KARL MARX FRIEDRICH ENGELS GESAMTAUSGABE ZWEITE ABTEILUNG „DAS KAPITAL" UND VORARBEITEN BAND 13 H E R A U S G E G E B EN V ON D ER I N T E R N A T I O N A L EN M A R X - E N G E L S - S T I F T U NG A M S T E R D AM KARL MARX DAS KAPITAL KRITIK DER POLITISCHEN ÖKONOMIE ZWEITER BAND HAMBURG 1885 T E XT Bearbeitet von Izumi Omura, Keizo Hayasaka, R o lf Hecker, Sejiro Kubo, Akira Miyakawa, Kenji Mori, Sadao Ohno, Regina Roth, Shinya Shibata und Ryojiro Yatuyanagi AKADEMIE VERLAG 2008 Internationale Marx-Engels-Stiftung Vorstand Kiril! Anderson, Dieter Dowe, Jaap Kloosterman, Herfried Münkler Redaktionskommission Georgij Bagaturija, Beatrix Bouvier, Terrell Carver, Galina Golovina, Lex Heerma van Voss, Jürgen Herres, Gerald Hubmann, Götz Langkau, Manfred Neuhaus, Izumi Omura, Teinosuke Otani, Fred E. Schräder, Ljudmila Vasina, Carl-Erich Vollgraf, Wei Jianhua Wissenschaftlicher Beirat Shlomo Avineri, Gerd Caliesen, Robert E. Cazden, Iring Fetscher, Eric J. Fischer, Patrick Fridenson, Francesca Gori, Andrzej F. Grabski, Carlos B. Gutiérrez, Hans-Peter Harstick, Fumio Hattori f, Eric J. Hobsbawm, Hermann Klenner, Michael Knieriem, Jürgen Kocka, Nikolaj Lapin, Hermann Lübbe, Teodor Ojzerman, Berteli Oilman, Tsutomu Ouchi, Hans Pelger, Pedro Ribas, Bertram Schefold, Wolfgang Schieder, Hans Schilar, Walter Schmidt, Gareth Stedman Jones, Jean Stengers, Shiro Sugihara, Immanuel Wallerstein Dieser Band wurde durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundes (Bundesministerium für Bildung und Forschung) und des Landes Berlin (Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung) gefördert. ISBN 978-3-05-004174-2 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2008 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Ubersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Fotokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Gesamtherstellung: pagina GmbH, Tübingen Printed in the Federal Republic of Germany Inhalt Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen Einführung Entstehung und Überlieferung KARL MARX: DAS KAPITAL. KRITIK DER POLITI SCHEN ÖKONOMIE. ZWEITER BAND. HAMBURG 1885 Vorwort von Friedrich Engels Inhaltsverzeichnis Zweites Buch. Der Zirkulationsprozeß des Kapitals Erster Abschnitt. Der Kreislaufsprozeß des Kapitals Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals Erstes Stadium. G-W I. II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Ka pitals III. Drittes Stadium. W'-G' IV. Der Gesamtkreislauf Zweites Kapitel. Der Kreislauf des produktiven Kapi tals. I. II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Einfache Reproduktion Stufenleiter III. Geldakkumulation IV. Reservefonds Text Apparat 495 497 549 5 23 27 27 27 28 36 39 49 60 61 73 77 79 V Inhalt Drittes Kapitel. Der Kreislauf des Warenkapitals Viertes Kapitel. Die drei Figuren des Kreislaufsprozes s es Fünftes Kapitel. Die Umlaufszeit Sechstes Kapitel. Die Zirkulationskosten I. Reine Zirkulationskosten 1) Kauf-und Verkaufszeit 2) Buchführung 3) Geld II. Aufbewahrungkosten 1) Vorratbildung überhaupt 2) Eigentlicher Warenvorrat III. Transportkosten Zweiter Abschnitt. Der Umschlag des Kapitals Siebtes Kapitel. Umschlagszeit und Umschlagszahl Achtes Kapitel. Fixes Kapital und zirkulierendes Kapi tal I. Die Formunterschiede II. Bestandteile, Ersatz und Reparatur, Akkumu lation des fixen Kapitals Neuntes Kapitel. Der Gesamtumschlag des vorge- schoßnen Kapitals. Umschlagszyklen Zehntes Kapitel. Theorien über fixes und zirkulieren des Kapital. Die Physiokraten und Adam Smith Elftes Kapitel. Fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo Zwölftes Kapitel. Die Arbeitsperiode Dreizehntes Kapitel. Die Produktionszeit Vierzehntes Kapitel. Die Umlaufszeit Fünfzehntes Kapitel. Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des vorzuschießenden Kapitals I. Arbeitsperiode gleich der Zirkulationsperiode II. Arbeitsperiode größer als Zirkulationsperiode III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufsperiode IV. Resultate V. Wirkung von Preiswechsel Sechzehntes Kapitel. Der Umschlag des variablen Ka pitals I. Die Jahresrate des Mehrwerts II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell schaftlich betrachtet. VI Text Apparat 81 93 112 119 119 119 123 125 126 127 132 137 141 141 145 145 156 169 175 198 211 220 230 238 247 250 254 258 263 271 271 285 289 Inhalt Siebzehntes Kapitel. Die Cirkulation des Mehrwerths Einfache Reproduktion I. II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion Dritter Abschnitt. Die Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Achtzehntes Kapitel. Einleitung I. Gegenstand der Untersuchung II. Die Rolle des Geldkapitals Neunzehntes Kapitel. Frühere Darstellungen des Ge genstandes I. Die Physiokraten II. Adam Smith 1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte 2) Smiths Auflösung des Tauschwerts in ν + m 3) Der konstante Kapitalteil 4) Kapital und Revenue bei A. Smith 5) Zusammenfassung III. Die Späteren Zwanzigstes Kapitel. Einfache Reproduktion Stellung der Frage I. II. Die zwei Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion III. Der Umsatz zwischen den beiden Abteilungen: l(v + m) gegen llc IV. Der Umsatz innerhalb der Abteilung II. Notwen dige Lebensmittel und Luxusmittel V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzir kulation VI. Das konstante Kapital der Abteilung I VII. Variables Kapital und Mehrwert in beiden Ab teilungen VIII. Das konstante Kapital in beiden Abteilungen IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und Ar beitslohn XI. Ersatz des fixen Kapitals 1. Ersatz des Verschleiß-Wertteils in Geld form 2. Ersatz des fixen Kapitals in natura 3. Resultate XII. Die Reproduktion des Geldmaterials XIII. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie Text Apparat 295 301 319 325 325 325 328 333 333 336 336 343 346 351 357 362 364 364 367 370 374 383 392 395 398 403 406 417 420 425 433 436 446 VII Inhalt Text Apparat Einundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation und erwei terte Reproduktion I. Akkumulation in Abteilung I 1. Schatzbildung 2. Das zusätzliche konstante Kapital 3. Das zusätzliche variable Kapital II. Akkumulation in Abteilung II III. Schematische Darstellung der Akkumulation 1. Erstes Beispiel 2. Zweites Beispiel 3. Umsatz von l lc bei Akkumulation IV. Nachträgliches Friedrich Engels · Vorwort zur zweiten Auflage. Hamburg 1893 454 457 457 461 465 466 470 474 477 483 485 487 REGISTER UND VERZEICHNISSE Namenregister Literaturregister 1. Arbeiten von Marx und Engels a. Gedruckte Schriften b. Manuskripte 2. Arbeiten anderer Autoren 3. Periodika Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur 1. Archivalien a. Manuskripte b. Briefe 2. Gedruckte Quellen a. Quelleneditionen b. Zeitgenössische Publikationen c. Periodika 3. Nachschlagewerke und Bibliographien 4. Forschungsliteratur Sachregister 709 721 721 721 722 723 729 731 731 731 732 735 735 738 743 743 744 757 VIII Inhalt Verzeichnis der Abbildungen Titelblatt der ersten Auflage von 1885. Widmungsexemplar für August Bebel Annonce der ersten Auflage im „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel" Titelblatt der ersten russischen Ausgabe von 1885 Titelblatt der zweiten Auflage von 1893 Text Apparat 555 577 578 Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Zweiter Band. Hamburg 1 8 85 Titelblatt der ersten Auflage von 1885. Widmungsexemplar für August Bebel (SAPMO/Bibl. Sign. 52/7241-2,2). I [111] I Vorwort. Das zweite Buch des „Kapital" druckfertig herzustellen und zwar so, daß es einerseits als zusammenhängendes und möglichst abgeschloßnes Werk, andrerseits aber auch als das ausschließliche Werk des Verfassers, nicht 5 des Herausgebers dastand, war keine leichte Arbeit. Die große Zahl der vorhandnen, meist fragmentarischen Bearbeitungen erschwerte die Auf gabe. Höchstens eine einzige (Manuskript I V) war, soweit sie ging, durchweg für den Druck redigirt; dafür aber auch der größte Theil durch Redaktionen aus späterer Zeit veraltet. Die Hauptmasse des Materials 10 war, wenn auch größtentheils sachlich, so doch nicht sprachlich fertig ausgearbeitet; abgefaßt in der Sprache, worin Marx seine Auszüge anzu fertigen pflegte: nachlässiger Styl, familiäre, oft derbhumoristische Aus drücke und Wendungen, englische und französische technische Bezeich nungen, oft ganze Sätze und selbst Seiten Englisch; es ist Niederschrift 15 der Gedanken in der Form, wie sie sich jedesmal im K o pf des Verfassers entwickelten. Neben einzelnen, ausführlich dargestellten Partien andre, gleich wichtige nur angedeutet; das Material illustrirender Thatsachen gesammelt, aber kaum gruppirt, geschweige verarbeitet; am Schluß der Kapitel, unter dem Drang zum nächsten zu kommen, oft nur ein paar 20 abgerißne Sätze als Marksteine der hier unvollendet gelaßnen Entwick lung; endlich die bekannte, dem Verfasser selbst manchmal unleserliche Handschrift. Ich habe mich damit begnügt, die Manuskripte so wörtlich wie mög lich wieder zu geben, am Styl nur das zu ändern was Marx selbst ge- 25 ändert haben würde, und nur da erläuternde Zwischensätze und Ueber- gänge einzuschieben wo dies absolut nöthig und der Sinn ||IV| obendrein ganz unzweifelhaft war. Sätze, deren Deutung nur im Entferntesten 5 Friedrich Engels Zweifel zuließ, sind lieber ganz wörtlich abgedruckt worden. Die von mir herrührenden Umarbeitungen und Einschiebungen betragen im Ganzen noch keine zehn Druckseiten, und sind nur formeller Natur. Die bloße Aufzählung des von M a rx hinterlaßnen handschriftlichen Materials zu Buch II beweist, mit welcher Gewissenhaftigkeit ohne Glei- 5 chen, mit welcher strengen Selbstkritik er seine großen ökonomischen Entdeckungen bis zur äußersten Vollendung auszuarbeiten strebte, ehe er sie veröffentlichte; eine Selbstkritik, die ihn nur selten dazu kommen ließ, die Darstellung nach Inhalt und F o rm seinem stets durch neue Studien sich erweiternden Gesichtskreis anzupassen. Dies Material besteht nun 10 aus folgendem. Zuerst ein Manuskript „Zur Kritik der politischen Oekonomie", 1472 Quartseiten in 23 Heften, geschrieben August 1861 bis Juni 1863. Es ist die Fortsetzung des 1859 in Berlin erschienenen ersten Hefts desselben Titels. Es behandelt auf Seite 1-220 (Heft I - V) und dann wieder auf Seite 15 1159-1472 (Heft X I X - X X I I I) die in Buch I des „Kapital" untersuchten Themata von der Verwandlung von Geld in Kapital bis zum Schluß, und ist die erste vorhandne Redaktion dafür. Die Seiten 9 7 3 - 1 1 58 (Heft X V I - X V I I I) handeln von: Kapital und Profit, Profitrate, Kaufmanns kapital und Geldkapital, also von Thematen, die später im Manuskript 20 zu Buch I II entwickelt sind. Die in Buch I I, sowie sehr viele später in Buch I II behandelten Themata sind dagegen noch nicht besonders zu sammengestellt. Sie werden nebenbei behandelt, namentlich in dem Ab schnitt, der den Hauptkörper des Manuskripts ausmacht: Seite 2 2 0 - 9 72 (Heft V I - X V ): Theorien über den Mehrwerth. Dieser Abschnitt enthält 25 eine ausführliche kritische Geschichte des Kernpunkts der politischen Oekonomie, der Mehrwerthstheorie, und entwickelt daneben, in pole mischem Gegensatz zu den Vorgängern, die meisten der später im M a nuskript zu Buch II und I II besonders und in logischem Zusammenhang untersuchten Punkte. Ich behalte mir vor, den kritischen Theil dieses 30 Manuskripts, nach Beseitigung der zahlreichen durch Buch II und I II bereits erledigten Stellen, als Buch IV des „Kapital" zu ||V| veröffentli chen. So werthvoll dies Manuskript, so wenig war es für die gegenwärtige Ausgabe des Buch II zu benutzen. Das dem Datum nach jetzt folgende Manuskript ist das von Buch I I I. 35 Es ist wenigstens größtentheils 1864 und 1865 geschrieben. Erst nachdem dies im Wesentlichen fertig, ging Marx an die Ausarbeitung von Buch I, des 1867 gedruckten ersten Bandes. Dies Manuskript von Buch III be arbeite ich jetzt für den Druck. Aus der nächsten Periode - nach Erscheinen des Buch I - liegt vor für 40 Buch II eine Sammlung von vier Manuskripten in Folio, von M a rx selbst 6 Vorwort 5 I - IV numerirt. Davon ist Manuskript I (150 Seiten), vermuthlich von 1865 oder 67 datirend, die erste selbständige, aber mehr oder weniger fragmentarische Bearbeitung von Buch II in seiner gegenwärtigen Ein- theilung. Auch hiervon war nichts benutzbar. Manuskript I II besteht theils aus einer Zusammenstellung von Citaten und Hinweisen auf Marx' Auszugshefte - meist auf den ersten Abschnitt des Buch II bezüglich - theils aus Bearbeitungen einzelner Punkte, namentlich der Kritik der A. Smith'schen Sätze über fixes und cirkulirendes Kapital und über die Quelle des Profits; ferner eine Darstellung des Verhältnisses der Mehr- 10 werthsrate zur Profitrate, die in Buch III gehört. Die Hinweise lieferten wenig neue Ausbeute, die Ausarbeitungen waren sowohl für Buch II wie Buch I II durch spätere Redaktionen überholt, mußten also auch meist bei Seite gelegt werden. - Manuskript IV ist eine druckfertige Bearbei tung des ersten, und der ersten Kapitel des zweiten Abschnitts von Buch 15 II, und ist da, wo es an die Reihe kommt, auch benutzt worden. Obwohl sich herausstellte, daß es früher abgefaßt ist als Manuskript II, so konnte es doch, weil vollendeter in der Form, für den betreffenden Theil des Buchs mit Vortheil benutzt werden; es genügte, aus Manuskript II einige Zusätze zu machen. - Dies letztre Manuskript ist die einzige einigerma- 20 ßen fertig vorliegende Bearbeitung des Buch II und datirt von 1870. Die gleich zu erwähnenden Notizen für die schließliche Redaktion sagen aus drücklich: „Die zweite Bearbeitung muß zu Grunde gelegt werden." Nach 1870 trat wieder eine Pause ein, bedingt hauptsächlich ||VI| durch Krankheitszustände. Wie gewöhnlich füllte Marx diese Zeit durch Stu- 25 dien aus; Agronomie, amerikanische und namentlich russische ländliche Verhältnisse, Geldmarkt und Bankwesen, endlich Naturwissenschaften: Geologie und Physiologie, und namentlich selbständige mathematische Arbeiten, bilden den Inhalt der zahlreichen Auszugshefte aus dieser Zeit. Anfang 1877 fühlte er sich so weit hergestellt, daß er wieder an seine 30 eigentliche Arbeit gehn konnte. Von Ende März 1877 datiren Hinweise und Notizen aus obigen vier Manuskripten als Grundlage einer Neube arbeitung von Buch II, deren Anfang in Manuskript V (56 Seiten Folio) vorliegt. Es umfaßt die ersten vier Kapitel und ist noch wenig ausge arbeitet; wesentliche Punkte werden in Noten unter dem Text behandelt; 35 der Stoff ist mehr gesammelt als gesichtet, aber es ist die letzte vollstän dige Darstellung dieses wichtigsten Theils des ersten Abschnitts. - Ein erster Versuch, hieraus ein druckfertiges Manuskript zu machen, liegt vor in Manuskript VI {nach Oktober 1877 und vor Juli '78); nur 17 Quartsei ten, den größten Theil des ersten Kapitels umfassend, ein zweiter - der 40 letzte - in Manuskript V I I, „2. Juli 1878", nur 7 Folioseiten. 7 Friedrich Engels Um diese Zeit scheint Marx sich darüber klar geworden zu sein, daß ohne eine vollständige Revolution seines Gesundheitszustandes er nie dahin kommen werde, eine ihm selbst genügende Bearbeitung des zwei ten und dritten Buchs zu vollenden. In der That tragen die Manuskripte V - V I II die Spuren gewaltsamen Ankampfs gegen niederdrückende Krankheitszustände nur zu oft an sich. Das schwierigste Stück des ersten Abschnitts war in Manuskript V neu bearbeitet; der Rest des ersten und der ganze zweite Abschnitt (mit Ausnahme des siebzehnten Kapitels) bo ten keine bedeutenden theoretischen Schwierigkeiten; der dritte Ab schnitt dagegen, die Reproduktion und Cirkulation des gesellschaftlichen Kapitals, schien ihm einer Umarbeitung dringend bedürftig. In Manu skript II war nämlich die Reproduktion behandelt zuerst ohne Berück sichtigung der sie vermittelnden Geldcirkulation, und sodann nochmals mit Rücksicht auf diese. Dies sollte beseitigt, und der ganze Abschnitt überhaupt so umgearbeitet werden, daß er dem erweiterten Gesichts kreis des Verfassers entsprach. So entstand Manuskript V I I I, ein Heft | |VII| von nur 70 Quartseiten; was Marx aber auf diesen R a um zusam menzudrängen verstand beweist die Vergleichung von Abschnitt III im Druck, nach Abzug der aus Manuskript II eingeschobnen Stücke. Auch dies Manuskript ist nur eine vorläufige Behandlung des Gegen stands, bei der es vor allem darauf ankam, die gewonnenen neuen Ge sichtspunkte gegenüber Manuskript II festzustellen und zu entwickeln, unter Vernachlässigung der Punkte, über die nichts Neues zu sagen war. Auch ein wesentliches Stück von Kapitel X V II des zweiten Abschnitts, das ohnehin einigermaßen in den dritten Abschnitt übergreift, wird wie der hineingezogen und erweitert. Die logische Folge wird öfters unter brochen, die Behandlung ist stellenweise lückenhaft und namentlich am Schluß ganz fragmentarisch. Aber was Marx sagen wollte, ist in dieser oder jener Weise darin gesagt. Das ist das Material zu Buch II, woraus, nach einer Aeußerung von Marx zu seiner Tochter Eleanor kurz vor seinem Tode, ich „etwas ma chen" sollte. Ich habe diesen Auftrag in seinen engsten Grenzen genom men; wo irgend möglich, habe ich meine Thätigkeit auf bloße Auswahl zwischen den verschiednen Redaktionen beschränkt. Und zwar so, daß stets die letzte vorhandne Redaktion unter Vergleichung der frühern zu Grunde gelegt wurde. Wirkliche, d. h. andre als bloß technische Schwie rigkeiten boten dabei nur der erste und dritte Abschnitt, diese aber auch nicht geringe. Ich habe sie zu lösen gesucht ausschließlich im Geist des Verfassers. Die Citate im Text habe ich meist übersetzt bei Belegen für Thatsachen oder wo, wie bei Stellen aus A. Smith, das Original jedem zu Gebot steht, 8 Vorwort der der Sache auf den Grund kommen will. Nur in Kapitel X war dies nicht möglich, weil hier direkt der englische Text kritisirt wird. - Die Citate aus Buch I tragen die Seitenzahlen der zweiten Auflage, der letz ten, die Marx noch erlebt hat. Für das Buch I II liegt außer der ersten Bearbeitung im Manuskript: „Zur Kritik", den erwähnten Stücken in Manuskript III und einigen, in Auszugsheften gelegentlich eingesprengten kurzen Noten, nur vor: das erwähnte Manuskript in Folio von 1 8 6 4 - 6 5, ausgearbeitet in ungefähr derselben Vollständigkeit wie Manuskript II ||VIII| von Buch II, und end- lieh ein Heft von 1875: Das Verhältniß der Mehrwerthsrate zur Pro fitrate, mathematisch (in Gleichungen) entwickelt. Die Fertigstellung dieses Buchs für den Druck schreitet rasch voran. Soweit ich bis jetzt beurtheilen kann, wird sie hauptsächlich nur technische Schwierigkeiten machen, mit Ausnahme freilich einiger sehr wichtigen Abschnitte. 5 10 15 Es ist hier der Ort eine Anklage gegen Marx zurückzuweisen, die, erst nur leise und vereinzelt erhoben, jetzt, nach seinem Tode von deutschen Katheder- und Staatssocialisten und deren Anhang als ausgemachte Thatsache verkündet wird - die Anklage, als habe Marx ein Plagiat an 20 Rodbertus begangen. Ich habe bereits an andrer Stelle das Dringendste darüber gesagt", kann aber erst hier die entscheidenden Belege beibrin gen. Diese Anklage findet sich meines Wissens zuerst in R. Meyer's „Eman- eipationskampf des vierten Standes", S. 43: „Aus diesen Publikationen" 25 (den bis in die letzte Hälfte der dreißiger Jahre zurückdatirenden von Rodbertus) „hat nachweisbar M a rx den größten Theil seiner Kritik ge schöpft." Ich darf bis auf weitern Nachweis wohl annehmen, daß die ganze „Nachweisbarkeit" dieser Behauptung darin besteht, daß Rodber tus dies Herrn Meyer versichert hat. - 1879 tritt Rodbertus selbst auf die 30 Bühne, und schreibt an J. Zeller (Tübinger „Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft", 1879, S. 219) mit Beziehung auf seine Schrift: „Zur Erkenntniß unsrer staatswirthschaftlichen Zustände", (1842) wie folgt: „Sie werden finden, daß derselbe" (der darin entwickelte Gedankengang) „schon ganz hübsch von Marx ... benutzt worden ist, freilich ohne mich 35 zu citiren". Was ihm denn auch sein posthumer Herausgeber Th. Kozak ohne Weiteres nachplappert. (Das Kapital von Rodbertus. Berlin 1884. Einleitung, S. X V .) - Endlich, in den von R. Meyer 1881 herausgegebnen 11 In der Vorrede zu: „Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhon's Philosophie des Elends, von K a rl M a r x. Deutsch von E. Bernstein und K. Kautsky. Stuttgart 1 8 8 5 ." 9 Friedrich Engels „Briefen und sozialpolitischen ||IX| Aufsätzen von Dr. Rodbertus-Jaget- zow", sagt Rodbertus geradezu: „heute finde ich mich von Schäffle und Marx geplündert, ohne daß ich genannt werde". (Brief No. 60, S. 134.) Und an einer andern Stelle nimmt Rodbertus' Anspruch bestimmtere Gestalt an: „Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt, habe ich in meinem 3. socialen Brief im Wesentlichen ebenso wie Marx, nur kürzer und klarer gezeigt." (Brief No. 48, S. 111.) Von allen diesen Anklagen auf Plagiat hatte Marx nie etwas erfahren. In seinem Exemplar des „Emancipationskampfs" war nur der die Inter nationale betreffende Theil aufgeschnitten, das Aufschneiden des übrigen habe ich selbst erst nach seinem Tode besorgt. Die Tübinger Zeitschrift sah er nie an. Die „Briefe etc." an R. Meyer blieben ihm ebenfalls unbe kannt, und bin ich auf die Stelle von wegen der „Plünderung" erst 1884 durch die Güte des Herrn Dr. Meyer selbst aufmerksam gemacht wor den. Dagegen den Brief No. 48 kannte Marx; Herr Meyer hatte die Ge fälligkeit gehabt, das Original der jüngsten Tochter von Marx zu schen ken. Marx, dem allerdings einiges geheimnißvolle Gemunkel über die bei Rodbertus zu suchende geheime Quelle seiner Kritik zu Ohren gekom men war, zeigte ihn mir mit der Bemerkung: Hier habe er endlich au thentische Auskunft darüber, was Rodbertus selbst beanspruche; wenn er weiter nichts behaupte, so könne dies ihm, Marx, schon recht sein; und daß Rodbertus seine eigne Darstellung für die kürzre und klarere halte, dies Vergnügen könne er ihm auch lassen. In der That hielt er durch diesen Brief von Rodbertus die ganze Sache für erledigt. Er konnte dies um so eher, als ihm, wie ich positiv weiß, die ganze literarische Thätigkeit von Rodbertus unbekannt geblieben war bis gegen 1859, wo seine eigne Kritik der politischen Oekonomie nicht nur in den Grundzügen, sondern auch in den wichtigsten Einzelheiten fertig war. Er begann seine ökonomischen Studien 1843 in Paris mit den großen Eng ländern und Franzosen; von den Deutschen kannte er nur R au und List und hatte genug an ihnen. Weder Marx noch ich erfuhren von der Exi stenz von Rodbertus ein Wort, bis wir 1848 in der „Neuen Rheinischen Zeitung" seine Reden als Berliner Abgeordneter und seine Handlungen als Minister ||X| zu kritisiren hatten. Wir waren so unwissend, daß wir die rheinischen Abgeordneten befrugen, wer denn dieser Rodbertus sei, der so plötzlich Minister geworden. Aber auch diese wußten nichts von den ökonomischen Schriften Rodbertus' zu verrathen. D aß dagegen Marx, auch ohne Rodbertus' Hülfe, schon damals sehr gut wußte, nicht nur woher, sondern auch wie „der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt", beweisen die „Misere de Ia Philosophie", 1847, und die, 1847 in Brüssel gehaltnen und 1849 in der „Neuen Rheinischen Zeitung", No. 2 6 4 - 6 9, 10 Vorwort veröffentlichten Vorträge über Lohnarbeit und Kapital. Erst durch Las salle erfuhr Marx gegen 1859, daß es auch einen Oekonomen Rodbertus gebe, und fand dann dessen „dritten socialen B r i ef auf dem Britischen Museum. Dies der thatsächliche Zusammenhang. Wie steht es nun mit dem In halt, um den Marx den Rodbertus „geplündert" haben soll? „Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt", sagt Rodbertus, „habe ich in meinem 3. socialen Brief ebenso wie Marx, nur kürzer und klarer ge zeigt". Also das ist der Kernpunkt: die Mehrwerthstheorie; und es ist in der That nicht zu sagen, was sonst Rodbertus bei Marx als sein Eigen thum allenfalls reklamiren könnte. Rodbertus erklärt sich hier also für den wirklichen Urheber der Mehrwerthstheorie, die Marx ihm geplün dert habe. Und was sagt uns der 3. sociale Brief über die Entstehung des Mehr werths? Einfach, daß die „Rente", wie er Bodenrente und Profit zusam menfaßt, nicht aus einem „Werthzuschlag" auf den Werth der Waare ent stehe, sondern „in Folge eines Werthabzugs, den der Arbeitslohn erleidet, mit andren Worten: weil der Arbeitslohn nur einen Theil des Werths des Produkts beträgt", und bei hinreichender Produktivität der Arbeit „nicht äqual dem natürlichen Tauschwerth ihres Produkts zu sein braucht, da mit von diesem noch zu Kapitalersatz (!) und Rente übrig bleibt". Wobei uns nicht gesagt wird, was das für ein „natürlicher Tauschwerth" des Produkts ist, bei dem zu „Kapitalersatz", also doch wohl Ersatz des Rohstoffs und des Verschleißes der Werkzeuge nichts übrig bleibt. Glücklicher Weise ist uns vergönnt zu konstatiren, welchen Eindruck diese epochemachende Entdeckung Rodbertus' auf Marx machte. Im Manuskript: „Zur Kritik etc." findet sich in Heft X ||XI| S. 445ff. eine „Abschweifung. Herr Rodbertus. Eine neue Grundrententheorie". Nur unter diesem Gesichtspunkt wird hier der dritte sociale Brief betrachtet. Die Rodbertus'sche Mehrwerthstheorie im Allgemeinen wird erledigt mit der ironischen Bemerkung: „Herr Rodbertus untersucht erst, wie es in einem Lande aussieht, wo Grund- und Kapitalbesitz nicht geschieden sind, und kommt dann zum wichtigen Resultat, daß die Rente (worunter er den ganzen Mehrwerth versteht) bloß gleich der unbezahlten Arbeit oder dem Quantum von Produkten ist worin sie sich darstellt." Die kapitalistische Menschheit hat nun schon verschiedliche Jahrhun derte lang Mehrwerth producirt und ist allmählich auch dahin gekommen, sich über dessen Entstehung Gedanken zu machen. Die erste Ansicht war die aus der unmittelbaren kaufmännischen Praxis entspringende: der Mehrwerth entstehe aus einem Aufschlag auf den Werth des Produkts. Sie herrschte unter den Merkantilisten, aber schon James Steuart sah ein 11 Friedrich Engels daß dabei, was der eine gewinnt, der andre nothwendig verlieren muß. Trotzdem spukt diese Ansicht noch lange fort, namentlich unter Socia- listen; aus der klassischen Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch A. Smith. Bei ihm heißt es, Wealth of Nations, b. I, ch. V I: „Sobald Kapital (stock) sich angehäuft hat in den Händen Einzelner, werden Einige dar unter es natürlicher Weise anwenden, um fleißige Leute an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch das was ihre Arbeit dem Werth jener Rohstoffe hinzugefügt hat, einen Profit zu machen. ... Der Werth, den die Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei Theile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den Profit des Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschoßnen Betrag von R o h stoffen und Arbeitslöhnen." Und etwas weiter: „Sobald der Boden eines Landes durchweg Privateigenthum geworden, lieben es die Grundbesitzer wie andre Leute auch, zu ernten, wo sie nicht gesäet, und fordern B o denrente selbst für die natürlichen Erzeugnisse des Bodens . .. Der Ar beiter ... muß dem Grundbesitzer einen Antheil von dem abtreten, was seine Arbeit gesammelt oder producirt hat. Dieser Antheil, oder was das selbe, der Preis dieses Antheils, macht die Bodenrente aus." | | X I I | Zu dieser Stelle bemerkt Marx in dem erwähnten Manuskript: „Zur Kritik" etc., S. 253: „A. Smith faßt also den Mehrwerth, nämlich die Surplusarbeit, den Ueberschuß der verrichteten und in der Waare vergegenständlichten Arbeit über die bezahlte Arbeit hinaus, also über die Arbeit hinaus, die ihr Aequivalent im Lohn erhalten hat, als die allgemeine Kategorie auf, wovon der eigentliche Profit und die Grund rente nur Abzweigungen." Ferner sagt A. Smith, Β. I, ch. V I I I: „Sobald der Boden Privateigen­ thum geworden, verlangt der Grundbesitzer einen Antheil fast aller Pro­ dukte die der Arbeiter darauf erzeugen oder einsammeln kann. Seine Bodenrente macht den ersten Abzug vom Produkt der auf den Boden verwandten Arbeit aus. Aber der Bebauer des Bodens hat selten die Mittel sich bis zur Einbringung der Ernte zu erhalten. Sein Unterhalt wird ihm gewöhnlich vorgeschossen aus dem Kapital (stock) eines Beschäftigers, des Pächters, der kein Interesse hätte ihn zu beschäftigen, wenn er nicht das Produkt seiner Arbeit mit ihm theilte, oder sein Kapital ihm ersetzt würde sammt einem Profit. Dieser Profit macht einen zweiten Abzug von der auf den Boden verwandten Arbeit. Das Produkt fast aller Arbeit ist demselben Abzug für Profit unterworfen. In allen Industrien bedürfen die meisten Arbeiter eines Beschäftigers, um ihnen bis zur Vollendung der Arbeit Rohstoff und Arbeitslohn und Unterhalt vorzuschießen. Dieser 12 Vorwort theilt mit ihnen das Produkt Beschäftiger ihrer Arbeit, oder den Werth den diese den verarbeiteten Rohstoffen zufügt, und in diesem Antheil besteht sein Profit." Marx hierzu (Manuskript, S. 256): „Hier also bezeichnet A. Smith in dürren Worten Grundrente und Profit des Kapitals als bloße Abzüge von dem Produkt des Arbeiters, oder von dem Werth seines Produkts, gleich der von ihm dem Rohstoff zugefügten Arbeit. Dieser Abzug kann aber, wie A. Smith früher selbst auseinandergesetzt, nur bestehn aus dem Theil der Arbeit, den der Arbeiter den Stoffen zusetzt über das Arbeitsquan tum hinaus, welches nur seinen Lohn zahlt oder nur ein Aequivalent für seinen Lohn liefert - also aus der Surplusarbeit, aus dem unbezahlten Theil seiner Arbeit." | | X I I I| „Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt" und oben drein der des Grundeigenthümers, hat also schon A. Smith gewußt; Marx erkennt dies schon 1861 aufrichtig an, während Rodbertus und der Schwärm seiner unter dem warmen Sommerregen des Staatssocialismus wie Pilze emporschießenden Verehrer es total vergessen zu haben scheint. „Dennoch", fährt Marx fort, „hat Smith den Mehrwerth als solchen nicht als eigne Kategorie geschieden von den besondren Formen, die er im Profit und Grundrente erhält. Daher bei ihm, wie noch mehr bei Ricardo, viel Irrthum und Mangelhaftigkeit in der Untersuchung." - Dieser Satz paßt wörtlich auf Rodbertus. Seine „Rente" ist einfach die Summe von Bodenrente + Profit; von der Bodenrente macht er sich eine total falsche Theorie, den Profit nimmt er unbesehen wie er ihn bei seinen Vorgängern findet. - Marx' Mehrwerth dagegen ist die allgemeine Form der ohne Aequivalent von den Eignern der Produktionsmittel angeeig neten Werthsumme, die sich nach ganz eigenthümlichen, erst von Marx entdeckten Gesetzen in die besondren, verwandelten Formen von Profit und Bodenrente spaltet. Diese Gesetze werden entwickelt in Buch I I I, wo sich erst zeigen wird, wie viele Mittelglieder nöthig sind, um vom Ver- ständniß des Mehrwerths im allgemeinen zum Verständniß seiner Ver wandlung in Profit und Grundrente, also zum Verständniß der Gesetze der Vertheilung des Mehrwerths innerhalb der Kapitalistenklasse zu kommen. Ricardo geht schon bedeutend weiter als A. Smith. Er begründet seine Auffassung des Mehrwerths auf eine neue, bei A. Smith zwar schon im Keim vorhandne, aber in der Ausführung fast immer wieder vergeßne Werththeorie, die der Ausgangspunkt aller nachfolgenden ökonomischen Wissenschaft geworden. Aus der Bestimmung des Waarenwerths durch die in den Waaren realisirte Arbeitsmenge leitet er die Vertheilung des den Rohstoffen durch die Arbeit zugesetzten Werthquantums unter Arbeiter 13 Friedrich Engels und Kapitalisten ab, ihre Spaltung in Arbeitslohn und Profit (d. h. hier Mehrwerth). Er weist nach, daß der Werth der Waaren derselbe bleibt, wie auch das Verhältniß dieser beiden Theile wechsle, ein Gesetz, bei dem er nur einzelne Ausnahmsfälle zugibt. Er stellt sogar einige Hauptgesetze über das wechselseitige Verhältniß von Arbeitslohn ||XIV| und Mehrwerth (in der F o rm von Profit gefaßt) wenn auch in zu allgemeiner Fassung fest (Marx, Kapital I, Kap. X V, A) und weist die Grundrente als einen unter bestimmten Umständen abfallenden Ueberschuß über den Profit nach. - In keinem dieser Punkte ist Rodbertus über Ricardo hinausgegangen. Die innern Widersprüche der Ricardo'schen Theorie, an denen seine Schule zu Grunde ging, blieben ihm entweder ganz unbekannt oder ver leiteten ihn nur („Zur Erkenntniß" etc., S. 130) zu utopistischen Forde rungen statt zu ökonomischen Lösungen. Die Ricardo'sehe Lehre vom Werth und Mehrwerth brauchte aber nicht auf Rodbertus' „Zur Erkenntniß" etc. zu warten, um socialistisch ausgebeutet zu werden. A uf S. 609 des ersten Bandes „Kapital" (2. Aufl.) findet sich citirt: „The possessors of surplus produce or capital", aus einer Schrift: The Source and Remedy of the National Difficulties. A Letter to Lord John Russell. London 1821. In dieser Schrift, auf deren Bedeutung schon der eine Ausdruck: surplus produce or capital hätte aufmerksam machen müssen, und die ein von Marx aus seiner Verschollenheit geriß- nes Pamphlet von 40 Seiten ist, heißt es: „Was auch dem Kapitalisten zukommen möge" (vom Standpunkt des Kapitalisten aus) „er kann immer nur die Mehrarbeit (surplus labour) des Arbeiters aneignen, denn der Arbeiter muß leben." (p. 23.) Wie aber der Arbeiter lebt, und wie groß daher die vom Kapitalisten angeeignete Mehrarbeit sein kann, ist sehr relativ. „Wenn das Kapital nicht an Werth abnimmt im Verhältniß wie es an Masse zunimmt, so wird der Kapitalist dem Arbeiter das Produkt jeder Arbeitsstunde abpressen über das Mi nimum hinaus, wovon der Arbeiter leben kann ... der Kapitalist kann schließlich dem Arbeiter sagen: du sollst kein Brot essen, denn man kann von Runkelrüben und Kartoffeln leben; und dahin sind wir gekommen." (p. 24.) „Wenn der Arbeiter dahin gebracht werden kann sich von Kar toffeln zu nähren, statt von Brot, so ist es unbestreitbar richtig, daß mehr aus seiner Arbeit herausgeschlagen werden kann; d. h. wenn, um von Brot zu leben, er genöthigt war, für seine Erhaltung und die seiner F a milie die Arbeit des Montags und Dienstags für sich zu behalten, so wird er bei Kartoffelnahrung nur die ||XV| Hälfte des Montags für sich erhalten; und die andre Hälfte des Montags und der ganze Dienstag werden frei gesetzt entweder für den Nutzen des Staats oder für den Kapitalisten." (p. 26.) „Man bestreitet nicht (it is admitted), daß die den Kapitalisten 14 Vorwort bezahlten Interessen, sei es in der Gestalt von Rente, Geldzins, oder Ge schäftsprofit, bezahlt werden aus der Arbeit Anderer." (p. 23.) Hier also ganz Rodbertus' „Rente", nur daß statt „Rente": Interessen gesagt wird. Marx bemerkt hierzu (Manuskript Zur Kritik, S. 852): „Dies kaum bekannte Pamphlet - erschienen zu der Zeit, wo der ,unglaubliche Schuh- flicker' MacCulloch anfing von sich reden zu machen - enthält einen wesentlichen Fortschritt über Ricardo hinaus. Es bezeichnet direkt den Mehrwerth oder ,Profit', wie Ricardo es nennt (oft auch Mehrprodukt, surplus produce) oder interest, wie der Verfasser des Pamphlets es heißt, als surplus labour, Mehrarbeit, die Arbeit die der Arbeiter gratis verrich tet, die er verrichtet über das Quantum Arbeit hinaus, wodurch der Werth seiner Arbeitskraft ersetzt, also ein Aequivalent für seinen Lohn producirt wird. Ganz so wichtig wie es war, den Werth in Arbeit aufzu lösen, ganz so wichtig war es, den Mehrwerth (surplus value), der sich in einem Mehrprodukt (surplus produce) darstellt, in Mehrarbeit (surplus labour). Dies ist in der That bei A. Smith schon gesagt, und bildet ein Hauptmoment in Ricardo's Entwicklung. Aber es ist bei ihnen nirgends in der absoluten F o rm herausgesagt und fixirt." Es heißt dann weiter, S. 859 des Manuskripts: „Im Uebrigen ist der Verfasser in den ökono mischen Kategorien befangen, wie er sie vorfindet. Ganz wie bei Ricardo das Verwechseln von Mehrwerth und Profit zu unangenehmen Wider sprüchen führt, so bei ihm, daß er Mehrwerth Kapitalinteressen tauft. Zwar steht er darin über Ricardo, daß er erstens allen Mehrwerth auf Mehrarbeit reducirt und, wenn er den Mehrwerth Kapitalinteressen nennt, zugleich hervorhebt, daß er unter interest of capital die allgemeine Form der Mehrarbeit versteht, im Unterschied von ihren besondern For men, Rente, Geldzins und Geschäftsprofit. Aber er nimmt den Namen einer dieser besondern Formen, interest, wieder als den der allgemeinen Form. Und dies reicht hin, damit er wieder | | X V I| in das ökonomische Kauderwelsch (slang steht im Manuskript) zurückfallt." Dieser letztere Passus sitzt unserm Rodbertus wie angegossen. Auch er ist befangen in den ökonomischen Kategorien wie er sie vorfindet. Auch er tauft den Mehrwerth mit dem Namen einer seiner verwandelten Un terformen, den er noch dazu ganz unbestimmt macht: Rente. Das Ergeb- niß dieser beiden Böcke ist, daß er wieder in das ökonomische Kauder welsch verfallt, seinen Fortschritt über Ricardo hinaus nicht weiter kritisch verfolgt, und statt dessen sich verleiten läßt, seine unfertige Theo rie, ehe sie noch die Eierschalen losgeworden, zur Grundlage einer Uto pie zu machen, mit der er wie überall zu spät kommt. Das Pamphlet erschien 1821, und anticipirt die Rodbertus'sche „Rente" von 1842 be reits vollständig. 15 Friedrich Engels Unser Pamphlet ist nur der äußerste Vorposten einer ganzen Literatur, die in den zwanziger Jahren die Ricardo'sche Werth- und Mehrwerth theorie im Interesse des Proletariats gegen die kapitalistische Produktion kehrt, die Bourgeoisie mit ihren eignen Waffen bekämpft. Der ganze Owen'sche Kommunismus, soweit er ökonomisch-polemisch auftritt, stützt sich auf Ricardo. Neben ihm aber noch eine ganze Reihe von Schriftstellern, von denen Marx schon 1847 nur einige gegen Proudhon, Misère de Ia Philosophie, p. 49, anführt: Edmonds, Thompson, Hodgs- kin etc., etc., „und noch vier Seiten Etcetera". Ich greife aus dieser Un zahl von Schriften nur a u fs Gerathewohl eine heraus: An inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth, most conducive to Human Happiness, by William Thompson; a new edition. London 1850. Diese 1822 verfaßte Schrift erschien zuerst 1827. Auch hier wird der von den nichtproducirenden Klassen angeeignete Reichthum überall als Abzug vom Produkt des Arbeiters bezeichnet, und das in ziemlich starken Aus drücken. „Das beständige Streben dessen was wir Gesellschaft nennen, bestand darin, durch Betrug oder Beredung, durch Schrecken oder Zwang, den produktiven Arbeiter zu bewegen, die Arbeit zu verrichten für den möglichst kleinen Theil des Produkts seiner eignen Arbeit" (p. 28). „Warum soll der Arbeiter nicht das ganze absolute Produkt seiner Arbeit erhalten?" (p. 32.) „Diese Kompensation, die die Kapitalisten dem | | X V I I| produktiven Arbeiter abnöthigen unter dem Namen Bodenrente oder Profit, wird beansprucht für den Gebrauch des Bodens oder andrer Gegenstände ... Da alle physischen Stoffe, an denen oder vermittelst derer der besitzlose produktive Arbeiter, der nichts besitzt außer seiner Fähigkeit zu produciren, diese seine Produktionsfähigkeit geltend ma chen kann, im Besitz andrer sind, deren Interessen den seinen entgegen gesetzt, und deren Einwilligung eine Vorbedingung seiner Thätigkeit ist, - hängt es da nicht ab, und muß es nicht abhängen von der Gnade dieser Kapitalisten, welchen Theil der Früchte seiner eignen Arbeit sie ihm als Entschädigung für diese Arbeit wollen zukommen lassen? (p. 125) ... im Verhältniß zur Größe des zurückbehaltenen Produkts, ob man dies Steu ern, Profit oder Diebstahl nenne ... diese Defalkationen" (p. 126) u. s. w. Ich gestehe, ich schreibe diese Zeilen nicht ohne eine gewisse Beschä mung. D aß die antikapitalistische englische Literatur der zwanziger und dreißiger Jahre in Deutschland so gänzlich unbekannt ist, trotzdem Marx schon in der Misère de Ia Philosophie direkt darauf hingewiesen und Manches davon - das Pamphlet von 1821, Ravenstone, Hodgskin etc., im ersten Band des „Kapital" mehrfach citirt - das mag noch hingehn. Aber das nicht nur der sich an Rodbertus' Rockschöße mit Verzweiflung anklammernde Literatus vulgaris, „der wirklich auch nichts gelernt hat", 16 Vorwort sondern auch der Professor in Amt und Würden, der „sich mit Gelehr samkeit brüsten thut," seine klassische Oekonomie bis zu dem Grad ver gessen hat, daß er Marx ernsthaft vorwirft, er habe Rodbertus Dinge entwendet, die schon in A. Smith und Ricardo zu lesen stehn - das be weist, wie tief die officielle Oekonomie heute heruntergekommen ist. Was hat dann aber Marx über den Mehrwerth Neues gesagt? Wie kommt es, daß Marx' Mehrwerthstheorie wie ein Blitz aus heitrem Him mel eingeschlagen hat, und das in allen civilisirten Ländern, während die Theorien aller seiner socialistischen Vorgänger, Rodbertus eingeschlos sen, wirkungslos verpufften? Die Geschichte der Chemie kann uns das an einem Beispiel zeigen. | | X V I I I| Noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts herrschte bekannt lich die phlogistische Theorie, wonach das Wesen jeder Verbrennung dar in bestand, daß sich von dem verbrennenden Körper ein andrer, hypo thetischer Körper trenne, ein absoluter Brennstoff, der mit dem Namen Phlogiston bezeichnet wurde. Diese Theorie reichte hin, die meisten da mals bekannten chemischen Erscheinungen zu erklären, wenn auch in manchen Fällen nicht ohne Anwendung von Gewalt. Nun stellte 1774 Priestley eine Luftart dar, „die er so rein oder so frei von Phlogiston fand, daß gewöhnliche Luft im Vergleich damit schon verdorben er schien". Er nannte sie: dephlogistisirte Luft. Kurz nachher stellte Scheele in Schweden dieselbe Luftart dar, und wies deren Vorhandensein in der Atmosphäre nach. Er fand auch, daß sie verschwindet, wenn man einen Körper in ihr oder in gewöhnlicher Luft verbrennt, und nannte sie daher Feuerluft. „Aus diesen Ergebnissen zog er nun den Schluß, daß die Ver bindung, welche bei der Vereinigung von Phlogiston mit einem der Be- standtheile der Luft" (also bei der Verbrennung) „entstehe, nichts weiter als Feuer oder Wärme sei, welche durch das Glas entweiche."2' Priestley wie Scheele hatten den Sauerstoff dargestellt, wußten aber nicht, was sie unter der Hand hatten. Sie „blieben befangen in den" phlogistischen „Kategorien, wie sie sie vorfanden." Das Element, das die ganze phlogistische Anschauung umstoßen und die Chemie revolutioni- ren sollte, war in ihrer Hand mit Unfruchtbarkeit geschlagen. Aber Priestley hatte seine Entdeckung gleich darauf in Paris Lavoisier mitge- theilt, und Lavoisier untersuchte nun, an der Hand dieser neuen That- sache, die ganze phlogistische Chemie, entdeckte erst, daß die neue Luft art ein neues chemisches Element war, daß in der Verbrennung nicht das geheimnißvolle Phlogiston aus dem verbrennenden Körper weggeht, son- 2) Roscoe-Schorlemmer, Ausführliches Lehrbuch der Chemie. Braunschweig 1877, I, p. 13, 18. 17 Friedrich Engels dern dies neue Element sich mit dem Körper verbindet, und stellte so die ganze Chemie, die in ihrer phlogistischen F o rm auf dem K o pf gestanden, erst auf die Füße. Und wenn er auch nicht, wie er später behauptet, den Sauerstoff gleichzeitig mit den andern, und unabhängig von ihnen dargestellt hat, so bleibt er dennoch der eigentliche Entdecker des | | X I X| Sauerstoffs gegenüber den beiden, die ihn bloß dargestellt haben, ohne auch nur zu ahnen, was sie dargestellt hatten. Wie Lavoisier zu Priestley und Scheele, so verhält sich Marx zu seinen Vorgängern in der Mehrwerthstheorie. Die Existenz des Produkten- Werththeils, den wir jetzt Mehrwerth nennen, war festgestellt lange vor Marx; ebenso war mit größrer oder geringrer Klarheit ausgesprochen, woraus er besteht, nämlich aus dem Produkt der Arbeit, für welche der Aneigner kein Aequivalent gezahlt hat. Weiter aber kam man nicht. Die einen - die klassischen bürgerlichen Oekonomen - untersuchten höch stens das Größenverhältniß, worin das Arbeitsprodukt vertheilt wird zwi schen dem Arbeiter und dem Besitzer der Produktionsmittel. Die andren - die Socialisten - fanden diese Vertheilung ungerecht und suchten nach utopistischen Mitteln, die Ungerechtigkeit zu beseitigen. Beide blieben befangen in den ökonomischen Kategorien, wie sie sie vorgefunden hat ten. Da trat Marx auf. Und zwar in direktem Gegensatz zu allen seinen Vorgängern. Wo diese eine Lösung gesehn hatten, sah er nur ein Problem. Er sah, daß hier weder dephlogistisirte Luft vorlag noch Feuerluft, sondern Sauerstoff - daß es sich hier nicht handelte, sei es um die bloße Konstatirung einer ökonomischen Thatsache, sei es um den Konflikt die ser Thatsache mit der ewigen Gerechtigkeit und der wahren Moral, sondern um eine Thatsache, die berufen war, die ganze Oekonomie um zuwälzen, und die für das Verständniß der gesammten kapitalistischen Produktion den Schlüssel bot - für den der ihn zu gebrauchen wußte. An der Hand dieser Thatsache untersuchte er die sämmtlichen vorgefundnen Kategorien, wie Lavoisier an der Hand des Sauerstoffs die vorgefundnen Kategorien der phlogistischen Chemie untersucht hatte. Um zu wissen, was der Mehrwerth war, mußte er wissen was der Werth war. Ricardo's Werth théorie selbst mußte vor allem der Kritik unterworfen werden. Marx also untersuchte die Arbeit auf ihre werthbildende Qualität und stellte zum ersten Mal fest, welche Arbeit, und warum, und wie, sie Werth bildet, und daß Werth überhaupt nichts ist als festgeronnene Arbeit die ser Art - ein Punkt, den Rodbertus bis zuletzt nicht begriffen hat. M a rx untersuchte dann ¡ X X| das Verhältniß von Waare und Geld, und wies nach wie und warum, kraft der ihr innewohnenden Wertheigenschaft, die Waare und der Waarenaustausch den Gegensatz von Waare und Geld 18 Vorwort erzeugen muß; seine hierauf gegründete Geldtheorie ist die erste erschöp fende und jetzt stillschweigend allgemein acceptirte. Er untersuchte die Verwandlung von Geld in Kapital, und bewies, daß sie auf dem K a uf und Verkauf der Arbeitskraft beruhe. Indem er hier die Arbeitskraft, die werthschaffende Eigenschaft, an die Stelle der Arbeit setzte, löste er mit einem Schlag eine der Schwierigkeiten, an der die Ricardo'sche Schule zu Grunde gegangen war: die Unmöglichkeit, den gegenseitigen Austausch von Kapital und Arbeit in Einklang zu bringen mit dem Ricardo'schen Gesetz der Werthbestimmung durch Arbeit. Indem er die Unterscheidung des Kapitals in konstantes und variables konstatirte, kam er erst dahin, den Proceß der Mehrwerthbildung in seinem wirklichen Hergang bis in's Einzelnste darzustellen, und damit zu erklären - was keiner seiner Vor gänger fertig gebracht; konstatirte er also einen Unterschied innerhalb des Kapitals selbst, mit dem Rodbertus ebensowenig wie die bürgerlichen Oekonomen im Stande waren das Geringste anzufangen, der aber den Schlüssel zur Lösung der verwickeltsten ökonomischen Probleme liefert, wovon hier wieder Buch II - und noch mehr, wie sich zeigen wird, Buch I II - der schlagendste Beweis. Den Mehrwerth selbst untersuchte er wei ter, fand seine beiden Formen: absoluter und relativer Mehrwerth, und wies die verschiedne aber beidemal entscheidende Rolle nach, die sie in der geschichtlichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion gespielt. A uf Grundlage des Mehrwerths entwickelte er die erste rationelle Theorie des Arbeitslohns, die wir haben, und gab zum ersten Mal die Grundzüge einer Geschichte der kapitalistischen Akkumulation und eine Darstellung ihrer geschichtlichen Tendenz. Und Rodbertus? Nachdem er das alles gelesen, findet er darin - wie immer Tendenzökonom! - einen „Einbruch in die Gesellschaft", findet, daß er selbst bereits viel kürzer und klarer gesagt hat, woraus der Mehr werth entsteht, und findet endlich, daß das alles zwar auf „die heutige Kapitalform" paßt, d. h. auf das Kapital, wie es historisch besteht, nicht aber auf „den Kapitalbegriff', | | X X I| d. h. die utopistische Vorstellung des Herrn Rodbertus vom Kapital. Ganz der alte Priestley, der bis an sein Ende a u fs Phlogiston schwor und vom Sauerstoff nichts wissen wollte. Nur daß Priestley den Sauerstoff wirklich zuerst dargestellt, während Rodbertus in seinem Mehrwerth oder vielmehr seiner „Rente" nur einen Gemeinplatz wieder entdeckt hatte, und daß Marx es verschmähte, im Gegensatz zu Lavoisier's Verfahren, zu behaupten, er sei der erste, der die Thatsache der Existenz des Mehrwerths aufgedeckt. Was Rodbertus sonst ökonomisch geleistet hat, steht auf demselben Niveau. Seine Verarbeitung des Mehrwerths in eine Utopie ist von Marx in der Misère de Ia Philosophie schon unabsichtlich mit kritisirt; was 19 Friedrich Engels sonst noch darüber zu sagen, habe ich in der Vorrede zur deutschen Uebersetzung jener Schrift gesagt. Seine Erklärung der Handelskrisen aus der Unterkonsumtion der Arbeiterklasse findet sich bereits in Sis- mondi's Nouveaux Principes de l'Economie Politique, liv. IV, ch. I V .3' Nur dass Sismondi dabei stets den Weltmarkt vor Augen hatte, während Rodbertus' Horizont nicht über die preußische Grenze hinausgeht. Seine Spekulationen darüber, ob der Arbeitslohn aus Kapital oder Einkommen stamme, gehören der Scholastik an und erledigen sich endgültig durch den dritten Abschnitt dieses zweiten Buchs des „Kapital". Seine Renten theorie ist sein ausschließliches Eigenthum geblieben, und kann fort schlummern bis das sie kritisirende Manuskript von Marx erscheint. Endlich seine Vorschläge zur Emancipation des altpreußischen Grund besitzes vom Druck des Kapitals sind wieder durchaus utopistisch; sie vermeiden nämlich die einzige praktische Frage, um die es sich dabei handelt - die Frage: Wie kann der altpreußische Landjunker jahraus jahrein sage 20 000 Mark einnehmen und sage 30 000 Mark ausgeben, und doch keine Schulden machen? Die Ricardo'sche Schule scheiterte gegen 1830 am Mehrwerth. Was sie nicht lösen konnte, blieb erst recht unlösbar für ihre Nach||XXII|folgerin, die Vulgärökonomie. Die beiden Punkte, an denen sie zu Grunde ging, waren diese: Erstens. Die Arbeit ist das M aß des Werths. Nun hat aber die leben dige Arbeit im Austausch mit dem Kapital einen geringem Werth als die vergegenständlichte Arbeit, gegen die sie ausgetauscht wird. Der Arbeits lohn, der Werth eines bestimmten Quantums lebendiger Arbeit, ist stets geringer als der Werth des Produkts, das von diesem selben Quantum lebendiger Arbeit erzeugt wird, oder worin dieses sich darstellt. Die Fra ge ist in dieser Fassung in der That unlöslich. Sie ist von Marx richtig gestellt und damit beantwortet worden. Es ist nicht die Arbeit, die einen Werth hat. Als werthschaffende Thätigkeit kann sie ebensowenig einen besondren Werth haben, wie die Schwere ein besondres Gewicht, die Wärme eine besondre Temperatur, die Elektricität eine besondre Strom stärke. Es ist nicht die Arbeit, die als Waare gekauft und verkauft wird, sondern die Arbeitskraft. Sobald sie Waare wird, richtet sich ihr Werth nach der in ihr, als einem gesellschaftlichen Produkt, verkörperten Ar beit, ist er gleich der zu ihrer Produktion und Reproduktion gesellschaft- 3) Ainsi donc, par la concentration des fortunes entre un petit nombre de propriétaires, le marché intérieur se resserre toujours plus, et l'industrie est toujours plus réduite à chercher ses débouchés dans les marchés étrangers, où de plus grandes révolutions les attendent (nämlich die Krise von 1817, die gleich darauf beschrieben wird.) Nouv. Princ. éd. 1819, I, p. 336. 20 Vorwort lieh nöthigen Arbeit. Der K a uf und Verkauf der Arbeitskraft auf Grund dieses ihres Werths widerspricht also keineswegs dem ökonomischen Werthgesetz. Zweitens. Nach dem Ricardo'schen Werthgesetz produciren zwei Kapitale, die gleich viel und gleich hoch bezahlte lebendige Arbeit an wenden, alle andern Umstände gleich gesetzt, in gleichen Zeiten Produkte von gleichem Werth und ebenfalls Mehrwerth oder Profit von gleicher Höhe. Wenden sie aber ungleiche Mengen lebendiger Arbeit an, so kön nen sie nicht Mehrwerth oder wie die Ricardianer sagen, Profit von gleicher Höhe produciren. Nun ist aber das Gegentheil der Fall. That- sächlich produciren gleiche Kapitale, einerlei wie viel oder wie wenig lebendige Arbeit sie anwenden, in gleichen Zeiten durchschnittlich gleiche Profite. Hier liegt also ein Widerspruch gegen das Werthgesetz vor, den schon Ricardo fand, und den seine Schule ebenfalls zu lösen unfähig war. Auch Rodbertus konnte nicht umhin diesen Widerspruch zu sehn; statt ihn zu lösen, macht er ihn zu einem der Ausgangspunkte seiner Utopie. (Zur Erk. S. 131.) Diesen Widerspruch hatte Marx bereits | | X X I I I| im Manuskript „Zur Kritik" gelöst; die Lösung erfolgt nach dem Plan des „Kapital" in Buch III. Bis zu seiner Veröffentlichung werden noch M o nate verstreichen. Die Oekonomen also, die in Rodbertus die geheime Quelle und einen überlegnen Vorgänger von Marx entdecken wollen, ha ben hier eine Gelegenheit zu zeigen, was die Rodbertus'sche Oekonomie leisten kann. Wenn sie nachweisen, wie nicht nur ohne Verletzung des Werthgesetzes, sondern vielmehr auf Grundlage desselben eine gleiche Durchschnittsprofitrate sich bilden kann und muß, dann wollen wir wei ter mit einander sprechen. Inzwischen mögen sie sich gefälligst beeilen. Die brillanten Untersuchungen dieses Buch II und ihre ganz neuen Er gebnisse auf bisher fast unbetretenen Gebieten sind nur Vordersätze zum Inhalt des Buch I I I, das die Schlußergebnisse der Marx'schen Darstel lung des gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses auf kapitalistischer Grundlage entwickelt. Wenn dies Buch III erschienen, wird von einem Oekonomen Rodbertus wenig mehr die Rede sein. Dies Zweite Buch des „Kapital" sollte, wie Marx mir öfters sagte, seiner Frau gewidmet werden. London, an M a r x' Geburtstag, 5. Mai 1885. Friedrich Engels. | 21 Friedrich Engels | X X I V| Der bequemeren Uebersicht wegen folgt hier eine kurze Zusam menstellung der den einzelnen Manuskripten II—VIII entlehnten Stellen. Erster Abschnitt. S. 1. aus Ms. II. - S. 2 - 13 Ms. V I I. - S. 13-17, Ms. V I. - S. 17-93, Ms. V. - S. 9 4 - 97 Note, unter Bücher-Auszügen gefunden. - S. 97 bis Schluß, Ms. IV; jedoch eingesprengt: S. 105-107, Stelle aus Ms. V I I I; S. 110 u. 117, Noten aus Ms. I I. Zweiter Abschnitt. Anfang, S. 1 3 0 - 1 40 ist Schluß von Ms. IV. - Von hier an bis Schluß des Abschnitts S. 340 alles aus Ms. I I. Dritter Abschnitt. Kap. 18: (S. 3 4 1 - 3 4 9) aus Ms. II. Kap. 19: I u. II (S. 3 5 0 - 3 8 3) aus Ms. V I I I. - III (S. 3 8 3 - 3 8 5) aus Ms. II. Kap. 20: I (S. 3 8 6 - 3 8 9) aus Ms. II, nur der Schlußabsatz aus Ms. V I I I. II (S. 3 8 9 - 9 2) im Wesentlichen aus Ms. II. III, IV, V (S. 393^118) aus Ms. V I I I. V I, V I I, V i l i, IX (S. 4 1 8 - 4 3 4) aus Ms. II. Χ, X I, X II (S. 4 3 5 ^ 8 0) aus Ms. V I I I. X I II (S. 480^189) aus Ms. I I. Kap. 21: (S. 4 8 9 - 5 2 6) ganz aus Ms. V I I I. | 22 I [XXV] ι Inhaltsverzeichniß. Vorrede Inhaltsverzeichniß 5 Der Zweites Cirkulationsprocess Buch. des Kapitals. Erster Abschnitt. Die Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf. Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals 10 I. Erstes Stadium: G -W II. Zweites Stadium: Funktion des produktiven Kapitals P I I I. Drittes Stadium: W - G' IV. Der Gesammtkreislauf Seite III X XV 1 2 11 15 26 Zweites Kapitel. Der Kreislauf des produktiven Kapitals . . .. 38 15 I. Einfache Reproduktion II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter I I I. Geldakkumulation IV. Reservefonds 20 Drittes Kapitel. Der Kreislauf des Waarenkapitals Viertes Kapitel. Die drei Figuren des Kreislaufs Natural-, Geld- und Kreditwirthschaft Decken von Nachfrage und Zufuhr Fünftes Kapitel. Die Umlaufszeit 25 Sechstes Kapitel. Die Cirkulationskosten I. Reine Cirkulationskosten 1) Kauf- und Verkaufszeit 2) Buchführung 3) Geld 39 53 58 60 62 76 92 94 97 105 105 105 109 112 23 Inhaltsverzeichnis II. Aufbewahrungskosten 1) Vorrathsbildung überhaupt 2) Eigentlicher Waarenvorrath I I I. Transportkosten [Seite] 113 114 120 126 Zweiter Abschnitt. Der Umschlag des Kapitals. Siebentes Kapitel. Umschlagszeit und Umschlagszahl Achtes Kapitel. Fixes Kapital und cirkulirendes Kapital 130 . . .. 134 I. Die Formunterschiede II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals |XXVI| Neuntes Kapitel. Der Gesammt-Umschlag des vorgeschoßnen Kapitals. Umschlagscyklen Zehntes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital. Die Physiokraten und A. Smith Elftes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital. Ricardo Zwölftes Kapitel. Die Arbeitsperiode Dreizehntes Kapitel. Die Produktionszeit Vierzehntes Kapitel. Die Umlaufszeit Fünfzehntes Kapitel. Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses I. Arbeitsperiode gleich der Umlaufszeit II. Arbeitsperiode größer als Umlaufszeit I I I. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufszeit IV. Resultate V. Wirkung von Preiswechsel Sechszehntes Kapitel. Der Umschlag des variablen Kapitals . . I. Die Jahresrate des Mehrwerths II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals I I I. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesellschaftlich betrachtet Siebzehntes Kapitel. Die Cirkulation des Mehrwerths I. Einfache Reproduktion II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion 134 147| 161 168 195 209 220 231 240 250 254 259 264 270 279 279 295 300 306 313 334 24 Inhaltsverzeichnis Dritter Abschnitt. Die Reproduktion und Cirkulation des gesellschaftlichen Gesammtkapitals. 5 Achtzehntes Kapitel. Einleitung I. Gegenstand der Untersuchung II. Die Rolle des Geldkapitals Neunzehntes Kapitel. Frühere Darstellungen des Gegenstandes I. Die Physiokraten I I. A. Smith ίο 1) Smith's allgemeine Gesichtspunkte 2) Smith's Auflösung des Tauschwerths in ν + m 3) Der konstante Kapitaltheil 4) Kapital und Revenue bei A. Smith 5) Zusammenfassung 15 I I I. Die Späteren Zwanzigstes Kapitel. Einfache Reproduktion I. Stellung der Frage I I. Die zwei Abtheilungen der gesellschaftlichen 20 Produktion IXXVII ι I I I. Der Umsatz zwischen beiden Abtheilungen: I(v + m) gegen I IC IV. Der Umsatz innerhalb Abtheilung I I. Nothwendige 25 Lebensmittel und Luxusmittel V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldcirkulation V I. Das konstante Kapital der Abtheilung I V I I. Variables Kapital und Mehrwerth in beiden 30 Abtheilungen V I I I. Das konstante Kapital in beiden Abtheilungen . I X. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und Arbeitslohn 35 X I. Ersatz des fixen Kapitals 1) Ersatz des Verschleiß-Werththeils in Geldform 2) Ersatz des fixen Kapitals in natura 3) Resultate X I I. Die Reproduktion des Geldmaterials X I I I. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie 40 . . .. 362 [Seite] 341 341 344 350 350 353 353 365 371 378 383 386 386 389| 393 397 407 418 421 426 431 435 447 . .. 451 456 466 468 480 25 Inhaltsverzeichnis Einundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation und erweiterte Reproduktion I. Akkumulation in Abtheilung I 1) Schatzbildung 2) Das zusätzliche konstante Kapital 3) Das zusätzliche variable Kapital I I. Akkumulation in Abtheilung II I I I. Schematische Darstellung der Akkumulation 1) Erstes Beispiel 2) Zweites Beispiel 3) Umsatz von I IC bei Akkumulation IV. Nachträgliches [Seite] 490 493 493 5 497 502 503 508 512 10 516 522 5 2 51 26 IH ZWEITES BUCH. Der Cirkulationsproceß des Kapitals. ERSTER ABSCHNITT. Die Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf. ERSTES KAPITEL. D er K r e i s l a uf des G e l d k a p i t a l s. Der Kreislaufsprozeß1 ' des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden: Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Waarenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Waare umgesetzt oder macht den Cirkulationsakt G -W durch. Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waaren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Waarenproducent; sein Kapital macht den Produktionsproceß durch. Das Resultat ist: Waa re von mehr Werth als dem ihrer Produktionselemente. Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäu fer; seine Waare wird in Geld umgesetzt oder macht den Cirkulationsakt W -G durch. Die Formel für den Kreislauf des Geldkapitals ist also: " Aus M s. II. 27 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf G -W ... P ... W ' - G ', wo die Punkte andeuten, daß der Cirkulations- proceß unterbrochen ist, und W' wie G' ein durch Mehrwerth vermehrtes W und G bezeichnen. | |2| Das erste und dritte Stadium wurden im ersten Buch nur erörtert, soweit dies nöthig für das Verständniß des zweiten Stadiums, den Pro- duktionsproceß des Kapitals. Die verschiednen Formen, worin das Kapital in seinen verschiednen Stadien sich kleidet, und die es bei wieder holtem Kreislauf bald annimmt, bald abstreift, blieben daher unberück sichtigt. Sie bilden jetzt den nächsten Gegenstand der Untersuchung. Um die Formen rein aufzufassen, ist zunächst von allen Momenten zu abstrahiren, die mit dem Formwechsel und der Formbildung als solchen nichts zu thun haben. Daher wird hier angenommen, nicht nur, daß die Waaren zu ihren Werthen verkauft werden, sondern auch, daß dies unter gleichbleibenden Umständen geschieht. Es wird also auch abgesehn von den Werth Veränderungen, die während des Kreislaufsprocesses eintreten können. I. Erstes Stadium. G-W.2} G -W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von Waaren dar; für den Käufer Verwandlung seines Geldes in Waare, für die Ver käufer Verwandlung ihrer Waaren in Geld. Was aus diesem Vorgang der allgemeinen Waarencirkulation zugleich einen funktionell bestimmten Abschnitt im selbständigen Kreislauf eines individuellen Kapitals macht, ist zunächst nicht die F o rm des Vorgangs, sondern sein stofflicher Ge halt, der specifische Gebrauchscharakter der Waaren, welche den Platz mit dem Gelde wechseln. Es sind einerseits Produktionsmittel, andrerseits Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Waarenproduktion, deren besondre Art natürlich der Sorte des herzustellenden Artikels ent sprechen muß. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Produktionsmittel Pm, so ist die zu kaufende Waarensumme W = A + Pm, oder kürzer W < pm. A G - W, seinem Inhalt nach betrachtet, stellt sich also dar als G - W < pm; d. h. G -W zerfällt in G -A und G - P m; die Geldsumme G spaltet sich in zwei Theile, wovon der eine Arbeitskraft, der andre Produktionsmittel kauft. Diese beiden Reihen von Käufen gehören ganz und gar verschied nen Märkten an, die eine dem eigentlichen Waarenmarkt, die andre dem Arbeitsmarkt. | |3| Außer dieser qualitativen Spaltung der Waarensumme, worin G um- 21 Von hier an Ms. VII, angefangen 2. Juli 1878. 28 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals gesetzt wird, stellt G - W < pm aber noch ein höchst charakteristisches quantitatives Verhältniß dar. Wir wissen, daß der Werth, resp. Preis der Arbeitskraft ihrem Inhaber, der sie als Waare feilhält, in der Form von Arbeitslohn bezahlt wird, d. h. als Preis einer Arbeitssumme, die Mehrarbeit enthält; sodaß, wenn ζ. B. der Tageswerth der Arbeitskraft = 3 Mark, dem Produkt fünfstündiger Arbeit, diese Summe in dem Kontrakt zwischen Käufer und Verkäufer figurirt als der Preis oder Lohn, sage für zehnstündige Arbeit. Wurde ein solcher Kontrakt ζ. B. mit 50 Arbeitern geschlossen, so haben sie zusam­ men dem Käufer während eines Tages 500 Arbeitsstunden zu liefern, wo von die Hälfte, 250 Arbeitsstunden = 25 zehnstündigen Arbeitstagen, bloß aus Mehrarbeit besteht. Quantum wie Umfang der zu kaufenden Produk tionsmittel müssen hinreichen zur Anwendung dieser Arbeitsmasse. G - W < pm drückt also nicht nur das qualitative Verhältniß aus, daß eine bestimmte Geldsumme, ζ. B. 422 Pfd. St. in einander entsprechende Produktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzt wird, sondern auch ein quantitatives Verhältniß zwischen dem in Arbeitskraft A und dem in Produktionsmitteln Pm ausgelegten Theilen des Geldes, ein Verhältniß, von vornherein bestimmt durch die Summe der von einer bestimmten Arbeiterzahl zu verausgabenden überschüssigen Mehrarbeit. Wenn also ζ. B. in einer Spinnerei der Wochenlohn der 50 Arbeiter 50 Pfd. St. beträgt, müssen 372 Pfd. St. in Produktionsmitteln verausgabt werden, falls dies der Werth der Produktionsmittel, welche die Wochen arbeit von 3000 Stunden, wovon 1500 Stunden Mehrarbeit, in Garn ver wandelt. Wie weit in verschiednen Industriezweigen die Anwendung zuschüssi ger Arbeit einen Werthzuschuß in der Form von Produktionsmitteln be dingt, ist hier ganz gleichgültig. Es handelt sich nur darum, daß unter allen Umständen der in Produktionsmitteln verausgabte Theil des Geldes - die in G - Pm gekauften Produktionsmittel - hinreichen, also von vorn herein darauf berechnet, in entsprechender Proportion beschafft sein müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel muß hinreichen um die Arbeitsmasse zu absorbiren, um durch sie in Produkt verwandelt zu wer den. Wären nicht hinreichend Produktions||4|mittel vorhanden, so wäre die überschüssige Arbeit, über die der Käufer verfügt, nicht verwendbar; sein Verfügungsrecht darüber führte zu nichts. Wären mehr Produkti onsmittel vorhanden als verfügbare Arbeit, so blieben sie ungesättigt mit Arbeit, würden nicht in Produkt verwandelt. Sobald G - W < pm vollzogen, verfügt der Käufer nicht nur über die zur Produktion eines nützlichen Artikels nöthigen Produktionsmittel und 29 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Arbeitskraft. Er verfügt über eine größere Flüssigmachung der Arbeits kraft, oder größeres Quantum Arbeit, als zum Ersatz des Werths der Arbeitskraft nöthig, und zugleich über die Produktionsmittel, erheischt zur Verwirklichung oder Vergegenständlichung dieser Arbeitssumme: er verfügt also über die Faktoren der Produktion von Artikeln von größe rem Werth als dem ihrer Produktionselemente, oder einer Mehrwerth enthaltenden Waarenmasse. Der von ihm in Geldform vorgeschoßne Werth befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehr werth (in Gestalt von Waaren) heckender Werth verwirklicht werden kann. In andern Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der Form von produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als Werth und Mehr werth schaffend zu fungiren. Kapital in dieser Form heiße P. Der Werth von P ist aber = Werth von A + Pm, = dem in A und Pm umgesetzten G. G ist derselbe Kapitalwerth wie P, nur in verschiedner Existenzweise, nämlich Kapitalwerth in Geldzustand oder Geldform - Geldkapital. G -W < pm, oder seiner allgemeinen Form nach G - W, Summe von Waarenkäufen, dieser Vorgang der allgemeinen Waarencirkulation ist da her zugleich, als Stadium im selbständigen Kreislaufsproceß des Kapi tals, Verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Geldform in seine pro duktive Form, oder kürzer Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital. In der hier zunächst betrachteten Figur des Kreislaufs erscheint also Geld als der erste Träger des Kapitalwerths, daher Geldkapital als die Form, worin das Kapital vorgeschossen wird. Als Geldkapital befindet es sich in einem Zustand, worin es Geldfunk tionen vollziehen kann, wie im vorliegenden Fall die Funktionen des allgemeinen Kaufmittels und des allgemeinen Zahlungsmittels. (Letztres, sofern die Arbeitskraft zwar zuerst gekauft, aber erst gezahlt wird nach dem sie gewirkt hat. Soweit die Produktionsmittel nicht fertig auf dem Markt vorhanden, sondern erst zu bestellen sind, wirkt das Geld bei | |5| G - Pm ebenfalls als Zahlungsmittel.) Diese Fähigkeit entspringt nicht daraus, daß das Geldkapital Kapital, sondern daraus, daß es Geld ist. Andrerseits kann der Kapitalwerth im Geldzustand auch nur Geld funktionen, und keine andern, verrichten. Was diese letztren zu Kapital funktionen macht, ist ihre bestimmte Rolle in der Bewegung des Kapi tals, daher auch der Zusammenhang des Stadiums, worin sie erscheinen, mit den andern Stadien seines Kreislaufs. Ζ. B. im Fall, der uns zunächst vorliegt, wird Geld umgesetzt in Waaren, deren Verbindung die Natural form des produktiven Kapitals bildet, die also latent, der Möglichkeit nach, bereits das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses in sich birgt. 30 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals Ein Theil des Geldes, welches in G - W < pm die Funktion von Geld kapital verrichtet, geht durch die Vollziehung dieser Cirkulation selbst in eine Funktion über, worin sein Kapitalcharakter verschwindet und sein Geldcharakter bleibt. Die Cirkulation des Geldkapitals G zerfallt in G - Pm und G - A, K a uf von Produktionsmitteln und K a uf von Arbeits kraft. Betrachten wir den letztern Vorgang für sich. G -A ist K a uf von Arbeitskraft seitens des Kapitalisten; es ist Verkauf der Arbeitskraft - wir können hier sagen der Arbeit, da die Form des Arbeitslohns vorausge setzt - von Seiten des Arbeiters, des Inhabers der Arbeitskraft. Was für den Käufer G -W (= G - A ), ist hier, wie bei jedem Kauf, für den Verkäu fer (den Arbeiter) A -G (= W - G ), Verkauf seiner Arbeitskraft. Dies ist das erste Cirkulationsstadium oder die erste Metamorphose der Waare (Buch I, Kap. I I I, 2a); es ist, seitens des Verkäufers der Arbeit, Verwand lung seiner Waare in ihre Geldform. Das so erhaltne Geld verausgabt der Arbeiter nach und nach in einer Summe von Waaren, die seine Bedürf nisse befriedigen, in Konsumtionsartikeln. Die Gesammtcirkulation sei ner Waare stellt sich also dar als A - G - W, d. h. erstens A -G (= W - G) und zweitens G - W, also in der allgemeinen F o rm der einfachen Waaren- cirkulation W - G - W, wo das Geld als bloßes verschwindendes Cirkula- tionsmittel, als bloßer Vermittler des Umsatzes von Waare gegen Waare figurirt. G -A ist das charakteristische Moment der Verwandlung von Geldka pital in produktives Kapital, weil es die wesentliche Bedingung, damit der in Geldform vorgeschoßne Werth sich wirklich in Kapital, in Mehrwerth producirenden Werth verwandle. G - Pm ist nur noth||6|wendig, um die durch G -A gekaufte Arbeitsmasse zu realisiren. G -A wurde daher von diesem Gesichtspunkt aus dargestellt in Buch I, Abschn. II, Verwandlung von Geld in Kapital. Die Sache ist hier noch von einem andern Gesichts punkt aus zu betrachten, mit speciellem Bezug auf das Geldkapital als Erscheinungsform des Kapitals. G -A wird allgemein als charakteristisch angesehn für die kapitalisti sche Produktionsweise. Aber keineswegs aus dem angegebnen Grund, weil der K a uf der Arbeitskraft ein Kaufkontrakt ist, worin die Lieferung eines größern Quantums Arbeit bedungen wird als zum Ersatz des Preises der Arbeitskraft, des Arbeitslohns, nöthig ist; also Lieferung von Mehr arbeit - die Grundbedingung für die Kapitalisation des vorgeschoßnen Werths, oder was dasselbe, für Produktion von Mehrwerth. Sondern viel mehr seiner Form halber, weil in der Form des Arbeitslohns mit Geld Arbeit gekauft wird, und dies gilt als Merkmal der Geldwirthschaft. Hier ist es wieder nicht das Irrationelle der Form, welches für charak teristisch gilt. Dies Irrationelle wird vielmehr übersehn. Das Irrationelle 31 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf besteht darin, daß die Arbeit als werthbildendes Element selbst keinen Werth besitzen, also auch ein bestimmtes Quantum Arbeit keinen Werth haben kann, der sich in ihrem Preise ausdrückt, in ihrer Aequivalenz mit einem bestimmten Quantum Geld. Aber wir wissen, daß der Arbeitslohn bloß eine verkleidete F o rm ist, eine Form, worin ζ. B. der Tagespreis der Arbeitskraft sich als Preis der während eines Tages von dieser Arbeits kraft flüssig gemachten Arbeit darstellt, sodaß also etwa der in 6 Stunden Arbeit von dieser Arbeitskraft producirte Werth als Werth ihrer zwölf- stündigen Funktion oder Arbeit ausgedrückt wird. G -A gilt als das Charakteristische, als die Signatur der sogen. GeId- wirthschaft, weil die Arbeit hier als Waare ihres Besitzers erscheint, das Geld daher als Käufer - also wegen des Geldverhältnisses (d. h. K a uf und Verkauf von menschlicher Thätigkeit). Nun aber erscheint das Geld schon sehr früh als Käufer sogenannter Dienste, ohne daß G sich in Geldkapital verwandelte oder der allgemeine Charakter der Wirthschaft umgewälzt würde. Dem Geld ist es durchaus gleichgültig, in welche Sorte von Waaren es verwandelt wird. Es ist die allgemeine Aequivalentform aller Waaren, die in ihren Preisen schon zeigen, daß sie ideell eine bestimmte Geld||7|sum- me darstellen, ihre Verwandlung in Geld erwarten, und nur durch ihren Stellenwechsel mit Geld die Form erhalten, worin sie in Gebrauchswerthe für ihre Besitzer umsetzbar sind. Findet sich also auf dem Markt die Arbeitskraft einmal als Waare ihres Besitzers vor, deren Verkauf unter der F o rm der Zahlung für Arbeit geschieht, in Gestalt des Arbeitslohns, so stellt ihr K a uf und Verkauf nichts Auffallenderes dar als der K a uf und Verkauf jeder andern Waare. Nicht, daß die Waare Arbeitskraft käuflich ist, sondern daß die Arbeitskraft als Waare erscheint, ist das Charakte ristische. Durch G - W < pm, die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständlichen und persönlichen Faktoren der Produktion, soweit diese Faktoren aus Waaren bestehn. Wird Geld zum ersten Mal in produktives Kapital ver wandelt, oder fungirt es für seinen Besitzer zum ersten Mal als Geldka pital, so muß er erst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude, M a schinen etc., ehe er die Arbeitskraft kauft; denn sobald letztre in seine Botmäßigkeit übergeht, müssen die Produktionsmittel da sein, um sie als Arbeitskraft anwenden zu können. So stellt sich die Sache von Seiten des Kapitalisten dar. Von Seiten des Arbeiters: Die produktive Bethätigung seiner Arbeits kraft wird erst möglich von dem Augenblick, wo sie in Folge ihres Ver- 32 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals kaufs in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt wird. Sie existirt also vor dem Verkauf getrennt von den Produktionsmitteln, von den gegenständlichen Bedingungen ihrer Bethätigung. In diesem Zustand der Trennung kann sie weder direkt verwandt werden zur Produktion von Gebrauchswerthen für ihren Besitzer, noch zur Produktion von Waaren, von deren Verkauf dieser leben könnte. Sobald sie aber durch ihren Ver kauf in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt ist, bildet sie ei nen Bestandtheil des produktiven Kapitals ihres Käufers, ebensogut wie die Produktionsmittel. Obgleich daher in dem Akt G -A Geldbesitzer und Arbeitskraft-Besit zer sich nur als Käufer und Verkäufer zu einander verhalten, als Geld besitzer und Waarenbesitzer einander gegenübertreten, sich also nach die ser Seite hin in bloßem Geldverhältniß zu einander befinden, - so tritt doch der Käufer von vornherein zugleich als Besitzer der Produktions mittel auf, welche die gegenständlichen Bedingungen der produktiven | |8| Verausgabung der Arbeitskraft durch ihren Besitzer bilden. Mit andern Worten: diese Produktionsmittel treten dem Besitzer der Arbeitskraft ge genüber als fremdes Eigenthum. Andrerseits steht der Verkäufer der Ar beit ihrem Käufer gegenüber als fremde Arbeitskraft, die in seine Bot mäßigkeit Übergehn, seinem Kapital einverleibt werden muß, damit dies wirklich als produktives Kapital sich bethätige. Das Klassenverhältniß zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden, schon vorausgesetzt, in dem Augenblick, wo beide in dem Akt G -A ( A -G von Seiten des Arbeiters) sich gegenübertreten. Es ist K a uf und Verkauf, Geldverhältniß, aber ein K a uf und Verkauf, wo der Käufer als Kapitalist und der Verkäufer als Lohnarbeiter vorausgesetzt wird, und dies Verhält niß ist damit gegeben, daß die Bedingungen zur Verwirklichung der Ar beitskraft - Lebensmittel und Produktionsmittel - getrennt sind als frem des Eigenthum von dem Besitzer der Arbeitskraft. Wie diese Trennung entsteht, beschäftigt uns hier nicht. Sie existirt, sobald G -A vollzogen wird. Was uns hier interessirt, ist: Wenn G -A als eine Funktion des Geldkapitals erscheint, oder Geld hier als Existenz form des Kapitals, so keineswegs bloß, weil das Geld hier auftritt als Zahlungsmittel für eine menschliche Thätigkeit, die einen Nutzeffekt hat, für einen Dienst; also keineswegs durch die Funktion des Geldes als Zah lungsmittel. Das Geld kann nur in dieser F o rm verausgabt werden, weil die Arbeitskraft im Zustand der Trennung von ihren Produktionsmitteln (einschließlich der Lebensmittel als Produktionsmittel der Arbeitskraft selbst) sich befindet; und weil diese Trennung nur dadurch aufgehoben wird, daß die Arbeitskraft an den Inhaber der Produktionsmittel ver kauft wird; daß also auch die Flüssigmachung der Arbeitskraft, deren 33 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Grenzen keineswegs mit den Grenzen der zur Reproduktion ihres eignen Preises nöthigen Arbeitsmasse zusammenfallen, dem Käufer gehört. Das Kapitalverhältniß während des Produktionsprocesses kommt nur heraus, weil es an sich schon im Cirkulationsakt existirt, in den unterschiednen ökonomischen Grundbedingungen, worin Käufer und Verkäufer sich ge genüber treten, in ihrem Klassenverhältniß. Es ist nicht das Geld, mit dessen Natur das Verhältniß gegeben ist; es ist vielmehr das Dasein dieses Verhältnisses, das eine bloße Geldfunktion in eine Kapitalfunktion ver wandeln kann. | |9| Bei Auffassung des Geldkapitals (wir haben mit diesem einstweilen nur zu thun innerhalb der bestimmten Funktion, in der es uns hier ge genübertritt) laufen gewöhnlich zwei Irrthümer neben- oder durcheinan der. Erstens: Die Funktionen, die der Kapitalwerth als Geldkapital verrichtet, und die er eben verrichten kann, weil er sich in Geldform befindet, werden irrthümlich aus seinem Kapitalcharakter abgeleitet, während sie nur dem Geldzustand des Kapitalwerths geschuldet sind, seiner Erscheinungsform als Geld. Und zweitens umgekehrt: Der speci- fische Gehalt der Geldfunktion, der sie zugleich zu einer Kapitalfunktion macht, wird aus der Natur des Geldes hergeleitet (Geld daher mit Kapital verwechselt), während sie gesellschaftliche Bedingungen voraussetzt, wie hier in Vollziehung von G - A, die in bloßer Waaren-, und entsprechender Geldcirkulation keineswegs gegeben sind. Auch der K a uf und Verkauf von Sklaven ist seiner F o rm nach Waa ren-Kauf und Verkauf. Ohne Existenz der Sklaverei kann Geld aber nicht diese Funktion vollziehn. Ist Sklaverei da, so kann Geld im Ankauf von Sklaven ausgelegt werden. Umgekehrt reicht Geld in der Hand des Käu fers keineswegs hin, um Sklaverei zu ermöglichen. D aß der Verkauf der eignen Arbeitskraft (in der F o rm des Verkaufs der eignen Arbeit oder des Arbeitslohns) nicht als isolirte Erscheinung, sondern als gesellschaftlich maßgebende Voraussetzung der Produktion von Waaren sich darstelle, daß also das Geldkapital auf gesellschaftlicher Stufenleiter die hier betrachtete Funktion G - W < pm vollziehe, - dies unterstellt historische Processe, durch welche die ursprüngliche Verbin dung der Produktionsmittel mit der Arbeitskraft aufgelöst wurde; Pro cesse, in Folge deren die Masse des Volks, die Arbeiter, als Nichteigen- thümer und die Nichtarbeiter als Eigenthümer dieser Produktionsmittel sich gegenüberstehn. Wobei es nichts zur Sache thut, ob die Verbindung, vor ihrer Zersetzung, die F o rm besaß, daß der Arbeiter selbst als Pro duktionsmittel zu den andern Produktionsmitteln gehörte, oder ob er deren Eigner war. 34 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geidkapitals Der Thatbestand, der hier also dem Akt G -W < pm zu Grunde liegt, ist die Vertheilung; nicht die Vertheilung im gewöhnlichen Sinn als Ver- theilung der Konsumtionsmittel, sondern die Vertheilung der Elemente der Produktion selbst, von denen die gegenständlichen Faktoren auf der einen Seite koncentrirt sind, die Arbeitskraft davon isolirt auf der an dern. J 11Oj Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen- überstehn, bevor der Akt G -A ein allgemein gesellschaftlicher Akt wer den kann. Wir haben früher gesehn, daß die kapitalistische Produktion, einmal etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, son dern sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herr schende gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch eine andre Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Pro duktion bemächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Han dels vorausgesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der Waarenproduktion; denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cir- kulation eingehn, sofern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, pro- ducirt werden. Als normaler, herrschender Charakter der Produktion erscheint die Waarenproduktion aber erst auf Grundlage der kapitalisti schen Produktion. Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern- emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leib eignen Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über Mangel an Geldkapital. So heißt es z. B .: Bevor man die Ernte verkauft, habe man Lohnarbeitern in größerem Umfang zu zahlen, und da fehle es an der ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muß gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die Produktion kapitalistisch zu betreiben. D o ch darüber mögen sich die Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über l'argent des autres. Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: daß wenn man auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu beliebiger Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der russische Landarbeiter in Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde an Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge trennt, daher noch kein „freier Lohnarbeiter" im vollen Sinne des Worts ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufenlei- 35 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf ter ist unerlässliche Bedingung, damit G - W, Verwandlung von Geld in Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar stellbar sei. I 1 1 11 Es versteht sich daher von selbst, daß die Formel für den Kreislauf des Geldkapitals: G -W ... P ... W ' - G' selbstverständliche F o rm des K a pitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer Pro duktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter. G -W ... P ... W ' - G ', da die erste Voraussetzung seines Verlaufs das be ständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher schon das Kapital in der F o rm des produktiven Kapitals, und daher die F o rm des Kreislaufs des produktiven Kapitals. II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals. Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirkula tionsakt G - W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die Cirku lation muß also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Metamor phose W - G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das A unmittelbare Resultat von G - W < pm ist die Unterbrechung der Cir kulation des in Geldform vorgeschoßnen Kapitalwerths. Durch die Ver wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muß. Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsproceß realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen läßt. Das Resultat des ersten Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des Kapitals. Die Bewegung stellt sich dar als G - W < pm ... P, wo die Punkte an deuten, daß die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein Kreislaufs- proceß aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waarencirkulation in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als ||12| Vor- 36 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals läufer und Einleitungsphase des zweiten Stadiums, der Funktion des pro duktiven Kapitals. G - W < pm setzt voraus, daß das Individuum, welches diesen Akt voll zieht, nicht nur über Werthe in beliebiger Gebrauchsform verfügt, son dern daß es diese Werthe in Geldform besitzt, daß es Geldbesitzer ist. Der Akt besteht aber gerade in der Weggabe des Geldes, und jener kann nur Geldbesitzer bleiben, soweit ihm das Geld implicite durch den Akt der Weggabe selbst zurückströmt. Geld kann ihm aber nur zurückfließen durch den Verkauf von Waaren. Der Akt setzt ihn also voraus als Waa- renproducenten. G - A. Der Lohnarbeiter lebt nur vom Verkauf der Arbeitskraft. Ihre Erhaltung - seine Selbsterhaltung - erfordert tägliche Konsumtion. Seine Zahlung muß also beständig in kürzern Terminen wiederholt werden, damit er die zu seiner Selbsterhaltung nöthigen Einkäufe - den Akt A - G -W oder W - G -W - wiederholen kann. Der Kapitalist muß ihm daher beständig als Geldkapitalist, und sein Kapital als Geldkapital ge genüber treten. Andrerseits aber, damit die Masse der unmittelbaren Pro- ducenten, der Lohnarbeiter, den Akt A - G -W vollziehn könne, müssen ihr die nothwendigen Lebensmittel in käuflicher, d. h. in Waarenform, beständig gegenübertreten. Dieser Zustand erheischt also schon einen hohen Grad der Cirkulation der Produkte als Waaren, also auch des Umfangs der Waarenproduktion. Sobald die Produktion vermittelst Lohnarbeit allgemein, muß die Waarenproduktion die allgemeine Form der Produktion sein. Diese als allgemein vorausgesetzt, bedingt ihrerseits eine stetig wachsende Theilung der gesellschaftlichen Arbeit, d. h. stets größre Besondrung des Produkts, das als Waare von einem bestimmten Kapitalisten producirt wird, stets größre Spaltung sich ergänzender Pro- duktionsprocesse in verselbständigte. In demselben Grad wie G - A, ent wickelt sich daher G - P m; d. h. in demselben Umfang trennt sich die Produktion der Produktionsmittel von der der Waare, deren Produkti onsmittel sie sind, und treten diese jedem Waarenproducenten selbst als Waaren gegenüber, die er nicht producirt, sondern zum Behuf seines be stimmten Produktionsprocesses kauft. Sie kommen her aus, von dem seinen vollständig getrennten, selbständig betriebnen Produktionszwei gen, und gehn ein in seinen Produktionszweig als Waaren, müssen daher gekauft werden. Die sachlichen Bedingungen der Waarenproduktion | J X 3 J treten ihm in immer größerem Umfang als Produkte andrer Waaren producenten, als Waaren, gegenüber. In demselben Umfang muß der Kapitalist als Geldkapitalist auftreten, oder erweitert sich der Maßstab, worauf sein Kapital als Geldkapital fungiren muß. 37 Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Andrerseits: Dieselben Umstände, welche die Grundbedingung der ka pitalistischen Produktion produciren - das Dasein einer Lohnarbeiter klasse - sollicitiren den Uebergang aller Waarenproduktion in kapitali stische Waarenproduktion. Im Umfang wie diese sich entwickelt, wirkt sie zersetzend und auflösend auf jede ältre Form der Produktion, die, vorzugsweis auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet, nur den Ueber- schuß des Produkts in Waare verwandelt. Sie macht den Verkauf des Produkts zum Hauptinteresse, zunächst ohne scheinbar die Produktions weise selbst anzugreifen, wie dies ζ. B. die erste Wirkung des kapitalisti­ schen Welthandels auf solche Völker war, wie Chinesen, Indier, Araber etc. Zweitens aber, wo sie Wurzel gegriffen, zerstört sie alle Formen der Waarenproduktion, die entweder auf Selbstarbeit der Producenten ge gründet, oder blos auf den Verkauf des überschüssigen Produkts als Waare. Sie verallgemeinert zuerst die Waarenproduktion und verwandelt dann stufenweise alle Waarenproduktion in kapitalistische.3' Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und die andern sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Tren nung von einander. Damit überhaupt producirt werde, müssen sie sich verbinden. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung be werkstelligt wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epo chen der Gesellschaftsstruktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des freien Arbeiters von seinen Produktionsmitteln der gegebne Ausgangs punkt, und wir haben gesehn, wie und unter welchen Bedingungen beide in der Hand des Kapitalisten vereint werden - nämlich als produktive Daseinsweise seines Kapitals. Der wirkliche Proceß, den die so zusammengebrachten persönlichen und sachlichen Waarenbildner mit einander eingehn, der Produktionsproceß, wird daher selbst eine Funk tion des Kapitals - kapitalistischer Produktionsproceß, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift entwickelt worden. Jeder Be trieb der Waarenproduktion wird zugleich Be||14|trieb der Ausbeutung der Arbeitskraft; aber erst die kapitalistische Waarenproduktion wird zu einer epochemachenden Ausbeutungsweise, die in ihrer geschichtlichen Fortentwicklung durch die Organisation des Arbeitsprocesses und die riesenhafte Ausbildung der Technik die ganze ökonomische Struktur der Gesellschaft umwälzt und alle früheren Epochen unvergleichbar übergip felt. Durch die verschiednen Rollen, die sie während des Produktionspro- cesses selbst bei der Werthbildung, also auch in der Erzeugung von Mehr- 3) Bis hierher Manuskript V I I. Von hier an Manuskript V I. 38 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals werth spielen, unterscheiden sich Produktionsmittel und Arbeitskraft, so weit sie Existenzformen des vorgeschoßnen Kapitalwerths, als konstantes und variables Kapital. Als verschiedne Bestandtheile des produktiven Kapitals unterscheiden sie sich ferner dadurch, daß die erstem, im Besitz des Kapitalisten, sein Kapital bleiben auch außerhalb des Produktions- processes, während bloß innerhalb desselben die Arbeitskraft Daseins form eines individuellen Kapitals wird. Wenn die Arbeitskraft nur in der Hand ihres Verkäufers, des Lohnarbeiters, Waare ist, so wird sie dagegen Kapital nur in der Hand ihres Käufers, des Kapitalisten, dem ihr zeit weiser Gebrauch zufällt. Die Produktionsmittel selbst werden nur gegen ständliche Gestalten des produktiven Kapitals, oder produktives Kapital, von dem Augenblick, wo ihnen die Arbeitskraft, als persönliche Daseins form desselben, einverleibbar geworden ist. So wenig also menschliche Arbeitskraft von Natur Kapital, so wenig sind es die Produktionsmittel. Sie erhalten diesen specifischen gesellschaftlichen Charakter nur unter bestimmten, geschichtlich entwickelten Bedingungen, wie nur unter sol chen den edlen Metallen der des Geldes, oder gar dem Geld der des Geldkapitals aufgeprägt wird. Indem es fungirt, verbraucht das produktive Kapital seine eignen Be standtheile, um sie in eine höherwerthige Produktenmasse umzusetzen. Da die Arbeitskraft nur als eins seiner Organe wirkt, ist auch der durch ihre Mehrarbeit erzeugte Ueberschuß des Produktwerths über den Werth seiner Bildungselemente die Frucht des Kapitals. Die Mehrarbeit der Arbeitskraft ist die Gratisarbeit des Kapitals und bildet daher für den Kapitalisten Mehrwerth, einen Werth, der ihm kein Aequivalent kostet. Das Produkt ist daher nicht nur Waare, sondern mit Mehrwerth befruch tete Waare. Ihr Werth ist = P + M, gleich dem Werth des in ihrer Her stellung verzehrten produktiven Kapitals P plus dem von ihm erzeugten Mehrwerth M. Unterstellen wir, diese Waare bestehe aus 10 000 tt \ |15| Garn, in deren Herstellung Produktionsmittel zum Werth von 372 Pfd. St. und Arbeitskraft zum Werth von 50 Pfd. St. verbraucht wor den. Während des Spinnprocesses übertrugen die Spinner den Werth der durch im Belauf von 372 Pfd. St. auf das Garn, wie sie zugleich, entsprechend ihrer Arbeits ausgabe, einen Neuwerth von, sage 128 Pfd. St. darstellen. Die 10 000 t¿ Garn sind daher Träger eines Werths von 500 Pfd. St. ihre Arbeit verzehrten Produktionsmittel III. Drittes Stadium. W-G'. Waare wird Waarenkapital als unmittelbar aus dem Produktionsproceß selbst entsprungene funktionelle Daseinsform des bereits verwertheten 39 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Kapital Werths. Würde die Waarenproduktion in ihrem ganzen gesell schaftlichen Umfang kapitalistisch betrieben, so wäre alle Waare von Haus aus Element eines Waarenkapitals, bestehe sie nun aus Roheisen oder Brüsseler Spitzen, Schwefelsäure oder Cigarren. Das Problem, wel che Sorten des Waarenheers durch ihre Beschaffenheit zum Kapitalrang bestimmt, welche andere zum gemeinen Waarendienst, ist eins der selbst geschaffnen holden Drangsale der scholastischen Oekonomie. In einer Waarenform muß das Kapital Waarenfunktion verrichten. Die Artikel, woraus es besteht, von Haus aus für den Markt producirt, müs sen verkauft, in Geld verwandelt werden, also die Bewegung W -G durch laufen. Die Waare des Kapitalisten bestehe aus 10 000 U Baumwollengarn. Wurden im Spinnproceß Produktionsmittel zum Werth von 372 Pfd. St. verzehrt und ein Neuwerth von 128 Pfd. St. geschaffen, so hat das Garn einen Werth von 500 Pfd. St., welchen es ausdrückt in seinem gleichnami gen Preise. Dieser Preis werde realisirt durch den Verkauf W - G. Was macht diesen einfachen Vorgang aller Waarencirkulation gleichzeitig zu einer Kapitalfunktion? Keine Veränderung, die sich innerhalb desselben ereignet, sei es mit Bezug auf ihren Gebrauchscharakter, denn als Ge brauchsgegenstand geht die Waare an den Käufer über, sei es mit Bezug auf ihren Werth, denn dieser erleidet keinen Größenwechsel, sondern nur einen Formwechsel. Erst existirte er in Garn, jetzt existirt er in Geld. So tritt ein wesentlicher Unterschied hervor zwischen dem ersten Stadium G -W und dem letzten Stadium W - G. Dort fungirt das vorgeschoßne Geld als Geldkapital, weil es sich vermittelst der Cirkulation in Waaren von specifischem Gebrauchswerth um||16|setzt. Hier kann die Waare nur als Kapital fungiren, sofern sie diesen Charakter schon fertig aus dem Produk tionsproceß mitbringt, bevor ihre Cirkulation beginnt. Während des Spinnprocesses schufen die Spinner Garnwerth zum Belauf von 128 Pfd. St. Davon bilden, sage 50 Pfd. St., dem Kapitalisten bloß ein Aequivalent für seine Auslage in Arbeitskraft, und 78 Pfd. St. - bei einem Exploitationsgrad der Arbeitskraft von 1 5 6% - bilden Mehrwerth. Der Werth der 10 000 tè Garn enthält also erstens den Werth des aufgezehrten produktiven Kapitals P, wovon der konstante Theil = 372 Pfd. St., der variable = 50 Pfd. St., ihre Summe = 422 Pfd. St., = 8440 tí Garn. Der Werth des produktiven Kapitals P ist aber = W, dem Werth seiner Bil dungselemente, die in dem Stadium G -W dem Kapitalisten als Waaren in den Händen ihrer Verkäufer gegenüberstanden. - Zweitens aber enthält der Werth des Garns einen Mehrwerth von 78 Pfd. St. = 1560 tè Garn. W als Werthausdruck der 10 000 tè Garn ist also - W + AW, W plus einem Inkrement von W (= 78 Pfd. St.), welches wir w nennen wollen, da es in 40 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals derselben Waarenform existirt wie jetzt der ursprüngliche Werth W. Der Werth der 10 000 ti Garn = 500 Pfd. St. ist also = W + w = W'. Was W, als Werthausdruck der 10 000 H Garn, zu W' macht, ist nicht seine absolute Werthgröße (500 Pfd. St.), denn sie ist wie bei allen andren W als Werth ausdruck irgend einer andern Waarensumme bestimmt durch die Größe der in ihr vergegenständlichten Arbeit. Es ist seine relative Werthgröße, seine Werthgröße verglichen mit dem Werth des in seiner Produktion auf gezehrten Kapitals P. Dieser Werth ist in ihr enthalten, plus dem vom produktiven Kapital gelieferten Mehrwerth. Sein Werth ist größer, über schüssig über diesen Kapitalwerth, um diesen Mehrwerth w. Die 10 000 U Garn sind Träger des verwertheten, mit einem Mehrwerth bereicherten Kapitalwerths, und sind dies als Produkt des kapitalistischen Produkti- onsprocesses. W' drückt ein Werthverhältniß aus, das Verhältniß des Werths des Waarenprodukts zu dem des in seiner Produktion verausgabten Kapitals, also die Zusammensetzung seines Werths aus Kapitalwerth und Mehrwerth. Die 10 000 It Garn sind Waarenkapital, W', nur als verwan delte Form des produktiven Kapitals P, also in einem Zusammenhang, der zunächst nur im Kreislauf dieses individuellen Kapitals existirt, oder für den Kapitalisten, der mit seinem Kapital Garn producirt hat. Es ist sozu sagen ||17| nur ein inneres, kein auswärtiges Verhältniß, das die 10 000 tt Garn als Werthträger zu Waarenkapital macht; sie tragen ihr kapitalisti sches Muttermal nicht in der absoluten Größe ihres Werths, sondern in seiner relativen Größe, in ihrer Werthgröße verglichen mit der, die das in ihnen enthaltne Kapital besaß, ehe es sich in Waare verwandelt hatte. Wer den daher die 10 000 U Garn zu ihrem Werth von 500 Pfd. St. verkauft, so ist dieser Cirkulationsakt, für sich betrachtet, = W - G, bloße Verwandlung eines gleichbleibenden Werths aus Waarenform in Geldform. Aber als be sondres Stadium im Kreislauf eines individuellen Kapitals ist derselbe Akt Realisirung des von der Waare getragnen Kapitalwerths von 422 Pfd. St. + dem von ihr getragnen Mehrwerth von 78 Pfd. St., also W ' - G ', Ver wandlung des Waarenkapitals aus seiner Waarenform in Geldform.4' Die Funktion von W' ist nun die alles Waarenprodukts: sich in Geld zu verwandeln, verkauft zu werden, die Cirkulationsphase W -G durchzu machen. So lange das jetzt verwerthete Kapital in der Form des Waaren kapitals verharrt, auf dem Markt festliegt, steht der Produktionsproceß still. Es wirkt weder als Produkt- noch als Werthbildner. Je nach dem verschiednen Grad der Geschwindigkeit, womit das Kapital seine Waa renform abstößt und seine Geldform annimmt, oder je nach der Raschheit des Verkaufs, wird derselbe Kapitalwerth in sehr ungleichem Grad als 41 Bis hierher Manuskript VI. Von hier an Manuskript V. 41 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Produkt- und Werthbildner dienen und die Stufenleiter der Reproduktion sich ausdehnen oder verkürzen. Es wurde im ersten Buch gezeigt, daß der Wirkungsgrad eines gegebnen Kapitals durch Potenzen des Produktion- sprocesses bedingt ist, die von seiner eignen Werthgröße in gewissem Grad unabhängig sind. Hier zeigt sich, daß der Cirkulationsproceß neue, von der Werthgröße des Kapitals unabhängige Potenzen seines Wirkungs grads, seiner Expansion und Kontraktion, in Bewegung setzt. Die Waarenmasse W', als Träger des verwertheten Kapitals, muß fer ner in ihrem ganzen Umfang die Metamorphose W ' - G' durchmachen. Die Quantität des Verkauften wird hier wesentliche Bestimmung. Die einzelne Waare figurirt nur noch als integrirender Theil der Gesammt- masse. Die 500 Pfd. St. Werth existiren in 10 000 U Garn. ||18| Gelingt es dem Kapitalisten, nur 7440 t¿ zu ihrem Werth von 372 Pfd. St. zu verkau fen, so hat er nur den Werth seines konstanten Kapitals, den Werth der verausgabten Produktionsmittel, ersetzt; wenn 8 4 4 0 1 ¿, so nur die Werth größe des vorgeschoßnen Gesammtkapitals. Er muß mehr verkaufen, um Mehrwerth zu realisiren, und er muß alle 10 000 W Garn verkaufen, um den ganzen Mehrwerth von 78 Pfd. St. (= 1560 U Garn) zu realisiren. Er erhält also in 500 Pfd. St. Geld nur einen Gleichwerth für die verkaufte Waare; seine Transaktion innerhalb der Cirkulation ist einfaches W - G. Hätte er seinen Arbeitern 64 Pfd. St. statt 50 Pfd. St. Lohn gezahlt, so wäre sein Mehrwerth nur 64 Pfd. St. statt 78 Pfd. St., und der Exploita tionsgrad nur 1 0 0% statt 1 5 6 %; aber nach wie vor bliebe der Werth seines Garns unverändert; nur das Verhältniß seiner verschiednen Theile wäre ein andres; der Cirkulationsakt W -G wäre nach wie vor Verkauf von 10 000 U Garn für 500 Pfd. St., ihren Werth. W' = W + w (= 422 Pfd. St. + 78 Pfd. St.). - W ist gleich dem Werth von P oder dem produktiven Kapital, und dies gleich dem Werth von G, das in G - W, dem K a uf der Produktionselemente, vorgeschossen wurde; in unserm Beispiel =422 Pfd. St. Wird die Waarenmasse zu ihrem Werth verkauft, so W = 422 Pfd. St. und w = 78 Pfd. St., dem Werth des Mehr produkts von 1560 W Garn. Nennen wir w, in Geld ausgedrückt, g, so ist W ' - G' = (W + w ) - (G + g), und der Kreislauf G -W ... P ... W ' - G' in sei- ner expliciten Form also G - W < pm ... P ... (W + w ) - (G + g). Im ersten Stadium entzieht der Kapitalist Gebrauchsartikel dem ei gentlichen Waarenmarkt und dem Arbeitsmarkt; im dritten Stadium wirft er Waare zurück, aber nur in Einen Markt, den eigentlichen Waa renmarkt. Wenn er aber durch seine Waare dem Markt mehr Werth wie der entzieht, als er ursprünglich hineinwarf, so nur, weil er größern Waa- renwerth hineinwirft, als er ursprünglich entzog. Er warf den Werth G 42 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals hinein und entzog den Gleichwerth W; er wirft W + w hinein und ent zieht den Gleichwerth G + g. - G war in unserm Beispiel gleich dem Werth von 8440 U Garn; er wirft aber 10 000 U in den Markt, gibt ihm also größern Werth, als er ihm nahm. Andrerseits hat er diesen gewachs- nen Werth nur hineingeworfen, weil er im Produktionsproceß Mehrwerth (als aliquoter Theil des Produkts, ausgedrückt in Mehrprodukt) durch | |19| Exploitation der Arbeitskraft producirte. Nur als Produkt dieses Pro cesses ist die Waarenmasse Waarenkapital, Träger des verwertheten Kapi talwerths. Durch Vollziehung von W ' - G' wird sowohl der vorgeschoßne Kapitalwerth realisirt wie der Mehrwerth. Die Realisation beider fällt zusammen in der Reihe von Verkäufen, oder auch in dem Verkauf auf einen Schlag, der gesammten Waarenmasse, die W ' - G' ausdrückt. Aber derselbe Cirkulationsvorgang W ' - G' ist verschieden für Kapitalwerth und Mehrwerth insofern, als er für jeden von beiden ein verschiednes Stadium ihrer Cirkulation, einen verschiednen Abschnitt in der von ihnen innerhalb der Cirkulation zu durchlaufenden Metamorphosenreihe aus drückt, w, der Mehrwerth, kam erst zur Welt innerhalb des Produkti- onsprocesses. Er tritt also zum ersten Mal auf den Waarenmarkt, und zwar in Waarenform; sie ist seine erste Cirkulationsform, daher auch der Akt w-g sein erster Cirkulationsakt oder seine erste Metamorphose, die also noch zu ergänzen bleibt durch den entgegengesetzten Cirkulations akt oder die umgekehrte Metamorphose g-w.5) Anders verhält es sich mit der Cirkulation, die der Kapitalwerth W im selben Cirkulationsakt W ' - G' vollzieht, welches für ihn der Cirkulations akt W -G ist, wo W = P, gleich dem ursprünglich vorgeschoßnen G. Es hat seinen ersten Cirkulationsakt als G, als Geldkapital, eröffnet und kehrt durch den Akt W -G zur selben Form zurück; es hat also die beiden entgegengesetzten Phasen der Cirkulation 1) G -W und 2) W -G durch laufen und befindet sich wieder in der Form, in der es denselben Kreis- laufsproceß von Neuem beginnen kann. Was für den Mehrwerth erste Verwandlung der Waarenform in Geldform, ist für den Kapitalwerth Rückkehr oder Rückverwandlung in seine ursprüngliche Geldform. Durch G - W < pm wurde das Geldkapital in eine gleichwerthige Summe Waaren, A und Pm, umgesetzt. Diese Waaren funktioniren nicht wieder als Waaren, als Verkaufsartikel. Ihr Werth existirt jetzt in der Hand ihres Käu fers, des Kapitalisten, als Werth seines produktiven Kapitals P. Und in der Funktion von P, der produktiven Konsumtion, werden ||20| sie verwandelt 5) Dies gilt, einerlei in welcher Weise wir Kapitalwerth und Mehrwerth trennen. In 10 0 00 U Garn steckt 1 5 6 0H = 78 Pfd St. Mehrwerth, aber in 1 U Garn = 1 Schilling steckt ebenfalls 2,496 Unzen = 1,728 Penny Mehrwerth. 43 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf in eine von den Produktionsmitteln stofflich verschiedne Waarensorte, in Garn, worin ihr Werth nicht nur erhalten, sondern vergrößert wird, von 422 Pfd. St. auf 500 Pfd. St. Durch diese reale Metamorphose werden die im ersten Stadium G -W dem Markt entzognen Waaren ersetzt durch stoff lich und werthlich verschiedne Waare, die nun als Waare fungiren, in Geld verwandelt und verkauft werden muß. Der Produktionsproceß erscheint daher nur als Unterbrechung des Cirkulationsprocesses des Kapital werths, wovon bis dahin nur die erste Phase G -W durchlaufen ist. Er durchläuft die zweite und abschließende Phase W - G, nachdem W stofflich und werthlich verändert. Soweit aber der Kapitalwerth, für sich genom men, in Betracht kommt, hat er nur eine Veränderung seiner Gebrauchs form im Produktionsproceß erlitten. Er existirte als 422 Pfd. St. Werth in A und Pm, er existirt jetzt als 422 Pfd. St. Werth von 8440 U Garn. Betrach ten wir also bloß die beiden Phasen des Cirkulationsprocesses des, von seinem Mehrwerth getrennt gedachten, Kapitalwerths, so durchläuft er 1) G -W und 2) W - G, wo das zweite W eine veränderte Gebrauchsform, aber denselben Werth hat wie das erste W; also G - W - G, eine Cirkulationsform, die durch den doppelten Stellenwechsel der Waare in entgegengesetzter Richtung, Verwandlung aus Geld in Waare, Verwandlung aus Waare in Geld, nothwendig die Rückkehr des als Geld vorgeschoßnen Werths zu seiner Geldform bedingt: seine Rückverwandlung in Geld. Derselbe Cirkulationsakt W ' - G ', der für den in Geld vorgeschoßnen Kapitalwerth zweite abschließende Metamorphose, Rückkehr zur Geld form, ist für den gleichzeitig vom Waarenkapital mitgetragnen und durch seinen Umsatz in Geldform mitrealisirten Mehrwerth erste Metamor phose, Verwandlung aus Waarenform in Geldform, W - G, erste Cirku- lationsphase. Es ist hier also zweierlei zu bemerken. Erstens: Die schließliche Rück verwandlung des Kapitalwerths in seine ursprüngliche Geldform ist eine Funktion des Waarenkapitals. Zweitens: Diese Funktion schließt ein die erste Formverwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen Waa renform in Geldform. Die Geldform spielt also hier doppelte Rolle; sie ist einerseits rückkehrende F o rm eines ursprünglich in Geld vorgeschoßnen Werths, also Rückkehr zur Werthform, die den Proceß eröffnete; sie ist andrerseits erste verwandelte F o rm eines Werths, der ||21| ursprünglich in Waarenform in die Cirkulation tritt. Werden die Waaren, woraus das Waarenkapital besteht, zu ihrem Werth verkauft, wie hier vorausgesetzt, so wird W + w verwandelt in das gleichwerthige G + g; in dieser F o rm G + g (422 Pfd. St. + 78 Pfd. St. = 500 Pfd. St.) existirt das realisirte Waarenkapital jetzt in der Hand des Kapitalisten. Kapitalwerth und Mehrwerth sind jetzt als Geld vorhanden, also in der allgemeinen Aequivalentform. 44 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals Am Schluß des Processes befindet sich der Kapitalwerth also wieder in derselben Form, worin er in ihn eintrat, kann ihn also wieder von neuem als Geldkapital eröffnen und durchlaufen. Eben weil die Ausgangs- und Schlußform des Processes die des Geldkapitals ( G) wird diese Form des Kreislaufsprocesses von uns als Kreislauf des Geldkapitals bezeichnet. Nicht die Form, sondern nur die Größe des vorgeschoßnen Werths ist am Schluß verändert. G + g sind nichts als eine Geldsumme von einer bestimmten Größe, in unserm Fall 500 Pfd. St. Aber als Resultat des Kreislaufs des Kapitals, als realisirtes Waarenkapital, enthält diese Geldsumme den Kapitalwerth und den Mehrwerth; und zwar sind diese nun nicht mehr mit einander verwachsen, wie im Garn; sie liegen jetzt neben einander. Ihre Realisa tion hat jedem der beiden selbständige Geldform gegeben. 2 1' / 2 50 davon sind der Kapitalwerth, 422 Pfd. St., und 3 9/ 2 5o davon der Mehrwerth von 78 Pfd. St. Diese durch Realisation des Waarenkapitals bewirkte Tren nung hat nicht nur den formellen Gehalt, wovon wir gleich sprechen werden; sie wird wichtig im Reproduktionsproceß des Kapitals, je nach dem g ganz, theilweise oder gar nicht zu G geschlagen wird, also je nach dem es als Bestandtheil des vorgeschoßnen Kapitalwerths fortfungirt oder nicht, g und G können auch ganz verschiedne Cirkulation durch laufen. In G' ist das Kapital wieder zu seiner ursprünglichen F o rm G zurück gekehrt, zu seiner Geldform; aber in einer Form, worin es als Kapital verwirklicht ist. Erstens ist eine quantitative Differenz da. Es war G, 422 Pfd. St.; es ist jetzt G', 500 Pfd. St., und diese Differenz ausgedrückt in G ... G', den quantitativ verschiednen Extremen des Kreislaufs, dessen Bewegung selbst nur durch die Punkte ... angedeutet ist. G' ist > G, G ' -G = M, dem Mehr werth. - Aber als Resultat dieses Kreislaufs G ... G' existirt jetzt nur noch G'; es ist das Produkt, worin sein Bildungsproceß ||22| erloschen ist. G' existirt jetzt selbständig für sich, unabhängig von der Bewegung, die es hervorbrachte. Sie ist vergangen, es ist da an ihrer Stelle. Aber G' als G + g, 500 Pfd. St. als 422 Pfd. St. vorgeschoßnes Kapital plus einem Inkrement desselben von 78 Pfd. St., stellt zugleich ein qua litatives Verhältniß dar, obgleich dies qualitative Verhältniß selbst nur als Verhältniß der Theile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives Verhältniß existirt. G, das vorgeschoßne Kapital, das jetzt wieder in sei ner ursprünglichen F o rm (422 Pfd. St.) vorhanden ist, existirt jetzt als realisirtes Kapital. Es hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital indem es sich als solches unterscheidet von g (78 Pfd. St.), worauf es bezogen ist als auf seinen Zuwachs, seine Frucht, realisirt, 45 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf auf ein durch es selbst gehecktes Inkrement. Es ist als Kapital realisirt, weil als Werth, der einen Werth geheckt hat. G' existirt als Kapitalver- hältniß; G erscheint nicht mehr als bloßes Geld, sondern es ist ausdrück lich als Geldkapital gesetzt, ausgedrückt als Werth, der sich verwerthet hat, also auch die Eigenschaft besitzt sich zu verwerthen, mehr Werth zu hecken als er selbst hat. G ist als Kapital gesetzt durch sein Verhältniß zu einem andern Theil von G', als dem durch es Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem, als der Folge wovon es der Grund. So erscheint G' als in sich differenzirte, sich funktionell (begrifflich) in sich selbst unter scheidende, das Kapitalverhältniß ausdrückende Werthsumme. Aber dies ist nur ausgedrückt als Resultat, ohne die Vermittlung des Processes, dessen Resultat es ist. Werththeile unterscheiden sich als solche qualitativ nicht von einander, außer soweit sie als Werthe verschiedner Artikel, konkreter Dinge auf treten, also in verschiednen Gebrauchsformen, daher als Werthe ver schiedner Waarenkörper - ein Unterschied, der nicht aus ihnen selbst als bloßen Werththeilen entspringt. Im Geld ist alle Verschiedenheit der Waaren ausgelöscht, weil es eben die ihnen allen gemeinsame Aequiva- lentform ist. Eine Geldsumme von 500 £ besteht aus lauter gleichnamigen Elementen von 1 £. Da in dem einfachen Dasein dieser Geldsumme die Vermittlung ihrer Herkunft ausgelöscht und von der speciflschen Diffe renz, welche die verschiednen Kapitalbestandtheile im Produktionspro ceß besitzen, jede Spur verschwunden ist, so existirt der Unterschied nur noch in der begrifflichen F o rm einer Hauptsumme (englisch princi pal) = dem vorgeschoßnen Kapital von 422 £ und einer überschüssigen Werthsumme ||23| von 78 £. G' sei z. B. = 110 £, wovon 100 = C, Haupt summe, und 10 = M, Mehrwerth. Es herrscht absolute Gleichartigkeit, also begriffliche Unterschiedslosigkeit, zwischen den beiden konstituiren- den Theilen der Summe von 110 £. Beliebige 10 £ sind immer Vi ι der Gesammtsumme von 110 £, ob sie nun 1Ao der vorgeschoßnen Hauptsum me von 100 £ oder der Ueberschuß von 10 £ über dieselbe. Hauptsumme und Zuwachssumme, Kapital und Mehrsumme sind daher ausdrückbar als Bruchtheile der Gesammtsumme; in unserm Beispiel bilden 1 0/n die Hauptsumme oder das Kapital, Vn die Mehrsumme. Es ist daher be griffsloser Ausdruck des Kapitalverhältnisses, worin hier am Schluß sei nes Processes das realisirte Kapital in seinem Geldausdruck erscheint. Allerdings gilt dies auch für W' (= W + w). Aber mit dem Unterschied, daß W ', worin W und w auch nur proportionelle Werththeile derselben homogenen Waarenmasse, hinweist auf seinen Ursprung P, dessen un mittelbares Produkt es ist, während in G', einer unmittelbar aus der Cir kulation herstammenden Form, direkte Beziehung zu P verschwunden ist. 46 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals Der begriffslose Unterschied zwischen Haupt- und Zuwachssumme, der in G' enthalten ist, soweit es das Resultat der Bewegung G ... G' ausdrückt, verschwindet sofort, sobald es aktiv als Geldkapital wieder fungirt, also nicht umgekehrt als Geldausdruck des verwertheten indu striellen Kapitals fixirt wird. Der Kreislauf des Geldkapitals kann nie mit G' beginnen (obgleich G' jetzt als G fungirt) sondern nur mit G; d. h. nie als Ausdruck des Kapitalverhältnisses, sondern nur als Vorschußform des Kapitalwerths. Sobald die 500 Pfd. St. von neuem als Kapital vorge schossen werden, um sich von neuem zu verwerthen, sind sie Ausgangs punkt statt Rückkehrpunkt. Statt eines Kapitals von 422 Pfd. St. ist jetzt eins von 500 Pfd. St. vorgeschossen, mehr Geld als früher, mehr Kapi talwerth, aber das Verhältniß zwischen den zwei Bestandtheilen ist weg gefallen, ganz wie ursprünglich die Summe von 500 Pfd. St. statt der von 422 Pfd. St. hätte als Kapital fungiren können. Es ist keine aktive Funktion des Geldkapitals, sich als G' darzustellen; seine eigne Darstellung als G' ist vielmehr eine Funktion von W. Schon in der einfachen Waarencirkulation, 1) W i - G, 2) G-W2, fungirt G erst aktiv im zweiten Akt G-W2; seine Darstellung als G ist nur Resultat des ersten Akts, kraft dessen es erst als verwandelte F o rm von Wi auftritt. Das in G' enthaltene Kapitalverhältniß, die Beziehung eines ||24| seiner Theile als des Kapitalwerths auf den andern als dessen Werthinkrement, bekommt allerdings funktionelle Bedeutung, soweit, bei beständiger Wie derholung des Kreislaufs G ... G', G' sich in zwei Cirkulationen spaltet, Kapitalcirkulation und Mehrwerthcirkulation, also die beiden Theile nicht blos quantitativ, sondern auch qualitativ verschiedne Funktionen vollziehn, G andre als g. Aber an sich betrachtet, schließt die F o rm G ... G' die Konsumtion des Kapitalisten nicht ein, sondern ausdrücklich nur die Selbstverwerthung und die Akkumulation, soweit letztre zunächst in periodischem Anwachs des stets von neuem vorgeschoßnen Geldka pitals sich ausdrückt. Obgleich begriffslose F o rm des Kapitals, ist G' = G + g zugleich erst das Geldkapital in seiner realisirten Form, als Geld, welches Geld ge heckt hat. Hier ist aber zu unterscheiden von der Funktion des GeId- A kapitals im ersten Stadium G -W < pm. G in diesem ersten Stadium cir- kulirt als Geld. Es fungirt als Geldkapital nur deshalb, weil es nur in seinem Geldzustand eine Geldfunktion verrichten, sich in die ihm als Waaren gegenüberstehenden Elemente von P, in A und Pm umsetzen kann. In diesem Cirkulationsakt fungirt es nur als Geld; aber weil dieser Akt das erste Stadium des processirenden Kapitalwerths, ist er zugleich Funktion des Geldkapitals, kraft der specifischen Gebrauchsform der 47 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Waaren A und Pm, die gekauft werden. G' dagegen, zusammengesetzt aus G, dem Kapitalwerth, und g, dem durch diesen erzeugten Mehr werth, drückt verwertheten Kapitalwerth aus, den Zweck und das R e sultat, die Funktion des gesammten Kreislaufsprocesses des Kapitals. D aß es dies Resultat in Geldform, als realisirtes Geldkapital ausdrückt, entspringt nicht daraus, daß es Geldform des Kapitals, Geldkapital ist, sondern umgekehrt daraus, daß es Geldkapital, Kapital in Geldform ist, daß das Kapital in dieser F o rm den Proceß eröffnet hat, in Geldform vorgeschossen worden ist. Die Rückverwandlung in die Geldform ist eine Funktion des Waarenkapitals W', wie wir gesehn, nicht des Geldkapitals. Was aber die Differenz von G' gegenüber G betrifft, so ist sie (g) nur Geldform von w, dem Inkrement von W; G' ist nur = G + g, weil W' - W + w war. In W' ist also diese Differenz und das Verhältniß des Kapitalwerths zu dem von ihm geheckten Mehrwerth vorhanden und ausgedrückt, bevor beide in G' verwandelt, in eine Geldsumme, worin beide Werththeile selbständig einander gegenüber treten und daher auch zu 1251 selbständigen und von einander verschiednen Funktionen ver wendbar sind. G' ist nur Resultat der Realisirung von W'. Beide, W' wie G', sind nur verschiedne Formen, Waarenform und Geldform, des verwertheten K a pitalwerths, beide haben dies gemein, daß sie verwertheter Kapitalwerth. Beide sind verwirklichtes Kapital, weil hier der Kapitalwerth als solcher mitsammt dem Mehrwerth als von ihm verschiedner, durch ihn erhaltner Frucht existirt, obgleich dies Verhältniß nur ausgedrückt ist in der be griffslosen F o rm des Verhältnisses zweier Theile einer Geldsumme oder eines Waarenwerths. Aber als Ausdrücke des Kapitals in Beziehung zu, und im Unterschied von, dem durch es erzeugten Mehrwerth, also als Ausdrücke von verwerthetem Werth, sind G' und W' dasselbe und drük- ken dasselbe aus, nur in verschiedner Form; sie unterscheiden sich nicht als Geldkapital und Waarenkapital, sondern als Geld und Waare. Sofern sie verwertheten Werth, als Kapital bethätigtes Kapital darstellen, drük- ken sie nur das Resultat der Funktion des produktiven Kapitals aus, der einzigen Funktion, worin der Kapitalwerth Werth heckt. Ihr Gemeinsa mes ist, daß sie beide, Geldkapital und Waarenkapital, Existenzweisen des Kapitals sind. Das eine ist Kapital in Geldform, das andre in Waa renform. Die sie unterscheidenden specifischen Funktionen können da her nichts andres sein, als Unterschiede zwischen Geldfunktion und Waarenfunktion. Das Waarenkapital, als direktes Produkt des kapitalisti schen Produktionsprocesses, erinnert an diesen seinen Ursprung und ist daher in seiner F o rm rationeller, minder begriffslos als das Geldka pital, in dem jede Spur dieses Processes erloschen ist, wie überhaupt im 48 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals Geld alle besondre Gebrauchsform der Waare erlischt. Es ist daher nur, wo G' selbst als Waarenkapital fungirt, wo es unmittelbares Produkt eines Produktionsprocesses und nicht verwandelte Form dieses Produkts ist, daß seine bizarre Form verschwindet - also in der Produktion des Geldmaterials selbst. Für Goldproduktion ζ. B. wäre die Formel: G~W A. Cuprov: Zelëznodoroznoje chozjajstvo. M o s k va 1875, p. 75, 76. 52 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals individuell konsumirt, so verschwindet sein Werth mit der Konsumtion; wird er produktiv konsumirt, so daß er selbst ein Produktionsstadium der im Transport befindlichen Waare, so wird sein Werth als Zuschuß werth auf die Waare selbst übertragen. Die Formel für die Transportin- dustrie wäre also G W < pm ... P - G ', da der Produktionsproceß selbst, nicht ein von ihm trennbares Produkt, gezahlt und konsumirt wird. Sie hat also fast genau dieselbe Form wie die für die Produktion der edlen Metalle, nur daß G' hier verwandelte F o rm des während des Produkti- onsprocesses hervorgebrachten Nutzeffekts, nicht Naturalform des wäh rend dieses Processes hervorgebrachten und aus ihm abgestoßnen Goldes oder Silbers ist. Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals, wor in nicht nur Aneignung von Mehrwerth, resp. Mehrprodukt, sondern zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher den kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schließt das des Klassengegensatzes von Kapitalisten und Lohnarbeitern ein. Im M aß wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprocesses umgewälzt, und damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft. Die andern Arten von Kapital, die vor ihm inmitten vergangner oder untergehender gesellschaftlicher Produktionszustände erschienen, werden ihm nicht nur untergeordnet und im Mechanismus ihrer Funktionen ihm entsprechend verändert, sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage, leben und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geld kapital und Waarenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger eigner Geschäftszweige neben dem industriellen Kapital auftreten, sind nur noch durch die gesellschaftliche Theilung der Arbeit verselbständigte und einseitig ausgebildete Existenzweisen der verschiednen Funktions formen, die das industrielle Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre bald annimmt, bald abstreift. Der Kreislauf G ... G' verschlingt sich einerseits mit der allgemeinen Waarencirkulation, geht aus ihr hervor und in sie ein, und bildet | 1 31 j einen Theil von ihr. Andrerseits bildet er eine eigne selbständige Be wegung des Kapitalwerths für den individuellen Kapitalisten, eine Bewe gung, die theils innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation vorgeht, theils außerhalb derselben, die aber stets ihren selbständigen Charakter bewahrt. Erstens dadurch, daß ihre beiden in der Cirkulationssphäre vor gehenden Phasen G -W und W ' - G' als Phasen der Kapitalbewegung funktionell bestimmte Charaktere besitzen; in G -W ist W stofflich be stimmt als Arbeitskraft und Produktionsmittel; in W ' - G' wird der K a pitalwerth realisirt + dem Mehrwerth. Zweitens umschließt P, der Pro- 53 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf duktionsproceß, die produktive Konsumtion. Drittens macht die Rück kehr des Geldes zu ihrem Ausgangspunkt die Bewegung G ... G' zu einer sich in sich selbst abschließenden Kreislaufbewegung. Einerseits bildet also jedes individuelle Kapital in seinen beiden Cirkulationshälften G -W und W ' - G' ein Agens der allgemeinen Waa- rencirkulation, worin es entweder als Geld oder als Waare fungirt oder verkettet ist, und so selbst ein Glied bildet in der allgemeinen Metamor phosenreihe der Waarenwelt. Andrerseits beschreibt es innerhalb der all gemeinen Cirkulation seinen eignen selbständigen Kreislauf, worin die Produktionssphäre ein Durchgangsstadium bildet, und worin es zu sei nem Ausgangspunkt in derselben F o rm zurückkehrt, in der es ihn ver ließ. Innerhalb seines eignen Kreislaufs, der seine reale Metamorphose im Produktionsproceß einschließt, verändert es zugleich seine Werthgröße. Es kehrt zurück, nicht nur als Geldwerth, sondern als vergrößerter, ge wachsener Geldwerth. Betrachten wir schließlich G -W ... P ... W ' - G' als specielle F o rm des Kreislaufsprocesses des Kapitals neben den andern später zu untersu chenden Formen, so zeichnet es sich durch Folgendes aus. 1) Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das industrielle K a pital in seiner Geldform, als Geldkapital, den Ausgangspunkt und den Rückkehrpunkt seines Gesammtprocesses bildet. Die Formel selbst drückt aus, daß das Geld hier nicht als Geld verausgabt, sondern nur vorgeschossen wird, also nur Geldform des Kapitals, Geldkapital ist. Sie drückt ferner aus, daß der Tauschwerth, nicht der Gebrauchswerth, der bestimmende Selbstzweck der Bewegung ist. Eben weil die Geldgestalt des Werths seine selbständige, handgreifliche Erscheinungsform ist, | |32| drückt die Cirkulationsform G . . . G ', deren Ausgangspunkt und Schlußpunkt wirkliches Geld, das Geldmachen, das treibende Motiv der kapitalistischen Produktion, am handgreiflichsten aus. Der Produktions proceß erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als nothwendiges Uebel zum Behuf des Geldmachens. Alle Nationen kapitalistischer Pro duktionsweise werden daher periodisch vom Schwindel ergriffen, worin sie ohne Vermittlung des Produktionsprocesses das Geldmachen vollzie hen wollen. 2) Das Produktionsstadium, die Funktion von P, bildet in diesem Kreislauf die Unterbrechung der zwei Phasen der Cirkulation G -W ... W ' - G ', die wieder nur Vermittlung der einfachen Cirkulation G - W - G '. Der Produktionsproceß erscheint in der F o rm des Kreislaufs processes selbst, formell und ausdrücklich als das, was er in der kapita listischen Produktionsweise ist, als bloßes Mittel zur Verwerthung des vorgeschoßnen Werths, also die Bereicherung als solche als Selbstzweck der Produktion. 54 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals 3) Weil die Reihenfolge der Phasen durch G -W eröffnet wird, ist das zweite Glied der Cirkulation W ' - G '; also Ausgangspunkt G, das zu ver- werthende Geldkapital, Schlußpunkt G', das verwerthete Geldkapital G + g, worin G als realisirtes Kapital neben seinem Sprößling g figurirt. Dies unterscheidet den Kreislauf G von den beiden andern Kreisläufen P und W', und zwar in doppelter Weise. Einerseits durch die Geldform der beiden Extreme; Geld ist aber die selbständige handgreifliche Existenz form des Werths, der Werth des Produkts in seiner selbständigen Werth form, worin alle Spur des Gebrauchswerths der Waaren ausgelöscht ist. Andrerseits wird die Form P ... P nicht nothwendig zu P ... P' (P + p), und in der F o rm W ' . .. W' ist überhaupt keine Werthdifferenz zwischen beiden Extremen sichtbar. - Der Formel G ... G' ist es also charakteri stisch, einerseits, daß der Kapitalwerth den Ausgangspunkt und der ver werthete Kapitalwerth den Rückkehrpunkt bildet, sodaß der Vorschuß des Kapitalwerths als Mittel, der verwerthete Kapitalwerth als Zweck der ganzen Operation erscheint; andrerseits, daß dies Verhältniß in Geldform ausgedrückt ist, der selbständigen Werthform, daher das Geldkapital als Geld heckendes Geld. Die Erzeugung von Mehrwerth durch den Werth ist nicht nur als Alpha und Omega des Processes ausgedrückt, sondern ausdrücklich in der blinkenden Geldform. | 1 3 3 1 4) Da G', das realisirte Geldkapital als Resultat von W ' - G ', der ergänzenden und abschließenden Phase von G - W, sich absolut in der selben Form befindet, worin es seinen ersten Kreislauf eröffnet hat, kann es, sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder eröff nen als vergrößertes (akkumulirtes) Geldkapital: G' = G + g; und es ist wenigstens nicht in der Form von G ... G' ausgedrückt, daß bei Wieder holung des Kreislaufs die Cirkulation von g sich von der von G trennt. In seiner einmaligen Gestalt betrachtet, formell, drückt der Kreislauf des Geldkapitals daher nur den Verwerthungs- und Akkumulationsproceß aus. Die Konsumtion ist darin nur als produktive Konsumtion ausge- drückt durch G - W < pm, nur diese ist eingeschlossen in diesen Kreislauf des individuellen Kapitals. G -A ist A -G oder W -G von Seiten des Ar beiters; ist also die erste Phase der Cirkulation, die seine individuelle Konsumtion vermittelt: A - G -W (Lebensmittel). Die zweite Phase G -W fällt nicht mehr in den Kreislauf des individuellen Kapitals; aber sie ist durch ihn eingeleitet, von ihm vorausgesetzt, da der Arbeiter, um sich stets als exploitirbarer Stoff des Kapitalisten auf dem Markt zu befinden, vor allen Dingen leben, also sich durch individuelle Konsumtion erhalten muß. Aber diese Konsumtion selbst ist hier nur vorausgesetzt als Bedin gung der produktiven Konsumtion der Arbeitskraft durch das Kapital, 55 Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf also auch nur soweit sich der Arbeiter durch seine individuelle Konsum tion als Arbeitskraft erhält und reproducirt. Die Pm, die eigentlichen Waaren aber, die in den Kreislauf eingehn, bilden nur Speisematerial der produktiven Konsumtion. Der Akt A -G vermittelt die individuelle K o n sumtion des Arbeiters, Verwandlung der Lebensmittel in sein Fleisch und Blut. Allerdings muß auch der Kapitalist da sein, also auch leben und konsumiren, um als Kapitalist zu fungiren. Dazu brauchte er in der That nur als Arbeiter zu konsumiren, und mehr ist daher in dieser F o rm des Cirkulationsprocesses nicht vorausgesetzt. Formell ausgedrückt ist selbst das nicht, da die Formel schließt mit G', also einem Resultat, das sofort wieder als vergrößertes Geldkapital fungiren kann. In W ' - G' ist der Verkauf von W' direkt enthalten; aber W ' - G ', Ver kauf von der einen Seite, ist G - W, K a uf von der andern, und die Waare wird endgültig nur ihres Gebrauchswerths wegen gekauft, um (von Zwi schenverkäufen abgesehn) in den Konsumtionsproceß einzugehn, ||34| sei dieser nun individuell oder produktiv, je nach der Natur des gekauften Artikels. Aber diese Konsumtion geht nicht ein in den Kreislauf des individuellen Kapitals, dessen Produkt W' ist; dies Produkt wird eben als zu verkaufende Waare aus dem Kreislauf abgestoßen. Das W' ist aus drücklich bestimmt zu fremder Konsumtion. Wir finden daher bei Doll metschern des Merkantilsystems (dem die Formel G -W ... P ... W ' - G' zu Grunde liegt) sehr weitläufige Predigten darüber, daß der einzelne Kapitalist nur als Arbeiter konsumiren muß, wie die Kapitalistennation den andern, dümmern Nationen das Verzehren ihrer Waaren und über haupt den Konsumtionsproceß überlassen, dagegen die produktive Kon sumtion zu ihrer Lebensaufgabe machen muß. Diese Predigten erinnern oft der F o rm und dem Inhalt nach an analoge ascetische Ermahnungen der Kirchenväter. Der Kreislaufsproceß des Kapitals ist also Einheit von Cirkulation und Produktion, schließt beide ein. Sofern die beiden Phasen G - W, W ' - G' Cirkulationsvorgänge, bildet die Cirkulation des Kapitals Theil der all gemeinen Waarencirkulation. Aber als funktionell bestimmte Abschnitte, Stadien im Kreislauf des Kapitals, der nicht nur der Cirkulationssphäre, sondern auch der Produktionssphäre angehört, vollzieht das Kapital in nerhalb der allgemeinen Waarencirkulation seinen eignen Kreislauf. Die allgemeine Waarencirkulation dient ihm im ersten Stadium dazu, die G e stalt anzunehmen, worin es als produktives Kapital fungiren kann; im zweiten, die Waarenform abzustoßen, worin es seinen Kreislauf nicht 56 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals erneuern kann; und zugleich ihm die Möglichkeit zu eröffnen, seinen eignen Kapitalkreislauf zu trennen von der Cirkulation des ihm ange w a c h s en Mehrwerths. Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum schla gendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des in dustriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwerthung des Werths, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dar gestellt wird (kaufen um theurer zu verkaufen). Dadurch, daß die erste Phase G -W ist, tritt auch hervor die Herkunft der Bestandtheile des produktiven Kapitals aus dem Waarenmarkt, wie überhaupt die Bedingt heit des kapitalistischen Produktionsprocesses durch die Cirkulation, den Handel. Der Kreislauf des Geldkapitals ist nicht nur Waaren||35|produk- tion; er kommt selbst nur durch die Cirkulation zu Stande, er setzt sie voraus. Es liegt dies schon darin, daß die der Cirkulation angehörige F o rm G als erste und reine Form des vorgeschoßnen Kapitalwerths er scheint, was in den beiden andern Kreislaufsformen nicht der Fall. Der Kreislauf des Geldkapitals bleibt insofern stets der allgemeine Ausdruck des industriellen Kapitals, als er stets Verwerthung des vorge schoßnen Werths einschließt. In P ... P tritt der Geldausdruck des K a pitals nur als Preis der Produktionselemente hervor, also nur als in R e chengeld ausgedrückter Werth, und wird in dieser F o rm festgehalten in der Buchhaltung. Besondere Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals wird G ... G' soweit neu auftretendes Kapital zuerst als Geld vorgeschossen und in derselben Form zurückgezogen wird, sei es beim Uebertritt aus einem Geschäftszweig in den andern, sei es beim Rücktritt des industriellen Kapitals aus dem Geschäft. Es schließt dies ein die Kapitalfunktion des zuerst in Geldform vorgeschoßnen Mehrwerths, und tritt am schlagend sten hervor, wenn dieser in einem andern Geschäft fungirt als dem wor aus er herkommt. G ... G' kann erster Kreislauf eines Kapitals sein; es kann letzter sein; es kann als Form des gesellschaftlichen Gesammtka- pitals gelten; es ist die Form von Kapital, das neu angelegt wird, sei es als in Geldform neu akkumulirtes Kapital, sei es als altes Kapital, das ganz in Geld verwandelt wird zur Uebertragung aus einem Produktionszweig in den andern. Als stets in allen Kreisläufen einbegriffne F o rm vollzieht das Geldka pital diesen Kreislauf gerade für den Theil des Kapitals, der den Mehr werth erzeugt, das variable Kapital. Die normale Form des Vorschusses des Arbeitslohns ist Zahlung in Geld; dieser Proceß muß in kürzeren Terminen stets erneuert werden, weil der Arbeiter von der Hand in den Mund lebt. Dem Arbeiter muß der Kapitalist daher beständig als GeId- 57 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf kapitalist, und sein Kapital als Geldkapital gegenübertreten. Es kann hier nicht, wie beim K a uf der Produktionsmittel und Verkauf der pro duktiven Waaren, direkte oder indirekte Ausgleichung stattfinden (sodaß die größere Masse des Geldkapitals thatsächlich nur in F o rm von Waa ren, das Geld nur in der F o rm des Rechengelds, und schließlich baar nur für Ausgleichung der Bilanzen figurirt). Andrerseits wird ein Theil des aus dem variablen Kapital entspringenden Mehrwerths vom Kapitalisten verausgabt für seine Privatkonsumtion, die dem Kleinhandel angehört und, auf welchen ||36| Umwegen immer, baar, in der Geldform des Mehr werths verausgabt wird. Wie groß oder klein dieser Theil des Mehrwerths sei, ändert nichts an der Sache. Fortwährend erscheint von neuem das variable Kapital als im Arbeitslohn angelegtes Geldkapital ( G - A) und g als Mehrwerth, der zur Bestreitung der Privatbedürfnisse des Kapitali sten verausgabt wird. Also G als vorgeschoßner variabler Kapitalwerth und g als sein Zuwachs, beide in Geldform nothwendig festgehalten, um in solcher verausgabt zu werden. Die Formel G -W ... P ... W ' - G ', mit dem Resultat G '= G + g, schließt in ihrer F o rm eine Täuschung ein, trägt einen illusorischen Cha rakter, der aus dem Dasein des vorgeschoßnen und verwertheten Werths in seiner Aequivalentform, dem Geld, entspringt. Der Accent liegt nicht auf Verwerthung des Werths, sondern auf der Geldform dieses Processes, darauf, daß mehr Werth in Geldform schließlich aus der Cirkulation gezogen wird als ihr ursprünglich vorgeschossen ward, also auf Vermeh rung der dem Kapitalisten gehörigen Gold- und Silbermasse. Das soge nannte Monetärsystem ist bloß Ausdruck der begriffslosen F o rm G - W - G ', einer Bewegung, die ausschließlich in der Cirkulation verläuft und daher die beiden Akte: 1) G - W, 2) W - G' nur dadurch erklären kann, daß W im zweiten Akt über seinen Werth verkauft wird, daher mehr Geld der Cirkulation entzieht als durch seinen K a uf in sie hinein geworfen ward. Dagegen G -W ... P ... W ' - G ', als ausschließliche F o rm fixirt, liegt dem entwickelteren Merkantilsystem zu Grund, wo nicht nur Waarencirkulation, sondern auch Waarenproduktion als nothwendiges Element erscheint. Der illusorische Charakter von G -W ... P ... W ' - G ', und die ihr ent sprechende illusorische Deutung ist da, sobald diese F o rm als einmalige fixirt wird, nicht als fließende, beständig sich erneuernde; sobald sie da her nicht als eine der Formen des Kreislaufs, sondern als seine aus schließliche gilt. Sie weist aber selbst auf andre Formen hin. Erstens setzt dieser ganze Kreislauf den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses selbst voraus, und als Basis daher diesen Produk tionsproceß nebst dem specifischen, durch ihn bedingten Gesellschafts- 58 Erstes Kapitel · Kreislauf des Geldkapitals zustand. G -W = G - W < pm; aber G -A unterstellt den Lohnarbeiter, und daher die Produktionsmittel als Theil des produktiven Kapitals, da her ||37| den Arbeits- und Verwerthungsproceß, den Produktionsproceß schon als Funktion des Kapitals. Zweitens: Wird G ... G' wiederholt, so erscheint die Rückkehr zur Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten Stadium. G -W verschwindet, um P Platz zu machen. Der beständige Wiedervor schuß in Geld, ebensosehr wie seine beständige Rückkehr als Geld, er scheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende Momente. Drittens: G -W ... P ... W - G '. G -W ... P ... W - G '. G -W ... P ... etc. Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint der Kreislauf P ... W - G '. G -W ... P, bevor der zweite Kreislauf von G voll endet ist, und alle ferneren Kreisläufe können so unter der F o rm P ... W - G -W ... P betrachtet werden, sodaß G -W als erste Phase des ersten Kreislaufs nur die verschwindende Vorbereitung des sich stets wie derholenden Kreislaufs des produktiven Kapitals bildet, wie dies in der That der Fall bei zum ersten Mal in der Form von Geldkapital angeleg tem, industriellem Kapital. Andrerseits, bevor der zweite Kreislauf von P vollendet, ist der erste Kreislauf W- G'. G -W ... P ... W (abgekürzt W ... W) beschrieben, der Kreislauf des Waarenkapitals. So enthält die erste Form schon die beiden andern und es verschwindet so die Geldform, soweit sie nicht bloßer Werthausdruck, sondern Werthausdruck in der Aequivalentform, in Geld. Endlich: Nehmen wir ein neu auftretendes einzelnes Kapital, welches zum ersten Mal den Kreislauf G -W ... P ... W - G' beschreibt, so ist G -W die Vorbereitungsphase, der Vorläufer des ersten Produktionspro- cesses, den dies einzelne Kapital durchmacht. Diese Phase G -W ist daher nicht vorausgesetzt, sondern wird vielmehr durch den Produktionsproceß gesetzt oder bedingt. Aber dies gilt nur für dies einzelne Kapital. Allge meine Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals ist der Kreislauf des Geldkapitals, soweit die kapitalistische Produktionsweise vorausgesetzt ist, also innerhalb eines durch die kapitalistische Produktion bestimmten Gesellschaftszustandes. Der kapitalistische Produktionsproceß ist daher als ein prius vorausgesetzt, wenn nicht in dem ersten Kreislauf des Geld kapitals eines neu angelegten industriellen Ka||38|pitals, so außerhalb desselben; das beständige Dasein dieses Produktionsprocesses unterstellt den beständig erneuerten Kreislauf von P ... P. Innerhalb des ersten Sta- 59 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf diums G - W < pm tritt diese Voraussetzung selbst schon auf, indem dies einerseits das Dasein der Lohnarbeiterklasse voraussetzt; indem andrer seits das, was erstes Stadium G -W für den Käufer der Produktionsmittel, W ' - G' für ihren Verkäufer ist, also in W' das Waarenkapital, somit die Waare selbst als Resultat der kapitalistischen Produktion, und damit die Funktion des produktiven Kapitals voraussetzt. ZWEITES KAPITEL. D er K r e i s l a uf des p r o d u k t i v en K a p i t a l s. Der Kreislauf des produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel: P ... W ' - G ' -W ... P. Er bedeutet die periodisch erneuerte Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen Produktions proceß als Reproduktionsproceß mit Bezug auf die Verwerthung; nicht nur Produktion, sondern periodische Reproduktion von Mehrwerth; die Funktion des in seiner produktiven Form befindlichen industriellen K a pitals, nicht als einmalige, sondern als periodisch wiederholte Funktion, sodaß der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst gegeben ist. Ein Theil von W' kann unmittelbar (in gewissen Fällen, Anlagezweigen des industriellen Kapitals) wieder als Produktionsmittel in denselben Ar- beitsproceß eingehn, aus dem er als Waare herauskam; dadurch wird nur die Verwandlung seines Werths in wirkliches Geld oder Geldzeichen er spart, oder sie erhält nur selbständigen Ausdruck als Rechengeld. Dieser Werththeil geht nicht in die Cirkulation ein. Es gehn so Werthe in den Produktionsproceß ein, die nicht in den Cirkulationsproceß eingehn. Dasselbe gilt von dem Theil von W ', den der Kapitalist als Theil des Mehrprodukts in natura verzehrt. Dies ist jedoch für die kapitalistische Produktion unbedeutend; es kommt höchstens bei der Agrikultur in Be tracht. I |39| Zweierlei springt sofort bei dieser Form in die Augen. Erstens. Während in der ersten F o rm G ... G' der Produktionsproceß, die Funktion von P, die Cirkulation des Geldkapitals unterbricht und nur als Vermittler zwischen seinen beiden Phasen G -W und W ' - G' er scheint, bildet hier der gesammte Cirkulationsproceß des industriellen Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Cirkulationsphase, nur eine Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen dem pro duktiven Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet und als letztes ihn in derselben Form, also in der Form seines Wiederbeginns, 60 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals schließt. Die eigentliche Cirkulation erscheint nur als Vermittlung der periodisch erneuerten und durch die Erneurung kontinuirlichen Repro duktion. Zweitens. Die gesammte Cirkulation stellt sich dar in der entgegenge setzten F o rm von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals besitzt. Sie war dort: G - W -G ( G - W. W - G ), abgesehn von der Werthbestimmung; sie ist hier, wieder abgesehn von der Werthbestimmung, W - G -W ( W - G. G - W ), also die Form der einfachen Waarencirkulation. /. Einfache Reproduktion. Betrachten wir also zunächst den zwischen den Extremen P ... P in der Cirkulationssphäre verlaufenden Proceß W ' - G ' - W. Der Ausgangspunkt dieser Cirkulation ist das Waarenkapital: W' = W + w = P + w. Die Funktion des Waarenkapitals W ' - G' (die R e- alisirung des in ihm enthaltenen Kapitalwerths = P, der jetzt als Waaren- bestandtheil W existirt, wie des in ihm enthaltnen Mehrwerths, der als Bestandtheil derselben Waarenmasse, mit dem Werth w, existirt) wurde in der ersten Form des Kreislaufs betrachtet. Aber dort bildete sie die zweite Phase der unterbrochnen Cirkulation und die Abschlußphase des ganzen Kreislaufs. Hier bildet sie die zweite Phase des Kreislaufs, aber die erste Phase der Cirkulation. Der erste Kreislauf endet mit G', und da G' ebensowohl wie das ursprüngliche G von neuem als Geldkapital den zweiten Kreislauf eröffnen kann, war es zunächst nicht nöthig weiter zuzusehn, ob die in G' enthaltnen G und g (der Mehrwerth) ihre Bahn mit einander fortsetzen, oder ob sie verschiedne Bahnen beschreiben. Dies wäre nur nöthig geworden, hätten wir den ersten Kreislauf in seiner Erneurung weiter verfolgt. Dieser Punkt muß aber im Kreislauf des pro||40|duktiven Kapitals entschieden werden, da die Bestimmung schon seines ersten Kreislaufs davon abhängt, und weil W ' - G' in ihm als erste Cirkulationsphase erscheint, welche durch G -W zu ergänzen ist. Es hängt von dieser Entscheidung ab, ob die Formel einfache Reproduktion oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter darstellt. Je nach ihrer Entscheidung also ändert sich der Charakter des Kreislaufs. Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und K a uf und Verkauf der Waaren zu ihrem Werth vorausgesetzt sind. Der ganze Mehrwerth geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsum tion des Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Waarenkapitals W' in Geld stattgefunden, cirkulirt der Theil der Geldsumme, der den Kapitalwerth darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der 61 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf andre, der vergoldeter Mehrwerth ist, geht ein in die allgemeine Waaren cirkulation, ist vom Kapitalisten ausgehende Geldcirkulation, geht aber vor außerhalb der Cirkulation seines individuellen Kapitals. In unserm Beispiel hatten wir ein Waarenkapital W' von 10 000 tè Garn zum Werth von 500 £; 422 £ davon sind der Werth des produktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 tè Garn die von W' begon nene Kapitalcirkulation fort, während der Mehrwerth von 78 £, Geld form von 1560 ti Garn, dem überschüssigen Theil des Waarenprodukts, aus dieser Cirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation beschreibt. g-w ist eine Reihe von Käufen vermittelst des Geldes, das der Kapitalist, sei es in eigentlichen Waaren, sei es in Diensten für seine werthe Person, resp. Familie, verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert, finden zu ver- schiednen Terminen statt. Das Geld existirt also zeitweis in der Form eines für die laufende Konsumtion bestimmten Geldvorraths oder Schat zes, da in seiner Cirkulation unterbrochnes Geld sich in Schatzform befindet. Seine Funktion als Cirkulationsmittel, das auch seine vorüber gehende F o rm als Schatz einbegreift, geht nicht in die Cirkulation des Kapitals in seiner Geldform G ein. Das Geld wird nicht vorgeschossen sondern verausgabt. | |411 Wir haben vorausgesetzt, daß das vorgeschoßne Gesammtkapital stets ganz aus einer seiner Phasen in die andre übergeht, so auch hier, daß das Waarenprodukt von P den Gesammtwerth des produktiven Kapitals P = 422 £ + dem während des Produktionsprocesses geschaffnen Mehr werth = 78 £ trägt. In unserm Beispiel, wo wir es mit einem diskreten Waarenprodukt zu thun haben, existirt der Mehrwerth in der F o rm von 1560 tè Garn; ganz wie er auf 1 ti Garn berechnet in der Form von 2,496 Unzen Garn existirt. Wäre dagegen das Waarenprodukt z. B. eine M a schine von 500 £ und von derselben Werthzusammensetzung, so wäre zwar ein Werththeil dieser Maschine = 78 £ Mehrwerth, aber diese 78 £ existirten nur in der Gesammtmaschine; sie ist nicht in Kapitalwerth und Mehrwerth theilbar, ohne sie selbst in Stücke zu zerschlagen und so mit ihrem Gebrauchswerth auch ihren Werth zu vernichten. Die beiden Werthbestandtheile können also nur ideell in Bestandtheilen des Waaren- körpers dargestellt werden, nicht als selbständige Elemente der Waare W', wie jedes Pfund Garn als trennbares, selbständiges Waarenelement der 10 000 tè. Im ersten Fall muß die Gesammtwaare, das Waarenkapi- 62 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals tal, die Maschine, ganz verkauft sein, bevor g seine besondre Cirkulation eingehn kann. Dagegen wenn der Kapitalist 8440 U verkauft, würde der Verkauf der weitern 1560 0. eine vollständig getrennte Cirkulation des Mehrwerths in der F o rm w (1560 U Garn)-g (78 £) = w (Konsumtions artikel) darstellen. Die Werthelemente jedes einzelnen Quotums des Garnprodukts von 10 000 U sind aber in Theilen des Produkts ebenso darstellbar wie im Gesammtprodukt. Wie dieses, 10 000 W Garn, sich ein theilen läßt in konstanten Kapitalwerth (c), 7440 U Garn zum Werth 372 £, variablen Kapitalwerth (v) von 1000W Garn zu 50 £ und Mehr werth (m) von 1560 U Garn zu 78 £, so jedes Pfund Garn in c = 11,904 Unzen zum Werth von 8,928 d., ν = 1,600 Unze Garn zum Werth von 1,200 d., m = 2,496 Unzen Garn zum Werth von 1,872 d. Der Kapitalist könnte auch bei successivem Verkauf der 10 000 U die in den successiven Portionen enthaltnen Mehrwerthselemente successive verzehren, und da durch ebenso successive die Summe von c + ν realisiren. Aber diese Ope­ ration unterstellt schließlich ebenfalls, daß die ganzen 10 000 U verkauft, daß also auch durch Verkauf von 8440 ri der Werth von c und ν ersetzt wird. (Buch I, K a p. V I I, 2) | |42| Wie dem aber auch sei, durch W ' - G' erhalten sowohl der in W' enthaltene Kapitalwerth wie der Mehrwerth eine trennbare Existenz, die Existenz verschiedner Geldsummen; in beiden Fällen ist G sowohl wie g wirklich verwandelte Form des Werths, der ursprünglich in W' nur als Preis der Waare eignen, nur ideellen Ausdruck besitzt. w-g-w ist einfache Waarencirkulation, deren erste Phase w-g in der Cirkulation des Waarenkapitals W ' - G' einbegriffen ist, also in den Kreis lauf des Kapitals; deren ergänzende Phase w-g dagegen außerhalb dieses Kreislaufs fällt, als davon getrennter Vorgang der allgemeinen Waaren cirkulation. Die Cirkulation von W und w, von Kapitalwerth und Mehr werth, spaltet sich nach der Verwandlung von W in G'. Es folgt daher: Erstens: Indem durch W - G' = W - (G + g) das Waarenkapital realisirt wird, wird die in W - G' noch gemeinsame und von derselben Waaren masse getragne Bewegung von Kapitalwerth und Mehrwerth spaltbar, indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen. Zweitens: Findet diese Spaltung statt, indem g als Revenue des Kapi talisten verausgabt wird, während G als funktionelle F o rm des Kapital werths seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt - so ist der erste Akt W - G ', im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G -W und g-w, darstellbar als die zwei verschiednen Cirkulationen: W - G -W und w-g-w; beides, der allgemeinen F o rm nach, der gewöhnlichen Waa rencirkulation angehörige Reihen. 63 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Uebrigens werden in der Praxis bei kontinuirlichen Waarenkörpern, die sich nicht theilen lassen, die Werthbestandtheile ideell für sich isolirt. Ζ. B. im Londoner Baugeschäft, das größtentheils auf Kredit betrieben wird, erhält der Bauunternehmer Vorschüsse, je nachdem der Bau des Hauses sich in verschiednen Stadien befindet. Keins dieser Stadien ist ein Haus, sondern nur ein wirklich existirender Bestandtheil eines werdenden künftigen Hauses; also trotz seiner Wirklichkeit nur ideeller Bruchtheil des ganzen Hauses, aber dennoch wirklich genug, um als Sicherheit für zusätzlichen Vorschuß zu dienen. (Siehe hierüber unten K a p. X I I .) Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Bewe gung von Kapitalwerth und Mehrwerth nur theilweise (sodaß ein Theil des Mehrwerths nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so | |43| geht im Kapitalwerth selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines Kreislaufs, vor Vollendung desselben. In unserm Beispiel war der Werth des produktiven Kapitals gleich 422 £. Setzt es also G -W fort, ζ. B. als 480 £ oder 500 £, so durchmißt es die letztern Stadien des Kreis laufs als ein um 58 £ oder 78 £ größerer Werth denn der anfängliche war. Es kann dies zugleich verbunden sein mit Aenderung seiner Werthkon stitution. - W ' - G ', das zweite Stadium der Cirkulation und das abschließende Sta dium des Kreislaufs I (G . .. G ' ), ist in unserm Kreislauf zweites Stadium desselben und erstes der Waarencirkulation. So weit die Cirkulation in Betracht kommt, muß es also ergänzt werden durch G ' - W '. Aber W ' - G' hat nicht nur den Verwerthungsproceß (hier die Funktion von P, das erste Stadium) bereits hinter sich, sondern sein Resultat, das Waarenpro dukt W', ist bereits realisirt. Der Verwerthungsproceß des Kapitals, sowie die Realisirung des Waarenprodukts, worin sich der verwerthete Kapi talwerth darstellt, ist also beendet mit W ' - G '. Wir haben also einfache Reproduktion vorausgesetzt, d. h. daß g-w sich ganz trennt von G - W. Da beide Cirkulationen, w-g-w ebenso wie W - G - W, der allgemeinen Form nach der Waarencirkulation angehören (und daher auch keine Werthdifferenzen zwischen den Extremen zeigen), so ist es leicht, wie die Vulgärökonomie es thut, den kapitalistischen Pro duktionsproceß aufzufassen als bloße Produktion von Waaren, G e- brauchswerthen zur Konsumtion irgend einer Art bestimmt, die der K a pitalist nur producirt um sie durch Waaren von anderm Gebrauchswerth zu ersetzen oder sie damit umzutauschen, wie es in der Vulgärökonomie fälschlich heißt. W' tritt von vornherein als Waarenkapital auf, und der Zweck des ganzen Processes, die Bereicherung (Verwerthung) schließt eine mit der Größe des Mehrwerths (also auch des Kapitals) wachsende Konsumtion des Kapitalisten keineswegs aus, sondern erst recht ein. 64 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals In der Cirkulation der Revenue des Kapitalisten dient in der That die producirte Waare w (oder der ihr ideell entsprechende Bruchtheil des Waarenprodukts W') nur dazu, sie zuerst in Geld und aus Geld in eine Reihe andrer, der Privatkonsumtion dienender Waaren umzusetzen. Aber der kleine Umstand ist hierbei nicht zu übersehn, daß w Waaren- werth ist, der dem Kapitalisten nichts gekostet hat, Verkörperung von | |44| Mehrarbeit, daher es ursprünglich als Bestandtheil des Waarenkapi tals W' auf die Bühne tritt. Dies w selbst ist also schon seiner Existenz nach gebunden an den Kreislauf des proceßirenden Kapitalwerths und kommt dieser in's Stocken oder wird sonst wie gestört, so beschränkt sich nicht nur die Konsumtion von w, oder hört ganz auf, sondern damit zugleich der Absatz für die Waarenreihe, welche den Ersatz für w bilden. Dasselbe ist der Fall, wenn W ' - G' mißlingt oder nur ein Theil von W' verkäuflich ist. Wir sahen, daß w-g-w, als Cirkulation der Revenue des Kapitalisten, nur in die Kapitalcirkulation eingeht, solange w Werththeil von W', dem Kapital in seiner Funktionsform von Waarenkapital, ist: aber sobald ver selbständigt durch g-w, also in der ganzen F o rm w-g-w, geht sie nicht in die Bewegung des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Kapitals ein, ob gleich sie aus derselben hervorgeht. Sie hängt damit soweit zusammen als die Existenz des Kapitals die Existenz des Kapitalisten voraussetzt, und diese letztere ist bedingt durch seinen Verzehr von Mehrwerth. Innerhalb der allgemeinen Cirkulation fungirt W', z. B. Garn, nur als Waare; aber als Moment der Cirkulation des Kapitals fungirt es als Waa renkapital, eine Gestalt die der Kapitalwerth abwechselnd annimmt und abstößt. Nach dem Verkauf des Garns an den Kaufmann ist es aus dem Kreislaufsproceß desjenigen Kapitals, dessen Produkt es ist, entfernt, be findet sich aber trotzdem fortwährend als Waare im Umkreis der allge meinen Cirkulation. Die Cirkulation derselben Waarenmasse dauert fort, obgleich sie aufgehört hat ein Moment im selbständigen Kreislauf des Kapitals des Spinners zu bilden. Die wirkliche definitive Metamorphose der vom Kapitalisten in die Cirkulation geworfnen Waarenmasse, W - G, ihr schließliches Herausfallen in die Konsumtion kann daher zeitlich und räumlich durchaus getrennt sein von der Metamorphose, worin diese Waarenmasse als sein Waarenkapital fungirt. Dieselbe Metamorphose, die in der Cirkulation des Kapitals vollzogen ist, bleibt in der Sphäre der allgemeinen Cirkulation noch zu vollziehen. Es ändert nichts an der Sache, wenn das Garn wieder in den Kreislauf eines andern industriellen Kapitals eingeht. Die allgemeine Cirkulation umfaßt ebensosehr die Verschlingung der Kreisläufe der verschiednen selbständigen Bruchstücke des gesellschaftlichen Kapitals, ||45| d. h. die 65 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Gesammtheit der einzelnen Kapitale, wie die Cirkulation der nicht als Kapital auf den Markt geworfnen Werthe. Das Verhältniß zwischen dem Kreislauf des Kapitals, sofern er Theil der allgemeinen Cirkulation und sofern er Glieder eines selbständigen Kreislaufs bildet, zeigt sich ferner, wenn wir die Cirkulation von G' = G + g betrachten. G, als Geldkapital, setzt den Kreislauf des K a pitals fort, g, als Revenueausgabe (g-w), geht in die allgemeine Cirku lation ein, fliegt aber aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus. Nur der Theil geht in letztren Kreislauf ein, der als zusätzliches Geldkapital fun girt. In w-g-w fungirt Geld nur als Münze; Zweck dieser Cirkulation ist die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es charakterisirt den Kre tinismus der Vulgärökonomie, daß sie diese Cirkulation, die nicht in den Kreislauf des Kapitals eingeht - die Cirkulation des als Revenue verzehr ten Theils des Werthprodukts - für den charakteristischen Kreislauf des Kapitals ausgibt. In der zweiten Phase, G - W, ist der Kapitalwerth G = P (dem Werth des produktiven Kapitals, das den Kreislauf des industriellen Kapitals hier eröffnet) wieder vorhanden, erledigt vom Mehrwerth, also in dersel ben Werthgröße, wie in dem ersten Stadium des Kreislaufs des Geld kapitals G - W. Trotz der verschiednen Stelle ist die Funktion des Geld kapitals, worin nun das Waarenkapital umgewandelt, dieselbe: seine Verwandlung in Pm und A, Produktionsmittel und Arbeitskraft. Gleichzeitig mit w-g hat also der Kapitalwerth in der Funktion des Waarenkapitals W ' - G' die Phase W -G durchlaufen und tritt nun in die ergänzende Phase G -W < pm; seine Gesammtcirkulation ist also W - G - W < pnv Erstens: D as Geldkapital G trat in Form I (Kreislauf G ... G ') als ur sprüngliche F o rm auf, worin der Kapitalwerth vorgeschossen wird; es tritt hier von vornherein auf als Theil der Geldsumme, worin das Waa renkapital in der ersten Cirkulationsphase W ' - G' sich verwandelt hat, also von vornherein als durch Verkauf des Waarenprodukts vermittelte Verwandlung von P, dem produktiven Kapital, in Geldform. Das Geld kapital existirt hier von vornherein als nicht ursprüngliche und nicht schließliche F o rm des Kapitalwerths, da nur durch abermalige Abstrei fung der Geldform die die Phase W -G abschließende Phase G -W voll zogen werden kann. Der Theil von G - W, der zugleich ||46| G - A, erscheint daher auch nicht mehr als bloßer Geldvorschuß durch Ankauf von Ar beitskraft, sondern als Vorschuß, worin der Arbeitskraft dieselben 1000 ti Garn zum Werth von 50 £, in Geldform vorgeschossen werden, die einen Theil des von der Arbeitskraft geschaffnen Waarenwerths bil- 66 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals den. Das Geld, das dem Arbeiter hier vorgeschossen wird, ist nur ver wandelte Aequivalentform eines Werththeils des von ihm selbst produ- cirten Waarenwerths. Und schon darum ist der Akt G - W, soweit er G - A, keineswegs nur Ersatz von Waare in Geldform durch Waare in Ge brauchsform, sondern schließt andre, von der allgemeinen Waarencir kulation als solcher unabhängige Elemente ein. G' erscheint als verwandelte F o rm von W ', welches selbst Produkt der vergangnen Funktion von P, dem Produktionsproceß, ist; die gesammte Geldsumme G' daher als Geldausdruck vergangner Arbeit. In unserm Beispiel: 10 000 tè Garn = 500 £, Produkt des Spinnprocesses; davon 7440 ti Garn = dem vorgeschoßnen konstanten Kapital c = 372 £; 1000 tè Garn = dem vorgeschoßnen variablen Kapital ν = 50 £; und 1560 tè Garn = dem Mehrwerth m = 78 £. Wird von G' nur das ur sprüngliche Kapital = 422 £ von neuem vorgeschossen, unter sonst gleichbleibenden Verhältnissen, so erhält der Arbeiter in G -A nur einen Theil der in dieser Woche producirten 10 000 tè Garn (den Geldwerth von 1000 tè Garn) in der nächsten Woche vorgeschossen. Als Resultat von W -G ist das Geld stets Ausdruck vergangner Arbeit. Soweit der ergänzende Akt G -W sofort auf dem Waarenmarkt sich vollzieht, also G gegen existirende, auf dem Markt befindliche Waaren umgesetzt wird, ist es wieder Umsatz vergangner Arbeit, aus einer F o rm (Geld) in andre F o rm (Waare). Aber G -W ist in der Zeit von W -G verschieden. Es kann gleichzeitig sein, ausnahmsweise, wenn ζ. B. der Kapitalist, der G -W vollzieht, und der Kapitalist, für den dieser Akt W -G ist, sich ihre Waa ren wechselseitig zur selben Zeit überweisen und G dann nur die Bilanz ausgleicht. Die Zeitdifferenz zwischen der Exekution von W -G und der von G -W kann mehr oder minder beträchtlich sein. Obgleich als Resul tat des Akts W - G, G vergangne Arbeit vorstellt, kann G für den Akt G -W die verwandelte F o rm von Waaren vorstellen, die noch gar nicht auf dem Markt befindlich sind, sondern sich erst in Zukunft darauf be finden werden, da G -W erst vorzugehn braucht, nachdem W neu pro- ducirt ist. ||47| Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit dem W, dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Ζ. B. in dem Um­ satz G -W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle vorstellen, die erst nächstes J a hr producirt wird. Ebenso bei der Veraus gabung von Revenue des Kapitalisten, g-w. Ebenso der Arbeitslohn A = 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit der Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünftige Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der Arbeiter 67 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf mag damit einen R o ck kaufen, der erst in nächster Woche gemacht wird. Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr große Zahl nothwen- diger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick ihrer Produk tion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben. So erhält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn ausbezahlt erhält, die verwandelte F o rm seiner eignen zukünftigen Arbeit oder der andrer Ar beiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit gibt ihm der Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist seine eigne gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vorhandnen Vorrath bildet, wo mit ihm seine vergangne Arbeit bezahlt wird. Hier verschwindet die Vor stellung der Vorrathbildung ganz. Zweitens: In der Cirkulation W - G - W < pm wechselt dasselbe Geld zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Verkäufer und gibt es fort als Käufer; die Verwandlung von Waare in Geldform dient nur dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln; die Geldform des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser Bewegung nur verschwindendes Moment; oder das Geldkapital, soweit die Bewegung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel, wenn es als Kaufmittel dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es, wenn Kapitalisten gegensei tig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist. Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als bloßes Cirkulati onsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz von W durch A und Pm, d. h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts, worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu ver wendenden Mehrwerths) durch seine Produktionselemente, also Rück- verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die BiI- dungs||48|elemente dieser Waare; sie vermittelt also schließlich nur die Rückverwandlung des Waarenkapitals in produktives Kapital. Damit der Kreislauf sich normal vollzieht, muß W' zu seinem Werth und in seiner Gesammtheit verkauft werden. Ferner schließt W - G -W nicht nur Ersatz einer Waare durch eine andre, sondern Ersatz in den selben Werthverhältnissen ein. Es ist unsre Annahme, daß dies hier ge schieht. Thatsächlich aber variiren die Werthe der Produktionsmittel; ge rade der kapitalistischen Produktion ist fortwährender Wechsel der Werthverhältnisse eigen schon durch den beständigen Wechsel in der Pro duktivität der Arbeit, der die kapitalistische Produktion charakterisirt. A uf diesen später zu erörternden Werthwechsel der Produktionsfaktoren weisen wir hier nur hin. Die Verwandlung der Produktionselemente in Waarenprodukt, von P in W' geht in der Produktionssphäre vor, die Rückverwandlung von W' in P in der Cirkulationssphäre. Sie ist vermit telt durch die einfache Waarenmetamorphose. Ihr Inhalt aber ist ein M o- 68 Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals ment des Reproduktionsprocesses als Ganzes betrachtet. W G W, als Cirkulationsform des Kapitals, schließt einen funktionell bestimmten Stoffwechsel ein. Der Umsatz W - G -W bedingt ferner, daß W = den Pro duktionselementen des Waarenquantums W', und daß diese ihre ur sprünglichen Werthverhältnisse gegen einander behaupten; es ist also un terstellt nicht nur daß die Waaren zu ihrem Werthe gekauft und verkauft werden, sondern auch daß sie während des Kreislaufs keinen Werthwech sel erleiden; wo nicht, kann der Proceß nicht normal verlaufen. In G . .. G' ist G die ursprüngliche F o rm des Kapitalwerths, die abge streift wird um wieder angenommen zu werden. In P . .. W ' - G ' -W . .. P ist G nur im Proceß angenommene Form, die schon innerhalb desselben wieder abgestreift wird. Die Geldform erscheint hier nur als verschwin dende selbständige Werthform des Kapitals; das Kapital als W' ist ebenso ängstlich sie anzunehmen, wie als G' sie abzustreifen, sobald es sich in sie verpuppt hat, um sich wieder in die F o rm des produktiven Kapitals um zusetzen. So lange es in der Geldgestalt verharrt, fungirt es nicht als Kapital, und verwerthet sich daher nicht; das Kapital liegt brach. G wirkt hier als Cirkulationsmittel, aber als Cirkulationsmittel des Kapi tals. Der Schein der Selbständigkeit, den die Geldform des Kapitalwerths in der ersten Form seines Kreislaufs (des Geldkapitals) besitzt, ver schwindet in dieser zweiten Form, welche somit ||49| die Kritik der Form I bildet, und sie auf eine nur besondre F o rm reducirt. Stößt die zweite Metamorphose G -W auf Hindernisse (fehlen ζ. B. die Produktionsmittel auf dem Markt), so ist der Kreislauf, der Fluß des Reproduktionspro cesses unterbrochen, ebensosehr als wenn das Kapital in der F o rm des Waarenkapitals festliegt. Der Unterschied ist aber der: In Geldform kann es länger ausharren als in der vergänglichen Waarenform. Es hört nicht auf Geld zu sein, wenn es nicht als Geldkapital fungirt; es hört aber auf Waare zu sein und überhaupt Gebrauchswerth, wenn es zu lange in seiner Funktion als Waarenkapital aufgehalten wird. Zweitens ist es in Geld form fähig, statt seiner ursprünglichen produktiven Kapitalform eine andre anzunehmen, während es als W' überhaupt nicht vom Platze kommt. W ' - G ' -W schließt nur für W' seiner F o rm nach Cirkulationsakte ein, die Momente seiner Reproduktion sind; aber die wirkliche Reproduktion von W, worin sich W' umsetzt, ist nöthig zur Ausführung von W ' - G ' - W; diese ist aber bedingt durch Reproduktionsprocesse außerhalb des R e produktionsprocesses des individuellen in W' dargestellten Kapitals. - In der Form I bereitet G - W < pm nur die erste Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital vor; in der Form II die Rückver- 69 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Wandlung aus Waarenkapital in produktives Kapital; also, soweit die Anlage des industriellen Kapitals dieselbe bleibt, Rückverwandlung des Waarenkapitals in dieselben Produktionselemente, aus denen es hervor gegangen. Es erscheint daher hier, wie in F o rm I, als vorbereitende Phase des Produktionsprocesses, aber als Rückkehr zu demselben, Erneuerung desselben, daher als Vorläufer des Reproduktionsprocesses, also auch der Wiederholung des Verwerthungsprocesses. Es ist nun wieder zu bemerken, daß G -A nicht einfacher Waarenaus- tausch ist, sondern K a uf einer Waare A, die der Produktion von Mehr werth dienen soll, wie G - Pm nur Procedur, die zur Ausführung dieses Zwecks stofflich unerläßlich ist. Mit Vollziehung von G -W < pm ist G in produktives Kapital rück verwandelt, in P, und beginnt der Kreislauf von neuem. Die explicite F o rm von P ... W ' - G ' -W ... P ist also: | |50| Die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist Waaren- kauf zur Waarenproduktion. Nur soweit die Konsumtion diese produk tive Konsumtion ist, fällt sie in den Kreislauf des Kapitals selbst; ihre Bedingung ist, daß vermittelst der so konsumirten Waaren Mehrwerth gemacht wird. Und dies ist etwas sehr Verschiednes von Produktion und selbst Waarenproduktion, deren Zweck die Existenz der Producenten ist; ein so durch Mehrwerthsproduktion bedingter Ersatz von Waare durch Waare ist etwas ganz andres als Produktenaustausch - nur durch Geld vermittelt - an sich ist. So wird aber die Sache genommen von den Oekonomen zum Beweis, daß keine Ueberproduktion möglich ist. Außer der produktiven Konsumtion von G, das in A und Pm verwan delt wird, enthält der Kreislauf das erste Glied von G - A, welches für den Arbeiter A -G = W -G ist. Von der Cirkulation des Arbeiters A - G - W, welche seine Konsumtion einschließt, fällt nur das erste Glied als Resul tat von G -A in den Kreislauf des Kapitals. Der zweite Akt, nämlich G - W, fällt nicht in die Cirkulation des individuellen Kapitals, obgleich sie aus derselben hervorgeht. Das beständige Dasein der Arbeiterklasse ist aber für die Kapitalistenklasse nöthig, daher auch die durch G -W vermittelte Konsumtion des Arbeiters. Der Akt W ' - G' unterstellt für die Fortsetzung des Kreislaufs des K a pitalwerths, wie für die Konsumtion des Mehrwerths durch den Kapi talisten, nur daß W' in Geld verwandelt, verkauft worden. Es wird na- 70 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals türlich nur gekauft, weil der Artikel ein Gebrauchswerth, also zur K o n sumtion irgend einer Art, produktiven oder individuellen, tauglich. Wenn aber W' weiter cirkulirt, ζ. B. in der Hand des Kaufmanns, der das G a rn gekauft hat, so berührt das zunächst keineswegs die Fortsetzung des Kreislaufs des individuellen Kapitals, das das Garn producirt und an den Kaufmann verkauft hat. Der ganze Proceß geht seinen Gang fort, und mit ihm auch die dadurch bedingte individuelle Konsumtion von Kapi talist und Arbeiter. Ein Punkt wichtig bei Betrachtung der Krisen. | |51[ Sobald W' nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist, kann es in die realen Faktoren des Arbeitsprocesses und darum des Reproduktions- processes rückverwandelt werden. Ob W' daher vom definitiven K o n sumenten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will, ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der kapi talistischen Produktion erzeugten Waarenmassen wird bestimmt durch die Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfniß der beständigen Ausdehnung dieser letztren, nicht durch einen prädestinirten Kreis von Nachfrage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die Mas senproduktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, außer andern in dustriellen Kapitalisten, nur den Großkaufmann haben. Innerhalb ge wisser Grenzen kann der Reproduktionsproceß auf derselben oder erweiterten Stufe vorgehn, obgleich die aus ihm ausgestoßnen Waaren nicht wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegan gen sind. Die Konsumtion der Waaren ist nicht eingeschlossen in den Kreislauf des Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das Garn ζ. B. verkauft ist, kann der Kreislauf des im G a rn dargestellten Kapitalwerths von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem verkauften Garn wird. Solange das Produkt verkauft wird, geht vom Standpunkt des kapitalistischen Producenten alles seinen regelmäßigen Gang. Der Kreislauf des Kapitalwerths, den er repräsentirt, wird nicht unterbrochen. Und ist dieser Proceß erweitert - was erweiterte produk tive Konsumtion der Produktionsmittel einschließt - so kann diese R e produktion des Kapitals von erweiterter individueller Konsumtion (also Nachfrage) der Arbeiter begleitet sein, da er durch produktive Konsum tion eingeleitet und vermittelt ist. Es kann so die Produktion von Mehr werth und mit ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten wachsen, der ganze Reproduktionsproceß sich im blühendsten Zustand befinden und dennoch ein großer Theil der Waaren nur scheinbar in die Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den Händen von Wiederverkäufern lagern, thatsächlich sich also noch auf dem Markt befinden. Nun folgt Waarenstrom auf Waarenstrom, und es tritt endlich hervor, daß der frühere Strom nur scheinbar von der K o n- 71 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf sumtion verschlungen ist. Die Waarenkapitale machen sich wechselseitig ihren Platz auf dem Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu verkau fen, verkaufen unter dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht flüssig gemacht, während ||52| die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre Inhaber müssen sich insolvent erklären, oder verkaufen zu jedem Preis um zu zahlen. Dieser Verkauf hat absolut nichts zu thun mit dem wirklichen Stand der Nachfrage. Er hat nur zu thun mit der Nachfrage nach Zahlung, mit der absoluten Nothwendigkeit Waare in Geld zu ver wandeln. Dann bricht die Krise los. Sie wird sichtbar nicht in der un mittelbaren Abnahme der konsumtiven Nachfrage, der Nachfrage für individuelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des Austauschs von Kapital gegen Kapital, des Reproduktionsprocesses des Kapitals. - Wenn die Waaren Pm und A, worin sich G umgesetzt, um seine Funk tion als Geldkapital, als zur Rückverwandlung in produktives Kapital bestimmter Kapitalwerth, zu vollziehn - wenn diese Waaren in verschied nen Terminen zu kaufen oder zu zahlen sind, G -W also eine Reihe nach einander vorgehender Käufe und Zahlungen vorstellt, so vollzieht ein Theil von G den Akt G - W, während ein anderer Theil im Geldzustand verharrt, um erst zu einer durch die Bedingungen des Processes selbst bestimmten Zeit für gleichzeitige oder successive Akte G -W zu dienen. Er ist der Cirkulation nur zeitweilig entzogen, um am bestimmten Zeit punkt in Aktion zu treten, seine Funktion auszuüben. Diese Aufspei cherung desselben ist dann selbst eine durch seine Cirkulation und für die Cirkulation bestimmte Funktion. Sein Dasein als Kauf- und Zahlungs fonds, die Suspension seiner Bewegung, der Zustand seiner unterbroch- nen Cirkulation, ist dann ein Zustand, worin das Geld eine seiner Funk tionen als Geldkapital ausübt. Als Geldkapital; denn in diesem Fall ist das zeitweilig in Ruhe verharrende Geld selbst ein Theil des Geldkapitals G (von G ' -g = G ), des Werththeils des Waarenkapitals, der = P, dem Werth des produktiven Kapitals, von dem der Kreislauf ausgeht. Andrer seits befindet sich alles der Cirkulation entzogne Geld in Schatzform. Die Schatzform des Geldes wird also hier Funktion des Geldkapitals, ganz wie in G -W die Funktion des Geldes als Kauf- oder Zahlungsmittel zur Funktion des Geldkapitals wird, und zwar weil der Kapitalwerth hier in Geldform existirt, der Geldzustand hier ein durch den Zusammenhang des Kreislaufs vorgeschriebner Zustand des industriellen Kapitals in ei nem seiner Stadien ist. Aber es bewährt sich hier wieder zugleich, daß das Geldkapital innerhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals keine andren als Geldfunktionen verrichtet, und diese Geldfunktionen nur durch ihren ||53| Zusammenhang mit den andren Stadien dieses Kreislaufs zugleich die Bedeutung von Kapitalfunktionen haben. 72 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals Die Darstellung von G' als Verhältniß von g zu G, als Kapitalverhält- niß, ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals, sondern des Waa renkapitals W', welches selbst wieder als Verhältniß von w und W nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorgegangnen Selbstverwerthung des Kapitalwerths. Stößt der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodaß G durch äußre Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G -W suspendiren muß und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder län ger verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in der einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von G -W in W -G durch äußre Umstände unterbrochen wird. Es ist unfrei willige Schatzbildung. In unserm Fall hat das Geld so die Form von brachliegendem, latentem Geldkapital. Doch gehn wir zunächst nicht weiter darauf ein. In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in sei nem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun zweckgemäß oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsge mäß oder funktionswidrig. / 7. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter. Da die Proportionen, worin der Produktionsproceß erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muß also bis dahin aufgehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssi ges Kapital fungiren oder in den Kreislauf des proceßirenden Kapital werths eingehn kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geldform verharrt, nicht als Kapital wirken kann.6 [ a I) So erscheint hier die Schatzbildung als ||54| ein innerhalb des kapitalistischen Akkumula- tionsprocesses einbegriffnes, ihn begleitendes, aber zugleich wesentlich von ihm unterschiednes Moment. Denn durch die Bildung von latentem Geldkapital wird der Reproduktionsproceß selbst nicht erweitert. Umge kehrt. Latentes Geldkapital wird hier gebildet, weil der kapitalistische <>[a]> j )er Ausdruck „latent" ist der physikalischen Vorstellung von latenter Wärme entlehnt, die jetzt durch die Theorie von der Verwandlung der Energie ziemlich beseitigt ist. Daher gebraucht M a rx im dritten Abschnitt (spätere Redaktion) dafür den der Vorstellung von potentieller Energie entlehnten Ausdruck: „potentielles", oder nach Analogie der virtuellen Geschwindigkeiten D'Alemberts: „virtuelles Kapital". - F. E. 73 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Producent die Stufenleiter seiner Produktion nicht unmittelbar erweitern kann. Verkauft er sein Mehrprodukt an einen Gold- oder Silberprodu- centen, der neues Gold oder Silber in die Cirkulation hineinwirft, oder, was auf dasselbe hinauskommt, an einen Kaufmann, der für einen Theil des nationalen Mehrprodukts zuschüssiges Gold oder Silber vom Aus land importirt, so bildet sein latentes Geldkapital ein Inkrement des na tionalen Gold- oder Silberschatzes. In allen andren Fällen haben ζ. B. die 78 £, die in der Hand des Käufers Cirkulationsmittel waren, in der Hand des Kapitalisten nur die Schatzform angenommen; es hat also nur andre Vertheilung des nationalen Gold- oder Silberschatzes stattgefunden. Fungirt das Geld in den Transaktionen unsres Kapitalisten als Zah lungsmittel (in der Art, daß die Waare erst in kürzrem oder längrem Termin vom Käufer zu zahlen) so verwandelt sich das zur Kapitalisation bestimmte Mehrprodukt nicht in Geld, sondern in Schuldforderungen, Eigenthumstitel auf ein Aequivalent, das der Käufer vielleicht schon im Besitz, vielleicht erst in Aussicht hat. Es geht nicht in den Reprodukti onsproceß des Kreislaufs ein, so wenig wie Geld, das in zinstragenden Papieren etc. angelegt, obgleich es in den Kreislauf andrer industriellen Einzelkapitale eingehn kann. Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt durch die Verwerthung des vorgeschoßnen Kapitalwerths, also in erster Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwerth; zweitens aber (siehe Buch I, Kap. X X I I) durch Produktion von Kapital, also durch Verwandlung von Mehrwerth in Kapital. Die Akkumulation oder Pro duktion auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets ausgedehntrer Produktion von Mehrwerth, daher Bereicherung des Kapitalisten, als persönlicher Zweck des letztren erscheint, und eingeschlossen ist in die allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion, wird aber weiter, wie im ersten Buch gezeigt, durch ihre Entwicklung eine Nothwendigkeit für jeden individuellen Kapitalisten. Die stete Vergrößrung seines Kapi tals wird Bedingung der Er||55|haltung desselben. D o ch haben wir nicht weiter auf das früher Entwickelte zurückzukommen. Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt wurde, daß der ganze Mehrwerth als Revenue verausgabt wird. In der Wirklichkeit muß unter normalen Verhältnissen immer ein Theil des Mehrwerths als Revenue verausgabt und ein andrer Theil kapitalisirt werden, wobei es ganz gleichgültig, ob innerhalb bestimmter Perioden producirter Mehrwerth bald ganz verzehrt, bald ganz kapitalisirt wird. Im Durchschnitt der Bewegung - und die allgemeine Formel kann nur diesen darstellen - findet beides statt. Um die Formel nicht zu kompli- ciren, ist es indeß besser anzunehmen, daß der ganze Mehrwerth akku- 74 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals mulirt wird. Die Formel P ... W - G - W ^ p Jn ... P' drückt aus: produk tives Kapital, das auf größrer Stufenleiter und mit größrem Werth re- producirt wird, und als angewachsnes produktives Kapital seinen zweiten Kreislauf beginnt, oder was dasselbe, seinen ersten Kreislauf erneuert. Sobald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangs punkt; blos ist P ein größres produktives Kapital als das erste P war. So, wenn in der Formel G ... G' der zweite Kreislauf mit G' beginnt, fungirt G' als G, als vorgeschoßnes Geldkapital von bestimmter Größe; es ist größres Geldkapital als das, womit der erste Kreislauf eröffnet ward, aber alle Beziehung auf sein Angewachsensein durch Kapitalisirung von Mehrwerth ist verschwunden, sobald es in der Funktion von vorge- schoßnem Geldkapital auftritt. Dieser Ursprung ist ausgelöscht in seiner Form als Geldkapital, das seinen Kreislauf beginnt. Ebenso mit P', so bald es als Ausgangspunkt eines neuen Kreislaufs fungirt. Vergleichen wir P ... P' mit G ... G' oder dem ersten Kreislauf, so ha ben sie durchaus nicht dieselbe Bedeutung. G ... G', für sich genommen als vereinzelter Kreislauf, drückt nur aus, daß G, das Geldkapital (oder das industrielle Kapital in seinem Kreislauf als Geldkapital), Geld hek- kendes Geld, Werth heckender Werth ist, Mehrwerth setzt. Im Kreislauf von P dagegen ist der Verwerthungsproceß selbst mit Ablauf des ersten Stadiums, des Produktionsprocesses, bereits vollzogen, und nach Durch laufen des zweiten Stadiums (des ersten Cirkulationsstadiums) W ' - G' existiren Kapitalwerth + Mehrwerth bereits als realisirtes Geldkapital, als G', welches als letztes Extrem im ersten Kreislauf erschien. D aß Mehrwerth producirt worden, ist in der zuerst be||56|trachteten F o rm von P . . .P dargestellt (siehe explicite Formel S. 50) durch w-g-w, das in seinem zweiten Stadium außerhalb der Kapitalcirkulation fällt und die Cirkulation des Mehrwerths als Revenue darstellt. In dieser Form, wo sich die ganze Bewegung in P ... P darstellt, also keine Werthdifferenz zwischen den beiden Endpunkten stattfindet, ist also die Verwerthung des vorgeschoßnen Werths, die Erzeugung von Mehrwerth, ebenso darge stellt wie in G ... G'; nur erscheint der Akt W ' - G' als letztes Stadium in G . .. G', und als zweites des Kreislaufs, erstes der Cirkulation in P ... P. In P ... P' drückt P' aus, nicht daß Mehrwerth producirt, sondern daß der producirte Mehrwerth kapitalisirt, also Kapital akkumulirt worden ist, und daher P', gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapitalwerth plus dem Werth von, durch dessen Bewegung akkumulirtem, Kapital besteht. G', als bloßer Schluß von G . .. G', sowohl wie W', wie es innerhalb aller dieser Kreisläufe erscheint, drücken für sich genommen nicht die Bewegung aus, sondern ihr Resultat: die in Waarenform oder Geldform 75 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf realisirte Verwerthung des Kapitalwerths, und daher den Kapitalwerth als G + g oder als W + w, als Verhältniß von Kapitalwerth zu seinem Mehrwerth, als seinem Abkömmling. Sie drücken dies Resultat aus als verschiedne Cirkulationsformen des verwertheten Kapital werths. Aber weder in der F o rm W noch in der F o rm G', ist die stattgefundene Ver werthung selbst eine Funktion, sei es des Geldkapitals, sei es des Waaren kapitals. Als besondre, verschiedne Formen, Daseinsweisen, die besond ren Funktionen des industriellen Kapitals entsprechen, kann Geldkapital nur Geldfunktionen, Waarenkapital nur Waarenfunktionen vollziehn, ist ihr Unterschied von einander nur der von Geld und Waare. Ebenso kann das industrielle Kapital, in seiner F o rm als produktives Kapital, nur aus denselben Elementen bestehn, wie jeder andre produktbildende Arbeits- proceß: einerseits gegenständlichen Arbeitsbedingungen (Produktions mitteln), andrerseits sich produktiv (zweckgemäß) bethätigender Arbeits kraft. Wie das industrielle Kapital innerhalb der Produktionssphäre nur in der, dem Produktionsproceß überhaupt, also auch dem nichtkapitali stischen Produktionsproceß, entsprechenden Zusammensetzung existiren kann, so kann es in der Cirkulationssphäre nur existiren in den beiden ihr entsprechenden Formen von Waare und Geld. ||57| Wie aber die Summe der Produktionselemente von vorn herein dadurch sich als produktives Kapital ankündigt, daß die Arbeitskraft fremde Arbeitskraft ist, die der Kapitalist gekauft hat von ihrem eignen Inhaber, ganz wie er seine Pro duktionsmittel von andren Waareninhabern gekauft; wie daher auch der Produktionsproceß selbst als produktive Funktion des industriellen Kapitals auftritt, so Geld und Waare als Cirkulationsformen desselben industriellen Kapitals, also auch ihre Funktionen als seine Cirkulations- funktionen, die die Funktionen des produktiven Kapitals entweder ein leiten oder daraus entspringen. Nur durch ihren Zusammenhang als Funktionsformen, die das industrielle Kapital in den verschiednen Sta dien seines Kreislaufprocesses zu verrichten hat, sind hier Geldfunktion und Waarenfunktion zugleich Funktion von Geldkapital und Waaren kapital. Es ist also verkehrt, die das Geld als Geld und die Waare als Waare charakterisirenden, specifischen Eigenschaften und Funktionen aus ihrem Kapitalcharakter herleiten zu wollen, und ebenso verkehrt ist es, umgekehrt die Eigenschaften des produktiven Kapitals aus seiner Exi stenzweise in Produktionsmitteln abzuleiten. Sobald G' oder W' fixirt werden als G + g, W + w, d. h. als Verhältniß des Kapitalwerths zum Mehrwerth als seinem Sprößling, ist dies Verhält niß in beiden ausgedrückt, das eine Mal in Geldform, das andre Mal in Waarenform, was an der Sache selbst nichts ändert. Dies Verhältniß ent springt daher weder aus Eigenschaften und Funktionen, die dem Geld als 76 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals solchem, noch der Waare als solcher zukommen. In beiden Fällen ist die das Kapital charakterisirende Eigenschaft, Werth heckender Werth zu sein, nur als Resultat ausgedrückt. W' ist stets das Produkt der Funktion von P, und G' ist stets nur die im Kreislauf des industriellen Kapitals verwandelte F o rm von W'. Sobald daher das realisirte Geldkapital seine besondre Funktion als Geldkapital wieder beginnt, hört es auf, das in G' = G + g enthaltne Kapitalverhältniß auszudrücken. Wenn G ... G' durchlaufen ist, und G' den Kreislauf von neuem beginnt, figurirt es nicht als G' sondern als G, selbst wenn der ganze in G' enthaltne Mehr werth kapitalisirt wird. Der zweite Kreislauf beginnt in unserm Fall mit einem Geldkapital von 500 £, statt wie der erste mit 422 £. Das Geldka pital, das den Kreislauf eröffnet, ist um 78 £ größer als vorher; dieser Unterschied existirt in der Vergleichung des einen Kreislaufs mit dem andren; aber diese Ver||58|gleichung existirt nicht innerhalb jedes einzel nen Kreislaufs. Die als Geldkapital vorgeschoßnen 500 £, wovon 78 £ früher als Mehrwerth existirten, spielen keine andre Rolle, als 500 £, wo mit ein andrer Kapitalist seinen ersten Kreislauf eröffnet. Ebenso im Kreislauf des produktiven Kapitals. Das vergrößerte P' tritt beim Wie derbeginn als P auf, sogut wie P in der einfachen Reproduktion P ... P. Im Stadium G ' - W ' < pm ist die angewachsne Größe nur durch W' an gezeigt, aber nicht durch A' und Pm'. Da W die Summe von A und Pm, ist schon durch W' angezeigt, daß die Summe der in ihm enthaltnen A und Pm größer ist als das ursprüngliche P. Zweitens aber wäre die B e zeichnung A' und Pm' falsch, weil wir wissen, daß mit dem Wachsthum des Kapitals eine Aenderung seiner Werthkonstitution verbunden ist, im Fortschritt derselben der Werth von Pm wächst, der von A stets relativ abnimmt, oft absolut. III. Geldakkumulation. Ob g, der vergoldete Mehrwerth, sofort wieder dem processirenden K a pitalwerth zugeschlagen, und so, zusammen mit dem Kapital G, in der Größe G' in den Kreislaufsproceß eingehn kann, hängt von Umständen ab, die unabhängig sind von dem bloßen Vorhandensein von g. Soll g als Geldkapital in einem, neben dem ersten Geschäft anzulegenden, zweiten selbständigen Geschäft dienen, so ist klar, daß es hierzu nur anwendbar, wenn es die zu solchem Geschäft erheischte Minimalgröße besitzt. Soll es zur Ausdehnung des ursprünglichen Geschäfts verwandt werden, so be dingen die Verhältnisse der stofflichen Faktoren von P und deren Werth verhältnisse ebenfalls eine bestimmte Minimalgröße für g. Alle in diesem Geschäft wirkenden Produktionsmittel haben nicht nur ein qualitatives, 77 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf sondern ein bestimmtes quantitatives Verhältniß zu einander, einen pro portioneilen Umfang. Diese stofflichen und die von ihnen getragnen Werthverhältnisse der in das produktive Kapital eingehenden Faktoren bestimmen den Minimalumfang, den g besitzen muß, um in zuschüssige Produktionsmittel und Arbeitskraft, oder nur in erstere, als Zuwachs des produktiven Kapitals umsetzbar zu werden. So kann der Spinner nicht die Zahl seiner Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden Kratzen und Vorspinnstühle anzuschaffen, abgesehn von der vermehrten Ausgabe für Baumwolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsaus dehnung bedingt. Um diese letztre auszuführen, muß also der Mehrwerth schon eine ziemliche ||59| Summe ausmachen (1 £ per Spindel Neuan schaffung wird gewöhnlich gerechnet). Solange g diesen Minimalumfang nicht besitzt, muß der Kreislauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen, bis die Summe der successive von ihm erzeugten g, mit G zusammen, also A in G ' - W ' < pm fungiren kann. Schon bloße Detailveränderungen, ζ. B. in der Spinnmaschinerie, soweit sie diese produktiver machen, erheischen größre Ausgabe in Spinnmaterial, Ausdehnung der Vorspinnmaschinerie etc. In der Zwischenzeit wird also g angehäuft, und seine Anhäufung ist nicht seine eigne Funktion, sondern das Resultat wiederholter P . .. P. Seine eigne Funktion ist sein Verharren im Geldzustand, bis es aus den wiederholten Verwerthungskreisläufen, also von außen, Zuschuß genug erhalten hat, um die zu seiner aktiven Funktion erheischte Minimalgröße zu erreichen, die Größe, in der allein es wirklich als Geldkapital, im gegebnen Fall als akkumulirter Theil des in Funktion begriffnen Geld kapitals G, mit in die Funktion dieses letztren eingehn kann. In der Zwi schenzeit wird es angehäuft und existirt nur in der F o rm eines im BiI- dungsproceß, im Wachsthum begriffnen Schatzes. Geldakkumulation, Schatzbildung, erscheint hier also als ein Proceß, der die wirkliche Ak kumulation, die Ausdehnung der Stufenleiter, worauf das industrielle Kapital wirkt, vorübergehend begleitet. Vorübergehend, denn so lange der Schatz in seinem Schatzzustande verharrt, fungirt er nicht als Kapi tal, nimmt nicht Theil am Verwerthungsproceß, bleibt eine Geldsumme, die nur anwächst weil, ohne ihr Zuthun vorhandnes, Geld in denselben Kasten geworfen wird. Die F o rm des Schatzes ist nur die F o rm von nicht in Cirkulation be findlichem Geld, von Geld, das in seiner Cirkulation unterbrochen ist und deshalb in seiner Geldform aufbewahrt wird. Was den Proceß des Schatzbildens selbst betrifft, so ist er aller Waarenproduktion gemein und spielt als Selbstzweck eine Rolle nur in den unentwickelten vorkapitali stischen Formen derselben. Hier aber erscheint der Schatz als F o rm des Geldkapitals und die Schatzbildung als ein Proceß, der die Akkumula- 78 Zweites Kapitel · Kreislauf des produktiven Kapitals tion des Kapitals vorübergehend begleitet, weil und sofern das Geld hier als latentes Geldkapital figurirt; weil die Schatzbildung, der Schatzzu stand des in Geldform vorhandnen Mehrwerths ein außerhalb des Kreis laufs des Kapitals vorgehendes, funktionell bestimmtes Vorbereitungs stadium für die Verwandlung des Mehrwerths in wirklich ||60| fungirendes Kapital ist. Es ist also latentes Geldkapital durch diese seine Bestim mung, weshalb auch der Umfang, den es erreicht haben muß, um in den Proceß einzutreten, durch die jedesmalige Werthkonstitution des produk tiven Kapitals bestimmt ist. Solange es aber im Schatzzustande verharrt, fungirt es noch nicht als Geldkapital, ist noch brachliegendes Geldkapi tal; nicht wie vorher in seiner Funktion unterbrochnes, sondern noch nicht zu seiner Funktion fähiges. Wir nehmen hier die Geldanhäufung in ihrer ursprünglichen realen Form, als wirklichen Geldschatz. Sie kann auch existiren in der F o rm von bloßen Guthaben, Schuldforderungen des Kapitalisten, der W' ver kauft hat. Was die andren Formen betrifft, wo dies latente Geldkapital in der Zwischenzeit selbst in Gestalt von Geld heckendem Geld existirt, ζ. B. als zinstragendes Depositum in einer Bank, in Wechseln oder Werthpapieren irgend einer Art, so gehören sie nicht hierher. Der in Geld realisirte Mehrwerth verrichtet dann besondre Kapitalfunktionen außer halb des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dem er entsprungen; Funk tionen, die erstens mit jenem Kreislauf als solchem nichts zu thun haben, zweitens aber von den Funktionen des industriellen Kapitals unterschied- ne Kapitalfunktionen unterstellen, die hier noch nicht entwickelt sind. IV. Reservefonds. In der eben betrachteten F o rm ist der Schatz, als welcher der Mehrwerth existirt, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die Kapitalak kumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Bedingung der letztren. Dieser Akkumulationsfonds kann aber auch besondre Neben dienste verrichten, d. h. in den Kreislaufsproceß des Kapitals eingehn, ohne daß dieser die F o rm P . .. P' besitzt, also ohne daß die kapitalisti sche Reproduktion erweitert ist. Verlängert sich der Proceß W ' - G' über sein normales M a ß, ist also das Waarenkapital anormal aufgehalten in seiner Verwandlung in Geldform; oder ist, wenn letztre vollzogen, ζ. B. der Preis der Produktionsmittel, worin das Geldkapital umgesetzt werden muß, gestiegen über den Stand, den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der als Akkumulati onsfonds fungirende Schatz verwandt werden um die Stelle des Geldka pitals oder eines Theils desselben einzunehmen. Der Geldakkumulations- 79 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf fonds dient so als Reservefonds, um Störungen des Kreislaufs auszuglei chen, ι 1 6 11 Als solcher Reservefonds ist er verschieden von dem im Kreislauf P ... P betrachteten Fonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln. Die letztren sind ein Theil des fungirenden Geldkapitals (also Daseinsformen eines Theils des im Proceß begriffnen Kapitalwerths überhaupt), dessen Theile nur in verschiednen Zeitterminen nach einander in Funktion treten. Es bildet sich in der Kontinuität des Produktionsprocesses beständig Reser vegeldkapital, da heute Zahlungen eingegangen, erst an einem spätem Termin wieder zu machen, heute größre Waarenmassen verkauft, an spä tem Tagen erst wieder größre Waarenmassen zu kaufen sind; in diesen Intervallen existirt also beständig ein Theil des cirkulirenden Kapitals in Geldform. Dagegen ist der Reservefonds nicht ein Bestandtheil des fun girenden Kapitals, näher Geldkapitals, sondern des in einem Vorstadium seiner Akkumulation begriffnen Kapitals, des noch nicht in aktives K a pital verwandelten Mehrwerths. Es versteht sich übrigens ganz von selbst, daß der Kapitalist in Nöthen in keiner Weise nach den bestimmten Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes fragt, sondern an wendet was er hat, um den Kreislaufsproceß seines Kapitals in Gang zu halten. Ζ. B. in unserm Beispiel G = 422 £, G' = 500 £. Wenn ein Theil des Kapitals von 422 £ als Fonds von Zahlungs- und Kaufmitteln, als Geldvorrath existirt, so ist er darauf berechnet, daß er bei gleichbleiben den Umständen ganz in den Kreislauf eintritt, hierfür aber auch genügt. Der Reservefonds aber ist ein Theil der 78 £ Mehrwerth; er kann nur in den Kreislaufsproceß des Kapitals von 422 £ Werth eintreten, soweit die ser Kreislauf unter nicht sich gleichbleibenden Umständen vollzogen wird; denn er ist ein Theil des Akkumulationsfonds, und figurirt hier ohne Erweitrung der Stufenleiter der Reproduktion. Der Geldakkumulationsfonds ist schon Dasein von latentem Geldka pital; also Verwandlung von Geld in Geldkapital. Die allgemeine Formel des Kreislaufs des produktiven Kapitals, wel che einfache und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter zusammen faßt, ist: j 2 P ... W ^ G '. G ^ v V < p ^n . .. P (P'), Ist P = P, so G in 2) = G ' - g; ist P = P', so ist G in ||62| 2) größer als G'-g; d. h. g ist ganz oder theilweise in Geldkapital verwandelt worden. Der Kreislauf des produktiven Kapitals ist die Form, worin die klas sische Oekonomie den Kreislaufsprozeß des industriellen Kapitals be trachtet. 80 Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals DRITTES KAPITEL. D er K r e i s l a uf des W a a r e n k a p i t a l s. Die allgemeine Formel für den Kreislauf des Waarenkapitals W ' - G ' -W . .. P . .. W '. ist: W' erscheint nicht nur als Produkt, sondern auch als Voraussetzung der beiden früheren Kreisläufe, da, was G -W für das eine Kapital, schon W ' - G' für das andre einschließt, sofern wenigstens ein Theil der Produk tionsmittel selbst das Waarenprodukt andrer in ihrem Kreislauf be findlichen individuellen Kapitale ist. In unserm Fall ζ. B. sind Kohle, Maschinen etc. das Waarenkapital des Grubenexploiteurs, des kapitalisti­ schen Maschinenbauers u. s. w. Ferner ist schon in K a p. I, 4, gezeigt, daß schon bei der ersten Wiederholung von G . .. G', schon ehe dieser zweite Kreislauf des Geldkapitals vollendet, nicht nur der Kreislauf P . .. P, son dern auch der Kreislauf W ' . .. W' vorausgesetzt ist. Findet Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter statt, so ist das Schluß-W' größer als das Ausgangs-W', und soll deshalb hier mit W" bezeichnet werden. Der Unterschied der dritten F o rm von den zwei ersten zeigt sich darin, erstens, daß hier die Gesammtcirkulation mit ihren zwei entgegengesetz ten Phasen den Kreislauf eröffnet, während in F o rm I die Cirkulation durch den Produktionsproceß unterbrochen wird, in F o rm II die Ge sammtcirkulation mit ihren zwei sich ergänzenden Phasen nur als Vermittlung des Reproduktionsprocesses erscheint und daher die vermit telnde Bewegung zwischen P . .. P bildet. Bei G . .. G' ist die Cirkulati- onsform G -W . .. W ' - G' = G - W - G '. Bei P . .. P ist sie die umgekehrte W ' - G '. G -W = W - G - W. In W ' . .. W' hat sie ebenfalls diese letztre Form. I |63| Zweitens: In der Wiederholung der Kreisläufe I und I I, auch wenn die Schlußpunkte G' und P' die Anfangspunkte des erneuerten Kreislaufs bilden, verschwindet die F o rm in der sie erzeugt waren. G' = G + g, P' = P + ρ beginnt den neuen Proceß wieder als G und P. In F o rm I II aber muß der Ausgangspunkt W als W' bezeichnet werden, auch bei Erneuerung des Kreislaufs auf derselben Stufenleiter, und zwar aus fol gendem Grund. In F o rm I, sobald G' als solches einen neuen Kreislauf eröffnet, fungirt es als Geldkapital G, Vorschuß des zu verwerthenden Kapitalwerths in Geldform. Die Größe des vorgeschoßnen Geldkapitals, angewachsen durch die im ersten Kreislauf vollzogne Akkumulation, hat zugenommen. Aber ob 422 £ oder 500 £ die Größe des vorgeschoßnen 81 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Geldkapitals, ändert nichts daran, daß es als bloßer Kapitalwerth erscheint. G' existirt nicht mehr als verwerthetes oder mit Mehrwerth geschwängertes Kapital, als Kapitalverhältniß. Es soll sich ja erst im Pro ceß verwerthen. Dasselbe gilt für P ... P'; P' muß stets als P, als Kapi talwerth, der Mehrwerth produciren soll, weiter fungiren und den Kreis lauf erneuern. - Dagegen der Kreislauf des Waarenkapitals eröffnet sich nicht mit Kapitalwerth, sondern mit in Waarenform vermehrtem Kapi talwerth, schließt also von vornherein den Kreislauf nicht nur des in Waarenform vorhandnen Kapitalwerths, sondern auch des Mehrwerths ein. Findet daher in dieser Form einfache Reproduktion statt, so tritt ein W' von gleicher Größe am Schlußpunkt wie am Ausgangspunkt ein. Geht ein Theil des Mehrwerths in den Kapitalkreislauf ein, so erscheint zwar am Schluß statt W', W ", ein größres W'; aber der nun folgende Kreislauf wird wieder eröffnet mit W', was nur ein größres W' ist als im vorigen Kreislauf und mit größrem akkumulirtem Kapitalwerth, daher auch mit verhältnißmäßig größrem neu erzeugtem Mehrwerth seinen neuen Kreislauf beginnt. In allen Fällen eröffnet W' den Kreislauf stets als ein Waarenkapital, welches = Kapitalwerth + Mehrwerth. W' als W erscheint in dem Kreislauf eines einzelnen industriellen K a pitals, nicht als Form dieses Kapitals, sondern als Form eines andren industriellen Kapitals, soweit die Produktionsmittel dessen Produkt sind. Der Akt G -W (d. h. G - P m) des ersten Kapitals ist für dieses zweite Kapital W ' - G '. Im Cirkulationsvorgang G - W < pm verhalten sich A und Pm ||64| so weit identisch, als sie Waaren sind in der Hand ihrer Verkäufer, hier der Arbeiter, die ihre Arbeitskraft, dort der Besitzer der Produktionsmittel, die diese verkaufen. Für den Käufer, dessen Geld hier als Geldkapital fungirt, fungiren sie nur als Waaren, so lange er sie noch nicht gekauft hat, so lange sie also seinem in Geldform existirenden Kapital als Waaren Andrer gegenübertreten. Pm und A unterscheiden sich hier nur soweit, als Pm in der Hand seines Verkäufers = W', also Kapital sein kann, wenn Pm Waarenform seines Kapitals ist, während A für den Arbeiter stets nur Waare ist, und erst Kapital wird in der Hand des Käufers, als Bestand- theil von P. W' kann daher nie als bloßes W, als bloße Waarenform des Kapital werths einen Kreislauf eröffnen. Als Waarenkapital ist es immer ein Dop peltes. Unter dem Gesichtspunkt des Gebrauchswerths ist es das Produkt der Funktion von P, hier Garn, dessen als Waaren aus der Cirkulation herkommende Elemente, A und Pm, nun als Produktbildner dieses Pro dukts fungirt haben. Zweitens, unter dem Gesichtspunkt des Werths, ist es der Kapitalwerth P plus dem in der Funktion von P erzeugten Mehr werth m. 82 Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals Nur im Kreislauf von W selbst kann und muß W = P = dem Kapital werth sich trennen von dem Theil von W ', worin Mehrwerth existirt, also das Waarenprodukt, worin der Kapitalwerth existirt, von dem Mehr produkt, worin der Mehrwerth steckt; ob beide nun thatsächlich trenn bar, wie bei Garn, oder nicht, wie in der Maschine. Sie werden jedesmal trennbar, sobald W' in G' verwandelt. Ist das gesammte Waarenprodukt trennbar in selbständige homogene Theilprodukte, wie z. B. unsre 10 000 t¿ Garn, und kann daher der Akt W ' - G' sich in einer Summe nacheinander vollzogner Verkäufe darstellen, so kann der Kapitalwerth in Waarenform als W fungiren, sich von W' lostrennen, bevor der Mehrwerth, also bevor W' als Ganzes realisirt ist. ist der Werth von 8 4 4 0W = 422 £ = dem Kapitalwerth, getrennt vom Mehrwerth. Verkauft der K a pitalist erst 8440 U Garn zu 422 £, so stellen diese 8440 U Garn W dar, den Kapitalwerth in Waarenform; das in W' außerdem enthaltne Mehr produkt von 1560 U Garn = Mehrwerth von 78 £ cirkulirte erst später; Von den 10 000 ri Garn zu 500 £ der Kapitalist könnte W - G -W < pm vollziehn vor der Cirkulation des Mehrprodukts w-g-w. | |65|Oder wenn er erst 7440 H Garn zu Werth von 372 £ und dann 1000 U Garn zum Werth von 50 £ verkaufte, so könnten mit dem ersten Theil von W die Produktionsmittel (der konstante Kapitaltheil c) und mit dem zweiten Theil von W der variable Kapitaltheil v, die Arbeitskraft ersetzt werden, und dann wie vorher. Finden aber solche successiven Verkäufe statt und erlauben es die Be dingungen des Kreislaufs, so kann der Kapitalist, statt W' zu trennen in c + ν + m, diese Trennung auch bei aliquoten Theilen von W' vorneh­ men. Z . B. 7440 U Garn = 372 £, die als Theile von W' (10 000 ri Garn = 500 £) den konstanten Kapitaltheil repräsentiren, sind selbst wieder zerfällbar in 5535,360 U Garn zum Werth von 276,768 £, die bloß den konstanten Theil, den Werth der in 7440 U Garn verbrauchten Produk tionsmittel ersetzen; 744 U Garn zum Werth von 37,200 £, die nur das variable Kapital ersetzen; 1160,640W Garn zum Werth von 58,032 £, welche als Mehrprodukt Träger des Mehrwerths sind. Von den verkauf ten 7440 U Garn kann er also den in ihnen enthaltnen Kapitalwerth ersetzen durch Verkauf von 6279,360 H Garn zum Preis von 313,968 £, und den Werth des Mehrprodukts 1160,640 U = 58,032 £ als Revenue verausgaben. Ebenso kann er weiter 1000 U Garn = 50 £ = dem variablen Kapital werth zerfallen und demgemäß verkaufen: 744 U Garn zu 37,200 £, kon- 83 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf stanter Kapitalwerth von 1000 U Garn; 100 U Garn zu 5,000 £, variabler Kapitaltheil von ditto; also 844 U Garn zu 42,200 £, Ersatz des in den 1000 tf> Garn enthaltnen Kapitalwerths; endlich 156 ti Garn zum Werth von 7,800 £, die das darin enthaltne Mehrprodukt darstellen und als sol ches verzehrt werden können. Endlich kann er die noch übrigen 1560 U Garn zum Werth von 78 £, wenn der Verkauf gelingt, in der Weise zerfallen, daß der Verkauf von 1 1 6 0 , 6 4 0¾ Garn zu 58,032 £ den Werth der in den 1560 U Garn ent haltnen Produktionsmittel, und 156 ri Garn zum Werth von 7,800 £ den variablen Kapitalwerth ersetzen; zusammen 1316,640W Garn = 65,832 £, Ersatz des gesammten Kapitalwerths; endlich das Mehrpro dukt 243,360 ti = 12,168 £ bleibt als Revenue zu verausgaben. | 1 6 61 Wie jedes in Garn existirende Element c, v, m, wieder in dieselben Bestandtheile zerlegbar ist, so auch jedes einzelne Pfund Garn zum Werth von 1 sh. = 12 d. c = 0,744 ti Garn = 8,928 d. " = 1,200 " ν = 0,100 " 1,872 " " m = 0 , 1 5 6" = c + v +m = 1 ti Garn = 12 d. Addiren wir die Resultate der drei obigen Theilverkäufe zusammen, so kommt dasselbe Resultat heraus, wie beim Verkauf der 10 000 ti Garn auf einen Schlag. Wir haben an konstantem Kapital: beim 1. Verkauf: 5535,360 ti Garn = 276,768 £ = 37,200 " 744,000 " = 58,032 " 1160,640 " " 2. " 3. " " Zusammen 7440 ti Garn 372 £ An variablem Kapital: beim 1. Verkauf: " 2. " 3. 744,000 ti Garn = 37,200 £ " 100,000 " 5,000 " " 156,000 " 7,800 " = = Zusammen 1000 ti Garn 50 £ An Mehrwerth: beim 1. Verkauf: 1160,640 ti Garn = 58,032 £ 156,000 " = 7,800 " = 1 2 , 1 6 8" 243,360 " 2. 3. " " " " Zusammen 1560 ti Garn 78 £ 84 Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals Summa Summarum Konstantes Kapital Variables Mehrwerth " 7440 U Garn = 372 £ = 50 £ " 1000 " = 78 £ " 1560 " Zusammen 10 000 ri Garn = 500 £ W - G' ist für sich selbst nichts als ein Verkauf von 10 000 fi Garn. Die 10 000 H Garn sind Waare wie alles andre Garn. Den Käufer interessirt der Preis von 1 sh. per Pfund, oder von 500 £ für 10 000 H Läßt er sich bei dem Handel auf die Werthkonstitution ein, ||67| dann nur mit der heimtük- kischen Absicht nachzuweisen, daß das Pfund unter 1 sh. verkauft werden könne und der Verkäufer dabei immer noch ein gutes Geschäft machen werde. Das Quantum aber, das er kauft, hängt von seinen Bedürfnissen ab; ist er z. B. Webereibesitzer, dann von der Konstitution seines eignen in der Weberei fungirenden Kapitals, nicht von der des Spinners, von dem er kauft. Die Verhältnisse, worin W einerseits das in ihm aufgearbeitete K a pital (resp. dessen verschiedne Bestandtheile) zu ersetzen, andrerseits als Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung von Mehrwerth, sei es zur Kapi talakkumulation, zu dienen hat, existiren nur im Kreislauf des Kapitals, dessen Waarenform die 10 000 fi Garn sind. Sie haben mit dem Verkauf als solchem nichts zu thun. Hier ist außerdem unterstellt, daß W zu seinem Werth verkauft wird, es sich also nur um seine Verwandlung aus Waaren form in Geldform handelt. Für W, als funktionelle Form im Kreislauf dieses einzelnen Kapitals, woraus das produktive Kapital ersetzt werden muß, ist es natürlich entscheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim Verkauf von einander abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrach tung der bloßen Formunterschiede nichts zu schaffen. In Form I, G ... G' erscheint der Produktionsproceß in der Mitte zwi schen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschließende Phase W - G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in die Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschloßner Geschäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. Geld. Der Neubeginn G ... P ... G' kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rück tritt aus dem Geschäft die Funktion eines individuellen Kapitals ab schließt, wie erster Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individu ellen Kapitals. Die allgemeine Bewegung ist hier G ... G', von Geld zu mehr Geld. In F o rm I I, P ... W ' - G ' -W . .. P (P') folgt der gesammte Cirkulations- 85 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf proceß auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er erfolgt aber in entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P ist das produktive Kapital, und seine Funktion der Produktionsproceß, als Vorbedingung des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das abschließende P dagegen ist nicht der Produktionsproceß; es ist nur das ||68| Wiederdasein des industriellen Kapitals in seiner F o rm als produktives Kapital. Und zwar ist es dies als Resultat der in der letzten Cirkulationsphase vollzognen Verwandlung des Kapitalwerths in A + Pm, in die subjektiven und ob jektiven Faktoren, welche in ihrer Vereinigung die Daseinsform des pro duktiven Kapitals bilden. Das Kapital, sei es P oder P', ist am Schluß wieder in einer F o rm fertig vorhanden, worin es von neuem als produk tives Kapital fungiren, den Produktionsproceß vollziehn muß. Die all gemeine Form der Bewegung, P ... P, ist die Form der Reproduktion und zeigt nicht, wie G ... G', die Verwerthung als Zweck des Processes an. Sie macht es deshalb der klassischen Oekonomie um so leichter, von der bestimmten kapitalistischen F o rm des Produktionsprocesses abzusehn und die Produktion als solche als Zweck des Processes darzustellen, so- daß möglichst viel und wohlfeil zu produciren und das Produkt gegen möglichst vielseitige andre Produkte auszutauschen sei, theils zur Erneu erung der Produktion ( G - W ), theils zur Konsumtion (g-w). Wobei denn, da G und g hier nur als verschwindendes Cirkulationsmittel erscheinen, die Eigenthümlichkeiten sowohl des Geldes wie des Geldkapitals über sehn werden können, und der ganze Proceß einfach und natürlich er scheint, d. h. die Natürlichkeit des flachen Rationalismus besitzt. Beim Waarenkapital wird ebenso der Profit gelegentlich vergessen, und figurirt es, sobald vom Produktionskreislauf als Ganzem die Rede, nur als Waa re; sobald aber von den Werthbestandtheilen die Rede, als Waarenkapi tal. Die Akkumulation erscheint natürlich in derselben Weise wie die Produktion. In F o rm I I I, W ' - G ' -W ... P ... W' eröffnen die zwei Phasen des Cir kulationsprocesses den Kreislauf, und zwar in derselben Ordnung wie in F o rm I I, P ... P; es folgt dann P, und zwar wie in F o rm I mit seiner Funktion, dem Produktionsproceß; mit dem Resultat des letztren, W', schließt der Kreislauf. Wie in F o rm II mit P, als bloßem Wiederdasein des produktiven Kapitals, schließt er hier mit W', als Wiederdasein des Waarenkapitals; wie in F o rm II das Kapital in seiner Schlußform P den Proceß wieder beginnen muß als Produktionsproceß, so muß hier mit dem Wiedererscheinen des industriellen Kapitals, in der F o rm von Waa renkapital, der Kreislauf sich von neuem eröffnen mit der Cirkulations phase W ' - G '. Beide Formen des Kreislaufs sind unvollendet, weil sie nicht mit G', dem in Geld rückverwandelten, ver||69|wertheten Kapital- 86 Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals werth abschließen. Beide müssen also weiter fortgesetzt werden, und schließen daher die Reproduktion ein. Der Gesammtkreislauf in F o rm III ist W ... W. Was die dritte F o rm von den beiden ersten unterscheidet, ist, daß nur in diesem Kreislauf der verwerthete Kapitalwerth, nicht der ursprüngli che, erst zu verwerthende Kapitalwerth als Ausgangspunkt seiner Ver- werthung erscheint. W' als Kapitalverhältniß ist hier der Ausgangspunkt und wirkt als solches determinirend auf den ganzen Kreislauf ein, indem es sowohl den Kreislauf des Kapitalwerths als den des Mehrwerths schon in seiner ersten Phase einschließt, und der Mehrwerth, wenn auch nicht in jedem einzelnen Kreislauf, doch in ihrem Durchschnitt, zum Theil als Revenue verausgabt werden, die Cirkulation w-g-w durchlaufen, zum Theil als Element der Kapitalakkumulation fungiren muß. In der F o rm W ' . .. W' ist die Konsumtion des gesammten Waaren produkts als Bedingung des normalen Verlaufs des Kreislaufs des Kapi tals selbst vorausgesetzt. Die individuelle Konsumtion des Arbeiters und die individuelle Konsumtion des nicht akkumulirten Theils des Mehr produkts umschließt die gesammte individuelle Konsumtion. Es geht also die Konsumtion ihrer Gesammtheit nach - als individuelle und als pro duktive Konsumtion - als Bedingung in den Kreislauf W' ein. Die pro duktive Konsumtion (worin der Sache nach die individuelle Konsumtion des Arbeiters eingeschlossen, da Arbeitskraft beständiges Produkt, in nerhalb gewisser Grenzen, der individuellen Konsumtion des Arbeiters) geschieht durch jedes individuelle Kapital selbst. Die individuelle Kon sumtion - außer soweit zur Existenz des individuellen Kapitalisten nö thig - ist nur unterstellt als gesellschaftlicher Akt, keineswegs als Akt des individuellen Kapitalisten. In den Formen I und II stellt sich die Gesammtbewegung dar als Be wegung des vorgeschoßnen Kapitalwerths. In der F o rm I II bildet das verwerthete Kapital, in Gestalt des gesammten Waarenprodukts, den Ausgangspunkt, und besitzt die F o rm des sich bewegenden Kapitals, Waarenkapitals. Erst nach seiner Verwandlung in Geld zweigt diese Be wegung sich ab in Kapitalbewegung und Revenuebewegung. Die Ver theilung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts, wie die besondre Ver theilung des Produkts für jedes individuelle Waarenkapital, einerseits in individuellen ||70| Konsumtionsfonds, andrerseits in Reproduktionsfonds, ist in dieser F o rm in den Kreislauf des Kapitals eingeschlossen. In G ... G' ist mögliche Erweitrung des Kreislaufs eingeschlossen, je nach dem Umfang des g, das in den erneuerten Kreislauf eingeht. In P ... P kann P mit demselben Werth, vielleicht mit geringrem, den neuen Kreislauf beginnen und dennoch Reproduktion auf erweiterter 87 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Stufenleiter darstellen; wenn z. B. Waarenelemente sich in Folge gestei gerter Produktivität der Arbeit verwohlfeilern. Umgekehrt kann im ent gegengesetzten Fall das dem Werth nach gewachsne produktive Kapital Reproduktion auf stofflich verengerter Stufenleiter darstellen, wenn ζ. B. Produktionselemente vertheuert. Dasselbe gilt für W ' . .. W '. In W ' . .. W' ist Kapital in Waarenform der Produktion vorausgesetzt; es kehrt wieder als Voraussetzung innerhalb dieses Kreislaufs im zweiten W. Ist dies W noch nicht producirt oder reproducirt, so ist der Kreislauf gehemmt; dies W muß reproducirt werden, größtentheils als W' eines andren industriellen Kapitals. In diesem Kreislauf existirt W' als Aus gangspunkt, Durchgangspunkt, Schlußpunkt der Bewegung, ist daher stets da. Es ist beständige Bedingung des Reproduktionsprocesses. W ' . .. W' unterscheidet sich durch ein andres Moment von den F o r men I und I I. Alle drei Kreisläufe haben das gemein, daß die Form, worin das Kapital seinen Kreislaufsproceß eröffnet, auch die F o rm ist, worin es ihn schließt, und damit sich wieder in der Anfangsform befindet, worin es denselben Kreislauf neu eröffnet. Die Anfangsform G, P, W' ist stets die Form, worin der Kapitalwerth (in I II mit dem ihm angewachs en Mehrwerth) vorgeschossen wird, also seine mit Bezug auf den Kreis lauf ursprüngliche Form; die Schlußform G', P, W' ist jedesmal verwan delte F o rm einer im Kreislauf vorhergehenden funktionellen Form, welche nicht die ursprüngliche F o rm ist. So ist G' in I verwandelte F o rm von W', das Schluß-P in II verwan delte F o rm von G (und in I und II wird diese Verwandlung durch einen einfachen Vorgang der Waarencirkulation, durch formellen Stellenwech sel von Waare und Geld bewirkt); in I II ist W' verwandelte F o rm von P, dem produktiven Kapital. Aber hier in I II betrifft erstens die Verwand lung nicht nur die funktionelle F o rm des Kapitals, sondern auch seine Werthgröße; zweitens aber ist die Verwandlung das Resultat nicht eines dem Cirkulationsproceß angehörigen, bloß formellen Stellenwechsels, | |71| sondern der wirklichen Verwandlung, welche Gebrauchsform und Werth der Waarenbestandtheile des produktiven Kapitals im Produkti onsproceß durchgemacht haben. Die F o rm des Anfangsextrems G, P, W' ist dem jedesmaligen Kreislauf I, I I, I II vorausgesetzt; die im Schlußextrem wiederkehrende F o rm ist gesetzt und daher bedingt durch die Metamorphosenreihe des Kreislaufs selbst. W', als Schlußpunkt eines individuellen industriellen Kapitalkreis laufs, setzt nur die nicht der Cirkulation angehörige Form P desselben industriellen Kapitals voraus, dessen Produkt es ist. G', als Schlußpunkt in I, als verwandelte F o rm von W' ( W - G ' ), setzt G voraus in der Hand des Käufers, als außerhalb des Kreislaufs G . .. G' existirend und durch 88 Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals Verkauf von W in ihn hineingezogen und zu seiner eignen Schlußform gemacht. So setzt in II das Schluß-P voraus A und Pm (W) als außerhalb existirend und durch G -W ihm als Schlußform inkorporirt. Aber abge sehn von dem letzten Extrem, setzt weder der Kreislauf des individuellen Geldkapitals das Dasein des Geldkapitals überhaupt, noch der Kreislauf des individuellen produktiven Kapitals das des produktiven Kapitals in ihrem Kreislauf voraus. In I kann G das erste Geldkapital, in II P das erste produktive Kapital sein, das auf der geschichtlichen Bühne auftritt, aber in I II ( W — G — W < p 7n ... P ... W W - G' ist W zweimal außerhalb des Kreislaufs vorausgesetzt. Einmal im Kreis- lauf W ' - G ' - W < pm. Dies W, soweit es aus Pm besteht, ist Waare in der Hand des Verkäufers; es ist selbst Waarenkapital, soweit es Produkt eines kapitalistischen Produktionsprocesses; und selbst wenn das nicht, er scheint es als Waarenkapital in der Hand des Kaufmanns. Das andre Mal in dem zweiten w in w-g-w, das ebenfalls als Waare vorhanden sein muß, um gekauft werden zu können. Jedenfalls, ob Waarenkapital oder nicht, sind A und Pm Waaren so gut wie W' und verhalten sich zu einander als Waaren. Dasselbe gilt von dem zweiten w in w-g-w. Soweit also W' = W (A + Pm), hat es Waaren zu seinen eignen Bildungselementen und muß durch gleiche ||72| Waaren in der Cirkulation ersetzt werden; wie auch in w-g-w das zweite w durch andre gleiche Waaren in der Cirku lation zu ersetzen ist. A uf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise, als herrschen der, muß außerdem alle Waare in der Hand des Verkäufers Waarenka pital sein. Sie fährt fort es zu sein in der Hand des Kaufmanns, oder wird es in seiner Hand, wenn sie es noch nicht war. Oder aber sie muß Waare sein - ζ. B. eingeführte Artikel - welche ursprüngliches Waarenkapital ersetzt, ihm daher nur eine andre Daseinsform gegeben hat. Die Waarenelemente A und Pm, woraus das produktive Element P besteht, besitzen als Daseinsformen von P nicht dieselbe Gestalt wie auf den verschiednen Waarenmärkten, auf denen sie zusammengesucht wer den. Sie sind jetzt vereinigt, und in ihrer Verbindung können sie als pro duktives Kapital fungiren. D aß nur in dieser Form I I I, innerhalb des Kreislaufs selbst, W als Voraussetzung von W erscheint, kommt daher, daß der Ausgangspunkt das Kapital in Waarenform ist. Der Kreislauf wird eröffnet durch Um satz von W' (soweit es als Kapitalwerth fungirt, ob durch Zusatz von 89 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Mehrwerth vergrößert oder nicht) in die Waaren, die seine Produktions elemente bilden. Dieser Umsatz aber umfaßt den ganzen Cirkulations proceß W - G -W (= A + Pm) und ist dessen Resultat. Hier steht also W auf beiden Extremen, aber das zweite Extrem, das seine Form W durch G -W von außen aus dem Waarenmarkt erhält, ist nicht letztes Extrem des Kreislaufs, sondern nur seiner zwei ersten, den Cirkulationsproceß umfassenden Stadien. Sein Resultat ist P, dessen Funktion dann eintritt, der Produktionsproceß. Erst als dessen Resultat, also nicht als Resultat des Cirkulationsprocesses, erscheint W' als Schluß des Kreislaufs und in derselben F o rm wie das Anfangsextrem W'. Dagegen in G ... G', P ... P, sind die Schlußextreme G' und P unmittelbare Resultate des Cirkulati onsprocesses. Hier sind also nur am Schluß das eine Mal G', das andre Mal P in andrer Hand vorausgesetzt. Soweit der Kreislauf zwischen den Extremen vorgeht, erscheint weder G in dem einen Fall, noch P in dem andren - das Dasein von G, als fremdem Geld, von P, als fremdem Produktionsproceß - als Voraussetzung dieser Kreisläufe. W ' . .. W' da gegen setzt W ( = A + Pm) als fremde Waaren in fremder Hand voraus, die durch den einleitenden Cirkulationsproceß in ||73| den Kreislauf ge zogen und in das produktive Kapital verwandelt werden, als Resultat von dessen Funktion nun W' wieder Schlußform des Kreislaufs wird. Aber eben weil der Kreislauf W ' . .. W' innerhalb seiner Beschreibung andres industrielles Kapital in der F o rm von W (= A + Pm) Voraussetzt (und Pm umschließt verschiedenartige andre Kapitale, ζ. B. in unserm Fall Maschinen, Kohlen, OeI etc.), fordert er selbst dazu heraus, ihn zu betrachten nicht nur als allgemeine F o rm des Kreislaufs, d. h. als eine gesellschaftliche F o r m, worunter jedes einzelne industrielle Kapital (au­ ßer bei seiner ersten Anlage) betrachtet werden kann, daher nicht nur als eine allen individuellen industriellen Kapitalen gemeinsame Bewegungs form, sondern zugleich als Bewegungsform der Summe der individuellen Kapitale, also des Gesammtkapitals der Kapitalistenklasse, eine Bewe gung, worin die jedes individuellen industriellen Kapitals nur als eine Theilbewegung erscheint, die mit der andren sich verschlingt und durch sie bedingt wird. Betrachten wir ζ. B. das jährliche Gesammt-Waaren produkt eines Landes und analysiren die Bewegung, wodurch ein Theil desselben das produktive Kapital in allen individuellen Geschäften er setzt, ein andrer Theil in die individuelle Konsumtion der verschiednen Klassen eingeht, so betrachten wir W ' . .. W' als Bewegungsform sowohl des gesellschaftlichen Kapitals, als des von diesem erzeugten Mehr werths, resp. Mehrprodukts. D aß das gesellschaftliche Kapital = Summe der' individuellen Kapitale (incl. der Aktienkapitale resp. des Staatska pitals, soweit Regierungen produktive Lohnarbeit in Bergwerken, Eisen- 90 Drittes Kapitel · Kreislauf des Warenkapitals bahnen etc. anwenden, als industrielle Kapitalisten fungiren), und daß die Gesammtbewegung des gesellschaftlichen Kapitals = der algebrai schen Summe der Bewegungen der individuellen Kapitale ist, schließt in keiner Weise aus, daß diese Bewegung als Bewegung des vereinzelten individuellen Kapitals andre Phänomene darbietet, als dieselbe Bewe gung, wenn sie unter dem Gesichtspunkt eines Theils der Gesammtbe wegung des gesellschaftlichen Kapitals, also in ihrem Zusammenhang mit den Bewegungen seiner andren Theile betrachtet wird, und daß sie zu gleich Probleme löst, deren Lösung bei der Betrachtung des Kreislaufs eines einzelnen individuellen Kapitals vorausgesetzt werden muß, statt sich daraus zu ergeben. W ' . .. W' ist der einzige Kreislauf, worin der ursprünglich vorgeschoß- ne Kapitalwerth nur einen Theil des die Bewegung eröffnenden Ex||74|trems bildet und die Bewegung von vornherein sich so als Total bewegung des industriellen Kapitals ankündigt; sowohl des Produkt- theils, der das produktive Kapital ersetzt, als des Produkttheils, der Mehrprodukt bildet und der durchschnittlich theils als Revenue veraus gabt wird, theils als Element der Akkumulation zu dienen hat. Soweit die Verausgabung von Mehrwerth als Revenue in diesen Kreislauf einge schlossen, soweit ist es auch die individuelle Konsumtion. Diese letztre ist aber auch ferner dadurch eingeschlossen, daß der Ausgangspunkt W, Waare, existirt als irgend ein beliebiger Gebrauchsartikel; jeder kapitali stisch producirte Artikel ist aber Waarenkapital, gleichgültig ob seine Gebrauchsform ihn bestimmt für produktive oder für individuelle K o n sumtion, oder für beide. G ... G' zeigt nur hin auf die Werthseite, die Verwerthung des vorgeschoßnen Kapitalwerths als Zweck des ganzen Processes; P ... P (P') auf den Produktionsproceß des Kapitals als R e- produktionsproceß mit gleichbleibender oder wachsender Größe des produktiven Kapitals (Akkumulation); W ' . .. W', während es schon in seinem Anfangsextrem sich als Gestalt der kapitalistischen Waarenpro duktion ankündigt, umschließt produktive und individuelle Konsumtion von vornherein; die produktive Konsumtion und die darin eingeschlossne Verwerthung erscheint nur als Zweig seiner Bewegung. Endlich, da W' existiren kann in Gebrauchsform, die nicht wieder in irgend einen Pro duktionsproceß eingehn kann, so ist von vornherein angezeigt, daß die verschiednen in Produkttheilen ausgedrückten Werthbestandtheile von W' eine andre Stelle einnehmen müssen, je nachdem W ' . .. W' als F o rm der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, oder als selbstän dige Bewegung eines individuellen industriellen Kapitals gilt. In allen diesen seinen Eigenthümlichkeiten weist dieser Kreislauf über sich selbst hinaus als vereinzelten Kreislauf eines bloß individuellen Kapitals. 91 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf In Figur W . .. W erscheint die Bewegung des Waarenkapitals, d. h. des kapitalistisch producirten Gesammtprodukts, sowohl als Vorausset zung des selbständigen Kreislaufs des individuellen Kapitals, wie ihrer seits durch denselben bedingt. Wird diese Figur daher in ihrer Eigen- thümlichkeit aufgefaßt, so genügt es nicht mehr, sich dabei zu beruhigen, daß die Metamorphosen W ' - G' und G -W einerseits funktionell be stimmte Abschnitte in der Metamorphose des Kapitals sind, andrerseits Glieder der allgemeinen Waarencirkulation. Es wird nothwendig, die Verschlingungen ||75| der Metamorphosen eines individuellen Kapitals mit denen andrer individueller Kapitale und mit dem für den individu ellen Konsum bestimmten Theil des Gesammtprodukts klar zu legen. Bei Analyse des Kreislaufs des individuellen industriellen Kapitals legen wir daher vorzugsweise die beiden ersten Formen zu Grunde. Als Form eines einzelnen individuellen Kapitals erscheint der Kreislauf W ' . .. W' ζ. B. in der Agrikultur, wo von Ernte zu Ernte gerechnet wird. In Figur II wird von der Aussaat, in Figur I II von der Ernte ausgegan­ gen, oder wie die Physiokraten sagen, in der ersteren von den avances, in den letzteren von den reprises. Die Bewegung des Kapitalwerths er­ scheint in I II von vornherein nur als Theil der Bewegung der allgemeinen Produktenmasse, während in I und II die Bewegung von W' nur ein Moment in der Bewegung eines vereinzelten Kapitals bildet. In Figur III bilden auf dem Markt befindliche Waaren die beständige Voraussetzung des Produktions- und Reproduktionsprocesses. Fixirt man daher diese Figur, so scheinen alle Elemente des Produktionspro- cesses aus der Waarencirkulation herzukommen und nur aus Waaren zu bestehn. Diese einseitige Auffassung übersieht die von den Waarenele- menten unabhängigen Elemente des Produktionsprocesses. Da in W ' . .. W' das Gesammtprodukt (der Gesammtwerth) Ausgangs punkt ist, so zeigt sich hier, daß (abgesehn vom auswärtigen Handel) Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bei sonst gleichbleibender Pro duktivität, nur stattfinden kann, wenn in dem zu kapitalisirenden Theil des Mehrprodukts die stofflichen Elemente des zusätzlichen produktiven Kapitals bereits enthalten sind; daß also, soweit die Produktion eines Jahres der des folgenden zur Voraussetzung dient, oder soweit dies gleich zeitig mit dem einfachen Reproduktionsproceß innerhalb eines Jahres geschehn kann, Mehrprodukt sofort producirt wird in der Form, die es befähigt, als zuschüssiges Kapital zu fungiren. Vermehrte Produktivität kann nur den Kapitalstoff vermehren, ohne dessen Werth zu erhöhn; sie bildet aber damit zusätzliches Material für die Verwerthung. W ' . .. W' liegt dem Tableau économique Quesnays zu Grunde und es zeigt großen und richtigen Takt, daß er im Gegensatz zu G . .. G' (der 92 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses isolirt festgehaltnen F o rm des Merkantilsystems) diese F o rm und nicht P ... P wählte. | |76| VIERTES KAPITEL. D ie drei F i g u r en des K r e i s l a u f s p r o c e s s e s. Die drei Figuren können dargestellt werden, wenn Ck für den Gesammt- cirkulationsproceß steht: I) G -W ... P ... W ' - G' I I) P ... Ck ... P I I I) Ck ... P ( W ' ). Fassen wir alle drei Formen zusammen, so erscheinen alle Vorausset zungen des Processes als sein Resultat, als von ihm selbst producirte Voraussetzung. Jedes Moment erscheint als Ausgangspunkt, Durch gangspunkt und Punkt der Rückkehr. Der Gesammtproceß stellt sich dar als Einheit von Produktionsproceß und Cirkulationsproceß; der Produk tionsproceß wird Vermittler des Cirkulationsprocesses und umgekehrt. Allen drei Kreisläufen ist gemeinsam: Verwerthung des Werths als be stimmender Zweck, als treibendes Motiv. In I ist das in der F o rm ausge drückt. F o rm II beginnt mit P, dem Verwerthungsproceß selbst. In I II beginnt der Kreislauf mit dem verwertheten Werth und schließt mit neu verwerthetem Werth, selbst wenn die Bewegung auf gleichbleibender Stu fe wiederholt wird. Soweit W -G für den Käufer G - W, und G -W für den Verkäufer W - G, stellt die Cirkulation des Kapitals nur die gewöhnliche Waarenmetamor- phose dar, und gelten die bei derselben (Buch I, K a p. I I I, 2) entwickelten Gesetze über die Masse des cirkulirenden Geldes. Wird aber nicht an dieser formellen Seite festgehalten, sondern der reale Zusammenhang der Metamorphosen der verschiednen individuellen Kapitale betrachtet, also in der That der Zusammenhang der Kreisläufe der individuellen Kapitale als der Theilbewegungen des Reproduktionsprocesses des gesellschaftli chen Gesammtkapitals, so kann dieser nicht aus dem bloßen Formwech sel von Geld und Waare erklärt werden. In einem beständig rotirenden Kreis ist jeder Punkt zugleich Ausgangs punkt und Punkt der Rückkehr. Unterbrechen wir die Rotation, so ist nicht jeder Ausgangspunkt Punkt der Rückkehr. So haben wir gesehn, daß nicht nur jeder besondre Kreislauf den andern (implicite) voraussetzt, son dern auch, daß die Wiederholung des Kreislaufs in einer ||77| F o rm die 93 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Beschreibung des Kreislaufs in den andren Formen einbegreift. So stellt sich der ganze Unterschied als ein bloß formaler dar, oder auch als ein bloß subjektiver, nur für den Betrachter bestehender Unterschied. Sofern jeder dieser Kreisläufe als besondre Form der Bewegung be trachtet wird, worin sich verschiedne individuelle industrielle Kapitale befinden, so existirt auch diese Verschiedenheit immer nur als eine indi viduelle. In Wirklichkeit aber befindet sich jedes individuelle industrielle Kapital in allen dreien zugleich. Die drei Kreisläufe, die Reproduktions formen der drei Gestalten des Kapitals, vollziehn sich kontinuirlich ne ben einander. Ein Theil des Kapitalwerths z. B ., der jetzt als Waarenka pital fungirt, verwandelt sich in Geldkapital, aber gleichzeitig tritt ein andrer Theil aus dem Produktionsproceß in die Cirkulation als neues Waarenkapital. So wird die Kreisform W ' . .. W' beständig beschrieben; ebenso die beiden andren Formen. Die Reproduktion des Kapitals in jeder seiner Formen und jedem seiner Stadien ist ebenso kontinuirlich, wie die Metamorphose dieser Formen und der successive Verlauf durch die drei Stadien. Hier ist also der gesammte Kreislauf wirkliche Einheit seiner drei Formen. In unsrer Betrachtung wurde unterstellt, daß der Kapitalwerth seiner gesammten Werthgröße nach, ganz als Geldkapital, oder als produktives Kapital, oder als Waarenkapital auftritt. So hatten wir z. B. die 422 £ zuerst ganz als Geldkapital, dann ebenso ihrem ganzen Umfang nach in produktives Kapital verwandelt, endlich als Waarenkapital: Garn zum Werth von 500 £ (worin 78 £ Mehrwerth). Hier bilden die verschiednen Stadien ebensoviele Unterbrechungen. So lange z. B. die 422 £ in Geld form verharren, d. h. bis die Käufe G - W (A + Pm) vollzogen, existirt und fungirt das gesammte Kapital nur als Geldkapital. Sobald es in produk tives Kapital verwandelt, fungirt es weder als Geldkapital noch als Waarenkapital. Sein gesammter Cirkulationsproceß ist unterbrochen, wie andrerseits sein gesammter Produktionsproceß unterbrochen ist, sobald es in einem der beiden Cirkulationsstadien fungirt, sei es als G oder W'. So würde sich also der Kreislauf P ... P nicht nur als periodische Erneu erung des produktiven Kapitals darstellen, sondern ebensosehr als Un terbrechung seiner Funktion, des Produktionsprocesses, bis der Cirku lationsproceß zurückgelegt; statt kontinuirlich erfolgte die Produktion ruckweise und erneuerte sich nur nach Zeit||78|abschnitten von zufälliger Dauer, je nachdem die beiden Stadien des Cirkulationsprocesses rascher oder langsamer absolvirt werden. So z. B. bei einem chinesischen Hand werker, der bloß für Privatkunden arbeitet und dessen Produktionspro ceß aufhört, bis die Bestellung erneuert wird. 94 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses In der That gilt dies für jeden einzelnen, in Bewegung befindlichen Kapitaltheil, und alle Theile des Kapitals machen der Reihe nach diese Bewegung durch. Z. B. die 10 000 U Garn sind das Wochenprodukt eines Spinners. Diese 10 000 H Garn treten ganz aus der Produktionssphäre hinaus in die Cirkulationssphäre; der in ihm enthaltne Kapitalwerth muß ganz in Geldkapital verwandelt werden, und so lange er in der F o rm von Geldkapital verharrt, kann er nicht von neuem in den Produktionsproceß eingehn; er muß vorher in die Cirkulation eintreten und in die Elemente des produktiven Kapitals A + Pm rückverwandelt werden. Der Kreis laufsproceß des Kapitals ist beständige Unterbrechung, Verlassen eines Stadiums, Eintreten in das nächste; Abstreifen einer Form, Dasein in einer andren; jedes dieser Stadien bedingt nicht nur das andre, sondern schließt es zugleich aus. Kontinuität ist aber das charakteristische Merkmal der kapitalisti schen Produktion und durch ihre technische Grundlage bedingt, wenn auch nicht immer unbedingt erreichbar. Sehn wir also wie die Sache in der Wirklichkeit zugeht. Während ζ. B. die 10 000 ri G a rn als Waaren­ kapital auf den Markt treten und ihre Verwandlung in Geld (sei dies nun Zahlungsmittel, Kaufmittel oder gar nur Rechengeld) vollziehn, tritt neue Baumwolle, Kohle etc. im Produktionsproceß an ihre Stelle, hat also schon aus Geldform und Waarenform sich wieder in die F o rm des produktiven Kapitals rückverwandelt und beginnt ihre Funktion als sol ches; während zur selben Zeit, wo die ersten 10 000 U Garn in Geld umgesetzt werden, frühere 10 000 U Garn schon das zweite Stadium ihrer Cirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des produk tiven Kapitals rückverwandeln. Alle Theile des Kapitals machen den Kreislaufsproceß der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in ver schiednen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und den ihnen entsprechenden verschiednen Funktionsformen. Für den Theil, der zum ersten Mal aus Waarenkapital sich in Geld verwandelt, ist der Kreislauf W ' . .. W' eröffnet, während für das industrielle Kapital, als | 1 7 91 sich bewegendes Ganze, der Kreislauf W ' . .. W' durchlaufen ist. Mit der einen Hand wird Geld vorgeschossen, mit der andren eingenommen; die Eröffnung des Kreislaufs G . .. G' auf einen Punkt ist zugleich seine Rückkehr auf einem andren. Das Gleiche gilt für das produktive Kapital. Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Kontinuität ist daher nicht nur Einheit von Cirkulations- und Produktionsproceß, sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber nur sein, sofern jeder verschiedne Theil des Kapitals successive die ein ander folgenden Phasen des Kreislaufs durchmessen, aus einer Phase, 95 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf einer Funktionsform in die andre Übergehn kann, das industrielle Kapi tal, als Ganzes dieser Theile, sich also gleichzeitig in den verschiednen Phasen und Funktionen befindet, und so alle drei Kreisläufe gleichzeitig beschreibt. Das Nacheinander jedes Theils ist hier bedingt durch das Nebeneinander der Theile, d. h. durch die Theilung des Kapitals. So be findet sich in dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso fort während auf den verschiednen Stufen seines Bildungsprocesses, wie im Uebergang aus einer Produktionsphase in die andre. Da das individuelle industrielle Kapital eine bestimmte Größe darstellt, die abhängig ist von den Mitteln des Kapitalisten und die für jeden Industriezweig eine be stimmte Minimalgröße hat, so müssen bestimmte Verhältnißzahlen bei seiner Theilung bestehn. Die Größe des vorhandnen Kapitals bedingt den Umfang des Produktionsprocesses, dieser den Umfang von Waaren kapital und Geldkapital, soweit sie neben dem Produktionsproceß fun giren. Das Nebeneinander, wodurch die Kontinuität der Produktion be dingt wird, existirt aber nur durch die Bewegungen der Theile des K a pitals, worin sie nach einander die verschiednen Stadien des Kreislaufs beschreiben. Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinan der. Stockt z. B. W ' . .. G' für einen Theil, ist die Waare unverkäuflich, so ist der Kreislauf dieses Theils unterbrochen und der Ersatz durch seine Produktionsmittel wird nicht vollzogen; die nachfolgenden Theile, die als W' aus dem Produktionsproceß hervorgehn, finden ihren Funktions wechsel durch ihre Vorgänger gesperrt. Dauert dies einige Zeit fort, so wird die Produktion eingeschränkt und der ganze Proceß zum Stillstand gebracht. Jede Stockung des Nacheinander bringt das Nebeneinander in Unordnung, jede Stockung in einem Stadium bewirkt größre oder gering- re Stockung im ||80| gesammten Kreislauf, nicht nur des stockenden K a p i t a l t e i l s, sondern auch des gesammten individuellen Kapitals. Die nächste Form, worin sich der Proceß darstellt, ist die einer Suc cession von Phasen, sodaß der Uebergang des Kapitals in eine neue Pha se durch sein Verlassen der andren bedingt ist. Jeder besondre Kreislauf hat daher auch eine der Funktionsformen des Kapitals zum Ausgangs punkt und Rückkehrpunkt. Andrerseits ist der Gesammtproceß in der That die Einheit der drei Kreisläufe, die die verschiednen Formen sind, in denen die Kontinuität des Processes sich ausdrückt. Der Gesammtkreis- lauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr specifischer Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die Kontinuität des Gesammtprocesses; der Zirkellauf der einen funktionellen F o rm be dingt den der andren. Es ist eine nothwendige Bedingung für den G e- sammtproduktionsproceß, besonders für das gesellschaftliche Kapital, daß er zugleich Reproduktionsproceß, und daher Kreislauf jedes seiner 96 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses Momente ist. Verschiedne Bruchtheile des Kapitals durchlaufen successiv die verschiednen Stadien und Funktionsformen. Jede Funktionsform, obgleich sich stets ein andrer Theil des Kapitals darin darstellt, durch läuft dadurch gleichzeitig mit den andren ihren eignen Kreislauf. Ein Theil des Kapitals, aber ein stets wechselnder, stets reproducirt, existirt als Waarenkapital, das sich in Geld verwandelt; ein andrer als Geldkapi tal, das sich in produktives verwandelt; ein dritter als produktives Kapi tal, das sich in Waarenkapital verwandelt. Das beständige Vorhandensein aller drei Formen ist vermittelt durch den Kreislauf des Gesammtkapitals durch eben diese drei Phasen. Als Ganzes befindet sich das Kapital dann gleichzeitig, räumlich ne beneinander, in seinen verschiednen Phasen. Aber jeder Theil geht be ständig der Reihe nach aus der einen Phase, aus der einen Funktionsform in die andre über, fungirt so der Reihe nach in allen. Die Formen sind so fließende Formen, deren Gleichzeitigkeit durch ihr Nacheinander ver mittelt ist. Jede Form folgt der andren nach und geht ihr vorher, sodaß die Rückkehr des einen Kapitaltheils zu einer Form durch die Rückkehr des andren zu einer andren Form bedingt ist. Jeder Theil beschreibt fort während seinen eignen Umlauf, aber es ist stets ein andrer Theil des Kapitals, der sich in dieser Form befindet, und diese besondren Umläufe bilden nur gleichzeitige und successive Momente des Gesammtverlaufs. | | 8 11 Der processirende Kapitalwerth durchläuft immer in einer zeitli chen Reihenfolge seine verschiednen Phasen, ob er nun jedesmal ganz nur in einer Form fungiré und sich in einem bestimmten Stadium auf halte, um dann ganz in das nächstfolgende Stadium und die ihr ent sprechende F o rm überzutreten, oder ob durch Vertheilung des Kapital werths in die verschiednen Formen und Phasen Gleichzeitigkeit und räumliches Nebeneinander seiner verschiednen Formen und Processe stattfinde. Im letzren Fall ist es nur die zeitliche Aufeinanderfolge der Phasen, wodurch ihre Gleichzeitigkeit oder ihr räumliches Nebeneinan der möglich wird. Bestimmte Werththeile des Kapitals machen hier suc cessive, nicht zur selben Zeit, die Reihenfolge durch, so daß während ein Theil ein Stadium verläßt, der andre darin eintritt; und also erstens der gesammte Kapitalwerth, wenn auch stückweis, die ganze Reihenfolge zeitlich durchläuft; und zweitens die gleichzeitigen oder räumlich neben einander vorhandnen Processe der verschiednen Theile des Kapitalwerths durch die Succession der Processe des Gesammtkapitals und die jedes seiner Theile vermittelt werden und eine gleichzeitige proccessirende Ein heit bilden. Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die Kontinuität des G e- sammtprocesses verwirklicht statt der oben geschilderten Unterbrechung. 97 Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Das gesellschaftliche Gesammtkapital besitzt stets diese Kontinuität und besitzt sein Proceß stets die Einheit der drei Kreisläufe. F ür individuelle Kapitale wird die Kontinuität der Reproduktion stel lenweise mehr oder minder unterbrochen. Erstens sind die Werthmassen häufig zu verschiednen Epochen in ungleichen Portionen auf die ver schiednen Stadien und Funktionsformen vertheilt. Zweitens können sich je nach dem Charakter der zu producirenden Waare, also je nach der besondren Produktionssphäre, worin das Kapital angelegt ist, diese Por tionen verschieden vertheilen. Drittens kann die Kontinuität mehr oder weniger unterbrochen werden in Produktionszweigen, die von der Jah reszeit abhängen, sei es in Folge von Naturbedingungen (Agrikultur, Häringsfang etc.), sei es in Folge konventioneller Umstände, wie ζ. B. bei sogenannten Saisonarbeiten. Am regelmäßigsten und uniformsten ver läuft der Proceß in der Fabrik und im Bergbau. Aber diese Verschieden heit der Produktionszweige bewirkt keine Verschiedenheit in den allge meinen Formen des Kreislaufsprocesses. | 1 8 21 Das Kapital als sich verwerthender Werth umschließt nicht nur Klassenverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der auf dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein Kreislaufsproceß durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei ver- schiedne Formen des Kreislaufsprocesses einschließt. Es kann daher nur als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden. Diejenigen, die die Verselbständigung des Werths als bloße Abstraktion betrachten, vergessen, daß die Bewegung des industriellen Kapitals diese Abstraktion in actu ist. Der Werth durchläuft hier verschiedne Formen, verschiedne Bewegungen, in denen er sich erhält und zugleich verwerthet, vergrößert. Da wir es hier zunächst mit der bloßen Bewegungsform zu thun haben, werden die Revolutionen nicht berücksichtigt, die der Kapitalwerth in seinem Kreislaufsproceß erleiden kann; aber es ist klar, daß trotz aller Werthrevolutionen die kapitalistische Produktion nur so lange existirt und fortexistiren kann, als der Kapitalwerth verwerthet wird, d. h. als verselbständigter Werth seinen Kreislaufsproceß beschreibt, so lange also die Werthrevolutionen in irgend einer Art überwältigt und ausgeglichen werden. Die Bewegungen des Kapitals erscheinen als Aktionen des ein zelnen industriellen Kapitalisten in der Weise, daß er als Waaren- und Arbeitkäufer, Waarenverkäufer und produktiver Kapitalist fungirt, durch seine Thätigkeit also den Kreislauf vermittelt. Erleidet der gesell schaftliche Kapitalwerth eine Werthrevolution, so kann es vorkommen, daß sein individuelles Kapital ihr erliegt und untergeht, weil es die Bedingungen dieser Werthbewegung nicht erfüllen kann. Je akuter und häufiger die Werthrevolutionen werden, desto mehr macht sich die au- 98 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses tomatische, mit der Gewalt eines elementaren Naturprocesses wirkende Bewegung des verselbständigten Werths geltend gegenüber der Voraus sicht und Berechnung des einzelnen Kapitalisten, desto mehr wird der L a uf der normalen Produktion unterthan der anormalen Spekulation, desto größer wird die Gefahr für die Existenz der Einzelkapitale. Diese periodischen Werthrevolutionen bestätigen also, was sie angeblich wider legen sollen: die Verselbständigung, die der Werth als Kapital erfahrt und durch seine Bewegung forterhält und verschärft. Diese Reihenfolge der Metamorphosen des processirenden Kapitals schließt fortwährende Vergleichung der im Kreislauf vollbrachten Verän derung der Werthgröße des Kapitals ein mit dem ursprünglichen Werth. | 1 8 31 Wenn die Verselbständigung des Werths gegenüber der werthbilden den Kraft, der Arbeitskraft, im Akt G -A ( K a uf der Arbeitskraft) einge leitet und während des Produktionsprocesses als Exploitation der Ar beitskraft verwirklicht wird, so erscheint diese Verselbständigung des Werths nicht wieder in diesem Kreislauf, worin Geld, Waare, Produkti onselemente, nur abwechselnde Formen des processirenden Kapital werths sind, und die vergangne Werthgröße mit der gegenwärtigen ver änderten des Kapitals sich vergleicht. ,,Value", sagt Bailey gegen die Verselbständigung des Werths, welche die kapitalistische Produktionsweise charakterisirt, und die er als Illusion gewisser Oekonomen traktirt, ,,value is a relation between contemporary commodities, because such only admit of being exchanged with each other." Dies sagt er gegen den Vergleich von Waarenwerthen in ver schiednen Zeitepochen, ein Vergleich, der, den Geldwerth einmal für jede Epoche fixirt, nur eine Vergleichung der in den verschiednen Epochen erforderlichen Ausgabe von Arbeit für Produktion derselben Sorte Waaren bedeutet. Es entspringt dies seinem allgemeinen Mißverständniß, wonach Tauschwerth = Werth, die F o rm des Werths der Werth selbst ist; Waarenwerthe also nicht mehr vergleichbar sind, sobald sie nicht aktiv als Tauschwerthe fungiren, also nicht realiter gegen einander ausge tauscht werden können. Er ahnt also nicht im geringsten, daß Werth nur als Kapitalwerth oder Kapital fungirt, sofern er in den verschiednen Pha sen seines Kreislaufs, die keineswegs contemporary sind, sondern nach einander fallen, mit sich selbst identisch bleibt und mit sich selbst ver glichen wird. Um die Formel des Kreislaufs rein zu betrachten, genügt es nicht zu unterstellen, daß die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, sondern daß dies unter sonst gleichbleibenden Umständen geschieht. Nehmen wir z. B. die F o rm P ... P, abgesehn von allen technischen Revolutionen in nerhalb des Produktionsprocesses, die das produktive Kapital eines be- 99 Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf stimmten Kapitalisten entwerthen können; abgesehn ebenfalls von allem Rückschlag eines Wechsels der Werthelemente des produktiven Kapitals auf den Werth des vorhandnen Waarenkapitals, der gesteigert oder ge senkt werden kann, wenn Vorrath davon vorhanden. W', die 10 000 U Garn, seien zu ihrem Werth von 500 £ verkauft; 8440 £ = 422 £ ersetzen den in W' enthaltnen Kapitalwerth. Ist aber der Werth von Baumwolle, Kohle etc. gestiegen (da wir hier von bloßen Preisschwankungen ||84| ab sehn) so reichen vielleicht diese 422 £ nicht hin, um die Elemente des produktiven Kapitals ganz zu ersetzen; es ist zuschüssiges Geldkapital nöthig, Geldkapital wird gebunden. Umgekehrt wenn jene Preise gefal len; Geldkapital wird freigesetzt. Ganz normal verläuft der Proceß nur, wenn die Werthverhältnisse konstant bleiben; er verläuft faktisch, so lan ge sich Störungen in der Wiederholung des Kreislaufs ausgleichen; je größer die Störungen, um so größres Geldkapital muß der industrielle Kapitalist besitzen, um die Ausgleichung abwarten zu können; und da im Fortgang der kapitalistischen Produktion sich die Stufenleiter jedes in dividuellen Produktionsprocesses, und mit ihm die Minimalgröße des vorzuschießenden Kapitals erweitert, so kommt jener Umstand zu den andren, die die Funktion des industriellen Kapitalisten mehr und mehr in ein Monopol großer Geldkapitalisten, vereinzelter oder associirter, ver wandeln. Es ist hier beiläufig zu bemerken: Tritt ein Werthwechsel der Produk tionselemente ein, so zeigt sich ein Unterschied zwischen der Form G ... G' einerseits und P . .. P und W ' . .. W' andrerseits. In G . .. G', als der Formel des neu angelegten Kapitals, das zuerst als Geldkapital auftritt, wird ein Fall im Werth der Produktionsmittel, ζ. B. Rohmaterialien, Hülfsstoffe etc., geringre Auslage von Geldkapital er heischen, als vor dem Fall, um ein Geschäft von bestimmtem Umfang zu eröffnen, da der Umfang des Produktionsprocesses (bei gleichbleibender Entwicklung der Produktionskraft) von der Masse und dem Umfang der Produktionsmittel abhängt, die eine gegebne Menge Arbeitskraft bewäl tigen kann; aber weder von dem Werth dieser Produktionsmittel, noch von dem der Arbeitskraft (letztrer hat nur Einfluß auf die Größe der Verwerthung). Umgekehrt. Findet eine Wertherhöhung in allen oder ein zelnen Produktionselementen der Waaren statt, welche die Elemente des produktiven Kapitals bilden, so ist mehr Geldkapital nöthig um ein G e schäft von gegebnem Umfang zu gründen. In beiden Fällen wird nur die Menge des neu anzulegenden Geldkapitals afficirt; im ersten wird Geld kapital überschüssig, im zweiten wird Geldkapital gebunden, wofern der Zuwachs neuer individueller industrieller Kapitale in gewohnter Weise in einem gegebnen Produktionszweig vorangeht. 100 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses Die Kreisläufe P ... P und W ... W stellen sich selbst nur soweit als G . .. G' dar, als die Bewegung von P und W zugleich Akkumulation ist, also zuschüssiges g, Geld, in Geldkapital verwandelt ||85| wird. Abgesehn hiervon werden sie anders afficirt als G ... G' durch Werthwechsel der Elemente des produktiven Kapitals; wir sehn hier wieder ab von der Rückwirkung solches Werthwechsels auf die im Produktionsproceß be griffnen Bestandtheile des Kapitals. Es ist hier nicht die ursprüngliche Auslage, die direkt afficirt wird, sondern ein in seinem Reproduktions proceß, nicht in seinem ersten Kreislauf, begriffnes industrielles Kapital; also W ' . .. W < pm, der Rückumsatz des Waarenkapitals in seine Pro duktionselemente, soweit diese aus Waaren bestehn. Beim Werthfall (resp. Preisfall) sind drei Fälle möglich: der Reproduktionsproceß wird auf derselben Stufenleiter fortgesetzt; dann wird ein Theil des bisherigen Geldkapitals freigesetzt und es findet Anhäufung von Geldkapital statt, ohne daß wirkliche Akkumulation (Produktion auf erweiterter Stufenlei ter) oder die sie einleitende und begleitende Verwandlung von g (Mehr werth) in Akkumulationsfonds stattgefunden; oder der Reproduktions proceß wird auf größrer Stufenleiter erweitert, als sonst geschehn wäre, falls die technischen Proportionen dies erlauben; oder aber es findet größre Vorrathbildung von Rohmaterialien etc. statt. Umgekehrt bei Steigen des Werths der Ersatzelemente des Waarenka pitals. Die Reproduktion findet dann nicht mehr in ihrem normalen Um fang statt (es wird z. B. kürzre Zeit gearbeitet); oder es muß zuschüssiges Geldkapital eintreten, um sie auf ihrem alten Umfang fortzusetzen (Bin dung von Geldkapital); oder der Akkumulations-Geldfonds, wenn vor handen, dient ganz oder theilweise, statt zur Erweitrung des Reproduk- tionsprocesses, zu seinem Betrieb auf der alten Stufenleiter. Es ist dies auch Bindung von Geldkapital, nur daß hier das zuschüssige Geldkapital nicht von außen her, vom Geldmarkt, sondern aus den Mitteln des in dustriellen Kapitalisten selbst herkommt. Es können aber bei P ... P, W ' . .. W', modificirende Umstände statt finden. Hat unser Baumwollspinner z. B. großen Vorrath von Baumwolle (also großen Theil seines produktiven Kapitals in F o rm von Baumwoll- vorrath), so wird ein Theil seines produktiven Kapitals entwerthet durch einen Fall der Baumwollpreise; sind letztre dagegen gestiegen, so findet Werthsteigerung dieses Theils seines produktiven Kapitals statt. Andrer seits, hat er große Massen in der F o rm des Waarenkapitals fixirt, z. B. in Baumwollgarn, so wird beim Fall der Baumwolle ein Theil seines Waa renkapitals, also überhaupt seines im Kreislauf befindlichen Kapitals, | |86| entwerthet; umgekehrt beim Steigen der Baumwollpreise. Endlich in 101 Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf dem Proceß W ' -G W < pm: wenn W ' - G, Realisirung des Waarenkapi tals, stattgefunden hat vor dem Werthwechsel in den Elementen von W, so wird das Kapital nur in der im ersten Fall betrachteten Weise afficirt, A nämlich im zweiten Cirkulationsakt G - W < pm; wenn aber vor Vollzie hung von W ' - G, so bewirkt bei sonst gleichbleibenden Umständen der Fall im Preis der Baumwolle entsprechenden Fall im Preis des Garns, und Preissteigerung im Preis der Baumwolle umgekehrt Preissteigerung des Garns. Die Wirkung auf die verschiednen, im selben Produktions zweig angelegten Einzelkapitale kann sehr verschieden sein nach den ver schiednen Umständen worin sie sich befinden können. - Freisetzung und Bindung von Geldkapital können ebenso aus Verschiedenheiten in der Zeitdauer des Cirkulationsprocesses, also auch der Cirkulationsge- schwindigkeit, entspringen. Dies gehört jedoch in die Betrachtung des Umschlags. Hier interessirt uns nur der reale Unterschied, der sich mit Bezug auf Werthwechsel der Elemente des produktiven Kapitals zwischen G ... G' und den beiden andren Formen des Kreislaufsprocesses zeigt. In dem Cirkulationsabschnitt G - W < pm wird in der Epoche bereits entwickelter, daher vorherrschender kapitalistischer Produktionsweise ein großer Theil der Waaren, aus denen Pm, die Produktionsmittel, be- stehn, selbst fremdes fungirendes Waarenkapital sein. Es findet also vom Standpunkt des Verkäufers W ' - G' statt, Verwandlung von Waarenkapi tal in Geldkapital. Aber es gilt dies nicht absolut. Umgekehrt. Innerhalb seines Cirkulationsprocesses, wo das industrielle Kapital entweder als Geld oder als Waare fungirt, durchkreuzt sich der Kreislauf des indu striellen Kapitals, sei es als Geldkapital oder als Waarenkapital, mit der Waarencirkulation der verschiedensten socialen Produktionsweisen, so weit letztre zugleich Waarenproduktion ist. Ob die Waare das Produkt der auf Sklaverei gegründeten Produktion, oder von Bauern (Chinesen, indische Ryots), oder Gemeinwesen (holländisch Ostindien), oder der Staatsproduktion (wie solche, auf Leibeigenschaft gegründet, in früheren Epochen der russischen Geschichte vorkommt) oder halbwilder Jäger völker etc.: als Waaren und Geld treten sie gegenüber dem Geld und den Waaren, worin sich das industrielle Kapital darstellt, und gehn ein ebenso sehr in den Kreislauf desselben, wie in den des vom Waarenkapital ge tragnen Mehrwerths, sofern letztrer als Revenue verausgabt wird; also in beide Cirku||87|lationszweige des Waarenkapitals. Der Charakter des Produktionsprocesses, aus dem sie herkommen, ist gleichgültig; als Waa ren fungiren sie auf dem Markt, als Waaren gehn sie ein in den Kreislauf des industriellen Kapitals, wie in die Cirkulation des von ihm getragnen Mehrwerths. Es ist also der allseitige Charakter ihrer Herkunft, das Da- 102 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses sein des Markts als Weltmarkt, der den Cirkulationsproceß des indu striellen Kapitals auszeichnet. Was von fremden Waaren gilt, gilt von fremdem Geld; wie das Waarenkapital ihm gegenüber nur als Waare, so fungirt dies Geld ihm gegenüber nur als Geld; das Geld fungirt hier als Weltgeld. Hier ist jedoch zweierlei zu bemerken. Erstens. Die Waaren (Pm), sobald der Akt G - Pm vollendet, hören auf Waaren zu sein und werden eine der Daseinsweisen des industriellen K a pitals in seiner Funktionsform als P, produktives Kapital. Damit aber ist ihre Herkunft ausgelöscht; sie existiren nur noch als Existenzformen des industriellen Kapitals, sind ihm einverleibt. Doch bleibt es dabei, daß zu ihrem Ersatz ihre Reproduktion nöthig, und insofern ist die kapitalisti sche Produktionsweise bedingt durch außerhalb ihrer Entwicklungsstufe liegende Produktionsweisen. Ihre Tendenz aber ist, alle Produktion mög lichst in Waarenproduktion umzuwandeln; ihr Hauptmittel hierzu ist ge rade dies Hereinziehn derselben in ihren Cirkulationsproceß; und die ent wickelte Waarenproduktion selbst ist kapitalistische Waarenproduktion. Das Eingreifen des industriellen Kapitals befördert überall diese Um wandlung, mit ihr aber auch die Verwandlung aller unmittelbaren Pro ducen ten in Lohnarbeiter. Zweitens. Die in den Cirkulationsproceß des industriellen Kapitals ein gehenden Waaren (wozu auch die nothwendigen Lebensmittel gehören, in die sich das variable Kapital nach seiner Auszahlung an die Arbeiter, behufs Reproduktion der Arbeitskraft umsetzt), welches immer ihre Her kunft, die gesellschaftliche F o rm des Produktionsprocesses, dem sie ent stammen - treten dem industriellen Kapital selbst schon in der F o rm von Waarenkapital gegenüber, in der F o rm von Waarenhandlungs- oder Kaufmannskapital; dies aber umfaßt seiner Natur nach Waaren aller Produktionsweisen. Wie die kapitalistische Produktionsweise große Stufenleiter der Pro duktion voraussetzt, so auch nothwendig große Stufenleiter des Ver kaufs; also Verkauf an den Kaufmann, nicht an den einzelnen Konsu menten. II881 Soweit dieser Konsument selbst produktiver Konsument, also industrieller Kapitalist, also soweit das industrielle Kapital eines Produktionszweigs dem andren Zweige Produktionsmittel liefert, findet (in F o rm von Bestellung etc.) auch direkter Verkauf eines industriellen Kapitalisten an viele andre statt. Jeder industrielle Kapitalist ist sofern direkter Verkäufer, selbst sein Kaufmann, was er übrigens auch im Ver kauf an den Kaufmann ist. Der Waarenhandel als Funktion des Kaufmannskapitals ist vorausge setzt und entwickelt sich immer mehr mit der Entwicklung der kapitali- 103 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf stischen Produktion. Wir unterstellen ihn also gelegentlich zur Illustra tion einzelner Seiten des kapitalistischen Cirkulationsprocesses; nehmen aber bei dessen allgemeiner Analyse direkten Verkauf ohne Zwischen- kunft des Kaufmanns an, weil letztre verschiedne Momente der Bewe gung verdeckt. Man sehe Sismondi, der die Sache etwas naiv darstellt: « Le commerce emploie un capital considérable qui paraît, au premier coup d'œil, ne point faire partie de celui dont nous avons détaillé la marche. La valeur des draps accumulés dans les magasins du marchand- drapier semble d'abord tout-à-fait étrangère à cette partie de la produc tion annuelle que le riche donne au pauvre comme salaire pour le faire travailler. Ce capital n'a fait cependant que remplacer celui dont nous avons parlé. Pour saisir avec clarté le progrès de la richesse, nous l'avons prise à sa création, et nous l'avons suivie jusqu'à sa consommation. Alors le capital employé dans la manufacture des draps, par exemple, nous a paru toujours le même; échangé contre le revenu du consommateur, il ne s'est partagé qu'en deux parties: l'un a servi de revenu au fabricant comme produit, l'autre a servi de revenu aux ouvriers comme salaire, tandis qu'ils fabriquent du nouveau drap. Mais on trouva bientôt que, pour l'avantage de tous, il valait mieux que les diverses parties de ce capital se remplaçassent l'une l'autre, et que, si cent mille écus suffisaient à faire toute la circulation entre le fabricant et le consommateur, ces cent mille écus se partageassent également entre le fabricant, le marchand en gros, et le marchand en détail. Le premier, avec le tiers seulement, fit le même ouvrage qu'il avait fait avec la totalité, parce qu'au moment où sa fabrication était achevée, il trouvait le mar chand acheter beaucoup plus tôt qu'il n'aurait trouvé le consommateur. Le capital du marchand en gros se trouvait de son côté beaucoup plus tôt remplacé par celui du marchand en détail. ... La difference entre les | 1 8 91 sommes des salaires avancés et le prix d'achat du dernier consom mateur devait faire le profit des capitaux. Elle se répartit entre le fabri cant, le marchand et le détaillant, depuis qu'ils eurent divisé entre eux leurs fonctions, et l'ouvrage accompli fut le même, quoiqu'il eût employé trois personnes et trois fractions de capitaux, au lieu d'un.» (Nouveaux Principes, I, p. 159, 160.) - « T o u s» (die Kaufleute) «concouraient indi rectement à la production; car celle-ci, ayant pour objet la consomma tion, ne peut être considérée comme accomplie que quand elle a mis la chose produite à la portée du consommateur.» (Ib., p. 157.) Wir nehmen bei der Betrachtung der allgemeinen Formen des Kreis laufs und überhaupt in diesem ganzen zweiten Buch, Geld als metalli sches Geld, mit Ausschluß von symbolischem Geld, bloßen Werthzei- 104 Viertes Kapitel • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses chen, die nur Specialität gewisser Staaten bilden, und von Kreditgeld, das noch nicht entwickelt ist. Erstens ist das der historische Gang; Kreditgeld spielt keine oder nur unbedeutende Rolle in der ersten Epoche der ka pitalistischen Produktion. Zweitens ist die Nothwendigkeit dieses Gangs auch theoretisch dadurch bewiesen, daß alles was bisher Kritisches über die Cirkulation des Kreditgelds von Tooke und Andren entwickelt wor den ist, sie zwang, immer wieder zu der Betrachtung zurückzukehren, wie sich die Sache auf Grundlage bloß metallischer Cirkulation darstellen würde. Man darf aber nicht vergessen, daß das Metallgeld ebensowohl als Kaufmittel wie als Zahlungsmittel fungiren kann. Der Vereinfachung wegen gilt es uns im Allgemeinen in diesem Buch II nur in der ersten Funktionsform. Der Cirkulationsproceß des industriellen Kapitals, der nur einen Theil seines individuellen Kreislaufsprocesses bildet, ist bestimmt soweit er nur eine Vorgangsreihe innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation dar stellt, durch die früher (Buch I, Kap. I I I) entwickelten allgemeinen Ge setze. Dieselbe Geldmasse ζ. B. von 500 £ setzt nach einander um so mehr industrielle Kapitale (oder auch individuelle Kapitale in ihrer F o rm als Waarenkapitale) in Cirkulation, je größer die Umlaufsgeschwindig keit des Geldes, je rascher also jedes einzelne Kapital die Reihe seiner Waaren- oder Geldmetamorphosen durchläuft. Dieselbe Werthmasse von Kapital erheischt demnach um so weniger Geld zu ihrer Cirkulation, je mehr das Geld als Zahlungsmittel fungirt, je mehr also ζ. B. bei Ersatz eines Waarenkapitals durch seine Produktionsmittel bloße Bilanzen zu zahlen ||90| sind, und je kürzer die Zahlungstermine, ζ. B. bei Zahlung des Arbeitslohns. Andrerseits, die Geschwindigkeit der Cirkulation und alle andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt, ist die Masse des Gel des, das als Geldkapital cirkuliren muß, bestimmt durch die Preissumme der Waaren (Preis multiplicirt mit der Waarenmasse), oder, Masse und Werthe der Waaren gegeben, durch den Werth des Geldes selbst. Aber die Gesetze der allgemeinen Waarencirkulation gelten nur, soweit der Cirkulationsproceß des Kapitals eine Reihe einfacher Cirkulations- vorgänge, nicht aber, soweit letztre funktionell bestimmte Abschnitte des Kreislaufs individueller industrieller Kapitale bilden. Um dies klar zu machen, ist es am besten, den Cirkulationsproceß in seinem ununterbrochnen Zusammenhang zu betrachten, wie er erscheint in den beiden Formen: II) P . .. W' 105 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf ( W ( G W < pm ... P' ... W I I I) W - G' Iw — lg W Als Reihe von Cirkulationsvorgängen überhaupt stellt der Cirkulati onsproceß (ob als W - G -W oder als G - W - G) nur die beiden entgegen gesetzten Reihen von Waarenmetamorphosen dar, von denen jede einzelne Metamorphose wieder die entgegengesetzte Metamorphose auf Seite der fremden Waare oder des fremden Geldes einschließt, das sich ihr gegenüber befindet. W -G von Seiten des Waarenbesitzers ist G -W von Seiten des Käufers; die erste Metamorphose der Waare W -G ist die zweite Metamorphose der als G auftretenden Waare; umgekehrt in G - W. Was also über die Verschlingung der Waarenmetamorphose in dem einen Stadium mit der einer andren Waare im andren Stadium gezeigt worden, gilt für die K a- pitalcirkulation, soweit der Kapitalist als Käufer und Verkäufer von Waare, sein Kapital daher als Geld fremder Waare, oder als ||91| Waare fremdem Geld gegenüber fungirt. Aber diese Verschlingung ist nicht zu gleich Ausdruck für die Metamorphosen verschlingung der Kapitale. Erstens kann G -W (Pm), wie wir gesehn, eine Verschlingung der M e tamorphosen verschiedner individuellen Kapitale darstellen. Ζ. B. das Waarenkapital des Baumwollspinners, Garn, wird zum Theil ersetzt durch Kohle. Ein Theil seines Kapitals befindet sich in Geldform, und wird daraus in Waarenform umgesetzt, während das Kapital des kapi talistischen Kohlenproducenten sich in Waarenform befindet und daher in Geldform umgesetzt wird; derselbe Cirkulationsakt stellt hier entge gengesetzte Metamorphosen zweier (verschiednen Produktionszweigen angehörigen) industriellen Kapitale dar, also Verschlingung der Meta morphosenreihe dieser Kapitale. Wie wir jedoch gesehn, braucht das Pm, worin G sich umsetzt, nicht Waarenkapital im kategorischen Sinn, d. h. keine Funktionsform von industriellem Kapital, nicht von einem Kapi talisten producirt zu sein. Es ist immer G -W auf der einen, W -G auf der andren Seite, nicht aber immer Verschlingung von Kapitalmetamorpho sen. Ferner ist G - A, der Ankauf der Arbeitskraft, nie Verschlingung von Kapitalmetamorphosen, da die Arbeitskraft zwar Waare des Arbeiters ist, aber erst Kapital wird, sobald sie an den Kapitalisten verkauft ist. Andrerseits im Proceß W - G' braucht das G' nicht formelles Waaren kapital zu sein; es kann Versilbrung sein der Waare Arbeitskraft (Arbeits lohn), oder eines vom selbständigen Arbeiter, Sklaven, Leibeignen, Ge meinwesen, producirten Produkts. 106 Viertes Kapitel • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses Zweitens aber gilt für die funktionell bestimmte Rolle, welche jede innerhalb des Cirkulationsprocesses eines individuellen Kapitals vorkom mende Metamorphose spielt, keineswegs, daß sie im Kreislauf des andren Kapitals die entsprechende entgegengesetzte Metamorphose darstellt, wenn wir nämlich die gesammte Produktion des Weltmarkts als kapita listisch betrieben voraussetzen. Z. B. im Kreislauf P ... P kann das G', welches W' versilbert, auf Seiten des Käufers nur Versilbrung seines Mehrwerths sein (wenn die Waare Konsumtionsartikel ist); oder in G ' ~ W ' < pm (wo also das Kapital akkumulirt eingeht) kann es für den Verkäufer von Pm nur als Ersatz seines Kapitalvorschusses eingehn, oder gar nicht wieder eingehn in seine Kapitalcirkulation, wenn es nämlich in die Revenueausgabe abzweigt. Wie also die verschiednen Bestandtheile des gesellschaftlichen Ge sammtkapitals, wovon die Einzelkapitale nur selbständig fungirende Be|j92|standtheile sind, sich im Cirkulationsproceß wechselseitig ersetzen - mit Bezug auf das Kapital sowohl als den Mehrwerth - ergibt sich nicht aus den einfachen Metamorphosenverschlingungen der Waarencirkula tion, welche die Vorgänge der Kapitalcirkulation mit aller andren Waa rencirkulation gemein haben, sondern erfordert andre Untersuchungs weise. M an hat sich dabei bisher mit Phrasen begnügt, die, näher analysirt, nichts enthalten als unbestimmte Vorstellungen, wie sie ledig lich den aller Waarencirkulation angehörigen Verschlingungen von M e tamorphosen entlehnt sind. Eine der handgreiflichsten Eigenthümlichkeiten des Kreislaufsprocesses des industriellen Kapitals, also auch der kapitalistischen Produktion, ist der Umstand, daß einerseits die Bildungselemente des produktiven K a pitals aus dem Waarenmarkt herstammen und beständig aus demselben erneuert, als Waaren gekauft werden müssen; andrerseits das Produkt des Arbeitsprocesses als Waare aus ihm hervorgeht, und beständig von neu em als Waare verkauft werden muß. Man vergleiche z. B. einen moder nen Pächter von Nieder-Schottland mit einem altmodischen kontinenta len Kleinbauer. Der erste verkauft sein ganzes Produkt und hat daher auch alle Elemente desselben, selbst die Aussaat, auf dem Markt zu er setzen; der andre verzehrt den größten Theil seines Produkts direkt, kauft und verkauft möglichst wenig, verfertigt Werkzeuge, Kleidung etc. soweit möglich selbst. M an hat daraufhin Naturalwirthschaft, Geldwirthschaft und Kredit- wirthschaft als die drei charakteristischen ökonomischen Bewegungsfor men der gesellschaftlichen Produktion einander gegenübergestellt. 107 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Erstens stellen diese drei Formen keine gleichwerthigen Entwicklungs phasen dar. Die sogenannte Kreditwirthschaft ist selbst nur eine F o rm der Geldwirthschaft, soweit beide Bezeichnungen Verkehrsfunktionen oder Verkehrsweisen zwischen den Producenten selbst ausdrücken. In der entwickelten kapitalistischen Produktion erscheint die Geldwirthschaft nur noch als Grundlage der Kreditwirthschaft. Geldwirthschaft und Kre ditwirthschaft entsprechen so nur verschiednen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion, sind aber keineswegs verschiedne selbstän dige Verkehrsformen gegenüber der Naturalwirthschaft. Mit demselben Recht könnte man die sehr verschiednen Formen der Naturalwirthschaft als gleichwerthig jenen beiden gegenüberstellen. | |93| Zweitens: Da man in den Kategorien: Geldwirthschaft, Kredit wirthschaft, nicht die wirthschaft, d. h. den Produktionsproceß selbst be tont und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der Wirthschaft entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen Produktionsagenten oder Producenten, so müßte dasselbe bei der ersten Kategorie geschehn. Statt Naturalwirthschaft also Tauschwirthschaft. Vollständig abgeschloßne Naturalwirthschaft, ζ. B. der peruanische In­ kastaat, fiele unter keine dieser Kategorien. Drittens: Geldwirthschaft ist aller Waarenproduktion gemein, und das Produkt erscheint als Waare in den verschiedensten gesellschaftlichen Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Pro dukt als Handelsartikel, als Waare producirt wird, also auch seine eignen Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waaren in die Wirth schaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische Produktion charakterisirte. In der That ist die kapitalistische Produktion die Waarenproduktion als allgemeine F o rm der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es stets mehr in ihrer Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Waare erscheint, weil der Arbeiter die Arbeit, d. h. die Funktion seiner Arbeitskraft, ver kauft, und zwar, wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Reprodukti onskosten bestimmten Werth. Im Umfang, wie die Arbeit Lohnarbeit wird, wird der Producent industrieller Kapitalist; daher die kapitalisti sche Produktion (also auch die Waarenproduktion) erst in ihrem ganzen ländliche Producent Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare Lohnarbeiter ist. In dem Verhältniß zwischen Kapitalist und Lohnarbei ter wird das Geldverhältniß, das Verhältniß von Käufer und Verkäufer, ein der Produktion selbst immanentes Verhältniß. Dies Verhältniß aber beruht der Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion, nicht der Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus jenem. Es entspricht übrigens dem bürgerlichem Horizont, wo das G e- 108 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses schäftchenmachen den ganzen K o pf einnimmt, nicht im Charakter der Produktionsweise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise zu sehn, sondern umgekehrt.7' |94| Der Kapitalist wirft weniger Werth in der F o rm von Geld in die Cirkulation hinein, als er aus ihr herauszieht, weil er mehr Werth in der F o rm von Waare hineinwirft, als er ihr in F o rm von Waare entzogen hat. Soweit er bloß als Personifikation des Kapitals fungirt, als industrieller Kapitalist, ist seine Zufuhr von Waarenwerth stets größer als seine Nach frage nach Waarenwerth. Deckung seiner Zufuhr und seiner Nachfrage in dieser Beziehung wäre gleich Nichtverwerthung seines Kapitals; es hätte nicht als produktives Kapital fungirt; das produktive Kapital hätte sich in Waarenkapital verwandelt, das nicht mit Mehrwerth geschwängert; es hätte während des Produktionsprocesses keinen Mehrwerth in Waaren form aus der Arbeitskraft gezogen, also überhaupt nicht als Kapital fun girt; er muß in der That „theurer verkaufen als er gekauft hat", aber dies gelingt ihm eben nur, weil er vermittelst des kapitalistischen Produkti onsprocesses die wohlfeilere, weil minderwerthige Waare, die er gekauft hat, in eine mehrwerthige, also theurere, verwandelt hat. Er verkauft theurer, nicht weil über den Werth seiner Waare, sondern weil Waare von einem Werth über der Werthsumme ihrer Produktionsingredienzien. Die Rate, worin der Kapitalist sein Kapital verwerthet, ist um so grö ßer, je größer die Differenz zwischen seiner Zufuhr und seiner Nachfrage, d. h. je größer der Ueberschuß des Waarenwerths, den er zugeführt, über den Waarenwerth, den er nachfragt. Statt des Deckens beider ist das möglichste Nichtdecken, das Ueberdecken seiner Nachfrage durch seine Zufuhr, sein Ziel. Was von dem einzelnen Kapitalisten, gilt von der Kapitalistenklasse. Soweit der Kapitalist bloß das industrielle Kapital personificirt, be steht seine eigne Nachfrage nur in der Nachfrage nach Produktionsmit teln und Arbeitskraft. Seine Nachfrage nach Pm, ihrer Werthigkeit nach betrachtet, ist kleiner als sein vorgeschoßnes Kapital; er kauft Produk tionsmittel zu geringrem Werth als dem Werth seines Kapitals, und daher von noch viel geringrem Werth, als dem des Waarenkapitals, das er zu führt. Was seine Nachfrage nach Arbeitskraft anbetrifft, so ist sie ihrer Wer thigkeit nach bestimmt durch das Verhältniß seines variablen Kapitals zu 7) Bis hierher Manuskript V. - D as Folgende, bis Schluß des Kapitels, ist eine, in einem Heft von 1877 oder 1878 unter Bücher-Auszügen sich befindende Note. 109 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf seinem Gesammtkapital, also = ν : C, und ist daher in der kapitalisti­ schen Produktion, der Proportion nach betrachtet, wachsend kleiner als seine Nachfrage nach Produktionsmitteln. Er ist in beständig zunehmen dem M aß größrer Käufer für Pm als für Α. | |95| Sofern der Arbeiter seinen Lohn allzumeist in Lebensmittel um­ setzt, und zum allergrößten Theil in nothwendige Lebensmittel, ist die Nachfrage des Kapitalisten nach Arbeitskraft indirekt zugleich Nach frage nach den in den Konsum der Arbeiterklasse eingehenden Konsum tionsmitteln. Aber diese Nachfrage ist = ν und nicht ein Atom größer (wenn der Arbeiter von seinem Lohn spart - wir lassen alle Kreditver hältnisse hier nothwendig außer Augen - so heißt dies, daß er einen Theil seines Lohns in Schatz verwandelt und pro tanto nicht als Nachfragen der, als Käufer auftritt). Die Maximalgrenze der Nachfrage des Kapita listen ist = C = c + ν, aber seine Zufuhr ist = c + ν + m; ist also die Konstitution seines Waarenkapitals 8 0c + 2 0v + 2 0m, so ist seine Nach­ frage = 8 0c + 2 0v, also der Werthigkeit nach betrachtet 1A kleiner als sei­ ne Zufuhr. Je größer der Procentsatz der von ihm producirten Masse m (die Profitrate), um so kleiner wird seine Nachfrage im Verhältniß zu seiner Zufuhr. Obgleich die Nachfrage des Kapitalisten nach Arbeits kraft, und daher indirekt nach nothwendigen Lebensmitteln, mit dem Fortschritt der Produktion fortschreitend kleiner wird als seine Nach frage nach Produktionsmitteln, so ist andrerseits nicht zu vergessen, daß seine Nachfrage nach Pm stets kleiner ist als sein Kapital, tagaus tagein gerechnet. Seine Nachfrage nach Produktionsmitteln muß also immer minderwerthig sein, als das Waarenprodukt des mit gleichem Kapital und unter sonst gleichen Umständen arbeitenden Kapitalisten, der ihm diese Produktionsmittel liefert. D aß das viele Kapitalisten sind und nicht einer, ändert nichts an der Sache. Gesetzt, sein Kapital sei 1000 £, der konstan te Theil desselben = 800 £; so ist seine Nachfrage an ihre Gesammt- heit = 800 £; zusammen liefern sie per 1000 £ (wie viel davon auf jeden Einzelnen unter ihnen falle und welchen Theil auch das auf Jeden fallen de Quantum von seinem Gesammtkapital bilde), bei gleicher Profitrate, Produktionsmittel zum Werthe von 1200 £; also seine Nachfrage deckt nur 2H ihrer Zufuhr, während seine eigne Gesammtnachfrage nur = 4/s seiner eignen Zufuhr ist, der Werthgröße nach betrachtet. Wir müssen jetzt noch beiläufig die Betrachtung des Umschlags vor ausnehmen. Gesetzt, sein Gesammtkapital sei 5000 £, wovon 4000 £ fix und 1000 £ cirkulirend; diese 1000 = 8 0 0c + 2 0 0v nach obiger Annahme. Sein cirkulirendes Kapital muß fünfmal im Jahre umschlagen, damit sein Gesammtkapital einmal im Jahre umschlage; sein Waaren||96|produkt ist dann = 6000 £, also um 1000 £ größer als sein vorgeschoßnes Kapital, was wieder dasselbe Verhältniß von Mehrwerth ergibt wie oben: 110 Viertes Kapitel · Drei Figuren des Kreislaufsprozesses 5000 C : 1 0 0 0m = 1 0 0 (c+v) : 2 0m. Dieser Umschlag ändert also nichts am Verhältniß seiner Gesammtnachfrage zu seiner Gesammtzufuhr, die erstre bleibt 1Is kleiner als die letztre. Sein fixes Kapital sei zu erneuern in 10 Jahren. Er amortisirt also jährlich Vio = 400 £. Dadurch hat er nur noch Werth von 3600 £ in fixem Kapital + 400 £ in Geld. Soweit Reparaturen nöthig, und diese nicht über das Durchschnittsmaß gehn, sind sie nichts als Kapitalanlage, die er erst nachträglich macht. Wir können die Sache so betrachten, als habe er die Reparaturkosten gleich eingerechnet bei der Werthschätzung seines Anlagekapitals, soweit dies ins jährliche Waarenprodukt eingeht, sodaß sie einbegriffen sind in dem Vio Amortisirung. (Ist in der That sein R e- paraturbedürfniß unter dem Durchschnitt, so ist das ein Schnitt für ihn, ganz wie sein Schaden, wenn über. Dies gleicht sich aber aus für die ganze Klasse der in demselben Industriezweig beschäftigten Kapitali sten.) Jedenfalls, obgleich bei einmaligem Umschlag seines Gesammtka pitals im Jahr, seine jährliche Nachfrage = 5000 £ bleibt, gleich seinem ursprünglich vorgeschoßnen Kapitalwerth, so nimmt sie zu mit Bezug auf den cirkulirenden Theil des Kapitals, während sie mit Bezug auf den fixen Theil desselben beständig abnimmt. Kommen wir nun zur Reproduktion. Gesetzt, der Kapitalist verzehre den ganzen Mehrwerth g und setze nur die ursprüngliche Kapitalgröße C wieder in produktives Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapitali sten gleichwerthig mit seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Be wegung seines Kapitals; sondern als Kapitalist übt er nur Nachfrage aus nach 4/s seiner Zufuhr (der Werthgröße nach); Vs verzehrt er als Nicht- kapitalist, nicht in seiner Funktion als Kapitalist, sondern für sein Pri- vatbedürfniß oder Vergnügen. Seine Rechnung ist dann procentig gerechnet: als Kapitalist Nachfrage = 100, Zufuhr = 120 = — als Lebemann = 20, " " Summa Nachfrage = 120, Zufuhr = 1 2 0. Diese Voraussetzung ist gleich Voraussetzung der Nichtexistenz der kapitalistischen Produktion, und daher der Nichtexistenz des industriel len j|97[ Kapitalisten selbst. Denn der Kapitalismus ist schon in der Grundlage aufgehoben durch die Voraussetzung, daß der Genuß als trei bendes Motiv wirkt, nicht die Bereicherung selbst. Sie ist aber auch technisch unmöglich. Der Kapitalist muß nicht nur ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die günstig sten Konjunkturen für K a uf und Verkauf abwarten zu können; er muß Kapital akkumuliren, um damit die Produktion auszudehnen und die technischen Fortschritte seinem produktiven Organismus einzuverleiben. 111 Erster Abschnitt • Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Um Kapital zu akkumuliren, muß er zunächst einen Theil des Mehr werths in Geldform, der ihm aus der Cirkulation zufloß, der Cirkulation entziehn, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die zur Ausdehnung des alten Geschäfts, oder Eröffnung eines Nebengeschäfts erforderlichen Di mensionen angenommen hat. So lange die Schatzbildung dauert, ver mehrt sie die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisirt; es entzieht dem Waarenmarkt kein Aequivalent in Waare für das Geld äquivalent, das es ihm für zugeführte Waare entzogen hat. Vom Kredit wird hier abgesehn; und zum Kredit gehört, wenn der Kapitalist ζ. B. das Geld, im M aß wie es sich aufhäuft, bei einer Bank auf laufende Rechnung gegen Zinsen deponirt. FÜNFTES KAPITEL. D ie U m l a u f s z e i t .8' Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei Phasen der Cirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produkti onssphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Cirkulationssphäre sei ne Cirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesammtzeit, worin es seinen Kreislauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und Umlaufszeit. | |98|Die Produktionszeit umschließt natürlich die Periode des Arbeits- processes, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man sich, daß ein Theil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie M a schinen, Baulichkeiten u. s. w., existirt, die bis an ihr Lebensende in den selben stets neu wiederholten Arbeitsprocessen dienen. Periodische Un terbrechung des Arbeitsprocesses, Nachts z. B ., unterbricht zwar die Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Pro duktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungiren, son dern auch während sie nicht fungiren. Andrerseits muß der Kapitalist einen bestimmten Vorrath von Rohmaterial und Hülfsstoffen bereit hal ten, damit der Produktionsproceß auf vorher bestimmter Stufenleiter während kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe, ohne von den Zufallen täglicher Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrath von Rohstof fen u. s. w. wird nur nach und nach produktiv konsumirt. Es findet daher Differenz statt zwischen seiner Produktionszeit9' und seiner Funktions- 8) Von hier an Manuskript I V. 112 Fünftes Kapitel · Umlaufszeit zeit. Die Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfaßt also 1) die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungiren, also im Pro- duktionsprocesse dienen, 2) die Pausen, während deren der Produktions proceß, also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unterbrochen ist, 3) die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des Processes bereit liegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber noch nicht in den Produktionsproceß eingegangen sind. Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der Aufenthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im Produktionsproceß. Aber der Produktionsproceß selbst kann Unterbrechungen des Arbeitsprocesses und daher der Arbeitszeit bedingen, Zwischenräume, worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Processe ohne weitre Zuthat menschlicher Arbeit anheimge geben wird. Der Produktionsproceß, daher die Funktion der Produkti onsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Arbeitsproceß, und daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel, unterbro chen ist. So z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gährt, Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z. B. Gerbereien, das chemi schen Processen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier größer als die Ar||99jbeitszeit. Die Differenz beider besteht in einem Ueberschuß der Produktionszeit über die Arbeitszeit. Dieser Ueberschuß beruht stets dar auf, daß produktives Kapital sich latent in der Produktionssphäre befin det, ohne im Produktionsproceß selbst zu fungiren, oder daß es im Pro duktionsproceß fungirt, ohne sich im Arbeitsproceß zu befinden. Der Theil des latenten produktiven Kapitals, der nur als Bedingung für den Produktionsproceß bereit liegt, wie Baumwolle, Kohle u. s. w. in der Spinnerei, wirkt weder als Produkt- noch Werthbildner. Er ist brachlie gendes Kapital, obgleich seine Brache eine Bedingung für den ununter- brochnen Fluß des Produktionsprocesses bildet. Die Baulichkeiten, Apparate etc., nöthig um als Behälter des produktiven Vorraths (des la tenten Kapitals) zu dienen, sind Bedingungen des Produktionsprocesses und bilden daher Bestandtheile des vorgeschoßnen produktiven Kapitals. Sie erfüllen ihre Funktion als Bewahrer der produktiven Bestandtheile im vorläufigen Stadium. Soweit Arbeitsprocesse in diesem Stadium nöthig sind, vertheuern sie das Rohmaterial etc., sind aber produktive Arbeiten und bilden Mehrwerth, weil ein Theil dieser Arbeit, wie aller andren Lohnarbeit, nicht bezahlt wird. Die normalen Unterbrechungen des gan- 9) Produktionszeit hier aktiv genommen: Die Produktionszeit der Produktionsmittel ist hier die Zeit, nicht in der sie producirt werden, sondern in der sie am Produktionsproceß eines Waarenprodukts sich betheiligen. - F. E. 113 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf zen Produktionsprocesses, also die Intervalle, worin das produktive K a pital nicht fungirt, produciren weder Werth noch Mehrwerth. Daher das Bestreben, auch Nachts arbeiten zu lassen. (Buch I, K a p. V I I I, 4.) - Die Intervalle in der Arbeitszeit, die der Arbeitsgegenstand während des Pro duktionsprocesses selbst durchmachen muß, bilden weder Werth noch Mehrwerth; aber fördern das Produkt, bilden einen Theil in dessen Le ben, einen Proceß, den es durchmachen muß. Der Werth der Apparate etc. wird auf das Produkt übertragen im Verhältniß zu der ganzen Zeit, während deren sie fungiren; das Produkt ist durch die Arbeit selbst in dies Stadium gesetzt, und der Gebrauch dieser Apparate ist ebensosehr Bedingung der Produktion, wie das Zerstäuben eines Theils der Baum wolle, der nicht ins Produkt eingeht, aber doch seinen Werth auf es über trägt. Der andre Theil des latenten Kapitals, wie die Baulichkeiten, M a schinen u. s. w., d. h. die Arbeitsmittel, deren Funktion nur durch die regelmäßigen Pausen des Produktionsprocesses unterbrochen ist - unre gelmäßige Unterbrechungen in Folge von Einschränkung der Produkti on, Krisen u. s. w. sind reine Verluste - setzt Werth zu, ohne in die Pro duktbildung einzugehn; der Gesammtwerth, den er dem Produkt zusetzt, ist durch seine || 1001 Durchschnittsdauer bestimmt; er verliert Werth, weil Gebrauchswerth, sowohl in der Zeit, worin er fungirt, als auch in der Zeit, worin er nicht fungirt. Endlich der Werth des konstanten Kapitaltheils, der im Produktions proceß kontinuirt, obgleich der Arbeitsproceß unterbrochen ist, erscheint wieder im Resultat des Produktionsprocesses. Durch die Arbeit selbst sind die Produktionsmittel hier unter Bedingungen gestellt, innerhalb de ren sie von selbst gewisse Naturprocesse durchlaufen, deren Resultat ein bestimmter Nutzeffekt oder eine veränderte F o rm ihres Gebrauchs werths. Die Arbeit überträgt den Werth der Produktionsmittel immer auf das Produkt, soweit sie dieselben wirklich zweckgemäß als Produktions mittel verzehrt. Hieran wird nichts geändert, ob die Arbeit, zur Hervor bringung dieses Effekts, kontinuirlich vermittelst der Arbeitsmittel auf den Arbeitsgegenstand wirken muß, oder ob sie nur den Anstoß zu geben braucht, indem sie die Produktionsmittel unter Bedingungen stellt, wo durch ohne weitre Mitthat der Arbeit die Produktionsmittel von selbst, in Folge von Naturprocessen, die beabsichtigte Veränderung erleiden. Welches immer der Grund des Ueberschusses der Produktionszeit über die Arbeitszeit - sei es, daß Produktionsmittel nur latentes produktives Kapital bilden, also sich noch in einer Vorstufe zum wirklichen Produk innerhalb des Produktionsprocesses tionsproceß befinden, oder daß durch dessen Pausen ihre eigne Funktion unterbrochen wird, oder daß endlich der Produktionsproceß selbst Unterbrechungen des Arbeitspro- 114 Fünftes Kapitel • Umlaufszeit cesses bedingt - in keinem dieser Fälle fungiren die Produktionsmittel als Arbeitseinsauger. Saugen sie keine Arbeit ein, so auch keine Mehrarbeit. Es findet daher keine Verwerthung des produktiven Kapitals statt, so lange es sich in dem Theil seiner Produktionszeit befindet, der über schüssig über die Arbeitszeit ist, so unzertrennlich auch die Vollführung des Verwerthungsprocesses von diesen seinen Pausen sein mag. Es ist klar, daß je mehr Produktionszeit und Arbeitszeit sich decken, um so größer die Produktivität und Verwerthung eines gegebnen produktiven Kapitals in gegebnem Zeitraum. Daher die Tendenz der kapitalistischen Produktion, den Ueberschuß der Produktionszeit über die Arbeitszeit möglichst zu verkürzen. Obgleich aber die Produktionszeit des Kapitals von seiner Arbeitszeit abweichen mag, so umschließt sie stets dieselbe, und ist der Ueberschuß selbst Bedingung des Produktionsprocesses. Die Produktionszeit ist also stets die Zeit, während deren das Kapital G e- brauchs||101|werthe producirt und sich selbst verwerthet, daher als pro duktives Kapital fungirt, obgleich sie Zeit einschließt, worin es entweder latent ist oder auch producirt ohne sich zu verwerthen. Innerhalb der Cirkulationssphäre haust das Kapital als Waarenkapital und Geldkapital. Seine beiden Cirkulationsprocesse bestehn darin, sich aus der Waarenform in Geldform und aus Geldform in Waarenform zu verwandeln. Der Umstand, daß die Verwandlung der Waare in Geld hier zugleich Realisation des der Waare einverleibten Mehrwerths, und daß die Verwandlung des Geldes in Waare zugleich Verwandlung oder Rück- verwandlung des Kapitalwerths in die Gestalt seiner Produktionselemen te ist, ändert durchaus nichts daran, daß diese Processe, als Cirkulati onsprocesse, Processe der einfachen Waarenmetamorphose sind. Umlaufszeit und Produktionszeit schließen sich wechselseitig aus. Während seiner Umlaufszeit fungirt das Kapital nicht als produktives Kapital, und producirt daher weder Waare noch Mehrwerth. Betrachten wir den Kreislauf in der einfachsten Form, sodaß der gesammte Kapi talwerth jedesmal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt, so ist handgreiflich, daß der Produktionsproceß unterbrochen ist, also auch die Selbstverwerthung des Kapitals, so lange seine Umlaufszeit dau ert, und daß je nach deren Länge die Erneuerung des Produktionspro cesses rascher oder träger sein wird. Durchlaufen dagegen die verschied nen Theile des Kapitals den Kreislauf nacheinander, sodaß der Kreislauf des gesammten Kapitalwerths sich successive im Kreislauf seiner ver schiednen Portionen vollzieht, so ist klar, daß je länger der beständige Aufenthalt seiner aliquoten Theile in der Cirkulationssphäre, um so klei ner sein beständig in der Produktionssphäre fungirender Theil sein muß. Die Expansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als nega- 115 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf tive Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit oder des Umfangs, worin ein Kapital von gegebner Größe als produk tives Kapital fungirt. Je mehr die Cirkulationsmetamorphosen des K a pitals nur ideell sind, d. h. jemehr die Umlaufszeit - 0 wird oder sich Null nähert, umsomehr fungirt das Kapital, um so größer wird seine Produk tivität und Selbstverwerthung. Arbeitet ein Kapitalist ζ. B. auf Bestel­ lung, sodaß er bei Lieferung des Produkts Zahlung erhält, und erfolgt die Zahlung in seinen eignen Produktionsmitteln, so nähert sich die Cirku- lationszeit Null. | 1 1 0 21 Die Umlaufszeit des Kapitals beschränkt also überhaupt seine Produktionszeit und daher seinen Verwerthungsproceß. Und zwar be schränkt sie denselben im Verhältniß zu ihrer Dauer. Diese kann aber sehr verschieden zu- oder abnehmen, und daher in sehr verschiednem Grad die Produktionszeit des Kapitals beschränken. Was aber die poli tische Oekonomie sieht, ist das was erscheint, nämlich die Wirkung der Umlaufszeit auf den Verwerthungsproceß des Kapitals überhaupt. Sie faßt diese negative Wirkung als positive auf, weil ihre Folgen positiv sind. Sie haftet um so mehr an diesem Schein fest, als er den Beweis zu liefern scheint, daß das Kapital eine, von seinem Produktionsproceß und daher von der Exploitation der Arbeit unabhängige mystische Quelle der Selbstverwerthung besitzt, die ihm aus der Cirkulationssphäre zufließt. Wir werden später sehn, wie selbst die wissenschaftliche Oekonomie sich durch diesen Schein täuschen läßt. Er wird, wie sich ebenfalls zeigen wird, befestigt durch verschiedne Phänomene: 1) die kapitalistische Be rechnungsweise des Profits, worin der negative Grund als positiver figu- rirt, indem für Kapitale in verschiednen Anlagesphären, wo nur die Um laufszeit verschieden, längre Umlaufszeit als Grund der Preiserhöhung wirkt, kurz, als einer der Gründe in der Ausgleichung der Profite. 2) Die Umlaufszeit bildet nur ein Moment der Umschlagszeit; letztre aber schließt die Produktionszeit resp. Reproduktionszeit ein. Was der letztren geschuldet, scheint der Umlaufszeit geschuldet. 3) Der Umsatz der Waaren in variables Kapital (Arbeitslohn) ist bedingt durch ihre vorhe rige Verwandlung in Geld. Bei der Kapitalakkumulation geht also der Umsatz in zuschüssiges variables Kapital in der Cirkulationssphäre vor, oder während der Umlaufszeit. Die damit gegebne Akkumulation scheint daher der letztren geschuldet. Innerhalb der Cirkulationssphäre durchläuft das Kapital - ob in der einen oder andren Reihenfolge - die zwei entgegengesetzten Phasen W -G und G - W. Seine Umlaufszeit zerfallt also auch in zwei Theile, die Zeit, die es braucht, um sich aus Waare in Geld, und die Zeit, die es braucht, um sich aus Geld in Waare zu verwandeln. Man weiß bereits aus der 116 Fünftes Kapitel · Umlaufszeit Analyse der einfachen Waarencirkulation (Buch I, Kap. I I I ), daß W - G, der Verkauf, der schwierigste Theil seiner Metamorphose ist und daher, unter gewöhnlichen Umständen, von der Umlaufszeit den größren Theil bildet. Als Geld befindet sich der Werth ||103| in seiner stets umsetzbaren Form. Als Waare muß er erst durch Verwandlung in Geld diese Gestalt unmittelbarer Austauschbarkeit und daher stets schlagfertiger Wirksam keit erhalten. Indeß handelt es sich beim Cirkulationsproceß des Kapitals in seiner Phase G -W um seine Verwandlung in Waaren, die bestimmte Elemente des produktiven Kapitals in einer gegebnen Anlage bilden. Die Produktionsmittel sind vielleicht nicht auf dem Markt vorhanden, son dern müssen erst producirt werden, oder sie sind von entlegnen Märkten zu beziehn, oder es finden Ausfalle in ihrer gewöhnlichen Zufuhr statt, Preiswechsel u. s. w., kurz, eine Masse von Umständen, die in dem ein fachen Formwechsel G -W nicht erkennbar sind, aber auch für diesen Theil der Cirkulationsphase bald mehr bald weniger Zeit beanspruchen. Wie W -G und G -W zeitlich, können sie auch räumlich getrennt sein, Kaufmarkt und Verkaufmarkt räumlich verschiedne Märkte sein. Bei Fabriken ζ. B. sind Einkäufer und Verkäufer sogar häufig getrennte Per sonen. Die Cirkulation ist ebenso nothwendig bei der Waarenproduktion wie die Produktion selbst, also die Cirkulationsagenten ebenso nöthig wie die Produktionsagenten. Der Reproduktionsproceß schließt beide Funktionen des Kapitals ein, also auch die Nothwendigkeit der Vertre tung dieser Funktionen, sei es durch den Kapitalisten selbst, sei es durch Lohnarbeiter, Agenten desselben. Dies ist aber ebensowenig ein Grund, die Cirkulationsagenten mit den Produktionsagenten zu verwechseln, als es ein Grund ist, die Funktionen von Waarenkapital und Geldkapital mit denen von produktivem Kapital zu verwechseln. Die Cirkulationsagen ten müssen bezahlt werden durch die Produktionsagenten. Wenn aber Kapitalisten, die unter einander kaufen und verkaufen, durch diesen Akt weder Produkte noch Werth schaffen, so ändert sich das nicht, wenn der Umfang ihres Geschäfts sie befähigt und nöthigt, diese Funktion auf Andre abzuwälzen. In manchen Geschäften werden Einkäufer und Ver käufer durch Tantième am Profit bezahlt. Die Phrase, daß sie durch die Konsumenten bezahlt werden, hilft nichts. Die Konsumenten können nur zahlen, soweit sie sich selbst als Agenten der Produktion ein Aequi valent in Waaren produciren oder sich solches von den Produktionsagen ten aneignen, sei es auf Rechtstitel hin (als deren Associés u. s. w.), sei es durch persönliche Dienste. Es besteht ein Unterschied zwischen W -G und G - W, der nichts mit der F o rm V e r s c h i e d e n h e it von Waare und Geld zu t h un hat, ||104| sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt. An und 117 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf für sich sind sowohl W -G als G -W bloße Uebersetzungen von gegebnem Werth aus einer F o rm in die andre. Aber W ' - G' ist zugleich Realisirung des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G - W. Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G -W ist unter normalen Bedingungen nothwen- diger Akt für Verwerthung des in G ausgedrückten Werths, aber es ist nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu. Für die Cirkulation des Waarenkapitals W ' - G' sind bestimmte Schran ken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als Gebrauchs- werthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten, nicht in be stimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Ge brauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein. Der in ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehrwerth, geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des perenniren- den und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig erneuert und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle K o n sumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Reprodukti on. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform wech seln, um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchswerthe verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn, kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W -G als Waarenkapital aus harren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die Grenze der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waarenkör- pers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder der Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Produk tion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muß, desto geringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger ||105| also ihre räumliche Cirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatz markt. Je vergänglicher daher eine Waare, je größer durch ihre physische Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Waare, desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Produktion. Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder im M aß wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transportmittel zusam- 118 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten menrücken. Die Koncentration der Produktion eines Artikels in wenigen Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ großen Markt auch für solche Artikel schaffen, wie ζ. B. bei großen Bierbrauereien, Milchereien u. s. w. SECHSTES KAPITEL. D ie C i r k u l a t i o n s k o s t e n. I. Reine Cirkulationskosten. 1) Kauf- und Verkaufszeit. Die Formverwandlungen des Kapitals aus Waare in Geld und aus Geld in Waare sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer und Käufer fungirt. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen n o t w e n d i gen Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, wäh rend deren der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt herumtreibt, einen nothwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist, d. h. als personificirtes Kapital. Sie bildet Theil seiner Ge schäftszeit. (Da angenommen wurde, daß die Waaren zu ihren Werthen gekauft und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um die Umsetzung desselben Werths aus einer F o rm in die andre, aus Waaren form in Geldform, und aus Geldform in Waarenform - um eine Zu- standsänderung. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Werthgröße in der Hand sowohl des Käufers wie des Ver||106|käufers unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden die Waaren nicht zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Summe der umge setzten Werthe unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf der andern minus. Die Metamorphosen W -G und G -W sind aber Händel, die zwischen Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit um Handels einig zu werden, um so mehr, als hier ein K a m pf vorgeht, worin jede Seite die andre zu übervortheilen sucht, und sich Geschäftsleute gegenüberstehn, so: "when Greek meets Greek then comes the tug of war." Die Zustands- änderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Werth zu schaffen, 119 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf sondern um die Umsetzung des Werths aus einer F o rm in die andre hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser Gelegen heit ein überschüssiges Quantum Werth sich anzueignen, nichts ändert. Diese Arbeit, vergrößert durch die beiderseitigen böswilligen Absichten, schafft so wenig Werth, wie die Arbeit, die bei einem gerichtlichen Proceß stattfindet, die Werthgröße des streitigen Objekts vermehrt. Es verhält sich mit dieser Arbeit - die ein nothwendiges Moment des kapitalisti schen Produktionsprocesses in seiner Totalität, wo er auch die Cirkula tion einschließt, oder von ihr eingeschlossen wird - wie etwa mit der Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme ver wandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich sie ein nothwendiges Moment des Verbrennungsprocesses ist. Um ζ. B. K o h­ le als Heizmaterial zu verbrauchen, muß ich sie mit Sauerstoff verbinden, und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand überführen (denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die Kohle im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustandsver- änderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlen stoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muß der Neuverbindung vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Waa- renbesitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Producenten, so ist die zu K a uf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Alterthum wie im Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen. Die Dimensionen, die der Waarenumsatz in den Händen der Ka|| Kapitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaf fende, sondern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in werthschaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstantiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, daß die industriellen Kapitalisten, statt selbst jene „Verbrennungsarbeit" zu vollziehn, sie zum ausschließlichen Geschäft dritter von ihnen bezahl ter Personen machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stel len. Dem Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank ist es ebenfalls gleichgültig, daß ihre Arbeit die Werthgröße weder der Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke um keinen Deut vermehrt.)1 0' D as Eingeklammerte aus einer Note am Schluss von M s. V I I I. 120 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten läßt, wird K a uf und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf größrem ge sellschaftlichen Maßstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu ver kaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück- zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf- und Verkaufszeit keinen Werth. Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmanns kapitals. Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Repro duktion ist, aus einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschließliche Ver richtung Weniger verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwan delt sich nicht der Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als bloßer Agent der Formverwandlung der Waaren, als bloßer Käufer und Verkäufer betrachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Ver kaufszeit für viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produkti onszeit freisetzen hilft.1 11081 Wir wollen, um die Sache zu vereinfachen (da wir erst später den Kaufmann als Kapitalisten und das Kaufmannskapital betrachten), an nehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Mann, der seine Arbeit verkauft. Er verausgabt seine Arbeitskraft und seine Arbeitszeit in diesen Operationen W -G und G - W. Und er lebt daher davon, wie ein Andrer ζ. B. vom Spinnen oder Pillendrehn. Er verrichtet eine nothwen­ dige Funktion, weil der Reproduktionsproceß selbst unproduktive Funk tionen einschließt. Er arbeitet so gut wie ein Andrer, aber der Inhalt seiner Arbeit schafft weder Werth noch Produkt. Er selbst gehört zu den faux frais der Produktion. Sein Nutzen besteht nicht darin, eine unpro duktive Funktion in eine produktive zu verwandeln, oder unproduktive Arbeit in produktive. Es wäre ein Wunder, wenn dergleichen Verwand- '" Les frais de commerce, quoique nécessaires, doivent être regardés comme une dépense onéreuse. (Quesnay, Analyse du Tableau Économique, in Daire, Physiocrates, l e. partie, Paris 1846, p. 71.) - Nach Quesnay ist der ,,profit", den die Konkurrenz unter den Kauf leuten hervorbringt, nämlich daß sie dieselben nöthigt „à mettre leur rétribution ou leur gain au r a b a i s . .. n'est sérieusement parlant qu'une privation de perte pour le vendeur de la première main et pour l'acheteur-consommateur. Or, une privation de perte sur les frais du commerce n'est pas un produit réel ou un accroît de richesses obtenu par le commerce, considéré en lui-même simplement comme échange, indépendemment des frais de transport, ou envisagé conjointement avec les frais de transport." (p. 145, 146.) Les frais du commerce sont toujours payés aux dépens des vendeurs des productions qui jouiraient de tout le prix qu'en payent les acheteurs, s'il n'y avait point de frais intermédiaires ( 1 6 3 ). Die proprié taires und producteurs sind ,,salariants", die Kaufleute sind ,,salariés" (p. 164, Quesnay, Problèmes économiques, in Daire, Physiocrates, Ie partie, Paris 1846). 121 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf lung durch solche Uebertragung der Funktion bewerkstelligt werden könnte. Sein Nutzen besteht vielmehr darin, daß ein geringrer Theil der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven Funktion gebunden wird. Noch mehr. Wir wollen annehmen, er sei blo ßer Lohnarbeiter, meinetwegen besser bezahlter. Welches immer seine Zahlung, als Lohnarbeiter arbeitet er einen Theil seiner Zeit umsonst. Er erhält vielleicht täglich das Werthprodukt von acht Arbeitsstunden und fungirt während zehn. Die zwei Stunden Mehrarbeit, die er verrichtet, produciren ebensowenig Werth wie seine acht Stunden nothwendige Ar beit, obgleich vermittelst dieser letztren ein Theil des gesellschaftlichen Produkts auf ihn übertragen wird. Erstens wird nach wie vor, gesell schaftlich betrachtet, eine Arbeitskraft während zehn Stunden in dieser bloßen Cirkulationsfunktion vernutzt. Sie ist für nichts Andres verwend bar, nicht für produktive Arbeit. Zweitens aber zahlt die Gesellschaft diese zwei Stunden Mehrarbeit nicht, obgleich sie von dem Individuum, das sie verrichtet, ||109| verausgabt werden. Die Gesellschaft eignet sich dadurch kein überschüssiges Produkt oder Werth an. Aber die Cirkula- tionskosten, die er repräsentirt, vermindern sich um ein Fünftel, von zehn Stunden auf acht. Die Gesellschaft zahlt kein Aequivalent für ein Fünftel dieser aktiven Cirkulationszeit, deren Agent er ist. Ist es aber der Kapi talist, der diesen Agenten anwendet, so vermindern sich durch Nichtzah lung der zwei Stunden die Cirkulationskosten seines Kapitals, die einen Abzug von seiner Einnahme bilden. Für ihn ist es ein positiver Gewinn, weil sich die negative Schranke der Verwerthung seines Kapitals enger zieht. So lange kleine selbständige Waarenproducenten einen Theil ihrer eignen Zeit in K a uf und Verkauf verausgaben, stellt sich dies nur dar entweder als Zeit, verausgabt in den Intervallen ihrer produktiven Funk tion, oder als Abbruch an ihrer Produktionszeit. Unter allen Umständen ist die hierauf verwandte Zeit eine Cirkulati- onskost, die den umgesetzten Werthen nichts zuführt. Es ist die Kost, erforderlich sie aus Waarenform in Geldform zu übersetzen. Soweit der kapitalistische Waarenproducent als Cirkulationsagent erscheint, unter scheidet er sich vom unmittelbaren Waarenproducenten nur dadurch, daß er auf größrer Stufenleiter verkauft und kauft, und daher in größrem Umfang als Cirkulationsagent fungirt. Sobald der Umfang seines Ge schäfts ihn aber zwingt oder befähigt, eigne Cirkulationsagenten als Lohnarbeiter zu kaufen (dingen), so ist das Phänomen der Sache nach nicht verändert. Arbeitskraft und Arbeitszeit muß zu gewissem Grad im Cirkulationsproceß (soweit er bloße Formverwandlung) verausgabt wer den. Aber dies erscheint jetzt als zusätzliche Kapitalauslage; ein Theil des variablen Kapitals muß ausgelegt werden im Ankauf dieser nur in der 122 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten Cirkulation fungirenden Arbeitskräfte. Dieser Kapitalvorschuß schafft weder Produkt noch Werth. Er vermindert pro tanto den Umfang, worin das vorgeschoßne Kapital produktiv fungirt. Es ist dasselbe als würde ein Theil des Produkts in eine Maschine verwandelt, welche den übrigen Theil des Produkts kauft und verkauft. Diese Maschine verursacht einen Abzug von Produkt. Sie wirkt nicht mit im Produktionsproceß, obgleich sie die in der Cirkulation verausgabte Arbeitskraft etc. vermindern kann. Sie bildet bloß einen Theil der Cirkulationskosten . 2) Buchführung. Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit veraus gabt in der Buchführung, in die außerdem vergegenständlichte Arbeit) 1110} eingeht, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bureaukosten. Es wird also in dieser Funktion einerseits Arbeitskraft verausgabt, andrerseits Arbeitsmittel. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Ver kaufszeit. Als Einheit innerhalb seiner Kreisläufe, als processirender Werth, sei es nun innerhalb der Produktionssphäre, sei es innerhalb der beiden Phasen der Cirkulationssphäre, existirt das Kapital nur ideell in der Gestalt des Rechengelds, zunächst im K o pf des Waarenproducenten, resp. kapitali stischen Waarenproducenten. Durch die Buchführung, welche auch die Preisbestimmung oder die Berechnung der Waarenpreise (Preiskalkula tion) einbegreift, wird diese Bewegung fixirt und kontrolirt. Die Bewe gung der Produktion und namentlich der Verwerthung - wobei die Waa ren nur als Werthträger figuriren, als Namen von Dingen, deren ideelles Werthdasein in Rechengeld fixirt ist - erhält so ein symbolisches Abbild in der Vorstellung. So lange der einzelne Waarenproducent entweder nur in seinem K o pf Buch führt (wie z. B. der Bauer; erst die kapitalistische Agrikultur producirt den Buch führenden Pächter) oder nur nebenbei, außerhalb seiner Produktionszeit, ein Buch über seine Ausgaben, Ein nahmen, Zahlungstermine u. s. w. führt, so lange ist es handgreiflich, daß diese seine Funktion und die Arbeitsmittel, die er etwa dabei verbraucht, wie Papier u. s. w., zusätzlichen Verbrauch von Arbeitszeit und Arbeits mitteln darstellen, die nothwendig sind, aber einen Abzug bilden sowohl an der Zeit, die er produktiv verbrauchen kann, wie an den Arbeitsmit teln, die im wirklichen Produktionsproceß fungiren, in die Produkt- und Werthbildung eingehn.1 2) Die Natur der Funktion selbst verändert sich l 2) Im Mittelalter finden wir die Buchführung für Agrikultur nur in den Klöstern. Jedoch sah man (Buch I, p. 3 4 3 ), daß bereits in den uralterthümlichen indischen Gemeinwesen ein Buchhalter über die Agrikultur figurirt. Die Buchführung ist hier zur ausschliesslichen 123 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf nicht, weder durch den Umfang, den sie dadurch || 1 1 11 erhält, daß sie in der Hand des kapitalistischen Waarenproducenten koncentrirt wird und statt als Funktion vieler kleiner Waarenproducenten als die eines Kapi talisten, als Funktion innerhalb eines Produktionsprocesses auf großer Stufenleiter erscheint; noch durch ihre Losreißung von den produktiven Funktionen, von denen sie ein Beiwerk bildete, und durch ihre Verselb ständigung als Funktion besondrer, ausschließlich mit ihr betrauter Agenten. Die Theilung der Arbeit, die Verselbständigung einer Funktion, macht sie nicht produkt- und werthbildend, wenn sie es nicht an sich, also schon vor ihrer Verselbständigung ist. Legt ein Kapitalist sein Kapital neu an, so muß er einen Theil im Ankauf eines Buchhalters etc. und in Mitteln der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits in Funktion, in seinem beständigen Reproduktionsproceß begriffen, so muß er einen Theil des Waarenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, beständig rückver wandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Theil des Kapitals ist dem Produktionsproceß entzogen und gehört zu den Cirkulationskosten, Abzügen am Gesammtertrag. (Eingeschlossen die Arbeitskraft selbst, die ausschließlich auf diese Funktion verwendet wird.) Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus der Buchführung entspringenden Kosten, resp. unproduktiven Verausga bung von Arbeitszeit einerseits und denen der bloßen Kauf- und Ver kaufszeit andrerseits. Die letztren entspringen nur aus der bestimmten gesellschaftlichen F o rm des Produktionsprocesses, daraus, daß er Pro duktionsproceß von Waare ist. Die Buchführung, als Kontrole und ide elle Zusammenfassung des Processes wird um so nothwendiger, jemehr der Process auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein indi viduellen Charakter verliert; also nothwendiger in der kapitalistischen Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, nothwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung reduciren sich aber mit der Koncentration der Produktion und jemehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung ver wandelt. Funktion eines Gemeindebeamten verselbständigt. Durch diese Theilung der Arbeit werden Zeit, Mühe und Ausgaben erspart, aber die Produktion und die Buchführung über die Produktion bleiben ebenso verschiedne Dinge wie die Schiffsladung und der Ladeschein. Im Buchhalter ist ein Theil der Arbeitskraft der Gemeinde der Produktion entzogen, und die Kosten seiner Funktion werden nicht durch seine eigne Arbeit ersetzt, sondern durch einen Abzug vom Gemeindeprodukt. Wie mit dem Buchhalter der indischen Gemeinde, verhält es sich mutatis mutandis mit dem Buchhalter des Kapitalisten. (Aus Manuskript II.) 124 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten Es handelt sich hier nur um den allgemeinen Charakter der Cirkula tionskosten, die aus der bloßen formellen Metamorphose entspringen. Es ist hier überflüssig, auf alle ihre Detailformen einzugehn. Wie aber der reinen Formverwandlung des Werths angehörige, also aus der bestimm ten gesellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringende | |112| Formen, die bei dem individuellen Waarenproducenten nur ver schwindende und kaum bemerkbare Momente sind, neben seinen pro duktiven Funktionen herlaufen oder sich mit ihnen verschlingen - wie diese als massenhafte Cirkulationskosten die Augen frappiren können, sieht man beim bloßen Einnehmen und Ausgeben von Geld, sobald es als ausschließliche Funktion von Banken etc. oder des Kassirers in indivi duellen Geschäften, verselbständigt und auf großer Stufenleiter koncen trirt ist. Was festzuhalten, ist, daß diese Cirkulationskosten durch die veränderte Gestalt ihren Charakter nicht ändern. 3) Geld. Ob ein Produkt als Waare oder nicht als Waare producirt wird, es ist stets stoffliche Gestalt von Reichthum, Gebrauchswerth, bestimmt, in die in dividuelle oder produktive Konsumtion einzugehn. Als Waare existirt sein Werth ideell im Preise, der an seiner wirklichen Gebrauchsgestalt nichts ändert. D aß aber bestimmte Waaren, wie Gold und Silber, als Geld fungiren und als solche ausschließlich den Cirkulationsproceß be hausen (auch als Schatz, Reserve etc. bleiben sie, obwohl latent, in der Cirkulationssphäre) ist ein reines Produkt der bestimmten gesellschaftli chen Form des Produktionsprocesses, der Produktionsproceß von Waa ren ist. Da auf Grundlage der kapitalistischen Produktion Waare die allgemeine Gestalt des Produkts wird, und die größte Masse des Pro dukts als Waare producirt wird und daher die Geldform annehmen muß, da also die Waarenmasse, der als Waare fungirende Theil des gesell schaftlichen Reichthums fortwährend wächst - so nimmt hier auch der Umfang des als Cirkulationsmittel, Zahlungsmittel, Reserve etc. fungi- renden Golds und Silbers zu. Diese als Geld fungirenden Waaren gehn weder in die individuelle noch in die produktive Konsumtion ein. Es ist gesellschaftliche Arbeit, in einer F o rm fixirt, worin sie als bloße Cirku- lationsmaschine dient. Außerdem daß ein Theil des gesellschaftlichen Reichthums in diese unproduktive F o rm gebannt ist, erheischt der Ver schleiß des Geldes beständigen Ersatz desselben oder Umwandlung von mehr gesellschaftlicher Arbeit - in Produktform - in mehr Gold und Silber. Diese Ersatzkosten sind bei kapitalistisch entwickelten Nationen bedeutend, weil überhaupt der in F o rm des Gelds gebannte Theil des 125 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Reichthums umfangreich ist. Gold und Silber, als Geldwaaren, bilden für die Gesellschaft Cirkulationskosten, die nur aus der gesellschaftlichen Form der Produktion entspringen. Es sind faux frais der ||113| Waa renproduktion überhaupt, die mit der Entwicklung der Waarenproduk tion, und besonders der kapitalistischen Produktion, wachsen. Es ist ein Theil des gesellschaftlichen Reichthums, der dem Cirkulationsproceß ge opfert werden m u ß .1 3) II. Aufbewahrungskosten. Cirkulationskosten, die aus dem bloßen Formwechsel des Werths, aus der Cirkulation ideell betrachtet, hervorgehn, gehn nicht in den Werth der Waaren ein. Die in ihnen verausgabten Kapitaitheile bilden bloße Abzüge von dem produktiv verausgabten Kapital, soweit der Kapitalist betrachtet wird. Von andrer Natur sind die Cirkulationskosten, die wir jetzt betrachten. Sie können aus Produktionsprocessen entspringen, die nur in der Cirkulation fortgesetzt werden, deren produktiver Charakter also durch die Cirkulationsform nur versteckt ist. Sie können andrerseits, gesellschaftlich betrachtet, bloße Kosten, unproduktive Verausgabung, sei es lebendiger, sei es vergegenständlichter Arbeit sein, aber doch eben dadurch für den individuellen Kapitalisten werthbildend wirken, einen Zusatz zum Verkaufspreis seiner Waare bilden. Dies folgt schon daraus, daß diese Kosten in verschiednen Produktionssphären und stellenweise für verschiedne individuelle Kapitale innerhalb derselben Produktions sphäre verschieden sind. Durch ihren Zusatz zum Preis der Waare werden sie in dem M aß vertheilt, worin sie auf die individuellen Kapitalisten fallen. Aber alle Arbeit, die Werth zusetzt, kann auch Mehrwerth zuset zen und wird auf kapitalistischer Grundlage immer Mehrwerth zusetzen, da der Werth, den sie bildet, von ihrer eignen Größe, der Mehrwerth, den sie bildet, von dem Umfang abhängt, worin der Kapitalist sie bezahlt. Kosten also, die die Waare vertheuern, ohne ihr Gebrauchswerth zu zusetzen, für die Gesellschaft also zu den faux frais der Produktion ge hören, können für den individuellen Kapitalisten Quelle der Bereiche rung bilden. Andrerseits, soweit der Zusatz, den sie dem Preis der Waare hinzufügen, diese Cirkulationskosten nur gleichmäßig vertheilt, hört ihr unproduktiver Charakter ||114| dadurch nicht auf. Ζ. B. Assekuranzge- 1 3) T he money circulating in a country is a certain portion of the capital of the country, absolutely withdrawn from productive purposes, in order to facilitate or increase the pro­ ductiveness of the remainder; a certain amount of wealth is, therefore, as necessary in order to adopt gold as a circulating medium, as it is to make a machine, in order to facilitate any other production. (Economist, vol. V. p. 519.) 126 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten Seilschaften vertheilen die Verluste individueller Kapitalisten unter die Kapitalistenklasse. Dies verhindert jedoch nicht, daß die so ausgeglich- nen Verluste nach wie vor, das gesellschaftliche Gesammtkapital betrach tet, Verluste sind. 1) Vorrathbildung überhaupt. Während seines Daseins als Waarenkapital oder seines Aufenthalts auf dem Markt, also so lange es sich in dem Intervall befindet zwischen dem Produktionsproceß, aus dem es herauskommt, und dem Konsumtions- proceß, in den es eingeht, bildet das Produkt Waarenvorrath. Als Waare auf dem Markt, und daher in der Gestalt des Vorraths, erscheint das Waarenkapital doppelt in jedem Kreislauf, einmal als Waarenprodukt des processirenden Kapitals selbst, dessen Kreislauf betrachtet wird; das and re Mal dagegen als Waarenprodukt eines andren Kapitals, das sich auf dem Markt vorfinden muß, um gekauft und in produktives Kapital ver wandelt zu werden. Allerdings ist es möglich, daß dies letztre Waaren kapital erst auf Bestellung producirt wird. Dann findet Unterbrechung statt, so lange bis es producirt ist. Der Fluß des Produktions- und R e- produktionsprocesses erheischt jedoch, daß eine Masse Waaren (Produk tionsmittel) sich beständig auf dem Markt vorfindet, also Vorrath bildet. Ebenso umfaßt das produktive Kapital den Ankauf der Arbeitskraft, und die Geldform ist hier nur die Werthform von Lebensmitteln, die der Arbeiter großentheils auf dem Markt vorfinden muß. Wir gehn im Fort gang dieses Paragraphen näher hierauf ein. Hier ist bereits dieser Punkt gewonnen. Stellen wir uns auf den Standpunkt des processirenden K a pitalwerths, der sich in Waarenprodukt verwandelt hat und nun verkauft oder in Geld rückverwandelt werden muß, der also jetzt als Waarenka pital auf dem Markt fungirt, so ist der Zustand, worin es Vorrath bildet, ein zweckwidriger unfreiwilliger Aufenthalt auf dem Markt. Je rascher verkauft, desto flüssiger der Reproduktionsproceß. Der Aufenthalt in der Formverwandlung W ' - G' hindert den realen Stoffwechsel, der im Kreis lauf des Kapitals vorgehn muß, wie seine weitere Funktion als produk tives Kapital. Andrerseits für G -W erscheint das beständige Vorhanden sein der Waare auf dem Markt, der Waarenvorrath, als Bedingung des Flusses des Reproduktionsprocesses wie der Anlage von neuem oder zu sätzlichem Kapital. I 1 1 1 5| Das Verharren des Waarenkapitals als Waarenvorrath auf dem Markt erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waaren, Waarenlager, also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Einmagazinirung der Waaren in ihre Reservoirs. Au- 127 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf ßerdem verderben die Waaren und sind schädlichen elementaren Einflüs sen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, theils in Arbeitsmitteln, in gegenständlicher Form, theils in Arbeits kraft.1 4» Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Waarenkapital und daher als Waarenvorrath verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Produk tionssphäre angehören, zu den Cirkulationskosten zählen. Diese Cirku lationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch, daß sie in gewissem Umfang in den Werth der Waaren eingehn, also die Waare vertheuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeits kraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Waarenvorraths dienen, dem direkten Produktionsproceß entzogen. Andrerseits müssen die hier angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet als Bestandtheil des Kapitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Aus lage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, sodaß ein größres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten. Soweit nun die, durch die Bildung des Waarenvorraths bedingten Cir kulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner Werthe aus Waarenform in Geldform, also nur aus der bestimmten ge sellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringen (nur daraus, daß das Produkt als Waare producirt wird und daher auch die Verwand lung in Geld durchmachen muß) - theilen sie ganz den Charakter der | |116| sub I aufgezählten Cirkulationskosten. Andrerseits wird der Werth der Waaren hier nur konservirt, resp. vermehrt, weil der Gebrauchs werth, das Produkt selbst, unter bestimmte gegenständliche Bedingungen versetzt wird, die Kapitalauslage kosten; und Operationen unterworfen wird, die zusätzliche Arbeit auf die Gebrauchswerthe wirken lassen. Die Berechnung der Waarenwerthe, die Buchführung über diesen Proceß, die Kauf- und Verkaufshändel dagegen wirken nicht auf den Gebrauchs werth, worin der Waarenwerth existirt. Sie haben es nur mit seiner Form zu thun. Obgleich daher in dem vorausgesetzten Fall diese Unkosten der Vorrathbildung (die hier unfreiwillig ist) bloß aus einem Aufenthalt der l 4) Corbet berechnet 1841 die Kosten der Weizen-Aufspeicherung für eine Saison von 9 Monaten auf '/2% Verlust an Quantität, 3% für Zins auf den Weizenpreis, 2% für L a- germiethe, 1% Schütteln und Fuhrlohn, '/21Zo Ablieferungs-Arbeit, zusammen 7% oder bei einem Weizenpreis von 50 sh., 3 sh. 6 d. per Quarter. (Th. Corbet, An Inquiry into the Causes and Modes of the Wealth of Individuals etc. London 1841.) Nach den Aussagen von Liverpooler Kaufleuten vor der Eisenbahnkommission betrugen die (reinen) Unkosten der Getreide-Aufspeicherung 1865 monatlich 2 d. per Quarter oder 9 - 10 d. per Tonne. (Royal Commission on Railways. 