschen Landen gefürt wird, ohne Not und Ursache: +so wirst Du Dich wundern, wie es zugehe, daß noch ein Heller in deutschen Landen sei. Frank- +furt ist das Silber- und Goldloch, dadurch aus deutschem Lande fleußt, was nur quillet und +wächst, gemünzt oder geschlagen wird bei uns: wäre das Loch zugestopft, so dürft man izt +der Klage nicht hören, wie allenthalben eitel Schuld und kein Geld, alle Land und Städte aus +gewuchert sind. Aber laß gehen, es will doch also gehen: wir Deutsche müssen Deutsche +bleiben! wir lassen nicht ab, wir müssen denn." + +· + +40 + +Misselden in der oben angeführten Schrift will das Gold und Silber wenigstens im Kreis der +Christenheit halten: "Das Geld wird vermindert durch den Handel jenseits der Christenheit +mit der Türkei, Persien und Ostindien. Diese Handelszweige werden größtentheils mit baarem +Geld geführt, jedoch ganz anders wie die Handelszweige der Christenheit in sich selbst. Denn +obgleich der Handel innerhalb der Christenheit mit baarem Geld getrieben wird, ist doch das +45 Geld fortwährend eingeschlossen innerhalb seiner Grenzen. Da ist in der That Strömung und + +193 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +ltttl In Zeiten der Erschütterung des gesellschaftlichen Stoffwechsels +findet selbst in der entwickelten bürgerlichen Gesellschaft das Vergraben +des Geldes als Schatz statt. Der gesellschaftliche Zusammenhang in seiner +kompakten Form- für den Waarenbesitzer besteht dieser Zusammenhang +in der Waare und das adäquate Dasein der Waare ist Geld - wird gerettet +vor der gesellschaftlichen Bewegung. Der gesellschaftliche nervus rerum +wird bestattet neben dem Körper, dessen Nerv er ist. + +5 + +Der Schatz wäre nun blos nutzloses Metall, seine Geldseele wäre aus ihm +entflohen und er bliebe als ausgebrannte Asche der Cirkulation, als ihr caput +mortuum zurück, stünde er nicht in beständiger Spannung zu ihr. Geld oder 10 +verselbstständigter Tauschwerth ist seiner Qualität nach Dasein des ab +strakten Reichthums, andererseits aber ist jede gegebene Geldsumme +quantitativ begrenzte Werthgröße. Die quantitative Grenze des +Tauschwerths widerspricht seiner qualitativen Allgemeinheit und der +Schatzbildner empfindet die Grenze als Schranke, die in der That zugleich +in qualitative Schranke umschlägt, oder den Schatz zum blos beschränkten +Repräsentanten des stofflichen Reichtbums macht. Geld, als das allgemeine +Aequivalent, stellt sich, wie wir sahen unmittelbar dar in einer Gleichung, +worin es selbst die eine Seite, die unendliche Reihe der Waaren aber die andre +Seite bildet. Von der Größe des Tauschwerths hängt es ab, wie weit es sich +anr:tähernd als solche unendliche Reihe realisirt, d. h. seinem Begriff als +Tauschwerth entspricht. Die Bewegung des Tauschwerths als Tauschwerth, +als Automat, kann überhaupt nur die sein über seine quantitative Grenze +hinauszugehen. Indem aber eine quantitative Grenze des Schatzes über +schritten wird, wird eine neue Schranke geschaffen, die wieder aufgehoben +werden muß. Es ist nicht eine bestimmte Grenze des Schatzes, die als +Schranke erscheint, sondern jede Grenze desselben. Die Schatzbildung hat +also keine immanente Grenze, kein Maaß in sich, sondern ist ein endloser +Proceß, der in seinem jedesmaligen Resultat ein Motiv seines Anfangs findet. +Wenn der Schatz nur vermehrt wird, indem er konservirt wird, so wird er +aber auch nur konservirt, indem er vermehrt wird. + +25 + +30 + +15 + +20 + +Das Geld ist nicht nur ein Gegenstand der Bereicherungssucht, es ist der +Gegenstand derselben. Sie ist wesentlich auri sacra faines. 