KARLMARX ÖKONOMISCHE MANUSKRIPTE UND SCHRIFTEN 1858-1861 TEXT DIETZ VERLAG BERLIN 1980 KARLMARX FRIEDRICH ENGELS GESAMTAUSGABE (MEGA) ZWEITE ABTEILUNG "DAS KAPITAL" UND VORARBEITEN BAND 2 Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands Redaktionskommission der Gesamtausgabe: Günter Heyden und Anatoli Jegorow (Leiter), Erich Kundel und Alexander Malysch (Sekretäre), Rolf Dlubek, Heinrich Gemkow, Lew Go Iman, Sofia Lewiowa, Michall Mtschedlow, Richard Sperl. Redaktionskommission der Zweiten Abteilung: Alexander Malysch (Leiter), Larissa Miskewitsch, Roland Nietzold, Hannes Skambraks. Bearbeitung des Bandes: Larissa Miskewitsch (Leiter), Irina Antonowa, Ljudmila Wassina, unter Mitarbeit von Geli Kowgankin. Gutachter: Roland Nietzold. Text und Apparat Mit 19 Abbildungen © Dietz Verlag Berlin 1980 Lizenznummer 1 LSV 0046 Technische Redaktion: Friedrich Hackenherger, Heinz Ruschinski und Waltraud Schulze Korrektur: Renate Kröhnert, Gerda Plauschinnat und Erika Resch Einband: Albert Kapr Typografie: Albert Kapr/Horst Kinkel Schrift: Times-Antiqua und Maxima Printed in the German Democratic Republic Gesamtherstellung: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb Leipzig Papierherstellung: VEB Druck- und Spezialpapiere Golzern Best.-Nr.: 744 860 3 DDR 135,-M Inhalt Text Apparat Einleitung Editorische Hinweise KARL MARX ·ÖKONOMISCHE MANUSKRIPTE UND SCHRIFTEN 1858-1861 Kar/ Marx · Index zu den 7 Heften Erster Entwurf Zweiter Entwurf Kar/ Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext Zweites Kapitel. Das Geld 2. Das Geld als Zahlungsmittel 3. Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel, als Weltmünze 4. Die edlen Metalle als Träger des Geldverhältnisses 5. Erscheinung des Appropriationsgesetzes in der einfachen Zirkulation 6. Übergang zum Kapital Drittes Kapitel. Das Kapital A. Produktionsprozeß des Kapitals 1. Verwandlung des Geldes in Kapital Zusätze Kar/ Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft Vorwort Erstes Buch. Vom Kapital Abschnitt I. Das Kapital rm Allgemeinen Erstes Kapitel. Die Ware A. Historisches zur Analyse der Ware 9* 27* 3 3 8 17 19 19 23 39 47 63 85 85 85 93 95 99 105 107 107 130 303 317 370 5* Inhalt Text Apparat Zweites Kapitel. Das Geld oder die einfache Zirku lation 1. Maß der Werte B. Theorien von der Maßeinheit des Geldes 2. Zirkulationsmittel a) Die Metamorphose der Waren b) Der Umlauf des Geldes c) Die Münze. Das Wertzeichen 3. Geld a) Schatzbildung b) Zahlungsmittel c) Weltgeld 4. Die edeln Metalle C. Theorien über Zirkulationsmittel und Geld Friedrich Engels · Rezension zu Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft Kar/ Marx . Planentwurf zum Kapitel über das Kapital Kar/ Marx · Verzeichnis zu dem Zitatenheft Kar/ Marx · Referate zu meinen eignen Heften Kar/ Marx · Über die Teilung der Arbeit Kar/ Marx · Über die Grundrente REGISTER Literaturregister I. Arbeiten von Marx und Engels II. Arbeiten anderer Autoren 111. Periodica Namenregister Sachregister Verzeichnis der Abbildungen Seite 23 aus Heft M Seite 27 aus Heft M Seite 29 aus Heft M Seite 33 aus Heft M Seite 16 aus Heft 81 Seite 3 aus Heft B" Seite 16 aus Heft B" Karl Marx: Zur Krit1k der politischen Ökonomie. Erstes Heft. Berlin 1859. Titelblatt. 6* 139 140 149 157 158 166 174 187 189 199 210 213 217 246 256 264 272 287 289 5 6 9 15 45 65 87 97 403 406 414 443 462 463 467 467 468 480 482 492 Inhalt Text Apparat Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. Seite 22 aus Marx' Handexemplar Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. Seite 121 aus Marx' Handexemplar Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. Seite 145 aus Marx' Handexemplar Seite 21 aus Heft 8" Seite 22 aus Heft 8" Seite 26 aus Heft 8" Seite 28 aus Heft 8" Anfang einer Lektion über die Grundrente Erste Umschlagseite des Heftes 81 Seite 13 aus Heft 81 Seite 38 aus Heft B" 125 203 225 265 266 269 273 291 319 320 333 7* KARL MARX ÖKONOMISCHE MANUSKRIPTE UND SCHRIFTEN 1858-1861 Karl Marx Index zu den 7 Heften IM-23\ Index zu den 7 Heften. (dem ersten Theil) (Erster Entwurf] I) Werth. 5 I, 12, 13, 20, 21, Ricardo VI, 1. Maltbus VI, 13 Cl) (A. Smith VI, 17, 18) Gebrauchswerth und Tauschwerth (Heft VI, 28 Ende und 29) Steuart (VII, 26) ([I) (ib. 1\l) (l.c.llll) (VII, 39.Torrens) (VII, 49.) (Einfache und skilled labour) II) Geld. 10 Im Allgemeinen. Uebergang vomWerthin das Geld. (I, 13) (14). Product des Tauschs selbst (I, 14, \111) (1, 14, !II) I, 15; 17. Die 3 Bestimmungen des Geldes VII, 35, 36. (Bailey). 1) Das Geld als Maaß Durch die Denomination des Papiergelds in Gold und Silber, es sei legal 15 convertibel oder nicht, ist gesezt, daß es austauschbar sein muß gegen das Quantum Gold oder Silber, das es repräsentirt. Sobald es dieß nicht mehr ist, ist es depreciirt mit oder ohne legale convertibility. (Heft I, p. 8, 9.) Gold und Silber als Rechnungsgeld drücken keinen Werth aus, sondern nur ali quote Theile ihrer eignen Materie. Ihr Titel nicht der eines Werths: sie bilden 3 Karl Marx ihre eignen Nenner. (1. c. p. 9) (Daher nominell undepreciirbar.) Fallen und Steigen im Werthe des Goldes und Silbers. (Heft I, 10.\\) (VII, 29 \\) Ueber die Denomination der Werthe unmittelbar in Arbeitszeit. (I, 11, 12; 18, 19) Uebersetzen der Waare im Kopf in Geld. Geld als Rechnungsgeld, als Tauschmittel (I, 13) Money of account. (Steuart. VII, 26, 27) (Gouge VII, 27) (VII, 30, 31) (32, 33, 34) Bailey. (VII, 36) Müller. (I. c.) Econ. (VII, 38) 5 Assignates. (VII, 35) livres de compte in Frankreich. (Garnier. 1. c.) Geld als Maaß braucht keinen constanten Werth, sondern nur Quantität. (Bailey, VII, 36) Urquhart. VII, 55 Gray. (VII, 57.) Fullarton. VII, 61.\ \24\ 2) Das Geld als Tauschmittel oder die einfache Circulation. 10 (I, 14, 15, 16) (17) Steuart. (VII, 26) lwünze. (Englische silver tokens. I, 18) (Montanari. VII, 27) Circulation und standard. (VII, 29) Subsidiäre Münzen. (VII, 36, 37) (ib.l\) (ib. 38) (Hodgskin. VII, 39) Privileg des Geldes immer die Circulation. (VII, 49) 15 Zurückgebogne Circulation im Unterschied zu der einfachen Geldcircu lation. Beispiel. (Econ. VII, 25\) Allgemeines darüber. (VII, 29) Werth des Geldes. J. St. Mill. VII, 56. J. Mills Theorie. VII, 57, 58. Ricardo. VII, 59. Bloser rise des price nicht hinreichend für demand for additional money. 20 (VII, 59. Fullarton) Widerspruch zwischen Geld als Circulationsmittel und Equivalent. (VII, 61) Englische Bestimmung, wenn Geld nicht mehr vollgültig. (1. c.) Quantität des circulirenden Geldes bestimmt. (VII, 61) V erhältniß worin die verschiednen Metalle in England als Geld dienen. 25 (VII, 52) (Econ.) G-W leichter als W -G. (52, VII, Corbet.) 3) Das Geld als Geld. (Cf. I, 17) (21) (23) (VI, 28\) Equivalent. (Steuart. VII, 25 unten) Bailey. VII, 35, 36. Hoarden. (VII, 38) Vorstellung des Cortes. (VII, 44) (VII, 46) (Gold und Silber als ustensils. Jacob VII, 59.) ib. Fullarton (VII, 59, 60) Geld für Zahlungen und (Corbet. VII, 52) 30 Auflösende Wirkung des Gelds (Free trade. VII, 59) l 4 Seite 23 aus Heft M Seite 27 aus Heft M Index zu den 7 Heften · Erster Entwurf j25j 4) Die edlen Metalle als Träger des Geldes. Montanari. Schwärmerei für die "Erfindung" des Geldes. (VII, 27) Bailey. (VII, 36 \\) Kupfer, Silber, Gold. (Buchanan, VII, 37) Newman. (VII, 47) Galiani (VII, 49) Depreciation des Kupfers in Rom. (VII, 35) 5 Depreciation verschiedner Geldsorten. Morrison VII, 55. 5) Das Gesetz der Appropriation, wie es in der einfachen Circulation erscheint.\ \26\ 6) Uebergang des Geldes zum Capital. 111) Das Capital im Allgemeinen. 10 U ebergang des Geldes in das Capital. 1) Der Productionsprocess des Capitals. a) Austausch des Capitals mit Arbeitsvermögen. \ \27\ b) Der absolute Mehrwerth (Ricardo. VI, 1. 2.) (Surplusarbeit. Steuart. VII, 25 und 26.) (X) 15 c) Der relative Mehrwerth. d) Die ursprüngliche Accumulation (Voraussetzungen des Verhältnisses von Capital und Lohnarbeit).\ j28j e) Umschlag des Gesetzes der Appropriation. Ricardo (VI, 1, 2.) (VI, 37, 38) 20 2) Der Circulationsprocess des Capitals.\ 7 Karl Marx [Zweiter Entwurf] 129[1) Das Geld als Maaß. Mit der Denomination des Papiergeldes in einem metallnen (überhaupt einem standard) ist seine Convertibilität ökonomisches Gesetz, sie mag legal solches sein oder nicht. Die Streitfragen über Convertibilität werden so nur rein technisch - wie diese Convertibilität zu sichern, legal oder nicht etc (Heft I, p. 8) Daher die Lehre vom idealen Standard, i. e. no standard at all bei den consequenten Anhängern der Convertibility (p. 9 ib.) (p. 10) Nominelle Undepreciirbarkeit des Geldes, nicht weil es allein einen authentischen Werth ausdrückt, sondern weil es keinen Werth ausdrückt, sondern sein Preiß, der s. g. Münzpreiß nichts ist als Namengebung für gewisse Quanta seiner eignen Materie. (I, 9) Arbeitsgeld. (I, 11) (12) (VII, 57) Geld der selbstständig neben den Waaren existirende Tauschwerth der selben, worin sie verwandelt werden müssen. (I, 13) In ein qualitativ andres Element. Sie werden so commensurabel. (I, 14) Cl; II; 111; II![) (I, 35) 5 10 15 Der Tauschwerth der Waaren in Geld bestimmt durch die in ihnen ent haltne Arbeitszeit. (I, 25) (I, 35) (Wie das faktisch geschieht. ibid.) Preiß. (I, 35) (36) Als Maaß dient das Geld stets als Rechengeld, und als Preiß ist sie stets nur ideell in Geld verwandelt. (I, 36) (Garnier 1. c.) Diese 20 ideelle Verwandlung hat nichts mit dem Vorrath Geldes zu thun. (1. c.) (38, I, Hubbard) Verhältniß der Preisse zum Werth des Gelds. (I, 37) Geld als Maaß und als Circulationsmittel verschieden. (Garni er, Storch. I, 36) (I, 37) (Gouge. Maaß in den amerikanischen Colonien. VII, 27) Schott- land (VII, 38) (VII, 55. Wilson) (Geld bei den alten Deutschen. Wirth.) 25 Für Geld als Maaß ist sein materielles Vorhandensein gleichgültig, aber in der Vorstellung dient es als Materie. (1,41, 42) (43) (VII,29 unten) (30, 31 ibid.) (32, 33) (34.) (35) Assignaten (35) (Ideales Maaß) Ideal Standard of money. (Steuart. VII, 26, 27) VII (38) Urquhart. (VII, 55) Double standard. (VII, 29) (VII, 38) (VII, 55) [ [301 Als Maaß braucht der Werth des Geldes nicht unveränderlich zu sein. (Bailey VII, 35, 36) 30 8 Seite 29 aus Heft M Index zu den 7 Heften. Zweiter Entwurf Fixirung des Rechengelds (Müller, VII, 36) (VII, 38) Depreciation des standard. (VII, 55 Morrison) Ursachen des Steigens des Bullionpreisses über den Münzpreiß. (Fullar ton. VII, 55) (VII, 61) (Macleod 1695.) etc, (Heft 2) sqq. 5 1) I~eelle Verwandlung der Waaren in Geld. So das Geld Maaß. Der Tauschwerth der Waaren drückt sich als Preiß aus. Das Geld wird so Re chengeld. Arbeitszeit Maaß zwischen Geld und Waare. Wie sich das in der Realität zeigt. 2) Bestimmtes Quantum dieser bestimmten Materie; die als solche daher 10 entscheidend, aber nur als vorgestellt. Reales Vorhandensein bei diesem Process gleichgültig; ebenso die Masse des vorräthigen Geldes. Das Geld als Maaß kann unabhängig existiren vom Geld als wirklichem TauschmitteL 3) Als Rechengeld erhält das Geld allgemeine sociale Existenz in dem Münzpreiß, statt des wirklichen Gewichts wird mit seinem Namen gerechnet. 15 Dieß der Münzpreiß. Scheinbare Nichtdeprecirbarkeit des Gelds. Depre ciation. Appreciation. 4) Die Gesetze sehr einfach. a) Fällt oder steigt der Werth de~ Geldes, so umgekehrtes Steigen oder Fallen des Geldpreisses der Waaren. b) Die Eintheilung muß fixirt sein, d. h. bestimmte Quantitäten stets 20 denselben Namen tragen. Aber als Maaß ist die Veränderung des Werths des Geldes gleichgültig. Sein Münzpreiß drückt keinen Werth, sondern nur Quantum aus. Dieß der fixed standard. c) Ein Metall muß Maaß sein. Kein double standard. 5) Historische Betrachtung über den Ideal Standard. Arbeitsgeld etc.[ 25 [31[ 2) Das Geld als TauschmitteL Heft I, 15, 14,16 (Erst ideelle Verwandlung in Geld; dann wirkliche) (Uebergang aus dem Geld als Maaß in das Geld als Tauschmittel.) Transeendentale Macht des Gelds. I, 15. (~) Zufälligkeit der Umsetz- X barkeit der Waaren gegen Geld. (1, 15 unten und 16) Trennung von Kauf und 30 Verkauf. (I, 16) (16, 17) Der Tauschwerth den Waaren gänzlich inhärente Qualität, zugleich ausser ihnen. Trennung von Kauf und Verkauf. (I, 39) (Masse Scheintransactionen möglich. I, 40) (Kaufmanns stand I. c.) (Keim der Crisen. I, 39. I, 40) Absolute 11 Karl Marx Theilung der Arbeit möglich. (1. c.) (Vgl. 17, 18) (1,40) Money has nur 1 exchange zu machen, Waaren 2. (VII, 49) Corbet (VII, 52) Geld- und Waarencirculation umgekehrte Bewegung (I, 34) (I, 37 \I) Unter schied. Geld bleibt in der Circulation. (1, 40) (41) (47) (marchandise wird denree, Geld nicht als Circu1ationsmittel.) 5 Zersplitterte Natur der Geldcirculation. (I, 34) (Unterschied von der Bank circulation ib.) (VII, 25) Masse der Umläufe. In der eigentlichen Circulation hört das Geld auf Waare zu sein. (ib.) Geldumlauf. Ist Circulationsmittel, hat selbst eine Circulation. (1. c.) Waaren und Geld circuliren sich wechsel seitig. Ausserhalb der Geldcirculation liegende Momente die sie bestimmen. 10 (1. c.) Circulation als totale Bewegung. (1, 38) (Hier zuerst ein gesellschaftlicher Process als gesellschaftlicher Zusammenhang gegen die Individuen.) For meller Charakter der einfachen Circulation. (II, 16, 17.) (VII, 29). Waarenmasse und Preisse. Die Waaren als Preisse der Circulation vor- ausgesezt. Als Preisse nicht nur im Kopfe des Einzelnen vorgestellt als Geld, sondern zwischen den Austauschenden. Wir gehn aus daß nur Equivalente sich austauschen. Aber die Preißbestimmung geht immer dem wirklichen Circulationsprocess vorher. (1, 34). (Masse des circulirenden Mediums). Voraussetzung der Circulation: Erstens Fixation der Preisse. Vorausset- zung der Waaren als Preissbestimmter. Zweitens. Totalität von Austauschen. (1, 34 unten.) Als Preiß erscheint die Waare als besondres Dasein des Tauschwerths neben dem Geld als dem allgemeinen adaequaten desselben. (1, 37) Eigentlich circulirt Geld nur die Eigenthumstitel. (1, 37) I 15 20 1321 Werth des Gelds. Geld bleibt nur Waare als Circulationsmittel. VII, 56 (J. St. Mill). 57. 1. c. Sismondi. 25 Masse des circulirenden Mediums. (1, 37 unten) Hängt ab von der Höhe der Preisse und der Masse der Transactionen. Von der Geschwindigkeit. (Galiani, VII, 49.) (38, I.) Bestimmte Quantität für gleichzeitige Zahlungen, Austauschakte nöthig (1, 38) Contraction und Expansion der Circulation. (I, 46) Steuart etc. Locke etc. (VII, 26) VII, 59 (W. Blake. VII, 29.) James Mill's Theorie. (VII, 57, 58) Eine Stelle von Geschwindigkeit. (Galiani. VII, 49) (VII, 61. Fullarton.) (Ricardo. VII, 59.) Geld Mittel Festes zu circuliren. (Bray. Free trade etc. VII. 59) 30 12 Index zu den 7 Heften · Zweiter Entwurf Circulation als schlecht unendlicher Process. (Formbestimmung dessel ben.) (I, 39) (Keim der Crisen.) (1. c.) Form der Circulation. W-G-W. G-W-G. (I,40) 5 W -G-W hier das Geld bloses Tauschmittel der Waare. (I, 44) Als solches gleichgültig gegen seine Materiatur. (44, I) Geld wird Repräsentant seiner selbst. (1. c.) (Repräsentirt im Ganzen der Circulation größre Silber- ~nd Goldmasse als es wirklich enthält.) Unterschied zwischen dem Geld als Realisiren der Preisse und Circulationsmittel. (1. c.) (stellt die Preisse der 10 Waaren gegen einander vor.) Aus diesem Widerspruch: Wirkungen der Fälschung von Geld, von nur symbolischem Geld. (I, 45, 46) Geld ist Waare oder nicht? (1. c.) productiv oder nicht? (1. c.) (Ferrier, A. Smith) (47) (Solly, I, 45. harter oder nicht?) (Productionsmittel. I, 47) Geld als Preißrealisirend. Der Preiß existirt ausser der Waare; die Waare 15 wird vielleicht nicht als Preiß gesezt etc. (I, 39) (44) (45) Im Geld als Cir culationsmittel nur als zu entäusserndes. Nicht für die Consumtion. (li, 4) Abnutzung der Münze in der Circulation. VII. 64. VII. 61. Münze. (ll, 3) (Markiren des Geldmaterials, Geld gesezt in der Form des Circulationsmittels ist Münze.) (Gebrauchswerth fällt jezt mit seiner Form- 20 bestimmung zusammen.) (Storch. VII, 50) Wechsel im circulirenden Medium. (Gold, Silber, Kupfer. Subsidiärmün zen.) VII, 36, 37. (Buchanan. 37). Excess von Kupfer. (ib.) (Econ. VII, 52.) Bestimmung des Werths des Circulationsmittels durch blose Quantität. (VII, 37) (38) (Opdyke. VII, 49) VII, 61.1 25 \331 Das Geld als Geld. Geld als allgemeine Waare. (I, 17.) Geld als versachlichtes Band der Gesellschaft. (1, 21) Gesellschaftliches Faustpfand. (Sicherheit beim Aristoteles) (1, 22) Geld als allgemeine Prostitution. Auflösung der Verhältnisse. Allgemeines 30 Nützlichkeitsverhältniß. (1, 23) (24) Gebrauch des Goldes als Luxusartikel. (1, 26, sieh Jacob, Heft V, p. 14.) Während des Mittelalters Verwandlung von plate in Geld und umgekehrt. Jacob. Heft IV (p. 12, t. II) (II, 5). Geld unvergänglicher Werth durch negatives Verhalten gegen die Cir- 35 oulation. (VI, 28) 13 Karl Marx "Money- ... an adequate equivalent for any thing alienable". Steuart 1. c. t. I, p. 32. Allgemeine Waare. Bailey. VII, 35. Materie der general commodity of contr.acts. (Bailey. VII, 35.) Als solches das Wechseln seines Werths wichtig. VII, 36. Hoarden. VII, 38 Schatzbildung. I, 49. (II, 4) (5) (6) Vorstellung der Cortes VII, 44. Auflösende Wirkung des Geldes. VII, 46. VII, 59. Geld als internationales Zahlungsmittel. (Fullarton etc. VII, 59, 60, 61.) Geld als Zahlungsmittel. VII, 52. VII, 50. (II, 7) 0-W-G. (1,40) (41) (1,47) Geld als Einheit von Maaß und Circulationsmittel, tritt aus der Circulation heraus. Materieller Repräsentant des Reichthums. (I, 41) (42) Als Product der Circulation. (1, 48) Geld als der verselbstständigte allgemeine Tauschwerth. I, 48, II, 1. Geld als Gegenstand der Bereicherungssucht (II, 1, 2.) Individualisirter Tauschwerth. II, 2-3. Geld und Gemeinwesen. (II, 3.) Geld im Gegensatz zur Münze streift den lokalen Charakter ab. (II, 3). Weltmünze (1. c.) (II, 4) Geld. Negation seiner Bestimmung als Circulationsmittel und Maaß. (II, 4 und Einheit derselben 1. c.) Apokalypse. (II, 7.) Schwierigkeit der Auffassung des Geldes in seiner 3t Bestimmung. (II, 8) "Mit Ausnahme der Mexican Dollars, worin das Product der südamerika- nischen Silberminen hauptsächlich vertheilt, der Imperials of Russia, worin das Product der asiatischen Provinzen dem general supply den edlen Metallen zufügt, der englischen sovereigns, die keine seignorage zahlen, selten Fälle, es sei denn durch Papiergeld depreciirt, daß die coins für fremde Zahlungen ins Ausland geschickt werden." (Tooke.) 5 10 15 20 25 30 14 Seite 33 aus Heft M Karl Marx Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext {Zweites Kapitel. Das Geld.] {2. Das Geld als Zahlungsmittel.} 5 ... IB 1 11 erhält. Alle Besonderheit der Beziehung zwischen beiden ist aus gelöscht (es handelt sich in dem Verhältniß nur um den Tauschwerth als solchen; um das allgemeine Product der gesellschaftlichen Circulation) und ebenso alle politischen, patriarchalischen und sonstigen Verhältnisse, die aus der Besonderheit der Beziehung hervorgehn. Beide verhalten sich zueinan der als abstrakt gesellschaftliche Personen, die sich einander gegenüber nur den Tauschwerth als solchen repräsentiren. Geld ist der einzigeN exus rerum 10 zwischen ihnen geworden, Geld sans phrase. Der Bauer tritt dem Guts besitzer nicht mehr als Bauer mit seinem ländlichen Product und seiner ländlichen Arbeit gegenüber, sondern als Geldbesitzer; da durch den V er kauf der unmittelbare Gebrauchswerth entäussert ist, durch die Vermittlung des gesellschaftlichen Processes, die indifferente Form angenommen hat. So andrerseits steht der Gutsbesitzer zu ihm nicht mehr in einem Verhältniß als dem in besonderen Lebensbedingungen producirenden ungeschickten Individuum, sondern einem dessen Product, der verselbstständigte Tauschwerth, das allgemeine Equivalent, Geld sich von dem Product keines andren unterscheidet. So verschwindet der gemütbliche Schein, der in der frührenForm die Transaction umhüllte. 15 20 25 Die absolute Monarchie, selbst schon Product der Entwicklung des bürgerlichen Reichtbums zu einer mit den alten Feudalverhältnissen un verträglichen Stufe, bedarf entsprechend der gleichförmigen allgemeinen Macht, die sie fähig sein muß auf allen Punkten der Peripherie auszuüben, als des materiellen Hebels dieser Macht des allgemeinen Equivalent, des Reichtbums in seiner stets schlagfertigen Form, worin er durchaus un abhängig ist von besondren localen, natürlichen, individuellen Beziehungen. Sie bedarf des Reichtbums in der Form des Geldes. Ein System von Na turalleistungen und Naturallieferungen giebt, dem besondren Charakter 30 derselben entsprechend, auch ihrer Benutzung den Charakter der Beson derung. Es ist nur das Geld, das unmittelbar in jeden besondren Gebrauchs werth umwandelbar ist. Die absolute Monarchie ist daher werkthätig in der 19 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext 5 Verwandlung des Geldes in das allgemeine Zahlungsmittel. Diese ist nur durchzusetzen durch erzwungne Circulation, die die Producte unter ihrem Werth circuliren macht. Für sie ist die Verwandlung aller Steuern in Geld steuern Lebensfrage. 'Nährend daher auf einer frühren Stufe die Verwand lung der Leistungen in Geldleistungen als ebenso viele Abstreifungen per- sönlicher Abhängigkeitsverhältnisse erscheinen, als Siege der bürgerlichen Gesellschaft, die sich mit baarem Geld loskauft von hemmenden Fesseln - ein Process, der andrerseits von romantischer Seite als Substitution harter und gemüthloser Geldverhältnisse an der Stelle bunt angestrichner Binde mittel der Menschheit erscheint - ist es dagegen in der Epoche der auf- kommenden absoluten Monarchie, deren Finanzkunst in der gewaltsamen Verwandlung der Waaren in Geld besteht, daß das Geld von den bürgerlichen Oekonomen selbst angegriffen wird als der imaginaire Reichthum, dem der natürliche Reichthum gewaltsam geopfert wird. Während daher z. B. Petty im Geld als Materie der Schatzbildung in der That nur den allgemeinen 15 thatkräftigen Bereicherungstrieb der jugendlichen bürgerlichen Gesellschaft in England feiert, denuncirt Boisguillebert unter Ludwig XIV. Geld als den allgemeinen Fluch, der die Entwicklung der wirklichen Productionsquellen des Reichtbums versiechen macht, und mit dessen Entthronung allein die Welt der Waaren, der wirkliche Reichthum und der allgemeine Genuß des- selben in sein gutes altes Recht eingesezt werden kann. Er konnte noch nicht begreifen, daß dieselbe schwarze Finanzkunst, die Menschen und W aaren in die alchymistische Retorte warf, um Gold zu machen, gleichzeitig alle die bürgerliche Productionsweise hemmenden Verhältnisse und Illusionen ver dunsten ließ, um einfache Geldverhältnisse, gemeine Tauschwerthverhält- nisse als Niederschlag zurückzubehalten. 10 25 20 "In der Feudalzeit war baare Zahlung nicht der einzige Nexus zwischen dem Menschen und dem Menschen. Nicht als Käufer und Verkäufer allein, sondern vielsinnig, als Soldat und Hauptmann, als loyaler Unterthan und Herr u. s. w. bezogen sich der Untere und der Höhere auf einander. Mit dem schließliehen Triumph des Geldes trat eine veränderte Zeit ein." (Th. Carlyle. HOn Chartism ". Lond. 1840, p. 58.) 30 Das Geld ist "unpersönliches" Eigenthum. In ihm kann ich die allgemeine gesellschaftliche Macht und den allgemeinen gesellschaftlichen Zusammen hang, die gesellschaftliche Substanz in der Tasche mit mir herumtragen. Das 35 Geld giebt die gesellschaftliche Macht als Ding in die Hand der Privatperson, die als solche diese Macht übt. Der gesellschaftliche Zusammenhang, Stoff wechsel selbst erscheint in ihm als etwas ganz äusserliches, das weder in individueller Beziehung zu seinem Besitzer steht, und daher ebenso die Macht, die er ausübt, als etwas ganz Zufälliges, ihm äusserliches erscheinen läßt.! 40 20 Zweites Kapitel · 2) Das Geld als Zahlungsmittel \2\ Ohne weiter vorzugreifen, ist so viel klar: Zeitkäufe erhalten eine ausserordel).tliche Ausdehnung mit dem Creditwesen. In dem V erhältniß, wie das Creditwesen sich entwickelt, also die auf den Tauschwerth gegründete Production, wird die Rolle, die das Geld als Zahlungsmittel spielt an Umfang 5 gewinnen gegen die Rolle, die es als Circulationsmittel, als Agent des Kaufs und Verkaufs spielt. In Ländern von entwickelter moderner Productions weise, daher entwickeltem Creditwesen, figurirt in der That das Geld als Münze beinahe ausschließlich im Detailhandel und dem Kleinhandel zwi schen Producenten und Consumenten, während es in der Sphäre der Grossen 10 Handelstransactionen beinahe ausschließlich in der Form des aJlgemeinen Zahlungsmittels erscheint. Soweit die Zahlungen ausgeglichen werden, er scheint das Geld als verschwindende Form, bloses ideelles, vorgestelltes Maaß der ausgetauschten Werthgrössen. Seine leibliche Intervention be schränkt sich auf Saldirung der relativ unbedeutenden Bilanzen°. Die Ent- 15 wicklungdes Geldes als allgemeines Zahlungsmittel geht Hand in Hand mit der Entwicklung einer höheren, vermittelten, in sich zurückgebognen, selbst schon unter gesellschaftliche Controlle genommnen Circulation, worin die ausschließliche Wichtigkeit, die es auf Grundlage der einfachen metallischen Circulation, z. B. in der eigentlichen Schatzbildung besizt, aufgehoben ist. 20 Werden aber nun durch plötzliche Crediterschütterungen die Ausgleichun gen der Zahlungen in ihrem Flusse unterbrochen, der M~chanismus der 25 30 35 40 45 'l "To prove how little", says Mr. Slater (of the firm of Morrison, Dillon et Co, whose trans actions are amongst the largest of the metropolis) "of real money enters into the operations of trade" giebt er eine "analysis of a continuous course of commercial transactions, extending over several millions yearly, and which may be considered as a fair example of the general trade of the country. The proportians of receipts and payments are reduced to the scale of 10000001. only, during the year 1856, and are as under, viz.: Receipts f In bankers' drafts and mercantile bills of exchange, payable after date ........... In cheques of bankers etc. payable on demand .......... In country banknotes Bank of England notes Gold .............. Silver and copper ..... Post-office orders ..... Payments /3/ Bills of exchange payable after date ......... 533 596 Cheques on London bankers .......... 357715 9627 68554 Bank of England notes 28089 Gold .............. 1486 Silver and copper .... 933 302674 663672 22743 9427 1484 f 1 000 000\ .( 1 000 000." p. LXXI (Report from the Select Committee on the Bankacts. etc. 1 July 1858.) I 21 Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext 5 Zahlungen, so ist plötzlich das Geld erheischt als wirkliches allgemeines Zahlungsmittel und die Forderung gestellt, daß der Reichthum seinem ganzen Umfang nach doppelt existire, das einmal als Waare, das andremal als Geld, so daß sich diese beiden Existenzweisen deckten. In solchen Momenten der Krisen erscheint Geld als der ausschließliche Reichthum, der sich als solcher nicht, wie im Monetärsystem etwa, in derblos vorgestellten, sondern in der activen Depreciation alles wirklichen Reichtbums manifestirt. Der Welt der Waaren gegenüber existirt der Werth nur noch in seiner adaequaten aus schließlichen Form als Geld. Die weitere Entwicklung dieses Moments gehört nicht hierher. Was aber hierher gehört, ist, daß in den Momenten 10 eigentlicher Geldcrisen ein der Entwicklung de.s Geldes als allgemeines Zahlungsmittel immanenter Widerspruch erscheint. Es ist nicht als Maaß, daß das Geld in solchen Krisen erheischt wird, denn als solches ist sein leibliches Vorhandensein gleichgültig; es ist auch nicht als Münze, denn es figurirt nicht als Münze in den Zahlungen; sondern es ist als verselbst- ständigter Tauschwerth, dinglich vorhandnes allgemeines Equivalent, Ma teriatur des abstrakten Reichthums, kurz ganz in der Form, worin es Gegen stand der eigentlichen Schatzbildung ist, als Geld. Seine Entwicklung als allgemeines Zahlungsmittel hüllt den Widerspruch ein, daß der Tauschwerth von seiner Existenzweise als Geld unabhängige Formen angenommen hat, 20 andrerseits seine Existenzweise als Geld grade als definitive und einzig adaequate gesezt ist. 15 Bei dem Geld als Zahlungsmittel, in Folge der Ausgleichung der Zahlun gen, ihrem Sichaufheben als positive und negative Grössen, kann es als die nur ideelle Form der Waaren erscheinen, wie in dem Fall mit ihm als Maaß 25 ist, und wie es in der Preißgebung functionirt. Die Collision kömmt daher, daß es gegen die Verabredung, die allgemeine Unterstellung des modernen Handels, plötzlich, so oft der Mechanismus dieser Ausgleichungen und das Creditsystem, worauf er zum Theil beruht, gestört wird, in seiner reellen Form präsent sein und praestirt werden soll. 30 Das Gesetz, daß die Masse des eireuHrenden Geldes bestimmt ist durch den Gesammtpreiß der eireuHrenden Waaren jezt ergänzt: durch den Ge sammtpreiß der in einer gegebenen Epoche fälligen Zahlungen und die Oekonomie derselben./ \3\ Wir haben gesehn, daß der Wechsel im ,Werth des Goldes und Silbers ihre Function als Maaß der Werthe, als Rechengeld nicht afficirt. Dieser Werthwechsel wird dagegen entscheidend wichtig für das Geld in seiner Function als Zahlungsmittel. Was zu zahlen ist ist ein bestimmtes Quantum Gold oder Silber, worin, zur Zeit des Contractabschlusses ein bestimmter Werth, d. h. bestimmte Arbeitszeit vergegenständlicht war. Gold und Silber wechseln aber, wie alle andren Waaren ihre Werthgrösse mit der zu ihrer 35 40 22 Zweites Kapitel . 