1867. Evidence, p. 19, Nr. 331.) 128 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten Formverwandlung und aus der Nothwendigkeit derselben entspringen, so unterscheiden sie sich dennoch von den Unkosten sub I dadurch, daß ihr Gegenstand selbst nicht die Formverwandlung des Werths, sondern die Erhaltung des Werths ist, der in der Waare, als Produkt, Gebrauchs werth, existirt und daher nur durch die Erhaltung des Produkts, des Ge brauchswerths selbst erhalten werden kann. Der Gebrauchswerth wird hier weder erhöht noch vermehrt, im Gegentheil er nimmt ab. Aber seine Abnahme wird beschränkt und er wird erhalten. Auch der vorgeschoßne, in der Waare existirende Werth wird hier nicht erhöht. Aber neue Arbeit, vergegenständlichte und lebendige, wird hinzugesetzt. Es ist nun weiter zu untersuchen, wie weit diese Unkosten aus dem eigenthümlichen Charakter der Waarenproduktion überhaupt und der Waarenproduktion in ihrer allgemeinen, absoluten Form hervorgehn, d. h. der kapitalistischen Waarenproduktion; wie weit sie andrerseits aller gesellschaftlichen Produktion gemeinsam sind und hier nur innerhalb der kapitalistischen Produktion eine besondre Gestalt annehmen, eine bes ondre Erscheinungsform. A. Smith hat die fabelhafte Ansicht aufgestellt, daß die Vorrathbildung ein der kapitalistischen Produktion eigenthümliches Phänomen sei.1 5) Neuere Oekonomen, z. B. Lalor, behaupten umgekehrt, daß sie mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion abnimmt. Sismondi be trachtet dies sogar als eine Schattenseite der letztren. In der That existirt der Vorrath in drei Formen: in der F o rm des pro duktiven Kapitals, in der F o rm des individuellen Konsumtionsfonds, und in F o rm des Waarenvorraths oder Waarenkapitals. Der Vorrath in j |117| der einen F o rm nimmt relativ ab, wenn er in der andren Form zunimmt, obgleich er seiner absoluten Größe nach in allen drei Formen gleichzeitig wachsen mag. Es ist von vornherein klar, daß wo die Produktion direkt auf die Be friedigung des Selbstbedarfs gerichtet ist und nur zum geringem Theil für den Austausch oder Verkauf producirt wird, also das gesellschaftliche Produkt gar nicht oder nur zum kleinern Theil die F o rm der Waare annimmt, der Vorrath in der F o rm der Waare oder Waarenvorrath nur einen geringen und verschwindenden Theil des Reichthums bildet. Der Konsumtionsfonds ist aber hier relativ groß, namentlich der eigentlichen Lebensmittel. Man hat nur alterthümliche Bauernwirthschaft anzusehn. Ein überwiegender Theil des Produkts verwandelt sich hier unmittelbar, ohne Waarenvorrath zu bilden - eben weil er in der Hand seines Besitzers bleibt - in vorräthige Produktionsmittel oder Lebensmittel. Er nimmt 1 5) Book II, Introduction. 129 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf nicht die Form des Waarenvorraths an und eben deswegen existirt in Gesellschaften, die auf solcher Produktionsweise gegründet sind, nach A. Smith kein Vorrath. A. Smith verwechselt die Form des Vorraths mit dem Vorrath selbst und glaubt, daß die Gesellschaft bisher von der Hand in den Mund lebte oder sich auf den Zufall des folgenden Tages ver ließ. I 6) Es ist ein kindisches Mißverständniß. | 1 1 1 81 Vorrath in der F o rm des produktiven Kapitals existirt in der F o rm von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsproceß be finden oder wenigstens in der Hand des Producenten, also latent schon im Produktionsproceß. Man hat früher gesehn, daß mit der Entwicklung der Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapi talistischen Produktionsweise - welche die gesellschaftliche Produktiv kraft der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen - die Masse der in der F o rm von Arbeitsmitteln dem Proceß ein für allemal einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode in ihm fungirenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) bestän dig wächst, und daß ihr Wachsthum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das nicht nur absolute, sondern relative Wachsthum des Reichthums in dieser F o rm (vergi. Buch I, K a p. X X I I I, 2) charakterisirt vor allem die kapi talistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des kon stanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus derartigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den ver schiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hülfsstoffen. Mit der Stu fenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Ar beit durch Kooperation, Theilung, Maschinerie u. s. w. wächst die Masse des Rohmaterials, der Hülfsstoffe etc., die in den täglichen Reprodukti- onsproceß eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte be- 1 6) Statt daß, wie A. Smith wähnt, die Vorrathbildung erst entspringt aus der Verwandlung des Produkts in Waare und des Konsumtionsvorraths in Waarenvorrath, verursacht umge kehrt dieser Formwechsel während des Uebergangs aus der Produktion für den Selbst bedarf in die Waarenproduktion die heftigsten Krisen in der Oekonomie der Producenten. In Indien erhielt sich z. B. bis auf die allerneueste Zeit „die Gewohnheit, das Getreide, wofür in Jahren des Ueberflusses wenig zu haben war, massenhaft aufzuspeichern." ( R e turn. Bengal and Orissa Famine. H. of C. 1867. I, p. 2 3 0, Nr. 74.) Die durch den ameri kanischen Bürgerkrieg plötzlich gesteigerte Nachfrage nach Baumwolle, Jute etc. veranlaßte in vielen Theilen Indiens große Einschränkung des Reisbaus, Steigen der Reispreise und Verkauf der alten Reisvorräthe der Producenten. Dazu kam nach 1 8 6 4 - 66 beispiellose Aus fuhr von Reis nach Australien, Madagaskar etc. Daher der akute Charakter der Hungers- noth von 1866, die im Distrikt von Orissa allein eine Million Menschen wegraffte. ( I . e. 174, 175, 2 1 3, 214 und I I I: Papers relating to the F a m i ne in Behar. p. 32, 33, wo unter den Ursachen der Hungersnoth der drain of old stock betont wird. (Aus Manuskript I I .) 130 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten reit liegen. Der Umfang dieses in der F o rm von produktivem Kapital existirenden Vorraths wächst also absolut. Damit der Proceß fließe - ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrath täglich oder nur in bestimmten Terminen erneuert werden kann - muß stets mehr Anhäufung von R o h stoff etc. in der Produktionsstätte bereit liegen, als ζ. B. täglich oder wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Processes erheischt, daß das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Un terbrechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, daß das Waarenpro dukt täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregel mäßig in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indeß kann offenbar das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vorrath bilden. Es macht ζ. B. großen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muß. Man sieht, daß dieser Vorrath relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt. | 1 119| Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im we sentlichen hinauskommen auf die größre Geschwindigkeit, Regelmäßig keit und Sicherheit, womit die nöthige Masse von Rohstoff stets so zu geführt werden kann, daß nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Bedingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und Geschwindigkeit der Zufuhr, desto größer muß der latente Theil des pro duktiven Kapitals, d. h. der noch seine Verarbeitung erwartende Vorrath von Rohstoffen u. s. w. in der Hand des Producenten sein. Diese Bedin gungen stehn im umgekehrten Verhältniß zur Entwicklungshöhe der ka pitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaft lichen Arbeit. Also auch der Vorrath in dieser Form. Indeß ist das, was hier als Abnahme des Vorraths erscheint (ζ. B. bei Lalor), zum Theil nur Abnahme des Vorraths in der F o rm des Waaren­ kapitals oder des eigentlichen Waarenvorraths; also bloß Formwechsel desselben Vorraths. Ist ζ. B. die Masse Kohlen, die täglich im Lande selbst producirt wird, also Umfang und Energie der Kohlenproduktion, groß, so braucht der Spinner kein großes Kohlenlager, um die Konti nuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Erneuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Geschwindig keit, womit das Produkt eines Processes als Produktionsmittel in einen andren Proceß Übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung der Trans port- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Transports spielt große Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport ζ. B. von Kohlen von der Grube zur Spinnerei wäre theurer als die Versorgung mit einer größren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm Transport. Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Produktions- 131 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf | proceß selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des Kreditsy stems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräthe an Baum wolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns abhängt - und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese unmittelbare Ab hängigkeit - desto kleiner kann die relative Größe dieser Vorräthe sein, um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige kontinuirliche Garnproduktion auf gegebner Stufenleiter zu sichern. Viertens aber be dürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden zu ihrer Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die die Agri kultur liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprocesses |120| stattfinden, so muß also ein bestimmter Vorrath derselben vorhan den sein für den ganzen Zeitabschnitt, worin Neuprodukt nicht die Stelle des alten ersetzen kann. Nimmt dieser Vorrath ab in der Hand des in dustriellen Kapitalisten, so beweist das nur, daß er in der F o rm des Waarenvorraths in der Hand des Kaufmanns zunimmt. Die Entwicklung der Transportmittel ζ. B. gestattet die im Importhafen liegende Baum­ wolle rasch von Liverpool nach Manchester überzuführen, sodaß der Fabrikant, je nach Bedarf, in relativ kleinen Portionen seinen Baumwoll- vorrath erneuern kann. Aber dann liegt dieselbe Baumwolle in um so größren Massen als Waarenvorrath in der Hand von Kaufleuten zu Liv erpool. Es ist also bloßer Formwechsel des Vorraths, was Lalor und Andre übersehn haben. Und, das gesellschaftliche Kapital betrachtet, befindet sich hier nach wie vor dieselbe Produktmasse in der F o rm des Vorraths. F ür ein einzelnes Land nimmt der Umfang, worin ζ. B. die für das J a hr nöthige Masse bereit sein muß, ab mit der Entwicklung der Transportmittel. Gehn viele Dampf- und Segelschiffe zwischen Amerika und England, so vermehren sich die Gelegenheiten der Erneuerung des Baumwollvorraths für England und nimmt also die Masse des Baum- wollvorraths ab, die durchschnittlich in England lagern muß. Ebenso wirkt die Entwicklung des Weltmarkts und daher die Vervielfachung der Bezugsquellen desselben Artikels. Der Artikel wird stückweis von ver schiednen Ländern und in verschiednen Zeitterminen zugeführt. 2) Eigentlicher Waarenvorrath. Man hat bereits gesehn: auf Grundlage der kapitalistischen Produkti on wird die Waare zur allgemeinen F o rm des Produkts, und je mehr jene sich nach Umfang und Tiefe entwickelt, desto mehr. Es existirt also - selbst bei gleichem Umfang der Produktion - ein ungleich größrer Theil des Produkts als Waare, im Vergleich, sei es zu frühern Produktionswei sen, sei es zur kapitalistischen Produktionsweise auf minder entwickeltem 132 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten Grad. Alle Waaren aber - also auch alles Waarenkapital, welches nur Waare ist, aber Waare als Daseinsform des Kapitalwerths - soweit sie aus ihrer Produktionssphäre nicht unmittelbar in die produktive oder indi viduelle Konsumtion eingeht, also im Intervall auf dem Markt sich be findet, bildet ein Element des Waarenvorraths. An und für sich - bei gleichbleibendem Umfang der Produktion - wächst daher der Waaren vorrath (d.h. diese Verselbständigung und Fixi||121|rung der Waaren form des Produkts) mit der kapitalistischen Produktion. Man hat bereits gesehn, daß dies nur Formwechsel des Vorraths ist, d. h. daß auf der einen Seite der Vorrath in Waarenform zunimmt, weil er auf der andren Seite in der F o rm von direktem Produktions- oder Konsumtionsvorrath abnimmt. Es ist nur eine veränderte gesellschaftliche F o rm des Vorraths. Wenn zugleich nicht nur die relative Größe des Waarenvorraths im Ver hältniß zum gesellschaftlichen Gesammtprodukt zunimmt, sondern auch seine absolute Größe, so, weil mit der kapitalistischen Produktion die Masse des Gesammtprodukts wächst. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wird die Stufen leiter der Produktion in stets geringrem Grad durch die unmittelbare Nachfrage nach dem Produkt bestimmt, und in stets größrem durch den Umfang des Kapitals, worüber der individuelle Kapitalist verfügt, durch den Verwerthungstrieb seines Kapitals und die Nothwendigkeit der Kon tinuität und der Ausdehnung seines Produktionsprocesses. Damit wächst nothwendig in jedem besondren Produktionszweig die Produktmasse, die sich als Waare auf dem Markt befindet oder nach Absatz sucht. Es wächst die in der Form des Waarenkapitals kürzer oder länger fixirte Kapitalmasse. Es wächst daher der Waarenvorrath. Endlich wird der größte Theil der Gesellschaft in Lohnarbeiter ver wandelt, Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn wö chentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel als Vorrath vorfinden müssen. So sehr die einzelnen Elemente dieses Vor raths fließen mögen, muß ein Theil derselben doch beständig stocken, damit der Vorrath stets in Fluß bleiben kann. Alle diese Momente gehn hervor aus der Form der Produktion und der in ihr einbegriffenen Formverwandlung, die das Produkt im Cirkulati onsproceß durchlaufen muß. Welches immer die gesellschaftliche F o rm des Produktenvorraths, sei ne Aufbewahrung erfordert Kosten: Baulichkeiten, Gefäße u.s.w., welche die Behälter des Produkts bilden; ebenso Produktionsmittel und Arbeit, mehr oder weniger je nach der Natur des Produkts, die verausgabt wer den müssen zur Abwehr störender Einflüsse. Jemehr die Vorräthe gesell schaftlich koncentrirt, desto relativ kleiner sind diese Kosten. Diese Aus- 133 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf lagen bilden stets einen Theil gesellschaftlicher Arbeit, sei es in vergegen ständlichter oder lebendiger F o rm - also in der kapitalisti||122|schen F o rm Kapitalauslagen - die nicht in die Produktbildung selbst eingehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind nothwendig, Unkosten des gesell schaftlichen Reichthums. Sie sind die Erhaltungskosten des gesellschaft lichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Waarenvorraths nun bloß der gesellschaftlichen F o rm der Produktion, also der Waarenform und ihrer nothwendigen Formverwandlung entspringe, oder ob wir den Waarenvorrath nur als eine Specialform des Produktenvorraths betrach ten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht in der Form des Waarenvorraths, dieser dem Cirkulationsproceß angehörigen F o rm desselben. Es fragt sich nun, wie weit diese Kosten in den Werth der Waaren eingehn. Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft vor- geschoßnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum Ver kauf bestimmte Waarenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern, so stockt nicht nur der Verwerthungsproceß seines Kapitals während dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorraths in Baulichkei ten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust. Der schließliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine Waare war während sechs Monaten unverkaufter und ihre Erhaltung während dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brachgelegt, sondern außerdem χ Unkosten verursacht. Tant pis pour vous, sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen Waare erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Waare ist ein Ladenhüter und wahr scheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit. Ihr müßt also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. - Ob der Waarenproducent der wirkliche Producent seiner Waare, oder ihr kapitalistischer Producent, in der That also nur Repräsentant ihrer wirklichen Producenten, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Waare. Er hat seine Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixirung in ihrer Waarenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern, die den Käufer der Waare nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die Cirkulationszeit sei ner Waare. Selbst wenn der Kapitalist seine Waare absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermutheter Werthrevoluti on, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Werthrevolution, von der Rich tigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zu||123|sätzlichen Unkosten realisirt. Aber die Werthrevolution ist keine Folge seiner Un kosten. Soweit also die Vorrathbildung Cirkulationsstockung, setzen die dadurch verursachten Kosten der Waare keinen Werth zu. Andrerseits 134 Sechstes Kapitel · Zirkulationskosten kann kein Vorrath vorhanden sein ohne Aufenthalt in der Cirkulations sphäre, ohne Verharren, länger oder kürzer, des Kapitals in seiner Waarenform; also kein Vorrath ohne Cirkulationsstockung, ganz wie kein Geld cirkuliren kann ohne Geldreserve-Bildung. Also ohne den Waarenvorrath keine Waarencirkulation. Tritt diese Nothwendigkeit dem Kapitalisten nicht in W ' - G ', so tritt sie ihm in G -W entgegen; nicht für sein Waarenkapital, aber für das Waarenkapital andrer Kapitalisten, die Produktionsmittel für ihn und Lebensmittel für seine Arbeiter produci- ren. Ob die Vorrathbildung freiwillig oder unfreiwillig, d. h. ob der Waa- renproducent absichtlich einen Vorrath hält, oder ob seine Waaren Vor rath bilden in Folge des Widerstands, den die Umstände des Cirkulati- onsprocesses selbst ihrem Verkauf entgegenstellen, scheint an dem Wesen der Sache nichts ändern zu können. Doch ist zur Lösung dieser Frage nützlich zu wissen, was die freiwillige von der unfreiwilligen Vorrathbil dung unterscheidet. Die unfreiwillige Bildung des Vorraths entspringt aus, oder ist identisch mit einer Cirkulationsstockung, die vom Wissen des Waarenproducenten unabhängig ist und seinem Willen in die Quere kommt. Was charakterisirt die freiwillige Vorrathbildung? Nach wie vor sucht der Verkäufer seine Waare so rasch wie möglich loszuschlagen. Er bietet stets das Produkt als Waare feil. Entzöge er es dem Verkauf, so bildete es nur mögliches (δυνάμει) kein effektives (ένεργείο;) Element des Waarenvorraths. Die Waare als solche ist ihm nach wie vor nur Träger ihres Tauschwerths, und als solcher kann sie nur wirken durch und nach Abstreifung ihrer Waarenform und Annahme der Geldform. Der Waarenvorrath muß einen gewissen Umfang haben, um während einer gegebnen Periode zu genügen für den Umfang der Nachfrage. Es wird dabei gerechnet auf beständige Ausdehnung des Kreises der Käufer. Um ζ. B. während eines Tags auszureichen, muß ein Theil der auf dem Markt befindlichen Waaren beständig in der Waarenform ausharren, während der andre fließt, sich in Geld verwandelt. Der Theil, der stockt, während der andre fließt, nimmt zwar beständig ab, wie der Umfang des Vorraths selbst abnimmt, bis er schließlich ganz verkauft ist. ||124| Die Waarenstockung ist hier also berechnet als nothwendige Bedingung des Verkaufs der Waare. Der Umfang muß ferner größer sein als der mittlere Verkauf oder der Umfang der mittleren Nachfrage. Die Ueberschüsse über dieselben könnten sonst nicht befriedigt werden. Andrerseits muß der Vorrath beständig erneuert werden, weil er sich beständig auflöst. Diese Erneurung kann in letzter Instanz nur aus der Produktion herkom men, aus einer Zufuhr von Waare. Ob diese vom Ausland kommt oder nicht, ändert nichts an der Sache. Die Erneurung hängt ab von den Pe- 135 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf rioden, die die Waaren zu ihrer Reproduktion brauchen. Während dieser Zeit muß der Waarenvorrath ausreichen. D aß er nicht in der Hand des ursprünglichen Producenten bleibt, sondern durch verschiedne Reser voirs läuft, vom großen Kaufmann bis zum Detailverkäufer, ändert nur die Erscheinung, nicht die Sache selbst. Gesellschaftlich betrachtet, be findet sich nach wie vor ein Theil des Kapitals in der F o rm des Waaren vorraths, so lange die Waare nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion eingegangen ist. Der Producent selbst sucht einen seiner durchschnittlichen Nachfrage entsprechenden Lagerbestand zu haben, um nicht unmittelbar von der Produktion abzuhängen, und um sich ei nen beständigen Kreis von Kunden zu sichern. Den Produktionsperioden entsprechend bilden sich Kauftermine und bildet die Waare während län- grer oder kürzrer Zeit Vorrath, bis sie durch neue Exemplare derselben Art ersetzt werden kann. Nur durch diese Vorrathbildung ist die Bestän digkeit und Kontinuität des Cirkulationsprocesses, und daher des R e- produktionsprocesses, die den Cirkulationsproceß einschließt, gesichert. Man muß sich erinnern: W - G' kann für den Producenten von W vollzogen sein, obgleich W sich noch auf dem Markt befindet. Wollte der Producent selbst seine eigne Waare auf Lager halten bis sie an den defi nitiven Konsumenten verkauft ist, so müßte er ein doppeltes Kapital in Bewegung setzen, eins als Producent der Waare, das andre als Kauf mann. Für die Waare selbst - betrachtet, sei es als einzelne Waare oder als Bestandtheil des gesellschaftlichen Kapitals - ändert es nichts an der Sache, ob die Kosten der Vorrathbildung auf ihren Producenten fallen oder auf eine Reihe Kaufleute von A bis Z. Soweit der Waarenvorrath nichts ist als die Waarenform des Vorraths, der auf gegebner Stufenleiter der gesellschaftlichen Produktion ||125| ent weder als produktiver Vorrath (latenter Produktionsfonds) oder als Kon sumtionsfonds (Reserve von Konsumtionsmitteln) existiren würde, wenn er nicht als Waarenvorrath existirte, sind auch die Kosten, die die Er haltung des Vorraths erheischt, also die Kosten der Vorrathbildung - d. h. die hierauf verwandte vergegenständlichte oder lebendige Arbeit - bloß transponirte Kosten der Erhaltung, sei es des gesellschaftlichen Pro duktionsfonds, sei es des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Die Er höhung des Werths der Waare, die sie verursachen, vertheilt diese Kosten nur gleichmäßig auf die verschiednen Waaren, da dieselben für verschied ne Waarensorten verschieden sind. Nach wie vor bleiben Kosten der Vor rathbildung Abzüge von dem gesellschaftlichen Reichthum, obgleich sie eine Existenzbedingung desselben sind. Nur soweit der Waarenvorrath Bedingung der Waarencirkulation, und selbst eine in der Waarencirkulation nothwendig entstandne F o rm ist, 136 Sechstes Kapitel • Zirkulationskosten soweit diese scheinbare Stagnation also F o rm des Flusses selbst, ganz wie Bildung von Geldreserve Bedingung der Geldcirkulation ist - nur soweit ist sie normal. Sobald dagegen die in ihren Cirkulationsreservoirs ver weilenden Waaren der nacheilenden Welle der Produktion nicht Platz machen, die Reservoirs also überfüllt werden, dehnt sich der Waaren vorrath aus in Folge der Cirkulationsstockung, ganz wie die Schätze wachsen, wenn die Geldcirkulation stockt. Es ist dabei gleichgültig, ob diese Stockung in den Speichern des industriellen Kapitalisten oder in den Lagerhäusern des Kaufmanns stattfindet. Der Waarenvorrath ist dann nicht Bedingung des ununterbrochnen Verkaufs, sondern Folge der Unverkäuflichkeit der Waaren. Die Kosten bleiben dieselben, aber, da sie jetzt rein aus der F o rm entspringen, nämlich aus der Nothwendigkeit, die Waaren in Geld zu verwandeln, und der Schwierigkeit dieser Metamor phose, so gehn sie nicht ein in den Werth der Waare, sondern bilden Abzüge, Werthverlust in der Realisirung des Werths. Da die normale und die anormale F o rm des Vorraths sich der F o rm nach nicht unterscheiden, und beides Cirkulationsstockungen sind, so können die Phänomene ver wechselt werden und umsomehr den Produktionsagenten selbst täuschen, als für den Producenten der Cirkulationsproceß seines Kapitals fließen kann, obgleich der Cirkulationsproceß seiner Waaren, die in die Hände der Kaufleute übergegangen sind, stockt. Schwillt der Umfang der Pro duktion und Konsumtion, so, bei sonst gleichbleibenden Um||126|stän- den, der Umfang des Waarenvorraths. Er wird ebenso rasch erneuert und absorbirt, aber sein Umfang ist größer. Der durch die Cirkulationsstok- kung schwellende Umfang des Waarenvorraths kann also für ein Symp tom der Erweitrung des Reproduktionsprocesses versehn werden, na mentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche Bewegung mystificirt werden kann. Die Kosten der Vorrathbildung bestehn 1) aus quantitativer Abnahme der Produktmasse (ζ. B. bei Mehlvorrath); 2) Verderb der Qualität; 3) aus der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des Vorraths erheischt. / 7 /. Transportkosten. Es ist nicht nöthig, hier auf alle Details der Cirkulationskosten einzu gehn, wie ζ. B. Verpackung, Sortirung etc. Das allgemeine Gesetz ist, daß alle Cirkulationskosten, die nur aus der Formverwandlung der Waare ent letztren keinen Werth hinzusetzen. Es sind bloß Kosten springen, dieser zur Realisirung des Werths oder zu seiner Uebersetzung aus einer F o rm in die andre. Das in diesen Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die 137 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf von ihm kommandirte Arbeit) gehört zu den faux frais der kapitalisti schen Produktion. Der Ersatz derselben muß aus dem Mehrprodukt ge- schehn und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwerth oder Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die Transportkosten spielen aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten. Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Waarenmetamorphose, welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum andren. Cirkulation von Waaren kann aber stattfinden ohne ihre physi sche Bewegung und Produktentransport ohne Waarencirkulation, und selbst ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an B verkauft, cirkulirt als Waare, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Waarenwerthe, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Waarenlager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Cirkulationsprocessen durchlaufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulan ten.1 7' Was ||127| sich hier wirklich bewegt, ist der Eigenthumstitel an der Sache, nicht die Sache selbst. Andrerseits spielte ζ. B. im Reich der Inkas die Transportindustrie eine große Rolle, obgleich das gesellschaftliche Produkt weder als Waare cirkulirte, noch auch vermittelst des Tausch handels vertheilt ward. Wenn die Transportindustrie daher auf Grundlage der kapitalistischen Produktion als Ursache von Cirkulationskosten erscheint, so ändert diese besondre Erscheinungsform nichts an der Sache. Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. Auch die durch ihn etwa bewirkte Veränderung ihrer natürlichen Eigenschaften ist mit gewissen Ausnahmen kein beabsichtigter Nutzeffekt, sondern ein un vermeidliches Uebel. Aber der Gebrauchswerth von Dingen verwirklicht sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsverän derung nöthig machen, also den zusätzlichen Produktionsproceß der Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt also den transportirten Produkten Werth zu, theils durch Werthübertragung theils durch Werthzusatz vermittelst der von den Transportmitteln, Transportarbeit. Dieser letztre Werthzusatz zerfallt, wie bei aller kapita listischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwerth. Innerhalb jedes Produktionsprocesses spielt die Ortsveränderung des Arbeitsgegenstands und die dazu nöthigen Arbeitsmittel und Arbeits- 1 7) Storch nennt letztres Circulation factice. 138 Sechstes Kapitel • Zirkulationskosten kräfte - Baumwolle z. B ., die aus dem Kardirraum in den Spinnraum rückt, Kohle, die aus dem Schacht auf die Oberfläche gehoben wird - große Rolle. Der Uebergang des fertigen Produkts als fertige Waare aus einer selbständigen Produktionsstätte in die andre, räumlich davon ent fernte, zeigt dasselbe Phänomen nur auf größrer Stufenleiter. A uf den Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andre folgt noch der der fertigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Kon sumtionssphäre. Das Produkt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald es diese Bewegung vollendet hat. Es ist, wie früher gezeigt, allgemeines Gesetz der Waarenproduktion: Die Produktivität der Arbeit und ihre Werthschöpfung stehn im umge kehrten Verhältniß. Wie von jeder andren, gilt dies von der Transportin dustrie. Je kleiner die Arbeitsmenge, todte und lebendige, welche der Transport der Waare für gegebne Entfernung erheischt, desto größer die Produktivkraft der Arbeit, und umgekehrt.1 8' | 1128) Die absolute Werthgröße, welche der Transport den Waaren zu setzt, steht unter sonst gleichbleibenden Umständen im umgekehrten Verhältniß zur Produktivkraft der Transportindustrie, und im direkten Verhältniß zu den zu durchlaufenden Entfernungen. Der relative Werththeil, den die Transportkosten, unter sonst gleich bleibenden Umständen, dem Preis der Waare zusetzen, steht in direktem Verhältniß zu ihrer Raumgröße und ihrem Gewicht. Die modificirenden Umstände sind jedoch zahlreich. Der Transport erheischt ζ. B. größre oder geringre Vorsichtsmaßregeln, daher größre oder geringre Ausgabe von Arbeit und Arbeitsmitteln, je nach der relativen Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit, Explodirbarkeit des Artikels. Hier entwickeln die Eisen bahnmagnaten größres Genie in phantastischer Speciesbildung als B o taniker oder Zoologen. Die Klassifikation der Güter auf englischen Ei senbahnen ζ. B. füllt Bände und beruht dem allgemeinen Princip nach auf der Tendenz, die buntverschiednen natürlichen Eigenschaften der l 8) Ricardo citirt Say, der es als eine Segnung des Handels betrachtet, daß er durch die Transportkosten die Produkte vertheuert oder ihren Werth erhöht. „ D er Handel, sagt Say, befähigt uns, eine Waare an ihrem Ursprungsort zu erlangen und sie nach einem andren Konsumtionsort zu transportiren; er befähigt uns daher den Werth der Waare zu vermehren um die ganze Differenz zwischen ihrem Preise am ersten Ort und dem am zweiten." R i c a r do bemerkt hierzu: "True, but how is the additional value given to it? By adding to the cost of production, first, the expenses of conveyance, secondly, the profit on the advances of cap ital made by the merchant. The commodity is only more valuable, for the same reason that every other commodity may become more valuable, because more labour is expended on its production and conveyance before it is purchased by the consumer. This must not be mentioned as one of the advantages of commerce." (Ricardo, Principles of Pol. Econ., 3rd ed. London 1821. p. 309, 310.) 139 Erster Abschnitt · Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf Güter in ebenso zahlreiche Transportgebresten und obligate Prellereivor wände umzuwandeln. „Glas, welches früher 11 £ per crate (eine Packkiste von bestimmtem Rauminhalt) werth war, ist jetzt in Folge industrieller Fortschritte und der Abschaffung der Glassteuer nur 2 £ werth, aber die Transportkosten stehn so hoch wie früher, und höher bei Kanaltransport. Früher wurden Glas und Glaswaaren für Bleiarbeiten innerhalb 50 Mei len von Birmingham zu 10 sh. per Tonne verführt. Jetzt ist der Trans portpreis auf das Dreifache erhöht unter dem Vorwand des Risikos von wegen Zerbrechlichkeit des Artikels. Wer aber nicht zahlt, was wirk lich bricht, ist die ||129| Eisenbahndirektion."1 9) D aß ferner der relative Werththeil, den die Transportkosten einem Artikel zusetzen, im umge kehrten Verhältniß zu seinem Werth steht, wird für die Eisenbahnma gnaten zum besondren Grund, einen Artikel im direkten Verhältniß zu seinem Werth zu besteuern. Die Klagen der Industriellen und Kaufleute über diesen Punkt kehren auf jeder Seite der Zeugenaussagen des ange führten Berichts wieder. Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten für die einzelne Waare durch die Entwicklung der Transport- und K o m munikationsmittel, wie durch die Koncentration - die Grösse der Stufen leiter - des Transports. Sie vermehrt den Theil der gesellschaftlichen Arbeit, lebendiger und vergegenständlichter, der im Waarentransport verausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der grossen Mehrzahl aller Produkte in Waaren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch ent fernte Märkte. Das Cirkuliren, d. h. thatsächliche Umlaufen der Waaren im Raum löst sich auf in den Transport der Waare. Die Transportindustrie bildet einerseits einen selbständigen Produktionszweig, und daher eine besondre Anlagesphäre des produktiven Kapitals. Andrerseits unterscheidet sie sich dadurch, daß sie als Fortdauer eines Produktionsprocesses innerhalb des Cirkulationsprocesses und für den Cirkulationsproceß erscheint. | R o y al Commission on Railways, p. 31, No. 6 3 0. 140 11 3 0| ZWEITER ABSCHNITT. Der Umschlag des Kapitals. SIEBENTES KAPITEL. U m s c h l a g s z e it und U m s c h l a g s z a h l. Man hat gesehn: Die gesammte Cirkulationszeit eines gegebnen Kapitals ist gleich der Summe seiner Umlaufszeit und seiner Produktionszeit. Es ist der Zeitabschnitt von dem Augenblick des Vorschusses des Kapital werths in einer bestimmten Form bis zur Rückkehr des processirenden Kapitalwerths in derselben Form. Der bestimmende Zweck der kapitalistischen Produktion ist stets Ver werthung des vorgeschoßnen Werths, ob dieser Werth nun in seiner selb ständigen Form, d. h. in der Geldform vorgeschossen sei, oder in Waare, sodaß seine Werthform im Preis der vorgeschoßnen Waaren nur ideelle Selbständigkeit besitzt. In beiden Fällen durchläuft dieser Kapitalwerth während seines Kreislaufs verschiedne Existenzformen. Seine Identität mit sich selbst wird konstatirt in den Büchern des Kapitalisten, oder in der Form des Rechengelds. Ob wir die Form G ... G' nehmen oder die F o rm P ... P, beide Formen schließen ein, 1) daß der vorgeschoßne Werth als Kapitalwerth fungirt und sich verwerthet hat; 2) daß er zu der Form, worin er seinen Proceß begann, nach Beschreibung desselben zurückgekehrt ist. Die Verwer thung des vorgeschoßnen Werths G und zugleich die Rückkehr des K a pitals zu dieser Form (der Geldform) in G ... G'. Aber dasselbe findet in der zweiten Form statt. Denn der Aus- ist handgreiflich sichtbar 141 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals gangspunkt von P ist das Vorhandensein der Produktionselemente, | 1 1 3 11 Waaren von gegebnem Werth. Die F o rm schließt die Verwerthung dieses Werths ein (W und G ') und die Rückkehr zu der ursprünglichen Form, denn im zweiten P besitzt der vorgeschoßne Werth wieder die Form der Produktionselemente, worin er ursprünglich vorgeschossen war. Man hat früher gesehn: „Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Ar- beitsproceß nur als ein Mittel für den Verwerthungsproceß erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel den vorgeschoßnen Werth als K a pital zu reproduciren, d. h. als sich verwerthenden Werth." (Buch I, Kap. X X I, S. 588.) Die drei Formen I) G ... G', II) P ... P und I I I) W ... W, unterscheiden sich dadurch: In Form II (P ... P) ist die Wiedererneurung des Processes, der Reproduktionsproceß, als wirklich, in Form I aber nur der Möglich keit nach ausgedrückt. Aber beide unterscheiden sich dadurch von Form III, daß der vorgeschoßne Kapitalwerth - sei es als Geld, sei es in der Gestalt der stofflichen Produktionselemente - den Ausgangspunkt bildet und daher auch den Punkt der Rückkehr. In G ... G' ist die Rückkehr G' = G + g. Wird der Proceß auf derselben Stufenleiter erneuert, so bildet G wieder den Ausgangspunkt und g geht nicht in ihn ein, sondern zeigt uns nur, daß G sich als Kapital verwerthet und daher einen Mehrwerth g erzeugt, aber von sich abgestoßen hat. In der Form P ... P bildet der in der Form der Produktionselemente P vorgeschoßne Kapitalwerth ebenfalls den Ausgangspunkt. Die Form schließt seine Verwerthung ein. Findet ein fache Reproduktion statt, so fangt derselbe Kapitalwerth, in derselben Form P, seinen Proceß von neuem an. Findet Akkumulation statt, so eröffnet P' (der Werthgröße nach = G' = W) jetzt als vergrößerter Kapi talwerth den Proceß. Aber er beginnt wieder mit dem vorgeschoßnen K a pitalwerth in der anfanglichen Form, wenn auch mit größrem Kapital werth als vorher. Dagegen in F o rm III beginnt der Kapitalwerth nicht als vorgeschoßner den Proceß, sondern als bereits verwertheter, als der ge- sammte in der F o rm von Waaren befindliche Reichthum, wovon der vor geschoßne Kapitalwerth nur ein Theil. Die letztre F o rm ist wichtig für den dritten Abschnitt, wo die Bewegung der Einzelkapitale im Zusammenhang mit der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals aufgefaßt wird. Sie ist dagegen nicht zu benutzen für den Umschlag des Kapi||132|tals, der stets beginnt mit dem Vorschuß von Kapitalwerth, sei es in F o rm von Geld oder Waare, und stets die Rückkehr des kreisenden Kapitalwerths bedingt in der Form, worin er vorgeschossen war. Von den Kreisläufen I und II ist der erstre festzuhalten, soweit hauptsächlich der Einfluß des Umschlags auf Mehrwerthbildung ins Auge gefaßt wird; der zweite, soweit sein Ein fluß auf Produktbildung. 142 Siebtes Kapitel · Umschlagszeit und Umschlagszahl So wenig die Oekonomen die verschiednen Formen der Kreisläufe ge schieden, so wenig haben sie dieselben mit Bezug auf den Umschlag des Kapitals getrennt betrachtet. Gewöhnlich wird die F o rm G ... G' genom men, weil sie den einzelnen Kapitalisten beherrscht und ihm bei seiner Rechnung dient, selbst wenn das Geld nur in der Gestalt des Rechengelds Ausgangspunkt bildet. Andre gehn von der Auslage in Form der Pro duktionselemente aus, bis Rückfluß erfolgt, wobei von der Form des Rückflusses, ob in Waare oder Geld, gar nicht die Rede. Z. B .: „Der ökonomische Cyklus, ... d. h. der ganze Verlauf der Produktion, von der Zeit wo die Auslage gemacht wird bis der Rückfluß erfolgt ist." ( E c o nomic Cycle, ... the whole course of production, from the time that out lays are made till returns are received. In agriculture seedtime is its com mencement, and harvesting its ending. - S. P. Newman, Elements of Pol. Econ. Andover and New York. p. 81.) Andre beginnen mit W' (III. F o r m ): „Die Welt des Produktionsverkehrs kann angesehn werden als umlaufend in einem Kreise, den wir einen ökonomischen Cyklus nen nen wollen, und worin sie je einen Umlauf vollbracht hat, sobald das Geschäft, nach Vollzug seiner successiven Transaktionen, wieder an kommt bei dem Punkt wovon es ausgegangen. Der Anfang kann datirt werden von dem Punkt, wo der Kapitalist die Eingänge erhalten hat, vermittelst deren ihm sein Kapital zurückfließt; von welchem Punkt an er von neuem dazu schreitet, seine Arbeiter anzuwerben und ihnen ihren Unterhalt, oder vielmehr die Macht, ihn anzuschaffen, in Arbeitslohn auszutheilen; von ihnen die Artikel fertig gestellt zu erhalten, in denen er macht; diese Artikel auf den Markt zu bringen und dort den Kreislauf dieser einen Reihe von Bewegungen zum Abschluß zu bringen, indem er verkauft und im Erlös der Waare eine Wiedererstattung seiner ganzen Kapitalauslage empfängt." (Th. Chalmers, On Pol. Econ., 2nd ed., Lon don 1832, p. 84 seq.) I 1 1 3 31 Sobald der gesammte Kapitalwerth, den ein individueller Kapi talist in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner Bewegung beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform und kann nun denselben Proceß wiederholen. Er muß ihn wiederholen, soll der Werth sich als Kapitalwerth verewigen und verwerthen. Der ein zelne Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der sich beständig wiederholt, also eine Periode. Am Abschluß der Periode G ... G' befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals, das die Reihe der Formverwandlungen, worin sein Reproduktions-, resp. Verwerthungsproceß einbegriffen ist, von neuem durchläuft. Beim Ab schluß der Periode P ... P befindet das Kapital sich wieder in der Form der Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten 143 Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals Kreislaufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vor gang, sondern als periodischer Proceß bestimmt, heißt sein Umschlag. Die Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Pro duktionszeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Um schlagszeit des Kapitals. Sie mißt daher den Zwischenraum zwischen einer Kreislaufsperiode des gesammten Kapitalwerths und der nächstfol genden; die Periodicität im Lebensproceß des Kapitals, oder wenn man will, die Zeit der Erneurung, Wiederholung des Verwerthungs-, resp. Pro duktionsprocesses desselben Kapital werths. Abgesehn von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes K a pital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die Um schlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiednen Anlage sphären. Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der Arbeitskraft, bildet das J a hr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge des processirenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt dar in, daß die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das Mut terland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind. Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U, die Um schlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n, so ist η - ^. Beträgt also ζ. B. die Umschlagszeit u 3 Monate, so η = 12 — = 4; das Kapital vollzieht 4 Umschläge im Jahr oder schlägt viermal 12 2 um. Ist u = 18 Monate, so η = yg = ^ oder das Kapital legt in |]134| einem J a hr nur 2Ii seiner Umschlagszeit zurück. Beträgt seine Umschlagszeit mehrere Jahre, so wird sie also nach Vielfachen eines Jahres berechnet. F ür den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein Kapital vorschießen muß, um es zu verwerthen und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten. Bevor wir den Einfluß des Umschlags auf den Produktions- und Ver werthungsproceß näher untersuchen, sind zwei neue Formen zu betrach ten, die dem Kapital aus dem Cirkulationsproceß anschießen und auf die F o rm seines Umschlags einwirken. 144 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital ACHTES KAPITEL. F i x es K a p i t al u nd c i r k u l i r e n d es K a p i t a l. I. Die Formunterschiede. M an sah Buch I, Kap. V I: Ein Theil des konstanten Kapitals behält die bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsproceß eingeht, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es beiträgt. Es verrichtet also während einer kürzern oder längern Periode in stets wiederholten Ar- beitsprocessen stets wieder dieselben Funktionen. So ζ. B. Arbeitsgebäu de, Maschinen etc., kurz alles was wir unter der Bezeichnung Arbeits mittel zusammenfassen. Dieser Theil des konstanten Kapitals gibt Werth an das Produkt ab im Verhältniß, worin er mit seinem eignen Gebrauchs werth seinen eignen Tauschwerth verliert. Diese Werthabgabe oder dies Uebergehn des Werths eines solchen Produktionsmittels auf das Produkt, zu dessen Bildung es mitwirkt, wird bestimmt durch eine Durchschnitts rechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner Funk in den tion, von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel Produktionsproceß eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abge nutzt, verstorben ist, und durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt oder reproducirt werden muß. | 1 1 3 51 Das Eigenthümliche dieses Theils des konstanten Kapitals - der eigentlichen Arbeitsmittel - ist also dies: Ein Theil des Kapitals ist in der F o rm von konstantem Kapital, d. h. von Produktionsmitteln vorgeschossen worden, die nun als Faktoren des Arbeitsprocesses fungiren, so lange die selbständige Gebrauchsgestalt ausdauert, mit der sie in denselben eintreten. Das fertige Produkt, also auch die Produktbildner, soweit sie in Produkt verwandelt worden, wird aus dem Produktionsproceß abgestoßen, um als Waare aus der Produk tionssphäre in die Cirkulationssphäre überzugehn. Die Arbeitsmittel da gegen verlassen nie die Produktionssphäre, nachdem sie einmal in die selbe eingetreten sind. Ihre Funktion bannt sie darin fest. Ein Theil des vorgeschoßnen Kapitalwerths ist in diese, durch die Funktion der Ar beitsmittel im Proceß bestimmte Form fixirt. Mit der Funktion und da her der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Theil seines Werths auf das Produkt über, ein andrer bleibt fixirt im Arbeitsmittel und daher im Produktionsproceß. Der so fixirte Werth nimmt beständig ab, bis das Arbeitsmittel ausgedient, und daher auch sein Werth sich in einer längern oder kürzern Periode über eine Masse von Produkten vertheilt hat, die aus einer Reihe beständig wiederholter Arbeitsprocesse hervorgehn. So 145 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals lange es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt werden muß, bleibt stets konstanter Kapitalwerth in ihm fixirt, während ein andrer Theil des ursprünglich in ihm fixirten Werths auf das Produkt übergeht und daher als Bestandtheil des Waarenvorraths cirkulirt. Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je langsamer es verschleißt, desto länger bleibt der konstante Kapitalwerth in dieser Gebrauchsform fixirt. Welches aber immer der Grad seiner Dauerhaftigkeit, die Proportion, worin es Werth abgibt, steht immer im umgekehrten Verhältniß zu seiner gesammten Funktionszeit. Wenn von zwei Maschinen von gleichem Werth die eine in fünf Jahren verschleißt, die andre in zehn, so gibt die erste in gleichem Zeitraum doppelt so viel Werth ab wie die zweite. Dieser im Arbeitsmittel fixirte Theil des Kapitalwerths cirkulirt so gut wie jeder andre. Wir haben überhaupt gesehn, daß der ganze Kapital werth in beständiger Cirkulation begriffen und in diesem Sinn daher alles Kapital cirkulirendes Kapital ist. Aber die Cirkulation des hier be trachteten K a p i t a l t e i ls ist eigenthümlich. Erstens cirkulirt er nicht in | 1136 J seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Werth cirkulirt, und zwar allmälig, bruchweis, im M a ß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, das als Waare cirkulirt. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein Theil seines Werths stets in ihm fixirt, selbständig gegenüber den Waaren, die es produciren hilft. Durch diese Eigenthümlichkeit erhält dieser Theil des konstanten Kapitals die Form: Fixes Kapital. Alle andern stofflichen Bestandtheile des im Produktionsproceß vorgeschoßnen Kapitals dagegen bilden im Gegensatz dazu: Cirkulirendes oder flüssiges Kapital. Ein Theil der Produktionsmittel - solche Hülfsstoffe nämlich, die von den Arbeitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumirt werden, wie Kohle von der Dampfmaschine; oder die nur den Vorgang unterstützen, wie Leuchtgas etc. - gehn nicht stofflich in das Produkt ein. Nur ihr Werth bildet einen Theil des Produktwerths. In seiner eignen Cirkulation cirkulirt das Produkt ihren Werth. Dies haben sie gemein mit dem fixen Kapital. Aber in jedem Arbeitsproceß, worin sie eingehn, werden sie ganz konsumirt und müssen also für jeden neuen Arbeitsproceß ganz ersetzt werden durch neue Exemplare derselben Art. Sie bewahren nicht ihre selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion. Es bleibt also auch während ihrer Funktion kein Theil des Kapitalwerths in ihrer alten Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixirt. Der Umstand, daß dieser Theil der Hülfsstoffe nicht stofflich in das Produkt, sondern nur seinem Werth nach als Werththeil in den Produktenwerth eingeht, und das damit Zusammenhängende, daß die Funktion dieser Stoffe innerhalb der Pro duktionssphäre festgebannt ist, hat Oekonomen wie Ramsay (bei gleich- 146 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital zeitiger Verwechslung von fixem und konstantem Kapital) verleitet, die Kategorie des fixen Kapitals auf sie anzuwenden. Der Theil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt eingeht, also Rohstoff etc., erhält dadurch zum Theil Formen, worin er später als Genußmittel in die individuelle Konsumtion eingehn kann. Die eigentli chen Arbeitsmittel, die stofflichen Träger des fixen Kapitals, werden nur produktiv verzehrt und können nicht in die individuelle Konsumtion ein gehn, weil sie nicht in das Produkt oder den Gebrauchswerth eingehn, den sie bilden helfen, vielmehr ihm gegenüber ihre selbständige Gestalt bis zu ihrem völligen Verschleiß bewahren. Eine Ausnahme bilden Trans portmittel. Der Nutzeffekt, den sie während ihrer produktiven Funktion, | |137| also während ihres Aufenthalts in der Produktionssphäre hervor bringen, die Ortsveränderung, geht gleichzeitig in die individuelle K o n sumtion, ζ. B. des Reisenden, ein. Er zahlt den Gebrauch dann auch, wie er den Gebrauch andrer Konsumtionsmittel zahlt. M an hat gesehn, daß ζ. B. in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und Hülfsstoffe in ein ander verschwimmen. So auch Arbeitsmittel und Hülfsstoff und R o h material. So gehn im Ackerbau ζ. B. die in Bodenmeliorationen zugesetz­ ten Stoffe zum Theil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. Andrerseits ist ihre Wirkung über eine längre Periode, ζ. B. 4-5 Jahre vertheilt. Ein Theil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und überträgt damit zugleich seinen Werth auf das Produkt, während ein andrer Theil in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Werth fixirt. Er dauert fort als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem Kapital. Als Arbeitsvieh ist ein Ochse fixes Kapital. Wird er gegessen, so fungirt er nicht als Arbeitsmittel, also auch nicht als fixes Kapital. Die Bestimmung, die einem Theil des in Produktionsmitteln ausgeleg ten Kapitalwerths den Charakter des fixen Kapitals gibt, liegt ausschließ lich in der eigenthümlichen Weise, worin dieser Werth cirkulirt. Diese eigne Weise der Cirkulation entspringt aus der eignen Weise, worin das Arbeitsmittel seinen Werth an das Produkt abgibt, oder sich als Werth bildner während des Produktionsprocesses verhält. Und diese selbst wie der entspringt aus der besondren Art der Funktion der Arbeitsmittel im Arbeitsproceß. Man weiß, daß derselbe Gebrauchswerth, der als Produkt aus dem einen Arbeitsproceß herauskommt, als Produktionsmittel in den andren eingeht. Nur die Funktion eines Produkts als Arbeitsmittel im Produk tionsproceß macht es zu fixem Kapital. Soweit es dagegen selbst erst aus einem Processe herauskommt, ist es keineswegs fixes Kapital. Z. B. eine Maschine, als Produkt, resp. Waare des Maschinenfabrikanten, gehört zu seinem Waarenkapital. Fixes Kapital wird sie erst in der Hand ihres Käu fers, des Kapitalisten, der sie produktiv anwendet. 147 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Alle andren Umstände gleichgesetzt, wächst der Grad der Fixität mit der Dauerbarkeit des Arbeitsmittels. Von dieser Dauerbarkeit hängt nämlich die Größe der Differenz ab zwischen dem in Arbeitsmitteln fi- xirten Kapitalwerth und dem Theil dieser Werthgröße, den es in wieder holten Arbeitsprocessen an das Produkt abgibt. Je langsamer diese Werthabgabe ||138| stattfindet - und Werth wird abgegeben vom Arbeits mittel bei jeder Wiederholung desselben Arbeitsprocesses - um so größer das fixirte Kapital, um so größer die Differenz zwischen dem im Pro duktionsproceß angewandten und dem in ihm konsumirten Kapital. S o bald diese Differenz verschwunden ist, hat das Arbeitsmittel ausgelebt und mit seinem Gebrauchswerth seinen Werth verloren. Es hat aufgehört Werthträger zu sein. Da das Arbeitsmittel, wie jeder andre stoffliche Trä ger von konstantem Kapital nur Werth an das Produkt abgibt in dem M a ß, worin es mit seinem Gebrauchswerth seinen Werth verliert, so ist es klar, daß je langsamer sein Gebrauchswerth verloren geht, je länger es im Produktionsproceß ausdauert, um so länger die Periode, worin konstan ter Kapitalwerth in ihm fixirt bleibt. Verhält sich ein Produktionsmittel, welches kein Arbeitsmittel im ei gentlichen Sinne ist, ζ. B. Hülfsstoff, Rohmaterial, Halbfabrikat etc., mit Bezug auf Werthabgabe und daher auf Cirkulationsweise seines Werths, wie die Arbeitsmittel, so ist es ebenfalls stofflicher Träger, Existenzform von fixem Kapital. Dies ist der Fall bei solchen schon erwähnten Boden meliorationen, welche dem Boden chemische Bestandtheile zusetzen, de ren Wirkung sich auf mehrere Produktionsperioden oder Jahre erstreckt. Hier existirt noch ein Theil des Werths neben dem Produkt in seiner selbständigen Gestalt fort, oder in Gestalt von fixem Kapital, während ein andrer Werththeil an das Produkt abgegeben ist und daher mit ihm cirkulirt. In diesem Falle geht nicht nur ein Werththeil des fixen Kapitals in das Produkt ein, sondern auch der Gebrauchswerth, die Substanz, worin dieser Werththeil existirt. Abgesehn von dem Grundirrthum - der Verwechslung der Kategorien: fixes und cirkulirendes Kapital, mit den Kategorien: konstantes und va riables Kapital - beruht die Konfusion in der bisherigen Begriffsbestim mung bei den Oekonomen zunächst auf folgenden Punkten: M an macht bestimmte Eigenschaften, die den Arbeitsmitteln stofflich zukommen, zu unmittelbaren Eigenschaften des fixen Kapitals, ζ. B. die physische Unbeweglichkeit, etwa eines Hauses. Es ist dann stets leicht nachzuweisen, daß andre Arbeitsmittel, die als solche auch fixes Kapital sind, die entgegengesetzte Eigenschaft haben, ζ. B. die physische Beweg­ lichkeit, etwa eines Schiffs. 148 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital Oder man verwechselt die ökonomische Formbestimmtheit, die aus | ¡1391 der Cirkulation des Werths hervorgeht, mit einer dinglichen Eigen schaft; als ob Dinge, die an sich überhaupt nicht Kapital sind, sondern es nur in bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen werden, an sich und von Natur schon Kapital in einer bestimmten Form, fixes oder cirkuli rendes, sein könnten. Wir sahen Buch I, Kap. V, daß die Produktions mittel in jedem Arbeitsproceß, einerlei unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen er vorgeht, sich eintheilen in Arbeitsmittel und Arbeitsge genstand. Aber erst innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise wer den Beide zu Kapital, und zwar zu „produktivem Kapital" wie es im vorigen Abschnitt bestimmt. Damit spiegelt sich der, in der Natur des Arbeitsprocesses begründete Unterschied von Arbeitsmittel und Arbeits gegenstand wieder in der neuen Form des Unterschieds von fixem K a pital und cirkulirendem Kapital. Erst hiermit wird ein Ding, das als Arbeitsmittel fungirt, fixes Kapital. Kann es seinen stofflichen Eigen schaften nach auch in andren Funktionen als der des Arbeitsmittels die nen, so ist es fixes Kapital oder nicht, je nach Verschiedenheit seiner Funktion. Vieh als Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es R o h material, das schließlich als Produkt in die Cirkulation tritt, also nicht fixes, sondern cirkulirendes Kapital. Das bloße längre Fixirtsein eines Produktionsmittels in wiederholten Arbeitsprocessen, die aber zusammenhängen, kontinuirlich sind, und da her eine Produktionsperiode bilden - d. h. die gesammte Produktionszeit, die nöthig ist, um das Produkt fertig zu machen - bedingt ganz wie fixes Kapital längern oder kürzern Vorschuß für den Kapitalisten, macht aber nicht sein Kapital zu fixem Kapital. Samen ζ. B. ist kein fixes Kapital, sondern nur Rohmaterial, das während ungefähr eines Jahres im Pro duktionsproceß fixirt ist. Alles Kapital, so lange es als produktives K a pital fungirt, ist im Produktionsproceß fixirt, also auch alle Elemente des produktiven Kapitals, welches immer ihre stoffliche Gestalt, ihre Funk tion und die Cirkulationsweise ihres Werths. Ob, je nach der Art des Produktionsprocesses oder dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixirtsein länger oder kürzer dauert, bewirkt nicht den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital.2 0' | |140| Ein Theil der Arbeitsmittel, worin die allgemeinen Arbeitsbedin gungen eingeschlossen, wird entweder örtlich befestigt, sobald er als Ar beitsmittel in den Produktionsproceß eintritt, resp. zur produktiven Funktion bereit gemacht wird, wie ζ. B. Maschinen. Oder er wird von 20 Wegen der Schwierigkeit, welche die Bestimmung des fixen und cirkulirenden Kapitals macht, meint Herr Lorenz Stein, diese Unterscheidung sei nur für die leichtere Darstellung. 149 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals vornherein in dieser stehenden, an den Ort gebundnen F o rm producirt, wie ζ. B. Bodenmeliorationen, Fabrikgebäude, Hochöfen, Kanäle, Eisen bahnen u. s. w. Das fortwährende Gebundensein des Arbeitsmittels an den Produktionsproceß, innerhalb dessen es fungiren soll, ist hier zu gleich durch ihre sinnliche Existenzweise bedingt. Andrerseits kann ein Arbeitsmittel physisch beständig den Ort verändern, sich bewegen, und dennoch beständig sich im Produktionsproceß befinden, wie eine Loko motive, ein Schiff, Arbeitsvieh etc. Weder gibt ihm, in dem einen Fall, die Unbeweglichkeit den Charakter des fixen Kapitals, noch nimmt ihm, in dem andern, die Beweglichkeit diesen Charakter. Der Umstand jedoch, daß Arbeitsmittel lokal fixirt sind, mit ihren Wurzeln im Grund und Boden feststecken, weist diesem Theil des fixen Kapitals eine eigne Rolle in der Oekonomie der Nationen zu. Sie können nicht ins Ausland ge schickt werden, nicht als Waaren auf dem Weltmarkt cirkuliren. Die Ei genthumstitel an diesem fixen Kapital können wechseln, es kann gekauft und verkauft werden und sofern ideell cirkuliren. Diese Eigenthumstitel können sogar auf fremden Märkten cirkuliren, ζ. B. in der F o rm von Aktien. Aber durch den Wechsel der Personen, welche Eigenthümer die ser Art von fixem Kapital sind, wechselt nicht das Verhältniß des stehen den, materiell fixirten Theils des Reichthums in einem Land zu dem beweglichen Theil desselben.2 1' Die eigenthümliche Cirkulation des fixen Kapitals ergibt einen eigen- thümlichen Umschlag. Der Werththeil, den es in seiner Naturalform durch Abnutzung verliert, cirkulirt als Werththeil des Produkts. Das Pro dukt verwandelt sich durch seine Cirkulation aus Waare in Geld; also auch der vom Produkt cirkulirte Werththeil des Arbeitsmittels, und zwar tropft sein Werth aus dem Cirkulationsproceß als Geld nieder, in dersel ben Proportion, worin dies Arbeitsmittel aufhört Werthträger im Pro duktionsproceß zu sein. Sein Werth erhält also jetzt Doppelexistenz. Ein Theil desselben bleibt an seine, dem Produktionsproceß angehörige Ge||141|brauchs- oder Naturalform gebunden, ein andrer Theil löst sich von ihr ab als Geld. Im Verlauf seiner Funktion nimmt der in der Na turalform existirende Werththeil des Arbeitsmittels beständig ab, wäh rend sein in Geldform umgesetzter Werththeil beständig zunimmt, bis es schließlich ausgelebt hat und sein Gesammtwerth, von seiner Leiche ge trennt, in Geld verwandelt ist. Hier zeigt sich die Eigenthümlichkeit im Umschlag dieses Elements des produktiven Kapitals. Die Verwandlung seines Werths in Geld geht gleichen Schritt mit der Geldverpuppung der Waare, die sein Werthträger ist. Aber seine Rückverwandlung aus GeId- 2 11 Bis hierher Manuskript I V. - Von hier an Manuskript I I. 150 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital form in Gebrauchsform trennt sich von der Rückverwandlung der Waare in ihre sonstigen Produktionselemente und ist vielmehr bestimmt durch seine eigne Reproduktionsperiode, d. h. durch die Zeit, während deren das Arbeitsmittel sich verlebt hat und durch ein andres Exemplar dersel ben Art ersetzt werden muß. Beträgt die Funktionsdauer einer Maschine, sage zum Werth von 10 000 £, ζ. B. 10 Jahre, so beträgt die Umschlags zeit des in ihr ursprünglich vorgeschoßnen Werths 10 Jahre. Vor Ablauf dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern wirkt in ihrer Naturalform fort. Ihr Werth cirkulirt unterdeß stückweis als Werththeil der Waaren, zu deren kontinuirlicher Produktion sie dient, und wird so allmälig in Geld umgesetzt, bis er schließlich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld verwan delt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist, also seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktions- zeit wird ihr Werth allmälig zunächst in der F o rm eines Geldreservefonds akkumulirt. Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals bestehn theils aus den in Hülfsstoffen und Rohstoffen existirenden Elementen des konstanten Kapitals, theils aus variablem, in Arbeitskraft ausgelegtem. Die Analyse des Arbeits- und Verwerthungsprocesses (Buch I, Kap. V) zeigte, daß diese verschiednen Bestandtheile sich als Produktbildner und Werthbildner ganz verschieden verhalten. Der Werth des aus Hülfsstoffen und Rohstoffen bestehenden Theils des konstanten Kapitals - ganz wie der Werth seines aus Arbeitsmitteln bestehenden Theils - erscheint wieder im Werth des Produkts als nur übertragner Werth, während die Arbeits kraft vermittelst des Arbeitsprocesses dem Produkt ein Aequivalent ihres Werths zusetzt, oder ihren Werth wirklich reproducirt. Ferner: Ein Theil der Hülfsstoffe, Heizkohlen, Leuchtgas u. s. w. wird im Arbeitsproceß | 1 1 4 21 aufgezehrt, ohne stofflich in das Produkt einzugehn, während ein andrer Theil derselben körperlich in das Produkt eingeht und das M a terial seiner Substanz bildet. Alle diese Verschiedenheiten sind jedoch gleichgültig für die Cirkulation und daher für die Umschlagsweise. S o weit Hülfs- und Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres Produkts, übertragen sie ihren ganzen Werth auf das Produkt. Er wird daher auch ganz durch das Produkt cirkulirt, verwandelt sich in Geld und aus Geld zurück in die Produktionselemente der Waare. Sein Um schlag wird nicht unterbrochen, wie der des fixen Kapitals, sondern durchläuft fortwährend den ganzen Kreislauf seiner Formen, sodaß diese Elemente des produktiven Kapitals beständig in natura erneuert werden. Was den variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandtheil des pro duktiven Kapitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeit frist gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft und dem Produktions- 151 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals proceß einverleibt hat, bildet sie einen Bestandtheil seines Kapitals, und zwar dessen variablen Bestandtheil. Sie wirkt täglich während eines Zeit raums, worin sie nicht nur ihren ganzen Tageswerth, sondern noch einen überschüssigen Mehrwerth, von dem wir hier zunächst absehn, dem Pro dukt zusetzt. Nachdem die Arbeitskraft, für eine Woche z. B ., gekauft ist und gewirkt hat, muß der K a uf beständig in den gewohnheitsmäßigen Terminen erneuert werden. Das Aequivalent ihres Werths, das die Ar beitskraft während ihrer Funktion dem Produkt zusetzt und das mit der Cirkulation des Produkts in Geld verwandelt wird, muß aus Geld be ständig in Arbeitskraft rückverwandelt werden oder beständig den voll ständigen Kreislauf seiner Formen beschreiben, d. h. umschlagen, wenn der Kreislauf der kontinuirlichen Produktion nicht unterbrochen werden soll. Der in Arbeitskraft vorgeschoßne Werththeil des produktiven Kapitals geht also ganz auf das Produkt über (wir sehn hier fortwährend vom Mehrwerth ab), beschreibt mit ihm die beiden der Cirkulationssphäre angehörigen Metamorphosen, und bleibt durch diese beständige Erneu erung stets dem Produktionsproceß einverleibt. Wie verschieden die Ar beitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die Werthbildung, zu den kein fixes Kapital bildenden Bestandtheilen des konstanten Kapitals ver hält, diese Art des Umschlags ihres Werths hat sie mit ihnen gemein im Gegensatz zum fixen Kapital. Diese Bestandtheile des produktiven K a pitals - die in Arbeitskraft und in, nicht fixes Kapital bildenden, Pro duktionsmitteln II 1431 ausgelegten Werththeile desselben - stehn durch diesen ihren gemeinschaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen K a pital als cirkulirendes oder flüssiges Kapital gegenüber. Wie man früher sah ist das Geld, welches der Kapitalist dem Arbeiter für den Gebrauch der Arbeitskraft zahlt, in der That nur die allgemeine Aequivalentform für die nothwendigen Lebensmittel des Arbeiters. In sofern besteht das variable Kapital stofflich aus Lebensmitteln. Aber hier, bei Betrachtung des Umschlags, handelt es sich um die Form. Was der Kapitalist kauft, sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern seine Arbeitskraft selbst. Was den variablen Theil seines Kapitals bildet, sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern seine sich bethätigende Arbeitskraft. Was der Kapitalist produktiv im Arbeitsproceß konsumirt ist die Arbeitskraft selbst und nicht die Lebensmittel des Arbeiters. Es ist der Arbeiter selbst, der das für seine Arbeitskraft erhaltne Geld in Le bensmittel umsetzt um sie in Arbeitskraft rückzuverwandeln, um sich am Leben zu erhalten, ganz wie ζ. B. der Kapitalist einen Theil des Mehr­ werths der Waare, die er für Geld verkauft, in Lebensmittel für sich selbst umsetzt, ohne daß man deswegen sagen wird, daß der Käufer seiner 152 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital Waare ihn in Lebensmitteln zahlt. Selbst wenn dem Arbeiter ein Theil seines Lohns in Lebensmitteln, in natura, gezahlt wird, so ist dies heut zutage eine zweite Transaktion. Er verkauft seine Arbeitskraft für einen bestimmten Preis und es wird dabei akkordirt, daß er einen Theil dieses Preises in Lebensmitteln erhält. Es ändert dies nur die F o rm der Zahlung, aber nicht, daß das, was er wirklich verkauft, seine Arbeitskraft ist. Es ist eine zweite Transaktion, die nicht mehr zwischen Arbeiter und Kapitalist, sondern zwischen dem Arbeiter als Käufer von Waare und dem Kapi talisten als Verkäufer von Waare vorgeht; während in der ersten Trans aktion der Arbeiter Verkäufer von Waare (seiner Arbeitskraft) und der Kapitalist ihr Käufer ist. Ganz wie wenn der Kapitalist seine Waare sich durch Waare, ζ. B. die Maschine, die er an die Eisenhütte verkauft, durch Eisen ersetzen läßt. Es sind also nicht die Lebensmittel des Arbeiters, welche die Bestimmtheit des flüssigen Kapitals im Gegensatz zum fixen Kapital erhalten. Es ist auch nicht seine Arbeitskraft, sondern es ist der in ihr ausgelegte Werththeil des produktiven Kapitals, der durch die Form seines Umschlags diesen Charakter gemeinschaftlich mit einigen, und im Gegensatz zu andren, Bestandtheilen des konstanten Kapital t e i ls erhält. | |144| Der Werth des flüssigen Kapitals - in Arbeitskraft und Produk tionsmitteln - ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das Produkt fertig gemacht wird, je nach der Stufenleiter der Produktion, welche mit dem Umfang des fixen Kapitals gegeben ist. Dieser Werth geht ganz in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Produkts ganz wieder aus der Cirkulation zurück und kann von neuem vorge schossen werden. Die Arbeitskraft und die Produktionsmittel, worin der flüssige Kapitalbestandtheil existirt, werden in dem Umfang, der für die Bildung und den Verkauf des fertigen Produkts nöthig ist, der Cirkula tion entzogen, aber sie müssen beständig durch Rückkauf, durch Rück verwandlung aus der Geldform in die Produktionselemente, ersetzt und erneuert werden. Sie werden in geringren Massen, als die Elemente des fixen Kapitals, auf einmal dem Markt entzogen, aber sie müssen ihm um so häufiger wieder entzogen werden, und der Vorschuß des in ihnen aus gelegten Kapitals erneuert sich in kürzren Perioden. Diese beständige Erneuerung ist vermittelt durch den beständigen Umschlag des Produkts, das ihren gesammten Werth cirkulirt. Sie beschreiben endlich fortwäh rend den ganzen Kreislauf der Metamorphosen, nicht nur ihrem Werth nach, sondern auch in ihrer stofflichen Form; sie werden beständig rück verwandelt aus Waare in die Produktionselemente derselben Waare. Mit ihrem eignen Werth setzt die Arbeitskraft dem Produkt beständig Mehrwerth zu, die Verkörperung unbezahlter Arbeit. Dieser wird also 153 Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals ebenso beständig vom fertigen Produkt cirkulirt und in Geld verwandelt, wie dessen übrige Werthelemente. Hier jedoch, wo es sich zunächst um den Umschlag des Kapitalwerths, nicht des gleichzeitig mit ihm um schlagenden Mehrwerths handelt, wird vor der Hand von letztrem abge- sehn. Aus dem Bisherigen ergibt sich Folgendes: 1) Die Formbestimmtheiten von fixem und flüssigem Kapital entsprin gen nur aus dem verschiednen Umschlag des im Produktionsproceß fun- girenden Kapitalwerths oder produktiven Kapitals. Diese Verschiedenheit des Umschlags entspringt ihrerseits aus der verschiednen Weise, worin die verschiednen Bestandtheile des produktiven Kapitals ihren Werth auf das Produkt übertragen, aber nicht aus ihrem verschiednen Antheil an der Produktion des Produktwerths, oder ihrem charakteristischen Verhalten im Verwerthungsproceß. Die Verschiedenheit der Abgabe des Werths an das Produkt endlich - und daher auch die verschiedne Weise, || 145| worin dieser Werth durch das Produkt cirkulirt und durch dessen Metamor phosen in seiner ursprünglichen Naturalform erneuert wird - entspringt aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive Kapital existirt, und wovon ein Theil während der Bildung des einzelnen Produkts ganz konsumirt, ein andrer nur allmälig vernutzt wird. Es ist also nur das produktive Kapital, das sich in fixes und flüssiges spalten kann. Dagegen existirt dieser Gegensatz nicht für die beiden andren D a seinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Waarenkapital, noch für das Geldkapital, noch als Gegensatz beider gegen das produk tive Kapital. Er existirt nur für das produktive Kapital und innerhalb des selben. Geldkapital und Waarenkapital mögen noch so sehr als Kapital fungiren, und noch so flüssig cirkuliren, sie können erst dann flüssiges Kapital im Gegensatz zu fixem werden, sobald sie sich in flüssige Be standtheile des produktiven Kapitals verwandelt. Weil aber diese beiden Formen des Kapitals die Cirkulationssphäre behausen, hat sich die Oekonomie seit A. Smith, wie wir sehn werden, verleiten lassen, sie mit dem flüssigen Theil des produktiven Kapitals unter der Kategorie: cir kulirendes Kapital zusammenzuwerfen. Sie sind in der That Cirkulati- onskapital im Gegensatz zum produktiven, aber sie sind nicht cirkuliren des Kapital im Gegensatz zum fixen. 2) Der Umschlag des fixen Kapitalbestandtheils, also auch die dazu nöthige Umschlagszeit, umfaßt mehrere Umschläge der flüssigen Kapi- talbestandtheile. In derselben Zeit, worin das fixe Kapital einmal um schlägt, schlägt das flüssige Kapital mehrmal um. Der eine Werthbe- standtheil des produktiven Kapitals erhält die Formbestimmtheit des fixen Kapitals nur, soweit das Produktionsmittel, worin er existirt, nicht 154 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital in dem Zeitraum abgenutzt wird, worin das Produkt fertig gemacht und aus dem Produktionsproceß als Waare abgestoßen wird. Ein Theil seines Werths muß in der alten fortdauernden Gebrauchsform gebunden blei ben, während ein andrer von dem fertigen Produkt cirkulirt wird, dessen Cirkulation dagegen gleichzeitig den Gesammtwerth der flüssigen Kapi- talbestandtheile cirkulirt. 3) Der im fixen Kapital ausgelegte Werththeil des produktiven Kapi tals ist ganz, auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktions dauer desjenigen Theils der Produktionsmittel, woraus das fixe Kapital besteht. Dieser Werth wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Cir- ku||146|lation geworfen; er wird aber der Cirkulation nur stückweis und allmälig wieder entzogen durch die Realisirung der Werththeile, die das fixe Kapital den Waaren stückweis zusetzt. Andrerseits: Die Produkti onsmittel selbst, worin ein Bestandtheil des produktiven Kapitals fixirt wird, werden auf einmal der Cirkulation entzogen, um dem Produkti onsproceß für ihre ganze Funktionsdauer einverleibt zu werden, aber sie bedürfen für dieselbe Zeit nicht des Ersatzes durch neue Exemplare der selben Art, nicht der Reproduktion. Sie fahren während längrer oder kürzrer Zeit fort, zur Bildung der in Cirkulation geworfenen Waaren beizutragen, ohne selbst der Cirkulation die Elemente ihrer eignen Er neuerung zu entziehn. Während dieser Zeit erheischen sie also auch ih rerseits keine Erneuerung des Vorschusses von Seiten des Kapitalisten. Endlich: Der im fixen Kapital ausgelegte Kapitalwerth durchläuft den Kreislauf seiner Formen, während der Funktionsdauer der Produktions mittel, worin er existirt, nicht stofflich, sondern nur für seinen Werth, und auch das nur theilweise und allmälig. D. h. ein Theil seines Werths wird fortwährend als Werththeil der Waare cirkulirt und in Geld verwandelt, ohne sich aus Geld in seine ursprüngliche Naturalform rückzuverwan- deln. Diese Rückverwandlung des Gelds in die Naturalform des Produk tionsmittels findet erst statt am Schluß seiner Funktionsperiode, wenn das Produktionsmittel gänzlich verbraucht ist. 4) Die Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im Pro duktionsproceß - soll er kontinuirlich sein - fixirt wie die Elemente des fixen Kapitals. Aber die so fixirten Elemente des erstren werden bestän dig in natura erneuert (die Produktionsmittel durch neue Exemplare der selben Art, die Arbeitskraft durch stets erneuerten Kauf); während bei den Elementen des fixen Kapitals während ihrer Fortdauer weder sie selbst erneuert werden noch ihr K a uf zu erneuern ist. Es befinden sich beständig R o h- und Hülfsstoffe im Produktionsproceß, aber immer neue Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung des fertigen Produkts verzehrt sind. Es findet sich ebenso beständig Arbeitskraft im 155 Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals Produktionsproceß, aber nur durch beständige Erneuerung ihres Kaufs, und oft mit Wechsel der Personen. Dagegen fahren dieselben identischen Gebäude, Maschinen etc., fort, während wiederholter Umschläge des flüssigen Kapitals in denselben wiederholten Produktionsprocessen zu fungiren. | |147|77. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals. In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen K a pitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags zeiten. In einer Eisenbahn ζ. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen ver schiedne Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorgeschoßne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer lan gen Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehäl ter, Viadukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im englischen Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Er neurung. Die hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleißes sind der Schienenweg und das Transportmaterial (rolling stock). Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war es vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten prakti schen Ingenieure, daß die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der Verschleiß der Schienen so durchaus unmerklich, daß er für alle finan ziellen und praktischen Zwecke außer Acht zu lassen sei; 1 0 0 - 1 50 Jahre wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich aber bald heraus, daß die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von der Ge schwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der Züge, der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenumstände abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen Bahn höfen, Centren großen Verkehrs, verschleißen die Schienen sogar jedes Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die ungefähr doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als doppelt so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte 12-15 Jah re. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend größrer Verschleiß heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die Lebensdauer einer Lokomotive wurde 1867 auf 10-12 Jahre berechnet. Der Verschleiß wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst. Im allgemeinen verschleißen die Schienen im Verhältniß zur Anzahl der Züge ( R. C, No. 17 6 4 5 ) .2 2) Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs ||148| der 2 2) Die mit R. C. bezeichneten Citate sind aus: R o y al Commission on Railways. Minutes 156 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital Verschleiß in einem höheren Verhältniß als dem des Quadrats der Ge schwindigkeit; d. h. bei verdoppelter Geschwindigkeit der Züge stieg der Verschleiß um mehr als das Vierfache. ( R. C, No. 17 046). Ein fernerer Verschleiß tritt ein durch die Einwirkung von Naturkräf ten. So leiden Schwellen nicht nur durch wirklichen Verschleiß, sondern auch durch Fäulniß. „Die Unterhaltungskosten der Bahn hängen nicht so sehr ab von dem Verschleiß, den der Bahnverkehr mit sich führt, wie von der Qualität des Holzes, des Eisens und des Mauerwerks, die der Atmosphäre ausgesetzt sind. Ein einziger strenger Wintermonat wird dem Bahnkörper mehr Schaden thun als ein ganzes Jahr Bahn verkehr." ( R. P. Williams, On the Maintenance of Permanent Way. Vortrag im In stitute of Civil Engineers, Herbst 1867.) Endlich, wie überall in der großen Industrie, spielt auch hier der mo ralische Verschleiß seine Rolle: Nach Verlauf von zehn Jahren kann man gewöhnlich dasselbe Quantum Wagons und Lokomotiven für 30 000 £ kaufen, das vorher 40 000 £ kostete. Man muß so auf dies Material eine Depreciation von 25 % des Marktpreises rechnen, selbst wenn keine De preciation des Gebrauchswerths stattfindet. (Lardner, Railway Econo my.) „Röhren-Brücken werden in ihrer gegenwärtigen Form nicht erneuert werden." (Weil man jetzt bessere Formen für solche Brücken hat.) „Ge wöhnliche Reparaturen daran, Wegnahme und Ersatz einzelner Stücke sind nicht thunlich." (W. P. Adams, Roads and Rails. London 1862.) Die Arbeitsmittel werden großentheils beständig umgewälzt durch den Fortschritt der Industrie. Sie werden daher nicht in ihrer ursprünglichen Form ersetzt, sondern in der umgewälzten Form. Einerseits bildet die Masse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt ist und innerhalb derselben eine bestimmte Durchschnittslebenszeit a n zudauern hat, einen Grund der nur allmäligen Einführung neuer Ma schinen etc., und daher ein Hinderniß gegen die rasche allgemeine Einführung der verbesserten Arbeitsmittel. Andrerseits zwingt der Kon kurrenzkampf, namentlich bei entscheidenden Umwälzungen, die alten Arbeitsmittel vor ihrem natürlichen Lebensende durch die neuen zu er setzen. Es sind hauptsächlich Katastrophen, Krisen, die solche vorzei tige Erneuerung des Betriebsgeräths auf größrer gesellschaftlicher Stu fenleiter erzwingen. | of Evidence taken before the Commissioners. Presented to both Houses of Parliament. London 1867. - Die Fragen und Antworten sind numerirt und die Nummern hier ange führt. 157 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals 1149) Der Verschleiß (abgesehn vom moralischen) ist der Werththeil, den das fixe Kapital allmälig durch seine Vernutzung an das Produkt abgibt, in dem Durchschnittsmaß, worin es seinen Gebrauchswerth verliert. Zum Theil ist diese Abnutzung so, daß das fixe Kapital eine gewisse durchschnittliche Lebenszeit besitzt; für diese wird es ganz vorgeschos sen; nach Ablauf derselben muß es ganz ersetzt werden. Für die leben digen Arbeitsmittel, ζ. B. Pferde, ist die Reproduktionszeit durch die Natur selbst vorgeschrieben. Ihre durchschnittliche Lebenszeit als Ar­ beitsmittel ist durch Naturgesetze bestimmt. Sobald dieser Termin abge­ laufen, müssen die abgenutzten Exemplare durch neue ersetzt werden. Ein Pferd kann nicht stückweis, sondern nur durch ein andres Pferd ersetzt werden. Andre Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder theilweise Erneuerung zu. Hier ist der theilweise oder periodische Ersatz zu unter scheiden von allmäliger Ausdehnung des Geschäftsbetriebs. Das fixe Kapital besteht zum Theil aus gleichartigen Bestandtheilen, die aber nicht gleich lange dauern, sondern in verschiednen Zeiträumen stückweise erneuert werden. So die Schienen auf Bahnhöfen, die öfter ersetzt werden müssen als auf dem übrigen Bahnkörper. Ebenso die Schwellen, von denen in den 50er Jahren auf den belgischen Eisenbahnen nach Lardner 8 % jährlich, also im Laufe von 12 Jahren die sämmtlichen Schwellen erneuert wurden. Das Verhältniß ist hier also dies: Es wird eine Summe ζ. B. für zehn Jahre in einer bestimmten Art des fixen Kapitals vorgeschossen. Diese Auslage wird auf einmal gemacht. Aber ein be stimmter Theil dieses fixen Kapitals, dessen Werth in den Werth des Pro dukts eingegangen und mit diesem in Geld umgesetzt ist, wird in jedem J a hr in natura ersetzt, während der andre Theil in seiner ursprünglichen Naturalform fortexistirt. Es ist die Auslage auf einmal und die nur stück weise Reproduktion in Naturalform, die dies Kapital als fixes vom flüs sigen Kapital unterscheidet. Andre Stücke des fixen Kapitals bestehn aus ungleichen Bestandthei len, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt. Was wir eben be merkt haben mit Bezug auf die verschiedne Lebenszeit der verschiednen Bestandtheile eines fixen Kapitals, gilt hier mit Bezug auf die Lebenszeit verschiedner Bestandtheile derselben Maschine, die als Stück dieses fixen Kapitals figurirt. | 1 1 5 01 Mit Bezug auf allmälige Ausdehnung des Geschäfts im L a uf der theilweisen Erneuerung bemerken wir Folgendes. Obgleich wie wir ge sehn, das fixe Kapital fortfahrt in natura im Produktionsproceß zu wir ken, hat ein Theil seines Werths, je nach dem Durchschnittsverschleiß, 158 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital mit dem Produkt cirkulirt, ist in Geld verwandelt worden, bildet Element des Geldreservefonds zum Ersatz des Kapitals für den Termin seiner Reproduktion in natura. Dieser so in Geld verwandelte Theil des fixen Kapitalwerths kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder Ver besserungen an den Maschinen anzubringen, welche deren Wirksamkeit vermehren. In kürzren oder längren Abschnitten findet so Reproduktion statt und zwar - vom Standpunkt der Gesellschaft betrachtet - Repro duktion auf erweiterter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; intensiv, wenn das Produktionsmittel wirksamer gemacht. Diese Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter entspringt nicht aus Ak kumulation - Verwandlung von Mehrwerth in Kapital - sondern aus Rückverwandlung des Werths, welcher sich abgezweigt, in Geldform los gelöst hat vom Körper des fixen Kapitals, in neues, entweder zuschüssi ges, oder doch wirksameres, fixes Kapital derselben Art. Es hängt na türlich theils von der specifischen Natur des Geschäftsbetriebs ab, wie weit und in welchen Dimensionen er solches allmäligen Zuschusses fähig ist, also auch in welchen Dimensionen ein Reservefonds gesammelt sein muß, um in dieser Weise rückangelegt werden zu können, und in welchen Zeiträumen dies geschehn kann. Wie weit andrerseits Detailverbesserun gen an vorhandner Maschinerie angebracht werden können, hängt na türlich von der Natur der Verbesserung und der Konstruktion der M a schine selbst ab. Wie sehr aber ζ. B. bei Eisenbahnanlagen dieser Punkt von vornherein ins Auge gefaßt wird, beweist Adams: „Die ganze K o n struktion sollte sich nach dem Princip richten, das im Bienenkorb herrscht - Fähigkeit unbegrenzter Ausdehnung. Alle übersoliden und von vornherein symmetrischen Strukturen sind vom Uebel, im Fall der Ausdehnung müssen sie niedergerissen werden." (p. 123.) Es hängt dies großentheils vom verfügbaren R a um ab. Bei einigen Gebäuden kann man Stockwerke in der Höhe zusetzen, bei andren ist Seitenausdehnung, also mehr Boden nöthig. Innerhalb der kapitalisti schen Produktion werden einerseits viele Mittel verschwendet, findet andrerseits viel zweckwidrige Seitenausdehnung dieser Art (zum Theil zum Schaden der Arbeitskraft) bei der allmäligen Ausdehnung des Ge schäfts statt, weil II 1511 nichts nach gesellschaftlichem Plan geschieht, son dern von den unendlich verschiednen Umständen, Mitteln etc. abhängt, womit der einzelne Kapitalist agirt. Hieraus entsteht große Verschwen dung der Produktivkräfte. Diese stückweise Wiederanlage des Geldreservefonds (d. h. des in Geld rückverwandelten Theils des fixen Kapitals) ist am leichtesten im Land bau. Ein räumlich gegebnes Produktionsfeld ist hier der größten allmä ligen Absorption von Kapital fähig. Ebenso wo natürliche Reproduktion stattfindet, wie bei der Viehzucht. 159 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Das fixe Kapital verursacht besondre Erhaltungskosten. Ein Theil der Erhaltung wird durch den Arbeitsproceß selbst bewirkt; das fixe Kapital verdirbt, wenn es nicht im Arbeitsproceß fungirt. (Siehe Buch I, Kap. VI, p. 196, und Kap. X I I I, p. 423: Verschleiß der Maschinerie, der aus ihrem Nichtgebrauch entspringt.) Das englische Gesetz betrachtet es daher auch ausdrücklich als Beschädigung (waste) wenn gepachtete Grundstük- ke nicht nach Landesgebrauch bebaut werden. (W. A. Holdsworth, Bar- rister at Law, „The Law of Landlord and Tenant". London 1857, p. 96.) Diese Erhaltung, die aus dem Gebrauch im Arbeitsproceß hervorgeht, ist eine Gratisnaturgabe der lebendigen Arbeit. Und zwar ist die erhaltende Kraft der Arbeit doppelter Art. Einerseits erhält sie den Werth der Ar beitsmaterialien, indem sie ihn auf das Produkt überträgt, andrerseits erhält sie den Werth der Arbeitsmittel, soweit sie nicht auch diesen auf das Produkt überträgt, durch Erhaltung ihres Gebrauchswerths, vermit telst ihrer Aktion im Produktionsproceß. Das fixe Kapital erfordert aber auch positive Arbeitsauslage zu seiner Instandhaltung. Die Maschinerie muß von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Es handelt sich hier um zusätzliche Arbeit, ohne welche sie gebrauchsun fähig wird; um bloße Abwehr schädlicher elementarer Einflüsse, die vom Produktionsproceß unzertrennlich sind, also um Erhaltung im werkfä higen Zustand im wörtlichsten Sinn. Die normale Lebenszeit des fixen Kapitals ist selbstredend darauf berechnet, daß die Bedingungen erfüllt werden, unter denen es während dieser Zeit normal fungiren kann, ganz wie man unterstellt, daß wenn ein Mensch im Durchschnitt 30 Jahre lebt, er sich auch wäscht. Es handelt sich hier auch nicht um Ersatz der in der Maschine enthaltnen Arbeit, sondern um beständige zusätzliche Arbeit, die ihr Gebrauch nöthig macht. Es handelt sich nicht um Arbeit, die die Maschine thut, sondern die an ihr gethan wird, ||152| worin sie nicht Produktionsagent ist, sondern Rohmaterial. D as in dieser Arbeit ausge legte Kapital, obgleich es nicht in den eigentlichen Arbeitsproceß eingeht, dem das Produkt seinen Ursprung verdankt, gehört zum flüssigen K a pital. Diese Arbeit muß beständig in der Produktion verausgabt, ihr Werth also auch beständig durch den Werth des Produkts ersetzt werden. Das in ihr ausgelegte Kapital gehört zu dem Theil des flüssigen Kapitals, der die allgemeinen Unkosten zu decken hat, und nach einer jährlichen Durchschnittsrechnung auf das Werthprodukt zu vertheilen ist. Wir ha ben gesehn, daß in der eigentlichen Industrie diese Arbeit der Reinigung von den Arbeitern gratis in den Ruhepausen, und eben deswegen auch oft während des Produktionsprocesses selbst vorgeht, wo sie die Quelle der meisten Unfälle wird. Diese Arbeit zählt nicht im Preis des Produkts. Der Konsument erhält sie sofern gratis. Andrerseits hat der Kapitalist so 160 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital die Erhaltungskosten seiner Maschine umsonst. Der Arbeiter zahlt in eigner Person, und dies bildet eins der Selbsterhaltungs-Mysterien des Kapitals, die der That nach einen juristischen Anspruch des Arbeiters auf die Maschinerie bilden und ihn selbst vom bürgerlichen Rechtsstand punkt aus zu ihrem Miteigenthümer machen. In verschiednen Produkti onszweigen jedoch, wo die Maschinerie zu ihrer Reinigung aus dem Pro duktionsproceß entfernt werden muß, und die Reinigung daher nicht unter der Hand geschehn kann, wie ζ. B. bei Lokomotiven, zählt diese Erhaltungsarbeit unter den laufenden Kosten, also als Element des flüs sigen Kapitals. Eine Lokomotive muß nach höchstens dreitägiger Arbeit in den Schuppen gebracht und dort gereinigt werden; der Kessel muß erst abkühlen, wenn er ohne Schädigung ausgewaschen werden soll. ( R. C, N o. 17 823.) Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschoßnen Kapital enthalten sind, also auch durch den allmäligen Werthersatz des fixen Kapitals, jedenfalls nicht immer, ersetzt und gedeckt werden kön nen. Ist z . B. der Werth des fixen Kapitals = 10 0 0 0£ und seine Ge- sammtlebenszeit = 10 Jahre, so ersetzen diese 10 000 £, nach zehn Jahren ganz in Geld verwandelt, nur den Werth des ursprünglichen Anlageka pitals, aber sie ersetzen nicht das inzwischen in Reparaturen neu zuge setzte Kapital, resp. Arbeit. Es ist dies ein zuschüssiger Werthbestand- theil, der auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfniß, ||153| und dessen verschiedne Vorschußzeiten der Natur der Sache nach zufällig sind. Solche spätere, dosenweise, zusätzliche Kapi talauslage in Arbeitsmitteln und Arbeitskraft erheischt alles fixe Kapital. Die Beschädigungen, denen einzelne Theile der Maschinerie etc. aus gesetzt sind, sind der Natur der Sache nach zufällig, und so sind daher auch die dadurch ernöthigten Reparaturen. Dennoch scheiden sich aus dieser Masse zwei Sorten von Reparaturarbeiten ab, die einen mehr oder minder festen Charakter haben und in verschiedne Perioden der Lebens zeit des fixen Kapitals fallen - Gebresten des Kindesalters und die viel zahlreicheren Gebresten des über die mittlere Lebenszeit hinausgerückten Alters. Eine Maschine ζ. B. mag mit noch so vollkommner Konstruktion in den Produktionsproceß eintreten; bei dem wirklichen Gebrauch zeigen sich Mängel, die durch nachträgliche Arbeit korrigirt werden müssen. Andrerseits, je mehr sie über ihre mittlere Lebenszeit hinausgetreten, je mehr sich also der normale Verschleiß gehäuft hat, das Material, aus dem sie besteht, vernutzt und altersschwach geworden, desto zahlreicher und bedeutender werden die Reparaturarbeiten, nöthig, um die Maschine bis zu Ende ihrer durchschnittlichen Lebensperiode in Athem zu erhalten; 161 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals ganz wie ein alter Mann, um nicht vorzeitig zu sterben, mehr medicini- sche Ausgaben hat als ein jugendkräftiger. Trotz ihres zufälligen Charak ters vertheilen sich also die Reparaturarbeiten in ungleichen Massen auf die verschiednen Lebensperioden des fixen Kapitals. Hieraus sowohl, wie aus dem sonst zufälligen Charakter der Repara turarbeiten an der Maschine folgt: Einerseits ist die wirkliche Ausgabe an Arbeitskraft und Arbeitsmitteln für Reparaturarbeiten zufällig, wie die Umstände selbst, welche diese Reparaturen ernöthigen; der Umfang der nöthigen Reparaturen ist ver schieden vertheilt auf die verschiednen Lebensperioden des fixen Kapi tals. Andrerseits ist bei Schätzung der durchschnittlichen Lebensperiode des fixen Kapitals unterstellt, daß es beständig in werkthätigem Zustand erhalten wird, theils durch Reinigung (wozu auch die Reinhaltung der Lokale gehört), theils durch Reparatur, so oft wie erheischt. Die Werth übertragung durch Verschleiß des fixen Kapitals ist auf dessen durch schnittliche Lebensperiode berechnet, aber diese durchschnittliche Lebens periode selbst ist darauf berechnet, daß das zur Instandhaltung erheischte Zusatzkapital fortwährend vorgeschossen wird. | 1154J Andrerseits ist es ebenso klar, daß der durch diese zuschüssige Ausgabe von Kapital und Arbeit zugesetzte Werth nicht in den Preis der Waaren eingehn kann gleichzeitig mit der wirklichen Ausgabe. Ein Spin ner ζ. B. kann diese Woche sein Garn nicht theurer verkaufen als vorige Woche, weil ihm diese Woche ein R ad gebrochen oder ein Riemen zer­ rissen ist. Die allgemeinen Kosten der Spinnerei haben sich in keiner Weise verändert durch diesen Unfall in einer einzelnen Fabrik. Hier, wie bei aller Werthbestimmung, bestimmt der Durchschnitt. Die Erfahrung zeigt den durchschnittlichen Umfang solcher Unfälle und der nöthigen Erhaltungs- und Reparaturarbeiten während der durchschnittlichen Le bensperiode des in einem bestimmten Geschäftszweig angelegten fixen Kapitals. Diese Durchschnittsausgabe wird vertheilt auf die Durch- schnitts-Lebensperiode, und wird in entsprechenden aliquoten Theilen auf den Preis des Produkts geschlagen und daher durch den Verkauf desselben ersetzt. Das Zuschußkapital, das so ersetzt wird, gehört zum flüssigen Kapital, obgleich die Art der Auslage unregelmäßig ist. Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, sofort jedes Gebresten der Maschinerie zu kuriren, so befindet sich bei jeder größren Fabrik ein den eigentlichen Fabrikarbei tern aggregirtes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker, Schlosser u. s. w. Ihr Lohn bildet Theil des variablen Kapitals, und der Werth ihrer Arbeit vertheilt sich auf das Produkt. Andrerseits werden die in Produk tionsmitteln erheischten Ausgaben nach jener Durchschnittsrechnung be- 162 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital stimmt, und bilden nach dieser Rechnung fortwährend Werththeil des Produkts, obgleich sie faktisch in unregelmäßigen Perioden vorgeschos sen werden und also auch in unregelmäßigen Perioden in das Produkt, resp. das fixe Kapital eingehn. Dies in eigentlichen Reparaturen ausge legte Kapital bildet in mancher Hinsicht ein Kapital eigner Art, das we der unter flüssiges noch fixes Kapital zu rangiren ist, aber als unter die laufenden Ausgaben gehörig mehr zum erstren zählt. Die Art der Buchführung ändert natürlich nichts an dem wirklichen Zusammenhang der Dinge, worüber Buch geführt wird. Es ist aber wich tig zu bemerken, daß es in vielen Geschäftszweigen Gewohnheit ist, die Reparaturkosten mit dem wirklichen Verschleiß des fixen Kapitals in fol gender Art zusammenzurechnen. Das vorgeschoßne fixe Kapital sei 10 000 £, seine Lebensperiode 15 Jahre; der jährliche Verschleiß ist dann 6 6 62A £. Nun wird aber der Verschleiß auf nur zehn Jahre || 155| berechnet, d. h. dem Preis der producirten Waaren jährlich 1000 £ zugeschlagen für Abnutzung des fixen Kapitals, statt 6 6 62/3 £; d. h. es werden 3 3 31A £ für Reparaturarbeit etc. reservirt. (Die Zahlen 10 und 15 sind nur beispiels weise genommen.) Soviel ist also im Durchschnitt an Reparatur veraus gabt worden, damit das fixe Kapital 15 Jahre dauert. Diese Rechnung verhindert natürlich nicht, daß das fixe Kapital und das in den Repara turen ausgelegte Zusatzkapital verschiedne Kategorien bilden. A uf Grund dieser Rechnungsweise wurde ζ. B. angenommen, daß der nied rigste Kostenanschlag für die Erhaltung und den Ersatz von Dampf schiffen 1 5% jährlich sei, also Reproduktionszeit = 62A Jahre. In den 60er Jahren vergütete die englische Regierung der Peninsular and Ori ental Co. dafür 1 6% jährlich, was also einer Reproduktionszeit von 61A J a hr gleichkommt. Bei Eisenbahnen ist die Durchschnitts-Lebensdauer einer Lokomotive 10 Jahre, aber, Reparaturen eingerechnet, wird der Verschleiß angenommen zu 1 21A %, was die Lebensdauer auf 8 J a hr re- ducirt. Bei Passagier- und Güterwagen wird 9% berechnet, also eine Le benszeit von 1 11A J a hr angenommen. Die Gesetzgebung hat überall bei Miethkontrakten von Häusern und andren Dingen, die für ihren Eigenthümer fixes Kapital sind und als solches vermiethet werden, den Unterschied anerkannt zwischen dem normalen Verschleiß, der durch die Zeit, den Einfluß der Elemente und die normale Vernutzung selbst herbeigeführt wird, und zwischen den ge legentlichen Reparaturen, die zur Instandhaltung während der normalen Lebensdauer des Hauses und seiner normalen Benutzung zeitweise erfor derlich sind. In der Regel fallen die ersten auf den Eigenthümer, die zweiten auf den Miether. Die Reparaturen unterscheiden sich ferner in gewöhnliche und substantielle. Die letztren sind theilweise Erneuerung 163 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals des fixen Kapitals in seiner Naturalform, und fallen ebenfalls auf den Eigenthümer, wo der Kontrakt nicht ausdrücklich das Gegentheil sagt. So ζ. B. nach englischem Recht: „Ein Miether von Jahr zu Jahr ist nur verpflichtet, die Baulichkeiten wind- und wasserdicht zu halten, so lange dies geschehn kann ohne sub­ stantielle Reparaturen; und überhaupt nur solche Reparaturen zu be sorgen, die als gewöhnliche bezeichnet werden können. Und selbst in dieser Beziehung muß das Alter und der allgemeine Zustand der betref fenden Theile des Gebäudes, zur Zeit als der Miether es übernahm, im | |156| Auge behalten werden, denn er ist nicht verpflichtet, weder altes und verschlißnes Material durch neues zu ersetzen, noch die aus dem Zeit verlauf und dem regelmäßigen Gebrauch entstehende unvermeidliche Entwerthung gut zu machen." (Holdsworth, Law of Landlord and Ten ant, p. 90, 91.) Ganz verschieden, sowohl vom Ersatz des Verschleißes wie von den Arbeiten der Erhaltung und Reparatur ist die Versicherung, die sich auf Zerstörung durch außerordentliche Naturereignisse, Feuersbrunst, Ueberschwemmungen etc. bezieht. Diese muß aus dem Mehrwerth gut gemacht werden und bildet einen Abzug von demselben. Oder vom Standpunkt der ganzen Gesellschaft betrachtet: Es muß eine beständige Ueberproduktion stattfinden, d. h. Produktion auf größrer Stufenleiter, als zu einfachem Ersatz und Reproduktion des vorhandnen Reichthums nöthig - ganz abgesehn von Zunahme der Bevölkerung - um die Produk tionsmittel zur Verfügung zu haben, zur Ausgleichung der außerordent lichen Zerstörung, welche Zufälle und Naturkräfte anrichten. In der That besteht nur der geringste Theil des zum Ersatz nöthigen Kapitals in dem Geldreservefonds. Der wichtigste Theil besteht in der Ausdehnung der Produktionsleiter selbst, die theils wirkliche Erweite rung ist, theils zum normalen Umfang der Produktionszweige gehört, die das fixe Kapital produciren. So ist ζ. B. eine Maschinenfabrik darauf eingerichtet, daß jährlich sowohl die Fabriken ihrer Kundschaft erweitert werden, wie auch daß beständig ein Theil davon ganzer oder theilweiser Reproduktion bedarf. Bei der Bestimmung des Verschleißes, wie der Reparaturkosten, nach gesellschaftlichem Durchschnitt, ergeben sich nothwendig große Un gleichheiten, selbst für gleichgroße und sonst unter denselben Umständen befindliche Kapitalanlagen in demselben Produktionszweig. In der Praxis dauert für den einen Kapitalisten die Maschine etc. über die Durch schnittsperiode hinaus, bei dem andern nicht so lange. Die Reparatur kosten des einen sind über, die des andren unter dem Durchschnitt u. s. w. Der durch den Verschleiß, wie durch die Reparaturkosten, be- 164 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital stimmte Preiszuschlag der Waare ist aber derselbe und wird durch den Durchschnitt bestimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz mehr als er wirklich zusetzt, der andre weniger. Dies, wie alle andren Umstände, die bei gleicher Exploitation der Arbeitskraft den Gewinn verschiedner Kapitalisten ||157| in demselben Geschäftszweig verschieden machen, trägt dazu bei, die Einsicht in die wahre Natur des Mehrwerths zu erschweren. Die Grenze zwischen eigentlicher Reparatur und Ersatz, zwischen Er haltungskosten und Erneuerungskosten, ist eine mehr oder weniger flie ßende. Daher der ewige Streit, bei Eisenbahnen z. B ., ob gewisse Aus gaben Reparatur oder Ersatz sind, ob sie aus laufender Ausgabe oder dem Grundkapital bestritten werden müssen. Uebertragung von Repa raturausgaben auf Kapitalkonto, statt auf Revenuekonto, ist das be kannte Mittel, wodurch Eisenbahndirektionen ihre Dividenden künstlich in die Höhe schrauben. Jedoch hat auch hierfür die Erfahrung die we sentlichsten Anhaltspunkte bereits geliefert. Die nachträglichen Arbeiten während der ersten Lebensperiode der Eisenbahn ζ. B. sind „keine R e­ paraturen, sondern müssen angesehn werden als wesentlicher Bestand theil des Bahnbaus, und sind also dem Kapitalkonto zu belasten, da sie nicht aus dem Verschleiß oder der normalen Wirkung des Verkehrs her rühren, sondern der ursprünglichen und unvermeidlichen Unvollkom- menheit des Bahnbaus geschuldet sind." (Lardner, 1. c, p. 40.) „Dagegen ist es die einzig richtige Methode, die Revenue eines jeden Jahres zu belasten mit der Entwerthung, die nothwendiger Weise eingetreten ist, damit diese Revenue verdient werden konnte, einerlei ob die Summe wirklich ausgegeben ist oder nicht." (Captain Fitzmaurice, Committee of Inquiry on Caledonian Railway, abgedruckt in Money Market Review, 1867.) Praktisch unmöglich und zwecklos wird die Trennung von Ersatz und Erhaltung des fixen Kapitals in der Landwirthschaft, wenigstens soweit sie noch nicht mit D a m pf arbeitet. „Bei einem vollständigen, jedoch nicht übertrieben starken Bestände des Geräth-Inventars (Bedarf an Acker- und sonstigen Arbeits- und Wirthschaftsgeräthen aller Art) pflegt man im großen Durchschnitt die jährliche Abnutzung und Unterhaltung des Geräth-Inventars nach Verschiedenheit der vorliegenden Verhältnisse zu 15 bis 25 % vom Anschaffungskapital anzuschlagen." (Kirchhof, Hand buch der landwirthschaftlichen Betriebslehre, Berlin 1862, p. 137.) Bei dem Betriebsmaterial einer Eisenbahn ist Reparatur und Ersatz gar nicht zu trennen. „Wir erhalten unser Betriebsmaterial der Zahl nach aufrecht. Welche Anzahl von Lokomotiven wir auch haben, diese Zahl erhalten wir aufrecht. Wird eine im L a uf der Zeit unbrauchbar, so daß es 165 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals vortheilhafter ist eine neue zu bauen, so bauen wir sie auf Kosten | 11581 der Revenue, wobei wir der Revenue natürlich den Werth der von der alten Maschine übrigen Materialien gutschreiben. ... Es bleibt immer ziemlich viel übrig. ... Die Räder, die Axen, die Kessel etc., kurz, ein gutes Stück der alten Lokomotive bleibt übrig." (T. Gooch, Chairman of Great Western Railway Co., R. C. No. 17 3 2 7 - 2 9 .) - „Repariren heißt erneuern; für mich existirt das Wort ,Ersatz' nicht; ... hat eine Eisenbahn gesellschaft einen Wagen oder eine Lokomotive einmal gekauft, so sollte sie sie so repariren, daß sie in Ewigkeit fortlaufen können. (17 784.) Wir rechnen 8 xh d. für die englische Zugmeile an Lokomotivkosten. Aus die sen 81Ii d. erhalten wir die Lokomotiven für immer. Wir erneuern unsre Maschinen. Wenn Sie eine Maschine neu kaufen wollen, so geben Sie mehr Geld aus als nöthig ist. ... An der alten Maschine finden sich immer ein paar Räder, eine Axe oder sonst ein Stück, das brauchbar ist, und das hilft eine Maschine wohlfeiler herstellen, die ebenso gut ist wie eine ganz neue. (17 790.) Ich produciré jetzt jede Woche eine neue Lokomotive, d. h. die so gut wie neu ist, denn Kessel, Cylinder und Gestell sind neu." (17 823. Archibald Sturrock, Locomotive Superintendent of Great North ern Railway, in R. C, 1867.) Ebenso bei den Wagen: „Im Lauf der Zeit wird der Vorrath der L o komotiven und Wagen fortwährend erneuert; das eine Mal werden neue Räder angesteckt, das andre Mal ein neues Gestell gemacht. Die Theile, auf denen die Bewegung beruht und die dem Verschleiß am meisten aus gesetzt sind, werden allmälig erneuert; die Maschinen und Wagen können dann einer solchen Reihe von Reparaturen unterworfen werden, daß in manchen von ihnen nicht eine Spur von dem alten Material übrig ist. ... Selbst wenn sie ganz reparaturunfähig werden, werden Stücke von den alten Wagen oder Lokomotiven hinein verarbeitet und verschwinden so nie gänzlich von der Bahn. Das bewegliche Kapital ist daher in fort währender Reproduktion; was für den Bahnkörper zu einer bestimmten Zeit auf einmal stattfinden muß, wenn die ganze Bahn neu belegt wird, das findet beim Betriebsmaterial allmälig von Jahr zu Jahr statt. Seine Existenz ist perennirend, es ist in fortwährender Verjüngung begriffen." (Lardner, p. 116.) Dieser Proceß, wie hier von Lardner bei der Eisenbahn dargestellt, paßt nicht auf eine einzelne Fabrik, wohl aber als Bild der beständigen, | 1 1 5 91 partiellen, mit der Reparatur durcheinander laufenden Reproduk tion des fixen Kapitals innerhalb eines ganzen Industriezweigs, oder überhaupt innerhalb der gesammten Produktion, auf gesellschaftlicher Stufenleiter betrachtet. 166 Achtes Kapitel · Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital Hier ein Beweis, innerhalb wie weiter Grenzen geschickte Direktionen mit den Begriffen Reparatur und Ersatz wirthschaften können zur Erzie lung von Dividenden. Nach dem oben citirten Vortrag von R. P. Wil liams schrieben verschiedne englische Eisenbahngesellschaften im Durch schnitt einer Reihe von Jahren für Reparatur und Erhaltungskosten des Bahnkörpers und der Baulichkeiten folgende Summe auf Revenuekonto ab (per englische Meile der Bahnlänge jährlich): London & North Western Midland London & South Western Great Northern Lancashire & Yorkshire South Eastern Brighton Manchester & Sheffield 370 £ 225 £ 257 £ 360 £ 377 £ 263 £ 266 £ 200 £. Diese Differenzen rühren nur zum allergeringsten Theil von Verschie denheit der wirklichen Auslagen her; sie stammen fast ausschließlich aus verschiedner Berechnungsweise, jenachdem Ausgabeposten dem Kapital konto oder dem Revenuekonto zur Last gebracht werden. Williams sagt gradezu: „Die geringre Belastung wird angenommen, weil dies für eine gute Dividende nöthig ist, und die größre Belastung wird gemacht, weil eine stärkere Revenue vorhanden ist, die das ertragen kann." In gewissen Fällen wird der Verschleiß, also auch sein Ersatz, eine praktisch verschwindende Größe, sodaß allein die Reparaturkosten in Rechnung kommen. Was Lardner im Folgenden von works of art bei Eisenbahnen sagt, gilt im Allgemeinen für alle solche dauerhaften Werke, Kanäle, Docks, eiserne und steinerne Brücken etc. - „Der Verschleiß, der in Folge der langsamen Wirkung der Zeit bei den solideren Werken ein tritt, wirkt fast unmerklich während kürzerer Zeiträume; nach Verfluß eines langen Zeitraums, ζ. B. von Jahrhunderten, muß er jedoch die Er neuerung, ganz oder theilweise, selbst bei den solidesten Konstruktionen herbeiführen. Dieser unmerkliche Verschleiß, verglichen mit dem fühl]|160|bareren bei andren Theilen der Bahn, läßt sich vergleichen mit den sekulären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der Weltkörper. Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen einer Bahn, Brücken, Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was man einen sekulären Verschleiß nennen kann. Die schnellere und sicht barere Entwerthung, die in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder Ersatz gutgemacht wird, ist den periodischen Ungleichheiten analog. In die jährlichen Reparaturkosten wird auch der Ersatz des zufälligen Scha- 167 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals dens eingeschlossen, den die Außenseite auch der dauerhafteren K o n struktionen von Zeit zu Zeit erleidet; aber auch unabhängig von diesen Reparaturen geht das Alter nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie entfernt sie auch immer sei, die Zeit muß kommen, in der ihr Zustand einen Neubau nöthig macht. In finanzieller und ökonomischer Beziehung mag diese Zeit allerdings viel zu entfernt sein, um sie in praktische Rech nung zu ziehn." (Lardner, 1. c, p. 38, 39.) Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen also nicht das in ihnen vorgeschoßne Kapital ihrem Verschleiß entsprechend allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu übertragen sind. Obgleich, wie wir gesehn, ein größrer Theil des zum Ersatz des Ver schleißes des fixen Kapitals zurückfließenden Geldes jährlich, oder selbst in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisations fonds nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schließt durch seine Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Außerdem, wo die Reproduktion stückweis in der Weise geschieht, daß in kürzern Intervallen dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach dem specifischen Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geld akkumulation von größrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser Ersatz stattfinden kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, es wird eine Geldsumme von bestimmtem Umfang dazu erheischt. Betrachten wir dies bloß unter der Voraussetzung der einfachen Geld cirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde | 1 1 6 11 Kreditsystem, so ist der Mechanismus der Bewegung dieser: Im er sten Buch (Kap. I I I, 3a) wurde gezeigt, daß wenn ein Theil des in einer Gesellschaft vorhandnen Geldes stets als Schatz brachliegt, während ein andrer als Cirkulationsmittel, resp. als unmittelbarer Reservefonds des direkt cirkulirenden Geldes fungirt, die Proportion beständig wechselt, worin sich die Gesammtmasse des Geldes auf Schatz und auf Cirkulati onsmittel vertheilt. In unserm Fall wird nun Geld, das als Schatz in der Hand eines größern Kapitalisten in größrem Umfang aufgehäuft sein muß, beim Einkauf des fixen Kapitals auf einmal in Cirkulation gewor fen. Es vertheilt sich selbst wieder in der Gesellschaft als Cirkulations mittel und als Schatz. Durch den Amortisationsfonds, worin nach Maßgabe des Verschleißes des fixen Kapitals dessen Werth zu seinem Ausgangspunkt zurückfließt, bildet ein Theil des cirkulirenden Geldes 168 Neuntes Kapitel • Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen wieder Schatz - für längre oder kürzre Zeit - in der Hand desselben Kapitalisten, dessen Schatz bei Ankauf des fixen Kapitals sich in Cir- kulationsmittel verwandelt und von ihm entfernt hatte. Es ist eine be ständig wechselnde Vertheilung des in der Gesellschaft existirenden Schatzes, der abwechselnd als Cirkulationsmittel fungirt, und dann wie der als Schatz aus der Masse des cirkulirenden Geldes abgeschieden wird. Mit der Entwicklung des Kreditwesens, welche der Entwicklung der gro ßen Industrie und der kapitalistischen Produktion nothwendig parallel geht, fungirt dies Geld nicht als Schatz, sondern als Kapital, aber in der Hand nicht seines Eigenthümers, sondern andrer Kapitalisten, denen es zur Verfügung gestellt ist. NEUNTES KAPITEL. D er G e s a m m t - U m s c h l ag des v o r g e s c h o ß n en K a p i t a l s. U m s c h l a g s c y k l e n. Wir haben gesehn, daß die fixen und flüssigen Bestandtheile des produk tiven Kapitals verschiedenartig und zu verschiednen Perioden umschla gen, ebenso daß die verschiednen Bestandtheile des fixen Kapitals in demselben Geschäft je nach ihrer verschiednen Lebens-, daher Repro duktionszeit, wieder verschiedne Umschlagsperioden haben. (Ueber die wirkliche oder scheinbare Verschiedenheit im Umschlag verschiedner Be||162|standtheile des flüssigen Kapitals in demselben Geschäft, siehe am Schluß dieses Kapitels sub 6.) 1) Der Gesammtumschlag des vorgeschoßnen Kapitals ist der Durch schnittsumschlag seiner verschiednen Bestandtheile; Berechnungsmodus weiter unten. Soweit es sich nur um verschiedne Zeitperioden handelt, ist natürlich nichts einfacher als ihren Durchschnitt zu ziehn; aber: 2) es findet hier nicht nur quantitativer sondern qualitativer Unter schied statt. Das in den Produktionsproceß eingehende flüssige Kapital überträgt seinen ganzen Werth auf das Produkt und muß daher beständig, durch den Verkauf des Produkts, in natura ersetzt werden, soll der Produkti onsproceß ohne Unterbrechung vor sich gehn. Das in den Produktions proceß eingehende fixe Kapital überträgt nur Theil seines Werths (den Verschleiß) auf das Produkt und fährt trotz des Verschleißes fort im Pro duktionsproceß zu fungiren; es braucht daher nur in kürzern oder län gern Intervallen, jedenfalls nicht so oft wie das flüssige Kapital, in natura 169 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals ersetzt zu werden. Diese Ersatznothwendigkeit, der Reproduktionster min, ist nicht nur quantitativ verschieden für die verschiednen Bestand theile des fixen Kapitals, sondern wie wir gesehn haben, ein Theil des länger dauernden, vieljährigen fixen Kapitals kann jährlich oder in kür zern Intervallen ersetzt und dem alten fixen Kapital in natura hinzuge fügt werden; bei fixem Kapital andrer Beschaffenheit kann der Ersatz nur nach Ende seiner Lebenszeit auf einmal stattfinden. Jahre dauert, wovon Es ist daher nöthig, die Sonderumschläge der verschiednen Theile des fixen Kapitals auf gleichartige F o rm des Umschlags zu reduciren, sodaß sie nur noch quantitativ, der Umschlagsdauer nach, verschieden sind. Diese qualitative Dieselbigkeit findet nicht statt wenn wir P . .. P die F o rm des kontinuirlichen Produktionsprocesses - zum Ausgangspunkt nehmen. Denn bestimmte Elemente von P müssen beständig in natura ersetzt werden, andre nicht. Wohl aber gibt die F o rm G . .. G' diese Die selbigkeit des Umschlags. Nehmen wir ζ. B. eine Maschine zum Werth von 10 0 0 0 £, die zehn jährlich Vio = 1000 £ in Geld rückverwandelt. Diese 1000 £ haben sich im L a uf eines Jahres aus Geldkapital in produktives Kapital und Waarenkapital, und aus diesem in Geldkapital rückverwandelt. Sie sind ||163| zu ihrer ursprünglichen Geldform zurückgekehrt, wie das flüssige Kapital, wenn wir es unter dieser F o rm betrachten, und es ist dabei gleichgültig, ob das Geldkapital von 1000 £ wieder am Ende des Jahres in die Naturalform einer Maschine rückverwandelt wird oder nicht. Bei der Berechnung des Gesammtumschlags des vorgeschoßnen produktiven Kapitals fixiren wir daher alle seine Elemente in der Geldform, sodaß die Rückkehr zur Geld form den Umschlag schließt. Wir betrachten den Werth immer als in Geld vorgeschossen, selbst beim kontinuirlichen Produktionsproceß, wo diese Geldform des Werths nur die des Rechengelds ist. So können wir dann den Durchschnitt ziehn. sich also 3) Es folgt, daß selbst wenn der bei weitem größre Theil des vorge schoßnen produktiven Kapitals aus fixem Kapital besteht, dessen R e- produktions-, also auch Umschlagszeit, einen vieljährigen Cyklus um faßt, dennoch der während des Jahres umgeschlagene Kapitalwerth in Folge der wiederholten Umschläge des flüssigen Kapitals während des Jahres, größer sein kann als der Gesammtwerth des vorgeschoßnen K a pitals. Das fixe Kapital sei = 80 000 £, seine Reproduktionszeit = 10 Jahre, sodaß 8000 £ davon jährlich zu ihrer Geldform zurückkehren oder es Vio seines Umschlags vollzieht. Das flüssige Kapital sei = 20 000 £ und schlage fünfmal im Jahre um. Das Gesammtkapital ist dann = 100 000 £. Das umgeschlagne fixe Kapital ist = 8000 £; das umgeschlagne flüssige 170 Neuntes Kapitel • Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen Kapital = 5 χ 20 000 = 100 000 £. Also ist das während des Jahres umge schlagne Kapital = 108 000 £, größer um 8000 £ als das vorgeschoßne 2 Kapital. 1 + — des Kapitals hat umgeschlagen. 4) Der Werthumschlag des vorgeschoßnen Kapitals trennt sich also von seiner wirklichen Reproduktionszeit oder der realen Umschlagszeit seiner Bestandtheile. Ein Kapital von 4000 £ schlage ζ. B. fünfmal im Jahre um. Das umgeschlagne Kapital ist dann 5 χ 4000 = 20 000 £. Was aber am Ende jedes Umschlags zurückkehrt, um wieder von neuem vorgeschossen zu werden, ist das ursprünglich vorgeschoßne Kapital von 4000 £. Seine Größe wird nicht verändert durch die Anzahl der Umschlagsperioden, während deren es von neuem als Kapital fungirt. (Abgesehn vom Mehr werth.) In dem Beispiel sub 3 also ist nach der Voraussetzung am Ende des in die Hand des Kapitalisten zurückgekehrt a) eine Werth-) Jahres |164|summe von 20 000 £, die er von neuem in den flüssigen Bestandtheil des Kapitals auslegt, und b) eine Summe von 8000 £, die sich durch den Verschleiß vom Werth des vorgeschoßnen fixen Kapitals losgelöst hat; daneben existirt nach wie vor dasselbe fixe Kapital im Produktionspro ceß fort, aber mit dem verminderten Werth von 72 000 £ statt 80 000 £. Es bedürfte also noch neunjähriger Fortsetzung des Produktionsproces ses, bis das vorgeschoßne fixe Kapital sich ausgelebt und sowohl als Produktbildner wie Werthbildner ausfungirt hat und ersetzt werden muß. Der vorgeschoßne Kapitalwerth hat also einen Cyklus von Umschlägen zu beschreiben, im gegebnen Fall ζ. B. einen Cyklus von zehn jährlichen Umschlägen - und zwar ist dieser Cyklus bestimmt durch die Lebenszeit, daher die Reproduktionszeit oder Umschlagszeit des angewandten fixen Kapitals. In demselben Maße also, worin sich mit der Entwicklung der kapita listischen Produktionsweise der Werthumfang und die Lebensdauer des angewandten fixen Kapitals entwickelt, entwickelt sich das Leben der Industrie und des industriellen Kapitals in jeder besondren Anlage zu einem vieljährigen, sage im Durchschnitt zehnjährigen. Wenn einerseits die Entwicklung des fixen Kapitals dieses Leben ausdehnt, so wird es andrerseits abgekürzt durch die beständige Umwälzung der Produkti onsmittel, die ebenfalls mit der Entwicklung der kapitalistischen Produk tionsweise beständig zunimmt. Mit ihr daher auch der Wechsel der Pro duktionsmittel und die Nothwendigkeit ihres beständigen Ersatzes in Folge des moralischen Verschleißes, lange bevor sie physisch ausgelebt sind. M an kann annehmen, daß für die entscheidendsten Zweige der gro ßen Industrie dieser Lebenscyklus jetzt im Durchschnitt ein zehnjähriger 171 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals ist. D o ch kommt es hier nicht auf die bestimmte Zahl an. Soviel ergibt sich: Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Cyklus von zu sammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen fixen Bestandtheil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der periodischen Krisen, worin das Geschäft aufeinanderfolgende Perioden der Abspannung, mittleren Lebendigkeit, Ueberstürzung, Krise durch macht. Es sind zwar die Perioden, worin Kapital angelegt wird, sehr verschiedne und auseinanderfallende. Indessen bildet die Krise immer den Ausgangspunkt einer großen Neuanlage. Also auch - die ganze Ge sellschaft be|| 165 (trachtet - mehr oder minder eine neue materielle Grund lage für den nächsten Umschlagscyklus. 2 2 [ a l) 5) Ueber die Berechnungsweise des Umschlags lassen wir einen ame rikanischen Oekonomen sprechen. „In einigen Geschäftszweigen wird das ganze vorgeschoßne Kapital mehrere Mal innerhalb eines Jahres umgeschlagen oder cirkulirt; in ei nigen andren schlägt ein Theil mehr als einmal im Jahr um, ein andrer Theil nicht so häufig. Es ist die Durchschnittsperiode, die sein ganzes Kapital gebraucht, um durch seine Hand zu passiren oder um einmal umzuschlagen, wonach ein Kapitalist seinen Profit berechnen muß. An genommen, Jemand habe in einem bestimmten Geschäft die Hälfte seines Kapitals in Gebäuden und Maschinerie angelegt, welche einmal in zehn Jahren erneuert werden; ein Viertel in Werkzeugen etc., die in zwei Jahren erneuert werden; das letzte Viertel, ausgelegt in Arbeitslöhnen und R o h stoffen, wäre zweimal im Jahre umgeschlagen. Sein ganzes Kapital sei 50 000 Dollars. Dann wird seine Jahresauslage sein: 50 000 2 50 000 25 000 Doll, in 10 Jahren = 2 500 Doll, in 1 Jahr 12 500 Doli, in 2 Jahren = 6 250 II M II II 12 500 Doll, in V2 Jahr = 25 000 II II H II in 1 Jahr = 33 750 Doli. Die Durchschnittszeit also, in der sein ganzes Kapital einmal umge schlagen wird, ist 16 Monate ... Nehmen wir einen andern Fall: Ein Vier tel des Gesammtkapitals von 50 000 Doli, cirkulirt in 10 Jahren; ein Vier tel in 1 Jahr; die übrige Hälfte zweimal in 1 Jahr. Dann wird die jährliche Auslage sein: 2 2'a l) „Die städtische Produktion ist an den Turnus der Tage gebunden, die ländliche hin gegen an den Turnus der J a h r e ." (Adam G. Müller: Die Elemente der Staatskunst. Berlin 1809. I I ., S. 178.) Dies ist die naive Vorstellung der R o m a n t ik von Industrie und Agrikultur. 172 Neuntes Kapitel · Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Umschlagszyklen 12 500 = 12 500 " 25 000 χ 2 = 50 000 " In 1 Jahr umgeschlagen = 63 750 D ." (Scrope: Pol. Econ., edit. Alonzo Potter. New York 1841. p. 141, 142.) | 1 1 6 6 1 6) Wirkliche und scheinbare Verschiedenheiten im Umschlag der verschiednen Theile des Kapitals. - Derselbe Scrope sagt an derselben Stelle: „Das Kapital, das ein Fabrikant, Landwirth oder Kaufmann in der Zahlung von Arbeitslöhnen auslegt, cirkulirt am schnellsten, da es vielleicht einmal in der Woche, wenn seine Leute wöchentlich bezahlt werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus seinen Verkäufen oder bezahlten Fakturen umgeschlagen wird. Das in Rohstoffen oder fertigen Vorräthen ausgelegte cirkulirt weniger rasch; es mag zweimal oder vier mal im Jahr umschlagen, je nach der Zeit die zwischen dem Einkauf der einen und dem Verkauf der andern verbraucht wird, vorausgesetzt, daß er auf gleiche Kreditfrist kauft und verkauft. Das in Werkzeugen und Maschinen steckende Kapital cirkulirt noch langsamer, da es im Durch schnitt vielleicht nur einmal in fünf oder zehn Jahren umgeschlagen, d. h. konsumirt und erneuert wird; obwohl manche Werkzeuge schon in einer einzigen Reihe von Operationen aufgebraucht werden. Das in Gebäuden, z. B. Fabriken, Läden, Lagerhäusern, Scheunen, in Straßen, Bewässe rungsanlagen etc. ausgelegte Kapital scheint überhaupt kaum zu cirku liren. In der That aber werden auch diese Anlagen vollständig ebensosehr wie die früher erwähnten aufgebraucht während sie zur Produktion bei tragen, und müssen reproducirt werden, damit der Producent seine Ope rationen fortführen kann. Nur mit dem Unterschied, daß sie langsamer konsumirt und reproducirt werden als die übrigen . .. Das in ihnen ange legte Kapital schlägt vielleicht erst in 20 oder 50 Jahren um." Scrope verwechselt hier den durch Zahlungstermine und Kreditver hältnisse für den individuellen Kapitalisten bewirkten Unterschied im Fluß bestimmter Theile des flüssigen Kapitals mit den aus der Natur des Kapitals hervorgehenden Umschlägen. Er sagt, der Arbeitslohn muß wö chentlich gezahlt werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus den bezahlten Verkäufen oder Fakturen. Erstens ist hier zu bemerken, daß mit Bezug auf den Arbeitslohn selbst Unterschiede eintreten, je nach der Länge des Zahlungstermins, d. h. der Länge der Zeit, wofür der Arbeiter dem Kapitalisten Kredit zu geben hat; also jenachdem der Zahlungster min des Lohns wöchentlich, monatlich, dreimonatlich, halbjährlich u. s. w. Es gilt hier das früher entwickelte Gesetz: „Die nothwendige Masse des Zahlungsmittels (also des auf einen Schlag vorzuschießenden 173 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Geldkapitals) ||167| steht im umgekehrten Verhältniß zur Länge der Zah lungsperioden." (Buch I, K a p. I I I, 3, b) Seite 124.) Zweitens: In das wöchentliche Produkt geht die Gesammtheit nicht nur des in seiner Produktion durch die Wochenarbeit zugesetzten Neu werths ein, sondern ebenso der Werth der im Wochenprodukt aufgezehr ten R o h- und Hülfsstoffe. Mit dem Produkt cirkulirt dieser in ihm ent haltne Werth. Durch den Verkauf dieses Produkts erhält er die Geldform und muß von neuem in dieselben Produktionselemente umgesetzt wer den. Es gilt dies ebensowohl von der Arbeitskraft wie von R o h- und Hülfsstoffen. Aber man hat bereits gesehn (Kap. V I, 2, A ), daß die K o n tinuität der Produktion einen Vorrath von Produktionsmitteln erheischt, verschieden für verschiedne Geschäftszweige, und im selben Geschäfts zweig wieder verschieden für verschiedne Bestandtheile dieses Elements des flüssigen Kapitals, ζ. B. für Kohle und Baumwolle. Obgleich daher diese Stoffe beständig in natura ersetzt werden müssen, brauchen sie nicht beständig neu gekauft zu werden. Wie oft sich der K a uf erneuert, hängt von der Größe des angelegten Vorraths ab, wie lange er vorhält bis er erschöpft ist. Bei der Arbeitskraft findet solches Einlegen von Vorrath nicht statt. Die Rückverwandlung in Geld geht für den in Arbeit ausge legten Kapitaltheil Hand in Hand mit der des in Hülfs- und Rohstoff ausgelegten. Aber die Rückverwandlung des Geldes, einerseits in Arbeits kraft, andrerseits in Rohstoffe, geht getrennt vor sich wegen der besond ren Kauf- und Zahlungstermine dieser beiden Bestandtheile, von denen der eine als produktiver Vorrath in längeren Terminen gekauft wird, der andre, die Arbeitskraft, in kürzren, ζ. B. wöchentlich. Andrerseits muß der Kapitalist neben dem Produktionsvorrath einen Vorrath fertiger Waaren halten. Abgesehn von Verkaufsschwierigkeiten etc. ist ζ. B. eine bestimmte Masse auf Bestellung zu produciren. Während der letzte Theil derselben producirt wird, wartet der schon fertige auf dem Speicher bis zur Zeit, wo die Bestellung ganz ausgeführt werden kann. Andre Unter schiede im Umschlag des flüssigen Kapitals entstehn, sobald einzelne Elemente desselben länger als andre in einem vorläufigen Stadium des Produktionsprocesses (Austrocknung von Holz u. s. w.) verharren müs sen. Das Kreditwesen, auf das Scrope hier Bezug nimmt, wie das Handels kapital, modificirt den Umschlag für den einzelnen Kapitalisten. A uf | |168| gesellschaftlicher Stufenleiter modificirt es ihn nur, soweit es nicht nur die Produktion, sondern auch die Konsumtion beschleunigt. 174 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith ZEHNTES KAPITEL. T h e o r i en ü b er fixes u nd c i r k u l i r e n d es K a p i t a l. D ie P h y s i o k r a t en u nd A d am S m i t h. Bei Quesnay erscheint der Unterschied von fixem und cirkulirendem K a pital als avances primitives und avances annuelles. Er stellt diesen Un terschied richtig dar als Unterschied innerhalb des produktiven, dem un mittelbaren Produktionsproceß einverleibten Kapitals. Da ihm das in der Agrikultur angewandte Kapital, also das Kapital des Pächters, als das einzig wirklich produktive gilt, so ergeben sich diese Unterschiede auch nur für das Kapital des Pächters. Hieraus ergibt sich auch die jährliche Umschlagszeit des einen Theils des Kapitals, und die mehr als jährliche (zehnjährige) des andern. Beiläufig übertragen die Physiokraten im L a uf der Entwicklung diese Unterschiede auch auf andre Sorten Kapital, auf das industrielle Kapital überhaupt. Für die Gesellschaft bleibt der Un terschied zwischen jährlichen und mehrjährigen Vorschüssen so wichtig, daß viele Oekonomen, selbst nach A. Smith, zu dieser Bestimmung zu rückkehren. Der Unterschied zwischen beiden Arten von Vorschüssen entsteht erst, sobald vorgeschoßnes Geld in die Elemente des produktiven Kapitals verwandelt ist. Es ist ein Unterschied, einzig und allein innerhalb des produktiven Kapitals. Es fällt Quesnay daher nicht ein, das Geld, sei es zu den ursprünglichen, sei es zu den jährlichen Vorschüssen zu rechnen. Als Vorschüsse der Produktion - d. h. als produktives Kapital - stehn sie beide sowohl dem Geld, wie den auf dem Markt befindlichen Waaren gegenüber. Ferner reducirt sich der Unterschied dieser beiden Elemente des produktiven Kapitals bei Quesnay richtig auf die verschiedne Weise, worin sie in den Werth des fertigen Produkts eingehn, daher auf die verschiedne Weise, worin ihr Werth mit dem Produktenwerth cirkulirt wird, und daher die verschiedne ||169| Weise ihres Ersatzes oder ihrer Reproduktion, indem der Werth des einen jährlich ganz, der des andren in längern Perioden stückweis ersetzt wird.2 3' 2 3) Vergi, für Quesnay die Analyse du Tableau Économique. (Physiocrates, ed. Daire, I. Partie, Paris 1846.) Es heißt dort z. B .: « L es avances annuelles consistent dans les dépenses qui se font annuellement pour le travail de la culture; ces avances doivent être distinguées des avances primitives, qui forment le fonds de l'établissement de la culture.» (p. 59.) - Bei den jüngren Physiokraten werden die avances schon mehrfach direkt als capital bezeichnet: «Capital ou avances», Dupont de Nemours, Origine & Progrès d'une science nouvelle, 1767 (Daire, I, p. 2 9 1 ); ferner Le Trosne « Au moyen de la durée plus ou moins grande des 175 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Der einzige Fortschritt, den A. Smith macht, ist die Verallgemeinerung der Kategorien. Sie bezieht sich bei ihm nicht mehr auf eine specielle F o rm des Kapitals, das Pächterkapital, sondern auf jede Form des pro duktiven Kapitals. Es folgt daher von selbst, daß an die Stelle des der Agrikultur entnommenen Unterschieds zwischen jährlichem und mehr jährigem Umschlag, der allgemeine Unterschied verschiedenzeitigen Um schlags tritt, sodaß ein Umschlag des fixen Kapitals stets mehr als einen Umschlag des cirkulirenden Kapitals umfaßt, welches immer die Zeit dauer dieser Umschläge des cirkulirenden Kapitals sei, jährlich, mehr als jährlich, oder weniger als jährlich. So verwandeln sich bei Smith die avances annuelles in cirkulirendes und die avances primitives in fixes Kapital. A uf diese Verallgemeinerung der Kategorien beschränkt sich aber sein Fortschritt. Die Ausführung fällt weit hinter Quesnay zurück. Gleich die roh empirische Art, wie Smith die Untersuchung eröffnet, leitet die Unklarheit ein: "There are two different ways in which a capital may be employed so as to yield a revenue or profit to its employer." (Wealth of Nations. B o ok I I, chap. I, p. 189. Edit. Aberdeen, 1848.) Die Arten, worin Werth angelegt werden kann, um als Kapital zu fun giren, um seinem Eigner einen Mehrwerth abzuwerfen, sind ebenso ver 11 70 (schieden, ebenso mannichfach wie die Anlagesphären des Kapi tals. Es ist eine Frage nach den verschiednen Produktionszweigen, worin Kapital angelegt werden kann. Die Frage, so formulirt, geht noch weiter. Sie schließt die Frage ein, wie Werth, auch wenn er nicht als produktives Kapital angelegt wird, als Kapital für seinen Eigner fungiren kann, z. B. als zinstragendes Kapital, Kaufmannskapital u. s. w. Hier sind wir also schon himmelweit entfernt von dem wirklichen Gegenstand der Analyse, nämlich von der Frage: wie die Theilung des produktiven Kapitals in seine verschiednen Elemente, abgesehn von ihrer verschiednen Anlage sphäre, auf ihren Umschlag wirkt. A. Smith fährt dann gleich fort: "First, it may be employed in raising, manufacturing, or purchasing goods, and selling them again with a profit." A. Smith sagt uns hier nichts, als daß Kapital angewandt werden kann in der Agrikultur, der Manufaktur und dem Handel. Er spricht also nur von den verschiednen Anlagesphären des Kapitals, und auch von solchen, wor in, wie im Handel, das Kapital nicht dem unmittelbaren Produktionspro- ouvrages de main d'oeuvre, une nation possède un fonds considérable de richesses, indé pendant de sa réproduction annuelle, qui forme un capital accumulé de longue main, et originairement payé avec des productions, qui s'entretient et s'augmente toujours.» (Daire, I I, p. 928.) - Turgot braucht das Wort capital schon regelmäßiger für avances, und identi fient noch mehr die avances der manufacturiers mit denen der Pächter. (Turgot, Réflexions sur la Formation et la Distribution des Richesses 1766.) 176 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith ceß einverleibt ist, also nicht als produktives Kapital fungirt. Damit verläßt er schon die Grundlage, worauf die Physiokraten die Unterschiede des produktiven Kapitals und ihren Einfluß auf den Umschlag darstellen. J a, er nimmt sofort auch das Kaufmannskapital als Beispiel in einer Frage, wo es sich ausschließlich um Differenzen des produktiven Kapitals im Produkt- und Werthbildungsproceß handelt, die selbst wieder Differenzen in seinem Umschlag und seiner Reproduktion erzeugen. Er fährt fort: "The capital employed in this manner yields no revenue or profit to its employer, while it either remains in his possession or continues in the same shape." - The capital employed in this manner! Aber Smith spricht von Kapital, das in der Agrikultur, in der Industrie angelegt ist, und er sagt uns später, daß das so angelegte Kapital in fixes und cirkulirendes zerfallt! Die Anlage des Kapitals in dieser Art kann also das Kapital weder zu fixem noch zu cirkulirendem machen. Oder meinte er, daß Kapital, angewandt um Waaren zu produciren und diese Waaren mit einem Profit zu verkaufen, nach seiner Verwandlung in Waaren verkauft werden und durch den Verkauf erstens aus dem Besitz des Verkäufers in den des Käufers Übergehn, zweitens aus seiner Natural form als Waare in seine Geldform sich umsetzen muß, und daher dem Besitzer unnütz ist, so lange es entweder in seinem Besitz oder || 1711 - für ihn - in derselben Form bleibt? Aber dann kommt die Sache darauf hin aus: Derselbe Kapitalwerth, der früher in der Form des produktiven Kapitals fungirte, in einer dem Produktionsproceß angehörigen Form, fungirt jetzt als Waarenkapital und Geldkapital, in seinen dem Cirkula tionsproceß angehörigen Formen, ist also weder fixes noch flüssiges K a pital mehr. Und es gilt dies ebensowohl für die Werthelemente, welche durch Roh- und Hülfsstoffe, also durch flüssiges, wie für diejenigen, wel che durch den Verbrauch der Arbeitsmittel, also durch fixes Kapital, zu gefügt werden. Wir kommen auch so dem Unterschied von fixem und flüssigem Kapital keinen Schritt näher. Weiter: "The goods of the merchant yield him no revenue or profit till he sells them for money, and the money yields him as little till it is again exchanged for goods. His capital is continually going from him in one shape, and returning to him in another, and it is only by means of such circulation, or successive exchanges, that it can yield him any profit. Such capitals, therefore, may very properly be called circulating capitals." Was A. Smith hier als cirkulirendes Kapital bestimmt, ist das, was ich Cirkulationskapital nennen will, Kapital, in der dem Cirkulationsproceß, dem Formwechsel vermittelst des Austausches (Stoffwechsel und Hän dewechsel) angehörigen Form, also Waarenkapital und Geldkapital, im Gegensatz zu seiner dem Produktionsproceß angehörigen Form, der des 177 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals produktiven Kapitals. Es sind dies keine besondren Arten, worin der industrielle Kapitalist sein Kapital theilt, sondern es sind verschiedne Formen, die derselbe vorgeschoßne Kapitalwerth in seinem curriculum vitae nach einander stets von neuem annimmt und abstreift. Dies wirft A. Smith - und das ist ein großer Rückschritt gegen die Physiokraten - zusammen mit den Formunterschieden, die innerhalb der Cirkulation des Kapitalwerths, in seinem Kreislauf durch seine successiven Formen, ent springen während der Kapitalwerth sich in der Form des produktiven Kapitals befindet; und zwar entspringen aus der verschiednen Weise, worin die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals am Werth- bildungsproceß sich betheiligen und ihren Werth auf das Produkt über tragen. Wir werden die Folgen dieser Grundverwechslung zwischen dem produktiven und dem in der Cirkulationssphäre befindlichen Kapital (Waarenkapital und Geldkapital) einerseits, und zwischen fixem und flüs sigem Ka||172|pital andrerseits, weiter unten sehn. Der in fixem Kapital vorgeschoßne Kapitalwerth wird ebensowohl durch das Produkt cirku lirt, wie der im flüssigen Kapital vorgeschoßne, und er verwandelt sich durch die Cirkulation des Waarenkapitals ebensosehr in Geldkapital wie der andre. Der Unterschied entspringt nur daraus, daß sein Werth bruch weis cirkulirt und daher auch bruchweis, in kürzern oder längern Peri oden ersetzt, in Naturalform reproducirt werden muß. D aß A. Smith hier unter cirkulirendem Kapital nichts versteht als Cir- kulationskapital, d. h. den Kapitalwerth in seinen dem Cirkulationspro ceß angehörigen Formen (Waarenkapital und Geldkapital), beweist das von ihm mit besondrem Ungeschick gewählte Beispiel. Er nimmt als Bei spiel eine Kapitalart, die gar nicht dem Produktionsproceß angehört, sondern nur in der Cirkulationssphäre haust, nur aus Cirkulationskapital besteht, das Kaufmannskapital. Wie abgeschmackt es ist, mit einem Beispiel zu beginnen, worin das Kapital überhaupt nicht als produktives Kapital figurirt, sagt er selbst gleich darauf: "The capital of a merchant is altogether a circulating cap ital." Aber der Unterschied zwischen cirkulirendem und fixem Kapital soll j a, wie uns später gesagt wird, ein aus wesentlichen Unterschieden innerhalb des produktiven Kapitals selbst entspringender sein. Einerseits hat A. Smith den physiokratischen Unterschied im Kopf, andrerseits die Formunterschiede, die der Kapitalwerth in seinem Kreislauf durchmacht. Und beides geht bunt durcheinander. Wie aber ein Profit entstehn soll durch den Formwechsel von Geld und Waare, durch bloße Verwandlung des Werths aus einer dieser Formen in die andre, ist absolut nicht abzusehn. Auch wird die Erklärung absolut unmöglich, weil er hier beginnt mit dem Kaufmannskapital, das sich nur 178 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith in der Cirkulationssphäre bewegt. Wir kommen hierauf zurück; hören wir zunächst was er über das fixe Kapital sagt: "Secondly, it (capital) may be employed in the improvement of land, in the purchase of useful machines and instruments of trade, or in such like things as yield a revenue or profit without changing masters, or circulat ing any further. Such capitals, therefore, may very properly be called fixed capitals. Different occupations require very different proportions between the fixed and circulating capitals employed in them . .. Some part of the capital of every master artificer or manufacturer must be | 1 1 7 31 fixed in the instruments of his trade. This part, however, is very small in some, and very great in others. . .. The far greater part of the capital of all such master artificers (wie Schneider, Schuster, Weber) however is cir culated, either in the wages of their workmen, or in the price of their materials, and to be repaid with a profit by the price of the work." Abgesehn von der kindlichen Bestimmung über die Quelle des Profits tritt das Schwache und Konfuse gleich darin hervor: Für einen Maschi nenfabrikanten ζ. B. ist die Maschine Produkt, die als Waarenkapital cirkulirt, also in A. Smiths Worten: "is parted with, changes masters, circulates further." Die Maschine wäre also nach seiner eignen Bestim mung kein fixes, sondern cirkulirendes Kapital. Diese Konfusion ent springt wieder daraus, daß Smith den aus der verschiedenartigen Cirkulation der verschiednen Elemente des produktiven Kapitals ent springenden Unterschied von fixem und flüssigem Kapital verwechselt mit Formunterschieden, die dasselbe Kapital durchläuft, soweit es innerhalb des Produktionsprocesses als produktives Kapital fungirt, dagegen inner halb der Cirkulationssphäre als Cirkulationskapital, d. h. als Waaren kapital oder als Geldkapital. Je nach der Stelle, die sie im Lebensproceß des Kapitals einnehmen, können dieselben Dinge daher bei A. Smith als fixes Kapital fungiren (als Arbeitsmittel, Elemente des produktiven K a pitals), und als „cirkulirendes" Kapital, Waarenkapital (als Produkt, das aus der Produktionssphäre in die Cirkulationssphäre abgestoßen wird). Aber A. Smith wechselt auf einmal den ganzen Eintheilungsgrund und widerspricht dem, womit er ein paar Zeilen vorher die ganze Untersuchung eröffnet hatte. Es geschieht dies namentlich mit dem Satz: "There are two different ways in which a capital may be employed so as to yield a revenue or a profit to its employer," nämlich als cirkulirendes oder als fixes Kapi tal. Danach waren dies also verschiedne Anwendungsweisen verschiedner von einander unabhängiger Kapitale, wie Kapitale entweder ζ. B. in der Industrie oder in der Agrikultur angewandt werden können. - Jetzt aber heißt es: "Different occupations require very different proportions be tween the fixed and circulating capitals employed in them." Fixes und 179 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals cirkulirendes Kapital sind jetzt nicht mehr verschiedne, selbständige K a pitalanlagen, sondern verschiedne Portionen desselben produktiven K a pitals, die in verschiednen Anlagesphären verschiednen Antheil vom Ge- sammtwerth dieses Kapitals bilden. Es sind || 174| also Unterschiede, die aus der sachgemäßen Theilung des produktiven Kapitals selbst entspringen, und die daher nur mit Bezug auf dieses gelten. Dem widerspricht aber wieder, daß das Handelskapital als bloß cirkulirendes Kapital dem fixen Kapital gegenüber gestellt wird, denn Smith selbst sagt: „Das Kapital eines Kaufmanns ist ganz und gar cirkulirendes Kapital." Es ist in der That ein nur innerhalb der Cirkulationssphäre fungirendes Kapital, und steht als solches dem produktiven Kapital, dem dem Produktionsproceß einverleib ten Kapital überhaupt gegenüber, kann aber ebendeßhalb nicht als flüs siger (cirkulirender) Bestandtheil des produktiven Kapitals dem fixen Be standtheil des produktiven Kapitals gegenüberstehn. Bei den Beispielen, die Smith gibt, bestimmt er als fixes Kapital die Instruments of trade, als cirkulirendes Kapital den Kapitalantheil ausge legt in Arbeitslöhnen und Rohstoffen, Hülfsstoffe eingerechnet (repaid with a profit by the price of the work). Also zunächst wird nur ausgegangen von den verschiednen Bestand t e i l en des Arbeitsprocesses, Arbeitskraft (Arbeit) und Rohstoffen auf der einen Seite, Arbeitsinstrumenten auf der andern. Diese aber sind K a- pitalbestandtheile weil eine Werthsumme, die als Kapital fungiren soll, in ihnen ausgelegt ist. Sofern sind sie die stofflichen Elemente, Daseinswei sen des produktiven, d. h. des im Produktionsproceß fungirenden Kapi tals. Warum heißt nun der eine Theil fix? Weil some parts of the capital must be fixed in the instruments of trade. Aber der andre Theil ist auch fixirt in Arbeitslohn und Rohstoffen. Maschinen indessen und instru ments of trade . .. such like things . .. yield a revenue or profit without changing masters, or circulating any further. Such capitals, therefore, may very properly be called fixed capitals. Nehmen wir ζ. Β. den Bergbau. Rohmaterial wird hier gar nicht ver­ wandt, indem der Arbeitsgegenstand, ζ. B. das Kupfer, ein Naturprodukt ist, das durch die Arbeit erst angeeignet werden soll. D as erst anzueig­ nende Kupfer, das Produkt des Processes, das später als Waare, resp. Waarenkapital, cirkulirt, bildet kein Element des produktiven Kapitals. Kein Theil seines Werths ist darin ausgelegt. Andrerseits die andren Ele mente des Produktionsprocesses, Arbeitskraft und Hülfsstoffe, wie K o h le, Wasser u. s. w., gehn ebensowenig stofflich in das Produkt ein. Die Kohle wird ganz konsumirt und nur ihr Werth geht in das Produkt ein, ganz wie ein Werththeil der Maschine etc. in das Produkt eingeht. End||175|lich bleibt der Arbeiter ebenso selbständig dem Produkt, dem 180 Zehntes Kapitel • Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith Kupfer, gegenüber stehn, wie die Maschine. Nur der Werth, den er durch seine Arbeit producirt, ist jetzt Bestandtheil des Kupferwerths. Also in diesem Beispiel wechselt kein einziger Bestandtheil des produktiven K a pitals die Hände (masters), oder wird keiner derselben weiter cirkulirt, weil keiner derselben stofflich in das Produkt eingeht. Wo bleibt hier also das cirkulirende Kapital? Nach A. Smith eigner Definition bestände das ganze in einem Kupferbergwerke zur Verwendung kommende Kapital nur aus fixem Kapital. Nehmen wir dagegen eine andre Industrie, die Rohstoffe anwendet, welche die Substanz des Produkts bilden, ferner Hülfsstoffe, die leiblich, nicht nur dem Werth nach, wie etwa Heizkohle in das Produkt eingehn. Mit dem Produkt, dem Garn z. B ., wechselt auch der Rohstoff, die Baumwolle, woraus es besteht, die Hände und geht aus dem Produkti onsproceß in den Konsumtionsproceß ein. Aber so lange die Baumwolle als Element des produktiven Kapitals fungirt, verkauft der Eigner sie nicht, sondern bearbeitet sie, läßt Garn aus ihr machen. Er gibt sie nicht aus der Hand. Oder, um Smiths grobfalsch-trivialen Ausdruck zu brau chen, er macht keinen Profit by parting with it, by its changing masters, or by circulating it. Er läßt seine Materialien ebensowenig cirkuliren wie seine Maschinen. Sie sind fixirt im Produktionsproceß, ganz so gut wie die Spinnmaschinen und Fabrikgebäude. J a, es muß ebenso beständig ein Theil des produktiven Kapitals in der F o rm von Kohle, Baumwolle etc. fixirt sein, wie in der von Arbeitsmitteln. Der Unterschied ist nur der, daß die zur ζ. B. wöchentlichen Produktion von Garn nöthige Baum wolle, Kohle etc. beständig in der Produktion des Wochenprodukts ganz konsumirt wird, daher durch neue Exemplare von Baumwolle, Kohle etc. ersetzt werden muß; also diese Elemente des produktiven Kapitals, ob gleich sie der Art nach identisch bleiben, beständig aus neuen Exempla ren derselben Art bestehn, während dieselbe individuelle Spinnmaschine, dasselbe individuelle Fabrikgebäude fortfahrt, ohne Ersatz durch ein neues Exemplar seiner Art, zu einer ganzen Reihe von Wochenproduk tionen mitzuwirken. Als Elemente des produktiven Kapitals sind alle sei ne Bestandtheile beständig im Produktionsproceß fixirt, denn er kann nicht ohne sie vorgehn. Und alle Elemente des produktiven Kapitals, fixe wie flüssige, stehn gleichmäßig als produktives ||176| Kapital dem Cir kulationskapital, d. h. dem Waarenkapital und Geldkapital gegenüber. Ebenso verhält es sich mit der Arbeitskraft. Ein Theil des produktiven Kapitals muß beständig in ihr fixirt sein, und es sind dieselben identi schen Arbeitskräfte, wie dieselben Maschinen, die überall auf längre Zeit von demselben Kapitalisten verwandt werden. Der Unterschied zwischen ihnen und den Maschinen besteht hier nicht darin, daß die Maschine ein 181 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals für allemal gekauft ist (was auch nicht der Fall, wenn sie ζ. B. in Ter­ minen abbezahlt wird), der Arbeiter nicht - sondern darin, daß die Ar beit, die dieser verausgabt, ganz in den Werth des Produkts eingeht, da gegen der Werth der Maschine nur bruchweis. Smith verwechselt verschiedne Bestimmungen, wenn er vom cirkuliren- den Kapital sagt im Gegensatz zum fixen: "The capital employed in this manner yields no revenue or profit to its employer, while it either remains in his possession or continues in the same shape." Er stellt die nur for melle Metamorphose der Waare, die das Produkt, das Waarenkapital, in der Cirkulationssphäre durchläuft, und die den Händewechsel der Waa ren vermittelt, auf gleiche Stufe mit der körperlichen Metamorphose, welche die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals während des Produktionsprocesses durchlaufen. Verwandlung von Waare in Geld und von Geld in Waare, K a uf und Verkauf, wirft er hier ohne weitres zusam men mit Verwandlung von Produktionselementen in Produkt. Sein Bei spiel für das cirkulirende Kapital ist das Kaufmannskapital, das sich aus Waare in Geld, aus Geld in Waare verwandelt - der der Waarencirku lation angehörige Formwechsel W - G - W. Dieser Formwechsel innerhalb der Cirkulation hat aber für das fungirende industrielle Kapital die Be deutung, daß die Waaren, worin das Geld rückverwandelt wird, Pro duktionselemente (Arbeitsmittel und Arbeitskraft) sind, daß er also die Kontinuität seiner Funktion vermittelt, den Produktionsproceß als kon- tinuirlichen oder als Reproduktionsproceß. Dieser ganze Formwechsel geht in der Cirkulation vor; er ist es, der den wirklichen Uebergang der Waaren aus einer Hand in die andre vermittelt. Dagegen die Metamor phosen, die das produktive Kapital innerhalb seines Produktionsproces ses durchläuft, sind dem Arbeitsproceß angehörige Metamorphosen, n o t w e n d ig um die Produktionselemente in das bezweckte Produkt zu verwandeln. A. Smith hält sich daran, daß ein Theil der Produk- tions||177|mittel (die eigentlichen Arbeitsmittel) im Arbeitsproceß dient (was er fälschlich ausdrückt: yield a profit to their master), indem er seine Naturalform nicht verändert, sich nur allmälig abnutzt; während ein and rer Theil, die Materialien, sich verändert, und gerade durch seine Verän derung seine Bestimmung als Produktionsmittel erfüllt. Dies verschiedne Verhalten der Elemente des produktiven Kapitals im Arbeitsproceß bil det aber nur den Ausgangspunkt des Unterschieds zwischen fixem und nicht fixem Kapital, nicht diesen Unterschied selbst, was sich schon dar aus ergibt, daß es für alle Produktionsweisen, kapitalistische und nicht kapitalistische, gleichmäßig besteht. Diesem verschiednen stofflichen Verhalten entspricht aber die Werthabgabe an das Produkt, der hinwieder der Werthersatz durch den Verkauf des Produkts entspricht; und erst dies 182 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith bildet jenen Unterschied. Das Kapital ist also nicht fix, weil es in den Arbeitsmitteln fixirt ist, sondern weil ein Theil seines in Arbeitsmitteln ausgelegten Werths in denselben fixirt bleibt, während ein andrer Theil als Werthbestandtheil des Produkts cirkulirt. " If it (the stock) is employed in procuring future profit, it must procure this profit by staying with him (the employer), or by going from him. In the one case it is a fixed, in the other it is a circulating capital." (p. 189.) Zunächst fällt hier auf die roh empirische, aus der Anschauungsweise des gewöhnlichen Kapitalisten geschöpfte Vorstellung des Profits, die der bessern esoterischen Einsicht A. Smith's durchaus widerspricht. In dem Preis des Produkts ist der Preis sowohl der Materialien wie der Arbeitskraft ersetzt worden, aber ebenso der von den Arbeitsinstrumenten durch Ver schleiß auf das Produkt übertragne Werththeil. Aus diesem Ersatz entquillt in keinem Fall der Profit. Ob ein zur Produktion des Produkts vorge- schoßner Werth ganz oder stückweis, auf einmal oder allmälig durch den Verkauf desselben ersetzt wird, kann nur die Art und die Zeit des Ersatzes ändern; in keinem Fall aber das beiden Gemeinschaftliche - den Werther satz - in Schöpfung von Mehrwerth verwandeln. Es liegt hier zu Grunde die gewöhnliche Vorstellung, daß weil der Mehrwerth erst durch den Ver kauf des Produkts, durch seine Cirkulation realisirt wird, er nur aus dem Verkauf, aus der Cirkulation entspringe. In der That ist die verschiedne Entstehungsweise des Profits hier nur falsche Phrase dafür, daß die ver schiednen Elemente des pro||178|duktiven Kapitals verschieden dienen, als produktive Elemente verschieden im Arbeitsproceß wirken. Schließlich wird der Unterschied nicht aus dem Arbeits- resp. Verwerthungsproceß, aus der Funktion des produktiven Kapitals selbst abgeleitet, sondern soll nur subjektiv gelten für den einzelnen Kapitalisten, dem der eine Kapital- theil in dieser, der andre in jener Weise nützlich sei. Dagegen hatte Quesnay die Unterschiede aus dem Reproduktionspro ceß und seinen Nothwendigkeiten selbst hergeleitet. Damit dieser Proceß kontinuirlich sei, muß aus dem Werth des jährlichen Produkts der Werth der jährlichen Vorschüsse jährlich ganz ersetzt werden, dagegen der Werth des Anlagekapitals nur stückweis, sodaß er erst in einer Reihe von ζ. B. zehn Jahren ganz ersetzt und daher ganz reproducirt (durch neue Exemplare derselben Art ersetzt) werden muß. A. Smith fällt also tief unter Quesnay zurück. Es bleibt so bei A. Smith für die Bestimmung des fixen Kapitals durch aus nichts übrig, als daß es Arbeitsmittel sind, die ihre Gestalt nicht im Produktionsproceß ändern und fortfahren bis zu ihrer Abnutzung in der Produktion zu dienen, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung sie mithelfen. Es wird vergessen, daß alle Elemente des produktiven Kapitals 183 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals beständig in ihrer Naturalform (als Arbeitsmittel, Materialien und Ar beitskraft) dem Produkt und dem als Waare cirkulirenden Produkt ge- genüberstehn, und daß der Unterschied des aus Materialien und Arbeits kraft bestehenden Theils von dem aus Arbeitsmitteln bestehenden Theil nur darin liegt, mit Bezug auf die Arbeitskraft: daß sie stets neu gekauft wird (nicht für ihre Dauer gekauft wird wie die Arbeitsmittel); in Bezug auf die Materialien: daß nicht dieselben identischen, sondern stets neue Exemplare derselben Art im Arbeitsproceß fungiren. Es wird zugleich der falsche Schein hervorgebracht, als ob der Werth des fixen Kapitals nicht auch cirkulire, obgleich A. Smith natürlich den Verschleiß des fixen K a pitals als Theil des Produktenpreises früher entwickelt hat. Bei dem cirkulirenden Kapital als Gegensatz zum fixen wird nicht her vorgehoben, daß es diesen Gegensatz nur hat als derjenige Bestandtheil des produktiven Kapitals, der ganz aus dem Werth des Produkts ersetzt werden und dessen Metamorphosen daher ganz mitmachen muß, wäh rend dies bei dem fixen Kapital nicht der Fall. Es wird vielmehr zusam mengeworfen mit den Gestalten, die das Kapital bei seinem Uebergang | 11791 aus der Produktionssphäre in die Cirkulationssphäre annimmt, als Waarenkapital und Geldkapital. Aber beide Formen, Waarenkapital und Geldkapital, sind Träger des Werths ebensowohl der fixen wie der flüs sigen Bestandtheile des produktiven Kapitals. Beide sind Cirkulations- kapital, im Gegensatz zum produktiven, aber nicht cirkulirendes (flüssi ges) Kapital im Gegensatz zum fixen. Endlich: Durch die ganz schiefe Entwicklung vom Machen des Profits durch das fixe Kapital, indem es im Produktionsproceß bleibt; durch das cirkulirende, indem es ihn verläßt und cirkulirt wird,- wird über die Die- selbigkeit der Form, die variables Kapital und der flüssige Bestandtheil des konstanten Kapitals im Umschlag haben, der wesentliche Unterschied der selben im Verwerthungsproceß und der Bildung des Mehrwerths versteckt, also das ganze Geheimniß der kapitalistischen Produktion noch mehr ver dunkelt; durch die gemeinsame Bezeichnung: cirkulirendes Kapital, wird dieser wesentliche Unterschied aufgehoben; was dann die spätere Oeko nomie noch weiter führte, indem nicht der Gegensatz von variablem und konstantem, sondern der von fixem und cirkulirendem Kapital als das Wesentliche und allein Unterscheidende festgehalten wurde. Nachdem A. Smith fixes und cirkulirendes Kapital erst bezeichnet hat als zwei besondre Arten, Kapital anzulegen, die, jede für sich betrachtet, einen Profit abwerfen, sagt er: "No fixed capital can yield any revenue but by means of a circulating capital. The most useful machines and instruments of trade will produce nothing without the circulating capital which affords the materials they are employed upon, and the mainte nance of the workmen who employ them." (p. 188.) 