111121 Die Be +reicherungssucht im Unterschied von der Sucht nach besonderm natür +lichen Reichthum oder Gebrauchswerthen, wie Kleider, Schmuck, Heerden 35 +u. s. w. ist nur möglich, sobald der allgemeine Reichthum als solcher in einem + +Gegenströmung, Fluth und Ebbe des Geldes in dem innerh~lb der Christenheit geführten +Handel, denn manchmal ist es reichlicher an einem Theil, mangelnder an einem andern, je +nachdem ein Land Mangel hat und ein anderes Ueberfluß: es kommt und geht und wirbelt im +Kreis der Christenheit, aber bleibt stets von seiner Linie umfangen. Aber das Geld womit +außerhalb der Christenheit in die obenangegebnen Länder hinausgehandelt wird, ist beständig +ausgegeben und kehrt nie zurück." + +40 + +194 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +besondem Ding individualisirt ist, und daher als einzelne Waare festgehalten +werden kann. Das Geld erscheint also ebenso sehr als Gegenstand wie Quelle +der Bereicherungssucht1 +). Was in der That zu Grunde liegt, ist daß der +Tauschwerth als solcher und damit seine Vermehrung zum Zweck wird. Der +5 Geiz hält den Schatz fest, indem er dem Geld nicht erlaubt, Cirkulationsmittel +zu werden, aber die Goldgier erhält seine Geldseele, seine beständige +Spannung gegen die Cirkulation. + +Die Thätigkeit nun, wodurch der Schatz gebildet wird, ist einerseits +Entziehen des Geldes aus der Cirkulation durch beständig wiederholten +10 Verkauf, andrerseits einfaches Aufspeichern, Akkumuliren. Es ist in der +That nur in der Sphäre der einfachen Cirkulation, und zwar in der Form der +Schatzbildung, daß die Akkumulation des Reichtbums als solche stattfindet, +während, wie wir später sehen werden, die andern s. g. Formen der Ak +kumulation nur mißbräuchlich, nur durch Erinnerung an die einfache Geld- +15 akkumulation, als Akkumulation gelten. Alle andern Waaren werden auf +gehäuft entweder als Gebrauchswerthe, und dann ist die Art ihrer Auf +häufung bestimmt durch die Besonderheit ihres Gebrauchswerths. Auf +häufen von Getreide z. B. erfordert besondre Vorrichtungen. Schaafe auf +häufen macht mich zum Hirten, Sklaven und Land aufhä~en macht Herr- +schafts- und Knechtschaftsverhältnisse nöthig u. s. w. Die Vorrathbildung +des besondern Reichtbums erfordert besondere Processe, unterschieden +vom einfachen Akt des Aufhäufens selbst, und entwickelt besondre Seiten +der Individualität. Oder der Reichthum in der Form von Waaren wird als +Tauschwerth aufgehäuft und dann erscheint die Aufhäufung als eine kauf- +25 männische oder specifisch ökonomische Operation. Das Subjekt derselben +wird Kornhändler, Viehhändler u. s. w. Gold und Silber sind Geld nicht +durch irgend eine Thätigkeit des Individuums das sie aufhäuft, sondern als I +\113\ Krystalle des ohne sein Zuthun vor sich gehenden Cirkulationsproces +ses. Er hat nichts zu thun, als sie bei Seite zu schaffen und Gewicht zu Ge- +30 wicht zu häufen, eine ganz inhaltslose Thätigkeit, die auf alle anderen + +20 + +35 + +40 + +) + +Waaren angewandt, sie entwerthen würde. 