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel Production erheischten Arbeitszeit, fallen oder steigen, wie sie fällt oder steigt. Es ist daher möglich, da die Realisation des Verkaufs von Seiten des Käufers der Zeit nach erst später erfolgt, als die Veräusserung der verkauften Waare, daß dieselben Quantitäten Gold oder Silber verschiednen, grösseren 5 oder kleinern Werth enthalten, als zur Zeit des Abschlusses des Contracts. Ihre specifische Qualität als Geld stets realisirtes und realisirbares all gemeines Equivalent zu sein, stets austauschbar zu sein gegen alle Waaren im Verhältniß zu ihrem eignen Werth, erhalten Gold und Silber, unabhängig vom Wechsel ihrer Werthgrösse. Diese aber ist denselben Fluctuationen 10 unterworfen, potentialiter, wie jede andre Waare. Ob die Zahlung also ge liefert wird in einem wirklichen Equivalent, d. h. der ursprünglich be absichtigten Werthgrösse, hängt davon ab, ob oder ob nicht die zur Pro duction eines gegebnen Quantums Gold oder Silber erheischte Arbeitszeit dieselbe geblieben ist. Die Natur des Geldes, als incarnirt in einer besondren 15 Waare, kämmt hier in Collision mit seiner Function als dem verselbst ständigten Tauschwerth. Die grossen Revolutionen, die z. B. im 16t und 17t Jhhdt. durch das Fallen des Werths der edlen Metalle in allen ökono mischen Verhältnissen herbeigeführt wurden, oder ähnlich, nur auf klei nerem Maaßstab, in der altrömischen Republik, durch das Steigen des 20 Werths des Kupfers, worin die Schulden der Plebejer contrahirt waren, zwischen der Zeit [des ersten Silberdenarins 485 a. u. c.] und dem Anfang des 2ten punischen Kriegs, sind bekannt. Die Darstellung des Einflusses des Steigens oder Fallens des Werths der edlen Metalle, der Materie des Geldes _ auf die ökonomischen Verhältnisse, sezt die Entwicklung dieser Verhältnisse selbst voraus, kann also an dieser Stelle noch nicht geschehn. Soviel er giebt sich von selbst daß das Fallen im Werthe der edlen Metalle, d. h. des Geldes stets den Zahlenden auf Kosten des Zahlungsempfangenden begünstigt; ein Steigen in ihrem W erthe umgekehrt. 25 Die gänzliche V ersachlichung, Äusserlichwerdung des gesellschaftlichen 30 Stoffwechsels auf Basis der Tauschwerthe erscheint schlagend in der Ab hängigkeit aller socialen Verhältnisse von den Herstellungskosten metalli scher N aturgebilde, die als Productionsinstrumente, als Agenten in der Erzeugung des Reichtbums durchaus bedeutungslos sind. 35 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel, als Weltmünze. Das Geld ist die allgemeine Waare, schon indem es die allgemeine Form ist, die jede besondere Waare ideell oder reell annimmt. Als Schatz und allgemeines Zahlungsmittel wird das Geld das allgemeine 23 Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext 5 Tauschmittel des Weltmarkts; die allgemeine Waare, nicht nur dem Begriff, sondern der Existenzweise nach. Die besondre nationale Form, die es in seiner Function als Münze erhält, ist abgestreift in seinem Dasein als Geld. Als solches ist es kosmopolitisch. 1 ) Indem durch die Dazwischenkunft des Goldes und Silbers, als dem Gebrauchswerth des Bereicherungsbedürf- nisses, dem abstracten, von besondren Bedürfnissen unabhängigen Reich thum, ein socialer Stoffwechsel stattfinden kann, auch im Falle nur die eine Nation /\4\ ein unmittelbares Bedürfniß für die Gebrauchswerthe der anderen hat, werden Gold und Silber ausserordentlich wirksame Agenten in der Schöpfung des Weltmarkts, der Ausdehnung des socialen Stoffwechsels 10 über alle localen, religiösen, politischen, Racenunterschiede hinaus. Schon bei den Alten gilt die Schatzbildung von Seiten des Staats als Reservefonds hauptsächlich für internationale Zahlungsmittel, als schlagfertiges Equiva lent in Fällen von Mißerndten und Quelle von Subsidiengeldern im Krieg. (Xenophon.) Die grosse Rolle, die das amerikanische Silber spielt als Binde- mittel zwischen America, von dem es als Waare n~ch Buropa wandert um von da nach Asien besonders Indien, als Tauschmittel exportirt z~ werden, dort grossentheils in der Form des Schatzes sich niederzuschlagen, war die Thatsache, mit deren Beobachtung der wissenschaftliche Kampf über das Monetarsystem begann, indem sie zum Kampf zwischen der ostindischen 20 Compagnie und dem bestehnden V erbot der Geldausfuhr in England führte. (sieh Misselden.) Sofern Gold und Silber in diesem internationalen Verkehr als bloses Tauschmittel dienen, vollziehn sie in der That die Function der Münze, aber der Münze, der ihr Gepräge abgestreift ist und die, ob sie in der Form der Münze oder Barrenform existiren, nur nach ihrem Metall- gewicht geschäzt werden, nicht nur Werth vorstellen, sondern es gleichzeitig sind. Daß Gold und Silber in dieser Bestimmung als Weltmünzeaber keines wegs nothwendig die Cirkelbewegung beschreiben, wie als eigentliche Münze, sondern einseitig die eine Seite als Käufer, die andre als Verkäufer fortfahren können, sich zueinander zu beziehn, ist ebenfalls eine der Be- obachtungen, die sich sofort in den Kinderjahren der bürgerlichen Gesell schaft aufdrängten. Ausserordentlich wichtige Rolle, die die Entdeckung neuer Gold und Silber producirender Länder daher in der Geschichte der Entwicklung des Weltmarkts, sowohl in seiner Breite als Tiefe, spielt; indem der Gebrauchswerth, den sie produciren, sofort allgemeine Waare, an- drerseits ihnen mit der Möglichkeit, seiner abstracten Natur wegen, auch sofort die N othwendigkeit des auf den Tauschwerth gegründeten Verkehrs auferlegt. 15 25 30 35 Wie innerhalb eines gegebnen nationalen Kreises der bürgerlichen Ge- ll Dieser kosmopolitische Character des Geldes den Alten aufgefallen. "Wessen Vaterlandes, wessen Stammes ist er? Er ist reich." 40 24 Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel 15 sellschaft die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel wächst mit der Entwicklung der Productionsverhältnisse überhaupt, so das Geld in seiner Bestimmung als internationales Zahlungsmittel. Wie in jenem engern, so in diesem allgemeinren Kreise, tritt seine Bedeutung aber erst schlagend her- 5 vor, in Zeiten der Störung des Mechanismus der Zahlungsausgleichungen. Die Entwicklung des Geldes in dieser Bestimmung hat seit 1825 so zugenommen - die Zunahme hält natürlich gleichen Schritt mit der Aus dehnung und Intensivität des internationalen Verkehrs - daß die bedeutend sten Oekonomen der vorhergehnden Epoche, Ricardo z. B. noch keine 10 Ahnung hatten, von dem Umfang, worin baares Geld als internationales Zahlungsmittel für eine Nation wie England z. B. erheischt sein kann. Während für den Tauschwerthin der Gestalt jeder andren Waare das be sondre Bedürfniß für den besondren Gebrauchswerth, worin er incarnirt ist, Voraussetzung bleibt, ist für Gold und Silber als abstrakten Reichthum keine solche Schranke vorhanden. Gleich dem edlen Menschen, von dem der Dichter träumt, zahlt es mit dem was es ist, nicht mit dem was es thut. Die Möglichkeit der Function als Kaufmittel und Zahlungsmittel ist natürlich stets in ihm latent erhalten. Als ruhndes, gesichertes Dasein das allgemeinen Equivalents, worin es Schatz ist, ist es in keinem Lande beschränkt durch 20 das Bedürfniß desselben als Circulationsmittel, durch den Umfang, worin es als Circulationsmittel erheischt ist, überhaupt nicht durch irgend ein Bedürfniß für seinen unmittelbaren Gebrauch. Sein selbst abstrakter und rein socialer Gebrauchswerth, den es aus seiner Function als Circulationsmittel schöpft, erscheint selbst wieder als eine besondre Seite seines Gebrauchs 25 als des allgemeinen Equivalents, der Materie des abstrakten Reichtbums überhaupt. Von seinem besondren Gebrauchswerth als Metall und daher als Rohstoff von Manufacturen - erscheint die Totalität der verschiedneu Functionen, die es innerhalb des socialen Stoffwechsels abwechselnd er füllen kann, oder in der Ausführung von welchen es selbst verschiedne Form 30 als Münze, Barre u. s. w. annimmt, als ebenso viele Gebrauchswerthe des selben, die sich alle auflösen in verschiedne Formen worin es als das ab strakte und darum adaequate Dasein des Tauschwerths als solchen seinem Dasein in der besondren Waare gegenübertritt. 35 Wir haben das Geld hier nur in seinen abstrakten Formbestimmungen zu fassen. Die Gesetze, die die Vertheilung der edlen Metalle auf dem Welt markt reguliren, unterstellen die ökonomischen Verhältnisse in ihrer kon kretesten Form, die hier noch vor uns liegen. Ebenso alle Circulation des Geldes, die es als Capital erfüllt, nicht als allgemeine Waare, oder allgemeines Equivalent. 40 Im Weltmarkt ist das Geld stets realisirter Werth. Es ist in seiner un- mittelbaren Materialität, als Gewicht von edlem Metall, daß es Werthgrösse 25 Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext ist. Als Münze fällt sein Gebrauchswerth zusammen mit seinem Gebrauch als bloses Circulationsmittel und kann daher durch bloses Symbol ersezt werden. Als Weltmünze wird es in der That demonetisirt. Die Äusserlichkeit und Verselbstständigung des socialen Zusammenhangs im Geld gegen die Individuen in ihren individuellen Beziehungen tritt im Gold und Silber I 5 151 hervor als die Weltmünze (als Münze noch nationalen Charakter). (Das Geld erscheint hier in der That als ihr dinglich ausser ihnen existirendes Ge meinwesen.) Und, was die ersten Verkünder der politischen Oekonomie in Italien feiern, ist eben diese schöne Erfindung, die einen allgemeinen Stoff wechsel der Gesellschaft möglich macht, ohne daß sie sich indiv~duell berüh- ren. Als Münze hat das Geld einen nationalen, localen Charakter. Um das Gold und Silber, als internationales Tauschmittel zu diene~, muß es umge schmolzen werden oder wenn es in gemünzter Form existirt, ist diese Form gleichgültig und wird die Münze rein auf ihr Gewicht reducirt. In dem ent wickeltsten internationalen Austauschsystem erscheint Gold und Silber ganz 15 wieder in der Form, wie es schon im ursprünglichen Tauschhandel eine Rolle spielt. Gold und Silber als Tauschmittel, wie der Austausch selbst, erscheinen ursprünglich nicht innerhalb des engen Kreises eines gesellschaftlichen Gemeinwesens, sondern da wo es aufhört, an seiner Grenze, an den wenig zahlreichen Punkten seines Contacts mit fremden Gemeinwesen. Es er- scheint so gesezt als die Waare als solche, die universelle Waare, die an allen Orten ihren Charakter als Reichthorn erhält. Es gilt dieser Formbestimmung nach gleichmässig an allen Orten. So ist es der materielle Repräsentant des allgemeinen Reichthums. Im Mercantilsystem gelten Gold und Silber daher als Maaß der Macht der verschiedneu Gemeinwesen. "Sobald die precious 25 metals objects of commerce werden, an universal equivalent for everything, werden sie auch measure of power between nations." Daher das Mer cantilsystem. (Steuart.) 20 10 Die Bestimmung des Geldes als internationales Tauschmittel und Zah lungsmittel zu dienen, ist in der That keine neue Bestimmung, die zu der Geld überhaupt, allgemeines Equivalent - und darum so wohl Schatz, wie Zahlungsmittel zu sein, hinzukömmt. In der Bestimmung des allgemeinen Equivalents ist die Begriffsbestimmung als allgemeine Waare enthalten, als welche das Geld zwar erst realisirt wird als Weltmünze. Es ist zuerst als internationales ZahlungsmitteJ und Tauschmittel, daß Gold und Silber (wie schon erwähnt) überhaupt als Geld erscheinen, und es ist von dieser ihrer Erscheinung, daß ihr Begriff als allgemeine Waare abstrahirt wird. Die nationale, politische Beschränkung, die das Geld formell überhaupt als Maaß erhält (durch Festsetzung der Maaßeinheit und Eintheilung dieser Einheit) und die in der Münze sich auch auf den Inhalt soweit erstrecken kann, als vom Staat ausgegebne W erthzeichen das wirkliche Metall ersetzen, sind 30 35 40 26 Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel 5 15 10 historisch später als die Form, worin das Geld als allgemeine Waare, Welt münze erscheint. Aber warum? Weil es hier überhaupt in seiner konkreten Form als Geld erscheint. Maaß zu sein und Circulationsmittel zu sein sind Functionen desselben, in deren Erfüllung es erst durch spätere Verselbst- ständigung derselben besondre Existenzformen annimmt. Nimm 1) Münze so ist sie Hrsprünglich nichts als bestimmter Gewichttheil Gold; der Stempel kömmt hinzu als Garantie, Nenner des Gewichts, ändert so noch nichts; der Stempel, der die Fa~on, d. h. die Anzeige des Werths - verselbstständigt Zeichen, Symbol desselben - wird durch den Mechanismus der Circulation selbst statt der Form die Substanz; hier tritt die Intervention des Staats ein, da solches Zeichen von der verselbstständigten Macht der Gesellschaft, dem Staat garantirt sein muß. Aber es ist in der That als Geld, als Gold und Silber, daß das Geld in der Circulation agirt; Münze zu sein ist erst blose Function desselben. In dieser Function particularisirt es sich und kann sich sublimiren zum reinen Werthzeichen, da als solches gesetzlicher und gesetzlich erzwingbarer Anerkennung bedarf. 2) Maaß. Die Maaßeinheiten des Geldes und ihre U nterabtheilungen, sind in der That ursprünglich blos die Ge wichttheile desselben als Metall; als Geld besizt es dieselbe Maaßeinheit wie als Gewicht. Es ist nur, indem in den geprägten Metallstücken, die dieser 20 Gewichteintheilung entsprechen, der N ominalwerth von dem Realwerth sich losreißt, daß die Maaßeintheilung des Goldes und Silbers als Gold und Silber sich von dieser Maaßeintheilung als Geld losreißt; und so bestimmte Ge wichttheile Metall eigne Namen erhalten, soweit sie als Werihmesser gelten, für diese Function. In dem Welthandel ist nun das Gold und Silber blos seinem Gewicht nach- ohne Rücksicht auf sein Gepräge- geschäzt; d. h. es wird von ihm als Münze abstrahirt. Es erscheint im internationalen Handel ganz in der Form oder Formlosigkeit, worin es ursprünglich erscheint und wo es als Tauschmittel dient, dient es, wie ursprünglich auch in der innren Circulation, immer zugleich als Gegenwerth, realisirter Preiß, wirkliches 30 Equivalent. Wo es so als Münze dient, als bloses Tauschmittel, dient es zugleich als werthvoller Repräsentant des Werths. Seine andren Functionen aber sind dieselben, worin es überhaupt als Geld dient, in der Form des Schatzes (sei es daß dieser als dem Stoff nach gesicherter Vorrath von Lebensmitteln für die Zukunft aufgefaßt wird, oder als Reichthum über- 35 haupt) oder als allgemeines, von den unmittelbaren Bedürfnissen der Aus tauschenden unabhängiges und nur ihr allgemeines Bedürfniß, oder auch ihre Bedürfnißlosigkeit befriedigendes Zahlungsmittel. Als ruhendes adaequates Equivalent, das der Circulation vorenthalten werden kann, weil es kein Objekt bestimmter Bedürftigkeit ist, ist das Geld \\6\ Vorrath, Sicherung von 40 Lebensmitteln für die Zukunft überhaupt: es ist die Form, worin der Be dürfnißlose den Reichthorn besizt, d. h. worin der Ueberfluß, der nicht als 25 27 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext Gebrauchswerth unmittelbar erheischteTheil des Reichtbums besessen wird etc. Es ist ebenso sehr Sicherung künftiger Bedürfnisse, wie die über die Bedürftigkeit hinausgehnde Form des Reichthums. Es ist also in der That die Form des Geldes als internationales Tausch und Zahlungsmittel keine besondre Form desselben, sondern nur eine Anwendung desselben als Geld; die Functionen desselben, worin es am auffallendsten in seiner einfachen und zugleich konkreten Form als Geld, als Einheit von Maaß und Circulationsmittel und weder das eine noch das andre functionirt. Es ist die ursprünglichste Form desselben. Sie erscheint als besonders nur neben der Particularisirung, die es in der s. g. innren 10 Circulation, als Maaß und Münze annehmen kann. 5 In diesem Charakter spielen Gold und Silber wichtige Rolle in der Schöpfung des Weltmarkts. So die Circulation des amerikanischen Silbers vom Westen nach Osten, das metaHne Band zwischen America und Buropa auf der einen, zwischen America und Asien, Buropa und Asien auf der 15 andren Seite seit Beginn der modernen Epoche ... Als Weltmünze ist das Geld wesentlich gegen seine Form als Circulationsmittel gleichgültig, während sein Material alles ist. Es erscheint nicht für den Austausch des U eberflusses, sondern als Saldirung des U eberflusses im Gesammtprocess des internationalen Austauschs. Die Form fällt hier unmittelbar zusammen 20 mit seiner Function Waare zu sein, als die aller Orten zugängliche Waare, universelle Waare. Ob das Geld so gemünzt oder ungemünzt circulirt ist gleichgültig. Die Mexican Dollars, Imperials of Russia, sind blose Form des Products der südamerikanischen und russischen Minen. Ebenso dient der englische so- vereign, weil er keine seignorage zahlt. (Tooke.) 25 Wie verhält sich Gold und Silber zu den unmittelbaren Producenten des selben, in den Ländern, wo es unmittelbares Product, Vergegenständlichung einer besondren Weise der Arbeit ist? In ihrer Hand wird es unmittelbar als Waare producirt, d. h. als ein Gebrauchswerth, der keinen Gebrauchswerth 30 hat für seinen Producenten, sondern erst als solcher für ihn wird durch seine Entäusserung, dadurch daß es in Circulation geworfen wird. Es kann erst als Schatz in seiner Hand sein, da es nicht das Product der Circulation, nicht aus ihr zurückentzogen ist, sondern noch nicqt in sie eingetreten ist. Es ist unmittelbar, im Verhältnis zu der in ihm enthaltnen Arbeitszeit, erst gegen die andren Waaren auszutauschen, neben denen es aber als besondre Waare existirt. Anderseits aber, da es zugleich als Product der allgemeinen Arbeit, Personification derselben gilt, was es als unmittelbares Product nicht ist, sezt es seinen Producenten in die privilegirte Position, daß er sofort als Käufer, nicht als Verkäufer auftritt. Um seiner als Geld habhaft zu werden, muß er sich seiner als unmittelbaren Products entäussern, aber zugleich bedarf er 35 40 28 Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel nicht der Vermittlung, deren der Producent jeder andren Waare bedarf. Er ist Verkäufer selbst in der Form des Käufers. Die Delusion es als allgemeinen und als solchen alle Bedürfnisse befriedigenden Reichthum unmittelbar an den Ohren aus der Erde oder Flußbetten hervorzausen zu können, zeigt sich 5 z. B. naiv in folgender Anecdote: "In the year 760 the poor people turned out in numbers to wash gold from the river sands south of Prague, and 3 men were able in the day to extract a mark (half a pound) of gold; and so great was the consequent rush to 'the diggings', that in the next year the country was visited by famine." (Abhandlung von dem Alterthume des böhmischen 10 Bergwerks, von M. G. Körner, Schneeberg. 1758.) Das Geld als Gold transmittirt, in der Form von Silber kann [es] überall in Circulationsmittel umgeprägt werden. 20 "Money has the quality of being always exchangeable for what it meas ures." (Bosanquet.) "Money can always buy other commodities, whereas, 15 other commodities cannot always buy gold." "There must be a very con siderable amount of the precious metals applicable and applied as the most convenient mode of adjustment of international balances." (Tooke.) Es war hauptsächlich als internationales Geld, daß Gold und Silber im 16ten Jht., in der Kindheitsperiode der bürgerlichen Gesellschaft, das ausschließ- liehe Interesse der Staaten und der beginnenden politischen Oekonomie fesselte. Die spezifische Rolle, die Gold und Silber im internationalen Verkehr spielen ist wieder völlig klar und von den Oekonomen wieder anerkannt worden, seit den grossen Goldabflüssen und den Krisen von 1825, 1839, 1847, 1857. Hier absolute, ausschließliche internationale Zahlungs- 25 mittel, als für sich seiender W erth, allgemeines Equivalent. Der Werth muß transmittirt werden in specie, kann in keiner andren Form von merchandise transmittirt werden. "Gold and silver ... may be counted upon to realise on their arrival nearly the exact sum required to be provided" ... "Gold and silver possess an infinite advantage over all other descriptions of merchand- ise for such occasions, from the circumstance of their being universally in use as money." (Fullarton sieht also hier, daß derWerthin Gold und Silber als Geld, nicht in Waaren transmittirt wird; daß 1171 dieß eine specifische Function derselben als Geld ist und er hat daher Unrecht zu sagen, daß sie als Capital transmittirt werden und so schon ungehörige Beziehungen her- 35 einzubr~ngen. Capital kann auch in der Form von Reis etc, twist etc trans mittirt werden.) "It is not in tea, coffee, sugar, or indigo that debts, whether foreign or domestic, are usually contracted to be paid, but in coin; and a remittance, therefore, either in the identical coin designated, or in bullion which can be promptly turned into that coin through the Mint or Market of the country to which it is sent, must always afford to the remitter the most certain, immediate, and accurate means of effecting bis object, without risk 40 30 29 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext of disappointment from the failure of demand or fluctuation of price." (132, 133 Fullarton 1. c.) "Any other article" (bei dem es auf den besondren Gebrauchswerth ankommt, der nicht Geld ist) "might in quantity or kind be beyond the usual demand in the country to which it is sent." (Tooke Th. An Enquiry into the Currency Principle etc. 2 ed. Lond. 1844.) Das Widerstreben der Oekonomen das Geld in dieser Bestimmung an 5 zuerkennen, Rest der alten Polemik gegen das Monetarsystem. Geld, als allgemeines internationales Kauf- und Zahlungsmittel, ist keine neue Bestimmung desselben. Es ist vielmehr nur dasselbe in einer Uni versalität der Erscheinung, die der Allgemeinheit seines Begriffs entspricht; 10 die adaequateste Existenzweise desselben, worin es in der That als die universelle Waare sich bethätigt. 20 Nach den verschiednen Functionen, die Geld erfüllt, kann dasselbe Geld stück ~einen Platz wechseln. Es kann heute Münze sein, morgen, ohne seine äussere Daseinsform zu wechseln, Geld, d. h. ruhndes Equivalent. Gold und 15 Silber als concrete Existenz des Geldes unterscheiden sich dadurch wesent lich von dem W erthzeichen, wodurch sie in der innern Circulation vertreten werden können: Gold- und Silbermünz~n können umgeschmolzen werden in Barren und so ihre indifferente Form gegen ihren localen Charakter als Münze erhalten oder wenn sie als Münze in Geld verwandelt, nur als Me- taUgewicht dienen. Sie können so zum Rohstoff von Luxusartikeln werden, oder als Schatz gehäuft, oder als internationales Zahlungsmittel ins Ausland wandern, wo sie wieder fähig sind in die Form der nationalen Münze um gewandelt zu werden, jeder nationalen Münze. Sie erhalten ihrenWerthin jeder dieser Formen. Bei dem Wer1hzeichen findet dieß nicht statt. Es ist 25 nur Zeichen, wo es als solches gilt, und gilt nur als solches, wo die Staats macht hinter ihm steht. Es ist daher in die Circulation gebannt und kann nicht in die indifferente Form zurückfallen, worin es stets selbst Werth ist, und der Möglichkeit nach ebenso jedes nationale Gepräge annehmen, oder gleichgültig gegen dasselbe in seiner unmittelbaren Daseinsweise als Tausch- mittel und Material der Schatzbildung dienen, oder auch in Waare umgesezt werden kann. Es ist in keine dieser Formen gebannt, sondern nimmt jede derselben an, je nachdem Bedürfniß oder Tendenz des Circulationsprocesses es bedingt. Es ist vor allem, so weit es nicht als besondre Waare in Luxus gegenständen verarbeitet wird, in Beziehung auf die Circulation, aber nicht 35 nur die innre, sondern die Weltcirculation, zugleich aber immer in einer selbstständigen Form gegen die Absorbtion derselben. Die Münze, isolirt als solche, d. h. als bloses Werthzeichen, ist nur durch und in der Circulation. Selbst aufgehäuft, kann es nur als Münze aufgehäuft werden, da seine Macht an den Grenzen des Landes aufhört. Ausser den Formen der Schatzbildung, 40 die aus dem Process der Circulation selbst hervorgehn und eigentlich nur 30 30 Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel Ruhpunkte derselben sind, nämlich als für die Circulation bestimmter Vor rath von Münze, oder als Reserve für Zahlungen, die in der Landesmünze selbst zu leisten, kann von Schatzbildung überhaupt nicht die Rede hier sein, also nicht von der eigentlichen Schatzbildung, da als Werthzeichen der 5 Münze das wesentliche Element der Schatzbildung fehlt, von dem bestimm ten gesellschaftlichen Zusammenhang unabhängiger Reichthum zu sein, weil ausser seiner socialen Function unmittelbares Dasein des Werths selbst, nicht blos symbolischer Werth. Die Gesetze daher die das Werthzeichen bedingen, damit es solches Zeichen sei, bedingen nicht das Metallgeld, da 10 es nicht an die Function der Münze gebannt ist. Es ist ferner klar, daß die Schatzbildung, d. h. Entziehung des Geldes aus der Circulation und Sammlung desselben auf gewissen Punkten, mannigfaltig ist: temporäre Aufhäufung, die aus der blasen Thatsache der Trennung von Kauf und Verkauf, d. h. aus dem unmittelbaren Mechanismus der einfachen 15 Circulation selbst hervorgeht; Aufhäufung desselben, die aus der Function des Geldes als Zahlungsmittel hervorgeht; endlich eigentliche Schatzbildung, die es als den abstracten Reichthum festhalten und verwahren will, oder auch nur als U eberschuß des vorhandnen Reichtbums über das unmittelbare Bedürfniß und Garantie der Zukunft oder Erschwerung der unfreiwilligen 20 Stockung der Circulation. Die lezteren Formen, worin l\81 die Verselbst ständigung, das adaequate Dasein des Tauschwerths nur noch in seiner unmittelbar dinglichen Form - als Gold - angeschaut wird, verschwindet mehr und mehr in der bürgerlichen Gesellschaft. Die andren Formen der Schatzbildung, die aus dem Mechanismus der Circulation selbsthervorgehn, 25 und Bedingungen der Erfüllung seiner Functionen sind, erhalten dagegen größre Entwicklung; obgleich sie verschiedne Form ·annehmen, die im Bankwesen zu betrachten ist. Auf Grundlage der einfachen metallischen Circulation aber zeigt sich, daß die verschiednen Bestimmungen, worin das Geld functionirt, oder daß der Process der Circulation~ des gesellschaftlichen 30 Stoffwechsels, das haare Gold und Silber in so verschiednen Formen als ruhnden Schatz niederschlägt, daß indeß, obgleich der Theil des Geldes, der als solcher Schatz existirt, beständig seine Elemente wechselt, auf der Oberfläche der Gesellschaft ein beständiger Wechsel stattfindet zwischen den Portionen Geld, die diese oder jene Function erfüllen, aus den Schätzen in die Circulation, nationale oder internationale, übergehn,· oder aus der Circulation in den Schatzreservoirs absorbirt od~r in Luxusartikel um gewandelt werden, die Function des Geldes als Clrculationsmittel nie be schränkt wird durch diese Niederschläge. Ausfuhr oder Einfuhr von Geld leert oder füllt abwechselnd diese verschiednen Reservoirs, wie es Steigen 40 oder Fallen der Gesammtpreisse in der innern Circulation thut, ohne daß die für die Circulation selbst erheischte Masse weder durch Ueberfluß von Gold 35 31 Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext und Silber über ihr Maaß getrieben, noch unter ihr Maaß fiele. Was als Circulationsmittel nicht erheischt, wird ausgespien als Schatz; wie der Schatz, sobald er erheischt, in der Circulation absorbirt wird. Bei Völkern rein metallischer Circulation zeigt sich die Schatzbildung daher auch in den 15 5 I verschiedneu Formen vom Einzelnen bis zum Staate, der seinen Staatsschatz hüthet. In der bürgerlichen Gesellschaft ist dieser Process reducirt auf die Erheischnisse des Gesammtproductionsprocesses, und nimmt andre Formen an. Es erscheint als besonderes Geschäft, durch die Theilung der Arbeit im Gesammtprocess der Production erheischtes, was in den naivern Zuständen theils als Geschäft aller Privaten, theils als Staatsgeschäft getrieben wird. 10 Die Grundlage bleibt jedoch dieselbe, das Geld in den verschiedneu ent wickelten Functionen und selbst in der rein illusorischen functionirt fort während. Diese Betrachtung der rein metallischen Circulation um so wich tiger, als alle Speculationen der Oekonomen über höhre vermitteUere Formen der Circulation abhängen von der Anschauung der einfachen me- tallischen Circulation. Es versteht sich 1), daß wenn wir von Vermehrung oder Verminderung des Gold und Silbers sprechen, immer vorausgesezt ist, daß der Werth derselbe bleibt, d. h. daß die zu ihrer Production erheischte Arbeitszeit nicht changirt hat. Das Fallen oder Steigen ihrer Werthgrösse in Folge des Fallens oder Steigens der zu ihrer Production erheischten Arbeits- zeit bietet durchaus keine sie von den andren Waaren unterscheidende Eigenthümlichkeit dar, so sehr es ihre Function als Zahlungsmittel beein trächtigen mag. 2) Die Motive, die ausser dem Fallen und Steigen der Preisse, oder der N othwendigkeit Waaren von solchen zu kaufen, die keiner Gegenwaare bedürfen (wie in Zeiten der Hungersnoth, Kriegssub- sidien), die Schätze öffnen und sie wieder füllen, also die Operation des Zinsfusses kann nicht betrachtet werden hier, wo das Geld nur noch als Geld betrachtet ist, nicht als Form des Capitals. Die in einem Lande befindliche Masse Gold und Silber muß und wird also auf Basis der einfachen metal lischen Circulation und des auf baarem Gelde beruhnden aUgemeinen Handels stets grösser sein als die Masse des als Münze circulirenden Goldes und Silbers, obgleich das Verhältniß zwischen der Portion Geld, die als Geld, und die als Münze functionirt, wechseln wird in Quantität, und dasselbe Stück Geld abwechselnd die eine Function oder die andre erfüllen kann, ganz wie die zur nationalen und internationalen Circulation dienenden Portionen in Quantität abwechseln, und in Qualität sich ersetzen werden. Aber die Masse des Goldes und Silbers ist beständiges Reservoir, Abzugskanal, sowohl wie Zufuhrkanal, das leztre natürlich dadurch daß sie das erste, beider Circulationsströmungen. 