184 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith Hier kommt es heraus, was die frühern Ausdrücke: yield a revenue, make a profit, etc. bedeuten, daß nämlich beide Kapitaitheile als Pro duktbildner dienen. A. Smith gibt nun folgendes Beispiel: "That part of the capital of the farmer which is employed in the implements of agriculture is a fixed, that which is employed in the wages and maintenance of his labouring ser vants is a circulating capital. (Hier bezieht sich also der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital richtig nur auf die verschiedne Cirku lation, den Umschlag verschiedner Bestandtheile des produktiven Kapi tals.) He makes a profit of the one by keeping it in his ||180| own pos session, and of the other by parting with it. The price or value of his labouring cattle is a fixed capital (hier wieder das Richtige, daß es der Werth ist worauf sich der Unterschied bezieht, nicht das stoffliche Ele ment), in the same manner as that of the instruments of husbandry; their maintenance (des Arbeitsviehs) is a circulating capital, in the same way as that of the labouring servants. The farmer makes his profit by keeping the labouring cattle, and by parting with their maintenance. (Der Pächter behält das Futter des Viehs, verkauft es nicht. Er verbraucht es als Vieh futter, während er das Vieh selbst als Arbeitsinstrument verbraucht. Der Unterschied ist nur der: Das Viehfutter, das in die Erhaltung des Arbeits viehs eingeht, wird ganz aufgezehrt und muß beständig durch neues Viehfutter aus dem Ackerbauprodukt oder seinem Verkauf ersetzt wer den; das Vieh selbst wird nur ersetzt im M a ß, wie jedes Stück der Reihe nach arbeitsunfähig wird.) Both the price and the maintenance of the cattle which are bought in and fattened, not for labour but for sale, are a circulating capital. The farmer makes his profit by parting with them. (Jeder Waarenproducent, also auch der kapitalistische, verkauft sein Pro dukt, das Resultat seines Produktionsprocesses, weswegen aber dies Pro dukt weder fixen noch flüssigen Bestandtheil seines produktiven Kapitals bildet. Es besteht jetzt vielmehr in einer Form, worin es aus dem Pro duktionsproceß ausgestoßen ist und als Waarenkapital fungiren muß. Das Mastvieh fungirt im Produktionsproceß als Rohmaterial, nicht als Instrument wie das Arbeitsvieh. Es geht daher als Substanz in das Pro dukt ein, und sein ganzer Werth geht in dasselbe ein, wie der der Hülfs- stoffe (sein Futter). Daher ist es flüssiger Theil des produktiven Kapitals, nicht weil das verkaufte Produkt - das Mastvieh - hier dieselbe Natu ralform hat wie der Rohstoff, das noch nicht gemästete Vieh. Dies ist zufällig. Zugleich hätte aber Smith aus diesem Beispiel sehn können, daß es nicht die dingliche Gestalt des Produktionselements ist, was dem in ihm steckenden Werth die Bestimmung fix und flüssig gibt, sondern seine Funktion innerhalb des Produktionsprocesses.) The whole value of the 185 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals seed too is a fixed capital. Though it goes backwards and forwards be tween the ground and the granary, it never changes masters, and there fore it does not properly circulate. The farmer makes his profit not by its sale, but by its increase." Hier bricht die gänzliche Gedankenlosigkeit der Smith'schen Dis|| 181 jtinktion an den Tag. Nach ihm wäre die Aussaat fixes Kapital, wenn kein change of masters stattfände, d. h. wenn die Aussaat direkt aus dem jährlichen Produkt ersetzt, von ihm abgezogen wird. Es wäre dagegen cirkulirendes Kapital, wenn das ganze Produkt verkauft und aus einem Werththeil desselben fremdes Saatkorn gekauft worden. In dem einen Fall findet change of masters statt, in dem andern nicht. Smith verwechselt hier wieder flüssiges Kapital und Waarenkapital. Das Pro dukt ist der stoffliche Träger des Waarenkapitals. Aber natürlich nur der Theil desselben, der wirklich in Cirkulation tritt und nicht wieder direkt in den Produktionsproceß eingeht, aus dem er als Produkt hervorkam. Ob der Same direkt als Theil vom Produkt abgezogen, oder ob das ganze Produkt verkauft und ein Theil seines Werths im Ankauf von frem dem Samen umgesetzt wird, in beiden Fällen findet nur Ersatz statt, und wird durch diesen Ersatz kein Profit gemacht. In dem einen Fall tritt der Same mit dem Rest des Produkts als Waare in Cirkulation, im andern Fall figurirt er nur in der Buchhaltung als Werthbestandtheil des vorge schoßnen Kapitals. Aber in beiden Fällen bleibt er flüssiger Bestandtheil des produktiven Kapitals. Er wird ganz aufgezehrt, um das Produkt fer tig zu machen, und er muß ganz aus ihm ersetzt werden, um die R e produktion zu ermöglichen. „Rohmaterialien und Hülfsstoffe verlieren die selbständige Gestalt, womit sie in den Arbeitsproceß als Gebrauchswerthe eintraten. Anders mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein Instrument, eine Maschine, ein Fabrikgebäude, ein Gefäß u. s. w. dienen im Arbeitsproceß nur solange sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in ebender selben Form in den Arbeitsproceß eingehn wie gestern. Wie sie während ihres Lebens, des Arbeitsprocesses, ihre selbständige Gestalt gegenüber dem Produkt bewahren, so auch nach dem Tode. Die Leichen von M a schinen, Werkstätten, Arbeitsgebäuden, existiren immer noch selbstän dig, getrennt von den Produkten, die sie bilden halfen." (Buch I, K a p. V I, S. 192.) Diese verschiednen Weisen, worin die Produktionsmittel zur Bildung des Produkts vernutzt werden, indem die einen dem Produkt gegenüber ihre selbständige Gestalt bewahren, die andern sie verändern oder ganz verlieren, - diesen, dem Arbeitsproceß als solchem angehörigen Unter schied, der daher ebenso für Arbeitsprocesse zutrifft, die auf bloßen 186 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith Selbstbedarf, ζ. B. der patriarchalischen Familie, gerichtet sind, ohne al­ len ||182| Austausch, ohne Waarenproduktion - verfälscht A. Smith in dem er 1) die hier ganz ungehörige Bestimmung des Profits hineinbringt, daß die einen dem Eigner Profit bringen, indem sie ihre Gestalt beibe halten, die andren, indem sie sie verlieren; 2) indem er die Veränderungen eines Theils der Produktionselemente im Arbeitsproceß zusammenwirft mit dem, dem Austausch der Produkte, der Waarencirkulation angehö- rigen Formwechsel ( K a uf und Verkauf), der zugleich den Wechsel des Eigenthums an den cirkulirenden Waaren einschließt. Der Umschlag unterstellt die Reproduktion als vermittelt durch Cir kulation, also durch Verkauf des Produkts, durch seine Verwandlung in Geld und Rückverwandlung aus Geld in seine Produktionselemente. So weit aber ein Theil seines eignen Produkts dem kapitalistischen Produ centen selbst wieder direkt als Produktionsmittel dient, erscheint der Pro ducent als Verkäufer desselben an sich selbst und so figurirt die Sache in seiner Buchhaltung. Dieser Theil der Reproduktion ist dann nicht durch Cirkulation vermittelt, sondern unmittelbar. Der Theil des Produkts, der so wieder als Produktionsmittel dient, ersetzt aber flüssiges Kapital, nicht fixes, soweit 1) sein Werth ganz in das Produkt eingeht und 2) es selbst in natura ganz durch ein neues Exemplar aus dem neuen Produkt ersetzt worden ist. A. Smith sagt uns nun, woraus cirkulirendes und fixes Kapital besteht. Er zählt die Dinge, die stofflichen Elemente auf, welche fixes Kapital, und die, welche cirkulirendes bilden, als ob diese Bestimmtheit diesen Dingen stofflich, von Natur zukäme und nicht vielmehr aus ihrer be stimmten Funktion innerhalb des kapitalistischen Produktionsprocesses entspränge. Und doch macht er in demselben Kapitel ( B o ok II, chap. I) die Bemerkung, daß, obgleich ein gewisses Ding, wie ζ. B. ein Wohnhaus, das für unmittelbare Konsumtion reservirt ist, ,,may yield a revenue to its proprietor, and thereby serve in the function of a capital to him, it cannot yield any to the public, nor serve in the function of a capital to it, and the revenue of the whole body of the people can never be in the smallest degree increased by it." (S. 186.) Hier spricht A. Smith also klar aus, daß die Kapitaleigenschaft den Dingen nicht als solchen und unter allen Um ständen zukommt, sondern eine Funktion ist, mit der sie je nach Um ständen bekleidet oder nicht bekleidet sind. Was aber vom Kapital über haupt, das gilt auch von seinen Unterabtheilungen. | 11831 Dieselben Dinge bilden Bestandtheil des flüssigen oder des fixen Kapitals, je nachdem sie andre Funktion im Arbeitsproceß vollziehn. Ζ. B. ein Vieh, als Arbeitsvieh (Arbeitsmittel) bildet stoffliche Existenz­ weise des fixen Kapitals, dagegen als Mastvieh (Rohmaterial) Bestand- 187 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals theil des cirkulirenden Kapitals des Pächters. Andrerseits kann dasselbe Ding bald als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren, bald zum unmittelbaren Konsumtionsfonds gehören. Ein Haus z. B ., wenn als Ar beitslokal fungirend, ist fixer Bestandtheil des produktiven Kapitals; wenn als Wohnhaus, gar keine Form des Kapitals qua Wohnhaus. Die selben Arbeitsmittel können in vielen Fällen bald als Produktionsmittel, bald als Konsumtionsmittel fungiren. Es war dies der eine der Irrthümer, die aus der Smith'schen Auffassung folgen: die Charaktere von fixem und cirkulirendem Kapital als den Din gen zukommende Charaktere zu fassen. Schon die Analyse des Arbeits- processes (Buch I, K a p. V) zeigt, wie die Bestimmungen von Arbeitsmit tel, Arbeitsmaterial, Produkt wechseln, je nach der verschiednen Rolle, die ein und dasselbe Ding im Proceß einnimmt. Die Bestimmungen von fixem und nichtfixem Kapital sind aber ihrerseits aufgebaut auf die be stimmten Rollen, welche diese Elemente im Arbeitsproceß und daher auch im Werthbildungsproceß spielen. Zweitens aber, bei Aufzählung der Dinge, woraus fixes und cirkuliren des Kapital bestehn, kommt ganz zum Ausbruch, daß Smith den nur in Bezug auf das produktive Kapital (das Kapital in seiner produktiven F o r m) gültigen und Sinn habenden Unterschied von fixen und flüssigen Bestandtheilen desselben zusammenwirft mit dem Unterschied zwischen produktivem Kapital und den, dem Kapital in seinem Cirkulationspro ceß angehörigen Formen: Waarenkapital und Geldkapital. Er sagt an derselben Stelle (pp. 187, 188): "The circulating capital consists ... of the provisions, materials, and finished work of all kinds that are in the hands of their respective dealers, and of the money that is necessary for circu lating and distributing them etc." - In der That, wenn wir näher zusehn, so ist hier, im Gegensatz zum Frühern, cirkulirendes Kapital wieder gleichgesetzt mit Waarenkapital und Geldkapital, also mit zwei Formen des Kapitals, die gar nicht dem Produktionsproceß angehören, die nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen, sondern Cir- kulationskapital im Gegensatz zum produktiven Kapital bilden. || 1841 Nur neben diesen figuriren dann wieder die in Materialien (Rohstoff oder Halb fabrikaten) vorgeschoßnen und wirklich dem Produktionsproceß einver leibten Bestandtheile des produktiven Kapitals. Er sagt: " . .. The third and last of the three portions into which the general stock of the society naturally divides itself, is the circulating capital, of which the characteristic is, that it affords a revenue only by circulating or changing masters. This is composed likewise of four parts: first, of the money ... (Aber Geld ist nie eine F o rm des produktiven, des im Produk tionsproceß fungirenden Kapitals. Es ist stets nur eine der Formen, wel- 188 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith che das Kapital innerhalb seines Cirkulationsprocesses annimmt.) - sec ondly, of the stock of provisions which are in the possession of the butch er, the grazier, the farmer ... and from the sale of which they expect to derive a profit... Fourthly and lastly, of the work which is made up and completed, but which is still in the hands of the merchant and man ufacturer. - Und: thirdly, of the materials, whether altogether rude or more or less manufactured, of clothes, furniture, and building, which are not yet made up into any of those three shapes but which remain in the hands of the growers, the manufacturers, the mercers and drapers, the timber-merchants, the carpenters and joiners, the brickmakers etc." Nr. 2 und 4 enthalten nichts als Produkte, die als solche aus dem Pro duktionsproceß abgestoßen sind und verkauft werden müssen; kurz, die nun als Waaren, daher resp. als Waarenkapital fungiren, also eine Form besitzen und eine Stelle im Proceß einnehmen, worin sie kein Element des produktiven Kapitals bilden, welches immer ihre schließliche Bestim mung, d. h. ob sie der individuellen oder produktiven Konsumtion schließlich ihrem Zweck (Gebrauchswerth) nach anheimfallen sollen. Diese Produkte in 2 sind Nahrungsmittel, in 4 alle andern fertigen Pro dukte, die also selbst wieder nur aus fertigen Arbeitsmitteln oder fertigen Genußmitteln (andern als den sub 2 enthaltnen Nahrungsmitteln) be- stehn. D aß Smith dabei auch vom Kaufmann spricht, zeigt seine Konfusion. Soweit der Producent sein Produkt an den Kaufmann verkauft hat, bil det es überhaupt keine Form seines Kapitals mehr. Gesellschaftlich be trachtet ist es allerdings immer noch Waarenkapital, wenn auch in andrer Hand als in der seines Producenten; aber eben weil Waarenkapital, weder fixes noch flüssiges Kapital. | 1185 J In jeder nicht auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichteten Produk tion muß das Produkt als Waare cirkuliren, d. h. verkauft werden, nicht um daraus einen Profit zu machen, sondern damit der Producent über haupt leben kann. Bei der kapitalistischen Produktion kommt hinzu, daß mit dem Verkauf der Waare auch der Mehrwerth, der in ihr steckt, re- alisirt wird. Das Produkt tritt als Waare aus dem Produktionsproceß heraus, ist also weder fixes noch flüssiges Element desselben. Uebrigens hebt Smith sich hier selbst auf. Die fertigen Produkte, wel ches immer ihre stoffliche Gestalt oder ihr Gebrauchswerth, ihr Nutzef fekt, sind hier alle Waarenkapital, also Kapital in einer dem Cirkulati onsproceß angehörigen Form. Als in dieser Form befindlich, bilden sie keine Bestandtheile des etwaigen produktiven Kapitals ihres Eigners; was durchaus nicht verhindert, daß, sobald sie verkauft sind, sie in der Hand ihres Käufers Bestandtheile von produktivem Kapital werden, sei es flüs- 189 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals sige oder fixe. Es zeigt sich hier, daß dieselben Dinge, die zu einer Zeit als Waarenkapital, im Gegensatz zum produktiven Kapital, auf dem Markt auftreten - sobald sie dem Markt entzogen sind, als flüssige oder fixe Bestandtheile des produktiven Kapitals fungiren oder auch nicht fungi ren können. Das Produkt des Baumwollspinners - Garn - ist die Waarenform sei nes Kapitals, Waarenkapital für ihn. Es kann nicht wieder als Bestand theil seines produktiven Kapitals fungiren, weder als Arbeitsmaterial noch als Arbeitsmittel. Aber in der Hand des Webers, der es kauft, wird es dem produktiven Kapital desselben als einer seiner flüssigen Bestand theile einverleibt. Für den Spinner ist das Garn aber Träger des Werths eines Theils sowohl seines fixen als seines flüssigen Kapitals (vom Mehr werth abgesehn). So ist eine Maschine, als Produkt des Maschinenfa brikanten, Waarenform seines Kapitals, Waarenkapital für ihn; und solange sie in dieser Form verharrt, ist sie weder flüssiges noch fixes Kapital. Verkauft an einen sie verwendenden Fabrikanten, wird sie fixer Bestandtheil eines produktiven Kapitals. Selbst wenn, seiner Gebrauchs form nach, das Produkt theilweis wieder als Produktionsmittel in den Proceß eingehn kann, aus dem es herkam, wie ζ. B. Kohle in die Koh­ lenproduktion, so repräsentirt gerade der für den Verkauf bestimmte Theil des Kohlenprodukts weder flüssiges noch fixes Kapital, sondern Waarenkapital. | 1186| Andrerseits kann das Produkt seiner Gebrauchsform nach durch aus unfähig sein, irgend ein Element des produktiven Kapitals zu bilden, sei es als Arbeitsmaterial oder als Arbeitsmittel. Ζ. B. irgend ein Lebens­ mittel. Nichtsdestoweniger ist es Waarenkapital für seinen Producenten, Werthträger sowohl des fixen wie des flüssigen Kapitals; und Einen oder des Andern, jenachdem das in seiner Produktion angewandte Kapital ganz oder theilweise ersetzt werden muß, seinen Werth ganz oder theil- weise auf es übertragen hat. Bei Smith figurirt in Nr. 3 das Rohmaterial (Rohstoff, Halbfabrikat, Hülfsstoff) einerseits nicht als ein schon dem produktiven Kapital ein verleibter Bestandtheil, sondern in der That nur als eine besondre Sorte der Gebrauchswerthe, aus denen das gesellschaftliche Produkt überhaupt besteht, der Waarenmasse, neben den sub 2 und 4 aufgezählten andern stofflichen Bestandtheilen, Lebensmitteln etc. Andrerseits werden sie al lerdings als dem produktiven Kapital einverleibt, und daher auch als Elemente desselben in der Hand des Producenten, aufgeführt. Die Kon fusion zeigt sich darin, daß sie theils als in den Händen des Producenten fungirend aufgefaßt werden (in the hands of the growers, the manufac turers etc.), andrerseits als in den Händen von Kaufleuten (mercers, 190 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith drapers, timber-merchants), wo sie bloßes Waarenkapital, nicht Bestand theile des produktiven Kapitals. In der That vergißt A. Smith hier in der Aufzählung der Elemente des cirkulirenden Kapitals ganz den nur in Bezug auf das produktive Kapital gültigen Unterschied von fixem und flüssigem Kapital. Er stellt vielmehr Waarenkapital und Geldkapital, d. h. die beiden dem Cirkulationsproceß angehörigen Formen des Kapitals, dem produktiven Kapital gegenüber, aber auch dies nur bewußtlos. Auffallend ist endlich, daß A. Smith bei Aufzählung der Bestandtheile des cirkulirenden Kapitals, die Arbeitskraft vergißt. Und zwar geschieht dies aus doppeltem Grund. Man hat eben gesehn, daß, abgesehn vom Geldkapital, das cirkuliren- de Kapital nur ein andrer Name für das Waarenkapital ist. Aber soweit die Arbeitskraft auf dem Markt cirkulirt, ist sie nicht Kapital, keine Form des Waarenkapitals. Sie ist überhaupt nicht Kapital; der Arbeiter ist kein Kapitalist, obgleich er eine Waare auf den Markt bringt, nämlich seine eigne Haut. Erst sobald die Arbeitskraft verkauft, dem Produkti onsproceß einverleibt ist, - also nachdem sie aufgehört hat als ||187| Waa re zu cirkuliren, wird sie Bestandtheil des produktiven Kapitals: variables Kapital als Quelle des Mehrwerths, flüssiger Bestandtheil des produkti ven Kapitals in Bezug auf den Umschlag des in ihr ausgelegten Kapital werths. Da Smith hier das flüssige Kapital mit Waarenkapital verwech selt, kann er die Arbeitskraft nicht unterbringen unter seine Rubrik des cirkulirenden Kapitals. Das variable Kapital tritt daher hier auf in der Form der Waaren, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, der Lebens mittel. In dieser Form soll der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitalwerth zum cirkulirenden Kapital gehören. Was dem Produktionsproceß einver leibt wird, ist die Arbeitskraft, der Arbeiter selbst, nicht die Lebensmittel, wodurch sich der Arbeiter erhält. Allerdings haben wir gesehn (Buch I, Kap. X X I ), daß, gesellschaftlich betrachtet, auch die Reproduktion des Arbeiters selbst durch seinen individuellen Konsum zum Reproduktions- proceß des gesellschaftlichen Kapitals gehört. Aber dies gilt nicht für den einzelnen in sich abgeschloßnen Produktionsproceß, den wir hier be trachten. Die acquired and useful abilities (p. 187), die Smith unter der Rubrik des fixen Kapitals aufführt, bilden im Gegentheil Bestandtheile des flüssigen Kapitals, sobald sie abilities des Lohnarbeiters sind und dieser seine Arbeit mitsammt ihren abilities verkauft hat. Es ist ein großer Fehler Smith's, daß er den ganzen gesellschaftlichen Reichthum eintheilt in 1) unmittelbaren Konsumtionsfonds, 2) fixes K a pital, 3) cirkulirendes Kapital. Hiernach wäre der Reichthum einzuthei- len in 1) den Konsumtionsfonds, der keinen Theil des fungirenden gesell- 191 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals schaftlichen Kapitals bildet, obgleich Theile desselben beständig als K a pital fungiren können; und 2) in Kapital. Ein Theil des Reichthums fun girt hiernach als Kapital, der andre Theil als Nichtkapital oder Konsum tionsfonds. Und es erscheint hier als eine unumgängliche Nothwendigkeit für alles Kapital, entweder fix zu sein oder flüssig, etwa wie es für ein Säugethier eine Naturnothwendigkeit ist, entweder männlich zu sein oder weiblich. Wir haben aber gesehn, daß der Gegensatz von fix und flüssig nur anwendbar ist auf die Elemente des produktiven Kapitals, daß es also neben diesen noch eine sehr bedeutende Menge Kapital - Waarenkapital und Geldkapital - gibt, die sich in einer F o rm befindet, in der sie weder fix noch flüssig sein kann. Da mit Ausnahme des Theils der Produkte, der in Naturalform von den einzelnen kapitalistischen Producenten selbst, direkt ohne Verkauf oder II 1881 Einkauf, wieder als Produktionsmittel vernutzt wird, die ganze Masse der gesellschaftlichen Produktion - auf kapitalistischer Grundlage - als Waarenkapital auf dem Markt cirkulirt, so ist es klar, daß aus dem Waarenkapital sowohl die fixen und flüssigen Elemente des produktiven Kapitals, wie auch alle Elemente des Konsumtionsfonds herausgezogen werden; was in der That nichts andres heißt, als daß Produktionsmittel wie Konsumtionsmittel auf Basis der kapitalistischen Produktion zu nächst als Waarenkapital auftreten, wenn sie auch die Bestimmung ha ben, später als Konsumtions- oder Produktionsmittel zu dienen; wie die Arbeitskraft selbst als Waare, wenn auch nicht als Waarenkapital, auf dem Markt vorgefunden wird. Daher folgende neue Verwirrung bei A. Smith. Er sagt: " Of these four parts (des circulating capital, d. h. des Kapitals in seinen dem Cirkulationsproceß angehörigen Formen von Waarenkapital und Geldkapital - zwei Theile, die sich dadurch in vier verwandeln, daß Smith die Bestandtheile des Waarenkapitals wieder stofflich unterschei det) three - provisions, materials, and finished work, are either annually or in a longer or shorter period, regularly withdrawn from it, and placed either in the fixed capital, or in the stock reserved for immediate con sumption. Every fixed capital is both originally derived from, and re quires to be continually supported by, a circulating capital. All useful machines and instruments of trade are originally derived from a circu lating capital, which furnishes the materials of which they are made and the maintenance of the workmen who make them. They require, too, a capital of the same kind to keep them in constant repair." (p. 188.) Mit Ausnahme stets des direkt von ihren Producenten wieder als Pro duktionsmittel verbrauchten Theils des Produkts, gilt für die kapitalisti sche Produktion der allgemeine Satz: Alle Produkte kommen als Waaren 192 Zehntes Kapitel • Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith auf den Markt und cirkuliren daher für den Kapitalisten als Waarenform seines Kapitals, als Waarenkapital, ob diese Produkte nun ihrer Natu ralform, ihrem Gebrauchswerth nach, als Elemente des produktiven K a pitals (des Produktionsprocesses) fungiren müssen oder können, als Pro duktionsmittel, und daher als fixe oder flüssige Elemente des produktiven Kapitals; oder ob sie nur als Mittel der individuellen, nicht der produk tiven Konsumtion dienen können. Alle Produkte werden als Waaren auf den Markt geworfen; alle Produktions- und Konsumtionsmittel, alle | ¡1891 Elemente der produktiven und individuellen Konsumtion müssen daher durch K a uf als Waaren wieder dem Markt entzogen werden. Diese Trivialität (truism) ist natürlich richtig. Es gilt dies daher auch sowohl für die fixen wie für die flüssigen Elemente des produktiven Kapitals, für Arbeitsmittel wie für Arbeitsmaterial in allen Formen. (Dabei ist noch vergessen, daß es Elemente des produktiven Kapitals gibt, die von Natur vorhanden, keine Produkte sind.) Die Maschine wird sowohl auf dem Markt gekauft, wie die Baumwolle. Aber es folgt daraus keineswegs - dies folgt nur aus der Smithschen Verwechslung von Cirkulationska- pital mit cirkulirendem oder flüssigen, d. h. nichtfixem Kapital - daß jedes fixe Kapital ursprünglich aus einem flüssigen herstammt. Und zu dem hebt Smith sich selbst auf. Die Maschinen bilden als Waare nach ihm selbst Theil von Nr. 4 des cirkulirenden Kapitals. D aß sie aus dem cirkulirenden Kapital herstammen, heißt also nur, daß sie als Waaren kapital fungirten, bevor sie als Maschinen fungirten, daß sie aber stoff lich aus sich selbst herstammen; ebenso wie die Baumwolle als flüssiges Element des Spinnerkapitals aus der Baumwolle auf dem Markt her stammt. Wenn aber Smith, in seiner weitern Ausführung, das fixe Kapital deswegen aus dem flüssigen herleitet, weil Arbeit und Rohmaterial nöthig ist, um Maschinen zu machen, so sind erstens noch Arbeitsmittel, also fixes Kapital, nöthig um Maschinen zu machen, und es ist zweitens eben falls fixes Kapital nöthig, Maschinerie etc., um Rohmaterialien zu ma chen, da das produktive Kapital stets Arbeitsmittel einschließt, aber nicht stets Arbeitsmaterial. Er selbst sagt gleich darauf: "Lands, mines, and fisheries, require all both a fixed and circulating capital to cultivate them; (er gibt also zu, daß nicht nur flüssiges sondern auch fixes Kapital nöthig zur Produktion von Rohmaterial) and (hier neue Verkehrtheit) their produce replaces with a profit, not only those capitals, but all the others in society." (p. 188.) Dies ist total verkehrt. Ihr Produkt liefert das Roh material, die Hülfstoffe etc., für alle andern Industriezweige. Aber ihr Werth ersetzt nicht den Werth aller andern gesellschaftlichen Kapitale; er ersetzt nur ihren eignen Kapitalwerth (+ Mehrwerth). Hier geht bei A. Smith wieder die Erinnerung an die Physiokraten durch. 193 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Gesellschaftlich betrachtet ist es richtig, daß der Theil des Waarenka pitals, der aus Produkten besteht, die nur als Arbeitsmittel dienen kön nen, früher oder später - wenn sie nicht überhaupt nutzlos produj|190|cirt sein sollen, nicht unverkäuflich sind - auch als Arbeitsmittel fungiren, d. h. auf Basis der kapitalistischen Produktion, sobald sie aufgehört ha ben Waaren zu sein, wirkliche, wie vorher schon voraussichtliche, Ele mente des fixen Theils des gesellschaftlichen produktiven Kapitals bilden müssen. Hier findet ein Unterschied statt, der aus der Naturalform des Pro dukts entspringt. Eine Spinnmaschine ζ. B. hat keinen Gebrauchswerth, wenn sie nicht zum Spinnen vernutzt wird, also nicht als Produktionselement, also, vom kapitalistischen Standpunkt, als fixer Bestandtheil eines produktiven K a­ pitals fungirt. Aber die Spinnmaschine ist beweglich. Sie kann aus dem Land, worin sie producirt ist, exportirt und im fremden Land, sei es gegen Rohstoffe etc., sei es gegen Champagner, direkt oder indirekt ver­ kauft werden. In dem Land, worin sie producirt wurde, hat sie dann nur als Waarenkapital fungirt, nie aber, auch nicht nach ihrem Verkauf, als fixes Kapital. Dagegen Produkte, die durch Einverleibung mit dem Boden lokalisirt sind, und daher auch nur lokal vernutzt werden können, ζ. B. Fabrik­ gebäude, Eisenbahnen, Brücken, Tunnels, Docks u. s. w., Bodenverbes serungen u. s. w., können nicht körperlich, mit Haut und Haaren, expor tirt werden. Sie sind nicht beweglich. Entweder sind sie nutzlos, oder sie müssen, sobald sie verkauft sind, als fixes Kapital fungiren in dem Land, worin sie producirt sind. Für ihren kapitalistischen Producenten, der auf Speculation Fabriken baut oder Ländereien verbessert, um sie zu ver kaufen, sind diese Dinge F o rm seines Waarenkapitals, also nach A. Smith F o rm des cirkulirenden Kapitals. Aber gesellschaftlich betrach tet, müssen diese Dinge - sollen sie nicht nutzlos sein - schließlich im Land selbst in einem durch ihre eigne Lokalität fixirten Produktionspro ceß als fixes Kapital fungiren; woraus keineswegs folgt, daß unbewegli che Dinge als solche ohne weitres fixes Kapital sind; sie können als Wohnhäuser etc. dem Konsumtionsfonds angehören und also überhaupt nicht zum gesellschaftlichen Kapital gehören, obgleich sie ein Element des gesellschaftlichen Reichthums bilden, wovon das Kapital nur ein Theil. Der Producent dieser Dinge, um uns Smithisch auszudrücken, macht einen Profit durch ihren Verkauf. Also cirkulirendes Kapital! Ihr Nutzanwender, ihr definitiver Käufer, kann sie nur benutzen, indem er sie im Produktionsproceß verwendet. Also fixes Kapital! | 194 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith |191| Eigenthumstitel, an einer Eisenbahn z . B ., können täglich die Hände wechseln, und ihre Besitzer durch den Verkauf dieser Titel sogar im Auslande - sodaß die Eigenthumstitel exportirbar, obgleich nicht die Eisenbahn selbst - einen Profit machen. Aber nichtsdestoweniger müssen diese Dinge im Lande selbst, wo sie lokalisirt sind, entweder brach liegen oder als fixer Bestandtheil eines produktiven Kapitals fungiren. Ebenso kann Fabrikant A Profit machen durch Verkauf seiner Fabrik an F a brikant B, was aber die Fabrik nicht hindert, nach wie vor als fixes Kapital zu fungiren. Wenn daher die lokal fixirten, vom Boden unzertrennlichen Arbeits mittel, obgleich sie für ihren Producenten als Waarenkapital fungiren mögen und keine Elemente seines fixen Kapitals bilden (dies besteht für ihn aus den Arbeitsmitteln, die er zum Bau von Gebäuden, Eisenbahnen etc. braucht), dennoch nothwendig voraussichtlich als fixes Kapital im Land selbst fungiren müssen, so folgt daraus keineswegs umgekehrt, daß das fixe Kapital nothwendig aus unbeweglichen Dingen besteht. Ein Schiff und eine Lokomotive wirken nur durch ihre Bewegung; und doch fungiren sie, nicht für ihren Producenten, aber für ihren Anwender als fixes Kapital. Andrerseits sind Dinge, die wirklichst im Produktionspro ceß fixirt sind, in ihm leben und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn eingetreten, wieder verlassen, flüssige Bestandtheile des produktiven K a pitals. Ζ. B. die Kohle, die zum Betrieb der Maschine im Produktions­ proceß, das Gas, das zur Beleuchtung im Fabrikgebäude verzehrt wird u. s. w. Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den Pro duktionsproceß verlassen und als Waare cirkuliren, sondern weil ihr Werth ganz in den Werth der Waare eingeht, den sie produciren helfen, also auch ganz aus dem Verkauf der Waare ersetzt werden muß. In der letztcitirten Stelle A. Smith's ist noch die Phrase zu bemerken: "A circulating capital which furnishes... the maintenance of the work men who make them (Maschinen etc.)." Bei den Physiokraten figurirt der in Arbeitslohn vorgeschoßne Kapi- taltheil richtig unter den avances annuelles im Gegensatz zu den avances primitives. Andrerseits erscheint bei ihnen als Bestandtheil des vom Päch ter angewandten produktiven Kapitals nicht die Arbeitskraft selbst, son dern die den Landarbeitern gegebnen Lebensmittel (the maintenance of the workmen, wie Smith sagt). Dies hängt genau mit ihrer speci||192|fi- schen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente etc., kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Pro dukt zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Ar beitern gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte 195 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals nothwendig zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von kon stantem Kapital und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch ihre Doktrin selbst versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth pro ducirt (außer der Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn in der Industrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt, so entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit (Mit hülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur deswegen heißt ihnen die Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern Ar beitsarten. A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes K a pital im Gegensatz zum fixen 1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt mit den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst, daß, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen. 2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter, obgleich sie dem esoterischen - wirklich wissenschaftlichen - Theil seiner eignen Entwicklung widerspricht. Das vorgeschoßne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die selbst Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in dieser Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt man nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des Kapitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, daß diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von | 11931 den Rohmaterialien, und von den Lebensmitteln des Arbeitsviehs, womit Smith, nach Vorgang der Physiokraten, sie daher auch in einer vorhercitirten Stelle auf eine Stufe stellt. Die Lebensmittel können nicht selbst ihren Werth verwerthen oder ihm einen Mehrwerth zusetzen. Ihr Werth, wie der der andren Elemente des produktiven Kapitals, kann nur im Werth des Produkts wieder erscheinen. Sie können ihm nicht mehr Werth zusetzen als sie selbst besitzen. Sie unterscheiden sich, wie R o h material, Halbfabrikat etc., nur dadurch vom fixen Kapital, das aus Ar beitsmitteln besteht, daß sie (für den Kapitalisten wenigstens, der sie zahlt) ganz verzehrt werden in dem Produkt, in dessen Bildung sie ein- 196 Zehntes Kapitel · Theorien über fixes u. zirkulierendes Kapital. Physiokraten u. Smith gehn, ihr Werth daher ganz ersetzt werden muß, was bei dem fixen K a pital nur allmälig, stückweis geschieht. Der in Arbeitskraft (resp. den Lebensmitteln des Arbeiters) vorgeschoßne Theil des produktiven Kapi tals unterscheidet sich jetzt also nur stofflich, nicht mit Bezug auf den Arbeits- und Verwerthungsproceß, von den übrigen stofflichen Elemen ten des produktiven Kapitals. Er unterscheidet sich nur als mit einem Theil der objektiven Produktbildner (materials sagt Smith allgemein) in die Kategorie des cirkulirenden Kapitals fallend, im Gegensatz zu einem andern Theil der objektiven Produktbildner, der unter die Kategorie des fixen Kapitals fällt. D aß der in Arbeitslohn ausgelegte Theil des Kapitals zum flüssigen Theil des produktiven Kapitals gehört, die Flüssigkeit gemein hat, im Gegensatz zum fixen Bestandtheil des produktiven Kapitals, mit einem Theil der gegenständlichen Produktbildner, den Rohstoffen etc., hat ab solut nichts zu thun mit der Rolle, welche dieser variable Theil des K a pitals, im Gegensatz zum konstanten, im Verwerthungsproceß spielt. Es bezieht sich nur darauf, wie dieser Theil des vorgeschoßnen Kapital werths aus dem Werth des Produkts vermittelst der Cirkulation ersetzt, erneuert, also reproducirt werden muß. Der K a uf und Wiederkauf der Arbeitskraft gehört dem Cirkulationsproceß an. Aber erst innerhalb des Produktionsprocesses verwandelt sich der in Arbeitskraft ausgelegte Werth (nicht für den Arbeiter, sondern für den Kapitalisten) aus einer bestimmten, konstanten, in eine variable Größe, und wird dadurch über haupt erst der vorgeschoßne Werth in Kapitalwerth, in Kapital, in sich verwerthenden Werth verwandelt. Dadurch aber, daß wie bei Smith nicht der in Arbeitskraft ausgelegte Werth als flüssiger Bestandtheil des pro duktiven Κ1941 Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln des Arbeiters ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von variablem und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalisti­ schen Produktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestim mung dieses Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem in gegenständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, wird begraben unter der Bestimmung, daß der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des pro duktiven Kapitals gehört. Das Begräbniß wird vollständig gemacht, in dem an Stelle der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element des produktiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeits kraft in Geld oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleich gültig. Obgleich natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Pro duktion nur Ausnahme sein kann.2 4' 2 4) Wie sehr A. Smith sich selbst den Weg versperrt hat zum Verständniß der Rolle der 197 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Dadurch, daß so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Kapi talwerth fixirt wurde - diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor aussetzung der Physiokraten - hat Smith bei seinen Nachfolgern glücklich die Erkenntniß des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als variablen unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen, die er an derswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Verstoß. J a, spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht nur zur ent scheidenden Bestimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils ge macht, cirkulirendes - im Gegensatz zu fixem - Kapital zu sein; sie haben es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Kapitals gemacht, in Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden. Daran schloß sich naturgemäß die Lehre von dem aus nothwendigen Lebensmitteln beste henden Arbeitsfonds als einer gegebnen Größe, welche einerseits die Gren zen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro|| 195|dukt physisch beschränkt, andrerseits aber auch im Ankauf von Arbeitskraft seinem gan zen Umfang nach verausgabt werden muß. ELFTES KAPITEL. T h e o r i en ü b er f i x es u nd c i r k u l i r e n d es K a p i t a l. R i c a r d o. Ricardo führt den Unterschied zwischen fixem und cirkulirendem K a pital nur auf, um die Ausnahmen der Werthregel darzustellen, nämlich solche Fälle, wo die Rate des Arbeitslohns auf die Preise wirkt. D a r a uf kommen wir erst in Buch I II zu sprechen. Die ursprüngliche Unklarheit zeigt sich aber von vornherein in der gleichgültigen Nebeneinanderstellung: „Dieser Unterschied im Grad der Dauerhaftigkeit des fixen Kapitals, und dieser Wechsel in den Verhält nissen, worin beide Kapitalarten kombinirt sein können."2 5» Fragen wir nun, welches die beiden Kapitalarten sind, so hören wir: „Ebenfalls die Verhältnisse, worin das Kapital, das die Arbeit unterhalten Arbeitskraft im Verwerthungsproceß, beweist folgender Satz, der die Arbeit der Arbeiter nach physiokratischer Weise mit der des Arbeitsviehs auf gleiche Stufe stellt: "Not only his labourers." (the farmer's) ( B o ok I I, chap. V, p. 2 4 3 .) labouring cattle are productive labouring servants but his 2 5) "This difference in the degree of durability of fixed capital, and this variety in the proportions in which the two sorts of capital may be combined." - Principles, p. 2 5. 198 Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo soll, und das Kapital, das in Werkzeugen, Maschinerie und Gebäuden ausgelegt ist, verschieden kombinirt sein können."2 6' Also fixes Kapi tal = Arbeitsmitteln, und cirkulirendes Kapital = Kapital, das in Arbeit ausgelegt ist. Kapital, das die Arbeit unterhalten soll, ist schon ein abge schmackter, aus A. Smith herübergenommener Ausdruck. Das cirkuli- rende Kapital wird hier einerseits zusammengeworfen mit dem variablen Kapital, d. h. mit dem in Arbeit ausgelegten Theil des produktiven Ka||196|pitals. Andrerseits aber, weil der Gegensatz nicht aus dem Ver werthungsproceß geschöpft ist - konstantes und variables Kapital - son dern aus dem Cirkulationsproceß (die alte Smith'sche Konfusion) kom men doppelt falsche Bestimmungen heraus. Erstens: Die Differenzen im Grad der Dauerhaftigkeit des fixen K a pitals und die Verschiedenheiten der Kapitalzusammensetzung aus kon stantem und variablem Kapital werden als gleichwerthig gefaßt. Der letztre Unterschied aber bestimmt den Unterschied in der Produktion des Mehrwerths; der erste dagegen, soweit der Verwerthungsproceß in Be tracht kommt, bezieht sich nur auf die Art und Weise, wie ein gegebner Werth vom Produktionsmittel auf das Produkt übertragen wird; soweit der Cirkulationsproceß in Betracht kommt, betrifft er nur die Periode der Erneuerung des ausgelegten Kapitals, oder anders betrachtet, die Zeit für welche es vorgeschossen ist. Wenn man, statt das innere Getriebe des kapitalistischen Produktionsprocesses zu durchschauen, sich auf den Standpunkt der fertigen Phänomene stellt, so fallen diese Unterschiede in der That zusammen. Bei der Vertheilung des gesellschaftlichen Mehr werths unter die in verschiednen Betriebszweigen angelegten Kapitale wirken Differenzen in den verschiednen Zeiträumen, wofür Kapital vor geschossen wird (also ζ. B. die verschiedne Lebensdauer bei fixem K a­ pital), und verschiedne organische Zusammensetzungen des Kapitals (also auch die verschiedne Cirkulation von konstantem und variablem Kapital) gleichmäßig mit bei Ausgleichung der allgemeinen Profitrate und bei Verwandlung der Werthe in Produktionspreise. Zweitens: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses stehn auf der einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeits material und Arbeitslohn: flüssiges Kapital. Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwerthungsprocesses steht auf der einen Seite: Pro duktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital. Für die organische Zusammensetzung (Buch I, K a p. X X I I I, 2, p. 647) des Kapitals ist es 2 6) T he proportions, too, in which the capital that is to support labour, and the capital that is invested in tools, machinery, and buildings, may be variously combined. - 1. c. 199 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals ganz gleichgültig, ob dasselbe Werthquantum konstantes Kapital aus viel Arbeitsmitteln und wenig Arbeitsmaterial, oder aus viel Arbeitsmaterial und wenig Arbeitsmitteln besteht, während alles abhängt vom Verhältniß des in Produktionsmitteln ausgelegten zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapital. Umgekehrt: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses, des | 11971 Unterschieds von fixem und cirkulirendem Kapital, ist es ebenso gleichgültig, in welchen Verhältnissen ein gegebnes Werthquantum cir kulirenden Kapitals sich in Arbeitsmaterial und Arbeitslohn theilt. Von dem einen Standpunkt rangirt das Arbeitsmaterial in derselben Kategorie mit den Arbeitsmitteln, im Gegensatz zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerth. Von dem andern Standpunkt rangirt der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil zusammen mit dem in Arbeitsmaterial ausgeleg ten, im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil. Daher erscheint bei Ricardo der in Arbeitsmaterial (Roh- und Hülfs stoffen) ausgelegte Werththeil des Kapitals auf keiner Seite. Er ver schwindet ganz. Er paßt nämlich nicht auf die Seite des fixen Kapitals, weil er in seiner Cirkulationsweise ganz mit dem in Arbeitskraft ausge legten Kapitaltheil zusammenfällt. Und er darf andrerseits nicht auf Seite des cirkulirenden Kapitals gestellt werden, weil damit die von A. Smith übertragne und stillschweigend durchlaufende Gleichstellung des Gegen satzes: fixes und cirkulirendes Kapital, mit dem Gegensatz: konstantes und variables Kapital, sich selbst aufhöbe. Ricardo hat zu viel logischen Instinkt, um das nicht zu fühlen, und daher verschwindet ihm dieser Kapitaltheil ganz und gar. Es ist hier zu bemerken, daß der Kapitalist das in Arbeitslohn ausge legte Kapital in verschiednen Terminen, in der Sprachweise der politi schen Oekonomie, vorschießt, jenachdem er diesen Lohn ζ. B. wöchent lich, monatlich oder dreimonatlich zahlt. In der That verhält sich die Sache umgekehrt. Der Arbeiter schießt dem Kapitalisten seine Arbeit auf eine Woche, einen Monat, drei Monate vor, jenachdem er wöchentlich, monatlich oder dreimonatlich bezahlt wird. Kaufte der Kapitalist die Arbeitskraft, statt sie zu bezahlen, zahlte er also dem Arbeiter den Ar beitslohn per Tag, Woche, Monat oder drei Monate voraus, so könnte von einem Vorschuß für diese Termine gesprochen werden. Da er aber zahlt, nachdem die Arbeit Tage, Wochen, Monate gedauert hat, statt sie zu kaufen und zu zahlen für den Termin, den sie dauern soll, so ist das Ganze ein kapitalistisches quid pro quo, und der Vorschuß, der dem Kapitalisten vom Arbeiter in Arbeit gegeben wird, wird in einen Vor schuß verwandelt, den der Kapitalist in Geld dem Arbeiter gibt. Es än dert durchaus nichts an der Sache, daß der Kapitalist das Produkt selbst oder dessen Werth - je nach der verschiednen Zeitdauer, die seine Her- 200 Elftes Kapitel • Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo Stellung erfordert, ||198| oder auch nach der verschiednen für seine Cir kulation erforderlichen Zeitdauer - nur in kürzern oder längern Termi nen (zusammen mit dem ihm einverleibten Mehrwerth) aus der Cirku lation zurück erhält oder realisirt. Was der Käufer einer Waare mit derselben anfangen will, ist dem Verkäufer durchaus gleichgültig. Der Kapitalist erhält eine Maschine nicht wohlfeiler, weil er ihren ganzen Werth auf einmal vorschießen muß, während ihm derselbe Werth nur allmälig und stückweis aus der Cirkulation zurückströmt; noch zahlt er die Baumwolle deswegen theurer, weil ihr Werth ganz in den Werth des aus ihr verfertigten Produkts eingeht und daher ganz und auf einmal durch den Verkauf des Produkts ersetzt wird. Kehren wir zu Ricardo zurück. 1) Das Charakteristische des variablen Kapitals ist, daß ein bestimm ter, gegebner (also als solcher konstanter) Kapitaltheil, eine gegebne Werthsumme (angenommen gleich dem Werth der Arbeitskraft, obgleich es hier gleichgültig ist ob der Arbeitslohn gleich, größer oder kleiner als der Werth der Arbeitskraft), ausgetauscht wird gegen eine sich verwer- thende, werthschaffende Kraft - die Arbeitskraft, welche nicht nur ihren vom Kapitalisten bezahlten Werth reproduzirt, sondern zugleich einen Mehrwerth producirt, einen vorher nicht vorhandnen und durch kein Aequivalent erkauften Werth. Diese charakteristische Eigenschaft des in Arbeitslohn ausgelegten Kapitaltheils, die es als variables Kapital von dem konstanten Kapital toto coelo unterscheidet, verschwindet sobald der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil bloß vom Standpunkt des Cir kulationsprocesses betrachtet wird und so als cirkulirendes Kapital er scheint gegenüber dem in Arbeitsmitteln ausgelegten fixen Kapital. Es geht dies schon daraus hervor, daß es dann unter einer Rubrik - der des cirkulirenden Kapitals - zusammen mit einem Bestandtheil des konstan ten Kapitals, dem in Arbeitsmaterial ausgelegten, gegenüber gestellt wird einem andern Bestandtheil des konstanten Kapitals, dem in Arbeitsmit teln ausgelegten. Vom Mehrwerth, also gerade von dem Umstand, der die ausgelegte Werthsumme in Kapital verwandelt, wird dabei ganz abge sehn. Ebenso wird davon abgesehn, daß der Werththeil, den das in Ar beitslohn ausgelegte Kapital dem Produkt zusetzt, neuproducirt (also auch wirklich reproducirt ist), während der Werththeil, den das Roh material dem Produkt zusetzt, nicht neu producirt, nicht wirklich re producirt, II 1991 sondern nur im Produktwerth erhalten, konservirt ist, und daher als Werthbestandtheil des Produkts nur wieder erscheint. Der Unterschied, wie er sich vom Gesichtspunkt des Gegensatzes von flüssi gem und fixem Kapital jetzt darstellt, besteht nur darin: der Werth der zur Produktion einer Waare angewandten Arbeitsmittel geht nur theil- 201 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals weis in den Werth der Waare ein und wird daher durch den Verkauf der Waare auch nur theilweis ersetzt, wird daher überhaupt nur stückweis und allmälig ersetzt. Andrerseits der Werth der zur Produktion einer Waare verwandten Arbeitskraft und Arbeitsgegenstände (Rohstoffe etc.) geht ganz in die Waare ein und wird daher ganz durch ihren Verkauf ersetzt. Insofern stellt sich mit Bezug auf den Cirkulationsproceß der eine Theil des Kapitals als fix, der andre als flüssig oder cirkulirend dar. Es handelt sich in beiden Fällen um eine Uebertragung gegebner, vorge- schoßner Werthe auf das Produkt und um ihren Wiederersatz durch den Verkauf des Produkts. Der Unterschied besteht jetzt nur darin, ob die Werthübertragung, und daher der Werthersatz, stückweis und allmälig oder auf einmal vor sich geht. Damit ist der alles entscheidende Unter schied zwischen variablem und konstantem Kapital ausgelöscht, also das ganze Geheimniß der Mehrwerthbildung und der kapitalistischen Pro duktion, die Umstände, die gewisse Werthe und die Dinge worin sie sich darstellen, in Kapital verwandeln, ausgelöscht. Alle Bestandtheile des Kapitals unterscheiden sich nur noch durch die Cirkulationsweise (und die Cirkulation der Waare hat es natürlich nur mit bereits vorhandnen, gegebnen Werthen zu thun); und eine besondre Cirkulationsweise ist dem in Arbeitslohn ausgelegten Kapital gemeinsam mit dem in Rohmateria lien, Halbfabrikaten, Hülfsstoffen ausgelegten Kapitaltheil im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil. Man begreift daher, warum die bürgerliche politische Oekonomie A. Smith's Konfusion der Kategorien „konstantes und variables Kapital" mit den Kategorien „fixes und cirkulirendes Kapital" instinktmäßig fest hielt und kritiklos ein Jahrhundert durch von Generation zu Generation nachplapperte. Der im Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil unterscheidet sich bei ihr gar nicht mehr von dem in Rohstoff ausgelegten Kapitaltheil, und unterscheidet sich nur formell - ob er stückweis oder ganz durch das Produkt cirkulirt wird - vom konstanten Kapital. Damit ist die Grund lage für das Verständniß der wirklichen Bewegung der kapitalistischen Produktion, ||200| und daher der kapitalistischen Exploitation, mit einem Schlage verschüttet. Es handelt sich nur um das Wiedererscheinen vorge- schoßner Werthe. Bei Ricardo ist die unkritische Aufnahme der Smith'schen Konfusion störender, nicht nur als bei den spätem Apologetikern, bei denen die ist, sondern als bei Begriffskonfusion vielmehr das Nichtstörende A. Smith selbst, weil Ricardo im Gegensatz zu diesem konsequenter und schärfer Werth und Mehrwerth entwickelt, in der That den esoterischen A. Smith gegen den exoterischen A. Smith behauptet. 202 Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo Bei den Physiokraten findet sich nichts von dieser Konfusion. Der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives bezieht sich nur auf die verschiednen Reproduktionsperioden der verschiednen Bestandtheile des Kapitals, speciell des agrikolen Kapitals; während ihre Ansichten von der Produktion des Mehrwerths einen von diesen Unter scheidungen unabhängigen Theil ihrer Theorie bilden, und zwar das was sie als Pointe der Theorie herauswenden. Die Bildung des Mehrwerths wird nicht aus dem Kapital als solchem erklärt, sondern nur einer be stimmten Produktionssphäre des Kapitals, der Agrikultur vindicirt. 2) Das Wesentliche bei der Bestimmung des variablen Kapitals - und daher für die Verwandlung irgend einer beliebigen Werthsumme in K a pital - ist, daß der Kapitalist eine bestimmte, gegebne (und in diesem Sinn konstante) Werthgröße austauscht gegen werthschöpferische Kraft; eine Werthgröße gegen Werthproduktion, Selbstverwerthung. Ob der Kapitalist den Arbeiter in Geld oder in Lebensmitteln zahlt, ändert an dieser wesentlichen Bestimmung nichts. Es ändert nur die Existenzweise des von ihm vorgeschoßnen Werths, der das eine Mal in der Form von Geld existirt, womit der Arbeiter sich selbst auf dem Markt seine Lebens mittel kauft, das andre Mal in der Form von Lebensmitteln, die er direkt verzehrt. Die entwickelte kapitalistische Produktion unterstellt in der That, daß der Arbeiter in Geld gezahlt wird, wie sie überhaupt den durch den Cirkulationsproceß vermittelten Produktionsproceß, also die Geld- wirthschaft, unterstellt. Aber die Schöpfung des Mehrwerths - daher die Kapitalisirung der vorgeschoßnen Werthsumme - entspringt weder aus der Geldform, noch aus der Naturalform des Arbeitslohns oder des im Ankauf der Arbeitskraft ausgelegten Kapitals. Sie entspringt aus dem Austausch von Werth gegen werthschaffende Kraft, aus der Umsetzung einer konstanten in eine variable Größe. -| |201| Die größre oder geringre Fixität der Arbeitsmittel hängt ab von dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit, also von einer physischen Eigenschaft. Je nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit werden sie, unter sonst gleich bleibenden Umständen, rascher oder langsamer verschleißen, also länger oder kürzer als fixes Kapital fungiren. Aber es ist keineswegs blos diese physische Eigenschaft der Dauerhaftigkeit, in Folge deren sie als fixes Kapital fungiren. Der Rohstoff in Metallfabriken ist ebenso dauerhaft wie die Maschinen womit fabricirt wird, und dauerhafter als manche Bestandtheile dieser Maschinen, Leder, Holz etc. Nichtsdestoweniger bil det das als Rohstoff dienende Metall einen Theil des cirkulirenden K a pitals, und das vielleicht aus demselben Metall aufgebaute, fungirende Arbeitsmittel einen Theil des fixen Kapitals. Es ist also nicht die stoffli che physische Natur, nicht seine größre oder geringre Vergänglichkeit, 5 10 15 20 25 30 35 40 203 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals wodurch dasselbe Metall das eine Mal der Rubrik des fixen, und das andre Mal der Rubrik des cirkulirenden Kapitals untergeordnet wird. Dieser Unterschied entspringt vielmehr aus der Rolle, die es im Produk tionsproceß spielt, das eine Mal als Arbeitsgegenstand, das andre Mal als Arbeitsmittel. Die Funktion des Arbeitsmittels im Produktionsproceß erheischt im Durchschnitt, daß es während längrer oder kürzrer Periode stets von neuem in wiederholten Arbeitsprocessen dient. Durch seine Funktion ist daher eine größre oder geringre Dauerhaftigkeit seines Stoffs vorge schrieben. Aber die Dauerhaftigkeit des Stoffs, aus dem es gemacht wird, macht es nicht an und für sich zum fixen Kapital. Derselbe Stoff, wenn Rohmaterial, wird cirkulirendes Kapital, und bei den Oekonomen, die den Unterschied von Waarenkapital und produktivem Kapital mit dem Unterschied von cirkulirendem und fixem Kapital verwechseln, ist der selbe Stoff, dieselbe Maschine, cirkulirendes Kapital als Produkt, fixes Kapital als Arbeitsmittel. Obgleich nun nicht der dauerhafte Stoff, aus dem das Arbeitsmittel gemacht ist, es zum fixen Kapital macht, so erheischt doch seine Rolle als Arbeitsmittel, daß es aus einem relativ dauerhaften Material bestehe. Die Dauerhaftigkeit seines Stoffs ist also eine Bedingung seiner Funktion als Arbeitsmittel, daher auch materielle Grundlage der Cirkulationsweise, die es zum fixen Kapital macht. Unter sonst gleichbleibenden Umständen drückt die größre oder geringre Vergänglichkeit seines Stoffs ihm in nie||202jdrigrem oder höhrem Grad den Stempel der Fixität auf, ist also sehr wesentlich verwachsen mit seiner Qualität als fixes Kapital. Wird der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil nun ausschließlich un ter dem Gesichtspunkt von cirkulirendem Kapital betrachtet, also im Gegensatz zum fixen Kapital; werden daher auch die Unterschiede von konstantem und variablem Kapital mit den Unterschieden von fixem und cirkulirendem Kapital zusammengeworfen, so ist es natürlich, wie die stoffliche Realität des Arbeitsmittels eine wesentliche Grundlage seines Charakters als fixes Kapital bildet, so nun im Gegensatz zu demselben aus der stofflichen Realität des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals sei nen Charakter als cirkulirendes Kapital herzuleiten, und dann wieder das cirkulirende Kapital zu bestimmen durch die stoffliche Realität des va riablen Kapitals. Der wirkliche Stoff des in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals ist die Ar beit selbst, die sich bethätigende, werthschaffende Arbeitskraft, lebendige Arbeit, die der Kapitalist gegen todte, vergegenständlichte Arbeit aus tauscht und seinem Kapital einverleibt hat, wodurch erst der in seiner Hand befindliche Werth sich in einen sich selbst verwerthenden Werth 204 Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo verwandelt. Aber diese Selbstverwerthungskraft verkauft der Kapitalist nicht. Sie bildet stets nur Bestandtheil seines produktiven Kapitals, wie seine Arbeitsmittel; nie seines Waarenkapitals, wie ζ. B. das fertige Pro­ dukt das er verkauft. Innerhalb des Produktionsprocesses, als Bestand­ theile des produktiven Kapitals, stehn die Arbeitsmittel der Arbeitskraft nicht als fixes Kapital gegenüber, ebensowenig wie Arbeitsmaterial und Hülfstoffe als cirkulirendes Kapital mit ihr zusammenfallen; beiden steht die Arbeitskraft als persönlicher F a k t or gegenüber, während jene die sachlichen Faktoren sind - dies vom Standpunkt des Arbeitsprocesses. Beide stehn der Arbeitskraft, dem variablen Kapital als konstantes K a pital gegenüber - dies vom Standpunkt des Verwerthungsprocesses. Oder, wenn hier von einer stofflichen Verschiedenheit, soweit sie auf den Cirkulationsproceß einwirkt, die Rede sein soll, ist es nur diese: aus der Natur des Werths, der nichts ist als vergegenständlichte Arbeit, und aus der Natur der sich bethätigenden Arbeitskraft, die nichts ist als sich ver gegenständlichende Arbeit, folgt, daß die Arbeitskraft während ihrer Funktionsdauer beständig Werth und Mehrwerth schafft; daß das, was auf ihrer Seite sich als Bewegung, als Werthschöpfung, sich auf Seite ihres Produkts in ruhender Form, ||203| als geschaffner Werth darstellt. Hat die Arbeitskraft gewirkt, so besteht das Kapital nicht länger aus Arbeitskraft auf der einen Seite, aus Produktionsmitteln auf der andern. Der Kapi talwerth, der in Arbeitskraft ausgelegt war, ist jetzt Werth, der (+ Mehr werth) dem Produkt zugesetzt worden. Um den Proceß zu wiederholen, muß das Produkt verkauft und mit dem aus ihm gelösten Geld beständig von neuem die Arbeitskraft gekauft und dem produktiven Kapital ein verleibt werden. Dies gibt dann dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapi taltheil, ebenso wie dem in Arbeitsmaterial u. s. w. ausgelegten, den Charakter von cirkulirendem Kapital im Gegensatz zu dem in den Ar beitsmitteln fixirt bleibenden Kapital. Wird dagegen die sekundäre und ihm mit einem Theil des konstanten Kapitals (den R o h- und Hülfsstoffen) gemeinsame Bestimmung des cir kulirenden Kapitals zur wesentlichen Bestimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils gemacht, - nämlich daß der in ihm ausgelegte Werth sich ganz auf das Produkt überträgt, in dessen Produktion es kon sumirt wird, und nicht allmälig und stückweis, wie beim fixen Kapital, daß er daher auch ganz durch den Verkauf des Produkts ersetzt werden muß - so muß auch der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil stofflich nicht aus sich bethätigender Arbeitskraft bestehn, sondern aus den stoff lichen Elementen, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, also aus dem Theil des gesellschaftlichen Waarenkapitals, der in den Konsum des Ar beiters eingeht - aus Lebensmitteln. Das fixe Kapital besteht dann aus 5 10 15 20 25 30 35 40 205 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals den langsamer vergänglichen und daher langsamer zu ersetzenden Ar beitsmitteln, das in Arbeitskraft ausgelegte Kapital aus den rascher zu ersetzenden Lebensmitteln. Die Grenzen der raschern oder langsameren Vergänglichkeit verwi schen sich jedoch. „Die Nahrung und Kleidung, die der Arbeiter konsumirt, die Gebäu de, worin er arbeitet, die Werkzeuge, die bei seiner Arbeit mitwirken, sind alle vergänglicher Natur. Es besteht aber ein gewaltiger Unterschied in der Zeit, während welcher diese verschiednen Kapitale vorhalten; eine Dampfmaschine dauert länger als ein Schiff, ein Schiff länger als die Kleidung des Arbeiters, die Kleidung des Arbeiters wieder länger als die Nahrung die er verzehrt."2 7' | |204| Wobei Ricardo vergißt das Haus, worin der Arbeiter wohnt, seine Möbel, seine Konsumtionswerkzeuge, wie Messer, Gabeln, Gefäße etc., die alle denselben Charakter der Dauerhaftigkeit besitzen, wie die Ar beitsmittel. Dieselben Dinge, dieselben Klassen von Dingen erscheinen hier als Konsumtionsmittel, dort als Arbeitsmittel. Der Unterschied, wie Ricardo ihn ausspricht, ist dieser: „Jenachdem Kapital rasch vergänglich ist und oft reproducirt werden muß, oder j e nachdem es langsam konsumirt wird, klassificirt man es unter das cirku lirende oder unter das fixe Kapital."2 8' Dazu macht er die Note: „Eine unwesentliche Eintheilung, in welcher zudem die Scheidelinie nicht genau gezogen werden kann."2 9' So sind wir wieder glücklich bei den Physiokraten angekommen, wo der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives ein Unterschied war in der Zeit der Konsumtion und daher auch in der verschiednen Reproduktionszeit des angewandten Kapitals. Nur, was bei ihnen ein für die gesellschaftliche Produktion wichtiges Phänomen aus drückt und im Tableau économique auch im Zusammenhang mit dem Cirkulationsproceß dargestellt ist, wird hier zu einer subjektiven, und wie Ricardo selbst sagt, überflüssigen Unterscheidung. 2 7) " T he food and clothing consumed by the labourer, the buildings in which he works, the implements with which his labour is assisted, are all of a perishable nature. There is, however, a vast difference in the time for which these different capitals will endure: a steam-engine will last longer than a ship, a ship than the clothing of the labourer, and the clothing of the labourer longer than the food which he consumes." - Ricardo, etc., p. 27. 2 81 "According as capital is rapidly perishable and requires to be frequently reproduced, or is of slow consumption, it is classed under the heads of circulating, or fixed capital." 2 9) "A division not essential, and in which the line of demarcation cannot be accurately drawn." 206 Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo Sobald der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil sich nur durch seine R e produktionsperiode und daher seinen Cirkulationstermin von dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil unterscheidet, sobald der eine Theil aus Lebensmitteln besteht, wie der andre aus Arbeitsmitteln, sodaß die letztren sich von den erstren nur durch raschern Grad der Vergäng lichkeit unterscheiden, wie erstere ja selbst verschiedne Grade der Ver gänglichkeit besitzen - ist natürlich alle differentia specifica zwischen dem in Arbeitskraft und dem in Produktionsmitteln ausgelegten Kapital ausgelöscht. | |205| Dies widerspricht ganz Ricardo's Lehre vom Werth, sowie seiner Profittheorie, die thatsächlich Mehrwerththeorie ist. Er betrachtet über haupt den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital nur inso weit verschiedne Proportionen von beiden, bei gleich großen Kapitalen, in verschiednen Geschäftszweigen, das Gesetz des Werths beeinflussen, und zwar, in wie weit eine Erhöhung oder Senkung des Arbeitslohns in Folge dieser Umstände die Preise afficirt. Doch selbst innerhalb dieser beschränkten Untersuchung begeht er, in Folge der Verwechslung von fixem und cirkulirendem Kapital mit konstantem und variablem, die größten Irrthümer und geht in der That von einer ganz falschen Basis der Untersuchung aus. Es werden also 1) soweit der in Arbeitskraft ausge legte Werththeil des Kapitals unter die Rubrik des cirkulirenden Kapitals zu subsumiren ist, die Bestimmungen des cirkulirenden Kapitals selbst falsch entwickelt und speciell die Umstände, die den in Arbeit ausgeleg ten Kapitaltheil unter diese Rubrik subsumiren. 2) Es findet Verwechs lung statt zwischen der Bestimmung, wonach der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil variabel, und derjenigen, wonach er cirkulirend im Gegen satz zum fixen Kapital ist. Es ist von vornherein klar, daß die Bestimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals als cirkulirend oder flüssig eine sekundäre Bestim mung ist, worin seine differentia specifica im Produktionsproceß ausge löscht ist; denn in dieser Bestimmung sind einerseits die in Arbeit und die in Rohstoffen etc. ausgelegten Kapitale gleichwerthig; eine Rubrik, die einen Theil des konstanten Kapitals identificirt mit dem variablen Kapital, hat es nicht mit der differentia specifica des variablen Kapitals im Gegensatz zum konstanten zu thun. Andrerseits werden zwar die in Arbeit, und die in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaitheile einander entgegengesetzt, aber keineswegs mit Bezug darauf, daß sie in ganz ver schiedner Weise in die Produktion des Werths eingehn, sondern mit Be zug darauf, daß von beiden ihr gegebner Werth auf das Produkt über tragen wird, nur in verschiednen Zeiträumen. 207 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Es handelt sich in allen diesen Fällen darum, wie ein gegebner Werth, der im Produktionsproceß der Waare ausgelegt wird, sei es Arbeitslohn, Preis des Rohstoffs oder Preis der Arbeitsmittel, auf das Produkt über tragen, daher durch das Produkt cirkulirt und durch seinen Verkauf zu seinem Ausgangspunkt zurückgeführt oder ersetzt wird. Der ||206| einzige Unterschied besteht hier in dem „wie", in der besondren Art und Weise der Uebertragung, und daher auch der Cirkulation dieses Werths. Ob der in jedem Fall kontraktlich vorher bestimmte Preis der Arbeits kraft in Geld oder Lebensmitteln gezahlt wird, ändert nichts an seinem Charakter, ein bestimmter gegebner Preis zu sein. Indeß ist bei dem in Geld gezahlten Arbeitslohn evident, daß nicht das Geld selbst in den Produktionsproceß eingeht, in derselben Weise, wie nicht nur der Werth, sondern auch der Stoff der Produktionsmittel in den Produktionsproceß eingeht. Werden dagegen die Lebensmittel, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, direkt als stoffliche Gestalt des cirkulirenden Kapitals mit den Rohstoffen etc. unter eine Rubrik, und den Arbeitsmitteln entgegen gestellt, so gibt dies der Sache einen andern Schein. Wenn der Werth dieser Dinge, der Produktionsmittel, im Arbeitsproceß auf das Produkt übertragen wird, so erscheint der Werth jener andern Dinge, der Lebens mittel, in der Arbeitskraft, die sie verzehrt, wieder und wird durch Be- thätigung derselben ebenfalls auf das Produkt übertragen. Es handelt sich in allem Diesem gleichmäßig um das bloße Wiedererscheinen der während der Produktion vorgeschoßnen Werthe im Produkt. (Die Phy siokraten nahmen dies ernsthaft und leugneten daher, daß die industrielle Arbeit Mehrwerth schaffe.) So in der bereits citirten Stelle von Wayland: „Es kommt nicht darauf an, in welcher F o rm das Kapital wieder er scheint . .. die verschiednen Arten der Nahrung, Kleidung und Wohnung, die für das Dasein und Wohlbefinden des Menschen nöthig sind, werden auch verändert. Sie werden im L a uf der Zeit verzehrt und ihr Werth erscheint wieder etc." (Elements of Pol. Econ., p. 31, 32.) Die der Pro duktion in Gestalt von Produktionsmitteln und Lebensmitteln vorge schoßnen Kapitalwerthe erscheinen hier gleichmäßig im Werth des Pro dukts wieder. Damit ist denn die Verwandlung des kapitalistischen Produktionsprocesses in ein vollständiges Mysterium glücklich voll bracht und der Ursprung des im Produkt vorhandnen Mehrwerths gänz lich dem Blick entrückt. Ferner vollendet sich damit der der bürgerlichen Oekonomie eigen- thümliche Fetischismus, der den gesellschaftlichen, ökonomischen Cha rakter, welchen Dinge im gesellschaftlichen Produktionsproceß aufge prägt erhalten, in einen natürlichen, aus der stofflichen Natur dieser Dinge entspringenden Charakter verwandelt. Ζ. B. Arbeitsmittel sind fi- 208 Elftes Kapitel · Theorien über fixes und zirkulierendes Kapital. Ricardo xes Kapital - eine ||207| scholastische Bestimmung, die zu Widersprüchen und Konfusion führt. Ganz wie beim Arbeitsproceß (Buch I, Kap. V) nachgewiesen wurde, daß es ganz von der jedesmaligen Rolle abhängt, welche die gegenständlichen Bestandtheile in einem bestimmten Arbeits proceß spielen, von ihrer Funktion, ob sie als Arbeitsmittel, Arbeitsma terial oder Produkt fungiren, - ganz ebenso sind Arbeitsmittel nur da fixes Kapital, wo der Produktionsproceß überhaupt kapitalistischer Pro duktionsproceß und daher die Produktionsmittel überhaupt Kapital sind, die ökonomische Bestimmtheit, den gesellschaftlichen Charakter von Kapital besitzen; und zweitens sind sie fixes Kapital nur, wenn sie ihren Werth in einer besondern Weise auf das Produkt übertragen. Wenn nicht, bleiben sie Arbeitsmittel, ohne fixes Kapital zu sein. Ebenso Hülfs stoffe, wie Dünger, wenn sie in derselben besondern Art Werth abgeben, wie der größte Theil der Arbeitsmittel, werden fixes Kapital, obgleich sie keine Arbeitsmittel sind. Es handelt sich hier nicht um Definitionen, un ter welchen die Dinge subsumirt werden. Es handelt sich um bestimmte Funktionen, welche in bestimmten Kategorien ausgedrückt werden. Gilt es für eine den Lebensmitteln an sich, unter allen Umständen zukommende Eigenschaft, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital zu sein, so wird es auch Charakter dieses „cirkulirenden" Kapitals „die Arbeit zu erhalten", to support labour (Ricardo, p. 25). Wären die Lebensmittel nicht „Kapital", so würden sie also nicht die Arbeitskraft erhalten; wäh rend ihr Kapitalcharakter ihnen gerade die Eigenschaft gibt, das Kapital zu erhalten durch fremde Arbeit. Sind Lebensmittel an sich cirkulirendes Kapital - nachdem dieses ver wandelt in Arbeitslohn - so ergibt sich ferner, daß die Größe des Arbeits lohns abhängt von dem Verhältniß der Arbeiterzahl zu der gegebnen Masse des cirkulirenden Kapitals - ein beliebter ökonomischer Satz - während in der That die Masse der Lebensmittel, die der Arbeiter dem Markt entzieht, und die Masse der Lebensmittel, worüber der Kapitalist zu seinem Konsum verfügt, abhängt vom Verhältniß des Mehrwerths zum Preis der Arbeit. Ricardo wie B a r t o n2 9 [ a l) verwechselt überall das Verhältniß des va-| |208|riablen Kapitals zum konstanten mit dem Verhältniß des cirkuliren den Kapitals zum fixen. Wir werden später sehn, wie dies seine Unter suchung über die Profitrate verfälscht. Ricardo setzt ferner die Unterschiede, die im Umschlag aus andren Gründen entspringen, als aus dem Unterschied von fixem und cirkuliren- 29W) Observations on the Circumstances which influence the Condition of the Labouring Classes of Society. London 1817. Eine einschlägige Stelle ist citirt Buch I, S. 655, Note 79. 209 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals dem Kapital, mit diesem gleich: „Es ist ferner zu bemerken, daß das cirkulirende Kapital in sehr ungleichen Zeiträumen cirkuliren oder sei nem Anwender zurückfließen kann. Der von einem Pächter zur Aussaat gekaufte Weizen ist ein fixes Kapital verglichen mit dem von einem Bäk- ker zur Verwandlung in Brot gekauften Weizen. Der Eine läßt ihn im Boden, und kann erst nach einem J a hr einen Rückfluß erhalten; der Andre kann ihn zu Mehl vermählen lassen und als Brot an seine Kunden verkaufen, sodaß er innerhalb einer Woche sein Kapital wieder frei hat, um dieselbe Operation von neuem, oder irgend eine andre damit zu be ginnen."3 0' Hier ist charakteristisch, daß Weizen, obgleich er als Saatkorn nicht als Lebensmittel, sondern als Rohmaterial dient, erstens cirkulirendes K a pital ist, weil an sich Lebensmittel, und zweitens fixes Kapital, weil sein Rückfluß sich über ein Jahr erstreckt. Es ist aber nicht nur der langsa mere oder schnellere Rückfluß, der ein Produktionsmittel zu fixem K a pital macht, sondern die bestimmte Art und Weise der Werthabgabe an das Produkt. Die von A. Smith angerichtete Konfusion hat zu folgenden Resultaten geführt: 1) Der Unterschied zwischen fixem und flüssigem Kapital wird ver wechselt mit dem Unterschied von produktivem Kapital und Waaren kapital. So ist ζ. B. dieselbe Maschine cirkulirendes Kapital, wenn sie sich als Waare auf dem M a r kt befindet, und fixes Kapital, wenn sie dem Produktionsproceß einverleibt ist. Dabei ist absolut nicht abzusehn, war um eine bestimmte Art Kapital mehr fix oder mehr cirkulirend sein soll als die andre. | 1209 J 2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A. 3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem verwechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie ζ. B. bei Ramsey, wo alle Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes Kapital, und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes Kapital ist. Weil aber die Reduktion in dieser F o rm geschieht, wird der wirkliche Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht be­ griffen. 3 01 " It is also to be observed that the circulating capital may circulate, or be returned to its employer, in very unequal times. T he wheat bought by a farmer to sow is comparatively a fixed capital to the wheat purchased by a baker to make into loaves. T he one leaves it in the ground, and can obtain no return for a year; the other can get it ground into flour, sell it as bread to his customers, and have his capital free, to renew the same, or commence any other employment in a week." (p. 26, 27.) 210 Zwölftes Kapitel • Arbeitsperiode 4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen, die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis be trachten, wie Macleod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital in den von money at call und mo ney not at call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vor heriger Kündigung zurückgezogen werden kann). ZWÖLFTES KAPITEL. D ie A r b e i t s p e r i o d e. Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich großer Arbeitstag, sage zehnstündiger Arbeitsproceß, besteht, ζ. B. Baumwollspinnerei und Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wö chentlich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwol lengarn; in dem andren muß der Arbeitsproceß vielleicht während drei Monaten wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, herzustellen. In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und täglich oder wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem an dern Fall ist der Arbeitsproceß kontinuirlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt liefern. Obgleich die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe ist, findet ein sehr bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Pro duktionsakts, d. h. in ||210| der Dauer der wiederholten Arbeitsprocesse, die erheischt sind, um das Produkt fertig zu liefern, es als Waare auf den Markt zu schicken, also es aus produktivem Kapital in Waarenkapital zu verwandeln. Der Unterschied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital hat hiermit nichts zu thun. Der angegebne Unterschied würde bestehn, selbst wenn in beiden Geschäftszweigen genau dieselben Proportionen von fixem und cirkulirendem Kapital angewandt würden. Diese Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts finden statt, nicht nur zwischen verschiednen Produktionssphären, sondern auch in nerhalb derselben Produktionssphäre, je nach dem Umfang des zu lie fernden Produkts. Ein gewöhnliches Wohnhaus wird in kürzrer Zeit gebaut als eine größre Fabrik, und erfordert daher eine geringre Zahl kontinuirlicher Arbeitsprocesse. Wenn der Bau einer Lokomotive drei Monate, kostet der eines Panzerschiffs ein oder mehrere Jahre. Die Ge treideproduktion nimmt beinahe ein J a hr in Anspruch, die Produktion 211 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals von Hornvieh mehrere Jahre, die Holzzucht kann von 12 bis 100 Jahre umfassen; ein Landweg vielleicht in einigen Monaten gebaut werden, wo eine Eisenbahn Jahre erfordert; ein gewöhnlicher Teppich vielleicht eine Woche, Gobelins Jahre etc. Die Unterschiede in der Dauer des Produk tionsakts sind also unendlich mannichfaltig. Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muß offenbar einen Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich großer K a pitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebnes Kapital vorgeschossen ist. Gesetzt, die Maschinenspinnerei und die L o komotivenfabrik wendeten gleich großes Kapital an, die Theilung zwi schen konstantem und variablem Kapital sei dieselbe, auch die zwischen den fixen und flüssigen Bestandtheilen des Kapitals, endlich sei der Ar beitstag gleich groß und seine Theilung zwischen nothwendiger Arbeit und Mehrarbeit dieselbe. Um ferner alle aus dem Cirkulationsproceß entsprin genden und diesem Fall äußerlichen Umstände zu beseitigen, wollen wir annehmen, daß beide, Garn und Lokomotive, auf Bestellung fabricirt und bei Lieferung des fertigen Produkts bezahlt werden. Nach Ende der Wo che, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant (wir sehn hier vom Mehrwerth ab) das ausgelegte cirkulirende Kapital zurück und ebenso den Verschleiß des fixen Kapitals, der im Garnwerth steckt. Er kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von j|211| neuem wiederholen. Es hat seinen Umschlag vollbracht. Der Lokomotivfabri kant dagegen muß während der drei Monate Woche für Woche immer neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen, und erst nach drei Monaten, nach Ablieferung der Lokomotive, befindet sich das wäh rend dieser Zeit in einem und demselben Produktionsakt, zur Herstellung einer und derselben Waare, nach und nach ausgelegte cirkulirende Kapital wieder in einer Form, worin es seinen Kreislauf von neuem beginnen kann; ebenso wird ihm der Verschleiß der Maschinerie während dieser drei M o nate erst jetzt ersetzt. Die Auslage des Einen ist die für eine Woche, die des Andren ist die Wochenauslage multiplicirt mit 12. Alle andren Umstände gleich vorausgesetzt, muß der Eine zwölfmal mehr cirkulirendes Kapital zur Verfügung haben als der Andre. D aß die wöchentlich vorgeschoßnen Kapitale gleich sind, ist hier j e doch ein gleichgültiger Umstand. Welches immer die Größe des vorge schoßnen Kapitals, in dem einen Fall ist es nur für eine Woche, in dem andren für zwölf Wochen vorgeschossen, bevor von neuem damit operirt, dieselbe Operation damit wiederholt oder eine andersartige damit begon nen werden kann. Der Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags oder der Zeit länge, für welche das einzelne Kapital vorgeschossen werden muß, bevor 212 Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode derselbe Kapitalwerth wieder zu einem neuen Arbeits- oder Verwer thungsproceß dienen kann, entspringt hier daraus: Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive oder irgend einer Maschine koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die in Spinnerei und Maschinenbau beschäftigten Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage gleichmäßig eine dis- kontinuirliche (diskrete) Größe, nach der Unterstellung aus 100 aufein ander folgenden, separaten zehnstündigen Arbeitsprocessen bestehend. Aber mit Bezug auf das Produkt - die Maschine - bilden die 100 Arbeits tage eine kontinuirliche Größe, einen Arbeitstag von 1000 Arbeitsstun den, einen einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag, der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher zusammenhängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitspe riode. Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeits zeit, während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, täglich arbeiten muß. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem be stimmten ||212| Geschäftszweig erheischt ist, um ein fertiges Produkt zu liefern. Das Produkt jedes Arbeitstags ist hier nur ein Theilprodukt, wel ches Tag für Tag weiter ausgeführt wird und erst am Schluß der längern oder kürzern Periode der Arbeitszeit seine fertige Gestalt erhält, ein fer tiger Gebrauchswerth ist. Unterbrechungen, Störungen des gesellschaftlichen Produktionspro cesses, ζ. B. in Folge von Krisen, wirken daher sehr verschieden auf Ar­ beitsprodukte, die diskreter Natur sind, und auf solche, die zu ihrer Pro­ duktion eine längere, zusammenhängende Periode erheischen. A uf die heutige Produktion einer bestimmten Masse von Garn, Kohle u. s. w., folgt in dem einen Fall morgen keine neue Produktion von Garn, Kohle u. s. w. Anders aber mit Schiffen, Gebäuden, Eisenbahnen u. s. w. Nicht nur die Arbeit wird unterbrochen, ein zusammenhängender Produktions akt wird unterbrochen. Wird das Werk nicht weiter geführt, so sind die bereits in seiner Produktion verzehrten Produktionsmittel und Arbeit nutzlos verausgabt. Selbst wenn es wieder aufgenommen wird, hat in der Zwischenzeit stets Deterioration stattgefunden. Während der ganzen Dauer der Arbeitsperiode häuft sich schichtweis der Werththeil, den das fixe Kapital täglich bis zu seiner Reife an das Produkt abgibt. Und hier zeigt sich zugleich der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital in seiner praktischen Wichtigkeit. Das fixe Kapital ist für längre Zeitdauer dem Produktionsproceß vorgeschossen, es braucht nicht vor Ablauf dieser vielleicht mehrjährigen Frist erneuert zu werden. Der Umstand, ob die Dampfmaschine ihren Werth stückweis täglich auf Garn, das Produkt eines diskreten Arbeitsprocesses, oder 213 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals während drei Monaten auf eine Lokomotive, das Produkt eines konti- nuirlichen Produktionsakts, abgibt, ändert durchaus nichts an der Aus lage des für den Ankauf der Dampfmaschine nöthigen Kapitals. In dem einen Fall strömt ihr Werth in kleinen Dosen zurück, ζ. B. wöchentlich, im andern in größren Maßen, ζ. B. dreimonatlich. Aber in beiden Fällen findet die Erneuerung der Dampfmaschine vielleicht erst nach 20 Jahren statt. Solange jede einzelne Periode, innerhalb deren ihr Werth durch Verkauf des Produkts stückweis zurückfließt, kürzer ist als ihre eigne Existenzperiode, fährt dieselbe Dampfmaschine fort, während mehrerer Arbeitsperioden im Produktionsproceß zu fungiren. | |213| Anders verhält es sich dagegen mit den cirkulirenden Bestand- theilen des vorgeschoßnen Kapitals. Die für diese Woche gekaufte Ar beitskraft ist verausgabt während dieser Woche und hat sich im Produkt vergegenständlicht. Sie muß Ende dieser Woche bezahlt werden. Und diese Kapitalauslage in Arbeitskraft wiederholt sich wöchentlich wäh rend der drei Monate, ohne daß die Verausgabung dieses Kapitaltheils in der einen Woche den Kapitalisten befähige den Ankauf der Arbeit in der nächsten Woche zu bestreiten. Es muß wöchentlich neues zuschüssiges Kapital in Zahlung von Arbeitskraft verausgabt werden und, wenn wir von allen Kreditverhältnissen absehn, muß der Kapitalist fähig sein, für die Zeit von drei Monaten Arbeitslohn auszulegen, obgleich er ihn nur in wöchentlichen Dosen zahlt. Ebenso mit dem andern Theil des cirkuliren den Kapitals, den R o h- und Hülfsstoffen. Eine Schicht von Arbeit nach der andern lagert sich auf dem Produkt ab. Nicht nur der Werth der verausgabten Arbeitskraft, sondern auch Mehrwerth wird beständig während des Arbeitsprocesses auf das Produkt übertragen, aber auf un fertiges Produkt, das noch nicht die Gestalt der fertigen Waare hat, also noch nicht cirkulationsfähig ist. Dasselbe gilt von dem in R o h- und Hülfsstoffen schichtweis auf das Produkt übertragnen Kapitalwerth. Je nach der längern oder kürzern Dauer der Arbeitsperiode, welche die specifische Natur des Produkts oder des zu erreichenden Nutzeffekts zu ihrer Herstellung beansprucht, ist eine beständige, zuschüssige Ausgabe von cirkulirendem Kapital (Arbeitslohn, R o h- und Hülfsstoffen) erfor dert, wovon kein Theil sich in einer cirkulationsfähigen Form befindet und daher zur Erneuerung derselben Operation dienen könnte; jeder Theil vielmehr successive als Bestandtheil des werdenden Produkts in nerhalb der Produktionsphäre festgelegt, in Form von produktivem K a pital gebunden ist. Die Umschlagszeit ist aber gleich der Summe der Produktionszeit und der Cirkulationszeit des Kapitals. Eine Verlängrung der Produktionszeit vermindert also ebensosehr die Umschlagsgeschwin digkeit wie eine Verlängerung der Cirkulationszeit. In dem vorliegenden Fall ist aber Doppeltes zu bemerken: 214 Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode Erstens: der verlängerte Aufenthalt in der Produktionssphäre. Das ζ. B. in der ersten Woche in Arbeit, Rohmaterial etc. vorgeschoßne K a pital, ebenso wie die vom fixen Kapital an das Produkt abgegebnen Werththeile, bleiben für den ganzen Termin von drei Monaten in die Pro||214|duktionssphäre gebannt und können, als einem erst werdenden, noch unfertigen Produkt einverleibt, nicht als Waare in die Cirkulation treten. Zweitens: Da die für den Produktionsakt nöthige Arbeitsperiode drei Monate dauert, in der That nur einen zusammenhängenden Arbeits proceß bildet, so muß beständig wöchentlich eine neue Dose von cirku lirendem Kapital den vorhergehenden zugefügt werden. Die Masse des nacheinander vorgeschoßnen, zusätzlichen Kapitals wächst also mit der Länge der Arbeitsperiode. Wir haben unterstellt, daß in der Spinnerei und Maschinenfabrikation gleichgroße Kapitale angelegt sind, daß diese Kapitale in gleichgroßen Proportionen in konstantes und variables Kapital, ditto in fixes und cir kulirendes getheilt sind, daß die Arbeitstage gleich lang sind, kurz, daß alle Umstände dieselben sind außer der Dauer der Arbeitsperiode. In der ersten Woche ist die Auslage für beide gleich groß, aber das Produkt des Spinners kann verkauft und mit dem Erlös neue Arbeitskraft und neue Rohstoffe etc. gekauft, kurz die Produktion auf derselben Stufenleiter fortgeführt werden. Der Maschinenfabrikant dagegen kann das in der ersten Woche verausgabte cirkulirende Kapital erst nach drei Monaten nach Fertigstellung seines Produkts, in Geld rückverwandeln und damit von neuem operiren. Es ist also erstens Differenz im Rückfluß desselben ausgelegten Kapitalquantums. Zweitens aber: Während der drei Monate ist gleich großes produktives Kapital in der Spinnerei und dem Maschi nenbau angewandt, aber die Größe der Kapitalauslage ist für den Spin ner und den Maschinenbauer durchaus verschieden, weil in dem einen Fall dasselbe Kapital sich rasch erneuert und dieselbe Operation daher von neuem wiederholen kann; in dem andern sich relativ nur langsam erneuert und daher bis zum Termin seiner Erneuerung beständig neue Kapitalquanta den alten hinzugefügt werden müssen. Es ist also sowohl die Zeitlänge verschieden, worin sich bestimmte Portionen des Kapitals erneuern, oder die Länge der Vorschußzeit, wie auch die Masse des K a pitals (obgleich das täglich oder wöchentlich angewandte Kapital dassel be ist) die je nach der Länge des Arbeitsprocesses vorgeschossen werden muß. Der Umstand ist deswegen zu merken, weil die Länge des Vor schusses wachsen kann, wie in den im folgenden Kapitel zu betrachten den Fällen, ohne daß deswegen die Masse des vorzuschießenden Kapitals im Verhältniß zu dieser Zeitlänge wächst. Das Kapital muß länger vor- 215 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals ge||215|schossen werden, und eine größre Menge Kapital ist in der F o rm von produktivem Kapital gebunden. A uf den unentwickelteren Stufen der kapitalistischen Produktion wer den Unternehmungen, die eine lange Arbeitsperiode, also große Kapi talauslage für längre Zeit bedingen, namentlich wenn nur auf großer Stu fenleiter ausführbar, entweder gar nicht kapitalistisch betrieben, wie ζ. B. Straßen, Kanäle etc. auf Gemeinde- oder Staatskosten (in ältren Zeiten meist durch Zwangsarbeit, soweit die Arbeitskraft in Betracht kommt). Oder solche Produkte, deren Herstellung eine längre Arbeitsperiode be dingt, werden nur zum geringsten Theil durch das Vermögen des Kapi talisten selbst fabricirt. Ζ. B. beim Hausbau zahlt die Privatperson, für welche das Haus gebaut wird, portionsweis Vorschüsse an den Bauun ternehmer. Sie zahlt daher in der That das Haus stückweis, im M aß wie sein Produktionsproceß vorangeht. In der entwickelten kapitalistischen Aera dagegen, wo einerseits massenhafte Kapitale in den Händen Ein zelner koncentrirt sind, andrerseits neben den Einzelkapitalisten der as- sociirte Kapitalist (Aktiengesellschaften) tritt und gleichzeitig das Kre ditwesen entwickelt ist, baut ein kapitalistischer Bauunternehmer nur noch ausnahmsweis auf Bestellung für einzelne Privatpersonen. Er macht ein Geschäft daraus, Häuserreihen und Stadtviertel für den Markt zu bauen, wie einzelne Kapitalisten ein Geschäft daraus machen, Eisenbah nen als Kontraktoren zu bauen. Wie die kapitalistische Produktion den Häuserbau in London umge wälzt hat, darüber geben uns die Aussagen eines Bauunternehmers vor dem Bankkomité von 1857 Auskunft. In seiner Jugend, sagte er, wurden Häuser meistens auf Bestellung gebaut und der Betrag während des Bau es ratenweise an den Unternehmer bezahlt bei Vollendung gewisser Stadien des Baues. A uf Spekulation wurde nur wenig gebaut; die Unter nehmer ließen sich hierauf hauptsächlich nur ein, um ihre Arbeiter regel mäßig beschäftigt und damit zusammen zu halten. Seit den letzten 40 Jahren hat sich das alles geändert. A uf Bestellung wird nur noch sehr wenig gebaut. Wer ein neues Haus braucht, sucht sich eins aus von den auf Spekulation gebauten oder noch im Bau begriffnen. Der Unterneh mer arbeitet nicht mehr für den Kunden, sondern für den Markt; ganz wie jeder andre Industrielle ist er gezwungen fertige Waare im Markt zu haben. Während früher ein Unternehmer vielleicht drei oder vier Häuser | |216| gleichzeitig auf Spekulation im Bau hatte, muß er jetzt ein ausge dehntes Grundstück kaufen (d. h. in kontinentaler Ausdrucksweise auf meist 99 Jahre miethen), bis zu 100 oder 200 Häuser darauf errichten und sich so auf eine Unternehmung einlassen, die sein Vermögen um das zwanzig- bis fünfzigfache übersteigt. Die Fonds werden beschafft durch 216 Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode Aufnahme von Hypotheken, und das Geld dem Unternehmer zur Ver fügung gestellt im M a ß, wie der Bau der einzelnen Häuser fortschreitet. Kommt dann eine Krisis, die die Einzahlung der Vorschußraten zum Stocken bringt, so scheitert gewöhnlich die ganze Unternehmung; im be sten Fall bleiben die Häuser unvollendet bis auf beßre Zeiten, im schlimmsten kommen sie unter den Hammer und werden zum halben Preis losgeschlagen. Ohne Spekulationsbau, und das auf großer Stufen leiter, kann heute kein Unternehmer mehr vorankommen. Der Profit aus dem Bauen selbst ist äußerst gering; sein Hauptgewinn besteht in Stei gerung der Grundrente, in geschickter Auswahl und Ausnutzung des Bauterrains. A uf diesem Wege der die Nachfrage nach Häusern antici- pirenden Spekulation sind fast ganz Belgravia und Tyburnia und die zahllosen Tausende von Villen um London gebaut worden. (Abgekürzt aus Report from the Select Committee on Bank Acts. Part I, 1857, Evi dence, Fragen 5 4 1 3 - 1 8, 5 5 3 5 - 3 6 .) Die Ausführung von Werken von bedeutend langer Arbeitsperiode und großer Stufenleiter fällt erst vollständig der kapitalistischen Produktion anheim, wenn die Koncentration des Kapitals bereits sehr bedeutend ist, andrerseits die Entwicklung des Kreditsystems dem Kapitalisten das be queme Auskunftsmittel bietet, fremdes statt sein eignes Kapital vorzu schießen und daher auch zu riskiren. Es versteht sich jedoch von selbst, daß der Umstand, ob das der Produktion vorgeschoßne Kapital seinem Anwender gehört oder nicht gehört, auf Umschlagsgeschwindigkeit und Umschlagszeit keinen Einfluß hat. Die Umstände, welche das Produkt des einzelnen Arbeitstags vergrö ßern, wie Kooperation, Theilung der Arbeit, Anwendung der Maschi nerie, verkürzen zugleich die Arbeitsperiode bei zusammenhängenden Produktionsakten. So verkürzt Maschinerie die Bauzeit von Häusern, Brücken etc.; die Mäh- und Dreschmaschine etc. verkürzen die Arbeits periode, erheischt um das gereifte Korn in fertige Waare zu verwandeln. Verbesserter Schiffsbau verkürzt mit vermehrter Geschwindigkeit die Umschlagszeit des in der Schifffahrt ausgelegten Kapitals. Diese Verbes serungen, ¡2171 welche die Arbeitsperiode und daher die Zeit verkürzen für welche cirkulirendes Kapital vorgeschossen werden muß, sind jedoch meist verbunden mit vermehrter Auslage von fixem Kapital. Andrerseits kann die Arbeitsperiode in bestimmten Zweigen verkürzt werden durch bloße Ausdehnung der Kooperation; die Fertigstellung einer Eisenbahn wird dadurch verkürzt, daß große Arbeiterarmeen auf die Beine gestellt werden und das Werk daher vielseitig im Raum angegriffen wird. Die Umschlagszeit wird hier verkürzt durch Wachsthum des vorgeschoßnen Kapitals. Mehr Produktionsmittel und mehr Arbeitskraft müssen unter dem Kommando des Kapitalisten vereint sein. 217 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Wenn die Verkürzung der Arbeitsperiode daher meist mit Vergröße rung des für die kürzre Zeit vorgeschoßnen Kapitals verbunden ist, so- daß, im M aß wie die Vorschußzeit sich verkürzt, die Masse, worin das Kapital vorgeschossen wird, sich vergrößert - so ist hier zu erinnern, daß, abgesehn von der vorhandnen Masse des gesellschaftlichen Kapitals, es darauf ankommt, in welchem Grade die Produktions- und Lebensmittel, resp. die Verfügung darüber, zersplittert oder in den Händen individuel ler Kapitalisten vereinigt sind, also welchen Umfang die Koncentration der Kapitale bereits erreicht hat. Insofern der Kredit die Koncentration von Kapital in einer Hand vermittelt, beschleunigt und steigert, trägt er dazu bei, die Arbeitsperiode, und damit die Umschlagszeit, abzukürzen. In Produktionszweigen, wo die Arbeitsperiode, sei sie nun kontinuir- lich oder unterbrochen, durch bestimmte Naturbedingungen vorgeschrie ben ist, kann keine Verkürzung durch die oben angegebnen Mittel statt finden. „Der Ausdruck: rascherer Umschlag, kann nicht auf Kornernten angewandt werden, da nur ein Umschlag im J a hr möglich ist. Was den Viehstand angeht, wollen wir einfach fragen: Wie ist der Umschlag zwei- und dreijähriger Schafe und vier- und fünfjähriger Ochsen zu beschleu nigen?" (W. Walter Good: Political, Agricultural, and Commercial Fal lacies. London, 1866, p. 325.) Die Nothwendigkeit, früher Geld flüssig zu haben (ζ. Β. um fixe Lei­ stungen, wie Steuern, Grundrente etc. zu zahlen) löst diese Frage da durch, daß Vieh ζ. B. verkauft und geschlachtet wird, bevor es das öko nomische Normalalter erreicht hat, zum großen Schaden der Agrikultur; es bewirkt dies auch schließlich ein Steigen der Fleischpreise. „Die Leute, welche früher hauptsächlich Vieh züchteten um die Weidegründe der | ¡2181 Midland counties im Sommer, und die Ställe der östlichen Graf schaften im Winter damit zu versorgen . .. sind durch die Schwankungen und Senkungen der Kornpreise so heruntergebracht worden, daß sie froh sind, aus den hohen Preisen von Butter und Käse Vortheil ziehn zu kön nen; die erstre bringen sie wöchentlich auf den Markt, um laufende Aus gaben zu decken; gegen den letztren nehmen sie Vorschüsse von einem Faktor, der den Käse abholt sobald er transportfähig ist, und der natür lich seinen eignen Preis macht. Aus diesem Grund, und da die Land w i r t s c h a ft durch die Grundsätze der politischen Oekonomie regiert wird, werden die Kälber, die früher von den milchwirthschaftenden Ge genden zur Aufzucht nach Süden kamen, jetzt massenweise geopfert, oft wenn sie erst acht bis zehn Tage alt sind, in den Schlachthäusern von Birmingham, Manchester, Liverpool und andern benachbarten G r o ß städten. Wäre dagegen das Malz unbesteuert, so hätten nicht nur die Pächter mehr Profit gemacht, und so ihr Jungvieh behalten können, bis 218 Zwölftes Kapitel · Arbeitsperiode es älter und schwerer wurde, sondern das Malz hätte auch statt Milch zur Aufzucht von Kälbern gedient bei Leuten, die keine Kühe halten; und der jetzige erschreckende Mangel an Jungvieh wäre großentheils vermie den worden. Empfiehlt man diesen kleinen Leuten jetzt, die Kälber auf- zuziehn, so sagen sie: Wir wissen sehr wohl, daß die Aufzucht mit Milch sich lohnen würde, aber erstens müßten wir Geld auslegen, und das kön nen wir nicht, und zweitens müßten wir lange warten, bis wir unser Geld wieder bekommen, während wir es in der Milchwirthschaft sogleich zu rückerhalten." (Ibid., p. 12, 13.) Wenn die Verlängrung des Umschlags solche Folgen schon bei kleinem englischen Pächtern hat, so ist leicht zu begreifen, welche Störungen sie bei den Kleinbauern des Kontinents hervorrufen muß. Entsprechend der Dauer der Arbeitsperiode, also auch der Zeitperiode bis zur Fertigstellung der cirkulationsfähigen Waare, häuft sich der Werththeil, den das fixe Kapital schichtweis an das Produkt abgibt, und verzögert sich der Rückfluß dieses Werththeils. Aber diese Verzögrung verursacht nicht erneuerte Auslage in fixem Kapital. Die Maschine fährt fort im Produktionsproceß zu wirken, ob der Ersatz ihres Verschleißes langsamer oder rascher in Geldform zurückströmt. Anders verhält es sich mit dem cirkulirenden Kapital. Nicht nur muß im Verhältniß zur Dauer der Arbeitsperiode Kapital auf längre Zeit festgelegt, es muß auch be||219|ständig neues Kapital in Arbeitslohn, R o h- und Hülfsstoffen vor geschossen werden. Es zeigt sich hier, daß die Unterschiede von fixem und flüssigen Kapital aus der Rolle entspringen, welche die verschiednen Faktoren im Arbeitsproceß spielen, indem die einen in wiederholten Ar- beitsprocessen fortwirken, die andren beständig erneuert werden, diese also beständig durch die Cirkulation ganz ersetzt werden müssen, jene nicht. Verzögerter Rückfluß wirkt daher verschieden auf beide. Der Rückfluß mag langsamer oder rascher sein, das fixe Kapital fährt fort zu wirken. Das cirkulirende Kapital dagegen wird funktionsunfähig bei ver zögertem Rückfluß, wenn es in der F o rm von unverkauftem oder unfer tigem, noch nicht verkäuflichem Produkt festliegt und kein Zuschußka pital vorhanden ist, um es in natura zu erneuern. - „Während der Bauer verhungert, gedeiht sein Vieh. Es hatte ziemlich geregnet und das Gras futter stand üppig. Der indische Bauer wird verhungern neben einem fetten Ochsen. Die Vorschriften des Aberglaubens erscheinen grausam gegenüber dem Einzelnen, aber sie sind erhaltend für die Gesellschaft; die Erhaltung des Arbeitsviehs sichert den Fortgang des Ackerbaus, und da mit die Quellen künftigen Lebensunterhalts und Reichthums. Es mag hart und traurig lauten, aber es ist so: In Indien ist ein Mensch leichter zu ersetzen als ein Ochse." (Return, East India. Madras and Orissa Famine. 219 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Nr. 4, p. 4.) Man vergleiche hiermit den Satz des Manava-Dharma-Ses- tra, Cap. X, p. 862: „Hingebung des Lebens ohne Belohnung, um einen Priester oder eine Kuh zu erhalten ... kann die Seligkeit dieser niedrig gebornen Stämme sichern." Es ist natürlich unmöglich, ein fünfjähriges Thier vor dem Ende von fünf Jahren zu liefern. Was aber innerhalb gewisser Grenzen möglich, das ist, durch veränderte Behandlungsweise Thiere in kürzrer Zeit für ihre Bestimmung fertig zu machen. Dies wurde namentlich geleistet durch Bakewell. Früher waren englische Schafe, wie die französischen noch 1855, vor dem vierten oder fünften Jahre nicht schlachtfertig. Nach Bakewell's System kann schon ein einjähriges Schaf gemästet werden und in jedem Fall ist es vor Ablauf des zweiten Jahres vollständig ausgewach sen. Durch sorgfältige Zuchtwahl reducirte Bakewell, Pächter von Dish- ley Grange, das Knochenskelett der Schafe auf das zu ihrer Existenz nothwendige Minimum. Seine Schafe hießen die New Leicesters. „Der Züchter kann jetzt drei Schafe auf den Markt liefern in ||220| derselben Zeit, in der er früher eins fertig stellte, und das in breiterer, runderer, größerer Entwicklung der am meisten Fleisch gebenden Theile. Fast ihr ganzes Gewicht ist pures Fleisch." (Lavergne, The Rural Economy of England etc. 1855. p. 22.) Die Methoden, welche die Arbeitsperiode abkürzen, sind in verschied nen Industriezweigen nur in sehr verschiednem Grad anwendbar und gleichen nicht die Unterschiede in der Zeitlänge der verschiednen Ar beitsperioden aus. Um bei unsrem Beispiel zu bleiben, so mag durch Anwendung neuer Werkzeugmaschinen die zur Herstellung einer L o k o motive nöthige Arbeitsperiode absolut verkürzt werden. Wird aber durch verbesserte Processe in der Spinnerei das täglich oder wöchentlich gelie ferte fertige Produkt ungleich rascher vermehrt, so hat die Länge der Arbeitsperiode in der Maschinenfabrikation dennoch relativ zugenom men, im Vergleich mit der Spinnerei. DREIZEHNTES KAPITEL. D ie P r o d u k t i o n s z e i t. Die Arbeitszeit ist immer Produktionszeit, d. h. Zeit, während deren das Kapital in die Produktionssphäre gebannt ist. Aber umgekehrt ist nicht alle Zeit, während deren das Kapital sich im Produktionsproceß befindet, deswegen nothwendig auch Arbeitszeit. 220 Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit Es handelt sich hier nicht um Unterbrechungen des Arbeitsprocesses, welche durch die Naturschranken der Arbeitskraft selbst bedingt sind, obgleich sich gezeigt hat, wie sehr der bloße Umstand, daß das fixe K a pital, Fabrikgebäude, Maschinerie u. s. w. während der Pausen des Ar beitsprocesses brachliegt, eins der Motive wurde zur unnatürlichen Ver- längrung des Arbeitsprocesses und zur Tag- und Nachtarbeit. Es handelt sich hier von einer, von der Länge des Arbeitsprocesses unabhängigen, durch die Natur des Produkts und seiner Herstellung selbst bedingten Unterbrechung, während deren der Arbeitsgegenstand kürzer oder länger dauernden Naturprocessen unterworfen ist, physikalische, chemische, physio [J 221 |logische Veränderungen durchmachen muß, während deren der Arbeitsproceß ganz oder theilweise suspendirt ist. So muß gekelterter Wein erst eine Zeit lang die Gährung durchmachen und dann wieder eine Zeit lang liegen, um einen bestimmten Grad der Vollkommenheit zu erreichen. In vielen Industriezweigen muß das Pro dukt eine Trocknung durchmachen, wie in der Töpferei, oder gewissen Umständen ausgesetzt sein, um seine chemische Beschaffenheit zu än dern, wie in der Bleicherei. Winterkorn braucht vielleicht neun Monate zur Reife. Zwischen Saat- und Erntezeit ist der Arbeitsproceß fast ganz unterbrochen. In der Holzzucht, nachdem die Aussaat und die dabei nöthigen Vorarbeiten beendet, braucht der Same vielleicht 100 Jahre, um in fertiges Produkt verwandelt zu werden; während dieser ganzen Zeit braucht er relativ nur sehr unbedeutende Einwirkung von Arbeit. In allen diesen Fällen wird während eines großen Theils der Produk tionszeit nur stellenweis zuschüssige Arbeit zugesetzt. Das im vorigen Kapitel beschriebne Verhältniß, wo dem bereits im Produktionsproceß festgelegten Kapital zuschüssiges Kapital und Arbeit zugesetzt werden muß, findet hier nur mit längern oder kürzern Unterbrechungen statt. In allen diesen Fällen besteht also die Produktionszeit des vorgeschoß nen Kapitals aus zwei Perioden: Einer Periode, worin das Kapital sich im Arbeitsproceß befindet; einer zweiten Periode, worin seine Existenzform - die von unfertigem Produkt - dem Walten von Naturprocessen überlas sen ist, ohne sich im Arbeitsproceß zu befinden. Ob diese beiden Zeiträume sich stellenweis durchkreuzen und zwischen einander schieben, ändert nichts an der Sache. Arbeitsperiode und Produktionsperiode decken sich hier nicht. Die Produktionsperiode ist größer als die Arbeitsperiode. Aber erst nach Zurücklegung der Produktionsperiode ist das Produkt fertig, reif, also aus der Form von produktivem Kapital verwandelbar in die von Waarenkapital. Je nach der Länge der nicht aus Arbeitszeit bestehenden Produktionszeit verlängert sich also auch seine Umschlagsperiode. Soweit die über die Arbeitszeit überschüssige Produktionszeit nicht durch ein für 221 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals alle Mal gegebne Naturgesetze bestimmt ist, wie beim Reifen des Korns, dem Wuchs der Eiche u. s. w., kann die Umschlagsperiode oft mehr oder minder verkürzt werden durch künstliche Abkürzung der Produktionszeit. So durch Einführung der chemischen Bleicherei statt der Wiesenbleicherei, durch wirksamere Trockenapparate in Trocknungsprocessen. | 2 2 2| So in 5 der Gerberei, wo das Eindringen der Gerbsäure in die Häute nach der alten Methode 6-18 Monate wegnahm, nach der neuen, worin die Luftpumpe angewandt wird, nur anderthalb bis zwei Monate. ( J. G. Courcelle- Seneuil, Traité théorique et pratique des Entreprises industrielles etc. Paris 1857, 2. éd.) Das großartigste Beispiel von künstlicher Abkürzung der 10 durch Naturprocesse ausgefüllten bloßen Produktionszeit liefert die Ge schichte der Eisenproduktion und namentlich die Verwandlung von R o h eisen in Stahl in den letzten 100 Jahren, von dem um 1780 entdeckten Puddling bis zu dem modernen Bessemer-Proceß und den seitdem einge führten neuesten Verfahrungsweisen. Die Produktionszeit ist enorm abge- 15 kürzt worden, aber in demselben M aß auch die Anlage von fixem Kapital vergrößert. Ein eigenthümliches Beispiel für die Abweichung der Produktionszeit von der Arbeitszeit liefert die amerikanische Fabrikation von Schuhlei sten. Hier entsteht ein bedeutender Theil der Unkosten daraus, daß das 20 Holz bis zu 18 Monaten zur Austrocknung lagern muß, damit der fertige Leisten sich nachher nicht zieht, seine F o rm verändert. Während dieser Zeit macht das Holz keinen andern Arbeitsproceß durch. Die Um schlagsperiode des angelegten Kapitals ist daher nicht nur bestimmt durch die zur Leistenfabrikation selbst erheischte Zeit, sondern auch 25 durch die Zeit während deren es im austrocknenden Holz brach liegt. Es befindet sich 18 Monate im Produktionsproceß, bevor es in den eigent lichen Arbeitsproceß eintreten kann. Dies Beispiel zeigt zugleich, wie die Umschlagszeiten verschiedner Theile des cirkulirenden Gesammtkapitals verschieden sein können in Folge von Umständen, die nicht innerhalb 30 der Cirkulationssphäre, sondern aus dem Produktionsproceß entsprin gen. Besonders deutlich tritt der Unterschied von Produktionszeit und Ar beitszeit hervor in der Landwirthschaft. In unsern gemäßigten Klimaten trägt das Land einmal jährlich Korn. Die Abkürzung oder Verlängrung 35 der Produktionsperiode (für Wintersaat durchschnittlich neun Monate) ist selbst wieder vom Wechsel guter oder schlechter Jahre abhängig, da her nicht genau vorher bestimmbar und kontrollirbar wie in der eigent lichen Industrie. Nur Nebenprodukte, Milch, Käse etc. sind fortlaufend in kürzern Perioden producirbar und verkaufbar. Dagegen stellt sich die 40 Arbeitszeit wie folgt: „Die Zahl der Arbeitstage wird in den verschiednen 222 Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit Gegenden von Deutschland mit Rücksicht auf die klimatischen und üb rigen U 2231 einwirkenden Verhältnisse für die drei Hauptarbeitsperioden anzunehmen sein: F ür die Frühjahrsperiode von Mitte März oder An fang April bis Mitte Mai auf 5 0 - 6 0; für die Sommerperiode von Anfang Juni bis Ende August auf 6 5 - 8 0; und für die Herbstperiode von Anfang September bis Ende Oktober oder Mitte oder Ende November auf 5 5 - 75 Arbeitstage. F ür den Winter sind bloß die darin zu verrichtenden Arbei ten, wie Dünger-, Holz-, Markt-, Baufuhren u. s. w. zu bemerken." ( F. Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Dres den 1852. S. 160.) Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Arbeits periode der Landwirthschaft, und daher die Auslage in Kapital und Ar beit, auf kurzem Zeitraum zusammen. Ζ. B. Rußland. Dort ist in einigen nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 1 3 0 - 1 50 Tagen im Jahr. Man begreift, welchen Verlust Rußland erleiden würde, wenn 50 aus den 65 Millionen seiner europäischen Bevölkrung ohne Beschäfti gung blieben während der sechs oder acht Wintermonate, wo alle Feld arbeit aufhören muß. Außer den 200 000 Bauern, welche in den 10 500 Fabriken Rußlands arbeiten, haben sich überall auf den Dörfern eigne Hausindustrien entwickelt. So gibt es Dörfer, worin alle Bauern seit Ge nerationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc. sind; besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Moskau, Wladi mir, Kaluga, Kostroma und Petersburg. Beiläufig wird diese Hausindu strie schon mehr und mehr in den Dienst der kapitalistischen Produktion gepreßt; den Webern ζ. B. Kette und Einschlag von Kaufleuten direkt oder durch Vermittlung von Faktoren geliefert. (Abgekürzt nach: R e ports by H. M. Secretaries of Embassy and Legation, on the Manufac tures, Commerce etc. No. 8, 1865. p. 86, 87.) Man sieht hier, wie das Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode, welche letztre nur einen Theil der erstren bildet, die natürliche Grundlage der Vereinigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet, wie an drerseits letztre wieder Anhaltspunkt wird für den Kapitalisten, der sich zunächst als Kaufmann dazwischendrängt. Indem die kapitalistische Pro duktion dann später die Scheidung zwischen Manufaktur und Agrikultur vollzieht, wird der Landarbeiter immer mehr von bloß zufälliger Neben beschäftigung abhängig und seine Lage dadurch verschlechtert. F ür das | |224| Kapital, wie man später sehn wird, gleichen sich alle Verschieden heiten im Umschlag aus. Für den Arbeiter nicht. Während in den meisten Zweigen der eigentlichen Industrie, des Berg baus, des Transports u. s. w. der Betrieb ein gleichmäßiger ist, gleich mäßige Arbeitszeit jahraus jahrein gearbeitet wird und, von Preisschwan- 223 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals kungen, Geschäftsstörungen etc. als von anormalen Unterbrechungen abgesehn, die Auslagen für das in den täglichen Cirkulationsproceß ein gehende Kapital sich gleichmäßig vertheilen; während ebenfalls, bei sonst gleichbleibenden Marktverhältnissen, auch der Rückfluß des cirkuliren den Kapitals oder seine Erneuerung das J a hr hindurch in gleichmäßige Perioden sich vertheilt - findet in den Kapitalauslagen, wo die Arbeitszeit nur einen Theil der Produktionszeit bildet, während der verschiednen Perioden des Jahrs die größte Ungleichmäßigkeit in der Auslage von cirkulirendem Kapital statt, indeß der Rückfluß nur auf einmal zu der durch Naturbedingungen fixirten Zeit erfolgt. Bei gleicher Stufenleiter des Geschäfts, d. h. bei gleicher Größe des vorgeschoßnen cirkulirenden Kapitals, muß es daher in größren Massen auf einmal und auf längre Zeit vorgeschossen werden, als in den Geschäften mit kontinuirlichen Arbeits perioden. Die Lebensdauer des fixen Kapitals unterscheidet sich hier auch bedeutender von der Zeit, worin es wirklich produktiv fungirt. Mit der Differenz von Arbeitszeit und Produktionszeit wird natürlich auch die Gebrauchszeit des angewandten fixen Kapitals auf längre oder kürzre Zeit fortwährend unterbrochen, wie ζ. B. im Ackerbau bei Arbeitsvieh, Geräthen und Maschinen. Soweit dies fixe Kapital aus Arbeitsthieren besteht, erheischt es fortwährend dieselben oder fast dieselben Ausgaben in Futter etc. wie während der Zeit worin es arbeitet. Bei todten Arbeits mitteln verursacht auch der Nichtgebrauch eine gewisse Entwerthung. Es findet also überhaupt Vertheuerung des Produkts statt, indem die Werth abgabe an das Produkt sich berechnet nicht nach der Zeit, worin das fixe Kapital fungirt, sondern nach der Zeit, worin es Werth verliert. In diesen Produktionszweigen bildet das Brachliegen des fixen Kapitals, ob noch mit laufenden Kosten verbunden oder nicht, ebenso eine Bedingung sei ner normalen Anwendung wie ζ. B. der Verlust eines gewissen Quantums von Baumwolle bei der Spinnerei; und ebenso zählt bei jedem Arbeits proceß die unter den normalen technischen Bedingungen unproduktiv, aber unvermeidlich, verausgabte Arbeitskraft gerade so gut wie die | 12251 produktive. Jede Verbeßrung, die unproduktive Verausgabung von Arbeitsmitteln, Rohstoff und Arbeitskraft vermindert, vermindert auch den Werth des Produkts. In der Landwirthschaft vereinigt sich beides, die längre Dauer der Ar beitsperiode und die große Differenz zwischen Arbeitszeit und Produk tionszeit. Hodgskin bemerkt darüber richtig: „Der Unterschied in der Zeit," (obgleich er hier nicht zwischen Arbeitszeit und Produktionszeit unterscheidet) „die erforderlich ist, um die Produkte der Landwirthschaft fertig zu machen, und der von andern Arbeitszweigen, ist die Hauptur sache der großen Abhängigkeit der Landwirthe. Sie können ihre Waaren 224 Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit nicht in kürzrer Zeit zu Markte bringen als in einem Jahr. Während dieses ganzen Zeitraums müssen sie borgen vom Schuhmacher, Schnei der, Schmied, Wagenmacher und den verschiednen andren Producenten, von denen sie Produkte brauchen, und welche Produkte in wenig Tagen oder Wochen fertig werden. In Folge dieses natürlichen Umstands, und in Folge der raschren Reichthumsvermehrung in den andern Arbeits zweigen, sind die Grundbesitzer, die den Boden des ganzen Reichs mo- nopolisirt haben, obgleich sie außerdem sich das Monopol der Gesetz gebung angeeignet haben, dennoch unfähig, sich und ihre Diener, die Pächter, vor dem Schicksal zu retten, die abhängigsten Leute im Lande zu werden." (Thomas Hodgskin, Popular Political Economy. London 1827. p. 147 Note.) Alle Methoden, wodurch theilweis die Ausgaben in Arbeitslohn und Arbeitsmitteln in der Agrikultur gleichmäßiger über das ganze Jahr ver theilt werden, theilweis der Umschlag verkürzt wird, indem verschieden artigere Produkte erzeugt und so verschiedne Ernten während des Jahres möglich werden, erheischen Vergrößrung des in der Produktion vorge schoßnen, in Arbeitslohn, Dünger, Samen etc. ausgelegten cirkulirenden Kapitals. So beim Uebergang von der Dreifelderwirthschaft mit Brache zur Fruchtwechselwirthschaft ohne Brache. So bei den cultures dérobées in Flandern. „Man nimmt die Wurzelgewächse in culture dérobée; das selbe Feld trägt zuerst Getreide, Flachs, Raps, für die Bedürfnisse der Menschen, und nach der Ernte werden Wurzelkräuter gesät zur Erhal tung des Viehs. Dies System, wobei das Hornvieh fortwährend im Stall bleiben kann, ergibt eine beträchtliche Anhäufung von Dünger, und wird so der Angelpunkt der Wechselwirthschaft. Mehr als ein Drittel der be bauten Oberfläche wird in den Sandgegenden auf die cultures dérobées | ¡226| verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten Landes um ein Drittel vermehrt hätte." Neben Wurzelgewächsen wird hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. „Der Ackerbau, so auf einen Punkt getrieben, wo er in Gartenbau übergeht, erfordert be greiflicher Weise ein verhältnißmäßig beträchtliches Anlagekapital. In England rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In Flandern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden." (Essais sur l'Économie Rurale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.) Nehmen wir schließlich die Holzzucht. - „Die Holzproduktion unter scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch, daß bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjün gung der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch selbst da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von 225 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Menschen- und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur gering. Außerdem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen Gedeihen, wo das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produk tion doch nicht mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer regelmäßigen Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreide kultur, indem bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlag führung ausführbar ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der Forstschutz schwerer zu handhaben ist u. s. w. Der Produktionsproceß ist aber auch an so lange Zeiträume gebunden, daß er über die Pläne einer Privatwirthschaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens hinausgeht. Das für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital" (bei Gemeinproduktion fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel Boden die Gemeinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden entziehn kann) „trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte und schlägt nur theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten in Forsten, bis zu 150 Jahren um. Außerdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht noch andres Einkommen hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann keine regelmäßige Waldwirthschaft führen." (Kirchhof, p. 58.) Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang der Arbeitszeit einschließt), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden, | 12271 macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher ka pitalistischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, auch wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auf tritt. Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, daß dagegen Alles, was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, eine vollständig verschwindende Größe ist. Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende Stelle: „Außerdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr lichen Nutzung beträgt." Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath) bleibt im Produktionsproceß, während ein andrer Theil derselben als jährliches Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier jährlich um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc. Ob gleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsproceß fixirtes Kapital ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es nicht fixes Kapital im kategorischen Sinn. 226 Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit Was hier Vorrath genannt wird - ein bestimmtes Quantum lebendigen Holzes oder Viehs - befindet sich relativ im Produktionsproceß (zugleich als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Naturbedingungen seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muß sich stets ein be deutender Theil in dieser F o rm befinden. Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die nur potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muß, obgleich sie nur nach und nach in den aktiven Produktionsproceß eingeht. Dazu gehört ζ. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc. und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs ein gehn. „Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen der Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es kann durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe für die Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Be ziehung !¡2281 vorzugsweis eine sorgfältige Aufsicht über die Scheunen, Futter- und Getreideböden und Keller erforderlich, sowie die Vorraths räume stets gehörig zu verschließen, außerdem aber reinlich zu halten, auszulüften sind u. s. w.; das Getreide und andre zur Aufbewahrung ge brachte Früchte müssen von Zeit zu Zeit gehörig gewendet, Kartoffeln und Rüben sowohl gegen Frost als gegen Wasser und Feuer geschützt werden." (Kirchhof, p. 292.) „Bei Berechnung des eignen Bedarfs, beson ders für die Viehhaltung, wobei die Vertheilung nach Maßgabe des Er zeugnisses und des Zwecks vorzunehmen ist, muß man nicht nur auf die Deckung des Bedürfnisses, sondern außerdem auch noch darauf Rück sicht nehmen, daß für unvorhergesehne Fälle auch noch ein verhältniß- mäßiger Vorrath übrig bleibe. Sobald sich nun hierbei ergibt, daß der Bedarf durch das eigne Erzeugniß nicht vollständig gedeckt werden kann, so hat man zunächst in Betracht zu ziehn, ob man nicht durch andre Erzeugnisse (Ersatzmittel) diesen Mangel decken oder doch solche statt der fehlenden wohlfeiler anschaffen könne. Wenn ζ. B. sich ein Mangel an Heu herausstellen sollte, so läßt sich dieser durch Wurzelwerk mit Strohzusatz decken. Ueberhaupt muß man hierbei den Sachwerth und den Marktpreis der verschiednen Erzeugnisse stets im Auge behalten und die Bestimmungen für die Konsumtion darnach treffen; ist ζ. B. der Ha­ fer theurer, während Erbsen und Roggen verhältnißmäßig niedrig stehn, so wird man mit Vortheil einen Theil des Hafers bei Pferden durch Erb sen oder Roggen ersetzen und den hierdurch erübrigten Hafer verkau fen." (Ibidem, p. 300.) 227 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Es ist früher bei Betrachtung der Vorrathbildung bereits bemerkt wor den, daß ein bestimmtes größres oder kleinres Quantum von potentiellem produktivem Kapital erfordert ist, d. h. von für die Produktion bestimm ten Produktionsmitteln, die in größren oder kleinren Massen vorräthig sein müssen, um nach und nach in den Produktionsproceß einzugehn. Es ist dabei bemerkt worden, daß bei einer gegebnen Geschäftsunterneh mung oder einem Kapitalbetrieb von bestimmtem Umfang die Größe dieses Produktionsvorraths abhängt von der größren oder geringren Schwierigkeit seiner Erneuerung, relativer Nähe der Bezugsmärkte, Ent wicklung der Transport- und Kommunikationsmittel etc. Alle diese Um stände wirken ein auf das Minimum von Kapital, das in der F o rm von produktivem Vorrath vorhanden sein muß, also auf die Zeitlänge, wofür die Kapitalvorschüsse zu machen, und auf den Umfang der auf einmal | |229| vorzuschießenden Kapitalmasse. Dieser Umfang, der also auch auf den Umschlag wirkt, wird bedingt durch die längre oder kürzre Zeit, für welche cirkulirendes Kapital in der Form von produktivem Vorrath als bloß potentielles produktives Kapital festliegt. Andrerseits, soweit diese Stauung von größrer oder geringrer Möglichkeit des raschen Ersatzes, von Marktverhältnissen u. s. w. abhängt, entspringt sie selbst wieder aus der Umlaufszeit, aus Umständen, die der Cirkulationssphäre angehören. „Ferner müssen alle solche Inventarienstücke oder Zuthaten, wie Hand- arbeitsgeräthe, Siebe, Körbe, Stricke, Wagenschmiere, Nägel u. s. w., um- somehr zum augenblicklichen Ersätze im Vorrath vorhanden sein, je we niger man die Gelegenheit in der Nähe hat, solche schnell anschaffen zu können. Endlich soll jährlich das ganze Geräthinventar im Winter sorg fältig nachgesehn und für die hierbei sich nothwendig machende Ergän zung und Instandsetzung sofort gesorgt werden. Ob man sich nun aber im allgemeinen größre oder kleinre Vorräthe zum Bedarf des Inventars halten soll, wird hauptsächlich durch die Lokalverhältnisse bestimmt. Wo Handwerksleute und Kaufläden nicht in der Nähe sind, da muß man auf größre Vorräthe halten als dort, wo man solche im Orte oder doch sehr nahe findet. Wenn man aber unter sonst gleichen Verhältnissen die bedürfenden Vorräthe in größren Mengen auf einmal anschafft, gewinnt man in der Regel den Vortheil des billigen Einkaufs, wenn man nur sonst hierzu einen geeigneten Zeitpunkt gewählt hat; freilich entzieht man hier durch aber auch dem umlaufenden Betriebsmaterial eine um so größre Summe auf einmal, welche nicht immer gut aus dem Wirthschaftsbetriebe entbehrt werden kann." (Kirchhof, p. 301.) Die Differenz von Produktions- und Arbeitszeit läßt, wie wir gesehn, sehr verschiedne Fälle zu. Das cirkulirende Kapital kann sich in der Pro duktionszeit befinden, ehe es in den eigentlichen Arbeitsproceß eingeht 228 Dreizehntes Kapitel · Produktionszeit (Leistenfabrikation); oder es befindet sich in Produktionszeit, nachdem es den eigentlichen Arbeitsproceß durchgemacht hat (Wein, Saatkorn); oder die Produktionszeit wird stellenweis durch Arbeitszeit durchbrochen (Feldbau, Holzzucht); ein großer Theil von cirkulationsfähigem Produkt bleibt dem aktiven Produktionsproceß einverleibt, während ein viel ge- ringrer Theil in die jährliche Cirkulation eingeht (Holz- und Viehzucht); die größre oder geringre Zeitlänge, für welche cirkulirendes Kapital in der F o rm von potentiellem produktivem Kapital, also auch die größre oder ||230j geringre Masse, worin dies Kapital auf einmal ausgelegt wer den muß, entspringt theils aus der Art des Produktionsprocesses (Agri kultur), und hängt theils von der Nähe von Märkten etc., kurz, von Umständen ab, die der Cirkulationssphäre angehören. Man wird später sehn (Buch I I I ), welche widersinnige Theorien bei MacCulloch, James Mill etc., der Versuch veranlaßt hat, die von der Arbeitszeit abweichende Produktionszeit mit der erstren zu identificiren, ein Versuch, selbst wieder entspringend aus falscher Anwendung der Werththeorie. Der Umschlagscyklus, den wir vorher betrachtet, ist gegeben durch die Dauer des dem Produktionsproceß vorgeschoßnen fixen Kapitals. Da dieser eine größre oder geringre Reihe von Jahren umfaßt, so auch eine Reihe jährlicher, resp. während des Jahres wiederholter Umschläge des fixen Kapitals. In der Agrikultur entsteht ein solcher Umschlagscyklus aus dem Sy stem der Fruchtfolge. „Die Dauer der Pachtzeit darf jedenfalls nicht kürzer angenommen werden als die Umlaufszeit der eingeführten Frucht folgeaussaat, daher bei der Dreifelderwirthschaft immer mit 3, 6, 9 ge rechnet wird. Bei angenommener Dreifelderwirthschaft mit reiner Brache wird aber der Acker in sechs Jahren nur viermal bebaut, und in den Baujahren mit Winter- und Sommergetreide, und erfordert oder erlaubt es die Beschaffenheit des Bodens, auch mit Weizen und Roggen, Gerste und Hafer gewechselt. Jede Getreideart vervielfältigt sich nun auf dem selben Boden mehr oder weniger als die andre, jede hat einen andren Werth und wird auch für einen andren Preis verkauft. Deshalb fällt der Ertrag des Ackers in jedem Baujahre anders aus, auch anders in der ersten Hälfte des Umlaufs (in den ersten drei Jahren), anders in der zwei ten. Selbst der durchschnittliche Ertrag in der Umlaufszeit ist nicht in der einen wie in der andern gleich groß, indem die Fruchtbarkeit nicht allein von der Güte des Bodens, sondern auch von der Jahreswitterung, sowie die Preise von mancherlei Verhältnissen abhängen. Berechnet man nun 229 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals den Betrag des Ackers nach mittlem Fruchtjahren der ganzen Umlaufs zeit auf sechs Jahre und nach den Durchschnittspreisen derselben, so hat | 12311 man den Gesammtertrag auf ein Jahr sowohl in der einen als in der andern Umlaufszeit gefunden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn der Ertrag nur für die Hälfte der Umlaufszeit, also für drei Jahre berechnet wird, indem alsdann der Gesammtertrag ungleich ausfallen würde. Hier aus geht hervor, daß die Dauer der Pachtzeit bei der Dreifelderwirth- schaft mindestens auf sechs Jahre bestimmt werden muß. Weit wün- schenswerther aber für Pächter und Verpächter bleibt es aber immer, wenn die Pachtzeit ein Vielfaches der Pachtzeit (sie!) ausmacht, und also bei der Dreifelderwirthschaft anstatt auf 6 auf 12, 18 und noch mehr Jahre, bei Siebenfelderwirthschaft aber anstatt auf 7 auf 14, 28 Jahre gestellt ist." (Kirchhof, p. 117, 118.) (Hier steht im Manuskript: „Die englische Fruchtwechselwirthschaft. Hier Note zu machen.") VIERZEHNTES KAPITEL. D ie U m l a u f s z e i t. Alle bisher betrachteten Umstände, welche die Umlaufsperioden ver schiedner, in verschiednen Geschäftszweigen angelegter Kapitale diffe- renziren, daher auch die Zeiten, während deren Kapital vorgeschossen werden muß, entspringen innerhalb des Produktionsprocesses selbst, wie der Unterschied von fixem und flüssigem Kapital, der Unterschied in den Arbeitsperioden u. s. w. Die Umschlagszeit des Kapitals ist jedoch gleich der Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufs- oder Cirkulati onszeit. Es versteht sich daher von selbst, daß verschiedne Länge der Umlaufszeit die Umschlagszeit und daher die Länge der Umschlagspe riode verschieden macht. Am handgreiflichsten wird dies sichtbar, ent weder wenn man zwei verschiedne Kapitalanlagen vergleicht, worin alle andren den Umschlag modificirenden Umstände gleich und nur die Um laufszeiten verschieden sind, oder wenn man ein gegebnes Kapital nimmt mit gegebner Zusammensetzung aus fixem und flüssigem Kapital, gegeb ner Arbeitsperiode etc., und nur die Umlaufszeiten hypothetisch variiren läßt. I | 2 3 2 | D er eine Abschnitt der Umlaufszeit - und der relativ entschei dendste - besteht aus der Verkaufszeit, der Epoche, worin das Kapital sich im Zustand von Waarenkapital befindet. Je nach der relativen Größe 230 Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit dieser Frist verlängert oder verkürzt sich die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode überhaupt. Es kann auch in Folge von Aufbewah rungskosten etc. zuschüssige Auslage von Kapital nothwendig werden. Von vornherein ist klar, daß die für den Verkauf ihrer fertigen Waaren erforderliche Zeit sehr verschieden sein kann für die einzelnen Kapitali sten, in einem und demselben Geschäftszweig; also nicht nur für die K a pitalmassen, die in verschiednen Produktionszweigen angelegt sind, son dern auch für die verschiednen selbständigen Kapitale, die in der That nur verselbständigte Stücke des in derselben Produktionssphäre angeleg ten Gesammtkapitals bilden. Unter sonst gleichbleibenden Umständen wird die Verkaufsperiode für dasselbe individuelle Kapital mit den all gemeinen Schwankungen der Marktverhältnisse oder mit ihren Schwan kungen in dem besondren Geschäftszweig wechseln. Hierbei halten wir uns jetzt nicht länger auf. Wir konstatiren nur die einfache Thatsache: Alle Umstände, welche überhaupt Verschiedenheit in den Umschlagspe rioden der in verschiednen Geschäftszweigen angelegten Kapitale erzeu gen, haben, wenn sie individuell wirken (wenn ζ. B. der eine Kapitalist Gelegenheit hat rascher zu verkaufen als sein Konkurrent, wenn der Eine mehr Methoden anwendet, welche die Arbeitsperioden verkürzen, als der Andre etc.), ebenfalls Verschiedenheit im Umschlag der verschiednen, in demselben Geschäftszweig hausenden Einzelkapitale zur Folge. Eine stetig wirkende Ursache in der Differenzirung der Verkaufszeit, und daher der Umschlagszeit überhaupt, ist die Entfernung des Markts, wo die Waare verkauft wird, von ihrem Verkaufsplatz. Während der gan zen Zeit seiner Reise zum Markt befindet sich das Kapital gebannt in den Zustand des Waarenkapitals; wenn auf Ordre producirt wird, bis zum Moment der Abliefrung; wenn nicht auf Ordre producirt, kommt zur Zeit der Reise zum Markt noch die Zeit hinzu, wo die Waare sich auf dem Markt zum Verkauf befindet. Verbeßrung der Kommunikations und Transportmittel kürzt die Wandrungsperiode der Waaren absolut ab, hebt aber nicht die aus der Wandrung entspringende, relative Differenz in der Umlaufszeit verschiedner Waarenkapitale auf, oder auch verschied- ner Stücke desselben Waarenkapitals, die nach verschiednen Märkten | j233| wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z. B ., wel che die Reise verkürzen, verkürzen sie ebensowohl für nahe gelegne wie ferne Häfen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die relativen Differenzen können aber in Folge der Entwicklung der Trans port- und Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den natürlichen Entfernungen entspricht. Ζ. B. eine Eisenbahn, die von dem Produktionsplatz nach einem inländischen Hauptcentrum der Bevölkerung führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegnen 231 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Punkt des Inlands, wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich zu dem natürlich entferntem; ebenso mag in Folge desselben Umstands die relative Entfernung der Produktionsplätze von den größern Absatzmärkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das Aufkommen neuer Produktionscentren mit ver änderten Transport- und Kommunikationsmitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größre relative Wohlfeilheit des Transports für längre als für kürzre Distanzen.) Gleichzeitig mit der Entwicklung der Transport mittel wird nicht nur die Geschwindigkeit der Raumbewegung beschleu nigt, und damit die räumliche Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der Kommunikationsmittel, sodaß ζ. B. viele Schiffe gleichzeitig nach demselben Hafen abgehn, mehrere Züge gleich zeitig auf verschiednen Eisenbahnen zwischen denselben zwei Punkten fahren, sondern es gehe ζ. B. in der Woche an verschiednen successiven Tagen Frachtschiffe von Liverpool nach New-York, oder zu verschiednen Tagesstunden Waarenzüge von Manchester nach London. Die absolute Geschwindigkeit - also dieser Theil der Umlaufszeit - wird durch diesen letztren Umstand, bei gegebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht alterirt. Aber successive Quanta Waaren können in kürzer aufeinander folgenden Zeiträumen die Reise antreten und so successive auf den Markt kommen, ohne sich bis zur wirklichen Versendung in größren Massen als potentielles Waarenkapital aufzuhäufen. Es vertheilt sich da her auch der Rückfluß über kürzre successive Zeitperioden, sodaß be ständig ein Theil in Geldkapital verwandelt ist, während der andre als Waarenkapital cirkulirt. Durch diese Vertheilung des Rückflusses auf mehrere successive Perioden wird die Gesammt-Umlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag. Zunächst entwickelt sich die größre oder geringre Häufigkeit, worin die Transportmittel fungiren, ζ. B. die Anzahl der Züge einer Eisenbahn, einerseits ||234| mit dem Grade, worin ein Pro duktionsplatz mehr producirt, ein größres Produktionscentrum wird, und nach der Richtung auf den bereits vorhandnen Absatzmarkt hin, also nach den großen Produktions- und Bevölkrungscentren, nach Ex porthäfen u. s. w. Andrerseits bewirkt aber umgekehrt diese besondre Verkehrsleichtigkeit und der dadurch beschleunigte Umschlag des Kapi tals (soweit er von der Umlaufszeit bedingt wird) eine beschleunigte K o n centration, einerseits des Produktionscentrums, andrerseits seines Markt platzes. Mit der so beschleunigten Koncentration von Menschen- und Kapitalmassen an gegebnen Punkten schreitet fort die Koncentration dieser Kapitalmassen in wenigen Händen. Zugleich findet wieder Ver schiebung und Deplacement statt in Folge der mit den veränderten K o m munikationsmitteln veränderten relativen Lage von Produktions- und 232 Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit Marktplätzen. Ein Produktionsplatz, der durch seine Lage an Land straße oder Kanal besondren Positionsvortheil besaß, befindet sich jetzt an der Seite einer einzigen Zweigbahn, die nur in relativ großen Inter vallen fungirt, während ein andrer Punkt, der ganz von den Hauptver kehrswegen ablag, nun am Kreuzpunkt mehrerer Bahnen liegt. Der zweite Ort kommt auf, der erste verkommt. Es wird also durch die Ver- ändrung in den Transportmitteln eine örtliche Verschiedenheit in der Umlaufszeit der Waaren, der Gelegenheiten einzukaufen, zu verkaufen u. s. w. erzeugt, oder die schon existirende örtliche Verschiedenheit wird anders vertheilt. Die Wichtigkeit dieses Umstandes für den Umschlag des Kapitals zeigt sich in den Streitereien der kaufmännischen und industri ellen Repräsentanten der verschiednen Plätze mit den Eisenbahndirektio nen. (Siehe ζ. B. das oben citirte Blaubuch des Railway Committee.) Alle Produktionszweige, die der Natur ihres Produkts nach hauptsäch lich auf lokalen Absatz angewiesen sind, wie Brauereien, entwickeln sich daher in der größten Dimension in Hauptcentren der Bevölkrung. Der raschre Umschlag des Kapitals gleicht hier zum Theil die Vertheurung mancher Produktionsbedingungen, des Bauplatzes etc., aus. Wenn einerseits mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel die Um laufszeit für ein gegebnes Quantum Waaren abkürzt, so führt derselbe Fortschritt und die mit der Entwicklung der Transport- und Kommuni kationsmittel gegebne Möglichkeit - umgekehrt die Nothwendigkeit her bei, für immer entferntere Märkte, mit einem Wort, für den Weltmarkt zu ar||235|beiten. Die Masse der auf Reise befindlichen und nach entfernten Punkten reisenden Waaren wächst enorm, und daher absolut und relativ auch der Theil des gesellschaftlichen Kapitals, der sich beständig für län- gre Fristen im Stadium des Waarenkapitals, innerhalb der Umlaufszeit befindet. Damit wächst gleichzeitig auch der Theil des gesellschaftlichen Reichthums, der, statt als direktes Produktionsmittel zu dienen, in Trans port- und Kommunikationsmitteln und in dem für ihren Betrieb er heischten fixen und cirkulirenden Kapital ausgelegt wird. Die bloße relative Länge der Reise der Waare vom Produktions- zum Absatz-Ort bewirkt eine Differenz nicht nur in dem ersten Theil der Um laufszeit, der Verkaufszeit, sondern auch in dem zweiten Theil, der Rück verwandlung des Geldes in die Elemente des produktiven Kapitals, der Kaufzeit. Ζ. B. die Waare wird nach Indien geschickt. Dies dauert ζ. B. vier Monate. Wir wollen die Verkaufszeit = 0 setzen, d. h. die Waare sei auf Bestellung gesandt und werde bei Abliefrung an den Agenten des Producenten gezahlt. Die Rücksendung des Geldes (die Form, in der es zurückgesandt wird, ist hier gleichgültig) dauert wieder vier Monate. So 233 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals dauert es im ganzen acht Monate, bevor dasselbe Kapital wieder als produktives Kapital fungiren, dieselbe Operation damit erneuert werden kann. Die so hervorgebrachten Verschiedenheiten im Umschlag bilden eine der materiellen Grundlagen der verschiednen Kredittermine, wie denn der überseeische Handel ζ. B. in Venedig und Genua überhaupt eine der Quellen des eigentlichen Kreditwesens bildet. „Die Krisis von 1847 befähigte das Bank- und Handelsgeschäft jener Zeit die indische und chinesische Usance (für die Laufzeit von Wechseln zwischen dort und Europa) von zehn Monate nach Dato auf 6 Monate nach Sicht zu re- duciren und der Verlauf von 20 Jahren mit seiner Beschleunigung der Fahrt und Einrichtung von Telegraphen macht jetzt eine fernere Reduk tion nöthig von sechs Monaten nach Sicht auf vier Monate nach D a to als ersten Schritt zu vier Monate nach Sicht. Die Reise eines Segelschiffs um das K ap von Kalkutta nach London dauert durchschnittlich unter 90 Tagen. Eine Usance von vier Monaten nach Sicht würde einer Laufzeit von sage 150 Tagen gleichkommen. Die gegenwärtige Usance von sechs Monaten nach Sicht kommt einer Laufzeit von sage 210 Tagen gleich." (London Economist, 16. Juni 1866.) - Dagegen: „Die Brasilische Usance steht noch immer auf zwei und drei Monate nach Sicht, ||236| Wechsel von Antwerpen (auf London) werden drei Monate nach D a to gezogen, und selbst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei Monate und längre Daten. Durch stillschweigende Uebereinkunft wird dem Kauf mann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Waare zu realisiren zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit, wo die dagegen gezognen Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht über mäßig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate Ziel verkauft werden, können nicht, wenn man einige Zeit für den Verkauf einrechnet, in viel kürzrer Zeit als fünf Monaten realisirt werden, wäh rend andre fünf Monate durchschnittlich verfließen zwischen dem Ein kauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben wir eine Periode von zehn Monaten, während die gegen die Waaren ge zognen Wechsel nicht über sieben Monate laufen." (Ibid., 30. Juni 1866.) „Am 2. Juli 1866 notificirten fünf große Londoner Banken, die haupt sächlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir d'Escompte, daß vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen würden, die nicht über vier Monate nach Sicht gezogen wären." (Ibidem, 7. Juli 1866.) Die se Herabsetzung mißglückte jedoch und mußte wieder aufgegeben wer den. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutionirt.) Es versteht sich, daß mit der längern Umlaufszeit der Waaren das R i siko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode wächst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden können. 234 Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, theils individuell zwischen verschiednen Einzelkapitalen desselben Geschäftszweigs, theils zwischen verschiednen Geschäftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo nicht gleich baar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen der Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem für das Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf. Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser wächst mit Um fang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen eben falls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer ist eine dem Markt, der Cirkulationssphäre, angehörige Operation. Die hieraus entspringenden Unterschiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Cirkulati onssphäre, schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssphäre zurück, und zwar ||237| abgesehn von allen Zahlungsterminen und Kreditverhält nissen, also auch bei baarer Zahlung. Kohle, Baumwolle, Garn u. s. w., sind ζ. B. diskrete Produkte. Jeder Tag liefert sein Quantum fertiges Pro­ dukt. Uebernimmt nun aber der Spinner oder der Grubenbesitzer Liefrungen von Produktenmassen, welche eine, sage vier- oder sechswö chentliche Periode nacheinander folgender Arbeitstage erheischen, so ist das mit Bezug auf die Zeitlänge, wofür Kapital vorzuschießen ist, ganz dasselbe als ob eine kontinuirliche Arbeitsperiode von vier oder sechs Wochen in diesem Arbeitsproceß eingeführt wäre. Es wird hier natürlich vorausgesetzt, daß die ganze bestellte Masse Produkt auf einmal zu lie fern ist, oder doch erst gezahlt wird, nachdem sie ganz geliefert. So hat denn, einzeln betrachtet, jeder Tag sein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert. Aber diese fertige Masse ist immer nur ein Theil der kontraktlich zu liefernden Masse. Befindet sich in diesem Fall der bereits fertige Theil der bestellten Waaren nicht weiter im Produktionsproceß, so liegt er doch als nur potentielles Kapital auf dem Lagerhaus. Kommen wir nun zur zweiten Epoche der Umlaufszeit: der Kaufzeit oder der Epoche während deren das Kapital sich aus Geldform in die Elemente des produktiven Kapitals rückverwandelt. Während dieser Epo che muß es kürzre oder längre Zeit in seinem Zustand als Geldkapital verharren, also ein gewisser Theil des vorgeschoßnen Gesammtkapitals sich fortwährend im Zustand des Geldkapitals befinden, obgleich dieser Theil aus beständig wechselnden Elementen besteht. Es muß ζ. B. in einem bestimmten Geschäft von dem vorgeschoßnen Gesammtkapital η χ 100 £ in der F o rm von Geldkapital vorhanden sein, sodaß, während alle Be standtheile dieser η χ 100 £ sich fortwährend in produktives Kapital ver wandeln, diese Summe dennoch durch den Zufluß aus der Cirkulation, aus dem realisirten Waarenkapital, sich ebenso beständig wieder ergänzt. Ein 235 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals bestimmter Werththeil des vorgeschoßnen Kapitals befindet sich also be ständig im Zustand von Geldkapital, also in einer nicht seiner Produkti onssphäre, sondern seiner Cirkulationssphäre angehörigen Form. Man hat bereits gesehn, daß die durch Entfernung des Markts bewirk te Verlängrung der Zeit, in der das Kapital in die Form des Waarenka pitals gebannt ist, direkt verspäteten Rückfluß des Geldes bewirkt, also auch die Verwandlung des Kapitals aus Geldkapital in produktives K a pital verzögert. | |238| Man hat ferner gesehn ( K a p. V I ), wie mit Bezug auf den Einkauf der Waaren die Kaufzeit, die größre oder geringre Entfernung von den Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nöthig macht, für längre Peri oden Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vor rath, latentem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; daß sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden muß, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muß, bei sonst gleicher Stufenleiter der Produktion vergrößert. Aehnlich wirken in verschiednen Geschäftszweigen die Perioden - kürz re oder längre - worin größre Massen Rohmaterial auf den Markt geworfen werden. So finden ζ. B. in London alle drei Monate große Woll versteigerungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der Baum wollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuirlich, wenn auch nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die Haupt- einkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf die spe kulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktionselementen bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der producirten Waaren auf die spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung des Produkts in der Form von potentiellem Waarenkapital wirkt. „Der Landwirth muß also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein und daher nach Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner Produkte zurück halten" . .. Folgen einige allgemeine Regeln. ... „Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalität an. Wer bei Geschick und Glück (!) mit hinreichen dem Betriebskapital versehn ist, wird nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei ungewöhnlich niedrigem Preise einmal ein J a hr liegen läßt; wem es dagegen an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spe kulationsgeist fehlt, der wird die laufenden Durchschnittspreise zu errei chen suchen und also absetzen müssen, sobald und so oft er dazu Gelegen heit hat. Wolle länger als ein J a hr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; während Getreidefrüchte und Oelsaat ein paar Jahre ohne Nachtheil für Beschaffenheit und Güte aufbewahrt werden können. Solche Produkte, welche für gewöhnlich einem großen Steigen und Fallen 236 Vierzehntes Kapitel · Umlaufszeit in kurzen Zeiträumen unterworfen sind, wie ζ. B. Oelsaat, Hopfen, Karden u. dergl. läßt man mit Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktions II 2391 preisen steht. Am wenigsten darf man mit dem Ver kauf von solchen Gegenständen zögern, welche tägliche Unterhaltungs kosten verursachen, wie ausgemästetes Vieh, oder welche dem Verderben unterliegen, wie Obst, Kartoffeln u. s. w. In manchen Gegenden hat ein Produkt zu gewissen Jahreszeiten im Durchschnitt seinen niedrigsten, zu andern Zeiten dagegen seinen höchsten Preis; so steht ζ. B. das Getreide um Martini im Durchschnitt an manchen Orten niedriger im Preise als zwi­ schen Weihnachten und Ostern. Ferner sind manche Produkte in manchen Gegenden nur zu gewissen Zeiten allein gut zu verkaufen, wie das ζ. B. mit der Wolle auf den Wollmärkten in solchen Gegenden der Fall ist, wo au ßerdem der Wollhandel gewöhnlich stockt u. s. w." (Kirchhof, p. 302.) Bei Betrachtung der zweiten Hälfte der Umlaufszeit, worin das Geld in die Elemente des produktiven Kapitals zurückverwandelt wird, kommt in Betracht nicht nur dieser Umsatz selbst, für sich genommen; nicht nur die Zeit, worin das Geld zurückfließt, je nach der Entfernung des Markts, auf dem das Produkt verkauft wird; es kommt auch vor allem in Betracht der Umfang, worin ein Theil des vorgeschoßnen Kapitals sich beständig in Geldform, im Zustand von Geldkapital befinden muß. Abgesehn von aller Spekulation hängt der Umfang der Einkäufe der jenigen Waaren, die beständig als produktiver Vorrath vorhanden sein müssen, ab von den Zeiten der Erneuerung dieses Vorraths, also von Umständen, die wieder von Marktverhältnissen abhängig, daher für ver schiedne Rohstoffe etc. verschieden sind; es muß hier also von Zeit zu Zeit Geld in größren Mengen auf einmal vorgeschossen werden. Es fließt, je nach dem Umschlag des Kapitals, rascher oder langsamer, stets aber bruchweis zurück. Ein Theil davon wird ebenso beständig wieder in kür zern Zeiträumen ausgegeben, nämlich der in Arbeitslohn rückverwan delte Theil. Ein andrer Theil aber, der in Rohmaterial etc. rückzuver- wandelnde, ist für längre Zeiträume aufzuhäufen, als Reservefonds, sei es für Ankauf, sei es für Zahlung. Er existirt daher in der F o rm des Geld kapitals, obgleich der Umfang wechselt, worin er als solches existirt. Wir werden im nächsten Kapitel sehn, wie andre Umstände, ob sie nun aus dem Produktions- oder Cirkulationsproceß entspringen, dies Vor handensein einer bestimmten Portion des vorgeschoßnen Kapitals in Geldform ernöthigen. Allgemein aber ist zu bemerken, daß die Oeko- nomen sehr geneigt sind zu vergessen, daß ein Theil des im Geschäft nöthigen ||240| Kapitals beständig nicht nur die drei Formen von Geld kapital, produktivem Kapital und Waarenkapital wechselweis durch läuft, sondern daß verschiedne Portionen desselben beständig neben ein- 237 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals ander diese Formen besitzen, wenn auch die relative Größe dieser Por tionen beständig wechselt. Namentlich ist es der beständig als Geldka pital vorhandne Theil, den die Oekonomen vergessen, obgleich gerade dieser Umstand zum Verständniß der bürgerlichen Wirthschaft sehr nö thig ist und daher auch in der Praxis als solcher sich geltend macht. FÜNFZEHNTES KAPITEL. W i r k u ng d er U m s c h l a g s z e it a uf die G r ö ße des K a p i t a l v o r s c h u s s e s. In diesem und dem nächstfolgenden sechzehnten Kapitel behandeln wir den Einfluß der Umschlagszeit auf die Verwerthung des Kapitals. Nehmen wir das Waarenkapital, welches das Produkt einer Arbeitspe riode ist, ζ. B. von neun Wochen. Sehn wir einstweilen ab sowohl von dem Werththeil des Produkts, der ihm durch den Durchschnittsverschleiß des fixen Kapitals zugesetzt ist, wie von dem während des Produktionsproces ses ihm zugesetzten Mehrwerth, so ist der Werth dieses Produkts gleich dem Werth des zu seiner Produktion vorgeschoßnen flüssigen Kapitals, d. h. des Arbeitslohns und der in seiner Produktion aufgezehrten R o h- und Hülfsstoffe. Dieser Werth sei = 900 £, sodaß die Wochenauslage 100 £ be trägt. Die periodische Produktionszeit, welche hier mit der Arbeitsperiode zusammenfallt, beträgt also 9 Wochen. Es ist dabei gleichgültig, ob man annimmt, es handle sich hier um eine Arbeitsperiode für ein kontinuirli- ches Produkt, oder um eine kontinuirliche Arbeitsperiode für ein diskretes Produkt, sofern nur das Quantum von diskretem Produkt, welches auf einmal zu Markte geschafft wird, 9 Wochen Arbeit kostet. Die Umlaufszeit daure 3 Wochen. Die ganze Umschlagsperiode daure also 12 Wochen. Nach Verlauf von 9 Wochen ist das vorgeschoßne produktive Kapital in Waarenkapital verwandelt, aber ||241| es haust nun drei Wochen in der Cirkulationsperiode. Der neue Produktionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt, oder für ein Viertel der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder gleichgültig, ob man voraussetzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die Waare verkauft ist oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts bedingt oder durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Wäh rend je 3 Monaten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des Jahres 4 x3 = 12 Wochen = 3 Monaten = 1U der jährlichen Umschlagspe riode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei möglich. 238 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Entweder muß der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodaß also die 900 £ reichen, um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während der Arbeitsperiode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. Mit der 10. Woche wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Um schlagsperiode, eröffnet, bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, denn die Umschlagsperiode ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode neunwöchentlich. 900 £ auf 12 Wochen vertheilt gibt 75 £ wöchentlich. Zunächst ist klar, daß eine solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürz te Geschäftsanlage voraussetzt. Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkür zung überhaupt stattfinden kann, da der Entwicklung der Produktion in den verschiednen Geschäften gemäß ein Normalminimum der Kapital anlage besteht, unterhalb dessen das einzelne Geschäft konkurrenzunfä hig wird. Dies Normalminimum selbst wächst beständig mit der kapita listischen Entwicklung der Produktion, ist also kein fixes. Zwischen dem jedesmal gegebnen Normalminimum und dem sich stets ausdehnenden Normalmaximum finden aber zahlreiche Zwischenstufen statt - eine Mit te, die sehr verschiedne Grade der Kapitalanlage zuläßt. Innerhalb der Grenzen dieser Mitte kann daher auch Verkürzung stattfinden, deren Grenze das jedesmalige Normalminimum selbst ist. - Bei Hemmung der Produktion, Ueberfüllung der Märkte, Theurung des Rohstoffs etc. fin det Beschränkung der normalen Auslage von cirkulirendem Kapital bei gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt durch Beschränkung der Arbeitszeit, indem ζ. B. nur halbe Tage gearbeitet wird; wie ebenso in Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage ||242| des fixen Kapitals anormale Ausdehnung des cirkulirenden Kapitals stattfindet theils durch Verlängrung der Arbeitszeit, theils durch Intensifikation derselben. Bei Geschäften, die von vornherein auf solche Schwankungen berechnet sind, hilft man sich theils durch die obigen Mittel, theils durch die gleichzeitige Anwendung einer größren Arbeiteranzahl, verbunden mit Anwendung von Reserve-Fixkapital, ζ. B. Reservelokomotiven bei der Eisenbahn etc. Solche anormalen Schwankungen bleiben aber hier, wo wir normale Ver­ hältnisse voraussetzen, außer Betracht. Um die Produktion kontinuirlich zu machen, ist also hier die Ausgabe desselben cirkulirenden Kapitals über eine größre Zeitlänge vertheilt, über 12 Wochen statt über 9. In jedem gegebnen Zeitabschnitt fungirt also ein verkürztes produktives Kapital; der flüssige Theil des produktiven Kapi tals ist verkürzt von 100 auf 75 oder um ein Viertel. Die Gesammtsumme, um welche das während der Arbeitsperiode von 9 Wochen fungirende pro duktive Kapital verkürzt wird, ist = 9 x 25 = 225 £, oder 1At von 900 £. Aber das Verhältniß der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode ist ebenfalls 239 Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals 3/ i2 = 1A. Es folgt daher: Soll die Produktion nicht unterbrochen werden während der Umlaufszeit des in Waarenkapital verwandelten produktiven Kapitals, soll sie vielmehr gleichzeitig und kontinuirlich Woche für Woche fortgesetzt werden, und ist hierfür kein besondres cirkulirendes Kapital gegeben, so kann dies nur erreicht werden durch Vermindrung des Pro duktionsbetriebs, durch Verkürzung des flüssigen Bestandtheils des fun- girenden produktiven Kapitals. Der so für die Produktion während der Umlaufszeit freigesetzte flüssige Kapitaltheil verhält sich zum vorgeschoß nen flüssigen Gesammtkapital wie die Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. Es gilt dies, wie bereits bemerkt, nur für Produktionszweige, in denen der Arbeitsproceß, Woche ein Woche aus, auf derselben Stufenleiter ausge führt wird, wo also nicht zu verschiednen Arbeitsperioden wechselnde Kapitalsummen auszulegen sind, wie in der Agrikultur. Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schließe eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des wöchent lich vorzuschießenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kontinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges flüssiges K a pital, im obigen Fall von 300 £. Während der Umschlagsperiode von 12 Wochen werden successive 1200 £ vorgeschossen, davon ||243| 300 der vierte Theil, wie 3 Wochen von 12. Nach der Arbeitsperiode von 9 Wo chen ist der Kapitalwerth von 900 £ aus der F o rm von produktivem Kapital in die F o rm von Waarenkapital verwandelt. Seine Arbeitsperiode ist beschlossen, aber sie kann nicht mit demselben Kapital erneuert wer den. Während der drei Wochen, worin es die Cirkulationssphäre behaust, als Waarenkapital fungirt, befindet es sich mit Bezug auf den Produkti onsproceß in demselben Zustand, als wenn es überhaupt nicht existirte. Es wird hier von allen Kreditverhältnissen abgesehn und daher unter stellt, daß der Kapitalist nur mit eignem Kapital wirthschaftet. Während aber das für die erste Arbeitsperiode vorgeschoßne Kapital, nach voll brachtem Produktionsproceß, sich während 3 Wochen im Cirkulations proceß aufhält, fungirt ein zuschüssig ausgelegtes Kapital von 300 £, so daß die Kontinuität der Produktion nicht unterbrochen wird. Es ist nun hierbei Folgendes zu bemerken: Erstens: Die Arbeitsperiode des zuerst vorgeschoßnen Kapitals von 900 £ ist beendet nach 9 Wochen und es fließt zurück nicht vor 3 Wo chen, also erst im Beginn der 13. Woche. Aber eine neue Arbeitsperiode wird sofort wieder eröffnet mit dem zuschüssigen Kapital von 300 £. Eben dadurch ist die Kontinuität der Produktion hergestellt. Zweitens: Die Funktionen des ursprünglichen Kapitals von 900 £ und des am Schluß der ersten Arbeitsperiode von 9 Wochen neu zugeschoß- nen Kapitals von 300 £, das die zweite Arbeitsperiode nach Schluß der 240 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses ersten ohne Unterbrechung eröffnet, sind in der ersten Umschlagsperiode genau geschieden, oder können es wenigstens sein, während sie dagegen im Verlauf der zweiten Umschlagsperiode einander durchkreuzen. Stellen wir uns die Sache sinnlich vor: Erste Umschlagsperiode von 12 Wochen. Erste Arbeitsperiode von 9 Wochen; der Umschlag des hierin vorgeschoßnen Kapitals wird vollendet im Anfang der 13. Woche. Während der letzten 3 Wochen fungirt das zusätzliche Kapital von 300 £ und eröffnet die zweite Arbeitsperiode von 9 Wochen. Zweite Umschlagsperiode. Anfang der 13. Woche sind 900 £ zurück geflossen und fähig, einen neuen Umschlag zu beginnen. Aber die zweite Arbeitsperiode ist bereits durch die zuschüssigen 300 £ in der 10. Woche eröffnet worden; im Beginn der 13. Woche ist durch dasselbe bereits ein Drittel der Arbeitsperiode vollendet, 300 £ aus produktivem |]244| Kapital in Produkt verwandelt. Da nur noch 6 Wochen zur Beendigung der zweiten Arbeitsperiode nöthig, können nur zwei Drittel des zurückgeflossnen K a pitals von 900 £, nämlich nur 600 £, in den Produktionsproceß der zweiten Arbeitsperiode eingehn. 300 £ sind freigesetzt von den ursprünglichen 900 £, um dieselbe Rolle zu spielen, welche das zugeschoßne Kapital von 300 £ in der ersten Arbeitsperiode spielte. Ende der 6. Woche der zweiten Umschlagsperiode ist die zweite Arbeitsperiode absolvirt. Das in ihr aus gelegte Kapital von 900 £ fließt zurück nach 3 Wochen, also Ende der 9. Woche der zweiten zwölfwöchentlichen Umschlagsperiode. Während der 3 Wochen seiner Umlaufszeit tritt ein das freigesetzte Kapital von 300 £. Damit beginnt die dritte Arbeitsperiode eines Kapitals von 900 £ in der 7. Woche der zweiten Umschlagsperiode, oder der 19. Jahreswoche. Dritte Umschlagsperiode. Ende der 9. Woche der zweiten Umschlags periode neuer Rückfluß von 900 £. Aber die dritte Arbeitsperiode hat bereits begonnen in der 7. Woche der vorigen Umschlagsperiode, und 6 Wochen sind bereits zurückgelegt. Sie dauert also nur noch 3 Wochen. Von den zurückgeflossnen 900 £ gehn also nur 300 £ in den Produkti onsproceß ein. Die vierte Arbeitsperiode füllt die übrigen 9 Wochen die ser Umschlagsperiode aus, und so beginnt mit der 37. Woche des Jahres gleichzeitig die vierte Umschlagsperiode und die fünfte Arbeitsperiode. Um den Fall für die Berechnung zu vereinfachen, wollen wir anneh men: Arbeitsperiode 5 Wochen, Umlaufszeit 5 Wochen, also Umschlags periode von 10 Wochen; das Jahr zu 50 Wochen gerechnet, Kapitalaus lage per Woche 100 £. Die Arbeitsperiode erfordert also ein flüssiges Kapital von 500 £, und die Umlaufszeit ein zuschüssiges Kapital von ferneren 500 £. Arbeitsperioden und Umschlagszeiten stellen sich dann wie folgt: 241 Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals 1. Arbeitsperiode: 1.- 5. Woche (500 £ Waare) retournirt Ende der 10. Woche 2. 3. 4. 5. u. s. w. I 6.-10. 11.-15. 16.-20. 25.-30. (500 £ (500 £ (500 £ (500 £ " 15. " 20. " 25. " 30. " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " ) ) ) ) |245| Wenn die Umlaufszeit = 0, die Umschlagsperiode also gleich der Arbeitsperiode, so ist die Anzahl der Umschläge gleich der Anzahl der im Jahr. Bei fünfwöchentlicher Arbeitsperiode also Arbeitsperioden —Wochen = 10, und der Werth des umgeschlagnen Kapitals wäre = 500 X lO = 5000. In der Tabelle, wo eine Umlaufszeit von 5 Wochen angenommen, werden jährlich ebenfalls Waaren zum Werth von 5000 £ producirt, wovon aber Vio = 500 £ sich stets in Gestalt von Waarenka pital befindet und erst nach 5 Wochen zurückfließt. Am Ende des Jahrs hat dann das Produkt der zehnten Arbeitsperiode ( 4 6 - 5 0. Arbeitswoche) seine Umschlagszeit nur zur Hälfte vollendet, indem deren Umlaufszeit in die ersten 5 Wochen des nächsten Jahres fällt. Wir wollen noch ein drittes Beispiel nehmen: Arbeitsperiode 6 Wo chen, Umlaufszeit 3 Wochen, wöchentlicher Vorschuß im Arbeitsproceß 100 £. 1. Arbeitsperiode: 1-6. Woche. Am Ende der 6. Woche ein Waaren kapital von 600 £, retournirt Ende der 9. Woche. 2. Arbeitsperiode: 7 - 1 2. Woche. Während der 7. bis 9. Woche 300 £ zu schüssiges Kapital vorgeschossen. Ende der 9. Wo che Rückfluß von 600 £. Davon 1 0 - 1 2. Woche vorgeschossen 300 £; am Ende der 12. Woche also flüssig 300 £, in Waarenkapital vorhanden 600 £, re tournirt am Ende der 15. Woche. 3. Arbeitsperiode: 1 3 - 1 8. Woche. 1 3 - 1 5. Woche Vorschuß der obigen 300 £, dann Rückfluß von 600 £, wovon 300 £ vor geschossen für 1 6 - 1 8. Woche. Am Ende der 18. Woche 300 £ flüssig in Geld; 600 £ in Waaren kapital vorhanden, das Ende der 2 1. Woche zurück fließt. (Siehe die eingehendre Darstellung dieses Falls unter II weiter unten.) Es werden also in 9 Arbeitsperioden (= 54 Wochen) 600 χ 9 = 5400 £ Waare producirt. Am Ende der neunten Arbeitsperiode besitzt der K a­ pitalist 300 £ in Geld und 600 £ in Waare, die ihre Umlaufszeit noch nicht zurückgelegt hat. 242 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Bei Vergleichung dieser drei Beispiele finden wir erstens, daß nur beim zweiten Beispiel eine successive Ablösung des Kapitals I von 500 £ und des Zuschußkapitals II von ebenfalls 500 £ stattfindet, so daß diese zwei K a p i t a l t e i le sich getrennt von einander bewegen und zwar nur deswegen, weil hier die ganz ausnahmsweise Unterstellung gemacht ist, ||246| daß Arbeitsperiode und Umlaufszeit zwei gleiche Hälften der Umschlags periode bilden. In allen andern Fällen, welches auch immer die Ungleich heit zwischen den beiden Perioden der Umschlagsperiode sei, durchkreu zen sich die Bewegungen der beiden Kapitale, wie in Beispiel I und I I I, schon von der zweiten Umschlagsperiode an. Es bildet dann das zuschüs sige Kapital I I, zusammen mit einem Theil des Kapitals I, das in der zweiten Umschlagsperiode fungirende Kapital, während der Rest des K a pitals I für die ursprüngliche Funktion des Kapitals II freigesetzt wird. Das während der Umlaufszeit des Waarenkapitals thätige Kapital ist hier nicht identisch mit dem ursprünglich für diesen Zweck vorgeschoßnen Kapital II, aber es ist ihm gleich an Werth und bildet dieselbe Aliquote des vorgeschoßnen Gesammtkapitals. Zweitens: Das Kapital, welches während der Arbeitsperiode fungirt hat, liegt während der Umlaufszeit brach. Im zweiten Beispiel fungirt das Kapital während 5 Wochen Arbeitsperiode und liegt brach während 5 Wochen Umlaufszeit. Die gesammte Zeit also, während deren Kapital I hier im Verlauf des Jahres brachliegt, beträgt ein halbes Jahr. Für diese Zeit tritt dann das Zuschußkapital II ein, das also im vorliegenden Fall seinerseits auch ein halbes Jahr brachliegt. Aber das zuschüssige Kapital, erforderlich um die Kontinuität der Produktion während der Umlaufs zeit zu bewirken, ist nicht bestimmt durch den Gesammtumfang, resp. durch die Summe der Umlaufszeiten innerhalb des Jahres, sondern nur durch das Verhältniß der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. (Es ist hier natürlich vorausgesetzt, daß sämmtliche Umschläge unter denselben Be dingungen vorgehn.) Es sind daher im Beispiel II 500 £ Zusatzkapital nöthig, nicht 2500 £. Es rührt dies einfach daher, daß das Zusatzkapital ebensogut in den Umschlag eintritt, wie das ursprünglich vorgeschoßne, und also ganz wie dieses durch die Zahl seiner Umschläge seine Masse ersetzt. Drittens: Ob die Produktionszeit länger ist als die Arbeitszeit, ändert an den hier betrachteten Umständen nichts. Es werden dadurch aller dings die Gesammt-Umschlagsperioden verlängert, aber wegen dieses verlängerten Umschlags wird kein zuschüssiges Kapital für den Arbeits proceß erheischt. Das zuschüssige Kapital hat nur den Zweck, die durch die Umlaufszeit entstehenden Lücken im Arbeitsproceß auszufüllen; es soll also die Produktion nur vor Störungen schützen, die aus der 243 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Um||247|laufszeit entspringen; Störungen, die aus den eignen Bedingun gen der Produktion entstehn, sind auf andre, hier nicht zu betrachtende Weise, auszugleichen. Es gibt dagegen Geschäfte, in denen nur stoßweis, auf Bestellung gearbeitet wird, wo also zwischen den Arbeitsperioden Unterbrechungen eintreten können. Bei solchen fällt die Nothwendigkeit des zusätzlichen Kapitals pro tanto weg. Andrerseits ist in den meisten Fällen von Saison-Arbeit auch eine gewisse Grenze für die Zeit des Rück flusses gegeben. Dieselbe Arbeit kann mit demselben Kapital nächstes Jahr nicht erneuert werden, wenn inzwischen die Cirkulationszeit dieses Kapitals nicht abgelaufen. Dagegen kann die Umlaufszeit auch kürzer sein als der Abstand von einer Produktionsperiode bis zur nächsten. In diesem Fall liegt das Kapital brach, wenn es nicht in der Zwischenzeit anderweitig angewandt wird. Viertens: Das für eine Arbeitsperiode vorgeschoßne Kapital, z. B. die 600 £ im Beispiel III, werden theils in Roh- und Hülfsstoffen ausgelegt, in produktivem Vorrath für die Arbeitsperiode, in konstantem cirkuliren dem Kapital, theils in variablem cirkulirendem Kapital, in Zahlung der Arbeit selbst. Der in konstantem cirkulirendem Kapital ausgelegte Theil mag nicht für dieselbe Zeitlänge in der Form von produktivem Vorrath existiren, z. B. das Rohmaterial nicht für die ganze Arbeitsperiode dalie gen, die Kohlen nur alle zwei Wochen beschafft werden. Indeß - da hier Kredit noch ausgeschlossen - muß dieser Theil des Kapitals, soweit er nicht in F o rm von produktivem Vorrath disponibel ist, in der Form von Geld disponibel bleiben, um nach Bedarf in produktiven Vorrath ver wandelt zu werden. Es ändert dies nichts an der Größe des für sechs Wochen vorgeschoßnen konstanten cirkulirenden Kapitalwerths. Dage gen - abgesehn von dem Geldvorrath für unvorhergesehene Ausgaben, dem eigentlichen Reservefonds zur Ausgleichung von Störungen - wird der Arbeitslohn in kürzern Perioden, meist wöchentlich gezahlt. Falls also nicht der Kapitalist den Arbeiter zwingt, ihm längre Vorschüsse sei ner Arbeit zu machen, muß das für Arbeitslohn nöthige Kapital in Geld form vorhanden sein. Beim Rückfluß des Kapitals muß also ein Theil in Geldform festgehalten werden zur Zahlung der Arbeit, während der and re Theil in produktiven Vorrath verwandelt werden kann. | | 2 4 8 | D as Zuschußkapital theilt sich ein ganz wie das ursprüngliche. Was es aber von Kapital I unterscheidet, ist, daß es (von Kreditverhält nissen abgesehn), um für seine eigne Arbeitsperiode disponibel zu sein, vorgeschossen sein muß schon während der ganzen Dauer der ersten Arbeitsperiode von Kapital I, in die es nicht eingeht. Während dieser Zeit kann es, theilweise wenigstens, schon in konstantes cirkulirendes Kapital verwandelt werden, das für die ganze Umschlagsperiode vorge- 244 Fünfzehntes Kapitel • Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses schössen ist. Wie weit es diese Form annimmt, oder wie weit es in der Form von zuschüssigem Geldkapital verharrt, bis zum Moment, wo diese Verwandlung nothwendig wird, wird abhängen theils von den be sondren Produktionsbedingungen bestimmter Geschäftszweige, theils von Lokalumständen, theils von Preisschwankungen der Rohstoffe etc. Das gesellschaftliche Gesammtkapital betrachtet, wird sich stets ein mehr oder minder bedeutender Theil dieses zuschüssigen Kapitals für längre Zeit im Zustand des Geldkapitals befinden. Was dagegen den in Arbeitslohn vorzuschießenden Theil des Kapitals II betrifft, so wird er stets erst allmälig in Arbeitskraft verwandelt im M a ß, wie kleinre Ar beitsperioden ablaufen und bezahlt werden. Dieser Theil des Kapitals II ist also für die ganze Dauer der Arbeitsperiode in der Form des Geld kapitals vorhanden, bis er durch Verwandlung in Arbeitskraft in die Funktion des produktiven Kapitals eingeht. Dies Hereinkommen des zur Verwandlung der Umlaufszeit von K a pital I in Produktionszeit erheischten Zuschußkapitals vermehrt also nicht nur die Größe des vorgeschoßnen Kapitals und die Länge der Zeit, wofür das Gesammtkapital nothwendig vorgeschossen wird, sondern es vermehrt auch specifisch den Theil des vorgeschoßnen Kapitals, der als Geldvorrath existirt, also sich im Zustand von Geldkapital befindet und die F o rm von potentiellem Geldkapital besitzt. Dies findet ebenso statt, - sowohl was den Vorschuß in der F o rm von produktivem Vorrath wie in der Form von Geldvorrath betrifft, - wenn die durch die Umlaufszeit erheischte Spaltung des Kapitals in zwei Thei le: Kapital für die erste Arbeitsperiode und Ersatzkapital für die Um laufszeit, nicht durch Vergrößrung des ausgelegten Kapitals, sondern durch Vermindrung der Stufenleiter der Produktion hervorgebracht ist. Im Verhältniß zur Stufenleiter der Produktion wächst hier eher noch die Zunahme des in Geldform gebannten Kapitals. | 12491 Was durch diese Vertheilung des Kapitals in ursprünglich produk tives und Zuschußkapital überhaupt erreicht ist, ist die ununterbrochne Aufeinanderfolge der Arbeitsperioden, die beständige Funktion eines gleich großen Theils des vorgeschoßnen Kapitals als produktives Kapital. Sehn wir uns Beispiel II an. Das beständig im Produktionsproceß be findliche Kapital ist 500 £. Da die Arbeitsperiode = 5 Wochen, arbeitet es während 50 Wochen (als Jahr angenommen) zehnmal. Das Produkt be trägt daher auch, abgesehn vom Mehrwerth, 10 χ 500 = 5000 £. Vom Standpunkt des unmittelbar und ununterbrochen im Produktionsproceß arbeitenden Kapitals - eines Kapitalwerths von 500 £ - erscheint also die Umlaufszeit als gänzlich ausgelöscht. Die Umschlagsperiode fällt zusam men mit der Arbeitsperiode; die Umlaufszeit ist = 0 gesetzt. 