2 +1 +) A nummo prima origo avaritiae ... haec paulatim exarsit rabie quadam, non iam avaritia, +sed fames auris. Plin. Hist. nat. L. XXXIII, c. XIV. +2 +) Horaz versteht also nichts von der Philosophie der Schatzbildung, wenn er sagt: (Satir. +I. Il. Satir. III): "Siquis emat citharas, emptas comportat in unum, Nec studio citharae nec +musae deditus ulli; Si scalpra et formas non sutor; nautica vela Aversus mercaturi~; delirus +et amens. Undique dicatur merito. Qui discrepat istis, Qui nummos aurumque recondit, +nescius uti Compositis metuensque velut contingere sacrum?" + +Herr Senior versteht die Sache besser: « L'argent paralt etre Ia seule chose dont Jedesir est +universel, et il en est ainsi parce que l'argent est unerichesse abstraite et parce que les hommes, +en le possedant peuvent satisfaire a tous leurs besoins, de quelque nature qu 'ils soient. » +Principes fondamentaux de l'Ec. pol. traduit par le Comte Jean Arrivabene Paris 1836 p. 221 +oder Storch: "Da das Geld alle andern Reichthümer repräsentirt, hat man es nur aufzuhäufen, +um sich alle in der Welt existirenden Arten von Reichthum zu verschaffen." (1. c. t. 2, p. 135.) + +195 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +s + +Unser Schatzbildner erscheint als Märtyrer des Tauschwerths, heiliger +Ascet auf dem Gipfel der Metallsäule. Es ist ihm nur um den Reichthum in +seiner gesellschaftlichen Form zu thun und darum vergräbt er ihn vor der +Gesellschaft. Er verlangt die Waare in ihrer stets cirkulationsfähigen Form +und darum entzieht er sie der Cirkulation. Er schwärmt für den Tauschwerth +und darum tauscht er nicpt aus. Die flüssige Form des Reichtbums und sein +Petrefakt, Elixir des Lebens und Stein der Weisen, spuken alchymistisch toll +durcheinander. In seiner eingebildeten schrankenlosen Genußsucht entsagt +er allem Genusse. Weil er alle gesellschaftlichen Bedürfnisse befriedigen +will, befriedigt er kaum die natürliche N othdurft. Indem er den Reichthum 1 o +in seiner metallischen Leiblichkeit festhält, verdunstet er ihm zum bloßen +Hirngespinst. In der That aber ist das Aufhäufen des Geldes um des Geldes +willen die barbarische Form der Produktion um der Produktion willen, d. h. +Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit hinaus über +die Schranken herkömmlicher Bedürfnisse. Je unentwickelter die Waaren- +produktion, um so wichtiger +ist die erste Verselbstständigung des +Tauschwerths als Geld, die Schatzbildung, die daher eine große Rolle spielt +bei den alten Völkern, in Asien \\114\ bis auf die heutige Stunde, und bei den +modernen Bauernvölkern, wo der Tauschwerth noch nicht alle Produktions +verhältnisse ergriffen hat. Die specifisch ökonomische Funktion der Schatz- +bildung innerhalb der metallischen Cirkulation selbst werden wir sogleich +betrachten, erwähnen aber noch vorher eine' andre Form der Schatzbil +dung. + +20 + +15 + +Ganz abgesehn von ihren ästhetischen Eigenschaften sind silberne und +goldne Waaren, sofern das Material, woraus sie bestehn, Material des Geldes 25 +ist, umwandelbar in Geld, wie Goldgeld oder Goldbarren in sie um wandelbar +sind. Weil Gold und Silber das Material des abstrakten Reichtbums sind, +besteht die größte Schaustellung des Reichtbums in ihrer Benutzung als +konkreter Gebrauchswerthe, und wenn der Waarenbesitzer auf gewissen +Stufen der Produktion seinen Schatz verbirgt, treibt es ihn überall, wo es mit 30 +Sicherheit geschehn kann, als rico hombre den andern Waarenbesitzern zu +erscheinen. Er vergoldet sich und