35 20 25 30 32 40 Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel Als Tauschwerth ist jede Waare, wie uniheilbar ihr Gebrauchswerth sein mag, wie z. B. der eines Hauses, beliebig theilbar. In ihrem Preiß existirt sie als solcher theilbare Tauschwerth: d. h. als in Geld geschäzter Werth. Sie kann so beliebig veräussert werden, Stück für Stück, gegen Geld. Obgleich 5 unbeweglich und untheilbar, kann die Waare so Parcellenweis in Circulation geworfen werden, durch Eigenthumstitel 1191 an Bruchtheilen derselben. Das Geld wirkt so auflösend auf unbewegliches, uniheilbares Eigenthum. "Geld Mittel den Besitz zu zerschneiden in unzählige Fragmente und Stück für Stück durch den Austausch zu verzehren." (Bray.) Ohne Geld eine Masse 10 unaustauschbarer, nicht zu entfremdender Gegenstände, weil sie erst durch das Geld eine von der Natur ihres Gebrauchswerths, und den Beziehungen desselben, unabhängige Existenz erhalten. "Als unbewegliche und unver änderliche Dinge, als Dinge beweglich und gemacht für den Austausch, kam das Geld in Gebrauch als Regel und als Maaß (square), wodurch diese Dinge 15 Schätzung und Werth erhielten." (Free Trade, London. 1622.) "The in troduction of money which buys all things ... brings in the necessity of legal alienation" (sc. of feudal estates). (124, lohn Dalrymple. An Essay towards a general history of feudal Property in Gr. Brit. 4. ed. Lond. 1759.) In der That drücken alle Bestimmungen, worin das Geld erscheint, als 20 Werihmesser, Circulationsmittel, und Geld als solches, nur die verschiedneu Verhältnisse {aus], worin die Individuen an der Gesammtproduction theilnehmen oder sich zu ihrer eignen Production als gesellschaftlicher verhalten. Diese Beziehungen der Individuen zueinander erscheinen aber als gesellschaftliche Beziehungen der Sachen. 25 "Die Cortes 1593 machten Philipp II. folgende Vorstellung: < Les Cortes de Valladolid de l'an '48, supplierent V. M. de ne plus permettre l'entn!e dans le royaume des bougies, verres, bijouteries, couteaux, et autres choses semblables qui y venaient du dehors, pour echanger ces articles si inutiles 30 a Ia vie humaine, contre de l'or, comme si Jes Espagnols etaient des In diens>." (Sempere.) «Alle cachent et enfouient leur argent bien secretement et bien profondement, besonders aber die gentils (Nichtmahomedaner), qui sont presque seuls les maitres du negoce et de l'argent, infatues qu'ils sont de cette croyance, que l'or et l'argent qu'ils cachent dans leur vie, leur servira apres Ia mort. » (p. 314 Franf. Bernier, t. I. Voyages contenant Ja description des etats du Grand Mogul etc. Paris 1830.) (Am Hofe des Aurenzebe.) 35 "Illi unum consilium habent et virtutem et potestatem suam bestiae tra dunt. Et ne quis possit emere aut vendere, nisi qui habet characterem aut nomen bestiae, aut numerum nominis ejus." (Apocalypse. Vulgata.) 40 "Der grosse und schließliehe Effect des Handels ist nicht Reichthum 33 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext 5 überhaupt, sondern vorzugsweise Ueberfluß von Silber und Gold ... , die nicht vergänglich sind, noch so wandelbar wie andre Waaren, sondern Reichthorn zu allen Zeiten und an allen Orten. (Ihre Unvergänglichkeit besteht also nicht nur in der Unvergänglichkeit ihres Materials, sondern, daß sie stets Reichthum bleiben, d. h. stets in der Formbestimmung des Tauschwerths verharren.) Ueberfluß von Wein, Korn, Gevögel, Fleisch u. s. w., sind Reichthümer, aber hic et nunc (von ihrem besonderen Ge brauchswerth abhängig). So ist die Production solcher Waaren, oder Aus übung solchen Handels, der eine Gegend mit Gold und Silber versieht, daher vortheilhaft vor allen andren." (Petty. Polit. Arith. Lond. 1699, p. 178-179.) 10 "Gold und Silber allein sind nicht vergänglich (hören nie auf Tauschwerth zu sein), sondern werden zu allen Zeiten und allen Orten" (Der Nutzen besondrer Gebrauchswerthe ist zeitlich und örtlich bestimmt, wie die Be dürfnisse selbst, die sie befriedigen) "als Reichthum geschätzt; alles andre ist nur Reichthorn pro hic et nunc." (1. c. p. 196.) "Der Reichthorn jeder 15 Nation besteht hauptsächlich in ihrem Antheil am auswärtigen Handel mit dem Weltmarkt (the whole commercial world), rather than in the domestic trade, viel mehr denn im heimischen Handel mit Eßwaaren, Getränken und Kleidern, die wenig Gold und Silber, universalen Reichthum (universal wealth) einbringen." {p. 242.) Wie das Gold und Silber an sich der allgemeine 20 Reichthum, so erscheint ihr Besitz auch als Product der Weltcirculation, erst der durch unmittelbare natürlich-ethische Zusammenhänge beschränkten. Es könnte auffallen, daß Petty, der die Erde die Mutter und die Arbeit den Vater des Reichtbums nennt, die Theilung der Arbeit lehrt und überhaupt in keck genialer Weise überall den Productionsprocess anstatt des einzelnen Products im Auge hält, dennoch hier ganz in der Sprache und Verstellungs weise des Monetarsystems I!IOj befangen scheint. Aber es muß nicht ver gessen werden, daß nach seiner Voraussetzung, wie nach der bürgerlichen Voraussetzung überhaupt, Gold und Silber nur die adaequate Form des Gegenwerths, der immer nur durch die Entäusserung von Waaren anzueig- nen ist, also durch Arbeit. Die Production der Production wegen treiben, d. h. die Productivkräfte des Reichtbums entwickeln ohne Rücksicht auf die Schranken unmittelbarer Bedürftigkeit oder Genusses, drückt sich bei Petty so aus, zu produciren und auszutauschen nicht vergänglicher Genüsse wegen, worin sich alle Waaren auflösen, sondern des Goldes und Silbers wegen. Es ist der thatkräftige, rücksichtslose, universale Bereicherungstrieb der englischen Nation im 17t Jhhd., den Petty hier zugleich ausspricht und anstachelt. Erstens Verkehrung des Geldes: Wird aus Mittel Zweck und degradirt die andren Waaren: "Die natürliche Materie des Handels ist die Waare (merchandize) ... Die 25 30 35 40 34 Zweites Kapitel . 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel künstliche Materie des Handels ist Geld. Obgleich es in der Natur und Zeit der Waare nachfolgt, ist es jedoch, wie es jezt im Gebrauch ist, (in seiner jetzigen Anwendung) der Führer (Chief) geworden." So Misseiden, ein Londoner Kaufmann in seiner Schrift "Free Trade or the Meanes to make 5 Trade florish. " Lond. 1622. p. 7. Er vergleicht den Rangwechsel zwischen Geld und Waaren dem Schicksal der beiden Söhne des alten Jacob, der seine rechte Hand auf den Jüngern und die linke auf den ältern Sohn legte. (1. c.) 10 Der Gegensatz zwischen Geld als Schatz und den Waaren, deren Tauschwerth vergeht in ihrer Zweckerfüllung als Gebrauchswerthe: "Die allgemeine entfernte Ursache. unsres Mangels an Geld ist der grosse Excess dieses Königreichs in dem Consum der Waaren fremder Länder, die uns nur commodities zu discommodities erwerben, indem sie uns von eben so vielem Schatze (treasure) abschneiden, der sonst an der Stelle dieser Spielereien (toys) importirt werden würde. Wir consumiren unter uns einenzugrossen 15 Ueberfluß an Weinen aus Spanien, Frankreich, Rhein, Levante; die Rosinen von Spanien, die Corinthen der Levante, die lawnes (Sorte feiner Leinwand) und cambricks (andre Sorten ejusdem) von Hainault und den Niederlanden, die Seidenzeuge von Italien, Zucker und Tabak von Westindien, die Gewürze von Ostindien, alles das kein absolutes Bedürfniß für uns und dennoch sind sie gekauft mit hartem Geld ... Schon der alte Cato sagte: Patrem familias vendacem, non emacem esse oportet." (1. c. p. 11-13.) "Je mehr der Vorrath in Waaren zuwächst, um so mehr nimmt der als Schatz existirende (in treasure) ab." (p. 23.) 20 U eber die nicht zurücklaufende Circulation auf dem Weltmarkt, speciell 25 im Handel mit Asien: 30 "Das Geld wird vermindert durch den Handel jenseits der Christenheit, mit der Türkei, Persien, und 0 stindien. Diese Handelszweige werden größten theils mit baarem Geld geführt, jedoch in einer verschiednen Manier von den Handelszweigen der Christenheit in sich selbst. Denn obgleich der Handel innerhalb der Christenheit mit baarem Geld getrieben wird, ist noch das Geld fortwährend eingeschlossen innerhalb der Grenzen der Christenheit. Da ist in der That Strömung und Gegenströmung, Fluth und Ebbe des Geldes in dem innerhalb der Christenheit geführten Handel: denn manchmal ist es reichlicher an einem Theil, mangelnder an einem andren, je nachdem ein 35 Land Mangel hat und ein andres Ueberfluß: Es kommt und geht und wirbelt um den Kreis der Christenheit, aber bleibt stets von seiner Linie umfangen. Aber das Geld, womit ausserhalb der Christenheit in die oben angegebnen Länder hinaus gehandelt wird, ist beständig ausgegeben (issued) und kehrt nie zurück." (1. c. 19, 20.) In einer ähnlichen Weise wie Misselden, klagt der 40 älteste deutsche Nationalökonom, Dr. Martin Luther: "Das kann man nicht läugnen, daß Kaufen und Verkaufen ein nötig Ding ist, das man nicht ent- 35 Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext 5 beren und wol christlich brauchen kann, sonderlich in Dingen, die zur Not und Ehre dienen. Denn also haben auch die Patriarchen verkauft und ge kauft: Vieh, Wolle, Getreide, Butter, Milch, und andre Güter. Es sind Gottes Gaben, die er aus der Erde giebt, und unter die Menschen theilt. Aber der ausländische Kaufhandel, der aus Kalikut llllj und Indien, und dergleichen Waar herbringt, aber solch köstlich Seiden und Goldwerk und Würze, die nur zur Pracht und keinem Nutzen dient, und Land und Leuten das Geld aussaugt, sollte nicht zugelassen werden, so wir ein Regiment von Fürsten hätten. Doch hievon will ich jezt nicht schreiben; denn ich achte, es werde zulezt, wenn wir nicht mer Geld haben, von ihm selbst ablassen müssen, 10 wie auch der Schmuck und Fraß: es will doch sonst kein Schreiben noch Leren helfen, bis uns dieNot und Armut zwingt. Gott hat uns Deutsche dahin geschleudert, daß wir unser Gold und Silber müssen in fremde Länder stos sen, alle Welt reich machen, und selbst Bettler bleiben. England sollte wol weniger Goldes haben, wenn Deutschland ihm sein Tuch Hesse: und der 15 König von Portugal sollte auch weniger haben, wenn wir ihm die Würze liessen. Rechne Du wie viel Geldes Eine Messe zu Frankfurt aus deutschem Land gefürt wird ohne Not und Ursache: so wirst Du dich wundern, wie es zugehe, daß noch ein Heller in deutschen Landen sei. Frankfurt ist das Silber und Goldloch, dadurch aus deutschem Lande fleußt, was nur quillet und 20 wächst, gemünzt oder geschlagen wird bei uns: wäre das Loch zugestopft, so dürfte man izt der Klage nicht hören, wie allenthalben eitel Schuld und kein Geld, alle Land und Städte ausgewuchert sind. Aber laß gehn, es will doch also gehn: wir Deutsche müssen Deutsche bleiben: wir lassen nicht ab, wir müssen denn." (Bücher vom Kaufhandel und Wucher, 1524.) 25 Boisguillebert, der ganz dieselbe bedeutende Stellung zur französischen Oekonomie einnimmt, die Petty zur englischen, einer der leidenschaftlich sten Gegner des Monetarsystem, greift das Geld in den verschiednen Formen an, worin es als ausschließlicher Werth den andren Waaren gegenüber er scheint, Zahlungsmittel (bei ihm bes. in den Steuern) und Schatz. (Das specifische Dasein des W erths im Geld erscheint als relative W erthlosigkeit, Degradation der andren Waaren.) 30 Die citirten Schriften des Boisguillebert, alle aus der Ausgabe seiner gesammelten Schriften in der Ausgabe von Eugene Daire: "Economistes financiers du l81eme siecle. I vol. Paris 1843." 35 « Comme l'or et l'argent ne sont et n'ont jamais ete uneriebesse en eux memes, ne valent que par relation, et qu'autant qu'ils peuvent proeurer les choses necessaires a Ia vie, auxquelles ils servent seulement de gage et d'appreciation, il est indifferent d'en avoir plus ou moins, pourvu qu'ils puissent produire les memes effets. » (Ch. VII. Prem. part. Le Detail de Ja France. 1697. [p. 178]) Die Quantität des Geldes berührt den N ationalreich- 40 36 Zweites Kapitel · 3) Das Geld als internationales Zahlungs- und Kaufmittel thum nicht « pourvu qu 'il y en ait assez pour maintenir Jes prix contractes * par les denrees necessaires a Ia vie. » (1. c. part. II, eh. XVIII, p . 209.) (Bois guillebert spricht also hier das Ge·setz aus, daß die Masse des circulirenden Mediums bestimmt ist durch die Preisse, nicht umgekehrt.) Daß das Geld 5 blose Form der Waare selbst ist, zeigt sich bei dem Großhandel, wo der Aus tausch vor sich geht ohne Intervention des Geldes, nachdem die "marchan dises sont appreciees"; "l'argent n'est que le moyen et l'acheminement, ou Iieu que les denrees utiles a Ia vie sont la fin et Je but." (1. c. p. 210.) Das Geld soll nur Circulationsmittel, stets mobil sein; es soll nie zum Schatz, zum Immeuble werden: Es soll sein « dans un mouvement continuel, ce qui ne peut etre que tant qu'il estmeuble ... ; mais sitöt qu'il devientimmeubJe .. , tout est perdu». (1. c. part. II, eh. XIX, p. 213.) Im Gegensatz zu der Finanz, für die Geld als das einzige Objekt erschien: «Ja science financiere n'est que la con naissance approf ondie des interets de 1 'agriculture et du commerce ». (p. 241, 1. c. p. 111, eh. VIII.) Boisguillebert in der That sieht nur auf den stofflichen Inhalt des Reichthums, den Genuß, den Gebrauchswerth: « la veritable richesse ... jouissance entiere, non seulement des besoins de Ia vie, mais meme de tout le superflu et de tout ce qui peut faire plaisir a la sensualite ». (p. 403. Dissertation sur Ja nature des richesses, de J'argent et des tributs.) 10 15 20 «On a fait une idole de ces metaux (or et argent), et laissant la l'objet et l'intention pour lesquels ils avaient ete appeles dans le commerce, savoir pour y servir de gages dans l'echange et Ia tradition llt2l reciproque, on les a presque quittes de ce service pour en formerdes divinites, auxquelles on a sacrifie et sacrifie toujours plus de biens et de besoins precieux et meme 25 d'hommes, que jamais l'aveugle antiquite n'en immola a ces fausses divinites qui ont si long temps forme tout le culte et toute Ia religion de Ia plus grande partiedes peuples. » (1. c. p. 395.) «La miseredes peuples ne vient que de ce qu'on a fait un maitre, ou plutöt un tyran, de ce qui etait un esclave. » (1. c.) Man muß diese "Usurpation" brechen und« retablir les choses dans leur etat 30 nature I». (1. c.) Mit der abstrakten Bereicherungssucht « l'equivalence ou il (l'argent) doit etre avec toutes les autres denrees, pour etre pret d'en former l'echange a tout moment, a aussitöt re~u une grande atteinte ». (p. 399.) « Voila donc l'esclave du commerce devenu son maltre ... cette facilite qu'offre l'argent pour servir tous les crimes Iui fait redoubles ses appointe- 35 ments a proportion que Ia corruption s'empare des cceurs; et il est certain que presque tous les forfaits seraient bannis d'un etat, si I'on en pouvait faire autant de fatal metal. » (p. 399.) Die Depreciation der Waaren, um sie in Geld zu verwandeln (sie unter ihrem Werth verkaufen), ist die Ursache aller misere. (Sieh eh. V. I. c.) Und in diesem Sinne sagt er: « I'argent est deven~ le bourreau de toutes choses ». (p. 413 1. c.) Er vergleicht die Finanzkünste, um Geld zu machen dem « alambic qui a fait evaporer une quantite ef- 40 37 Karl Marx ·Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext froyable de biens et de denrees pour faire ce fatal precis ». (p. 419.) Durch die Depreciation der edlen Metalle «I es denrees memes seront retablies dans leur juste valeur ». p. 422 1. c. « l'argent. .. declare Ia guerre a tout le genre humain. » (p. 417-418) 1. c. (Ebenso Plinius. Hist. Nat. 1. XXXIII c.II.) Dq~~: 5 Geld als Weltmünze: << E cosi fattamente diffusaper tutto il globo terrestre la comunicazione de'popoli insieme, ehe puo quasi dirsi esser il mondo tutto divenuto una sola citta in cui si fa perpetua fiera d'ogni mercanzia, e dove ogni uomo di tutto cio ehe la terra, gli animali e l'umana industria altrove producono, puo mediante il danaro stando in sua casa provedersi e godere. 10 Maravigliosa invenzione! » (p. 40. Montanari (Geminiano). Della Moneta; geschrieben about 1683. In Custodi's Sammlung. Parte Antica. T. 111.) 1. IV, 49) I "'Ecrnv oe nooa1toc; -ro )'Evoc; oii-roc;; llA.ovawr;." (Athen. Deipnosoph. Es sagt Demetrius Phalereus über das Goldgraben aus den Minen: "EA1tl.~01J A. Smith 49 Karl Marx. Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext keine willkührliche Voraussetzung, erschließt sich von selbst in der Cir culation ein auf dieß Gesetz gegründetes Reich der bürgerlichen Freiheit und Gleichheit. Wenn die Aneignung von Waaren durch eigne Arbeit als die erste N othwendigkeit sich darstellt, so der gesellschaftliche Process, wodurch dieß Product erst als Tauschwerth gesezt und als solches wieder in Ge brauchswerth für die Individuen verwandelt werden muß, als die zweite. Nach der Aneignung durch Arbeit oder Vergegenständlichung der Arbeit erscheint ihre Veräusserung oder die Verwandlung derselben in gesellschalt liehe Form als das nächste Gesetz. Die Circulation ist die Bewegung, wor- in das eigne Product als Tauschwerth (Geld), d. h. als gesellschaftliches Product, und das gesellschaftliche Product als eignes (individueller Ge brauchswerth, Gegenstand der individuellen Consumtion) gesezt wird. 5 10 Es ist nun wieder klar: Eine andre Voraussetzung des Austauschs, die das Ganze der Bewegung 15 betrifft, ist die, daß die Subjekte desselben als unter die Theilung der ge sellschaftlichen Arbeit subsumirt produciren. Die gegeneinander auszutau schenden Waaren sind ja in der That nichts andres als Arbeit in unterschied nen Gebrauchswertben vergegenständlicht, also auf verschiedne Weise vergegenständlicht, sie sind in der That nur das gegenständliche Dasein der 20 Theilung der Arbeit, Vergegenständlichung qualitativ verschiedner, ver schiednen Systemen von Bedürfnissen entsprechender Arbeiten. Indem ich Waare producire, ist die Voraussetzung, daß zwar mein Product Gebrauchs werth hat, aber nicht für mich, nicht unmittelbar Lebensmittel (im weitesten Sinn) für mich ist, sondern für mich unmittelbar Tauschwerth; Lebensmittel 25 erst wird, nachdem es im Geld die Form des allgemeinen gesellschaftlichen Products angenommen hat und nun in jeder Form fremder, qualitativ ver schiedner Arbeit realisirt werden kann. Ich producire daher nur für mich, indem ich für die Gesellschaft producire, deren jedes Glied wieder in einem andren Kreise für mich arbeitet.! 1191 Es ist ferner klar, daß die Voraussetzung, daß die Austauschenden Tauschwerthe produciren nicht nur Theilung der Arbeit überhaupt, sondern eine spezifisch entwickelte Form derselben voraussezt. Z. B. in Peru war auch die Arbeit getheilt; so in den selbstgenügsamen (selfsupporting) kleinen indischen Gemeinwesen. Es ist dieß aber eineTheilungder Arbeit, die nicht 35 nur nicht auf den Tauschwerth gegründete, sondern umgekehrt eine mehr oder minder direkt gemeinschaftliche Production voraussezt. Die Grund voraussetzung, daß die Subjekte der Circulation Tauschwerthe producirt haben, Producte, die unmittelbar unter der gesellschaftlichen Bestimmtheit des Tauschwerths gesezt sind, also auch subsumirt unter eine Theilung der Arbeit von bestimmter historischer Gestaltung producirt haben, schließt eine 4C 30 50 Zweites Kapitel · 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation Masse Voraussetzungen ein, die weder aus dem Willen des Individuums hervorgehn, noch aus seiner unmittelbaren Natürlichkeit, sondern aus ge schichtlichen Bedingungen und Verhältnissen, wodurch das Individuum schon sich gesellschaftlich, als durch die Gesellschaft bestimmt findet; 5 ebenso wie diese Voraussetzung Verhältnisse einschließt, die sich in andren Productionsbeziehungen der Individuen, als den einfachen, worin sie sich in der Circulation gegenübertreten, darstellen. Der Austauschende hat Waare producirt und zwar für Waarenproducirende. Dieß enthält: Einerseits: er hat als unabhängiges Privatindividuum producirt, aus eigner Initiative, blos 10 bestimmt durch sein eignes Bedürfniß und seine eignen Fähigkeiten, aus sich selbst und für sich selbst, weder als Glied eines naturwüchsigen Gemein wesens, noch als Individuum, das unmittelbar als gesellschaftliches an der Production theilnimmt, und daher sich auch zu seinem Product nicht als unmittelbarer Existenzquelle verhält. Andrerseits aber hat es Tauschwerth 15 producirt, ein Product, das erst durch einen bestimmten gesellschaftlichen Process, eine bestimmte Metamorphose für es selbst zum Product wird. Es hat also schon producirt in einem Zusammenhang, unter Productionsbedin gungen und Verkehrsverhältnissen, die erst durch einen geschichtlichen Process geworden sind, die aber für es selbst als N aturnothwendigkeit er- 20 scheinen. Die Unabhängigkeit der individuellen Production ist so ergänzt durch eine gesellschaftliche Abhängigkeit, die in der Theilung der Arbeit ihren entsprechenden Ausdruck findet. Individuums erscheint selbst als historisches Product - Der Privatcharakter der Production des Tauschwerthe producirenden seine Isolirung, 25 punktuelle Verselbstständigung innerhalb der Production bedingt durch eine Theilung der Arbeit, die ihrerseits wieder auf einer ganzen Reihe von ökonomischen Bedingungen beruht, wodurch das Individuum in seinem Zusammenhang mit andren und seiner eignen Existenzweise nach allen Seiten hin bedingt ist. 30 Ein englischer Pächter und ein französischer Bauer, so weit Bodenpro- ducte die Waare, die sie verkaufen, stehn in demselben ökonomischen Verhältniß. Allein der Bauer verkauft nur den kleinen Ueberschuß über die Production seiner Familie. Den Haupttheil verzehrt er selbst, verhält sich also zu dem größten Theil seines Products nicht als Tauschwerth, sondern 35 als Gebrauchswerth, unmittelbarem SubsistenzmitteL Der englische Pächter dagegen hängt durchaus ab vom Verkauf seines Products, also von ihm als Waare, daher von dem gesellschaftlichen Gebrauchswerth seines Products. Seine Production ist also ihrem ganzen Umfang nach vom Tauschwerth ergriffen und bestimmt. Es ist nun klar, welche höchst verschiedne Ent- 40 wicklung die Productivkräfte der Arbeit, Theilung derselben, welche ver schiednen Beziehungen der Individuen innerhalb der Production erheischt 51 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext 5 sind, damit das Getreide z. B. als bloser Tauschwerth producirt wird und also ganz in die Circulation eingeht; welche ökonomischen Processe erheischt sind, um aus einem französischen Bauern einen englischen Pächter zu machen. Ad. Smith in seiner Entwicklung des Tauschwerths begeht noch den Mißgriff, die unentwickelte Form des Tauschwerths, wo er nur noch als U eberschuß über den zu eigner Subsistenz des Producenten erzeugten Gebrauchswerth erscheint, als die adaequate Form desselben festzuhalten, während sie nur eine Form seines historischen Auftretens innerhalb eines noch nicht von ihm als allgemeiner Form ergriffnen Productionssystems ist. In der bürgerlichen Gesellschaft aber muß er als die herrschende Form gefaßt 10 werden, so daß alles unmittelbare Verhältniß der Producenten zu ihren Producten als Gebrauchswertben verschwunden ist; alle Producte als Handelsproducte. Nehmen wir einen Arbeiter in einer modernen Fabrik, z. B. Cattunfabrik. Hätte er keinen Tauschwerth producirt, so hätte er über haupt nichts producirt, da er seine Finger auf keinen einzigen faßbaren Gebrauchswerth legen kann und sagen: das ist mein Product. Je vielseitiger das System der gesellschaftlichen Bedürfnisse und je einseitiger die Pro duction des Einzelnen wird, d. h. mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Theilung der Arbeit, wird die Production des Products als Tauschwerth oder der Charakter des Products als Tauschwerth entscheidend. 15 20 Eine Analyse der spezifischen Form der Theilung der Arbeit, der Pro ductionsbedingungen, worauf sie beruht, der ökonomischen Verhältnisse der Gesellschaftsmitglieder, worin sich diese Bedingungen auflösen, würde zeigen, daß das ganze System der bürgerlichen Production vorausgesezt ist, damit der Tauschwerth als einfacher Ausgangspunkt an der Oberfläche erscheine und der Austauschprocess, wie er sich in der einfachen Circulation auseinanderlegt, als der einfache, aber die ganze Production wie Consum tion, umfassende gesellschaftliche Stoffwechsel. Es würde sich also ergeben, daß schon andre verwickeltere und mehr oder minder mit der Freiheit und Unabhängigkeit der Individuen collidirende Productionsbeziehungen, ökonomische Verhältnisse derselben vorausgesezt sind, damit sie als die freien Privatproducenten in den einfachen Beziehungen von Käufen und Verkäufen sich in dem Circulationsprocess gegenübertreten, als seine un abhängigen Subjekte figuriren. Vom Standpunkt der einfachen Circulation aber sind diese Verhältnisse ausgelöscht. Sie selbst betrachtet, erscheint in ihr die Theilung der Arbeit faktisch nur in dem Resultat, ihrer Voraussetzung, daß die Subjekte des Austauschs verschiedne Waaren produciren, die ver schi~dnen Bedürfnissen entsprechen, und daß wenn jeder von der Pro duction aller, alle von seiner Production abhängen, indem sie sich wechsel seitig ergänzen, und daß so das Product jedes Einzelnen vermittelst des Circulationsprocesses, zum Belauf der von ihm beseßnen W erthgrösse, 25 30 35 40 52 Zweites Kapitel . 5) Ersche1nung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation Mittel ist zur Theilnahme an der gesellschaftlichen \\20\ Production über haupt. Das Product ist Tauschwerth, vergegenständlichte allgemeine Arbeit, obgleich es unmittelbar nur die Vergegenständlichung der unabhängigen 5 Privatarbeit des Individuums ist. Daß die Waare erst entäußert werden muß, der Zwang für das Individuum, daß sein unmittelbares Product kein Product für ihn ist, sondern ein solches erst wird im gesellschaftlichen Productionsprocess und diese allgemeine und doch äusserliche Form annehmen muß; daß das ProductderbesondrenArbeit 10 als Vergegenständlichung der allgemeinen gesellschaftlich sich bewähren muß, indem es die Form der Sache annimmt - des Geldes - die als un mittelbare Gegenständlichkeit der allgemeinen Arbeit ausschließlich vor ausgesezt ist- ebenso so, daß durch diesen very process diese allgemeine gesellschaftliche Arbeit als äusserliche Sache, Geld, gesezt wird - diese 15 Bestimmungen bilden die Springfeder, den Pulsschlag derCirculation selbst. Die gesellschaftlichen Beziehungen, die daraus hervorgehn, ergeben sich daher unmittelbar aus der Betrachtung der einfachen Circulation und liegen nicht hinter ihr, wie die in der Theilung der Arbeit eingeschloßnen ökono mischen Verhältnisse. 