245 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Wäre dagegen das Kapital von 500 £ in seiner produktiven Thätigkeit regelmäßig durch die Umlaufszeit von 5 Wochen gehemmt, sodaß es erst wieder produktionsfähig wäre nach Beendigung der ganzen Umschlags periode von 10 Wochen, so hätten wir in den 50 Jahreswochen 5 zehn wöchentliche Umschläge; darin 5 fünfwöchentliche Produktionsperioden, also zusammen 25 Produktionswochen mit einem Gesammtprodukt von 5 χ 500 = 2500 £; 5 fünfwöchentliche Umlaufszeiten, also Gesammt- Umlaufszeit ebenfalls 25 Wochen. Sagen wir hier: das Kapital von 500 £ hat fünfmal im Jahre umgeschlagen, so ist sichtbar und klar, daß wäh rend der Hälfte jeder Umschlagsperiode dies Kapital von 500 £ gar nicht als produktives Kapital fungirt hat und daß, alles zusammengerechnet, es nur während eines halben Jahres fungirt hat, während des andren Halb jahrs aber gar nicht. In unserm Beispiel tritt für die Dauer dieser fünf Umlaufszeiten das Ersatzkapital von 500 £ ein und dadurch wird der Umschlag von 2500 auf 5000 £ erhöht. Aber das vorgeschoßne Kapital ist nun auch 1000 £ statt 500 £. 5000 dividirt durch 1000 ist gleich 5. Also statt der zehn Umschläge fünf. So wird denn auch in der That gerechnet. Aber indem es dann heißt, das Kapital von 1000 £ hat fünfmal im J a hr umgeschlagen, verschwindet in den hohlen Kapitalistenschädeln die Erinnrung an die Umlaufszeit, und eine konfuse Vorstellung bildet sich, als ob dies Kapital während der successiven fünf Umschläge beständig im Produktionspro ceß fungirt habe. Sagen wir aber, dies Kapital von 1000 £ hat fünfmal umgeschlagen, so ist darin sowohl Um||250|laufszeit wie Produktionszeit eingeschlossen. In der That, wären wirklich 1000 £ im Produktionsproceß fortwährend thätig gewesen, so müßte das Produkt unter unsern Voraus setzungen 10 000 £ statt 5000 sein. Um aber 1000 £ fortwährend im Pro duktionsproceß zu haben, müßten dann auch 2000 £ überhaupt vorge schossen sein. Die Oekonomen, bei denen überhaupt nichts klares über den Mechanismus des Umschlags zu finden, übersehn fortwährend dies Hauptmoment, daß stets nur ein Theil des industriellen Kapitals that- sächlich im Produktionsproceß engagirt sein kann, wenn die Produktion ununterbrochen vorangehen soll. Während der eine Theil sich in der Pro duktionsperiode, muß stets ein andrer Theil sich in der Cirkulationspe- riode befinden. Oder mit andern Worten, der eine Theil kann nur als produktives Kapital fungiren unter der Bedingung, daß ein andrer Theil in der F o rm von Waaren- oder Geldkapital der eigentlichen Produktion entzogen bleibt. Indem dies übersehn wird, wird überhaupt die Bedeu tung und Rolle des Geldkapitals übersehn. Wir haben jetzt zu untersuchen, welche Verschiedenheit im Umschlag sich herausstellt, jenachdem die beiden Abschnitte der Umschlagsperiode 246 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses - Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode - einander gleich sind, oder die Arbeitsperiode größer oder kleiner als die Cirkulationsperiode ist, und ferner, wie dies auf die Bindung von Kapital in der F o rm Geldkapital wirkt. Wir nehmen an, daß das wöchentlich vorzuschießende Kapital in allen Fällen 100 £, und die Umschlagsperiode 9 Wochen sei, also das für jede Umschlagsperiode vorzuschießende Kapital = 900 £. I. Arbeitsperiode gleich der Cirkulationsperiode. Dieser Fall, obgleich in der Wirklichkeit nur zufällige Ausnahme, muß als Ausgangspunkt für die Betrachtung dienen, weil hier die Verhältnisse sich am einfachsten und handgreiflichsten darstellen. Die zwei Kapitale (Kapital I, das für die erste Arbeitsperiode vorge schossen, und Zusatzkapital I I, das während der Cirkulationsperiode von Kapital I fungirt) lösen sich in ihren Bewegungen ab ohne sich zu durch kreuzen. Mit Ausnahme der ersten Periode ist daher auch jedes der bei den Kapitale nur für seine eigne Umschlagsperiode vorgeschossen. Die Umschlagsperiode sei, wie in den folgenden Beispielen, 9 Wochen, Ar beitsperiode und Umlaufsperiode also je 41Ii Woche. Dann haben wir folgendes Jahresschema: | |2511 Tabelle I. Kapital I. U m s c h l a g s p e r i o d e n. A r b e i t s p e r i o d e n. V o r s c h u ß. C i r k u l a t i o n s p e r i o d e n. I. I I. I I I. I V. V. V I. 1 - 9. W o c h e. 1 - 4 V 2. W o c h e. 10 - 18. 19 - 2 7. 28 - 3 6. 37 - 4 5. 46 - ( 5 4 .) 10 19 28 - - - 13'/2. 2 2 V 2. 3 I V 2. 37 - 4 0 V2. 46 - 4 9 V2. 4 50 £ 4 50 " 4 50 " 4 50 " 4 50 " 4 50 " 4 V2 - 9. W o c h e. 1372 - 18. 22 72 - 2 7. 31V2 - 3 6. 4OV2 - 4 5. 4 9 V2 - ( 5 4 .) 3 1) " Kapital II. U m s c h l a g s p e r i o d e n. A r b e i t s p e r i o d e n. V o r s c h u ß. C i r k u l a t i o n s p e r i o d e n. I. 4 V2 - 13'/2. W o c h e. 4 V2 - 9 . W o c h e. I I. 13V2 III. 22V2 - - 2 2 V 2. 3 1 V2. I V. 3 1 V2 - 40V2. V. 4OV2 - 4 9 V 2. V I. 4 9 V2 - (58V2.) " 1 3 V2 - 18. 2 2 V2 - 2 7. 3 1 V2 4OV2 - 3 6. - 4 5. 4 9 V2 - ( 5 4 .) " " " " " 4 50 £ 4 50 " 4 50 " 4 50 " 4 50 " 4 50 " 10 - 13 V2. W o c h e. 19 - 22 72. " 28 - 3 1 7 2. " 3 7- 4OV2. 46 - 4 9 V2. ( 54 - 58V2.) " " " Die in das zweite Umschlagsjahr fallenden Wochen sind in K l a m m e rn gesetzt. 247 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Innerhalb der 51 Wochen, die wir hier als J a hr annehmen, hat Kapital I sechs volle Arbeitsperioden absolvirt, also für 6 χ 450 = 2700 £, und K a­ pital II in fünf vollen Arbeitsperioden für 5 x 450 = 2250 £ Waaren pro ducirt. Dazu hat Kapital II in den letzten I V2 Wochen des Jahrs (Mitte der 50. bis Ende der 51. Woche) noch für 150 £ producirt - Gesammt- produkt in 51 Wochen: 5100 £. In Bezug auf unmittelbare Produktion von Mehrwerth, der nur während der Arbeitsperiode producirt wird, hätte das Gesammtkapital von 900 £ also 52/3 Mal umgeschlagen ( 52/3 x 900 = 5100 £ ). Aber wenn wir den wirklichen Umschlag betrach ten, so hat Kapital I 52/3 Mal umgeschlagen, da es am Ende der 51. Woche noch 3 Wochen seiner sechsten Umschlagsperiode zu absolviren hat; 52/3 x 4 50 = 2550 £; und ||252| Kapital II 5 Ve Mal, da es erst 1 V2 Woche seiner sechsten Umschlagsperiode vollendet hat, also noch 7'/2 Woche davon ins nächste J a hr fallen; 5 lk x 450 = 2325 £; wirklicher G e- sammtumschlag = 4875 £. Betrachten wir Kapital I und Kapital II als zwei gegeneinander ganz selbständige Kapitale. In ihren Bewegungen sind sie ganz selbständig; diese Bewegungen ergänzen sich nur, weil ihre Arbeits- und Cirkulati- onsperioden einander direkt ablösen. Sie können als zwei ganz unabhän gige, verschiednen Kapitalisten gehörige Kapitale betrachtet werden. Das Kapital I hat fünf vollständige und zwei Drittel seiner sechsten Umschlagsperiode zurückgelegt. Es befindet sich am Ende des Jahres in der Form von Waarenkapital, dem zu seiner normalen Realisirung noch 3 Wochen erforderlich sind. Während dieser Zeit kann es nicht in den Produktionsproceß eingehn. Es fungirt als Waarenkapital: es cirkulirt. Von seiner letzten Umschlagsperiode hat es nur 2/3 zurückgelegt. Dies wird so ausgedrückt: es hat nur 2/3 Mal umgeschlagen, nur 2/3 seines Gesammtwerths haben einen vollständigen Umschlag zurückgelegt. Wir sagen: 450 £ legen ihren Umschlag in 9 Wochen zurück, also 300 £ in 6 Wochen. Bei dieser Ausdrucksweise werden die organischen Verhältnisse zwischen den beiden specifisch verschiednen Bestandtheilen der Um schlagszeit vernachlässigt. Der exakte Sinn davon, daß das vorgeschoßne Kapital von 450 £ 52/s Umschläge gemacht, ist nur, daß es fünf Um schläge ganz und vom sechsten nur 2/3 zurückgelegt hat. Dagegen hat der Ausdruck, daß das umgeschlagne Kapital = 52/3 Mal das vorgeschoßne Kapital, also im obigen Fall = 52/3 χ 450 £ = 2550 £ das Richtige, daß, wenn dies Kapital von 450 £ nicht ergänzt wäre durch ein andres Kapital von 450 £, in der That ein Theil davon sich im Produktionsproceß, ein andrer im Cirkulationsproceß befinden müßte. Soll die Umschlagszeit in der Masse des umgeschlagnen Kapitals ausgedrückt werden, so kann sie immer nur in einer Masse von vorhandnem Werth (in der That von fer- 248 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses tigern Produkt) ausgedrückt werden. Der Umstand, daß das vorgeschoß ne Kapital sich nicht in einem Zustand befindet, worin es den Produk tionsproceß von neuem eröffnen kann, drückt sich darin aus, daß nur ein Theil davon sich im produktionsfähigen Zustand befindet, oder daß, um sich im Zustand kontinuirlicher Produktion zu befinden, das Kapital getheilt werden müßte in einen Theil, der sich beständig in der Produkti onsperiode und einen andern Theil, der sich beständig in der ¡2531 Cir- kulationsperiode befände, je nach dem Verhältniß dieser Perioden zu ein ander. Es ist dasselbe Gesetz, das die Masse des beständig fungirenden produktiven Kapitals bestimmt durch das Verhältniß der Umlaufszeit zur Umschlagszeit. Von Kapital II sind Ende der 51. Jahreswoche, die wir hier als Jahres schluß annehmen, vorgeschossen 150 £ in der Produktion von unfertigem Produkt. Ein fernrer Theil befindet sich in der Form von flüssigem kon stantem Kapital - Rohstoff etc. - d. h. in einer Form, worin es als pro duktives Kapital im Produktionsproceß fungiren kann. Aber ein dritter Theil befindet sich in Geldform, nämlich zum Mindesten der Betrag des Arbeitslohns für den Rest der Arbeitsperiode (3 Wochen), der aber erst Ende jeder Woche bezahlt wird. Obgleich nun dieser Theil des Kapitals am Anfang des neuen Jahrs, also eines neuen Umschlagscyklus, sich nicht in der F o rm von produktivem Kapital befindet, sondern in der von Geldkapital, in der es nicht in den Produktionsproceß eingehn kann, so befindet sich dennoch bei Eröffnung des neuen Umschlags flüssiges va riables Kapital, d. h. lebendige Arbeitskraft, im Produktionsproceß thä- tig. Diese Erscheinung kommt daher, daß die Arbeitskraft zwar am An fang der Arbeitsperiode, sage per Woche, gekauft und verbraucht, aber erst Ende der Woche gezahlt wird. Das Geld wirkt hier als Zahlungsmit tel. Es befindet sich daher einerseits als Geld noch in der Hand des K a pitalisten, während andrerseits die Arbeitskraft, die Waare worin es um gesetzt wird, sich schon im Produktionsproceß thätig befindet, derselbe Kapitalwerth hier also doppelt erscheint. Betrachten wir bloß die Arbeitsperioden, so hat Kapital I producirt II also zusammen 6 χ 450 = 2700 £ 5 'Λ x 450 = 2400 £ 52/3 χ 900 = 5100 £. Das vorgeschoßne Gesammtkapital von 900 £ hat also 52h Mal im Jahr als produktives Kapital fungirt. Ob stets 450 £ im Produktionsproceß und stets 450 £ im Cirkulationsproceß abwechselnd, oder ob 900 £ wäh rend je 4 ' /2 Wochen im Produktionsproceß und während der folgenden 41Ii Wochen im Cirkulationsproceß fungiren, ist für die Produktion von Mehrwerth einerlei. 249 Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals Betrachten wir dagegen die Umschlagsperioden, so hat | |254| Kapital I II 52h χ 450 = 2550 £ 5'/6 χ 450 = 2325 £ also das Gesammtkapital 5 V12 χ 900 = 4875 £ umgeschlagen. Denn der Umschlag des Gesammtkapitals ist gleich der Summe der von I und II umgeschlagnen Beträge dividirt durch die Sum me von I und I I. Es ist zu bemerken, daß Kapital I und I I, wenn sie selbständig gegen einander wären, doch nur verschiedne selbständige Theile des in dersel ben Produktionssphäre vorgeschoßnen gesellschaftlichen Kapitals bilden würden. Bestände also das gesellschaftliche Kapital innerhalb dieser Pro duktionssphäre nur aus I und I I, so würde für den Umschlag des gesell schaftlichen Kapitals in dieser Sphäre dieselbe Rechnung gelten, die hier für die beiden Bestandtheile I und II desselben Privatkapitals gilt. Weiter ausgedehnt kann jeder in einer besondren Produktionssphäre an gelegte Theil des gesammten Gesellschaftskapitals so berechnet werden. Schließlich aber ist die Umschlagszahl des gesammten gesellschaftlichen Kapitals gleich der Summe des in den verschiednen Produktionssphären umgeschlagnen Kapitals, dividirt durch die Summe des in diesen Pro duktionssphären vorgeschoßnen Kapitals. Es ist ferner zu bemerken, daß, wie hier in demselben Privatgeschäft die Kapitale I und II, genau genommen, verschiedne Umschlagsjahre haben (indem der Umschlagscyklus von Kapital II 41A Woche später beginnt als der von Kapital I, das Jahr von I daher A1Ii Woche früher abläuft als das von I I) so auch die verschiednen Privatkapitale in dersel ben Produktionssphäre ihre Geschäfte in ganz verschiednen Zeitab schnitten beginnen und ihren Jahresumschlag daher auch zu verschied nen Zeiten im Jahr vollenden. Dieselbe Durchschnittsrechnung, die wir oben für I und II anwandten, reicht auch hier aus, um die Umschlags jahre der verschiednen selbständigen Theile des gesellschaftlichen Kapi tals auf ein einheitliches Umschlagsjahr zu reduciren. - //. Arbeitsperiode größer als Cirkulationsperiode. Es durchkreuzen sich die Arbeits- und Umschlagsperioden der Kapitale I und II, statt einander abzulösen. Gleichzeitig findet hier Freisetzung von Kapital statt, was bei dem bisher betrachteten Fall nicht vorkam. | |255| Es ändert dies aber nichts daran, daß nach wie vor 1) die Zahl der Arbeitsperioden des vorgeschoßnen Gesammtkapitals gleich ist der Sum me des Werths des Jahresprodukts beider vorgeschoßnen Kapitaitheile, dividirt durch das vorgeschoßne Gesammtkapital, und 2) die Umschlags- 250 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses zahl des Gesammtkapitals gleich ist der Summe der beiden umgeschlag nen Beträge, dividirt durch die Summe der beiden vorgeschoßnen Kapi tale. Wir müssen auch hier beide Kapitaitheile so betrachten als vollzö gen sie von einander ganz unabhängige Umschlagsbewegungen. Wir nehmen also wieder an, daß wöchentlich 100 £ im Arbeitsproceß vorzuschießen sind. Die Arbeitsperiode daure 6 Wochen, beanspruche also jedesmal 600 £ Vorschuß (Kapital I ). Die Cirkulationsperiode 3 Wo chen; also Umschlagsperiode, wie oben, 9 Wochen. Ein Kapital II von 300 £ trete ein während der dreiwöchentlichen Cirkulationsperiode von Kapital I. Betrachten wir beide als von einander unabhängige Kapitale, so stellt sich das Schema des Jahresumschlags wie folgt: 9. W o c h e. - U m s c h l a g s p e r i o d e n. 1 I. I I. 10 - 18. I I I. 19 - 2 7. I V. 28 - 3 6. V. 37 - 4 5. V I. 46 - (54.) " Tabelle I I. Kapital I, 600 £: Arbeitsperioden. - 6. W o c h e. 1 10 - 15. 19 - 2 4. 28 - 3 3. - 4 2. 37 46 - 5 1. V o r s c h u ß. C i r k u l a t i o n s p e r i o d e n. 6 00 £ 6 00 £ 6 00 £ 6 00 £ 6 00 £ 6 00 £ 7 - 9. W o c h e. 16 - 18. 25 - 2 7. 34 - 3 6. 43 - 4 5. (52 - 54.) |256| Zusatzkapital II, 300 £. U m s c h l a g s p e r i o d e n. I. 7 - 1 5. W o c h e. I I. 16 - 2 4. I I I. 25 - 3 3. I V. 34 - 4 2. V. 43 - 5 1. Arbeitsperioden. 7 - 9. W o c h e. 16 - 18. 25 - 2 7. 34 - 3 6. - 4 5. 43 V o r s c h u ß. Cirkulationsperioden. 3 00 £ 3 00 " 3 00 " 3 00 " 3 00 " 10 - 15. W o c h e. 19 - 2 4. 28 - 3 3. 37 - 4 2. 46 - 5 1. Der Produktionsproceß geht das ganze Jahr durch ununterbrochen auf derselben Stufenleiter vor sich. Die beiden Kapitale I und II bleiben voll ständig getrennt. Aber um sie so getrennt darzustellen, mußten wir ihre wirklichen Kreuzungen und Verschlingungen zerreißen, und dadurch auch die Umschlagszahl ändern. Nach obiger Tabelle nämlich schlüge Kap. " I 5¾ χ 600 = 3400 £ um, und II 5 χ 300 = 1500 " also das Gesammtkapital 5% χ 900 - 4900 £ um. Dies stimmt aber nicht, weil, wie wir sehn werden, die wirklichen Pro­ duktions- und Cirkulationsperioden nicht absolut zusammenfallen mit 251 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals denen des obigen Schemas, worin es hauptsächlich darauf ankam, die beiden Kapitale I und II als von einander unabhängige erscheinen zu lassen. In Wirklichkeit nämlich hat Kapital II keine von der des Kapital I getrennte, besondre Arbeits- und Cirkulationsperiode. Die Arbeitsperi ode ist 6 Wochen, die Cirkulationsperiode 3 Wochen. Da Kapital II nur = 300 £, kann es nur Theil einer Arbeitsperiode ausfüllen. Dies ist der Fall. Ende der 6. Woche tritt ein Produktenwerth von 600 £ in Cirkula tion, und fließt Ende der 9. Woche in Geld zurück. Damit tritt Anfang der 7. Woche das Kapital II in Thätigkeit und deckt die Bedürfnisse der nächsten Arbeitsperiode für die 7 - 9. Woche. Nun aber ist nach unsrer Annahme Ende der 9. Woche die Arbeitsperiode nur halb abgemacht. Es tritt also Anfang der 10. Woche das soeben zurückgefloßne Kapital I von 600 £ wieder in Thätigkeit und füllt mit ]|257| 300 £ die für die 10-12. Woche nöthigen Vorschüsse aus. Damit ist die zweite Arbeitsperiode er ledigt. Es befindet sich ein Produktenwerth von 600 £ in Cirkulation und wird Ende der 15. Woche zurückfließen; daneben aber sind 300 £, der Betrag des ursprünglichen Kapitals I I, freigesetzt und können in der er sten Hälfte der folgenden Arbeitsperiode, also in der 1 3 - 1 5. Woche, fun giren. Nach deren Ablauf fließen dann wieder die 600 £ zurück; 300 £ davon reichen bis zum Schluß der Arbeitsperiode, 300 £ bleiben für die folgende freigesetzt. Die Sache verläuft also wie folgt: I. Umschlagsperiode: 1-9. Woche. 1. Arbeitsperiode: 1-6. Woche. Kapital I, 600 £, fungirt. 1. Cirkulationsperiode: 7 - 9. Woche. Ende der 9. Woche fließen £ 600, zurück. II. Umschlagsperiode: 7 - 1 5. Woche. 2. Arbeitsperiode: 7 - 1 2. Woche. Erste Hälfte: 7 - 9. Woche. Kapital II, 300 £, fungiren. Ende 9. Woche fließen 600 £ in Geld zurück (Kapital I ). Zweite Hälfte: 10-12. Woche. 300 £ von Kapital I fungiren. Die andern 300 £ von Kapital I bleiben freigesetzt. 2. Cirkulationsperiode: 1 3 - 1 5. Woche. Ende der 15. Woche fließen £ 600 (halb aus Kapital I, halb aus Kapital II gebildet) in Geld zurück. I I I. Umschlagsperiode: 1 3 - 2 1. Woche. 3. Arbeitsperiode: 1 3 - 1 8. Woche. Erste Hälfte: 1 3 - 1 5. Woche. Die freigesetzten 300 £ treten in Funktion. Ende der 15. Woche fließen 600 £ in Geld zurück. 252 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Zweite Hälfte: 1 6 - 1 8. Woche. Von den zurückgefloßnen 600 £ fungiren 300 £, die andern 300 £ bleiben wieder freigesetzt. 3. Cirkulationsperiode: 1 9 - 2 1. Woche, an deren Schluß wieder 600 £ in Geld zurückfließen; in diesen 600 £ sind Kapital I und Kapital II jetzt ununter scheidbar verschmolzen. A uf diese Weise ergeben sich acht volle Umschlagsperioden eines K a pitals von 600 £ (I: 1-9. Woche; II: 7-15.; III: 1 3 - 2 1 .; IV: 19-27.; V: 25-33.; VI: 31-39.; VII: 37-45.; VIII: 4 3 - 5 1. ||258| Woche) bis Ende der 51. Woche. Da aber die 4 9 - 5 1. Woche auf die achte Cirkulationsperiode fallen, müssen während derselben die 300 £ freigesetztes Kapital eintreten und die Produktion im Gang halten. Damit stellt sich der Umschlag am Ende des Jahres wie folgt: 600 £ haben ihren Kreislauf achtmal vollendet, macht 4800 £. Dazu kommt das Produkt der letzten 3 Wochen ( 4 9 - 5 1 . ), das aber erst ein Drittel seines Kreislaufs von 9 Wochen zurückgelegt hat, also in der Umschlagssumme nur für ein Drittel seines Betrags, mit 100 £ zählt. Wenn also das Jahresprodukt von 51 Wochen = 5100 £, so ist das umgeschlagne Kapital nur 4800 + 100 = 4900 £; das vorgeschoßne G e sammtkapital von 900 £ hat also 54A Mal umgeschlagen, also um eine Kleinigkeit mehr als unter Fall I. In dem vorliegenden Beispiel war ein Fall unterstellt, wo die Arbeits zeit = 2h, die Umlaufszeit = lh der Umschlagsperiode, also die Arbeitszeit ein einfaches Multipel der Umlaufszeit ist. Es fragt sich, ob die oben konstatirte Freisetzung von Kapital auch stattfindet wenn dies nicht der Fall. Nehmen wir Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen, Kapitalvorschuß per Woche 100 £. I. Umschlagsperiode; 1-9. Woche. 1. Arbeitsperiode: 1-5. Woche. Kapital I = 500 £ fungirt. 1. Cirkulationsperiode: 6 - 9. Woche. Ende der 9. Woche fließen 500 £ in Geld zurück. II. Umschlagsperiode: 6 - 1 4. Woche. 2. Arbeitsperiode: 6 - 1 0. Woche. Erster Abschnitt: 6 - 9. Woche. Kapital II = 400 £ fungirt. Ende der 9. Woche fließt Kapital I = 500 £ in Geld zurück. Zweiter Abschnitt: 10. Woche. Von den zurückgefloßnen 500 £ fun giren 100 £. Die übrigen 400 £ bleiben freigesetzt für die folgende Arbeitsperiode. 2. Cirkulationsperiode: 1 1 - 1 4. Woche. Am Ende der 14. Woche flie ßen 500 £ in Geld zurück. Bis zu Ende der 14. Woche ( 1 1 - 1 4 .) fungiren die oben freigesetzten 400 £; 100 £ aus den alsdann zurückgefloßnen 500 £ kompletiren den Bedarf für 253 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals die dritte Arbeitsperiode ( 1 1 - 1 5. Woche), sodaß wiederum 400 £ für die vierte Arbeitsperiode freigesetzt werden. ||259| Dasselbe Phänomen wie derholt sich in jeder Arbeitsperiode; bei ihrem Beginn findet sie 400 £ vor, die für die ersten 4 Wochen reichen. Ende der 4. Woche fließen 500 £ in Geld zurück, von denen nur 100 £ für die letzte Woche benöthigt sind, die übrigen 400 £ für die nächste Arbeitsperiode freigesetzt bleiben. Nehmen wir ferner eine Arbeitsperiode von 7 Wochen, mit Kapital I von 700 £; eine Umlaufszeit von 2 Wochen mit Kapital II von 200 £. Dann dauert die erste Umschlagsperiode von 1-9. Woche, davon erste Arbeitsperiode 1-7. Woche, mit Vorschuß von 700 £, und erste Cirkula tionsperiode 8 - 9. Woche. Ende der 9. Woche fließen die 700 £ in Geld zurück. Die zweite Umschlagsperiode 8 - 1 6. Woche umschließt die zweite Ar beitsperiode 8 - 1 4. Woche. Davon ist der Bedarf für 8. und 9. Woche gedeckt durch Kapital I I. Ende der 9. Woche fließen obige 700 £ zurück; davon werden verbraucht bis Schluß der Arbeitsperiode ( 1 0 - 1 4. Woche) 500 £. Bleiben 200 £ freigesetzt für die nächstfolgende Arbeitsperiode. Die zweite Umlaufsperiode dauert 1 5 - 1 6. Woche; Ende der 16. Woche fließen wieder 700 £ zurück. Von nun an wiederholt sich in jeder Arbeits periode dieselbe Erscheinung. Der Kapitalbedarf der ersten beiden Wo chen ist gedeckt durch die am Schluß der vorigen Arbeitsperiode freige setzten 200 £; Ende der 2. Woche fließen 700 zurück; die Arbeitsperiode zählt aber nur noch 5 Wochen, sodaß sie nur 500 £ verbrauchen kann; es bleiben also stets 200 £ freigesetzt für die nächste Arbeitsperiode. Es stellt sich also heraus, daß in unserm Fall, wo die Arbeitsperiode größer angenommen als die Umlaufsperiode, unter allen Umständen am Schluß einer jeden Arbeitsperiode sich ein Geldkapital freigesetzt findet, welches von gleicher Größe ist wie das für die Cirkulationsperiode vor geschoßne Kapital I I. In unsern drei Beispielen war Kapital II im ersten = 300 £, im zweiten = 400 £, im dritten = 200 £; dem entsprechend war das am Schluß der Arbeitsperiode freigesetzte Kapital je 300, 4 0 0, 200 £. III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufsperiode. Wir nehmen zunächst wieder an eine Umschlagsperiode von 9 Wochen; davon Arbeitsperiode 3 Wochen, für welche disponibel Kapital I = | |260] 300 £. Die Umlaufsperiode sei 6 Wochen. Für diese 6 Wochen ist ein Zusatzkapital von 600 £ nöthig, das wir aber wieder in zwei Kapitale von je 300 £ eintheilen können, wovon jedes eine Arbeitsperiode ausfüllt. Wir haben dann drei Kapitale von je 300 £, wovon immer 300 £ in der Pro duktion beschäftigt sind, während 600 £ umlaufen. 254 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Umschlagsperioden. I. 1 - 9. Woche II. 1 0- 18. I I I. 19 - 27. IV. 28 - 36. V. 37 - 4 5. V I. 46 - (54.) Umschlagsperioden. I. 4- 12. Woche II. 13 - 2 1. I I I. 22 - 30. IV. 31 - 39. V. 40 - 48. V I. 49 - (57.) " Umschlagsperioden. I. 7 - 1 5. Woche II. 16 - 24. I I I. 25 33. IV. 34 - 42. V. 43 - 51. Tabelle I I I. Kapital I: Arbeitspererioden. 1 - 3. Woche 10 - 12. 1 9 - 2 1. 28 - 30. 37 - 39. 46 - 48. Kapital II: Arbeitsperrioden. 4 - 6. Woche 1 3 - 1 5. 22 - 24. 31 - 33. 40 - 42. 4 9 - 5 1. " " " " " Kapital III: Arbeitspererioden. 7 - 9. Woche 1 6 - 1 8. 25 - 27. 34 - 36. 43 - 4 5. " " " " Umlaufsperioden 9. Woche 4- 13 - 18. 22 - 27. 31 - 36. 40 - 45. 49 - (54.) Umlaufsperioden. 7- 12. Woche 1 6- 2 1. 25 - 30. 34 - 39. 43 - 4 8. (52 - 57.) " Umlaufsperioden. 1 0- 15. Woche 1 9- 24. 28 - 33. 37 - 42. 4 6- 51. |261| Wir haben hier das genaue Gegenbild von Fall I, nur mit dem Unter schied, daß jetzt drei Kapitale einander ablösen statt zwei. Eine Durch kreuzung oder Verschlingung der Kapitale findet nicht statt; jedes ein zelne kann bis zum Jahresschluß getrennt verfolgt werden. Ebensowenig wie bei Fall I findet also eine Freisetzung von Kapital am Schluß einer Arbeitsperiode statt. Kapital I ist ganz ausgelegt Ende der 3. Woche, fließt ganz zurück Ende der 9., und tritt wieder in Funktion Anfang der 10. Woche. Aehnlich mit Kapital II und I I I. Die regelmäßige und voll ständige Ablösung schließt jede Freisetzung aus. Der Gesammtumschlag berechnet sich folgendermaßen: I Kapital 300 £ 52h χ = 1700 £ 300 " 51IiX= 1600 " χ = 1500 " Gesammtkapital 900 £ 51A χ = 4800 £. II I II 300 "5 255 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Nehmen wir jetzt auch ein Beispiel, wo die Umlaufsperiode nicht ein genaues Vielfaches der Arbeitsperiode bietet; ζ. B. Arbeitsperiode 4 Wo­ chen, Cirkulationsperiode 5 Wochen; die entsprechenden Kapitalbeträge wären also Kapital I = 400 £, Kapital II = 400 £, Kapital I II = 100 £. Wir geben nur die ersten drei Umschläge. Tabelle IV. Kapital I: Umschlagsperioden. Arbeitsperioden. 1 - 9. Woche 1 - 4. Woche I. I I. 9 - 17. III. 1 7 - 2 5. " " 9 . 1 0 - 1 2. 1 7 . 1 8 - 2 0. " " 1 3 - 1 7. 21 - 25. " " Umlaufsperioden. 5 - 9. Woche Umschlagsperioden. I. 5 - 1 3. Woche II. 1 3 - 2 1. I I I. 21 - 29. " " Umschlagsperioden. I. 9 - 1 7. Woche II. 1 7 - 2 5. I I I. 25 - 33. " " Kapital II: Arbeitsperioden. 5 - 8. Woche 1 3 . 1 4 - 1 6. 2 1 . 2 2- 29. " " |262| Kapital III: Arbeitsperioden. 9. Woche 17. 25. Umlaufsperioden. 9 - 1 3. Woche 1 7 - 2 1. 25 - 29. " " Umlaufsperioden. 1 0 - 1 7. Woche 18 - 24. 26 - 33. " " Es findet hier in sofern Verschlingung der Kapitale statt, als die Ar beitsperiode von Kapital I I I, das keine selbständige Arbeitsperiode hat, weil es nur für eine Woche reicht, zusammenfallt mit der ersten Arbeits woche von Kapital I. Dafür aber findet sich am Schluß der Arbeitsperi ode, sowohl von Kapital I wie von Kapital I I, ein dem Kapital I II glei cher Betrag von 100 £ freigesetzt. Wenn nämlich Kapital I II die erste Woche der zweiten und aller folgenden Arbeitsperioden von Kapital I ausfüllt und am Schluß dieser ersten Woche das ganze Kapital I, 400 £, zurückströmt, so bleibt für den Rest der Arbeitsperiode von Kapital I nur eine Zeit von 3 Wochen und eine entsprechende Kapitalauslage von 300 £. Die so freigesetzten 100 £ genügen dann für die erste Woche der sich unmittelbar anschließenden Arbeitsperiode von Kapital II; am Schluß dieser Woche fließt das ganze Kapital II mit 400 £ zurück; da aber die angebrochne Arbeitsperiode nur noch 300 £ absorbiren kann, so blei ben an deren Schluß wieder 100 £ freigesetzt; und so weiter. Es findet also 256 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Freisetzung von Kapital am Schlüsse der Arbeitsperiode statt, sobald die Umlaufszeit nicht ein einfaches Multipel der Arbeitsperiode bildet; und zwar ist dies freigesetzte Kapital gleich dem Kapitaltheil, welcher den Ueberschuß der Cirkulationsperiode über eine Arbeitsperiode oder über ein Multipel von Arbeitsperioden auszufüllen hat. In allen untersuchten Fällen wurde angenommen, daß sowohl Arbeits periode wie Umlaufszeit das ganze Jahr hindurch in dem beliebigen, hier betrachteten Geschäft dieselben bleiben. Diese Voraussetzung war nö thig, wollten wir den Einfluß der Umlaufszeit auf Umschlag und Kapi talvorschuß feststellen. D aß sie in der Wirklichkeit nicht in dieser Unbe- dingtheit, und oft gar nicht gilt, ändert an der Sache nichts. | 1 2 6 31 Wir haben in diesem ganzen Abschnitt nur die Umschläge des cirkulirenden Kapitals betrachtet, nicht die des fixen. Aus dem einfachen Grund, weil die behandelte Frage nichts mit dem fixen Kapital zu thun hat. Die im Produktionsproceß angewandten Arbeitsmittel etc. bilden nur fixes Kapital, soweit ihre Gebrauchszeit länger dauert als die Um schlagsperiode des flüssigen Kapitals; soweit die Zeit, während deren die se Arbeitsmittel fortfahren in beständig wiederholten Arbeitsprocessen zu dienen, größer ist als die Umschlagsperiode des flüssigen Kapitals, also = η Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals ist. Ob die Gesammtzeit, welche durch diese η Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals gebildet wird, länger oder kürzer ist, der Theil des produktiven Kapitals, der für diese Zeit in fixem Kapital vorgeschossen war, wird innerhalb derselben nicht von neuem vorgeschossen. Er fährt fort, in seiner alten Gebrauchs form zu fungiren. Der Unterschied ist nur der: je nach der verschiednen Länge der einzelnen Arbeitsperiode jeder Umschlagsperiode des flüssigen Kapitals, gibt das fixe Kapital größren oder geringren Theil seines Ori ginalwerths an das Produkt dieser Arbeitsperiode ab, und je nach der Dauer der Cirkulationszeit einer jeden Umschlagsperiode fließt dieser an das Produkt abgegebne Werththeil des fixen Kapitals rascher oder lang samer in Geldform zurück. Die Natur des Gegenstands, den wir in die sem Abschnitt behandeln - der Umschlag des cirkulirenden Theils des produktiven Kapitals - geht aus der Natur dieses Kapitaltheils selbst hervor. Das in einer Arbeitsperiode angewandte flüssige Kapital kann nicht in einer neuen Arbeitsperiode angewandt werden, bevor es seinen Umschlag vollendet, sich in Waarenkapital, aus diesem in Geldkapital, und aus diesem wieder in produktives Kapital verwandelt hat. Um daher die erste Arbeitsperiode sofort durch eine zweite zu kontinuiren, muß von neuem Kapital vorgeschossen und in die flüssigen Elemente des pro duktiven Kapitals verwandelt werden, und zwar in hinreichender Quan tität, um die durch die Cirkulationsperiode des für die erste Arbeitspe- 257 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals riode vorgeschoßnen flüssigen Kapitals entstehende Lücke auszufüllen. Daher der Einfluß der Länge der Arbeitsperiode des flüssigen Kapitals auf die Betriebsstufenleiter des Arbeitsprocesses und auf die Theilung des vorgeschoßnen Kapitals, resp. auf Zuschuß von neuen Kapitalportionen. Dies aber ist es gerade, was wir in diesem Abschnitt zu betrachten hat ten, ι |264| IV. Resultate. Aus der bisherigen Untersuchung ergibt sich: A. Die verschiednen Portionen, worin das Kapital getheilt werden muß, damit ein Theil desselben sich beständig in der Arbeitsperiode be finden kann, während andre Theile sich in der Cirkulationsperiode befin den - lösen sich ab, wie verschiedne selbständige Privatkapitale, in zwei Fällen. 1) Wenn die Arbeitsperiode gleich der Cirkulationsperiode, die Umschlagsperiode also in zwei gleiche Abschnitte getheilt ist. 2) Wenn die Cirkulationsperiode länger ist als die Arbeitsperiode, aber zugleich ein einfaches Multipel der Arbeitsperiode bildet, sodaß eine Cirkulati onsperiode = η Arbeitsperioden, wo η eine ganze Zahl sein muß. In die sen Fällen wird kein Theil des successiv vorgeschoßnen Kapitals freige setzt. B. Dagegen in allen Fällen, wo 1) die Cirkulationsperiode größer als die Arbeitsperiode, ohne ein einfaches Multipel derselben zu bilden, und 2) wo die Arbeitsperiode größer als die Cirkulationsperiode, wird ein Theil des flüssigen Gesammtkapitals vom zweiten Umschlag an bestän dig und periodisch am Schluß jeder Arbeitsperiode freigesetzt. Und zwar ist dieses freigesetzte Kapital gleich dem für die Cirkulationsperiode vor geschoßnen Theil des Gesammtkapitals, wenn die Arbeitsperiode größer als die Cirkulationsperiode; und gleich dem Kapitaltheil, welcher den Ueberschuß der Cirkulationsperiode über eine Arbeitsperiode oder über ein Multipel von Arbeitsperioden auszufüllen hat, wenn die Cirkulati onsperiode größer ist als die Arbeitsperiode. C. Es folgt daraus, daß für das gesellschaftliche Gesammtkapital, nach seinem flüssigen Theil betrachtet, die Freisetzung von Kapital die Regel, die bloße Ablösung der successive im Produktionsproceß fungirenden Kapitaitheile die Ausnahme bilden muß. Denn die Gleichheit von Ar beitsperiode und Cirkulationsperiode, oder die Gleichheit der Cirkulati onsperiode mit einem einfachen Multipel der Arbeitsperiode, diese regel mäßige Proportionalität der zwei Bestandtheile der Umschlagsperiode hat mit der Natur der Sache durchaus nichts zu thun und kann daher im ganzen und großen nur ausnahmsweise stattfinden. 258 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Ein sehr bedeutender Theil des jährlich mehrmals umschlagenden, ge sellschaftlichen cirkulirenden Kapitals wird sich also während des jähr lichen Umschlagscyklus periodisch in der F o rm von freigesetztem K a pital befinden. | ¡ 2 6 5 | Es ist ferner klar, daß, alle andern Umstände gleichbleibend ge setzt, die Größe dieses freigesetzten Kapitals mit dem Umfang des Ar beitsprocesses oder mit der Stufenleiter der Produktion, also überhaupt mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wächst. In dem Fal le sub Β. 2 ), weil das vorgeschoßne Gesammtkapital wächst; in Β. 1), weil mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion die Länge der Cir kulationsperiode wächst, also auch die Umschlagsperiode in den Fällen, wo die Arbeitsperiode ohne regelmäßiges Verhältniß der beiden Perioden. Im ersten Fall hatten wir z . B. 1 0 0£ wöchentlich auszulegen. F ür sechswöchentliche Arbeitsperiode 600 £, für dreiwöchentliche Cirkulati onsperiode 300 £, zusammen 900 £. Hier werden beständig 300 £ freige setzt. Werden dagegen 300 £ wöchentlich ausgelegt, so haben wir für die Arbeitsperiode 1800 £, für die Cirkulationsperiode 900 £; also auch 900 £ statt 300 £ periodisch freigesetzt. D. Das Gesammtkapital von ζ. B. 900 £ muß in zwei Theile getheilt werden, wie oben 600 £ für die Arbeitsperiode und 300 £ für die Cirku lationsperiode. Der Theil, der wirklich im Arbeitsproceß ausgelegt, wird dadurch um ein Drittel vermindert, von 900 £ auf 600 £, und daher die Produktionsleiter um ein Drittel reducirt. Andrerseits fungiren die 300 £ nur um die Arbeitsperiode kontinuirlich zu machen, sodaß in jeder Wo che des Jahres 100 £ im Arbeitsproceß ausgelegt werden können. im L a uf der 48 Wochen 5 lh χ 6 = 32 Wochen arbeiten Abstrakt genommen ist es dasselbe, ob 600 £ während 6 χ 8 = 48 Wo­ chen arbeiten (Produkt = 4800 £ ), oder ob das ganze Kapital von 900 £ während 6 Wochen im Arbeitsproceß ausgelegt wird und dann während der Cirkulationsperiode von 3 Wochen brachliegt; im letztern Fall würde (Pro­ es dukt = 5 lh χ 900 = 4800 £ ), und 16 Wochen brachliegen. Aber abgesehn vom größren Verderb des fixen Kapitals während der Brache von 16 Wochen, und der Vertheurung der Arbeit, die während des ganzen Jahres bezahlt werden muß, obgleich sie nur einen Theil desselben wirkt, ist eine solche regelmäßige Unterbrechung des Produktionsprocesses mit dem Betrieb der modernen großen Industrie überhaupt unvereinbar. Diese Kontinuität ist selbst eine Produktivkraft der Arbeit. | |266| Sehn wir uns nun das freigesetzte, in der That suspendirte Kapital näher an, so zeigt sich, daß ein bedeutender Theil desselben stets die Form von Geldkapital besitzen muß. Bleiben wir bei dem Beispiel: Ar beitsperiode 6 Wochen, Cirkulationsperiode 3 Wochen, Auslage per Wo- 259 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals che 100 £. In der Mitte der zweiten Arbeitsperiode, Ende der 9. Woche, fließen 600 £ zurück, von denen nur 300 £ während des Rests der Arbeits periode anzulegen sind. Ende der zweiten Arbeitsperiode werden also 300 £ davon freigesetzt. In welchem Zustand befinden sich diese 300 £? Wir wollen annehmen, daß '/3 für Arbeitslohn, 2h für Roh- und Hülfs- stoffe auszulegen sind. Von den zurückgefloßnen 600 £ befinden sich also 200 £ für Arbeitslohn in Geldform, und 400 £ in der Form von produk tivem Vorrath, in der F o rm von Elementen des konstanten flüssigen pro duktiven Kapitals. Da aber für die zweite Hälfte der Arbeitsperiode II nur die Hälfte dieses produktiven Vorraths erheischt ist, befindet sich die andre Hälfte während 3 Wochen in der Form von überschüssigem, d. h. von über eine Arbeitsperiode überschüssigem produktiven Vorrath. Der Kapitalist weiß aber, daß er von diesem Theil (= 400 £) des zurückflie ßenden Kapitals nur die Hälfte = 200 £ für die laufende Arbeitsperiode braucht. Es wird also von den Marktverhältnissen abhängen, ob er diese 200 £ sofort wieder ganz oder nur zum Theil in überschüssigen produk tiven Vorrath verwandeln, oder sie ganz oder theilweise in Erwartung günstigerer Marktverhältnisse als Geldkapital festhalten wird. Andrer seits versteht sich von selbst, daß der in Arbeitslohn auszulegende Theil, = 200 £ in Geldform festgehalten wird. Der Kapitalist kann die Arbeits kraft nicht wie das Rohmaterial im Waarenlager deponiren, nachdem er sie gekauft hat. Er muß sie dem Produktionsproceß einverleiben und zahlt sie Ende der Woche. Von dem freigesetzten Kapital von 300 £ wer den also jedenfalls diese 100 £ die Form von freigesetztem, d. h. nicht für die Arbeitsperiode nöthigem Geldkapital besitzen. Das in Form von Geldkapital freigesetzte Kapital muß also mindestens gleich sein dem variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitaltheil; im Maximum kann es das ganze freigesetzte Kapital umfassen. In der Wirklichkeit schwankt es beständig zwischen diesem Minimum und Maximum. Das so durch den bloßen Mechanismus der Umschlagsbewegung frei gesetzte Geldkapital (neben dem durch den successiven Rückfluß des fixen ||267| Kapitals und dem in jedem Arbeitsproceß für variables K a pital nöthigem Geldkapital) muß eine bedeutende Rolle spielen, sobald sich das Kreditsystem entwickelt, und muß zugleich eine der Grundlagen desselben bilden. Nehmen wir in unserm Beispiel an, die Cirkulationszeit verkürze sich von 3 Wochen auf 2. Dies sei nicht normal, sondern etwa Folge guter Geschäftszeit, verkürzter Zahlungstermine etc. Das Kapital von 600 £, das während der Arbeitsperiode ausgelegt worden, fließt eine Woche frü her als nöthig zurück, es ist also für diese Woche freigesetzt. Es werden ferner, wie vorher, in der Mitte der Arbeitsperiode 300 £ freigesetzt (Theil 260 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses jener 600 £) aber für 4 Wochen statt für 3. Es befinden sich also auf dem Geldmarkt während einer Woche 600 £ und während 4 statt 3 Wochen 300 £. Da dies nicht nur einen Kapitalisten betrifft sondern viele, und zu verschiednen Perioden in verschiednen Geschäftszweigen sich ereignet, so erscheint hiermit mehr disponibles Geldkapital auf dem Markt. Dauert dieser Zustand länger, so wird die Produktion erweitert werden, wo dies zulässig; Kapitalisten, die mit geborgtem Kapital arbeiten, werden we niger Nachfrage auf dem Geldmarkt ausüben, was diesen ebensosehr erleichtert wie vermehrtes Angebot; oder endlich die Summen, die für den Mechanismus überschüssig geworden sind, werden definitiv auf den Geldmarkt hinausgeworfen. In Folge der Kontraktion der Umschlagszeit von 3 auf 2 Wochen, und daher der Umschlagsperiode von 9 auf 8 Wochen, wird lh des vorge schoßnen Gesammtkapitals überflüssig; die sechswöchentliche Arbeits periode kann nun mit 800 £ ebenso beständig in Gang gehalten werden wie früher mit 900 £. Ein Werththeil des Waarenkapitals = 100 £, einmal in Geld rückverwandelt, verharrt daher in diesem Zustand als Geldka pital, ohne weiter als Theil des für den Produktionsproceß vorgeschoß nen Kapitals zu fungiren. Während die Produktion auf gleichbleibender Stufenleiter und zu sonst gleichbleibenden Bedingungen, wie Preisen etc. fortgeführt wird, vermindert sich die Werthsumme des vorgeschoßnen Kapitals von 900 £ auf 800 £; der Rest von 100 £ des ursprünglich vor geschoßnen Werths wird ausgeschieden in der F o rm von Geldkapital. Als solches tritt es in den Geldmarkt ein und bildet zuschüssigen Theil der hier fungirenden Kapitale. Man ersieht hieraus, wie eine Plethora von Geldkapital entstehn kann - und zwar nicht nur in dem Sinn, daß das Angebot von Geld||2681kapital größer ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative Plethora, die ζ. B. stattfindet in der „melancholischen Periode", welche nach Ende der Krise den neuen Cyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn, daß für die Betreibung des gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses (welcher den Cirkulationsproceß einschließt) ein bestimmter Theil des vorgeschoßnen Kapitalwerths überflüssig und daher in der Form von Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleichblei bender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch bloße Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse - größre oder kleinre - des in Cirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den geringsten Einfluß gehabt. Nehmen wir umgekehrt an, die Cirkulationsperiode verlängre sich, sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Umschlag der Rückfluß des vorgeschoßnen Kapitals um 2 Wochen zu spät statt. Der 261 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals letzte Theil des Produktionsprocesses dieser Arbeitsperiode kann nicht weiter geführt werden durch den Mechanismus des Umschlags des vor geschoßnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer dieses Zustandes könnte, wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kontraktion des Produktions processes - des Umfangs auf dem er betrieben - eintreten. Um aber den Proceß auf derselben Stufenleiter fortzuführen, müßte das vorgeschoßne Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung der Cirkulationsperiode um 2h = 200 £ vermehrt werden. Dies Zusatzkapital kann nur dem Geld markt entnommen werden. Gilt die Verlängerung der Cirkulationsperi ode für einen oder mehrere große Geschäftszweige, so kann sie daher einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen, wenn nicht diese Wirkung durch Gegenwirkung von andrer Seite aufgehoben wird. Auch in diesem Fall ist sichtbar und handgreiflich, daß dieser Druck, wie vorher jene Plethora, nicht das geringste zu thun hatte mit einer Aenderung weder in den Preisen der Waaren, noch in der Masse der vorhandnen Cirkulati onsmittel. (Die Fertigstellung dieses Kapitels für den Druck hat nicht geringe Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so un- geläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmänni sche, trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existirt, worin er sämmtliche kaufmännische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerech net hat. Aber Kenntniß der einzelnen Rechnungsarten und Uebung im alltäglichen ||269| praktischen Rechnen des Kaufmanns sind keineswegs dasselbe, und so verwickelte er sich in den Umschlagsberechnungen der Art, daß neben Unvollendetem schließlich manches Unrichtige und Wi dersprechende herauskam. Ich habe in den oben abgedruckten Tabellen nur das Einfachste und arithmetisch Richtige beibehalten, und zwar hauptsächlich aus folgendem Grund. Die unsichern Resultate dieser mühsamen Rechnerei haben Marx ver anlaßt, einem - nach meiner Ansicht - thatsächlich wenig wichtigen Um stand eine unverdiente Wichtigkeit beizulegen. Ich meine das, was er „Freisetzung" von Geldkapital nennt. Der wirkliche Sachverhalt, unter den oben angenommenen Voraussetzungen, ist dieser: Einerlei, welches das Größenverhältniß von Arbeitsperiode und Um laufszeit, also das von Kapital I zu Kapital II, - nach Ablauf des ersten Umschlags kehrt dem Kapitalisten, in regelmäßigen Intervallen von der Länge der Arbeitsperiode, das für je eine Arbeitsperiode nöthige Kapital - also eine Summe gleich Kapital I - in Geldform zurück. Ist die Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen, Kapital I = 500 £, so fließt jedesmal eine Geldsumme von 500 £ zurück: Ende der 9., der 14., der 19., der 24., der 29. Woche u. s. w. 262 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Ist die Arbeitsperiode = 6 Wochen, Umlaufszeit = 3 Wochen, Kapital I = 600 £, so fließen je 600 £ zurück: Ende der 9., der 15., der 2 1 ., der 27., der 33. Woche u. s. w. Endlich, ist die Arbeitsperiode = 4 Wochen, Umlaufszeit = 5 Wochen, Kapital I = 400 £, so erfolgt Rückfluß von je 400 £: Ende der 9., der 13., der 17., der 2 1 ., der 25. Woche u. s. w. Ob und wie viel von diesem zurückgefloßnen Geld für die laufende Arbeitsperiode überschüssig, also freigesetzt ist, macht keinen Unter schied. Es wird vorausgesetzt, daß die Produktion ununterbrochen auf dem laufenden Maßstab vorangeht, und damit dies erfolge, muß das Geld vorhanden sein, also rückfließen, ob „freigesetzt" oder nicht. Wird die Produktion unterbrochen, so hört auch die Freisetzung auf. Mit andern Worten: Es erfolgt allerdings Freisetzung von Geld, also Bildung von latentem, nur potentiellem Kapital in Geldform; aber unter allen Umständen und nicht nur unter den im Text näher präcisirten spe- ciellen Bedingungen; und sie erfolgt auf größerem als auf dem im Text angenommenen Maßstab. Mit Beziehung auf das cirkulirende Kapital I befindet sich der industrielle Kapitalist am Ende jedes Umschlags | |270| ganz in der Lage wie bei Errichtung des Geschäfts: er hat es wieder ganz und auf einmal in der Hand, während er es nur allmälig wieder in produktives Kapital verwandeln kann. Worauf es im Text ankommt, ist der Nachweis, daß einerseits ein be trächtlicher Theil des industriellen Kapitals stets in Geldform vorhanden sein, andrerseits ein noch beträchtlicherer zeitweilig Geldform annehmen muß. Dieser Nachweis wird durch diese meine zusätzlichen Bemerkungen höchstens verstärkt. - F. E.) V. Wirkung von Preiswechsel. Wir haben eben unterstellt gleichbleibende Preise, gleichbleibende Stu fenleiter der Produktion auf der einen Seite, Kontraktion oder Expansion der Cirkulationszeit auf der andern. Unterstellen wir jetzt dagegen gleich bleibende Größe der Umschlagsperiode, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion, aber auf der andern Seite Preiswechsel, d. h. Fall oder Stei gen im Preis von Rohmaterialien, Hülfsstoffen und Arbeit, oder der bei den ersten dieser Elemente. Gesetzt, der Preis von R o h- und Hülfsstof fen, sowie der Arbeitslohn, falle um die Hälfte. Es wären dann also in unserm Beispiel wöchentlich 50 £ statt 100 £, und für die neunwöchent liche Umschlagsperiode 450 £ statt 900 £ vorgeschoßnes Kapital nöthig. 450 £ des vorgeschoßnen Kapitalwerths werden ausgeschieden zunächst als Geldkapital, aber der Produktionsproceß auf derselben Stufenleiter 263 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals und mit derselben Umschlagsperiode und der frühern Theilung derselben werde fortgesetzt. Auch die jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber ihr Werth ist um die Hälfte gefallen. Weder eine Beschleunigung im Um lauf, noch eine Aenderung in der Masse des cirkulirenden Geldes hat diesen Wechsel hervorgebracht, der auch von einem Wechsel in Angebot und Nachfrage von Geldkapital begleitet ist. Umgekehrt. Der Fall im Werth, resp. Preis, der Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte hätte zuerst die Wirkung, daß ein um die Hälfte verminderter Kapital werth für das nach wie vor auf gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft X vorgeschossen, also auch nur die Hälfte Geld von Seiten des Geschäfts X auf den Markt zu werfen wäre, da das Geschäft X diesen Kapitalwerth zunächst in der Form von Geld, d. h. als Geldkapital vorschießt. Die in Cirkulation geworfne Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der Produktionselemente gefallen. Dies wäre die erste Wirkung. | 12711 Zweitens aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschoßnen Kapi talwerths von 900 £ = 450 £, die a) abwechselnd die F o rm von Geldka pital, produktivem Kapital und Waarenkapital durchlief, b) sich gleich zeitig beständig nebeneinander zum Theil in der Form von Geldkapital, zum Theil in der von produktivem Kapital, und zum Theil in der von Waarenkapital befand, würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Ge schäfts X und daher als zuschüssiges Geldkapital auf den Geldmarkt treten, als zuschüssiger Bestandtheil auf ihn wirken. Diese freigesetzten 450 £ Geld wirken als Geldkapital, nicht weil sie zur Betreibung des Ge schäfts X überschüssig gewordnes Geld sind, sondern weil sie Bestand theil des Original-Kapitalwerths sind, daher als Kapital fortwirken und nicht als bloßes Cirkulationsmittel verausgabt werden sollen. Die nächste Form, sie als Kapital wirken zu lassen, ist sie als Geldkapital auf den Geldmarkt zu werfen. Andrerseits könnte auch die Stufenleiter der Pro duktion (abgesehn vom fixen Kapital) verdoppelt werden. Mit demselben vorgeschoßnen Kapital von 900 £ würde dann ein Produktionsproceß von doppeltem Umfang betrieben. Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte, so wären statt 100 £ wöchentlich 150 £ nöthig, also statt 900 £ vielmehr 1350 £. 450 £ zuschüssiges Kapital wäre nöthig, um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu betreiben, und dies würde pro tanto, je nach dem Stand des Geldmarkts, einen größren oder gerin- gren Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf ihm disponible Kapital schon verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz um disponibles Kapi tal. Läge ein Theil desselben brach, so würde er pro tanto in Aktivität gerufen. 264 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses Aber es kann auch drittens, bei gegebner Stufenleiter der Produktion, gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibendem Preise der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der Produkte des Geschäfts X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom Geschäft X gelieferten Waaren, so sinkt der Preis seines Waarenkapitals von 600 £, die es beständig in Cirkulation warf, ζ. B. auf 500 £. Ein Sechstel vom Werth des vorgeschoßnen Kapitals fließt also nicht aus dem Cirkulati onsproceß zurück (der im Waarenkapital steckende Mehrwerth bleibt hier außer Frage); es geht in demselben verloren. Aber da der Werth, resp. Preis, der Produktionselemente derselbe bleibt, reicht ||272| dieser Rückfluß von 500 £ nur hin, um 5k des beständig im Produktionsproceß beschäftigten Kapitals von 600 £ zu ersetzen. Es müßten also 100 £ zu schüssiges Geldkapital verausgabt werden, um die Produktion auf der selben Stufenleiter fortzusetzen. Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der Preis des Waarenkapitals von 600 £ auf ζ. B. 700 £. Ein Siebentel seines Preises = 100 £ kommt nicht aus dem Produktionsproceß her, ist nicht in ihm vorgeschossen worden, sondern fließt aus dem Cirkulationsproceß her. Es sind aber nur 600 £ nöthig, um die produktiven Elemente zu ersetzen; also Freisetzung von 100 £. Die Untersuchung der Ursachen, warum im ersten Fall die Umschlags periode sich abkürzt oder verlängert, im zweiten Fall die Preise von Roh material und Arbeit, im dritten Fall die Preise der gelieferten Produkte steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Untersu chung. Was aber wohl hierher gehört ist dies: /. Gleichbleibende Produktionsleiter, Fall. duktionselemente und Produkte, Wechsel Umschlagsperiode. gleichbleibende Preise der Pro in der Cirkulations- und daher der Nach Voraussetzung unsers Beispiels wird durch Verkürzung der Cir kulationsperiode '/9 weniger vorgeschoßnes Gesammtkapital nöthig, das letztre daher von 900 £ auf 800 £ reducirt und 100 £ Geldkapital ausge schieden. Das Geschäft X liefert nach wie vor dasselbe sechswöchentliche Pro dukt mit demselben Werth von 600 £, und da das ganze Jahr hindurch ununterbrochen gearbeitet wird, liefert es in 51 Wochen dieselbe Masse Produkt zum Werth von 5100 £. Also in Bezug auf die Massen und den Preis des Produkts, den das Geschäft in die Cirkulation wirft, besteht keine Verändrung, auch nicht in Bezug auf die Termine, in welchen es das Produkt auf den Markt wirft. Aber es sind 100 £ ausgeschieden, weil durch Verkürzung der Cirkulationsperiode der Proceß mit nur 800 £ Vor- 265 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals schußkapital gesättigt ist, statt vorher mit 900 £. Die 100 £ ausgeschied- nes Kapital existiren in der F o rm von Geldkapital. Sie repräsentiren aber keineswegs den Theil des vorgeschoßnen Kapitals, der beständig in der F o rm von Geldkapital fungiren müßte. Unterstellen wir, von dem vorge schoßnen flüssigen Kapital I = 600 £ würden 4Is ||273| beständig in Pro duktionsmaterialien ausgelegt, = 480 £, und 1I s= 120 £ in Arbeitslohn. Also wöchentlich 80 £ in Produktionsstoffen, 20 £ in Arbeitslohn. K a pital II = 300 £ muß also ebenfalls getheilt werden in 4h = 240 £ für Pro duktionsstoffe und = 60 £ für Arbeitslohn. Das in Arbeitslohn ausge legte Kapital muß stets in Geldform vorgeschossen werden. Sobald das Waarenprodukt zum Werthbetrag von 600 £ in Geldform rückverwan delt, verkauft ist, können davon 480 £ in Produktionsstoffe (in produk tiven Vorrath) verwandelt werden, aber 120 £ behalten ihre Geldform, um zur Zahlung des Arbeitslohns für 6 Wochen zu dienen. Diese 120 £ sind das Minimum des zurückfließenden Kapitals von 600 £, welches stets in der F o rm von Geldkapital erneuert und ersetzt werden, und da her stets als in Geldform fungirender Theil des vorgeschoßnen Kapitals vorhanden sein muß. Wenn nun von dem periodisch für drei Wochen freigesetzten, und ebenfalls in 240 £ produktiven Vorrath und 60 £ Arbeitslohn spaltbaren, 300 £ durch Verkürzung der Umlaufszeit 100 £ in der F o rm von Geld kapital ausgeschieden, ganz aus dem Mechanismus des Umschlags her ausgeworfen werden - wo kommt das Geld für diese 100 £ Geldkapital her? Nur zum fünften Theil bestehn sie aus periodisch innerhalb der Umschläge freigesetztem Geldkapital. Aber 4Is = 80 £ sind bereits ersetzt durch zuschüssigen Produktionsvorrath zu demselben Werth. In welcher Weise wird dieser zuschüssige Produktionsvorrath in Geld verwandelt, und wo kommt das Geld zu diesem Umsatz her? Ist die Verkürzung der Umlaufszeit einmal eingetreten, so werden von den obigen 600 £ statt 480 £ nur 400 £ in Produktionsvorrath rückver wandelt. Die übrigen 80 £ werden in ihrer Geldform festgehalten und bilden mit den obigen 20 £ für Arbeitslohn die 100 £ ausgeschiednes K a pital. Obgleich diese 100 £ vermittelst des Kaufs der 600 £ Waarenkapital aus der Cirkulation herkommen und ihr jetzt entzogen werden, indem sie nicht wieder in Arbeitslohn und Produktionselementen ausgelegt werden, so ist nicht zu vergessen, daß sie in Geldform wieder in derselben F o rm sind, worin sie ursprünglich in die Cirkulation geworfen wurden. An fänglich wurden 900 £ Geld in Produktionsvorrath und Arbeitslohn aus gelegt. Um denselben Produktionsproceß auszuführen, sind jetzt nur noch 800 £ nöthig. Die hiermit in Geldform ausgeschiednen 100 £ bilden jetzt ein neues, Anlage suchendes Geldkapital, ||274| einen neuen Be- 266 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses standtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar periodisch schon frü her in der Form von freigesetztem Geldkapital und von zuschüssigem Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktionsprocesses. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen neues Geld kapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaftlichen Geld vorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts und wur den durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakkumulirten Schatz. Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, soweit sie ein Theil des vorgeschoßnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in dem selben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich, weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld, und dieses Geldes in produktives Kapital, W - G - W, um eine Woche beschleunigt, also auch der Umlauf des in diesem Proceß thätigen Geldes beschleunigt ist. Sie sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X nöthig. Es ist hier angenommen, daß das vorgeschoßne Kapital seinem An wender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkür zung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £ geborgtes K a pital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 £ neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X. Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Werth von 480 £ auf Kredit, sodaß er nur 120 £ in Geld für Arbeitslohn selbst vorzu schießen hat, so würde er jetzt für 80 £ weniger Produktionsstoffe auf Kredit zu beziehn haben, diese also überschüssiges Waarenkapital für den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 £ in Geld ausgeschieden hätte. Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um lh. Er war, als 4Is von 300 £, dem zuschüssigen Kapital I I, = 240 £, er ist jetzt nur = 160 £; d. h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für 2 Wochen statt für 3. Die Einkäufe, ζ. B. auf dem Baumwollmarkt, wiederholen sich so häu figer und in kleineren Portionen. Dieselbe Portion Baumwolle wird dem Markt entzogen, denn die Masse des ||275| Produkts bleibt gleich. Aber die Entziehung vertheilt sich anders in der Zeit und über mehr Zeit. Nehmen wir ζ. B. an, es handle sich um 3 Monate und um 2; der Jah­ reskonsum an Baumwolle sei 1200 Ballen. Im ersten Fall werden ver­ kauft: 267 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals 1. Januar 300 Ballen, bleiben auf Lager 900 Ballen 300 1. April 300 1. Juli 1. Oktober 300 Dagegen im zweiten Fall: 600 " 0 " " 00 " " " " " 3 ' verkauft 200, auf Lager 1000 Ballen 1. Januar 1. März 1. Mai 1. Juli 1. September 1. November " " " " " 200, 200, 200, 200, 200, " " " " " " " " " " " " " " 800 600 400 200 0 Also fließt das in Baumwolle angelegte Geld erst einen Monat später vollständig zurück, im November statt im Oktober. Wenn also durch die Verkürzung der Umlaufszeit, und damit des Umschlags, '/9 des vorge schoßnen Kapitals = 100 £ ausgeschieden wird in der F o rm von Geld kapital, und wenn diese 100 £ sich zusammensetzten aus 20 £ periodisch überschüssigem Geldkapital für Zahlung des Wochenlohns, und aus 80 £, die als periodisch überschüssiger Produktionsvorrath für eine Wo che existirten, - so entspricht mit Bezug auf diese 80 £ dem verringerten überschüssigen Produktionsvorrath auf Seite des Fabrikanten der ver größerte Waarenvorrath auf Seite des Baumwollhändlers. Dieselbe Baumwolle liegt ebensoviel länger auf seinem Lager als Waare, als sie kürzer auf dem Lager des Fabrikanten als Produktionsvorrath liegt. Bisher nahmen wir an, die Verkürzung der Umlaufszeit im Geschäft X rühre daher, daß X seine Waare rascher verkauft oder bezahlt erhält, resp. bei Kredit der Zahlungstermin verkürzt wird. Diese Verkürzung ist also abgeleitet aus einer Verkürzung des Verkaufs der Waare, der Ver wandlung von Waarenkapital in Geldkapital, W ' - G, der ersten Phase des Cirkulationsprocesses. Sie könnte auch entspringen aus der zweiten Pha se G - W, und daher aus gleichzeitiger Aendrung, sei es in der Arbeits periode, sei es in der Umlaufszeit der Kapitale Υ, Z etc., die dem Kapi­ talisten X die Produktionselemente seines flüssigen Kapitals liefern. | |276| Ζ. B. wenn Baumwolle, Kohle etc. bei dem alten Transport 3 Wo­ chen auf Reisen sind von ihrem Produktions- oder Stapelplatz bis zum Sitz der Produktionsstätte des Kapitalisten X, so muß das Minimum des Produktionsvorraths von X bis zur Ankunft neuer Vorräthe wenigstens für 3 Wochen reichen. Solange Baumwolle und Kohle sich auf Reisen befinden, können sie nicht als Produktionsmittel dienen. Sie bilden jetzt vielmehr einen Arbeitsgegenstand der Transportindustrie und des darin beschäftigten Kapitals, und in seiner Cirkulation befindliches Waaren kapital für den Kohlenproducenten oder den Baumwollenverkäufer. Bei 268 Fünfzehntes Kapitel · Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des Kapitalvorschusses verbessertem Transport reduciré sich die Reise auf 2 Wochen. So kann der Produktionsvorrath aus einem dreiwöchentlichen sich in einen zwei wöchentlichen verwandeln. Damit wird das hierfür vorgeschoßne Zu schußkapital von 80 £ freigesetzt, und ebenso das von 20 £ für Arbeits lohn, weil das umgeschlagne Kapital von 600 £ eine Woche früher zu rückfließt. Andrerseits, wenn z. B. die Arbeitsperiode des Kapitals, das den Roh stoff liefert, sich verkürzt (wovon Beispiele in den vorigen Kapiteln ge geben), also auch die Möglichkeit den Rohstoff zu erneuern, kann der produktive Vorrath sich vermindern, der Zeitraum von einer Erneue rungsperiode bis zur andern sich verkürzen. Wenn umgekehrt die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode sich verlängert, so ist Vorschuß von zuschüssigem Kapital nöthig. Aus der Tasche des Kapitalisten selbst, wenn er zuschüssiges Kapital besitzt. Dies wird dann aber in irgend einer F o rm angelegt sein, als Theil des Geldmarkts; um es disponibel zu machen, muß es aus der alten Form losgeschält, z. B. Aktien verkauft, Depositen entzogen werden, sodaß auch hier indirekte Wirkung auf den Geldmarkt eintritt. Oder er muß es aufnehmen. Was den für Arbeitslohn nöthigen Theil des zuschüssigen Kapitals betrifft, so ist er unter normalen Umständen stets als Geldka pital vorzuschießen, und hierfür übt der Kapitalist X seinen Antheil di rekten Drucks auf den Geldmarkt aus. Für den in Produktionsstoffen anzulegenden Theil ist dies nur dann unerläßlich, wenn er sie baar zahlen muß. Kann er sie auf Kredit erhalten, so übt dies keinen direkten Einfluß auf den Geldmarkt, da das zuschüssige Kapital dann direkt als Produk tionsvorrath und nicht in erster Instanz als Geldkapital vorgeschossen wird. Sofern sein Kreditgeber etwa den von X erhaltnen Wechsel wieder direkt auf den Geldmarkt wirft, ihn diskontiren läßt etc., |j277| würde dies indirekt, durch zweite Hand auf den Geldmarkt wirken. Benutzt er aber diesen Wechsel um damit z. B. eine später abzutragende Schuld zu dek- ken, so wirkt dies zuschüssig vorgeschoßne Kapital weder direkt noch indirekt auf den Geldmarkt. //. Fall. Preiswechsel der Produktionsstoffe, alle andren Umstände un verändert. Wir nahmen eben an, daß das Gesammtkapital von 900 £ ausgelegt wird zu 4Is - 720 £ in Produktionsstoffen und zu Vs = 180 £ in Arbeits lohn. Fallen die Produktionsstoffe um die Hälfte, so erfordern sie für die sechswöchentliche Arbeitsperiode nur 240 £ statt 480 £, und für das Zu satzkapital No. II nur 120 £ statt 240 £. Kapital I wird also reducirt von 600 £ auf 2 4 0+ 120 = 360 £, und Kapital II von 300 £ auf 120 + 60 269 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals = 180 £. Das Gesammtkapital von 900 £ auf 360 + 180 = 540 £. Es wer den also ausgeschieden 360 £. Dies ausgeschiedne und jetzt unbeschäftigte, daher auf dem Geldmarkt Anlage suchende Kapital, Geldkapital, ist nichts als ein Stück des ur sprünglich als Geldkapital vorgeschoßnen Kapitals von 900 £, das durch den Preisfall der Produktionselemente, worin es periodisch rückverwan delt, überflüssig geworden ist, soll das Geschäft nicht erweitert, sondern auf der alten Stufenleiter fortgesetzt werden. Wäre dieser Preisfall nicht zufälligen Umständen geschuldet (besonders reicher Ernte, Ueberzufuhr etc.), sondern einer Vermehrung der Produktivkraft in dem Zweig, der den Rohstoff liefert, so wäre dies Geldkapital ein absoluter Zuschuß zum Geldmarkt, überhaupt zu dem in der F o rm von Geldkapital disponiblen Kapital, weil es keinen integrirenden Bestandtheil des bereits angewand ten Kapitals mehr bildete. Preiswechsel im Marktpreis des Produkts selbst. III. Fall. Hier geht bei Fall des Preises ein Theil des Kapitals verloren und muß daher durch neuen Vorschuß von Geldkapital ersetzt werden. Dieser Ver lust des Verkäufers mag wiedergewonnen werden durch den Käufer. Di rekt, wenn das Produkt nur durch zufällige Konjunkturen in seinem Marktpreis gefallen, und nachher wieder auf seinen normalen Preis steigt. Indirekt, ||278| wenn der Preiswechsel durch Werthwechsel hervorgebracht ist, der auf das alte Produkt reagirt, und wenn dies Produkt wieder als Produktionselement in eine andre Produktionssphäre eingeht und hier pro tanto Kapital freisetzt. In beiden Fällen kann das für X verlorne Kapital, für dessen Ersatz er auf den Geldmarkt drückt, von seinen Ge schäftsfreunden als neues zuschüssiges Kapital zugeführt sein. Es findet dann nur Uebertragung statt. Steigt umgekehrt der Preis des Produkts, so wird ein Kapitaltheil, der nicht vorgeschossen war, aus der Cirkulation angeeignet. Es ist kein or ganischer Theil des im Produktionsproceß vorgeschoßnen Kapitals, und bildet daher, wenn die Produktion nicht ausgedehnt wird, ausgeschiednes Geldkapital. Da hier angenommen, daß die Preise der Elemente des Pro dukts gegeben waren, bevor es als Waarenkapital auf den Markt trat, so könnte hier ein wirklicher Werthwechsel die Preiserhöhung verursacht haben, soweit er retroaktiv wirkte, z. B. die Rohmaterialien nachträglich gestiegen wären. In diesem Falle gewänne der Kapitalist X an seinem als Waarenkapital cirkulirenden Produkt und an seinem vorhandnen Pro duktionsvorrath. Dieser Gewinn würde ihm ein Zuschußkapital liefern, das bei den neuen, erhöhten Preisen der Produktionselemente zum Fort betrieb seines Geschäfts jetzt nöthig wird. 270 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals Oder aber die Preiserhöhung ist nur vorübergehend. Was dann auf Seite des Kapitalisten X als zuschüssiges Kapital nöthig wird, fällt auf andrer Seite als freigesetztes aus, soweit sein Produkt ein Produktions element für andre Geschäftszweige bildet. Was der Eine verloren, hat der Andre gewonnen. | |279| SECHZEHNTES KAPITEL. D er U m s c h l ag des v a r i a b l en K a p i t a l s. I. Die Jahresrate des Mehrwerths. Unterstellen wir ein cirkulirendes Kapital von 2500 £, und zwar 4Is = 2000 £ konstantes Kapital (Produktionsstoffe) und Vs = 500 £ vari ables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital. Die Umschlagsperiode sei = 5 Wochen; die Arbeitsperiode = 4 Wo chen, die Cirkulationsperiode = 1 Woche. Dann ist Kapital 1 = 2000 £, bestehend aus 1600 £ konstantem Kapital und 400 £ variablem Kapital; Kapital II = 500 £, davon 400 £ konstant und 100 £ variabel. In jeder Arbeitswoche wird ein Kapital von 500 £ ausgelegt. In einem J a hr von 50 Wochen wird ein Jahresprodukt von 50 χ 500 = 25 000 £ hergestellt. D as beständig in einer Arbeitsperiode angewandte Kapital I von 2000 £ schlägt also 12 V2 Mal um. 12 V2 χ 2000 = 25 000 £. Von diesen 25 000 £ sind 4Ii = 20 000 £ konstantes, in Produktionsmitteln ausgelegtes Kapital, und Vs = 5000 £ variables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital. Dagegen schlägt das Gesammtkapital von 2500 £ ^ 5 0 (^ = ^ u m' Das während der Produktion verausgabte variable cirkulirende Kapi tal kann nur von neuem im Cirkulationsproceß dienen, soweit das Pro dukt, worin sein Werth reproducirt ist, verkauft, aus Waarenkapital in Geldkapital verwandelt ist, um von neuem in Zahlung von Arbeitskraft ausgelegt zu werden. Aber ebenso verhält es sich mit dem in der Produk tion ausgelegten konstanten cirkulirenden Kapital (den Produktionsstof fen), deren Werth als Werththeil im Produkt wieder erscheint. Was diese beiden Theile - der variable und der konstante Theil des cirkulirenden Kapitals - gemein haben, und was sie unterscheidet vom fixen Kapital, ist nicht, daß ihr auf das Produkt übertragner Werth durch ||280| das Waarenkapital cirkulirt wird, d. h. durch die Cirkulation des Produkts als Waare cirkulirt. Ein Werththeil des Produkts, und daher des als Waare cirkulirenden Produkts, des Waarenkapitals, besteht immer aus dem Ver- 271 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals schleiß des fixen Kapitals, oder dem Werththeil des fixen Kapitals, den es während der Produktion auf das Produkt übertragen hat. Aber der Un terschied ist: Das fixe Kapital fährt fort in seiner alten Gebrauchsgestalt im Produktionsproceß zu fungiren während eines längren oder kürzren Cyklus von Umschlagsperioden des cirkulirenden Kapitals (= cirkuliren dem konstantem + cirkulirendem variablem Kapital); während jeder ein zelne Umschlag den Ersatz des gesammten, aus der Produktionssphäre - in der Gestalt von Waarenkapital - in die Cirkulationssphäre eingetret- nen cirkulirenden Kapitals zur Bedingung hat. Die erste Phase der Cir kulation W ' - G' haben flüssiges konstantes und flüssiges variables K a pital gemein. In der zweiten Phase trennen sie sich. Das Geld, worin die Waare rückverwandelt ist, wird zu einem Theil in Produktionsvorrath umgesetzt (cirkulirendes konstantes Kapital). Je nach den verschiednen Kaufterminen der Bestandtheile desselben mag ein Theil früher, der and re später aus Geld in Produktionsstoffe umgesetzt werden, schließlich aber geht er ganz darin auf. Ein andrer Theil des aus dem Verkauf der Waare gelösten Geldes bleibt liegen als Geldvorrath, um nach und nach in Zahlung der dem Produktionsproceß einverleibten Arbeitskraft ver ausgabt zu werden. Er bildet das cirkulirende variable Kapital. Nichts destoweniger kommt der ganze Ersatz des einen oder andern Theils j e desmal aus dem Umschlag des Kapitals, seiner Verwandlung in Produkt, aus Produkt in Waare, aus Waare in Geld her. Dies ist der Grund, warum im vorigen Kapitel, ohne Rücksicht auf das fixe Kapital, der Umschlag des cirkulirenden Kapitals - konstanten und variablen - besonders und gemeinsam behandelt worden ist. Für die Frage, die wir jetzt zu behandeln haben, müssen wir einen Schritt weiter gehn und den variablen Theil des cirkulirenden Kapitals so behandeln, als ob er ausschließlich das cirkulirende Kapital bilde. D. h. wir sehn ab von dem konstanten cirkulirenden Kapital, das zusammen mit ihm umschlägt. Es sind vorgeschossen 2500 £, und der Werth des Jahresprodukts ist = 25 000 £. Aber der variable Theil des cirkulirenden Kapitals ist 500 £; ||281| daher das in 25 000 £ enthaltne variable Kapital gleich ^ _ 5Q0Q £ Dividiren wir ¿¡e 5000 £ durch 500, so erhalten wir die Umschlagszahl 10, ganz wie beim Gesammtkapital von 2500 £. Diese Durchschnittsrechnung, wonach der Werth des Jahresprodukts dividirt wird durch den Werth des vorgeschoßnen Kapitals und nicht durch den Werth des beständig in einer Arbeitsperiode angewandten Theils dieses Kapitals (also hier nicht durch 400 sondern 500, nicht durch Kapital I, sondern durch Kapital I + Kapital II) ist hier, wo es sich nur 272 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals um Produktion des Mehrwerths handelt, absolut exakt. Man wird später sehn, daß sie unter andrem Gesichtspunkt nicht ganz exakt ist, wie über haupt diese Durchschnittsrechnung nicht ganz exakt ist. D. h. sie genügt für die praktischen Zwecke des Kapitalisten, aber sie drückt nicht alle realen Umstände des Umschlags exakt oder angemessen aus. Wir haben bisher von einem Werththeil des Waarenkapitals ganz ab gesehn, nämlich von dem in ihm steckenden Mehrwerth, der während des Produktionsprocesses producirt und dem Produkt einverleibt worden ist. Hierauf haben wir jetzt unser Augenmerk zu richten. Gesetzt, das wöchentlich ausgelegte variable Kapital von 100 £ pro ducirt einen Mehrwerth von 1 0 0% = 100 £, so producirt das in der Um schlagsperiode von 5 Wochen ausgelegte variable Kapital von 500 £ einen Mehrwerth von 500 £, d. h. eine Hälfte des Arbeitstags besteht aus Mehr arbeit. Wenn aber 500 £ variables Kapital 500 £, so produciren 5000 einen Mehrwerth von 10 χ 500 = 5000 £. D as vorgeschoßne variable Kapital ist aber = 500 £. Das Verhältniß der während des Jahres producirten G e- sammtmasse von Mehrwerth zu der Werthsumme des vorgeschoßnen va riablen Kapitals nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths. Diese ist also im vorliegenden Fall = = 1000%. Analysiren wir diese R a te näher, so zeigt sich, daß sie gleich ist der R a te des Mehrwerths, die das vorge schoßne variable Kapital während einer Umschlagsperiode producirt, multiplicirt mit der Anzahl der Umschläge des variablen Kapitals (die mit der Anzahl der Umschläge des ganzen cirkulirenden Kapitals zusam menfällt). Das während einer Umschlagsperiode vorgeschoßne variable Kapital ist im vorliegenden Fall = 500 £; der darin erzeugte Mehrwerth ebenfalls = 500 £. Die R a te des Mehrwerths während einer Umschlags||282|peri- ode ist daher = 50Ov = 100%. Diese 1 0 0% multiplicirt mit 10, der An- zahl der Umschläge im Jahr, gibt m = 1000%. r nn 50Ov Dies gilt für die Jahresrate des Mehrwerths. Was aber die Masse des Mehrwerths anbetrifft, die während einer bestimmten Umschlagsperiode erzielt wird, so ist diese Masse gleich dem Werth des während dieser Periode vorgeschoßnen variablen Kapitals, hier = 500 £, multiplicirt mit der Rate des Mehrwerths, hier also 500 χ = 500 χ 1 = 500 £. Wäre das vorgeschoßne Kapital = 1500 £ bei gleicher R a te des Mehrwerths, so die Masse des Mehrwerths = 1500 χ j j j jj = 1500 £. 273 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Das variable Kapital von 500 £, welches zehnmal im J a hr umschlägt, innerhalb des Jahres einen Mehrwerth von 5000 £ producirt, für welches die Jahresrate des Mehrwerths also = 1000% ist, wollen wir Kapital A nennen. Unterstellen wir nun, daß ein andres variables Kapital B von 5000 £ für ein ganzes J a hr (d. h. hier für 50 Wochen) vorgeschossen wird, und daher nur einmal im J a hr umschlägt. Wir unterstellen dabei ferner, daß Ende des Jahres das Produkt am selben Tage bezahlt wird, wo es fertig, also das Geldkapital, worin es verwandelt, am selben Tag zurückfließt. Die Cirkulationsperiode ist also hier = 0, die Umschlagsperiode = der Arbeitsperiode, nämlich = 1 Jahr. Wie im vorigen Fall befindet sich im Arbeitsproceß jede Woche ein variables Kapital von 100 £, daher in 50 Wochen von 5000 £. Die R a te des Mehrwerths sei ferner dieselbe = 100%, d. h. bei gleicher Länge des Arbeitstags bestehe die Hälfte aus Mehrar beit. Betrachten wir 5 Wochen, so ist das angelegte variable Kapital = 500 £, Rate des Mehrwerths = 100%, die während der 5 Wochen er zeugte Masse des Mehrwerths also = 500 £. Die Masse der Arbeitskraft, die hier exploitirt wird, und der Exploitationsgrad derselben, sind hier nach der Voraussetzung exakt gleich denen von Kapital A. In je einer Woche erzeugt das angelegte variable Kapital von 100 £ einen Mehrwerth von 100 £, in 50 Wochen daher das angelegte Kapital von 50 χ 100 = 5000 £, einen Mehrwerth von 5000 £. Die Masse des jähr lich producirten Mehrwerths ist dieselbe wie im vorigen Fall = 5000 £, aber die Jahresrate des Mehrwerths ist durchaus ver||283|schieden. Sie ist gleich dem während des Jahres producirten Mehrwerth, dividirt durch das vorgeschoßne variable Kapital: ^QQQ"1 = 100%, während sie vorher für Kapital A = 1000% war. Bei Kapital A wie bei Kapital B haben wir wöchentlich 100 £ variables Kapital verausgabt; der Verwerthungsgrad oder die R a te des Mehrwerths ist ebenso dieselbe = 1 0 0 %; die Größe des variablen Kapitals ist auch dieselbe = 100 £. Es wird dieselbe Masse Arbeitskraft exploitirt, die Grö ße und der Grad der Exploitation sind in beiden Fällen dieselben, die Arbeitstage sind gleich, und gleich getheilt in nothwendige Arbeit und Mehrarbeit. Die während des Jahres angewandte variable Kapitalsumme ist gleich groß, = 5000 £, setzt dieselbe Masse von Arbeit in Bewegung und extrahirt aus der von den beiden gleichen Kapitalen in Bewegung gesetzten Arbeitskraft dieselbe Masse Mehrwerth, 5000 £. Dennoch ist in der Jahresrate des Mehrwerths von A und B eine Differenz von 9 0 0 %. Dies Phänomen sieht allerdings danach aus, als hinge die R a te des Mehrwerths nicht nur ab von der Masse und dem Exploitationsgrad der 274 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbeitskraft, sondern au ßerdem von, aus dem Cirkulationsproceß entspringenden, unerklärlichen Einflüssen; und in der That ist dies Phänomen so gedeutet worden und hat, wenn auch nicht in dieser seiner reinen, sondern in seiner kompli- cirteren und versteckteren F o rm (der der jährlichen Profitrate) eine völ lige Déroute in der Ricardo'schen Schule seit Anfang der 20er Jahre hervorgerufen. Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort, wenn wir nicht nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A und Kapital B unter exakt dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, wenn das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Umfang nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird wie Kapital A. Die 5000 £ Kapital B werden dann ausgelegt in 5 Wochen, per Woche 1000 £ gibt für das Jahr eine Auslage von 50 000 £. Der Mehrwerth ist dann ebenfalls unter unserer Voraussetzung = 50 000 £. Das umgeschlag ne Kapital = 50 000 £, dividirt durch das vorgeschoßne Kapital = 5000 £ ergibt die Anzahl der Umschläge = 10. Die Rate des Mehrwerths = ^QQQ™ ~ 100%, multiplicirt mit der Zahl der Umschläge = 10, ergibt die Jahresrate des Mehrwerths = ^ ° ° "1 = 500Ov 112841 = 1 0 0 0 %. Jetzt sind 1 also die Jahresraten des Mehrwerths für A und B gleich, nämlich 1000 %, aber die Massen des Mehrwerths sind: für B 50 000 £, für A 5000 £; die Massen des producirten Mehrwerths verhalten sich jetzt wie die vorge schoßnen Kapitalwerthe B und A, nämlich wie 5000 : 500 = 10 : 1. Dafür hat aber auch Kapital B zehnmal so viel Arbeitskraft in derselben Zeit in Bewegung gesetzt wie Kapital A. Es ist nur das im Arbeitsproceß wirklich angewandte Kapital, welches den Mehrwerth erzeugt, und für welches alle über den Mehrwerth gegeb nen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, daß bei gegebner Rate die Masse des Mehrwerths durch die relative Größe des variablen Kapitals bestimmt ist. Der Arbeitsproceß selbst ist gemessen durch die Zeit. Länge des Ar beitstags gegeben (wie hier, wo wir alle Umstände zwischen Kapital A und Kapital B gleichsetzen, um die Differenz in der Jahresrate des Mehr werths in klares Licht zu stellen), besteht die Arbeitswoche aus bestimm ter Zahl Arbeitstage. Oder wir können irgend eine Arbeitsperiode, z. B. hier fünfwöchentliche, als einen einzigen Arbeitstag, von 300 Stunden z. B ., betrachten, wenn der Arbeitstag = 10 Stunden und die Woche = 6 Arbeitstagen. Ferner aber müssen wir diese Zahl multipliciren mit der Anzahl der Arbeiter, die jeden Tag gleichzeitig in demselben Arbeitspro- 275 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals cesse gemeinsam angewandt werden. Wäre diese Zahl ζ. B. 10, so der Wochenbetrag = 60 x 10 = 600 Stunden und eine fünfwöchentliche Ar beitsperiode = 600 χ 5 = 3000 Stunden. Gleichgroße variable Kapitale sind also angewandt bei gleichgroßer Rate des Mehrwerths und bei glei cher Länge des Arbeitstags, wenn gleichgroße Massen Arbeitskraft (eine Arbeitskraft vom selben Preis multiplicirt mit derselben Anzahl) in dem selben Zeittermin in Bewegung gesetzt werden. Kehren wir nun zu unsern ursprünglichen Beispielen zurück. In beiden Fällen A und B werden gleichgroße variable Kapitale, 100 £ per Woche, während jeder Woche des Jahres angewandt. Die angewandten, im Ar beitsproceß wirklich fungirenden variablen Kapitale sind daher gleich, aber die vorgeschoßnen variablen Kapitale sind durchaus ungleich. Sub A sind für je 5 Wochen 500 £ vorgeschossen, von denen in jeder Woche 100 £ angewandt werden. Sub B sind für die erste fünfwöchentliche Pe riode 5000 £ vorzuschießen, von denen aber nur 100 £ per Woche, in den 5 Wochen daher nur 500 £ = Vio des ||285| vorgeschoßnen Kapitals ange wandt werden. In der zweiten fünfwöchentlichen Periode sind 4500 £ vor zuschießen, aber nur 500 £ angewandt u. s. w. Das für eine bestimmte Zeitperiode vorgeschoßne variable Kapital verwandelt sich nur in ange wandtes, also wirklich fungirendes und wirkendes variables Kapital in dem M a ß, wie es wirklich in die vom Arbeitsproceß erfüllten Abschnitte jener Zeitperiode eintritt, im Arbeitsproceß wirklich fungirt. In der Zwi schenzeit, worin ein Theil davon vorgeschossen ist, um erst in einem spätem Zeitabschnitt angewandt zu werden, ist dieser Theil so gut wie nicht vorhanden für den Arbeitsproceß und hat daher keinen Einfluß weder auf Werth- noch Mehrwerthbildung. Z. B. beim Kapital A von 500 £. Es ist für 5 Wochen vorgeschossen, aber jede Woche gehn nur 100 £ davon successiv in den Arbeitsproceß ein. In der ersten Woche wird 1A davon angewandt; 4Is sind vorgeschossen, ohne angewandt zu werden, obgleich sie für die Arbeitsprocesse der 4 folgenden Wochen vorräthig und daher vorgeschossen sein müssen. Die Umstände, welche das Verhältniß zwischen dem vorgeschoßnen und angewandten variablen Kapital differenziren, wirken auf die Pro duktion von Mehrwerth - bei gegebner R a te des Mehrwerths - nur in sofern und nur dadurch ein, daß sie das Quantum variablen Kapitals differenziren, welches in einer bestimmten Zeitperiode, z. B. in 1 Woche, 5 Wochen etc., wirklich angewandt werden kann. Das vorgeschoßne va riable Kapital fungirt nur als variables Kapital, soweit wie und während der Zeit worin es wirklich angewandt wird; nicht während der Zeit, worin es vorräthig vorgeschossen bleibt, ohne angewandt zu werden. Alle Um stände aber, welche das Verhältniß zwischen vorgeschoßnem und ange- 276 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals wandtem variablem Kapital differenziren, fassen sich zusammen in der Differenz der Umschlagsperioden (bestimmt durch Differenz, sei es der Arbeitsperiode, sei es der Cirkulationsperiode, sei es beider). Das Gesetz der Mehrwerthsproduktion ist, daß bei gleicher Rate des Mehrwerths gleiche Massen von fungirendem variablem Kapital gleiche Massen Mehrwerth erzeugen. Werden also von den Kapitalen A und B in glei chen Zeitabschnitten bei gleicher Mehrwerthsrate gleiche Massen vari ables Kapital angewandt, so müssen sie in denselben Zeiträumen gleiche Massen Mehrwerth erzeugen, wie verschieden immer das Verhältniß die ses in bestimmtem Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem während desselben Zeitraums vor||286|geschoßnen variablen Kapital sei, wie verschieden daher auch das Verhältniß der erzeugten Mehrwerth massen, nicht zu dem angewandten, sondern zu dem überhaupt vorge schoßnen variablen Kapital sei. Die Verschiedenheit dieses Verhältnisses, statt den über die Produktion des Mehrwerths entwickelten Gesetzen zu widersprechen, bestätigt sie vielmehr und ist eine unerläßliche Konse quenz derselben. Betrachten wir den ersten fünfwöchentlichen Produktionsabschnitt von Kapital B. Ende der 5. Woche sind 500 £ angewandt und aufgezehrt. Das Werthprodukt ist = 1000 £, also = 100%. Ganz wie bei K a- 500v pital A. D aß bei Kapital A der Mehrwerth nebst dem vorgeschoßnen Kapital realisirt ist, bei B nicht, geht uns hier noch nichts an, wo es sich nur noch um die Produktion des Mehrwerths und um sein Verhältniß zu dem während seiner Produktion vorgeschoßnen variablen Kapital han delt. Berechnen wir dagegen das Verhältniß des Mehrwerths in B nicht zu dem während seiner Produktion angewandten und daher aufgezehrten Theil des vorgeschoßnen Kapitals von 5000 £, sondern zu diesem vorge = 10%. Al- schoßnen Gesammtkapital selbst, so erhalten wir = 5000v 10 so für Kapital B 1 0% und für Kapital A 100%, d. h. zehnmal mehr. Würde hier gesagt: Diese Differenz in der Rate des Mehrwerths für gleichgroße Kapitale, die ein gleiches Quantum Arbeit in Bewegung gesetzt haben, und zwar Arbeit, die sich zu gleichen Theilen in bezahlte und unbezahlte Arbeit scheidet, widerspricht den Gesetzen über die Produktion des Mehrwerths - so wäre die Antwort einfach und durch den bloßen An blick der faktischen Verhältnisse gegeben: Sub A drückt ihr die wirkliche Rate des Mehrwerths aus, d. h. das Verhältniß des während 5 Wochen von einem variablen Kapital von 500 £ producirten Mehrwerths zu die sem variablen Kapital von 500 £. Sub B dagegen wird in einer Art ge rechnet, die nichts zu thun hat weder mit der Produktion des Mehrwerths 277 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals noch mit der ihr entsprechenden Bestimmung der R a te des Mehrwerths. Die 500 £ Mehrwerth, die mit einem variablen Kapital von 500 £ pro ducirt worden sind, werden nämlich nicht berechnet mit Bezug auf die 500 £ variables Kapital, das während ihrer Produktion vorgeschossen wird, sondern auf ein Kapital von 5000 £, wovon 9/ i o, 4500 £, mit der Produktion dieses Mehrwerths von 500 £ gar nichts zu thun haben, viel mehr erst allmälig im Verlauf der folgenden 45 Wochen fungiren sollen, also gar ||287| nicht existiren für die Produktion der ersten 5 Wochen, um die es sich hier allein handelt. In diesem Fall also bildet die Differenz in der Rate des Mehrwerths von A und B gar kein Problem. Vergleichen wir nun die Jahresraten des Mehrwerths für die Kapitale B und A. Für Kapital B haben wir 5^ "1 = 100%; für Kapital A 500v -z—-— = 1000%. Aber das Verhältniß der Mehrwerthsraten ist dasselbe 500v wie vorher. Dort hatten wir: ; —τ τ ~, R a te des Mehrwerths von Kapital B -τ; ; R a te des Mehrwerths von Kapital A Jahresrate des Mehrwerths von Kapital B _ 1 0 0% 1 0 0 0% Jahresrate des Mehrwerths von Kapital A τ;—:—7~τ- = ΤΤΤ7Γ7, und 1 0 0% 1 0% , , , . letzt haben wir: a b- Ξ = Ξ- =»» lOOO/o 1 0 0% " - e l be V h U l B iB wie oben. Jedoch hat sich das Problem jetzt umgedreht. Die Jahresrate des K a­ = 1 0 0% bietet durchaus keine Abweichung - auch nicht pitals B: 5000v mehr den Schein einer Abweichung - von den uns bekannten Gesetzen über die Produktion und die ihr entsprechende R a te des Mehrwerths dar. Es sind 5 0 0 0v während des Jahres vorgeschossen und produktiv konsu mirt worden, sie haben 5 0 0 0m producirt. Die Rate des Mehrwerths ist also der obige Bruch ^ ? ^1*1 = 100%. Die Jahresrate stimmt mit der 5000v wirklichen R a te des Mehrwerths. Es ist also diesmal nicht, wie vorher, Kapital B sondern Kapital A, das die Anomalie darbietet, die zu erklären ist. Wir haben hier die R a te des Mehrwerths ^ P P1*1 = 1000%. Aber wenn im ersten Fall 5 0 0m, das Produkt von 5 Wochen, berechnet wurde auf ein vorgeschoßnes Kapital von 5000 £, wovon 9/ io nicht in seiner Produktion verwandt waren, so jetzt 5 0 0 0m berechnet auf 5 0 0v, d. h. nur auf Vio des 50Ov 278 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals variablen Kapitals, das wirklich in der Produktion von 5 0 0 0m verwandt worden; denn die 5 0 0 0m sind das Produkt eines während 50 Wochen produktiv konsumirten variablen Kapitals von 5000, und nicht während einer einzigen fünfwöchentlichen Periode verbrauchten Kapitals von 500 £. Im ersten Fall wurde der während 5 Wochen producirte Mehrwerth berechnet auf ein Kapital, das für 50 Wochen vorgeschossen ist, also zehnmal größer als das während der 5 Wochen verbrauchte. Jetzt wird der während 50 Wochen producirte Mehrwerth ||288| berechnet auf ein Kapital, das für 5 Wochen vorgeschossen, also zehnmal kleiner ist als das während der 50 Wochen verbrauchte. Das Kapital A von 500 £ wird nie länger als für 5 Wochen vorge schossen. Am Ende derselben ist es zurückgeflossen und kann denselben Proceß im L a uf des Jahres durch zehnmaligen Umschlag 10 Mal erneu ern. Es folgt daraus zweierlei. Erstens: Das sub A vorgeschoßne Kapital ist nur fünfmal größer als der beständig im Produktionsproceß einer Woche angewandte Kapital theil. Kapital B dagegen, das nur einmal in 50 Wochen umschlägt, also auch für 50 Wochen vorgeschossen sein muß, ist 50 Mal größer als der Theil desselben, der beständig in einer Woche angewandt werden kann. Der Umschlag modificirt daher das Verhältniß zwischen dem für den Produktionsproceß während des Jahres vorgeschoßnen, und dem für eine bestimmte Produktionsperiode, z. B. Woche, beständig anwendbaren K a pital. Und dies gibt uns den ersten Fall, wo der Mehrwerth von 5 Wo chen nicht auf das während dieser 5 Wochen angewandte Kapital berech net wird, sondern auf das während 50 Wochen angewandte, zehnmal größre. Zweitens: Die Umschlagsperiode des Kapitals A von 5 Wochen bildet nur Vio des Jahres, das Jahr umfaßt daher 10 solcher Umschlagsperioden, in welchen Kapital A von 500 £ stets von neuem angewandt wird. Das angewandte Kapital ist hier gleich dem für 5 Wochen vorgeschoßnen Kapital, multiplicirt mit der Zahl der Umschlagsperioden im Jahr. Das während des Jahres angewandte Kapital ist = 500 χ 10 = 5000 £. Das während des Jahres vorgeschoßne Kapital = ^ j j^ = 500 £. In der That, obgleich die 500 £ stets von neuem angewandt werden, werden nie mehr als dieselben 500 £ alle 5 Wochen vorgeschossen. Andrerseits, bei Kapital B, werden während 5 Wochen zwar nur 500 £ angewandt und für diese 5 Wochen vorgeschossen. Aber da die Umschlagsperiode hier = 50 Wo chen, so ist das während des Jahres angewandte Kapital gleich dem, nicht für je 5 Wochen, sondern für 50 Wochen vorgeschoßnen Kapital. Die jährlich producirte Masse des Mehrwerths richtet sich aber, bei gegebner 279 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Rate des Mehrwerths, nach dem während des Jahres angewandten, und nicht nach dem während des Jahres vorgeschoßnen Kapital. Sie ist also für dies einmal umschlagende Kapital von 5000 £ nicht größer als für das zehnmal ||289| umschlagende Kapital von 500 £, und sie ist nur deshalb so groß, weil das einmal im Jahr umschlagende Kapital selbst zehnmal grö ßer ist als das zehnmal im Jahr umschlagende. Das während des Jahres umgeschlagne variable Kapital - also der Theil des jährlichen Produkts oder auch der jährlichen Verausgabung, der gleich diesem Theil - ist das im Lauf des Jahrs wirklich angewandte, produktiv verzehrte variable Kapital. Es folgt daher, daß wenn das jähr lich umgeschlagne variable Kapital A und das jährlich umgeschlagne variable Kapital B gleich groß und sie unter gleichen Verwerthungsbe- dingungen angewandt sind, die Rate des Mehrwerths also für beide die selbe ist, auch die jährlich producirte Masse Mehrwerth für beide diesel be sein muß; also auch - da die angewandten Kapitalmassen dieselben - die a u fs Jahr berechnete Rate des Mehrwerths, soweit sie ausgedrückt . .. , Jährlich producirte Masse Mehrwerth „ wird durch: T„, ,. , — r—¡———:—-. Oder allgemein Jährlich umgeschlagnes variables Kapital ausgedrückt: Welches immer die relative Größe der umgeschlagnen va riablen Kapitale, die Rate ihres im Jahreslauf producirten Mehrwerths ist bestimmt durch die Rate des Mehrwerths, wozu die respektiven Kapitale in durchschnittlichen Perioden (z. B. im wöchentlichen oder auch Tages durchschnitt) gearbeitet haben. Dies ist die einzige Konsequenz, welche aus den Gesetzen über die Produktion des Mehrwerths und über die Bestimmung der Rate des Mehrwerths folgt. Sehn wir nun weiter zu, was das Verhältniß: Jährlich umgeschlagnes Kapital — ——:— Vorgeschoßnes Kapital — , . . , , (wobei wir, wie gesagt, nur das variable . , Kapital in Betracht ziehn) ausdrückt. Die Division ergibt die Anzahl der Umschläge des in einem Jahr vorgeschoßnen Kapitals. Für Kapital A haben wir: 5000 £ jährlich umgeschlagnes Kapital ,—τ. ——;—, 500 £ vorgeschoßnes Kapital 5000 £ jährlich umgeschlagnes Kapital 5000 £ vorgeschoßnes Kapital - ; tür Kapital Β: ID In beiden Verhältnissen drückt der Zähler aus das vorgeschoßne Kapital multiplicirt mit der Umschlagsza/z/; für A 500 χ 10, für B ||290| 5000 x 1. Oder aber multiplicirt mit der umgekehrten auf Jahr berechneten Umschlagsze/f. Die Umschlagsze/i für A ist Vio Jahr; die umgekehrte 280 Sechzehntes Kapitel • Umschlag des variablen Kapitals Umschlagszeit ist Jahr also 5 0 O x -^ = 5000; für B 5000 χ j = 5000. Der Nenner drückt aus das umgeschlagne Kapital multiplicirt mit der umge kehrten Umschlagsza/z/; für A 5000 x , für B 5000 x |. Die respektiven Massen Arbeit (Summe der bezahlten und unbezahlten Arbeit), die durch die beiden jährlich umgeschlagnen variablen Kapitale in Bewegung gesetzt sind, sind hier gleich, weil die umgeschlagnen K a pitale selbst gleich sind und ihre R a te der Verwerthung ebenfalls gleich. Das Verhältniß des jährlich umgeschlagnen zum vorgeschoßnen vari ablen Kapital zeigt an 1) das Verhältniß, worin das vorzuschießende K a pital zu dem in einer bestimmten Arbeitsperiode angewandten variablen Kapital steht. Ist die Umschlagszahl = 10, wie sub A, und das Jahr zu 50 Wochen angenommen, so ist die Umschlagszeit = 5 Wochen. Für diese 5 Wochen muß variables Kapital vorgeschossen werden, und das für 5 Wochen vorgeschoßne Kapital muß fünfmal so groß sein wie das wäh rend einer Woche angewandte variable Kapital. D. h. nur Vs des vorge schoßnen Kapitals (hier 500 £) kann im L a uf einer Woche angewandt werden. Beim Kapital B dagegen, wo die Umschlagszahl = |, ist die Umschlagszeit = 1 Jahr = 50 Wochen. Das Verhältniß des vorgeschoßnen Kapitals zum wöchentlich angewandten ist also 50 : 1. Wäre es für B dasselbe wie für A, so müßte B wöchentlich 1000 £ anlegen statt 100. - 2) Es folgt, daß von B ein zehnmal so großes Kapital (5000 £) angewandt worden ist wie von A, um dieselbe Masse variables Kapital, also auch bei gegebner Rate des Mehrwerths dieselbe Masse Arbeit (bezahlte und un bezahlte) in Bewegung zu setzen, also auch dieselbe Masse Mehrwerth während des Jahrs zu produciren. Die wirkliche R a te des Mehrwerths drückt nichts aus als das Verhältniß des in einem bestimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem in demselben Zeitraum produ- cirten Mehrwerth; oder die Masse unbezahlter Arbeit, die das während dieses Zeitraums angewandte variable Kapital in Bewegung setzt. Sie hat absolut nichts zu thun mit dem Theil des va||291 |riablen Kapitals, der vorgeschossen ist während der Zeit, wo er nicht angewandt wird, und daher ebensowenig zu thun mit dem für verschiedne Kapitale durch die Umschlagsperiode modificirten und differenzirten Verhältniß zwischen ihrem während eines bestimmten Zeitraums vorgeschoßnen und ihrem während desselben Zeitraums angewandten Theil. Es folgt vielmehr aus dem bereits Entwickelten, daß die Jahresrate des Mehrwerths nur in einem einzigen Fall zusammenfällt mit der wirklichen Rate des Mehrwerths, die den Exploitationsgrad der Arbeit ausdrückt; 281 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals wenn nämlich das vorgeschoßne Kapital nur einmal im Jahr umschlägt, daher das vorgeschoßne Kapital gleich ist dem während des Jahrs umge schlagnen Kapital, daher das Verhältniß der während des Jahrs produ cirten Mehrwerthmasse zu dem behufs dieser Produktion während des Jahrs angewandten Kapital zusammenfallt und identisch ist mit dem Ver hältniß der während des Jahrs producirten Mehrwerthsmasse zu dem während des Jahrs vorgeschoßnen Kapital. A) Die Jahresrate des Mehrwerths ist gleich Masse des während des Jahres producirten Mehrwerths. — — Vorgeschoßnes variables Kapital. r - n — — ; —; ., ,. Aber die Masse ,, des während des Jahres producirten Mehrwerths ist gleich der wirklichen R a te des Mehrwerths, multiplicirt mit dem zu seiner Produktion ange wandten Kapital. Das zur Produktion der jährlichen Mehrwerthmasse angewandte Kapital ist gleich dem vorgeschoßnen Kapital, multiplicirt mit der Anzahl seiner Umschläge, die wir η nennen wollen. Die Formel A) verwandelt sich daher in: B) Die Jahresrate des Mehrwerths ist = Wirkliche Rate des Mehrwerths χ dem vorgeschoßnen variablen Kapital χ η Vorgeschoßnes variables Kapital. , - , in 100 % Χ 5000 Χ 1 v B fv Z.B. fur Kapital B = d. h. wenn das vorgeschoßne variable Kapital nur einmal im Jahr um schlägt, also gleich dem im Jahr angewandten oder umgeschlagnen K a pital ist, ist die Jahresrate des Mehrwerths gleich der wirklichen R a te des Mehrwerths. oder 100 %. Nur wenn η = 1, i n n o/ XT Nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths M ', die wirkliche R a te des Mehrwerths m', das vorgeschoßne variable Kapital v, die Umschlags-1 |292bahl n, so ist: M' = = m'n; also M' = m'n, und nur = m', wenn m'vn ν η = 1, also M' = m ' xl = m'. Es folgt ferner: Die jährliche Rate des Mehrwerths ist immer = m'n, d. h. gleich der wirklichen R a te des Mehrwerths, producirt in einer Um schlagsperiode durch das während der Periode verzehrte variable Kapi tal, multiplicirt mit der Zahl der Umschläge dieses variablen Kapitals während des Jahrs, oder multiplicirt (was dasselbe ist) mit seiner auf das Jahr als Einheit berechneten umgekehrten Umschlagszeit. (Schlägt das variable Kapital zehnmal im Jahr um, so ist seine Umschlagszeit = Vio Jahr; seine umgekehrte Umschlagszeit also = ~ = 10.) Es folgt weiter: M' = m', wenn η = 1. M' ist größer als m', wenn η größer ist als 1; d. h. wenn das vorgeschoßne Kapital mehr als einmal im 282 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals Jahr umschlägt, oder das umgeschlagne Kapital größer ist als das vorge schoßne. Endlich M' ist kleiner als m', wenn η kleiner ist als 1; d. h. wenn das während des Jahrs umgeschlagne Kapital nur ein Theil des vorgeschoß nen Kapitals ist, die Umschlagsperiode also länger als ein Jahr dauert. Verweilen wir einen Augenblick bei dem letzten Fall. Wir behalten alle Voraussetzungen unsers frühern Beispiels bei, nur sei die Umschlagsperiode auf 55 Wochen verlängert. Der Arbeitsproceß er fordert wöchentlich 100 £ variables Kapital, also 5500 £ für die Um schlagsperiode, und producirt wöchentlich 1 0 0m; m' ist also wie bisher 100%. Die Umschlagszahl η ist hier = ^ = j ^, weil die Umschlagszeit 1 + Jahr (das Jahr zu 50 Wochen), = Jahr. 1 0 0% χ 5500 χ 10 11 wf M = 1 Λ„ 10 1000 n ni o0/ , ,, . = 100 χ JJ = — j j- = 9 0 j j %, also kleiner als , 100%. In der That, wäre die Jahresrate des Mehrwerths 100%, so müß ten 5 5 0 0v in einem Jahre produciren 5 5 0 0m, während es dazu Jahre braucht. Die 5 5 0 0v produciren während des Jahrs nur 5 0 0 0m, also die Jahresrate des Mehrwerths = ^ = {? = 9 θ { ? %. | 5500v 11 11 1 |293| Die Jahresrate des Mehrwerths, oder die Vergleichung zwischen dem während des Jahrs producirten Mehrwerth und dem überhaupt vor geschoßnen variablen Kapital (im Unterschied zu dem während des Jahrs umgeschlagnen variablen Kapital), ist daher keine blos subjektive, son dern die wirkliche Bewegung des Kapitals bringt selbst diese Gegenein anderstellung hervor. Für den Besitzer des Kapitals A ist Ende des Jahrs sein vorgeschoßnes variables Kapital zurückgeflossen = 500 £, und au ßerdem 5000 £ Mehrwerth. Nicht die Kapitalmasse, die er während des Jahrs angewandt hat, sondern die periodisch zu ihm zurückfließt, drückt die Größe seines vorgeschoßnen Kapitals aus. Ob das Kapital Ende des Jahrs zum Theil als Produktionsvorrath, zum Theil als Waaren- oder Geldkapital existirt, und in welchem Verhältniß es in diese verschiednen Portionen getheilt ist, thut nichts zur vorliegenden Frage. Für den Besit zer des Kapitals B sind zurückgeflossen 5000 £, sein vorgeschoßnes K a pital, dazu 5000 £ Mehrwerth. Für den Besitzer des Kapitals C (des zu letzt betrachteten von 5500 £) sind 5000 £ Mehrwerth während des Jahrs producirt (5000 £ ausgelegt und Mehrwerthsrate 1 0 0 % ), aber sein vorge schoßnes Kapital ist noch nicht zurückgeflossen, und ebensowenig sein producirter Mehrwerth. 283 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals M' = m'n drückt aus, daß die während einer Umschlagsperiode für das angewandte variable Kapital gültige Rate des Mehrwerths: Während einer Umschlagsperiode erzeugte Masse von Mehrwerth ^ , zu mul- Während einer Umschlagsperiode angewandtes variables Kapital ' tipliciren ist mit der Anzahl der Umschlagsperioden oder der Reproduk tionsperioden des vorgeschoßnen variablen Kapitals, der Anzahl der Pe rioden, worin es seinen Kreislauf erneuert. ist, nicht ausgegeben, Man sah bereits Buch I, K a p. IV (Verwandlung von Geld in Kapital) und dann Buch I, K a p. X XI (Einfache Reproduktion), daß der Kapital indem dieser werth überhaupt vorgeschossen Werth, nachdem er die verschiednen Phasen seines Kreislaufs durchge macht, wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt, und zwar berei chert durch Mehrwerth. Dies charakterisirt ihn als vorgeschoßnen. Die Zeit, die verstreicht von seinem Ausgangspunkt bis zu seinem Rückkehr punkt, ist die Zeit, wofür er vorgeschossen ist. Der ganze Kreislauf, den der Kapitalwerth durchläuft, gemessen durch die Zeit von seinem | |294| Vorschuß zu seinem Rückfluß, bildet seinen Umschlag, und die Dauer dieses Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abge laufen, der Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreislauf von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehrwerth erzeugen. Schlägt das variable Kapital, wie sub A, zehnmal im Jahre um, so wird im L a uf des Jahrs mit demselben Kapitalvorschuß zehnmal die einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehr werth erzeugt. M an muß sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der kapi talistischen Gesellschaft klar machen. Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode neu vorgeschossen. Aber zugleich schießt A während des Jahrs nie mehr als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für den von uns betrachteten Produktionsproceß nie über mehr als 500 £. Sobald diese 500 £ einen Kreislauf vollendet, läßt A sie denselben Kreis lauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach den Kapi talcharakter gerade nur dadurch bewahrt, daß es stets in wiederholten Produktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie länger vor geschossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so reicht es nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind nicht zehn Kapitale von 500 £ vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500 £ wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahresrate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal vorgeschoßnes Kapital von 500, oder auf 5000 £ berechnet, sondern auf ein einmal vorgeschoß- 284 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals nes von 500 £; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt, obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand, worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor derselbe identische Werth von 1 Thaler. Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluß und auch bei seinem Rückfluß am Ende des Jahrs, daß sein Besitzer immer nur mit demselben Kapitalwerth von 500 £ operirt. Es fließen daher in seine Hand auch jedesmal nur 500 £ zurück. Sein vorgeschoßnes Kapital ist daher nie mehr als 500 £. Das vorgeschoßne Kapital von 500 £ bildet daher den Nenner des Bruchs, der die Jahresrate des Mehr||295|werths ausdrückt. Wir hatten dafür oben die Formel: M' = m Vn = m'n. Da die wirkliche Mehrwerthsrate m' = —, gleich der Masse des Mehrwerths di- m v vidirt durch das sie producirt habende variable Kapital ist, können wir in m'n den Werth von m', also — setzen, und erhalten dann die andre F o r- m V mei: M = —. ν V Aber durch seinen zehnmaligen Umschlag, und daher durch die zehn­ malige Erneuerung seines Vorschusses, verrichtet das Kapital von 500 £ die Funktion eines zehnmal größren Kapitals, eines Kapitals von 5000 £, ganz wie 500 Thalerstücke, die zehnmal im Jahre umlaufen, dieselbe Funktion vollziehn wie 5000, die nur einmal umlaufen. II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals. „Welches immer die gesellschaftliche F o rm des Produktionsprocesses, er muß kontinuirlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien durchlaufen ... In seinem stetigen Zusammenhang und dem beständigen Fluß seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Produkti onsproceß daher zugleich Reproduktionsproceß ... Als periodisches In- krement des Kapitalwerths oder periodische Frucht des Kapitals erhält der Mehrwerth die Form einer aus dem Kapital entspringenden Rev enue" (Buch I, Kap. X X I, S. 588, 589.) Wir haben 10 fünfwöchentliche Umschlagsperioden des Kapitals A; in der ersten Umschlagsperiode werden 500 £ variables Kapital vorgeschos sen; d. h. jede Woche werden 100 £ in Arbeitskraft umgesetzt, sodaß am Ende der ersten Umschlagsperiode 500 £ in Arbeitskraft verausgabt wor den sind. Diese 500 £, ursprünglich Theil des vorgeschoßnen Gesammt kapitals, haben aufgehört Kapital zu sein. Sie sind in Arbeitslohn weg- 285 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals bezahlt. Die Arbeiter zahlen sie ihrerseits weg in Ankauf ihrer Lebens mittel, verzehren also Lebensmittel zum Werth von 500 £. Eine Waaren masse zu diesem Werthbetrag ist also vernichtet (was der Arbeiter etwa als Geld etc. aufspart, ist ebenfalls nicht Kapital). Diese Waarenmasse ist unproduktiv verzehrt für den Arbeiter, außer soweit sie seine Arbeits kraft, also ein unentbehrliches Instrument des Kapitalisten, wirkungsfä hig erhält. - Zweitens aber sind diese 500 £ für |¡296¡ den Kapitalisten in Arbeitskraft für denselben Werth (resp. Preis) umgesetzt. Die Arbeits kraft wird von ihm im Arbeitsproceß produktiv konsumirt. Am Ende der 5 Wochen ist ein Werthprodukt da von 1000 £. Die Hälfte davon, 500 £, ist der reproducirte Werth des in Zahlung von Arbeitskraft verausgabten variablen Kapitals. Die andre Hälfte, 500 £, ist neu producirter Mehr werth. Aber die fünfwöchentliche Arbeitskraft, durch Umsatz in welche ein Theil des Kapitals sich in variables Kapital verwandelte, ist ebenfalls verausgabt, verzehrt, wenn auch produktiv. Die gestern thätige Arbeit ist nicht dieselbe Arbeit, die heute thätig ist. Ihr Werth, plus dem von ihr geschaffnen Mehrwerth, existirt jetzt als Werth eines von der Arbeitskraft selbst unterschiednen Dings, des Produkts. Dadurch jedoch, daß das Produkt in Geld verwandelt wird, kann der Werththeil desselben, der gleich dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals ist, von neuem gegen Arbeitskraft umgesetzt werden und daher von neuem als variables Kapital fungiren. Der Umstand, daß mit dem nicht nur reproducirten, sondern auch in Geldform rückverwandelten Kapitalwerth dieselben Ar beiter, d. h. dieselben Träger der Arbeitskraft, beschäftigt werden, ist gleichgültig. Es ist möglich, daß der Kapitalist in der zweiten Umschlags periode neue Arbeiter statt der alten anwendet. Es wird also in der That in den 10 fünfwöchentlichen Umschlagsperi oden successive ein Kapital von 5000 £ und nicht von 500 £ in Arbeits lohn verausgabt, welcher Arbeitslohn wieder von den Arbeitern in Le bensmitteln verausgabt wird. Das so vorgeschoßne Kapital von 5000 £ ist verzehrt. Es existirt nicht mehr. Andrerseits wird Arbeitskraft zum Werth, nicht von 500, sondern von 5000 £ successive dem Produktions proceß einverleibt und ihren eignen Werth = 5000 £, sondern producirt im Ueberschuß einen Mehrwerth von 5000 £. Das variable Kapital von 500 £, welches in der zweiten Um schlagsperiode vorgeschossen wird, ist nicht das identische Kapital von 500 £, das in der ersten Umschlagsperiode vorgeschossen. Dies ist ver zehrt, in Arbeitslohn verausgabt. Aber es ist ersetzt durch ein neues va riables Kapital von 500 £, welches in der ersten Umschlagsperiode in Waarenform producirt und in Geldform rückverwandelt wurde. Dies neue Geldkapital von 500 £ ist also die Geldform der in der ersten Um- reproducirt nicht nur 286 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals schlagsperiode neu producirten Waarenmasse. Der Umstand, daß sich wieder in der Hand des Kapitalisten eine identische Geldsumme von 500 £ befindet, d. h. abge||2971sehn vom Mehrwerth gerade so viel Geld kapital als er ursprünglich vorschoß, verdeckt den Umstand, daß er mit einem neu producirten Kapital operirt. (Was die andern Werthbestand- theile des Waarenkapitals angeht, welche die konstanten Kapitaitheile ersetzen, so ist ihr Werth nicht neu producirt, sondern nur die Form verändert, worin dieser Werth existirt.) - Nehmen wir die dritte Um schlagsperiode. Hier ist es augenscheinlich, daß das zum dritten Mal vor geschoßne Kapital von 500 £ nicht ein altes, sondern ein neu producirtes Kapital ist, denn es ist die Geldform der in der zweiten Umschlagsperi ode und nicht in der ersten Umschlagsperiode producirten Waarenmasse, d. h. des Theils dieser Waarenmasse, dessen Werth gleich dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals ist. Die in der ersten Umschlagsperi ode producirte Waarenmasse ist verkauft. Ihr Werththeil, der gleich dem variablen Werththeil des vorgeschoßnen Kapitals, wurde in die neue Ar beitskraft der zweiten Umschlagsperiode umgesetzt und producirte eine neue Waarenmasse, die wieder verkauft wurde und wovon ein Werththeil das in der dritten Umschlagsperiode vorgeschoßne Kapital von 500 £ bildet. Und so während der zehn Umschlagsperioden. Während derselben werden alle fünf Wochen neu producirte Waarenmassen (deren Werth, soweit er variables Kapital ersetzt, ebenfalls neu producirt ist, nicht nur wieder erscheint, wie bei dem konstanten cirkulirenden Kapitaltheil) auf den Markt geworfen, um stets neue Arbeitskraft dem Produktionsproceß einzuverleiben. Was also durch den zehnmaligen Umschlag des vorgeschoßnen vari ablen Kapitals von 500 £ erreicht wird, ist nicht, daß dies Kapital von 500 £ zehnmal produktiv konsumirt werden kann, oder daß ein für 5 Wochen reichendes variables Kapital während 50 Wochen angewandt werden kann. Es werden vielmehr 10 χ 500 £ variables Kapital in den 50 Wochen angewandt, und das Kapital von 500 £ reicht immer nur für 5 Wochen aus und muß nach Ende der 5 Wochen durch ein neu producirtes Kapital von 500 £ ersetzt werden. Dies findet statt ebensogut für Kapital A wie für Kapital B. Aber hier beginnt der Unterschied. Am Ende des ersten Zeitabschnitts von 5 Wochen ist von B wie von A ein variables Kapital von 500 £ vorgeschossen und verausgabt. Von B wie von A ist sein Werth in Arbeitskraft umgesetzt und ersetzt worden durch den Theil des von dieser Arbeitskraft neu erzeugten Werths ¡2981 des Produkts, der gleich ist dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals von 500 £. Für B wie für A hat die Arbeitskraft nicht nur den Werth des 287 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals verausgabten variablen Kapitals von 500 £ durch einen Neuwerth zum selben Betrag ersetzt, sondern einen Mehrwerth - und nach der Voraus setzung von derselben Größe - zugefügt. Aber bei B befindet sich das Werthprodukt, welches das vorgeschoßne variable Kapital ersetzt und seinem Werth einen Mehrwerth zufügt, nicht in der Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables Kapital fungiren kann. Für A befindet es sich in dieser Form. Und bis zu Ende des Jahres besitzt B das in den ersten 5 Wochen und dann succes sive in je 5 Wochen verausgabte variable Kapital, obgleich ersetzt durch neu producirten Werth plus Mehrwerth, nicht in der Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables Kapital fungiren kann. Sein Werth ist zwar durch einen Neuwerth ersetzt, also erneuert, aber seine Werth/orm (hier die absolute Werthform, seine Geldform) ist nicht erneuert. Für den zweiten Zeitraum von 5 Wochen (und so successive für je 5 Wochen während des Jahrs) müssen also ebensowohl fernre 500 £ vor räthig sein, wie für den ersten Zeitraum. Also müssen, von Kreditver hältnissen abgesehn, am Anfang des Jahres 5000 £ vorräthig, als latentes vorgeschoßnes Geldkapital da sein, obgleich sie erst während des Jahres nach und nach wirklich verausgabt, in Arbeitskraft umgesetzt werden. Bei A dagegen, weil der Kreislauf, der Umschlag des vorgeschoßnen Kapitals vollendet, befindet sich der Werthersatz schon nach Ablauf der ersten 5 Wochen in der Form, worin er neue Arbeitskraft für 5 Wochen in Bewegung setzen kann: in seiner ursprünglichen Geldform. Sub A wie sub B wird in der zweiten Periode von 5 Wochen neue Ar beitskraft verzehrt und ein neues Kapital von 500 £ in Zahlung dieser Arbeitskraft verausgabt. Die mit den ersten 500 £ bezahlten Lebensmittel der Arbeiter sind weg, in allen Fällen ist der Werth dafür verschwunden aus der Hand des Kapitalisten. Mit den zweiten 500 £ wird neue Arbeits kraft gekauft, neue Lebensmittel dem Markt entzogen. Kurz, es wird ein neues Kapital von 500 £ verausgabt, nicht das alte. Aber sub A ist dies neue Kapital von 500 £ die Geldform des neu producirten Werthersatzes der früher verausgabten 500 £. Sub B befindet sich dieser Werthersatz in einer Form, worin er nicht als variables ||299| Kapital fungiren kann. Er ist da, aber nicht in der Form von variablem Kapital. Es muß daher zur Fortsetzung des Produktionsprocesses für die nächsten 5 Wochen ein zuschüssiges Kapital von 500 £ in der hier unumgänglichen Geldform vorhanden sein und vorgeschossen werden. So wird von A wie von B während 50 Wochen gleichviel variables Kapital verausgabt, gleichviel Arbeitskraft gezahlt und verbraucht. Aber von B muß sie gezahlt werden mit einem vorgeschoßnen Kapital gleich ihrem Gesammtwerth = 5000 £. 288 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals Von A wird sie successiv gezahlt durch die stets erneute Geldform des während je 5 Wochen producirten Werthersatzes des für je 5 Wochen vorgeschoßnen Kapitals von 500 £. Es wird also hier nie ein größres Geldkapital vorgeschossen als für 5 Wochen, d. h. nie ein größres Geld kapital, als das für die ersten 5 Wochen vorgeschoßne von 500 £. Diese 500 £ reichen für das ganze Jahr. Es ist daher klar, daß bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit, gleicher wirklicher Rate des Mehrwerths, die Jahresraten von A und B sich umgekehrt verhalten müssen wie die Größen der variablen Geldkapitale, die vorgeschossen werden mußten, um während des Jahres dieselbe Masse Arbeitskraft in Bewegung zu set = 100 %. Aber 5 0 0v : 5 0 0 0v = zen. A: = 1000 %, und B: 500v 1 : 10 = 1 0 0% : 1 0 0 0 %. 5000v Der Unterschied entspringt aus der Verschiedenheit der Umschlags perioden, d. h. der Perioden, worin der Werthersatz des in einem be stimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals von neuem als Kapital fungiren kann, also als neues Kapital. Bei B wie bei A findet derselbe Werthersatz für das während derselben Perioden angewandte variable Kapital statt. Es findet auch derselbe Zuwachs von Mehrwerth während derselben Perioden statt. Aber bei B ist alle 5 Wochen zwar ein Werthersatz von 500 £, plus 500 £ Mehrwerth da, dieser Werthersatz bil det jedoch noch kein neues Kapital, weil er sich nicht in der Geldform befindet. Bei A ist nicht nur der alte Kapitalwerth durch einen neuen ersetzt, sondern er ist in seiner Geldform wieder hergestellt, daher als neues funktionsfähiges Kapital ersetzt. Die frühere oder spätere Verwandlung des Werthersatzes in Geld, und daher in die Form, worin das variable Kapital vorgeschossen wird, ist offenbar ein für die Produktion des Mehrwerths selbst ganz gleichgülti ger Umstand. Diese hängt von der Größe des angewandten variablen | |300| Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber modificirt die Größe des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muß, um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewegung zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths. III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesellschaftlich betrachtet. Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen Stand punkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei = 10 Stun den. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter beschäftigt (100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen 500 £ und für 50 289 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von 6 Tagen jeder 60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun 6000 Arbeitsstunden, und in 50 Wochen 300 000 Arbeitsstunden. Diese Arbeitskraft ist von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann also von der Gesellschaft für nichts andres verausgabt werden. Insoweit ist die Sache also gesellschaft lich dieselbe bei A wie bei B. Ferner: Bei A wie bei B erhalten die je 100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von 5000 £ (die 200 zusammen also 10 000 £) und entziehn für diese Summe der Gesellschaft Lebensmittel. Soweit ist die Sache gesellschaftlich wieder dieselbe sub A wie sub Β. Da die Arbeiter in beiden Fällen wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie auch der Gesellschaft wöchentlich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls in beiden Fällen das Geldäquivalent wöchentlich in Cirkulation werfen. Aber hier beginnt der Unterschied. Erstens. Das Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation wirft, ist nicht nur, wie für den Arbeiter sub Β, die Geldform für den Werth seiner Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits geleistete Arbeit); es ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach Eröffnung des Ge schäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen Werthprodukts (= Preis der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten Umschlagsperiode, womit seine Arbeit während der zweiten Umschlagsperiode bezahlt wird. Sub B ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf den Arbeiter ist hier das Geld zwar ein Zahlungsmittel für bereits von ihm geleistete Arbeit, aber diese gelei stete Arbeit wird nicht bezahlt mit ihrem eignen vergoldeten Werthpro dukt (der Geldform des von ihr selbst producirten Werths). Dies kann erst eintreten vom zweiten Jahr an, ||301| wo der Arbeiter sub B bezahlt wird mit seinem vergoldeten Werthprodukt des vergangnen Jahres. Je kürzer die Umschlagsperiode des Kapitals - in je kürzern Zeiträu men daher seine Reproduktionstermine sich innerhalb des Jahres erneu ern - um so rascher verwandelt sich der ursprünglich in Geldform vom Kapitalisten vorgeschoßne variable Theil seines Kapitals in die Geldform des vom Arbeiter zum Ersatz dieses variablen Kapitals geschaffnen Werthprodukts (das außerdem Mehrwerth einschließt); desto kürzer ist also die Zeit, wofür der Kapitalist Geld aus seinem eignen Fonds vor schießen muß, desto kleiner ist, im Verhältniß zu gegebnem Umfang der Produktionsleiter, das Kapital, das er überhaupt vorschießt; und desto größer ist im Verhältniß die Masse Mehrwerth, die er bei gegebner Rate des Mehrwerths während des Jahres herausschlägt, weil er um so öfter den Arbeiter mit der Geldform seines eignen Werthprodukts stets von neuem kaufen und seine Arbeit in Bewegung setzen kann. Bei gegebner Stufenleiter der Produktion verringert sich im Verhältniß zur Kürze der Umschlagsperiode die absolute Größe des vorgeschoßnen 290 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals variablen Geldkapitals (wie des cirkulirenden Kapitals überhaupt) und wächst die Jahresrate des Mehrwerths. Bei gegebner Größe des vorge schoßnen Kapitals wächst die Stufenleiter der Produktion, daher bei ge gebner Rate des Mehrwerths die absolute Masse des in einer Umschlags periode erzeugten Mehrwerths, gleichzeitig mit der durch die Verkürzung der Reproduktionsperioden bewirkten Steigerung in der Jahresrate des Mehrwerths. Es hat sich überhaupt aus der bisherigen Untersuchung er geben, daß je nach den verschiednen Größen der Umschlagsperiode Geldkapital von sehr verschiednem Umfang vorzuschießen ist, um die selbe Masse produktives cirkulirendes Kapital und dieselbe Arbeitsmasse bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen. Zweitens - und dies hängt mit dem ersten Unterschied zusammen - zahlt der Arbeiter sub B wie sub A die Lebensmittel, die er kauft, mit dem variablen Kapital, das sich in seiner Hand in Cirkulationsmittel verwandelt hat. Er entzieht z. B. nicht nur Weizen vom Markt, sondern ersetzt ihn auch durch ein Aequivalent in Geld. Da aber das Geld, womit der Arbeiter sub B seine Lebensmittel zahlt und dem Markt entzieht, nicht die Geldform eines von ihm während des Jahrs auf den Markt geworfnen Werthprodukts ist, wie beim Arbeiter sub A, so liefert ||302| er dem Verkäufer seiner Lebensmittel zwar Geld, aber keine Waare - sei es Produktionsmittel, sei es Lebensmittel - die dieser mit dem gelösten Geld kaufen könne, was dagegen sub A der Fall ist. Es werden daher dem Markt Arbeitskraft, Lebensmittel für diese Arbeitskraft, fixes Kapital in der F o rm der sub B angewandten Arbeitsmittel, und Produktionsstoffe entzogen, und zu ihrem Ersatz wird ein Aequivalent in Geld in den Markt geworfen; aber es wird während des Jahres kein Produkt in den Markt geworfen, um die ihm entzognen stofflichen Elemente des pro duktiven Kapitals zu ersetzen. Denken wir die Gesellschaft nicht kapi talistisch, sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital ganz fort, also auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch es hinein kommen. Die Sache reducirt sich einfach darauf, daß die Gesellschaft im voraus berechnen muß, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und Lebens mittel sie ohne irgend welchen Abbruch auf Geschäftszweige verwenden kann, die, wie Bau von Eisenbahnen z. B ., für längre Zeit, ein Jahr oder mehr, weder Produktionsmittel noch Lebensmittel, noch irgend einen Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel der jährlichen Gesammtproduktion entziehn. In der kapitalistischen Ge sellschaft dagegen, wo der gesellschaftliche Verstand sich immer erst post festum geltend macht, können und müssen so beständig große Störungen eintreten. Einerseits Druck auf den Geldmarkt, während umgekehrt die Leichtigkeit des Geldmarkts ihrerseits solche Unternehmungen in Masse 291 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals hervorruft, also gerade die Umstände, welche später den Druck auf den Geldmarkt hervorrufen. Der Geldmarkt wird gedrückt, da Vorschuß von Geldkapital auf großer Stufenleiter hier beständig während langen Zeit raums nöthig ist. Ganz abgesehn davon, daß Industrielle und Kaufleute das für den Betrieb ihres Geschäfts nöthige Geldkapital in Eisenbahn spekulationen etc. werfen und durch Anleihen auf dem Geldmarkt erset zen. - Andrerseits: Druck auf das disponible produktive Kapital der Ge sellschaft. Da beständig Elemente des produktiven Kapitals dem Markt entzogen werden und für dieselben nur ein Geldäquivalent in den Markt geworfen wird, so steigt die zahlungsfähige Nachfrage, ohne aus sich selbst irgend ein Element der Zufuhr zu liefern. Daher Steigen der Preise, sowohl der Lebensmittel wie der Produktionsstoffe. Es kommt hinzu, daß während dieser Zeit regelmäßig geschwindelt wird, große Uebertra- gung von Kapital stattfindet. Eine Bande von Spekulanten, K o n- trak||303|toren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich. Sie verursa chen starke konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben steigen die Arbeitslöhne. Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch allerdings auch der Landwirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese Nahrungs mittel nicht plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind, wächst ihre Einfuhr, wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nahrungsmittel (Kaffee, Zucker, Wein etc.) und der Luxusgegenstände. Daher Ueberein- fuhr und Spekulation in diesem Theil des Importgeschäfts. Andrerseits in den Industriezweigen, worin die Produktion rasch vermehrt werden kann (eigentliche Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das Steigen der Preise plötzliche Ausdehnung, der bald der Zusammenbruch folgt. Dieselbe Wirkung findet statt auf dem Arbeitsmarkt, um große Massen der laten ten relativen Uebervölkerung, und selbst der beschäftigten Arbeiter, für die neuen Geschäftszweige heranzuziehn. Ueberhaupt entziehn solche Unternehmungen auf großer Stufenleiter, wie Eisenbahnen, dem Arbeits markt ein bestimmtes Quantum Kräfte, das nur aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc., herkommen kann, wo ausschließlich starke Burschen gebraucht werden. Dies findet noch statt, selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon stehender Betriebszweig geworden sind und daher die für sie nöthige wandernde Arbeiterklasse bereits gebildet ist. Sobald ζ. B. der Eisenbahnbau momentan auf einer größren als der Durchschnitts-Stufenleiter betrieben wird. Ein Theil der Arbeiter-Reser vearmee wird absorbirt, deren Druck den Lohn niedriger hielt. Die Löh ne steigen allgemein, selbst in den bisher gut beschäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies dauert so lange, bis der unvermeidliche Krach die Reservearmee von Arbeitern wieder freisetzt, und die Löhne wieder auf ihr Minimum und darunter herabgedrückt werden.3 2' 292 Sechzehntes Kapitel · Umschlag des variablen Kapitals Soweit die größre oder geringre Länge der Umschlagsperiode abhängt von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d. h. der Periode, nöthig um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den | |304| jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der ver schiednen Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultur mehr den Charakter von Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Ma nufaktur und dem größten Theil der extraktiven Industrie mit der gesell schaftlichen Entwicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln. Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Waare in der Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charak ter. Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter der Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig. Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit, das Produkt theilweise auf nähern oder entferntem Markt zu werfen. Abgesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung der Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen absichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umge kehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten, oder im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materi elle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom Absatzmarkt. Es wird ζ. B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien ver­ kauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten (der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand des Geld­ markts. Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geld­ kapital ersetzt, steht's schon schief). Der Exporteur verkauft seine Baum- 3 21 Im Manuskript ist hier die folgende Notiz für künftige Ausführung eingeschaltet: „Wi derspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die Arbeiter als Käufer von Waare sind wichtig für den M a r k t. Aber als Verkäufer ihrer Waare - der Arbeitskraft - hat die kapi talistische Gesellschaft die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. - Fernerer Widerspruch: Die Epochen, worin die kapitalistische Produktion alle ihre Poten zen anstrengt, erweisen sich regelmäßig als Epochen der Ueberproduktion; weil die Pro duktionspotenzen nie soweit angewandt werden können, daß dadurch mehr Werth nicht nur producirt, sondern realisirt werden kann; der Verkauf der Waaren, die Realisation des Waarenkapitals, also auch des Mehrwerths, ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven Bedürfnisse der Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse einer Gesellschaft, wovon die große Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben muß. Dies gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt." 293 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals wollwaare ||305| später auf dem indischen Markt, von wo ihm sein vor geschoßnes Kapital remittirt wird. Bis zu diesem Rückfluß verhält sich die Sache ganz wie in dem Fall, wo die Länge der Arbeitsperiode Vor schuß von neuem Geldkapital nöthig macht, um den Produktionsproceß auf gegebner Stufenleiter in Gang zu halten. Das Geldkapital, womit der Fabrikant seine Arbeiter zahlt und ebenso die übrigen Elemente seines cirkulirenden Kapitals erneuert, sind nicht die Geldform der von ihm producirten Garne. Dies kann erst der Fall sein, sobald der Werth dieses Garns in Geld oder Produkt nach England zurückgeflossen ist. Sie sind zuschüssiges Geldkapital wie vorher. Der Unterschied ist nur, daß statt des Fabrikanten der Kaufmann es vorschießt, dem es vielleicht selbst wieder durch Kreditoperationen vermittelt ist. Ebenso ist nicht, bevor dies Geld in den Markt geworfen wird oder gleichzeitig mit ihm, ein zuschüssiges Produkt in den englischen Markt geworfen worden, das mit diesem Geld gekauft werden und in die produktive oder individuelle Konsumtion eingehn kann. Tritt dieser Zustand für längre Zeit und auf größrer Stufenleiter ein, so muß er dieselben Folgen bewirken, wie vorher die verlängerte Arbeitsperiode. Es ist nun möglich, daß in Indien selbst wieder das Garn auf Kredit verkauft wird. Mit diesem Kredit wird in Indien Produkt gekauft und als Retour nach England geschickt, oder Wechsel für den Betrag remittirt. Verlängert sich dieser Zustand, so tritt ein Druck auf den indischen Geld markt ein, dessen Rückschlag auf England hier eine Krise hervorrufen mag. Die Krise ihrerseits, selbst wenn verbunden mit Export edler Me talle nach Indien, ruft in letztrem Lande eine neue Krise hervor, wegen des Bankrotts englischer Geschäftshäuser und ihrer indischen Zweighäu ser, denen von den indischen Banken Kredit gegeben war. So entsteht eine gleichzeitige Krise sowohl auf dem Markt, gegen den, wie auf dem Markt für den die Handelsbilanz ist. Dies Phänomen kann noch kom- plicirter sein. England hat ζ. B. Silberbarren nach Indien geschickt, aber die englischen Gläubiger von Indien treiben jetzt ihre Forderungen dort ein, und Indien wird kurz nachher seine Silberbarren nach England zu rückzuschicken haben. Es ist möglich, daß der Exporthandel nach Indien und der Importhan del von Indien sich ungefähr ausgleichen, obgleich der letztre (ausgenom men besondre Umstände, wie Baumwolltheurung etc.) seinem Umfang nach durch den erstem bestimmt und stimulirt sein wird. Die Han- dels||306|bilanz zwischen England und Indien kann ausgeglichen scheinen oder nur schwache Schwankungen nach der einen oder andern Seite auf weisen. Sobald aber die Krise in England ausbricht, zeigt sich, daß un verkaufte Baumwollwaaren in Indien lagern (sich also nicht aus Waa- 294 Siebzehntes Kapitel • Zirkulation des Mehrwerts renkapital in Geldkapital verwandelt haben - Ueberproduktion nach die ser Seite), und daß andrerseits in England nicht nur unverkaufte Vorrä- the indischer Produkte liegen, sondern daß ein großer Theil der verkauf ten und verzehrten Vorräthe noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise auf dem Geldmarkt erscheint, drückt in der That Anomalien im Produktions- und Reproduktionsproceß selbst aus. Drittens: In Bezug auf das angewandte cirkulirende Kapital selbst (va riables wie konstantes) macht die Länge der Umschlagsperiode, soweit sie aus der Länge der Arbeitsperiode hervorgeht, diesen Unterschied: Bei mehreren Umschlägen während des Jahrs kann ein Element des variablen oder konstanten cirkulirenden Kapitals durch sein eignes Produkt gelie fert werden, wie bei Kohlenproduktion, Kleiderkonfektion etc. Im an dern Fall nicht, wenigstens nicht während des Jahrs. SIEBZEHNTES KAPITEL. D ie C i r k u l a t i on des M e h r w e r t h s. Wir haben bisher gesehn, daß die Verschiedenheit in der Umschlagspe riode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerths erzeugt, selbst bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerths. Aber es findet ferner nothwendig Verschiedenheit statt in der Kapita- lisation des Mehrwerths, der Akkumulation, und insofern auch in der, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerths, während des Jahrs erzeugten Mehrwerthsmasse. Wir bemerken nun zunächst, daß der Kapitalist A (im Beispiel des vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Aus nahme der ersten Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen eignen Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwerth be||307|streitet, und nicht aus eignem Fonds vorzuschießen hat. Dies letz tre findet dagegen bei B statt. Er producirt zwar während derselben Zeit abschnitte ebensoviel Mehrwerth wie A, aber der Mehrwerth ist nicht realisirt und kann daher weder individuell verzehrt werden, noch pro duktiv. Soweit der individuelle Verzehr in Betracht kommt, wird der Mehrwerth anticipirt. Fonds dafür muß vorgeschossen werden. Ein Theil des produktiven Kapitals, der schwer zu rangiren ist, näm lich das zur Reparatur und Instandhaltung des fixen Kapitals nöthige Zuschußkapital, stellt sich jetzt auch unter neuem Licht dar. 295 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Bei A wird dieser Kapitaltheil - ganz oder großentheils - nicht vorge schossen bei Beginn der Produktion. Er braucht weder disponibel, noch selbst vorhanden zu sein. Er entspringt aus dem Geschäft selbst durch unmittelbare Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, d. h. seine direkte Anwendung als Kapital. Ein Theil des periodisch innerhalb des Jahrs nicht nur erzeugten, sondern auch realisirten Mehrwerths kann die für Reparatur etc. nöthigen Ausgaben bestreiten. Ein Theil des zur Führung des Geschäfts auf seiner ursprünglichen Stufenleiter nöthigen Kapitals wird so während des Geschäfts vom Geschäft selbst erzeugt durch K a- pitalisirung eines Theils des Mehrwerths. Dies ist für den Kapitalisten B unmöglich. Der fragliche Kapitaltheil muß bei ihm einen Theil des ur sprünglich vorgeschoßnen Kapitals bilden. In beiden Fällen wird dieser Kapitaltheil in den Büchern des Kapitalisten als vorgeschoßnes Kapital figuriren, was er auch ist, da er nach unsrer Annahme einen Theil des zur Führung des Geschäfts auf gegebner Stufenleiter nothwendigen produk tiven Kapitals bildet. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, aus welchem Fonds er vorgeschossen wird. Bei B ist er wirklich Theil des ursprünglich vorzuschießenden oder disponibel zu haltenden Kapitals. Bei A dagegen ist er als Kapital angewandter Theil des Mehrwerths. Dieser letztre Fall zeigt uns, wie nicht nur das akkumulirte Kapital, son dern auch ein Theil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals, bloß ka- pitalisirter Mehrwerth sein kann. Sobald die Entwicklung des Kredits dazwischen kommt, verwickelt sich das Verhältniß von ursprünglich vorgeschoßnem Kapital und kapi- talisirtem Mehrwerth noch mehr. Ζ. Β. A borgt Theil des produktiven Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während des Jahrs fort führt, beim Bankier C. Er hat von vornherein kein eignes hinreichendes Kapital II3081 für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Sum me, die bloß aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D, E, F etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumulirtes Kapital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts als ein Agent, der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt. Wir haben Buch I, K a p. X X II gesehn, daß die Akkumulation, die Ver wandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro- duktionsproceß auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich aus drücke. Die Erweitrung der Produktionsleiter kann in kleinern Dosen vor sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit er- 296 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts höhn, oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo der Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige Ausgabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Ar beitslohn), um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des fixen Kapitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während seine Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitali- sirte Mehrwerth mag, bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen in Rohstoff erlauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschoßne Kapital nicht hingereicht hätte u. s. w. Indeß ist es klar, daß dort, wo die größre Anzahl der Umschlagsperi oden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeitstag zu verlängern noch Einzelverbeßrungen anzubringen sind; während andrer seits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten z. B ., theils durch Ausdehnung des Arbeitsfonds, wie in der Landwirthschaft, nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich ist, und zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur durch mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden kann. Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehr werths in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenschar ren eines Theils ||309| des Mehrwerths als latentes Geldkapital, das erst später, sobald es gewissen Umfang erreicht, als zuschüssiges aktives K a pital fungiren soll. So stellt sich die Sache vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten dar. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich j e doch gleichzeitig das Kreditsystem. Das Geldkapital, das der Kapitalist noch nicht in seinem eignen Geschäft anwenden kann, wird von Andren angewandt, von denen er Zinsen dafür erhält. Es fungirt für ihn als Geld kapital im specifischen Sinn, als eine vom produktiven Kapital unter- schiedne Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital in andrer Hand. Es ist klar, daß mit der häufigeren Realisation des Mehrwerths und der stei genden Stufenleiter, worauf er producirt wird, die Proportion wächst, worin neues Geldkapital oder Geld als Kapital auf den Geldmarkt ge worfen und von hier aus wenigstens großentheils wieder für erweiterte Produktion absorbirt wird. Die einfachste Form, worin sich dies zuschüssige latente Geldkapital darstellen kann, ist die des Schatzes. Es ist möglich, daß dieser Schatz zuschüssiges Gold oder Silber ist, erhalten direkt oder indirekt im Aus tausch mit den edle Metalle producirenden Ländern. Und nur in dieser 297 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Weise wächst der Geldschatz innerhalb eines Landes absolut. Es ist and rerseits möglich - und dies ist die Mehrzahl der Fälle, - daß dieser Schatz nichts andres ist als der inländischen Cirkulation entzognes Geld, welches die Form des Schatzes in der Hand einzelner Kapitalisten angenommen hat. Es ist ferner möglich, daß dies latente Geldkapital bloß in Werth zeichen besteht - wir sehn hier noch vom Kreditgeld ab - oder auch in bloßen, durch legale Dokumente konstatirten Ansprüchen (Rechtstiteln) der Kapitalisten auf dritte Personen. In allen diesen Fällen, welches im mer die Daseinsform dieses zuschüssigen Geldkapitals, repräsentirt es, soweit es Kapital in spe ist, durchaus nichts als zuschüssige und in R e serve gehaltne Rechtstitel von Kapitalisten auf zukünftige, zuschüssige jährliche Produktion der Gesellschaft. „Die Masse des wirklich akkumulirten Reichthums, nach seiner Größe betrachtet, ... ist so durchaus unbedeutend im Vergleich mit den Produk tivkräften der Gesellschaft, der er angehört, was auch ihre Civilisations- stufe sei; oder auch nur im Vergleich zu der wirklichen Konsumtion die ser selben Gesellschaft während nur weniger Jahre; so unbedeutend, daß die Hauptaufmerksamkeit der Gesetzgeber und der politischen Oekono men II 3101 gerichtet sein sollte auf die Produktivkräfte und ihre künftige freie Entwicklung, nicht aber, wie bisher, auf den bloßen akkumulirten Reichthum, der das Auge frappirt. Der bei weitem größte Theil des so genannten akkumulirten Reichthums ist nur nominell und besteht nicht aus wirklichen Gegenständen, Schiffen, Häusern, Baumwollenwaaren, Landmeliorationen, sondern aus bloßen Rechtstiteln, Ansprüchen auf die künftigen jährlichen produktiven Kräfte der Gesellschaft, Rechtsti teln, erzeugt und verewigt durch die Auskunftsmittel oder Institutionen der Unsicherheit. ... Der Gebrauch solcher Artikel (Akkumulationen physischer Dinge oder wirklicher Reichthum) als bloßes Mittel, ihren Besitzern den Reichthum anzueignen, den die zukünftigen Produktiv kräfte der Gesellschaft erst schaffen sollen, dieser Gebrauch würde ihnen durch die Naturgesetze der Vertheilung ohne Anwendung von Gewalt allmälig entzogen werden; unterstützt durch genossenschaftliche Arbeit (co-operative labour) würde er ihnen in wenigen Jahren entzogen wer den." (William Thompson, Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth. London 1850, p. 453. - Dies Buch erschien zuerst 1827.) „Es wird wenig bedacht, von den Meisten nicht einmal vermuthet, in einem wie äußerst kleinen Verhältniß, sei es nach Masse oder Wirkungs kraft, die thatsächlichen Akkumulationen der Gesellschaft stehn zu den menschlichen Produktivkräften, ja selbst zu der gewöhnlichen Konsum tion einer einzigen Menschengeneration während nur weniger Jahre. Der Grund ist augenscheinlich, aber die Wirkung ist sehr schädlich. Der 298 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts Reichthum, der jährlich verzehrt wird, verschwindet mit seinem Ge brauch; er steht vor dem Auge nur für einen Augenblick, und macht Eindruck nur während man ihn genießt oder verbraucht. Aber der nur langsam verzehrbare Theil des Reichthums, Möbel, Maschinen, Gebäu de, von unsrer Kindheit bis zum Alter stehn sie vor unserm Auge, dau ernde Denkmäler der menschlichen Anstrengung. Kraft des Besitzes die ses fixen, dauernden, nur langsam verzehrten Theils des öffentlichen Reichthums - des Bodens und der Rohstoffe, an denen, der Werkzeuge, mit denen gearbeitet wird, der Häuser, die während der Arbeit Obdach geben, - kraft dieses Besitzes beherrschen die Eigenthümer dieser Gegen stände zu ihrem eignen Vortheil die jährlichen Produktivkräfte aller wirklich produktiven Arbeiter der Gesellschaft, so unbedeutend jene G e genstände auch sein mögen im Verhältniß zu den stets wiederkehrenden Produkten dieser Arbeit. Die ||311| Bevölkerung von Britannien und Ir land ist 20 Millionen; der Durchschnittsverbrauch jedes Einzelnen, Mann, Weib und Kind, ist wahrscheinlich ungefähr 20 £, zusammen ein Reichthum von ungefähr 400 Millionen £, das jährlich verzehrte Arbeits produkt. Der Gesammtbetrag des akkumulirten Kapitals dieser Länder übersteigt nicht, nach der Abschätzung, 1200 Millionen, oder das drei fache jährliche Arbeitsprodukt; bei gleicher Theilung 60 £ Kapital auf den Kopf. Wir haben es hier mehr mit dem Verhältniß zu thun, als mit den mehr oder minder genauen absoluten Beträgen dieser Schätzungs summen. Die Zinsen dieses Gesammtkapitals würden hinreichen, um die Gesammtbevölkerung in ihrer gegenwärtigen Lebenshaltung ungefähr zwei Monate in einem Jahr zu erhalten, und das gesammte akkumulirte Kapital selbst (könnten Käufer gefunden werden) würde sie ohne Arbeit unterhalten für ganze drei Jahre! Am Ende welcher Zeit, ohne Häuser, Kleider oder Nahrung, sie verhungern müßten, oder aber die Sklaven werden Derer, die sie während der drei Jahre unterhalten haben. Wie drei Jahre sich verhalten zur Lebenszeit Einer gesunden Generation, sage zu 40 Jahren, so verhält sich die Größe und Bedeutung des wirklichen Reichthums, das akkumulirte Kapital selbst des reichsten Landes, zu ihrer Produktivkraft, zu den produktiven Kräften einer einzigen Men schengeneration; nicht zu dem was sie produciren könnten unter verstän digen Anordnungen gleicher Sicherheit, und besonders bei genossen schaftlicher Arbeit, sondern zu dem was sie wirklich absolut produciren unter den mangelhaften und entmuthigenden Ausfluchtsmitteln der Un sicherheit! ... Und um diese scheinbar gewaltige Masse des vorhandnen Kapitals, oder vielmehr das vermittelst ihrer erworbne Kommando und Monopol über die Produkte der jährlichen Arbeit in seinem gegenwär tigen Zustand erzwungner Theilung zu erhalten und zu verewigen, soll 299 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals die ganze schauderhafte Maschinerie, die Laster, Verbrechen und Leiden der Unsicherheit verewigt werden. Nichts kann akkumulirt werden, ohne daß die nothwendigen Bedürfnisse zuerst befriedigt sind, und der große Strom menschlicher Neigungen fließt dem Genüsse nach; daher der ver- hältnißmäßig unbedeutende Betrag des wirklichen Reichthums der Ge sellschaft in jedem gegebnen Augenblick. Es ist ein ewiger Kreislauf von Produktion und Konsumtion. In dieser ungeheuren Masse jährlicher Produktion und Konsumtion würde die Handvoll wirklicher Akkumu lation kaum entbehrt werden; und doch ist das Haupt ||312|augenmerk gerichtet worden nicht auf jene Masse Produktivkraft, sondern auf diese Handvoll Akkumulation. Aber diese Handvoll ist mit Beschlag belegt worden durch einige Wenige, und verwandelt worden in das Werkzeug zur Aneignung der beständig jährlich wiederkehrenden Produkte der Ar beit der großen Masse. Daher die entscheidende Wichtigkeit eines sol chen Werkzeugs für diese Wenigen. ... Ungefähr ein Drittel des nationa len Jahresprodukts wird jetzt unter dem Namen öffentlicher Lasten den Producenten entzogen, und unproduktiv konsumirt durch Leute, die kein Aequivalent dafür geben, d. h. keins, was den Producenten als solches g i l t . . .. Das Auge der Menge blickt erstaunt auf die akkumulirten Mas sen, besonders wenn sie in den Händen einiger Wenigen koncentrirt sind. Aber die jährlich producirten Massen, wie die ewigen und unzählbaren Wogen eines mächtigen Stroms, rollen vorbei und verlieren sich im ver- geßnen Ocean der Konsumtion. Und doch bedingt diese ewige Konsum tion nicht allein alle Genüsse, sondern die Existenz des ganzen Men schengeschlechts. Die Menge und Vertheilung dieses Jahresprodukts sollte vor allem zum Gegenstand der Erwägung gemacht werden. Die wirkliche Akkumulation ist von durchaus sekundärer Bedeutung und er hält auch diese Bedeutung fast ausschließlich durch ihren Einfluß auf die Vertheilung des Jahresprodukts. . .. Die wirkliche Akkumulation und Vertheilung wird hier (in Thompson's Schrift) stets betrachtet mit Bezug und Unterordnung zur Produktivkraft. In fast allen andren Systemen ist die Produktivkraft betrachtet worden mit Bezug und Unterordnung zur Akkumulation und zur Verewigung der bestehenden Vertheilungsweise. Verglichen mit der Erhaltung dieser bestehenden Vertheilungsweise wird das stets wiederkehrende Elend oder Wohlergehn des ganzen Menschen geschlechts nicht eines Blicks würdig gehalten. Die Ergebnisse der Ge walt, des Betrugs und des Zufalls verewigen, das hat man Sicherheit genannt; und der Erhaltung dieser erlognen Sicherheit sind alle Produk tivkräfte des Menschengeschlechts erbarmungslos zum Opfer gebracht worden." (Ibidem, p. 4 4 0 ^ 1 4 3 .) 300 Siebzehntes Kapitel • Zirkulation des Mehrwerts Für die Reproduktion sind nur zwei normale Fälle möglich, abgesehn von Störungen, welche selbst die Reproduktion auf gegebner Stufenleiter hemmen. | |313| Entweder es findet Reproduktion auf einfacher Stufenleiter statt. Oder es findet Kapitalisirung von Mehrwerth statt, Akkumulation. /. Einfache Reproduktion. Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich, oder mit mehreren Um schlägen innerhalb des Jahrs periodisch producirte und realisirte Mehr werth individuell, d. h. unproduktiv, konsumirt von seinen Eignern, den Kapitalisten. Der Umstand, daß der Produktenwerth zum Theil aus Mehrwerth be steht, zum andren Theil aus dem Werththeil, gebildet durch das in ihm reproducirte variable Kapital plus dem in ihm aufgezehrten konstanten Kapital, ändert absolut nichts, weder an dem Quantum, noch dem Werth des Gesammtprodukts, welches als Waarenkapital beständig in die Cir kulation eingeht und ihr ebenso beständig entzogen wird, um der pro duktiven oder der individuellen Konsumtion anheimzufallen, d. h. um als Produktionsmittel oder als Konsumtionsmittel zu dienen. Von dem kon stanten Kapital abgesehn, wird nur die Vertheilung des jährlichen Pro dukts zwischen Arbeitern und Kapitalisten dadurch afficirt. Selbst die einfache Reproduktion unterstellt, muß daher ein Theil des Mehrwerths beständig in Geld und nicht in Produkt existiren, weil er sonst nicht behufs der Konsumtion aus Geld in Produkt verwandelt wer den kann. Diese Verwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen Waarenform in Geld ist hier weiter zu untersuchen. Zur Vereinfachung der Sache wird die einfachste Form des Problems unterstellt, nämlich die ausschließliche Cirkulation von Metallgeld, von Geld, welches wirkliches Aequi valent ist. Nach den für die einfache Waarencirkulation entwickelten Gesetzen (Buch I, K a p. I I I) muß die Masse des im Lande vorhandnen Metallgelds nicht nur hinreichen, um die Waaren zu cirkuliren. Sie muß hinreichen für die Schwankungen des Geldumlaufs, die theils entspringen aus Fluktua tionen in der Geschwindigkeit der Cirkulation, theils aus dem Preiswech sel der Waaren, theils aus den verschiednen und wechselnden Proportio nen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches Cirkulati- onsmittel fungirt. Das Verhältniß, worin die vorhandne Geldmasse sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt beständig, aber die | |314| Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als Schatz und als umlaufendes Geld vorhandnen Gelds. Diese Geldmasse (Masse edlen 301 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Metalls) ist ein nach und nach akkumulirter Schatz der Gesellschaft. Soweit ein Theil dieses Schatzes sich durch Verschleiß verzehrt, muß er jährlich, wie jedes andre Produkt, neu ersetzt werden. Dies geschieht in der Wirklichkeit durch direkten oder indirekten Austausch eines Theils des jährlichen Landesprodukts mit dem Produkt der Gold und Silber producirenden Länder. Dieser internationale Charakter der Transaktion verhüllt indeß ihren einfachen Verlauf. Um das Problem daher auf seinen einfachsten und durchsichtigsten Ausdruck zu reduciren, muß voraus gesetzt werden, daß Gold- und Silberproduktion im Lande selbst statt findet, also Gold- und Silberproduktion einen Theil der gesellschaftlichen Gesammtproduktion innerhalb jedes Landes bildet. Abgesehn von dem für Luxusartikel producirten Gold oder Silber muß das Minimum ihrer jährlichen Produktion gleich sein dem, durch die jährliche Geldcirkulation bewirkten Verschleiß der Geldmetalle. Ferner: Wächst die Werthsumme der jährlich producirten und cirkulirten Waa renmasse, so muß auch die jährliche Gold- und Silberproduktion wach sen, soweit die gewachsne Werthsumme der cirkulirenden Waaren und die für ihre Cirkulation (und entsprechende Schatzbildung) erforderliche Geldmasse nicht kompensirt wird durch größre Geschwindigkeit des Geldumlaufs und durch umfangreichre Funktion des Gelds als Zahlungs mittel, d. h. durch größre gegenseitige Saldirung der Käufe und Verkäufe ohne Dazwischenkunft von wirklichem Geld. Ein Theil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und ein Theil der gesell schaftlichen Produktionsmittel muß also in der Produktion von Gold und Silber jährlich verausgabt werden. Die Kapitalisten, welche die Gold- und Silberproduktion betreiben - und wie hier bei Voraussetzung einfacher Reproduktion angenommen - nur betreiben innerhalb der Schranken des jährlichen Durchschnittsver schleißes und des dadurch verursachten jährlichen Durchschnittskon sums von Gold und Silber, werfen ihren Mehrwerth, den sie nach der Unterstellung jährlich konsumiren ohne etwas davon zu kapitalisiren, direkt in die Cirkulation in der Geldform, die für sie die Naturalform, nicht wie in den andern Produktionszweigen die verwandelte F o rm des Produkts ist. | |315| Ferner: was den Arbeitslohn betrifft - die Geldform, worin das variable Kapital vorgeschossen wird - so wird er hier ebenfalls ersetzt nicht durch Verkauf des Produkts, seine Verwandlung in Geld, sondern durch ein Produkt, dessen Naturalform von vornherein die Geldform ist. Endlich findet dies auch mit dem Theil des Edelmetall-Produkts statt, der gleich dem Werth des periodisch aufgezehrten konstanten Kapitals ist, sowohl des konstanten cirkulirenden, wie des während des Jahrs ver zehrten konstanten fixen Kapitals. 302 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts der unter zunächst angelegten Kapitals Betrachten wir den Kreislauf, resp. Umschlag des in der Edelmetall- F o rm Produktion G -W ... P ... G'. Soweit in G -W das W nicht nur aus Arbeitskraft und Produktionsmitteln besteht, sondern auch aus fixem Kapital, wovon nur ein Werththeil in P aufgebraucht wird, ist klar, daß G' - das Produkt - eine Geldsumme ist gleich dem in Arbeitslohn ausgelegten variablen K a pital plus dem in Produktionsmitteln ausgelegten cirkulirenden konstan ten Kapital plus dem Werththeil des verschlißnen fixen Kapitals plus dem Mehrwerth. Wäre die Summe geringer, bei unverändertem allgemeinen Werth des Goldes, so wäre die Minenanlage unproduktiv, oder - wenn dies allgemein der Fall - würde in Zukunft der Werth des Goldes, ver glichen mit den Waaren, deren Werth nicht verändert, steigen; d. h. die Preise der Waaren würden fallen, es würde also in Zukunft die in G -W ausgelegte Geldsumme kleiner sein. Betrachten wir zunächst nur den cirkulirenden Theil des in G, dem Ausgangspunkt von G -W ... P ... G', vorgeschoßnen Kapitals, so wird eine bestimmte Geldsumme vorgeschossen, in Cirkulation geworfen zur Zahlung von Arbeitskraft und zum K a uf von Produktionsstoffen. Aber sie wird durch den Kreislauf dieses Kapitals der Cirkulation nicht wieder entzogen, um von neuem hineingeworfen zu werden. Das Produkt in seiner Naturalform ist schon Geld, es braucht also nicht erst durch Aus tausch, durch einen Cirkulationsproceß, in Geld verwandelt zu werden. Es tritt aus dem Produktionsproceß in die Cirkulationssphäre nicht in der Form von Waarenkapital, das sich in Geldkapital, sondern als Geld kapital, das sich in produktives Kapital rückverwandeln, d. h. von neuem Arbeitskraft und Produktionsstoffe kaufen soll. Die Geldform des cir kulirenden, in Arbeitskraft und Produktionsmitteln verzehrten Kapitals wird ersetzt nicht durch den Verkauf des Produkts, sondern durch die Natural||316|form des Produkts selbst, also nicht durch Wiederentziehn seines Werths aus der Cirkulation in Geldform, sondern durch zuschüs siges, neu producirtes Geld. Nehmen wir an, dies cirkulirende Kapital sei = 500 £, die Umschlags periode = 5 Wochen, Arbeitsperiode = 4 Wochen, Cirkulationsperiode = 1 Woche. Es muß von vornherein für 5 Wochen Geld theils in Produk tionsvorrath vorgeschossen werden, theils vorräthig sein, um nach und nach in Arbeitslohn weggezahlt zu werden. Anfang der 6. Woche sind 400 £ zurückgeflossen und 100 £ freigesetzt. Dies wiederholt sich bestän dig. Hier, wie früher, werden während gewisser Zeit des Umschlags 100 £ beständig in der freigesetzten Form sich befinden. Aber sie bestehn aus zuschüssigem neuproducirtem Geld, ganz wie die andren 400 £. Wir hat ten hier 10 Umschläge im Jahr, und das producirte Jahresprodukt ist 303 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals = 5000 £ Gold. (Die Cirkulationsperiode entsteht hier nicht durch die Zeit, welche die Verwandlung der Waare in Geld, sondern welche die Verwandlung von Geld in die Produktionselemente kostet.) Bei jedem andren Kapital von 500 £, welches unter denselben Bedin gungen umschlägt, ist die beständig erneuerte Geldform die verwandelte Form des producirten Waarenkapitals, welches alle 4 Wochen in die Cir kulation geworfen wird und das durch seinen Verkauf - also durch pe riodische Entziehung des Geldquantums, als das es ursprünglich in den Proceß eintrat - diese Geldform stets von neuem wieder erhält. Hier dagegen wird in jeder Umschlagsperiode eine neue zuschüssige Geld masse von 500 £ aus dem Produktionsproceß selbst in die Cirkulation geworfen, um ihr beständig Produktionsstoffe und Arbeitskraft zu ent- ziehn. Dies in die Cirkulation geworfne Geld wird ihr durch den Kreis lauf dieses Kapitals nicht wieder entzogen, sondern noch durch beständig neuproducirte Goldmassen vermehrt. Betrachten wir den variablen Theil dieses cirkulirenden Kapitals und setzen wir ihn, wie oben, = 100 £, so wären in der gewöhnlichen Waa renproduktion diese 100 £ bei zehnmaligem Umschlag hinreichend, um beständig die Arbeitskraft zu zahlen. Hier, in der Goldproduktion, reicht dieselbe Summe; aber die 100 £ Rückfluß, womit die Arbeitskraft in je 5 Wochen bezahlt wird, sind nicht verwandelte F o rm ihres Produkts, son dern sind ein Theil ihres stets erneuten Produkts selbst. Der Goldpro- ducent zahlt seine Arbeiter direkt mit einem Theil des von ||317| ihnen selbst producirten Goldes. Die so in Arbeitskraft jährlich ausgelegten und von den Arbeitern in die Cirkulation geworfnen 1000 £ kehren daher nicht durch die Cirkulation zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Was ferner das fixe Kapital betrifft, so erheischt es bei erster Anlage des Geschäfts die Verausgabung eines größren Geldkapitals, das also in die Cirkulation geworfen wird. Wie alles fixe Kapital fließt es nur stück weis im Lauf von Jahren zurück. Aber es fließt zurück als unmittelbares Stück des Produkts, des Goldes, nicht durch Verkauf des Produkts und seine dadurch vollzogne Vergoldung. Es erhält also allmälig seine Geld form nicht durch Entziehung von Geld aus der Cirkulation, sondern durch Anhäufen eines entsprechenden Theils des Produkts. Das so wie der hergestellte Geldkapital ist nicht eine Geldsumme, allmälig der Cir kulation entzogen zur Ausgleichung der ursprünglich für das fixe Kapital in sie geworfnen Geldsumme. Es ist eine zuschüssige Masse Geld. Endlich, was den Mehrwerth betrifft, so ist er ebenfalls gleich einem Theil des neuen Goldprodukts, das in jeder neuen Umschlagsperiode in Cirkulation geworfen wird, um nach unsrer Unterstellung unproduktiv verausgabt, für Lebensmittel und Luxusgegenstände weggezahlt zu werden. 304 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts Nach der Voraussetzung aber ersetzt diese ganze jährliche Goldpro duktion - wodurch beständig Arbeitskraft und Produktionsstoffe, aber kein Geld dem Markt entzogen und beständig zuschüssiges Geld ihm zugeführt wird - nur das während des Jahrs verschlißne Geld, hält also nur die gesellschaftliche Geldmasse vollzählig, die beständig, wenn auch in wechselnden Portionen, in den zwei Formen von Schatz und im Um lauf befindlichem Geld existirt. Nach dem Gesetz der Waarencirkulation muß die Geldmasse gleich sein der für die Cirkulation erheischten Geldmasse plus einem in Schatz form befindlichen Geldquantum, welches je nach Kontraktion oder E x pansion der Cirkulation zu- oder abnimmt, namentlich aber auch für die Bildung der nöthigen Reservefonds von Zahlungsmitteln dient. Was in Geld gezahlt werden muß - soweit keine Ausgleichung der Zahlungen stattfindet - ist der Werth der Waaren. D aß ein Theil dieses Werths aus Mehrwerth besteht, d. h. dem Verkäufer der Waaren nichts gekostet hat, ändert absolut nichts an der Sache. Gesetzt, die Producenten seien alle selbständige Besitzer ihrer Produktionsmittel, es finde also Cirkulation statt zwischen den unmittelbaren Producenten selbst. ||318| Abgesehn von dem konstanten Theil ihres Kapitals könnte man dann ihr jährliches Mehrprodukt, zur Analogie mit dem kapitalistischen Zustand, in zwei Theile theilen: den einen a, der bloß ihre nothwendigen Lebensmittel ersetzt, den andern b, den sie zum Theil in Luxusproduktion verzehren, zum Theil zur Erweitrung der Produktion anwenden. A vertritt dann das variable Kapital, b den Mehrwerth. Aber diese Eintheilung bliebe ohne allen Einfluß auf die Größe der zur Cirkulation ihres Gesammtprodukts erheischten Geldmasse. Bei sonst gleichbleibenden Umständen wäre der Werth der cirkulirenden Waarenmasse derselbe, daher auch die für ihn erheischte Geldmasse. Auch müßten sie dieselben Geldreserven bei glei cher Theilung der Umschlagsperioden haben, d. h. denselben Theil ihres Kapitals beständig in Geldform, da nach wie vor, nach der Unterstel lung, ihre Produktion Waarenproduktion wäre. Der Umstand also, daß ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht, ändert absolut nichts an der Masse des zum Betrieb des Geschäfts noth wendigen Geldes. Ein Gegner Tooke's, der sich an die Form G - W - G' hält, fragt ihn, wie es denn der Kapitalist anfange, um beständig der Cirkulation mehr Geld zu entziehn, als er in sie hineinwirft. Man verstehe wohl. Es handelt sich hier nicht um die Bildung des Mehrwerths. Diese, die das einzige Geheim- niß ausmacht, versteht sich vom kapitalistischen Standpunkt von selbst. Die angewandte Werthsumme wäre ja nicht Kapital, wenn sie nicht mit einem Mehrwerth sich bereicherte. Da sie also der Voraussetzung nach Kapital ist, versteht sich der Mehrwerth von selbst. 