sein Haus 1 +). In Asien, namentlich in Indien, +wo die Schatzbildung nicht wie in der bürgerlichen Oekonomie als eine +untergeordnete Funktion des Mechanismus der Gesammtproduktion er +scheint, sondern der Reichthum in dieser Form als letzter Zweck festgehalten +wird, sind Gold- und Silberwaaren eigentlich nur ästhetische Form der + +35 + +) Wie sehr der inner man des Waarenindividuums unverändert bleibt, auch wo es sich civilisirt +1 +und zum Kapitalisten entwickelt hat, beweist z. B. der Londoner Repräsentant eines kosmo +politischen Banquierhauses, der als passendes Familienwappen eine Banknote von 100 000 f. St. +in Glas und Rahmen hängen hat. Die Pointe ist hier das spöttisch vornehme Herabsehn der 40 +Note auf die Cirkulation. + +196 + + Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation + +10 + +Schätze. Im mittelaUrigen England waren Gold- und Silberwaaren, da ihr +Werth nur wenig durch die zugefügte rohe Arbeit vermehrt wurde, gesetzlich +als bloße Form des Schatzes betrachtet. Ihr Zweck war wieder in Cirkulation +geworfen zu werden und ihre Feinheit daher ganz ebenso vorgeschrieben, +5 wie die der Münze selbst. Der wachsende Gebrauch von Gold und Silber als +Luxusgegenständen mit wachsendem Reichthum, ist eine so einfache Sache, +daß sie den Alten völlig klar war 1 +), während die modernen Oekonomen den +falschen Satz aufgestellt haben, daß der Gebrauch silberner und goldner +Waaren nicht zunehme im Verhältniß zum Steigen des Reichthums, \ +11151 sondern nur im Verhältniß zum Werthfall der edeln Metalle. Ihre sonst +genauen Nachweisungen über die Verwendung des kaliforniseben und +australischen Goldes zeigen daher stets einen Ausfall, weil der gestiegne +Konsum des Goldes als Rohmaterial in ihrer Einbildung nicht gerechtfertigt +ist durch entsprechenden Fall in seinem Werth. Von 1810 bis 1830, in Folge +15 des Kampfs der amerikanischen Kolonien mit Spanien und der Unterbre +chung der Minenarbeit durch Revolutionen, hatte die jährliche Durch +schnittsproduktion der edeln Metalle um mehr als die Hälfte abgenommen. +Die Abnahme der in Europa cirkulirenden Münze betrug beinahe 1 h, 1829 +verglichen mit 1809. Obgleich also die Quantität der Produktion abgenommen +20 hatte und die Produktionskosten gestiegen, wenn überhaupt verändert +waren, nahm nichtsdestoweniger der Konsum der edeln Metalle als Luxus +gegenstände außerordentlich zu, in England schon während des Krieges, auf +dem Kontinent seit dem Pariser Frieden. Er stieg mit dem Wachsthorn des +allgemeinen Reichthums2 +). Als allgemeines Gesetz kann aufgestellt werden, +25 daß die Umwandlung von Gold- und Silbergeld in Luxusgegenstände +während des Friedens, ihre Rückverwandlung in Barren oder auch Münze +aber nur in sturmvollen Zuständen vorwiege). Wie bedeutend das Verhältniß +des in der Form von Luxuswaare existirenden Gold- und Silberschatzes zu +dem als Geld dienenden edeln Metall ist, mag daraus ersehn werden, daß 1829 +30 das Verhältniß nach Jakob in England wie 2 zu 1 war, in ganz Europa und +Amerika aber 1/4 mehr edles Metall in Luxusgegenständen als in Geld exi +stirte. + +Wir sahen, daß der Geldumlauf blos die Erscheinung der Metamorphose +der Waaren ist, oder des Formwechsels, worin sich der gesellschaftliche +35 Stoffwechsel vollzieht. Mit der wechselnden Preissumme der cirkulirenden +Waaren oder dem Umfang ihrer gleichzeitigen