20 Wodurch bewährt das Individuum seine Privatarbeit als allgemeine Arbeit und ihr Product als allgemeines gesellschaftliches Product? Durch den besondren Inhalt seiner Arbeit, ihren besondren Gebrauchswerth, die Ge genstand des Bedürfnisses eines andren Individuums ist, so daß leztres sein eignes Product abläßt dagegen als Equivalent. (Daß dieß die Form des Geldes 25 annehmen muß, ist ein Punkt, den wir erst später untersuchen werden, daß diese Verwandlung der Waare in Geld selbst ein wesentliches Moment der einfachen Circulation bildet.) Also dadurch daß seine Arbeit eine Beson derheit in der Totalität der gesellschaftlichen Arbeit, ein besonders sie er gänzender Zweig. Sobald die Arbeit einen durch den gesellschaftlichen 30 Zusammenhang bestimmten Inhalt besizt,- dieß ist die stoffliche Bestimmt heit und Voraussetzung - gilt sie als allgemeine Arbeit. Die Form der All gemeinheit der Arbeit bestätigt sich durch ihre Realität als Glied einer Totalität von Arbeiten, als besondre Existenzweise der gesellschaftlichen Arbeit. 35 40 Die Individuen treten sich nur als Eigenthümer von Tauschwertben gegen- über, als solche, die sich ein gegenständliches Dasein für einander durch ihr Product, die Waare, gegeben haben. Ohne diese objektive Vermittlung haben sie keine Beziehung zueinander, vom Standpunkt des in der Circulation vor sich gehnden socialen Stoffwechsels aus betrachtet. Sie existiren nur sach- lieh füreinander, was in der Geldbeziehung, wo ihr Gemeinwesen selbst als ein äusserliches und darum zufälliges Ding allen gegenüber erscheint, nur 53 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext weiter entwickelt ist. Daß der gesellschaftliche Zusammenhang, der durch den Zusammenstoß der unabhängigen Individuen erscheint, zugleich als sachlicheN othwendigkeit, und zugleich als ein äusserliches Band gegenüber ihnen erscheint, stellt eben ihre Unabhängigkeit dar, für die das gesellschaft liche Dasein zwar Nothwendigkeit, aber nur Mittel ist, also den Individuen selbst als ein Äusserliches erscheint, im Geld sogar als ein handgreifliches Ding. Sie produciren in und für die Gesellschaft, als gesellschaftliche, aber zugleich erscheint dieß als bloses Mittel ihre Individualität zu vergegen ständlichen. Da sie weder subsumirt sind unter ein naturwüchsiges Gemein wesen, noch andrerseits als bewußt Gemeinschaftliche das Gemeinwesen 10 unter sich subsumiren, muß es ihnen als den Unabhängigen Subjekten gegen über als ein ebenfalls unabhängiges, äusserliches, zufälliges, Sachliches ihnen gegenüber existiren. Es ist dieß eben die Bedingung dafür, daß sie als unabhängige Privatpersonen zugleich in einem gesellschaftlichen Zusam- menhang stehn. 15 5 Da also die Theilung der Arbeit, (worin die gesellschaftlichen Productions bedingungen, unter denen die Individuen Tauschwerthe produciren, zusam mengefaßt werden können) in dem einfachen Austauschprocess, der Cir culation, nur erscheint als 1) Nichtproduction der unmittelbaren Subsistenz mittel durch das Individuum selbst, durch seine direkte Arbeit, 2) zweitens 20 als Dasein der allgemeinen Gesellschaftlichen Arbeit als einer naturwüch sigen Totalität, die sich in einen Umkreis von Besonderheiten auseinan derlegt, nämlich daß die Subjekte der Circulation sich ergänzende Waaren besitzen, jedes eine Seite des gesellschaftlichen Gesammtbedürfnisses des Individuums befriedigt, während die ökonomischen Verhältnisse selbst, die sich aus dieser bestimmten Theilung der Arbeit ergeben, ausgelöscht sind; haben wir in der Entwicklung des Tauschwerths die Theilung der Arbeit nicht weiter entwickelt, sondern nur als mit dem Tauschwerth identisches Faktum hingenommen, das in der That nur in thätiger Form, als Besondrung der Arbeit, ausdrückt, was der verschiedne Gebrauchswerth der Waaren- und ohne leztren fände kein Austausch und kein Tauschwerth statt - in sach licher Form ausdrückt. In der That hat A. Smith wie vor ihm andre Oekono men, Petty, Boisguillebert, Italiener, wo er Theilung der Arbeit als correlativ mit dem Tauschwerth ausspricht, nichts andres gethan. Steuart aber hat vor allen die Theilung der Arbeit und das Produciren von Tauschwertben als identisch aufgefaßt, und, im löblichen Unterschied von andren Oekonomen, dieß als durch besondren historischen Process vermittelte Form der ge sellschaftlichen Production und des gesellschaftlichen Stoffwechsels be griffen. Was A. Smith über die Productivkraft der Theilung der Arbeit sagt, ist ein ganz fremdartiger Gesichtspunkt, der auf diesen Platz, und den Platz, 40 wohin er ihn gestellt hat, nicht hingehört, ausserdem mit Bezug auf eine 35 25 30 54 Zweites Kapitel . 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation 10 bestimmte Entwicklungsstufe der Manufactur, keineswegs das moderne Fabrikwesen überhaupt paßt. Die Theilung der Arbeit, womit wir es hier zu thun haben, ist die naturwüchsige und freie Theilung innerhalb des Ganzen der Gesellschaft, die sich als Production von Tauschwertben zeigt, nicht die 5 Theilung der Arbeit innerhalb einer Fabrik (ihre Analyse und Combination in einem einzelnen Productionszweig, vielmehr die gesellschaftliche, gleich sam ohne Zuthun der Individuen entstehende Theilung dieser Productions zweige selbst). Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft würde dem Princip der Theilung der Arbeitll2tl innerhalb einer Fabrik mehr entsprechen im ägyptischen, als im modernen System. Das Abstossen voneinander der gesellschaftlichen Arbeit in freie, voneinander unabhängige und nur durch innre N othwendigkeit (nicht wie in jener Theilung durch bewußte Analyse und bewußte Combination der Analysirten), zur Totalität und Einheit ver knüpfte, sind ganz verschiedne Dinge und durch ganz verschiedne Entwick- lungsgesetze bestimmt, so sehr eine gewisse Form der einen einer gewissen Form der andren entspricht. Noch weniger hat A. Smith die Theilung der Arbeit, weder in jener einfachen Form, worin sie nur die aktive Form des Tauschwerths, noch in der andren, wo sie eine bestimmte Productivkraft der Arbeit, sondern in der gefaßt, worin die ökonomischen Gegensätze der 20 Production, die qualitativen gesellschaftlichen Bestimmtheiten, unter welche subsumirt sich die Individuen gegenübertreten als Capitalist und Lohn arbeiter, industrieller Capitalist und Rentier, Pächter und Grundrentner etc. selbst als die ökonomischen Formen einer bestimmten Weise der Theilung der Arbeit gefaßt. 15 25 Wenn das Individuum seine unmittelbaren Subsistenzmittel producirt, wie z. B. größtentheils in den Ländern, wo die naturwüchsigen Agriculturver hältnisse fortdauern, hat seine Production keinen gesellschaftlichen Cha rakter und ist seine Arbeit keine gesellschaftliche. Wenn das Individuum als Privatindividuum producirt- so ist diese seine Position selbst keineswegs 30 Naturproduct, sondern raffinirtes Resultat eines gesellschaftlichen Pro cesses - zeigt sich der gesellschaftliche Charakter darin, daß es im Inhalt seiner Arbeit durch den gesellschaftlichen Zusammenhang bestimmt ist, und es nur als Glied desselben arbeitet, d. h. für die Bedürfnisse aller andern, - also gesellschaftliche Abhängigkeit für es existrrt -, aber es selbst ergreift 35 nach Belieben diese oder jene Arbeit; sein besondres Verhältniß zur be sondren Arbeit ist nicht gesellschaftlich bestimmt; sein Belieben ist natürlich bestimmt durch seine natürlichen Anlagen, Neigungen, Naturbedingungen der Production in die es sich gestellt findet u. s. w.; so daß in der That der Besondrung der Arbeit, die gesellschaftliche Auseinanderlegung derselben in eine Totalität besondrer Zweige, auf Seiten des Individuums so erscheint, daß seine eigne geistige und natürliche Besonderheit sich zugleich die Gestalt 40 55 Kar! Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext einer gesellschaftlichen Besonderheit giebt. Aus seiner eignen Natur und ihren besondren Voraussetzungen entspringt für es die Besonderheit seiner Arbeit - erst Vergegenständlichung derselben - die aber gleichzeitig als Geltendmachung eines besondren Systems der Bedürfnisse und Verwirkli chung eines besondren Zweigs der gesellschaftlichen Thätigkeit weiß. Die Theilung der Arbeit so aufgefaßt als gesellschaftliche Reproduction der besondren Individualität, die damit zugleich ein Glied in der Totalentwick lung der Menschheit und das Individuum zugleich vermittelst seiner be sondren Thätigkeit zum Genuß an der allgemeinen Production, zum allsei tigen gesellschaftlichen Genuß befähigt, - diese Auffassung, wie sie sich 10 vom Standpunkt der einfachen Circulation aus ergiebt, die also Bestätigung der Freiheit der Individuen, statt Aufhebung derselben ist, ist noch die in der bürgerlichen Oekonomie gang und gäbe. 5 Diese natürliche Verschiedenheit der Individuen und ihrer Bedürfnisse bilden das Motiv zu ihrer gesellschaftlichen Integrirung als Austauschende. 15 D'abord treten sie sich im Tauschakt als Personen gegenüber, die sich wechselseitig als Eigenthümer anerkennen, als Personen, deren Willen ihre Waaren durchdringt und wo die wechselseitige Aneignung durch wechsel seitige Entäusserung nur durch ihren gemeinschaftlichen Willen, also we sentlich vermittelst des Contracts, stattfindet. Es kommt hier das juristische 20 Moment der Person herein und der Freiheit, die in ihr enthalten ist. Im römischen Recht ist der servus daher richtig als einer bestimmt, der nicht durch den Austausch erwerben kann. Ferner: Es ist in dem Bewußtsein der austauschenden Subjekte vorhanden, daß jedes nur sich Selbstzweck in der Transaction ist; daß jedes nur Mittel für das andre ist; endlich, daß die Wechselseitigkeit, wonach jedes zugleich Mittel und Zweck, und zwar nur den eignen Zweck erreicht, indem es Mittel für das andere wird und nur Mittel wird, insofern es seinen Zweck erreicht- daß diese Wechselseitigkeit ein nothwendiges fact ist, vorausgesezt als natürliche Bedingung des Aus tauschs, daß sie aber {als] solche jedem der beiden Subjekte des Austauschs gleichgültig ist und nur Interesse für es hat, soweit sie sein Interesse ist. D. h. das gemeinschaftliche Interesse, das als Inhalt des Gesammtaustauschakts erscheint, ist zwar als Thatsache im Bewußtsein beider Seiten, aber als solches ist es nicht Motiv, sondern existirt sozusagen nur hinter dem Rücken der in sich reflectirten Einzelinteressen. Das Subjekt kann, wenn es will, auch noch das erhebende Bewußtsein haben, daß die Befriedigung seines rücksichtslosen Einzelinteresses grade die Verwirklichung des aufgehobnen Einzelinteresses, des allgemeinen Interesses ist. Aus dem Akt des Aus tauschs selbst kehrt jedes der Subjekte als Endzweck des ganzen Processes in sich selbst zurück, als übergreifendes Subjekt. Damit ist also die voll- ständige Freiheit des Subjekts realisirt. Freiwillige Transaction; Gewalt von 25 40 35 30 56 Zweites Kapitel · 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation keiner Seite; Werden zum Mittel für das andre nur als Mittel für sich selbst oder Selbstzweck; endlich das Bewußtsein, daß das allgemeine oder ge meinschaftliche Interesse eben nur die Allseitigkeit des selbstsüchtigen Interesses ist. 15 5 Wenn so die Circulation nach allen Seiten eine Verwirklichung der in- dividuellen Freiheit ist, so bildet ihr Process als solcher betrachtet - denn die Beziehungen der Freiheit gehn die ökonomischen Formbestimmungen des Austauschs nicht direkt an, sondern beziehn sich entweder auf seine juristische Form oder betreffen den Inhalt, die Gebrauchswerthe oder 10 Bedürfnisse als solche, d. h. in seinen ökonomischen Formbestimmungen betrachtet, die völlige Realisation der gesellschaftlichen Gleichheit. Als Subjekte der Circulation sind sie zunächst Austauschende und daß jedes in dieser Bestimmung, also in derselben Bestimmung gesezt ist, macht grade ihre gesellschaftliche Bestimmung aus. Sie treten sich in der That nur als subjektivirte Tauschwerthe, d. h. lebendige Equivalente entgegen, Gleich geltende. Als solche sind sie nicht nur gleich: es findet nicht einmal I \B"-1\ eine Verschiedenheit zwischen ihnen statt. Sie treten sich nur gegen über als Besitzer von Tauschwertben und Tauschbedürftige, als Agenten der selben allgemeinen gleichgültigen socialen Arbeit. Und zwar tauschen sie 20 Tauschwerthe von gleicher Grösse aus, denn es ist vorausgesezt daß Equivalente ausgetauscht werden. Die Gleichheit dessen, was jeder giebt und nimmt, ist hier ausdrückliches Moment des Processes selbst. Wie [sie] sich als Subjekte des Austauschs gegenübertreten, so bewähren sie sich im Akt desselben. Als solcher ist er nur diese Bewährung. Sie werden als Aus- tauschende, daher Gleiche gesezt und ihre Waaren (Objekte) als Equivalente. Sie tauschen nur aus ihr gegenständliches Dasein als ein gleichwerthvolles. Sie selbst sind gleich viel werth und bewähren sich im Akt des Austauschs als Gleichgeltende und Gleichgültige gegeneinander. Die Equivalente sind die Vergegenständlichung des einen Subjekts für das andre; d. h. sie selbst sind gleich viel werth und bewähren sich im Akt des Austauschs als Gleich geltende und Gleichgültige für einander. Die Subjekte sind im Austausch nur durch die Equivalente für einander als Gleichgeltende und bewähren sich als solche durch den Wechsel der Gegenständlichkeit, worin das eine für das andre ist. Da sie nur als Subjekte der Equivalenz für einander sind, sind sie als Gleichgeltende zugleich Gleichgültige gegeneinander. Ihr sonstiger Unterschied geht sie nichts an. Ihre individuelle Besonderheit geht nicht in den Process ein. Die stoffliche Verschiedenheit im Gebrauchswerthe ihrer Waaren ist ausgelöscht in dem idealen Dasein der Waare als Preiß, und soweit dieser stoffliche Unterschied Motiv des Austauschs ist, sind sie sich wech- selseitig Bedürfniß (repräsentirt jedes das Bedürfniß des andren) und blos durch das gleiche Quantum Arbeitszeit befriedigtes Bedürfniß. Diese natür- 35 40 25 30 57 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext liehe Verschiedenheit ist der Grund ihrer socialen Gleichheit, sezt sie als Subjekte des Austauschs. Wäre das Bedürfniß von A dasselbe wie das von B und befriedigte die Waare von A dasselbe Bedürfniß wie die von B, so wäre gar keine Beziehung zwischen ihnen vorhanden, soweit von ökono mischen Beziehungen die Rede (nach der Seite ihrer Production hin). Die wechselseitige Befriedigung ihrer Bedürfnisse, vermittelst der stofflichen Verschiedenheit ihrer Arbeit und ihrer Waare, macht ihre Gleichheit zu einer erfüllten socialen Beziehung und ihre besondre Arbeit zu einer besondren Existenzweise der socialen Arbeit überhaupt. 5 Soweit das Geld hereinkömmt, so ist es soweit entfernt, diese Beziehung 10 20 der Gleichheit aufzuheben, daß es in der That ihr realer Ausdruck ist. Zunächst, soweit es als preißsetzendes Element, Maaß, functionirt, ist es grade die Function des Geldes auch der Form nach die Waaren als qualitativ identisch zu setzen, ihre identische sociale Substanz auszudrücken, indem nur quantitative Verschiedenheit stattfindet. In der Circulation erscheint 15 dann auch in der That die Waare eines jeden als dasselbe; erhält dieselbe gesellschaftliche Form des Circulationsmittels; worin alle Besonderheit des Products ausgelöscht ist und der Eigenthümer jeder Waare Eigenthümer der handgreiflich subjektivirten allgemeingültigen Waare wird. Hier gilt im eigentlichen Sinn, daß das Geldnon olet. Ob der Thaler, den einer in der Hand hat, den Preiß von Mist oder Seide realisirt hat, ist ihm absolut nicht ab zumerken und aller individuelle Unterschied soweit der Thaler als Thaler functionirt, ist in der Hand seines Besitzers ausgelöscht. Diese Auslöschung ist aber eine allseitige, da alle Waaren sich in die Form der Münze ver wandeln. Die Circulation sezt jeden in einem bestimmten Moment nicht nur dem andren gleich, sondern als dasselbe und ihre Bewegung besteht darin, daß jedes abwechselnd, die sociale Function betrachtet, an die Stelle des andren tritt. In der Circulation treten sich nun zwar auch die Austauschenden qualitativ gegenüber als Käufer und Verkäufer, als Waare und Geld, aber einmal wechseln sie die Stelle, und der Process besteht ebenso im U n- gleichsetzen wie im Aufheben des U ngleichsetzens, so daß das leztere nur formell erscheint. Der Käufer wird Verkäufer, der Verkäufer wird Käufer und jeder kann nur Käufer werden als Verkäufer. Der formelle Unterschied besteht für alle Subjekte der Circulation gleichzeitig als sociale Meta morphosen, durch die [sie] zu passiren haben. Zudem ist die Waare ideell als Preiß ebenso gut Geld, wie das ihr gegenüberstehende Geld. Im Geld als circulirendem selbst so daß es bald in der einen Hand, bald in der andren erscheint, und gleichgültig gegen dieß Erscheinen ist, ist die Gleichheit sachlich gesezt und der Unterschied als ein nur formeller. Jeder erscheint als Besitzer des Circulationsmittels dem andren gegenüber, selbst als Geld, soweit der Process des Austauschs betrachtet wird. Diebesondre natürliche 40 25 35 30 58 Zweites Kapitel . 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation Verschiedenheit, die in der Waare lag, ist ausgelöscht und wird beständig durch die Circulation ausgelöscht. Wenn wir überhaupt die sociale Beziehung der Individuen innerhalb ihres ökonomischen Processes prüfen, müssen wir uns einfach an die Form- 5 bestimmungen dieses Processes selbst halten. Unterschied aber existirt keiner in der Circulation als der von Waare und Geld und sie ist ebenso das beständige Verschwinden desselben. Die Gleichheit erscheint hier als so ciales Product, wie überhaupt Tauschwerth sociales Dasein ist. Da das Geld nur Realisirung des Tauschwerths ist und entwickeltes 10 Tauschwerthsystem Geldsystem; so kann das Geldsystem in der That nur die Realisirung dieses Systems der Gleichheit und Freiheit sein. Im Gebrauchswerth der Waare ist die besondre individuelle Seite der Production (Arbeit) dem Austauscher enthalten; aber in seiner Waare als Tauschwerth gelten alle Waaren gleichmässig, als Vergegenständlichung der 15 gesellschaftlichen, unterschiedslosen Arbeit schlechthin; ihre Eigenthümer als Gleichwürdige, ebenbürtige Functionäre des gesellschaftlichen Proces ses.\ 121 Soweit das Geld in seiner dritten Function erscheint, ist schon früher gezeigt worden, daß es als allgemeines Material der Contracte, allgemeines 20 Zahlungsmittel, allen spezifischen Unterschied in den Leistungen aufhebt, sie gleichsezt. Es sezt alle gleich vor dem Geld, aber das Geld ist nur ihr eigner vergegenständlichter gesellschaftlicher Zusammenhang. Als Materie der Accumulation und Schatzbildung, könnte zunächst die Gleichheit auf gehoben scheinen, indem die Möglichkeit eintritt, daß ein Individuum sich 25 mehr bereichert, mehr Titel auf die allgemeine Production erwirbt als das andre. Allein keines kann Geld entziehn auf Unkosten des, andren. Es kann nur in der Form des Geldes nehmen, was es in der Form der Waare giebt. Das eine genießt den Inhalt des Reichthums, das andre sezt sich in Besitz seiner allgemeinen Form. Wenn das eine verarmt und das andre sich be- reichert, so ist das Sache ihrer Willkühr, ihrer Sparsamkeit, Industrie, Moral u. s. w. und geht keineswegs aus den ökonomischen Beziehungen, aus den Verkehrsverhältnissen, worin die Individuen in der Circulation einander gegenübertreten, selbst hervor. Selbst Erbschaft und dergleichen juristische Verhältnisse, die so entstehnde Ungleichheiten verlängern mögen, thun der socialen Gleichheit keinen Eintrag. Wenn das ursprüngliche Verhältniß des Individuums A nicht im Widerspruch mit denselben steht, so kann dieser Widerspruch sicher nicht dadurch hervorgebracht werden, daß das In dividuum A an die Stelle des Individuums B tritt, es verewigt. Es ist dieß vielmehr ein Geltendmachen des socialen Gesetzes über die natürliche 40 Lebensgrenze hinaus; eine Befestigung derselben gegen die zufällige Wir kung der Natur, deren Einwirkung als solche vielmehr Aufhebung der 35 30 59 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext Freiheit des Individuums wäre. Zudem, da das Individuum, in diesem Ver hältniß nur die Individuation des Geldes ist, ist es als solches ebenso un sterblich als das Geld selbst. Endlich, ist die Schatzbildende Thätigkeit eine heroische, religiöse Idiosynkrasie, ein Fanatismus der Ascese, die sich nicht natürlich vererbt wie das Blut. Da nur Equivalente ausgetauscht werden, muß der Erbe das Geld wieder in Circulation werfen, um es als Genuß zu realisiren. Thut er das nicht, so fährt er einfach fort ein nützliches Glied für die Gesellschaft zu sein und ihr nicht mehr zu nehmen, als er ihr giebt. Die Natur der Dinge aber bringt es mit sich, daß die Verschwendung dann, wie Steuart sagt, als "angenehmer leveller" die Ungleichheit wieder ausgleicht, 1 o so daß diese selbst als nur verschwindend erscheint. 5 Der in der Circulation entwickelte Tauschwerthprocess respektirt daher nicht nur die Freiheit und Gleichheit, sondern sie sind seine Producte; er ist ihre reale Basis. Als reine Ideen sind sie idealisirte Ausdrücke seiner ver schiedneo Momente; als entwickelt in juristischen, politischen, und socialen 15 Beziehungen sind sie nur Reproducirt in andren Potenzen. Dieß hat sich auch historisch bestätigt. Nicht nur ist die Dreieinigkeit von Eigenthum, Freiheit, und Gleichheit auf dieser Grundlage theoretisch zuerst von den italienischen, englischen, und französischen Oekonomen des 17t und 18t Jhhdts. for mulirt worden. Sie realisirten sich erst in der modernen bürgerlichen 20 Gesellschaft. Die antike Welt, der der Tauschwerth nicht als Basis der Production diente, die an seiner Entwicklung vielmehr unterging, producirte eine Freiheit und Gleichheit von ganz entgegengeseztem und wesentlich nur lokalem Gehalt. Andrerseits, da in der antiken Welt im Kreis der Freien wenigstens die Momente der einfachen Circulation sich entwickelten, so ist 25 es erklärlich, daß in Rom und speziell dem kaiserlichen Rom, dessen Ge schichte eben die Geschichte der Auflösung des antiken Gemeinwesens ist, die Bestimmungen der juristischen Person, des Subjekts des Austausch processes, entwickelt wurden, das Recht der bürgerlichen Gesellschaft nach seinen wesentlichen Bestimmungen ausgearbeitet, vor allem aber dem 30 Mittelalter gegenüber als das Recht der entstehnden industri~llen Gesell schaft geltend gemacht werden mußte. Es ergiebt sich daher der Irrtum jener Socialisten, namentlich der fran zösischen, die den Socialismus als Realisation der von der französischen Revolution' nicht entdeckten, sondern historisch in Umlauf geworfnen 35 bürgerlichen Ideen nachweisen wollen, und sich mit der Demonstration abmühen, daß der Tauschwerth ursprünglich (in der Zeit) oder seinem Begriff nach (in seiner adaequaten Form) ein System der Freiheit und Gleichheit aller, aber verfälscht worden sei durch Geld, Capital etc. Oder auch, daß die Geschichte bisher noch verfehlte V ersuche gemacht habe, sie 40 in der ihrer Wahrheit entsprechenden Form durchzuführen und nun, wie 60 Zweites Kapitel . 5) Erscheinung des Appropriationsgesetzes in d. einfachen Zirkulation 5 Proudhon z. B., eine Panacee entdeckt haben wollen, wodurch die echte Geschichte dieser Verhältnisse an der Stelle ihrer verfälschten geliefert werden soll. Das Tauschwerthsystem und mehr das Geldsystem sind in der That das System der Freiheit und Gleichheit. Die Widersprüche aber, die bei tieferer Entwicklung erscheinen, sind immanente Widersprüche, Verwick lungen dieses Eigenthums, Freiheit und Gleichheit selbst; die gelegentlich in ihr Gegentheil umschlagen. Es ist ein ebenso frommer wie alberner Wunsch, daß z. B. der Tauschwerth aus der Form von Waare und Geld sich nicht zu der Form des Capitals oder die Tauschwerth producirende Arbeit sich nicht zur Lohnarbeit fortentwickeln soll. Was diese Socialisten von den bürgerlichen Apologeten unterscheidet, ist auf der einen Seite das Gefühl der Widersprüche des Systems, andrerseits der Utopismus, den nothwen digen Unterschied zwischen der realen und idealen Gestalt der bürgerlichen Gesellschaft nicht zu begreifen, und daher das überflüssige Geschäft zu 15 übernehmen, den idealen Ausdruck, das verklärte und 1131 von der Wirklich keit selbst als aus sich geworfne reflectirte Lichtbild, selbst wieder ver wirklichen zu wollen. 10 Dieser Auffassung stellt sich von andrer Seite der fade Beweis gegenüber, daß die Widersprüche gegen diese auf Betrachtung der einfachen Circulation 20 beruhnde Anschauung, sobald wir zu conkretern Stadien des Productions processes fortgehn, von der Oberfläche mehr in seine Tiefe herabsteigen, in der That bloser Schein sind. Es wird in der That behauptet, und durch Abstraction von der spezifischen Form der entwickelteren Sphären des gesellschaftlichen Productionsprocesses, der entwickelteren ökonomischen 25 Verhältnisse bewiesen, daß alle ökonomischen Verhältnisse nur andre und andre Namen für immer dieselben Verhältnisse des einfachen Austauschs, Waarenaustauschs, und der ihnen entsprechenden Bestimmungen des Eigenthums, Freiheit und Gleichheit sind. Aus der Empirie also z. B. wird aufgenommen, daß neben Geld und Waare Tauschwerthverhältnisse noch in der Form des Capitals, des Zinses, der Grundrente, des Arbeitslohns u. s. w. sich vorfinden. Durch den Process einer sehr wohlfeilen Abstraction, die nach Belieben bald diese bald jene Seite des spezifischen Verhältnisses fallen läßt, wird es reducirt auf die abstrakten Bestimmungen der einfachen Circulation und so bewiesen, daß die ökonomischen Beziehungen, worin sich 35 die Individuen in jenen entwickeltern Sphären des Productionsprocesses vorfinden, nur die Beziehungen der einfachen Circulation sind, u. s. w. Es ist in dieser Art, daß Herr Bastiat seine ökonomische Theodicee, die "Harmonies economiques" zusammengeschweißt hat. Im Gegensatz zu der klassischen Oekonomie der Steuart, Smith, Ricardo, die die Kraft besitzen 40 die Productionsverhältnisse in ihrer reinen Form rücksichtslos darzustellen, wird diese ohnmächtige gespreizte Blaufärberei als Fortschritt behauptet. 30 61 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext 5 Bastiat ist indeß nicht der Erfinder dieser harmonischen Anschauung, sondern hat sie vielmehr von dem Americaner Carey entlehnt. Carey, bei dessen Anschauung nur die neue Welt, deren Mitglied er ist, als historischer Hintergrund wirkte, hat in den sehr bändereichen Werken seiner ersten Epoche die ökonomische "Harmonie", die noch überall Reduction auf die abstrakten Bestimmungen des einfachen Austauschprocesses, dadurch bewiesen, daß er diese einfachen Verhältnisse überall durch den Staat ei nerseits und die Einwirkung Englands auf den Weltmarkt anderseits ver fälschen läßt. An sich sind die Harmonien da. Innerhalb der nichtamerika nischen Länder aber sind sie durch den Staat, in America selbst durch die 10 entwickeltste Form, worin diese Verhältnisse auftreten, ihre weltmarktliehe Realität, in der Form England, verfälscht!). Carey, um sie herzustellen findet kein andres Mittel als den von ihm denuncirten diabolus, den Staat, schließ lich als Schutzengel zur Hülfe zu rufen, an die Pforte des harmonischen Paradieses zu stellen- nämlich Schutzzöllner. Da er indeß ein Forscher, nicht 15 Belletrist, wie Bastiat ist, mußte er in seinem lezten Werk weitergehn. Die Entwicklung Americas in den lezten 18 Jahren hat seiner harmonischen Anschauung soweit einen Stoß gegeben, daß er nun nicht nur mehr in der äusseren Einwirkung des Staats die Verfälschung der an sich stets noch festgehaltneu "natürlichen" "Harmonien" sieht, sondern im - Handel! 20 Bewundrungswürdiges Resultat dieß, den Tauschwerth als Grundlage der harmonischen Production zu feiern und ihn dann durch die entwickelte Form des Austauschs, den Handel, in seinen immanenten Gesetzen aufheben zu lassen!2 ) Es ist in dieser verzweifelten Form, daß er das dilatorische Urteil ausspricht, daß die Entwicklung des harmonischen Tauschwerths dishar- monisch ist./ 25 I) Z. B. Es ist harmonisch, wenn innerhalb eines Landes die patriarchalische Production der industriellen Platz macht, und der Auflöstmgsprocess, der diese Entwicklung begleitet, wird nur nach seiner positiven Seite aufgefaßt. Aber es wird disharmonisch, wenn die englische grosse Industrie den patriarchalischen oder kleinbürgerlichen Formen fremder nationaler 30 Production ein Ende mit Schrecken macht. Die Concentration des Capitals innerhalb eines Landes, und die auflösende Wirkung dieser Concentration, bieten ihm nur positive Seiten dar: Aber die Wirkungen des concentrirten englischen Capitals, was er als das Monopol England denuncirt, auf andre nationale Capitalien, ist die Disharmonie selbst. 