305 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Die Frage ist also nicht: Wo kommt der Mehrwerth her? Sondern: Wo kommt das Geld her, um ihn zu versilbern? Aber in der bürgerlichen Oekonomie versteht sich die Existenz des Mehrwerths von selbst. Sie ist also nicht nur unterstellt, sondern mit ihr ist auch ferner unterstellt, daß ein Theil der in die Cirkulation geworfnen Waarenmasse aus Mehrprodukt besteht, also einen Werth darstellt, den der Kapitalist nicht mit seinem Kapital in die Cirkulation warf; daß der Kapitalist also mit seinem Produkt einen Ueberschuß über sein Kapital in die Cirkulation wirft, und ihr diesen Ueberschuß auch wieder entzieht. Das Waarenkapital, das der Kapitalist in die Cirkulation wirft, ist von größrem Werth (woher das kommt wird nicht erklärt oder begriffen, | |319| aber c'est un fait vom Standpunkt dieser Selbigen) als das produk tive Kapital, das er in Arbeitskraft plus Produktionsmitteln der Cirku lation entzogen hat. Unter dieser Voraussetzung ist daher klar, warum nicht nur Kapitalist A, sondern auch B, C, D etc. der Cirkulation durch Austausch seiner Waare beständig mehr Werth entziehn kann als den Werth seines ursprünglich und stets aufs neue vorgeschoßnen Kapitals. A, B, C, D etc. werfen beständig einen größren Waarenwerth - diese Operation ist so vielseitig, wie die selbständig fungirenden Kapitale - in der Form von Waarenkapital in die Cirkulation als sie ihr unter der F o rm von produktivem Kapital entziehn. Sie haben also beständig sich in eine Werthsumme zu theilen (d. h. jeder seinerseits der Cirkulation ein produktives Kapital zu entziehn) gleich der Werthsumme ihrer resp. vor geschoßnen produktiven Kapitale; und ebenso beständig sich in eine Werthsumme zu theilen, die sie ebenso allseitig in Waarenform, als re- spektiven Ueberschuß des Waarenwerths über den Werth seiner Produk tionselemente, in die Cirkulation werfen. Aber das Waarenkapital, vor seiner Rückverwandlung in produktives Kapital, und vor der Verausgabung des in ihm steckenden Mehrwerths, muß versilbert werden. Wo kommt das Geld dazu her? Diese Frage er scheint auf den ersten Blick schwierig, und weder Tooke noch ein Andrer hat sie bisher beantwortet. Das in der Form von Geldkapital vorgeschoßne cirkulirende Kapital von 500 £, welches immer seine Umschlagsperiode, sei das cirkulirende Gesammtkapital der Gesellschaft, d. h. der Kapitalistenklasse. Der Mehrwerth sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse bestän dig 600 £ aus der Cirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hineinwirft? Nachdem das Geldkapital von 500 £ in produktives Kapital verwan delt, verwandelt dieses sich innerhalb des Produktionsprocesses in Waa renwerth von 600 £, und es befindet sich in Cirkulation nicht nur ein 306 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts Waarenwerth von 500 £, gleich dem ursprünglich vorgeschoßnen Geld kapital, sondern ein neuproducirter Mehrwerth von 100 £. Dieser zuschüssige Mehrwerth von 100 £ ist in Waarenform in die Cir kulation geworfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe Operation ist nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zu schüssigen Waarenwerths gegeben. | |320| M an muß nun die Schwierigkeit nicht durch plausible Ausflüchte zu umgehn suchen. Zum Beispiel: Was das konstante cirkulirende Kapital betrifft, so ist klar, daß nicht alle es gleichzeitig auslegen. Während Kapitalist A seine Waare verkauft, also für ihn vorgeschoßnes Kapital Geldform annimmt, nimmt für den Käufer B umgekehrt sein in Geldform vorhandnes K a pital die Form seiner Produktionsmittel an, die gerade A producirt. Durch denselben Akt, wodurch A seinem producirten Waarenkapital die Geldform wiedergibt, gibt B dem seinigen die produktive F o rm wieder, verwandelt es aus Geldform in Produktionsmittel und Arbeitskraft; die selbe Geldsumme fungirt in dem doppelseitigen Proceß wie in jedem ein fachen K a uf W - G. Andrerseits, wenn A das Geld wieder in Produkti onsmittel verwandelt, kauft er von C, und dieser zahlt damit B etc. So wäre dann der Hergang erklärt. Aber: Alle in Bezug auf das Quantum des cirkulirenden Geldes bei der Waa rencirkulation (Buch I, K a p. I I I) aufgestellten Gesetze werden in keiner Art durch den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses ge ändert. Wenn also gesagt wird, das in Geldform vorzuschießende cirkulirende Kapital der Gesellschaft beträgt 500 £, so ist dabei schon in Rechnung gebracht, daß dies einerseits die Summe ist, die gleichzeitig vorgeschossen war, daß aber andrerseits diese Summe mehr produktives Kapital in Be wegung setzt, als 500 £, weil sie abwechselnd als Geldfonds verschiedner produktiven Kapitale dient. Diese Erklärungsweise setzt also schon das Geld als vorhanden voraus, dessen Dasein sie erklären soll. - Es könnte ferner gesagt werden: Kapitalist A producirt Artikel, die Kapitalist B individuell, unproduktiv konsumirt. Das Geld von B versil bert also das Waarenkapital von A, und so dient dieselbe Geldsumme zur Versilbrung des Mehrwerths von B und des cirkulirenden konstanten Kapitals von A. Hier ist aber die Lösung der Frage, die beantwortet werden soll, noch direkter unterstellt. Nämlich, wo kriegt B dies Geld für Bestreitung seiner Revenue her? Wie hat er selbst diesen Mehrwerththeil seines Produkts versilbert? - Ferner könnte gesagt werden, der Theil des cirkulirenden variablen Kapitals, den A seinen Arbeitern beständig vorschießt, strömt ihm be- 307 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals ständig aus der Cirkulation zurück; und nur ein abwechselnder Theil | 13211 davon liegt beständig bei ihm selbst für Zahlung des Arbeitslohns fest. Zwischen der Ausgabe und dem Rückstrom verfließt jedoch eine gewisse Zeit, während deren das in Arbeitslohn ausgezahlte Geld unter andrem auch zur Versilberung von Mehrwerth dienen kann. - Aber wir wissen erstens, daß je größer diese Zeit, um so größer auch die Masse des Geldvorraths sein muß, die der Kapitalist A beständig in petto halten muß. Zweitens gibt der Arbeiter das Geld aus, kauft Waaren damit, ver silbert daher den in diesen Waaren steckenden Mehrwerth pro tanto. Also dient dasselbe Geld, das in der Form des variablen Kapitals vorge schossen wird, pro tanto auch dazu, Mehrwerth zu versilbern. Ohne hier noch tiefer auf diese Frage einzugehn, hier nur so viel: daß die Konsum tion der ganzen Kapitalistenklasse und der von ihr abhängigen unpro duktiven Personen gleichzeitig Schritt hält mit der für die Arbeiterklasse; also, gleichzeitig mit dem von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen Geld, von den Kapitalisten Geld in die Cirkulation geworfen werden muß, um ihren Mehrwerth als Revenue zu verausgaben; also für densel ben der Cirkulation Geld entzogen sein muß. Die eben gegebne Erklä rung würde nur das so nöthige Quantum verringern, nicht beseitigen. - Endlich könnte gesagt werden: Es wird doch beständig ein großes Quantum Geld in Cirkulation geworfen bei der ersten Anlage des fixen Kapitals, das der Cirkulation nur allmälig, stückweis, im L a uf von Jah ren, von Dem wieder entzogen wird, der es hineinwarf. Kann diese Sum me nicht hinreichen, um den Mehrwerth zu versilbern? - Hierauf ist zu antworten, daß vielleicht in der Summe von 500 £ (die auch Schatzbil dung für nöthige Reservefonds einschließt) schon die Anwendung dieser Summe als fixes Kapital, wenn nicht durch den der sie hineinwarf, so doch durch jemand anders, einbegriffen ist. Außerdem ist bei der Sum me, die für Beschaffung der als fixes Kapital dienenden Produkte ausge geben wird, schon unterstellt, daß auch der in diesen Waaren steckende Mehrwerth gezahlt ist, und es f r a gt sich eben wo dies Geld herkommt. - Die allgemeine Antwort ist bereits gegeben: Wenn eine Waarenmasse von χ χ 1000 £ zu cirkuliren, so ändert es absolut nichts am Quantum der zu dieser Cirkulation nöthigen Geldsumme, ob der Werth dieser Waa renmasse Mehrwerth enthält oder nicht, ob die Waarenmasse kapitali stisch producirt ist oder nicht. Das Problem selbst existirt also nicht. Bei sonst gegebnen Bedingungen, Umlaufs || 322 |geschwindigkeit des Geldes etc., ist eine bestimmte Geldsumme erheischt, um den Waarenwerth von XX 1000 £ zu cirkuliren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel oder wie wenig von diesem Werth den unmittelbaren Producenten dieser Waaren zufällt. Soweit hier ein Problem existirt, fällt es zusammen mit 308 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts dem allgemeinen Problem: woher die zur Cirkulation der Waaren in ei nem Lande nöthige Geldsumme kommt. Indeß existirt allerdings, vom Standpunkt der kapitalistischen Produk tion, der Schein eines besondren Problems. Es ist nämlich hier der K a pitalist, welcher als der Ausgangspunkt erscheint, von dem das Geld in die Cirkulation geworfen wird. Das Geld, das der Arbeiter zur Zahlung seiner Lebensmittel ausgibt, existirt vorher als Geldform des variablen Kapitals und wird daher ursprünglich vom Kapitalisten in Cirkulation geworfen als Kauf- oder Zahlungsmittel von Arbeitskraft. Außerdem wirft der Kapitalist das Geld in Cirkulation, das für ihn ursprünglich die Geldform seines konstanten, fixen und flüssigen Kapitals bildet; er gibt es aus als Kauf- oder Zahlungsmittel für Arbeitsmittel und Produktions stoffe. Aber über dies hinaus erscheint der Kapitalist nicht weiter als Ausgangspunkt der in der Cirkulation befindlichen Geldmasse. Nun aber existiren nur zwei Ausgangspunkte: der Kapitalist und der Arbeiter. Alle dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld von diesen beiden Klassen erhalten, oder soweit sie es ohne Gegenlei stung erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerths in der Form von Rente, Zins etc. D aß der Mehrwerth nicht ganz in der Tasche des indu striellen Kapitalisten bleibt, sondern von ihm mit andern Personen ge theilt werden muß, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu thun. Es fragt sich, wie er seinen Mehrwerth versilbert, nicht wie das dafür gelöste Silber sich später vertheilt. Es ist also für unsern Fall der Kapitalist noch als einziger Besitzer des Mehrwerths zu betrachten. Was aber den Arbei ter betrifft, so ist bereits gesagt, daß er nur sekundärer Ausgangspunkt, der Kapitalist aber der primäre Ausgangspunkt des vom Arbeiter in die Cirkulation geworfnen Gelds ist. Das zuerst als variables Kapital vorge schoßne Geld vollzieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Arbeiter es zur Zahlung von Lebensmitteln ausgibt. Die Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der Geld cirkulation. Wenn sie zur Zahlung von Produktionsmitteln 400 £, zur Zahlung der Arbeitskraft 100 £ braucht, so wirft sie 500 £ in ||323| Cir kulation. Aber der in dem Produkt steckende Mehrwerth, bei Mehr werthsrate von 1 0 0 %, ist gleich einem Werth von 100 £. Wie kann sie 600 £ aus der Cirkulation beständig herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hineinwirft? Aus Nichts wird Nichts. Die Gesammtklasse der K a pitalisten kann nichts aus der Cirkulation herausziehn, was nicht vorher hineingeworfen war. Es wird hier abgesehn davon, daß die Geldsumme von 400 £ vielleicht hinreicht, um bei zehnmaligem Umschlag Produktionsmittel zum Werth von 4000 £ und Arbeit zum Werth von 1000 £ zu cirkuliren, und die 309 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals übrigen 100 £ für die Cirkulation des Mehrwerths von 1000 £ ebenfalls genügen. Dies Verhältniß der Geldsumme zu dem von ihr cirkulirten Waarenwerth thut nichts zur Sache. Das Problem bleibt dasselbe. Fänden nicht verschiedne Umläufe derselben Geldstücke statt, so wären 5000 £ als Kapital in Cirkulation zu werfen und 1000 £ wären nöthig, um den Mehrwerth zu versilbern. Es fragt sich, wo dies letztre Geld herkommt, ob nun 1000 oder 100 £. Jedenfalls ist es ein Ueberschuß über das in Cirkulation geworfne Geldkapital. In der That, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitali stenklasse selbst wirft das Geld in Cirkulation, das zur Realisirung des in den Waaren steckenden Mehrwerths dient. Aber nota bene: sie wirft es hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, also nicht als Kapital. Sie veraus gabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Cirkulati on ist. Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet, ζ. B. einen Pächter. Während des ersten Jahrs schießt er ein Geldkapital, sage von 5000 £ vor, in Zahlung von Produktionsmitteln (4000 £) und von Arbeitskraft (1000 £ ). Die Mehrwerthsrate sei 1 0 0 %, der von ihm angeeignete Mehrwerth = 1000 £. Die obigen 5000 £ schließen alles Geld ein, was er als Geldkapital vorschießt. Aber der Mann muß auch leben, und er nimmt kein Geld ein vor Ende des Jahrs. Sein Konsum betrage 1000 £. Diese muß er besitzen. Er sagt zwar, daß er sich diese 1000 £ vorschießen muß während des ersten Jahrs. Doch heißt dies Vorschießen - das hier nur subjektiven Sinn hat - weiter nichts als daß er das erste J a hr seine individuelle Konsumtion aus eigner Tasche, statt aus der Gra tisproduktion ||324| seiner Arbeiter bestreiten muß. Er schießt dies Geld nicht vor als Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Aequivalent in Lebensmitteln die er verzehrt. Dieser Werth ist von ihm in Geld ver ausgabt, in die Cirkulation geworfen und in Waarenwerthen ihr entzogen worden. Diese Waarenwerthe hat er verzehrt. Er hat also aufgehört in irgend einem Verhältniß zu ihrem Werth zu stehn. Das Geld, womit er ihn gezahlt, existirt als Element des cirkulirenden Geldes. Aber den Werth dieses Geldes hat er der Cirkulation in Produkten entzogen, und mit den Produkten, worin er existirte, ist auch ihr Werth vernichtet. Er ist alle geworden. Am Ende des Jahres nun wirft er in die Cirkulation einen Waarenwerth von 6000 £ und verkauft ihn. Damit fließt für ihn zurück: 1) sein vorgeschoßnes Geldkapital von 5000 £; 2) der versilberte Mehr werth von 1000 £. Er hat 5000 £ als Kapital vorgeschossen, in die Cir kulation geworfen, und er entzieht ihr 6000 £, 5000 £ für Kapital und 1000 £ für Mehrwerth. Die letztren 1000 £ sind versilbert mit dem Geld, 310 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts das er selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in die Cirku lation geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat. Sie kehren jetzt zu ihm zurück als Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Und von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich. Aber vom zweiten Jahr an sind die 1000 £, die er verausgabt, beständig die verwan delte Form, die Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Er ver ausgabt sie jährlich und sie fließen ihm ebenso jährlich zurück. Schlüge sein Kapital öfter im Jahre um, so änderte das nichts an der Sache, wohl aber an der Länge der Zeit und daher an der Größe der Summe, die er über sein vorgeschoßnes Geldkapital hinaus für seine in dividuelle Konsumtion in Cirkulation zu werfen hätte. Dies Geld wird vom Kapitalisten nicht als Kapital in Cirkulation ge worfen. Wohl aber gehört es zum Charakter des Kapitalisten, daß er fähig ist, bis zum Rückfluß von Mehrwerth von den in seinem Besitz befindlichen Mitteln zu leben. In diesem Fall war angenommen, daß die Geldsumme, die der Kapi talist bis zum ersten Rückfluß seines Kapitals zur Bestreitung seiner individuellen Konsumtion in Cirkulation wirft, exakt gleich ist dem von ihm producirten und daher zu versilbernden Mehrwerth. Dies ist | |325| offenbar, mit Bezug auf den einzelnen Kapitalisten, eine willkürliche Annahme. Aber sie muß richtig sein für die gesammte Kapitalistenklasse, bei Unterstellung einfacher Reproduktion. Sie drückt nur dasselbe aus, was diese Unterstellung besagt, nämlich daß der ganze Mehrwerth, aber auch nur dieser, also kein Bruchtheil des ursprünglichen Kapitalstocks, unproduktiv verzehrt wird. Es war oben unterstellt, daß die Gesammtproduktion an edlen Metal len (= 500 £ gesetzt) nur hinreicht, um den Geldverschleiß zu ersetzen. Die Gold producirenden Kapitalisten besitzen ihr ganzes Produkt in Gold, sowohl den Theil desselben, der konstantes Kapital, wie den der variables Kapital ersetzt, wie auch den aus Mehrwerth bestehenden. Ein Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths besteht also aus Gold, nicht aus Produkt, das sich erst innerhalb der Cirkulation vergoldet. Er besteht von vornherein aus Gold und wird in die Cirkulation geworfen, um ihr Produkte zu entziehn. Dasselbe gilt hier vom Arbeitslohn, dem variablen Kapital, und vom Ersatz des vorgeschoßnen konstanten Kapitals. Wenn also ein Theil der Kapitalistenklasse einen Waarenwerth in die Cirkula tion wirft, größer (um den Mehrwerth) als das von ihnen vorgeschoßne Geldkapital, so wirft ein andrer Theil der Kapitalisten einen größren Geldwerth (größer um den Mehrwerth) in die Cirkulation als der Waa renwerth, den sie der Cirkulation zur Produktion des Goldes beständig entziehn. Wenn ein Theil der Kapitalisten beständig mehr Geld aus der 311 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Cirkulation auspumpt als er einschießt, so pumpt der Gold producirende Theil beständig mehr Geld ein als er ihr in Produktionsmitteln entzieht. Obgleich nun von diesem Produkt von 500 £ Gold ein Theil Mehr werth der Goldproducenten ist, so ist die ganze Summe doch nur be stimmt zum Ersatz des für die Cirkulation der Waaren nöthigen Geldes; wie viel davon den Mehrwerth der Waaren versilbert, wie viel ihre andren Werthbestandtheile, ist dabei gleichgültig. Wenn man die Goldproduktion aus dem Land heraus in andre Länder verlegt, so ändert das absolut nichts an der Sache. Ein Theil der gesell schaftlichen Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produktionsmittel im Land A ist in ein Produkt verwandelt, ζ. B. Leinwand zum Werth von 500 £, die nach dem Land B ausgeführt wird, um dort Gold zu kaufen. Das so im Land A verwandte produktive Kapital wirft ebenso||326|wenig Waare, im Unterschied von Geld, auf den Markt des Landes A, als wenn es direkt in der Goldproduktion verwandt wäre. Dies Produkt von A stellt sich in 500 £ Gold dar, und tritt nur als Geld in die Cirkulation des Landes A. Der Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths, den dies Produkt enthält, existirt direkt in Geld und für das Land A nie anders als in der F o rm von Geld. Obgleich für die Kapitalisten, welche das Gold produ ciren, nur ein Theil des Produkts Mehrwerth, ein andrer den Kapitaler satz darstellt, so hängt dagegen die Frage, wie viel von diesem Gold, außer dem cirkulirenden konstanten Kapital, variables Kapital ersetzt und wie viel Mehrwerth darstellt, ausschließlich ab von den resp. Ver hältnissen, die Arbeitslohn und Mehrwerth vom Werth der cirkulirenden Waaren bilden. Der Theil, der Mehrwerth bildet, vertheilt sich unter die verschiednen Mitglieder der Kapitalistenklasse. Obgleich er beständig für die individuelle Konsumtion von ihnen ausgegeben und durch Verkauf neuen Produkts wieder eingenommen wird - gerade dieser K a uf und Verkauf macht überhaupt nur das zur Vergoldung des Mehrwerths nö thige Geld unter ihnen selbst cirkuliren, - so befindet sich doch, wenn auch in wechselnden Portionen, ein Theil des gesellschaftlichen Mehr werths in der F o rm von Geld in der Tasche der Kapitalisten, ganz wie sich ein Theil des Arbeitslohns wenigstens während eines Theils der Wo che in der Form von Geld in den Taschen der Arbeiter aufhält. Und dieser Theil ist nicht beschränkt durch den Theil des Geldprodukts, der ursprünglich den Mehrwerth der Gold producirenden Kapitalisten bildet, sondern wie gesagt, durch die Proportion, worin obiges Produkt von 500 £ sich zwischen Kapitalisten und Arbeiter überhaupt vertheilt und worin der zu cirkulirende Waarenvorrath aus Mehrwerth und den andren Bestandtheilen des Werths besteht. 312 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts Indeß besteht der Theil des Mehrwerths, der nicht in andren Waaren existirt, sondern neben diesen andren Waaren in Geld, nur soweit aus einem Theil des jährlich producirten Goldes, als ein Theil der jährlichen Goldproduktion zur Realisirung des Mehrwerths cirkulirt. Der andre Theil des Gelds, der sich fortwährend in wechselnden Portionen als Geld form ihres Mehrwerths in den Händen der Kapitalistenklasse befindet, ist nicht Element des jährlich producirten Goldes, sondern der früher im Land akkumulirten Geldmassen. Nach unsrer Unterstellung reicht die jährliche Goldproduktion von | |327| 500 £ nur gerade hin, um das jährlich verschlißne Geld zu ersetzen. Halten wir daher nur diese 500 £ im Auge, und abstrahiren wir von dem Theil der jährlich producirten Waarenmasse, zu deren Cirkulation früher akkumulirtes Geld dient, so findet der in Waarenform producirte Mehr werth schon deswegen Geld zu seiner Vergoldung in der Cirkulation vor, weil auf der andren Seite Mehrwerth jährlich in der Form von Gold producirt wird. Dasselbe gilt von den andren Theilen des Goldprodukts von 500 £, die das vorgeschoßne Geldkapital ersetzen. Es ist hier nun zweierlei zu bemerken. Es folgt erstens: Der von den Kapitalisten in Geld ausgegebne Mehr werth, sowohl wie das von ihnen in Geld vorgeschoßne, variable und sonstige produktive Kapital ist in der That Produkt der Arbeiter, näm lich der in der Goldproduktion beschäftigten Arbeiter. Sie produciren neu sowohl den Theil des Goldprodukts, der ihnen als Arbeitslohn „vor geschossen" wird, wie den Theil des Goldprodukts, worin sich der Mehr werth der kapitalistischen Goldproducenten unmittelbar darstellt. Was endlich den Theil des Goldprodukts betrifft, der nur den zu seiner Pro duktion vorgeschoßnen konstanten Kapitalwerth ersetzt, so erscheint er nur in Geldform (überhaupt in einem Produkt) wieder durch die jährliche Arbeit der Arbeiter. Bei Beginn des Geschäfts wurde er ursprünglich vom Kapitalisten weggegeben in Geld, welches nicht neu producirt, sondern Theil der umlaufenden gesellschaftlichen Geldmasse bildete. Soweit er dagegen durch neues Produkt, zuschüssiges Gold, ersetzt wird, ist er das jährliche Produkt des Arbeiters. Der Vorschuß von Seiten des Kapitali sten erscheint auch hier nur als eine Form, die daher stammt, daß der Arbeiter weder Besitzer seiner eignen Produktionsmittel ist, noch wäh rend der Produktion über die von andren Arbeitern producirten Lebens mittel verfügt. Zweitens aber, was die von diesem jährlichen Ersatz von 500 £ unab hängig existirende, theils in Schatzform, theils in Form von umlaufendem Geld befindliche Geldmasse betrifft, so muß es sich mit ihr gerade so verhalten, d. h. ursprünglich verhalten haben, wie es sich mit diesen 313 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals 500 £ noch jährlich verhält. A uf diesen Punkt kommen wir am Schluß dieses Unterabschnitts zurück. Vorher noch einige andre Bemerkungen. 13281 M an hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, daß, unter sonst gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die Produktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der Geldcirkulation muß also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von Ausdehnung und Zusammenziehung anzupassen. Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an - auch unver änderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags - aber ver änderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn und Mehr werth, sodaß entweder der erstre steigt und der letztre fällt, oder umge kehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Gelds nicht berührt. Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder K o n traktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir nament lich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher - unter den vorausgesetzten Bedingungen - die Rate des Mehrwerths allgemein fiele, außerdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth der cir kulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst allerdings das Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden muß, also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade soviel, wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geldmasse wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die zu seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für den einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis bleibt unverändert. Was verändert wird, ist das Verhältniß worin, abgesehn vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich in Arbeitslohn und Profit theilt. Aber, sagt man, größre Auslage von variablem Geldkapital (der Werth des Gelds ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt soviel als größre Masse von Geldmitteln in der Hand der Arbeiter. Hieraus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter. Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. - Oder man sagt: Steigt der Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. - In beiden Fällen verur sacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns ||329| Steigen der Waaren- preise. Daher muß eine größre Geldmasse nöthig sein, um die Waaren zu 314 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts cirkuliren, ob man das Steigen der Preise nun in der einen oder andren Weise erklärt. Antwort auf die erste Fassung: In Folge steigenden Arbeitslohns wird namentlich die Nachfrage der Arbeiter nach nothwendigen Lebensmit teln wachsen. In einem geringren Grad wird ihre Nachfrage nach Lu xusartikeln zunehmen, oder sich Nachfrage einstellen für Artikel, die frü her nicht in den Bereich ihrer Konsumtion fielen. Die plötzliche und auf größrer Stufenleiter gesteigerte Nachfrage nach nothwendigen Lebens mitteln wird unbedingt momentan ihren Preis steigern. Folge davon: Ein größrer Theil des gesellschaftlichen Kapitals wird in Produktion von nothwendigen Lebensmitteln, ein geringrer in der Produktion von Lu xusmitteln verwandt, da letztre im Preise fallen, wegen des verminderten Mehrwerths und daher der verminderten Nachfrage der Kapitalisten für dieselben. Soweit die Arbeiter dagegen selbst Luxusmittel kaufen, wirkt die Erhöhung ihres Lohns - innerhalb dieses Umfangs - nicht auf Stei gerung des Preises von nothwendigen Lebensmitteln, sondern deplacirt nur die Käufer von Luxuswaaren. Mehr Luxuswaaren als bisher gehn ein in den Konsum der Arbeiter, und verhältnißmäßig weniger in den K o n sum der Kapitalisten. Voilà tout. Nach einigen Oscillationen cirkulirt eine Waarenmasse vom selben Werth wie vorher. - Was die momentanen Oscillationen betrifft, so werden sie kein andres Resultat haben als un beschäftigtes Geldkapital in die inländische Cirkulation zu werfen, das bisher in spekulativen Unternehmungen an der Börse oder im Auslande Beschäftigung suchte. Antwort auf die zweite Fassung: Wenn es in der Hand der kapitali stischen Producenten stände, beliebig die Preise ihrer Waaren zu erhöhn, so könnten und würden sie das thun auch ohne Steigen des Arbeitslohns. Der Arbeitslohn würde nie steigen bei sinkenden Waarenpreisen. Die Kapitalistenklasse würde sich nie den Trades' Unions widersetzen, da sie stets und unter allen Umständen thun könnte was sie jetzt ausnahmsweis unter bestimmten, besondren, so zu sagen lokalen Umständen, wirklich thut - nämlich jede Erhöhung des Arbeitslohns benutzen, um die Waa- renpreise in viel höherem Grade zu erhöhn, also größren Profit einzu stecken. I 13301 Die Behauptung, daß die Kapitalisten die Preise der Luxusmittel erhöhn können, weil die Nachfrage danach abnimmt (in Folge der ver minderten Nachfrage der Kapitalisten, deren Kaufmittel dafür abgenom men haben), wäre eine ganz originelle Anwendung des Gesetzes von Nachfrage und Angebot. Soweit nicht bloß Deplacement der Käufer da für eintritt, Arbeiter statt Kapitalisten, - und soweit dies Deplacement stattfindet, wirkt die Nachfrage der Arbeiter nicht auf Preissteigerung der 315 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals nothwendigen Lebensmittel, denn den Theil des Lohnzuschusses, den die Arbeiter für Luxusmittel verausgaben, können sie nicht für nothwendige Lebensmittel verausgaben, - fallen die Preise der Luxusmittel in Folge der verminderten Nachfrage. In Folge dessen wird Kapital aus ihrer Pro duktion zurückgezogen, bis ihre Zufuhr auf das M aß reducirt ist, das ihrer veränderten Rolle im gesellschaftlichen Produktionsproceß ent spricht. Mit dieser verringerten Produktion steigen sie, bei sonst un verändertem Werth, wieder auf ihre normalen Preise. Solange diese Kontraktion oder dieser Ausgleichungsproceß stattfindet, wird ebenso beständig, bei steigenden Preisen der Lebensmittel, der Produktion dieser letztren ebensoviel Kapital zugeführt, als dem andren Zweig der Produk tion entzogen wird, bis die Nachfrage gesättigt ist. Dann tritt wieder Gleichgewicht ein, und das Ende des ganzen Processes ist, daß das ge sellschaftliche Kapital, und daher auch das Geldkapital, zwischen der Produktion von nothwendigen Lebensmitteln und der von Luxusmitteln in veränderter Proportion getheilt ist. Der ganze Einwurf ist ein Schreckschuß der Kapitalisten und ihrer ökonomischen Sykophanten. Die Thatsachen, die den Vorwand zu diesem Schreckschuß liefern, sind dreierlei Art. 1) Es ist ein allgemeines Gesetz der Geldcirkulation, daß wenn die Preissumme der cirkulirenden Waaren steigt - ob diese Vermehrung der Preissumme nun für dieselbe Waarenmasse oder für eine vergrößerte stattfindet - bei sonst gleichbleibenden Umständen die Masse des cir kulirenden Geldes wächst. Es wird nun die Wirkung mit der Ursache verwechselt. Der Arbeitslohn steigt (wenn auch selten und nur ausnahms- weis verhältnißmäßig) mit dem steigenden Preis der nothwendigen Le bensmittel. Sein Steigen ist Folge, nicht Ursache des Steigens der Waa- renpreise. | 133112) Bei einem partiellen oder lokalen Steigen des Arbeitslohns - d. h. Steigen in nur einzelnen Produktionszweigen - kann dadurch eine lokale Preissteigerung der Produkte dieser Zweige erfolgen. Aber selbst dies hängt von vielen Umständen ab. Ζ. B. daß der Arbeitslohn hier nicht abnorm gedrückt, und daher die Profitrate nicht abnorm hoch war, daß der Markt für diese Waaren sich nicht verengt durch die Preissteigerung (also für ihre Preissteigerung nicht vorherige Kontraktion ihrer Zufuhr nöthig ist) etc. 3) Bei allgemeiner Erhöhung des Arbeitslohns steigt der Preis der pro ducirten Waaren in Industriezweigen, wo das variable Kapital vor herrscht, fällt dafür aber in solchen, wo das konstante resp. fixe Kapital vorherrscht. 316 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts Es zeigte sich bei der einfachen Waarencirkulation (Buch I, Kap. I I I, 2 ), daß, wenn auch innerhalb der Cirkulation jedes bestimmten Waaren- quantums seine Geldform nur verschwindend ist, doch das bei der Me tamorphose einer Waare in der Hand des Einen verschwindende Geld nothwendig seinen Platz in der eines Andern nimmt, also nicht nur in erster Instanz Waaren allseitig ausgetauscht werden oder sich ersetzen, sondern auch dieser Ersatz vermittelt und begleitet ist von allseitigem Niederschlag von Geld. „Der Ersatz von Waare durch Waare läßt zu gleich in dritter Hand die Geldwaare hängen. Die Cirkulation schwitzt beständig Geld aus." (Buch I, S. 92.) Dasselbe identische Faktum drückt sich auf Grundlage der kapitalistischen Waarenproduktion so aus, daß beständig ein Theil des Kapitals in der F o rm von Geldkapital existirt, und beständig ein Theil des Mehrwerths sich ebenfalls in Geldform in den Händen seiner Besitzer befindet. Hiervon abgesehn, ist der Kreislauf des Gelds - d. h. der Rückfluß des Gelds zu seinem Ausgangspunkt - soweit er ein Moment des Umschlags des Kapitals bildet, ein ganz verschiednes, ja selbst entgegengesetztes Phänomen zum Umlauf des Gelds33\ der ||332| seine stete Entfernung vom Ausgangspunkt durch eine Reihe von Händen ausdrückt. (Buch I, S. 94.) Dennoch schließt beschleunigter Umschlag eo ipso beschleunigten Um lauf ein. Zunächst was das variable Kapital angeht: Schlägt ζ. B. ein Geldka­ pital von 500 £ in der F o rm von variablem Kapital zehnmal im J a hr um, so ist klar, daß dieser aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse seine zehnfache Werthsumme = 5000 £ cirkulirt. Es läuft zehnmal im Jahre um zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Arbeiter wird bezahlt und zahlt 3 3) Wenn die Physiokraten noch beide Phänomene durch einander werfen, so sind sie doch die ersten, die den Rückfluss des Gelds zu seinem Ausgangspunkt als wesentliche F o rm der Cirkulation des Kapitals, als F o rm der die Reproduktion vermittelnden Cirkulation her vorheben. «Jetez les yeux sur le Tableau Économique, vous verrez que la classe productive donne l'argent avec lequel les autres classes viennent lui acheter des productions, et qu'elles lui rentrent cet argent en revenant l'année suivante faire chez elle les mêmes achats . .. Vous ne voyez donc ici d'autre cercle que celui de la dépense suivie de la réproduction, et de la réproduction suivie de la dépense; cercle qui est parcouru par la circulation de l'argent qui mesure la dépense et la réproduction.» (Quesnay, Problèmes économiques, in Daire, Phy- siocr. 1. p. 2 0 8, 2 0 9 .) - « C ' e st cette avance et cette rentrée continuelle des capitaux qu' on doit appeler la circulation de l'argent, cette circulation utile et féconde qui anime tous les travaux de la société, qui entretient le mouvement et la vie dans le corps politique et qu'on a grande raison de comparer à la circulation du sang dans le corps animal.» (Turgot, R é flexions etc, Œuvres éd. Daire, I, p. 4 5 .) 317 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals zehnmal im Jahr mit demselben aliquoten Theil der cirkulirenden Geld masse. Schlüge bei gleicher Stufenleiter der Produktion dies variable K a pital einmal im J a hr um, so fände nur einmaliger Umlauf von 5000 £ statt. Ferner: Der konstante Theil des cirkulirenden Kapitals sei = 1000 £. Schlägt das Kapital zehnmal um, so verkauft der Kapitalist zehnmal im J a hr seine Waare, also auch den konstanten cirkulirenden Theil ihres Werths. Derselbe aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse (= 1000 £) geht zehnmal im J a hr aus der Hand seiner Besitzer in die des Kapitalisten über. Dies sind zehn Stellenwechsel dieses Geldes aus einer Hand in die andre. Zweitens: Der Kapitalist kauft zehnmal im Jahr Produktionsmit tel; dies sind wieder zehn Umläufe des Gelds aus einer Hand in die andre. Mit Geld zum Betrag von 1000 £ ist Waare für 10 000 £ ||3331 vom in dustriellen Kapitalisten verkauft und wieder Waare für 10 000 £ einge kauft. Durch zwanzigmaligen Umlauf der 1000 £ Geld ist ein Waaren vorrath von 20 000 £ cirkulirt. Endlich läuft bei beschleunigtem Umschlag auch der Geldtheil rascher um, der den Mehrwerth realisirt. Dagegen schließt nicht umgekehrt ein raschrer Geldumlauf nothwen dig einen raschren Kapitalumschlag und daher auch Geldumschlag ein, d. h. nicht nothwendig Verkürzung und raschre Erneuerung des Repro- duktionsprocesses. Raschrer Geldumlauf findet jedesmal statt, sobald eine größre Masse Transaktionen mit derselben Geldmasse vollzogen werden. Dies kann auch bei gleichen Reproduktionsperioden des Kapitals der Fall sein, in Folge veränderter technischer Veranstaltungen für den Geldumlauf. Fer ner: Es kann sich die Masse von Transaktionen vermehren, in denen Geld umläuft, ohne wirklichen Waarenumsatz auszudrücken (Differenzge schäfte an der Börse u. s. w.). Andrerseits können Geldumläufe ganz wegfallen. Ζ. B. wo der Landwirth selbst Grundbesitzer ist, findet kein Geldumlauf statt zwischen dem Pächter und Grundbesitzer; wo der in dustrielle Kapitalist selbst Eigenthümer des Kapitals, findet kein Umlauf statt zwischen ihm und dem Kreditgeber. Was die ursprüngliche Bildung eines Geldschatzes in einem Lande be trifft, sowie die Aneignung desselben durch Wenige, so ist es unnöthig, hier weiter darauf einzugehn. Die kapitalistische Produktionsweise - wie ihre Basis die Lohnarbeit ist, so auch die Zahlung des Arbeiters in Geld und überhaupt die Ver- 318 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts Wandlung von Naturalleistungen in Geldleistungen - kann sich erst in größrem Umfang und tiefrer Durchbildung dort entwickeln, wo im Lan de eine Geldmasse, hinreichend für die Cirkulation und die durch sie bedingte Schatzbildung (Reservefonds etc.) vorhanden ist. Dies ist hi storische Voraussetzung, obgleich die Sache nicht so zu verstehn, daß erst eine hinreichende Schatzmasse gebildet wird und dann die kapitalistische Produktion beginnt. Sondern sie entwickelt sich gleichzeitig mit der Ent wicklung ihrer Bedingungen, und eine dieser Bedingungen ist eine genü gende Zu||334jfuhr von edlen Metallen. Daher die vermehrte Zufuhr der edlen Metalle seit dem 16. Jahrhundert ein wesentliches Moment in der Entwicklungsgeschichte der kapitalistischen Produktion bildet. Soweit es sich aber um die nöthige weitere Zufuhr von Geldmaterial auf der Basis der kapitalistischen Produktionsweise handelt, so wird auf der einen Seite Mehrwerth in Produkt in die Cirkulation geworfen ohne das zu seiner Versilbrung nöthige Geld, und auf der andren Seite Mehrwerth in Gold, ohne vorherige Verwandlung von Produkt in Geld. Die zuschüssigen Waaren, die sich in Geld zu verwandeln haben, fin den die nöthige Geldsumme vor, weil auf der andren Seite, nicht durch den Austausch, sondern durch die Produktion selbst zuschüssiges Gold (und Silber) in die Cirkulation geworfen wird, das sich in Waaren zu verwandeln hat. IL Akkumulation und erweiterte Reproduktion. Soweit die Akkumulation in der F o rm von Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfindet, ist es klar, daß sie kein neues Problem mit Bezug auf die Geldcirkulation bietet. Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, erheischt zur Funk tion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch den Theil des realisirten Mehrwerths, der als Geldkapital, statt als Geldform der Revenue, von den Kapitalisten in Cirkulation geworfen wird. Das Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten. Bloß seine Anwendung ist verschieden. Nun wird aber in Folge des zuschüssigen produktiven Kapitals, als sein Produkt, eine zuschüssige Waarenmasse in Cirkulation geworfen. Mit dieser zuschüssigen Waarenmasse wurde zugleich ein Theil des zu ihrer Realisation nöthigen zuschüssigen Gelds in Cirkulation geworfen, soweit nämlich der Werth dieser Waarenmasse gleich ist dem Werth des in ihrer Produktion verzehrten produktiven Kapitals. Diese zuschüssige Geldmasse ist gerade als zuschüssiges Geldkapital vorgeschossen worden und fließt daher zum Kapitalisten zurück durch den Umschlag seines 319 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Kapitals. Hier tritt wieder dieselbe Frage auf wie oben. Wo kommt das zuschüssige Geld her, um den jetzt in Waarenform vorhandnen zuschüs sigen Mehrwerth zu realisiren? | 13351 Die allgemeine Antwort ist wieder dieselbe. Die Preissumme der cirkulirenden Waarenmasse ist vermehrt, nicht weil die Preise einer ge gebnen Waarenmasse gestiegen, sondern weil die Masse der jetzt cirku lirenden Waaren größer ist als die der früher cirkulirenden Waaren, ohne daß dies durch einen Fall der Preise ausgeglichen wäre. Das zur Cirku lation dieser größren Waarenmasse von größrem Werth erforderte zu schüssige Geld muß beschafft werden entweder durch erhöhte Oekono- misirung der cirkulirenden Geldmasse - sei es durch Ausgleichung der Zahlungen etc., sei es durch Mittel, welche den Umlauf derselben Geld stücke beschleunigen - oder aber durch Verwandlung von Geld aus der Schatzform in die cirkulirende Form. Letztres schließt nicht nur ein, daß brachliegendes Geldkapital in Funktion tritt als Kauf- oder Zahlungs mittel; oder auch, daß bereits als Reservefonds fungirendes Geldkapital, während es seinem Eigner die Funktion des Reservefonds vollzieht, für die Gesellschaft aktiv cirkulirt (wie bei Depositen in Banken, die bestän dig ausgeliehen werden), also doppelte Funktion vollzieht, - sondern auch, daß die stagnirenden Reservefonds von Münze ökonomisirt wer den. „Damit das Geld als Münze beständig fließt, muß die Münze beständig zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt durch ihre beständige Stockung in größren oder kleinren Portionen in allseitig innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie bedingen den Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auflösung und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig verschwindet, deren Verschwinden beständig da ist. A. Smith hat diese unaufhörliche Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze so ausge drückt, daß jeder Waarenbesitzer neben der besondren Waare, die er ver kauft, eine gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er kauft, stets vorräthig haben müsse. Wir sahen, daß in der Cirkulation W - G -W das zweite Glied G -W sich beständig in eine Reihe Käufe zersplittert, die sich nicht auf einmal, sondern successiv in der Zeit vollziehn, sodaß eine Por tion von G als Münze umläuft, während die andre als Geld ruht. Das Geld ist hier in der That nur suspendirte Münze, und die einzelnen Be standtheile der umlaufenden Münzmasse erscheinen stets wechselnd bald in der einen, bald in der andren Form. Diese erste Verwandlung des Cirkulationsmittels in Geld stellt daher ein nur technisches Moment des Geldumlaufs selbst dar." (Karl Marx, Zur Kritik der ||336| Politischen Oekonomie. 1859. S. 105, 106. - „Münze" im Gegensatz zu Geld wird 320 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts hier gebraucht zur Bezeichnung des Geldes in seiner Funktion als bloßes Cirkulationsmittel im Gegensatz zu seinen übrigen Funktionen.) Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muß zuschüssige Goldpro duktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil des zuschüssigen Produkts wird gegen Gold - das Produkt der Länder der Edelmetallproduktion - direkt oder indirekt ausgetauscht. Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produk tionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Po sten der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenpro duktion gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftli chen Ausnutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger Mittel der Produktion und Konsumtion, d. h. des wirklichen Reich thums. Soweit bei gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei gegebnem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulationsmaschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben, vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, daß ein großer Theil des gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses dadurch ohne alle Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es, daß die Funktionsfähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse gestei gert wird. Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapitali stische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen (selbst nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit bloß metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie hätte vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallpro duktion. Andrerseits muß man sich keine mystischen Vorstellungen ma chen über die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Verfügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung hierüber gehört nicht hierher. 133VI Es ist nun der Fall zu betrachten, wo nicht wirkliche Akkumulation, d. h. unmittelbare Erweitrung der Produktionsleiter stattfindet, sondern ein Theil des realisirten Mehrwerths für längre oder kürzre Zeit als Geld reservefonds aufgehäuft wird, um später in produktives Kapital verwan delt zu werden. 321 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals Soweit das sich so akkumulirende Geld zuschüssig, ist die Sache selbst verständlich. Es kann nur Theil des aus den Gold producirenden Län dern zugeführten überschüssigen Goldes sein. Es ist dabei zu merken, daß das nationale Produkt, wogegen dies Gold eingeführt, nicht länger im Lande existirt. Es ist in's Ausland weggegeben gegen Gold. Wird dagegen unterstellt, daß nach wie vor dieselbe Masse Geld im Land, so ist das aufgehäufte und sich aufhäufende Geld aus der Cirku lation hergeflossen; bloß seine Funktion ist verwandelt. Aus cirkuliren dem Geld ist es in, sich allmälig bildendes, latentes Geldkapital verwan delt. Das Geld, das hier aufgehäuft wird, ist die Geldform von verkaufter Waare, und zwar von dem Theile ihres Werths, der für ihren Besitzer Mehrwerth darstellt. (Das Kreditwesen wird hier als nicht existirend vor ausgesetzt.) Der Kapitalist, der dies Geld aufgehäuft, hat pro tanto ver kauft ohne zu kaufen. Stellt man sich diesen Vorgang partiell vor, so ist nichts daran zu er klären. Ein Theil der Kapitalisten behält einen Theil des aus dem Ver kauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt zu entziehn. Ein andrer Theil dagegen verwandelt, mit Ausnahme des be ständig rekurrirenden, für den Produktionsbetrieb nöthigen Geldkapi tals, sein Geld ganz in Produkt. Ein Theil des als Träger von Mehrwerth auf den Markt geworfnen Produkts besteht aus Produktionsmitteln oder aus den realen Elementen des variablen Kapitals, nothwendigen Lebens mitteln. Es kann also sofort zur Erweitrung der Produktion dienen. Denn es ist keineswegs unterstellt, daß ein Theil der Kapitalisten Geldkapital aufhäuft, während der andre seinen Mehrwerth ganz verzehrt, sondern nur, daß der eine Theil seine Akkumulation in Geldform vollzieht, laten tes Geldkapital bildet, während der andre wirklich akkumulirt, d. h. die Produktionsleiter erweitert, sein produktives Kapital wirklich ausdehnt. Die vorhandne Geldmasse bleibt hinreichend für die Bedürfnisse der Cir kulation, selbst wenn abwechselnd ein Theil der Kapitalisten Geld auf||338|häuft, während der andre die Produktionsleiter erweitert, und umgekehrt. Die Geldaufhäufung auf der einen Seite kann zudem auch ohne baares Geld durch bloße Aufhäufung von Schuldforderungen vor sich gehn. Aber die Schwierigkeit kommt dann, wenn wir nicht partielle, sondern allgemeine Akkumulation von Geldkapital in der Kapitalistenklasse vor aussetzen. Außer dieser Klasse gibt es nach unsrer Unterstellung - all gemeine und ausschließliche Herrschaft der kapitalistischen Produktion - überhaupt keine andre Klasse als die Arbeiterklasse. Alles was die Ar beiterklasse kauft, ist gleich der Summe ihres Arbeitslohns, gleich der 322 Siebzehntes Kapitel · Zirkulation des Mehrwerts Summe des von der gesammten Kapitalistenklasse vorgeschoßnen vari ablen Kapitals. Dies Geld strömt der letztren zurück durch den Verkauf ihres Produkts an die Arbeiterklasse. Ihr variables Kapital erhält da durch wieder seine Geldform. Die Summe des variablen Kapitals sei = χ χ 100 £, d. h. die Summe nicht des im Jahre vorgeschoßnen, sondern angewandten variablen Kapitals; mit wie viel oder wenig Geld, je nach Umschlagsgeschwindigkeit, dieser variable Kapitalwerth während des Jahrs vorgeschossen wird, ändert an der jetzt betrachteten Frage nichts. Mit diesen χ χ 100 £ Kapital kauft die Kapitalistenklasse eine gewisse Masse Arbeitskraft, oder zahlt Lohn an eine gewisse Zahl Arbeiter - erste Transaktion. Die Arbeiter kaufen mit derselben Summe ein Quan­ tum Waaren von den Kapitalisten, damit fließt die Summe von χ χ 100 £ in die Hände der Kapitalisten zurück - zweite Transaktion. Und dies wiederholt sich beständig. Die Summe von χ χ 100 £ kann also nie die Arbeiterklasse befähigen, den Theil des Produkts zu kaufen, worin sich das konstante Kapital, geschweige den Theil, worin sich der Mehrwerth der Kapitalistenklasse darstellt. Die Arbeiter können mit den χ χ 100 £ immer nur einen Werththeil des gesellschaftlichen Produkts kaufen, der gleich ist dem Werththeil, worin sich der Werth des vorgeschoßnen vari ablen Kapitals darstellt. Abgesehn von dem Fall, worin diese allseitige Geldakkumulation nichts ausdrückt als die Vertheilung des zuschüssig eingeführten Edel metalls, in welcher Proportion immer, unter die verschiednen einzelnen Kapitalisten, - wie soll da also die gesammte Kapitalistenklasse Geld akkumuliren? Sie müßten alle einen Theil ihres Produkts verkaufen, ohne wieder zu kaufen. D aß sie alle einen bestimmten Geldfonds besitzen, den sie | |339| als Cirkulationsmittel für ihre Konsumtion in Cirkulation werfen, und wovon Jedem wieder ein gewisser Theil aus der Cirkulation zurück fließt, ist durchaus nichts Mysteriöses. Aber dieser Geldfonds besteht dann gerade als Cirkulationsfonds durch die Versilberung des Mehr werths, keineswegs aber als latentes Geldkapital. Betrachtet man die Sache, wie sie sich in der Wirklichkeit ereignet, so besteht das latente Geldkapital, das zu spätrem Gebrauch aufgehäuft wird: 1) Aus Depositen in Banken; und es ist eine verhältnißmäßig geringe Geldsumme, worüber die Bank wirklich verfügt. Es ist hier nur nominell Geldkapital aufgehäuft. Was wirklich aufgehäuft ist, sind Geldfordrun gen, die nur deswegen versilberbar sind (soweit sie je versilbert werden), weil ein Gleichgewicht zwischen dem zurückgeforderten und dem einge legten Geld stattfindet. Was sich als Geld in den Händen der Bank be findet, ist relativ nur eine kleine Summe. 323 Zweiter Abschnitt · Umschlag des Kapitals 2) Aus Staatspapieren. Diese sind überhaupt kein Kapital, sondern bloße Schuldforderungen auf das jährliche Produkt der Nation. 3) Aus Aktien. Soweit kein Schwindel, sind sie Besitztitel auf, einer Korporation gehöriges, wirkliches Kapital und Anweisung auf den dar aus jährlich fließenden Mehrwerth. In allen diesen Fällen besteht keine Aufhäufung von Geld, sondern, was auf der einen Seite als Aufhäufung von Geldkapital, erscheint auf der andren als beständige, wirkliche Verausgabung von Geld. Ob das Geld von dem verausgabt wird, dem es gehört, oder von andren, seinen Schuldnern, ändert nichts an der Sache. A uf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist die Schatzbildung als solche nie Zweck, sondern Resultat entweder einer Stockung der Cir kulation - indem größre Geldmassen als gewöhnlich die Schatzform an nehmen - oder der durch den Umschlag bedingten Anhäufungen, oder endlich: der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in laten ter Form, bestimmt als produktives Kapital zu fungiren. Wenn daher auf der einen Seite ein Theil des in Geld realisirten Mehr werths der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgehäuft wird, so wird gleichzeitig beständig ein andrer Theil des Mehrwerths in produktives Kapital verwandelt. Mit Ausnahme der Vertheilung zuschüssigen Edel metalls unter die Kapitalistenklasse findet die Aufhäufung in Geldform nie gleichzeitig an allen Punkten statt. | |340|Von dem Theil des jährlichen Produkts, der Mehrwerth in Waarenform darstellt, gilt ganz dasselbe, was von dem andren Theil des jährlichen Produkts. Zu seiner Cirkulation ist eine gewisse Geldsumme erheischt. Diese Geldsumme gehört ebensowohl der Kapitalistenklasse, wie die jährlich producirte Waarenmasse, die Mehrwerth darstellt. Sie wird ursprünglich von der Kapitalistenklasse selbst in Cirkulation ge worfen. Sie vertheilt sich beständig von neuem unter sie durch die Cir kulation selbst. Wie bei der Cirkulation der Münze überhaupt, stockt ein Theil dieser Masse an beständig wechselnden Punkten, während ein and rer Theil beständig cirkulirt. Ob ein Theil dieser Anhäufung absichtlich ist, um Geldkapital zu bilden, ändert an der Sache nichts. Es ist hier abgesehn worden von den Abenteuern der Cirkulation, wo durch ein Kapitalist ein Stück vom Mehrwerth und selbst vom Kapital des andren an sich reißt, und daher eine einseitige Akkumulation und Centralisation sowohl für Geldkapital wie produktives Kapital eintritt. So kann z. B. Theil des erbeuteten Mehrwerths, den A als Geldkapital aufhäuft, ein Stück vom Mehrwerth des B sein, das nicht zu ihm zurück fließt. I 324 |341| DRITTER ABSCHNITT. Die Reproduktion und Cirkulation des gesellschaftlichen Gesammtkapitals. ACHTZEHNTES KAPITEL.34' E i n l e i t u n g. I. Gegenstand der Untersuchung. Der unmittelbare Produktionsproceß des Kapitals ist sein Arbeits- und Verwerthungsproceß, der Proceß, dessen Resultat das Waarenprodukt, und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwerth. Der Reproduktionsproceß des Kapitals umfaßt ebensowohl diesen un mittelbaren Produktionsproceß, wie die beiden Phasen des eigentlichen Cirkulationsprocesses, d. h. den gesammten Kreislauf, der als periodi scher Proceß - Proceß, der sich in bestimmten Perioden stets von neuem wiederholt - den Umschlag des Kapitals bildet. Ob wir nun den Kreislauf in der Form G ... G' oder in der Form P ... P betrachten, der unmittelbare Produktionsproceß P bildet stets selbst nur ein Glied dieses Kreislaufs. In der einen Form erscheint er als Vermitt lung des Cirkulationsprocesses, in der andren F o rm erscheint der Cir kulationsproceß als seine Vermittlung. Seine beständige Erneuerung, die beständige Wieder-Darstellung des Kapitals als produktives Kapital ist beidemal bedingt durch seine Verwandlungen im Cirkulationsproceß. Andrerseits ist der beständig erneuerte Produktionsproceß die Bedingung 3 4) Aus Manuskript I I. 325 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals der Verwandlungen, die das Kapital in der Cirkulationssphäre stets von neuem durchmacht, seiner abwechselnden Darstellung als Geldkapital und Waarenkapital. | |342| Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, so zu sagen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaft lichen Gesammtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individu elles Element der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständig ten Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale. Wie die Me tamorphose der einzelnen Waare ein Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt - der Waarencirkulation - ist, so die Metamorphose des in dividuellen Kapitals, sein Umschlag, ein Glied im Kreislauf des gesell schaftlichen Kapitals. Dieser Gesammtproceß umschließt ebensowohl die produktive Kon sumtion (den unmittelbaren Produktionsproceß) nebst den Formver wandlungen (stofflich betrachtet Austauschen), die ihn vermitteln, wie die individuelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlun gen oder Austauschen. Sie umschließt einerseits den Umsatz von vari ablem Kapital in Arbeitskraft, und daher die Einverleibung der Arbeits kraft in den kapitalistischen Produktionsproceß. Hier tritt der Arbeiter als Verkäufer seiner Waare, der Arbeitskraft, auf und der Kapitalist als Käufer derselben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waaren einge schlossen der K a uf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren indi viduelle Konsumtion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf und die Kapitalisten als Waarenverkäufer an die Arbeiter. Die Cirkulation des Waarenkapitals schließt die Cirkulation des Mehr werths ein, also auch die Käufe und Verkäufe, wodurch die Kapitalisten ihre individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerths vermit teln. Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, umfaßt also nicht nur die Cirkulation des Kapitals, sondern auch die allgemeine Waarencirkulation. Die letztre kann primitiv nur aus zwei Bestandtheilen bestehn: 1) dem eignen Kreislauf des Kapitals, und 2) dem Kreislauf der Waaren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, also der Waaren, worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen Mehrwerth (oder Theil seines Mehrwerths) verausgabt. Allerdings umfaßt der Kreis lauf des Kapitals auch die Cirkulation des Mehrwerths, soweit dieser Theil des Waarenkapitals bildet, und ebenso die Verwandlung von | 13431 variablem Kapital in Arbeitskraft, die Zahlung des Arbeitslohns. Aber die Verausgabung dieses Mehrwerths und Arbeitslohns in Waaren 326 Achtzehntes Kapitel · Einleitung bildet kein Glied der Kapitalcirkulation, obwohl wenigstens die Veraus gabung des Arbeitslohns diese Cirkulation bedingt. Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsproceß, sowohl als vereinzelter Vorgang wie als Reproduktionsproceß analysirt: die Produk tion des Mehrwerths und die Produktion des Kapitals selbst. Der Form und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre durchmacht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen. Es wurde also unterstellt, daß der Kapitalist einerseits das Produkt zu seinem Werth verkauft, andrerseits innerhalb der Cirkulationssphäre die sachli chen Produktionsmittel vorfindet, um den Proceß von neuem zu begin nen oder kontinuirlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der Cir kulationssphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der K a uf und Verkauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen Produktion. Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiednen Formen betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die ver schiednen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch betrach teten Arbeitszeit kommt jetzt die Cirkulationszeit hinzu. Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d. h. als Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt, wie die verschiednen Bestandtheile des Kapitals (fixes und cirkulirendes) den Kreislauf der Formen in verschiednen Zeiträumen vollbringen und in verschiedner Weise; es wurden andrerseits die Umstände untersucht, wodurch ver schiedne Länge der Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode bedingt wird. Es zeigte sich der Einfluß der Kreislaufsperiode und des verschied nen Verhältnisses ihrer Bestandtheile auf den Umfang des Produktions processes selbst wie auf die Jahresrate des Mehrwerths. In der That, wenn im ersten Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurden die successi- ven Formen, die das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und abstreift, so im zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Suc cession von Formen ein Kapital von gegebner Größe sich gleichzeitig, wenn auch in wechselndem Umfang, in die verschiednen Formen von produktivem Kapital, Geldkapital und Waarenkapital theilt, sodaß sie nicht nur mit einander abwechseln, sondern verschiedne Theile des ge sammten Kapitalwerths beständig in diesen verschiednen Zuständen sich nebeneinander befinden ||344| und fungiren. Das Geldkapital namentlich stellte sich dar in einer Eigenthümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigte. Es wurden bestimmte Gesetze gefunden, nach denen verschieden große Bestandtheile eines gegebnen Kapitals, je nach den Bedingungen des Um schlags, beständig in der F o rm von Geldkapital vorgeschossen und er neuert werden müssen, um ein produktives Kapital von gegebnem Um fang beständig in Funktion zu halten. 327 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer nur um ein individuelles Kapital, um die Bewegung eines verselbständigten Theils des gesellschaftlichen Kapitals. Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber in ein ander, setzen sich voraus und bedingen einander, und bilden gerade in dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapi tals. Wie bei der einfachen Waarencirkulation die Gesammtmetamor- phose einer Waare als Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt erschien, so jetzt die Metamorphose des individuellen Kapitals als Glied der Metamorphosenreihe des gesellschaftlichen Kapitals. Wenn aber die einfache Waarencirkulation keineswegs nothwendig die Cirkulation des Kapitals einschloß - da sie auf Grundlage nichtkapitalistischer Produk tion vorgehn kann - so schließt, wie bereits bemerkt, der Kreislauf des gesellschaftlichen Gesammtkapitals auch die nicht in den Kreislauf des einzelnen Kapitals fallende Waarencirkulation ein, d. h. die Cirkulation der Waaren, die nicht Kapital bilden. Es ist nun der Cirkulationsproceß (der in seiner Gesammtheit Form des Reproduktionsprocesses) der individuellen Kapitale, als Bestandthei le des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, also der Cirkulationsproceß dieses gesellschaftlichen Gesammtkapitals zu betrachten. II. Die Rolle des Geldkapitals. (Obgleich das Folgende erst in den spätem Theil dieses Abschnitts ge hört, so wollen wir es gleich untersuchen, nämlich: das Geldkapital als Bestandtheil des gesellschaftlichen Gesammtkapitals betrachtet.) Bei Betrachtung des Umschlags des individuellen Kapitals hat sich das Geldkapital von zwei Seiten gezeigt. | 1345J Erstens: Es bildet die Form, worin jedes individuelle Kapital auf die Bühne tritt, seinen Proceß als Kapital eröffnet. Es erscheint daher als primus motor, anstoßgebend dem ganzen Proceß. Zweitens: Je nach der verschiednen Länge der Umschlagsperiode und dem verschiednen Verhältniß ihrer beiden Bestandtheile - Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode - ist der Bestandtheil des vorgeschossnen K a pitalwerths, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert wer den muß, verschieden im Verhältniß zu dem produktiven Kapital, das er in Bewegung setzt, d. h. im Verhältniß zur kontinuirlichen Produktions leiter. Welches aber immer dies Verhältniß sei, unter allen Umständen ist der Theil des processirenden Kapitalwerths, der beständig als produkti ves Kapital fungiren kann, beschränkt durch den Theil des vorgeschoß nen Kapitalwerths, der beständig neben dem produktiven Kapital in 328 Achtzehntes Kapitel · Einleitung Geldform existiren muß. Es handelt sich hier nur um den normalen Um schlag, einen abstrakten Durchschnitt. Es ist dabei abgesehn von zu schüssigem Geldkapital zur Ausgleichung von Cirkulationsstockungen. Zum ersten Punkt. Die Waarenproduktion unterstellt die Waarencir kulation, und die Waarencirkulation unterstellt die Darstellung der Waare als Geld, die Geldcirkulation; die Verdopplung der Waare in Waare und Geld ist ein Gesetz der Darstellung des Produkts als Waare. Ebenso unterstellt die kapitalistische Waarenproduktion - gesellschaft lich sowohl wie individuell betrachtet - das Kapital in Geldform oder das Geldkapital als primus motor für jedes neu beginnende Geschäft, und als kontinuirlichen Motor. Das cirkulirende Kapital speciell unterstellt das in kürzern Zeiträumen beständig wiederholte Auftreten des Geldkapitals als Motor. Der ganze vorgeschoßne Kapitalwerth, d. h. alle Bestand theile des Kapitals, die aus Waaren bestehn, Arbeitskraft, Arbeitsmittel und Produktionsstoffe müssen beständig mit Geld gekauft und wieder gekauft werden. Was hier für das individuelle Kapital, gilt für das gesell schaftliche Kapital, das nur in der Form vieler individuellen Kapitale fungirt. Aber wie schon im Buch I gezeigt, folgt daraus keineswegs, daß das Funktionsfeld des Kapitals, die Stufenleiter der Produktion, selbst auf kapitalistischer Grundlage, ihren absoluten Schranken nach abhängt von dem Umfang des fungirenden Geldkapitals. Dem Kapital sind Produktionselemente einverleibt, deren Dehnung, innerhalb gewisser Grenzen, von der Größe des vorgeschoßnen Geldka pitals ||346| unabhängig ist. Bei gleicher Zahlung der Arbeitskraft kann sie extensiv oder intensiv stärker ausgebeutet werden. Wird das Geldkapital mit dieser stärkern Ausbeutung vermehrt (d. h. der Arbeitslohn erhöht), so nicht verhältnißmäßig, also pro tanto gar nicht. Der produktiv ausgebeutete Naturstoff - der kein Werthelement des Kapitals bildet - Erde, Meer, Erze, Waldungen u. s. w., wird mit größrer Spannung derselben Anzahl von Arbeitskräften intensiv oder extensiv stärker ausgebeutet, ohne vermehrten Vorschuß von Geldkapital. Die realen Elemente des produktiven Kapitals werden so vermehrt, ohne Nothwendigkeit eines Zuschusses von Geldkapital. Soweit dieser nöthig wird für zuschüssige Hülfsstoffe, wird das Geldkapital, worin der Kapi talwerth vorgeschossen wird, nicht verhältnißmäßig zur Erweitrung der Wirksamkeit des produktiven Kapitals vermehrt, also pro tanto gar nicht. Dieselben Arbeitsmittel, also dasselbe fixe Kapital kann sowohl in der Verlängrung seiner täglichen Gebrauchszeit, wie in der Intensität seiner Anwendung wirksamer vernutzt werden ohne zuschüssige Geldauslage für fixes Kapital. Es findet dann nur raschrer Umschlag des fixen K a- 5 10 15 20 25 30 35 40 329 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals pitáis statt, aber auch die Elemente seiner Reproduktion werden rascher geliefert. Von dem Naturstoff abgesehn, können Naturkräfte, die nichts kosten, als Agenten dem Produktionsproceß mit stärkrer oder schwächrer Wirk samkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer Wirksamkeit hängt von M e thoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab, die dem Kapitalisten nichts kosten. Dasselbe gilt von der gesellschaftlichen Kombination der Arbeitskraft im Produktionsproceß und von der gehäuften Geschicklichkeit der indi viduellen Arbeiter. Carey rechnet heraus, daß der Grundeigenthümer nie genug erhält, weil ihm nicht alles Kapital, resp. Arbeit gezahlt wird, die seit Menschengedenken in den Boden gesteckt worden, um ihm seine jetzige Produktionsfähigkeit zu geben. (Von der Produktionsfähigkeit, die ihm genommen wird, ist natürlich nicht die Rede.) Danach müßte der einzelne Arbeiter gezahlt werden nach der Arbeit, die es das ganze Men schengeschlecht gekostet hat, um aus einem Wilden einen modernen Me chaniker herauszuarbeiten. M an sollte umgekehrt meinen: Berechnet man alle unbezahlte, aber durch Grundeigenthümer und Kapitalisten versilberte Arbeit, die im Boden steckt, so ist das sämmtliche in ||347| den Boden gesteckte Kapital aber und abermals mit Wucherzinsen zurück gezahlt, also das Grundeigenthum längst von der Gesellschaft aber und abermals zurückgekauft worden. Die Erhöhung der Produktivkräfte der Arbeit, soweit sie keine zu schüssige Auslage von Kapitalwerthen voraussetzt, erhöht zwar in erster Instanz nur die Masse des Produkts, nicht seinen Werth; außer soweit sie befähigt mehr konstantes Kapital mit derselben Arbeit zu reproduciren, also seinen Werth zu erhalten. Aber sie bildet zugleich neuen Kapital ste//, also die Basis vermehrter Akkumulation des Kapitals. Soweit die Organisation der gesellschaftlichen Arbeit selbst, daher die Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, verlangt, daß auf großer Stufenleiter producirt und daher Geldkapital vom Einzelka pitalisten in großen Massen vorgeschossen wird, ist bereits in Buch I gezeigt, daß dies zum Theil durch Centralisation der Kapitale in wenigen Händen geschieht, ohne daß der Umfang der fungirenden Kapitalwerthe, und daher auch der Umfang des Geldkapitals, worin sie vorgeschossen werden, absolut zu wachsen braucht. Die Größe der Einzelkapitale kann durch Centralisation in wenigen Händen wachsen, ohne daß ihre gesell schaftliche Summe wächst. Es ist nur veränderte Theilung der Einzel kapitale. Es ist endlich im vorigen Abschnitt gezeigt worden, daß Verkürzung der Umschlagsperiode erlaubt, entweder mit weniger Geldkapital dassel- 330 Achtzehntes Kapitel · Einleitung be produktive Kapital, oder mit demselben Geldkapital mehr produkti ves Kapital in Bewegung zu setzen. Dies alles hat offenbar jedoch mit der eigentlichen Frage des Geldka pitals nichts zu thun. Es zeigt nur, daß das vorgeschoßne Kapital - eine gegebne Werthsumme, die in ihrer freien Form, in ihrer Werthform, aus einer gewissen Geldsumme besteht - nach seiner Verwandlung in pro duktives Kapital produktive Potenzen einschließt, deren Schranken nicht durch seine Werthschranken gegeben sind, sondern die innerhalb eines gewissen Spielraums extensiv oder intensiv verschieden wirken können. Die Preise der Produktionselemente - der Produktionsmittel und der Arbeitskraft - gegeben, ist die Größe des Geldkapitals bestimmt, die nöthig ist, um ein bestimmtes Quantum dieser als Waaren vorhandnen Produktionselemente zu kaufen. Oder die Werthgröße des vorzuschießen den II 348 J Kapitals ist bestimmt. Aber der Umfang, worin dies Kapital als Werth- und Produktbildner wirkt, ist elastisch und variabel. Zum zweiten Punkt. D aß der Theil der gesellschaftlichen Arbeit und Produktionsmittel, der jährlich zur Produktion oder zum Ankauf von Geld verausgabt werden muß, um verschlißne Münze zu ersetzen, pro tanto ein Abbruch am Umfang der gesellschaftlichen Produktion ist, ist selbstverständlich. Was aber den Geldwerth angeht, der theils als Um laufsmittel, theils als Schatz fungirt, so ist er einmal da, erworben, er ist da neben der Arbeitskraft, den producirten Produktionsmitteln und den natürlichen Quellen des Reichthums. Er kann nicht als Schranke dersel ben betrachtet werden. Durch seine Verwandlung in Produktionselemen te, durch Austausch mit andren Völkern, könnte die Produktionsleiter erweitert werden. Dies unterstellt jedoch, daß das Geld nach wie vor seine Rolle als Weltgeld spielt. Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größre oder geringre Mas se von Geldkapital nöthig, um das produktive Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso haben wir gesehn, daß die Theilung der Umschlagsperi ode in Arbeitszeit und Cirkulationszeit eine Vermehrung des in Geldform latenten oder suspendirten Kapitals bedingt. Soweit die Umschlagsperiode durch die Länge der Arbeitsperiode be stimmt wird, wird sie bestimmt, unter sonst gleichbleibenden Bedingun gen, durch die materielle Natur des Produktionsprocesses, also nicht durch den specifischen gesellschaftlichen Charakter dieses Produktions processes. A uf Basis der kapitalistischen Produktion jedoch bedingen ausgedehnte Operationen von längrer Dauer, größre Vorschüsse von Geldkapital für längre Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also abhängig von den Grenzen, innerhalb deren der einzelne Kapitalist über Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kredit- 331 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals wesen und damit zusammenhängende Association, ζ. B. Aktiengesell­ schaften. Störungen im Geldmarkt setzen daher solche Geschäfte still, während diese selben Geschäfte ihrerseits Störungen im Geldmarkt her vorrufen. A uf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab, worin diese Operationen, die während längrer Zeit Arbeitskraft und Pro duktionsmittel entziehn, ohne während dieser Zeit ein Produkt als Nutz effekt zu liefern, ausgeführt werden können ohne die Produktionszwei ge zu schädigen, die kontinuirlich oder mehrmals während des Jahrs | |349| nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch Lebensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro dukte entziehn, ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn, bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, nicht aus seiner gesell schaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen meinetwegen pa- pierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsum- tionsvorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht. Man sieht, daß soweit das Bedürfniß für Geldkapital aus der Länge der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird: Erstens, daß überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle K a pital (vom Kredit abgesehn) auftreten muß, um sich in produktives K a pital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitalistischen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. - Zweitens, die Größe des nöthigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, daß wäh rend längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der Ge sellschaft entzogen werden ohne daß ihr während dieser Zeit ein in Geld rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Umstand, daß das vorzuschießende Kapital in Geldform vorgeschossen werden muß, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes selbst, ob es Metallgeld, Kreditgeld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in keiner Weise dadurch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch welche F o rm der Produktion Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmit tel entzogen werden, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu werfen. I 332 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes |350| NEUNZEHNTES KAPITEL.35' F r ü h e re D a r s t e l l u n g en des G e g e n s t a n d e s. I. Die Physiokraten. Quesnay's Tableau économique zeigt in wenigen großen Zügen, wie ein dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniß der nationalen Produktion sich so durch die Cirkulation vertheilt, daß, unter sonst gleichbleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann, d. h. Repro duktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der Produkti onsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahllosen indi viduellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefaßt in ihrer charak teristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung - der Cirkulation zwischen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen. Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts - wie jeder andre Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verfloßnen Jahresarbeit - ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform wieder erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt in den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen Kapitaldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des Jahresprodukts schließt Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er trifft die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agri kultur die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschli chen Arbeit ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein wirklich produktive. Der ökonomische Reproduktionsproceß, was im mer sein specifisch gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf die sem Gebiet (der Agrikultur) stets mit einem natürlichen Reproduktions proceß. Die handgreiflichen Bedingungen des letztern klären auf über die des erstem und halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk der Cirkulation hervorruft. | 13511 Die Etiquette eines Systems unterscheidet sich von der andrer Ar tikel u. a. dadurch, daß sie nicht nur den Käufer prellt, sondern oft auch den Verkäufer. Quesnay selbst und seine nächsten Schüler glaubten an ihr feudales Aushängeschild. So bis zur Stunde unsre Schulgelehrten. In der That aber ist das physiokratische System die erste systematische Fas sung der kapitalistischen Produktion. Der Repräsentant des industriellen Kapitals - die Pächterklasse - leitet die ganze ökonomische Bewegung. Der Ackerbau wird kapitalistisch betrieben, d. h. als Unternehmung des 3 5) Hier beginnt Manuskript V I I I. 333 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals kapitalistischen Pächters auf großer Stufenleiter; der unmittelbare Be- bauer des Bodens ist Lohnarbeiter. Die Produktion erzeugt nicht nur die Gebrauchsartikel, sondern auch ihren Werth; ihr treibendes Motiv aber ist Gewinnung von Mehrwerth, dessen Geburtsstätte die Produktions-, nicht die Cirkulationssphäre. Unter den drei Klassen, die als Träger des durch die Cirkulation vermittelten gesellschaftlichen Reproduktionspro- cesses figuriren, unterscheidet sich der unmittelbare Ausbeuter der „pro duktiven" Arbeit, der Producent des Mehrwerths, der kapitalistische Pächter, von dessen bloßen Aneignern. Der kapitalistische Charakter des physiokratischen Systems rief schon während seiner Blüteperiode die Opposition hervor, einerseits von Linguet und Mably, andrerseits der Vertheidiger des freien kleinen Grundbesitzes. A. Smith's Rückschritt3 6' in Analyse des Reproduktionsprocesses ist um so auffallender, als er sonst nicht nur richtige Analysen Quesnay's weiter verarbeitet, ζ. B. dessen ,,avances primitives" und ,,avances annuelles" verallgemeinert in „fixes" und „cirkulirendes" Kapital,3 7' sondern stel­ lenweis ganz und gar in physiokratische Irrthümer zurückfällt. Um ζ . Β. nachzuweisen, daß der Pächter größern Werth producirt als irgend | |352| eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt eine größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters. Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk tiven Arbeitern." (Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!) „Im Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat ihr Produkt doch seinen Werth, ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die wichtigsten Operatio nen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die Fruchtbarkeit der Na tur nicht so sehr zu vermehren - obgleich sie das auch thun - als sie auf die Produktion der dem Menschen nützlichsten Pflanzen hinzulenken. Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld liefert oft genug eine ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das bestbebaute Weinstück oder Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft mehr zur Regulirung als 3 6) „Kapital". Band I, 2. Ausg. p. 612. Note 32. 3 7) Auch hierbei hatten ihm einige Physiokraten den Weg bereitet, vor allem Turgot. Dieser gebraucht schon häufiger als Quesnay und die übrigen Physiokraten das Wort capital für avances, und identificirt noch mehr die avances oder capitaux der Manufakturisten mit denen der Pächter. Ζ. B. C o m me eux (les entrepreneurs-manufacturiers), ils (les fermiers, d. h. die kapitalistischen Pächter) doivent recueillir, outre la rentrée des capitaux etc. (Tur got, Oeuvres, éd. Daire. Paris 1844. Tome I, p. 4 0 .) 334 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der Natur; und nachdem jene alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese stets noch ein großes Stück Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!) die im Ackerbau beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter in den M a nufakturen, die Reproduktion eines Werths, der gleich ist ihrer eignen Konsumtion oder dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des Kapitalisten, sondern die eines weit größern Werths. Ueber das Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regel mäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann betrachtet werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der Grundbesitzer dem Pächter leiht. Sie ist größer oder geringer, je nach dem angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach der angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit des Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug oder Ersatz alles dessen, was als Menschenwerk betrachtet werden kann. Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des Gesammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt in der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk tion muß immer proportioneil sein der Stärke der Agenten, die sie durch führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im | 1353j Verhältniß zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirk lichen Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größren Werth hinzu als jenes." ( Β. I I, ch. 5, p. 242.) Α. Smith sagt Β. I I, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist ebenfalls im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital." Hier also Kapital = Kapital­ werth; er existirt in „fixer" F o r m. „Obgleich die Aussaat zwischen dem Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch nie den Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter macht sei nen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zuwachs." (p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, daß Smith hier nicht, wie schon Quesnay, Wiedererscheinung des Werths von konstantem Kapital in er neuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionsprocesses sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine falsche, für seine Differenz von cirkulirendem und fixem Kapital. - In der Smith'schen in Uebersetzung von ,,fixed capital" und ,,circulating capital" besteht der Fortschritt in dem Wort „Kapital", dessen Begriff verallgemeinert wird, unabhängig von der ,,avances primitives" und ,,avances annuelles" 335 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals besondren Rücksicht auf die „agrikole" Anwendungssphäre der Phy siokraten; der Rückschritt darin, daß „fix" und „cirkulirend" als die ent scheidenden Unterschiede aufgefaßt und festgehalten werden. //. Adam Smith. 1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte. A. Smith sagt Β. I, eh. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich der Preis jeder Waare schließlich auf in einen oder den andern dieser drei Theile (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in jeder fortge- schrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger, als Bestand theile in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren ein;"3 8' oder, wie es weiter heißt, p. 43: „Arbeitslohn, Profit und Bo||354|denrente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths." Wir werden weiter unten diese Lehre A. Smith's über die „Bestandtheile des Preises der Waaren", resp. „alles Tauschwerths", näher untersuchen. - Weiter heißt es: „Da dies gilt mit Bezug auf jede besondre Waare einzeln genommen, muß es auch gelten für alle Waaren in ihrer Gesammtheit, wie sie das ganze jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes ausmachen. Der gesammte Preis oder Tauschwert dieses jährli chen Produkts muß sich auflösen in dieselben drei Theilen, und vertheilt werden unter die verschiednen Bewohner des Landes, entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grund besitzes." ( Β. I I, ch. 2, p. 190.) Nachdem Α. Smith so den Preis sowohl aller Waaren einzeln genom­ men, wie „den ganzen Preis oder Tauschwerth ... des jährlichen Produkts des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes" aufgelöst hat in drei Quellen von Revenuen für Lohnarbeiter, Kapitalist und Grundeigen thümer, in Arbeitslohn, Profit und Bodenrente, muß er doch auf einem Umweg ein viertes Element hereinschmuggeln, nämlich das Element des Kapitals. Dies geschieht durch die Distinktion zwischen R o h- und Rein einkommen: „das 5rwi/o-Einkommen sämmtlicher Einwohner eines gro ßen Landes begreift in sich das gesammte Jahresprodukt ihres Bodens 3 81 Damit der Leser sich nicht täusche über die Phrase: „Der Preis des weitaus größten Theils der Waaren", zeigt Folgendes, wie A. Smith selbst diese Bezeichnung erklärt: Ζ. B. in den Preis von Seefisch geht keine Rente ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den Preis von Scotch pebbles geht nur Arbeitslohn ein, nämlich: „In einigen Theilen von Schott land machen arme Leute es sich zum Geschäft, am Seestrand die bunten Steinchen zu sammeln, die unter dem Namen schottische Kiesel bekannt sind. Der Preis, den ihnen die Steinschneider dafür zahlen, besteht nur aus ihrem Arbeitslohn, da weder Bodenrente noch Profit irgend einen Theil davon ausmacht." 336 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes und ihrer Arbeit; das yVei/o-Einkommen den Theil, der ihnen zur Ver fügung bleibt nach Abzug der Erhaltungskosten erstens ihres fixen und zweitens ihres flüssigen Kapitals; oder den Theil den sie, ohne ihr Kapital anzugreifen, in ihren Konsumtionsvorrath stellen oder zu ihrem Unter halt, Komfort und Vergnügen verausgaben können. Ihr wirklicher Reich thum steht ebenfalls im Verhältniß, nicht zu ihrem Brutto-, sondern zu ihrem Netto-Einkommen." (Ib. p. 190.) Wir bemerken hierzu: 1) A. Smith behandelt hier ausdrücklich nur die einfache Reproduk tion, nicht die auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation; er | 1355j spricht nur von den Ausgaben für Erhaltung (maintaining) des fun- girenden Kapitals. Die „Netto"-Revenue ist gleich dem Theil des jährli chen Produkts, sei es der Gesellschaft, sei es des individuellen Kapitali sten, der in den „Konsumtionsfonds" eingehn kann, aber der Umfang dieses Fonds darf nicht das fungirende Kapital angreifen (encroach upon capital). Ein Werththeil des individuellen wie des gesellschaftlichen Pro dukts löst sich also weder in Arbeitslohn, noch in Profit oder Bodenrente auf, sondern in Kapital. 2) A. Smith flüchtet aus seiner eignen Theorie vermittelst eines Wort spiels, der Unterscheidung zwischen gross und net revenue, Roh- und Reineinkommen. Der individuelle Kapitalist wie die ganze Kapitalisten klasse, oder die sogenannte Nation, nimmt ein an Stelle des in der Pro duktion verbrauchten Kapitals ein Waarenprodukt, dessen Werth - dar stellbar in proportionellen Theilen dieses Produkts selbst - einerseits den aufgewandten Kapitalwerth ersetzt, daher Einkommen bildet und noch wörtlicher Revenue (revenu, Particip von revenir, wieder kommen), aber nota bene Kapital-Revenue oder Kapitaleinnahme; andrerseits Werth- bestandtheile, die „vertheilt werden unter die verschiednen Bewohner des Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grundbesitzes" - was man im gewöhnlichen Leben unter Einkommen versteht. Der Werth des ganzen Produkts, sei es für den individuellen Kapitalisten, sei es für das ganze Land, bildet darnach Einkommen für irgend Jemand; aber einerseits Kapitaleinkommen, an drerseits von diesem verschiedne „Revenue". Was also bei Analyse des Werths der Waare in seine Bestandtheile entfernt wird, wird durch eine Hinterthür - die Zweideutigkeit des Worts „Revenue" wieder eingeführt. Es können aber nur solche Werthbestandtheile des Produkts „eingenom men" werden, die bereits in ihm existiren. Wenn Kapital als Revenue einkommen soll, so muß Kapital vorher verausgabt worden sein. A. Smith sagt ferner: „Die niedrigste gewöhnliche Profitrate muß im mer etwas mehr ausmachen als das, was hinreicht zur Entschädigung für 337 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals die gelegentlichen Verluste, denen jede Kapitalverwendung ausgesetzt ist. Es ist dieser Ueberschuß allein, der den reinen oder Nettoprofit dar stellt." (Welcher Kapitalist versteht unter Profit nothwendige Kapital auslagen?) „Was man Bruttoprofit nennt, umfaßt häufig nicht nur diesen Ueberschuß, sondern auch den für solche außergewöhnliche Ver||356jluste zurückbehaltnen Theil," ( Β. I, ch. 9, p. 72). Dies heißt aber weiter nichts, als daß ein Theil des Mehrwerths, betrachtet als Theil des Bruttoprofits, einen Assekuranzfonds für die Produktion bilden muß. Diesen Asseku ranzfonds schafft ein Theil der Surplusarbeit, die insofern Kapital direkt producirt, d. h. den für die Reproduktion bestimmten Fonds. Was die Auslage für die „Erhaltung" des fixen Kapitals etc. angeht (siehe die oben citirten Stellen), so bildet der Ersatz des konsumirten fixen Kapitals durch neues keine neue Kapitalanlage, sondern ist nur die Erneuerung des alten Kapitalwerths in neuer Form. Was aber die Reparatur des fixen Kapitals betrifft, die A. Smith ebenfalls zu den Erhaltungskosten rechnet, so gehört seine K o st mit zum Preis des vorgeschoßnen Kapitals. D aß der Kapitalist, statt diesen auf einmal anlegen zu müssen, ihn erst allmälig und je nach Bedürfniß während der Funktion des Kapitals anlegt und aus schon eingestecktem Profit anlegen kann, ändert nichts an der Quelle dieses Profits. Der Werthbestandtheil, woraus er entspringt, beweist nur, daß der Arbeiter Surplusarbeit liefert, wie für den Assekuranzfonds so für den Reparaturfonds. A. Smith's Erklärung des fixen Kapitals kommt in der That darauf hinaus, daß es der Theil des vorgeschoßnen industriellen Kapitals ist, der im Produktionsproceß fixirt ist, oder wie er p. 187 sagt: „Einkommen oder Profit liefert ohne zu cirkuliren oder den Eigenthümer zu wechseln;" oder nach p. 185 der Theil, der „in seinem (des Verwenders) Besitz bleibt oder in derselben F o rm verharrt". A. Smith erzählt uns nun, daß von der Netto-Revenue, d. h. der R e venue im specifischen Sinne, das ganze fixe Kapital auszuschließen, aber auch der ganze Theil des cirkulirenden Kapitals, den die Erhaltung und die Reparatur des fixen Kapitals, wie seine Erneuerung erheischt, in der That alles Kapital, das sich nicht in einer für den Konsumtionsfonds bestimmten Naturalform befindet. „Die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals muß offenbar von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder die Rohstoffe, mit denen die nützlichen Maschinen und Industriewerk zeuge in Stand gehalten werden müssen, noch das Produkt der zur Um wandlung dieser Rohstoffe in die verlangte Gestalt erforderlichen Arbeit, kann je einen Theil dieser Revenue bilden. Der Preis dieser Arbeit kann allerdings einen Theil jener Revenue bilden, da die so beschäftigten 338 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes Ar||357|beiter den ganzen Werth ihres Lohns in ihrem unmittelbaren Konsumtionsvorrath anlegen können. Aber bei andern Arten Arbeit geht sowohl der Preis" (d. h. der für diese Arbeit bezahlte Lohn) „wie das Produkt" (worin sich diese Arbeit verkörpert) „in diesen Konsumtions vorrath ein; der Preis in den der Arbeiter, das Produkt in den andrer Leute, deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen durch die Arbeit dieser Arbeiter erhöht wird." ( Β. I I, ch. 2, p. 190, 191.) Α. Smith stößt hier auf eine sehr wichtige Unterscheidung zwischen den Arbeitern, die in der Produktion von Produktionsmitteln, und denen, die in der unmittelbaren Produktion von Konsumtionsmitteln wirken. Der Werth des Waarenprodukts der erstem enthält einen Bestandtheil gleich der Summe der Arbeitslöhne, d. h. dem Werth des im Ankauf von Ar beitskraft angelegten Kapitaltheils; dieser Werththeil existirt körperlich als eine gewisse Quote der von diesen Arbeitern producirten Produkti onsmittel. Das für ihren Arbeitslohn erhaltne Geld bildet für sie Reve nue, aber weder für sie selbst, noch für Andre hat ihre Arbeit Produkte hergestellt, die konsumabel sind. Diese Produkte bilden also selbst kein Element des Theils des jährlichen Produkts, der bestimmt ist, den gesell schaftlichen Konsumtionsfonds zu liefern, worin allein „Netto-Revenue" realisirbar ist. A. Smith vergißt hier zuzusetzen, daß was für die Arbeits löhne, ebenso gültig ist für den Werthbestandtheil der Produktionsmittel, der als Mehrwerth unter den Kategorien von Profit und Rente die R e venue (in erster Hand) des industriellen Kapitalisten bildet. Auch diese Werthbestandtheile existiren in Produktionsmitteln, Nicht-Konsuma- blem; erst nach ihrer Versilberung können sie ein ihrem Preis gemäßes Quantum der von der zweiten Sorte Arbeiter producirten Konsumtions mittel heben und in den individuellen Konsumtionsfonds ihrer Besitzer übertragen. Um so mehr aber hätte A. Smith sehn müssen, daß der Werththeil der jährlich erzeugten Produktionsmittel, welcher gleich ist dem Werth der innerhalb dieser Produktionssphäre fungirenden Produk tionsmittel - der Produktionsmittel, womit Produktionsmittel gemacht werden - also ein Werththeil gleich dem Werth des hier angewandten konstanten Kapitals, absolut ausgeschlossen ist, nicht nur durch die Na turalform, worin er existirt, sondern durch seine Kapitalfunktion, von jedem Revenue bildenden Werthbestandtheil. Mit Bezug auf die zweite Sorte Arbeiter - die unmittelbar Kon-| |358|sumtionsmittel produciren - sind A. Smith's Bestimmungen nicht ganz exakt. Er sagt nämlich, daß in diesen Arten Arbeit beide, der Preis der Arbeit und das Produkt eingehn in (go to) den unmittelbaren Kon sumtionsfonds; „der Preis (d. h. das als Arbeitslohn erhaltne Geld) in den in den andrer Leute Konsumtionsstock der Arbeiter, und das Produkt 339 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals (that of other people), deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen erhöht werden durch die Arbeit dieser Arbeiter." Aber der Arbeiter kann nicht leben von dem „Preis" seiner Arbeit, dem Geld, worin sein Arbeitslohn ausgezahlt wird; er realisirt dies Geld, indem er damit Konsumtionsmittel kauft; diese können z. Th. aus Waarensorten bestehn, die er selbst pro ducirt hat. Andrerseits kann sein eignes Produkt ein solches sein, welches nur in die Konsumtion der Arbeitsausbeuter eingeht. Nachdem A. Smith das fixe Kapital so gänzlich ausgeschlossen von der „Netto-Revenue" eines Landes, fährt er fort: „Obgleich so die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals noth wendig von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen ist, so ist doch nicht dasselbe der Fall mit der Auslage für Erhaltung des cirkuli renden Kapitals. Von den vier Theilen, woraus dies letztre Kapital be steht: Geld, Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Produkte, werden die drei letztren, wie schon gesagt, regelmäßig aus ihm herausgenommen und entweder in das fixe Kapital der Gesellschaft versetzt, oder aber in den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath. Derjenige Theil der konsumirbaren Artikel, der nicht zur Erhaltung des erstem" (des fixen Kapitals) „verwandt wird, geht allzumal in den letztren" (den für un mittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath) „und bildet einen Theil des Netto-Einkommens der Gesellschaft. Die Erhaltung dieser drei Theile des cirkulirenden Kapitals verringert daher die Netto-Revenue der Ge sellschaft um keinen andern Theil des Jahresprodukts außer demjenigen, der nöthig ist zur Erhaltung des fixen Kapitals." ( Β. I I, ch. 2, p. 192.) Dies ist nur die Tautologie, daß der Theil des cirkulirenden Kapitals, der nicht für die Produktion von Produktionsmitteln dient, eingeht in die von Konsumtionsmitteln, also in den Theil des jährlichen Produkts, der bestimmt ist den Konsumtionsfonds der Gesellschaft zu bilden. Aber wichtig ist was gleich darauf folgt: „Das cirkulirende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung verschieden von dem eines Einzelnen. Das eines Einzelnen ist gänzlich aus II 3 591 geschlossen von seiner Netto-Revenue, und kann nie einen Theil derselben bilden; sie kann ausschließlich nur aus seinem Profit bestehn. Aber obwohl das cirkulirende Kapital jedes Einzelnen einen Theil des cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft ausmacht zu der er gehört, so ist es doch deshalb keineswegs unbedingt ausgeschlossen von der Netto- Revenue der Gesellschaft, und kann einen Theil davon bilden. Obgleich die sämmtlichen Waaren im Laden eines Kleinhändlers durchaus nicht in den für seine eigne unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath gestellt werden dürfen, so können sie doch in dem Konsumtionsfonds andrer Leute gehören, die, vermittelst einer durch andre Fonds erzielten Reve- 340 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes nue, ihm ihren Werth sammt seinem Profit regelmäßig ersetzen, ohne daß daraus eine Vermindrung weder seines noch ihres Kapitals entsteht." (ibi dem.) Wir hören hier also: 1) Wie das fixe Kapital und das zu dessen Reproduktion (Funktion vergißt er) und Erhaltung nöthige cirkulirende Kapital, so ist auch das in der Produktion von Konsumtionsmitteln thätige cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten total ausgeschlossen von seiner Netto- Revenue, die nur in seinen Profiten bestehn kann. Also ist der sein K a pital ersetzende Theil seines Waarenprodukts nicht auflösbar in Werth bestand theile, die Revenue für ihn bilden. 2) Das cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten bildet ei nen Theil des cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft, ganz wie jedes individuelle fixe Kapital. 3) Das cirkulirende Kapital der Gesellschaft, obgleich nur die Summe der individuellen cirkulirenden Kapitale, besitzt einen vom cirkulirenden Kapital jedes individuellen Kapitalisten verschiednen Charakter. Das letztre kann niemals einen Theil seiner Revenue bilden; ein Stück des ersten (nämlich das aus Konsumtionsmitteln bestehende) kann dagegen zugleich einen Theil der Revenue der Gesellschaft bilden, oder wie er vor hin sagte, es muß nicht nothwendig die Netto-Revenue der Gesellschaft um einen Theil des Jahresprodukts verringern. In der That besteht das, was A. Smith hier cirkulirendes Kapital nennt, in dem jährlich producir ten Waarenkapital, welches die Konsumtionsmittel producirenden K a pitalisten jährlich in Cirkulation werfen. Dies ihr ganzes jährliches Waarenprodukt besteht aus konsumirbaren Artikeln und bildet daher den Fonds worin ||360| sich die Netto-Revenuen (incl. der Arbeitslöhne) der Gesellschaft realisiren oder verausgaben. Statt die Waaren im Laden des Kleinhändlers als Beispiel zu wählen, hätte A. Smith die in den Waarenlagern der industriellen Kapitalisten lagernden Gütermassen wäh len müssen. Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefaßt, die sich ihm aufgedrungen, vorher bei Betrachtung der Reproduktion dessen was er fixes, jetzt bei der dessen was er cirkulirendes Kapital nennt, so wäre er zu folgendem Resultat gekommen: I. Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abtheilungen; die erste umfaßt die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmit tel; beide sind getrennt zu behandeln. II. Der Gesammtwerth des aus Produktionsmitteln bestehenden Theils des Jahresprodukts vertheilt sich wie folgt: Ein Werththeil ist nur der Werth der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten Pro- 341 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals duktionsmittel, also nur in erneuter F o rm wiedererscheinender Kapital werth; ein zweiter Theil ist gleich dem Werth des in Arbeitskraft ausge legten Kapitals, oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausgezahlt von den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Werththeil endlich bildet die Quelle der Profite, incl. Bodenrenten, der industriellen Kapi talisten dieser Kategorie. Der erste Bestandtheil, nach A. Smith der reproducirte fixe Kapital theil sämmtlicher in dieser ersten Abtheilung beschäftigten individuellen Kapitale, ist „offenbar ausgeschlossen, und kann nie einen Theil bilden von der Netto-Revenue," sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der Gesellschaft. Er fungirt stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unter scheidet sich das „fixe Kapital" jedes individuellen Kapitalisten in nichts von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die andern Werththeile des in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft - Werththeile, die also auch existiren in aliquoten Theilen dieser Ge- sammtmasse von Produktionsmitteln - bilden zwar zugleich Revenuen für alle für die Arbeiter, Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden nicht Revenue, sondern Kapital für die Gesellschaft, obgleich das jährliche Produkt der Gesellschaft nur aus der Summe der Produkte der ihr angehörenden in dividuellen Kapitalisten besteht. Sie können meist schon ihrer Natur nach nur fungiren als Produktionsmittel und selbst ¡3611 die, die nöthi- genfalls als Konsumtionsmittel fungiren könnten, sind bestimmt als Roh oder Hülfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungiren als solches - also als Kapital - aber nicht in den Händen ihrer Erzeuger, sondern in denen ihrer Verwender, nämlich: in dieser Produktion betheiligten Agenten, Löhne I I I. der Kapitalisten der zweiten Abtheilung, der unmittelbaren Pro ducenten von Konsumtionsmitteln. Sie ersetzen diesen das in der Produk tion der Konsumtionsmittel verbrauchte Kapital (soweit letztres nicht in Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die Ar beiter dieser zweiten Abtheilung besteht), während dies verbrauchte K a pital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen der sie producirenden Kapitalisten befindet, seinerseits - also vom gesell schaftlichen Standpunkt - den Konsumtionsfonds bildet, worin die Kapita listen und Arbeiter der ersten Abtheilung ihre Revenue realisiren. Hätte A. Smith die Analyse soweit verfolgt, es fehlte nur noch wenig an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah auf dem Sprung, da er bereits bemerkt hatte, daß bestimmte Werththeile einer Sorte (Produktionsmittel) der Waarenkapitale, aus denen das jährliche Gesammtprodukt der Gesellschaft besteht, zwar Revenue für die in ihrer Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Kapitalisten bilden, 342 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes aber keinen Bestandtheil der Revenue der Gesellschaft; während ein Werththeil der andren Sorte (Konsumtionsmittel) zwar Kapitalwerth für ihre individuellen Eigner, die in dieser Anlagesphäre beschäftigten K a pitalisten bildet, aber dennoch nur einen Theil der gesellschaftlichen R e venue. Soviel geht aber schon aus dem Bisherigen hervor: Erstens: Obgleich das gesellschaftliche Kapital nur gleich der Summe der individuellen Kapitale, und daher auch das jährliche Waarenprodukt (oder Waarenkapital) der Gesellschaft gleich der Summe der Waaren- produkte dieser individuellen Kapitale; obgleich daher die Analyse des Waarenwerths in seine Bestandtheile, die für jedes individuelle Waaren kapital gilt, auch für das der ganzen Gesellschaft gelten muß und im Endresultat wirklich gilt, so ist die Erscheinungsform, worin sie sich im gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsproceß darstellen, eine ver schiedne. I |362| Zweitens: Selbst auf dem Boden der einfachen Reproduktion fin det nicht nur Produktion von Arbeitslohn (variablem Kapital) und Mehrwerth statt, sondern direkte Produktion von neuem konstanten Kapitalwerth; obgleich der Arbeitstag nur aus zwei Theilen besteht, dem einen, worin der Arbeiter das variable Kapital ersetzt, in der That ein Aequivalent für den Ankauf seiner Arbeitskraft producirt, und dem zwei ten, worin er Mehrwerth producirt (Profit, Rente etc.). - Nämlich die tägliche Arbeit, die in der Reproduktion der Produktionsmittel veraus gabt wird - und deren Werth in Arbeitslohn und Mehrwerth zerfällt - realisirt sich in neuen Produktionsmitteln, die den in der Produktion der Konsumtionsmittel verausgabten konstanten Kapitaltheil ersetzen. Die Hauptschwierigkeiten, wovon im Bisherigen schon der größte Theil gelöst, bieten sich bei der Betrachtung, nicht der Akkumulation, sondern der einfachen Reproduktion. Daher wird, sowohl bei A. Smith ( Β. I I .) wie früher bei Quesnay (Tableau économique) von der einfachen Reproduktion ausgegangen, sobald es sich um die Bewegung des jährli chen Produkts der Gesellschaft, und seine durch die Cirkulation vermit telte Reproduktion handelt. 2) Smiths Auflösung des Tauschwerths in ν + m. A. Smiths Dogma, daß der Preis oder Tauschwerth (exchangeable value) jeder einzelnen Waare - also auch aller Waaren zusammen, aus denen das jährliche Produkt der Gesellschaft besteht (er setzt überall mit Recht kapitalistische Produktion voraus) - sich zusammensetzt aus den drei Bestandtheilen (component parts) oder sich auflöst in (resolves itself 343 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals into): Arbeitslohn, Profit und Rente, kann darauf reducirt werden, daß der Waarenwerth = ν + m, d. h. gleich dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals plus dem Mehrwerth. Und zwar können wir diese Reduktion von Profit und Rente auf eine gemeinsame Einheit, die wir m nennen, vornehmen mit ausdrücklicher Erlaubniß A. Smith's, wie die nachfolgenden Citate zeigen, in denen wir zunächst alle Nebenpunkte vernachlässigen, also namentlich alle scheinbare oder wirkliche Abwei chung von dem Dogma, daß der Waarenwerth ausschließlich aus den Elementen bestehe, die wir als ν + m bezeichnen. | 1363] In der Manufaktur: „Der Werth, den die Arbeiter den Materialien hinzufügen, löst sich auf . .. in zwei Theile, wovon der eine ihren Arbeits lohn bezahlt, der andre den Profit ihres Beschäftigers auf das ganze von ihm in Material und Lohn vorgeschoßne Kapital." (Buch I, eh. 6, p. 41.) - „Obgleich der Manufakturist" (der Manufakturarbeiter) „seinen Lohn von seinem Meister vorgeschossen erhält, kostet er diesen doch in Wirk lichkeit nichts, da in der Regel der Werth dieses Lohns, zusammen mit einem Profit, festgehalten (reserved) wird in dem vermehrten Werth des Gegenstands, auf den seine Arbeit verwandt worden." ( Β. I I, ch. 3, p. 221.) Der Theil des Kapitals (stock), der ausgelegt wird „im Unterhalt produktiver Arbeit ... nachdem er ihm (dem Beschäftiger) in der Funk tion eines Kapitals gedient hat . .. bildet eine Revenue für sie" (die Ar beiter). ( Β. I I, ch. 3, p. 223.) Α. Smith im eben citirten Kapitel sagt ausdrücklich: „Das ganze Jah resprodukt des Bodens und der Arbeit jedes Landes ... spaltet sich von selbst (naturally) in zwei Theile. Einer derselben, und oft der größte, ist an erster Stelle bestimmt ein Kapital zu ersetzen und die Lebensmittel, Rohstoffe und fertigen Produkte zu erneuern, die aus einem Kapital ent nommen worden; der andre ist bestimmt eine Revenue zu bilden, sei es für den Eigenthümer dieses Kapitals, als sein Kapitalprofit, sei es für jemand anders, als Rente seines Grundbesitzes." (p. 222.) Nur ein Theil des Kapitals, wie wir vorhin von A. Smith gehört, bildet zugleich Reve nue für Jemand, nämlich der im Ankauf von produktiver Arbeit ange legte. Dieser - das variable Kapital - verrichtet zuerst in der Hand des Beschäftigers und für ihn „die Funktion eines Kapitals", und sodann „bildet er eine Revenue" für den produktiven Arbeiter selbst. Der K a pitalist verwandelt einen Theil seines Kapitalwerths in Arbeitskraft und eben dadurch in variables Kapital; nur durch diese Verwandlung fungirt nicht nur dieser Theil des Kapitals, sondern sein Gesammtkapital als industrielles Kapital. Der Arbeiter - der Verkäufer der Arbeitskraft - erhält in F o rm des Arbeitslohns den Werth derselben. In seinen Händen ist die Arbeitskraft nur verkäufliche Waare, Waare von deren Verkauf er 344 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes lebt, die daher die einzige Quelle seiner Revenue bildet; als variables Kapital fungirt die Arbeitskraft nur in den Händen ihres Käufers, des Kapitalisten, und den Kaufpreis selbst schießt der Kapitalist nur schein bar vor, da sein Werth ihm vorher bereits durch den Arbeiter geliefert ist. I |364| Nachdem uns A. Smith so gezeigt, daß der Werth des Produkts in der Manufaktur = ν + m (wo m = Profit des Kapitalisten), sagt er uns, daß in der Agrikultur die Arbeiter außer „der Reproduktion eines Werths, der gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie beschäfti genden" (variablen) „Kapital nebst dem Profit des Kapitalisten" - au ßerdem „über das Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus auch noch regelmäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers bewir ken." ( Β. I I, ch. 5, p. 243.) D aß die Rente in die Hände des Grundbesit zers geht, ist für die Frage, die wir betrachten, ganz gleichgültig. Bevor sie in seine Hände geht, muß sie in den Händen des Pächters sich befin den, d. h. in denen des industriellen Kapitalisten. Sie muß einen Werth- bestandtheil des Produkts bilden, bevor sie Revenue für irgend wen wird. Rente wie Profit sind also bei A. Smith selbst nur Bestandtheile des Mehrwerths, die der produktive Arbeiter beständig reproducirt zugleich mit seinem eignen Arbeitslohn, d. h. mit dem Werth des variablen K a pitals. Rente wie Profit sind also Theile des Mehrwerths m, und somit löst sich bei A. Smith der Preis aller Waaren auf in ν + m. Das Dogma, daß der Preis aller Waaren (also auch des jährlichen Waarenprodukts) sich auflöst in Arbeitslohn plus Profit plus Grundrente, nimmt in dem zwischendurch laufenden esoterischen Theil von Smith's Werk selbst die Form an, daß der Werth jeder Waare, also auch des jährlichen Waarenprodukts der Gesellschaft, = ν + m, = dem in Arbeits­ kraft ausgelegten und vom Arbeiter stets reproducirten Kapitalwerth plus dem von den Arbeitern durch ihre Arbeit zugesetzten Mehrwerth. Dies Endergebniß bei A. Smith offenbart uns zugleich - siehe weiter unten - die Quelle seiner einseitigen Analyse der Bestandtheile, worin der Waarenwerth zerfällbar. Mit der Größenbestimmung jedes einzelnen die ser Bestandtheile und der Grenze ihrer Werthsumme hat aber der Um stand nichts zu thun, daß sie zugleich verschiedne Revenuequellen für verschiedne in der Produktion fungirende Klassen bilden. Wenn A. Smith sagt: „Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths. Jede andre Revenue ist in letzter Instanz von einer derselben abgeleitet" ( B. I, ch. 6, p. 48) so sind hier allerlei quid pro quo zusammengehäuft. | 13651 1) Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit, figurirenden Gesellschaftsglieder können ihren Antheil am jährlichen 345 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Waarenprodukt - also ihre Konsumtionsmittel - in erster Hand nur be- ziehn aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand zufällt - produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grund besitzern. Insofern sind ihre Revenuen materialiter abgeleitet von Ar beitslohn (der produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und erscheinen daher jenen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete. An drerseits jedoch beziehn die Empfänger dieser in diesem Sinn abgeleiteten Revenuen dieselben, vermittelst ihrer gesellschaftlichen Funktion als K ö nig, Pfaff, Professor, Hure, Kriegsknecht etc., und sie können also diese ihre Funktionen als die Originalquellen ihrer Revenue betrachten. 2) - und hier kulminirt der närrische Schnitzer A. Smith's: Nachdem er damit begonnen hat, die Werthbestandtheile der Waare und die Summe des Werthprodukts, das in ihnen verkörpert ist, richtig zu bestimmen und dann nachzuweisen, wie diese Bestandtheile ebensoviele verschiedne R e- venuequellen bilden3 9'; nachdem er so aus dem Werth die Revenuen ab geleitet hat, verfährt er dann - und das bleibt ihm die vorherrschende Vorstellung - umgekehrt, und läßt die Revenuen, aus „Bestandtheilen" (component parts), zu „Urquellen alles Tauschwerths" werden, womit der Vulgärökonomie Thür und Thor weit geöffnet war. (Siehe unsern R o scher.) 3) Der konstante Kapitaltheil. Sehn wir nun, wie A. Smith den konstanten Werththeil des Kapitals aus dem Waarenwerth wegzuhexen sucht. „In dem Preis des Korns z. B ., zahlt ein Theil die Rente des Grund besitzers." Der Ursprung dieses Werthbestandtheils hat ebensowenig mit dem Umstand zu schaffen, daß er dem Grundbesitzer gezahlt wird und für ihn Revenue unter der F o rm der Rente bildet, wie der Ursprung der andern Werthbestandtheile damit zu schaffen haben, daß sie als Profit und Arbeitslohn Revenuequellen bilden. | |366|„Ein andrer Theil zahlt den Lohn und Unterhalt der Arbeiter" (und des Arbeitsviehs! setzt er hinzu) „die in seiner Produktion beschäf tigt waren, und der dritte Theil zahlt den Profit des Pächters. Diese drei Theile scheinen (seem, in der That scheinen sie) „entweder unmittelbar oder in letzter Instanz den ganzen Preis des Korns auszumachen."4 0' 3 9) Ich gebe diesen Satz wörtlich wie er im Manuskript steht, obwohl er in seinem jetzigen Zusammenhang sowohl dem Vorhergehenden wie dem unmittelbar Folgenden zu wider sprechen scheint. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich weiter unten in N o. 4: Kapital und Revenue bei A. Smith. - F. E. 4°) wir sehn hier ganz davon ab, dass Adam besonders unglücklich in seinem Beispiel war. in Arbeitslohn, Profit und Rente aufgelöst, Der Werth des K o r ns wird nur dadurch 346 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes Dieser ganze Preis, d. h. seine Größenbestimmung, ist absolut unabhän gig von seiner Vertheilung unter drei Sorten von Personen. „Ein vierter Theil mag nothwendig scheinen, um das Kapital des Pächters zu ersetzen, oder um den Verschleiß seines Arbeitsviehs und seiner andern Ackerge- räthe zu ersetzen. Aber es muß in Betracht gezogen werden, daß der Preis irgend welches Ackergeräths, ζ. B. eines Arbeitspferds, selbst wieder aus obigen drei Theilen sich zusammensetzt: der Rente des Bodens, auf dem es gezüchtet, der Arbeit der Züchtung und dem Profit des Pächters, der beides, die Rente dieses Bodens und den Lohn dieser Arbeit, vorschießt. Obwohl daher der Preis des Korns sowohl den Preis wie die Unterhal tungskosten des Pferdes ersetzen mag, so löst sich doch der ganze Preis immer noch, unmittelbar oder in letzter Instanz, auf in dieselben drei Theile: Bodenrente, Arbeit" (er meint Arbeitslohn) „und Profit." ( Β. I, eh. 6, p. 42.) D as ist wörtlich Alles, was A. Smith zur Begründung seiner erstaunli chen Doktrin vorbringt. Sein Beweis besteht einfach in der Wiederholung derselben Behauptung. Er gibt beispielsweise zu, daß der Preis des Korns nicht nur besteht aus ν + m, sondern ebenfalls aus dem Preis der in der Kornproduktion verzehrten Produktionsmittel, also aus einem Kapital­ werth, den der Pächter nicht in Arbeitskraft angelegt hat. Aber, sagt er, die Preise aller dieser Produktionsmittel selbst zerfallen, wie der Korn preis, auch in ν + m; nur vergißt A. Smith hinzuzusetzen: außerdem in den Preis der in ihrer eignen Erzeugung verzehrten Produktionsmittel. Er verweist von einem Produktionszweig auf den andern, und von dem an dern wieder auf einen dritten. D aß der ganze Preis der Waaren sich „un mittelbar" oder „in letzter Instanz" |[367| (ultimately) in ν + m auflöst, wäre nur dann keine hohle Ausflucht, wenn nachgewiesen worden, daß die Waarenprodukte, deren Preis sich unmittelbar auflöst in c (Preis ver zehrter Produktionsmittel) + ν + m, schließlich kompensirt werden durch Waarenprodukte, welche jene „verzehrten Produktionsmittel" ihrem gan zen Umfang nach ersetzen und die ihrerseits dagegen hergestellt werden durch bloße Auslage von variablem, d. h. in Arbeitskraft ausgelegtem Kapital. Der Preis der letztren wäre dann unmittelbar = ν + m. Daher auch der Preis der erstem, c + ν + m, wo c als konstanter Kapitaltheil figurirt, schließlich auflösbar in ν + m. Α. Smith glaubte selbst nicht, sol­ chen Nachweis geliefert zu haben durch sein Beispiel mit den Scotch pebbles-Sammlern, die aber nach ihm 1) keinen Mehrwerth irgend einer daß die vom Arbeitsvieh verzehrten Nahrungsmittel als L o hn des Arbeitsviehs und das Arbeitsvieh als Lohnarbeiter dargestellt wird, daher seinerseits der Lohnarbeiter auch als Arbeitsvieh. (Zusatz aus Manuskript I I .) 347 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Art liefern, sondern nur ihren eignen Arbeitslohn produciren; 2) keine Produktionsmittel anwenden (wohl doch auch in Form von Körben, Säk- ken und andern Gefäßen zum Wegtragen der Steinchen). Wir haben bereits vorhin gesehn, daß A. Smith selbst seine eigne Theo rie später über den Haufen wirft, ohne sich indeß seiner Widersprüche bewußt zu werden. Ihre Quelle ist jedoch zu suchen gerade in seinen wissenschaftlichen Ausgangspunkten. Das in Arbeit umgesetzte Kapital producirt einen größren Werth als seinen eignen. Wie? Indem, sagt A. Smith, die Arbeiter während des Produktionsprocesses den von ihnen bearbeiteten Dingen einen Werth einprägen, der außer dem Aequivalent für ihren eignen Kaufpreis einen nicht ihnen, sondern ihren Anwendern zufallenden Mehrwerth bildet (Profit und Rente). Das ist aber auch alles, was sie leisten und leisten können. Was von der industriellen Arbeit eines Tages, das gilt von der durch die ganze Kapitalistenklasse während eines Jahres in Bewegung gesetzten Arbeit. Die Gesammtmasse des jährlichen gesellschaftlichen Werthprodukts kann daher nur zerfällbar sein in ν + m, in ein Aequivalent, wodurch die Arbeiter den in ihrem eignen Kaufpreis verausgabten Kapitalwerth ersetzen, und in den zusätzlichen Werth, den sie darüber hinaus ihrem Anwender liefern müssen. Diese beiden Werthelemente der Waaren aber bilden zugleich Revenuequellen für die verschiednen in der Reproduktion betheiligten Klassen: das erste den Arbeitslohn, die Revenue der Arbeiter; das zweite den Mehrwerth, wovon der industrielle Kapitalist einen Theil in Form des Profits für sich behält, einen andern abtritt als Rente, die Revenue des Grund||368|eigen- thümers. Wo sollte also ein weitrer Werthbestandtheil herkommen, da das jährliche Werthprodukt keine andren Elemente enthält außer ν + m? Wir stehn hier auf dem Boden der einfachen Reproduktion. Da die ganze jährliche Arbeitssumme sich auflöst in Arbeit, nöthig zur Reproduktion des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths, und in Arbeit, nöthig zur Schöpfung eines Mehrwerths, wo sollte da überhaupt noch die Arbeit zur Produktion eines nicht in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths her kommen? Die Sache liegt folgendermaßen: 1) A. Smith bestimmt den Werth einer Waare durch die Masse Arbeit, die der Lohnarbeiter dem Arbeitsgegenstand zusetzt (adds). Er sagt wört lich: „den Materialien", da er von Manufaktur handelt, die selbst schon Arbeitsprodukte verarbeitet; dies ändert aber nichts an der Sache. Der Werth, den der Arbeiter einem Dinge zusetzt (und dies ,,adds" ist der Ausdruck Adam's) ist ganz unabhängig davon, ob dieser Gegenstand, dem Werth zugesetzt wird, vor diesem Zusatz schon selbst Werth hat oder nicht. Der Arbeiter schafft also in Waarenform ein Werthprodukt; dies ist 348 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes nach A. Smith eines Theils Aequivalent seines Arbeitslohns, und dieser Theil ist also bestimmt durch den Werthumfang seines Arbeitslohns; je nachdem dieser größer oder kleiner, hat er mehr Arbeit zuzusetzen, um einen Werth gleich dem seines Arbeitslohns zu produciren oder zu re- produciren. Anderntheils aber setzt der Arbeiter über die so gezogne Grenze hinaus weitre Arbeit zu, die Mehrwerth für den ihn beschäftigen den Kapitalisten bildet. Ob dieser Mehrwerth ganz in den Händen des Kapitalisten bleibt oder stückweis an dritte Personen von ihm abzutreten ist, ändert absolut nichts weder an der qualitativen (daß es überhaupt Mehrwerth ist), noch an der quantitativen (der Größen-) Bestimmung des vom Lohnarbeiter zugesetzten Mehrwerths. Es ist Werth wie jeder andre Werththeil des Produkts, unterscheidet sich aber dadurch, daß der Arbeiter kein Aequivalent dafür erhalten hat noch nachher erhält, dieser Werth vielmehr vom Kapitalisten ohne Aequivalent angeeignet wird. Der Gesammtwerth der Waare ist bestimmt durch das Quantum Arbeit, das der Arbeiter in ihrer Produktion verausgabt hat; ein Theil dieses Ge- sammtwerths ist dadurch bestimmt, daß er gleich dem Werth des Arbeits lohns ist, also Aequivalent für denselben. Der zweite Theil, der Mehr werth, ist daher nothwendig ebenfalls ||369| bestimmt, nämlich gleich dem Gesammtwerth des Produkts minus dem Werththeil desselben, der Aequivalent des Arbeitslohns ist; also gleich dem Ueberschuß des in Her stellung der Waare geschaffnen Werthprodukts über den darin enthaltnen Werththeil, der gleich dem Aequivalent für seinen Arbeitslohn. 2) Was für die Waare, producirt in einem einzelnen industriellen Ge schäft durch jeden einzelnen Arbeiter, gilt vom Jahresprodukt aller Ge schäftszweige zusammen. Was von der Tagesarbeit eines individuellen produktiven Arbeiters, gilt von der durch die ganze produktive Arbeiter klasse flüssig gemachten Jahresarbeit. Sie „fixirt" (Smith'scher Aus druck) im Jahresprodukt einen Gesammtwerth, bestimmt durch das Quantum der verausgabten Jahresarbeit, und dieser Gesammtwerth zer fällt in einen Theil, bestimmt durch dasjenige Stück der Jahresarbeit, worin die Arbeiterklasse ein Aequivalent ihres Jahreslohns schafft, in der That diesen Lohn selbst; und in einen andern Theil, bestimmt durch die zusätzliche Jahresarbeit, worin der Arbeiter einen Mehrwerth für die Kapitalistenklasse schafft. Das im Jahresprodukt enthaltne jährliche Werthprodukt besteht also nur aus zwei Elementen, dem Aequivalent des von der Arbeiterklasse erhaltnen Jahreslohns, und dem jährlich für die Kapitalistenklasse gelieferten Mehrwerth. Der Jahreslohn bildet aber die Revenue der Arbeiterklasse, die Jahressumme des Mehrwerths die R e venue der Kapitalistenklasse; beide stellen also (und dieser Gesichtspunkt ist richtig bei Darstellung der einfachen Reproduktion) die relativen An- 349 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals theile am jährlichen Konsumtionsfonds dar und realisiren sich in ihm. Und so bleibt nirgends Platz für den konstanten Kapitalwerth, für die Reproduktion des in Form von Produktionsmitteln fungirenden Kapi tals. D aß aber alle Theile des Waarenwerths, die als Revenue fungiren, zusammenfallen mit dem für den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds bestimmten jährlichen Arbeitsprodukt, sagt A. Smith ausdrücklich in der Einleitung seines Werks: „Worin die Revenue des Volks überhaupt be standen hat, oder was die Natur des Fonds war, welcher ... ihre jährliche Konsumtion geliefert hat (supplied), dies zu erklären ist der Zweck dieser vier ersten Bücher." (p. 12.) Und gleich im ersten Satz der Einleitung 10 heißt es: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jah res verzehrt und die stets bestehn entweder aus dem unmittelbaren Pro dukt dieser ||370| Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen gekauften Gegenständen." (p. 11.) 15 5! 20 Der erste Fehler A. Smith's besteht nun darin, daß er den jährlichen Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt. Das letztre ist nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahrs; der erstere schließt außer dem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahresprodukts ver braucht, aber im vorhergehenden und zum Theil in noch früher verfloßnen Jahren producirt wurden: Produktionsmittel, deren Werth nur wieder er scheint - die, was ihren Werth betrifft, weder producirt, noch reproducirt worden sind durch während des letzten Jahrs verausgabte Arbeit. Durch diese Verwechslung manipulirt A. Smith den konstanten Werththeil des Jahresprodukts hinweg. Die Verwechslung selbst beruht auf einem an- 25 dern Irrthum in seiner Fundamentalauffassung: er unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter der Arbeit selbst: der Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft Werth, und soweit sie als konkrete, nütz liche Arbeit Gebrauchsgegenstände (Gebrauchswerth) schafft. Die Ge- sammtsumme der jährlich hergestellten Waaren, also das ganze Jahres- 30 produkt, ist Produkt der im letzten Jahr wirkenden nützlichen Arbeit; nur dadurch, daß gesellschaftlich angewandte Arbeit in einem vielverzweig ten System nützlicher Arbeitsarten verausgabt wurde, sind alle diese Waaren da; nur dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel erhalten, in neuer Natu- 35 raiform wieder erscheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist also Resul tat der während des Jahrs verausgabten nützlichen Arbeit; aber vom jähr lichen Produktenwerth ist nur ein Theil während des Jahrs geschaffen worden; dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich die Sum me der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit darstellt. 40 350 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jahrs verzehrt etc.", so stellt er sich einseitig auf den Standpunkt der bloß nützlichen Arbeit, die aller dings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare F o rm gebracht hat. Er vergißt aber dabei, daß dies unmöglich war ohne Mithülfe der aus frü hern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände, und daß daher die „jährliche Arbeit", soweit sie Werth bildete, ||371| keineswegs den ganzen Werth des durch sie fertig gestellten Produkts geschaffen hat; daß das Werthprodukt kleiner ist als der Produktenwerth. Wenn man A. Smith keinen Vorwurf machen kann, in dieser Analyse nur soweit gegangen zu sein als alle seine Nachfolger (obgleich sich ein Ansatz zum Richtigen schon bei den Physiokraten vorfand), so verläuft er sich dagegen weiter in einem Chaos, und zwar hauptsächlich weil seine fortwährend „esoterische" Auffassung des Waarenwerths überhaupt durchkreuzt wird von exoterischen, die in der Breite bei ihm vorwiegen, während sein wissenschaftlicher Instinkt von Zeit zu Zeit den esoteri schen Standpunkt wieder erscheinen läßt. 4) Kapital und Revenue bei A. Smith. Der Werththeil jeder Waare (und daher auch des Jahresprodukts), der nur ein Aequivalent des Arbeitslohns bildet, ist gleich dem vom Kapi talisten im Arbeitslohn vorgeschoßnen Kapital, d. h. gleich dem varia blen Bestandtheil seines vorgeschoßnen Gesammtkapitals. Diesen Be standtheil des vorgeschoßnen Kapitalwerths erhält der Kapitalist wieder durch einen neu producirten Werthbestandtheil der von den Lohnarbei tern gelieferten Waare. Ob das variable Kapital vorgeschoßen wird in dem Sinn, daß der Kapitalist in Geld den dem Arbeiter zufallenden An theil eines Produkts zahlt, das noch nicht zum Verkauf fertig, oder das zwar fertig, aber noch nicht vom Kapitalisten verkauft ist, oder ob er ihn mit Geld zahlt, das er bereits erhalten durch Verkauf der vom Arbeiter gelieferten Waare, oder ob er durch Kredit dies Geld anticipirt hat - in allen diesen Fällen verausgabt der Kapitalist variables Kapital, das als Geld den Arbeitern zufließt, und besitzt er andrerseits das Aequivalent dieses Kapitalwerths in dem Werththeil seiner Waaren, wodurch der Ar beiter den ihm selbst zufallenden Antheil an dem Gesammtwerth dersel ben neu producirt, wodurch er in andren Worten den Werth seines eignen Arbeitslohns producirt hat. Statt ihm diesen Werththeil in der Natural form seines eignen Produkts zu geben, zahlt ihm der Kapitalist selben in Geld aus. Für den Kapitalisten besteht also jetzt der variable Bestand- 351 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals theil seines vorgeschoßnen Kapitalwerths in Waarenform, während | |372| der Arbeiter das Aequivalent für seine verkaufte Arbeitskraft in Geldform erhalten hat. Während also der durch Ankauf der Arbeitskraft in variables Kapital umgesetzte Theil des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Kapitals inner halb des Produktionsprocesses selbst als sich bethätigende Arbeitskraft in fungirt, und durch die Verausgabung dieser Kraft als Neuwerth Waarenform von neuem producirt, d. h. reproducirt wird - also Repro duktion, d. h. Neuproduktion von vorgeschoßnem Kapitalwerth! - ver ausgabt der Arbeiter den Werth, resp. Preis seiner verkauften Arbeits kraft in Lebensmitteln, in Mitteln der Reproduktion seiner Arbeitskraft. Eine dem variablen Kapital gleiche Geldsumme bildet seine Einnahme, daher seine Revenue, die nur so lange dauert, als er seine Arbeitskraft an den Kapitalisten verkaufen kann. Die Waare des Lohnarbeiters - seine Arbeitskraft selbst - fungirt nur als Waare, soweit sie dem Kapital des Kapitalisten einverleibt wird, als Kapital fungirt; andrerseits fungirt das als Geldkapital im Ankauf von Arbeitskraft verausgabte Kapital des Kapitalisten als Revenue in der Hand des Verkäufers der Arbeitskraft, des Lohnarbeiters. Es verschlingen sich hier verschiedne Cirkulations- und Produktions- processe, die A. Smith nicht aus einander hält. Erstens. Dem Cirkulationsproceß angehörige Akte: Der Arbeiter ver kauft seine Waare - die Arbeitskraft - an den Kapitalisten; das Geld, womit der Kapitalist sie kauft, ist für ihn zur Verwerthung angelegtes Geld, also Geldkapital; es ist nicht verausgabt, sondern vorgeschossen. (Dies ist der wirkliche Sinn des „Vorschusses" - avance der Physiokraten - ganz unabhängig davon, wo der Kapitalist das Geld selbst hernimmt. Vorgeschossen ist für den Kapitalisten jeder Werth, den er zum Zweck des Produktionsprocesses zahlt, ob dies nun vorher oder post festum geschehe; er ist dem Produktionsproceß selbst vorgeschossen.) Hier ereig net sich nur, was bei jedem Waarenverkauf: der Verkäufer gibt einen Gebrauchswerth fort (hier die Arbeitskraft) und erhält dessen Werth (rea- lisirt dessen Preis) in Geld; der Käufer gibt sein Geld weg und erhält dafür die Waare selbst - hier die Arbeitskraft. Zweitens: Im Produktionsproceß bildet jetzt die gekaufte Arbeitskraft einen Theil des fungirenden Kapitals, und der Arbeiter selbst fungirt hier nur als eine besondre Naturalform dieses Kapitals, unter||373(schieden von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden Ele menten desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von ihm in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch Ver ausgabung seiner Arbeitskraft gleich dem Werth seiner Arbeitskraft (ab- 352 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes gesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschoßnen oder vorzuschießenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent des letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschießen" kann. Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Verkaufs preises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschoßne variable Kapital, befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen. Bei allen Waarenkäufen und -verkaufen - soweit nur diese Transaktio nen selbst betrachtet werden - ist es vollständig gleichgültig, was in der Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und was in der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchsartikel wird. Es ist also, soweit der bloße Cirkulationsproceß in Betracht kommt, auch völlig gleichgültig, daß die vom Kapitalisten gekaufte Ar beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und daß andrerseits das als Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet. Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft, wird weder dadurch afficirt, daß sie „Revenue" für ihn bildet, noch da durch, daß der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer die sem Käufer Kapitalwerth reproducirt. Weil der Werth der Arbeitskraft - d. h. der adäquate Verkaufspreis der Waare - durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge be stimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die zur Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Erhaltung seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur Reve nue, wovon der Arbeiter zu leben hat. Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des Kapitals, der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, ... nachdem er ihm" (dem Kapitalisten) „in der Funktion eines Kapitals gedient hat, ... bildet eine Revenue für sie" (die Arbeiter). Das Geld womit der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm ||374| in der Funktion eines Kapitals", soweit er dadurch die Arbeitskraft den dinglichen Be- standtheilen seines Kapitals einverleibt, und damit überhaupt sein K a pital erst in den Stand setzt, als produktives Kapital zu fungiren. Unter scheiden wir: Die Arbeitskraft ist Waare, nicht Kapital, in der Hand des Arbeiters, und sie konstituirt für ihn eine Revenue, soweit er deren Ver kauf beständig wiederholen kann; sie fungirt als Kapital nach dem Ver kauf in der Hand des Kapitalisten, während des Produktionsprocesses selbst. Was hier zweimal dient ist die Arbeitskraft; als Waare, die zu ihrem Werth verkauft wird, in der Hand des Arbeiters; als Werth- und 353 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Gebrauchswerth producirende Kraft in der Hand des Kapitalisten, der sie gekauft hat. Aber das Geld, was der Arbeiter vom Kapitalisten erhält, erhält er erst, nachdem er ihm den Gebrauch seiner Arbeitskraft gegeben hat, nachdem selbe bereits im Werth des Arbeitsprodukts realisirt ist. Der Kapitalist hat diesen Werth in seiner Hand, bevor er ihn zahlt. Es ist also nicht das Geld, das zweimal fungirt: erst als Geldform des variablen Kapitals, dann als Arbeitslohn. Sondern es ist die Arbeitskraft, die zwei mal fungirt hat; erst als Waare beim Verkauf der Arbeitskraft (das Geld wirkt bei Stipulirung des zu zahlenden Lohns bloß als ideelles Werthmaß, wobei es noch gar nicht in der Hand des Kapitalisten zu sein braucht); zweitens im Produktionsproceß, wo sie als Kapital, d. h. als Gebrauchs werth und Werth schaffendes Element in der Hand des Kapitalisten fun girt. Sie hat bereits in Waarenform das dem Arbeiter zu zahlende Aequivalent geliefert, bevor der Kapitalist es dem Arbeiter in Geldform zahlt. Der Arbeiter schafft also selbst den Zahlungsfonds, aus dem ihn der Kapitalist zahlt. Aber das ist nicht Alles. Das Geld, das der Arbeiter erhält, wird von ihm verausgabt um seine Arbeitskraft zu erhalten, also - Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse in ihrer Gesammtheit betrachtet - um dem Kapitalisten das Werkzeug zu erhalten, wodurch er allein Kapitalist bleiben kann. Der beständige K a uf und Verkauf der Arbeitskraft verewigt also ei nerseits die Arbeitskraft als Element des Kapitals, wodurch es als Schöp fer von Waaren, Gebrauchsartikeln, die einen Werth haben, erscheint, wodurch ferner der Kapitaltheil, der die Arbeitskraft kauft, durch ihr eignes Produkt beständig hergestellt wird, der Arbeiter selbst also be ständig den Kapitalfonds schafft, aus dem er bezahlt wird. Andrerseits wird der beständige Verkauf der Arbeitskraft zur stets sich erneuernden Lebenserhaltungs||375|quelle des Arbeiters, und erscheint also seine Ar beitskraft als das Vermögen, wodurch er die Revenue bezieht, von der er lebt. Revenue meint hier nichts als durch beständig wiederholten Verkauf einer Waare (der Arbeitskraft) bewirkte Aneignung von Werthen, wobei letztre selbst nur zur beständigen Reproduktion der zu verkaufenden Waare dienen. Und sofern hat A. Smith recht zu sagen, daß der Werth theil des vom Arbeiter selbst geschaffnen Produkts, wofür ihm der K a pitalist ein Aequivalent in F o rm des Arbeitslohns zahlt, Quelle von R e venue für den Arbeiter wird. Dies ändert aber ebensowenig an der Natur oder Größe dieses Werththeils der Waare, als es am Werth der Produk tionsmittel ändert, daß sie als Kapitalwerthe fungiren, oder an der Natur und Größe einer geraden Linie, daß sie als Basis eines Dreiecks oder als Durchmesser einer Ellipse fungirt. Der Werth der Arbeitskraft bleibt ge rade so unabhängig bestimmt wie der jener Produktionsmittel. Weder 354 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes besteht dieser Werththeil der Waare aus Revenue als einem ihn konsti- tuirenden selbständigen Faktor, noch löst sich dieser Werththeil auf in Revenue. Weil dieser vom Arbeiter beständig reproducirte Neuwerth für ihn Quelle von Revenue bildet, bildet nicht umgekehrt seine Revenue einen Bestandtheil des von ihm producirten Neuwerths. Die Größe des ihm bezahlten Antheils an dem von ihm geschaffnen Neuwerth bestimmt den Werthumfang seiner Revenue, nicht umgekehrt. D aß dieser Theil des Neuwerths für ihn Revenue bildet, zeigt bloß was aus ihm wird, den Charakter seiner Anwendung, und hat mit seiner Bildung so wenig zu schaffen wie mit jeder andren Werthbildung. Nehme ich jede Woche zehn Thaler ein, so ändert der Umstand dieser wöchentlichen Einnahme nichts, weder an der Werthnatur der zehn Thaler, noch an ihrer Werth- größe. Wie bei jeder andren Waare ist bei der Arbeitskraft ihr Werth bestimmt durch die zu ihrer Reproduktion nothwendige Arbeitsmenge; daß diese Arbeitsmenge durch den Werth der nothwendigen Lebensmittel des Arbeiters bestimmt, also gleich ist der zur Reproduktion seiner Le bensbedingungen selbst nothwendigen Arbeit, ist dieser Waare (der Ar beitskraft) eigenthümlich, aber nicht eigenthümlicher, als daß der Werth von Lastvieh durch den Werth der zu seiner Erhaltung nothwendigen Lebensmittel bestimmt ist, also durch die Masse menschlicher Arbeit, nöthig um letztre zu produciren. Es ist aber die Kategorie „Revenue", die hier das ganze Unheil bei | 13761 A. Smith anrichtet. Die verschiednen Sorten von Revenuen bilden bei ihm die ,,component parts", die Bestandtheile des jährlich producir ten, neu hergestellten Waarenwerths, während umgekehrt die zwei Theile, worin dieser Waarenwerth für den Kapitalisten zerfällt - das Aequivalent seines bei Ankauf der Arbeit in Geldform vorgeschoßnen variablen K a pitals, und der andre Werththeil, der ihm auch gehört, ihm aber nichts gekostet hat, der Mehrwerth - Revenuequellen bilden. Das Aequivalent des variablen Kapitals wird von neuem in Arbeitskraft vorgeschossen und bildet sofern eine Revenue für den Arbeiter in F o rm seines Arbeits lohns; der andre Theil - der Mehrwerth - da er dem Kapitalisten keinen Kapitalvorschuß zu ersetzen hat, kann von ihm in Konsumtionsmitteln (nothwendigen und Luxus) verausgabt, als Revenue verzehrt werden, statt Kapitalwerth irgend einer Art zu bilden. Die Voraussetzung dieser Revenue ist der Waarenwerth selbst, und seine Bestandtheile unterschei den sich für den Kapitalisten nur soweit sie entweder Aequivalent für, oder Ueberschuß über den von ihm vorgeschoßnen variablen Kapital werth bilden. Beide bestehn aus nichts als während der Waarenproduk tion verausgabter, in Arbeit flüssig gemachter Arbeitskraft. Sie bestehn aus Ausgabe, nicht aus Einkommen oder Revenue - aus Arbeitsausgabe. 355 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Nach diesem quid pro quo, wo die Revenue die Quelle von Waaren werth wird statt der Waarenwerth die Quelle von Revenue, erscheint nun der Waarenwerth als „zusammengesetzt" aus den verschiednen Sorten Revenuen; sie sind unabhängig von einander bestimmt, und durch die Addition des Werthumfangs dieser Revenuen wird der Gesammtwerth der Waare bestimmt. Aber nun fragt es sich, wie wird der Werth jeder dieser Revenuen bestimmt, aus denen der Waarenwerth entspringen soll? Bei dem Arbeitslohn geschieht dies, denn der Arbeitslohn ist der Werth seiner Waare, der Arbeitskraft, und dieser bestimmbar (wie der jeder andren Waare) durch die zur Reproduktion dieser Waare nöthige Arbeit. Aber der Mehrwerth, oder bei A. Smith vielmehr seine beiden Formen, Profit und Grundrente, wie sind sie bestimmbar? Hier bleibts bei leerem Geschwätz. Bald stellt A. Smith Arbeitslohn und Mehrwerth (resp. Ar beitslohn und Profit) als Bestandtheile dar, aus denen der Waarenwerth, resp. Preis sich zusammensetzt, bald, und oft fast im selben Athemzug, als Theile, worin sich der Waarenpreis „auflöst" (resolves itself); was aber umgekehrt heißt, daß der Waarenwerth das zuerst Gegebne ist, und | |377| daß verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschiednen im Pro duktionsproceß betheiligten Personen in der Form verschiedner Reve nuen zufallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammensetzung des Werths aus diesen drei „Bestandtheilen". Wenn ich die Größe dreier verschiednen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus diesen drei Linien als „Bestandtheilen" eine vierte gerade Linie bilde, die gleich der Größe ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Procedur, als wenn ich andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe und diese zu irgend welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewissermaßen „auflöse". Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durchweg mit der Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die Größe der drei Li- nientheile im letzten Fall ist von vornherein dadurch begrenzt, daß sie Theile einer Linie von gegebner Größe bilden. In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith's Dar stellung festhalten, daß der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder wie im Tages-, Wochenprodukt etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth gleich ist dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals (also dem wieder zu Ankauf von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehrwerth, den der Kapitalist realisiren kann - bei einfacher Reproduktion und sonst gleich bleibenden Umständen - in Mitteln seiner individuellen Konsumtion; wenn wir ferner daran festhalten, daß A. Smith zusammenwirft die Ar beit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft ist - und die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d. h. in nützlicher, zweck- 356 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes gemäßer F o rm verausgabt wird - so kommt die ganze Vorstellung darauf hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der Arbeit; also auch der Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth des jährlichen ge sellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber sich auflöst in 1) nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter bloß ein Aequivalent re producirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorgeschoßne Kapital, und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für den Kapitalisten liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth; so kann sich aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestandtheile auflösen und bildet also schließlich als Arbeitslohn die Revenue der Arbeiterklasse, als Mehrwerth die der Kapitalistenklasse. Was aber den konstanten Kapi talwerth angeht, d. h. den Werth der in der Produktion ||378| des Jahres produkts aufgezehrten Produktionsmittel, so kann zwar nicht gesagt wer den (außer der Phrase, daß der Kapitalist dem Käufer ihn anrechnet bei Verkauf seiner Waare), wie dieser Werth in den Werth des neuen Produkts hineinkommt, aber schließlich - ultimately - kann dieser Werththeil, da die Produktionsmittel selbst Produkt der Arbeit sind, doch selbst wieder nur bestehn aus Aequivalent des variablen Kapitals und aus Mehrwerth; aus Produkt von nothwendiger Arbeit und von Mehrarbeit. Wenn die Werthe dieser Produktionsmittel in der Hand ihrer Anwender als Kapi- talwerthe fungiren, so hindert das nicht, daß sie „ursprünglich" und wenn man ihnen auf den Grund geht, in einer andren Hand - wenn auch früher - in dieselben beiden Werththeile zerfällbar waren, also in zwei verschiedne Revenuequellen. Ein richtiger Punkt hierin ist: daß in der Bewegung des gesellschaftli chen Kapitals - d. h. der Gesammtheit der individuellen Kapitale - die Sache sich anders darstellt, als sie sich für jedes individuelle Kapital, besonders betrachtet, also vom Standpunkt jedes einzelnen Kapitalisten darstellt. Für letztren löst sich der Waarenwerth auf 1) in ein konstantes Element (viertes, wie Smith sagt) und 2) in die Summe von Arbeitslohn und Mehrwerth, resp. Arbeitslohn, Profit und Grundrente. Vom gesell schaftlichen Standpunkt aus verschwindet dagegen Smith's viertes Ele ment, der konstante Kapitalwerth. 5) Zusammenfassung. Die abgeschmackte Formel, daß die drei Revenuen, Arbeitslohn, Profit, Rente, drei „Bestandtheile" des Waarenwerths bilden, entspringt bei A. Smith aus der plausibleren, daß der Waarenwerth resolves itself, sich auflöst, in diese drei Bestandtheile. Auch dies ist falsch, selbst voraus gesetzt, der Waarenwerth sei nur theilbar in das Aequivalent der ver- 357 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals brauchten Arbeitskraft und den von letztrer geschaffnen Mehrwerth. Aber der Irrthum ruht hier wieder auf einer tiefern, wahren Grundlage. Die kapitalistische Produktion beruht darauf, daß der produktive Ar beiter seine eigne Arbeitskraft, als seine Waare, dem Kapitalisten ver kauft, in dessen Händen sie dann bloß als ein Element seines produktiven Kapitals fungirt. Diese, der Cirkulation angehörige Transaktion - Ver kauf und K a uf der Arbeitskraft - leitet nicht nur den Produktionsproceß ein, 13 7 91 sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für die Produktion von absolutem und relativem Mehr werth für den Kapitalisten. Wir haben daher bei Analyse des Produkti onsprocesses gesehn, wie die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung des kapitalistischen Produkti onsprocesses bestimmt. Innerhalb dieses selbst verwirklicht sich die Un terscheidung zwischen bloßer Erhaltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduktion von vorgeschoßnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Produktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent weder vorher vorgeschos sen hat, noch post festum vorschießt. Die Aneignung von Mehrwerth - einem Werth, der überschüssig ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Werths - ob gleich eingeleitet durch den K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und bildet ein wesentliches Moment desselben. Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der gesellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution der Produktionse/emewte, nämlich der Scheidung der Ar beitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigen thum von Nichtarbeitern. Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschoßnem Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts außer verausgabter Arbeitskraft - Arbeit, unabhängig von dem besondren nützlichen Charakter dieser Arbeit - und die Werthproduk tion ist nichts als der Proceß dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und 358 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes macht es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Un terschied, daß er ζ. B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit ||380| sie als Arbeit mit Bezug auf die von ihr geschaffnen Werthe oder auch nützlichen Produkte betrachtet wird, findet kein Unterschied in seiner sechstägigen Arbeit statt. Der Unter schied bezieht sich nur auf die verschiednen Verhältnisse, wodurch die Verausgabung seiner Arbeitskraft während der beiden Hälften der sechs tägigen Arbeitszeit veranlaßt wird. Ebenso verhält es sich mit der noth wendigen und der Mehrarbeit des Lohnarbeiters. Der Produktionsproceß erlischt in der Waare. D aß in ihrer Herstellung Arbeitskraft verausgabt worden ist, erscheint jetzt als dingliche Eigen schaft der Waare, daß sie Werth besitzt; die Größe dieses Werths ist ge messen durch die Größe der verausgabten Arbeit; in ein Weiteres löst sich der Waarenwerth nicht auf und besteht aus nichts andrem. Wenn ich eine gerade Linie von bestimmter Größe gezogen habe, so habe ich zuerst durch die Art der Zeichnung, die nach gewissen von mir unabhängigen Regeln (Gesetzen) geschieht, eine gerade Linie „producirt" (zwar nur symbolisch, was ich vorher weiß). Theile ich diese Linie in drei A b schnitte (die wieder einem bestimmten Problem entsprechen mögen), so bleibt jedes dieser drei Stücke nach wie vor gerade Linie, und die ganze Linie, deren Theile sie sind, wird durch diese Theilung nicht in etwas von gerader Linie Unterschiednes, ζ. B. eine Kurve irgend einer Art aufgelöst. Ebensowenig kann ich die Linie von gegebner Größe so theilen, daß die Summe dieser Theile größer als die ungetheilte Linie selbst wird; die Größe der ungetheilten Linie ist also auch nicht bestimmt durch beliebig bestimmte Größen der Theillinien. Umgekehrt, die relativen Größen der letztren sind von vornherein begrenzt durch die Grenzen der Linie, deren Theile sie sind. Die vom Kapitalisten hergestellte Waare unterscheidet sich soweit in nichts von der durch einen selbständigen Arbeiter, oder von Arbeiter- gemeinden, oder von Sklaven hergestellten Waaren. Jedoch gehört in unserm Fall das ganze Arbeitsprodukt wie sein ganzer Werth dem K a pitalisten. Wie jeder andre Producent hat er die Waare erst durch den Verkauf in Geld zu verwandeln, um weiter damit manipuliren zu können; er muß sie in die F o rm von allgemeinem Aequivalent umsetzen. - Betrachten wir das Waarenprodukt, bevor es in Geld verwandelt wird. Es gehört ganz dem Kapitalisten. Es ist andrerseits als nützliches Arbeits produkt - als Gebrauchswerth - ganz und gar das Produkt des vergang nen Arbeitsprocesses; nicht so sein Werth. Ein Theil dieses Werths | 359 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals j 3811 ist nur in neuer Form wiedererscheinender Werth der in der Produk tion der Waare verausgabten Produktionsmittel; dieser Werth ist nicht pro ducirt worden während des Produktionsprocesses dieser Waare; denn die sen Werth besaßen die Produktionsmittel vor dem Produktionsproceß, unabhängig von ihm; als seine Träger gingen sie ein in diesen Proceß; was sich erneuert und verändert hat, ist nur seine Erscheinungsform. Dieser Theil des Waarenwerths bildet für den Kapitalisten ein Aequivalent für den während der Waarenproduktion verzehrten Theil seines vorgeschoß nen konstanten Kapitalwerths. Er existirte vorher in der F o rm von Pro duktionsmitteln; er existirt jetzt als Bestandtheil des Werths der neu pro ducirten Waare. Sobald letztre versilbert ist, muß dieser nun in Geld existirende Werth wieder verwandelt werden in Produktionsmittel, in seine ursprüngliche durch den Produktionsproceß und seine Funktion in selbem bestimmte Form. Am Werthcharakter einer Waare wird nichts geändert durch die Kapitalfunktion dieses Werths. - Ein zweiter Werththeil der Waare ist der Werth der Arbeitskraft, die der Lohnarbeiter an den Kapitalisten verkauft. Er ist bestimmt wie der Werth der Produktionsmittel, unabhängig von dem Produktionsproceß, in den die Arbeitskraft eingehn soll, und wird fixirt in einem Cirkula tionsakt, dem K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, bevor diese in den Produktionsproceß eingeht. Durch seine Funktion - die Verausgabung seiner Arbeitskraft - producirt der Lohnarbeiter einen Waarenwerth gleich dem Werth, den ihm der Kapitalist für den Gebrauch seiner Ar beitskraft zu zahlen hat. Er gibt dem Kapitalisten diesen Werth in Waare, der zahlt ihm denselben in Geld. D aß dieser Theil des Waarenwerths für den Kapitalisten nur ein Aequivalent für sein im Arbeitslohn vorzuschie ßendes variables Kapital ist, ändert durchaus nichts an der Thatsache, daß er ein während des Produktionsprocesses neu geschaffner Waaren werth ist, der aus gar nichts andrem besteht als woraus der Mehrwerth - nämlich aus verfloßner Verausgabung von Arbeitskraft. Ebensowenig wird diese Thatsache dadurch afficirt, daß der vom Kapitalisten in F o rm von Lohn an den Arbeiter gezahlte Werth der Arbeitskraft für den Ar beiter die Form von Revenue annimmt, und daß hierdurch nicht nur die Arbeitskraft fortwährend reproducirt wird, sondern auch die Klasse der Lohnarbeiter als solche, und damit die Grundlage der gesammten kapi talistischen Produktion. | |382| Die Summe dieser beiden Werththeile macht aber nicht den ganzen Waarenwerth aus. Es bleibt ein Ueberschuß über beide: der Mehrwerth. Dieser ist, ebenso wie der das in Arbeitslohn vorgeschoßne variable Kapital ersetzende Werththeil, ein während des Produktions processes vom Arbeiter neugeschaffner Werth - festgeronnene Arbeit. Nur 360 Neunzehntes Kapitel • Frühere Darstellungen des Gegenstandes kostet er dem Eigner des ganzen Produkts, dem Kapitalisten, nichts. Die ser letztre Umstand erlaubt in der That dem Kapitalisten, ihn ganz als Revenue zu verzehren, falls er nicht Theile davon an andre Antheilhaber abzutreten hat - wie Bodenrente an den Grundeigenthümer, in welchem Fall dann diese Theile die Revenuen solcher dritten Personen bilden. Die ser selbe Umstand war auch das treibende Motiv, weswegen unser Kapi talist sich überhaupt mit der Waarenproduktion befaßt hat. Aber weder seine ursprüngliche wohlmeinende Absicht, Mehrwerth zu ergattern, noch die nachträgliche Verausgabung desselben als Revenue durch ihn und and re afficiren den Mehrwerth als solchen. Sie ändern nichts daran, daß er festgeronnene unbezahlte Arbeit ist, und ebenfalls nichts an seiner Größe, die durch ganz andre Bedingungen bestimmt wird. Wollte aber einmal A. Smith, wie er es thut, schon bei Betrachtung des Waarenwerths sich damit beschäftigen, welche Rolle verschiednen Thei- len desselben im Gesammt-Reproduktionsproceß zufallt, so war klar, daß, wenn besondre Theile als Revenue fungiren, andre ebenso beständig als Kapital fungiren - und deswegen nach seiner Logik auch als konsti- tuirende Theile des Waarenwerths oder Theile, worin dieser sich auflöst, hätten bezeichnet werden müssen. A. Smith identificirt Waarenproduktion überhaupt mit kapitalistischer Waarenproduktion; die Produktionsmittel sind von vornherein „Kapital", die Arbeit von vornherein Lohnarbeit und daher ist „die Zahl der nütz lichen und produktiven Arbeiter überall ... im Verhältniß zu der Größe des zu ihrer Beschäftigung angewandten Kapitals" (,,to the quantity of capital stock which is employed in setting them to work." Introduction, p. 12). Mit einem Wort, die verschiednen Faktoren des Arbeitsprocesses - gegenständliche und persönliche - erscheinen von vornherein in den Charaktermasken der kapitalistischen Produktionsperiode. Die Analyse des Waarenwerths fällt daher auch unmittelbar zusammen mit der Rück sicht, wie weit dieser Werth einerseits bloßes Aequivalent für ausgelegtes Kapital, wie weit er andrerseits „freien", keinen vorgeschoßnen ||383| K a pitalwerth ersetzenden Werth bildet oder Mehrwerth. Die von diesem Standpunkt aus mit einander verglichnen Stücke des Waarenwerths ver wandeln sich so unter der Hand in seine selbständigen „Bestandtheile" und schließlich in „Quellen alles Werths". Eine fernere Konsequenz ist die Komposition des Waarenwerths aus, oder abwechselnd seine „Auf lösung in" Revenuen verschiedner Sorten, sodaß die Revenuen nicht aus Waarenwerth, sondern der Waarenwerth aus „Revenuen" besteht. So wenig es aber an der Natur eines Waarenwerths qua Waarenwerth, oder des Geldes qua Geld ändert, daß sie als Kapitalwerth fungiren, so wenig an einem Waarenwerth, daß er später als Revenue für Diesen oder Jenen 361 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals fungirt. Die Waare, mit der A. Smith es zu thun hat, ist von vornherein Waarenkapital (das, außer dem in der Produktion der Waare verzehrten Kapitalwerth, den Mehrwerth einschließt), also die kapitalistisch pro ducirte Waare, das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses. Dieser hätte also vorher analysirt werden müssen, also auch der in ihm eingeschloßne Verwerthungs- und Werthbildungsproceß. Da dessen Vor aussetzung selbst wieder die Waarencirkulation ist, so erheischt seine Darstellung also auch eine davon unabhängige und vorhergehende Ana lyse der Waare. Selbst soweit A. Smith „esoterisch" vorübergehend das Richtige trifft, nimmt er stets auf die Werthproduktion nur Rücksicht bei Gelegenheit der Waarenanalyse, d. h. der Analyse des Waarenkapitals. 77/. Die Späteren.41 ) Ricardo reproducirt ziemlich wörtlich A. Smith's Theorie: „Man muß darüber einverstanden sein, daß alle Produkte eines Landes konsumirt werden, aber es macht den denkbar größten Unterschied, ob sie konsu mirt werden durch solche die einen andren Werth reproduciren oder durch solche die dies nicht thun. Wenn wir sagen, Revenue wird aufge spart und zum Kapital geschlagen, so meinen wir damit, daß der zum Kapital geschlagne Theil der Revenue durch produktive Arbeiter kon sumirt wird, statt durch unproduktive." (Principles, p. 163.)( |384| In der That hat Ricardo A. Smith's Theorie über die Auflösung des Waarenpreises in Arbeitslohn und Mehrwerth (oder variables Kapital und Mehrwerth) völlig acceptirt. Worüber er mit ihm streitet ist 1) über die Bestandtheile des Mehrwerths: er eliminirt die Grundrente als noth- wendiges Element desselben; 2) Ricardo zerfällt den Waarenpreis in diese Bestandtheile. Die Werthgröße ist also das Prius. Die Summe der Be standtheile ist als gegebne Größe vorausgesetzt, von ihr wird ausgegan gen, nicht wie A. Smith oft umgekehrt und im Gegensatz zu seiner eignen tiefern Einsicht thut, die Werthgröße der Waare post festum durch Ad dition der Bestandtheile hervorgebracht. Ramsay bemerkt gegen Ricardo: „Ricardo vergißt, daß das ganze Pro dukt nicht nur zwischen Arbeitslohn und Profit sich vertheilt, sondern daß auch ein Theil nöthig ist zum Ersatz des fixen Kapitals." (An Essay on the Distribution of Wealth. Edinburgh 1836, p. 174.) Ramsay versteht unter fixem Kapital dasselbe, was ich unter konstantem verstehe: „fixes Kapital existirt in einer Form, in der es zwar zur Herstellung der in Arbeit begriffnen Waare beiträgt aber nicht zum Unterhalt der Arbeiter." (p. 53.) 4 I) Von hieran bis Ende des Kapitels Zusatz aus Manuskript I I. 362 Neunzehntes Kapitel · Frühere Darstellungen des Gegenstandes A. Smith sträubte sich gegen die nothwendige Konsequenz seiner Auf lösung des Waarenwerths, also auch des Werths des gesellschaftlichen Jahresprodukts, in Arbeitslohn und Mehrwerth, also in bloße Revenue: die Konsequenz, daß alsdann das ganze Jahresprodukt verzehrt werden könne. Es sind nie die originellen Denker, welche die absurden Konse quenzen ziehn. Sie überlassen das den Says und MacCullochs. Say macht sich die Sache in der That leicht genug. Was für den Einen Kapitalvorschuß, ist für den Andern Revenue und Nettoprodukt oder war es; der Unterschied zwischen Brutto- und Netto-Produkt ist rein subjektiv, und „so hat sich der Gesammtwerth aller Produkte in der Gesellschaft als Revenue vertheilt." (Say, Traite d'Écon. Pol. 1817. II, p. 69.) „Der Gesammtwerth eines jeden Produkts setzt sich zusammen aus den Profiten der Grundbesitzer, der Kapitalisten und der Gewerb- fleißigen", (der Arbeitslohn figurirt hier als profits des industrieux!) „die zu seiner Herstellung beigetragen haben. Dies macht, daß die Revenue der Gesellschaft gleich ist dem producirten Bruttowerth, nicht wie die Sekte der Oekonomisten" (die Physiokraten) „meinten, nur gleich dem Nettoprodukt des Bodens." (p. 63.) | 13851 Diese Entdeckung Say's hat u. A. auch Proudhon sich angeeignet. Storch, der ebenfalls A. Smith's Doktrin im Princip acceptirt, findet jedoch, daß Say's Nutzanwendung nicht haltbar ist. „Wenn man zugibt, daß die Revenue einer Nation ihrem Bruttoprodukt gleich ist, d. h. kein Kapital" (soll heißen kein konstantes Kapital) „in Abzug zu bringen ist, so muß man auch zugeben, daß diese Nation den ganzen Werth ihres jährlichen Produkts unproduktiv verzehren kann, ohne ihrer künftigen Revenue den geringsten Abbruch zu thun ... Die Produkte, die das" (konstante) „Kapital einer Nation ausmachen, sind nicht konsumabel." (Storch, Considérations sur la nature du revenu national. Paris 1824. p. 150.) Wie aber die Existenz dieses konstanten Kapitaltheils mit der von ihm angenommenen Smith'schen Preisanalyse stimmt, wonach der Waaren werth nur Arbeitslohn und Mehrwerth, aber keinen konstanten Kapital theil enthält, hat Storch vergessen zu sagen. Es wird ihm nur vermittelst Say klar, daß diese Preisanalyse zu absurden Resultaten führt, und sein eignes letztes Wort hierüber lautet: „daß es unmöglich ist, den nothwen digen Preis in seine einfachsten Elemente aufzulösen". (Cours d'Écon. Pol. Pétersbourg 1815. I I, p. 140.) Sismondi, der sich besonders mit dem Verhältniß von Kapital und Revenue zu schaffen, und in der That die besondre Fassung dieses Ver hältnisses zur differentia specifica seiner Nouveaux Principes macht, hat nicht ein wissenschaftliches Wort gesagt, nicht ein Atom zur Klärung des Problems beigetragen. 363 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Barton, Ramsay und Cherbuliez machen Versuche, über die Smith'sche Fassung hinauszugehn. Sie scheitern, weil sie von vornherein das Pro blem einseitig stellen, indem sie den Unterschied von konstantem und variablem Kapitalwerth nicht klar abschälen von dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital. Auch John Stuart Mill reproducirt mit gewohnter Wichtigthuerei die von A. Smith auf seine Nachfolger vererbte Doktrin. Resultat: Die Smith'sche Gedankenwirre existirt fort bis zur Stunde, und sein Dogma bildet orthodoxen Glaubensartikel der politischen Oekonomie. | |386| ZWANZIGSTES KAPITEL. Einfache Reproduktion. I. Stellung der Frage. Betrachten4 2' wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals - also des Gesammtkapitals, wovon die individuellen Kapitale nur Bruchstücke bilden, deren Bewegung sowohl ihre individuelle Bewegung ist, wie gleichzeitig integrirendes Glied der Bewegung des Gesammtka pitals - in ihrem Resultat, d. h. betrachten wir das Waarenprodukt, wel ches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so muß sich zeigen, wie der Reproduktionsproceß des gesellschaftlichen Kapitals von statten geht, welche Charaktere diesen Reproduktionsproceß vom Reprodukti onsproceß eines individuellen Kapitals unterscheiden, und welche Cha raktere beiden gemeinsam sind. Das Jahresprodukt umschließt sowohl die Theile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Theile, welche dem Konsumti onsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produktive wie die individuelle Konsumtion. Sie um schließt ebensowohl die Reproduktion (d. h. Erhaltung) der Kapitalisten klasse und der Arbeiterklasse, daher auch die Reproduktion des kapita listischen Charakters des gesammten Produktionsprocesses. Es ist offenbar die Cirkulationsfigur W '- < ( G -W P W' , die wir zu analysiren haben, und zwar spielt die Konsumtion nothwendig eine Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W' = W + w, das Waarenkapital, 4 2) Aus Manuskript I I. 364 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion ... W ' - G ' -W schließt sowohl den konstanten und variablen Kapitalwerth ein wie den Mehrwerth. Seine Bewegung umfaßt daher ebensowohl die individuelle Konsumtion wie die produktive. Bei den Kreisläufen G -W ... P ... W ' - G' und P ... P ist die ||387| Bewegung des Kapitals Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die Konsumtion einschließt, da die Waare, das Produkt, verkauft werden muß. Dies aber als geschehn vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die Bewegung des Einzelkapitals, was weiter aus dieser Waare wird. Dagegen sind bei der Bewegung von W ' . . . W' die Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion gerade daraus erkennbar, daß nachgewiesen werden muß, was aus jedem Werththeil dieses Gesammtprodukts W' wird. Der gesammte Reproduk tionsproceß schließt hier den durch die Cirkulation vermittelten Kons- umtionsproceß ebensosehr ein, wie den Reproduktionsproceß des Kapi tals selbst. Und zwar ist der Reproduktionsproceß für unsern vorliegenden Zweck zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Werth- wie des Stoffersatzes der einzelnen Bestandtheile von W'. Wir können uns jetzt nicht mehr begnügen, wie bei Analyse des Produktenwerths des einzelnen Kapitals, mit der Voraussetzung, daß der einzelne Kapitalist die Bestandtheile sei nes Kapitals durch Verkauf seines Waarenprodukts erst in Geld umsetzen und dann durch Wiederkauf der Produktionselemente auf dem Waaren- markt in produktives Kapital rückverwandeln kann. Jene Produktions elemente, soweit sie sachlicher Natur, bilden ebensowohl einen Bestand theil des gesellschaftlichen Kapitals, wie das individuelle fertige Produkt, das sich gegen sie austauscht und sich durch sie ersetzt. Andrerseits bildet die Bewegung des Theils des gesellschaftlichen Waarenprodukts, das vom Arbeiter in Verausgabung seines Arbeitslohns und vom Kapitalisten in Verausgabung des Mehrwerths verzehrt wird, nicht nur ein integrirendes Glied der Bewegung des Gesammtprodukts, sondern sie verschlingt sich mit der Bewegung der individuellen Kapitale, und ihr Vorgang kann da her nicht dadurch erklärt werden, daß man ihn einfach voraussetzt. Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Werth nach aus dem jährlichen Pro dukt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerths durch die Kapitalisten, und des Ar beitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also zunächst um die R e produktion auf einfacher Stufenleiter. Ferner wird unterstellt nicht nur, daß die Produkte ihrem Werth nach sich austauschen, sondern auch daß keine Werthrevolution in den Bestandtheilen des produktiven Kapitals vorgehe. Soweit die Preise von den Werthen abweichen, kann dieser | 13881 Umstand übrigens auf die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals 365 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals keinen Einfluß ausüben. Es tauschen sich nach wie vor im Ganzen die selben Massen Produkte aus, obgleich die einzelnen Kapitalisten dabei in Werthverhältnissen betheiligt sind, die nicht mehr proportionell wären ihren respektiven Vorschüssen und den von Jedem von ihnen einzeln producirten Mehrwerthmassen. Was aber Werthrevolutionen angeht, so ändern sie nichts an den Verhältnissen zwischen den Werthbestandtheilen des jährlichen Gesammtprodukts, soweit sie allgemein und gleichmäßig vertheilt sind. Soweit sie dagegen partiell und nicht gleichmäßig vertheilt sind, stellen sie Störungen dar, welche erstens als solche nur verstanden werden können, soweit sie als Abweichungen von gleichbleibenden Werth verhältnissen betrachtet werden; zweitens aber, wenn das Gesetz nachge wiesen, wonach ein Werththeil des jährlichen Produkts konstantes, ein andrer variables Kapital ersetzt, so würde eine Revolution, sei es im Werth des konstanten, sei es des variablen Kapitals, an diesem Gesetz nichts ändern. Sie würde nur die relative Größe der Werththeile ändern, die in der einen oder andern Qualität fungiren, weil an die Stelle der ursprünglichen Werthe andre Werthe getreten wären. So lange wir die Werthproduktion und den Produktenwerth des K a pitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Waarenprodukts für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie ζ. B. aus Maschinen bestand oder aus Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen. Womit wir es zu thun hatten, war der unmittelbare Produktionsproceß selbst, der auf jedem Punkt als Proceß eines individuellen Kapitals sich darstellt. Soweit die Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, genügte es zu unterstellen, daß innerhalb der Cirkulationssphäre der Theil des Waarenprodukts, welcher Kapitalwerth darstellt, die Gelegenheit findet sich in seine Produktionselemente, und daher in seine Gestalt als pro duktives Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen, daß Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte die Waaren vorfinden, wor in sie Arbeitslohn und Mehrwerth verausgaben. Diese nur formelle Manier der Darstellung genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesell schaftlichen Gesammtkapitals und seines Produktenwerths. Die Rück verwandlung eines Theils des Produktenwerths in Kapital, das Eingehn eines andern Theils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten - wie der ||389| Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produkten werths selbst, worin das Gesammtkapital resultirt hat; und diese Bewe gung ist nicht nur Werthersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher eben sosehr bedingt durch das gegenseitige Verhältniß der Werthbestandtheile des gesellschaftlichen Produkts, wie durch ihren Gebrauchswerth, ihre stoffliche Gestalt. 