Metamorphosen einerseits, + +3 + +1 +) Siehe die später citirte Stelle von Xenophon. +2 +) Jacob 1. c. t. 2. eh. 25 und 26 +) "In times of great agitation and insecurity, especially during internal commotions or inva- +sions, gold and silver articles are rapidly converted into money; whilst during periods of +tranquillity and prosperity, money is converted into plate and jewellery·." (t. 2. p. 357.1. c.) + +40 + +197 + + Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft + +5 + +mit der jedesmaligen Geschwindigkeit ihres Formwechsels andrerseits, +mußte daher die Gesammtquantität des cirkulirenden Geldes beständig +expandiren oder \\116\ kontrahiren, was nur möglich unter der Bedingung, +daß die Gesammtquantität des in einem Lande befindlichen Geldes fort +während in wechselndem Verhältniß steht zur Quantität des in Cirkulation +befindlichen Geldes. Diese Bedingung wird dutch die Schatzbildung erfüllt. +Fallen die Preise oder steigt die Cirkulationsgeschwindigkeit, so absorbiren +die Schatzreservoirs den aus der Cirkulation abgesonderten Theil des +Geldes; steigen die Preise oder fällt die Cirkulationsgeschwindigkeit, so +öffnen sich die Schätze und strömen theilweise in die Cirkulation zurück. 10 +Die Erstarrung des cirkulirenden Geldes in Schatz und das Ergießen der +Schätze in die Cirkulation, ist beständig wechselnde oscillatodsche Be +wegung, worin das Vorwiegen der einen oder der andern Richtung aus +schließlich durch die Schwankungen der Waarencirkulation bestimmt ist. Die +Schätze erscheinen so als Zufuhr- und Abzugskanäle des cirkulirenden 15 +Geldes, so daß immer nur das durch die unmittelbaren Bedürfnisse der +Cirkulation selbst bedingte Quantum Geld als Münze cirkulirt. Dehnt sich +der Umfang der Gesammtcirkulation plötzlich aus und wiegt die flüssige +Einheit von Verkauf und Kauf vor, so daß aber die Gesammtsumme der zu +realisirenden Preise noch rascher wächst als die Geschwindigkeit des Geld- +umlaufs, so entleeren sich die Schätze zusehends; sobald die Gesammt +bewegung· ungewöhnlich stockt, oder die Trennung von Verkauf und Kauf +sich befestigt, erstarrt das Cirkulationsmittel in auffallenden Proportionen +zu Geld und füllen sich die Schatzreservoirs weit über ihr Durchschnitts +niveau. In Ländern rein metallischer Cirkulation oder unentwickelter Pro- +duktionsstufe sind die Schätze unendlich zersplittert und zerstreut über die +ganze Oberfläche des Landes, während sie in bürgerlich entwickelten +Ländern in den Bankreservoirs koncentrirt werden. Der Schatz ist nicht zu +verwechseln mit der Münzreserve die selbst einen Bestandtheil der stets in +Cirkulation befindlichen Gesammtquantität Geld bildet, während das aktive 30 +Verhältniß von Schatz und Cirkulationsmittel das Sinken oder Steigen jener +Gesammtquantität unterstellt. Gold- und Silberwaaren bilden, wie wir ge +sehn, ebenfalls sowohl einen Abzugskanal der edlen Metalle, wie latente +Zufuhr-Quelle. In gewöhnlichen Zeiten ist nur ihre erstere Funktion wichtig +für die Oekonomie der metallischen Cirkulation. 1 + +20 + +35 + +25 + +) \ + +1 +) In der folgenden Stelle entwickelt Xenophon Geld in seiner spezifischen Formbestimmtheit +als Geld und Schatz: "Ev f-l.OV(t) TOU't(t) !hv E"fW otoa EP"fWV ouoe cpitoveL: ouodc; 'tOLS E1n, E'tL xat 'l'tOAU +f.LaA.A.ov ap')'OU Tilc; yijc; ')'L'YlJOf.LEV'Jl<; xat dc; E7tl:t-ft8eLa xat etc; +E7tLxm)pouc; vof.LL