2> Carey ist in der That der einzig originelle Oekonom Americas, und es giebt seinen Werken die grosse Bedeutung, daß ihnen stofflich überall die bürgerliche Gesellschaft in ihrer freisten und breitesten Realität zu Grunde liegt. In abstrakter Form spricht er die grossenamerikanischen Verhältnisse aus und zwar im Gegensatz zur alten Welt. Der einzige reale Hintergrund Bastiats ist die Kleinheit der französischen ökonomischen Verhältnisse, die überall ihre langen Ohren aus seinen Harmonien herausstrecken und im Gegensatz zu denen die idealisirten englischen 40 und amerikanischen Productionsverhältnisse als "Forderungen der praktischen Vernunft" formulirt werden. Carey ist daher reich an selbstständigen, so zu sagen bona fide Forschungen über spezifische ökonomische Fragen. Wo Bastiat ausnahmsweise von seinen kokett ge schliffnen Gerneinplätz~n zur Betrachtung wirklicher Categorien herabzusteigen vorgiebt, z. B. in der Grundrente, schreibt er Carey einfach ab. Während der leztre daher hauptsächlich 45 35 62 Zweites Kapitel . Übergang zum Kapital 141 6) Uebergang zum Capital. Fassen wir nun den Circulationsprocess in seine-r Totalität: Betrachten wir zunächst den formellen Character der einfachen Cir culation. 5 In der That stellt die Circulation nur den formellen Proceß dar, worin die beiden in der Waare unmittelbar zusammenfallenden und unmittelbar aus einanderfallenden Momente, deren unmittelbare Einheit sie ist-Gebrauchs werth und Tauschwerth- vermittelt werden. Die Waare wechselt ab in jeder der beiden Bestimmungen. Soweit die Waare als Preiß gesezt ist, ist sie zwar 10 auch Tauschwerth, aber ihr Dasein als Gebrauchswertherscheint als ihre Realität, ihr Dasein als Tauschwerth ist nur Beziehung derselben, ihr ideelles Dasein. Im Geld ist sie zwar auch Gebrauchswerth, aber ihr Dasein als Tauschwerth erscheint als ihre Realität, da der Gebrauchswerth als all gemeiner nur ideeller ist. 15 In der Waare hat das Material einen Preiß; im Geld besizt der Tauschwerth ein Material. Es sind die beiden Formen der Circulation zu betrachten W-G-W und G-W-G. 20 Die Waare, die sich vermittelst des Geldes gegen Waare ausgetauscht hat, tritt aus der Circulation heraus, um als Gebrauchswerth consumirt zu werden. Ihre Bestimmung als Tauschwerth und darum als Waare ist er loschen. Sie ist nun Gebrauchswerth als solcher. Wird sie aber im Geld gegen die Circulation verselbstständigt, so stellt sie nur noch die substanzlose allgemeine Form des Reichtbums dar und wird zu einem nutzlosen Ge- 25 brauchswerth, Gold, Silber, soweit sie nicht wieder als Kaufmittel oder Zahlungsmittel in die Circulation eingeht. Es ist in der That ein Widerspruch, daß der verselbstständigte Tauschwerth - die absolute Existenz des Tauschwerths - die sein soll, worin er dem Austausch entzogen ist. Die einzige Realität, ökonomische, die die Schatzbildung in der Circulation 30 besizt, ist eine subsidiaire für die Function des Geldes als Circulationsmittel (in den beiden Formen von Kauf- und Zahlungsmittel) - Reservoirs zu bilden, die die Möglichkeit der Expansion und Contraction der Currency erlauben (also die Function des Geldes als allgemeine Waare). In der Circulation findet zweierlei statt. Es werden Equivalente aus- 35 die Widersprüche gegen seine harmonische Anschauung bekämpft, in der Form bekämpft, wie sie von den klassischen englischen Oekonomen selbst entwickelt sind, plaidirt Bastiat gegen die Socialisten. Die tiefere Anschauung Careys findet in der Oekonomie selbst den Gegensatz, den er als Harmoniker zu bekämpfen hat, während der eitle, rechthaberische Raisonneur ihn blos ausserhalb sieht. I 63 Karl Marx : Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext getauscht, also gleiche Werthgrössen; zugleich aber werden die Bestim mungen der beiden Seiten gegeneinander verwechselt. Der im Geld fixirte Tauschwerth verschwindet (für den Eigner des Gelds) sobald es in der Waare als Gebrauchswerth sich realisirt; und der in der Waare existirende Ge brauchswerth verschwindet (für ihren Eigner) sobald sein Preiß im Geld realisirt wird. Durch den einfachen Akt des Austauschs kann jedes nur in seiner Bestimmung gegen das andre verloren gehn, sobald es sich in ihm realisirt. Keines kann sich in der einen Bestimmung erhalten, indem es in die andre übergeht. 5 I Die Circulation in sich selbst betrachtet ist die Vermittlung vorausgesezter 1 o Extreme. Aber sie sezt diese Extreme nicht. Als Ganzes der Vermittlung, als totaler Proceß selbst muß sie daher vermittelt sein. Ihr unmittelbares Sein ist daher reiner Schein. Sie ist das Phänomen eines hinter ihrem Rücken vorgehnden Processes. Sie ist jezt negirt in jedem ihrer Momente, als Waare, als Geld und als Beziehung beider, als einfacher Austausch beider, Cir- culation. 15 Die Wiederholung des Processes von beiden Punkten, Geld und Waare, geht nicht aus den Bedingungen der Circulation selbst hervor. Der Akt kann sich nicht an sich selbst von neuem entzünden. Die Circulation trägt daher nicht in sich selbst das Princip der Selbsterneurung. Sie geht von voraus- gesezten Momenten aus, nicht von ihr selbst gesezten. Waaren müssen stets von neuem und zwar von aussen her in sie geworfen werden, wie Brenn material ins Feuer. Sonst erlöscht sie in Indifferenz. Sie erlösche in dem Geld als indifferentes Resultat, das, insofern es nicht mehr in Bezug auf Waaren, Preisse, Circulation stünde, aufgehört hätte Geld, ein Productionsverhältniß 25 auszudrücken; von dem nur noch sein metallisches Dasein übriggeblieben, aber sein ökonomisches vernichtet wäre. 20 Dem Geld als "allgemeiner Form des Reichthums", verselbstständigtem Tauschwerth steht die ganze Welt des wirklichen Reichtbums gegenüber. Es ist die reine Abstraction desselben, daher so festgehalten imaginaire Grösse. 30 Wo der allgemeine Reichthum ganz materiell, handgreiflich als solcher zu existiren scheint, hat er seine Existenz blos in meinem Kopf, ist er reines Hirngespinst. Als materieller Repräsentant des allgemeinen Reichtbums wird das Geld nur verwirklicht, indem es wieder in Circulation geworfen, gegen die besondren Weisen des Reichtbums verschwindet. In der Circulation ist 35 es immer nur wirklich, so weit es hingegeben wird. Will ich es festhalten, so verdunstet es unter der Hand in ein bloses Gespenst des Reichthums. Das Verschwindenmachen ist die einzig mögliche Weise es als Reichthum zu versichern. Die Auflösung des Aufgespeicherten in vergänglich~n Genüssen ist seine Verwirklichung. Es kann nun wieder von andren Einzelnen auf- gespeichert werden, aber dann fängt der Process wieder von neuem an. Die 40 64 Seite 3 aus Heft B" Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital Selbstständigkeit des Geldes gegen die Circulation ist bloser Schein. Das Geld hebt sich daher auf in seiner Bestimmung als vollendeter Tausch werth. In der einfachen Circulation erscheint der Tauschwerth, in seiner Form 5 als Geld, als einfaches Ding, für das die Circulation nur eine äusserliche Bewegung ist, oder das als Subjekt in einer besondren Materie individualisirt ist. Ferner erscheint \15\ die Circulation selbst als eine nur formale Be wegung: Realisirung der Preisse der Waaren, Austausch (schließlich) ver schiedner Gebrauchswerthe gegeneinander. Beides ist als Ausgangspunkt 10 der Circulation vorausgesezt: Der Tauschwerth der Waare, die Waaren von verschiednem Gebrauchswerth. Ebenso fällt ausserhalb der Circulation die Entziehung der Waare durch den Consum, also ihre Vernichtung als Tauschwerth, und das Entziehn des Geldes, seine Verselbstständigung, was wieder eine andre Form seiner Vernichtung ist. Der Circulation ist der 15 bestimmte Preiß (der in Geld gerneBne Tauschwerth, also leztrer selbst, die Werthgrösse) vorausgesezt; sie giebt ihm nur im Geld Formelles Dasein. Aber er wird nicht in ihr. 25 (Die einfache Circulation, dieblos der Austausch von Waare und Geld, wie der Waarenaustausch selbst in vermittelter Form, auch fortgehnd bis 20 zur Schatzbildung, kann historisch bestehn, eben weil sie nur vermittelnde Bewegung zwischen vorausgesezten Ausgangspunkten, ohne daß der Tauschwerth die Production eines Volks sei es auf der ganzen Oberfläche, sei es in der Tiefe ergriffen hat. Zugleich aber zeigt sich historisch, wie die Circulation selbst zur bürgerlichen, d. h. Tauschwerthsetzenden Production führt und sich eine andre Basis schafft, als die war, von der sie unmittelbar ausging. Das Austauschen des Ueberflusses ist Austausch- und Tausch werthsetzender Verkehr. Er erstreckt sich aber blos auf den Akt des Austauschs selbst und spielt neben der Production selbst. Wiederholt sich aber das Erscheinen der zum Austausch sollicitirender Vermittler (Lom- 30 barden, Normannen etc.) und entwickelt sich ein fortgesezter Handel, worin die producirenden Völker nur noch so zu sagen passiven Handel treiben, indem der Anstoß zur Austauschsetzenden Thätigkeit von Aussen kommt, nicht aus der innren Gestalt der Production, so muß das Surplus der Pro duction nicht nur ein zufälliges, gelegentlich vorhandnes sein, sondern ein 35 beständig wiederbaltes und so erhält das Product selbst eine auf die Cir culation, das Setzen von Tauschwertben gerichtete Tendenz. Zunächst ist die Wirkung mehr stofflich. Der Kreis der Bedürfnisse wird erweitert; der Zweck ist die Befriedigung der neuen Bedürfnisse, und daher größre Re gelmäßigkeit und Vermehrung der Production. Die Organisation der inlän- 40 diseben Production selbst ist bereits modificirt durch die Circulation und den Tauschwerth, aber noch nicht, weder auf ihrer ganzen Oberfläche, noch in 67 Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext ihrer ganzen Tiefe von ihr ergriffen. Es ist dieß dies. g. civilisirende Wirkung des auswärtigen Handels. Es hängt dann ab, theils von der Intensivität dieser Wirkung von Aussen, theils von dem Grade der innren Entwicklung, wie weit die Tauschwerth setzende Bewegung das Ganze der Production ergreift. 5 10 In England z. B. im 16t Jhhdt. gab die Entwicklung der niederländischen Industrie der englischen W ollproduction grosse Handelsbedeutung, wie anderseits das Bedürfniß besonders nach niederländischen und italieni schen Waaren wuchs. Um nun mehr Wolle für den Export als Tauschmittel zu haben, wurde Ackerland in Schafweide verwandelt, das kleine Pachtsy stem aufgebrochen und fand jene ganze gewaltsame ökonomische Um- wälzung statt, die Thomas Morus bejammert (denuncirt). Die Agricultur verlor also den Character der Arbeit für den Gebrauchswerth - als un mittelbare Subsistenzquelle-und der Austausch ihres Ueberschusses den für die innre Construction der Ackerbauverhältnisse bisher gleichgültigen, äusserlichen Charakter. Die Agricultur selbst fing an an bestimmten Punkten 15 rein durch die Circulation bestimmt, in rein Tauschwerthsetzende Pro duction verwandelt zu werden. Damit wurde die Productionsweise nicht nur verändert, sondern alle alten, hergebrachten Populations- und Produktions verhältnisse, ökonomische Verhältnisse, die ihr entsprachen, aufgelöst. So war der Circulation hier vorausgesezt eine Production, die den Tauschwerth 20 nur in der Form des Ueberflusses, Ueberschusses über den Gebrauchswerth kannte; aber sie ging zurück in eine Production, die nur noch mit Beziehung auf die Circulation stattfand, in die Tauschwerthals ihr unmittelbares Objekt setzende Production. Es ist dieß ein Beispiel des historischen Rückgangs der einfachen Circulation in das Capital, den Tauschwerth als die Production 25 beherrschende Form. Die Bewegung greift so nur das Surplus der auf den unmittelbaren Ge brauchswerth berechneten Production an, und geht nur innerhalb dieser Grenzen vor sich. Je weniger die ganze innre ökonomische Struktur der Gesellschaft noch vom Tauschwerth ergriffen ist, um so mehr erscheinen 30 sie da als äusserliche Extreme der Circulation, - festgegebne und passiv sich zu ihr verhaltende. Die ganze Bewegung als solche erscheint verselbst ständigt gegen sie als Zwischenhandel, dessen Träger, wie die Semiten in den Intermundien der antiken Welt, Juden, Lombarden, Normannen in denen der mittelalteigen Gesellschaft, ihnen die verschiedneo Momente der Circulation 35 abwechselnd gegenüber repräsentiren, Geld und Waare. Diese sind die Vermittler des gesellschaftlichen Stoffwechsels. Wir haben es hier jedoch nicht mit historischem U ebergang der Circulation in das Capital zu thun. Die einfache Circulation ist vielmehr eine abstrakte Sphäre des bürgerlichen Gesammtproductionsprocesses, die durch ihre 40 eigenen Bestimmungen sich als Moment, 1161 blose Erscheinungsform eines 68 Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital hinter ihr liegenden, ebenso aus ihr resultirenden, wie sie producirenden tieferen Processes - das industrielle Capital - ausweist.) 15 10 Die einfache Circulation ist einerseits der Austausch vorhandner Waaren und blos die Vermittlung dieser jenseits ihrer liegenden, ihr vorausgesezten 5 Extreme. Die ganze Thätigkeit ist auf die Thätigkeit des Austauschs be schränkt und auf das Setzen der formellen Bestimmungen, die die Waare als Einheit von Tauschwerth und Gebrauchswerth durchläuft. Als solche Ein heit war die Waare vorausgesezt oder irgend ein bestimmtes Product war nur Waare als die unmittelbare Einheit dieser beiden Bestimmungen. Wirk- lieh als solche Einheit, als Waare, ist sie nicht als ein ruhndes (fixes) Sein, sondern nur in der gesellschaftlichen Bewegung der Circulation, worin sich 1) die beiden Bestimmungen der Waare, Gebrauchswerthund Tauschwerth zu sein an verschiedne Seiten vertheilen. Für den Verkäufer wird sie Tauschwerth, für den Käufer wird sie Gebrauchswerth. Für den Verkäufer ist sie Tauschmittel, d. h. das Gegentheil von unmittelbarem Gebrauchs werth, dadurch daß sie Gebrauchswerth für den andren ist, also als negirter unmittelbarer, individueller Gebrauchswerth; anderseits aber als~eiß ist ihr Umfang als Tauschmittel gemessen, ihre Kaufkraft. Für den Käufer wird sie Gebrauchswerth, dadurch daß ihr Preiß realisirt wird, also ihr ideales 20 Dasein als Geld realisirt wird. Nur dadurch, daß er sie für den andren in der Bestimmung des reinen Tauschwerths realisirt, wird sie für ihn selbst in der Bestimmung des Gebrauchswerths. Der Gebrauchswerth selbst erscheint doppelt; in der Hand des Verkäufers als blose, besondre Materiatur des Tauschwerths, Existenz des Tauschwerths; für den Käufer aber als Ge- 25 brauchswerth als solcher, d. h. als Gegenstand der Befriedigung besondrer Bedürfnisse; für beide als Preiß. Der eine aber will sie als Preiß, Geld, realisiren; der andre realisirt das Geld in ihr. Es ist spezifisch im Dasein der Waare als Tauschmittel, daß der Gebrauchswerth erscheint 1) als auf gehobner unmittelbarer Gebrauchswerth, d. h. als Gebrauchswerth für die 30 andren, für die Gesellschaft; 2) als Materiatur des Tauschwerths für ihren Besitzer. Die Verdopplung und Abwechslung der Waare in den beiden Bestimmungen: Waare und Geld ist Hauptinhalt der Circulation. Aber die Waare steht nicht einfach dem Geld gegenüber; sondern ihr Tauschwerth erscheint an ihr ideell als Geld; als Preiß ist sie ideelles Geld, und das Geld ihr gegenüber nur die Realität ihres eignen Preisses. An der Waare ist auch der Tauschwerth als ideelle Bestimmung, als ideelle Gleichsetzung mit Geld; dann erhält sie im Geld als Münze, abstrakte, einseitige, aber ver schwindende Existenz als bloser Werth; dann erlischt der Werthin dem Gebrauchswerth der gekauften Waare. Von dem Moment, wo die Waare als 40 einfacher Gebrauchswerth wird, hört sie auf Waare zu sein. Ihr Dasein als Tauschwerth ist erloschen. Solange sie sich aber in der Circulation befindet, 35 69 Karl Marx. Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext ist sie immer doppelt gesezt, nicht nur daß sie als Waare gegenüber dem Geld existirt, sondern sie existirt immer als W aare mit einem Preisse, in der Maaßeinheit der Tauschwerthe gemeßnem Tauschwerth. 5 Die Bewegung der Waare durch die verschiedneu Momente, wo sie Preiß ist, Münze wird, endlich sich umsezt in Gebrauchswerth. Sieist vorausgesezt als Gebrauchswerth und Tauschwerth, denn nur so ist sie W aare. Aber sie verwirklicht diese Bestimmungen formell in der Circulation und zwar indem sie erstens, wie gesagt, die verschiedneu Bestimmungen durchläuft; zweitens aber, indem im Process des Austauschs ihr Sein als Gebrauchswerth und als Tauschwerth immer an zwei Seiten, an beide Extreme des Austauschs 10 vertheilt ist. Ihre doppelte Natur legt sich in der Circulation auseinander, und sie wird in jeder der in ihr vorausgesezten Bedingungen erst durch diesen formalen Process. Die Einheit der beiden Bestimmungen erscheint als un ruhige, durch gewisse Momente verlaufende, und zugleich stets doppelsei tige Bewegung. Immer nur in diesem gesellschaftlichen Verhältniß, so daß die verschiednen Bestimmungen der Waare, in der That nur abwechselnde Beziehungen sind, worin sich die Subjekte des Austauschs verhalten während des Austauschprocesses. Dieß Verhalten erscheint aber als ein objektives Verhältniß, worin sie durch den Inhalt des Austauschs, seine gesellschaftliche Bestimmtheit, unabhängig von ihrem Willen gesezt werden. In Preiß, Münze, wie Geld erscheinen diese gesellschaftlichen Beziehungen als ihnen äusserliche, sie unter sich subsumirende. Die Negation in einer Bestimmung der Waare ist immer ihre Realisation in der andren. Als Preiß ist sie schon negirt, ideell als Gebrauchswerth, und als Tauschwerth gesezt; als realisirter Preiß, d. h. Geld ist sie negirter Gebrauchswerth; als realisirtes 25 Geld, d. h. aufgehobnes Kaufmittel ist sie negirter Tauschwerth, realisirter Gebrauchswerth. Sie ist zunächst nur öuvaj.l.eL nach Gebrauchswerth und Tauschwerth; wird als beides erst gesezt in der Circulation und zwar ist diese der Wechsel dieser Bestimmungen. Während so die Abw~chslung und Gegenübersetzung ist die Circulation stets auch die Gleichsetzung dieser 30 Bestimmungen. 20 15 So weit wir aber die Form W-G-W betrachten, erscheint der Tauschwerth, sei es in seiner Form als Preiß, sei es in seiner Form als Münze, sei es in der Form der Bewegung des Gleichsetzens, der Bewegung des Austauschs selbst, nur als verschwindende Vermittlung. Waare wird schließ- lieh gegen Waare ausgetauscht oder vielmehr, da die Bestimmung der Waare erloschen ist, Gebrauchswerthe von verschiedner Qualität sind gegeneinan- der ausgetauscht und die Circulation selbst diente nur dazu, einerseits die Gebrauchswerthe dem Bedürfniß entsprechend Hände wechseln zu lassen, andrerseits sie in dem Maaß Hände wechseln zu lassen, worin Arbeitszeit 40 I in ihnen enthalten ist; 1171 sie in dem Maasse sich ersetzen zu lassen, worin 35 70 Zweites Kapitel· Übergang zum Kapital sie gleich schwere Momente der allgemeinen gesellschaftlichen Arbeitszeit I sind. Aber nun haben die in Circulation geworfnen Waaren ihren Zweck erreicht. Jede in der Hand ihres neuen Besitzers hört auf Waare zu sein; jede wird Objekt des Bedürfnisses und als solches, ihrer Natur gemäß, aufgezehrt. 5 Damit ist also die Circulation am Ende. Es bleibt nichts übrig als das Cir culationsmittel als einfaches Residuum. Als solches Residuum aber verliert es seine Formbestimmung. Es sinkt zusammen in seine Materie, die als unorganische Asche des ganzen Processes übrig bleibt. Sobald die Waare Gebrauchswerth als solcher geworden, ist sie aus der Circulation heraus- 10 geworfen, hat sie aufgehört Waare zu sein. Es ist daher nicht nach dieser Seite des Inhalts hin, daß wir die weiter führenden Formbestimmungen suchen müssen. Der Gebrauchswerth wird in der Circulation nur als das, als was er unabhängig von ihr vorausgesezt war, Gegenstand eines bestimmten Bedürfnisses. Als solcher war und bleibt er stoffliches Motiv der Circulation; 15 bleibt von ihr als der gesellschaftlichen Form aber ganz unberührt. In der Bewegung W-G-W erscheint das Stoffliche als der eigentliche Inhalt der Bewegung; die gesellschaftliche Bewegung nur als verschwindende Ver mittlung, um die individuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. In dieser Bewegung erscheint die Aufhebung 20 der Formbestimmung, d. h. der aus dem gesellschaftlichen Proceß hervor gehnden Bestimmungen, nicht nur als Resultat, sondern als Zweck; ganz wie das Prozeßführen für den Bauern, wenn auch nicht für den Advokat. Um also der weitren aus der Bewegung der Circulation selbst hervorwachsenden Formbestimmung nachzugehn, müssen wir uns an die Seite halten, wo die 25 Formseite, der Tauschwerth als solcher sich weiter entwickelt; vertieftere Bestimmungen durch den Proceß der Circulation selbst erhält. Also nach der Seite der Entwicklung des Geldes, der Form G-W-G. Der Tauschwerth als vergegenständlichtes Quantum der gesellschaft lichen Arbeitszeit geht in der Objektivirung, die er in der Circulation erhält, 30 bis zu seinem Dasein als Geld fort als Schatz und allgemeines Zahlungsmittel. Wird das Geld nun in dieser Form fixirt, so erlischt seine Formbestimmun.g ebenfalls; es hört auf Geld zu sein, wird bloses Metall, bloser Gebrauchs werth, der aber, da er nicht als solcher, in seiner metallneu Qualität dienen soll, nutzlos ist, also nicht wie die Waare in der Consumtion sich als Ge- 35 brauchswerth realisirt. Wir haben gesehn, wie die Waare die in ihr enthaltneu Momente realisirt, indem sie stets eines derselben verneint. Die Bewegung der Waare als solche betrachtet, existirt der Tauschwerth ideell an ihr als Preiß; sie wird abstraktes Tauschmittel in der Münze; aber in ihrer schließliehen Realisation in der 40 andren Waare erlischt ihr Tauschwerth und fällt sie aus dem Proceß heraus als einfacher Gebrauchswerth, unmittelbarer Gegenstand der Consumtion 71 Karl Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext (W-G-W). Es ist dieß die Bewegung der Waare, worin ihr Dasein als Gebrauchswerth das übergreifende Moment ist und die Bewegung in der That nur die ist, daß sie grade die dem Bedürfniß entsprechende Gestalt des Gebrauchswerths annimmt, statt der, worin sie sich als Waare befindet. Betrachten wir dagegen die Fortentwicklung des Tauschwerths im Geld, so kommt er in der ersten Bewegung nur zu seinem Dasein als ideelles Geld, oder Münze, als Einheit und Anzahl. Fassen wir aber beide Bewegungen zusammen, so zeigt sich daß das Geld, das im Preiß nur als ideale Maaßeinheit existirt, vorgestelltes Material der allgemeinen Arbeit, in der Münze nur als Werthzeichen, abstraktes und verschwindendes Dasein des Werths, ma- terialisirte Vorstellung, d. h. Symbol, endlich in seiner Form als Geld erstens beide Bestimmungen negirt, aber auch beide als Momente enthält, und zugleich in einer gegen die Circulation selbstständigen Materiatur, in steter Beziehung zu ihr, wenn auch als negativer, sich festsezt. Was, die Form der Circulation selbst betrachtet, in ihr wird, entsteht, producirt wird, ist das Geld selbst, weiter nichts. Die Waaren werden aus getauscht in der Circulation, aber sie entstehn nicht in ihr. Das Geld als Preiß und Münze ist zwar schon eigens Product der Circulation, aber nur formell. Dem Preis ist der Tauschwerth der Waare vorausgesezt, wie die Münze selbst nichts ist als die verselbstständigte Form der Waare als Tauschmittel, die ebenfalls vorausgesezt war. Die Circulation schafft nicht den Tauschwerth, sowenig wie seine Grösse. Damit eine Waare in Geld gemessen werde, müssen Geld und W aare beide als Tauschwerthe, d. h. als V ergegenständ lichung der Arbeitszeit sich zueinander verhalten. Der Tauschwerth der Waare erhält im Preiß nur efnen von ihrem Gebrauchswerth getrennten Ausdruck; ebenso entsteht das Werthzeichen nur aus dem Equivalent, der Waare als Tauschmittel. Als Tauschmittel soll die Waare Gebrauchswerth sein, aber solcher nur durch die Entäussrung werden, da sie Gebrauchswerth nicht für den ist, in dessen Hand sie Waare ist, sondern für den, der sie eintauscht als Gebrauchswerth. Ihr Gebrauchswerth für den Besitzer der Waare besteht blos in ihrer Austauschbarkeit, Veräusserbarkeit zum Um fang des in ihr repräsentirten Tauschwerths. Als allgemeines Tauschmittel wird sie daher in der Circulation blos Gebrauchswerth als Bestehn des Tauschwerths und erlischt ihr Gebrauchswerth als solcher. Es erscheint dieß als ein einfacher formeller Wechsel, daß der Tauschwerthals Preiß oder·das Tauschmittel als Geld gesezt wird. Jede Waare als realisirter Tauschwerth ist das Rechengeld der übrigen Waaren, ihr Preißgebendes Element, wie jede Waare als Tauschmittel (aber hier scheitert sie an dem Umfang, worin sie Tauschmittel ist, denn sie wäre blos Tauschmittel gegen den, der die Waare besizt, deren der Austauschende bedarf, und müßte in einer Reihe von Austauschen schließliebes Tauschmittel werden; abgesehn von der clumsi- 5 10 15 20 25 30 35 40 72 Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital ness dieses Processes es käme wieder in IISI Conflict mit ihrer Natur als Gebrauchswerth, daß sie in Portionen theilbar sein müßte, um der Reihe nach die verschiednen Austausche in den erheischten Proportionen zu erfüllen) Circulationsmittel, Münze ist. In Preiß und Münze sind beide Bestimmungen 5 nur auf eine Waare übertragen. Es erscheint dieß als blose Vereinfachung. In den Verhältnissen, worin eine Waare der Werthmesser aller übrigen Waaren, ist sie Tauschmittel, Equivalent, veräusserbar gegen sie; kann sie reell als Equivalent dienen, als Tauschmittel. Der Circulationsproceß giebt diesen Bestimmungen nur abstraktere Form im Geld als Münze und Tausch- 10 mittel. Die Form W-G-W, diese Strömung der Circulation, worin das Geld nur als Maaß und Münze figurirt, erscheint daher auch nur als vermittelte Form des Tauschhandels, in dessen Grundlage und Inhalt nichts verändert ist. Das reflectirende Bewußtsein der Völker faßt das Geld in seiner Be stimmung als Maaß und Münze daher als willkührliche, der Bequemlichkeit 15 halber conventionell eingeführte Erfindungen; weil die Umwandlung, die die in der Waare als Einheit von Gebrauchswerthund Tauschwerth enthaltnen Bestimmungen erfahren, nur formell sind. Der Preiß ist nur bestimmter Ausdruck des Tauschwerths, der allgemeinverständliche Ausdruck, den er in der Sprache der Circulation selbst, wie nun die Münze, die auch in ihrer 20 Existenz als bloses Symbol existiren kann, blos sinnbildlicher Ausdruck des Tauschwerths ist; als Tauschmittel aber eben nur Mittel für den Austausch der Waaren bleibt, und daher kein neuer Inhalt hereinkömmt. Preiß und Münze gehn zwar auch aus dem Verkehr hervor; sie sind in der That die vom Verkehr geschaffnen Ausdrücke, die Verkehrsausdrücke der Waare als 25 Tauschwerth und TauschmitteL Anders aber verhält es sich mit dem Geld. Es ist Product der Circulation, das, gleichsam gegen die Verabredung aus ihr herausgewachsen ist. Es ist keine blos vermittelnde Form des Waarenaustauschs. Es ist eine aus dem Circulationsprocess hervorwachsende Form des Tauschwerths, ein 30 gesellschaftliches Product, das sich durch die Beziehungen, worein die Individuen in der Circulation treten, von selbst erzeugt. Sobald Gold und Silber (oder jede andre Waare) als Werthmaaß und Circulationsmittel (sei es als leztres in ihrer leiblichen Form oder durch Symbol ersezt) sich ent wickelt haben, werden sie Geld, ohne Zuthun und Wollen der Gesellschaft. Ihre Macht erscheint als ein Fatum, und das Bewußtsein der Menschen, besonders in gesellschaftlichen Zuständen, die an einer tiefern Entwicklung der Tauschwerthverhältnisse untergehn, sträubt sich gegen die Macht, die ein Stoff, ein Ding ihnen gegenüber erhält, gegen die Herrschaft des ver fluchten Metalls, die als reine Verrücktheit erscheint. Es ist im Geld zuerst, 40 und zwar in der abstraktesten, daher sinnlosesten, unbegreiflichsten Form -eine Form, in der alle Vermittlung aufgehoben ist- worin die Verwandlung 35 73 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Urtext der wechselseitigen gesellschaftlichen Beziehungen in ein festes, überwäl tigendes, die Individuen subsumirendes gesellschaftliches V erhältniß er scheint. Und zwar ist die Erscheinung um so härter, als sie hervorwächst aus der Voraussetzung der freien, willkührlichen, nur durch die wechsel seitigen Bedürfnisse in der Production sich aufeinander beziehenden, atomistischen Privatpersonen. Das Geld selbst enthält die Negation seiner als bloses Maaß und Münze in sich. (In der That die Waare für sich be trachtet, soll für ihren Besitzerblos Dasein des Tauschwerths sein; für ihn hat ihre Materiatur blos den Sinn Gegenständlichkeit der allgemeinen Ar beitszeit zu sein, die mit jeder andren Gegenständlichkeit derselben aus- tauschbar ist; also unmittelbar allgemeines Equivalent, Geld. Diese Seite aber verborgen, erscheint selbst nur als eine Seite.) Die alten Philosophen, ebenso Boisguillebert, betrachten dieß als Verkehrung, Mißbrauch des Geldes, das aus dem Knecht zum Herrn wird, den natürlichen Reichthum depreciirt, das Ebenmaaß der Equivalente aufhebt. Plato in seiner Republik will gewaltsam das Geld als bloses Circulationsmittel und Maaß festhalten, aber nicht zum Gelde als solchen werden lassen. Aristoteles betrachtet daher die Form der Circulation W -G-W, worin das Geld nur als Maaß und Münze functionirt, eine Bewegung, die er die ökonomische nennt, als die natürliche und vernünftige, während er die Form G-W-G, die chrematistische, als unnatürlich, zweckwidrig brandmarkt. Was hier bekämpft wird, ist nur der Tauschwerth der Inhalt und Selbstzweck der Circulation wird, die Verselbst ständigung des Tauschwerths als solchen; daß der Werthals solcher Zweck des Austauschs wird und selbstständige Form erhält, zunächst noch in der einfachen, handgreiflichen Form des Geldes. V erkaufen um zu kau- fen ist der Gebrauchswerth Zweck; Kaufen um zu Verkaufen, der Werth selbst. Nun haben wir zwar gesehen, daß das Geld in der That nur in seiner Function suspendirtes Circulationsmittel ist, sei es, daß es später in die Circulation eingehn soll als Kaufmittel oder Zahlungsmittel. Dagegen sein selbstständiges V erhalten gegenüber der Circulation, sein Entziehn aus derselben raubt ihm beide Werthe, seinen Gebrauchswerth, denn es soll nicht als Metall dienen; seinen Tauschwerth, denn es besizt diesen Tauschwerth eben nur als Moment der Circulation, als das von den Waaren sich wechsel seitig gegenübergestellte abstrakte Symbol ihres eignen Werths; als ein Moment der Formbewegung der Waare selbst. So lange es der Circulation entzogen bleibt, ist es ebenso werthlos, als läge es im tiefsten Bergschacht vergraben. Geht es aber wieder in 1191 Circulation ein, so ist es am Ende mit seiner Unvergänglichkeit, so vergeht der in ihm enthaltne Werth in den Gebrauchswertben der Waaren gegen die es sich austauscht, wird es wieder bloses Circulationsmittel. Dieß ist ein Moment. Es kömmt aus der Circulation 5 10 15 20 25 30 35 40 74 Zweites Kapitel · Übergang zum Kapital her, als ihr Resultat, d. h. als adaequates Dasein des Tauschwerths, für sich seiendes und in sich verharrendes allgemeines Equivalent. Andrerseits: Als Zweck des Austauschs, d. h. als Bewegung, die den Tauschwerth, das Geld selbst zum Inhalt hat, ist der einzige Inhalt V er- 5 mehrung des Tauschwerths, Aufhäufen von Geld. In der That aber ist diese Vermehrung nur rein formell. Werth wird nicht aus dem Werth, sondern der. Werth wird in der Form der Waare in die Circulation geworfen, um ihr in dem unbrauchbaren Werth als Schatz entzogen zu werden. 