366 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion D i e4 3' einfache Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter er scheint insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiter ter Stufenleiter eine befremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhält nisse, worin producirt wird, nicht absolut gleichbleiben (und dies ist vorausgesetzt) in verschiednen Jahren. Die Voraussetzung ist, daß ein gesellschaftliches Kapital von gegebnem Werth, wie im vorigen Jahr so in diesem, dieselbe Masse Waarenwerthe wieder liefert, und dasselbe Quan tum Bedürfnisse befriedigt, obgleich die Formen der Waaren sich im R e produktionsproceß ändern mögen. Indeß, soweit Akkumulation stattfin det, bildet die einfache Reproduktion stets einen Theil derselben, kann also für sich betrachtet werden, und ist ein realer F a k t or der Akkumu lation. Der Werth des jährlichen Produkts kann abnehmen, obgleich die Masse der Gebrauchswerthe gleichbleibt; der Werth kann derselbe blei ben, obgleich die Masse der Gebrauchswerthe abnimmt; Werthmasse und Masse der reproducirten Gebrauchswerthe können gleichzeitig abneh men. Alles dies kömmt darauf hinaus, daß die Reproduktion entweder unter günstigem Umständen als vorher stattfindet, oder unter erschwe renden, welche letztre in eine unvollkommne Reproduktion - mangel hafte - resultiren können. Alles dies kann nur die quantitative Seite der verschiednen Elemente der Reproduktion berühren, nicht aber die Rolle, die sie als reproducirendes Kapital oder als reproducirte Revenue in dem Gesammtproceß spielen. //. Die zwei Abtheilungen der gesellschaftlichen Produktion.44' Das Gesammtprodukt, also auch die Gesammtproduktion, der Gesell schaft zerfällt in zwei große Abtheilungen: | 139011. Produktionsmittel, Waaren, welche eine F o rm besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehn müssen oder wenigstens ein gehn können. II. Konsumtionsmittel, Waaren, welche eine F o rm besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse ein gehn. In jeder dieser Abtheilungen bilden sämmtliche verschiedne, ihr ange- hörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel. 4 3) Aus Manuskript V I I I. 4 4) Im Wesentlichen aus Manuskript I I. D as Schema aus Manuskript V I I I. 367 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesammte K a pital bildet eine besondre große Abtheilung des gesellschaftlichen Kapi tals. In jeder Abtheilung zerfallt das Kapital in zwei Bestandtheile: 1) Variables Kapital. Dies, dem Werth nach betrachtet, ist gleich dem Werth der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne. Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich bethätigenden Arbeits kraft selbst, d. h. aus der von diesem Kapitalwerth in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit. 2) Konstantes Kapital, d. h. den Werth aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeits vieh etc.; und in cirkulirendes konstantes Kapital: Produktionsmateriali en, wie R o h- und Hülfsstoffe, Halbfabrikate etc. Der Werth des mit Hülfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abthei lungen erzeugten gesammten Jahresprodukts zerfällt in einen Werththeil, der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Werth nach auf das Produkt nur übertragne konstante Kapital c darstellt, und in den durch die gesammte Jahresarbeit zugesetzten Werththeil. Dieser letztre zerfallt wieder in den Ersatz des vorgeschoßnen variablen Kapitals ν und in den Ueberschuß darüber, der den Mehrwerth m bildet. Wie der Werth jeder einzelnen Waare, so zerfällt also auch der des gesammten Jahresprodukts jeder Abtheilung in c + ν + m. Der Werththeil c, der das in der Produktion verzehrte konstante K a­ pital darstellt, deckt sich nicht mit dem Werth des in der Produktion angewandten konstanten Kapitals. Die Produktionsstoffe sind zwar ganz verzehrt, und ihr Werth ist daher ganz auf das Produkt übertragen. | |391| Aber nur ein Theil des angewandten fixen Kapitals ist ganz verzehrt, sein Werth daher auf das Produkt übergegangen. Ein andrer Theil des fixen Kapitals, Maschinen, Gebäude etc. existirt und fungirt fort, nach wie vor, wenn auch mit durch den Jahresverschleiß vermindertem Werth. Dieser fortfungirende Theil des fixen Kapitals existirt nicht für uns, wenn wir den Produktenwerth betrachten. Er bildet einen, von diesem neu- producirten Waarenwerth unabhängigen, neben ihm vorhandnen Theil des Kapitalwerths. Dies zeigte sich bereits bei Betrachtung des Produk tenwerths eines Einzelkapitals (Buch I, K a p. V I, S. 192). Hier müssen wir jedoch vorläufig von der dort angewandten Betrachtungsweise abstrahi- ren. Wir sahen bei Betrachtung des Produktenwerths des Einzelkapitals, daß der dem fixen Kapital durch Verschleiß entzogne Werth sich auf das während der Verschleißzeit erzeugte Waarenprodukt überträgt, einerlei 368 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion ob ein Theil dieses fixen Kapitals während dieser Zeit in natura aus diesem übertragnen Werth ersetzt wird oder nicht. Dagegen sind wir hier, bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts und seines Werths, genöthigt, wenigstens vorläufig von dem, durch Verschleiß von fixem Kapital während des Jahrs auf das Jahresprodukt übertragnem Werththeil zu abstrahiren, soweit dies fixe Kapital nicht während des Jahrs auch wieder in natura ersetzt worden ist. In einem spätem Ab schnitt dieses Kapitels werden wir dann diesen Punkt getrennt erörtern. F ür unsre Untersuchung der einfachen Reproduktion wollen wir fol gendes Schema zu Grunde legen, worin c = konstantes Kapital, ν = va­ riables Kapital, m = Mehrwerth ist, und das Verwerthungsverhältniß ™ zu 100 % angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, Fran ken oder Pfund Sterling bedeuten. I. Produktion von Produktionsmitteln: Kapital Waarenprodukt 4000c + 1 0 0 0v = 5000. 4 0 0 0c + 1 0 0 0v + 1 0 0 0m = 6000, existirend in Produktionsmitteln. I I. Produktion von Konsumtionsmitteln: Kapital Waarenprodukt 2 0 0 0c + 5 0 0v = 2500. 2 0 0 0c + 5 0 0v + 5 0 0m = 3000, existirend in Konsumtionsmitteln. | |392| Rekapitulirt, jährliches Gesammt-Waarenprodukt: L ' 4 0 0 0c + 100Ov + 1 0 0 0m = 6000 Produktionsmittel. 5 0 0m = 3000 Konsumtionsmittel. II. 2000c + 5 0 0v + Gesammtwerth = 9000, wovon das in seiner Naturalform fortfungirende fixe Kapital nach der Voraussetzung ausgeschlossen ist. Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also der ganze Mehrwerth unproduktiv konsumirt wird, nothwendigen Umsätze untersuchen, und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldcirkulation un beachtet lassen, so ergeben sich uns von vornherein drei große Anhalts punkte. 1) Die 500ν, Arbeitslohn der Arbeiter, und die 5 0 0m, Mehrwerth der Kapitalisten der Abtheilung I I, müssen in Konsumtionsmitteln veraus gabt werden. Aber ihr Werth existirt in den Konsumtionsmitteln zum Werth von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abtheilung II, die vorgeschoßnen 5 0 0v ersetzen und die 5 0 0m repräsentiren. Arbeitslohn und Mehrwerth der Abtheilung II werden also innerhalb Abtheilung II gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Ge- sammtprodukt ( 5 0 0v + 5 0 0m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln. 369 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals 2) Die 1000γ + 1 0 0 0m der Abtheilung I müssen ebenfalls in Konsum tionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abtheilung I I. Sie müssen sich also austauschen gegen den von diesem Produkt noch üb rigen, dem Belauf nach gleichen, konstanten Kapitaltheil 2 0 0 0c. Dafür erhält Abtheilung II einen gleichen Betrag von Produktionsmitteln, Pro dukt von I, worin der Werth der 1 0 0 0v + 1 0 0 0m von I verkörpert. Damit verschwinden aus der Rechnung 2000 I IC und ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) I. 3) Es bleiben noch 4000 Ic. Diese bestehn in Produktionsmitteln, die nur in Abtheilung I vernutzt werden können, zum Ersatz ihres verzehrten konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Austausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden, wie die ( 5 0 0v + 5 0 0m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und Kapitalisten, resp. zwischen den einzelnen Kapitalisten von I I. Dies einstweilen nur zum bessern Verständniß des Nachfolgenden. | 13931 III. Der Umsatz zwischen den beiden Abtheilungen: I(v + m) gegen IIC 45) Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen. ( 1 0 0 0γ + 1 0 0 0m) I - diese Werthe, die in den Händen ihrer Producenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehn, tauschen sich aus gegen 2000 I IC, gegen Werthe, die unter der Naturalform von Konsum tionsmitteln bestehn. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstan tes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine Form, worin es von neuem als F a k t or des Arbeitsprocesses und für die Ver werthung als konstanter Kapitalwerth fungiren kann. Andrerseits ist da durch das Aequivalent für die Arbeitskraft in I (1000 Iv) und der Mehr werth der Kapitalisten I (1000 Im) realisirt in Konsumtionsmitteln; beide sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform, worin sie als Revenue verzehrt werden können. Dieser wechselseitige Umsatz kommt aber zustande durch eine GeId- cirkulation, die ihn ebensosehr vermittelt wie sie sein Verständniß er schwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitaltheil immer von neuem in Geldform auftreten muß, als Geldkapital, das sich aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muß in allen auf der ganzen Peripherie der Gesellschaft gleichzeitig neben einander betriebnen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II an gehören, in Geldform vorgeschossen werden. Der Kapitalist kauft die 4 5) Von hier an wieder Manuskript V I I I. 370 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Arbeitskraft, ehe sie in den Produktionsproceß eintritt, zahlt sie aber erst in verabredeten Terminen, nachdem sie schon verausgabt ist in der Pro duktion von Gebrauchswerth. Wie der übrige Werththeil des Produkts, gehört ihm auch der Theil desselben, der nur ein Aequivalent für das in Zahlung der Arbeitskraft verausgabte Geld ist, der den variablen Kapi talwerth repräsentirende Werththeil des Produkts. In diesem Werththeil selbst hat der Arbeiter ihm das Aequivalent für seinen Arbeitslohn be reits geliefert. Es ist aber die Rückverwandlung der Waare in Geld, ihr Verkauf, die dem Kapitalisten sein variables Kapital wieder herstellt als Geldkapital, das er von neuem in Ankauf der Arbeitskraft vorschießen kann. | ¡394¡In Abtheilung I hat der Gesammtkapitalist also 1000 £ (ich sage £, bloß um zu bezeichnen, daß es Werth in Geldform ist) = 1 0 0 0v an die Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Theil existirenden Werththeil des Produkts I, d. h. der von ihnen producirten Produktionsmittel. Die Ar beiter kaufen mit diesen 1000 £ für selben Werth Konsumtionsmittel von den Kapitalisten I I, und verwandeln so eine Hälfte des konstanten K a pitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 £ Produktionsmittel zum Werth von 1000 von den Kapitalisten I; damit ist für diese letztern der variable Kapitalwerth = 1 0 0 0v, der als Theil ihres Produkts in der Naturalform von Produktionsmitteln bestand, wieder in Geld verwandelt, und kann jetzt in der Hand der Kapitalisten I von neuem als Geldkapital fungiren, das in Arbeitskraft, also in das wesent lichste Element des produktiven Kapitals, umgesetzt wird. Auf diesem Weg strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, in Folge der Realisation eines Theils ihres Waarenkapitals. Was aber das Geld betrifft, das nöthig ist für den Umsatz des m-Theils des Waarenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapital t e i ls II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden. In der Wirklichkeit umschließt diese Cirkulation eine zahllose Masse einzelner Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren muß, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandnen Geldkapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umge kehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe, nicht Kapitalausgabe, bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapita listen der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräthe - sei es für Kapi talvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue - müssen, wie schon oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem 371 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vor ausgesetzt werden. Unterstellen wir - die Proportion ist dabei ganz gleichgültig für unsern Zweck - die Hälfte des Geldes werde von den Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten Kapitals im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, die andre Hälfte von den Kapitalisten I für Konsumtion verausgabt, so: Abtheilung II schießt 500 £ vor und | 13951 kauft damit von I Produktionsmittel, hat damit (inclusive der obi gen, von den Arbeitern I herrührenden 1000 £) 3A ihres konstanten K a pitals in natura ersetzt; Abtheilung I kauft mit den so erhaltnen 500 £ Konsumtionsmittel von II und hat damit für die Hälfte des aus m be stehenden Theils ihres Waarenkapitals die Cirkulation w-g-w beschrie ben, dies ihr Produkt realisirt in Konsumtionsfonds. Durch diesen zwei ten Proceß kehren die 500 £ in die Hände von II zurück als Geldkapital, das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. Andrerseits anticipirt I für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden Theils m seines Waarenkapitals - vor dem Verkauf desselben - Geldausgabe zum Betrag von 500 £ für Ankauf von Konsumtionsmitteln I I. Mit denselben 500 £ kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein ganzes konstantes Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt, während I seinen ganzen Mehrwerth in Konsumtionsmitteln realisirt hat. Im ganzen hätte ein Umsatz von Waaren zum Belauf von 4000 £ stattgefunden mit einer Geldcirkulation von 2000 £, eine Größe der letztren, die nur heraus kommt, weil das gesammte Jahresprodukt als auf einmal in wenigen gro ßen Quoten umgesetzt dargestellt wird. Das Wichtige hierbei ist nur der Umstand, daß II nicht nur sein in Form von Konsumtionsmitteln re- producirtes konstantes Kapital wieder in die Form von Produktionsmit teln umgesetzt, sondern außerdem die 500 £, die es im Ankauf von Pro duktionsmitteln der Cirkulation vorgeschossen, ihm zurückkehren; und daß ebenso I nicht nur sein variables Kapital, das es in Form von Pro duktionsmitteln reproducirt, wieder in Geldform besitzt, als Geldkapital, das von neuem direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, sondern daß ihm außerdem die 500 £ zurückströmen, die es, vor Verkauf des Mehrwerth- theils seines Kapitals, anticipirend im Ankauf von Konsumtionsmitteln verausgabt. Sie strömen ihm aber zurück, nicht durch die stattgehabte Verausgabung, sondern durch den nachfolgenden Verkauf eines, seinen halben Mehrwerth tragenden Theils seines Waarenprodukts. In beiden Fällen wird nicht nur das konstante Kapital von II wieder umgesetzt aus der Produktform in die Naturalform von Produktions mitteln, worin es allein als Kapital fungiren kann; und ebenso wird nicht nur der variable Kapitaltheil von I in Geldform, und der Mehrwerththeil der Produktionsmittel I in konsumable, als Revenue verzehrbare Form 372 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion umgesetzt. Sondern außerdem strömen an II die 500 £ Geldkapital zu rück, ||396| die es im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, be vor es den entsprechenden, sie kompensirenden Werththeil des konstan ten Kapitals - vorhanden in F o rm von Konsumtionsmitteln - verkauft hat; und ferner an I die 500 £, die es im Ankauf von Konsumtionsmitteln anticipando verausgabt hat. Wenn an II das auf Rechnung des konstan ten Theils seines Waarenprodukts vorgeschoßne, und an I das auf Rech nung eines Mehrwerththeils seines Waarenprodukts vorgeschoßne Geld zurückströmt, so nur, weil die eine Klasse Kapitalisten außer dem in Waarenform II existirenden konstanten Kapital, die andre außer dem in Waarenform I existirenden Mehrwerth noch je 500 £ Geld in Cirkulation geworfen. Sie haben sich schließlich wechselseitig vollständig bezahlt durch den Austausch ihrer resp. Waarenäquivalente. Das Geld, das sie über die Werthbeträge ihrer Waaren hinaus in Cirkulation geworfen, als Mittel dieses Waarenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Cirkula tion zurück, pro rata der Quote davon, die jedes von beiden in Cirku lation geworfen. Sie sind dadurch um keinen Deut reicher geworden. II besaß ein konstantes Kapital = 2000 in F o rm von Konsumtionsmitteln + 500 in Geld; es besitzt jetzt 2000 in Produktionsmitteln und 500 in Geld wie vorher; ebenso I besitzt, wie vorher, einen Mehrwerth von 1000 (aus Waaren, Produktionsmitteln, jetzt verwandelt in Konsumtionsfonds) + 500 in Geld, wie vorher. - Es folgt allgemein: Von dem Geld, das die industriellen Kapitalisten in Cirkulation werfen zur Vermittlung ihrer eig nen Waarencirkulation, sei es nun auf Konto des konstanten Werththeils der Waare, oder des in den Waaren existirenden Mehrwerths, soweit er als Revenue verausgabt wird, kehrt so viel zurück in die Hände der re- spektiven Kapitalisten, als sie für die Geldcirkulation vorgeschossen. Was die Rückverwandlung des variablen Kapitals der Klasse I in Geld form betrifft, so existirt es für die Kapitalisten I, nachdem sie es in Ar beitslohn ausgelegt haben, zunächst in der Waarenform, worin es ihnen die Arbeiter geliefert haben. Sie haben es in Geldform diesen letztren als den Preis ihrer Arbeitskraft ausgezahlt. Sie haben sofern den Werthbe- standtheil ihres Waarenprodukts bezahlt, der gleich diesem in Geld aus gelegten variablen Kapital. Dafür sind sie Eigner auch dieses Theils des Waarenprodukts. Aber der von ihnen angewandte Theil der Arbeiter klasse ist kein Käufer der von ihm selbst producirten Produktionsmittel; | 13971 er ist Käufer der von II producirten Konsumtionsmittel. Das bei der Zahlung der Arbeitskraft in Geld vorgeschoßne variable Kapital kehrt also nicht direkt an die Kapitalisten I zurück. Es geht durch die Käufe der Arbeiter über in die Hände der kapitalistischen Producenten der, dem Arbeiterkreis nothwendigen und überhaupt zugänglichen Waaren, also in 373 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals die Hände der Kapitalisten I I, und erst indem diese das Geld zum An kauf von Produktionsmitteln verwenden - erst auf diesem Umweg kehrt es zurück in die Hände der Kapitalisten I. Es ergibt sich, daß bei einfacher Reproduktion die Werthsumme ν + m des Waarenkapitals I (also auch ein entsprechender proportioneller Theil des Gesammtwaarenprodukts I) gleich sein muß dem, ebenfalls als pro portioneller Theil des gesammten Waarenprodukts der Klasse II ausge- schiednen, konstanten Kapital I IC; oder I (v + m) = Hc- IV. Der Umsatz innerhalb Abtheilung II. Nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel. Vom Werth des Waarenprodukts der Abtheilung II sind nun noch zu untersuchen die Bestandtheile ν + m. Ihre Betrachtung hat nichts zu thun mit der wichtigsten Frage, die uns hier beschäftigt: in wie fern nämlich die Zerfallung des Werths jedes individuellen kapitalistischen Waaren produkts in c + ν + m, wenn auch durch verschiedne Erscheinungsform vermittelt, ebenfalls gilt für den Werth des jährlichen Gesammtprodukts. Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von I (v + m) gegen I IC einer seits, durch die für später vorbehaltne Untersuchung der Reproduktion von Ic im jährlichen Waarenprodukt I andrerseits. Da I I (V + m) m der Naturalform von Konsumtionsartikeln existirt; da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßne variable Kapital von selben im Ganzen und Großen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muß, und da der Werththeil m der Waaren, bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmitteln als Revenue verausgabt wird, so ist prima facie klar, daß die Arbeiter II mit dem von den K a pitalisten II erhaltnen Arbeitslohn einen Theil ihres eignen Produkts - entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltnen Geldwerths - wiederkaufen. Dadurch verwandelt die Kapitalistenklasse II ||398| ihr in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßnes Geldkapital zurück in Geld form; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in bloßen Werth marken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Werthmarken realisiren durch K a uf eines Theils des von ihnen producirten und den Kapitalisten ge hörigen Waarenprodukts, würden diese Werthmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren, bloß daß hier die Marke Werth nicht nur vorstellt, sondern in ihrer goldnen oder silbernen Leiblichkeit besitzt. Diese Sorte Rückfluß des in Geldform vorgeschoßnen variablen Kapitals durch den Proceß, worin die Arbeiterklasse als Käufer und die Kapita listenklasse als Verkäufer erscheint, werden wir später näher untersuchen. Hier aber handelt es sich um einen andern Punkt, der bei diesem Rück fluß des variablen Kapitals zu seinem Ausgangspunkt zu erörtern ist. 374 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Die Kategorie II der jährlichen Waarenproduktion besteht aus den mannigfaltigsten Industriezweigen, die aber - mit Bezug auf ihre Pro dukte - in zwei große Unterabtheilungen zerfallt werden können: a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehn und, soweit sie nothwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität und dem Werth nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen Theil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Unter abtheilung können wir für unsern Zweck zusammenfassen unter der R u brik: Nothwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig ob ein solches Produkt, wie ζ. B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein nothwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, daß es ge wohnheitsmäßig ein solches. b) LwxMs-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalisten klasse eingehn, also nur gegen verausgabten Mehrwerth umgesetzt wer den können, der dem Arbeiter nie zufallt. Bei der ersten Rubrik ist klar, daß das in der Produktion der ihr angehörigen Waarensorten vorge schoßne variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muß an den Theil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten I I a ), welche diese nothwendigen Lebensmittel producirt. Sie verkaufen sie an ihre eignen Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals. Dieser Rückfluß ist direkt mit Bezug auf diese ganze Unterab theilung a der Kapitalistenklasse I I, so zahlreich auch die Transaktionen zwischen den Kapitalisten der verschiednen betheiligten Industriezweige sein mögen, ||399| wodurch dies rückfließende variable Kapital pro rata vertheilt wird. Es sind Cirkulationsprocesse, deren Cirkulationsmittel di rekt geliefert werden durch das von den Arbeitern ausgegebne Geld. An ders verhält es sich aber mit Unterabtheilung I I b. Der ganze Theil des Werthprodukts mit dem wir es hier zu thun haben, I I b (v + m) besteht unter der Naturalform von Luxusartikeln, d. h. Artikeln, die die Arbei terklasse ebensowenig kaufen kann wie den unter Form von Produkti onsmitteln bestehenden Waarenwerth Iv; obgleich diese Luxusmittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter. Der Rückfluß, wodurch das in dieser Unterabtheilung vorgeschoßne variable Kapital den kapi talistischen Producenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, sondern muß vermittelt sein, ähnlich wie sub Iv. Nehmen wir z. B. an wie oben für die gesammte Klasse I I: ν - 500; m = 500; aber das variable Kapital und der ihm entsprechende Mehr­ werth seien vertheilt wie folgt: Unterabtheilung a, Nothwendige Lebensmittel: ν = 400, m = 400; also eine Waarenmasse in nothwendigen Konsumtionsmitteln zum Werth von 4 0 0v + 4 0 0m = 800, oder 375 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals I Ia ( 4 0 0v+ 4 0 0m). Unterabtheilung b: Luxusmittel zum Werth von 1 0 0v + 1 0 0m = 200, oder I Ib (10Ov + 100m). Die Arbeiter von I Ib haben in Zahlung für ihre Arbeitskraft 100 er halten in Geld, sage 100 £; sie kaufen damit von den Kapitalisten I Ia Konsumtionsmittel zum Betrag von 100. Diese Kapitalistenklasse kauft damit für 100 der Waare I I b, womit den Kapitalisten I Ib ihr variables Kapital in Geldform zurückströmt. In II a existiren bereits 4 0 0v wieder in Geldform in der Hand der K a pitalisten durch Austausch mit ihren eignen Arbeitern; von dem den Mehrwerth darstellenden Theil ihres Produkts ist außerdem der vierte Theil an die Arbeiter I Ib abgetreten und dafür I Ib ( 1 0 0v) in Luxus waaren bezogen worden. 2Is in Luxusmitteln ausgeben, so werden die Kapi-1 Wenn wir nun gleiche verhältnißmäßige Theilung der Revenue-Aus- gabe in nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel bei den Kapitalisten I Ia und I Ib voraussetzen - annehmen, daß beide je 3h in nothwendigen Lebensmitteln, |400|talisten der Unterklasse I Ia ihre Mehrwerths-Revenue von 4 0 0m auslegen zu 3Is in ihren eignen Produkten, nothwendigen Lebensmitteln, also 240; und zu 2h - 160 in Luxusmitteln. Die Kapitalisten der Unter klasse I Ib werden ihren Mehrwerth = 1 0 0m ebenso vertheilen: 3h = 60 auf nothwendige und 2Is = 40 auf Luxusmittel: diese letztren innerhalb ihrer eignen Unterklasse producirt und umgesetzt. Die 160 Luxusmittel, die ( I I a )m erhält, fließen den Kapitalisten I Ia zu wie folgt: Von den ( I I a) 4 0 0m wurden, wie wir sahen, 100 in F o rm von nothwendigen Lebensmitteln ausgetauscht gegen gleichen Betrag von ( I l b ) v, die in Luxusmitteln existiren, und weitere 60 in nothwendigen Lebensmitteln gegen (II b) 6 0m in Luxusmitteln. Die Gesammtrechnung steht dann so: I I a: 4 0 0v + 4 0 0m; I I b: 1 0 0v + 1 0 0m. 1) 4 0 0γ (a) werden aufgegessen von den Arbeitern I I a, von deren Pro­ dukt (nothwendigen Lebensmitteln) sie einen Theil bilden; die Arbeiter kaufen sie von den kapitalistischen Producenten ihrer eignen Abtheilung; Diesen kehrt damit 400 £ Geld zurück, ihr, selbigen Arbeitern in Arbeits lohn gezahlter variabler Kapitalwerth von 400; womit sie Arbeitskraft von neuem kaufen können. 2) Ein Theil der 4 0 0m (a), gleich den 1 0 0v (b), also 1U des Mehrwerths (a), wird realisirt in Luxusartikeln wie folgt: Die Arbeiter (b) erhielten von den Kapitalisten ihrer Abtheilung (b) in Arbeitslohn 100 £; sie kau fen damit 1U von m (a), d. h. Waaren, die in nothwendigen Lebensmitteln 376 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion bestehn; die Kapitalisten von a kaufen mit diesem Geld zum selben Werthbelauf Luxusartikel = 1 0 0v (b), d. h. eine Hälfte der ganzen Luxus produktion. Damit kehrt den Kapitalisten b ihr variables Kapital in Geldform zurück und sie können durch Erneuerung des Ankaufs der Arbeitskraft ihre Reproduktion von neuem beginnen, da das ganze kon stante Kapital der Gesammtklasse II schon ersetzt ist durch den Aus tausch von I (v + m) gegen I IC. Die Arbeitskraft der Luxusarbeiter ist also nur dadurch neu verkäuflich, daß der als Aequivalent für ihren Arbeits lohn geschaffne Theil ihres eignen Produkts, von den Kapitalisten I Ia in ihren Konsumtionsfonds gezogen, vermöbelt wird. (Dasselbe gilt für den Verkauf der Arbeitskraft sub I; da das I IC, wogegen sich I (v + m) aus tauscht, sowohl aus Luxusmitteln wie nothwendigen Lebensmitteln be steht und was durch I (v + m) erneuert ¡4011 wird, sowohl die Produkti onsmittel der Luxus- wie der nothwendigen Lebensmittel ausmacht.) 3) Wir kommen nun zum Austausch zwischen a und b, soweit er nur Austausch der Kapitalisten der beiden Unterabtheilungen. Durch das Bisherige ist erledigt das variable Kapital ( 4 0 0v) und ein Theil des Mehr werths (100m) in a und das variable Kapital ( 1 0 0v) in b. Wir nahmen ferner an als Durchschnittsverhältniß der kapitalistischen Revenue-Aus- gabe in beiden Klassen 2Is für Luxus und 3h für nothwendige Lebensbe dürfnisse. Außer den bereits für Luxus ausgegebnen 100 entfallt daher auf die ganze Unterklasse a noch 60 für Luxus und im selben Verhältniß, d. h. 40, auf b. (Ila)m wird also vertheilt auf 240 für Lebensmittel und 160 für Lu xusmittel = 240 + 160 = 4 0 0m (Ha). (II b) m vertheilt sich in 60 für Lebensmittel und 40 für Luxus: 60 + 40 = 1 0 0m ( I I b ). Die letzten 40 konsumirt diese Klasse aus ihrem eignen Produkt (2Is ihres Mehrwerths); die 60 für Lebensmittel erhält sie dadurch, daß sie 60 ihres Mehrprodukts für 6 0m (a) austauscht. Wir haben also für die ganze Kapitalistenklasse II (wobei ν + m bei Unterabtheilung a in nothwendigen Lebensmitteln existirt, bei b in Lu­ xusmitteln): I Ia ( 4 0 0v + 4 0 0m) + I Ib ( 1 0 0v + 1 0 0m) = 1000; durch die Bewegung so realisirt: 5 0 0v (a + b) (realisirt in 4 0 0v (a) und 1 0 0m (a)) + 5 0 0m (a + b) (realisirt in 3 0 0m (a) + 1 0 0v (b) + 1 0 0m (b)) = 1000. Für a und b, jedes für sich betrachtet, erhalten wir die Realisation: a) b) ν 40Ov (a) , m 240m (a) + 1 0 0v (b) + 6 0m (b) = 800 100v(a) 60m (a) + 4 0v (b) = 200 = 1000 377 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Halten wir der Einfachheit halber dasselbe Verhältniß zwischen vari ablem und konstantem Kapital fest (was beiläufig durchaus nicht nö thig), so kommt auf 4 0 0v (a) ein konstantes Kapital = 1600, und auf 100y (b) ein konstantes Kapital = 400, und wir haben für II folgende zwei Abtheilungen a und b: | |402| I I a) 1 6 0 0c + 4 0 0v + 4 0 0m = 2400. I I b) 4 0 0c + 1 0 O v+ 1 0 0m = 600. und zusammen: 2 0 0 0c + 5 0 0v + 5 0 0m = 3000. Dem entsprechend sind von den 2000 I IC in Konsumtionsmitteln, die ausgetauscht werden gegen 2000 I (v + m), 1600 ungesetzt in Produktions mittel von nothwendigen Lebensmitteln und 400 in Produktionsmittel von Luxusmitteln. Die 2000 I(v + m) würden also selbst zerfallen in ( 8 0 0v + 8 0 0m) I für ( 2 0 0v a = 1600 Produktionsmittel nothwendiger Lebensmittel, und + 2 0 0m) I für b = 400 Produktionsmittel für Luxusmittel. Ein bedeutender Theil nicht nur der eigentlichen Arbeitsmittel, son dern auch der R o h- und Hülfsstoffe etc. für beide Abtheilungen ist gleichartig. Was aber die Umsetzungen der verschiednen Werththeile des gesammten Produkts I (v + m) betrifft, so wäre diese Theilung ganz gleich gültig. Sowohl die obigen 800 Iv wie 200 Iv werden dadurch realisirt, daß der Arbeitslohn in Konsumtionsmitteln 1000 I IC verausgabt wird, also das für selben vorgeschoßne Geldkapital gleichmäßig sich bei der Rück kehr vertheilt unter die kapitalistischen Producenten I, ihnen pro rata ihr vorgeschoßnes variables Kapital wieder in Geld ersetzt: andrerseits, was die Realisation der 1000 Im betrifft, so werden auch hier die Kapitalisten gleichmäßig (proportioneil zur Größe ihres m) aus der gesammten zwei ten Hälfte von I IC = 1000, 6 0 0 1 Ia und 4 0 0 1 Ib in Konsumtionsmitteln ziehn; also diejenigen, welche das konstante Kapital von I Ia ersetzen: 480 ( V5) aus 6 0 0c (Ha) und 320 (2Is) aus 4 0 0c ( I I b) = 800; die das kon stante Kapital von I Ib ersetzen: 120 (3/ s) aus 6 0 0c( I I a) und 80 (2Is) aus 4 0 0c ( I I b) = 200. Summa = 1000. Was hier willkürlich ist, sowohl für I wie für I I, ist das Verhältniß des variablen Kapitals zum konstanten, wie die Dieselbigkeit dieses Verhält nisses für I und II und für ihre Unterabtheilungen. Was diese Dieselbig keit angeht, so ist sie nur der Vereinfachung wegen hier angenommen, und die Annahme verschiedner Verhältnisse würde absolut nichts ändern an den Bedingungen des Problems und an seiner Lösung. Was ||403| sich aber als nothwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher R e produktion, ist: 378 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion 1) D aß das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffne neue Werthprodukt der Jahresarbeit (zerfallbar in ν + m) gleich sei dem konstanten Kapitalwerth c des durch den andern Theil der Jahresarbeit hergestellten Produktenwerths, reproducirt in F o rm von Konsumtions­ mitteln. Wäre es geringer als I IC, so könnte II sein konstantes Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Ueberschuß unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, verletzt. 2) D aß bei dem unter F o rm von Konsumtionsmitteln reproducirten Jahresprodukt, das in Geldform vorgeschoßne variable Kapital v, von dessen Empfängern, soweit sie Luxusarbeiter sind, nur realisirbar ist in dem Theil der nothwendigen Lebensmittel, der den kapitalistischen Pro ducenten derselben ihren Mehrwerth prima facie verkörpert: daß also das ν, ausgelegt in der Luxusproduktion, gleich ist einem seinem Werthum­ fang entsprechenden Theil von m, producirt unter der F o rm von noth­ wendigen Lebensmitteln, also kleiner sein muß als dieses gesammte m - nämlich (II a )m - und daß nur durch die Realisirung jenes ν in diesem Theil von m den kapitalistischen Producenten der Luxusartikel ihr vor­ geschoßnes variables Kapital in Geldform zurückkehrt. Es ist dies ein ganz analoges Phänomen wie die Realisirung von I (v + m) in I IC; nur daß im zweiten Fall (II b )v sich realisirt in einem ihm den Werthumfang nach gleichen Theil von ( I I a )m. Diese Verhältnisse bleiben qualitativ maßge bend bei jeder Vertheilung des jährlichen Gesammtprodukts, soweit es in den Proceß der jährlichen, durch Cirkulation vermittelten Reproduktion wirklich eingeht. I (v + m) kann nur realisirt werden in I IC, wie I IC in seiner Funktion als Bestandtheil des produktiven Kapitals nur erneubar durch diese Realisation; ebenso ist (II b )v nur realisirbar in einem Theil von ( I I a )m, und (II b )v nur so wieder rückverwandelbar in seine Form als Geldkapital. Selbstredend gilt dies nur, soweit alles dies wirklich ein R e sultat des Reproduktionsprocesses selbst ist, also soweit nicht ζ. B. die Kapitalisten I Ib Geldkapital für ν durch Kredit anderweitig aufnehmen. Quantitativ dagegen können die Umsetzungen der verschiednen Theile des Jahresprodukts nur so proportionell stattfinden wie oben dargestellt, soweit Stufenleiter und Werth||404|verhältnisse der Produktion stationär bleiben, und soweit diese strengen Verhältnisse nicht alterirt werden durch den auswärtigen Handel. Wenn man nun nach A. Smith'scher Weise sagte, I (v + m) lösen sich auf in I IC, und I IC löst sich auf in I (v + m), oder, wie er öfter und noch abge schmackter zu sagen pflegt, I (v + m) bilden Bestandtheile des Preises (resp. Werths, er sagt value in exchange) von I IC und I IC bildet den ganzen Bestandtheil des Werths I (v + m), so könnte und müßte man ebenfalls 379 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals sagen (II b )v löst sich auf in ( I I a )m, oder ( I I a )m in ( I I b )v, oder (II b )v bildet einen Bestandtheil des Mehrwerths IIa, und vice versa: der Mehr werth löste sich so auf in Arbeitslohn, resp. variables Kapital, und das variable Kapital bildete einen „Bestandtheil" des Mehrwerths. Diese Ab geschmacktheit findet sich soweit in der That bei A. Smith, da bei ihm der Arbeitslohn bestimmt ist durch den Werth der nothwendigen Lebens mittel, diese Waarenwerthe dahingegen wieder durch den Werth des in ihnen enthaltnen Arbeitslohns (variablen Kapitals) und Mehrwerths. Er ist so absorbirt durch die Bruchstücke, worin das Werthprodukt eines Arbeitstags auf kapitalistischer Basis zerfällbar - nämlich in ν + m - daß er ganz darüber vergißt, daß es beim einfachen Waarenaustausch ganz gleichgültig, ob die in verschiedner Naturalform existirenden Aequiva lente aus bezahlter oder unbezahlter Arbeit bestehn, da sie in beiden Fällen gleichviel Arbeit zu ihrer Produktion kosten; und daß es ebenso gleichgültig ist ob die Waare des A ein Produktionsmittel und die des B ein Konsumtionsmittel, ob nach dem Verkauf die eine Waare als Kapi- talbestandtheil zu fungiren hat, die andre dagegen in den Konsumtions fonds eingeht und secundum Adam als Revenue verzehrt wird. Der Ge brauch, den der individuelle Käufer von seiner Waare macht, fällt nicht in den Waarenaustausch, in die Cirkulationssphäre, und berührt nicht den Werth der Waare. Dies wird in keiner Weise dadurch anders, daß bei Analyse der Cirkulation des jährlichen gesellschaftlichen Gesammtpro dukts die bestimmte Gebrauchsbestimmung, das Moment der Konsum tion der verschiednen Bestandtheile jenes Produkts in Betracht kommen muß. Bei obig konstatirter Umsetzung von (II b )v gegen einen gleichwerthi- gen Theil von ( I I a )m und bei den weitern Umsetzungen zwischen ( I l a )m und (II b )m ist keineswegs vorausgesetzt, daß, seien es die einzelnen K a pitalisten von I Ia und I I b, seien es ihre respektiven Gesammt||405|heiten, sie im selben Verhältniß ihren Mehrwerth zwischen nothwendigen K o n sumtionsgegenständen und Luxusmitteln theilen. Einer mag mehr in die ser Konsumtion, ein andrer mehr in jener verausgaben. A uf dem Boden der einfachen Reproduktion ist nur vorausgesetzt, daß eine Werthsum me, gleich dem ganzen Mehrwerth, in Konsumtionsfonds realisirt wird. Die Grenzen sind also gegeben. Innerhalb jeder Abtheilung mag der eine mehr in a, der andre mehr in b leisten; dies kann sich aber wechselseitig kompensiren, so daß die Kapitalistenklassen a und b, als ganze genom men, sich je im selben Verhältniß an beiden betheiligen. Die Werthver hältnisse - der proportioneile Antheil am Gesammtwerth des Produkts II für die zwei Sorten Producenten a und b - also auch ein bestimmtes quantitatives Verhältniß zwischen den Produktionszweigen, welche jene 380 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Produkte liefern - sind aber nothwendig gegeben in jedem konkreten Fall; nur das Verhältniß, das beispielsweis figurirt, ist ein hypothetisches; wird ein andres angenommen, so ändert dies nichts an den qualitativen Momenten; nur die quantitativen Bestimmungen würden sich ändern. Tritt aber durch irgend welche Umstände eine wirkliche Verändrung in der proportionellen Größe von a und b ein, so würden sich auch die Bedingungen der einfachen Reproduktion entsprechend ändern. Aus dem Umstand, daß (II b )v realisirt wird in einem äquivalenten Theil von ( I I a )m folgt, daß im Verhältniß wie der Luxustheil des jährlichen Produkts wächst, wie also ein steigendes Quotum der Arbeitskraft ab- sorbirt wird in der Luxusproduktion, - daß im selben Verhältniß die Rückverwandlung des in (II b )v vorgeschoßnen variablen Kapitals in Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungirt, und damit die Existenz und Reproduktion des in I Ib beschäftigten Theils der Arbeiterklasse - ihre Zufuhr nothwendiger Konsumtionsmittel - be dingt wird durch die Verschwendung der Kapitalistenklasse, den Umsatz eines bedeutenden Theils ihres Mehrwerths in Luxusartikel. Jede Krise vermindert die Luxuskonsumtion momentan; sie verlang samt, verzögert die Rückverwandlung des ( I I b )v in Geldkapital, läßt sie nur theilweis zu und wirft damit einen Theil der Luxusarbeiter aufs | |406| Pflaster, während sie andrerseits den Verkauf der nothwendigen Konsumtionsmittel eben dadurch auch in's Stocken bringt und verrin gert. Ganz abgesehn von den, gleichzeitig abgedankten, unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste einen Theil der Ausgabe der Kapitalisten in Luxus bilden (diese Arbeiter selbst sind pro tanto Luxusartikel) und die sich sehr stark betheiligen namentlich auch an der Konsumtion noth wendiger Lebensmittel etc. Umgekehrt in der Prosperitätsperiode, und namentlich während der Zeit ihrer Schwindelblüte - wo schon aus andren Gründen der relative, in Waaren ausgedrückte Werth des Geldes fällt (ohne wirkliche sonstige Werthrevolution), also der Preis der Waaren, unabhängig von ihrem eignen Werth, steigt. Nicht nur steigt die Kon sumtion nothwendiger Lebensmittel; die Arbeiterklasse (in die nun ihre ganze Reservearmee aktiv eingetreten) nimmt auch momentan Antheil an der Konsumtion ihr sonst unzugänglicher Luxusartikel, außerdem auch an der Klasse der nothwendigen Konsumtionsartikel, die sonst zum größten Theil „nothwendige" Konsumtionsmittel nur für die Kapitali stenklasse bildet, was seinerseits eine Steigerung der Preise hervorruft. 381 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Es ist eine reine Tautologie zu sagen, daß die Krisen aus Mangel an zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten hervorgehn. Andre Konsumarten, als zahlende, kennt das kapitalistische System nicht, ausgenommen die sub forma pauperis oder die des „Spitz buben". D aß Waaren unverkäuflich sind, heißt nichts, als daß sich keine zahlungsfähigen Käufer für sie fanden, also Konsumenten (sei es nun, daß die Waaren in letzter Instanz zum Behuf produktiver oder indivi dueller Konsumtion gekauft werden). Will man aber dieser Tautologie einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, daß man sagt, die Ar beiterklasse erhalte einen zu geringen Theil ihres eignen Produkts, und dem Uebelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größern Antheil davon empfängt, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken, daß die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode, worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter größern Antheil an dem für Konsumtion bestimmten Theil des jährlichen Produkts erhält. Jene Periode müßte - von dem Gesichtspunkt dieser Ritter vom gesunden und „einfachen" (!) Menschenverstand - umgekehrt die Krise entfernen. Es scheint also, daß die kapitalistische Produktion vom guten oder bösen Willen unabhängige Bedingungen einschließt, die jene ||407| relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen und zwar immer nur als Sturmvogel einer K r i s e .4 7) Man sah vorhin, wie das proportioneile Verhältniß zwischen der Pro duktion nothwendiger Konsumtionsmittel und der Produktion von Lu xus die Theilung von I I (V + m) zwischen I Ia und I Ib bedingte - also auch die von I IC zwischen ( I I a )c und (II b )c. Sie greift also den Charakter und die quantitativen Verhältnisse der Produktion bis an die Wurzel an und ist ein wesentlich bestimmendes Moment ihrer Gesammtgestaltung. Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwerth als treibendes Motiv der individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwerth - welches immer seine p r o p o r t i o n ed Größe - soll schließlich hier dienen nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Soweit die einfache Reproduktion Theil und bedeutendster Theil auch jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies Motiv in Begleitung von, und im Gegensatz zu dem Motiv der Berei cherung als solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil Theilnehmer (partners) an der Beute - dem Mehrwerth des Kapi talisten - als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten. Ad notam für etwaige Anhänger der Rodbertus'schen Krisentheorie. F. E. 382 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldcirkulation. Soweit bisher entwickelt, verlief die Cirkulation zwischen den verschied nen Klassen von Producenten nach folgendem Schema. 1) Zwischen Klasse I und Klasse II: I. 4 0 0 0c+ 1000y + 1 0 0 0m II Abgemacht ist also die Cirkulation von I IC = 2000, das umgesetzt ist . . 2 0 0 0c . . . + 5 0 0v + 5 0 0m. gegen I ( 1 0 0 0v + 100O1 n). Es bleibt - da wir 4000 Ic einstweilen bei Seite lassen - noch die Cir kulation von ν + m innerhalb Klasse I I. Nun theilen sich I I (V + m) zwi­ schen die Unterklassen I Ia und I Ib wie folgt: 2) I I. 5 0 0v + 5 0 0m = a ( 4 0 0v + 4 0 0m) + b ( 1 0 0v + 1 0 0m). Die 4 0 0v( a) cirkuliren innerhalb ihrer eignen Unterklasse; die ||408| da­ mit bezahlten Arbeiter kaufen dafür, von ihnen selbst producirte, noth wendige Lebensmittel von ihren Anwendern, den Kapitalisten IIa. Da die Kapitalisten beider Unterklassen ihren Mehrwerth je zu 3h in Produkten von I Ia (nothwendigen Lebensmitteln) und zu 2h in Produk ten von I Ib (Luxusmitteln) verausgaben, so werden 3Is des Mehrwerths a, also 240, innerhalb der Unterklasse I Ia selbst verzehrt; ebenso 2Is des Mehrwerths b (der in Luxusmitteln producirt und vorhanden ist) inner halb der Unterklasse I I b. Es bleiben zwischen I Ia und I Ib also noch auszutauschen: auf Seite I I a: 1 6 0m, auf Seite I I b: 1 0 0v + 6 0m. Diese gehn in einander auf. Die Arbeiter I Ib kaufen für ihre in Geldlohn erhaltnen 100 von I Ia nothwendige Lebens mittel im Betrag von 100. Die Kapitalisten I Ib kaufen zum Betrag von 3/5 ihres Mehrwerths = 60 ebenfalls ihre nothwendigen Lebensmittel von I I a. Die Kapitalisten I Ia erhalten damit das nöthige Geld, um die, oben angenommenen, 2Is ihres Mehrwerths = 1 6 0m in den von I Ib producirten Luxuswaaren anzulegen ( 1 0 0v, die in den Händen der Kapitalisten I Ib als den gezahlten Arbeitslohn ersetzendes Produkt lagern, und 6 0m). Das Schema hierfür ist also: 3) I I a. (400v) + ( 2 4 0m) + 1 6 0m b. 1 0 0v + 6O111 + ( 4 0m.) wo die eingeklammerten Posten diejenigen sind, die nur innerhalb ihrer eignen Unterklasse cirkuliren und verzehrt werden. Der direkte Rückfluß des in variablem Kapital vorgeschoßnen Geld kapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabtheilung I I a, die noth wendige Lebensmittel producirt, ist nur eine durch specielle Bedingungen modificirte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, daß 383 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals den Waarenproducenten, die der Cirkulation Geld vorschießen, selbes zurückkehrt bei normalem Verlauf der Waarencirkulation. Woraus bei läufig folgt, daß wenn hinter dem Waarenproducenten überhaupt ein Geldkapitalist steht, der wieder dem industriellen Kapitalisten Geldka pital (in dem strengsten Sinne des Worts, also Kapitalwerth in Geldform) vorschießt, der eigentliche Rückflußpunkt dieses Geldes die Tasche dieses Geldkapitalisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle Hände mehr oder weniger cirkulirt, gehört die Masse des cirkulirenden Geldes der in Form von Banken etc. organisirten und koncentrirten Abtheilung des ||409| Geldkapitals; die Art, wie diese ihr Kapital vorschießt, bedingt den beständigen finalen Rückfluß in Geldform zu ihr, obgleich dies wie der vermittelt ist durch die Rückverwandlung des industriellen Kapitals in Geldkapital. Zur Waarencirkulation ist immer zweierlei nöthig: Waaren, die in Cir kulation geworfen werden, und Geld, das in Cirkulation geworfen wird. „Der Cirkulationsproceß erlischt ... nicht, wie der unmittelbare Produk tenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerthe. Das Geld verschwindet nicht, weil es schließlich aus der Metamorpho senreihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch die Waaren geräumte Cirkulationsstelle" etc. (Buch I, K a p. I I I, p. 92.) Ζ. B. in der Cirkulation zwischen I IC und I (v + m) nahmen wir an, daß für diese Cirkulation 500 £ in Geld von II vorgeschossen werden. Bei der unendlichen Zahl Cirkulationsprocesse, worin sich die Cirkulation zwi schen großen gesellschaftlichen Gruppen von Producenten auflöst, wird bald einer aus dieser, bald einer aus jener Gruppe zuerst als Käufer auf treten - also Geld in Cirkulation werfen. Es ist das, ganz abgesehn von individuellen Umständen, schon bedingt durch die Verschiedenheit der Produktionsperioden und daher der Umschläge der verschiednen Waa- renkapitale. Also II kauft mit 500 £ zum selben Werthbetrag Produkti onsmittel von I, dieses aber kauft von II Konsumtionsmittel für 500 £; das Geld fließt also zurück zu II; letztres wird in keiner Weise bereichert durch diesen Rückfluß. Es warf erst für 500 £ Geld in Cirkulation und zog zum selben Werthbetrag Waaren aus ihr heraus; es verkauft dann für 500 £ Waaren und zieht zum selben Werthbetrag Geld aus ihr heraus; so fließen die 500 £ zurück. In der That hat II so in Cirkulation geworfen für 500 £ Geld und für 500 £ Waaren = 1000 £; es zieht aus der Cirkula tion heraus für 500 £ Waaren und für 500 £ Geld. Die Cirkulation braucht für den Umsatz von 500 £ Waaren (I) und 500 £ Waaren (II) nur 500 £ Geld; wer das Geld also vorgeschossen beim K a uf fremder Waare, erhält es wieder beim Verkauf eigner. Hätte daher I zuerst von II gekauft Waare für 500 £, und später an II verkauft Waare für 500 £, so würden die 500 £ zu I statt zu II zurückkehren. 384 Zwanzigstes Kapitel • Einfache Reproduktion In Klasse I kehrt das in Arbeitslohn angelegte Geld, d. h. das in Geld form vorgeschoßne variable Kapital in dieser Form nicht direkt, son-1 j410|dern indirekt zurück, auf einem Umweg. In II dagegen kehren die 500 £ Arbeitslohn direkt von den Arbeitern an die Kapitalisten zurück, wie diese Rückkehr immer direkt ist, wo K a uf und Verkauf zwischen denselben Personen sich so wiederholt, daß sie abwechselnd einander als Käufer und Verkäufer von Waaren beständig gegenübertreten. Der K a pitalist II zahlt die Arbeitskraft in Geld; er verleibt dadurch die Arbeits kraft seinem Kapital ein und tritt nur durch diesen Cirkulationsvorgang, der für ihn nur Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist, als industrieller Kapitalist dem Arbeiter als seinem Lohnarbeiter gegen über. Dann aber tritt der Arbeiter, der in erster Instanz Verkäufer, Händ ler in eigner Arbeitskraft war, in zweiter Instanz als Käufer, als Geld besitzer, dem Kapitalisten als dem Waarenverkäufer gegenüber; damit fließt diesem das in Arbeitslohn ausgelegte Geld zurück. Soweit der Ver kauf dieser Waaren nicht Prellerei etc. einschließt, sondern Aequivalente in Waare und Geld ausgetauscht werden, ist derselbe nicht ein Proceß, wodurch der Kapitalist sich bereichert. Er zahlt den Arbeiter nicht zwei mal, erst in Geld und dann in Waare; sein Geld kehrt zu ihm zurück, sobald der Arbeiter es in Waare bei ihm auslöst. Das in variables Kapital verwandelte Geldkapital - also das in Ar beitslohn vorgeschoßne Geld - spielt aber eine Hauptrolle in der GeId- cirkulation selbst, weil - da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund leben muß, also den industriellen Kapitalisten keine langen Kre dite geben kann - auf zahllosen örtlich verschiednen Punkten der Gesell schaft gleichzeitig variables Kapital in Geld vorgeschossen werden muß in gewissen kurzen Terminen, wie Woche etc. - in relativ rasch sich wie derholenden Zeitabschnitten (je kürzer diese Abschnitte, desto kleiner kann relativ die durch diesen Kanal auf einmal in Cirkulation geworfne gesammte Geldsumme sein) - welches auch immer die verschiednen Um schlagsperioden der Kapitale in verschiednen Industriezweigen sein mö gen. In jedem Land kapitalistischer Produktion bildet das so vorge schoßne Geldkapital einen proportioneil entscheidenden Antheil an der Gesammtcirkulation, um so mehr, da dasselbe Geld - vor seinem Rück fluß zum Ausgangspunkt - in den mannigfachsten Kanälen sich umtreibt und als Cirkulationsmittel für eine Unzahl andrer Geschäfte fungirt. ¡41 Ij Betrachten wir jetzt die Cirkulation zwischen I (v + m) und I IC von einem andern Gesichtspunkt aus. 385 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Die Kapitalisten I schießen 1000 £ in Zahlung von Arbeitslohn vor, womit die Arbeiter für 1000 £ Lebensmittel kaufen von den Kapitalisten I I, und diese wieder für dasselbe Geld Produktionsmittel von den Kapi talisten I. Letztren ist ihr variables Kapital in Geldform nun zurückge kehrt, während die Kapitalisten II die Hälfte ihres konstanten Kapitals aus der F o rm von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt haben. Die Kapitalisten II schießen weitere 500 £ Geld vor, um Produk tionsmittel bei I zu heben; die Kapitalisten I verausgaben das Geld in Konsumtionsmitteln von II; diese 500 £ fließen so den Kapitalisten II zurück; sie schießen sie von neuem vor, um das letzte Viertel ihres in Waare verwandelten konstanten Kapitals rückzuverwandeln in seine pro duktive Naturalform. Dies Geld strömt wieder zu I zurück, und hebt von neuem bei II Konsumtionsmittel zu gleichem Betrage; damit fließen die 500 £ zurück an II; dessen Kapitalisten sind jetzt wie vorhin im Besitz von 500 £ Geld und 2000 £ konstantem Kapital, das aber aus der F o rm von Waarenkapital in produktives Kapital neu umgesetzt worden ist. Mit 1500 £ Geld ist eine Waarenmasse von 5000 £ cirkulirt worden; nämlich I )I zahlt an die Arbeiter 1000 £ für Arbeitskraft zum gleichen Werth belauf; 2) die Arbeiter kaufen mit selben 1000 £ Lebensmittel von II; 3) II kauft mit demselben Geld Produktionsmittel von I, dem damit 1000 £ variables Kapital in Geldform wieder hergestellt ist; 4) II kauft mit 500 £ Produktionsmittel von I; 5) I kauft mit selben 500 £ Konsumtionsmittel von II; 6) II kauft mit selben 500 £ Produktionsmittel von I; 7) I kauft mit selben 500 £ Lebensmittel von II. An II sind 500 £ zurückgeflossen, die es außer seinen 2000 £ in Waare in Cirkulation warf und für die es der Cirkulation kein Aequivalent in Waare entzogen.4 8' Die Umsetzung verläuft also wie folgt: 1) I zahlt 1000 £ Geld für Arbeitskraft, also für Waare = 1000 £. | |412| 2) Die Arbeiter kaufen mit ihrem Arbeitslohn zum Geldbetrag von 1000 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare = 1000 £. 3) II kauft für die von den Arbeitern gelösten 1000 £ zum selben Werth Produktionsmittel von I; also Waare = 1000 £. Damit sind 1000 £ Geld als Geldform des variablen Kapitals an I zu rückgeflossen. 4) II kauft für 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare = 500 £. 5) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare = 500 £. 4 8) Die Darstellung weicht hier etwas ab von der oben (S. 394) gegebnen. D o rt warf auch I eine unabhängige Summe von 500 in die Cirkulation. Hier liefert II allein das zuschüssige Geldmaterial für die Cirkulation. Dies ändert jedoch nichts am Schlußergebniß. - F. E. 386 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion 6) II kauft für selbe 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare = 500 £. 7) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare = 500 £. Summe des umgesetzten Waarenwerths = 5000 £. Die 500 £, die II im K a uf vorgeschossen, sind zu ihm zurückgekehrt. Resultat ist: 1) I besitzt variables Kapital in Geldform zum Belauf von 1000 £, die es ursprünglich der Cirkulation vorschoß; es hat außerdem verausgabt für seine individuelle Konsumtion 1000 £ - in seinem eignen Waaren produkt; d. h. es hat das Geld verausgabt, das es für den Verkauf von Produktionsmitteln zum Werthbetrag von 1000 £ einnahm. Andrerseits ist die Naturalform, worin sich das in Geldform existiren- de variable Kapital umsetzen muß - d. h. die Arbeitskraft - durch den Konsum erhalten, reproducirt und wieder vorhanden als derjenige ein zige Handelsartikel ihrer Besitzer, den diese verkaufen müssen, wen sie leben wollen. Es ist also auch reproducirt das Verhältniß von Lohnar beitern und Kapitalisten. 2) Das konstante Kapital von II ist in natura ersetzt, und die von selbem II der Cirkulation vorgeschoßnen 500 £ sind ihm rückgekehrt. Für die Arbeiter I ist die Cirkulation die einfache von W - G - W. 1 3 W (Arbeitskraft) - G (1000 £, Geldform des variablen Kapitals I ) -W (nothwendige Lebensmittel zum Betrage von 1000 £); diese 1000 £ | |413| versilbern bis zum selben Werthbetrag das in F o rm von Waare - Lebensmitteln - existirende konstante Kapital I I. 2 Für die Kapitalisten II ist der Proceß: W - G, Verwandlung eines Theils ihres Waarenprodukts in Geldform, woraus es rückverwandelt wird in Bestandtheile des produktiven Kapitals - nämlich in einen Theil der ih nen nothwendigen Produktionsmittel. Bei dem Vorschuß von G (500 £ ), den die Kapitalisten II machen zum Ankauf der andren Theile der Produktionsmittel, ist die Geldform des noch in Waarenform (Konsumtionsmitteln) existirenden Theils von I IC anticipirt; im Akt G - W, wo II mit G kauft und W von I verkauft wird, verwandelt sich das Geld (II) in einen Theil des produktiven Kapitals, während W (I) den Akt W -G durchmacht, sich in Geld verwandelt, das aber keinen Bestandtheil des Kapitalwerths für I vorstellt, sondern ver silberten Mehrwerth, der nur in Konsumtionsmitteln verausgabt wird. In der Cirkulation G -W ... P ... W - G' ist der erste Akt G -W des einen Kapitalisten, der letzte W - G' eines andern (oder Theil davon); ob dies W, wodurch G in produktives Kapital umgesetzt wird, für den Ver- 387 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Käufer von W (der also dies W in Geld umsetzt) konstanten Kapitalbe- standtheil, variablen Kapitalbestandtheil, oder Mehrwerth vorstellt, ist für die Waarencirkulation selbst durchaus gleichgültig. Was die Klasse I, in Bezug auf den Bestandtheil ν + m ihres Waaren­ produkts angeht, so zieht sie mehr Geld aus der Cirkulation heraus, als sie hineingeworfen hat. Erstens kehren ihr die 1000 £ variables Kapital zurück; zweitens verkauft sie (siehe oben, Umsetzung No. 4) für 500 £ Produktionsmittel; damit ist die Hälfte ihres Mehrwerths versilbert; dann (Umsetzung No. 6) verkauft sie wieder für 500 £ Produktionsmittel, die zweite Hälfte ihres Mehrwerths, und damit ist der ganze Mehrwerth in Geldform der Cirkulation entzogen worden; also successive 1) variables Kapital in Geld rückverwandelt = 1000 £; 2) die Hälfte des Mehrwerths versilbert = 500 £; 3) die andre Hälfte des Mehrwerths = 500 £; also Sum ma: lOOOy + 1 0 0 0m versilbert = 2000 £. Obgleich I (abgesehn von den später zu betrachtenden Umsätzen, die die Reproduktion von Ic vermit teln) nur 1000 £ in Cirkulation warf, hat es ihr doppelt so viel entzogen. Natürlich verschwindet das versilberte (in G verwandelte) m sofort wie der in andre Hand (II) ||414| dadurch, daß dies Geld in Konsumtions mitteln vermöbelt wird. Die Kapitalisten von I haben nur soviel in Geld entzogen, als sie an Werth in Waare hineinwarfen; daß dieser Werth Mehrwerth ist, d. h. den Kapitalisten nichts kostet, ändert absolut nichts am Werth dieser Waaren selbst; ist also, soweit es sich um Werthumsatz in der Waarencirkulation handelt, vollständig gleichgültig. Die Versilbe rung des Mehrwerths ist natürlich verschwindend, wie alle andern F o r men, die das vorgeschoßne Kapital in seinen Umsetzungen durchläuft. Sie dauert gerade nur solange wie der Zwischenraum zwischen Verwand lung der Waare I in Geld, und der darauf folgenden Verwandlung des Geldes I in Waare I I. Wären die Umschläge kürzer angenommen - oder, vom Standpunkt einfacher Waarencirkulation aus betrachtet, die Anzahl der Umläufe des cirkulirenden Geldes rascher - so wäre noch weniger Geld hinreichend, um die umgesetzten Waarenwerthe zu cirkuliren; die Summe ist stets be stimmt - wenn die Anzahl der successiven Umsätze gegeben - durch die Preissumme, resp. Werthsumme, der cirkulirenden Waaren. Welche Pro portion dieser Werthsumme aus Mehrwerth einerseits und Kapitalwerth andrerseits besteht, ist dabei durchaus gleichgültig. Würde in unserm Beispiel der Arbeitslohn bei I viermal des Jahres ausgezahlt, so 4 x 2 50 = 1000. Es würden also 250 £ in Geld hinreichen für die Cirkulation Iv- V 2 I IC und für die Cirkulation zwischen dem va riablen Kapital Iv und der Arbeitskraft I. Ebenso wären, wenn die Cir kulation zwischen Im und I IC in vier Umschlägen erfolgt, nur 250 £ dazu 388 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion nöthig, also im ganzen eine Geldsumme, resp. ein Geldkapital von 500 £ für Cirkulation von Waaren zum Betrag von 5000 £. Der Mehrwerth würde dann, statt zweimal successive zur Hälfte, jetzt viermal successive zu 1U versilbert. Wenn statt II, in Umsetzung No. 4, I als Käufer auftritt, also 500 £ Geld in Konsumtionsmitteln von selbem Werthumfang verausgabt, so kauft dann II in Umsetzung No. 5 Produktionsmittel mit denselben 500 £; 6) I kauft Konsumtionsmittel mit selben 500 £; 7) II kauft mit selben 500 £ Produktionsmittel; die 500 £ kehren also schließlich zu I, wie vorhin zu I I, zurück. Der Mehrwerth wird hier versilbert durch, von seinem kapitalistischen Producenten selbst in ihrer Privatkonsumtion verausgabtes Geld, das anticipirte Revenue vorstellt, anticipirte Einnah me ||415| aus dem in der noch zu verkaufenden Waare steckenden Mehr werth. Die Versilberung des Mehrwerths findet nicht statt durch den Rückfluß der 500 £; denn neben den 1000 £ in Waare Iv hat I, am Schluß von Umsetzung No. 4, 500 £ in Geld in die Cirkulation geworfen, und dies war zuschüssig, nicht - soviel wir wissen - Erlös verkaufter Waare. Fließt dies Geld an I zurück, so hat I damit nur sein zuschüssiges Geld zurück erhalten, nicht seinen Mehrwerth versilbert. Die Versilberung des Mehrwerths von I findet nur statt durch den Verkauf der Waaren Im, worin er steckt, und dauert jedesmal nur so lang, als das durch Verkauf der Waare eingelöste Geld nicht von neuem in Konsumtionsmitteln ver ausgabt ist. I kauft mit zuschüssigem Geld (500 £) von II Konsumtionsmittel; dies Geld ist verausgabt von I, es hat dafür Aequivalent in Waare II; das Geld fließt zum ersten Mal zurück dadurch, daß II von I für 500 £ Waare kauft; es fließt also zurück als Aequivalent der von I verkauften Waare, aber diese Waare kostet I nichts, bildet also Mehrwerth für I, und so versilbert das von in Cirkulation geworfne Geld seinen eignen Mehrwerth; ebenso bei seinem zweiten K a uf (No. 6) hat I sein Aequiva lent in Waare II erhalten. Gesetzt, II kaufe nun nicht (No. 7) Produkti onsmittel von I, so hätte I in der That für 1000 £ Konsumtionsmittel gezahlt - seinen ganzen Mehrwerth als Revenue verzehrt - nämlich 500 in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) und 500 in Geld; es hätte da gegen noch für 500 £ in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) auf Lager, und wäre dagegen 500 £ in Geld losgeworden. ihm selbst Dahingegen hätte II drei Viertel seines konstanten Kapitals aus der F o rm von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt; ein Viertel dagegen in der F o rm von Geldkapital (500 £), in der That von brachliegendem Geld oder seine Funktion unterbrechendem und abwar tendem Geld. Dauerte diese Situation länger, so müßte II die Stufenleiter 389 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals der Reproduktion um ein Viertel reduciren. - Die 500 in Produktions mitteln aber, die I auf dem Hals hat, sind nicht in Waarenform existiren- der Mehrwerth; sie sind an der Stelle der vorgeschoßnen 500 £ Geld da, die I besaß neben seinem Mehrwerth von 1000 £ in Waarenform. Als Geld befinden sie sich in stets realisirbarer Form; als Waare sind sie momentan unverkäuflich. Soviel ist klar, daß einfache Reproduktion - wo ||416| jedes Element des produktiven Kapitals in II wie in I ersetzt werden muß - hier nur möglich bleibt, wenn die 500 Goldvögel zurück kehren zu I, das sie zuerst ausfliegen ließ. Gibt ein Kapitalist (hier haben wir nur noch industrielle Kapitalisten vor uns, zugleich Repräsentanten aller andern) Geld aus in Konsumti onsmitteln, so ist es für ihn alle geworden, den Weg alles Fleisches ge gangen. Fließt es wieder zu ihm zurück, so kann das nur geschehn, soweit er es für Waaren - also durch sein Waarenkapital - aus der Cirkulation herausfischt. Wie der Werth seines ganzen jährlichen Waarenprodukts (das für ihn = Waarenkapital), so ist der jedes Elements desselben, d. h. der Werth jeder einzelnen Waare, für ihn zerfällbar in konstanten Kapi talwerth, variablen Kapitalwerth und Mehrwerth. Die Versilbrung jeder einzelnen der Waaren (die als Elemente das Waarenprodukt bilden) ist also zugleich Versilbrung eines gewissen Quotums des im ganzen Waa renprodukt steckenden Mehrwerths. Es ist also im gegebnen Fall wört lich richtig, daß der Kapitalist selbst das Geld in die Cirkulation warf - und zwar bei Verausgabung desselben in Konsumtionsmitteln - womit sein Mehrwerth versilbert, alias realisirt wird. Es handelt sich dabei na türlich nicht um identische Geldstücke, sondern um einen Betrag in klin gendem Geld, gleich dem (oder gleicher Theil von dem), den er zur Bestreitung persönlicher Bedürfnisse in die Cirkulation geworfen. In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst innerhalb des laufenden Jahrs eröffnet worden, so dauert es gute Weile, im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Geschäftsein nahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann. Er suspendirt deswegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er schießt sich selbst (ob aus eigner, oder per Kredit aus fremder Tasche, ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden Mehrwerth vor; damit aber auch cirkulirendes Medium zur Realisation später zu realisirenden Mehrwerths. Ist das Geschäft dagegen schon länger im re gelmäßigen Gang, so vertheilen sich Zahlungen und Einnahmen auf ver schiedne Termine während des Jahrs. Eins aber geht ununterbrochen fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die anticipirt und deren Umfang berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder veran schlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Waare wird auch ein | 390 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion |417| Theil des jährlich zu machenden Mehrwerths realisirt. Würde aber während des ganzen Jahrs nur soviel der producirten Waare verkauft, wie nöthig, um die in ihr enthaltnen konstanten und variablen Kapitalwerthe zu ersetzen; oder fielen die Preise so, daß beim Verkauf des ganzen jähr lichen Waarenprodukts nur der in ihm enthaltne vorgeschoßne Kapital werth realisirt würde, so träte der anticipatorische Charakter des auf künftigen Mehrwerth hin verausgabten Geldes klar hervor. Macht unser Kapitalist Fallite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob seine anticipirten Privatausgaben in richtiger Proportion zum Umfang seines Geschäfts und der, selbem gewöhnlich oder normal entsprechen den Mehrwertheinnahme stehn. Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, daß sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerths (resp. auch zur Cir kulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Cirku lation werfen muß, nicht nur nicht paradox, sondern als nothwendige Bedingung des ganzen Mechanismus: denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitali stenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmit tel wie des Geldes ist. Das Paradoxe läge darin, wenn die Arbeiterklasse in erster Instanz das zur Realisation des in den Waaren steckenden Mehr werths nothwendige Geld aus eignen Mitteln vorschösse. Der einzelne Kapitalist verrichtet diesen Vorschuß aber immer nur in der Form, daß er als Käufer agirt, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln, oder Geld vorschießt im Ankauf von Elementen seines produktiven K a pitals, sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln. Er gibt das Geld immer nur weg gegen ein Aequivalent. Er schießt der Cirkulation nur Geld vor in derselben Art, wie er ihr Waare vorschießt. Er agirt beidemal als Ausgangspunkt ihrer Cirkulation. Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt. 1) Die Erscheinung des Handelskapitals (dessen erste Form immer Geld, da der Kaufmann als solcher kein „Produkt" oder „Waare" her stellt) und des Geldkapitals, als Gegenstandes der Manipulation einer besondern Sorte von Kapitalisten, in dem Cirkulationsproceß des indu striellen Kapitals. 2) Die Spaltung des Mehrwerths - der in erster Hand immer in Hand des industriellen Kapitalisten sich befinden muß - in ver||418|schiedne Kategorien, als deren Träger neben dem industriellen Kapitalisten der Grundbesitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen, ditto die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen er scheinen als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und in so weit als Versilbrer seiner Waaren; pro parte werfen auch sie „Geld" in die 391 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Cirkulation und er erhält es von ihnen. Wobei stets vergessen wird, aus welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem erhalten. VI. Das konstante Kapital der Abtheilung I4"'"1' Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abtheilung I = 4000 Ic. Dieser Werth ist gleich dem im Waarenprodukt I wieder er scheinenden Werth der in der Produktion dieser Waarenmasse verzehrten Produktionsmittel. Dieser wiedererscheinende Werth, der nicht in dem Produktionsproceß I producirt, sondern das Jahr vorher als konstanter Werth in ihn eintrat, als gegebner Werth seiner Produktionsmittel, existirt jetzt in dem ganzen Theil der Waarenmasse I, die nicht von der Kategorie II absorbirt ist; und zwar ist der Werth dieser Waarenmasse, die so in der Hand der Kapitalisten I bleibt, = 1Ii des Werths ihres ganzen jährlichen Waarenprodukts. Bei dem einzelnen Kapitalisten, der ein besondres Pro duktionsmittel producirt, konnten wir sagen: Er verkauft sein Waaren produkt, er verwandelt es in Geld. Indem er es in Geld verwandelt, hat er auch den konstanten Werththeil seines Produkts in Geld rückverwandelt. Mit diesem in Geld verwandelten Werththeil kauft er dann von andren Waarenverkäufern seine Produktionsmittel wieder ein, oder verwandelt den konstanten Werththeil seines Produkts in eine Naturalform, worin er von neuem als produktives konstantes Kapital fungiren kann. Jetzt da gegen wird diese Voraussetzung unmöglich. Die Kapitalistenklasse I um schließt die Gesammtheit der Kapitalisten, die Produktionsmittel pro duciren. Außerdem ist das Waarenprodukt von 4000, das in ihrer Hand geblieben, ein Theil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen keinen andern auszutauschen ist, denn es existirt kein solcher andrer Theil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser ||419| 4000 ist bereits über den ganzen Rest disponirt; ein Theil ist durch den gesellschaftlichen K o n sumtionsfonds absorbirt, und ein andrer Theil hat das konstante Kapital der Abtheilung II zu ersetzen, die bereits alles ausgetauscht hat, worüber sie im Austausch mit Abtheilung I verfügen kann. Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, daß das ganze Waarenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln besteht, d. h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals selbst. Es zeigt sich hier dasselbe Phänomen wie vorhin sub II, nur unter einem andern Aspekt. Sub II bestand das ganze Waarenprodukt in Kon sumtionsmitteln; ein Theil desselben, gemessen durch den in diesem 4 8 [ i* Von hier an aus Manuskript I I. 392 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Waarenprodukt enthaltnen Arbeitslohn plus Mehrwerth, konnte daher von seinen eignen Producenten verzehrt werden. Hier sub I, besteht das ganze Waarenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschi nerie, Gefäßen, R o h- und Hülfstoffen etc. Ein Theil derselben, derjenige, welcher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandtheil des pro duktiven Kapitals fungiren. Soweit er in Cirkulation tritt, cirkulirt er innerhalb der Klasse I. Sub II wird ein Theil des Waarenprodukts in natura von seinen eignen Producenten individuell, sub I dagegen wird ein Theil des Produkts in natura von seinen kapitalistischen Producenten produktiv konsumirt. In dem Theil des Waarenprodukts I = 4 0 0 0c erscheint der in dieser Kategorie konsumirte konstante Kapitalwerth wieder, und zwar in einer Naturalform, worin er sofort wieder als produktives konstantes Kapital fungiren kann. Sub II geht der Theil des Waarenprodukts von 3000, dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 1000), direkt in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter von II ein, wäh rend dagegen der konstante Kapitalwerth dieses Waarenprodukts (= 2000) nicht wieder in die produktive Konsumtion der Kapitalisten II eingehn kann, sondern durch Austausch mit I zu ersetzen ist. Sub I dagegen geht der Theil seines Waarenprodukts von 6000, dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 2000), nicht in die indivi duelle Konsumtion seiner Producenten ein, und kann es auch seiner Na turalform nach nicht. Er muß vielmehr erst mit II ausgetauscht werden. Der konstante Werththeil dieses Produkts = 4000 befindet sich umge kehrt in einer Naturalform, worin er - die ganze ||420| Kapitalistenklasse I betrachtet - direkt wieder als deren konstantes Kapital fungiren kann. In andren Worten: Das ganze Produkt der Abtheilung I besteht aus G e- brauchswerthen, die ihrer Naturalform nach - bei kapitalistischer Pro duktionsweise - nur als Elemente des konstanten Kapitals dienen kön nen. Von diesem Produkt zum Werth von 6000 ersetzt also ein Drittel (2000) das konstante Kapital der Abtheilung II, und die übrigen 2h das konstante Kapital der Abtheilung I. Das konstante Kapital I besteht in einer Masse verschiedner Kapital gruppen, die in den verschiednen Produktionszweigen von Produktions mitteln angelegt sind, so viel in Eisenhütten, so viel in Kohlengruben etc. Jede dieser Kapitalgruppen, oder jedes dieser gesellschaftlichen Gruppen kapitale setzt sich wieder zusammen aus einer größren oder geringren Masse selbständig fungirender Einzelkapitale. Erstens zerfallt das Kapi tal der Gesellschaft, z. B. 7500 (was Millionen u. s. w. bedeuten kann) in verschiedne Kapitalgruppen; das gesellschaftliche Kapital von 7500 ist 393 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zerfallt in besondre Theile, wovon jeder in einem besondren Produkti onszweig angelegt; der in jedem besondren Produktionszweig angelegte Theil des gesellschaftlichen Kapitalwerths besteht der Naturalform nach theils in den Produktionsmitteln jeder besondren Produktionssphäre, theils aus der für ihren Betrieb nöthigen und entsprechend qualificirten Arbeitskraft, verschieden modificirt durch die Theilung der Arbeit, je nach der specifischen Arbeitsart, die sie in jeder einzelnen Produktions sphäre zu leisten hat. Der in jedem besondren Produktionszweig ange legte Theil des gesellschaftlichen Kapitals besteht wieder aus der Summe der in ihm angelegten, selbständig fungirenden Einzelkapitale. Dies gilt selbstredend für beide Abtheilungen, für I wie für I I. Was nun sub I den in F o rm seines Waarenprodukts wieder erscheinen den konstanten Kapitalwerth angeht, so geht er zum Theil in die besond re Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb), woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel ein; z. B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohlenproduktion, Eisen in F o rm von Maschinen in die Eisenproduktion u. s. w. Soweit jedoch die Theilprodukte, woraus der konstante Kapitalwerth von I besteht, nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Pro duktionssphäre eingehn, wechseln sie nur den Platz. Sie gehn in Natu ralform ein in eine andre Produktionssphäre der Abtheilung I, während das ||421| Produkt andre Produktionssphären der Abtheilung I sie in na tura ersetzt. Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte. Sie gehn alle wieder ein als Faktoren, die konstantes Kapital in I ersetzen, nur statt in einer Gruppe von I in einer andern. Soweit hier Austausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I stattfindet, ist es Austausch einer Natural form von konstantem Kapital gegen eine andre Naturalform von kon stantem Kapital, einer Sorte Produktionsmittel gegen andre Sorten Produktionsmittel. Es ist Austausch der verschiednen individuellen kon stanten Kapitaitheile von I unter einander. Die Produkte werden, soweit sie nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eignen Produktionszweigen dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt, und ersetzen sich so wechselseitig. In andren Worten (ähnlich wie sub II für den Mehr werth geschehn): jeder Kapitalist sub I zieht im Verhältniß, worin er Miteigenthümer an diesem konstanten Kapital von 4000, die ihm nö thigen entsprechenden Produktionsmittel aus dieser Waarenmasse her aus. Wäre die Produktion gesellschaftlich, statt kapitalistisch, so ist klar, daß diese Produkte der Abtheilung I unter die Produktionszweige dieser Abtheilung, zum Behuf der Reproduktion, nicht minder beständig wieder als Produktionsmittel vertheilt würden, ein Theil direkt in der Produk tionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein andrer Theil da- 394 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion gegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde, und so ein be ständiges Hin und Her zwischen den verschiednen Produktionsstätten dieser Abtheilung stattfände. VII. Variables Kapital und Mehrwerth in beiden Abtheilungen. Der Gesammtwerth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem während des Jahres reproducirten variablen Kapitalwerth II plus dem neu producirten Mehrwerth II (d. h. gleich dem sub II während des Jahrs producirten Werth) plus dem während des Jahrs reproducirten variablen Kapitalwerth I und dem neu producirten Mehrwerth I (also plus dem sub I während des Jahrs producirten Werth). Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesammt werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen | |422| Werthprodukt, d. h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit während des Jahrs producirten Werth, und muß es sein, da bei einfacher Reproduktion dieser ganze Werth verzehrt wird. Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Theile: 1) noth wendige Arbeit; sie schafft im L a uf des Jahrs einen Werth von 1 5 0 0v; 2) Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Werth oder Mehrwerth von 1 5 0 0m. Die Summe dieser Werthe = 3000, ist gleich dem Werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwerth der während des Jahrs producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Totalwerth, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs producirt, gleich dem Werth des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus dem gesellschaftlichen Mehrwerth, gleich dem totalen jährlichen Neuprodukt. Aber wir wissen, daß obgleich diese beiden Werthgrößen sich decken, deswegen keineswegs der Totalwerth der Waaren II, der Konsumtions mittel, in dieser Abtheilung der gesellschaftlichen Produktion producirt worden ist. Sie decken sich, weil der sub II wieder erscheinende konstante Kapitalwerth gleich ist dem sub I neuproducirten Werth (variablem K a pitalwerth plus Mehrwerth); daher I (v + m) den Theil des Produkts von II kaufen kann, der für seine Producenten (in Abtheilung I I) konstanten Kapitalwerth darstellt. Es zeigt sich daher, warum, obgleich für die K a pitalisten II der Werth ihres Produkts zerfällt in c + ν + m, gesellschaft­ lich betrachtet der Werth dieses Produkts zerfallbar ist in ν + m. Dies ist nämlich nur der Fall, weil I IC hier gleich I (v + m) und diese beiden Be standtheile des gesellschaftlichen Produkts durch ihren Austausch ihre Naturalformen mit einander austauschen, daher nach diesem Umsatz I IC 395 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals wieder in Produktionsmitteln, I (v + m) dagegen in Konsumtionsmitteln existirt. Und es ist dieser Umstand, der A. Smith veranlaßt hat zu behaupten, der Werth des jährlichen Produkts löse sich in ν + m auf. Es gilt dies 1) nur für den aus Konsumtionsmitteln bestehenden Theil des jährlichen Produkts, und 2) gilt es nicht in dem Sinn, daß dieser Totalwerth in II producirt wird, und sein Produktenwerth daher gleich ist dem sub II vorgeschoßnen variablen Kapitalwerth plus dem sub II producirten Mehrwerth. Sondern nur in dem Sinn, daß I I (C + v + m) - H(v + m) + I(v + m) oder weil I IC = I (v + m)-1 | 4 2 3 | Es folgt ferner: Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d. h. die während des ganzen Jahrs von der gesammten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in nothwen- dige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeitstag producirte Werth ebenfalls nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in den variablen Kapitalwerth, d. h. den Werththeil, womit der Arbeiter seine eignen Reproduktionsmittel kauft, und den Mehrwerth, den der Kapi talist zu seiner eignen individuellen Konsumtion verausgaben kann, - so wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstages ausschließlich verausgabt in Produktion von frischem kon stantem Kapital, nämlich von Produkten, die ausschließlich bestimmt sind im Arbeitsproceß als Produktionsmittel, und daher in dem ihn be gleitenden Verwerthungsproceß als konstantes Kapital zu fungiren. Nach unsrer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeitstag dar in einem Geldwerth von 3000, wovon nur 1A = 1000 in der Abtheilung II producirt wird, welche Konsumtionsmittel producirt, d. h. die Waaren, worin sich der gesammte variable Kapitalwerth und der gesammte Mehr werth der Gesellschaft schließlich realisirt. Nach dieser Voraussetzung werden also 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion von neuem konstantem Kapital verwandt. Obgleich vom Standpunkt der individuellen Kapitalisten und Arbeiter der Abtheilung I diese 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags bloß zur Produktion von variablem Kapi talwerth plus Mehrwerth dienen, ganz wie das letzte Drittel des gesell schaftlichen Arbeitstags in Abtheilung II, so produciren dennoch diese 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags, gesellschaftlich betrachtet - und ebenso dem Gebrauchswerth des Produkts nach betrachtet - nur Ersatz von im Proceß der produktiven Konsumtion begriffnem oder aufgezehr tem konstantem Kapital. Auch individuell betrachtet, produciren diese 2h des Arbeitstags zwar einen Totalwerth, der nur gleich dem variablen Kapitalwerth plus dem Mehrwerth für seinen Producenten, aber sie pro- 396 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion duciren keine Gebrauchswerthe solcher Art, daß Arbeitslohn oder Mehr werth darin verausgabt werden könnten; ihr Produkt ist ein Produkti onsmittel. Zunächst ist zu bemerken, daß kein Theil des gesellschaftlichen Ar beitstags, sei es sub I oder sub I I, dazu dient, den Werth des in ||424| diesen zwei großen Produktionssphären angewandten, in ihnen fungirenden kon stanten Kapitals zu produciren. Sie produciren nur zusätzlichen Werth, 2000 I(v + m) + 1000 I I (V + m), zusätzlich zu dem konstanten Kapitalwerth = 4000 Ic + 2000 I IC. Der Neuwerth, der in der F o rm von Produktions mitteln producirt wurde, ist noch nicht konstantes Kapital. Er hat nur die Bestimmung, künftig als solches zu fungiren. Das gesammte Produkt von II - die Konsumtionsmittel - ist seinem Gebrauchswerth nach, konkret, in seiner Naturalform betrachtet, Pro dukt des von II geleisteten Drittels des gesellschaftlichen Arbeitstags, es ist Produkt der Arbeiten in ihrer konkreten F o rm als Weberarbeit, Bäk- kerarbeit u. s. w., die in dieser Abtheilung verwandt worden, dieser Ar beit, soweit sie als das subjektive Element des Arbeitsprocesses fungirt. Was dagegen den konstanten Werththeil dieses Produkts II angeht, so erscheint er nur wieder in einem neuen Gebrauchswerth, in einer neuen Naturalform, der F o rm von Konsumtionsmitteln, während er früher in der F o rm von Produktionsmitteln bestand. Sein Werth ist durch den Arbeitsproceß von seiner alten Naturalform auf seine neue Naturalform 2Ai des Produktenwerths übertragen worden. Aber der Werth dieser = 2000 ist nicht in dem diesjährigen Verwerthungsproceß von II produ cirt worden. Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprocesses betrachtet, das Pro dukt II das Resultat neu fungirender lebendiger Arbeit und ihr gegebner, vorausgesetzter Produktionsmittel ist, in denen sie sich als in ihren ge genständlichen Bedingungen verwirklicht, so ist vom Standpunkt des Verwerthungsprocesses der Produktenwerth II = 3000 zusammengesetzt aus dem, durch das neu zugesetzte V3 des gesellschaftlichen Arbeitstags producirten Neuwerth ( 5 0 0v + 5 0 0m = 1000) und aus einem konstanten Werth, worin 2 h eines vergangnen, vor dem hier betrachteten Produkti onsproceß II verfloßnen gesellschaftlichen Arbeitstags vergegenständlicht sind. Dieser Werththeil des Produkts II stellt sich dar in einem Theil des Produkts selbst. Es existirt in einem Quantum Konsumtionsmittel zum Werth von 2000 = 2H eines gesellschaftlichen Arbeitstags. Es ist dies die neue Gebrauchsform, worin er wieder erscheint. Der Austausch von ei nem Theil der Konsumtionsmittel = 2000 I IC gegen Produktionsmittel I = I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m), ist also in der That Austausch von 2h Gesammtar- beitstag, die keinen Theil der diesjährigen Ar||425|beit bilden, sondern 397 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals vor diesem Jahr verflossen sind, mit 2h des diesjährigen, in diesem Jahr neu zugesetzten Arbeitstags. 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags dieses Jahrs könnten nicht in der Produktion von konstantem Kapital verwandt werden, und doch zugleich variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth für ihre eignen Producenten bilden, wenn sie sich nicht mit einem Werththeil der jährlich konsumirten Konsumtionsmittel auszutauschen hätten, wor in 2h eines vor diesem Jahr, nicht innerhalb desselben verausgabten und realisirten Arbeitstags steckten. Es ist Austausch von 2Ii Arbeitstag dieses Jahrs gegen 2h Arbeitstag, die vor diesem Jahr verausgabt worden, Aus tausch zwischen diesjähriger und vorjähriger Arbeitszeit. Dies also er klärt uns das Räthsel, warum das Werthprodukt des ganzen gesellschaft lichen Arbeitstags sich auflösen kann in variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, obgleich 2h dieses Arbeitstags nicht verausgabt worden in der Produktion von Gegenständen, worin variables Kapital oder Mehr werth sich realisiren können, sondern vielmehr in der Produktion von Produktionsmitteln zum Ersatz des während des Jahrs verbrauchten K a pitals. Es erklärt sich einfach daraus, daß 2h des Produktenwerths I I, worin Kapitalisten und Arbeiter I den von ihnen producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth realisiren (und die 2h des gesammten jähr lichen Produktenwerths ausmachen) dem Werth nach betrachtet, das Produkt von 2h eines vor diesem Jahr vergangnen gesellschaftlichen Ar beitstags sind. Die Summe des gesellschaftlichen Produkts I und I I, Produktionsmit tel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswerth nach, kon kret, in ihrer Naturalform betrachtet, das Produkt der diesjährigen Ar beit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als werthbildende Arbeit betrachtet wird. Und auch das erste nur in dem Sinn, daß die Produktionsmittel nur durch die ihnen zugesetzte, mit ihnen hantirende lebendige Arbeit sich in neues Produkt, in das diesjährige Produkt ver wandelt haben. Dagegen hätte sich aber auch umgekehrt die diesjährige Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können. | |426| VIII. Das konstante Kapital in beiden Abtheilungen. Was den Gesammtproduktenwerth von 9000 angeht, und die Kategorien, worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größre Schwierig keit als die des Produktenwerths eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr identisch damit. 398 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei einjäh rige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Werthausdruck jedes die ser Arbeitstage ist = 3000; daher der Werthausdruck des Totalprodukts = 3 χ 3000 = 9000. Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktions proceß, dessen Produkt wir analysiren, vorgegangen: In Abtheilung I 4h Arbeitstag (Werthprodukt 4000) und in Abtheilung II 2h Arbeitstag (Werthprodukt 2000). Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren Werthprodukt = 6000. Daher figuriren 4000 Ic + 2000 I IC = 6 0 0 0c als der im ganzen Produktenwerth der Gesellschaft wiedererscheinende Werth der Produktionsmittel oder konstante Kapitalwerth. Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeitstag in Abtheilung I '/3 nothwendige Arbeit oder Arbeit, die den Werth des variablen Kapitals 1000 Iv ersetzt, und den Preis der sub I angewandten xk des gesellschaftlichen Arbeitstags Arbeit zahlt. Ebenso in II ist nothwendige Arbeit mit 500. Also 1000 Iv + 500 II y = 1 5 0 0v, der Werthausdruck des halben gesellschaftli chen Arbeitstags, ist der Werthausdruck der aus nothwendiger Arbeit bestehenden ersten Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Gesammtar- beitstags. einem Werthbetrag von Endlich sub I ist 1A Gesammtarbeitstag, Werthprodukt = 1000, Mehr arbeit; sub II ist 1U Arbeitstag, Werthprodukt = 500, Mehrarbeit; sie ma chen zusammen die andre Hälfte des zugesetzten Gesammtarbeitstags aus. Daher der producirte Gesammtmehrwerth = 1000 Im + 500 I Im = 1 5 0 0m. Also: Konstanter Kapitaltheil des gesellschaftlichen Produktenwerths (c): 2 vor dem Produktionsproceß verausgabte Arbeitstage, Werthaus druck = 6000. Während des Jahres verausgabte nothwendige Arbeit (v): | |427| Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Werthausdruck = 1500. Während des Jahres verausgabte Mehrarbeit (m): Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Werth ausdruck = 1500. Werthprodukt der Jahresarbeit (v + m) = 3000. Gesammt-Produktenwerth (c + ν + m) = 9000. Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftli­ chen Produktenwerths selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Werth- bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Be­ standtheilen. 399 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Der konstante, nur wiedererscheinende Werththeil ist gleich dem Werth des Theils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, und ist verkörpert in diesem Theil. Das neue Werthprodukt des Jahres = ν + m ist gleich dem Werth des Theils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist ver­ körpert in ihm. Aber, mit hier gleichgültigen Ausnahmen, sind Produktionsmittel und Konsumtionsmittel total verschiedne Sorten von Waaren, Produkte von ganz verschiedner Natural- oder Gebrauchsform, also auch Produkte to tal verschiedner konkreter Arbeitsarten. Die Arbeit, welche Maschinen zur Produktion von Lebensmitteln anwendet, ist ganz verschieden von der Arbeit, welche Maschinen macht. Der ganze jährliche Gesammtar- beitstag, dessen Werthausdruck = 3000, scheint verausgabt in der Pro duktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstanter Werththeil wieder erscheint, da diese 3000 = 1 5 0 0v + 1 5 0 0m sich nur in variablen Kapitalwerth + Mehrwerth auflösen. Andrerseits erscheint der konstante Kapitalwerth = 6000 wieder in einer von den Konsumtions mitteln ganz verschiednen Produktenart, den Produktionsmitteln, wäh rend doch kein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; dieser ganze Arbeitstag scheint vielmehr nur aus den Arbeitsweisen zu bestehn, die nicht in Produkti onsmitteln, sondern in Konsumtionsmitteln resultiren. Das Geheimniß ist bereits gelöst. Das Werthprodukt der Jahresarbeit ist gleich dem Pro duktenwerth der Abtheilung II, dem Totalwerth der neu producirten Konsumtionsmittel. Aber dieser Produkten||428|werth ist größer um 2H als der innerhalb der Produktion von Konsumtionsmitteln (Abtheilung II) verausgabte Theil der Jahresarbeit. Nur lh der Jahresarbeit ist in ihrer Produktion verausgabt. 2H dieser Jahresarbeit sind in der Produktion von Produktionsmitteln verausgabt, also in Abtheilung I. Das während dieser Zeit sub I erzeugte Werthprodukt, gleich dem sub I producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, ist gleich dem sub II in Konsumtionsmit teln wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerth von I I. Sie können sich daher wechselseitig austauschen und in natura ersetzen. Der Total werth der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe des neuen Werthprodukts sub I + II, oder I I (C + v + m) = I (v + m) + H(v + m ), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von ν + m produ­ cirten Neuwerths. Andrerseits ist der Totalwerth der Produktionsmittel (I) gleich der Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der F o rm von Konsumtionsmitteln (II) wiedererscheinenden konstanten Kapital­ werths, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft wie- 400 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion derer scheinenden konstanten Kapital werths. Dieser Totalwerth ist gleich dem Werthausdruck von 4h vor dem Produktionsproceß sub I, und 2H vor dem Produktionsproceß sub II vergangnen Arbeitstagen, also zusammen von zwei Gesammtarbeitstagen. Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahrespro dukt daher, daß der konstante Werththeil in einer ganz andren Produk tenart - Produktionsmitteln - sich darstellt, als der diesem konstanten Werththeil zugesetzte Neuwerth ν + m, der sich in Konsumtionsmitteln darstellt. So hat es den Schein, als fänden sich - dem Werth nach be trachtet - 2h der aufgezehrten Produktenmasse in einer neuen F o rm wie der, als Neuprodukt, ohne daß irgend eine Arbeit von der Gesellschaft in ihrer Produktion verausgabt wäre. Dies findet bei dem Einzelkapital nicht statt. Jeder individuelle Kapitalist wendet eine bestimmte konkrete Arbeitsart an, welche die ihr eigenthümlichen Produktionsmittel in ein Produkt verwandelt. Z.B. der Kapitalist sei Maschinenbauer, das wäh rend des Jahrs verausgabte konstante Kapital = 6 0 0 0c, das variable = 1 5 0 0v, der Mehrwerth = 1 5 0 0m; das Produkt = 9000, wir wollen sagen ein Produkt von 18 Maschinen, wovon jede = 500. Das ganze Produkt besteht hier in derselben Form, der von Maschinen. (Producirt er meh rere Sorten, so wird jede für sich berechnet.) Das ganze Waarenprodukt ist Produkt der während des ||429| Jahres im Maschinenbau verausgabten Arbeit, Kombination derselben konkreten Arbeitsart mit denselben Pro duktionsmitteln. Die verschiednen Theile des Produktenwerths stellen sich daher in derselben Naturalform dar: in 12 Maschinen stecken 6 0 0 0c, in 3 Maschinen 1 5 0 0v, in 3 Maschinen 1 5 0 0m. Es ist hier klar, daß der Werth der 12 Maschinen = 6 0 0 0c ist, nicht weil in diesen 12 Maschinen bloß vor dem Maschinenbau vergangne und nicht in ihm verausgabte Arbeit verkörpert. Der Werth der Produktionsmittel für 18 Maschinen hat sich nicht von selbst in 12 Maschinen verwandelt, aber der Werth dieser 12 Maschinen (der selbst aus 4 0 0 0c + 1 0 0 0v + 1 0 0 0m besteht) ist gleich dem Totalwerth des in den 18 Maschinen enthaltnen konstanten Kapital werths. Der Maschinenbauer muß daher von den 18 Maschinen 12 verkaufen, um sein verausgabtes konstantes Kapital, das er zur R e produktion von 18 neuen Maschinen nöthig hat, zu ersetzen. Dagegen wäre die Sache unerklärlich, wenn, obgleich die angewandte Arbeit bloß aus Maschinenbau besteht, als ihr Resultat sich ergäben: einerseits 6 Maschinen = 1 5 0 0v+ 1 5 0 0m, andrerseits Eisen, Kupfer, Schrauben, Rie men etc. zum Werthbetrag von 6 0 0 0c, d. h. die Produktionsmittel der Maschinen in ihrer Naturalform, die der einzelne, Maschinen bauende Kapitalist bekanntlich nicht selbst producirt, sondern sich durch den Cir kulationsproceß ersetzen muß. Und dennoch scheint, auf den ersten 401 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Blick, sich die Reproduktion des gesellschaftlichen Jahresprodukts in so widersinniger Weise zu vollziehn. Das Produkt des individuellen Kapitals, d. h. jedes selbständig fungi- renden, mit eignem Leben begabten Bruchstücks des gesellschaftlichen Kapitals, hat irgend eine beliebige Naturalform. Die einzige Bedingung ist, daß es wirklich eine Gebrauchsform hat, einen Gebrauchswerth, der es zu einem cirkulationsfähigen Glied der Waarenwelt stempelt. Es ist ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in den selben Produktionsproceß eingehn kann, aus dem es als Produkt heraus kommt, also ob der Theil seines Produktenwerths, worin sich der kon stante Kapitaltheil darstellt, eine Naturalform besitzt, worin er t a t s ä c h lich wieder als konstantes Kapital fungiren kann. Wenn nicht, wird dieser Theil des Produktenwerths durch Verkauf und Einkauf wieder in die F o rm seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt, und dadurch das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform reprodu cirt. J |430| Anders verhält es sich mit dem Produkt des gesellschaftlichen Gesammtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in ihrer Naturalform Theile dieses Produkts selbst bilden. Der aufgezehrte konstante Kapitaltheil kann durch die Gesammtproduktion nur ersetzt werden, soweit im Produkt der gesammte wiedererscheinende konstante Kapitaltheil in der Naturalform neuer Produktionsmittel wieder er scheint, die wirklich als konstantes Kapital fungiren können. Einfache Reproduktion vorausgesetzt, muß daher der Werth des Theils des Pro dukts, der aus Produktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten Werththeil des gesellschaftlichen Kapitals sein. Ferner: Individuell betrachtet, producirt der Kapitalist in seinem Pro duktenwerth durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Kapital plus Mehrwerth, während der konstante Werththeil durch den konkreten Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt übertragen ist. Gesellschaftlich betrachtet, producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Produktionsmittel producirt, ihnen daher sowohl Neu werth zusetzt als den Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produk tionsmittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital, be stimmt, das in der F o rm der alten Produktionsmittel aufgezehrte zu er setzen, sowohl das sub I wie sub II konsumirte konstante Kapital. Er producirt nur Produkt, bestimmt der produktiven Konsumtion anheim zufallen. Der ganze Werth dieses Produkts ist also nur Werth, der als konstantes Kapital von neuem fungiren, der nur konstantes Kapital in seiner Naturalform zurückkaufen kann, der sich daher, gesellschaftlich betrachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwerth auflöst. - An- 402 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion drerseits producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Kon sumtionsmittel producirt, keinen Theil des gesellschaftlichen Ersatzka pitals. Er producirt nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt sind, den Werth des variablen Kapitals und den Mehrwerth sub I und II zu realisiren. Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also das gesellschaftliche Gesammtprodukt betrachtet, welches sowohl die R e produktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Konsum tion einschließt, so muß man nicht in die von Proudhon der bürgerlichen Oekonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so betrach ten, ||431| als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en bloc, als Totalität betrachtet, diesen ihren specifischen, historisch öko nomischen Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem Gesammtkapitalisten zu thun. Das Gesammtkapital erscheint als das Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Diese Aktiengesell schaft hat das mit vielen andern Aktiengesellschaften gemein, daß jeder weiß was er hineinsetzt, aber nicht was er herauszieht. IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay. Der Gesammtwerth des gesellschaftlichen Produkts beträgt 9000 = 6 0 0 0c + 1 5 0 0v + 1500m, mit andren Worten: 6000 reproduciren den Werth der Produktionsmittel und 3000 den Werth der Konsumtionsmittel. Der Werth der gesellschaftlichen Revenue (v + m) beträgt also nur ' /3 des Ge- sammtproduktenwerths, und nur zum Werthbetrag dieses Drittels kann die Gesammtheit der Konsumenten, Arbeiter wie Kapitalisten, Waaren, Produkte, dem gesellschaftlichen Gesammtprodukt entziehn und ihrem Konsumtionsfonds einverleiben. Dagegen sind 6000 = 2Ii des Produkten werths Werth des konstanten Kapitals, das in natura ersetzt werden muß. Produktionsmittel zu diesem Betrag müssen also dem Produktionsfonds wieder einverleibt werden. Dies ist es was Storch als nothwendig einsieht, ohne es beweisen zu können: Il est clair que la valeur du produit annuel se distribue partie en capitaux et partie en profits, et que chacune de ces parties de la valeur du produit annuel va régulièrement acheter les pro duits dont la nation a besoin, tant pour entretenir son capital que pour remplacer son fonds consommable ... les produits qui constituent le ca pital d'une nation, ne sont point consommables. sur la nature du revenu national. Paris 1824, p. 150.) (Storch, Considérations A. Smith jedoch hat dieses fabelhafte Dogma aufgestellt, das ihm bis heute geglaubt wird, nicht nur in der bereits erwähnten Form, wonach der gesammte gesellschaftliche Produktenwerth sich in Revenue auflöst, 403 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals in Arbeitslohn plus Mehrwerth, oder wie er es ausdrückt, in Arbeitslohn plus Profit (Zins) plus Grundrente. Sondern auch in der noch populä reren Form, daß die Konsumenten in letzter Instanz (ultimately) den | |432| ganzen Produktenwerth den Producenten zahlen müssen. Dies ist bis heute einer der bestbeglaubigten Gemeinplätze oder vielmehr ewigen Wahrheiten der sogenannten Wissenschaft der politischen Oekonomie. Dies wird in folgender plausiblen Weise veranschaulicht. Nimm irgend einen Artikel ζ. B. leinene Hemden. Erst hat der Spinner von Leinengarn dem Flachsbauer den ganzen Werth des Flachses zu zahlen, also Flachs­ samen, Düngmittel, Arbeitsviehfutter etc., nebst dem Werththeil, den das fixe Kapital des Flachsbauers, wie Baulichkeiten, Ackergeräthe u. s. w. an dies Produkt abgibt; den in der Produktion des Flachses gezahlten Arbeitslohn; den Mehrwerth (Profit, Grundrente) der im Flachs steckt; endlich die Frachtkosten des Flachses von seiner Produktionsstätte zur Spinnerei. Dann hat der Weber dem Spinner des Leinengarns nicht nur diesen Preis des Flachses zurückzuerstatten, sondern auch den Werththeil der Maschinerie, Baulichkeiten etc., kurz des fixen Kapitals, der auf den Flachs übertragen wird, ferner alle während des Spinnprocesses verzehr ten Hülfsstoffe, Arbeitslohn der Spinner, Mehrwerth etc., und so geht's weiter mit dem Bleicher, den Transportkosten der fertigen Leinwand, endlich dem Hemdenfabrikanten, der den ganzen Preis aller frühern Pro ducenten bezahlt hat, die ihm nur sein Rohmaterial geliefert haben. In seiner Hand findet nun fernerer Werthzusatz statt, durch Werth theils des konstanten Kapitals, das in der Form von Arbeitsmitteln, Hülfsstoffen etc. in der Hemdenfabrikation verzehrt wird, theils durch die darin ver ausgabte Arbeit, die den Werth des Arbeitslohns der Hemdenmacher plus dem Mehrwerth des Hemdenfabrikanten zusetzt. Dies ganze Hemden produkt koste nun schließlich 100 £, und dies sei der Antheil am ganzen jährlichen Produktenwerth, den die Gesellschaft in Hemden verausgabt. Die Konsumenten der Hemden zahlen die 100 £, also den Werth aller in den Hemden enthaltnen Produktionsmittel wie den Arbeitslohn plus Mehrwerth des Flachsbauers, Spinners, Webers, Bleichers, Hemdenfa brikanten, sowie sämmtlicher Transporteure. Dies ist vollständig richtig. Es ist in der That das, was jedes Kind sieht. Aber dann heißt es weiter: So verhält es sich mit dem Werth aller andern Waaren. Es sollte heißen: So verhält es sich mit dem Werth aller Konsumtionsmittel, mit dem Werth des gesellschaftlichen Produktentheils, der in den Konsumtionsfonds eingeht, also mit dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der als Revenue verausgabt werden kann. Die Werthsumme aller dieser | ¡4331 Waaren ist allerdings gleich dem Werth aller in ihnen aufgezehrten Produktionsmittel (konstanten Kapitaitheile) plus dem Werth, den die 404 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion letzt zugefügte Arbeit geschaffen hat (Arbeitslohn plus Mehrwerth). Die Gesammtheit der Konsumenten kann also diese ganze Werthsumme zah len, weil zwar der Werth jeder einzelnen Waare aus c + ν + m besteht, aber die Werthsumme aller in den Konsumtionsfonds eingehenden Waaren zusammengenommen, dem Maximum nach, nur gleich sein kann dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der sich in ν + m auf­ löst, d. h. gleich dem Werth, den die während des Jahrs verausgabte Ar beit den vorgefundnen Produktionsmitteln - dem konstanten Kapital werth - zugesetzt hat. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, so haben wir gesehn, daß er aus der gesellschaftlichen Produktenmasse auf doppelte Weise ersetzt wird. Erstens durch Austausch der Kapitalisten I I, die Konsumtionsmittel produciren, mit den Kapitalisten I, welche die Produktionsmittel dafür produciren. Und hier ist die Quelle der Phrase, daß was für den Einen Kapital, für den Andern Revenue ist. Aber so verhält sich die Sache nicht. Die 2000 I IC, die in Konsumtionsmitteln zum Werth von 2000 existiren, bilden für die Kapitalistenklasse II konstanten Kapitalwerth. Sie können ihn also nicht selbst konsumiren, obgleich das Produkt nach seiner Naturalform konsumirt werden muß. Andrerseits sind 2000 I (v + m) der von der Kapitalisten- und Arbeiterklasse I produ cirte Arbeitslohn plus Mehrwerth. Sie existiren in der Naturalform von Produktionsmitteln, von Dingen, in denen ihr eigner Werth nicht kon sumirt werden kann. Wir haben hier also eine Werthsumme von 4000, von denen vor wie nach dem Austausch die Hälfte nur konstantes K a pital ersetzt und die Hälfte nur Revenue bildet. - Zweitens aber wird das konstante Kapital der Abtheilung I in natura ersetzt, theils durch Aus tausch unter den Kapitalisten I, theils durch Ersatz in natura in jedem einzelnen Geschäft. Die Phrase, daß der ganze jährliche Produktenwerth schließlich von den Konsumenten bezahlt werden muß, wäre nur dann richtig, wenn man unter Konsumenten zwei ganz verschiedne Sorten einbegriffe, indi viduelle Konsumenten und produktive Konsumenten. Aber daß ein Theil des Produkts produktiv konsumirt werden muß, heißt ja weiter nichts als daß er als Kapital fungiren muß und nicht als Revenue verzehrt werden kann. | ¡434) Wenn wir den Werth des Gesammtprodukts = 9000 eintheilen in 6 0 0 0c + 1500γ + 1 5 0 0m, und die 3000(v + m) nur in ihrer Eigenschaft als Revenue betrachten, so scheint umgekehrt das variable Kapital zu ver­ schwinden und das Kapital, gesellschaftlich betrachtet, nur aus konstan­ tem Kapital zu bestehn. Denn was ursprünglich als 1 5 0 0v erschien, hat sich in einen Theil der gesellschaftlichen Revenue, in Arbeitslohn, R e venue der Arbeiterklasse, aufgelöst, und sein Kapitalcharakter ist damit 405 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals verschwunden. In der That wird diese Folgerung von Ramsay gezogen. Nach ihm besteht, gesellschaftlich betrachtet, das Kapital nur aus fixem Kapital, aber unter fixem Kapital versteht er konstantes Kapital, die in Produktionsmitteln bestehende Werthmasse, seien diese Produktionsmit tel nun Arbeitsmittel oder Arbeitsmaterial, wie Rohstoff, Halbfabrikat, Hülfsstoff etc. Er nennt das variable Kapital cirkulirendes: Circulating capital consists only of subsistence and other necessaries advanced to the workmen previous to the completion of the produce of their labour. ... Fixed capital alone, not circulating, is properly speaking a source of national wealth ... Circulating capital is not an immediate agent in pro duction, nor essential to it at all, but merely a convenience rendered necessary by the deplorable poverty of the mass of the people . .. Fixed capital alone constitutes an element of cost of production in a national point of view. (Ramsay, I . e ., p. 2 3 - 26 passim.) Ramsay erklärt fixes Kapital, worunter er konstantes versteht, näher wie folgt: The length of time during which any portion of the product of that labour (nämlich labour bestowed on any commodity) has existed as fixed capital, i. e. in a form in which, though assisting to raise the future commodity, it does not maintain labourers (p. 59). Hier sieht man wieder das Unheil, das Α. Smith angerichtet, indem der Unterschied von konstantem und variablem Kapital bei ihm ertränkt ist in dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital. Das konstante Kapital Ramsay's besteht aus Arbeitsmitteln, sein cirkulirendes aus Le bensmitteln; beide sind Waaren von gegebnem Werth; die einen können so wenig einen Mehrwerth produciren wie die andern. | |435| X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und Arbeitslohn.49' Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahrs ist Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Werth dieses Ge- sammtprodukts ist größer als der Werththeil desselben, worin sich die Jahresarbeit, als während dieses Jahres verausgabte Arbeitskraft, verkör pert. Das Werthprodukt dieses Jahrs, der während desselben in Waaren form neu geschaffne Werth, ist kleiner als der Produktenwerth, der Ge sammtwerth der während des ganzen Jahres hergestellten Waarenmasse. Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesammtwerth des jähr lichen Produkts den Werth abziehn, der ihm durch die laufende Jahres arbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich reproducirter Werth, sondern 4 9) Von hier an Manuskript V I I I. 406 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion nur in neuer Daseinsform wiedererscheinender Werth; Werth, auf das Jahresprodukt übertragen von vor ihm existirendem Werth, der je nach der Dauer der konstanten Kapitalbestandtheile, die im diesjährigen ge sellschaftlichen Arbeitsproceß mitgewirkt, von früherm oder späterm Datum sein kann, der von dem Werth eines Produktionsmittels herrüh ren kann, welches im vorigen J a hr oder in einer Reihe früherer Jahre zur Welt kam. Es ist unter allen Umständen Werth, übertragen von vorjäh rigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahrs. Nehmen wir unser Schema, so haben wir nach Umsatz der bisher be trachteten Elemente zwischen I und II und innerhalb II: I) 4 0 0 0c + 1000y + 1000m (letztre 2000 realisirt in Konsumtionsmitteln I IC) = 6000. I I) 2 0 0 0c (reproducirt durch Umsatz mit I (v + m)) + 5 0 0v + 5 0 0m = 3000. Werthsumme = 9000. Während des Jahrs neu producirter Werth steckt nur in den ν und m. Die Summe des Werthprodukts dieses Jahrs ist also gleich der Summe der v + m, = 2 0 0 0 I (v + m )+ 1000 II(v +m) = 3000. Alle übrigen Werththeile des Produktenwerths dieses Jahres sind nur übertragner Werth, vom Werth früherer, in der jährlichen Produktion verzehrter Produktionsmit tel. Außer dem Werth von 3000 hat die lau||436|fende Jahresarbeit nichts an Werth producirt; es ist ihr ganzes jährliches Werthprodukt. Nun aber ersetzen, wie wir sahn, die 2000 I (v + m) der Klasse II ihre 2000 I IC in Naturalform von Produktionsmitteln. Zwei Drittel der Jah resarbeit, verausgabt in Kategorie I, haben also neu producirt das kon stante Kapital II, sowohl seinen ganzen Werth wie seine Naturalform. Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahrs verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwerth geschaffen, realisirt in der der Abtheilung II angemeßnen Naturalform. Der größre Theil der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produktion von neuem konstantem Kapital (in Produktionsmitteln existirendem K a pitalwerth) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln verausgabten konstanten Kapitalwerths. Was hier die kapitalistische Ge sellschaft vom Wilden unterscheidet ist nicht, wie Senior5 0' meint, daß es das Privilegium und die Eigenheit des Wilden sei, seine Arbeit zu veraus gaben in gewisser Zeit, die ihm keine in Revenue, d. h. in Konsumtions mittel auflösbare (umsetzbare) Früchte verschafft, sondern der Unter schied besteht darin: 5 0) „Wenn der Wilde Bogen fabricirt, so übt er eine Industrie aus, aber er prakticirt nicht die Abstinenz." (Senior, Principes fondamentaux de l'Écon. Pol., trad. Arrivabene, Paris 1836, p. 3 0 8 .) - „ Je mehr die Gesellschaft fortschreitet, desto mehr Abstinenz erfordert sie." (Ibid., p. 342.) - Vergi. D as Kapital, Buch 1, K a p. X X I I, 3, p. 619. 407 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals a) Die kapitalistische Gesellschaft verwendet mehr ihrer disponiblen Jahresarbeit in Produktion von Produktionsmitteln (ergo von konstan tem Kapital), die weder unter der Form von Arbeitslohn noch von Mehr werth in Revenue auflösbar sind, sondern nur als Kapital fungiren können. b) Wenn der Wilde Bogen, Pfeile, Steinhämmer, Aexte, Körbe etc. macht, so weiß er ganz genau, daß er die so verwandte Zeit nicht auf Herstellung von Konsumtionsmitteln verwendet hat, daß er also seinen Bedarf an Produktionsmitteln gedeckt hat und weiter nichts. Außerdem begeht der Wilde eine schwere ökonomische Sünde durch seine völlige Gleichgültigkeit gegen Zeitaufwand, und verwendet ζ. B. manchmal, wie Tyler erzählt, einen ganzen Monat zur Verfertigung eines Pfeils.5" | |437| Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oekonomen sich die theoretische Schwierigkeit, d. h. das Verständniß des realen Zusammenhangs, vom Hals zu schaffen sucht, - daß, was für den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist, und umgekehrt, - ist theil weise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Mißverständ- niß des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen Reproduk thatsächliche tion vorgeht, also auch ein Mißverständniß über die Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird. Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf die theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich die falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird. 1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapitali sten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohnarbeiters. Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten als indem er damit Arbeitskraft Geldkapital; es fungirt als Geldkapital, kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es nichts als in Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante und keine variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital - eben durch seine Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables Kapital wird es nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in Arbeitskraft um gesetzt worden und diese als Bestandtheil des produktiven Kapitals im kapitalistischen Proceß fungirt. Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den K a pitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geldform seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geldform der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner Arbeits kraft bezieht. 5 I) E. B. Tyler, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit, übersetzt von H. Mül ler. Leipzig, ohne Datum, S. 2 4 0. 408 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Hier haben wir nur die einfache Thatsache, daß das Geld des Käufers, hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Verkäufers, hier des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, geht. Es ist nicht das va riable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den Kapitalisten und als Revenue für den Arbeiter, sondern es ist dasselbe Geld, das erst in der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen Kapitals, daher als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald der Kapitalist es umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters als Aequivalent für verkaufte Arbeitskraft dient. D aß aber dasselbe Geld ¡4381 in der Hand des Verkäufers einer andren Nutzanwendung dient als in der Hand des Käufers, ist allem K a uf und Verkauf von Waaren angehöriges Phäno men. Apologetische Oekonomen stellen die Sache falsch dar, wie sich am besten zeigt wenn wir nur den Cirkulationsakt G -A (= G - W ), Umsatz in Arbeitskraft auf Seite des kapitalistischen Käufers, von Geld A -G (= W - G ), Umsatz der Waare Arbeitskraft in Geld auf Seite des Verkäufers, des Arbeiters, ausschließlich im Auge halten, ohne uns vor läufig um das weiter Folgende zu bekümmern. Sie sagen: dasselbe Geld realisirt hier zwei Kapitale; der Käufer - Kapitalist - setzt sein Geldka pital in lebendige Arbeitskraft um, die er seinem produktiven Kapital einverleibt; andrerseits der Verkäufer - Arbeiter - setzt seine Waare - die Arbeitskraft - in Geld um, das er als Revenue verausgabt, wodurch er eben befähigt wird, seine Arbeitskraft stets von neuem wieder zu verkau fen und so zu erhalten; seine Arbeitskraft ist also selbst sein Kapital in Waarenform, woraus ihm beständig seine Revenue quillt. In der That ist die Arbeitskraft sein Vermögen (stets sich erneuerndes, reproduktives), nicht sein Kapital. Sie ist die einzige Waare, die er beständig verkaufen kann und muß, um zu leben, und die als Kapital (variables) nur erst in der Hand des Käufers, des Kapitalisten, wirkt. D aß ein Mann beständig gezwungen ist, stets wieder von neuem seine Arbeitskraft, d. h. sich selbst, an eine dritte Person zu verkaufen, beweist nach jenen Oekono men, daß er ein Kapitalist ist, weil er beständig „Waare" (sich selbst) zu verkaufen hat. In diesem Sinn wird auch der Sklave Kapitalist, obgleich er von einer dritten Person ein für allemal als Waare verkauft wird; denn die Natur dieser Waare - des Arbeitssklaven - bringt es mit sich, daß ihr Käufer sie nicht nur jeden Tag von neuem arbeiten läßt, sondern ihr auch die Lebensmittel gibt, vermöge deren sie stets von neuem wieder arbeiten kann. - (Vergleiche hierüber Sismondi und Say in den Briefen an Mal thus.) 2) In dem Umsatz von 1000 Iv + 1000 Im gegen 2000 I IC wird also das, was konstantes Kapital für die Einen (2000 I IC), variables Kapital und 409 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Mehrwerth, also überhaupt Revenue, für die Andren; und das was va riables Kapital und Mehrwerth (2000 I (v + m) also überhaupt Revenue für die Einen, wird konstantes Kapital für die Andren. | |439| Betrachten wir zunächst den Umsatz von Iv gegen I IC, und zwar zuerst vom Standpunkt des Arbeiters. Der Gesammtarbeiter von I hat seine Arbeitskraft verkauft an den Gesammtkapitalisten von I für 1000; er erhält diesen Werth in Geld aus gezahlt in der F o rm des Arbeitslohns. Mit diesem Geld kauft er von II Konsumtionsmittel zum selben Werthbetrag. Der Kapitalist II steht ihm nur als Waarenverkäufer und als nichts andres gegenüber, auch wenn der Arbeiter von seinem eignen Kapitalisten kauft, wie ζ. B. oben (S. 400) im Umsatz der 500 I IV. Die Cirkulationsform, die seine Waare, die Arbeits­ kraft, durchmacht, ist die der einfachen, auf bloße Befriedigung von Bedürfnissen, auf Konsumtion gerichtete Waarencirkulation W (Arbeits kraft) - G -W (Konsumtionsmittel, Waare I I ). Resultat dieses Cirkulati- onsvorgangs ist: daß der Arbeiter sich als Arbeitskraft für den Kapita listen I erhalten hat, und um sich weiter als solche zu erhalten, muß er stets von neuem den Proceß A (W) - G -W wiederholen. Sein Arbeitslohn realisirt sich in Konsumtionsmitteln, er wird als Revenue verausgabt und, die Arbeiterklasse im ganzen genommen, wieder beständig als Revenue verausgabt. Betrachten wir nun denselben Umsatz Iv gegen I IC vom Standpunkt des Kapitalisten. Das ganze Waarenprodukt von II besteht aus Konsum tionsmitteln; also aus Dingen, bestimmt in die jährliche Konsumtion ein zugehn, also zur Realisirung von Revenue zu dienen für irgend Jemand, im hier betrachteten Fall für den Gesammtarbeiter I. F ür den Gesammt kapitalisten II aber ist ein Theil seines Waarenprodukts, = 2000, jetzt die in Waare verwandelte F o rm des konstanten Kapitalwerths seines pro duktiven Kapitals, welches aus dieser Waarenform wieder rückverwan delt werden muß in die Naturalform, worin es von neuem als konstanter Theil des produktiven Kapitals wirken kann. Was Kapitalist II bis jetzt erreicht hat ist, daß er die Hälfte (= 1000) seines in Waarenform (Kon sumtionsmitteln) reproducirten konstanten Kapitalwerths durch den Verkauf an den Arbeiter I in Geldform rückverwandelt hat. Es ist also auch nicht das variable Kapital Iv, das sich umgesetzt hat in diese erste Hälfte des konstanten Kapitalwerths I IC, sondern das Geld, das für I als Geldkapital fungirte im Umsatz gegen Arbeitskraft, war so in den Besitz des Verkäufers der Arbeitskraft gekommen, für den es kein Kapital, son dern Revenue in Geldform darstellt, d. h. verausgabt wird als Kauf-1 |440|mittel von Konsumtionsmitteln. Das Geld = 1000, das den Kapita listen II von den Arbeitern I zugeflossen, kann andrerseits nicht als kon- 410 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion stantes Element des produktiven Kapitals II fungiren. Es ist nur noch die Geldform seines Waarenkapitals, noch umzusetzen in fixe oder cirkuli rende Bestandtheile von konstantem Kapital. II kauft also mit dem von den Arbeitern I, den Käufern seiner Waare, gelösten Geld für 1000 Pro duktionsmittel von I. Damit ist der konstante Kapitalwerth II zur Hälfte des Gesammtbetrags erneuert in der Naturalform, worin es wieder als Element des produktiven Kapitals II fungiren kann. Die Cirkulations- form war dabei W - G - W: Konsumtionsmittel zum Werth von 1000 - Geld = 1000 - Produktionsmittel zum Werth von 1000. Aber W - G -W ist hier Kapitalbewegung. W, verkauft an die Arbeiter, verwandelt sich in G, und dies G wird umgesetzt in Produktionsmittel; es ist Rückverwandlung aus Waare in die stofflichen Bildungselemente die ser Waare. Andrerseits, wie Kapitalist II gegen I nur als Waarenkäufer, fungirt Kapitalist I gegen II hier nur als Waarenverkäufer. I hat ur sprünglich mit 1000 Geld, bestimmt als variables Kapital zu fungiren, Arbeitskraft zum Werth von 1000 gekauft; er hat also ein Aequivalent für seine in Geldform weggegebnen 1 0 0 0v erhalten; das Geld gehört jetzt dem Arbeiter, der es verausgabt in Käufen von II; I kann dies Geld, das so in die Kasse von II geflossen, nur rückerhalten, indem er es durch Verkauf von Waaren zum selben Werthbetrag wieder herausfischt. Erst hatte I eine bestimmte Geldsumme = 1000, bestimmt als variabler Kapitaltheil zu fungiren; sie fungirt als solcher durch ihren Umsatz in Arbeitskraft zum selben Werthbetrag. Der Arbeiter hat ihm aber als R e sultat des Produktionsprocesses geliefert eine Waarenmasse (Produkti onsmittel) zum Werth von 6000, wovon VO oder 1000 ihrem Werth nach ein Aequivalent des in Geld vorgeschoßnen variablen Kapitaltheils. So wenig wie früher in seiner Geldform, fungirt der variable Kapitalwerth jetzt in seiner Waarenform als variables Kapital; dies kann er nur nach erfolgtem Umsatz in lebendige Arbeitskraft, und nur solange diese im Produktionsproceß fungirt. Als Geld war der variable Kapitalwerth nur potentielles variables Kapital. Aber er befand sich in einer Form, worin er direkt in Arbeitskraft umsetzbar. Als Waare ist dieser selbe variable Kapitalwerth nur noch potentieller Geldwerth; er wird erst wieder in der ursprünglichen Geldform hergestellt durch den Verkauf der Waare, hier | |441| also dadurch, daß II für 1000 Waare kauft von I. Die Cirkulations- bewegung ist hier: 1 0 0 0v (Geld) - Arbeitskraft zum Werth von 1000 - 1000 in Waare (Aequivalent des variablen Kapitals) - 1 0 0 0v (Geld); also G -W ... W -G (= G -A ... W - G ). Der zwischen W ... W fallende Pro duktionsproceß selbst gehört der Cirkulationssphäre nicht an; er er scheint nicht im Umsatz der verschiednen Elemente der jährlichen R e produktion gegen einander, obgleich dieser Umsatz die Reproduktion 411 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals aller Elemente des produktiven Kapitals einschließt, sowohl seiner kon stanten wie des variablen Elements, der Arbeitskraft. Alle Träger dieses Umsatzes erscheinen nur als Käufer oder Verkäufer, oder als beides; die Arbeiter erscheinen darin nur als Waarenkäufer; die Kapitalisten ab wechselnd als Käufer und Verkäufer; und innerhalb bestimmter Grenzen nur als einseitig Waarenkäufer oder als einseitig Waarenverkäufer. Resultat: D aß I den variablen Werththeil seines Kapitals wieder in der Geldform besitzt, woraus allein er direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, d. h. ihn wieder besitzt in der einzigen Form, worin er wirklich als vari ables Element seines produktiven Kapitals vorgeschossen werden kann. Andrerseits, um wieder als Waarenkäufer auftreten zu können, muß der Arbeiter jetzt vorher wieder als Waarenverkäufer, als Verkäufer seiner Arbeitskraft auftreten. Mit Bezug auf das variable Kapital der Kategorie II (500 I IV) tritt der Cirkulationsproceß zwischen Kapitalisten und Arbeitern derselben Pro duktionsklasse in unvermittelter Form auf, sofern wir ihn betrachten als vorgehend zwischen dem Gesammtkapitalisten II und dem Gesammtar beiter I I. Der Gesammtkapitalist II schießt 5 0 0v vor im Ankauf von Arbeits kraft zum selben Werthbetrag; der Gesammtkapitalist ist hier Käufer, der Gesammtarbeiter Verkäufer. Dann tritt der Arbeiter mit dem für seine Arbeitskraft gelösten Geld als Käufer eines Theils der von ihm selbst producirten Waaren auf. Hier ist der Kapitalist also Verkäufer. Der Ar beiter hat dem Kapitalisten das ihm im Ankauf seiner Arbeitskraft ge zahlte Geld ersetzt durch einen Theil des producirten Waarenkapitals II, nämlich 5 0 0v in Waare; der Kapitalist besitzt jetzt in Waarenform das selbe ν, das er vor dem Umsatz in Arbeitskraft in Geldform besaß; der Arbeiter andrerseits hat den Werth seiner Arbeitskraft in Geld reali-1 |442|sirt, und realisirt dies Geld jetzt wieder, indem er es zur Bestreitung seiner Konsumtion als Revenue verausgabt in Ankauf eines Theils der von ihm selbst producirten Konsumtionsmittel. Es ist dies Austausch der Revenue des Arbeiters in Geld gegen den von ihm selbst in Waarenform reproducirten Waarenbestandtheil 5 0 0v des Kapitalisten. So kehrt dies Geld zum Kapitalisten II als Geldform seines variablen Kapitals zurück. Aequivalenter Revenuewerth in Geldform ersetzt hier variablen Kapital werth in Waarenform. Der Kapitalist bereichert sich nicht dadurch, daß er das Geld, das er dem Arbeiter bei Ankauf der Arbeitskraft zahlt, ihm wieder entzieht durch Verkauf einer äquivalenten Waarenmasse an den Arbeiter. Er wür de den Arbeiter in der That zweimal zahlen, wenn er ihm erst 500 zahlte im Ankauf seiner Arbeitskraft, und ihm außerdem noch die Waaren- 412 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion masse im Werth von 500 umsonst gäbe, die er den Arbeiter hat produ ciren lassen. Umgekehrt, producirte ihm der Arbeiter weiter nichts als ein Aequivalent in Waare von 500 für den Preis seiner Arbeitskraft von 500, so wäre der Kapitalist nach der Operation gerade auf demselben Punkt wie vor derselben. Aber der Arbeiter hat ein Produkt von 3000 repro ducirt; er hat den konstanten Werththeil des Produkts, d. h. den Werth der darin verbrauchten Produktionsmittel = 2000 erhalten durch ihre Verwandlung in neues Produkt; er hat diesem gegebnen Werth außerdem einen Werth von 1000(v + m) zugefügt. (Die Vorstellung, als wenn der Kapitalist sich bereichre in dem Sinn, daß er Mehrwerth gewinne durch den Rückfluß der 500 in Geld, entwickelt Destutt de Tracy, worüber des Breitern Abschnitt X I II dieses Kapitels.) Durch den K a uf der Konsumtionsmittel zum Werth von 500 seitens des Arbeiters II kehrt dem Kapitalisten II der Werth von 500 I IV, den er eben noch in Waare besaß, wieder zurück in Geld, in der Form, worin er ihn ursprünglich vorschoß. Unmittelbares Resultat der Transaktion, wie bei jedem andern Waaren verkauf, ist der Umsatz gegebnen Werths aus Waarenform in Geldform. Auch der dadurch vermittelte Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt ist nichts specifisches. Hätte Kapitalist II für 500 in Geld Waare von Kapitalist I gekauft und dann seinerseits Waare zum Betrag von 500 an I verkauft, so wären ihm ebenfalls 500 in Geld zurückgeströmt. Die 500 Geld hätten nur zum Umsatz einer Waarenmasse von 1000 gedient und wären nach dem frühern allge-1 |443(meinen Gesetz an den zurückgeflossen, der das Geld zum Umsatz dieser Waarenmasse in Cirkulation geworfen. Aber die 500 Geld, die zu Kapitalist II zurückgeflossen, sind zugleich erneutes potentielles variables Kapital in Geldform. Warum dies? Geld, also auch Geldkapital, ist potentielles variables Kapital nur weil und sofern es umsetzbar in Arbeitskraft. Die Rückkehr der 500 £ Geld zu Kapitalist II ist begleitet von der Rückkehr der Arbeitskraft Il auf den Markt. Die Rückkehr beider auf entgegengesetzten Polen - also auch die Wiedererscheinung der 500 Geld, nicht nur als Geld, sondern auch als variables Kapital in Geldform - ist bedingt durch eine und dieselbe Pro- cedur. Das Geld = 500 fließt an Kapitalist II zurück, weil er an Arbeiter II Konsumtionsmittel zum Betrag von 500 verkauft hat, also weil der Arbeiter seinen Arbeitslohn verausgabt, dadurch sich nebst Familie und damit auch seine Arbeitskraft erhalten hat. Um weiter zu leben, und weiter als Waarenkäufer auftreten zu können, muß er von neuem seine Arbeitskraft verkaufen. Die Rückkehr der 500 in Geld zum Kapitalisten II ist also gleichzeitig Rückkehr, resp. Verbleiben, der Arbeitskraft als durch die 500 Geld kaufbare Waare, und damit Rückkehr der 500 Geld als potentielles variables Kapital. 413 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Mit Bezug auf die, Luxusmittel producirende, Kategorie II b verhält es sich mit ihrem ν - (II b )v - dann wie mit Iv. Das Geld, das den Kapita­ listen I Ib ihr variables Kapital in Geldform erneuert, strömt ihnen zu auf dem Umweg durch die Hand der Kapitalisten I I a. Aber dennoch macht es einen Unterschied, ob die Arbeiter ihre Lebensmittel direkt von den 5 kapitalistischen Producenten kaufen, denen sie ihre Arbeitskraft verkau fen, oder ob sie von einer andren Kategorie Kapitalisten kaufen, vermit telst deren den erstren das Geld nur auf einem Umweg zurückströmt. Da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund lebt, kauft sie solange sie kaufen kann. Anders beim Kapitalisten, ζ. B. bei dem Umsatz von 10 1000 I IC gegen 1000 Iv. Der Kapitalist lebt nicht von der Hand in den Mund. Möglichste Verwerthung seines Kapitals ist sein treibendes Motiv. Treten daher Umstände irgend einer Art ein, die es dem Kapitalisten II vortheilhafter erscheinen lassen, statt unmittelbar sein konstantes Kapi tal zu erneuern, es theilweise wenigstens in Geldform längre Zeit festzu- 15 halten, so verzögert sich der Rückfluß der 1000 I IC (in Geld) zu I; also auch die Wiederherstellung von 1 0 0 0v in Geldform, ||444| und Kapitalist I kann nur auf derselben Stufenleiter fortarbeiten wenn er Reservegeld zur Verfügung hat, wie überhaupt Reservekapital in Geld nöthig ist, um un unterbrochen, ohne Rücksicht auf raschern oder langsamem Rückfluß 20 des variablen Kapitalwerths in Geld, fortarbeiten zu können. Hat man den Umsatz der verschiednen Elemente der laufenden jähr lichen Reproduktion zu untersuchen, so auch das Resultat der vergang nen Jahresarbeit, der Arbeit des bereits zum Abschluß gekommnen Jahrs. Der Produktionsproceß, der in diesem jährlichen Produkt resultirte, liegt 25 hinter uns, ist vergangen, aufgegangen in seinem Produkt, umsomehr also auch der Cirkulationsproceß, der dem Produktionsproceß vorher- geht oder ihm parallel läuft, der Umsatz von potentiellem in wirkliches variables Kapital, d. h. der K a uf und Verkauf von Arbeitskraft. Der Ar beitsmarkt bildet keinen Theil mehr des Waarenmarkts, den man hier vor 30 sich hat. Der Arbeiter hat hier bereits nicht nur seine Arbeitskraft ver- kauft, sondern außer dem Mehrwerth ein Aequivalent des Preises seiner ' Arbeitskraft in Waare geliefert; er hat andrerseits seinen Arbeitslohn in < der Tasche und figurirt während des Umsatzes nur als Käufer von Waare (Konsumtionsmitteln). Andrerseits muß aber das jährliche Produkt alle 35 Elemente der Reproduktion enthalten, alle Elemente des produktiven Kapitals wieder herstellen, vor allem also sein wichtigstes Element, das variable Kapital. Und wir haben in der That gesehn, daß mit Bezug auf variables Kapital als Resultat des Umsatzes sich darstellt: als Waaren- I käufer, durch Verausgabung seines Arbeitslohns, und durch den Konsum 40 der gekauften Waare erhält und reproducirt der Arbeiter seine Arbeits- j j 414 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion kraft als die einzige Waare, die er zu verkaufen hat: wie das in Ankauf dieser Arbeitskraft vom Kapitalisten vorgeschoßne Geld zu diesem zu rückkehrt, kehrt auch die Arbeitskraft, als gegen es umsetzbare Waare, auf den Arbeitsmarkt zurück; als Resultat, hier speciell bei 1000 Iv, er halten wir: 1000y in Geld auf Seiten der Kapitalisten I - dem gegenüber: Arbeitskraft zum Werth von 1000 auf Seiten der Arbeiter I, sodaß der ganze Reproduktionsproceß I von neuem beginnen kann. Dies ist das eine Resultat des Umsatzprocesses. Andrerseits hat die Verausgabung des Arbeitslohns der Arbeiter I Konsumtionsmittel zum Belauf von 1 0 0 0c von II gehoben, diese somit aus Waarenform in Geldform verwandelt; aus dieser Geldform hat II sie rückverwandelt in die Naturalform seines konstanten Kapitals, durch K a uf ||445| von Waaren = 1 0 0 0v von I, dem dadurch sein variabler K a pitalwerth wieder in Geldform rückfließt. Das variable Kapital I macht drei Verwandlungen durch, die im Um satz des jährlichen Produkts gar nicht oder nur andeutungsweise er scheinen. 1) Die erste Form, 1000 Iv in Geld, das in Arbeitskraft zum selben Werthbetrag umgesetzt wird. Dieser Umsatz erscheint nicht selbst im Waarenumsatz zwischen I und I I, aber sein Resultat erscheint darin, daß die Arbeiterklasse I mit 1000 Geld dem Waarenverkäufer II gegenüber tritt, ganz wie die Arbeiterklasse II mit 500 Geld dem Waarenverkäufer von 500 I IV in Waarenform. 2) Die zweite Form, die einzige, worin das variable Kapital wirklich variirt, als variables fungirt, wo werthschöpferische Kraft an Stelle von dafür eingetauschtem, gegebnem Werth erscheint, gehört ausschließlich dem Produktionsproceß an, der hinter uns liegt. 3) Die dritte Form, worin das variable Kapital sich als solches bewährt hat im Resultat des Produktionsprocesses, ist das jährliche Werthpro dukt, also bei I = 1 0 0 0v + 1 0 0 0m = 2000 I (v + m ). An Stelle seines ur sprünglichen Werths = 1000 in Geld ist ein doppelt so großer Werth = 2000 in Waare getreten. Der variable Kapitalwerth = 1000 in Waare bildet daher auch nur die Hälfte des durch das variable Kapital als Ele ment des produktiven Kapitals geschaffnen Werthprodukts. Die 1000 Iv in Waare sind exaktes Aequivalent des in 1 0 0 0v Geld von I ursprünglich vorgeschoßnen, seiner Bestimmung nach variablen Theils des Gesammt kapitals; in Waarenform sind sie aber nur potentiell Geld (werden es wirklich erst durch ihren Verkauf), also noch weniger direkt variables Geldkapital. Schließlich werden sie dies durch den Verkauf der Waare 1000 Iγ an I IC, und durch das baldige Wiedererscheinen der Arbeitskraft als käuflicher Waare, als Material, worin sich 1 0 0 0v Geld umsetzen kann. 415 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Während aller dieser Wandlungen hält Kapitalist I beständig das va riable Kapital in seiner Hand; 1) anfänglich als Geldkapital; 2) sodann als Element seines produktiven Kapitals; 3) noch später als Werththeil seines Waarenkapitals, also in Waarenwerth; 4) endlich wieder in Geld, dem die Arbeitskraft, worin es umsetzbar, wieder gegenübersteht. Wäh rend des Arbeitsprocesses hat der Kapitalist das variable Kapital in | |446| seiner Hand als sich bethätigende, Werth schaffende Arbeitskraft, aber nicht als Werth von gegebner Größe; da er jedoch den Arbeiter stets nur zahlt nachdem seine Kraft schon bestimmte, kürzre oder längre Zeit gewirkt hat, so hat er auch den von ihr geschaffnen Ersatzwerth für sie selbst plus Mehrwerth bereits in seiner Hand, bevor er zahlt. in Da das variable Kapital stets in der Hand des Kapitalisten bleibt, in Revenue für irgend Jemand umsetzt. 1000 Iv in Waare setzt sich vielmehr um in Geld durch seinen Verkauf an II, dem es die Hälfte seines kon stanten Kapitals in natura ersetzt. in keiner Weise gesagt werden, irgend einer Form daß es kann sich Was sich in Revenue auflöst, ist nicht das variable Kapital I, 1 0 0 0v in Geld; dies Geld hat aufgehört als Geldform des variablen Kapitals I zu fungiren, sobald es in Arbeitskraft umgesetzt ist, wie das Geld jedes an dern Waarenverkäufers aufgehört hat, irgend ihm gehöriges zu repräsen- tiren, sobald er es in Waare eines Verkäufers umgesetzt hat. Die Umsätze, die das als Arbeitslohn bezogne Geld in der Hand der Arbeiterklasse durchmacht, sind keine Umsätze des variablen Kapitals, sondern des in Geld verwandelten Werths ihrer Arbeitskraft; ganz ebenso wie der Um satz des vom Arbeiter geschaffnen Werthprodukts (2000 I (v + m)) nur der Umsatz einer den Kapitalisten gehörigen Waare ist, der den Arbeiter nichts angeht. Der Kapitalist aber - und noch mehr sein theoretischer Dollmetscher, der politische Oekonom - kann sich nur schwer der Ein bildung entschlagen, daß das dem Arbeiter ausgezahlte Geld immer noch sein, des Kapitalisten Geld ist. Ist der Kapitalist Goldproducent, so er scheint direkt der variable Werththeil - d. h. das Aequivalent in Waare, das ihm den Kaufpreis der Arbeit ersetzt - selbst in Geldform, kann also auch ohne den Umweg eines Rückflusses von neuem als variables Geld kapital fungiren. Was aber den Arbeiter in II betrifft - soweit wir absehn vom Luxusarbeiter - so existirt 5 0 0v selbst in Waaren, die für die Kon sumtion des Arbeiters bestimmt sind, die er, als Gesammtarbeiter be trachtet, direkt wieder kauft von demselben Gesammtkapitalisten, an den er seine Arbeitskraft verkauft hat. Der variable Werththeil des Kapitals II besteht seiner Naturalform nach in Konsumtionsmitteln, größtentheils bestimmt für den Verzehr der Arbeiterklasse. Aber es ist nicht das vari able Kapital, das in dieser F o rm vom Arbeiter verausgabt wird; ||447| es 416 Zwanzigstes Kapitel • Einfache Reproduktion ist der Arbeitslohn, das Geld des Arbeiters, das gerade durch seine R e alisation in diesen Konsumtionsmitteln das variable Kapital 500 I IV für den Kapitalisten wieder in seiner Geldform herstellt. Das variable K a pital I IV ist reproducirt in Konsumtionsmitteln, wie das konstante K a pital 2000 I IC; so wenig wie das eine löst sich das andre in Revenue auf. Was sich in Revenue auflöst, ist in beiden Fällen der Arbeitslohn. D aß aber durch die Verausgabung des Arbeitslohns als Revenue im einen Fall 1000 I IC, ebenso auf diesem Umweg 1000 Iv und ditto 500 I IV, also konstantes Kapital und variables (bei diesem theils durch direkten, theils durch indirekten Rückfluß) wieder als Geldkapital hergestellt wird, ist eine wichtige Thatsache im Umsatz des jährlichen Produkts. XL. Ersatz des fixen Kapitals. Eine große Schwierigkeit bei Darstellung der Umsätze der jährlichen R e produktion ist die folgende. Nehmen wir die einfachste Form, worin sich die Sache darstellt, so haben wir: (I.) 4 0 0 0c + 100Ov + 1 0 0 0m + (II.) 2000c + 5 0 0m = 9000, 5 0 0v + was sich schließlich auflöst in: 4000 Ic + 2000 I IC + 1000 Iv + 500 I IV + 1000 Im + 500 I Im = 6 0 0 0c + 1 5 0 0v + 1 5 0 0m = 9000. Ein Werththeil des konstanten Kapitals, soweit dies nämlich besteht aus eigentlichen Arbeitsmitteln (als distinkte Ab theilung der Produktionsmittel) ist übertragen von den Arbeitsmitteln auf das Arbeitsprodukt (die Waare); diese Arbeitsmittel fahren fort als Elemente des produktiven Kapitals zu fungiren und zwar in ihrer alten Naturalform; es ist ihr Verschleiß, der Werthverlust, den sie nach und nach erleiden während ihrer in bestimmter Periode fortdauernden Funk tion, der als Werthelement der vermittelst derselben producirten Waaren wiedererscheint, vom Arbeitsinstrument auf das Arbeitsprodukt über tragen wird. Mit Bezug auf die jährliche Reproduktion kommen hier also von vornherein nur solche Bestandtheile des fixen Kapitals in Betracht, deren Leben länger als ein Jahr währt. Sterben sie ganz ab innerhalb des Jahrs, so sind sie auch ganz durch die jährliche Reproduktion zu ersetzen und zu erneuern, und der in Frage kommende Punkt betrifft sie daher von vornherein nicht. Bei Maschinen ||448| und andren länger währenden Formen des fixen Kapitals kann es vorkommen - und kommt häufiger vor - daß gewisse Theilorgane derselben innerhalb des Jahres mit Haut und Haar zu ersetzen sind, obgleich der ganze Gebäude- oder Maschi nenkörper langlebig. Diese Theilorgane fallen in dieselbe Kategorie der innerhalb des Jahres zu ersetzenden Elemente des fixen Kapitals. 417 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Dies Werthelement der Waaren ist in keiner Weise zu verwechseln mit den Reparaturkosten. Wird die Waare verkauft, so wird dies Werthele ment versilbert, in Geld verwandelt wie die andren; nach seiner Verwand lung in Geld aber erscheint sein Unterschied von den andren Werthele menten. Die in der Produktion der Waaren verzehrten Rohmaterialien und Hülfsstoffe müssen in natura ersetzt werden, damit die Reproduk tion der Waaren beginne (überhaupt der Produktionsproceß der Waaren ein kontinuirlicher sei); die in ihnen verausgabte Arbeitskraft muß ebenso durch frische Arbeitskraft ersetzt werden. Das aus der Waare gelöste Geld muß also beständig in diese Elemente des produktiven Kapitals wieder umgesetzt werden, aus Geldform in Waarenform. Es ändert nichts an der Sache, daß ζ. B. Rohmaterialien und Hülfsstoffe in gewissen Ter minen in größrer Masse - sodaß sie Produktionsvorräthe bilden - ge kauft werden, daß also während gewisser Frist diese Produktionsmittel nicht neugekauft zu werden brauchen, also auch - so lange sie vorhalten - das aus dem Waarenverkauf eingehende Geld - soweit es für diesen Zweck dient - sich ansammeln kann, und dieser Theil des konstanten Kapitals daher zeitweilig als in seiner aktiven Funktion suspendirtes Geldkapital erscheint. Es ist kein Revenuekapital; es ist produktives K a pital, das in Geldform suspendirt ist. Die Erneuerung der Produktions mittel muß beständig stattfinden, obgleich die Form dieser Erneuerung - mit Bezug auf die Cirkulation - verschieden sein kann. Der Neukauf, die Cirkulations-Operation, wodurch sie erneuert, ersetzt werden, kann in längren Terminen vorgehn: dann große Geldanlage auf einmal, kom- pensirt durch entsprechenden Produktionsvorrath; oder in kurz aufein ander folgenden Terminen: dann rasch aufeinander folgende kleinere Dosen von Geldausgabe, kleine Produktionsvorräthe. Dies ändert nichts an der Sache selbst. Ebenso mit der Arbeitskraft. Wo die Produktion kontinuirlich auf selber Stufenleiter das J a hr durch ausgeführt: bestän diger Ersatz der aufgezehrten Arbeitskraft durch neue; ||449| wo die Ar beit saisonmäßig, oder verschiedne Portionen Arbeit in verschiednen Pe rioden, wie in der Agrikultur, angewandt werden: dem entsprechender Ankauf bald kleinrer bald größrer Masse Arbeitskraft. Dagegen wird das aus dem Waarenverkauf gelöste Geld, soweit es den Waarenwerththeil vergoldet, der gleich ist dem Verschleiß von fixem Kapital, nicht wieder rückverwandelt in den Bestandtheil des produktiven Kapitals, dessen Werthverlust es ersetzt. Es schlägt nieder neben dem produktiven Kapital und verharrt in seiner Geldform. Dieser Geldniederschlag wiederholt sich, bis die aus einer größren oder geringren Anzahl von Jahren beste hende Reproduktionsepoche abgelaufen ist, während deren das fixe Ele ment des konstanten Kapitals unter seiner alten Naturalform fortfährt 418 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion im Produktionsproceß zu fungiren. Sobald das fixe Element, Baulichkei ten, Maschinerie etc., ausgelebt hat, nicht länger im Produktionsproceß fungiren kann, existirt sein Werth neben ihm, vollständig ersetzt in Geld - der Summe der Geldniederschläge, der Werthe, die vom fixen Kapital allmälig übertragen worden auf die Waaren, in deren Produktion es mit gewirkt, und die durch den Verkauf der Waaren in Geldform übergegan gen. Dies Geld dient dann dazu, das fixe Kapital (oder Elemente dessel ben, da die verschiednen Elemente desselben verschiedne Lebensdauer haben) in natura zu ersetzen und so diesen Bestandtheil des produktiven Kapitals wirklich zu erneuern. Dies Geld ist also Geldform eines Theils des konstanten Kapitalwerths, des fixen Theils desselben. Diese Schatz bildung ist also selbst ein Element des kapitalistischen Reproduktions- processes, Reproduktion und Aufspeicherung - in Geldform - des Werths des fixen Kapitals oder seiner einzelnen Elemente, bis zu der Zeit wo das fixe Kapital ausgelebt und folglich seinen ganzen Werth an die producirten Waaren abgegeben hat und nun in natura ersetzt werden muß. Dies Geld verliert aber nur seine Schatzform und tritt daher erst aktiv wieder ein in den durch die Cirkulation vermittelten Reprodukti onsproceß des Kapitals, sobald es rückverwandelt wird in neue Elemente des fixen Kapitals, um die abgestorbnen zu ersetzen. So wenig wie die einfache Waarencirkulation identisch ist mit bloßem Produktenaustausch, so wenig kann sich der Umsatz des jährlichen Waarenprodukts in bloßen, unvermittelten, gegenseitigen Austausch sei ner verschiednen Bestandtheile auflösen. Das Geld spielt eine specifische Rolle darin, die namentlich auch in der Weise der Reproduktion des | |450| fixen Kapitalwerths sich ausdrückt. (Es ist nachher zu untersuchen, wie sich das anders darstellen würde, vorausgesetzt die Produktion sei gemeinsam und besitze nicht die Form der Waarenproduktion.) Kehren wir nun zu dem Grundschema zurück, so hatten wir für Klas in l/ev + 2A s0 + seinem Werth nach se II: 2 0 0 0c + 5 0 0v + 5 0 0m. Die sämmtlichen im L a uf des Jahrs produ cirten Konsumtionsmittel sind hier gleich Werth von 3000; und jedes der verschiednen Waarenelemente, woraus die Waarensumme besteht, zerfällt in 6 62A ?c + 1 62Aγ + 1 62/ 3M. Die verschiednen Waarensorten der Klasse II mögen konstantes Kapital in verschiedner Proportion enthalten; ebenso mag der fixe Theil des konstanten Kapitals bei ihnen verschieden sein; ebenso die Lebensdauer der fixen Kapitaitheile, also auch der jährliche Verschleiß oder der Werththeil, den sie pro rata übertragen auf die Waaren, in deren Produktion sie betheiligt sind. Dies ist hier gleichgültig. Mit Bezug auf den gesellschaftlichen Reproduktionsproceß handelt es sich nur um den Umsatz zwischen den Klassen II und I. II und I treten 1A s1 1 1, oder procentig 419 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals sich hier nur in ihren gesellschaftlichen Massenverhältnissen gegenüber; die proportioneile Größe des Werththeils c des Waarenprodukts Il (in der jetzt behandelten Frage allein maßgebend) ist daher das Durchschnitts- verhältniß, wenn alle Produktionszweige, die unter II subsumirt sind, zusammengefaßt werden. Jede der Waarensorten (und es sind zum großen Theil dieselben Waarensorten) deren Gesammtwerth rubricirt ist unter: 2 0 0 0c + 5 0 0v + 5 0 0m, ist so gleichmäßig dem Werth nach = 6 62A %C + 162A%V + 1 62A %m- Dies gilt sowohl von je 100 der unter c, als unter v, als unter m figurirenden Waaren. Die Waaren, worin die 2 0 0 0c verkörpert sind, sind dem Werth nach wieder zerfallbar in: 1) 1 3 3 3 ' /3c + 333'/3V + 333 1A1n = 2 0 0 0c, ebenso 5 0 0v in: 2) 333 'Ac + 83 1Ay + 83 1An, = 5 0 0v, endlich 5 0 0m in: 3) 333 1A0 + 831Ay + 83 1A1n = 5 0 0m- Addiren wir nun in 1, 2 und 3 die c zusammen, so haben wir 1333 '/3C + 333 73c + 333 73c = 2000. Ebenso 3331Ay + 83 Άν ||451| + 831Ay = 500, und desgleichen unter m; die Gesammtaddition ergibt den Total­ werth von 3000 wie oben. Der ganze in der Waarenmasse II zum Werth von 3000 enthaltne kon­ stante Kapitalwerth ist also enthalten in 2 0 0 0c, und weder 5 0 0v noch 5 0 0m enthalten ein Atom davon. Dasselbe gilt für ν und m ihrerseits. In andren Worten: D as ganze Quotum der Waarenmasse I I, das kon­ stanten Kapitalwerth darstellt und daher wieder umsetzbar ist, sei es in dessen Natural-, sei es in dessen Geldform - existirt in 2 0 0 0c. Alles auf den Umsatz des konstanten Werths der Waaren II Bezügliche ist also beschränkt auf die Bewegung von 2000 I IC; und dieser Umsatz kann nur vorgehn mit I ( 1 0 0 0v + 1000m). Ebenso ist für Klasse I alles auf den Umsatz des ihr angehörigen kon stanten Kapitalwerths Bezügliche zu beschränken auf die Betrachtung von 4000 Ic. 1) Ersatz des Verschleiß-Werththeils in Geldform. Nehmen wir nun zunächst: I. 4 0 0 0c + lOOOy + 1000m II 2 0 0 0c + 500y + 5 0 0m, so würde der Umsatz der Waaren 2000 I IC gegen Waaren vom selben 420 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Werth I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) voraussetzen, daß 2000 I IC sich allzusammt in natura wieder umgesetzt in die von I producirten Naturalbestandtheile des konstanten Kapitals II; aber der Waarenwerth von 2000, worin letzt- res existirt, enthält ein Element für Werthverlust von fixem Kapital, das nicht sofort in natura zu ersetzen, sondern in Geld zu verwandeln, das als Totalsumme nach und nach sich anhäuft, bis der Termin der Erneuerung des fixen Kapitals in seiner Naturalform fällig geworden. Jedes Jahr ist das Todesjahr für fixes Kapital, das in diesem oder jenem Einzelgeschäft oder auch diesem oder jenem Industriezweig zu ersetzen; im selben in dividuellen Kapital ist dieser oder jener Theil des fixen Kapitals (da des sen Theile von verschiedner Lebensdauer) zu ersetzen. Betrachten wir die jährliche Reproduktion - wenn auch auf einfacher Stufenleiter, d. h. ab- strahirend von aller Akkumulation - so beginnen wir nicht ab ovo; es ist ein J a hr im Fluß vieler, es ist nicht das erste Geburtsjahr der kapitali stischen Produktion. Die verschiednen Kapitale, die in den mannichfa- chen Produktionszweigen der Klasse II angelegt, sind also von verschied- nem Lebensalter, und wie jährlich in diesen ||452| Produktionszweigen fungirende Personen sterben, so erreichen jährlich Massen fixer Kapitale in diesem J a hr ihr Lebensend und müssen aus akkumulirtem Geldfonds in natura erneuert werden. Sofern im Umsatz 2 0 0 0I IC gegen 2000 I(v + m) der Umsatz von 2000 I IC aus seiner Waarenform (als Kon sumtionsmittel) in Naturalelemente eingeschlossen, die nicht nur aus R o h- und Hülfsmaterialien sondern ebenso aus Naturalelementen des fixen Kapitals, Maschinen, Werkzeugen, Baulichkeiten etc. bestehn. Der Verschleiß, der im Werth von 2000 I IC in Geld zu ersetzen, ist daher durchaus nicht entsprechend dem Umfang des fungirenden fixen Kapi tals, da jährlich ein Theil desselben in natura ersetzt werden muß; was aber voraussetzt, daß in frühern Jahren das zu diesem Umsatz nöthige Geld sich aufgehäuft in den Händen von Kapitalisten der Klasse I I. Eben diese Voraussetzung gilt aber für das laufende Jahr ebensowohl wie sie für die frühern angenommen wird. ist In dem Umsatz zwischen I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) und 2000 I IC ist zunächst zu bemerken, daß die Werthsumme I (v + m) kein konstantes Werthele ment enthält, also auch kein Werthelement für zu ersetzenden Verschleiß, d. h. für Werth, der von fixem Bestandtheil des konstanten Kapitals auf die Waaren übertragen worden, in deren Naturalform ν + m existiren. Dies Element existirt dagegen in I IC, und es ist gerade ein Theil dieses dem fixen Kapital geschuldeten Werthelements, der nicht unmittelbar aus Geldform in Naturalform sich zu verwandeln, sondern zunächst in Geld form zu verharren hat. Es drängt sich daher sofort bei dem Umsatz von I (100Ov + 1 0 0 0m) gegen 2000 I IC die Schwierigkeit auf, daß die Produk- 421 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals tionsmittel I, in deren Naturalform die 2 0 0 0 (v + m) existiren, zu ihrem ganzen Werthbetrag von 2000 gegen Aequivalent in Konsumtionsmitteln II umzusetzen sind, dahingegen andrerseits die Konsumtionsmittel 2000 I IC nicht zu ihrem vollen Werthbetrag in die Produktionsmittel I (100Ov + 1000m) umgesetzt werden können, weil ein aliquoter Theil ih res Werths - gleich dem zu ersetzenden Verschleiß oder Werthverlust des fixen Kapitals - sich zunächst in Geld niederschlagen muß, das innerhalb der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode, die allein betrachtet wird, nicht wieder als Cirkulationsmittel fungirt. Das Geld aber, wo durch das Verschleißelement versilbert wird, das im Waarenwerth 2000 I IC steckt, dies Geld kann nur von I herkommen, da II sich nicht selbst zu bezahlen hat, sondern sich be||453|zahlt eben durch Verkauf seiner Waare, und da der Voraussetzung nach I (v + m) die ganze Waaren- summe 2000 I IC kauft; die Klasse I muß also durch diesen K a uf jenen Verschleiß für II versilbern. Aber nach dem früher entwickelten Gesetz kehrt der Cirkulation vorgeschoßnes Geld an den kapitalistischen Pro ducenten zurück, der später gleiches Quantum in Waare in die Cirkula tion wirft. I kann beim A n k a uf von I IC offenbar nicht für 2000 Waaren und überdem noch eine überschüssige Geldsumme ein für alle Mal (ohne daß selbe durch die Operation des Umsatzes zu ihm zurückkehrt) an II geben. Es würde sonst die Waarenmasse I IC über ihrem Werth kaufen. Wenn II in der That I ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) im Umsatz für seine 2 0 0 0c ein tauscht, so hat es weiter nichts von I zu fordern und das während dieses Umsatzes cirkulirende Geld kehrt zurück zu I oder zu II, abhängig da von, wer von beiden es in Cirkulation geworfen, d. h. wer von beiden zuerst als Käufer aufgetreten ist. Zugleich hätte in diesem Fall II sein Waarenkapital dem ganzen Werthumfang nach in die Naturalform von Produktionsmitteln rückverwandelt, während die Voraussetzung ist, daß es einen aliquoten Theil desselben, nach ihrem Verkauf, nicht während der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode aus Geld wieder rück verwandelt in die Naturalform fixer Bestandtheile seines konstanten Ka pitals. Es könnte also an II nur dann eine Bilanz in Geld zufließen, wenn II zwar für 2000 an I verkaufte, aber für weniger als 2000 von I kaufte, ζ. B. nur 1800; dann hätte I den Saldo gut zu machen durch 200 in Geld, das nicht zu ihm zurückflösse, weil es dies der Cirkulation vorgeschoßne Geld ihr nicht wieder entzogen hätte durch Hineinwurf von Waaren = 200 in die Cirkulation. In diesem Fall hätten wir einen Geldfonds für II auf Rechnung seines Verschleißes an fixem Kapital; wir hätten aber auf der andern Seite, auf I, eine Ueberproduktion von Produktionsmitteln zum Belauf von 200, und damit wäre die ganze Basis des Schemas zer ronnen, nämlich Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter, wo also 422 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion völlige Proportionalität zwischen den verschiednen Produktionssystemen vorausgesetzt ist. Die eine Schwierigkeit wäre nur beseitigt durch eine viel unangenehmere. Da dies Problem eigne Schwierigkeiten bietet und bisher überhaupt nicht von den politischen Oekonomen behandelt worden ist, so wollen wir der Reihe nach alle möglichen (wenigstens scheinbar möglichen) L ö sungen oder vielmehr Stellungen des Problems selbst betrachten. | |454| Zunächst hatten wir soeben unterstellt, daß II an I verkauft 2000, aber nur kauft für 1800 Waaren von I. In dem Waarenwerth 2000 I IC steckte 200 für Verschleißersatz, der in Geld aufzuschatzen; so zerfiele der Werth 2 0 0 0 I IC in 1800, die auszutauschen gegen Produktionsmittel I, und in 200 Verschleißersatz, die in Geld (nach dem Verkauf der 2 0 0 0c an seinen Werth wäre 2000 I IC = 1800c + 200c (d), wo d = déchet (Verschleiß). festzuhalten. Oder mit Bezug auf I) Wir hätten dann zu betrachten den Umsatz I. 1 0 0 0v + 1 0 0 0m II. 1 8 0 0c + 2 0 0c (d). I kauft mit 1000 £, welche den Arbeitern in Zahlung ihrer Arbeitskraft in Arbeitslohn zugeflossen, für 1000 I IC Konsumtionsmittel; II kauft mit selben 1000 £ für 1000 Iv Produktionsmittel. Den Kapitalisten I fließt damit ihr variables Kapital in Geldform zurück und können sie damit nächstes Jahr Arbeitskraft zum selben Werthbetrag kaufen, d. h. den va riablen Theil ihres produktiven Kapitals in natura ersetzen. - II kauft ferner mit vorgeschoßnen 400 £ Produktionsmittel Im und Im kauft mit denselben 400 £ Konsumtionsmittel I IC. Die von II der Cirkulation vor geschoßnen 400 £ sind so an die Kapitalisten II zurückgekehrt, aber nur als Aequivalent für verkaufte Waare. I kauft für vorgeschoßne 400 £ Konsumtionsmittel; II kauft von I für 400 £ Produktionsmittel, womit diese 400 £ zu I zurückströmen. Die Rechnung bis dahin ist nun folgende: I wirft in Cirkulation 1 0 0 0v + 8 0 0m in Waare; wirft ferner in Cirkula tion in Geld: 1000 £ in Arbeitslohn und 400 £ zum Umsatz mit II. Nach vollendetem Umsatz hat I: 1 0 0 0v in Geld, 8 0 0m umgesetzt in 800 I IC (Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld. II wirft in Cirkulation 1 8 0 0c in Waare (Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld; nach vollendetem Umsatz hat es: 1800 in Waare I (Produkti onsmittel) und 400 £ in Geld. Wir haben jetzt noch auf Seite I 2 0 0m (in Produktionsmitteln), auf Seite II 2 0 0c (d) (in Konsumtionsmitteln). Nach der Voraussetzung kauft I mit 200 £ die Konsumtionsmittel c (d) zum Werthbetrag von 200; diese 200 £ aber hält II fest, da 2 0 0c (d) Ver- 423 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals schleiß repräsentirt, also nicht direkt wieder in Produktionsmittel um zusetzen ist. Also 200 Im sind unverkaufter; V io des zu ||455| ersetzenden Mehrwerths I ist unrealisirbar, nicht aus seiner Naturalform von Pro duktionsmitteln umsetzbar in die von Konsumtionsmitteln. Dies widerspricht nicht nur der Voraussetzung der Reproduktion auf 5 einfacher Stufenleiter; es ist an und für sich keine Hypothese, um die Versilberung von 2 0 0c (d) zu erklären; es heißt vielmehr, daß sie nicht erklärlich ist. Da nicht nachzuweisen, wie 2 0 0c (d) zu versilbern sei, wird unterstellt, daß I die Gefälligkeit hat es zu versilbern, gerade weil I nicht im Stande, seinen eignen Rest von 2 0 0m zu versilbern. Dies als eine nor- 10 male Operation des Umsatzmechanismus aufzufassen, ist ganz dasselbe, als unterstellte man, daß jährlich 200 £ vom Himmel regnen, um regel- mäßig die 2 0 0c (d) zu versilbern. j J " Die Abgeschmacktheit solcher Hypothese springt jedoch nicht unmit telbar in's Auge, wenn Im, statt wie hier in seiner primitiven Daseinsweise 15 aufzutreten - nämlich als Bestandtheil des Werths von Produktionsmit ¡ teln, also als Bestandtheil des Werths von Waaren, die ihre kapitalisti- I sehen Producenten durch Verkauf in Geld realisiren müssen - in der Hand der Antheilhaber der Kapitalisten erscheint, z. B. als Grundrente 1 in der Hand von Grundeigenthümern, oder als Zins in der Hand von 20 ' Geld Verleihern. Ist aber der Theil des Mehrwerths der Waaren, den der industrielle Kapitalist als Grundrente oder Zins an andre Miteigenthü- mer des Mehrwerths abzutreten hat, auf die Dauer nicht realisirbar durch den Verkauf der Waaren selbst, so hat es auch mit der Zahlung von Rente oder Zins ein Ende, und können daher Grundeigenthümer oder Zinsbe- 25 zieher durch deren Verausgabung nicht als dei ex machina dienen zu beliebiger Versilberung bestimmter Theile der jährlichen Reproduktion. Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben sämmtlicher sog. unprodukti ven Arbeiter, Staatsbeamte, Aerzte, Advokaten etc., und was sonst in der Form des „großen Publikums" den politischen Oekonomen „Dienste" 30 leistet, um von ihnen Unerklärtes zu erklären. Ebensowenig ist damit geholfen, wenn statt des direkten Umsatzes zwi schen I und II - zwischen den zwei großen Abtheilungen der kapitali stischen Producenten selbst - der Kaufmann als Vermittler beigezogen wird, und mit seinem „Geld" über alle Schwierigkeiten weghilft. Im ge- 35 gebnen Fall z. B. muß 200 Im schließlich und endgültig abgesetzt werden an die industriellen Kapitalisten von II. Es mag durch die ||456| Hände einer Reihe von Kaufleuten laufen, der letzte befindet sich - gemäß der Hypothese - in demselben Fall gegenüber II, worin sich die kapitalisti schen Producenten von I bei Beginn befanden, d. h. sie können die 40 200 Im nicht verkaufen an II; und die festgerittne Kaufsumme kann den selben Proceß mit I nicht erneuern. 