10 "IIA.m.rte~v cparr( > Le detail de la France 1697. Ausgabe von Eugime Daire, der Economistes finan ciers du XVIII. siecle. Paris 1843 vol. I, p. 241. 40 30 132 Erstes Kp.pitel · Die Ware 5 den Gebrauchswerth, den Genuß2 Eroberung des Weltmarkts stachelt, springt hier jedoch zugleich der tiefere principielle Gegensatz hervor, der sich als beständiger Kontrast zwischen ächt englischer und ächt französischer 1 ) Oekonomie wiederholt. Bois guillebert sieht in der That nur auf den stofflichen Inhalt des Reichthums, ), und betrachtet die bürgerliche Form der Ar\\33\beit, die Produktion der Gebrauchswerthe als Waaren und den Aus tauschproceß der Waaren als die naturgemäße gesellschaftliche Form, worin die individuelle Arbeit jenen Zweck erreiche. Wo ihm daher der specifische Charakter des bürgerlichen Reichtbums gegenübertritt, wie im Geld, glaubt 10 er an Zwischendrängen usurpirender fremder Elemente und ereifert sich gegen die bürgerliche Arbeit in der einen Form, während er sie zugleich in der andern Form utopistisch verklärt3 ). Boisguillebert liefert uns den Beweis, daß die Arbeitszeit als Maaß der Werthgröße der Waaren behandeit werden kann, obgleich die im Tauschwerth der Waaren vergegenständlichte und 15 durch die Zeit gemessene Arbeit mit der unmittelbaren natürlichen Thätigkeit der Individuen verwechselt wird. Die erste bewußte, beinahe trivial klare Analyse des Tauschwerths auf Arbeitszeit findet sich bei einem Manne der neuen Welt, wo die bürgerlichen Produktionsverhältnisse, gleichzeitig mit ihren Trägern importirt, rasch 20 aufschossen in einem Boden, der seinen Mangel an historischer Tradition durch einen Ueberfluß von Humus aufwog. Der Mann ist Benjamin Franklin, der in seiner ersten Jugendarbeit, geschrieben 1729, zum Druck befördert 1731, das Grundgesetz der modernen politischen Oekonomie formulirte4 ). Er erklärt es für nöthig ein andres Maaß der Werthe als die edeln Metalle zu suchen. Dies sei die Arbeit. "Durch Arbeit kann der Werth von Silber ebenso gut gemessen werden wie der aller andern Dinge. Unterstelle z. B. ein Mann sei beschäftigt Korn zu produciren, während ein andrer Silber gräbt und raffinirt. Am Ende des Jahres oder nach irgend einer andern bestimmten Zeitperiode, sind das volle Produkt von Korn und das von Silber natür- liehe \\34\ Preise von einander, und wenn das eine 20 Bushel, das andere 30 25 1) Nicht romanischer Oekonomie, denn die Italiener in den beiden Schulen, der Neapolitani schen und der Mailändischen, wiederholen den Gegensatz von englischer und französischer Oekonomie, während die Spanier der früheren Epoche entweder blos Merkantilisten sind, und modificirte Merkantilisten wie Ustariz, oder wie Jovellanos (Sieh seine Obras. Barcelona 35 1839-40) mit Adam Smith die "richtige Mitte" halten. 40 2) «La veritable riebesse ... jouissance entiere, non seulement des besoins de la vie, mais meme de tous les superflus et de tout, ce qui peut faire plaisir a Ia sensualite. » Boisguillebert: Dis ser~ation sur Ia nature de Ia richesse, etc. 1. c. p. 403. Während aber Petty ein frivoler, plün derungslustiger und charakterloser Abenteurer war, trat Boisguillebert, obgleich. einer der Intendanten Ludwig XIV., mit ebenso viel Geist als Kühnheit für die unterdrückten Klassen auf. 3) Der französische Socialismus in der Form Proudhon leidet an demselben nationalen ErbübeL ) Franklin B. The works of etc. ed. by J. Sparks vol. II. Boston 1836. "A modest inquiry into the nature and necessity of a paper currency." 4 133 Karl Marx · Zur Kritik der pqlitischen Ökonomie. Erstes Heft 5 10 20 Unzen ist, dann ist eine Unze Silber werth die zur Produktion eines Bushels Korn verwandte Arbeit. Wenn aber durch die Entdeckung von näheren, leichter zugänglichen und ergiebigern Minen, ein Mann nun 40 Unzen Silber produciren kann, so leicht wie früher 20, und dieselbe Arbeit wie früher erforderlich bleibt zur Produktion von 20 Bushel Korn, dann werden 2 Unzen Silber nicht mehr werth sein als dieselbe Arbeit verwandt zur Produktion von einem Bushel Korn, und der Bushel, welcher früher 1 Unze galt, wird nun 2 gelten, caeteris paribus. So ist der Reichthum eines Landes zu schätzen durch die Arbeitsquantität, die seine Einwohner fähig sind zu kaufen" 1 ). Die Arbeitszeit stellt sich sofort bei Franklin ökonomi- stisch einseitig als Maaß der Werthe dar. Die Verwandlung der wirklichen Produkte in Tauschwerthe versteht sich von selbst und es handelt sich daher nur um Auffindung eines Maaßes für ihre Werthgröße. "Da, sagt er, der Handel überhaupt nichts ist als ein Austausch von Arbeit gegen Arbeit, wird der Werth aller Dinge am richtigsten geschätzt durch Arbeit" 2 hier wirkliche Arbeit an die Stelle des Worts Arbeit, so entdeckt man sofort die Vermischung von Arbeit in der einen Form, mit Arbeit in der andern Form. Da Handel z. B. im Austausch von Schusterarbeit, Minenarbeit, Spinnarbeit, Malerarbeit u. s. w. besteht, wird der Werth von Stiefeln am richtigsten geschätzt in Malerarbeit? Franklin meint umgekehrt, daß der Werth von Stiefeln, Minenprodukten, Gespinnst, Gemälden u. s. w. bestimmt wird durch abstrakte Arbeit, die keine besondere Qualität besitzt und daher durch bloße Quantität meßbar ist3 ). Da er aber die im Tauschwerth enthaltene Arbeit nicht als die abstrakt allgemeine, aus der allseitigen Entäußerung der individuellen Arbeiten entspringende gesellschaftliche Arbeit entwickelt, verkennt er nothwendig Geld als die unmittelbare 1!35! Existenzform dieser entäußerten Arbeit. Geld und Tauschwerth setzende Arbeit stehen ihm daher in keinem innern Zusammenhange, sondern Geld ist vielmehr zur tech nischen Bequemlichkeit in den Austausch äußerlich hereingebrachtes In strument4). Franklin's Analyse des Tauschwerths blieb ohne unmittelbaren 30 Einfluß auf den allgemeinen Gang der Wissenschaft, weil er nur vereinzelte Fragen der politischen Oekonomie bei bestimmten praktischen Anlässen behandelte. ). Setzt man 15 20 25 Der Gegensatz zwischen wirklicher nützlicher Arbeit und Tauschwerth setzender Arbeit bewegte Europa während des 18ten Jahrhunderts in der 35 1 ) I. c. p. 265. "Thus the riches of a country are to be valued by the quantity of labour its inhabitants are able to purchase." l. c. 2 ) Trade in general being nothing eise but the exchange of labour for labour, the value of all things is, as I have said before, most justly measured by labour. p. 267. ) I.c.: "Remarks and Facts relative to the American Paper Money." 1764. 3 ) Sieh "Papers on American Politics"; "Remarks and Facts relative to the American Paper Money. 1764." (1. c.) 4 40 134 Erstes Kapitel · Die Ware 10 15 die richtige Analyse der Waare anstreifen 1 Form des Problems: welche besondere Art wirklicher Arbeit die Quelle des bürgerlichen Reichtbums sei? So war vorausgesetzt, daß nicht jede Arbeit, die sich in Gebrauchswertben verwirklicht oder Produkte liefert, deshalb schon unmittelbar Reichthum schafft. Den Physiokraten jedoch, wie ihren 5 Gegnern, ist die brennende Streitfrage nicht sowohl, welche Arbeit den Werth, sondern welche den Mehrwerth schaffe. Sie behandeln also das Problem in komplicirter Form, bevor sie es in seiner elementarischenForm gelöst hatten, wie der geschichtliche Gang aller Wissenschaften durch eine Masse Kreuz- und Querzüge erst z~ ihren wirklichen Ausgangspunkten führt. Im Unterschied von andern Baumeistern, zeichnet die Wissenschaft nicht nur Luftschlösser, sondern führt einzelne wohnliche Stockwerke des Gebäudes auf, bevor sie seinen Grundstein legt. Indem wir hier nicht länger bei den Physiokraten verweilen und über eine ganze Reihe italienischer Oekonomen hinweggehen, die in mehr oder minder treffenden Einfällen an ), wenden wir uns sofort zu dem ersten Britten, der das Gesammtsystem der bürgerlichen Oekonomie be arbeitet hat, zu Sir James Steuarf). Wie bei ihm die abstrakten Kategorien der politischen 11361 Oekonomie noch im Proceß der Scheidung von ihrem stofflichen Inhalt und daher verfließend und schwankend erscheinen, so die 20 des Tauschwerths. An einer Stelle bestimmt er den realen Werth durch die Arbeitszeit (what a workman can perform in a day), woneben aber konfuser Weise Salair und Rohmaterial figuriren 3 ). An einer andern Stelle tritt das Ringen mit dem stofflichen Inhalt noch schlagender hervor. Er nennt das in einer Waare enthaltene natürliche Material, z. B. Silber in einem silbernen 25 Flechtwerk, ihren innern Werth (intrinsic worth), während er die in ihr enthaltene Arbeitszeit ihren Gebrauchswerth (useful value) nennt. "Der erste", sagt er, "ist etwas an sich selbst reales ... der Gebrauchswerth dagegen muß geschätzt werden nach der Arbeit, die es gekostet hat ihn zu produciren. Die Arbeit verwandt in der Modifikation des Stoffes repräsentirt ) Was Steuart vor seinen Vorgängern und Nachfolgern auszeichnet, ist die scharfe Unterscheidung zwischen der specifisch gesellschaftlichen Arbeit, die sich im Tauschwerth darstellt und der realen Arbeit, die Gebrauchswerthe erzielt. Die Arbeit, sagt 30 eine Portion von der Zeit eines Mannes etc." 4 35 40 ')Sieh z. B. Galiani della Moneta vol. 3 in den Scrittori Classici italiani di Economia politica. (Herausgegeben von Custodi.) Parte moderna Milano 1803. "La fatica, sagt er, e l'unica ehe da valore alla cosa." p. 74. Die Bezeichnung der Arbeit als fatica ist charakteristisch für den Südländer. 2 ) Steuart's Werk: "An lnquiry into the principles of political economy, being an essay on the science of domestic policy in free nations" erschien zuerst 1767 in zwei Quartbänden zu London, zehn Jahre vor Adam Smith's wealth of nations. Ich citire nach der Dubliner Aus gabe von 1770. ) Steuart I. c. t. 1. p. 181-83. 3 ) Steuart I. c. t. 1. p. 361-62. "represents a portion of a man's time." 4 135 Kar! Marx · Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft er, die durch ihre Entäußerung (alienation) ein allgemeines Aequivalent schafft (universal equivalent), nenne ich Industrie. Die Arbeit als Industrie unterscheidet er nicht nur von der realen Arbeit, sondern von andern ge sellschaftlichen Formen der Arbeit. Sie ist ihm die bürgerliche Form der Arbeit im Gegensatz zu ihren antiken und mittelalterlichen Formen. Na- mentlich interessirt ihn der Gegensatz von bürgerlicher und feudaler Arbeit, welche letztere er in der Phase ihres Unterganges sowohl in Schottland selbst, als auch auf seinen ausgebreiteten Reisen auf dem Kontinent be obachtet hatte. Steuart wußte natürlich sehr wohl, daß das Produkt auch in vorbürgerlichen Epochen die Form der Waare und die Waare die Form des Geldes erhält, aber er weist allsführlieh nach, daß die Waare als elementa rische Grundform des Reichtbums und die Entäußerung als die herrschende Form 11371 der Aneignung nur der bürgerlichen Produktionsperiode an gehören, also der Charakter der Tauschwerth setzenden Arbeit specifisch bürgerlich ist. 1 ) Nachdem die besondern Formen der realen Arbeit wie Agrikultur, Ma nufaktur, Schifffahrt, Handel u. s. w. der Reihe nach als wahre Quellen des Reichtbums behauptet worden waren, proklamirte Adam Smith die Arbeit überhaupt, und zwar in ihrer gesellschaftlichen Gesammtgestalt, als Theilung der Arbeit, als die einzige Quelle des stofflichen Reichtbums oder der Gebrauchswerthe. Während er hier das Naturelement gänzlich übersieht, verfolgt es ihn in die Sphäre des nur gesellschaftlichen Reichthums, des Tauschwerths. Adam bestimmt allerdings den Werth der Waare durch die in ihr enthaltene Arbeitszeit, verlegt dann aber wieder die Wirklichkeit dieser Werthbestimmung in die präadamitischen Zeiten. In andern Worten, was ihm wahr erscheint auf dem Standpunkt der einfachen Waare, wird ihm unklar, sobald an ihre Stelle die höhern und komplicirtern Formen von Kapital, Lohnarbeit, Grundrente u. s. w. treten. Dies drückt er so aus, daß der Werth der Waaren durch die in ihnen enthaltene Arbeitszeit gemessen wurde in dem paradise lost des Bürgerthums, wo die Menschen sich noch nicht als Ka- pitalisten, Lohnarbeiter, Grundeigenthümer, Pächter, Wucherer u. s. w., sondern nur als einfache Waarenproducenten und Waarenaustauscher ge genübertraten. Er verwechselt beständig die Bestimmung des Werths der Waaren durch die in ihnen enthaltene Arbeitszeit mit der Bestimmung ihrer Werthe durch den Werth der Arbeit, schwankt überall in der Detaildurch- führung und versieht die objektive Gleichung, die der Gesellschaftsproceß 5 10 15 20 25 30 35 1 ) Die patriarchalische unmittelbar auf Schöpfung von Gebrauchswertben für den Besitzer des Landes gerichtete Agrikultur erklärt er daher für einen "Mißbrauch", zwar nicht in Sparta oder Rom oder selbst in Athen, wohl aber in den industriellen Ländern des 18. Jahrhunderts. Diese "abusive agriculture" sei kein "trade", sondern "bloßes Subsistenzmittel". Wie die 40 bürgerliche Agrikultur das Land von überflüssigen Mäulern, säubere die bürgerliche Manu faktur die Fabrik von überflüssigen Händen. 136 Erstes Kapitel · Die Ware gewaltsam zwischen den ungleichen Arbeiten vollzieht, mit der subjektiven Gleichberechtigung der individuellen Arbeiten 1 ). Den Uebergang aus der wirklichen Arbeit in l\38\ die Tauschwerth setzende Arbeit, d. h. die bürger liche Arbeit in ihrer Grundform, sucht er durch die Theilung der Arbeit zu 5 bewerkstelligen. So richtig es nun ist, daß Privataustausch Theilung der Arbeit, so falsch ist es, daß Theilung der Arbeit den Privataustausch vor aussetzt. Unter den Peruanern z. B. war die Arbeit außerordentlich getheilt, obgleich kein Privataustausch, kein Austausch der Produkte als Waaren stattfand. 15 10 Im Gegensatz zu Adam Smith arbeitete David Ricardo die Bestimmung des Werths der Waare durch die Arbeitszeit rein heraus und zeigt, daß dies Gesetz auch die ihm scheinbar widersprechendsten bürgerlichen Produk tionsverhältnisse beherrscht. Ricardo's Untersuchungen beschränken sich ausschließlich auf die Werthgröße und mit Bezug auf diese ahnt er wenig- stens, daß die Verwirklichung des Gesetzes von bestimmten historischen Voraussetzungen abhängt. Er sagt nämlich, daß die Bestimmung der W erthgröße durch die Arbeitszeit nur für die W aaren gelte, "die durch die Industrie beliebig vermehrt werden können und deren Produktion durch uneingeschränkte Konkurrenz beherrscht wird" 2 ). Es heißt dies in der That 20 nur, daß das Gesetz des Werthes zu seiner völligen Entwicklung die Ge sellschaft der großen industriellen Produktion und der freien Konkurrenz, d. h. die moderne bürgerliche Gesellschaft voraussetze. Im Uebrigen be trachtet Ricardo die bürgerliche Form der Arbeit als die ewige Naturform der gesellschaftlichen Arbeit. Den Urfischer und den Urjäger läßt er sofort 25 als Waarenbesitzer Fisch und Wild austauschen, im Verhältniß der in diesen Tauschwertben vergegenständlichten Arbeitszeit. Bei dieser Gelegenheit fällt er in l\39\ den Anachronismus, daß Urfischer und Urjäger zur Berech nung ihrer Arbeitsinstrumente die 1817 auf der Londoner Börse gangbaren Annuitätentabellen zu Rathe ziehen. Die "Parallelogramme des Herrn 30 Owen" scheinen die einzige Gesellschaftsform, die er außer der bürgerlichen kannte. Obgleich umfangen von diesem bürgerlichen Horizont, zerlegt Ri cardo die bürgerliche Oekonomie, die in der Tiefe ganz anders aussieht, als 35 40 ) So z. B. sagt Adam Smith: "Gleiche Quantitäten der Arbeit müssen zu allen Zeiten und an 1 allen Orten für den, welcher arbeitet, einen gleichen Werth haben. In seinem normalen Zustand von Gesundheit, Kraft und Thätigkeit, und mit dem Durchschnittsgrad von Geschicklichkeit, die er besitzen mag, muß er immer die nämliche Portion seiner Ruhe, Freiheit und seines Glücks geben. Welches also immer die Quantität von Waaren sei, die er als Belohnung seiner Arbeit erhält, der Preis, den er zahlt, ist immer derselbe. Dieser Preis kann zwar bald eine kleinere, bald eine größere Quantität dieser Waaren kaufen, aber blos, weil ihr Werth wechselt, nicht der Werth der Arbeit, der sie kauft. Die Arbeit allein wechselt also nie ihren eigenen Werth. Sie ist also der Realpreis der Waaren etc." 2 ) Ricardo David: On the principles of political economy and taxation. 3. edition. London 1821. p. 3. 137 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft sie auf der Oberfläche scheint, mit solch theoretischer Schärfe, daß Lord Brougham von ihm sagen konnte: ''Mr. Ricardo seemed as if he bad dropped from an other planet." In direkter Polemik mit . Ricardo betonte Sismondi sowohl den specifisch gesellschaftlichen Charakter der Tauschwerth setzen- den Arbeit1 ), wie er es als "Charakter unseres ökonomischen Fortschritts" bezeichnet, die Werthgröße auf nothwendige Arbeitszeit zu reduciren, auf "das Verhältniß zwischen dem Bedürfniß der ganzen Gt?sellschaft und der Quantität Arbeit, die hinreicht, dies Bedürfniß zu befriedigen" 2 ). Sismondi ist nicht mehr befangen in Boisguillebert's Vorstellung, daß die Tauschwerth setzende Arbeit durch das Geld verfälscht werde, aber wie Boisguillebert 10 das Geld, denuncirt er das große industrielle Kapital. Wenn in Ricardo die politische Oekonomie rücksichtslos ihre letzte Konsequenz zieht, und damit abschließt, ergänzt Sismondi diesen Abschluß, indem er ihren Zweifel an sich selbst darstellt. 5 Da Ricardo als Vollender der klassischen politischen Oekonomie die Bestimmung des Tauschwerths durch die Arbeitszeit am reinsten formulirt und entwickelt hat, koncentrirt sich auf ihn natürlich die von ökonomischer Seite erhobene Polemik. Wird dieser Polemik die großentheils läppische3 ) Form abgestreift, so faßt sie sich zusammen in folgenden Punkten: l \40\ Erstens: Die Arbeit selbst hat Tauschwerthund verschiedene Arbeiten ist ein fehlerhafter Cirkel, haben verschiedenen Tauschwerth. Es Tauschwerth zum Maaß von Tauschwerth zu machen, da der messende Tauschwerth selbst wieder des Maaßes bedarf. Dieser Einwand löst sich auf in das Problem: Die Arbeitszeit als immanentes Maaß des Tauschwerths gegeben, auf dieser Grundlage den Arbeitslohn zu entwickeln. Die Lehre von der Lohnarbeit giebt die Antwort. Zweitens: Wenn der Tauschwerth eines Produkts gleich ist der in ihm enthaltenen Arbeitszeit, ist der Tauschwerth eines Arbeitstages gleich sei nem Produkt. Oder der Arbeitslohn muß dem Produkt der Arbeit gleich sein4 ). Nun ist das Gegentheil der Fall. Ergo. Dieser Einwand löst sich auf 15 20 25 30 1 ) Sismondi: Etudes sur l'Economie politique tom 2. Bruxelles 1838. C'est l'opposition entre Ia valeurusuelle et 1a valeur echangeable a laquelle Je commerce a reduit toute chose. p. 162. 2) Sismondi I. c. p. 163-166 seq. ) Am läppischsten wohl in den Annotationen von J. B. Say zur französischen Uebersetzung 3 Ricardo's von Constancio und am pedantisch anmaßliebsten in der neulich erschienenen "Theory of Exchange" London 1858 des Herrn MacLeod. ) Dieser von bürgerlich-ökonomischer Seite gegen Ricardo beigebrachte Einwand ward 4 später von socialistischer Seite aufgegriffen. Die theoretische Richtigkeit der Formel voraus gesetzt, wurde die Praxis des Widerspruchs gegen die Theorie bezüchtigt und die bürgerliche Gesellschaft angegangen praktisch die vermeinte Konsequenz ihres theoretischen Princips zu 40 ziehen. In dieser Weise wenigstens kehrten englische Sodalisten die Ricardo'sche Formel des Tauschwerths gegen die politische Oekonomie. Herrn Proudhon blieb es vorbehalten nicht nur das Grundprincip der alten als Princip einer neuen Gesellschaft, sondern zugleich sich als den Erfinder der Formel zu verkünden, worin Ricardo das Gesammtergebniß der klassischen 35 138 Zweites Kapitel· Das Geld oder die einfache Zirkulation in das Problem: Wie führt Produktion auf Basis des durch bloße Arbeitszeit bestimmten Tauschwerths zum Resultat, daß der Tauschwerth der Arbeit kleiner ist, als der Tauschwerth ihres Produkts? Dies Problem lösen wir in der Betrachtung des Kapitals. 5 Drittens: Der Marktpreis der Waaren fällt unter oder steigt über ihren Tauschwerth mit dem wechselnden Verhältniß von Nachfrage und Zufuhr. Der Tauschwerth der Waaren ist daher durch das V erhältniß von Nachfrage und Zufuhr bestimmt und nicht durch die in ihnen enthaltene Arbeitszeit. In der That wird in diesem sonderbaren Schlusse nur die Frage aufgeworfen, 10 wie sich auf Grundlage des Tauschwerths ein von ihm verschiedener Markt preis entwickelt oder 11411 richtiger, wie das Gesetz des Tauschwerths nur in seinem eignen Gegentheil sich verwirklicht. Dies Problem wird gelöst in der Lehre von der Konkurrenz. Viertens: Der letzte Widerspruch und der scheinbar schlagendste, wenn 15 er nicht wie gewöhnlich in der Form wunderlicher Exempel vorgebracht wird: Wenn der Tauschwerth nichts ist als die in einer Waare enthaltene Arbeitszeit, wie können Waaren, die keine Arbeit enthalten, Tauschwerth besitzen, oder in andern Worten, woher der Tauschwerth bloßer Na turkräfte? Dies Problem wird gelöst in der Lehre von der Grundrente. 20 Zweites Kapitel. Das Geld oder die einfache Circulation. In einer Parlaments-Debatte über Sir Robert Peel's Bankakte von 1844 und 45 bemerkte Gladstone, die Liebe selbst habe nicht mehr Menschen zu 25 Narren gemacht, als das Grübeln über das Wesen des Geldes. Er sprach von Britten zu Britten. Holländer dagegen, Leute, die Petty's Zweifel zum Trotz von jeher einen "himmlischen Witz" besaßen für die Geldspekulation, haben nie ihren Witz verloren in Spekulation über das Geld. 30 Die Hauptschwierigkeit in der Analyse des Geldes ist überwunden, sobald sein Ursprung aus der Waare selbst begriffen ist. Unter dieser Voraussetzung handelt es sich nur noch darum, seine eigenthümlichen Fo~mbestimmtheiten rein aufzufassen, was einigermaßen erschwert wird, weil alle bürgerlichen V ei'hältnisse vergoldet oder versilbert, als Geldverhältnisse erscheinen und 35 englischen Oekonomie zusammengeiaßt hat. Es ist bewiesen worden, daß selbst die utopi- stische Auslegung der Ricardo'schen Formel in England bereits verschollen war, als Herr Proudhon sie jenseits des Kanals "entdeckte". (Vergl. meine Schrift: Miserede Ja Philosophie etc. Paris 1847, den Paragraph über Ja valeur constituee.) 139 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft die Geldform daher einen unendlich mannichfaltigen Inhalt zu besitzen scheint, der ihr selbst fremd ist. In der folgenden Untersuchung ist festzuhalten, daß es sich nur um die Formen des Geldes handelt, die unmittelbar aus dem Austausch der Waaren herauswachsen, nicht aber um seine, einer höhern Stufe des Produktions- processes angehörige Formen, wie z. B. Kreditll42lgeld. Der Vereinfachung wegen ist Gold überall als die Geldwaare unterstellt. 5 1) Maaß der Werthe. Der erste Proceß der Circulation ist so zu sagen theoretischer vorbereitender Proceß für die wirkliche Circulation. Die Waaren, die als Gebrauchswerth 10 existiren, schaffen sich zunächst die Form, worin sie einander ideell als Tauschwerthe erscheinen, als bestimmte Quanta vergegenständlichter all gemeiner Arbeitszeit. Der erste nothwendige Akt dieses Processes ist, wie wir sahen, daß die Waaren eine specifische Waare, sage Gold, als unmittel bare Materiatur der allgemeinen Arbeitszeit oder allgemeines Aequivalent 15 ausschließen. Kehren wir einen Augenblick zurück zur Form, in welcher die Waaren Gold in Geld verwandeln. 1 Tonne Eisen = 2 Unzen Gold, 1 Quarter Weizen= 1 Unze Gold, 1 Centner Moccakaffee = 1 1 Centner Pottasche = 1 1 Tonne Brasilisches Holz = 11 Y Waare = X Unze Gold. / 4 Unze Gold, / 2 Unze Gold, / 2 Unzen Gold, In dieser Reihe von Gleichungen erscheinen Eisen, Weizen, Kaffee, Pott asche u. s. w. einander als Materiatur gleichförmiger Arbeit, nämlich in Gold materialisirter Arbeit, worin alle Besonderheit der in ihren verschiedenen Gebrauchswertben dargestellten wirklichen Arbeiten völlig ausgelöscht ist. Als Werth sind sie identisch, Materiatur derselben Arbeit oder dieselbe Materiatur der Arbeit, Gold. Als gleichförmige Materiatur derselben Arbeit zeigen sie nur einen Unterschied, quantitativen, oder erscheinen als ver- schiedene W ~rthgrößen, weil in ihren Gebrauchswertben ungleiche Arbeits zeit enthalten ist. Als diese einzelnen Waaren verhalten sie sich zugleich als Vergegenständlichung der allgemeinen Arbeitszeit zu einander, indem sie sich zu der allgemeinen Arbeitszeit selbst als einer ausgeschlossenen Waare, Gold, verhalten. Dieselbe processirende Beziehung, wodurch sie sich für einander als Tauschwerthe darstellen, stellt die im Gold enthaltene Arbeits- zeit als die allgemeine Arbeitszeit dar, wovon ein gegebenes Quantum sich in verschiedenen Qmintis 11431 Eisen, Weizen, Kaffee etc., kurz in den 140 20 25 30 35 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation Gebrauchswertben aller Waaren ausdrückt oder sich unmittelbar in der unendlichen Reihe der Waarenäquivalente entfaltet. Indem die Waaren allseitig ihre Tauschwerthe in Gold ausdrücken, drückt Gold unmittelbar seinenTauschwerthin allen Waaren aus. Indem die Waaren sich selbst für einander die Form des Tauschwerths geben, geben sie dem Gold die Form des allgemeinen Aequivalents oder Geldes. 5 10 Weil alle Waaren ihre Tauschwerthein Gold messen, in dem Verhältniß, worin bestimmte Quantität Gold und bestimmte Quantität Waare gleichviel Arbeitszeit enthalten, wird das Gold zum Maaß der Werthe, und zunächst ist es nur durch diese Bestimmung als Maaß der Werthe, als welches sein eigener Werth sich unmittelbar in dem Gesammtumkreis der Waarenäqui valente mißt, daß es allgemeines Aequivalent oder Geld wird. Andrerseits drückt sich nun der Tauschwerth aller Waaren in Gold aus. Ein qualitatives und ein quantitatives Moment sind in diesem Ausdruck zu unterscheiden. 15 Der Tauschwerth der Waare ist vorhanden als Materiatur derselben gleich förmigen Arbeitszeit; die Werthgröße der Waare ist erschöpfend dargestellt, denn in dem V erhältniß, worin die Waaren dem Gold gleichgesetzt sind, sind sie einander gleichgesetzt. Einerseits erscheint der allgemeine Charakter der in ihnen enthaltenen Arbeitszeit, andererseits die Quantität derselben in ihrem goldenen Aequivalent. Der Tauschwerth der Waaren, so als allgemeine Aequivalenz und zugleich als Grad dieser Aequivalenz in einer specifischen Waare, oder in einer einzigen Gleichung der Waaren mit einer specifischen Waare ausgedrückt, ist Preis. Der Preis ist die verwandelte Form, worin der Tauschwerth der Waaren innerhalb des Circulationsprocesses erscheint. 20 25 30 Durch denselben Proceß also, wodurch die Waaren ihre Werthe als Gold- preise darstellen, stellen sie das Gold als Maaß der Werthe und daher als Geld dar. Wenn sie allseitig ihre Werthein Silber oder Weizen oder Kupfer mäßen und daher als Silber-, Weizen- oder Kupferpreise darstellten, würden Silber, Weizen, Kupfer M aaß der Werthe und damit allgemeines Aequivalent. Um in der Circulation als Preise zu erscheinen, sind die Waaren der Circulation als Tauschwerthe vorausgesetzt. Maaß der Werthe wird das Gold nur, weil alle Waaren ihrenTauschwerthin ihm schätzen. Die 11441 Allseitigkeil dieser processirenden Beziehung, woraus allein sein Charakter als Maaß entspringt, setzt aber voraus, daß jede einzelne Waare sich in Gold mißt im V erhältniß 35 der in beiden enthaltenen Arbeitszeit, daß also das wirkliche Maaß zwischen Waare und Gold die Arbeit selbst ist, oder Waare und Gold durch den unmittelbaren Tauschhandel einander als Tauschwerthe gleichgesetzt werden. Wie diese Gleichsetzung praktisch vor sich geht, kann nicht in der Sphäre der einfachen Circulation erörtert werden. So vielleuchtet indeß ein, 40 daß in Gold und Silber producirenden Ländern bestimmte Arbeitszeit sich unmittelbar einem bestimmten Quantum Gold und Silber einverleibt, 141 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft während in Ländern, die kein Gold und Silber produciren, dasselbe Resultat auf einem Umweg erreicht wird, durch direkten oder indirekten Austausch der Landeswaaren, d. h. einer bestimmten Portion der nationalen Durch schnittsarbeit, gegen bestimmtes Quantum der in Gold und Silber ma terialisirten Arbeitszeit der Minen besitzenden Länd~r. Um als Maaß der Werthe dienen zu können, muß Gold der Möglichkeit nach ein veränderlicher Werth sein, weil es nur als Materiatur der Arbeitszeit zum Aequivalent anderer Waaren werden kann, dieselbe Arbeitszeit aber mit dem Wechsel der Produktivkräfte der realen Arbeit in ungleichen Volumen derselben Gebrauchswerthe sich verwirklicht. Wie bei der Darstellung des Tauschwerths jeder Waare im Gebrauchswerth einer andern Waare ist bei der Schätzung aller Waaren in Gold nur vorausgesetzt, daß das Gold in einem gegebenen Moment ein gegebenes Quantum Arbeitszeit darstellt. In Bezug auf seinen Werthwechsel gilt das früher entwickelte Gesetz der Tauschwer- the. Bleibt der Tauschwerth der Waaren unverändert, so ist ein allgemeines Steigen ihrer Goldpreise nur möglich, wenn der Tauschwerth des Goldes fällt. Bleibt der Tauschwerth des Goldes unverändert, so ist ein allgemeines Steigen der Goldpreise nur möglich, wenn die Tauschwerthe aller Waaren steigen. Umgekehrt im Fall eines allgemeinen Sinkens der Waarenpreise. Fällt oder steigt der Werth einer Unze Gold in Folge eines Wechsels der zu ihrer Produktion erheischten Arbeitszeit, so fällt oder steigt er gleichmäßig für alle andern Waaren, stellt also nach wie vor allen gegenüber Arbeitszeit von gegebener Größe dar. Dieselben Tauschwerthe schätzen sich nun in größern oder kleinern Goldquantis als zuvor, aber sie schätzen sich 11451 im Verhältniß zu ihren Werthgrößen, bewahren also dasselbe Werthverhältniß zu einander. Das Verhältniß von 2:4:8 bleibt dasselbe als 1 :2:4 oder 4:8: 16. Die veränderte Goldquantität, worin sich die Tauscbwerthe schät- zen mit wechselndem Goldwerth, verhindert ebenso wenig die Funktion des Goldes als Maaß der Werthe, wie der 15mal kleinere Werth des Silbers gegen Gold es verhindert, das letztere aus dieser Funktion zu verdrängen. Weil die Arbeitszeit das Maaß zwischen Gold und Waare ist und das Gold nur Maaß der Werthe wird, sofern alle Waaren sich in ihm messen, ist es bloßer Schein des Cirkulationsprocesses, als ob das Geld die Waaren kommensurabel mache 1 ). Es ist vielmehr nur die Kommensurabilität der Waaren als ver- gegenständlichte Arbeitszeit, die das Gold zu Geld macht. 1) Aristoteles sieht zwar ein, daß der Tauschwerth der Waaren den Waarenpreisen voraus gesetzt ist: "ÖTL ... Tj CtAAct)'TJ iiv 'Jl:PLV TO VOf..LLO"f..Lct e:tvm, Si}A.ov· 3Laq:>EpE:l )'Ctp ouSh il XALVaL 'Jl:Ev-re: av·d otxta~.-Yl öaou at 'Jl:EvTe: xA.ivm. " Andrerseits da die Waaren erst im Preis die Form des Tauschwerths für einander besitzen, läßt er sie kommensurabel werden durch das Geld. "LlL<) Se:i 'J'[cXV'rct 'rETLf..LTjO"-&av o{J-rw )'Ctp ad EO"TctL aAAa)'T], d ÖE TOÜTO, XOLVWVLct. To öT] vof..LLO"f..La wa'Jl:e:p f..LE-rpov O"Uf..Lf..LE:-rpa 'JtoLTjaav taa~e:v oihe: )'Ctp &v f..LTJ oUO"TJ<; aA.A.a)'Tj~ xOLvwvta fiv, ouT' &AA.a)'T] ta6TTJToc; f..LTJ oUO"T)<;, ouT' ta6TTJ~, f..LTJ oua'Y]c; O"l!f..Lf..LE:-rpta~ . " Er verhehlt sich 5 10 15 20 25 30 35 40 142 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation Die reale Gestalt, worin die Waaren in den Austauschproceß eintreten, ist die ihrer Gebrauchswerthe. Wirkliches allgemeines Aequivalent sollen sie erst werden durch ihre Entäußerung. Ihre Preisbestimmung ist ihre nur ideelle Verwandlung in das allgemeine Aequivalent, eine Gleichung mit dem 5 Gold, die noch zu realisiren bleibt. Weil aber die Waaren in ihren Preisen nur ideell in Gold oder in nur vorgestelltes Gold verwandelt sind, ihr Geldsein von ihrem reellen Sein noch nicht wirklich getrennt ist, ist das Gold nur noch in ideelles Geld verwandelt, nur noch Maaß der ll46l Werthe, und bestimmte Goldquanta funktioniren in der That nur noch als Namen für bestimmte 10 Quanta Arbeitszeit. Von der bestimmten Weise, worin die Waaren für einander ihren eignen Tauschwerth darstellen, hängt jedesmal die Form bestimmtheit ab, worin das Gold sich als Geld krystallisirt. 15 Die Waaren treten sich jetzt als Doppelexistenzen gegenüber, wirklich als Gebrauchswerthe, ideell als Tauschwerthe. Die Doppelform der Arbeit, die in ihnen enthalten ist, stellen sie jetzt für einander dar, indem die besondere reale Arbeit als ihr Gebrauchswerth wirklich da ist, während die allgemeine abstrakte Arbeitszeit in ihrem Preis ein vorgestelltes Dasein erhält, worin sie gleichmäßige und nur quantitativ verschiedene Materiatur derselben Werthsubstanz sind. 20 Der Unterschied von Tauschwerth und Preis erscheint einerseits als ein nur nomineller, wie Adam Smith sagt, daß die Arbeit der Realpreis, das Geld der N aminalpreis der Waaren ist. Statt 1 Quarter Weizen in 30 Arbeitstagen zu schätzen, wird es jetzt geschätzt in 1 Unze Gold, wenn eine Unze Gold das Produkt von 30 Arbeitstagen ist. Andrerseits ist der Unterschied so 25 wenig bloßer Namensunterschied, daß in ihm vielmehr alle Ungewitter, die der Waare im wirklichen Circulationsproceß drohen, koncentrirt sind. 30 Arbeitstage sind im Quarter Weizen enthalten und er ist daher nicht erst in Arbeitszeit darzustellen. Aber GoJd ist vom Weizen verschiedene Waare, und nur in der Circulation kann sich bewähren, ob der Quarter Weizen 30 wirklich zur Unze Gold wird, wie in seinem Preis anticipirt ist. Es hängt dies davon ab, ob oder ob nicht er sich als Gebrauchswerth, ob oder ob nicht das in ihm enthaltene Quantum Arbeitszeit sich als das von der Gesellschaft zur Produktion eines Quarters Weizen nothwendig erheischte Quantum Arbeits zeit bewährt. Die Waare als solche ist Tauschwerth, sie hat einen Preis. In 35 diesem Unterschied von Tauschwerthund Preis erscheint es, daß die in der nicht, daß diese verschiedenen vom Geld gemessenen Dinge durchaus inkommensurable Größen sind. Was er sucht, ist die Einheit der Waaren als Tauschwerthe, die er als antiker Grieche nicht finden konnte. Er hilft sich aus der Verlegenheit, indem er das an und für sich Inkommensurable durch das Geld kommensurabel werden läßt, so weit es für das praktische 40 Bedürfniß nöthig ist. "Tn f.LEv o'Öv aÄ T(iJeL<;t &&vva·rov 'tCt 'tO ecr-rt, xat f.cp' il~-Li:v j.l.f-TUßaA.ei:v xai. 'l'totTjcrm c'ix_pl']cr-rov." Aristoteles hat das Geld ungleich viel- seitiger und tiefer aufgefaßt als Plato. In der folgenden Stelle entwickelt er schön, wie aus dem Tauschhandel zwischen verschiedenen Gemeinwesen die N othwendigkeit entspringt, einer specifischen Waare, also selbst werthvollen Substanz, den Charakter des Geldes zu geben. "SevLXWTEpO.t; ')'Ctp )'EVOj.l.EVl']c; TTjt; ßol']{}dac; Tl{) eLO'U')'eO'ÖV &va-yxatwv ECT't'L" (1. c.) 1 ) Mandeville (Sir John) Voyages and Travels. London. Ed. 1705 p. 105.: "This Emperor (of 30 Cattay or China) may dispende ols muche as he wile withouten estymacion. For he despendethe not, nor makethe no money, but of lether emprendeth, or of papyre. And when that money hathe ronne so Ionge, that it begynethe to waste, than men beren it to the Emperoures Tresorye, and then they taken newe Money for the old. And that money gothe thorghe out all the contree, and thorge out all his Provynces ... they make no money nouther of Gold nor of 35 Sylver", und meint Mandeville "therefore he may despende ynew and outrageously." 2 ) Benjamin Franklin: Remarks and factsrelative to the American paper money, 1764. pag. 348 I. c.: "At this very time, even the silver money in England is obliged tothelegal tender for part of its value; that part which is the difference between its real weight and its denomination. Great part of the shillings and sixpences now current are by wearing become 5, 10, 20, and some of the 6 pences even 50 %, too light. Forthis difference between the real and the nominal you have no intrinsic value ; you have not so much as paper, you have nothing. 1t isthelegal tender, with the knowledge that it can easily be repassed for the same value, that makes 3 penny worth of silver pass for a 6 pence." ) Berkeley I. c. "Wenn die Denomination der Mlinze beibehalten wird, nachdem ihr Metall 3 den Weg alles Fleisches gegangen, würde nicht dennoch die Cirkulation des Handels fort bestehn?" 40 45 183 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft würde bei gleichbleibendem Tauschwerth derselben Waarenmasse die Anzahl der cirkulirenden f Zettel steigen oder fallen, im umgekehrten Verhältniß zum Werthwechsel des Goldes. Würde das Gold als Maaß der Werthe durch Silber ersetzt, wäre das Werthverhältniß von Silber zu Gold wie I : 15, und repräsentirte künftig jeder Zettel dasselbe Quantum Silber, das er vorher von Geld repräsentirte, so müßten statt 14 Millionen künftig 210 Millionen f Zettel cirkuliren. Die Quantität der Papierzettel ist also bestimmt durch die Quantität des Goldgeldes, das sie in der Cirkulation vertreten, und da sie nur Wer1hzeichen sind, sofern sie es vertreten, ist ihr Werth einfach durch ihre Quantität bestimmt. Während also die Quantität 10 des cirkulirenden Goldes von den Waarenpreisen abhängt, hängt umgekehrt der Werth der cirkulirenden Papierzettel ausschließlich von ihrer eignen Quantität ab. 5 Die Einmischung des Staats, der das Papiergeld mit Zwangskurs ausgiebt, - und wir handeln nur von dieser Art Papiergeld- scheint das ökonomische 15 Gesetz aufzuheben. Der Staat, der in dem Münzpreis einem bestimmten Goldgewicht nur einen Taufnamen gab, und in der Münzung nur seinen Stempel auf das Gold drückte, scheint jetzt durch die Magie seines Stempels Papier in Gold zu verwandeln. Da die Papierzettel Zwangskurs haben, kann Niemand ihn hindern, beliebig große Anzahl derselben in Cirkulation zu zwängen und beliebige Münznamen, wie 1 f, 5 f, 20 f ihnen aufzuprägen. Die einmal in Cirkulation befindlichen Zettel ist es unmöglich herauszuwerfen, da sowohl die Grenzpfähle des Landes ihren Lauf hemmen, als sie allen Werth, Gebrauchswerth wie Tauschwerth, außerhalb jj99j der Cirkulation verlieren. Von ihrem funktionellen Dasein getrennt, verwandeln sie sich in nichtswürdige Papierlappen. Indeß ist diese Macht des Staats bloßer Schein. Er mag beliebige Quantität Papierzettel mit beliebigen Münznamen in die Cirkulation hineinschleudern, aber mit diesem mechanischen Akt hört seine Kontrolle auf. Von der Cirkulation ergriffen, fällt das Wer1hzeichen oder Papiergeld ihren immanenten Gesetzen anheim. 20 25 30 Wären 14 Millionen f Sterling die Summe des zur Waarencirkulation erheischten Goldes und würfe der Staat 210 Millionen Zettel, jeden mit dem Namen 1 f, in Cirkulation, so würden diese 210 Millionen in Repräsentanten von Gold zum Belauf von 14 Millionen f St. umgewandelt. Es wäre dasselbe, als hätte der Staat die f Zettel zu Repräsentanten eines 15mal minder 35 werthvollen Metalls oder eines 15mal kleinern Gewichttheils Goldes als zuvor gemacht. Nichts wäre geändert als die Namengebung des Maaßstabs der Preise, die natürlich konventionell ist, ob sie nun direkt durch Aenderung des Münzfußes oder indirekt durch Vermehrung der Papierzettel in einer für einen neuen niedrigern Maaßstab erheischten Anzahl geschieht. Da der jetzt ein 15mal kleineres Goldquantum anzeigte, würden alle Name f 40 184 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation Waarenpreise um das 15fache steigen und nun wären in der That 210 Milli onen f Zettel ganz ebenso nothwendig wie vorher 14 Millionen. In demselben Maaß, worin sich die Gesammtsumme der Wer1hzeichen vermehrt hätte, hätte sich das Quantum Gold, das jedes einzelne repräsentirt, vermindert. 5 Das Steigen der Preise wäre nur die Reaktion des Cirkulationsprocesses, der die Wer1hzeichen gewaltsam dem Quantum Gold gleichsetzt, an dessen Stelle sie zu cirkuliren vorgeben. 20 In der Geschichte der englischen und französischen Geldfälschungen durch die Regierungen finden wir wiederholt, daß die Preise nicht in dem 10 Verhältniß stiegen, wie die Silbermünze verfälscht wurde. Einfach, weil das Verhältniß, worin die Münze vermehrt wurde, nicht dem Verhältniß ent sprach, worin sie verfälscht war, d. h. weil von der niedrigeren Metall komposition ni~ht die entsprechende Masse ausgegeben war, sollten die Tauschwerthe der Waaren künftig in ihr als Maaß der Werthegeschätzt und 15 durch dieser niedrigern Maaßeinheit entsprechende Münzen realisirt wer den. Dies löst die in dem Duell zwischen Locke und Lowndes ungelö ste 111001 Schwierigkeit. Das V erhältniß, worin das Werthzeichen, sei es Papier oder gefälschtes Gold und Silber, dem Münzpreis gemäß berechnete Gold und Silber-Gewichte vertritt, hängt ab, nicht von seinem eignen Ma- terial, sondern von seiner in Cirkulation befindlichen Quantität. Die Schwierigkeit im Verständniß dieses Verhältnisses entspringt daher, daß das Geld in den beiden Funktionen als Maaß der W erthe und als Cirkulations mittel nicht nur umgekehrten, sondern dem Gegensatz beider Funktionen scheinbar widersprechenden Gesetzen unterworfen ist. Als Maaß der 25 Werthe, wo das Geld nur als Rechengeld dient, und das Gold nur als ideelles Gold, kommt alles auf das natürliche Material an. In Silber geschätzt oder als Silberpreise stellen sich die Tauschwerthe natürlich ganz anders dar als in Gold geschätzt oder als Goldpreise. Umgekehrt in seiner Funktion als Cirkulationsmittel, wo das Geld nicht nur vorgestellt ist, sondern als ein 30 wirkliches Ding neben den andern Waaren vorhanden sein muß, wird sein Material gleichgültig, während alles von seiner Quantität abhängt. Für die Maaßeinheit ist es entscheidend, ob sie ein Pfund Gold, Silber oder Kupfer ist; während bloße Anzahl die Münze zur entsprechenden Verwirklichung jeder dieser Maaßeinheiten macht, welches immer ihr eignes Material sei. 35 Es widerspricht aber dem gemeinen Menschenverstand, daß bei dem nur gedachten Geld alles von seiner materiellen Substanz, und bei der sinnlich vorhandenen Münze alles von einem idealen Zahlenverhältniß abhängt. der Papierzettelmasse - 40 Cirkulationsmittel bilden - Das Steigen oder Fallen der Waarenpreise mit dem Steigen oder Fallen letzteres wo die Papierzettel das ausschließliche ist also nur durch den Cirkulationsproceß ge waltsam bewirkte Geltendmachung des von außen mechanisch verletzten 185 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft 5 Gesetzes, daß die Quantität des cirkulirenden Goldes durch die Preise der Waaren und die Quantität der cirkulirenden Werthzeichen durch die Quan tität der Goldmünze bestimmt ist, die sie in der Cirkulation vertreten. An dererseits wird daher jede beliebige Masse von Papierzetteln vom Cirkula tionsproceß absorbirt und gleichsam verdaut, weil das Werthzeichen, mit welchem Goldtitel es auch immer in die Cirkulation eintrete, innerhalb derselben zum Zeichen des Goldquantums zusammengequetscht wird, das an seiner Stelle cirkuliren könnte. I lt 011 In der Cirkulation der Werthzeichen erscheinen alle Gesetze der wirklichen Geldcirkulation umgekehrt und auf den Kopf gestellt. Während 10 das Gold cirkulirt, weil es Werth hat, hat das Papier Werth, weil es cirkulirt. Während bei gegebenem Tauschwerth der Waaren die Quantität des cirkulirenden Goldes von seinem eignen Werth abhängt, hängt der Werth des Papiers von seiner cirkulirenden Quantität ab. Während die Quantität des cirkulirenden Goldes steigt oder fällt mit dem Steigen oder Fallen der 15 Waarenpreise, scheinen die Waarenpreise zu steigen oder zu fallen mit dem Wechsel in der Quantität des cirkulirenden Papiers. Während die Waaren cirkulation nur bestimmte Quantität Goldmünze absorbiren kann, daher abwechselnde Kontraktion und Expansion des cirkulirenden Geldes sich als nothwendiges Gesetz darstellt, scheint das Papiergeld in jeder beliebigen 20 Ausdehnung in die Cirkulation einzugehen. Während der Staat die Gold- und Silbermünze verfälscht und daher ihre Funktion als Cirkulationsmittel stört, sollte er die Münze auch nur 1/wo Gran unter ihrem Nominalgehalt ausgeben, vollzieht er eine völlig richtige Operation in der Ausgabe werthloser Papier zettel, die von dem Metall nichts besitzen als den Münznamen. Während die 25 Goldmünze augenscheinlich nur den Werth der Waaren repräsentirt, so weit dieser selbst in Gold geschätzt oder als Preis dargestellt ist, scheint das Werthzeichen den Werth der Waare unmittelbar zu repräsentiren. Es leuchtet daher ein, warum Beobachter, die die Phänomene der Geldcirku lation einseitig an der Cirkulation von Papiergeld mit Zwangskurs studirten, alle immanenten Gesetze der Geldcirkulation verkennen mußten. In der That erscheinen diese Gesetze nicht nur verkehrt in der Cirkulation der Werthzei chen, sondern ausgelöscht, da das Papiergeld, wenn in richtiger Quantität ausgegeben, Bewegungen vollzieht, die ihm nicht als Werthzeichen eigen thümlich sind, während seine eigenthümliche Bewegung, statt direkt aus der 35 Metamorphose der Waaren zu stammen, aus Verletzung seiner richtigen Proportion zum Gold entspringt. 30 186 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation 3) Geld Geld im Unterschied von Münze, das Resultat des Cirkulationsprocesses in der Form W-G-W, bildet den Ausgangspunkt des Cirkulationsprocesses in der Form: G-W-G,d. h. Geldgegen Waareaustauschen, um Waaregegen 5 Geld auszutaulit02lschen. In der Form W-G-W bildet die Waare, in der Form G-W-G bildet das Geld den Ausgangspunkt und den Endpunkt der Bewegung. In der ersten Form vermittelt das Geld den Waarenaustausch, in der Ietztern vermittelt die Waare das Werden des Geldes zu Geld. Das Geld, das in der ersten Form als bloßes Mittel, erscheint in der Ietztern als 10 Endzweck der Cirkulation, während die Waare, die in der ersten Form als Endzweck, in der zweiten als bloßes Mittel erscheint. Da das Geld selbst schon Resultat der Cirkulation W-G-W, erscheint jn der Form G-W-G das Resultat der Cirkulation zugleich als ihr Ausgangspunkt. Während in W -.G-W der Stoffwechsel, bildet das aus diesem ersten Proceß hervor- 15 gegangene Formdasein der Waare selbst den wirklichen Inhalt des zweiten Processes G-W-G. 20 In der Form W-G-W sind beide Extreme Waaren von derselben Werthgröße, aber zugleich qualitativ verschiedene Gebrauchswerthe. Ihr Austausch W-W ist wirklicher Stoffwechsel. In der Form G-W -G dagegen sind beide Extreme Gold und zugleich Gold von derselben Werthgröße. Gold gegen Waare austauschen, um Waare gegen Gold auszutauschen, oder wenn wir das Resultat G-G betrachten, Gold gegen Gold austauschen, scheint abgeschmackt. Uebersetzt man aber G-W-G in die Formel: Kaufen um zu Verkaufen, was nichts heißt als durch eine vermittelnde Bewegung Gold 25 gegen Gold austauschen, so erkennt man sofort die herrschende Form der bürgerlichen Produktion. In der Praxis wird jedoch nicht gekauft um zu verkaufen, sondern wohlfeil gekauft um theurer zu verkaufen. Geld wird gegen Waare ausgetauscht, um dieselbe Waare wieder gegen größere Quantität Geld auszutauschen, so daß die Extreme G, G, wenn nicht qua- litativ, so quantitativ verschieden sind. Solch ein quantitativer Unterschied setzt den Austausch von Nichtäquivalenten voraus, während Waare und Geld als solche nur gegensätzliche Formen der Waare selbst sind, also verschiedene Existenzweisen derselben Werthgröße. Der Kreislauf G-W-G birgt also unter den Formen Geld und Waare weiter entwickelte 35 Produktionsverhältnisse und ist innerhalb der einfachen Cirkulation nur Reflex einer höheren Bewegung. Wir haben daher Geld im Unterschied von Cirkulallt03ltionsmittel aus der unmittelbaren Form der Waarencirkulation W-G-W zu entwickeln. 30 Gold, d. h. die specifische Waare, die als Maaß der Werthe und als 187 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft Cirkulationsmittel dient, wird ohne weiteres Zuthun der Gesellschaft Geld. In England, wo Silber weder Maaß der Werthe, noch herrschendes Cirkula tionsmittel ist, wird es nicht Geld, ganz wie Gold in Holland, sobald es als Werthmaaß entthront wurde, aufhörte Geld zu sein. Eine Waare wird also zunächst Geld als Einheit von Werthmaaß und Cirkulationsmittel oder die Einheit von Werthmaaß und Cirkulationsmittel ist Geld. Als solche Einheit besitzt das Gold aber wieder selbstständige und von seinem Dasein in beiden Funktionen unterschiedene Existenz. Als Maaß der Wertheist es nur ideelles Geld und ideelles Gold; als bloßes Cirkulationsmittel ist es symbolisches Geld und symbolisches Gold; aber in seiner einfachen metallischen Leib- haftigkeit ist Gold Geld oder Geld wirkliches Gold. 5 1 o 15 Betrachten wir nun einen Augenblick die ruhende Waare Gold, die Geld ist, in ihrem Verhältniß zu den andern Waaren. Alle Waaren stellen in ihren Preisen eine bestimmte Summe Gold vor, sind also nur vorgestelltes Gold oder vorgestelltes Geld, Repräsentanten des Goldes, wie umgekehrt im Wer1hzeichen das Geld als bloßer Repräsentant der Waarenpreise erschien 1 ). Da alle Waaren so nur vorgestelltes Geld sind, ist das Geld die einzig wirkliche Waare. Im Gegensatz zu den Waaren, die das selbstständige Dasein des Tauschwerths, der allgemeinen gesellschaftlichen Arbeit, des abstrakten Reichthums, nur vorstellen, ist Gold das materielle Dasein des abstrakten Reichthums. Nach der Seite des Gebrauchswerths drückt jede Waare nur ein Moment des stofflichen Reichtbums aus durch ihre Beziehung auf ein besonderes Bedürfniß, eine nur vereinzelte Seite des Reichthums. Das Geld aber befriedigt jedes Bedürfniß, sofern es in den Gegenstand jedes Bedürf nisses unmittelbar umsetzbar ist. Sein eigener Gebrauchswerth ist realisirt in der unendlichen Reihe der Gebrauchswerthe, die sein Aequivalent bilden. In seiner gediegenen Metallität enthält es allen 111041 stofflichen Reichthum unaufgeschlossen, der in der Welt der Waaren entrollt ist. Wenn also die Waaren in ihren Preisen das allgemeine Aequivalent oder den abstrakten Reichthum, Gold, repräsentiren, repräsentirt das Gold in seinem Gebrauchs- werth die Gebrauchswerthe aller Waaren. Gold ist daher der materielle Repräsentant des stofflichen Reichthums. Es ist der "precis de toutes Jes choses" (Boisguillebert), das Kompendium des gesellschaftlichen Reich thums. Es ist zugleich der Form nach die unmittelbare Inkarnation der all gemeinen Arbeit und dem Inhalt nach der Inbegriff aller realen Arbeiten. Es 35 ist der allgemeine Reichthum als Individuum 2 ). In seiner Gestalt als Mittler der Cirkulation erlitt es allerlei Unbill, wurde beschnitten, und sogar zum 30 25 20 1 ) «Non solo i metalli ricchi son segni delle cose ... , ma vicendevolmente le cose ... sono segni dell'oro e dell'argento. >> A. Genovesi: Lezioni di Economia Civile (1765), p. 281 in Custodi Part Mod. I. VIII. ) Petty: Gold und Silber sind "universal wealth" Pol. Arith. 1. c. p. 242. 2 40 188 Zweites Kapitel . Das Geld oder die einfache Zirkulation blos symbolischen Papierlappen verflacht. Als Geld wird ihm seine goldene Herrlichkeit zurückgegeben. Aus dem Knecht wird es der Herr 1 ). Aus dem bloßen Handlanger wird es zum Gott der Waaren. 2 ) a) Schatzbildung 5 Das Gold schied sich zunächst als Geld vom Cirkulationsmittel dadurch, daß die Waare den Proceß ihrer Metamorphose abbrach llt05j und in ihrer Goldverpuppung verharrte. Es erfolgt dies jedesmal sobald der Verkauf nicht in Kauf umschlägt. Die Verselbstständigung des Goldes als Geld ist also vor allem sinnfälliger Ausdruck des Zerfallens des Cirkulationspro- 10 cesses oder der Metamorphose der Waare in zwei getrennte, gleichgültig nebeneinander bestehende Akte. Die Münze selbst wird Geld, sobald ihr Lauf unterbrochen wird. In der Hand des Verkäufers, der sie für seine Waare einlöst, ist sie Geld, nicht Münze; sobald sie seine Hand verläßt, wird sie wieder Münze. Jeder ist Verkäufer der einseitigen Waare, die er producirt, 15 aber Käufer aller andern Waaren, deren er zur gesellschaftlichen Existenz bedarf. Während sein Auftreten als Verkäufer von der Arbeitszeit abhängt, die seine Waare zu ihrer Produktion erheischt, ist sein Auftreten als Käufer durch beständige Erneuerung der Lebensbedürfnisse bedingt. Um kaufen zu können ohne zu verkaufen, muß er verkauft haben ohne zu kaufen. In 20 der That ist die Cirkulation W -G-W nur die processirende Einheit des Verkaufs und Kaufs, insofern sie zugleich der beständige Proceß ihrer Trennung ist. Damit das Geld als Münze beständig fließt, muß die Münze beständig zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt durch ihre beständige Stockung in größern oder kleinern Portionen, in 25 allseitig innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie be dingenden Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auflösung 30 l) E. Misselden: Free Trade or the Means to make Trade florish etc. London 1622. "Die naturliehe Materie des Handels ist die merchandize: which merchants from the end of trade have stiled commodities. Die künstliche Materie des Handels ist Geld, welches den Titel erhalten hat of sinewes of warre and of state. Geld, obgleich es in Natur und Zeit nach der merchandize kommt, yet for as much as it is now in use has become the chiefe." (p. 7.) Er ver gleicht Waare und Geld "den beiden Söhnen des alten Jakob, der seine rechte Hand auf den jüngern und die linke auf den ältern legte." (l. c.) Boisguillebert. Dissert. sur Ja nature des richesses etc. I. c. « voila donc l'esclave du 35 commerce devenu son maitre ... La misere des peuples ne vient que de ce qu'on a fait un maitre, ou plutot un tyran de ce qui etait un esclave. » (p. 395, 399.) 2) Boisguillebert I. c. «On a fait une idole de ces metaux (l'or et I'argent) et laissant la l'objet et l'intention pour lesquels ils avaient ete appeles dans le commerce, savoir pour y servir de gages dans l'echange et Ia tradition reciproque, on les a presque quittes de ce service pour en former des divinites, auxquelles on a sacrifie et sacrifie toujours plus de biens et de besoins precieux et meme d'hommes, que jamais I'aveugle antiquite n'en immola a ces fausses divinites etc. )) (1. c. p. 395.) 