424 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Man sieht hier, wie abgesehn von unserm eigentlichen Zweck, die Betrachtung des Reproduktionsprocesses in seiner Fundamentalform - worin alle verdunkelnden Zwischenschieber beseitigt - durchaus nöthig ist, um die falschen Ausflüchte loszuwerden, die den Schein „wissen schaftlicher" Erklärung liefern, wenn der gesellschaftliche Reprodukti onsproceß sofort in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegen stand der Analyse gemacht wird. Das Gesetz, daß beim normalen Verlauf der Reproduktion (sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter) das von dem kapitalistischen Producenten der Cirkulation vorgeschoßne Geld zu seinem Ausgangs punkt zurückkehren muß (wobei es gleichgültig, ob das Geld ihnen ge hört oder gepumpt ist) schließt also ein für allemal die Hypothese aus, daß 200 I IC (d) versilbert werde durch von I vorgeschoßnes Geld. 2) Ersatz des fixen Kapitals in natura. Nach Beseitigung der eben betrachteten Hypothese bleiben nur noch sol che Möglichkeiten, die außer dem Ersatz des Verschleißtheils in Geld auch noch die Vollziehung des Ersatzes des gänzlich abgestorbnen fixen Kapitals in natura einschließen. Wir hatten vorhin vorausgesetzt: a) daß 1000 £, gezahlt in Arbeitslohn von I, von den Arbeitern veraus gabt werden in I IC zum selben Werthbetrag, d. h. daß sie damit Konsum tionsmittel kaufen. D aß hier die 1000 £ von I vorgeschossen werden in Geld, ist nur Kon- statirung von Thatsache. Der Arbeitslohn ist in Geld auszuzahlen von den respektiven kapitalistischen Producenten; dies Geld wird dann von den Arbeitern in Lebensmitteln verausgabt, und dient den Verkäufern der Lebensmittel ihrerseits wieder als Cirkulationsmittel bei Umsatz ihres konstanten Kapitals aus Waarenkapital in produktives Kapital. Es läuft zwar durch viele Kanäle durch (Krämer, Hausbesitzer, Steuereinnehmer, unproduktive Arbeiter wie Aerzte etc., die der Arbeiter selbst braucht) | |457| und fließt daher nur zum Theil direkt aus den Händen der Arbeiter I in die der Kapitalistenklasse II. Der Fluß mag mehr oder minder stocken, daher neue Geldreserve nöthig sein auf Seiten der Kapitalisten. Alles dies kommt bei dieser Fundamentalform nicht in Betracht. b) War vorausgesetzt, daß einmal I weitere 400 £ in Geld vorschießt zum Ankauf von I I, das ihm zurückfließt, wie ein andres Mal II 400 £ vorschießt zum Ankauf von I, die ihm rückfließen. Diese Voraussetzung muß gemacht werden, da umgekehrt die Annahme willkürlich wäre, daß einseitig die Kapitalistenklasse I, oder aber die Kapitalistenklasse II das 425 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zum Waarenumsatz nöthige Geld der Cirkulation vorschießt. Da nun im vorigen Unterabschnitt 1) gezeigt wurde, daß die Hypothese als abge schmackt verwerflich, wonach I zuschüssiges Geld in die Cirkulation würfe um 200 I IC (d) zu versilbern, so bliebe offenbar nur die scheinbar noch abgeschmacktere Hypothese übrig, daß II selbst das Geld in die Cirkulation wirft, womit der Werthbestandtheil Waare versilbert wird, welcher den Verschleiß von fixem Kapital zu ersetzen hat. Ζ. B. der Werththeil, den die Spinnmaschine des Herrn X in der Produktion ver­ liert, erscheint als Werththeil des Nähgarns wieder; was seine Spinnma schine auf der einen Seite an Werth oder Verschleiß einbüßt, soll sich auf der andren Seite als Geld bei ihm aufsammeln. X möge nun ζ. B. für 200 £ Baumwolle kaufen von Y, und so der Cirkulation 200 £ in Geld vorschießen; Y kauft von ihm mit denselben 200 £ Garn, und diese 200 £ dienen nun dem X als Fonds zum Ersatz von Verschleiß der Spinnma schine. Dies käme nur darauf hinaus, daß X, abgesehn von seiner Pro duktion und deren Produkt und dessen Verkauf, 200 £ in petto hält, um sich selbst für den Werthverlust der Spinnmaschine zu zahlen, d. h. daß er außer dem Werthverlust seiner Spinnmaschine von 200 £ noch andre 200 £ in Geld jährlich aus seiner Tasche zusetzen muß, um schließlich im Stand zu sein, eine neue Spinnmaschine zu kaufen. Die Abgeschmacktheit ist aber nur scheinbar. Die Klasse II besteht aus Kapitalisten, deren fixes Kapital sich in ganz verschiednen Terminen sei ner Reproduktion befindet. F ür die Einen ist es bei dem Termin ange langt, wo es ganz in natura zu ersetzen ist. F ür die andren befindet es sich mehr oder minder entfernt von diesem Stadium; allen Gliedern der letztren Abtheilung ist das gemein, daß ihr fixes Kapital nicht wirklich | |458| reproducirt, d. h. nicht in natura erneuert oder durch neues Exem plar derselben Art ersetzt wird, sondern daß sein Werth successiv in Geld angesammelt wird. Der erstre Theil befindet sich ganz (resp. theilweise, was hier gleichgültig) in derselben Situation wie bei Errichtung seines Geschäfts, wo er mit einem Geldkapital auf den Markt trat um dies einerseits in (fixes und cirkulirendes) konstantes Kapital zu verwandeln, andrerseits aber in Arbeitskraft, in variables Kapital. Wie damals hat er jetzt dies Geldkapital wieder der Cirkulation vorzuschießen, also den Werth des konstanten fixen Kapitals ebensogut wie den des cirkulirenden und des variablen Kapitals. Wenn also vorausgesetzt wird, daß von den 400 £, die die Kapitali stenklasse II zum Umsatz mit I in Cirkulation wirft, die Hälfte von sol chen Kapitalisten in II herrührt, die nicht nur durch ihre Waaren ihre zum cirkulirenden Kapital gehörenden Produktionsmittel, sondern auch durch ihr Geld ihr fixes Kapital in natura erneuern müssen, während die 426 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion andre Hälfte der Kapitalisten II mit ihrem Geld nur den cirkulirenden Theil ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt, nicht aber ihr fixes Kapital in natura erneuert, so liegt durchaus nichts Widerspruchsvolles darin, daß die zurückfließenden 400 £ (zurückfließend sobald I dafür Konsumtionsmittel kauft) sich nun verschieden vertheilen zwischen die sen zwei Abtheilungen von II. Sie fließen zurück zur Klasse II, aber sie fließen nicht in dieselben Hände zurück, sondern vertheilen sich ver schieden innerhalb dieser Klasse, gehn von einem Theil derselben auf den andern über. Der eine Theil von II hat, außer dem durch seine Waaren schließlich gedeckten Theil von Produktionsmitteln, 200 £ Geld umgesetzt in neue fixe Kapitalelemente in natura. Sein so verausgabtes Geld - wie beim Anfang des Geschäfts - fließt ihm erst successive in Reihen von Jahren aus der Cirkulation zurück als Verschleiß-Werthbestandtheil der mit die sem fixen Kapital zu producirenden Waaren. Der andre Theil von II hat dagegen für 200 £ keine Waaren von I bezogen, sondern dieser zahlt ihn mit dem Geld, womit der erste Theil von II fixe Kapitalelemente gekauft. Der eine Theil von II besitzt seinen fixen Kapitalwerth wieder in erneuter Naturalform, der andre ist noch damit beschäftigt, ihn in Geldform anzusammeln, zum spätem Ersatz seines fixen Kapitals in natura. | |459| Der Status, von dem wir auszugehn haben, nach den frühern Um setzungen, ist der Rest der beiderseits umzusetzenden Waaren: bei I - 4 0 0m, bei II - 4 0 0c.5 2) Wir nehmen an, daß II 400 in Geld vorschießt zum Umsatz dieser Waaren zum Betrag von 800. Eine Hälfte der 400 (= 200) muß unter allen Umständen ausgelegt werden von dem Theil von I IC, der 200 in Geld als Verschleißwerth aufgehäuft, und der diesen jetzt wieder rückzuwandeln hat in die Naturalform seines fixen Kapitals. Ganz wie konstanter Kapitalwerth, variabler Kapitalwerth und Mehr werth - worin der Werth des Waarenkapitals von II wie von I zerfällbar - in besondren proportioneilen Quoten der Waaren II, resp. I, selbst dar stellbar sind, so innerhalb des konstanten Kapitalwerths selbst wieder der Werththeil, der noch nicht in die Naturalform des fixen Kapitals umzu setzen, sondern einstweilen noch in Geldform allmälig aufzuschatzen ist. Ein bestimmtes Quantum Waaren II (in unserm Fall also die Hälfte des Rests = 200) ist hier nur noch Träger dieses Verschleißwerths, der sich durch den Umsatz in Geld niederzuschlagen hat. (Der erste Theil der Kapitalisten I I, der fixes Kapital in natura erneuert, mag mit dem Ver- 5 2) Die Zahlen stimmen wieder nicht mit der frühern Annahme. Dies ist indeß gleichgültig, da es nur auf die Verhältnisse ankommt. - F. E. 427 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals schleißtheil der Waarenmasse, von der hier nur noch der Rest figurirt, einen Theil seines Verschleißwerths bereits so realisirt haben; bleibt aber 200 Geld so noch für ihn zu realisiren.) Was nun die zweite Hälfte (= 200) der von II bei dieser Restoperation in Cirkulation geworfnen 400 £ betrifft, so kauft sie von I cirkulirende Bestandtheile des konstanten Kapitals. Ein Theil dieser 200 £ mag von beiden Theilen von II oder nur von dem in Cirkulation geworfen werden, der den fixen Werthbestandtheil nicht in natura erneuert. Mit den 400 £ werden also von I herausgehoben 1) Waaren zum Belauf von 200 £, die nur aus Elementen des fixen Kapitals bestehn, 2) Waaren zum Belauf von 200 £, die nur Naturalelemente des cirkulirenden Theils des konstanten Kapitals von II ersetzen. I hat nun sein ganzes jährliches Waarenprodukt, soweit dies an II zu verkaufen ist, verkauft: der Werth eines Fünftels davon aber, 400 £, existirt jetzt in seiner Hand unter Geld form. Dies Geld ist aber versilberter Mehrwerth, ||460| der als Revenue in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muß. I kauft also mit den 400 den ganzen Waarenwerth von II = 4 0 0. Das Geld fließt also zu II zurück, indem es dessen Waare hebt. Wir wollen nun drei Fälle annehmen: Wir nennen dabei den Theil der Kapitalisten I I, der fixes Kapital in natura ersetzt: „Theil 1", und den jenigen, der Verschleißwerth von fixem Kapital in Geldform aufspeichert: „Theil 2 ". Die drei Fälle sind folgende: a) daß von den 400, die in Waaren sub II noch als Rest bestehn, ein Quotum für Theil 1 und Theil 2 (sage je V 2) gewisse Quota cirkulirender Theile des konstanten Kapitals zu erset zen hat; b) daß Theil 1 bereits seine ganze Waare verkauft, also Theil 2 noch 400 zu verkaufen hat; c) daß Theil 2 Alles verkauft hat außer den 200, die Verschleißwerth tragen. Wir erhalten dann folgende Theilungen: a) Von dem Waarenwerth = 4 0 0c, den II noch in Händen hat, besitzt Theil 1 100, und Theil 2 300; von diesen 300 repräsentiren 200 den Ver schleiß. In diesem Fall hat von den 400 £ Geld, die I jetzt zurückschickt, um die Waaren II zu heben, Theil 1 ursprünglich ausgelegt 300, nämlich 200 in Geld, wofür es fixe Kapitalelemente in natura aus I gezogen, und 100 in Geld zur Vermittlung seines Waarenaustauschs mit I; dagegen hat Theil 2 von den 400 nur Ά, also 100, vorgeschossen, ebenfalls zur Ver­ mittlung seines Waarenumsatzes mit I. Von den 400 Geld hat Theil 1 also 300 vorgeschossen und Theil 2 100. Es fließen aber zurück von diesen 400: An Theil 1: 100, also nur ' /3 des von ihm vorgeschoßnen Geldes. Er besitzt aber für die andern 2h erneuertes fixes Kapital zum Werth von 200. F ür dieses fixe Kapitalelement zum Werth von 200 hat er Geld an I 428 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion gegeben, aber keine nachträgliche Waare. Er tritt, mit Bezug auf sie, gegenüber I nur als Käufer auf, nicht nachträglich wieder als Verkäufer. Dies Geld kann daher nicht an Theil 1 zurückfließen; sonst hätte er die fixen Kapitalelemente von I geschenkt erhalten. - Mit Bezug auf das letzte Drittel des von ihm vorgeschoßnen Geldes trat Theil 1 erst als Käufer auf von cirkulirenden Bestandtheilen seines konstanten Kapitals. Mit demselben Geld kauft I von ihm den Rest seiner Waare zum Werth von 100. Das Geld fließt also zu ihm (Theil 1 von II) zurück, weil er als Waarenverkäufer auftritt, gleich nachdem er ||461| vorher als Käufer auf getreten. Flösse es nicht zurück, so hätte II (Theil 1) an I, für Waaren zum Belauf von 100, erst 100 in Geld und dann noch obendrein 100 in Waare gegeben, ihm also seine Waare geschenkt. Dagegen fließt an Theil 2, der 100 in Geld ausgelegt, 300 in Geld zurück; 100, weil er erst als Käufer 100 Geld in Cirkulation warf und diese als Verkäufer zurückerhält; 200, weil er nur als Verkäufer von Waaren zum Werthbetrag von 200 fungirt, nicht aber als Käufer. Das Geld kann also nicht an I zurückfließen. Der fixe Kapitalverschleiß ist also saldirt durch das von II (Theil 1) im Ankauf von fixen Kapitalele menten in Cirkulation geworfne Geld; aber es kommt in die Hand von Theil 2 nicht als das Geld des Theil 1, sondern als der Klasse I gehören des Geld. b) Unter dieser Voraussetzung vertheilt sich der Rest von I IC so, daß Theil 1 200 in Geld, und Theil 2 400 in Waaren besitzt. Theil 1 hat seine Waare alle verkauft, aber 200 in Geld sind verwan delte F o rm des fixen Bestandtheils seines konstanten Kapitals, den er in natura zu erneuern hat. Er tritt also hier nur als Käufer auf und erhält statt seines Geldes Waare I in Naturalelementen des fixen Kapitals zum selben Werthbetrag. Theil 2 hat als Maximum (wenn für den W a r e n u m satz zwischen I und II kein Geld von I vorgeschossen wird) nur 200 £ in Cirkulation zu werfen, da er für die Hälfte seines Waarenwerths nur Verkäufer an I, nicht Käufer von I ist. Es retourniren ihm aus der Cirkulation 400 £; 200, weil er sie vorge schossen als Käufer und sie zurückerhält als Verkäufer von 200 Waare; 200, weil er Waare zum Werth von 200 an I verkauft, ohne dafür Waaren- äquivalent von I wieder heraus zu ziehn. - c) Theil 1 besitzt 200 in Geld und 2 0 0c in Waare; Theil 2 2 0 0c (d) in Waaren. Theil 2 hat unter dieser Voraussetzung nichts in Geld vorzuschießen, weil er, I gegenüber, überhaupt nicht mehr als Käufer, sondern nur noch als Verkäufer fungirt, also abzuwarten hat bis von ihm gekauft wird. 429 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Theil 1 schießt 400 £ in Geld vor, 200 zum gegenseitigen W a r e n u m satz mit I, 200 als bloßer Käufer von I. Mit diesen letzteren 200 £ Geld kauft er die fixen Kapitalelemente. | |462| I kauft mit 200 £ Geld für 200 Waare von Theil 1, dem damit seine für diesen Waarenumsatz vorgeschoßnen 200 £ Geld zurückfließen; und I kauft mit den andren 200 £ - die er ebenfalls von Theil 1 erhalten - für 200 Waaren von Theil 2, dem damit sein fixer Kapitalverschleiß in Geld niederschlägt. Die Sache würde in keiner Weise verändert unter der Voraussetzung, daß im Fall c) statt II (Theil 1), Klasse I die 200 Geld zum Umsatz der existirenden Waaren vorschießt. Kauft I dann zuerst für 200 Waare von I I, Theil 2, - es ist vorausgesetzt, daß dieser nur noch diesen Waarenrest zu verkaufen hat - so kehren die 200 £ nicht an I zurück, da II, Theil 2, nicht wieder als Käufer auftritt; aber I I, Theil 1, hat dann für 200 £ Geld um zu kaufen, und ditto noch 200 Waaren umzusetzen, also im ganzen 400 einzutauschen von I. 200 £ Geld kehren dann zu I zurück von II, Theil 1. Legt I sie wieder aus um die 200 Waare zu kaufen von I I, Theil 1, so kehren sie ihm zurück, sobald I I, Theil 1, die zweite Hälfte der 400 Waare von I löst. Theil 1 (II) hat 200 £ Geld als bloßer Käufer von Elementen des fixen Kapitals ausgelegt; sie kehren ihm daher nicht zu rück, sondern dienen dazu, die 2 0 0c Restwaaren von I I, Theil 2, zu ver silbern, während an I das für Waarenumsatz ausgelegte Geld, 200 £, zu rückgeflossen, nicht via I I, Theil 2, sondern via II, Theil 1. Für seine Waare von 400 ist ihm Waarenäquivalent zum Belauf von 400 zurück gekehrt; die für den Umsatz der 800 Waare von ihm vorgeschoßnen 200 £ Geld sind ihm ditto zurückgekehrt - und so ist alles in Ordnung. Die Schwierigkeit, die sich ergab bei der Umsetzung: I. 1000ν + 1000m " ' , wurde reducirt auf die Schwierigkeit bei Umsetzung I I. 2 0 0 0c der Reste: 4 0 0m 1 I I. (1) 200 Geld + 2 0 0c Waare + (2) 2 0 0c Waare, oder, um die Sache noch klarer zu machen: I. 2 0 0m + 2 0 0m. I I. (1) 200 Geld + 2 0 0c Waare + (2) 2 0 0c Waare. | | 4 6 3| Da in I I, Theil 1, 2 0 0c Waare sich umgesetzt gegen 2 0 0 1m (Waare), und da alles Geld, was bei diesem Umsatz von 400 Waaren 430 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion zwischen I und II cirkulirt, zurückfließt zu dem, der es vorgeschossen hat, 1 oder I I, so ist dies Geld, als Element des Umsatzes zwischen I und II, in der That kein Element des Problems, das uns hier beschäftigt. Oder an ders dargestellt: unterstellen wir, daß in dem Umsatz zwischen 200 Im (Waare) und 200 I IC (Waare von I I, Theil 1) das Geld als Zahlungsmittel fungirt, nicht als Kaufmittel und daher auch nicht als „Cirkulationsmit tel" im engsten Sinn, so ist klar, da die Waaren 200 Im und 200 I IC (Theil 1) von gleichem Werthbetrag, daß Produktionsmittel vom Werth von 200 sich austauschen gegen Konsumtionsmittel zum Werth von 200, daß Geld hier nur ideell fungirt, und kein Geld zur Zahlung von Bilanz von dieser oder jener Seite wirklich in Cirkulation zu werfen ist. Das Problem tritt also erst rein hervor, wenn wir die Waare 200 Im und ihr Aequiva lent, die Waare 200 I IC (Theil 1) auf beiden Seiten I und II wegstreichen. Nach Beseitigung dieser beiden Waarenbeträge von gleichem Werth (I und I I ), die sich wechselseitig saldiren, bleibt also der Rest des Umsatzes, worin das Problem rein hervortritt, nämlich: I. 2 0 0ra Waare. II. (1) 2 0 0c Geld + (2) 2 0 0c Waare. Hier ist klar: I I, Theil 1, kauft mit 200 Geld die Bestandtheile seines fixen Kapitals 200 Im; damit ist das fixe Kapital von II, Theil 1, in natura erneuert und der Mehrwerth von I, im Werth von 200, ist aus Waaren form (Produktionsmitteln und zwar Elementen von fixem Kapital) in Geldform verwandelt. Mit diesem Geld kauft I Konsumtionsmittel von I I, Theil 2, und das Resultat ist für II, daß für Theil 1 ein fixer Bestand theil seines konstanten Kapitals in natura erneuert ist; und daß für Theil 2 ein andrer Bestandtheil (welcher Verschleiß von fixem Kapital ersetzt) in Geld niedergeschlagen; und dies dauert jährlich fort, bis auch dieser Bestandtheil in natura zu erneuern. Die Vorbedingung ist hier offenbar, daß dieser fixe Bestandtheil des konstanten Kapitals II, der seinem ganzen Werth nach in Geld rückver wandelt und daher jedes Jahr in natura zu erneuern ist (Theil 1), gleich sei dem Jahresverschleiß des andern fixen Bestandtheils des konstanten Kapitals I I, der noch in seiner alten Naturalform fortfungirt, und dessen | |464| Verschleiß, der Werthverlust, den es auf die Waaren überträgt, in deren Produktion er wirkt, zunächst in Geld zu ersetzen ist. Ein solches Gleichgewicht erschiene danach als Gesetz der Reproduktion auf gleich bleibender Stufenleiter; was in andren Worten heißt, daß in der die Pro duktionsmittel producirenden Klasse I die proportioneile Theilung der Arbeit unverändert bleiben muß, soweit sie einerseits cirkulirende, und andrerseits fixe Bestandtheile des konstanten Kapitals der Abtheilung II liefert. 431 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Bevor wir dies näher untersuchen, ist erst zu sehn wie die Sache sich stellt, wenn der Restbetrag von 1 IC (1) nicht gleich dem Rest von I IC (2); er kann größer sein oder kleiner. Setzen wir nach einander beide Fälle. L 2 0 0m. II. (1) 2 2 0c (in Geld) + (2) 2 0 0c (in Waare). Erster Fall: Hier kauft I IC (1) mit 200 £ Geld die Waaren 200 Im, und I kauft mit demselben Geld die Waaren 200 I IC (2), also den Bestandtheil des fixen Kapitals, der in Geld niederzuschlagen ist; dieser ist damit versilbert. Aber 20 I IC (1) in Geld ist nicht rückverwandelbar in fixes Kapital in natura. Diesem Uebelstand scheint abhelfbar, indem wir den Rest von Im statt auf 200 auf 220 setzen, sodaß von den 2000 I statt 1800 nur 1780 durch frühern Umsatz erledigt sind. In diesem Fall also: I. 2 2 0m. II. (1) 2 2 0c (in Geld) + (2) 2 0 0c (in Waare). I IC, Theil 1, kauft mit 220 £ Geld die 220 Im und I kauft sodann mit 200 £ die 200 I IC (2) in Waare. Aber dann bleiben 20 £ in Geld auf Seite von I, ein Stück Mehrwerth, das es nur in Geld festhalten, nicht in Kon sumtionsmitteln verausgaben kann. Die Schwierigkeit ist damit nur ver legt, von I IC (Theil 1) auf Im. Nehmen wir nun andrerseits an, I IC, Theil 1, sei kleiner als I IC (Theil 2), also: I. 2 0 0m (in Waare). II. (1) 180c (in Geld) + (2) 2 0 0c (in Waare). Zweiter Fall: II (Theil 1) kauft für 180 £ Geld Waaren 180 Im; I kauft mit diesem Geld Waaren zum gleichen Werth von II (Theil 2), also ||465| 180 I IC (2); es bleiben 20 Im unverkaufbar auf einer Seite, und ebenso 20 I IC (2) auf der andern; Waaren zum Werth von 40 unverwandelbar in Geld. Es würde uns nichts nutzen, den Rest I = 180 zu setzen; es würde dann zwar kein Ueberschuß in I bleiben, aber nach wie vor ein Ueberschuß von 20 in I IC (Theil 2) unverkaufbar, nicht in Geld verwandelbar. Im ersten Fall, wo II (1) größer als II (2), bleibt auf Seite von I IC (1) ein Ueberschuß in Geld, nicht rückverwandelbar in fixes Kapital, oder wenn der Rest Im = I IC (1) gesetzt wird, derselbe Ueberschuß in Geld auf Seite von Im, nicht verwandelbar in Konsumtionsmittel. Im zweiten Fall, wo I IC (1) kleiner als I IC (2), bleibt ein Deficit in Geld auf Seite von 200 Im und I IC (2), und gleicher Ueberschuß von Waare auf 432 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion beiden Seiten, oder wenn der Rest Im = I IC (2) gesetzt wird, ein Deficit in Geld und Ueberschuß in Waare auf Seite von I IC (2). Setzen wir die Reste Im stets gleich I IC (1) - da die Aufträge die Pro duktion bestimmen, und es an der Reproduktion nichts ändert, wenn dies Jahr mehr fixe Kapitalbestandtheile, nächstes mehr cirkulirende Kapi- talbestandtheile des konstanten Kapitals II von I producirt werden - so wäre im ersten Fall Im rückverwandelbar in Konsumtionsmittel, nur wenn I damit einen Theil des Mehrwerths von II kaufte, dieser also, statt verzehrt zu werden, von I als Geld aufgehäuft würde; im zweiten Fall wäre nur abzuhelfen, wenn I selbst das Geld ausgäbe, also die von uns verworfne Hypothese. Ist I I c ( l) größer als I IC (2), so ist Einfuhr fremder Waare nöthig zur Realisirung des Geldüberschusses in Im. Ist I IC (1) kleiner als I IC (2), so umgekehrt Ausfuhr von Waare II (Konsumtionsmittel) zur Realisirung des Verschleißtheils I IC in Produktionsmitteln. In beiden Fällen ist also auswärtiger Handel nöthig. Gesetzt auch, es sei für Betrachtung der Reproduktion auf gleichblei bender Stufenleiter anzunehmen, daß die Produktivität aller Industrie zweige, also auch die proportioneilen Werthverhältnisse ihrer Waaren- produkte konstant bleiben, so würden dennoch die beiden letzterwähnten Fälle, wo I IC (1) größer oder kleiner als I IC (2), immer Interesse bieten für die Produktion auf erweiterter Stufenleiter, wo sie unbedingt eintreten können. | |466| 3) R e s u l t a t e. Mit Bezug auf den Ersatz des fixen Kapitals ist allgemein zu bemerken: Wenn - alle andren Umstände, also nicht nur die Stufenleiter der Pro duktion, sondern namentlich auch die Produktivität der Arbeit als gleich bleibend vorausgesetzt - ein größrer Theil des fixen Elements von I IC abstirbt als das Jahr vorher, also auch ein größrer Theil in natura zu erneuern ist, so muß der Theil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg seines Absterbens, und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld zu ersetzen ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Vorausset zung die Summe (auch die Werthsumme) des in II fungirenden fixen Kapitaltheils dieselbe bleibt. Es führt dies aber folgende Umstände mit sich. Erstens: Besteht ein größrer Theil des Waarenkapitals I aus Ele menten des fixen Kapitals von I IC, so ein um so viel geringrer Theil aus cirkulirenden Bestandtheilen von I IC, da die Gesammtproduktion von I für I IC unverändert bleibt. Wächst ein Theil derselben, so nimmt der andre ab und umgekehrt. Andrerseits bleibt aber auch die Gesammt- 433 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Produktion der Klasse II von derselben Größe. Wie ist dies aber möglich bei Abnahme ihrer Rohstoffe, Halbfabrikate, Hülfsstoffe? (D. h. der cir kulirenden Elemente des konstanten Kapitals I I .) Zweitens: Ein größrer Theil des unter Geldform wieder hergestellten fixen Kapitals I IC strömt zu I, um aus Geldform in Naturalform rückverwandelt zu werden. Es strömt also an I mehr Geld zu, außer dem zwischen I und II zum bloßen Waarenumsatz cirkulirenden Geld; mehr Geld, das nicht wechselseitigen Waarenumsatz vermittelt, sondern nur einseitig in Funktion von Kauf mittel auftritt. Zugleich aber hätte die Waarenmasse von I IC, die Träger des Werthersatzes von Verschleiß ist, proportioneil abgenommen, also die Waarenmasse I I, die nicht gegen Waare von I, sondern nur gegen Geld von I umgesetzt werden muß. Es wäre mehr Geld von II an I als bloßes Kaufmittel zugeströmt und es wäre weniger Waare von II da, welcher gegenüber I als bloßer Käufer zu fungiren hätte. Ein größrer Theil von Im - denn Iv ist bereits in Waare II umgesetzt - wäre also nicht in Waare II umsetzbar, sondern festhaftend in Geldform. Der umgekehrte Fall, wo in einem Jahr die Reproduktion der Sterbe falle des fixen Kapitals II geringer, und dagegen der Verschleißtheil grö ßer, braucht hiernach nicht weiter durchgegangen zu werden. | |467| Und so wäre Krise da - Produktionskrise - trotz Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter. Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion und gleichbleiben den Umständen, also namentlich gleichbleibender Produktivkraft, Ge- sammtgröße und Intensität der Arbeit - nicht eine konstante Proportion vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem) und in alter Na turalform fortwirkendem (bloß für Ersatz seines Verschleißes den Pro dukten Werth zusetzendem) fixem Kapital - so bliebe in einem Fall die Masse von zu reproducirenden cirkulirenden Bestandtheilen dieselbe, aber die Masse von zu reproducirenden fixen Bestandtheilen wäre ge wachsen; es müßte also die Gesammtproduktion I wachsen oder es wäre, selbst abgesehn von den Geldverhältnissen, Deficit der Reproduktion da. Im andern Fall: Nähme die proportionelle Größe des in natura zu reproducirenden fixen Kapitals II ab, also im selben Verhältniß der nur noch in Geld zu ersetzende Bestandtheil des fixen Kapitals II zu, so bliebe die Masse der von I reproducirten cirkulirenden Bestandtheile des konstanten Kapitals II unverändert, die des zu reproducirenden fixen dagegen hätte abgenommen. Also entweder Abnahme der Gesammt produktion I oder aber Ueberschuß (wie vorher Deficit) und nicht zu versilbernder Ueberschuß. Dieselbe Arbeit kann zwar im ersten Fall mit zunehmender Produkti vität, Ausdehnung oder Intensität, größres Produkt liefern, und so wäre 434 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion das Deficit im ersten Fall zu decken; solcher Wechsel würde aber nicht ohne Deplacirung von Arbeit und Kapital aus einem Produktionszweig von I in den andern stattgreifen und jede solche Deplacirung würde momentane Störungen hervorrufen. Zweitens aber würde (soweit Aus dehnung und Intensivirung der Arbeit zunehmen) I mehr Werth gegen weniger Werth von II auszutauschen haben, also eine Depreciation des Produkts von I stattfinden. Umgekehrt im zweiten Fall, wo I seine Produktion kontrahiren muß, was Krise für die darin beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten bedeutet, oder Ueberschuß liefert, was wieder Krise. An und für sich sind solche Ueberschüsse kein Uebel, sondern ein Vortheil; sind aber Uebel in der kapitalistischen Produktion. Der auswärtige Handel könnte in beiden Fällen aushelfen, im ersten Fall, um die in Geldform festgehaltne Waare I in Konsumtionsmittel um||468|zusetzen, im zweiten Fall, um den Ueberschuß in Waare abzu setzen. Aber der auswärtige Handel, soweit er nicht bloß Elemente (auch dem Werth nach) ersetzt, verlegt nur die Widersprüche auf ausgedehntere Sphäre, eröffnet ihnen größren Spielkreis. Ist die kapitalistische F o rm der Reproduktion einmal beseitigt, so kommt die Sache darauf hinaus, daß die Größe des absterbenden und daher in natura zu ersetzenden Theils des fixen Kapitals (hier des in der Erzeugung der Konsumtionsmittel fungirenden) in verschiednen succes- siven Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr sehr groß (über die Durch schnittssterblichkeit, wie bei den Menschen) so im folgenden sicher um so geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel nöthige Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hülfsstoffen - sonst gleich bleibende Umstände vorausgesetzt - nimmt deswegen nicht ab; die Ge- sammtproduktion der Produktionsmittel müßte also im einen Fall zu nehmen, im andren abnehmen. Diesem kann nur abgeholfen werden durch fortwährende relative Ueberproduktion; einerseits ein gewisses Quantum fixes Kapital, das mehr producirt wird als direkt nöthig ist; andrerseits und namentlich Vorrath von Rohstoff etc., der über die un mittelbaren jährlichen Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders von Lebensmitteln). Solche Art Ueberproduktion ist gleich mit Kontrole der Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eignen Repro duktion. Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anar chisches Element. Dies Beispiel vom fixen Kapital - bei gleichbleibender Stufenleiter der Reproduktion - ist schlagend. Mißverhältniß in der Produktion von fi xem und cirkulirendem Kapital ist einer der Lieblingsgründe der Oeko- nomen, um die Krisen zu erklären. D aß solches Mißverhältniß bei bloßer 435 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Erhaltung des fixen Kapitals entspringen kann und muß - ist ihnen etwas neues; daß sie entspringen kann und muß bei Voraussetzung einer idealen Normalproduktion, bei einfacher Reproduktion des bereits fungirenden gesellschaftlichen Kapitals. XII. Die Reproduktion des Geldmaterials. 5 Es ist bisher ein Moment ganz außer Acht gelassen worden, nämlich die jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als bloßes Material zu Luxusartikeln, Vergoldung etc., wären sie hier ebensowenig speciell zu erwähnen, wie irgend welche andren Produkte. Dagegen spielen sie wich||469|tige Rolle als Geldmaterial und daher potentialiter Geld. Als 10 Geldmaterial nehmen wir hier der Vereinfachung wegen nur Gold. Die gesammte jährliche Goldproduktion betrug nach ältren Angaben 8-900 000 U = rund 1100 oder 1250 Millionen Mark. Nach Soetbeer5 3* da gegen nur 170 675 Kilogramm im Werth von rund 476 Millionen Mark im Durchschnitt der Jahre 1871-75. Davon lieferten: Australien rund 15 167, Vereinigte Staaten 166, Rußland 93 Millionen Mark. Der Rest ver theilt sich auf verschiedne Länder in Beträgen von weniger als je 10 Mil lionen Mark. Die jährliche Silberproduktion, während derselben Periode, von 2 Millionen Kilogramm betrug 354 V2 Millionen Mark; davon lieferte in runder Zahl Mexiko 108, die 20 Vereinigten Staaten 102, Südamerika 67, Deutschland 26 Millionen u. s. w. im Werth etwas unter Von Ländern vorherrschender kapitalistischer Produktion sind nur die Vereinigten Staaten Gold- und Silberproducenten; die europäischen ka pitalistischen Länder erhalten fast all ihr Gold und bei weitem den groß- 25 ten Theil ihres Silbers von Australien, Vereinigten Staaten, Mexiko, Süd amerika und Rußland. Wir verlegen aber die Goldminen in das Land der kapitalistischen Pro duktion, dessen jährliche Reproduktion wir hier analysiren, und zwar aus folgendem Grund: 30 Kapitalistische Produktion existirt überhaupt nicht ohne auswärtigen Handel. Wird aber normale jährliche Reproduktion auf einer gegebnen Stufenleiter unterstellt, so ist damit auch unterstellt, daß der auswärtige Handel nur durch Artikel von andrer Gebrauchs- oder Naturalform ein heimische Artikel ersetzt, ohne die Werthverhältnisse zu afficiren, also 35 auch nicht die Werthverhältnisse, worin die zwei Kategorien: Produkti onsmittel und Konsumtionsmittel, sich gegen einander umsetzen, und 5 3) Ad. Soetbeer, Edelmetall-Produktion. G o t ha 1879. 436 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion ebensowenig die Verhältnisse von konstantem Kapital, variablem Kapital und Mehrwerth, worin der Werth des Produkts jeder dieser Kategorien zerfällbar. Die Hereinziehung des auswärtigen Handels bei Analyse des jährlich reproducirten Produktenwerths kann also nur verwirren, ohne irgend ein neues Moment, sei es des Problems, sei es seiner Lösung zu liefern. Es ist also ganz davon zu abstrahiren; also ist hier auch das Gold als ||470| direktes Element der jährlichen Reproduktion, nicht als von außen durch Austausch eingeführtes Waarenelement zu behandeln. Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion über haupt, zur Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktions mitteln umfaßt. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei = 30 (der Bequemlichkeit wegen, thatsächlich viel zu hoch gefaßt gegen die Zahlen unsres Schema); es in 2 0c + 5V + 5m; 2 0c ist auszutauschen gegen andre Elemente von Ic und dies ist später zu betrachten; aber die 5V + 5m (I) sind umzusetzen gegen Elemente von I IC, d. h. Konsumtionsmittel. sei dieser Werth zerfällbar Was die 5V betrifft, so beginnt zunächst jedes Gold producirende Ge schäft damit, die Arbeitskraft zu kaufen; nicht mit selbst producirtem Gold, sondern mit einem Quotum des im Lande vorräthigen Gelds. Die Arbeiter beziehn für diese 5V Konsumtionsmittel aus II heraus, und dies kauft mit diesem Geld Produktionsmittel von I. Sage, II kaufe von I für 2 Gold als Waarenmaterial etc. (Bestandtheil seines konstanten Kapitals), so fließen 2V zurück zu den Goldproducenten I in Geld, das der Cirku lation schon früher angehörte. Wenn II weiter nichts an Material von I kauft, so kauft I von II, indem es sein Gold als Geld in die Cirkulation wirft, da Gold jede Waare kaufen kann. Der Unterschied ist nur, daß I hier nicht als Verkäufer, sondern nur als Käufer auftritt. Die Goldgräber von I können ihre Waare stets absetzen, sie befindet sich stets in unmit telbar austauschbarer Form. Nehmen wir an, ein Garnspinner habe 5V an seine Arbeiter bezahlt, diese liefern ihm - abgesehn vom Mehrwerth - dafür ein Gespinnst in Produkt = 5; die Arbeiter kaufen für 5 von I IC, dies kauft für 5 in Geld Garn von I, und so fließt 5V zurück in Geld an den Garnspinner. In dem supponirten Fall dagegen schießt Ig (wie wir die Goldproducenten be zeichnen wollen) 5V an seine Arbeiter in Geld vor, das schon früher der Cirkulation angehörte; diese geben das Geld aus in Lebensmitteln; es kehren aber von den 5 nur 2 aus II zu Ig zurück. Aber Ig kann ganz so gut wie der Garnspinner den Reproduktionsproceß von neuem beginnen; denn seine Arbeiter haben ihm in Gold 5 geliefert, wovon es 2 verkauft hat, 3 in Gold besitzt, also nur zu münzen5 4' oder ||471| in Banknoten zu 5 4) „Eine beträchtliche Menge von Naturgold (gold bullion) ... wird von den Goldgrä- 437 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals verwandeln hat, damit direkt, ohne weitre Vermittlung von I I, sein gan zes variables Kapital wieder in Geldform in seiner Hand sei. Schon bei diesem ersten Proceß der jährlichen Reproduktion ist aber eine Veränderung in der Masse der wirklich oder virtuell der Cirkulation angehörigen Geldmasse vorgegangen. Wir haben angenommen, I IC habe 2V (I g) als Material gekauft, 3 sei von I g innerhalb II wieder ausgelegt als Geldform des variablen Kapitals. Es sind also aus der mittelst der neuen Goldproduktion gelieferten Geldmasse 3 innerhalb II geblieben und nicht zurückgeströmt zu I. Nach der Voraussetzung hat II seinen Bedarf in Goldmaterial befriedigt. Die 3 bleiben als Goldschatz in seinen Hän den. Da sie keine Elemente seines konstanten Kapitals bilden können, und da ferner II schon vorher hinreichendes Geldkapital zum Ankauf der Arbeitskraft hatte; da ferner, mit Ausnahme des Verschleißelements, dies zuschüssige 3 g keine Funktion zu verrichten hat innerhalb I IC, gegen einen Theil wovon es ausgetauscht (es könnte nur dazu dienen das Ver schleißelement pro tanto zu decken, wenn I IC (1) kleiner als I IC (2) was zufällig); andrerseits aber, eben mit Ausnahme des Verschleißelements, das ganze Waarenprodukt I IC gegen Produktionsmittel I (v + m) umzuset zen ist - so muß dies Geld ganz aus I IC übertragen werden in I Im, ob dies nun in nothwendigen Lebensmitteln oder in Luxusmitteln existiré, und dagegen entsprechender Waarenwerth übertragen werden aus I Im in I IC. Resultat: Ein Theil des Mehrwerths wird als Geldschatz aufgespeichert. Beim zweiten Reproduktionsjahr, wenn dieselbe Proportion des jähr lich producirten Golds fortfährt als Material vernutzt zu werden, wird wieder 2 an Ig zurückfließen und 3 in natura ersetzt, d. h. wieder in II als Schatz freigesetzt sein u. s. w. Mit Bezug auf das variable Kapital überhaupt: Der Kapitalist Ig hat wie jeder andre dies Kapital beständig in Geld zum Ankauf der Arbeit vorzuschießen. Mit Bezug auf dies ν hat nicht er, sondern seine Arbeiter zu kaufen von I I; es kann also nie der Fall eintreten, daß er ||472| als Käufer auftritt, also Gold ohne die Initiative des II in selbes wirft. Soweit aber II von ihm Material kauft, sein konstantes Kapital I IC in Goldma terial umsetzen muß, fließt ihm Theil von ( I g )v von II zurück auf dieselbe Weise wie den andren Kapitalisten von I; und soweit dies nicht der Fall, ersetzt er sein ν in Gold direkt aus seinem Produkt. In dem Verhältniß aber, worin ihm das als Geld vorgeschoßne ν nicht von II zurückfließt, wird in II ein Theil der schon vorhandnen Cirkulation (von I ihm zuge- floßnes und nicht an I retournirtes Geld) in Schatz verwandelt und dafür bern direkt in die Münze von San Francisco gebracht." - Reports of Η. M. Secretaries of Embassy and Legation. 1879. Part I I I, p. 337. 438 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion ein Theil seines Mehrwerths nicht in Konsumtionsmitteln verausgabt. Da beständig neue Goldminen in Angriff genommen oder alte wieder eröff net werden, so bildet eine bestimmte Proportion des von Ig in ν auszu­ legenden Geldes stets Theil der vor der neuen Goldproduktion vorhand- nen Geldmasse, die von Ig vermittelst ihrer Arbeiter in II hineingeworfen wird, und, soweit sie nicht aus II zu Ig zurückgekehrt, bildet sie dort Element der Schatzbildung. Was aber ( I g )m angeht, so kann Ig hier stets als Käufer auftreten; es wirft sein m als Gold in die Cirkulation und zieht dafür Konsumtions mittel I IC heraus; hier wird das Gold zum Theil als Material vernutzt, fungirt daher als wirkliches Element des konstanten Bestandtheils c des produktiven Kapitals II; und soweit dies nicht der Fall, wird es wieder Element der Schatzbildung als in Geld verharrender Theil von I Im. Es zeigt sich - auch abgesehn von dem später zu betrachtenden Ic 5 5) - wie selbst bei einfacher Reproduktion, wenn hier auch Akkumulation im ei gentlichen Sinn des Worts, d. h. Reproduktion auf erweiterter Stufenlei ter, ausgeschlossen, dagegen Geldaufspeicherung oder Schatzbildung nothwendig eingeschlossen ist. Und da sich dies jährlich neu wiederholt, so erklärt sich damit die Voraussetzung, von welcher bei Betrachtung der kapitalistischen Produktion ausgegangen wird: daß sich bei Beginn der Reproduktion eine dem Waarenumsatz entsprechende Masse von Geld mitteln in den Händen der Kapitalistenklassen I und II befindet. Solche Aufspeicherung findet statt selbst nach Abzug des durch Verschleiß des cirkulirenden Geldes verloren gehenden Goldes. Es versteht sich von selbst, daß je fortgeschrittner das Lebensalter der | |473| kapitalistischen Produktion, um so größer die allerseits aufgehäufte Geldmasse, um so kleiner also die Proportion, die die jährliche neue Goldproduktion dieser Masse zufügt, obgleich dieser Zuschuß seiner ab soluten Quantität nach bedeutend sein kann. Im allgemeinen wollen wir nur noch einmal zurückkommen auf den gegen Tooke gemachten Ein wurf: wie ist es möglich, daß jeder Kapitalist in Geld einen Mehrwerth aus dem jährlichen Produkt herauszieht, d. h. mehr Geld herauszieht aus der Cirkulation als er hineinwirft, da in letzter Instanz die Kapitalisten klasse selbst als die Quelle betrachtet werden muß, die überhaupt das Geld in die Cirkulation wirft? Wir bemerken hierauf, unter Zusammenfassung des schon früher (Kap. X V I I) Entwickelten: S 5) Die Untersuchung über den Austausch von neuproducirtem G o ld innerhalb des kon stanten Kapitals der Abtheilung I findet sich im Manuskript nicht. 439 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals 1) die einzige hier erforderliche Voraussetzung: daß überhaupt Geld genug vorhanden sei, um die verschiednen Elemente der jährlichen Re produktionsmasse umzusetzen, - wird in keiner Weise dadurch berührt, daß ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht. Gesetzt, die ganze Produktion gehöre den Arbeitern selbst, ihre Mehrarbeit sei also nur Mehrarbeit für sie selbst, nicht für die Kapitalisten, so wäre die Masse des cirkulirenden Waarenwerths dieselbe, und erheischte bei sonst gleichbleibenden Umständen dieselbe Geldmasse zu ihrer Cirkulation. Es fragt sich also in beiden Fällen nur: Wo kommt das Geld her, um diesen Gesammtwaarenwerth umzusetzen? - Und in keiner Weise: Wo kommt das Geld zur Versilberung des Mehrwerths her? Allerdings, um noch einmal darauf zurückzukommen, besteht jede ein zelne Waare aus c + ν + m, und es ist also zur Cirkulation der gesammten Waarenmasse einerseits eine bestimmte Geldsumme nöthig zur Cirkula tion des Kapitals c + v, und andrerseits eine andre Geldsumme zur Cir kulation der Revenue der Kapitalisten, des Mehrwerths m. Wie für die einzelnen Kapitalisten so für die ganze Klasse ist das Geld, worin sie Kapital vorschießt, verschieden von dem Geld, worin sie Revenue ver ausgabt. Woher kommt dies letztre Geld? Einfach daher, daß von der in der Hand der Kapitalistenklasse befindlichen Geldmasse, also im Ganzen und Großen von der innerhalb der Gesellschaft befindlichen gesammten Geldmasse ein Theil die Revenue der Kapitalisten cirkulirt. Man sah schon oben, wie jeder ein neues Geschäft einrichtende Kapitalist das Geld, das er zu seiner Erhaltung in Konsumtionsmitteln verausgabt, | ¡4741 wieder zurückfischt als zur Versilberung seines Mehrwerths dienen des Geld, sobald das Geschäft einmal im Gang. Aber allgemein gespro chen kommt die ganze Schwierigkeit aus zwei Quellen her: Erstens: Betrachten wir bloß die Cirkulation und den Umschlag des Kapitals, also auch den Kapitalisten nur als Personifikation des Kapitals - nicht als kapitalistischen Konsumenten und Lebemann - so sehn wir ihn zwar beständig Mehrwerth in die Cirkulation werfen als Bestandtheil seines Waarenkapitals, aber wir sehn nie das Geld als F o rm der Revenue in seiner Hand; wir sehn ihn nie Geld zum Verzehr des Mehrwerths in die Cirkulation werfen. Zweitens: Wirft die Kapitalistenklasse eine gewisse Geldsumme in Ge stalt von Revenue in Cirkulation, so scheint es als zahle sie ein Aequi valent für diesen Theil des jährlichen Gesammtprodukts und höre dieser somit auf, Mehrwerth darzustellen. Das Mehrprodukt aber, worin sich der Mehrwerth darstellt, kostet der Kapitalistenklasse nichts. Als Klasse besitzt und genießt sie es umsonst, und daran kann die Geldcirkulation nichts ändern. Die Veränderung, die diese vermittelt, besteht einfach dar- 440 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion in, daß jeder Kapitalist, statt sein Mehrprodukt in natura zu verzehren, was meist gar nicht angeht, Waaren aller Art bis zum Belauf des von ihm angeeigneten Mehrwerths aus dem Gesammtstock des jährlichen gesell schaftlichen Mehrprodukts herauszieht und sich aneignet. Aber der Me chanismus der Cirkulation hat gezeigt, daß wenn die Kapitalistenklasse Geld zur Verausgabung von Revenue in die Cirkulation hineinwirft, sie selbiges Geld auch wieder der Cirkulation entzieht, und also denselben Proceß stets von neuem beginnen kann; daß sie also, als Kapitalisten klasse betrachtet, nach wie vor im Besitz dieser zur Versilberung des Mehrwerths nöthigen Geldsumme bleibt. Wenn also nicht nur der Mehr werth, in F o rm von Waaren, vom Kapitalisten für seinen Konsumtions fonds dem Waarenmarkt entzogen wird, sondern zugleich das Geld, wo mit er diese Waaren kauft, an ihn zurückfließt, so hat er offenbar die Waaren ohne Aequivalent der Cirkulation entzogen. Sie kosten ihm nichts, obgleich er sie mit Geld zahlt. Wenn ich mit einem Pfund Sterling Waaren kaufe, und mir der Verkäufer der Waare das Pfund zurückgibt für Mehrprodukt, das mich nichts gekostet hat, habe ich offenbar die Waaren umsonst erhalten. Die beständige Wiederholung dieser Operati on ändert nichts daran, daß ich beständig Waaren entziehe und beständig im Besitz des ¡4751 Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum Be zug der Waaren vorübergehend entäußere. Der Kapitalist erhält bestän dig dies Geld zurück als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts gekostet hat. Wir sahn, daß bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten werth sich auflöst in Revenue, in ν + m, daß also der konstante Kapi talwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, daß das zur Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hinreichend ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; daß also, in un serm Fall, das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth von 3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahrespro dukts zum Werth von 9000. Dies ist in der That A. Smith's Ansicht, und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung vom Ver hältniß der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse zur Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt, ist ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorgestell ten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthelemente des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich ersetzt werden. Sie ist daher bereits widerlegt. Hören wir Smith und Tooke selbst. Smith sagt, Book II, ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in zwei Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler untereinander 441 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch immer kaufen, muß doch schließlich an die Konsumenten verkauft wer den. Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfor dert sie im Allgemeinen eine ziemlich große Summe für jeden einzelnen Umsatz. Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen geschieht meist en détail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge; ein Schilling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine Summen cirkuliren weit rascher als große ... Obgleich die jährlichen Käufe ||476| aller Konsumenten daher denen aller Händler an Werth min destens" (dies „mindestens" ist gut!) „gleich sind, so können sie doch in der Regel mit einer weit geringem Geldmasse erledigt werden" u. s. w. Zu dieser Stelle Adam's bemerkt Th. Tooke (An Inquiry into the Cur rency Principle. London 1844. p. 34—36 passim): „Es kann kein Zweifel bestehn, daß dieser hier gemachte Unterschied der Sache nach richtig ist ... Der Austausch zwischen Händlern und Konsumenten schließt auch die Zahlung des Arbeitslohns ein, der die Haupteinnahme (the principal means) der Konsumenten ausmacht. ... Alle Umsätze von Händler zu Händler, d. h. alle Verkäufe vom Producenten oder Importeur an, durch alle Abstufungen von Zwischenprocessen der Manufaktur u. s. w. bis her ab zum Detailhändler oder Exportkaufmann, sind auflösbar in Bewegun gen von Kapitalübertragung. Kapitalübertragungen setzen aber nicht nothwendig voraus, und führen in der That auch nicht wirklich mit sich, in der großen Masse der Umsätze, eine wirkliche Abtretung von Banknoten oder Münze - ich meine eine materielle, nicht fingirte Abtretung - zur Zeit der Uebertragung ... Der Gesammtbetrag der Umsätze zwischen Händ lern und Händlern muß in letzter Instanz bestimmt und begrenzt sein durch den Betrag der Umsätze zwischen Händlern und Konsumenten." Stände der letzte Satz vereinzelt, so könnte man glauben, Tooke kon- statire bloß, daß ein Verhältniß stattfinde zwischen den Umsätzen von Händler zu Händler, und denen von Händler zu Konsument, in andern Worten, zwischen dem Werth der jährlichen Gesammtrevenue und dem Werth des Kapitals womit sie producirt wird. Dies ist jedoch nicht der Fall. Er bekennt sich ausdrücklich zur Auffassung A. Smith's. Eine be sondre Kritik seiner Cirkulationstheorie ist daher überflüssig. 442 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion 2) Jedes industrielle Kapital wirft bei seinem Beginn auf einmal Geld in Cirkulation für seinen ganzen fixen Bestandtheil, den es nur allmälig in einer Reihe von Jahren durch Verkauf seines jährlichen Produkts wieder herauszieht. Es wirft also zunächst mehr Geld in die Cirkulation hinein, als es ihr entzieht. Dies wiederholt sich jedesmal bei Erneuerung des Gesammtkapitals in natura; es wiederholt sich jedes Jahr für eine be stimmte Anzahl Geschäfte, deren fixes Kapital in natura zu erneuern; es wiederholt sich stückweis bei jeder Reparatur, bei jeder nur bruchweisen Erneuerung des fixen Kapitals. Wird also von der einen ||477| Seite der Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der andern Seite umgekehrt. In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden von der Arbeitsperiode) längre Zeit umfaßt, wird während derselben von den kapitalistischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation ge worfen, theils in Zahlung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf der zu verbrauchenden Produktionsmittel; es werden so Produktionsmit tel direkt, Konsumtionsmittel theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt durch die ihren Verzehr keines wegs suspendirenden Kapitalisten selbst, dem Waarenmarkt entzogen, ohne daß diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig ein Aequivalent in Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode dient das von ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von Waarenwerth, incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend wird dies M o ment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei langathmigen Un ternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie Anlage von Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten, Eisenschiffs bau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc. 3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in fi xem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim K a uf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen, wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante K a pital, mit Ausnahme des Verschleißtheils, der größre Theil des variablen, und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen Hän den sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation gewor fen. 4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht inner halb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner Pro dukte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt, Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig 443 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals festzuhalten, daß außer der für die unmittelbare Cirkulation erheischten Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren- dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoß in Funktion treten kann. Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und all mälig, wie der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren. | |4781 Andrerseits werden nicht alle Bewegungen des Reproduktions- processes durch Geldcirkulation vermittelt. Der gesammte Produktions proceß, sobald seine Elemente einmal angeschafft, ist davon ausge schlossen. Ferner alles Produkt, das der Producent direkt selbst wieder konsumirt - sei es individuell, sei es produktiv, wozu auch Naturalver- 10 pflegung ländlicher Arbeiter gehört. Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt cirkulirt, ist in der Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumulirt worden. Sie gehört nicht zum Werthprodukt dieses Jahrs, mit Ausnahme etwa des Ersatz golds für verschlißne Münzen. 15 Es ist bei dieser Darstellung vorausgesetzt exclusive Cirkulation von Edelmetallgeld, und bei dieser wieder die einfachste Form baarer Käufe und Verkäufe; obwohl auf Basis bloßer Metallcirkulation das Geld auch als Zahlungsmittel fungiren kann und historisch wirklich so fungirt hat, und auf dieser Basis ein Kreditwesen und bestimmte Seiten seines Me- 20 chanismus sich entwickelt haben. Diese Voraussetzung wird gemacht nicht bloß aus methodischen Rück sichten, deren Gewicht sich schon darin zeigt, daß sowohl Tooke und seine Schule wie ihre Gegner in ihren Kontroversen beständig gezwungen waren bei Erörterung der Banknotencirkulation wieder rückzugreifen zur 25 j Hypothese rein metallischer Cirkulation. Sie waren gezwungen, dies post festum zu thun, thaten es aber dann sehr oberflächlich, und zwar noth wendig, weil der Ausgangspunkt so nur die Rolle eines Incidenzpunkts in der Analyse spielt. Aber die einfachste Betrachtung der in ihrer naturwüchsigen Form dar- 3oJ gestellten Geldcirkulation - und diese ist hier immanentes Moment des jährlichen Reproduktionsprocesses - zeigt: a) Entwickelte kapitalistische Produktion vorausgesetzt, also Herr schaft des Lohnarbeitssystems, spielt offenbar das Geldkapital eine Hauptrolle, soweit es die Form ist, in der das variable Kapital vorge- 35 J Schossen wird. Im M a ß, wie sich das Lohnarbeitssystem entwickelt, ver wandelt sich alles Produkt in Waare, muß daher auch - mit einigen wich tigen Ausnahmen - allzusammt die Verwandlung in Geld als eine Phase seiner Bewegung durchlaufen. Die Masse des cirkulirenden Geldes muß zu dieser Versilberung der Waaren hinreichen, und der größte Theil dieser 4o| Masse wird geliefert in F o rm des Arbeitslohns, des ||479| Geldes, das als 444 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeitskraft vom in dustriellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der Arbeiter - seiner großen Masse nach - nur als Cirkulationsmittel (Kaufmittel) fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirthschaft, wie sie vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigenschaft eingeschlos sen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver Gemeinwesen, ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen versetzt seien oder nicht. Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Skla ven. Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch Vermiethung desselben an andre industrielle Verwender (ζ. B. für Berg werksarbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vorgeschoßnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiß des fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen etc.) vermiethenden Kapitalisten. Bloße Haussklaven, sei es, daß sie zur Leistung nothwendiger Dienste oder bloß zur Luxusparade dienen, kom men hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. Aber auch das Sklavensystem - sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffsbetrieb etc., die herrschende F o rm der produktiven Arbeit ist, wie in den entwickelten Staaten Griechenlands und in R om - behält ein Ele ment der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält bestän dig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und dieser R a ub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsproceß vermit telt, sondern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten phy sischen Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwi schengebiet zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den Sklaven-Staaten des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden verwandelt, wo also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein Element der jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre Zeit nicht, sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklaven handel zur Füllung des Markts fortgetrieben. | |480| b) Die auf Basis der kapitalistischen Produktion sich naturwüch sig vollziehenden Ab- und Rückströmungen des Geldes bei Umsatz des jährlichen Produkts; die einmaligen Vorschüsse von fixen Kapitalen, ih rem ganzen Werthumfang nach, und das successive, über jahrelange Pe rioden sich verbreitende Herausziehn ihres Werths aus der Cirkulation, 445 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals also ihre allmälige Rekonstitution in Geldform durch jährliche Schatz bildung, eine Schatzbildung, ihrem Wesen nach total verschieden von der ihr parallel gehenden, auf jährlich neuer Goldproduktion beruhenden Schatzbildung; die verschiedne Länge der Zeit, worin je nach der Länge der Produktionsperioden der Waaren Geld vorgeschossen, also auch vor her schon stets von neuem aufgeschatzt werden muß, bevor es durch Verkauf der Waare aus der Cirkulation zurückgezogen werden kann; die verschiedne Länge der Vorschußzeit, die schon allein aus der verschied nen Entfernung des Produktionsorts vom Absatzmarkt entsteht; ebenso die Verschiedenheit in Größe und Periode des Rückflusses je nach dem Stand, resp. der relativen Größe der Produktionsvorräthe in verschied nen Geschäften und bei den verschiednen einzelnen Kapitalisten dessel ben Geschäftszweigs, also die Termine der Einkäufe von Elementen des konstanten Kapitals - alles das während des Reproduktionsjahrs: alle diese verschiednen Momente der naturwüchsigen Bewegung brauchen sich bloß durch Erfahrung bemerklich und auffallend gemacht zu haben, um planmäßig sowohl zu den mechanischen Hülfsmitteln des Kreditsy stems den Anlaß zu geben, wie auch zu der wirklichen Auffischung der vorhandnen verleihbaren Kapitale. Es kommt hierzu noch der Unterschied der Geschäfte, deren Produk tion unter sonst normalen Verhältnissen kontinuirlich auf derselben Stu fenleiter vor sich geht, und solcher, die in verschiednen Perioden des Jahrs Arbeitskraft in verschiednem Umfang anwenden, wie die Land w i r t s c h a f t. XIII. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie.56' Als Beispiel der konfusen und zugleich renommistischen Gedankenlosig keit politischer Oekonomen, bei Betrachtung der gesellschaftlichen Re||481|produktion, diene der große Logiker Destutt de Tracy (vergi. Buch I, p. 146, Note 30), den selbst Ricardo ernsthaft nahm und a very distinguished writer nennt. (Principles, p. 333.) Dieser distinguirte Schriftsteller gibt folgende Aufschlüsse über den gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- und Cirkulationsproceß: „Man wird mich fragen, wie diese Industrieunternehmer so große Pro fite machen und von wem sie sie ziehn können. Ich antworte, daß sie dies thun, indem sie alles was sie produciren, theurer verkaufen als es ihnen zu produciren gekostet; und daß sie es verkaufen 5 6) Aus Manuskript I I. 446 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion 1) an einander für den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse, welche sie bezahlen mit einem Theil ihrer Profite; 2) an die Lohnarbeiter, sowohl an die, welche sie besolden, wie die, welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern sie auf diesem Wege ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen etwa deren kleine Ersparnisse; 3) an die müßigen Kapitalisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodaß die ganze Rente, welche sie ih nen jährlich zahlen, ihnen auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfließt." (Destutt de Tracy, Traité de la volonté et de ses effets. Paris 1821. p. 239.) Also die Kapitalisten bereichern sich erstens, indem sie im Umsatz des Theils des Mehrwerths, den sie ihrer Privatkonsumtion widmen oder als Revenue verzehren, sich alle wechselseitig übervortheilen. Also, wenn dieser Theil ihres Mehrwerths, resp. ihrer Profite, = 400 £ ist, so werden aus diesen 400 £ etwa 500 £ dadurch, daß jeder Betheiligte der 400 £ dem andern seinen Theil um 2 5% zu theuer verkauft. Da alle dasselbe thun, so ist das Resultat dasselbe, als hätten sie sich wechselseitig zum richtigen Werth verkauft. Nur brauchen sie zur Cirkulation eines Waarenwerths von 400 £ eine Geldmasse von 500 £, und dies scheint eher eine Methode sich zu verarmen als sich zu bereichern, indem sie einen großen Theil ihres Gesammtvermögens in der nutzlosen F o rm von Cirkulationsmitteln unproduktiv aufbewahren müssen. Das Ganze kommt darauf hinaus, daß die Kapitalistenklasse trotz der allseitigen nominellen Preiserhöhung ihrer Waaren nur einen Waarenstock von 400 £ ||482| Werth unter sich zu ihrer Privatkonsumtion zu vertheilen haben, daß sie aber sich das wech selseitige Vergnügen machen, 400 £ Waarenwerth zu cirkuliren mit einer Geldmasse, die für 500 £ Waarenwerth erheischt ist. Ganz abgesehn davon, daß hier „ein Theil ihrer Profite" und also über haupt ein Waarenvorrath, worin Profit sich darstellt, unterstellt ist. Destutt will uns aber gerade erklären, wo dieser Profit herkommt. Die Geldmasse, die nöthig ist um ihn zu cirkuliren, ist eine ganz untergeord nete Frage. Die Waarenmasse, worin der Profit sich darstellt, scheint davon herzustammen, daß die Kapitalisten diese Waarenmasse nicht nur einander verkaufen, was bereits sehr schön und tief ist, sondern sich alle einander zu theuer verkaufen. Wir kennen jetzt also eine Quelle der Be reicherung der Kapitalisten. Sie kommt hinaus auf das Geheimniß des „Entspektor Bräsig", daß die große Armuth von der großen pauvreté herkommt. 447 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals 2) Dieselben Kapitalisten verkaufen ferner „an die Lohnarbeiter, so wohl an die, welche sie selbst besolden, wie an die, welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern sie auf diese Weise ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen deren kleine Erspar nisse." Der Rückfluß des Geldkapitals, in F o rm von welchem die Kapitalisten den Lohn dem Arbeiter vorgeschossen haben, zu den Kapitalisten, macht nach Herrn Destutt die zweite Quelle der Bereicherung solcher Kapita listen aus. Wenn also die Kapitalistenklasse ζ. B. 100 £ den Arbeitern in Lohn gezahlt und dann dieselben Arbeiter von derselben Kapitalistenklasse Waare zum selben Werth von 100 £ kaufen, und daher die Summe von 100 £, welche die Kapitalisten als Käufer von Arbeitskraft vorgeschos sen, ihnen beim Verkauf von Waaren zu 100 £ an die Arbeiter zurück fließt, so bereichern sich dadurch die Kapitalisten. Es scheint, vom Stand punkt des gewöhnlichen Menschenverstands, daß die Kapitalisten sich vermittelst dieser Procedur wieder im Besitz von 100 £ befinden, die sie vor der Procedur besaßen. Bei Beginn der Procedur besitzen sie 100 £ Geld, sie kaufen für diese 100 £ Arbeitskraft. Für diese 100 £ Geld pro ducirt die gekaufte Arbeit Waaren von einem Werth, soviel wir bis jetzt wissen von 100 £. Durch Verkauf der 100 £ Waaren an die Arbeiter er halten die Kapitalisten 100 £ Geld zurück. Die Kapitalisten besitzen also wieder 100 £ Geld, die Arbeiter aber für 100 £ Waare, ||483| die sie selbst producirt haben. Wie sich die Kapitalisten dabei bereichern sollen ist nicht abzusehn. Wenn die 100 £ Geld ihnen nicht zurückflössen, so hätten sie den Arbeitern erstens 100 £ Geld für ihre Arbeit zahlen, und zweitens ihnen das Produkt dieser Arbeit, für 100 £ Konsumtionsmittel, umsonst geben müssen. Der Rückfluß könnte also höchstens erklären, warum die Kapitalisten durch die Operation nicht ärmer, keineswegs aber, warum sie dadurch reicher geworden. Eine andre Frage ist allerdings, wie die Kapitalisten die 100 £ Geld besitzen, und warum die Arbeiter, statt selbst für eigne Rechnung Waaren zu produciren, gezwungen sind, ihre Arbeitskraft gegen diese 100 £ auszutauschen. Aber dies ist etwas, was sich für einen Denker vom Kaliber Destutt's von selbst versteht. Destutt ist selbst nicht ganz befriedigt mit dieser Lösung. Er hatte uns ja nicht gesagt, daß man sich dadurch bereichert, daß man eine Geldsum me von 100 £ ausgibt und dann eine Geldsumme von 100 £ wieder ein nimmt, also nicht durch den Rückfluß von 100 £ Geld, der ja nur zeigt, warum die 100 £ Geld nicht verloren gehn. Er hatte uns gesagt, daß die Kapitalisten sich bereichern, „indem sie alles was sie produciren theurer verkaufen als es ihnen zu kaufen gekostet hat." 448 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Also müssen sich auch die Kapitalisten in ihrer Transaktion mit den Arbeitern dadurch bereichern, daß sie denselben zu theuer verkaufen. Vortrefflich! „Sie zahlen Arbeitslohn . .. und alles das fließt ihnen zurück durch die Ausgaben aller dieser Leute, die ihnen" (die Produkte) „theurer bezahlen als sie ihnen" (den Kapitalisten) „vermittelst dieses Arbeitslohns gekostet haben." (p. 240.) Also die Kapitalisten zahlen 100 £ Lohn an die Arbeiter, und dann verkaufen sie den Arbeitern ihr eignes Produkt zu 120 £, sodaß ihnen nicht nur die 100 £ zurückfließen, sondern noch 20 £ gewonnen werden? Dies ist unmöglich. Die Arbeiter können nur mit dem Geld zahlen, das sie in F o rm von Arbeitslohn erhalten haben. Wenn sie 100 £ Lohn von den Kapitalisten erhalten, können sie nur für 100 £ kau fen und nicht für 120 £. Also auf diese Weise ginge die Sache nicht. Es gibt aber noch einen andern Weg. Die Arbeiter kaufen von den Kapita listen Waare für 100 £, erhalten aber in der That nur Waare zum Werth von 80 £. Sie sind daher unbedingt um 20 £ geprellt. Und der Kapitalist hat sich unbedingt um 20 £ bereichert, weil er die Arbeitskraft thatsäch- lich 2 0% ||484| unter ihrem Werth gezahlt oder einen Abzug vom nomi nellen Arbeitslohn zum Belauf von 2 0% auf einem Umweg gemacht hat. Die Kapitalistenklasse würde dasselbe Ziel erreichen, wenn sie von vornherein den Arbeitern nur 80 £ Lohn zahlte und ihnen hinterher für diese 80 £ Geld in der That 80 £ Waarenwerth lieferte. Dies scheint - die ganze Klasse betrachtet - der normale Weg, da nach Herrn Destutt selbst die Arbeiterklasse „genügenden Lohn" (p. 219) erhalten muß, da dieser Lohn wenigstens hinreichen muß, um ihre Existenz und Werkthätigkeit zu erhalten, „sich die genaueste Subsistenz zu verschaffen", (p. 180.) Er halten die Arbeiter nicht diese hinreichenden Löhne, so ist dies nach demselben Destutt „der Tod der Industrie" (p. 208), also wie es scheint kein Bereicherungsmittel für die Kapitalisten. Welches aber immer die Höhe der Löhne sei, welche die Kapitalistenklasse der Arbeiterklasse zahlt, so haben sie einen bestimmten Werth, ζ. B. 80 £. Zahlt also die Kapitalistenklasse 80 £ an die Arbeiter, so hat sie ihnen 80 £ Waaren­ werth für diese 80 £ zu liefern, und der Rückfluß der 80 £ bereichert sie nicht. Zahlt sie ihnen in Geld 100 £ und verkauft ihnen für 100 £ einen Waarenwerth für 80 £, so zahlte sie ihnen in Geld 25 % mehr als ihren normalen Lohn, und lieferte ihnen dafür in Waaren 2 5% weniger. Mit andern Worten: der Fonds, woher die Kapitalistenklasse über haupt ihren Profit zieht, würde gebildet durch Abzug vom normalen Arbeitslohn, durch Zahlung der Arbeitskraft unter ihrem Werth, d. h. unter dem Werth der Lebensmittel, die zu ihrer normalen Reproduktion als Lohnarbeiter nothwendig sind. Würde also der normale Arbeitslohn gezahlt, was nach Destutt geschehn soll, so existirte kein Fonds von Pro fit, weder für die Industriellen noch für die müßigen Kapitalisten. 449 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Herr Destutt hätte also das ganze Geheimniß, wie sich die Kapitali stenklasse bereichert, darauf reduciren müssen: durch Abzug am Arbeits lohn. Die andern Fonds des Mehrwerths, wovon er sub 1 und sub 3 spricht, existirten dann nicht. In allen Ländern also, wo der Geldlohn der Arbeiter reducirt ist auf den Werth der zu ihrer Subsistenz als Klasse nöthigen Konsumtionsmit tel, existirte kein Konsumtionsfonds und kein Akkumulationsfonds für die Kapitalisten, also auch kein Existenzfonds der Kapitalistenklasse, also auch keine Kapitalistenklasse. Und zwar wäre dies nach Destutt der | |485| Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn hier „in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der Lohn bestritten wird ... eine beinahe konstante Größe." (p. 202.) Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapitali sten nicht daher, daß sie erst dem Arbeiter 100 £ in Geld zahlen und ihm nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern - also in der That 80 £ Waare durch die um 2 5% zu große Geldsumme von 100 £ cirkuliren, sondern daher, daß der Kapitalist vom Produkt des Arbeiters sich außer dem Mehrwerth - dem Theil des Produkts, worin sich Mehrwerth dar stellt - auch noch 2 5% von dem Theil des Produkts aneignet, das dem Arbeiter in der F o rm von Arbeitslohn anheimfallen sollte. In der alber nen Weise, wie Destutt die Sache auffaßt, würde die Kapitalistenklasse absolut nichts gewinnen. Sie zahlt 100 £ für Arbeitslohn und gibt dem Arbeiter für diese 100 £ von seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth zurück. Aber bei der nächsten Operation muß sie wieder für dieselbe Procedur 100 £ vorschießen. Sie macht sich also nur das nutzlose Ver gnügen, 100 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern, statt 80 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D. h. sie schießt beständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cir kulation ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Me thode der Bereicherung ist. 3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müßigen Kapitali sten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnar beiter; sodaß die ganze Rente, welche sie jenen (den Müßigen) jährlich zahlt, ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfließt." Wir haben vorher gesehn, daß die industriellen Kapitalisten „mit ei nem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen." Gesetzt also, ihre Profite seien = 200 £. 100 £ z. B. verzehren sie für ihre individuelle Konsumtion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, sondern den müßigen Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf Zins leihenden Kapi- 450 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion talisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Gesellschaft zu zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen diese letztren 80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum K a uf ||486| von Bedienten etc. Sie kau fen also mit den 80 £ Konsumtionsmittel von den industriellen Kapita listen. Damit strömen diesen, während sich für 80 £ Produkt von ihnen entfernt, 80 £ Geld zurück oder 4/s von den 100 £, die sie an die müßigen Kapitalisten unter den Namen Rente, Zins etc. gezahlt haben. Ferner die Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der müßigen Kapitalisten, haben von ihren Herrschaften 20 £ Lohn erhalten. Sie kaufen damit ebenfalls von den industriellen Kapitalisten für 20 £ Konsumtionsmittel. Damit strömen diesen, während sich für 20 £ Produkt von ihnen entfernt, 20 £ Geld zurück oder das letzte Fünftel von den 100 £ Geld, die sie an die müßigen Kapitalisten als Rente, Zins etc. gezahlt haben. Am Ende der Transaktion sind den industriellen Kapitalisten die 100 £ Geld, die sie zur Zahlung von Rente, Zins etc. an die müßigen Kapita listen abgetreten, zurückgeströmt, während die Hälfte ihres Mehrpro dukts = 100 £ aus ihren Händen in den Konsumtionsfonds der müßigen Kapitalisten übergegangen ist. Es ist also für die Frage, um die es sich hier handelt, offenbar ganz überflüssig, die Theilung der 100 £ zwischen den müßigen Kapitalisten und ihren direkten Lohnarbeitern irgendwie ins Spiel zu bringen. Die Sache ist einfach: Ihre Renten, Zinsen, kurz der Antheil, der ihnen vom Mehrwerth = 200 £ zukommt, wird ihnen von den industriellen Kapita listen in Geld gezahlt, in 100 £. Mit diesen 100 £ kaufen sie direkt oder indirekt Konsumtionsmittel von den industriellen Kapitalisten. Sie zah len ihnen also zurück 100 £ Geld, und entziehn ihnen für 100 £ Konsum tionsmittel. Damit hat der Rückfluß der von den industriellen Kapitalisten an die müßigen Kapitalisten gezahlten 100 £ Geld stattgefunden. Ist dieser Geldrückfluß, wie Destutt schwärmt, ein Mittel der Bereicherung für die industriellen Kapitalisten? Vor der Transaktion hatten sie eine Werth summe von 200 £; 100 £ in Geld und 100 £ in Konsumtionsmitteln. Nach der Transaktion besitzen sie nur die Hälfte der ursprünglichen Werth summe. Sie haben wieder die 100 £ in Geld, aber sie haben verloren die 100 £ in Konsumtionsmitteln, die in die Hände der müßigen Kapitalisten übergegangen sind. Sie sind also um 100 £ ärmer statt um 100 £ reicher. Hätten sie statt des Umwegs, erst 100 £ Geld zu zahlen, und dann diese 100 £ Geld zurückzuerhalten in Zahlung von ||487| 100 £ Konsumtions mittel, direkt Rente, Zins etc. in der Naturalform ihres Produkts gezahlt, so strömten ihnen keine 100 £ Geld aus der Cirkulation zurück, weil sie keine 100 £ Geld in sie hineingeworfen hätten. A uf dem Weg der Natu- 451 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ralzahlung hätte sich die Sache einfach so dargestellt, daß sie von dem Mehrprodukt zum Werth von 200 £ die Hälfte für sich behalten und die andre Hälfte ohne Aequivalent an die müßigen Kapitalisten weggegeben. Selbst Destutt hätte dies nicht für ein Mittel der Bereicherung zu erklären sich versucht fühlen können. Das Land und das Kapital, das die industriellen Kapitalisten von den müßigen Kapitalisten geliehn und wofür sie ihnen einen Theil des Mehr werths in F o rm von Grundrente, Zins etc. zu zahlen haben, war ihnen natürlich profitlich, denn es war eine der Bedingungen der Produktion sowohl des Produkts überhaupt, wie des Theils des Produkts, der Mehr produkt bildet oder worin sich der Mehrwerth darstellt. Dieser Profit fließt aus der Benutzung des geliehnen Landes und Kapitals, aber nicht aus dem Preis, der dafür bezahlt wird. Dieser Preis konstituirt vielmehr einen Abzug davon. Oder es müßte behauptet werden, die industriellen Kapitalisten würden nicht reicher, sondern ärmer, wenn sie die andre Hälfte des Mehrwerths für sich selber behalten könnten statt sie wegzu geben. Aber zu solcher Konfusion führt es, wenn man Cirkulationser- scheinungen, wie Geldrückfluß, zusammenwirft mit der Vertheilung des Produkts, welche durch solche Cirkulationsphänomene nur vermittelt ist. Und doch ist derselbe Destutt so pfiffig zu bemerken: „woher kommen die Revenuen dieser müßigen Leute? Kommen sie nicht aus der Rente, die ihnen aus ihrem Profit Diejenigen zahlen, die die Kapitale der erstem arbeiten machen, d. h. Diejenigen, die mit den Fonds der erstem eine Arbeit besolden, die mehr producirt als sie kostet, in einem Worte, die Industriellen? A uf diese muß man also immer zurückgehn, um die Quelle alles Reichthums zu finden. Sie sind es, die in Wirklichkeit die von den erstren beschäftigten Lohnarbeiter ernähren." (p. 246.) Also jetzt ist die Zahlung dieser Rente etc. Abbruch an dem Profit der Industriellen. Vorhin war es Mittel für sie, sich zu bereichern. Aber ein Trost ist unserm Destutt noch geblieben. Diese braven In dustriellen treiben es mit den müßigen Industriellen wie sie es unter einj|488|ander und gegen die Arbeiter getrieben haben. Sie verkaufen ih nen alle Waaren zu theuer, ζ. B. um 2 0 %. Nun ist zweierlei möglich. Die Müßigen haben außer den 100 £, die sie jährlich von den Industriellen erhalten, noch andre Geldmittel oder sie haben sie nicht. Im ersten Fall verkaufen die Industriellen ihnen Waare und Werthe von 100 £ zum Preis sage von 120 £. Es strömen ihnen also beim Verkauf ihrer Waaren nicht nur die 100 £ zurück, die sie an die Müßigen gezahlt, sondern außerdem noch 20 £, die wirklich Neuwerth für sie bilden. Wie steht nun die Rech nung? Sie haben für 100 £ Waare umsonst weggegeben, denn die 100 £ Geld, womit sie zum Theil bezahlt, waren ihr eignes Geld. Ihre eigne 452 Zwanzigstes Kapitel · Einfache Reproduktion Waare ist ihnen also mit ihrem eignen Geld bezahlt worden. Also 100 £ Verlust. Aber sie haben außerdem 20 £ für Ueberschuß des Preises über den Werth erhalten. Also 20 £ Gewinn; dazu 100 £ Verlust macht 80 £ Verlust, wird nie ein Plus, bleibt immer ein Minus. Die an den Müßigen verübte Prellerei hat den Verlust der Industriellen vermindert, aber des wegen nicht Verlust von Reichthum für sie in Bereicherungsmittel ver wandelt. Diese Methode kann aber auf die Länge nicht gehn, da die Müßigen unmöglich jährlich 120 £ Geld zahlen können, wenn sie jährlich nur 100 £ Geld einnehmen. Also die andre Methode: Die Industriellen verkaufen Waaren von 80 £ Werth für die 100 £ Geld, die sie den Müßigen bezahlt haben. In diesem Fall geben sie vor wie nach 80 £ umsonst weg, in der F o rm von Rente, Zins etc. Durch diese Prellerei haben sie den Tribut an die Müßigen vermindert, aber er existirt nach wie vor, und die Müßigen sind im Stand, nach derselben Theorie, wonach die Preise von dem guten Willen der Verkäufer abhängen, künftig 120 £ Rente, Zins etc. für ihr Land und Kapital zu verlangen, statt wie bisher 100 £. Diese glänzende Entwicklung ist ganz des tiefen Denkers würdig, der auf der einen Seite dem A. Smith abschreibt, daß „Arbeit die Quelle alles Reichthums ist" (p. 242), daß die industriellen Kapitalisten „ihr Kapital anwenden um Arbeit zu bezahlen, die es mit Profit reproducirt" (p. 246), und auf der andern Seite schließt, daß diese industriellen Kapitalisten „alle übrigen Menschen ernähren, allein das öffentliche Vermögen ver mehren und alle unsre Mittel des Genusses schaffen" (p. 242), daß nicht die Kapitalisten von den Arbeitern, sondern die Arbeiter von den K a pitalisten ernährt werden und zwar aus dem brillanten Grund, ||489| weil das Geld, womit die Arbeiter gezahlt werden, nicht in ihrer Hand bleibt, sondern beständig zu den Kapitalisten zurückkehrt in Zahlung der von den Arbeitern producirten Waaren. „Sie empfangen nur mit einer Hand und geben mit der andern zurück. Ihre Konsumtion muß also angesehn werden als erzeugt durch Diejenigen, die sie besolden." (p. 235.) Nach dieser erschöpfenden Darstellung der gesellschaftlichen Repro duktion und Konsumtion, wie sie vermittelt ist durch die Geldcirkulati- on, fährt Destutt fort: „Das ist es, was dies perpetuum mobile des Reich thums vervollständigt, eine Bewegung, die obwohl schlecht verstanden" (mal connu - sicher!) „mit Recht Cirkulation genannt worden ist; denn sie ist in der That ein Kreislauf und kommt immer zurück zu ihrem Ausgangspunkt. Dieser Punkt ist derjenige, wo die Produktion sich voll zieht." (p. 139, 140.) Destutt, that very distinguished writer, membre de l'Institut de France et de la Société Philosophique de Philadelphie, und in der That gewis- 453 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals sermaßen ein Lumen unter den Vulgärökonomen, ersucht den Leser schliesslich, die wundervolle Klarheit zu bewundern, womit er den Ver lauf des gesellschaftlichen Processes dargestellt, den Lichtstrom, den er über den Gegenstand ausgegossen, und ist sogar herablassend genug, dem Leser mitzutheilen, wo all dies Licht herkommt. Dies muss im Ori- 5 ginal gegeben werden: « On remarquera, j'espère, combien cette manière de considérer la con sommation de nos richesses est concordante avec tout ce que nous avons dit à propos de leur production et de leur distribution, et en même temps la société. D'où viennent quelle clarté elle répand sur cet accord et cette lucidité! De ce que nous avons rencontré la vérité. Cela rappelle l'effet de ces miroirs où les objets se peignent nettement et dans leurs justes proportions, quand on est placé dans leur vrai point-de-vue, et où tout paraît confus et désuni, quand on en est trop près ou trop loin.» (p. 242, 243.) la marche de toute 10 15 Voilà le crétinisme bourgeois dans toute sa béatitude! | |490| EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL.57) Akkumulation und erweiterte Reproduktion. Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Waarenkapitals wird 20^ auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwerth darstellt. Diesen so in Geld verwandelten Mehrwerth rückverwandelt der Kapita list in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals. Im nächsten Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein vergrößertes Produkt. Was aber beim individuellen Kapital, muß auch erscheinen in der jährlichen Gesammtreproduktion, ganz wie wir gesehn bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, daß der successive Nieder schlag - beim individuellen Kapital - seiner verbrauchten fixen Bestand theile in Geld, das aufgeschatzt wird, sich auch in der jährlichen gesell schaftlichen Reproduktion ausdrückt. 3 01 Wenn ein individuelles Kapital = 4 0 0c + 1 0 0v ist, der jährliche Mehr werth = 100, so ist das Waarenprodukt = 4 0 0c + 1 0 0v + 1 0 0m. Diese 600 werden in Geld verwandelt. Von diesem Geld werden wieder 4 0 0c umge setzt in Naturalform von konstantem Kapital, 1 0 0v in Arbeitskraft, und - falls der gesammte Mehrwerth akkumulirt wird - außerdem 1 0 0m ver- 5 7) Von hier bis zum Schluss Manuskript V I I I. 454 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion wandelt in zuschüssiges konstantes Kapital, durch Umsatz in Natural- elemente des produktiven Kapitals. Es ist dabei unterstellt: 1) daß diese Summe unter den gegebnen technischen Bedingungen genügend ist, sei es zur Ausdehnung des fungirenden konstanten Kapitals, sei es zur Anlage eines neuen industriellen Geschäfts. Es kann aber auch sein, daß die Verwandlung von Mehrwerth in Geld und die Aufschatzung dieses Gel des für viel längre Zeit nöthig ist, bevor dieser Proceß statthaben, also wirkliche Akkumulation, Erweitrung der Produktion eintreten kann. 2) Es ist vorausgesetzt, daß in der That schon vorher ¡4911 Produktion auf erweiterter Stufenleiter eingetreten; denn um das Geld (den in Geld aufgeschatzten Mehrwerth) in Elemente des produktiven Kapitals ver wandeln zu können, müssen diese Elemente als Waaren auf dem Markte kaufbar sein; es macht dabei auch keinen Unterschied, wenn sie nicht als fertige Waaren gekauft, sondern auf Bestellung angefertigt werden. Be zahlt werden sie erst, nachdem sie da sind, und jedenfalls nachdem mit Bezug auf sie wirkliche Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, Aus dehnung der bisher normalen Produktion, bereits stattgefunden hat. Sie mußten potentiell, d. h. in ihren Elementen da sein, da es doch nur des Anstoßes der Bestellung, d. h. eines dem Dasein der Waare vorausgehen den Kaufs derselben und ihres anticipirten Verkaufs bedarf, damit ihre Produktion wirklich stattfinde. Das Geld auf der einen Seite ruft dann die erweiterte Reproduktion auf der andern ins Leben, weil deren Mög lichkeit ohne das Geld da ist; denn Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen Reproduktion. Wenn Kapitalist A z. B. während eines Jahrs oder einer größren An zahl von Jahren die successive von ihm producirten Mengen von Waa renprodukt verkauft, so verwandelt er auch damit den Theil des Waa renprodukts, der Träger des Mehrwerths ist - das Mehrprodukt - also den von ihm in Waarenform producirten Mehrwerth selbst successive in Geld, speichert dies nach und nach auf und bildet sich so potentielles neues Geldkapital; potentiell wegen seiner Fähigkeit und Bestimmung, in Elemente von produktivem Kapital umgesetzt zu werden. Thatsächlich aber vollzieht er nur einfache Schatzbildung, die kein Element der wirk lichen Reproduktion ist. Seine Thätigkeit besteht dabei zunächst nur im successiven Entziehn von cirkulirendem Geld aus der Cirkulation, wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, daß das cirkulirende Geld, das er so unter Schloß und Riegel sperrt, eben selbst noch - vor seinem Eintritt in die Cirkulation - Theil eines andern Schatzes war. Dieser Schatz des A, der potentiell neues Geldkapital ist, ist kein zusätzlicher gesellschaftlicher Reichthum, ebensowenig wie wenn es in Konsumtionsmitteln verausgabt würde. Aber Geld, das dem Umlauf entzogen, also vorher in ihm vor- 455 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals handen war, mag vorher schon einmal als Schatzbestandtheil gelagert haben, oder Geldform von Arbeitslohn gewesen sein, Produktionsmittel oder andre Waare versilbert, konstante Kapitaitheile oder Revenue eines Kapitalisten cirkulirt haben. Es ist ebensowenig neuer Reichthum, | |492| als Geld, vom Standpunkt der einfachen Waarencirkulation aus be trachtet, Träger nicht nur seines vorhandnen, sondern seines zehnfachen Werths ist, weil es zehnmal im Tag umgeschlagen, zehn verschiedne Waarenwerthe realisirt hat. Die Waaren sind ohne es da und es selbst bleibt, was es ist (oder wird noch geringer durch Verschleiß) in einem Umschlag oder in zehn. Nur in der Goldproduktion - soweit das Gold produkt Mehrprodukt enthält, Träger von Mehrwerth - ist neuer Reich thum (potentielles Geld) geschaffen, und nur soweit das ganze neue Goldprodukt in Cirkulation tritt, vermehrt es das Geldmaterial potenti eller neuer Geldkapitale. Obgleich kein zuschüssiger neuer gesellschaftlicher Reichthum, stellt dieser in Geldform aufgeschatzte Mehrwerth neues potentielles Geldka pital vor, wegen der Funktion, für die es aufgespeichert wird. (Wir wer den später sehn, daß neues Geldkapital auch auf andrem Weg, als durch allmälige Vergoldung von Mehrwerth entspringen kann.) Geld wird der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert durch Verkauf der Waare ohne nachfolgenden Kauf. Wird diese Opera tion also als allgemein vor sich gehend aufgefaßt, so scheint nicht abzu- sehn, wo die Käufer herkommen sollen, da in diesem Proceß - und er muß allgemein aufgefaßt werden, indem jedes individuelle Kapital sich in Akkumulationsprocedur befinden kann, - Jeder verkaufen will um a b zuschätzen, Keiner kaufen. Stellte man sich den Cirkulationsproceß zwischen den verschiednen Theilen der jährlichen Reproduktion als in gerader Linie verlaufend vor - was falsch, da er mit wenigen Ausnahmen allzumal aus gegeneinander rückläufigen Bewegungen besteht, - so müßte man mit dem Gold- (resp. Silber-) Producenten beginnen, der kauft ohne zu verkaufen, und voraus setzen, daß alle Andren an ihn verkaufen. Dann ginge das gesammte jährliche gesellschaftliche Mehrprodukt (der Träger des gesammten Mehrwerths) an ihn über und sämmtliche andre Kapitalisten vertheilten pro rata unter sich sein von Natur in Geld existirendes Mehrprodukt, die Naturalvergoldung seines Mehrwerths; denn der Theil des Produkts des Goldproducenten, der sein fungirendes Kapital zu ersetzen hat, ist schon gebunden und darüber verfügt. Der in Gold producirte Mehrwerth des Goldproducenten wäre dann der einzige Fonds, aus dem alle übrigen Kapitalisten die Materie für Vergoldung ihres jährlichen Mehrprodukts ziehn. ||493| Er müßte also der Werthgröße nach gleich sein dem ganzen 456 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion gesellschaftlichen jährlichen Mehrwerth, der erst in die Form von Schatz sich verpuppen muß. So abgeschmackt diese Voraussetzungen, so hülfen sie zu weiter nichts, als die Möglichkeit einer allgemeinen gleichzeitigen Schatzbildung zu erklären, womit die Reproduktion selbst, außer auf Seite der Goldproducenten, um keinen Schritt weiter wäre. Bevor wir diese scheinbare Schwierigkeit lösen, ist zu unterscheiden: Akkumulation in Abtheilung I (Produktion von Produktionsmitteln) und in Abtheilung II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen mit I. I. Akkumulation in Abtheilung I. 1) Schatzbildung. ihrem Umfang, Es ist klar, daß sowohl die Kapitalanlagen in den zahlreichen Industrie zweigen, woraus Klasse I besteht, wie die verschiednen individuellen K a pitalanlagen innerhalb jedes dieser Industriezweige, je nach ihrem Le bensalter, d. h. ihrer schon verfloßnen Funktionsdauer, ganz abgesehn technischen Bedingungen, Marktverhältnissen von u. s. w., sich auf verschiednen Stufen des Processes der successiven Ver wandlung von Mehrwerth in potentielles Geldkapital befinden, ob dies Geldkapital nun zur Erweiterung ihres fungirenden Kapitals dienen soll, oder zur Anlage neuer industrieller Geschäfte - den zwei Formen der Erweitrung der Produktion. Ein Theil der Kapitalisten verwandelt daher beständig sein zu entsprechender Größe angewachsnes potentielles Geld kapital in produktives Kapital, d. h. kauft mit dem durch Vergoldung von Mehrwerth aufgeschatzten Geld Produktionsmittel, zuschüssige Ele mente von konstantem Kapital; während ein andrer Theil noch beschäf tigt ist mit der Aufschatzung seines potentiellen Geldkapitals. Kapitali sten, diesen beiden Kategorien angehörig, treten sich also gegenüber, die Einen als Käufer, die Andern als Verkäufer, und jeder der beiden in dieser exclusiven Rolle. A verkaufe ζ. B. 600 (= 4 0 0c + 1 0 0v + 1 0 0m) an B (der mehr als einen Käufer repräsentiren mag). Er hat für 600 Waaren verkauft, gegen 600 in Geld, wovon 100 Mehrwerth darstellen, die er der Cirkulation entzieht, sie aufschatzt als Geld; aber diese 100 Geld sind ||494| nur die Geldform des Mehrprodukts, das der Träger eines Werths von 100 war. Die Schatz bildung ist überhaupt keine Produktion, also von vornherein auch kein Inkrement der Produktion. Die Aktion des Kapitalisten dabei besteht nur darin, daß er das durch Verkauf des Mehrprodukts von 100 ergat terte Geld der Cirkulation entzieht, festhält und mit Beschlag belegt. 457 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten des A, sondern auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie von andren A', A ", A ' ", Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte Schatzbildung arbei ten. Diese zahlreichen Punkte, wo Geld der Cirkulation entzogen wird und sich in zahlreichen individuellen Schätzen, resp. potentiellen Geld kapitalen aufhäuft, scheinen eben so viele Hindernisse der Cirkulation, weil sie das Geld immobilisiren und es seiner Cirkulationsfähigkeit für längre oder kürzre Zeit berauben. Es ist aber zu erwägen, daß bei einfacher Waarencirkulation, lange bevor diese auf kapitalistischer Waarenproduktion begründet wird, Schatzbildung stattfindet; das in der Gesellschaft vorhandne Geldquantum ist immer größer als der in aktiver Cirkulation befindliche Theil desselben, obgleich dieser je nach Umstän den anschwillt oder abnimmt. Diese selben Schätze und dieselbe Schatz bildung finden wir hier wieder, aber jetzt als ein dem kapitalistischen Produktionsproceß immanentes Moment. M an begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Koncentration in Händen von Banken u. s. w. zu disponiblem Kapital, ,,loanable capital", Geldkapital werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, son dern zu aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens). A vollbringt diese Schatzbildung aber nur, sofern er - mit Bezug auf sein Mehrprodukt - nur als Verkäufer, nicht hintennach als Käufer auftritt. Seine successive Produktion von Mehrprodukt - dem Träger seines zu vergoldenden Mehrwerths - ist also die Voraussetzung seiner Schatzbil dung. Im gegebnen Fall, wo die Cirkulation nur innerhalb Kategorie I betrachtet wird, ist die Naturalform des Mehrprodukts, wie die des Ge- sammtprodukts, von dem es einen Theil bildet, Naturalform eines Ele ments des konstanten Kapitals I, d. h. gehört in die Kategorie der Produk tionsmittel von Produktionsmitteln. Was daraus wird, d. h. zu welcher Funktion es dient, in der Hand der Käufer Β, B', B" etc., werden wir gleich sehn. J |495| Was aber hier zunächst festzuhalten ist dies: Obgleich A Geld für seinen Mehrwerth der Cirkulation entzieht und es aufschatzt, wirft er andrerseits Waare in sie hinein, ohne ihr andre Waare dafür zu entziehn, wodurch Β, B ', B" etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hinein zu werfen und dafür nur Waare ihr zu entziehn. Im gegebnen Fall geht diese Waare, ihrer Naturalform wie ihrer Bestimmung nach, als fixes oder flüssiges Element in das konstante Kapital von B, B' etc. ein. Ueber letztres mehr, sobald wir es mit dem Käufer des Mehrprodukts, dem B, B' etc. zu schaffen haben werden. 458 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion Bemerken wir hier nebenbei: Wie vorher, bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, finden wir hier wieder, daß der Umsatz der verschiednen Bestandtheile des jährlichen Produkts, d. h. ihre Cirkulation (die zugleich Reproduktion des Kapitals und zwar seine Wiederherstellung in seinen verschiednen Bestimmtheiten, konstantes, variables, fixes, cirkulirendes, Geldkapital, Waarenkapital umfassen muß) keineswegs bloßen K a uf von Waare voraussetzt, der sich durch nachfolgenden Verkauf, oder Verkauf, der sich durch nachfolgenden K a uf ergänzt, sodaß thatsächlich nur Um satz von Waare gegen Waare stattfände, wie die politische Oekonomie, namentlich die Freihandelsschule seit den Physiokraten und Adam Smith annimmt. Wir wissen, daß das fixe Kapital, nachdem die Auslage dafür einmal gemacht, während seiner ganzen Funktionszeit nicht erneuert wird, sondern in der alten Form fortwirkt, während sein Werth sich all mälig in Geld niederschlägt. Wir sahen nun, daß die periodische Erneu erung des fixen Kapitals I IC (welcher gesammte Kapitalwerth I IC sich umsetzt in Elemente zum Werth von I (v + m)) voraussetzt einerseits bloßen Kauf des fixen Theils von I IC, der sich aus Geldform in Naturalform rückverwandelt, und welchem entspricht bloßer Verkauf von Im; andrer seits voraussetzt bloßen Verkauf MOVÍ Seiten I IC, Verkauf des fixen (Ver schleiß-) Werththeils desselben, der sich in Geld niederschlägt, und wel chem entspricht bloßer K a uf von Im. Damit sich hier der Umsatz normal vollziehe, ist vorauszusetzen, daß bloßer K a uf seitens I IC dem Werthum fang nach gleich sei dem bloßen Verkauf seitens I IC, und ebenso, daß der bloße Verkauf von Im an I IC, Theil 1, gleich sei seinem bloßen K a uf von 1IC, Theil 2. (S. 463). Sonst wird die einfache Re||496|produktion gestört; bloßer K a uf hier muß gedeckt werden durch bloßen Verkauf dort. Eben so ist hier vorauszusetzen, daß der bloße Verkauf des schatzbildenden Theils A, A', A" von Im im Gleichgewicht stehe mit dem bloßen K a uf des Theils B, B ', B ", in Im, der seinen Schatz in Elemente von zusätzlichem produktivem Kapital verwandelt. Soweit das Gleichgewicht dadurch hergestellt wird, daß der Käufer nachher und für den gleichen Werthbetrag als Verkäufer auftritt und umgekehrt, findet Rückfluß des Geldes statt an die Seite, die es beim K a uf vorgeschossen, die zuerst verkauft hat, ehe sie wieder kaufte. Das wirkliche Gleichgewicht, mit Bezug auf den Waarenumsatz selbst, den Umsatz der verschiednen Theile des jährlichen Produkts, ist aber bedingt durch gleichen Werthbetrag der gegen einander umgesetzten Waaren. Soweit aber bloß einseitige Umsätze stattfinden, Masse bloßer Käufe einerseits, Masse bloßer Verkäufe andrerseits - und wir haben gesehn, daß der normale Umsatz des jährlichen Produkts auf kapitalistischer Grundlage diese einseitigen Metamorphosen bedingt - ist das Gleichge- 459 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals wicht nur vorhanden unter der Annahme, daß der Werthbetrag der ein seitigen Käufe und der Werthbetrag der einseitigen Verkäufe sich decken. Die Thatsache, daß die Waarenproduktion die allgemeine Form der ka pitalistischen Produktion ist, schließt bereits die Rolle ein, die das Geld, nicht nur als Cirkulationsmittel, sondern als Geldkapital in derselben spielt, und erzeugt gewisse, dieser Produktionsweise eigenthümliche Be dingungen des normalen Umsatzes, also des normalen Verlaufs der R e produktion, sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter, die in ebenso viele Bedingungen des anormalen Verlaufs, Möglichkeiten von Krisen umschlagen, da das Gleichgewicht - bei der naturwüchsigen Ge staltung dieser Produktion - selbst ein Zufall ist. Wir haben ebenso gesehn, daß bei dem Umsatz von Iv gegen ent sprechenden Werthbetrag von I IC, zwar für I IC schließlich Ersatz von Waare II durch gleichen Werthbetrag von Waare I stattfindet, daß also seitens des Gesammtkapitalisten II hier Verkauf der eignen Waare nach träglich sich ergänzt durch K a uf von Waare I zum selben Werthbetrag. Dieser Ersatz findet statt; es findet aber nicht statt ein Austausch seitens der Kapitalisten I und II in diesem Umsatz ihrer wechselseitigen Waaren. I IC verkauft seine Waare an die Arbeiterklasse von I, diese tritt ihm ein seitig als Waarenkäufer, ||497| es tritt ihr einseitig als Waarenverkäufer gegenüber; mit dem hierdurch gelösten Geld tritt I IC einseitig als Waa renkäufer dem Gesammtkapitalisten I gegenüber, dieser ihm bis zum Be trag von Iv einseitig als Waarenverkäufer. Nur durch diesen Waarenver- kauf reproducirt I schließlich sein variables Kapital wieder in F o rm von Geldkapital. Tritt das Kapital von I dem von II einseitig als Waarenver käufer bis zum Betrag von Iv gegenüber, so seiner Arbeiterklasse gegen über als Waarenkäufer im Ankauf ihrer Arbeitskraft; und tritt die Ar beiterklasse I dem Kapitalisten II einseitig als Waarenkäufer gegenüber (nämlich als Käufer von Lebensmitteln), so dem Kapitalisten I einseitig als Waarenverkäufer, nämlich als Verkäufer ihrer Arbeitskraft. Das fortwährende Angebot der Arbeitskraft von Seiten der Arbeiter klasse in I, die Rückverwandlung eines Theils des Waarenkapitals I in Geldform des variablen Kapitals, der Ersatz eines Theils des Waaren kapitals II durch Naturalelemente des konstanten Kapitals I IC - alle diese nothwendigen Voraussetzungen bedingen sich wechselseitig, werden aber vermittelt durch einen sehr komplicirten Proceß, der drei unabhängig von einander vorgehende, aber sich mit einander verschlingende Cirkulati- onsprocesse einschließt. Die Komplicirtheit des Processes selbst bietet ebenso viel Anlässe zu anormalem Verlauf. 460 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion 2) Das zusätzliche konstante Kapital. Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerths, kostet den Aneignern desselben, den Kapitalisten I nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder Waaren vorzuschießen, um es zu erhalten. Vorschuß (avance) ist schon bei den Physiokraten die allgemeine F o rm von Werth, verwirklicht in Elementen von produktivem Kapital. Was sie also vorschießen, ist nichts als ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht nur durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur den variablen Kapitalwerth durch einen entsprechenden neugeschaffnen Werththeil in F o rm von Waare; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen außerdem einen in F o rm von Mehrprodukt existirenden Mehrwerth. Durch den successiven Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall besteht dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln von Produktionsmitteln. Erst in der Hand von B, B ', B" etc. (I) fungirt | |498| dies Mehrprodukt als zuschüssiges konstantes Kapital; aber es ist dies virtualiter schon bevor es verkauft wird, schon in der Hand der Schatzbildner A, A', A" (I). Wenn wir bloß den Werthumfang der R e produktion seitens I betrachten, so befinden wir uns noch innerhalb der Grenzen der einfachen Reproduktion, denn kein zusätzliches Kapital ist in Bewegung gesetzt worden, um dies virtualiter zuschüssige konstante Kapital (das Mehrprodukt) zu schaffen, auch keine größre Mehrarbeit, als die auf Grundlage der einfachen Reproduktion verausgabte. Der Un terschied liegt hier nur in der F o rm der angewandten Mehrarbeit, der konkreten Natur ihrer besondren nützlichen Weise. Sie ist verausgabt worden in Produktionsmitteln für I0 statt für I IC, in Produktionsmitteln für Produktionsmittel statt in Produktionsmitteln für Konsumtionsmit tel. Bei der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, daß der ganze Mehrwerth I verausgabt wird als Revenue, also in Waaren II; er bestand also nur aus solchen Produktionsmitteln, die das konstante Kapital I IC in seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der Uebergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, muß die Produktion in Abtheilung I im Stande sein, weniger Elemente des kon stanten Kapitals für I I, aber um ebensoviel mehr für I herzustellen. Er leichtert wird dieser Uebergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit vollziehn wird, durch die Thatsache, daß eine Anzahl Produkte von I als Produktionsmittel in beiden Abtheilungen dienen können. Es folgt also, daß - bloß dem Werthumfang nach betrachtet - inner halb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der erweiterten Reproduktion producirt wird. Es ist einfach direkt in Produktion von 461 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigem Kapital I verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I. Die Bildung von virtuellem zusätzlichem Geldkapital seitens A, A', A" (I) - durch successiven Ver kauf ihres Mehrprodukts, das ohne alle kapitalistische Geldausgabe ge bildet - ist also hier die bloße Geldform von zuschüssig producirten Pro duktionsmitteln I. Produktion von virtuellem zusätzlichem Kapital drückt also in unserm Fall (denn wie wir sehn werden, kann es sich auch ganz anders bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprocesses selbst, Produkti on, in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven Kapitals. | |499| Produktion auf großer Stufenleiter von zuschüssigem virtuellem Geldkapital - auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie - ist also nichts als Resultat und Ausdruck vielseitiger Produktion von virtuell zusätzlichem produktivem Kapital, dessen Entstehung selbst keine zu sätzlichen Geldausgaben seitens der industriellen Kapitalisten voraus setzt. Die successive Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A', A" etc. (I), die durch den successiven Verkauf ihres Mehrprodukts bedingt ist - also durch wiederholten einseitigen Waarenverkauf ohne ergänzenden K a uf - vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus der Cirkulation und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung - ausgenom men den Fall, wo der Goldproducent der Käufer - unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetall-Reichthum, sondern nur veränderte Funk tion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungirte es als Cirkulations mittel, jetzt fungirt es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues Geld kapital. Bildung von zusätzlichem Geldkapital und Masse des in einem Lande befindlichen edlen Metalls stehn also in keiner ursächlichen Ver bindung mit einander. Es folgt daher ferner: Je größer das bereits in einem Lande fungirende produktive Kapital (eingerechnet die ihm inkorporirte Arbeitskraft, die Erzeugerin des Mehrprodukts), je entwickelter die Produktivkraft der Arbeit und damit auch die technischen Mittel rascher Ausweitung der Produktion von Produktionsmitteln - je größer daher auch die Masse des Mehrprodukts nach seinem Werth wie nach der Masse der Gebrauchs- werthe, worin er sich darstellt - desto größer ist 1) das virtuell zusätzliche produktive Kapital in der Form von Mehr produkt in der Hand von A, A', A" etc. und 2) die Masse dieses in Geld verwandelten Mehrprodukts, also des vir tuell zuschüssigen Geldkapitals in den Händen von A, A', A". Wenn also Fullarton z. B. nichts von der Ueberproduktion im gewöhnlichen Sinn 462 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion wissen will, wohl aber von Ueberproduktion von Kapital, nämlich Geld kapital, so beweist dies wieder, wie absolut wenig selbst die besten bür gerlichen Oekonomen vom Mechanismus ihres Systems ver stehn. Wenn das Mehrprodukt, direkt producirt und angeeignet durch die Kapitalisten A, A', A" (1), die reale Basis der Kapitalakkumulation, d. h. der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst in dieser | |500| Eigenschaft fungirt in den Händen von B, B ', B" etc. (I) - so ist es dagegen in seiner Geldverpuppung - als Schatz und bloß sich nach und nach bildendes virtuelles Geldkapital - absolut unproduktiv, läuft dem Produktionsproceß in dieser F o rm parallel, liegt aber außerhalb dessel ben. Es ist ein Bleigewicht (dead weight) der kapitalistischen Produktion. Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich aufschatzenden Mehr werth sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen, findet im Kreditsystem und in den „Papierchens" das Ziel ihres Strebens. Das Geldkapital erhält dadurch in einer andern F o rm den enormsten Einfluß auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des kapitalistischen Pro duktionssystems. Das in virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner Masse nach um so größer sein, je größer die Gesammtsumme des bereits fungirenden Kapitals war, aus dessen Funktion es hervorgegangen. Bei der absoluten Vergrößerung des Umfangs des jährlich reproducirten vir tuellen Geldkapitals ist aber auch dessen Segmentation leichter, sodaß es rascher in einem besondren Geschäft angelegt wird, sei es in der Hand desselben Kapitalisten, sei es in andern Händen (z. B. Familiengliedern, bei Erbtheilungen etc.). Segmentation von Geldkapital meint hier, daß es ganz von Stammkapital losgetrennt wird, um als neues Geldkapital in einem neuen selbständigen Geschäft angelegt zu werden. Wenn die Verkäufer des Mehrprodukts A, A', A" etc. (I) selbes erhal ten haben als direktes Ergebniß des Produktionsprocesses, der, außer dem auch bei einfacher Reproduktion erheischten Vorschuß in konstan tem und variablem Kapital, keine weitren Cirkulationsakte voraussetzt, wenn sie ferner damit die reale Basis der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter liefern, in der That virtuell zusätzliches Kapital fabriciren, so verhalten sich dagegen die B, B ', B" etc. (I) verschieden. 1) Erst in ihrer Hand wird das Mehrprodukt der A, A', A" etc. aktuell fungiren als zusätzliches konstantes Kapital (das andre Element des produktiven K a pitals, die zusätzliche Arbeitskraft, also das zusätzliche variable Kapital, lassen wir einstweilen außer Acht); 2) damit es in ihre Hände komme, ist ein Cirkulationsakt erforderlich, sie haben das Mehrprodukt zu kaufen. Ad 1) ist hier zu bemerken, daß ein großer Theil des Mehrprodukts (virtuell zusätzlichen konstanten Kapitals), producirt durch A, A', A" (I), 463 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zwar in diesem Jahr producirt wird, aber erst im nächsten Jahr oder | ¡501] noch später aktuell in den Händen von Β, B ', Β" (I) als industrielles Kapital fungiren kann; ad 2) fragt sich, wo kommt das zu dem Cirku­ lationsproceß nöthige Geld her? Soweit die Produkte, die B, B ', B" etc. (I) produciren, selbst wieder in natura in ihren Proceß eingehn, versteht es sich von selbst, daß pro tanto ein Theil ihres eignen Mehrprodukts direkt (ohne Cirkulationsvermitt- lung) übertragen wird in ihr produktives Kapital, und hier eingeht als zuschüssiges Element des konstanten Kapitals. Pro tanto sind sie aber auch keine Vergolder des Mehrprodukts von A, A' etc. (I). Hiervon ab gesehn, wo kommt das Geld her? Wir wissen, daß sie ihren Schatz ge bildet wie A, A' etc., durch Verkauf ihrer respektiven Mehrprodukte, und nun ans Ziel gelangt sind, wo ihr als Schatz aufgehäuftes, nur virtuelles Geldkapital nun effektiv als zusätzliches Geldkapital fungiren soll. Aber damit drehn wir uns nur im Cirkel. Die Frage ist immer noch, wo das Geld herkomme, das die B's (I) früher der Cirkulation entzogen und aufgehäuft? Wir wissen jedoch schon aus der Betrachtung der einfachen Repro duktion, daß sich eine gewisse Geldmasse in den Händen der Kapitali sten I und II befinden muß, um ihr Mehrprodukt umzusetzen. Dort kehrte das Geld, das nur zur Verausgabung als Revenue in Konsumti onsmitteln diente, zu den Kapitalisten zurück, im M aß wie sie es vorge schossen zum Umsatz ihrer respektiven Waaren; hier erscheint dasselbe Geld wieder, aber mit veränderter Funktion. Die A's und die B's (I) liefern sich abwechselnd das Geld zur Verwandlung von Mehrprodukt in zusätzliches virtuelles Geldkapital, und werfen abwechselnd das neuge bildete Geldkapital als Kaufmittel in die Cirkulation zurück. Das Einzige, was hierbei vorausgesetzt, ist daß die im Land befindliche Geldmasse (Umlaufsgeschwindigkeit etc. als gleich gesetzt) hinreicht so wohl für aktive Cirkulation - also dieselbe Voraussetzung, die wie wir sahn, auch bei einfacher Waarencirkulation erfüllt sein muß. Nur die Funktion der Schätze ist hier verschieden. Auch muß die vorhandne Geldmasse größer sein 1) weil bei der kapitalistischen Produktion alles Produkt (mit Ausnahme des neuproducirten Edelmetalls und der vom Producenten selbst verbrauchten wenigen Produkte) als Waare producirt wird, also Geldverpuppung durchmachen muß; 2) weil auf kapitalisti scher Basis die Masse des Waarenkapitals und dessen Werthumfang | |502| nicht nur absolut größer ist, sondern mit ungleich größrer Ge schwindigkeit wächst; 3) ein immer ausgedehnteres variables Kapital sich stets in Geldkapital umsetzen muß; 4) weil mit der Erweitrung der Pro duktion die Bildung neuer Geldkapitale Schritt hält, also auch das M a- 464 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion terial ihrer Schatzform da sein muß. - Gilt dies schlechthin für die erste Phase der kapitalistischen Produktion, wo auch das Kreditsystem von vorzugsweis metallischer Cirkulation begleitet ist, so gilt es selbst soweit für die entwickeltste Phase des Kreditsystems, als dessen Basis die Me- tallcirkulation bleibt. Einerseits kann hier die zuschüssige Produktion der edlen Metalle, soweit sie abwechselnd reichlich oder spärlich, störende Einflüsse auf die Waarenpreise ausüben, nicht nur in längren, sondern innerhalb sehr kurzer Perioden; andrerseits ist der ganze Kreditmecha nismus beständig damit beschäftigt, die wirkliche Metallcirkulation durch allerhand Operationen, Methoden, technische Einrichtungen, auf ein relativ stets abnehmendes Minimum zu beschränken - womit auch die Künstlichkeit der ganzen Maschinerie und die Chancen für Störun gen ihres normalen Ganges im selben Verhältniß zunehmen. Es können die verschiednen B, B ', B" etc. (I), deren virtuelles neues Geldkapital als aktives in Operation tritt, wechselseitig ihre Produkte (Theile ihres Mehrprodukts) von einander zu kaufen und an einander zu verkaufen haben. Pro tanto fließt das der Cirkulation des Mehrprodukts vorgeschoßne Geld - bei normalem Verlauf - an die verschiednen B's zurück, in derselben Proportion, worin sie solches zur Cirkulation ihrer respektiven Waaren vorgeschossen haben. Cirkulirt das Geld als Zah lungsmittel, so sind hier nur Bilanzen zu zahlen, soweit sich die wechsel seitigen Käufe und Verkäufe nicht decken. Es ist aber wichtig, überall, wie es hier geschieht, zunächst die metallische Cirkulation in ihrer ein fachsten, ursprünglichsten F o rm vorauszusetzen, weil sich damit Fluß und Rückfluß, Ausgleichung von Bilanzen, kurz alle Momente, die im Kreditsystem als bewußt geregelte Verläufe erscheinen, als unabhängig vom Kreditsystem vorhanden darstellen, die Sache in naturwüchsiger F o rm erscheint, statt in der spätren reflektirten. 3) Das zusätzliche variable Kapital. Jetzt haben wir, da es sich bisher nur um zusätzliches konstantes Kapital gehandelt, uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen Kapitals, j 1503 [ Es ist in Buch I weitläufig auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft auf Basis der kapitalistischen Produktion immer vorräthig ist und wie, wenn nöthig, ohne Vergrößrung der beschäftigten Anzahl Arbeiter oder Masse Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig gemacht werden kann. Es ist daher vor der Hand nicht nöthig, weiter hierauf einzugehn, vielmehr anzunehmen, daß der in variables Kapital verwandelbare Theil des neu gebildeten Geldkapitals immer die Arbeitskraft vorfindet, worin es sich 465 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals verwandeln soll. Es ist ebenfalls in Buch I aus einandergesetzt worden, wie ein gegebnes Kapital, ohne Akkumulation, innerhalb gewisser Gren zen seinen Produktionsumfang erweitern kann. Hier aber handelt es sich um Kapitalakkumulation im specifischen Sinn, sodaß die Erweitrung der Produktion bedingt ist durch Verwandlung von Mehrwerth in zuschüs siges Kapital, also auch durch erweiterte Kapitalbasis der Produktion. Der Goldproducent kann einen Theil seines goldnen Mehrwerths als virtuelles Geldkapital akkumuliren; sobald es den nöthigen Umfang er reicht, kann er es direkt in neues variables Kapital umsetzen, ohne daß er dazu erst sein Mehrprodukt verkaufen muß; ebenso kann er es umsetzen in Elemente des konstanten Kapitals. Doch muß er im letztren Fall diese sachlichen Elemente seines konstanten Kapitals vorfinden; sei es, wie bei der bisherigen Darstellung angenommen wurde, daß jeder Producent auf Lager arbeitet, und dann seine fertige Waare auf den Markt bringt, sei es, daß er auf Bestellung arbeitet. Die reale Erweitrung der Produktion, d.h. das Mehrprodukt, ist in beiden Fällen vorausgesetzt, das eine Mal als wirklich vorhanden, das andre Mal als virtuell vorhanden, lieferbar. II. Akkumulation in Abtheilung II. Wir haben bisher vorausgesetzt, daß die A, A', A" (I) ihr Mehrprodukt verkaufen an die Β, B ', B" etc., die derselben Abtheilung I angehören. Gesetzt aber, A (I) vergolde sein Mehrprodukt durch Verkauf an einen B aus Abtheilung II. Dies kann nur dadurch geschehn, daß, nachdem A (I) an B (II) Produktionsmittel verkauft, er nicht hinterher Konsumtions mittel kauft; also nur durch einseitigen Verkauf seinerseits. Sofern nun I IC aus F o rm von Waarenkapital in die Naturalform von produktivem kon stantem Kapital nur umsetzbar dadurch, daß nicht nur Iv, sondern auch wenigstens ein Theil von ||504| Im sich umsetzt gegen einen Theil von I IC, welches I IC in Form von Konsumtionsmitteln existirt; nun aber A sein Im dadurch vergoldet, daß dieser Umsatz nicht vollzogen wird, unser A viel mehr das im Verkauf seines Im von II gelöste Geld der Cirkulation ent zieht, statt es in K a uf von Konsumtionsmitteln I IC umzusetzen - so findet zwar auf Seite des A (I) Bildung von zusätzlichem virtuellem Geld kapital statt; aber auf der andren Seite liegt ein dem Werthumfang nach gleicher Theil des konstanten Kapitals von B (II) fest in der F o rm von Waarenkapital, ohne sich in die Naturalform von produktivem, konstan tem Kapital umsetzen zu können. In andren Worten: Ein Theil der Waaren des B ( I I ), und zwar prima facie ein Theil, ohne dessen Verkauf er sein konstantes Kapital nicht ganz in produktive F o rm rückverwan deln kann, ist unverkäuflich geworden; mit Bezug auf ihn findet daher 466 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion Ueberproduktion statt, welche ebenfalls mit Bezug auf ihn die Repro duktion - selbst auf gleichbleibender Stufenleiter - hemmt. In diesem Fall ist also das zusätzliche virtuelle Geldkapital auf Seiten von A (I) zwar vergoldete F o rm von Mehrprodukt (Mehrwerth); aber Mehrprodukt (Mehrwerth) als solches betrachtet ist hier Phänomen ein facher Reproduktion, noch nicht Reproduktion auf erweiterter Stufen leiter. I(v + m)> wo dies jedenfalls von einem Theil von m gilt, muß sich umsetzen schließlich gegen I IC, damit die Reproduktion von I IC auf gleichbleibender Stufenleiter vor sich gehe. A (I), durch den Verkauf sei nes Mehrprodukts an B (II), hat diesem einen entsprechenden Werththeil konstanten Kapitals in Naturalform geliefert, aber zugleich durch Ent ziehung des Geldes aus der Cirkulation - durch unterlaßne Vervollstän digung seines Verkaufs mittelst nachfolgendem K a uf - einen dem Werth nach gleichen Waarentheil des B (II) unverkäuflich gemacht. Fassen wir also die gesammte gesellschaftliche Reproduktion in's Auge - die gleich mäßig die Kapitalisten I und II umschließt - so drückt die Verwandlung des Mehrprodukts von A (I) in virtuelles Geldkapital die Nicht-Rück- verwandelbarkeit eines dem Werthumfang nach gleichen Waarenkapitals von B (II) in produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht virtuell Produktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der einfachen Reproduktion, also Deficit in der einfachen Reproduktion. Da die Bil dung und der Verkauf des Mehrprodukts von A (I) selbst normale Phä nomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir hier auf Grund||505|lage schon der einfachen Reproduktion folgende einander bedingende Phänomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital bei Klasse I (daher Unterkonsumtion vom Standpunkt von I I ); Festset zung von Waarenvorräthen bei Klasse I I, die nicht rückverwandelbar in produktives Kapital (also relative Ueberproduktion bei I I ); überschüssi ges Geldkapital bei I und Deficit in der Reproduktion bei I I. Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken wir nur: Es ist bei Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden, daß der ganze Mehrwerth I und II als Revenue verausgabt wird. In der That aber wird ein Theil des Mehrwerths als Revenue verausgabt, ein andrer Theil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet nur unter dieser Voraussetzung statt. D aß die Akkumulation sich auf Kosten der Konsumtion vollziehe, ist - so allgemein gefaßt - selbst eine Illusion, die dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht, indem sie vor aussetzt, daß ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsumtion sei, nicht aber die Ergatterung von Mehrwerth und seine Kapitalisation, d. h. Akkumulation. 467 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Betrachten wir nun die Akkumulation in Abtheilung Il etwas näher. Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf I IC, d. h. seine Rückverwandlung aus einem Bestandtheil des Waarenkapitals II in die Naturalform von konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir das frühere Schema: (100Ov + 1000m) I setzen sich um gegen: 2000 IIC. i l 1 y Wird nun z. B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also m oder 500 Im ' , wieder selbst als konstantes Kapital der Abtheilung I einverleibt, so kann dieser in I rückbehaltne Theil des Mehrprodukts keinen Theil von I IC 10 ersetzen. Statt in Konsumtionsmittel umgesetzt zu werden (und hier in dieser Abtheilung der Cirkulation zwischen I und II findet - im Unter schied von dem durch die Arbeiter I vermittelten Ersatz von 1 0 0 0 I IC durch 1000 Iv - wirklicher wechselseitiger Austausch, also doppelseitiger Stellenwechsel der Waaren statt), soll es als zusätzliches Produktionsmit- 15, tel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II j verrichten. Der Kapitalist kann den Werth seines Mehr||506|produkts nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben, und gleichzeitig das Mehr produkt selbst produktiv konsumiren, d. h. seinem produktiven Kapital einverleiben. Statt 2 0 0 0 I (v + m) (1000ν + 5 0 0m) I umsetzbar in 2000 IIC; es sind also 500 IIC aus ihrer Waarenform nicht rückverwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II. Es fände also in II eine Ueberproduktion statt, ihrem Umfang nach genau entsprechend dem Umfang der in I vorgegangnen Erweitrung der Produktion. Die Ueberproduktion von II würde vielleicht so sehr auf I 25 reagiren, daß selbst der Rückfluß der von den Arbeitern I in Konsum- j tionsmittel II verausgabten 1000 nur theilweis stattfände, diese 1000 also nicht in Form von variablem Geldkapital in die Hände der Kapitalisten I zurückkehrten. Diese letztren fänden sich so gehemmt selbst in der Re produktion auf gleichbleibender Stufenleiter, und zwar durch den bloßen 30J Versuch sie zu erweitern. Und dabei ist zu erwägen, daß in I thatsächlich nur einfache Reproduktion stattgefunden, und daß nur die Elemente, wie sie sich im Schema finden, zum Behuf einer Erweitrung in der Zukunft, sage im nächsten Jahr, verschieden gruppirt sind. 1500, nämlich 20 also nur sind , ! j Man könnte diese Schwierigkeit zu umgehn versuchen - so: die 500 IIC, 35 die auf Lager der Kapitalisten liegen und die nicht unmittelbar in pro duktives Kapital umsetzbar sind, sind soweit entfernt Ueberproduktion zu sein, daß sie umgekehrt ein nothwendiges Element der Reproduktion darstellen, welches wir bisher vernachlässigt haben. Man sah, daß Geld vorrath sich an vielen Punkten aufhäufen, also der Cirkulation entzogen 40 468 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion werden muß, theils um die Bildung von neuem Geldkapital innerhalb I selbst zu ermöglichen, theils um den Werth des sich allmälig verzehren den fixen Kapitals transitorisch in Geldform festzuhalten. Da aber bei der Darstellung des Schema's alles Geld und alle Waaren sich von vorn herein ausschließlich in den Händen der Kapitalisten I und II befinden, weder Kaufmann, noch Geldhändler, noch Bankier, noch bloß konsu- mirende und nicht direkt in der Waarenproduktion betheiligte Klassen hier existiren - so ist ebenfalls die beständige Bildung von Waarenlagern, hier in den Händen ihrer respektiven Producenten selbst, unentbehrlich, um die Maschinerie der Reproduktion in Gang zu halten. Die 500 I IC, die auf Lager der Kapitalisten II liegen, stellen also den Waarenvorrath an Konsumtionsmitteln dar, der die Kontinuität des in die Reproduktion eingeschloßnen Konsumtionsprocesses vermittelt, hier also |j507| den Uebergang eines Jahrs ins andre. Der Konsumtionsfonds, der hier noch in den Händen seiner Verkäufer und zugleich Producenten befindlich ist, kann nicht dieses Jahr auf Null herabsinken, um nächstes Jahr mit Null zu beginnen, so wenig dies beim Uebergang vom heutigen Tag zum fol genden der Fall sein kann. Da beständige Neubildung solcher Waaren- lager, wenn auch in wechselndem Umfang, statthaben muß, so müssen unsre kapitalistischen Producenten II ein Geldreservekapital haben, das sie befähigt mit ihrem Produktionsproceß fortzufahren, obgleich ein Theil ihres produktiven Kapitals vorübergehend festliegt in Waarenform. Sie verbinden ja der Voraussetzung nach das ganze Kaufmannsgeschäft mit dem Produktionsgeschäft; sie müssen also auch über das zusätzliche Geldkapital verfügen, das, bei Verselbständigung der einzelnen Funktio nen des Reproduktionsprocesses unter verschiedne Sorten von Kapitali sten, sich in den Händen der Kaufleute befindet. Es ist hierauf zu erwidern: 1) solche Vorrathbildung und ihre Noth- wendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie I I. Als bloße Waaren verkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, daß sie Waaren verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrath in Waaren II unterstellt ei nen frühern Vorrath in Waaren I. Vernachlässigen wir diesen Vorrath auf der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andern. Ziehn wir ihn aber auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem nichts geändert. - 2) Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Waarenvorrath für nächstes ab schließt, so hat es begonnen mit einem Waarenvorrath auf derselben Sei te, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse der jährlichen Reproduk tion - auf ihren abstraktesten Ausdruck reducirt - müssen wir ihn also beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr seine ganze Produktion las sen, also auch das, was es als Waarenvorrath an nächstes Jahr abgibt, nehmen wir ihm aber auch andrerseits den Waarenvorrath, den es vom 469 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals vorigen Jahr bekommen, und haben damit in der That das Gesammt produkt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand der Analyse vor uns. - 3) Der einfache Umstand, daß die Schwierigkeit, die umgangen werden soll, uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, be weist, daß es sich um ein specifisches Phänomen handelt, das nur der 5 verschiednen Gruppirung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppirung, ||508| ohne welche über haupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte. III. Schematische Darstellung der Akkumulation. Wir betrachten nun die Reproduktion nach folgendem Schema: 10 ! j Schema a) Summa = 8252. Man bemerkt zunächst, daß die Gesammtsumme des jährlichen gesell- 15 schaftlichen Produkts = 8252 kleiner ist als im ersten Schema, wo sie = 9000 war. Wir könnten ebensogut eine viel größre Summe nehmen, sie meinetwegen verzehnfachen. Eine kleinre Summe als in Schema I ist ge wählt, gerade um augenfällig zu machen, daß die Reproduktion auf er weiterter Stufenleiter (die hier nur als mit größrer Kapitalanlage betrieb- 20 ne Produktion gefaßt wird) mit der absoluten Größe des Produkts nichts zu thun hat, daß sie für eine gegebne Waarenmasse nur ein verschiednes Arrangement oder verschiedne Funktionsbestimmung der verschiednen Elemente des gegebnen Produkts voraussetzt, dem Werthumfang nach also zunächst nur einfache Reproduktion ist. Nicht die Quantität, son- 25 dern die qualitative Bestimmung der gegebnen Elemente der einfachen Reproduktion ändert sich, und diese Aenderung ist die materielle Vor aussetzung der später folgenden Reproduktion auf erweiterter Stufen- g " letter.5 8) Wir könnten das Schema verschieden darstellen bei verschiednen Ver- 30 hältnissen zwischen variablem und konstantem Kapital; z. B. so: 5 8) Dies macht ein für allemal ein Ende dem Zwist über die Akkumulation des Kapitals zwischen James Mill und S. Bailey, der in Buch I (Kapitel X X I I, 5, S. 6 3 4, Note 65) von andrem Standpunkt erörtert wurde, nämlich dem Streit über die Ausdehnbarkeit der Wir kung des industriellen Kapitals bei gleichbleibender G r ö ße desselben. Hierauf später zu- 35 rückzukommen. J 470 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion Schema b) I. 4 0 0 0c + 8 7 5v + 8 7 5m = II. 1 7 5 0c + 3 7 6v + 3 7 6m = 5750 2502 } Summa = 8252. So erschiene es als arrangirt für Reproduktion auf einfacher Stufenleiter, sodaß der Mehrwerth ganz als Revenue verausgabt und nicht akkumulirt würde. In beiden Fällen, unter a) wie unter b) haben wir ein jährliches Produkt vom selben Werthumfang, nur das eine Mal sub b) mit solcher Funktionsgruppirung seiner Elemente, daß die Reproduktion auf dersel ben 15 0 91 Stufenleiter wieder beginnt, während sie sub a) die materielle Basis der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter bildet. Sub b) näm lich setzen sich ( 8 7 5v + 8 7 5m) I = 1750 I (v + m) ohne Ueberschuß um ge gen 1750 Hc während sub a ( 1 0 0 0v + 1 0 0 0m) I = 2000 I(v + m) im Umsatz mit 1500 I IC einen Ueberschuß von 500 Im für die Akkumulation bei Klasse I übrig lassen. Nun zur nähern Analyse des Schema a). Unterstellen wir, daß sowohl in I wie in II eine Hälfte des Mehrwerths, statt als Revenue ausgegeben zu werden, akkumulirt, d. h. in Element von zuschüssigem Kapital ver wandelt wird. Da die Hälfte von 1000 Im = 500 in einer oder der andern Form akkumulirt, als zuschüssiges Geldkapital angelegt, d. h. in zu schüssiges produktives Kapital verwandelt werden soll, so werden nur (100Ov + 5 0 0m) I als Revenue verausgabt. Als normale Größe von I IC Figurirt daher hier auch nur 1500. Der Umsatz zwischen 1500 I (v + m) und 1500 I IC ist nicht weiter zu untersuchen, da er als Proceß der einfachen Reproduktion bereits dargestellt; ebensowenig kommt 4000 Ic in B e tracht, da sein Rearrangement für die neubeginnende Reproduktion (die diesmal auf erweiterter Stufenleiter stattfindet) ebenfalls als Proceß der einfachen Reproduktion erörtert wurde. Was also hier allein zu untersuchen bleibt, ist: 500 Im und ( 3 7 6v + 3 7 6m) II, soweit einerseits die innern Verhältnisse sowohl von I wie von II in Betracht kommen, andrerseits die Bewegung zwischen den beiden. Da vorausgesetzt ist, daß in II ebenfalls die Hälfte des Mehr werths akkumulirt werden soll, so sind hier in Kapital zu verwandeln 188, davon 1A in variables = 47, sage der rundren Zahl wegen 48; bleibt in konstantes zu verwandeln 140. Wir stoßen hier auf ein neues Problem, dessen bloße Existenz der lau fenden Einsicht, daß Waaren einer Art sich gegen Waaren andrer Art, ditto Waaren gegen Geld und dasselbige Geld wieder gegen Waare andrer Art auszutauschen pflegt, wunderlich erscheinen muß. Die 140 I Im können nur dadurch in produktives Kapital verwandelt werden, daß sie ersetzt werden durch einen Theil der Waaren Im zum selben Werthbetrag. Es versteht sich von selbst, daß der mit I Im umzusetzende Theil von Im aus 471 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Produktionsmitteln bestehn muß, die entweder sowohl in die Produktion von I, wie in die von I I, oder aber ausschließlich nur in die von II eingehn können. Dieser Ersatz kann nur geschehn durch ||510| einseitigen K a uf seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrprodukt 500 In, zur Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht ausgetauscht werden kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht gleichzeitig akku- mulirt und aufgegessen werden kann. II muß 140 Im, also mit baarem Geld kaufen, ohne daß dies Geld zu ihm zurückflösse durch nachfolgenden Verkaufseiner Waare an I. Und zwar ist dies ein beständig, bei jeder jähr lichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion auf erweiterter Stufenlei ter, sich wiederholender Proceß. Wo springt dafür die Geldquelle in II? II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation beglei tende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld. Zunächst haben wir 376 I IV; das Geldkapital von 376, vorgeschossen in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig als vari ables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese bestän dig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Ausgangs punkt - der Tasche des Kapitalisten - vermehrt das in diesem Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine Quelle von Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht entzo gen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden. Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen? Wir müssen nicht vergessen, daß die Klasse II den Vorzug vor Klasse I besitzt, daß die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen selbst produ cirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II ist Käufer der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die Besitzer der von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also: 1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, einfach den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken. Da durch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungirenden Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung dessel ben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der Bil dung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht vergessen werden, daß der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der| |511| ceteris paribus die Größe des variablen Kapitals bestimmt) keines wegs aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhältnissen gezahlt werden muß. Damit ist diese Erklärungsweise be- 472 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion seitigt. Wenn wir 3 7 6v als das von Klasse II zu verausgabende variable Kapital voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstoßendes Problem zu erklären, nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, daß sie etwa nur 3 5 0v vorschießt und nicht 3 7 6v. 2) Andrerseits aber hat die Klasse I I, als Gesammtheit betrachtet, wie gesagt den Vorzug vor Klasse I, daß sie zugleich Käufer der Arbeitskraft und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Arbeiter ist. Und wie dies ausgebeutet werden kann - wie nominell der normale Arbeits lohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil davon ohne ent sprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt, alias zurück gestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Trucksystems, theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht faßbarer) des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann - davon liegen in jedem industriellen Land die handgreiflichsten D a ta vor. Ζ. B. in Eng­ land und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegenheit dies an ar­ tigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe Operation wie sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt. Sie ist also hier ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich hier um wirklich, nicht nominell gezahlten Arbeitslohn. M an sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflek- ken nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu verwerthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des „Kapital" durch die Annahme, daß der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft zahlt, was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht ange than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth citirt werden.) Mit 376 I IV ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen. Aber noch bedenklicher scheint's mit dem 376 I Im zu stehn. Hier stehn sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen pro ducirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur| |512| als Cirkulationsmittel, und muß bei normalem Verlauf zu den Be theiligten zurückfließen, in dem M aß wie sie es der Cirkulation vorge schossen haben, um stets von neuem dieselbe Bahn zu durchlaufen. Entziehung dieses Geldes aus der Cirkulation zur Bildung von virtuell zusätzlichem Geldkapital scheint nur auf zweierlei Weg möglich. Ent weder ein Theil der Kapitalisten II beschwindelt den andern und bringt so Geldraub zu Weg. Zur Bildung von neuem Geldkapital ist wie wir wissen keine vorläufige Erweitrung des umlaufenden Mediums nöthig; es 473 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ist nichts nöthig, als daß das Geld von gewissen Seiten her der Cirkula tion entzogen und als Schatz aufgespeichert wird. D aß das Geld gestoh len sein kann, und daher Bildung von zusätzlichem Geldkapital unter einem Theil der Kapitalisten II verbunden sein kann mit positivem Geld verlust eines andern Theils, würde nichts zur Sache thun. Der beschwin delte Theil der Kapitalisten II würde etwas weniger flott leben müssen, das wäre aber auch alles. Oder aber, ein in nothwendigen Lebensmitteln sich darstellender Theil von I Im wird direkt in neues variables Kapital innerhalb Abtheilung II verwandelt. Wie dies geschieht, wird am Schluß dieses Kapitels (unter No. IV.) untersucht werden. 1) Erstes Beispiel. A) Schema einfacher Reproduktion. Summa = 9000. B) Ausgangsschema für Akkumulation auf erweiterter Stufenleiter. Summa = 9000. Angenommen, daß in Schema B die Hälfte des Mehrwerths von I ak- kumulirt wird, also 500, so erhalten wir zunächst ( 1 0 0 0v + 5 0 0m) I oder 1500 I(v + m) zu ersetzen durch 1500 I IC; es bleibt dann in I: 4 0 0 0c + 5 0 0m, welche letztre zu akkumuliren. Die Ersetzung von ( 1 0 0 0v + 5 0 0m) I durch 1500 I IC ist ein Proceß der einfachen Reproduktion, und schon bei letz- trer erläutert. | |513| Nehmen wir an, daß von den 500 I1 11 400 in konstantes Kapital zu verwandeln, 100 in variables. Der Umsatz innerhalb I der 4 0 0m, die so kapitalisirt werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne weit- res annexirt werden an Ic, und wir erhalten dann für I: 4 4 0 0c + 1000y + 100m (die in 1 0 0v umzusetzen sind). Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 I1 11 (in Produktionsmitteln existirend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben dann für I ein Kapital von 4 4 0 0c + 1 1 0 0v (die letztren in Geld) = 5500. II hat jetzt für konstantes Kapital 1600c; es muß zu deren Bearbeitung weitre 5 0v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschießen, sodaß sein variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung des kon stanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird bestritten 474 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion aus seinem Mehrwerth; von den 750 I Im bleiben also nur 6 0 0m als K o n sumtionsfonds der Kapitalisten I I, deren Jahresprodukt sich nun ver theilt wie folgt: II. 1 6 0 0c + 8 0 0v + 6 0 0m (Konsumtionsfonds) = 3000. Die in Konsumtionsmitteln producirten 1 5 0m, die hier in ( 1 0 0c + 5 0v) II umgesetzt, gehn in ihrer Naturalform ganz in die Konsumtion der Ar beiter ein: 100 werden verzehrt von den Arbeitern I (100 Iv) und 50 von den Arbeitern II (50 I IV), wie oben auseinandergesetzt. In der That muß in I I, wo sein Gesammtprodukt in einer für die Akkumulation nöthigen F o rm zubereitet wird, ein um 150 größrer Theil des Mehrwerths in Form reproducirt werden. Beginnt von nothwendigen Konsumtionsmitteln wirklich die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, so fließen die 100 variables Geldkapital von I durch die Hände seiner Arbeitsklasse zurück an II; welches dagegen 1 0 0m in Waarenvorrath an I überträgt und zu gleich 50 in Waarenvorrath an seine eigne Arbeiterklasse. Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun wie folgt: I. 4 4 0 0c +110Ov + 500 Konsumtionsfonds = 6000 II. 1 6 0 0c + 8 0 0v + 600 Konsumtionsfonds = 3000 Summa 9000 wie oben. | |514| Davon sind Kapital: I. 4 4 0 0c +110Ov (Geld) = 5500 Ì II. 1 6 0 0c + 8 0 0v (Geld) = 2400 J während die Produktion begann mit: I. 4000c + lOOOv = 5000 \ II. 1500c + 7 5 0v = 2250 J Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich, d. h. wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich producirt, so erhalten wir am Ende des nächsten Jahres: I. 4400c + llOOv + 1100m = 6600 ì II. 1600c + 8 0 0v + 8 0 0m = 3200 J = Es werde nun sub I in derselben Proportion fortakkumulirt; also 5 5 0m als Revenue verausgabt, 5 5 0m akkumulirt. Zunächst werden dann 1100 Iv ersetzt durch 1100 Ic, ferner sind noch 550 Im zu realisiren in einem glei chen Betrag von Waaren II; also zusammen 1650 I (v + m)- Aber das zu ersetzende konstante Kapital von II ist nur = 1600, die übrigen 50 müs sen also ergänzt werden aus 800 I Im. Wenn wir hier zunächst vom Geld absehn, so haben wir als Resultat dieser Transaktion: I. 4 4 0 0c + 5 5 0m (welche zu kapitalisiren sind); daneben in Konsum tionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter 1 6 5 0 (v + m), realisirt in Waaren Hc 475 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals II. 1 6 5 0c (nämlich 50 zugefügt nach Obigem aus I Im) + 8 0 0v + 7 5 0m (Konsumtionsfonds der Kapitalisten). Wenn aber das alte Verhältniß von ν zu c in II bleibt, so müssen für 5 0c weitre 2 5v ausgelegt werden; diese sind zu nehmen von den 7 5 0m; wir erhalten also: II. 1 6 5 0c + 8 2 5v + 7 2 5m. Sub I ist zu kapitalisiren 5 5 0m; wenn das frühere Verhältniß bleibt, so bilden davon 440 konstantes Kapital, und 110 variables Kapital. Diese 110 sind eventuell zu schöpfen aus 725 I Im, d. h. Konsumtionsmittel zum Werth von 110 werden von den Arbeitern I verzehrt statt von Kapitali sten II, diese letztren also gezwungen, diese 1 1 0m die sie nicht verzehren können, zu kapitalisiren. Dies läßt von den 725 I Im übrig 615 I Im. Wenn aber so II diese 110 in zusätzliches konstantes Kapital verwandelt, so braucht es ein ferneres zusätzliches variables Kapital von 55; dies muß wieder von seinem Mehrwerth gestellt werden; ¡515| abgezogen von 615 I Im läßt es übrig 560 für Konsumtion der Kapitalisten II und wir erhalten nun nach Vollziehung aller aktuellen und potentiellen Ueber- tragungen, an Kapitalwerth: I. (4400c + 440c) II. (1600c + 5 0c + 1 1 0c) + ( 8 0 0v + 2 5v + 5 5v) = 1 7 6 0c + 8 8 0v + (HOOv + HOv) = 4 8 4 0c + 1 2 1 0v = 6050 = 2640. 8690. Soll die Sache normal abgehn, so muß die Akkumulation in II sich rascher vollziehn, als in I, weil der Theil von I (v + m), der in Waaren I IC umzusetzen ist, sonst rascher wächst, als I IC, gegen das allein er sich umsetzen kann. Wird die Reproduktion auf dieser Grundlage und bei sonst gleichblei benden Umständen fortgesetzt, so erhalten wir am Schluß des folgenden Jahrs: I. 4 8 4 0 c + 1 2 1 0v+ 1 2 1 0m = 7260 Ì II. 1 7 6 0c+ 8 8 0v+ 8 8 0m = 3520 J = i n 7 Rn Bei gleichbleibender Theilungsrate des Mehrwerths ist zunächst als Revenue zu verausgaben von I: 1 2 1 0v und die Hälfte von m = 605, zu sammen = 1815. Dieser Konsumtionsfonds ist wieder größer um 55 als I IC. Die 55 sind abzuziehn von 880 I Im, bleiben 825. 55 I Im in I IC ver wandelt, setzt fernem Abzug von I Im voraus für entsprechendes variables Kapital = 271A; bleibt zu verzehren 7971A Ilm- Es sind jetzt zu kapitalisiren in I 6 0 5m; davon konstant 484, und va riabel 121; letztre sind abzuziehn von I Im, das jetzt noch = 7971A, läßt 6 7 61A I I1 n. II verwandelt also weitre 121 in konstantes Kapital und braucht dafür weitres variables Kapital = 601A; dies geht ebenfalls von 676 Ά ab; bleiben 616 zu verzehren. 476 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion Wir haben dann an Kapital: I. Konstant 4840 + 484 = 5324. Variabel 1210 + 121 = 1331. I I. Konstant 1760 + 55 + 121 = 1936. Variabel 880 + 2 7' / 2+ 6 01A ?= 968. Zusammen: 1. 5 3 2 4c + 1331 v = 6655 9559 II. 1 9 3 6c + 9 6 8v = 2904 ' und Ende des Jahrs an Produkt: | |516| I. 5 3 2 4c + 1331 v + 1331 m = 7986 Ì II. 1 9 3 6c+ 9 6 8v+ 9 6 8m = 3872 J Mit Wiederholung derselben Rechnung und Abrundung der Brüche erhalten wir am Schluß des folgenden Jahrs ein Produkt von: I. 5 8 5 6c + 1 4 6 4v + 1 4 6 4m = 8784 II. 2 1 2 9 c+ 1 0 6 5v+ 1 0 6 5m = 4249 ' 1 3 033 1 J U J J- Und am Schlüsse des nächstfolgenden Jahres: I. 6442c + 1 6 1 0v+ 1 6 1 0m = 9662 II. 2342c + 1 1 7 2v + 1 1 7 2m = 4686 J 14 348 Im Verlauf von vierjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter ist das Gesammtkapital von I und II gestiegen von 5 4 0 0c + 1 7 5 0v = 7150 auf 8 7 8 4c + 2 7 8 2v = 11 566, also im Verhältniß von 100 : 160. Der Ge- sammtmehrwerth war ursprünglich 1750, er ist 2782. Der verzehrte Mehrwerth war anfangs 500 für I und 535 für I I, zusammen = 1035; er war im letzten J a hr 732 für I und 958 für I I, zusammen = 1690. Er ist also gewachsen im Verhältniß von 100 : 163. 2) Zweites Beispiel. Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000, das sich allzusammt als Waarenkapital in der Hand der industriellen Kapitalistenklasse befindet, in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältniß des variablen und konstanten Kapitals das von 1 : 5 ist. Es setzt dies voraus: schon bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion und, dem ent sprechend, der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit; bedeutende, schon vorhergegangne Erweitrung der Produktionsleiter; endlich Ent wicklung aller der Umstände, die eine relative Uebervölkerung in der Arbeiterklasse produciren. Das Jahresprodukt wird sich dann, nach Ab rundung der Brüche, vertheilen wie folgt: I. 5000c + 100Ov + 1000m = 7000 Ì II. 1430c + 2 8 5v + 2 8 5m = 2000 J Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumire den halben Mehr andre Hälfte. Dann wären akkumulire die werth = 500, und 477 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals (lOOOv ||517| + 5 0 0m)I = 1500 umzusetzen in 1500 I IC. Da hier I IC nur = 1430, so ist vom Mehrwerth 70 zuzusetzen; dies von 285 I Im abgezogen läßt 215 I Im- Wir erhalten also: I. 5 0 0 0c + 5 0 0m (zu kapitalisiren) + 1500(v + m) in Konsumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter. II. 1 4 3 0c + 7 0m (zu kapitalisiren) + 2 8 5v + 2 1 5m. Da hier 70 I Im direkt annexirt werden an I IC, so ist erheischt, um dies zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein variables K a- 70 pital von -y = 14; diese 14 gehn also weiter ab von 215 I Im; bleibt 201 I Im, und wir haben: II. (1430c + 7 0c) + ( 2 8 5v + 1 4v) + 2 0 1m. Der Umsatz von 1500 I (v + i /2 m) gegen 1500 I IC ist ein Proceß der ein fachen Akkumulation, und sofern abgemacht. Indeß sind hier noch ei nige Eigenthümlichkeiten zu bemerken, die daraus entstehn, daß bei der akkumulirenden Reproduktion I (v + ' /2 m) nicht durch I IC allein ersetzt wird, sondern durch I IC plus einem Theil von I Im. D a ß, Akkumulation vorausgesetzt, I (v + m) größer ist als I IC und nicht gleich I IC, wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von selbst; denn 1) inkorporirt I einen Theil seines Mehrprodukts in sein eignes produktives Kapital, und verwandelt davon 5U in konstantes Kapital, kann diese 5k also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtionsmittel II; 2) I hat aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation innerhalb II nöthige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II an I den Stoff zu liefern hat für das variable Kapital, das den von I selbst als konstantes Mehrkapital angewandten Theil seines Mehrprodukts in Bewegung set zen soll. Wir wissen: das wirkliche variable Kapital besteht aus Arbeits kraft, also auch das zusätzliche. Es ist nicht der Kapitalist I, der etwa von II nothwendige Lebensmittel auf Vorrath kauft, oder aufhäuft für die von ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft, wie es der Sklavenhalter thun mußte. Es sind die Arbeiter selbst, die mit II handeln. Dies verhin dert aber nicht, daß vom Standpunkt des Kapitalisten aus die Konsum tionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft nur Produktions- und Erhaltungs mittel seiner eventuell zuschüssigen Arbeitskraft, also die Naturalform seines variablen Kapitals sind. Seine eigne nächste Operation, hier die von I, besteht nur darin, daß er das nöthige neue Geldkapital aufspei chert, das zum K a uf zuschüssiger Arbeitskraft nöthig. ||518| Sobald er diese inkorporirt, wird das Geld Kaufmittel der Waaren II für diese Ar beitskraft, muß also ihre Konsumtionsmittel vorfinden. Nebenbei. Der Herr Kapitalist, wie seine Presse, ist oft unzufrieden mit der Art wie die Arbeitskraft ihr Geld verausgabt, und mit den Waaren II, 478 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion worin sie selbes realisirt. Bei dieser Gelegenheit philosophirt, kultur­ schwatzt und philanthropisirt er, wie ζ. B. Herr Drummond, englischer Gesandtschaftssekretär in Washington: „The Nation" (ein Blatt) habe letzten Oktober 1879 einen interessanten Artikel gebracht, worin es unter andrem heiße: „Die Arbeiter haben in der Kultur nicht Schritt gehalten mit dem Fortschritt der Erfindungen; es sind ihnen Massen von Gegen ständen zugänglich geworden, die sie nicht zu gebrauchen wissen, und für die sie also keinen Markt schaffen." (Jeder Kapitalist wünscht natürlich, daß der Arbeiter seine Waare kaufen soll.) „Es liegt kein Grund vor, warum der Arbeiter sich nicht ebensoviel Komforts wünschen sollte, wie der Geistliche, Advokat und Arzt, der denselben Betrag erwirbt wie er." (Diese Sorte Advokaten, Geistliche und Aerzte müssen es in der That bei dem Wunsch vieler Komforts gewähren lassen!) „Aber er thut es nicht. Die Frage ist noch immer, wie er als Konsument durch ein rationelles und gesundes Verfahren höher zu stellen ist; keine leichte Frage, da sein ganzer Ehrgeiz nicht über eine Verkürzung seiner Arbeitsstunden hinaus geht, und der Demagog ihn hierzu vielmehr aufreizt als zur Erhebung seiner Lage durch Verbessrung seiner geistigen und moralischen Fähig keiten." (Reports of H. M.'s Secretaries of Embassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc. of the countries in which they reside. Lon don 1879, p. 404.) Lange Arbeitsstunden scheinen das Geheimniß des rationellen und ge sunden Verfahrens, welches die Lage des Arbeiters durch Verbeßrung seiner geistigen und moralischen Fähigkeit heben und ihn zu einem ra tionellen Konsumenten machen soll. Um ein rationeller Konsument der Waare der Kapitalisten zu werden, muß er vor allem - aber der Demagog hindert ihn daran! - damit beginnen, seine eigne Arbeitskraft irrationell und gesundheitswidrig von seinem eignen Kapitalisten konsumiren zu lassen. Was der Kapitalist unter rationellem Konsum versteht, zeigt sich dort wo er so herablassend ist, sich direkt in den Konsumtionshan del seiner Arbeiter einzulassen - im Trucksystem, wovon auch das | |519| Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodaß sein Kapitalist zugleich sein Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist. Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen He bungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Bericht unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und Law rence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen gehören der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorsteherinnen dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen Ver haltungsregeln vorschreibt; kein Mädchen darf nach 10 Uhr Nachts nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Gesellschaft 479 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals patrouillirt die Gegend ab, um die Uebertretung dieser Hausordnung zu verhindern. Nach 10 Uhr Abends wird kein Mädchen weder aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren als auf dem der Ge sellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr 10 Doli. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den ratio nellen Konsumenten: „ Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik, Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach zehn stündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn." (p. 412.) Das Haupt- geheimniss aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu ma chen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik von Turner's Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatzmeister der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, daß namentlich die ame rikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt, fährt fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir sind ihm voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir müssen niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unsern Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben!" (p. 427.) Herabsetzung des Arbeitslohns und lange Arbeitsstunden, das ist der Kern des rationellen und gesunden Verfahrens, das den Arbeiter erheben soll zur Würde eines rationellen Konsumenten, damit er einen Markt schaffe für die Masse von Gegenständen, die die Kultur und der Fort schritt der Erfindung ihm zugänglich gemacht haben. |520| Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital für I. II akkumulirt für I und für sich selbst soweit das variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größern Theil seiner Gesammtproduktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, in F o rm von nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt. I(v + m) muß bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = I IC plus dem Theil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder inkorporirt wird, plus dem zuschüssigen Theil von konstantem Kapital, nöthig zur Erweitrung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweitrung ist das, ohne welches die wirkliche Akkumulation, d. h. die wirkliche Pro duktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist. Kommen wir nun zu dem oben zuletzt betrachteten Fall zurück, so hat er die Eigenthümlichkeit, daß I IC kleiner als I (v + ' / 2 m ), als der in Kon- 480 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion sumtionsmitteln als Revenue verausgabte Theil des Produkts von I, so daß, um die 1500 I (v + m) umzusetzen, sofort ein Theil des Mehrprodukts II = 70 dadurch realisirt wird. Was I IC = 1430 betrifft, so muß es, bei sonst gleichbleibenden Umständen, ersetzt werden aus I (v + m) zum selben Werthbetrag, damit einfache Reproduktion in II stattfinden könne, und ist insoweit hier nicht weiter zu betrachten. Anders mit den ergänzenden 70 I Im. Was für I bloßer Ersatz von Revenue durch Konsumtionsmittel, bloß auf die Konsumtion gerichteter Waarenaustausch, ist für II hier nicht - wie innerhalb der einfachen Reproduktion - bloße Rückverwand lung seines konstanten Kapitals aus der F o rm von Waarenkapital in sei ne Naturalform, sondern direkter Akkumulationsproceß, Verwandlung eines Theils seines Mehrprodukts aus der F o rm von Konsumtionsmitteln in die von konstantem Kapital. Kauft I mit 70 £ (Geld - Geldreserve zum Umsatz von Mehrwerth) die 70 I Im, und kauft II nicht dafür 70 Im, son dern akkumulirt die 70 £ als Geldkapital, so ist letztres zwar immer Aus druck von zuschüssigem Produkt (eben des Mehrprodukts von II, wovon es Aliquote), obgleich nicht von einem in die Produktion wieder einge henden Produkt; aber dann wäre diese Geldakkumulation auf Seite II zugleich Ausdruck von unverkaufteren 70 Im in Produktionsmitteln. Es fände also relative Ueberproduktion in I statt, entsprechend dieser gleichzeitigen Nichterweitrung der Reproduktion auf Seite I I. | 15211 Aber abgesehn hiervon: Während der Zeit, worin die 70 Geld, die von I kamen, noch nicht oder nur theilweis durch Ankauf von 70 Im seitens II zu I zurückgekehrt, figurirt 70 in Geld ganz oder theilweis als zusätzliches virtuelles Geldkapital in der Hand von I I. Dies gilt von j e dem Umsatz zwischen I und II, bevor wechselseitige Ersetzung der bei derseitigen Waaren den Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt bewirkt hat. Aber das Geld, bei normalem Verlauf der Dinge, figurirt hier nur vorübergehend in dieser Rolle. Im Kreditsystem nun, wo jedes momentan zusätzlich freigesetzte Geld sofort aktiv als zusätzliches Geld kapital fungiren soll, kann solches nur vorübergehend freie Geldkapital festgeritten werden, ζ. B. zu neuen Unternehmungen sub I dienen, wäh rend es daselbst noch festliegendes Zusatzprodukt in andren Unterneh mungen flüssig zu machen hätte. Es ist ferner zu bemerken, daß die Annexation von 70 Im an das konstante Kapital II zugleich Erweitrung des variablen Kapitals II erheischt zum Betrag von 14. Dies setzt voraus - ähnlich wie in I bei direkter Inkorporation von Mehrprodukt Im in Kapital Ic - daß die Reproduktion in II schon vor sich geht mit der Tendenz auf fernere Kapitalisation; daß sie also Erweitrung des Theils des Mehrprodukts einschließt, der aus nothwendigen Lebensmitteln be steht. 481 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals Das Produkt von 9000 im zweiten Beispiel muß zum Zweck der Repro duktion, wie wir sahn, folgende Vertheilung annehmen, wenn 500 Im kapitalisirt werden sollen. Wir ziehn dabei bloß die Waaren in Betracht und vernachlässigen die Geldcirkulation. I. 5 0 0 0c + 5 0 0m (zu kapitalisiren) + 1500(v + m) Konsumtionsfonds = 7000 in Waaren. II. 1500c + 299ν + 2 0 1m= 2000 in Waaren. Gesammtsumme 9000 in Waarenprodukt. Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt: In I theilen sich die 5 0 0m, die kapitalisirt werden, in 5Iu = 4 1 7c + Ve = 8 3v. Die 8 3v entziehn einen gleichen Betrag von I Im, der Elemente des konstanten Kapitals kauft, also zu I IC geschlagen wird. Eine Vermehrung von I IC um 83 bedingt eine Vermehrung von I IV um '/s von 83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz: | |522| I. (5000c + 4 1 7m)c + ( 1 0 0 0v + 8 3m)v = 5 4 1 7c + 1 0 8 3v = 6500 I I. ( 1 5 0 0 c+ 8 3m) c+ ( 2 9 9v+ 1 7m)v = 1 5 8 3 c+ 3 1 6v = 1899. Zusammen: 8399. Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500, also um V12. In II von 1715 auf 1899, also um nicht ganz lh. Die Reproduktion auf dieser Grundlage im zweiten J a hr ergibt am Jahresschluß an Kapital: I. (5417c + 4 5 2m)c + ( 1 0 8 3v + 9 0m)v = 5 8 6 9c + 1 1 7 3v = 7042. II. (1583c + 4 2m + 9 0m)c + ( 3 1 6v + 8m + 1 8m)v = 1 7 1 5c + 3 4 2v = 2057. Und am Ende des dritten Jahres an Produkt: I. 5 8 6 9c+ 1 1 7 3v+ 1 1 7 3m. II. 1 7 1 5 c+ 3 4 2v+ 3 4 2m. Akkumulirt hier I wie bisher die Hälfte des Mehrwerths, so ergibt I(v + ' / 2 m) 1 1 7 3v + 587 v2m = 1760, ist also größer als das gesammte 1715 I IC, und zwar um 45. Diese müssen also wieder durch Uebernahme eines gleichen Betrags von Produktionsmitteln auf I IC ausgeglichen wer den. I IC wächst also um 45, was einen Zuwachs von Vs = 9 in I IV bedingt. Ferner theilen sich die kapitalisirten 587 Im zu 5k und VO in 4 8 9c und 9 8v; diese 98 bedingen in II einen neuen Zuschlag zum konstanten Kapital von 98 und dieser wieder eine Vermehrung des variablen Kapitals von II um V5 = 20. Wir haben dann: I. (5869c + 4 8 9m)c + ( 1 1 7 3v + 9 8m)v= 6 3 5 8c + 1271 v = 7629 I I. (1715c + 4 5m + 9 8m)c + ( 3 4 2v + 9m + 2 0m)v = 1 8 5 8 c+ 3 7 1v = 2229 Total Kapital = 9858. | 482 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion In drei Jahren wachsender Reproduktion ist also das Gesammtkapital von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II von 1715 auf 2229, das gesellschaftliche Gesammtkapital von 7715 auf 9858. 3) Umsatz von IIC bei Akkumulation. Im Austausch von I (v + m) mit I IC finden also verschiedne Fälle statt. | 15231 Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und ein ander ersetzen, da sonst, wie oben gesehn, die einfache Reproduktion nicht ohne Störung vor sich gehn kann. Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in Betracht. In den bisherigen Fällen nahmen wir an, dass die Akkumula tionsrate in I = 1Ii m I war, und ebenfalls, daß sie in den verschiednen Jahren konstant blieb. Wir ließen nur die Proportion wechseln, nach welcher dies akkumulirte Kapital sich in variables und konstantes theilt. Dabei ergaben sich drei Fälle: 1) I (v + i /2 m) = Hc, welches also kleiner ist als I (v + m)- Dies muß es im mer sein, sonst akkumulirte I nicht. 2) I (v + i /2 m) ist größer als I IC. In diesem Fall wird der Ersatz dadurch bewirkt, daß zu I IC ein entsprechender Theil von I Im hinzugefügt wird, sodaß diese Summe = I (v + 'hm)- Hier ist der Umsatz für II nicht einfache Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon Akkumulation, Vermehrung desselben um den Theil seines Mehrprodukts, den es aus tauscht gegen Produktionsmittel I; diese Vermehrung schließt zugleich ein, daß II außerdem sein variables Kapital aus seinem eignen Mehr produkt entsprechend vergrößert. 3) I(v + V 2 m) ist kleiner als I IC. In diesem Fall hat II durch den Umsatz sein konstantes Kapital nicht vollständig reproducirt, muß also das De ficit durch K a uf von I ersetzen. Dies ernöthigt aber keine weitre Akku mulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital der Größe nach durch diese Operation erst vollständig reproducirt wird. Andrerseits hat durch diesen Umsatz der Theil der Kapitalisten von I, der nur zu sätzliches Geldkapital aufhäuft, schon einen Theil dieser Sorte Akku mulation vollbracht. Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, daß I (v + m) = Hc sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion, was üb rigens nicht ausschließt, daß im industriellen Cyklus von 10-11 Jahren ein Jahr oft geringre Gesammtproduktion hat als das vorhergehende, also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Verhältniß zum vorhergehenden Jahr. Sondern auch, bei dem natürlichen jährlichen Wachsthum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion nur insofern 483 Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals stattfinden, als von den 1500, die den Gesammtmehrwerth repräsentiren, eine entsprechend größre Zahl unproduktiver Dienstleute mitzehrten. Akku||524^nulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische Produk tion, wäre dagegen hierbei unmöglich. Die Thatsache der kapitalistischen Akkumulation schließt demnach aus, daß I IC = I (v + m)· Dennoch könnte selbst bei kapitalistischer Akkumulation der Fall eintreten, daß, in Folge des Gangs der in der frühern Reihe von Produktionsperioden vollzognen Akkumulationsprocesse, I IC nicht nur gleich, sondern selbst größer wür de als I(v + m)· Dies wäre eine Ueberproduktion in II, und nur auszu gleichen durch einen großen Krach, in Folge dessen Kapital von II auf I sich übertrüge. - Es ändert auch nichts an dem Verhältniß von I (v + m) zu I IC, wenn ein Theil des konstanten Kapitals von II sich selbst reproducirt, wie ζ. B. in der Agrikultur die Anwendung von selbst erzeugtem Samen. Dieser Theil von I IC kommt mit Bezug auf den Umsatz zwischen I und II ebensowenig in Betracht, wie Ic dabei in Betracht kommt. Es ändert auch nichts an der Sache, wenn ein Theil der Produkte von II seinerseits fähig ist, als Produktionsmittel in I einzugehn. Sie werden gedeckt durch einen Theil der von I gelieferten Produktionsmittel, und dieser Theil ist von vornherein auf beiden Seiten in Abzug zu bringen, wenn wir den Aus tausch zwischen den beiden großen Klassen der gesellschaftlichen Pro duktion, den Producenten von Produktionsmitteln und den Producenten von Konsumtionsmitteln, rein und ungetrübt untersuchen wollen. Also bei kapitalistischer Produktion kann I (v + m) nicht gleich I IC sein oder beide können sich nicht im Umsatz gegen einander decken. Dage gen kann, wenn I™ der Theil von Im ist, der als Revenue von den K a pitalisten I ausgegeben wird, I |v + ™| gleich, größer oder kleiner sein als I IC; I |v + ™j muß aber immer kleiner sein als I I (C + m), und zwar um so viel kleiner als der Theil von I Im, den die Kapitalistenklasse II unter allen Umständen selbst verzehren muß. Es ist zu bemerken, daß bei dieser Darstellung der Akkumulation der Werth des konstanten Kapitals, sofern es Werththeil des Waarenkapitals ist, zu dessen Produktion es mitwirkt, nicht exakt dargestellt ist. Der fixe Theil des neu akkumulirten konstanten Kapitals geht nur allmälig und periodisch, je nach der Natur dieser fixen Elemente verschieden, in das Waarenkapital ein; dies besteht daher da, wo Rohstoff und Halbfa brikat etc. massenhaft in die Waarenproduktion eingeht, zum größren | ¡5251 Theil aus Ersatz der cirkulirenden konstanten Bestandtheile und des variablen Kapitals. (Des Umschlags der cirkulirenden Bestandtheile we gen kann doch so verfahren werden; es ist damit angenommen, daß innerhalb des Jahres der cirkulirende Theil zusammen mit dem an ihn 484 Einundzwanzigstes Kapitel · Akkumulation und erweiterte Reproduktion abgegebnen Werththeil des fixen Kapitals so oft umschlägt, daß die Ge- sammtsumme der gelieferten Waaren gleich dem Werth des gesammten in die jährliche Produktion eingehenden Kapitals.) Wo aber für den M a schinenbetrieb nur Hülfsstoffe eingehn, kein Rohmaterial, muß das Ar beitselement = ν als größrer Bestandtheil in Waarenkapital wieder er scheinen. Während in der Profitrate der Mehrwerth berechnet wird auf das Gesammtkapital, unabhängig davon, ob die fixen Bestandtheile viel oder wenig Werth periodisch an das Produkt abgeben, ist für den Werth jedes periodisch erzeugten Waarenkapitals der fixe Theil des konstanten Kapitals nur soweit mit einzurechnen, als er durch Verbrauch im Durch schnitt Werth an das Produkt selbst abgiebt. IV. Nachträgliches. Die ursprüngliche Geldquelle für II ist ν + m der Goldproduktion I, aus­ getauscht gegen einen Theil von I IC; nur soweit der Goldproducent Mehrwerth aufhäuft oder in Produktionsmittel I verwandelt, also seine Produktion ausdehnt, geht sein ν + m nicht in II ein; andrerseits, soweit Akkumulation von Geld, seitens des Goldproducenten selbst, schließlich zur erweiterten Reproduktion führt, geht ein nicht als Revenue ausge gebner Theil des Mehrwerths der Goldproduktion für zuschüssiges va riables Kapital des Goldproducenten in II ein, fördert hier neue Schatz bildung oder gibt neue Mittel von I zu kaufen, ohne direkt wieder an es zu verkaufen. Von dem aus diesem I (v + m) der Goldproduktion stam menden Geld geht der Theil des Goldes ab, den gewisse Produktions zweige von II als Rohmaterial etc., kurz als Ersatzelement ihres konstan ten Kapitals brauchen. Element zur vorläufigen - zum Zweck künftiger erweiterter Reproduktion erfolgenden - Schatzbildung im Umsatz zwi schen I und II ist: für I nur, wenn ein Theil von Im an II einseitig, ohne Gegenkauf verkauft wird und hier für zusätzliches konstantes Kapital II dient; für II, wenn dasselbe der Fall ist seitens I für zuschüssiges variables Kapital; ferner, wenn ein Theil des von ||526| I als Revenue ausgegebnen Mehrwerths nicht gedeckt wird durch I IC, also damit ein Theil von I Im gekauft und dadurch in Geld verwandelt wird. Ist I |v + ™J größer als I IC, so braucht I IC zu seiner einfachen Reproduktion nicht durch Waare aus I zu ersetzen, was I von I Im weggezehrt hat. Es fragt sich, wie weit inner halb des Austausches der Kapitalisten II unter sich - ein Austausch, der nur aus gegenseitigem Austausch von I Im bestehn kann - Schatzbildung stattfinden kann. Wir wissen, daß innerhalb II direkte Akkumulation dadurch stattfindet, daß ein Theil von Ilm direkt in variables Kapital (gerade wie in I ein Theil von Im direkt in konstantes Kapital) verwandelt 485 Dritter Abschnitt · Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals wird. Bei den verschiednen Altersklassen der Akkumulation innerhalb der verschiednen Geschäftszweige von II, und innerhalb jedes einzelnen Geschäftszweigs für die einzelnen Kapitalisten, erklärt sich die Sache, mutatis mutandis, ganz wie sub I. Die Einen befinden sich noch im Sta dium der Schatzbildung, verkaufen ohne zu kaufen, die Andern auf dem Punkt wirklicher Erweiterung der Reproduktion, kaufen ohne zu ver kaufen. Das zuschüssige variable Geldkapital wird zwar zunächst ausge legt in zuschüssiger Arbeitskraft; diese kauft aber Lebensmittel von den schatzbildenden Inhabern der zuschüssigen, in den Arbeiterkonsum ein gehenden Konsumtionsmittel. Von letztren kehrt pro rata ihrer Schatz- 10 bildung das Geld nicht an seinen Ausgangspunkt zurück, sie häufen es auf. 5 486 Friedrich Engels Vorwort zur zweiten Auflage Hamburg 1 8 93 / X X I I I/ Die vorliegende zweite Auflage ist der Hauptsache nach ein wortgetreuer Abdruck der ersten. Die Druckfehler sind verbessert, einige stylistische Nachlässigkeiten beseitigt, einige kurze, nur Wiederholungen enthaltende Absätze gestrichen worden. 5 Das dritte Buch, das ganz unerwartete Schwierigkeiten gemacht hat, ist nun auch beinahe im Manuskript fertiggestellt. Bleibe ich gesund, dann kann der Druck noch diesen Herbst beginnen. London, 15. Juli 1893. F. E n g e l s. | 487