40 189 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erste~ Heft und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig verschwindet, deren V er schwinden beständig da ist. Adam Smith hat diese unaufhörliche Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze so ausgedrückt, daß jeder Waarenbesitzer neben derbesondern Waare, die er verkauft, eine gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er kauft, stets vorräthig haben müsse. Wir sahen, daß in der Cirkulation W-G-W das zweite Glied G-W sich in eine Reihe Käufe zersplittert, die sich nicht auf einmal, sondern successiv in der Zeit vollziehn, so daß eine Portion von G als Münze umläuft, während die andere als Geld ruht. Das Geld ist hier in der That nur sus pendirte Münze und die einzelnen Bestandtheile der umlaufenden Münz- masseerscheinen stets wechselnd, bald in der einen, bald in der andern Form. Diese erste Verwandlung des Cirkulations!!t 06lmittels in Geld stellt daher ein nur technisches Moment des Geldumlaufs selbst dar. 1 ) 5 10 15 Die erste naturwüchsige Form des Reichtbums ist die des U eberflusses oder des Ueberschusses, der nicht als Gebrauchswerth unmittelbar er- heischteTheil der Produkte, oder auch der Besitz soJcher Produkte, deren Gebrauchswerth außerhalb des Kreises bloßer Bedürftigkeit fällt. Bei der Betrachtung des Uebergangs von Waare zu Geld sahen wir, daß dieser Ueberfluß oder Ueberschuß der Produkte auf unentwickelter Produktions stufe die eigentliche Sphäre des Waarenaustausches bildet. Ueberflüssige Produkte werden austauschbare Produkte oder Waaren. Die adäquate Exi stenzform dieses Ueberflusses ist Gold und Silber, die erste Form, worin der Reichthum als abstrakt gesellschaftlicher Reichthum festgehalten wird. Die Waaren können nicht nur in der Form des Goldes oder Silbers, d. h. in dem Material des Geldes, aufbewahrt werden, sondern Gold und Silber sind Reich- thum in präservirter Form. JederGebrauchswerthals solcher dient, indem er konsumirt, d. h. vernichtet wird. Der Gebrauchswerth des Goldes als Geld aber ist Träger des Tauschwerths zu sein, als formloser Rohstoff Materiatur der allgemeinen Arbeitszeit. Als formloses Metall besitzt der Tauschwerth eine unvergängliche Form. Gold oder Silber so als Geld immobilisirt ist Schatz. Bei Völkern von rein metallischer Cirkulation, wie bei den Alten, zeigt sich Schatzbildung als ein allseitiger Proceß vom Einzelnen bis zum Staat, der seinen Staatsschatz hütet. In den ältern Zeiten, in Asien und Egyp ten, erscheinen diese Schätze in der Hut der Könige und Priester mehr als Zeugen ihrer Macht. In Griechenland und Rom wird es Politik Staatsschätze 35 20 25 30 ) Boisguillebert wittert in der ersten Immobilisirung des perpetuum mobile, d. h. der V er 1 neinung seines funktionellen Daseins als Cirkulationsmittel, sofort seine Verselbstständiguns gegen die Waaren. Das Geld, sagt er, soll sein "dans un mouvement continuel, ce qui ne peut etre que tant qu 'il est meuble, mais sitöt qu 'il devient immeuble tout est perdu." Le detail de Ja France p. 213. Was er übersieht, ist, daß dies Stillstehen Bedingung seiner Bewegung ist. Was er in der That will, ist daß der Tauschwerth der Waaren als blos verschwindende Form ihres Stoffwechsels erscheine, aber nie sich als Selbstzweck befestige. 40 190 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation zu bilden, als die stets gesicherte und stets schlagfertige Form des Ueber flusses. 11107[ Das schnelle U eberführen solcher Schätze von einem Land in das andere durch Eroberer und ihre theilweise plötzliche Ausgießung in die Cirkulation, bilden eine Eigenthümlichkeit der antiken Oekonomie. 5 Als vergegenständlichte Arbeitszeit bürgt das Gold für seine eigene Werthgröße, und da es Materiatur der allgemeinen Arbeitszeit ist, bürgt ihm der Cirkulationsproceß für seine stete Wirkung als Tauschwerth. Durch die bloße Thatsache, daß der Waarenbesitzer die Waare in ihrer Gestalt als Tauschwerth oder den Tauschwerth selbst als Waare festhalten kann, wird 10 der Austausch der Waaren, um sie in der verwandelten Gestalt des Goldes zurückzuerhalten, eigenes Motiv der Cirkulation. Die Metamorphose der Waare W -G findet statt um ihrer Metamorphose willen, um sie aus be sonderm natürlichen Reichthum in allgemeinen gesellschaftlichen Reich thum zu verwandeln. Statt des Stoffwechsels wird der Formwechsel Selbst- zweck. Aus der bloßen Form schlägt der Tauschwerth um in den Inhalt der Bewegung. Als Reichthum, als Waare erhält sich die Waare nur so fern sie sich innerhalb der Sphäre der Cirkulation erhält, und sie erhält sich nur in diesem flüssigen Zustand, so weit sie zu Silber und Gold verknöchert. Sie bleibt im Fluß als Krystall des Cirkulationsprocesses. Gold und Silberfixiren sich indeß selber nur als Geld, sofern sie nicht Cirkulationsmittel sind. Als Nicht-Cirkulationsmittel werden sie Geld. Das Entziehen der Waare aus der Cirkulation in der Form des Goldes ist also das einzige Mittel sie beständig innerhalb der Cirkulation zu halten. 20 15 Der Waarenbesitzer kann von der Cirkulation nur als Geld zurückerhalten, 25 was er ihr als Waare giebt. Beständiges Verkaufen, fortwährendes Werfen von Waaren in Cirkulation, ist daher erste Bedingung der Schatzbildung vom Standpunkte der Waaren-Cirkulation. Andrerseits verschwindet das Geld beständig als Cirkulationsmittel im Cirkulationsproceß selbst, indem es sich stets in Gebrauchswerthell verwirklicht und in vergängliche Genüsse auflöst. 30 Es muß also dem verzehrenden Strom der Cirkulation entrissen, oder die Waare muß in ihrer ersten Metamorphose festgehalten werden, indem es verhindert wird, seine Funktion als Kaufmittel zu vollziehen. Der Waaren besitzer, der nun zum Schatzbildner geworden ist, muß möglichst viel ver kaufen und möglichst wenig kaufen,, 1[108[ wie schon der alte Cato lehrte: 35 patrem familias vendacem, non emacem esse. Wie Arbeitsamkeit die posi tive, ist Sparsamkeit die negative Bedingung der Schatzbildung. Je weniger das Aequivalent der Waare in besondern Waaren oder Gebrauchswertheu der Cirkulation entzogen wird, um so mehr wird es ihr in der Form des Geldes oder Tauschwerths entzogen 1 ). Die Aneignung des Reichthums in seiner 40 1 ) "Je mehr der Vorrathin Waaren wächst, um so mehr nimmt der als Schatz (in treasure) existirende ab." E. Misseiden l. c. p. 23. 191 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft 5 allgemeinen Form bedingt also die Entsagung auf den Reichthum in seiner stofflichen Wirklichkeit. Der lebendige Trieb der Schatzbildung ist daher der Geiz, für den nicht die Waare als Gebrauchswerth, sondern der Tauschwerth als Waare Bedürfniß ist. Um sich des Ueberflusses in seiner allgemeinen Form zu bemächtigen, müssen die besonderen Bedürfnisse als Luxus und Ueberfluß behandelt werden. So machten im Jahr 1593 dieKortezPhilipp II. eine V orsteJiung, worin es unter anderm heißt: "Die Kortez von Valladolid vom Jahre 1586 baten Ew. Majestät nicht ferner die Einfuhr in das König reich zu erlauben von Kerzen, Glaswaaren, Bijouterieen, Messern und ähnlichen Dingen, die vom Ausland kommen, um diese dem·menschlichen 10 Leben so unnützen Dinge auszutauschen gegen Gold, als ob die Spanier Indianer wären." Der Schatzbildner verachtet die weltlichen, zeitlichen und vergänglichen Genüsse um dem ewigen Schatz nachzujagen, den weder die Motten noch der Rost fressen, der ganz himmlisch und ganz irdisch ist. "Die allgemeine entfernte Ursache unseres Mangels an Gold", sagt Misseiden in 15 der angeführten Schrift, "ist der große Exceß dieses Königreichs im Konsum von Waaren fremder Länder, die sich uns statt als commodities als dis commodities erproben, indem sie uns von eben so vielem Schatze ab schneiden, der sonst an die Stelle dieser Spielsachen (toys) importirt würde. Wir konsumiren unter uns einen viel zu großen Ueberfluß an Weinen von Spanien, Frankreich, Rheinland, Levante; die Rosinen von Spanien, die Korinthen der Levante, die Lawns (Sorte feiner Leinwand) und Kambries von Hainault, die Seidenzeuge von Italien, Zucker und Taback von West indien, die Gewürze von Ostindien, alles das kein absolutes Bedürfniß für uns und dennoch werden diese Dinge lit09j gekauft mit hartem Gold" 1 ). Als Gold und Silber ist der Reichthum unvergänglich, sowohl weil der Tauschwerth in unverwüstlichem Metall existirt, als namentlich weil das Gold und Silber verhindert wird als Cirkulationsmittel zur nur verschwinden- den Geldform der Waare zu werden. Der vergängliche Gehalt wird so der unvergänglichen Form geopfert. "Wird das Geld durch die Steuer von einem genommen, der es verißt oder vertrinkt und einem gegeben, der es in Ver besserung des Landes, Fischfang, Minenwerken, Manufakturen oder selbst in Kleidern verwendet, so ist immer ein Vortheil für das Gemeinwesen vorhanden, denn selbst Kleider sind nicht so vergänglich als Mahlzeiten und Getränke. Wird es in Hausmöbeln verwandt, so ist der V ortheil um so größer, im Bauen von Häusern noch größer u. s. w., am größten von allem, wenn Gold und Silber in das Land gebracht wird, weil diese Dinge allein nicht ver gänglich sind, sondern zu allen Zeiten und allen Orten als Reichthum ge schätzt werden; alles andere ist nur Reichthum pro hic et nunc" 2 ). Das 25 20 35 30 1) 1. c. p. 11-13 passim. 2 ) Petty. Political Arith. 1. c. p. 196. 40 192 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation 10 dem Tode in der andern Welt dienen wird" 1 Entreißen des Geldes aus dem Strom der Cirkulation und Retten vor dem gesellschaftlichen Stoffwechsel zeigt sich auch äußerlich im Vergraben, so daß der gesellschaftliche Reichthum als unterirdischer unvergänglicher Schatz in ein ganz heimliches Privatverhältniß zum Waarenbesitzer gebracht 5 wird. Doktor Bernier, der sich eine Zeitlang zu Delhi am Hofe Aurenzeb's aufhielt, erzählt wie die Kaufleute ihr Geld heimlich und tief vergraben, besonders aber die nichtmohamedanischen Heiden, die fast allen Handel und alles Geld in der Hand haben, "befangen wie sie sind im Glauben, daß das Gold und Silber, welches sie während ihres Lebens verbergen, ihnen nach ). Der Schatzbildner ist übrigens, soweit sein Ascetismus mit thatkräftiger Arbeitsamkeit verbunden ist, von Religion wesentlich Protestant und noch mehr Puritaner. "Das kann man nicht leugnen, daß Kaufen und Verkaufen ein nöthig Ding ist, das man nicht entbehren kann, und wohl christlich kaufen kann, sonderlich in jjllOj Dingen 15 die zur Nothund Ehre dienen, denn also haben auch die Patriarchen gekauft und verkauft, Vieh, Wolle, Getreide, Butter, Milch und andere Güter. Es sind Gottesgaben, die er aus der Erde giebt und unter die Menschen theilt. Aber der ausländische Kaufhandel, der aus Kalikut und Indien und dergleichen Waar herbringt, aber solch köstlich Seiden und Goldwerk und Würze, die 20 nur zur Pracht und keinen Nutzen dient, und Land und Leuten das Geld aussaugt, sollte nicht zugelassen werden, so wir ein Regiment von Fürsten hätten. Doch hiervon will ich jetzt nicht schreiben; denn ich achte, es werde zuletzt, wenn wir nicht mehr Geld haben, von ihm selbst ablassen müssen, wie auch der Schmuck und Fraß: es will doch sonst kein Schreiben und 25 Lehren helfen, bis uns die N oth und Armuth zwingt". 2 ) \ 30 35 ) Fran~ois Bernier. Voyage contenant la description des etats du Grand Mogul. Pariser Aus 1 gabe 1830. t.l. conf. p. 312-14. 2) Doktor Martin Luther. Bücher vom Kaufhandel und Wucher. 1524. An derselben Stelle sagt Luther: "Gott hat uns Deutsche dahin geschleudert, daß wir unser Gold und Silber müssen in fremde Länder stoßen, alle Welt reich machen und selbst Bettler bleiben. England sollte wohl weniger Goldes haben, wenn Deutschland ihm sein Tuch ließe und der König von Portugal sollte auch weniger haben, wenn wir ihm die Würze ließen. Rechne Du, wie viel [Geldes] eine Messe zu Frankfurt aus deutschen Landen gefürt wird, ohne Not und Ursache: so wirst Du Dich wundern, wie es zugehe, daß noch ein Heller in deutschen Landen sei. Frank- furt ist das Silber- und Goldloch, dadurch aus deutschem Lande fleußt, was nur quillet und wächst, gemünzt oder geschlagen wird bei uns: wäre das Loch zugestopft, so dürft man izt der Klage nicht hören, wie allenthalben eitel Schuld und kein Geld, alle Land und Städte aus gewuchert sind. Aber laß gehen, es will doch also gehen: wir Deutsche müssen Deutsche bleiben! wir lassen nicht ab, wir müssen denn." · 40 Misselden in der oben angeführten Schrift will das Gold und Silber wenigstens im Kreis der Christenheit halten: "Das Geld wird vermindert durch den Handel jenseits der Christenheit mit der Türkei, Persien und Ostindien. Diese Handelszweige werden größtentheils mit baarem Geld geführt, jedoch ganz anders wie die Handelszweige der Christenheit in sich selbst. Denn obgleich der Handel innerhalb der Christenheit mit baarem Geld getrieben wird, ist doch das 45 Geld fortwährend eingeschlossen innerhalb seiner Grenzen. Da ist in der That Strömung und 193 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft ltttl In Zeiten der Erschütterung des gesellschaftlichen Stoffwechsels findet selbst in der entwickelten bürgerlichen Gesellschaft das Vergraben des Geldes als Schatz statt. Der gesellschaftliche Zusammenhang in seiner kompakten Form- für den Waarenbesitzer besteht dieser Zusammenhang in der Waare und das adäquate Dasein der Waare ist Geld - wird gerettet vor der gesellschaftlichen Bewegung. Der gesellschaftliche nervus rerum wird bestattet neben dem Körper, dessen Nerv er ist. 5 Der Schatz wäre nun blos nutzloses Metall, seine Geldseele wäre aus ihm entflohen und er bliebe als ausgebrannte Asche der Cirkulation, als ihr caput mortuum zurück, stünde er nicht in beständiger Spannung zu ihr. Geld oder 10 verselbstständigter Tauschwerth ist seiner Qualität nach Dasein des ab strakten Reichthums, andererseits aber ist jede gegebene Geldsumme quantitativ begrenzte Werthgröße. Die quantitative Grenze des Tauschwerths widerspricht seiner qualitativen Allgemeinheit und der Schatzbildner empfindet die Grenze als Schranke, die in der That zugleich in qualitative Schranke umschlägt, oder den Schatz zum blos beschränkten Repräsentanten des stofflichen Reichtbums macht. Geld, als das allgemeine Aequivalent, stellt sich, wie wir sahen unmittelbar dar in einer Gleichung, worin es selbst die eine Seite, die unendliche Reihe der Waaren aber die andre Seite bildet. Von der Größe des Tauschwerths hängt es ab, wie weit es sich anr:tähernd als solche unendliche Reihe realisirt, d. h. seinem Begriff als Tauschwerth entspricht. Die Bewegung des Tauschwerths als Tauschwerth, als Automat, kann überhaupt nur die sein über seine quantitative Grenze hinauszugehen. Indem aber eine quantitative Grenze des Schatzes über schritten wird, wird eine neue Schranke geschaffen, die wieder aufgehoben werden muß. Es ist nicht eine bestimmte Grenze des Schatzes, die als Schranke erscheint, sondern jede Grenze desselben. Die Schatzbildung hat also keine immanente Grenze, kein Maaß in sich, sondern ist ein endloser Proceß, der in seinem jedesmaligen Resultat ein Motiv seines Anfangs findet. Wenn der Schatz nur vermehrt wird, indem er konservirt wird, so wird er aber auch nur konservirt, indem er vermehrt wird. 25 30 15 20 Das Geld ist nicht nur ein Gegenstand der Bereicherungssucht, es ist der Gegenstand derselben. Sie ist wesentlich auri sacra faines. 111121 Die Be reicherungssucht im Unterschied von der Sucht nach besonderm natür lichen Reichthum oder Gebrauchswerthen, wie Kleider, Schmuck, Heerden 35 u. s. w. ist nur möglich, sobald der allgemeine Reichthum als solcher in einem Gegenströmung, Fluth und Ebbe des Geldes in dem innerh~lb der Christenheit geführten Handel, denn manchmal ist es reichlicher an einem Theil, mangelnder an einem andern, je nachdem ein Land Mangel hat und ein anderes Ueberfluß: es kommt und geht und wirbelt im Kreis der Christenheit, aber bleibt stets von seiner Linie umfangen. Aber das Geld womit außerhalb der Christenheit in die obenangegebnen Länder hinausgehandelt wird, ist beständig ausgegeben und kehrt nie zurück." 40 194 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation besondem Ding individualisirt ist, und daher als einzelne Waare festgehalten werden kann. Das Geld erscheint also ebenso sehr als Gegenstand wie Quelle der Bereicherungssucht1 ). Was in der That zu Grunde liegt, ist daß der Tauschwerth als solcher und damit seine Vermehrung zum Zweck wird. Der 5 Geiz hält den Schatz fest, indem er dem Geld nicht erlaubt, Cirkulationsmittel zu werden, aber die Goldgier erhält seine Geldseele, seine beständige Spannung gegen die Cirkulation. Die Thätigkeit nun, wodurch der Schatz gebildet wird, ist einerseits Entziehen des Geldes aus der Cirkulation durch beständig wiederholten 10 Verkauf, andrerseits einfaches Aufspeichern, Akkumuliren. Es ist in der That nur in der Sphäre der einfachen Cirkulation, und zwar in der Form der Schatzbildung, daß die Akkumulation des Reichtbums als solche stattfindet, während, wie wir später sehen werden, die andern s. g. Formen der Ak kumulation nur mißbräuchlich, nur durch Erinnerung an die einfache Geld- 15 akkumulation, als Akkumulation gelten. Alle andern Waaren werden auf gehäuft entweder als Gebrauchswerthe, und dann ist die Art ihrer Auf häufung bestimmt durch die Besonderheit ihres Gebrauchswerths. Auf häufen von Getreide z. B. erfordert besondre Vorrichtungen. Schaafe auf häufen macht mich zum Hirten, Sklaven und Land aufhä~en macht Herr- schafts- und Knechtschaftsverhältnisse nöthig u. s. w. Die Vorrathbildung des besondern Reichtbums erfordert besondere Processe, unterschieden vom einfachen Akt des Aufhäufens selbst, und entwickelt besondre Seiten der Individualität. Oder der Reichthum in der Form von Waaren wird als Tauschwerth aufgehäuft und dann erscheint die Aufhäufung als eine kauf- 25 männische oder specifisch ökonomische Operation. Das Subjekt derselben wird Kornhändler, Viehhändler u. s. w. Gold und Silber sind Geld nicht durch irgend eine Thätigkeit des Individuums das sie aufhäuft, sondern als I \113\ Krystalle des ohne sein Zuthun vor sich gehenden Cirkulationsproces ses. Er hat nichts zu thun, als sie bei Seite zu schaffen und Gewicht zu Ge- 30 wicht zu häufen, eine ganz inhaltslose Thätigkeit, die auf alle anderen 20 35 40 ) Waaren angewandt, sie entwerthen würde. 2 1 ) A nummo prima origo avaritiae ... haec paulatim exarsit rabie quadam, non iam avaritia, sed fames auris. Plin. Hist. nat. L. XXXIII, c. XIV. 2 ) Horaz versteht also nichts von der Philosophie der Schatzbildung, wenn er sagt: (Satir. I. Il. Satir. III): "Siquis emat citharas, emptas comportat in unum, Nec studio citharae nec musae deditus ulli; Si scalpra et formas non sutor; nautica vela Aversus mercaturi~; delirus et amens. Undique dicatur merito. Qui discrepat istis, Qui nummos aurumque recondit, nescius uti Compositis metuensque velut contingere sacrum?" Herr Senior versteht die Sache besser: « L'argent paralt etre Ia seule chose dont Jedesir est universel, et il en est ainsi parce que l'argent est unerichesse abstraite et parce que les hommes, en le possedant peuvent satisfaire a tous leurs besoins, de quelque nature qu 'ils soient. » Principes fondamentaux de l'Ec. pol. traduit par le Comte Jean Arrivabene Paris 1836 p. 221 oder Storch: "Da das Geld alle andern Reichthümer repräsentirt, hat man es nur aufzuhäufen, um sich alle in der Welt existirenden Arten von Reichthum zu verschaffen." (1. c. t. 2, p. 135.) 195 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft s Unser Schatzbildner erscheint als Märtyrer des Tauschwerths, heiliger Ascet auf dem Gipfel der Metallsäule. Es ist ihm nur um den Reichthum in seiner gesellschaftlichen Form zu thun und darum vergräbt er ihn vor der Gesellschaft. Er verlangt die Waare in ihrer stets cirkulationsfähigen Form und darum entzieht er sie der Cirkulation. Er schwärmt für den Tauschwerth und darum tauscht er nicpt aus. Die flüssige Form des Reichtbums und sein Petrefakt, Elixir des Lebens und Stein der Weisen, spuken alchymistisch toll durcheinander. In seiner eingebildeten schrankenlosen Genußsucht entsagt er allem Genusse. Weil er alle gesellschaftlichen Bedürfnisse befriedigen will, befriedigt er kaum die natürliche N othdurft. Indem er den Reichthum 1 o in seiner metallischen Leiblichkeit festhält, verdunstet er ihm zum bloßen Hirngespinst. In der That aber ist das Aufhäufen des Geldes um des Geldes willen die barbarische Form der Produktion um der Produktion willen, d. h. Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit hinaus über die Schranken herkömmlicher Bedürfnisse. Je unentwickelter die Waaren- produktion, um so wichtiger ist die erste Verselbstständigung des Tauschwerths als Geld, die Schatzbildung, die daher eine große Rolle spielt bei den alten Völkern, in Asien \\114\ bis auf die heutige Stunde, und bei den modernen Bauernvölkern, wo der Tauschwerth noch nicht alle Produktions verhältnisse ergriffen hat. Die specifisch ökonomische Funktion der Schatz- bildung innerhalb der metallischen Cirkulation selbst werden wir sogleich betrachten, erwähnen aber noch vorher eine' andre Form der Schatzbil dung. 20 15 Ganz abgesehn von ihren ästhetischen Eigenschaften sind silberne und goldne Waaren, sofern das Material, woraus sie bestehn, Material des Geldes 25 ist, umwandelbar in Geld, wie Goldgeld oder Goldbarren in sie um wandelbar sind. Weil Gold und Silber das Material des abstrakten Reichtbums sind, besteht die größte Schaustellung des Reichtbums in ihrer Benutzung als konkreter Gebrauchswerthe, und wenn der Waarenbesitzer auf gewissen Stufen der Produktion seinen Schatz verbirgt, treibt es ihn überall, wo es mit 30 Sicherheit geschehn kann, als rico hombre den andern Waarenbesitzern zu erscheinen. Er vergoldet sich und sein Haus 1 ). In Asien, namentlich in Indien, wo die Schatzbildung nicht wie in der bürgerlichen Oekonomie als eine untergeordnete Funktion des Mechanismus der Gesammtproduktion er scheint, sondern der Reichthum in dieser Form als letzter Zweck festgehalten wird, sind Gold- und Silberwaaren eigentlich nur ästhetische Form der 35 ) Wie sehr der inner man des Waarenindividuums unverändert bleibt, auch wo es sich civilisirt 1 und zum Kapitalisten entwickelt hat, beweist z. B. der Londoner Repräsentant eines kosmo politischen Banquierhauses, der als passendes Familienwappen eine Banknote von 100 000 f. St. in Glas und Rahmen hängen hat. Die Pointe ist hier das spöttisch vornehme Herabsehn der 40 Note auf die Cirkulation. 196 Zweites Kapitel · Das Geld oder die einfache Zirkulation 10 Schätze. Im mittelaUrigen England waren Gold- und Silberwaaren, da ihr Werth nur wenig durch die zugefügte rohe Arbeit vermehrt wurde, gesetzlich als bloße Form des Schatzes betrachtet. Ihr Zweck war wieder in Cirkulation geworfen zu werden und ihre Feinheit daher ganz ebenso vorgeschrieben, 5 wie die der Münze selbst. Der wachsende Gebrauch von Gold und Silber als Luxusgegenständen mit wachsendem Reichthum, ist eine so einfache Sache, daß sie den Alten völlig klar war 1 ), während die modernen Oekonomen den falschen Satz aufgestellt haben, daß der Gebrauch silberner und goldner Waaren nicht zunehme im Verhältniß zum Steigen des Reichthums, \ 11151 sondern nur im Verhältniß zum Werthfall der edeln Metalle. Ihre sonst genauen Nachweisungen über die Verwendung des kaliforniseben und australischen Goldes zeigen daher stets einen Ausfall, weil der gestiegne Konsum des Goldes als Rohmaterial in ihrer Einbildung nicht gerechtfertigt ist durch entsprechenden Fall in seinem Werth. Von 1810 bis 1830, in Folge 15 des Kampfs der amerikanischen Kolonien mit Spanien und der Unterbre chung der Minenarbeit durch Revolutionen, hatte die jährliche Durch schnittsproduktion der edeln Metalle um mehr als die Hälfte abgenommen. Die Abnahme der in Europa cirkulirenden Münze betrug beinahe 1 h, 1829 verglichen mit 1809. Obgleich also die Quantität der Produktion abgenommen 20 hatte und die Produktionskosten gestiegen, wenn überhaupt verändert waren, nahm nichtsdestoweniger der Konsum der edeln Metalle als Luxus gegenstände außerordentlich zu, in England schon während des Krieges, auf dem Kontinent seit dem Pariser Frieden. Er stieg mit dem Wachsthorn des allgemeinen Reichthums2 ). Als allgemeines Gesetz kann aufgestellt werden, 25 daß die Umwandlung von Gold- und Silbergeld in Luxusgegenstände während des Friedens, ihre Rückverwandlung in Barren oder auch Münze aber nur in sturmvollen Zuständen vorwiege). Wie bedeutend das Verhältniß des in der Form von Luxuswaare existirenden Gold- und Silberschatzes zu dem als Geld dienenden edeln Metall ist, mag daraus ersehn werden, daß 1829 30 das Verhältniß nach Jakob in England wie 2 zu 1 war, in ganz Europa und Amerika aber 1/4 mehr edles Metall in Luxusgegenständen als in Geld exi stirte. Wir sahen, daß der Geldumlauf blos die Erscheinung der Metamorphose der Waaren ist, oder des Formwechsels, worin sich der gesellschaftliche 35 Stoffwechsel vollzieht. Mit der wechselnden Preissumme der cirkulirenden Waaren oder dem Umfang ihrer gleichzeitigen Metamorphosen einerseits, 3 1 ) Siehe die später citirte Stelle von Xenophon. 2 ) Jacob 1. c. t. 2. eh. 25 und 26 ) "In times of great agitation and insecurity, especially during internal commotions or inva- sions, gold and silver articles are rapidly converted into money; whilst during periods of tranquillity and prosperity, money is converted into plate and jewellery·." (t. 2. p. 357.1. c.) 40 197 Karl Marx . Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft 5 mit der jedesmaligen Geschwindigkeit ihres Formwechsels andrerseits, mußte daher die Gesammtquantität des cirkulirenden Geldes beständig expandiren oder \\116\ kontrahiren, was nur möglich unter der Bedingung, daß die Gesammtquantität des in einem Lande befindlichen Geldes fort während in wechselndem Verhältniß steht zur Quantität des in Cirkulation befindlichen Geldes. Diese Bedingung wird dutch die Schatzbildung erfüllt. Fallen die Preise oder steigt die Cirkulationsgeschwindigkeit, so absorbiren die Schatzreservoirs den aus der Cirkulation abgesonderten Theil des Geldes; steigen die Preise oder fällt die Cirkulationsgeschwindigkeit, so öffnen sich die Schätze und strömen theilweise in die Cirkulation zurück. 10 Die Erstarrung des cirkulirenden Geldes in Schatz und das Ergießen der Schätze in die Cirkulation, ist beständig wechselnde oscillatodsche Be wegung, worin das Vorwiegen der einen oder der andern Richtung aus schließlich durch die Schwankungen der Waarencirkulation bestimmt ist. Die Schätze erscheinen so als Zufuhr- und Abzugskanäle des cirkulirenden 15 Geldes, so daß immer nur das durch die unmittelbaren Bedürfnisse der Cirkulation selbst bedingte Quantum Geld als Münze cirkulirt. Dehnt sich der Umfang der Gesammtcirkulation plötzlich aus und wiegt die flüssige Einheit von Verkauf und Kauf vor, so daß aber die Gesammtsumme der zu realisirenden Preise noch rascher wächst als die Geschwindigkeit des Geld- umlaufs, so entleeren sich die Schätze zusehends; sobald die Gesammt bewegung· ungewöhnlich stockt, oder die Trennung von Verkauf und Kauf sich befestigt, erstarrt das Cirkulationsmittel in auffallenden Proportionen zu Geld und füllen sich die Schatzreservoirs weit über ihr Durchschnitts niveau. In Ländern rein metallischer Cirkulation oder unentwickelter Pro- duktionsstufe sind die Schätze unendlich zersplittert und zerstreut über die ganze Oberfläche des Landes, während sie in bürgerlich entwickelten Ländern in den Bankreservoirs koncentrirt werden. Der Schatz ist nicht zu verwechseln mit der Münzreserve die selbst einen Bestandtheil der stets in Cirkulation befindlichen Gesammtquantität Geld bildet, während das aktive 30 Verhältniß von Schatz und Cirkulationsmittel das Sinken oder Steigen jener Gesammtquantität unterstellt. Gold- und Silberwaaren bilden, wie wir ge sehn, ebenfalls sowohl einen Abzugskanal der edlen Metalle, wie latente Zufuhr-Quelle. In gewöhnlichen Zeiten ist nur ihre erstere Funktion wichtig für die Oekonomie der metallischen Cirkulation. 1 20 35 25 ) \ 1 ) In der folgenden Stelle entwickelt Xenophon Geld in seiner spezifischen Formbestimmtheit als Geld und Schatz: "Ev f-l.OV(t) TOU't(t) !hv E"fW otoa EP"fWV ouoe cpitoveL: ouodc; 'tOLS E1n, E'tL xat 'l'tOAU f.LaA.A.ov ap')'OU Tilc; yijc; ')'L'YlJOf.LEV'Jl<; xat dc; E7tl:t-ft8eLa xat etc; E7tLxm)pouc; vof.LL